1. ausgabe 2011
DESCRIPTION
tango online, magazin für schule und studiumTRANSCRIPT
magazin für schule und studium
TizianaGees
Himalaya-Trekking mit ungewissem
Ausgang
Eva-Maria Wyss Handprothesen fürdie Opfer vonPersonenminen
Hausbesuch bei Hausbesetzern
LaBiu
magazin für schule und studium
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das fängt ja gut an
Weil dem LaBiu, dem grössten besetzten Haus
in Biel, Geld fehlt, produzierten die Hausbe-
wohner märchenhafte Fotos, die sie als Kalen-
der verkaufen. «Der Reiz der Fotos besteht da-
rin, dass sie sehr spontan, also ohne Regiean-
weisungen entstanden sind und dass wir aus-
stattungstechnisch mit dem arbeiteten, was
gerade vorhanden war», sagt Antal Thoma,
der die Fotos geschossen hat. «Meistens ging
ich im LaBiu mittagessen; dann haben wir ge-
schaut, wie die Stimmung ist und worauf wir
Lust haben.» Mehr über das LaBiu findest du
auf Seite 12.
Antal Thoma besuchte
die Ecole de Photogra-
phie de Vevey. Hobby:
Kochen.
Alice im WunderlAnd
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Alice im WunderlAnd
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inhalttopstory12 EXPERIMENTELL LaBiu – ein Haus für Träume report24 COOL Irisch
36 VERFÜHRERISCH Richtig in den Big Apple beissen
46 HELFEND Handprothesen für die Opfer von Personenminen
63 DEMENT Papas langsamer Abschied reportage28 MAJESTÄTISCH Expedition «Pangaea Peak» porträt16 ALLEIN Stefan, obdachlos
56 FRUSTRIEREND Das Ende des Prager Frühlings kurzgeschichte49 TELEFONISCH Zukunftsträume
50 GETRENNT Rückwärtsgeschichte comic52 ZERSTRITTEN Arche Noah gedicht45 ERSTARRT Bedingungslos wettbewerb27 GEWONNEN Auf in den Europa-Park service10 planet tango foto4 DAS FÄNGT JA GUT AN Alice im Wunderland
20 GEFEIERT Wasted Youth
40 BEOBACHTET Sommer auf der Alp
66 DAS HÖRT JA GUT AUF Tiefe Einschnitte
8 aufruf
60 impressum
GEFEIERTDa wird geraucht, getrunken, getanzt,
kurzum: ausgelassen gefeiert. Artur
Neufeld katapultiert uns mit seiner
Fotoserie «Wasted Youth» mitten in
die Partykultur. Die Bilder – entstanden
mit Wegwerfkameras – sind echt, spon-
tan, unmittelbar.
BEOBACHTETFür seine Fotoserie «Sommer auf
der Alp» betrieb Mario Wezel einen
grossen Aufwand: Er suchte im Inter-
net nach einer Alp, die weit abgele-
gen von der nächsten Stadt lag, denn
er wollte eine Lebenswirklichkeit
zeigen, die sich fernab vom norma-
len Alltag, weit weg von Stress und
Hektik, bewegt. Gefunden hat er drei
Jugendliche, die in ihren Sommerfe-
rien nicht dem «Sonne-Strand-und-
Meer-Motto» folgen, sondern sich
als Ferienarbeiter für die Abgeschlos-
senheit der Alp entschieden haben.
Mario Wezel hat sie während mehr
als einer Woche beobachtet.
MAJESTÄTISCH«Schritt, einatmen, ausatmen, Schritt, einatmen, ausatmen, Schritt,
einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen – keinen Schritt weiter.
Zwei Wochen nach Beginn des grössten Abenteuers meines Lebens
erreiche ich auf ungefähr
5700 Metern, am Hang
eines zuvor noch nie bestie-
genen Sechstausenders,
mein Limit. So nahe war ich
am Gipfel, doch jetzt…» –
Die Studentin Tiziana Gees
versuchte mit dem südafri-
kanischen Abenteurer und
Extremsportler Mike Horn
einen bisher nie bestie-
genen Sechstausender zu
erklimmen. Eine fazinie-
rende Reportage aus dem
Himalaya-Gebirge.
4024
6
IRISCHMark und Glenn, Gitarrist und Schlagzeuger der irischen
Band The Script, setzen sich mit dampfenden Teetassen.
«Magst du einen Schluck? Es ist Tee», fragt Mark. Dann
flüstert Glenn: «Mit Wodka», und grinst. «Weisst du, wir
Iren können’s nicht lassen.» – tango-Reporterin Roberta
Fischli, 23, traf sich in Zürich mit einer der erfolgreichsten
Newcomer-Bands der letzten Jahre.
ALLEINStefan ist zwölf, als sich seine Eltern
scheiden lassen, ein Erlebnis, das ihn
völlig aus der Bahn wirft. Die Schule
wird völlig unwichtig, die Noten sacken
ab. Stefan kommt und geht nach Hause,
wann er will. Er beginnt zu trinken, zu
rauchen und zu kiffen. Während
seine Klassenkameraden die
Schulbank drücken, sitzt Ste-
fan vor dem Fernseher. Als
ihn sein Vater aus der Woh-
nung wirft, bekommt Ste-
fan ganz andere Proble-
me: Wo soll er schlafen,
woher kann er sich sein
Mittagessen beschaffen,
und wie kommt er an
den nächsten Joint?
– Tobias Gafus hat
Stefans Geschichte
aufgeschrieben.
tango-Redaktionssitzungen machen Spass, tango-Re-
daktionssitzungen können aber auch ziemlich frustrie-
rend sein: Spass macht es, aus euren zahlreichen und
kreativen Beiträgen auszuwählen und darüber intern
zu debattieren. Frustrierend ist, dass unsere Seitenzahl
beschränkt ist und wir deshalb leider viele spannende
Artikel nicht abdrucken können.
Wir haben versucht, aus der Not eine Tugend zu ma-
chen und daher in den letzten Wochen unsere Website
tango-online.ch zum Online-Magazin ausgebaut. In
regelmässigen Abständen schalten wir seither neue
Beiträge auf, die uns nach Redaktionsschluss des
Printmagazins erreicht haben. Auf tango-online.ch
findest du ab sofort noch mehr spannende Porträts
von Menschen, die etwas bewegen und noch mehr
Projekte, die Schlagzeilen machen, aber auch gut ge-
schriebene Kurzgeschichten, Essays und Interviews. –
Und weil wir alle auch mal ganz gerne gamen und
zocken, findest du auf unserer neu gestalteten Home-
page auch ständig neue Online-Games und attraktive
Wettbewerbspreise. Also, wir freuen uns, wenn du re-
gelmässig bei tango-online.ch hineinklickst und so die
Wartezeit bis zum nächsten Heft verkürzt.
Übrigens: Selbstverständlich gelten für das Online-
Magazin die gleichen Qualitätskriterien wie für das
Print-Magazin: Jeder Beitrag muss spannend, origi-
nell, aussergewöhnlich oder sonst wie faszinierend
sein. Tja, und somit ist auch klar, dass wir auch wei-
terhin in unseren Redaktionssitzungen über eure
Artikelvorschläge streiten – ganz nach dem Motto:
tango-Redaktionssitzungen machen Spass, tango-
Redaktionssitzungen können aber auch ziemlich frus-
trierend sein.
Viel Spass mit tango wünscht
Daniel Heeb
Moni Rimensberger ge-
staltete tango. Diesmal
zitiert sie Matthias Clau-
dius: «Niemand ist frei,
der nicht über sich selbst Herr ist.» Da kann man sich
wohl nicht genug darin üben …
ciao
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SCHÜLER GRÜNDEN MODELABEL
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DIE KRAFT DER
GEDANKEN
Hilfe für Behinderte?
SCHULE IN ECUADOR
SEÑORITA
DARIA
Abenteuer als Volunteer
AMANDA
AMMANN
Miss Schweiz und ihr
Promihund
PHILIPP
WEISSENBERGER
Zwischen Studium und
Spitzensport
JOHANNA
NYFFELER
Im Iran an der
Physik-Olympiade
Schule in Simbabwe
Das spielfelD ist nicht ebenAlles spricht von der Euro 08. Wir auch. Aber ganz anders:
CHOR AUF
BEWÄHRUNG
Hinter den
Kulissen der
TV-Doku-Soap
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zeitschrift von/für berufs- und mittelschülerInnen
Auf nach GuadeloupeWie 12 junge Basler in 37 Tagen den Atlantik überqueren – in selbst gebauten Segelschiffen!
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magazin für schule und studium
Auf ErfolgskursBligg,
Star-Rapper
Auf ÜberholspurLara Gut, Ski-Wunderkind
Auf Entzug Thomas, Heroin-Abhängiger
Engagiert Adina Rom
redet Klartext vor der UNOMotiviert
Marilen Dürr
entwirft coole T-ShirtsTalentiert
Guptara-Zwillinge
landen einen Bestseller
Traumjob Topmodel?
Ein Kurztrip nach New York, ein Fotoshooting in Paris –
doch auf dem Laufsteg wird einem nichts geschenkt
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magazin für schule und studium
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Silvan Kaufm
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Seine Schnüffel-
bienen taugen als
Drogenjäger
Simon
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Segelt mit Umwelt-
aktivist Mike Horn
in Neuseeland
Paolo Nutini
Schottischer
Anti-Star mit
starker Stimme
Auf der Spur der
roten
Waldmenschen
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Lucas
Wittw
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knackt die
Gendoping-Formel
Selina
Beghetto
hilft in Südafrikas
Townships
Marius
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Switzerland's next
Topmodel
Julia Saner
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Natalie
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Generell gilt: Brot gibt Feuchtigkeit ab, Guetzli nehmen sie auf. Brot besteht zu etwa 50 Prozent aus Wasser. Bei längerer Lagerung versucht es, seinen Feuchtigkeits-gehalt der Umgebungsluft anzupassen. Der liegt bei etwa 30 Prozent. Die Feuchtigkeit wandert nach aussen in die Kruste, die aufweicht, während der Rest trocken und hart wird. Hartgebackenes wie Guetzlis enthält da-gegen nur zwei bis fünf Prozent Feuchtigkeit. Guetzlis nehmen deshalb Feuchtigkeit aus der Luft auf. Die Fol-ge: Sie werden weich. Gebackenes sollte daher in einem luftdichten Behälter aufbewahrt werden.
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Warum wird Brot hart, während Guetzli weich werden?
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Gesucht: Kluge Köpfe für Innovationen in der Energie- und Umwelttechnik
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Ingenieurinnen und Ingenieure in Energie- und Umwelttechnik können Technologien zur Energie- und Ressourceneffizienz mitentwi-ckeln und lösen anspruchsvolle Aufgaben in den Fachgebieten Fotovoltaik, Windenergie, Gasturbinen oder Wasserkraft, Energie in Ge-bäuden und Management. Sie sind äusserst gesuchte Fachleute mit grossem Karriere-potenzial im In- und Ausland, sei dies in der Industrie, in Energie- oder Beratungsunter-nehmen oder in Institutionen der öffentlichen Hand.
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LaBiu: Das sind zehn Menschen, die zwei leer stehende Häuser in Biel besetzt haben. Die Bewohner haben das Bedürfnis nach Freiraum, in dem kollektive Lebensformen möglich sind. Ein Hausbesuch bei Hausbesetzern.
LaBiu – ein Haus für Träume
Lisa Stähli
Am Wydenauweg 38 und 40, zwei Minuten vom Bahnhof Biel entfernt,
befinden sich zwei Wohnhäuser in ruhiger Lage. Vor vier Jahren soll-ten diese abgerissen werden und lukrativen Parkplätzen weichen. Die Zufahrt für einen geplanten Au-tobahntunnel der A5 soll – so heisst es damals – frühestens 2010 folgen. Im Juni 2007 werden die beiden Häuser von zehn jungen Menschen besetzt. Sie bringen so offiziell ihre Unzufriedenheit über die Abrisspo-litik zum Ausdruck, die die Stadt Biel seit Jahrzehnten pflegt, sind aber auch auf der Suche nach einem Raum für ihre Träume. Rechtlich gesehen handelt es sich um eine Liegenschaft des Tiefbauamtes des Kantons Bern. Die Forderung nach einem Gebrauchsleihvertrag bis zum Abriss der Häuser wird vom Tiefbauamt abgelehnt. Die Hausbe-setzer erhalten vorläufige Duldung unter der Bedingung, dass man das Gebäude bewohnbar macht, Strom und Wasser anschliesst, sanitäre In-stallationen tätigt und Arbeiten am
Dach und an der Fassade erledigt. Trotz der Erfüllung aller Forderun-gen wird den Hausbesetzern ein Ultimatum gestellt: Bis im Mai 2008 müssen die Wohnhäuser geräumt werden.
Doch die Hausbesetzer, die eine Organisation namens LaBiu gegrün-det haben, lassen sich nicht klein-kriegen. Es findet eine 300 Personen starke Demonstration unter dem Motto «LaBiu reste – LaBiu bleibt» statt. Kurz darauf wird eine Petition mit 2000 Unterschriften eingereicht. Die Berichterstattung erreicht nun ihren Höhepunkt, danach ver-schwindet LaBiu in den Medien fast gänzlich von der Bildfläche.
Was ist aus den Hausbesetzern im zweisprachigen Biel geworden? Die Häuser am Wydenauweg stehen immer noch und sind weiterhin be-setzt. Ihre Bewohner sorgen jedoch heute nicht mit Demonstrationen für Aufsehen, sondern mit dem so-genannten «HotSquat»-Kalender. Auch dieses Jahr wurde wieder ein solcher Kalender publiziert, für den sich die Hausbesetzer als Märchen-figuren inszeniert haben. Wer steckt
Peter Pan: Die Bieler Hausbesetzer nehmen in dem von ihnen selber produzierten «HotSquat»-Kalender verschiedene Märchen, Sagen und Geschichten auf die Schippe.12
topstory
LaBiu – ein Haus für Träume
Peter Pan: Die Bieler Hausbesetzer nehmen in dem von ihnen selber produzierten «HotSquat»-Kalender verschiedene Märchen, Sagen und Geschichten auf die Schippe.13
Die Gemeinschaft schliesst den per-sönlichen Freiraum nicht aus, doch da man keine allgemeingültigen Re-geln aufstellt, ist man zur Kommu-nikation untereinander verpflichtet. Man zieht die Konfrontation einem strengen Reglement vor. Toleranz und gegenseitiger Respekt bilden die Basis für ein harmonisches Mit-einander.
Doch nicht nur die Art des Zu-sammenlebens reizt die Bewohner von LaBiu und veranlasst sie auch dazu, am Wydenauweg zu bleiben. Es ist das Haus an sich, denn es lebt. Es präsentiert sich als ein giganti-sches Kunstwerk, sowohl ausser- als auch innerhalb. Die Wände sind
hinter LaBiu und dem «HotSquat»-Kalender? Und wieso besetzt man Häuser? Um diese Fragen zu klären, reise ich mit meiner besten Freun-din nach Biel.
Wir stehen staunend vor den beiden beeindruckenden Wohnhäu-sern. Die Fassaden sind fast voll-ständig bemalt und verziert, als hät-ten sich unzählige Künstler an dem-selben Werk ausgetobt und ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Wie wir später erfahren, kann man ge-nau davon ausgehen. Nachdem wir geklingelt haben, uns aber niemand hört, da die Klingel defekt ist, betre-ten wir das Haus auf eigene Faust.
Das Treppenhaus ist kalt und dunkel, die Wände sind mit unzähli-gen Plakaten tapeziert. Etwas ratlos stehen wir da, bis uns jemand entge-genkommt, der uns in eine beheizte, gemütliche Wohnung führt. Wir ha-ben uns mit Antal Thoma, dem Fo-tografen des «HotSquat»-Kalenders, verabredet, der sich bereit erklärt hat, uns die Welt der Squatter (Haus-besetzer) näherzubringen. Und als wir dann seine Wohnung betreten, die er mit seiner Frau und ihrem gemeinsamen Kind teilt, wird es uns schon etwas wohler. Bei einem war-men Tee setzen wir uns an den Ess-tisch, worauf uns die Bewohner von LaBiu eine wunderbare Geschichte von Selbstverwirklichung, Toleranz und dem Wunsch nach Freiheit zu erzählen beginnen.
Nach der Demonstration 2008 beginnen die linken Parteien Sym-pathien für die Hausbesetzer zu entwickeln, wor-auf die Stadt Biel die beiden Gebäude beim Tiefbau-amt auf eigene Kosten mietet. Nun leben die Squatter als Untermieter mit einem Zwischennutzungsver-
trag am Wydenauweg. Auch die Planung der Autobahnzufahrt ent-wickelt sich zu Gunsten von LaBiu, denn der Baubeginn der A5 hat sich auf 2018 verschoben.
In der Zwischenzeit wächst am Wydenauweg eine von aussen sonderbar wirkende Gemeinschaft heran. Die Hausbesetzer selbst seh-en sich als eine Art Wohngemein-
schaft, die es al-len erlaubt, nach ihren eigenen Bedürfnissen zu
leben. Sie werden nicht von einer ge-meinsamen politischen oder morali-schen Ideologie zusammengehalten, sondern vom Wunsch nach Freiheit.
Jeder Raum hält neue Überraschungen bereit
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labiu – ein haus für träume
bemalt, die Möbel sind wild zusam-mengewürfelt und zumeist selbst ge-baut oder gebastelt, und jeder Raum hält neue Überraschungen bereit. Da die Bewohner keinem Vermieter verpflichtet sind, können sie ihr Haus nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gestal-ten. Fast alle von ihnen gehen nur Teilzeitarbeiten nach und widmen einen grossen Teil der restlichen Zeit den Arbeiten am Haus. Einige leben sich als Handwerker, andere als Künstler aus. Als Künstler hat man nicht nur die Möglichkeit, sich frei auszudrücken, sondern auch sich zu verwirklichen. Und so ent-
wickelt sich das Haus, je nachdem, wer es bewohnt und wozu man es braucht.
Ein Neuzuzüger, der sich in LaBiu längerfristig einnisten will,
muss von allen Bewohnern eine Einverständnis-
erklärung erhalten. Obwohl man versucht, so gut wie möglich ohne Regeln auszukommen, werden die Hausbesetzer immer wieder vor neue Probleme gestellt. Eines der grössten ist ihrer Meinung nach die «Verantwortungsdiffusion»: Wenn alle verantwortlich sind, dann ist es keiner. Man arbeitet nicht mit einem «Ämtliplan» oder derartigen
Abmachungen. Wenn etwas erledigt werden muss, macht es irgendje-mand. Oder eben niemand. Doch auch solche Probleme lassen sich durch offene und ehrliche Kommu-nikation lösen.
Jede Person, die einmal als Teil der Gemeinschaft gelebt hat, nimmt nicht nur unzählige schöne Erin-nerungen mit, sondern hinterlässt auch seine Spuren im Haus. Jeden Tag gehen hier Menschen ein und aus. Von weit her kommen sie, aus Deutschland und sogar Schweden, um eine Nacht zu bleiben oder um ganz einfach die Unkompliziertheit der Bewohner von LaBiu zu genie-ssen.
Nach dem interessanten Ge-spräch begeben wir uns wieder auf den Heimweg. Wir sind uns bewusst geworden, dass die Lebensformen, die uns alltäglich erscheinen, nicht für alle ideal sind, um sich zu ver-wirklichen. Natürlich lässt sich eine solche Lebensweise nicht auf eine ganze Gesellschaft übertragen, denn je grösser die Gemeinschaft, desto komplizierter ist es, deren Abläufe zu kontrollieren. Doch wir können etwas aus der Philosophie der Squatter lernen: Luxus für alle. Luxus für alle, die sich die Zeit neh-men, über unsere Art des Zusam-menlebens nachzudenken.
Lisa Stähli, 17, aus Hedingen, besucht die Kan-
tonsschule Limmattal und hat unglaublich vie-
le Hobbys: Tennis, Turnverein, Gitarre spielen,
Schreiben, Lesen, Singen, Musik hören, Schü-
lerorganisation, Nach-
hilfeunterricht und Fo-
tografieren. Nach der
Matura möchte sie an
der ETH Geomatik und
Planung studieren. Foto
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Luxus für alle
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Sein Vater hat ihn hinausgeworfen, jetzt hat Stefan andere Probleme: Wo soll er schlafen, woher kann er sich sein Mittagessen beschaffen, und wie kommt er an den nächsten Joint?
Stefan, obdachlos
Tobias Gafus
Stefan ist zwölf, als sich sei-ne Eltern scheiden lassen, ein Erlebnis, das ihn völlig
aus der Bahn wirft. Die Schule wird völlig unwichtig, die Noten sacken ab. Stefan kommt und geht nach Hause, wann er will. Er beginnt zu trinken, zu rauchen und zu kiffen. Während seine Klassenkameraden die Schulbank drücken, sitzt Stefan vor dem Fernseher. Wieder einmal. Das letzte Mal. Denn jetzt hat sein Vater genug: «Raus! Und du brauchst erst gar nicht wiederzukommen!
Stefan nimmt sein ganzes Geld, seinen Rucksack, zwei Hosen, einen Pullover und zwei T-Shirts. Einfach nur weglaufen, alles hinter sich lassen und endlich so leben, wie er es will: frei und ungebunden. Aber auch allein mit seiner Wut nur lang-sam begreifend: Ich bin obdachlos – mit 13.
Stefan steigt in den nächs-ten Zug, ohne zu wissen, wohin die Reise geht. Seine Familie, seine Freunde, sein ganzes Leben lässt er zurück. Er schlägt sich nach Berlin durch, wo er einen Punk kennt. Sein erster Kontakt zur «Szene» beginnt mit einem Bier, weitere folgen im Lauf des Tages. Er fühlt sich wohl mit den neuen Bekannten, geht an Konzerte, in die Kneipe oder hängt mit ihnen einfach in der Fussgän-gerzone herum.
Stefan ist glücklich: Keine Ver-pflichtungen, keine Zugeständnisse,
endlich kann er tun und lassen, was er will. Schnell fängt er an, härte-re Drogen zu nehmen. Gras, Koks, Morphium, einfach alles. Sein Le-ben ist geprägt von Spontaneität und Zufall. Endlich ist er da, wo er hinwollte: jenseits aller Regeln, ab-seits sämtlicher Vorschriften.
Irgendwann fragt einer seiner Kumpels, ob er Interesse an einem Dobermannwelpen habe. Stefan sagt zu, eine Entscheidung, die er nicht bereuen wird. Der Hund ist ein fester Bezugs-punkt in seinem unsteten Leben, er ist auch da, wenn Stefan ir-gendwo allein draussen schla-fen muss. Selbst beim Betteln wirkt sich sein treuer Begleiter positiv aus, die Leute sind spendabler. Trotzdem gibt es Zeiten, in denen er in Abfalleimern und Mülltonnen nach dem gräbt, was andere weggeworfen haben. Zur Not ernährt er sich von Hundefutter: «Aufgewärmt und mit Salz und Pfef-
fer gewürzt, schmeckts ganz gut», zuckt er mit den Schultern.
Ständiger Begleiter ist aber auch die Gewalt. Blutige Ausein-andersetzungen mit «Glatzen», wie Stefan die Neonazis nennt, gibt es oft und werden in aller Regel von beiden Seiten provoziert, ja sogar richtig herbeigesehnt. Einmal sitzt er mit seinen Freunden in einer be-kannten Punkkneipe, als plötzlich die Tür aufgeht: Glatzen, Springer-stiefel, Bomberjacken. Fünf Nazis gegen fünfzehn Punks. Es folgt ein «Sieg Heil!», das mit einer halbvol-len Bierflasche beantwortet wird. Kurz darauf kommt die Polizei. Die Punks müssen geschlossen auf die
Wache, die Rech-ten ins Kranken-haus.
Nach zwei Jahren wird Stefan klar, dass es so nicht ewig weiterge-hen kann. Er will wieder Fuss
fassen, die Schule nachholen. Doch bevor er in ein einigermassen gere-geltes Leben zurückkehren kann, muss er wegkommen von den Dro-gen, nach denen sein Körper immer stärker verlangt. Stefan greift zur radikalsten Lösung: dem kalten Entzug. Von einem Tag auf den an-
Endlich ist Stefan da, wo er hinwollte:
jenseits aller Regeln, abseits sämtlicher
Vorschriften.
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porträt
Stefan, obdachlos
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Tobias Gafus, 19, aus Mühldorf, ist
«interessiert an fast allem» und
«immer möglichst mittendrin».
Noch ist unklar, wohin die Reise
nach der Matura geht: «Journa-
list? Anwalt? Diplomat?»
deren hört er auf mit bunten Pillen, Kokain und Morphium. Und leidet. «Es ist, wie wenn man Durst hat, aber nichts trinken kann.» Anfangs hat er sich noch unter Kontrolle, dann macht sich sein Körper selbstständig. Stefan wankt ins Bett, doch er kann nicht einschlafen. Als ihn schliesslich doch der Schlaf übermannt, wird er von wirren Träumen geplagt. Kurz darauf schreckt er mit rasendem Herzen auf, nass und kalt klebt das T-Shirt an seinem Oberkörper. Hefti-gen Gemütsschwankungen ausgelie-fert, stiert er lethargisch ins Nichts. Das Verlangen nach Drogen ist riesig. Nach zwei Wochen ist das Schlimmste überstanden. «Wirklich clean war ich aber erst nach vier Monaten», sagt er heute, knapp neun Jahre später.
Tatsächlich holt er seinen Schul-abschluss nach und macht eine Leh-re als Metallbauer. Mit seinen Eltern versteht er sich inzwischen besser, auch wenn die Beziehung zu seinem Vater noch immer unterkühlt ist. Und er hat wieder Zukunftspläne: Er träumt davon, die Matura nach-zuholen und Sozialpädagogik zu stu-dieren. «Um Streetworker zu werden und Menschen zu helfen, die in der gleichen Situation sind, in der ich war: obdachlos und auf die Hilfe an-derer angewiesen.»
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stefan, obdachlos
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süssspeisen, legen die Beine übereinander und
tyrannisieren ihre Lehrer.
Sokrates (469 v.Chr. - 399 v.Chr.)
Wasted YouthDa wird geraucht, getrunken, getanzt. Artur Neufeld katapultiert uns mit seiner Serie «Wasted Youth» mitten in die Partykultur. Die Bilder – entstanden mit Wegwerfkameras! – sind echt, spontan, unmittelbar.
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foto
Wasted Youth
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Betriebsökonomie in General Management, International Management oder Wirtschafts informatik
Pflege in Management und Public Health oder Clinical Nursing
Soziale Arbeit mit Studienrichtung Sozialarbeit oder Sozialpädagogik
Weitere Informationen und InformationsanlässeFHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Tel. +41 71 274 36 40, [email protected], www.fhsg.ch/bachelor
FHO Fachhochschule Ostschweiz www.fhsg.ch
Die Freiheit, den eigenen Weg zu gehen!Bachelor of Science an der FHS St.Gallen
Artur Neufeld, 20, studiert derzeit in Hamburg.
Sein Hobby: «Mein Leben.» – Mehr dazu verrät er auf
seiner Homepage: www.staticmoment.com.
Artur Neufeld
Ausgangspunkt meiner Serie ist das Sokrates-Zitat aus der Antike. Ich
wollte den Betrachter auf das Phä-nomen aufmerksam machen, das sich zwischen einzelnen Generatio-nen immer wieder zu wiederholen scheint: Die ältere Generation kann die jüngere nicht mehr verstehen. Daraus resultieren Missverständ-nisse, Klischees und Konflikte. Da-bei ist das Gezeigte kein Phänomen des 21. Jahrhunderts, sondern aus-tauschbar und stellvertretend für viele mögliche Generationen. Die Relativierung, die daraus entsteht war einer meiner Hauptintentio-nen.
Der Titel entstand durch das Lied «Get Smashed Gate Crash» von Hadouken! und der Liedzeile «Wel-come to our world, / we are the wa-sted youth, / and we are the future, too». Den Titel habe ich gewählt, da das Lied an sich einen anschauli-chen Kontrast bzw. eine Opposition zum Zitat bildet und eine formale, aber auch inhaltliche Parallele zum Aufnahmeverfahren zieht. Entstan-den sind die Bilder nämlich mit herkömmlichen Wegwerfkameras, die man in jeder beliebigen Droge-rie kaufen kann. Zu Beginn wa-ren die Leute dadurch aber etwas abgelenkt, es hat gedauert, bis man gute, au-thentische Mo-mente damit einfangen konnte.
Die einzigartige Ästhetik, die durch die Wegwerfkamera entstand, finde ich faszinierend, vor allem, da wohl jeder die Art von sechshundert-fünfundzwanzigtausend gleich aus-sehenden Partyfotos kennt, in der
jeder gleich be-schissen stumpf in die Kamera lächelt. Hier ist das anders, man hat mehr das Ge-fühl, dass dort tatsächlich et-
was geschieht, das auch so passiert ist. Keine künstlichen Posen, keine Scheu. Die Bildqualität, die Sätti-gung und die Darstellung der Bilder sind noch genauso unkontrollierbar, spontan und unbewusst wie das Ge-zeigte.
Welcome to our world,we are the wasted youth,and
we are the future, too
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wasted youth
Unsere Freunde sagten, wir sollen endlich etwas mit unserem Leben anfangen, statt erfolglos Musik zu machen.
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report
Mark und Glenn, Gitarrist und Schlagzeuger der irischen Band The Script, setzen sich mit dampfen-den Teetassen zu mir. «Magst du einen Schluck? Es ist Tee», fragt Mark. Dann flüstert Glenn: «Mit Wodka», und grinst. «Weisst du, wir Iren können’s nicht lassen.»
The Script
Roberta Fischli
Der Gitarrist und der Schlagzeu-ger bilden zusammen mit Sänger Danny O’Donnogue eine der wich-
tigsten und erfolgreichsten Newcomer-Bands der letzten drei Jahre. Nachdem sie ihren Hits rund um den Globus nachgetourt waren, Hunderte von Konzerten gespielt hatten, sind sie jetzt mit «Science & Faith», dem Nach-folger ihres Debüt-Albums «The Script» auf Tournee. Doch abseits der Bühne sind die drei auch nach wie vor unsichtbar. Ihre Gesichter tauchen auf keinem Partyfoto auf, geschwei-ge denn irgendwo, wo es einen roten Teppich gibt. «Der Promi-Kult ist ein Business für sich, von dem viele profitieren. Das ist gegenseitige Ausbeutung», hält Mark fest und nimmt einen Schluck. Klar werden sie immer eingeladen, fügt Glenn an. «Aber was sollen wir da? Wir wären aufgeschmissen. (lacht) Wir können mit diesen Leuten über nichts reden. Abge-sehen davon sind unsere Liebsten zu Hause.» Zu Hause, in Dublin, ist die Band schon seit Jahren Teil des Nationalstolzes. Letztes Jahr spielten sie zusammen mit ihren Helden U2 in einem Stadion vor 82‘000 Zuschauern. «Da ging ein Traum in Erfüllung. Endlich konnten wir unseren Familien und Freunden etwas zurückgeben.»
Mark hält inne. «Es ist ja nicht so, dass wir es einfach hatten bis dahin», ergänzt Glenn. Mark und Danny kennen sich, seit sie 14 Jahre alt waren. Auf Glenn trafen sie vor sechs Jah- Fo
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the script
ren. «Wir haben unser Leben lang Musik gemacht, in jedem Pub und jedem Scheiss-Club gespielt.» Ohne Geld oder Unterstützung kämpften sie um Anerkennung. Und die kam anfangs nicht einmal aus dem engen Kreis. «Niemand verstand, warum wir uns das antun. Unsere Freun-de sagten, wir sollen einmal etwas mit unserem Leben anfangen, statt erfolglos Musik zu machen. Aber wir hörten nicht auf.» Eines Tages wendete sich das Blatt. Die Band unterschrieb einen Plattenvertrag bei einem der grossen Plattenla-bels. Wenig später starben Dannys Vater und Marks Mutter in kurzen Abstän-den. Glenn hatte einen schweren Unfall, wobei er fast sein Leben verlor. «Ich erinnere mich daran, wie ich auf dem Weg in den Operationssaal dalag, kurz bevor ich das Bewusstsein verlor. Das Einzige, woran ich denken konnte, war: Zum ersten Mal geht es aufwärts in meinem Le-ben. Ich will mich nicht verlieren, nicht jetzt.»
Glenn überlebte. Danny und Mark verarbeiteten ihre Trauer in «The End Where I Begin». Das Al-bum kam zustande, der Erfolg folg-te: Platz eins der irischen Album-charts, Platz eins der englischen Al-bumcharts, die Single «Breakeven» kletterte gemächlich vierzig Wochen lang die Leiter der US-Charts empor bis zur Nummer eins. Noch vor zwei Jahren verkauften sie 53 Tickets für ein Konzert, ein Jahr später waren es 60‘000 in einer halben Stunde. Sie verdanken alles ihren Fans, das sa-gen sie immer wieder. «Als wir noch nicht auf Tournee gehen konnten, stellten wir via Myspace unser Ma-terial ins Netz, und erhielten von den Zuhörern wichtiges Feedback.» Heute bedienen sie ihre Twitter- und
Facebook-Accounts selbst, laden Fo-tos von Soundchecks und Fan-Tref-fen hinauf. Glenn erzählt von einem Gig in London: «Sekunden vor dem Auftakt der Show musste ein Mädchen in der vordersten Reihe hinausge-tragen werden. Sie war fünf Stunden dort gestanden und schliesslich, genau vor dem Konzert, vor Erschöpfung
zusammengebrochen.» Via Twitter fand Glenn heraus, wer das Mäd-chen war. Dann schickten sie ihr eine unterschriebene CD und das Tourprogramm, das nur die Band hat, als Paket nach Hause.
So schön wie heute war der Er-folg nicht immer. Nach dem Ende der ersten Tour, einem Auftritt mit Paul McCartney und ausverkauften Sta-dien kehrte das Trio siegestrunken nach Hause. Was sie vorfanden, war ein Scherbenhaufen. Die Finanzkri-se hatte Irland schwer erwischt, die Arbeitslosenquote war rasant ge-stiegen. «Viele unserer Freunde hat-ten keine Arbeit mehr. Beziehungen waren zerbrochen, Leben zerstört. Dabei waren doch immer wir diejeni-gen, die nichts hatten.» Von Schuld-
gefühlen gequält, war die Band einige Monate unfähig, ein neues Album aufzunehmen. Schliesslich
kehrte die Ins-piration zurück. Ihre erste Single auf dem neuen Album «For the First Time» war auch der erste Song, der nach der Krise ent-stand. «Viele un-
serer Freunde hatten nichts mehr ausser sich selbst. Ein befreundetes
Paar von mir musste alles verkaufen. Die beiden wa-ren zudem Alkoholiker, schon seit jeher, und konn-ten sich ihre Abhängig-keit schlicht nicht mehr leisten.» Dann hätten sie sich plötzlich gegenüber gesessen, zum ersten Mal nüchtern in zwanzig Jah-ren, und es fühlte sich an wie beim ersten Treffen.
Auch die anderen Songs sind geprägt von der Liebe, dem Leiden und den Missverständnissen.
Die Texte sind Geschichten, ge-schrieben von dreien, die noch im-mer nicht glauben können, was mit ihnen geschieht. «The Script steht, wie unsere Songs, für etwas Kon-tinuierliches. Wir versuchen uns immer weiterzuentwickeln», sagt Glenn. Er stellt die Tasse ab und grinst. «Oder so ähnlich.»
Roberta Fischli, 20, aus Zürich, hat nach der
Matura ein Zwischenjahr in Oxford eingelegt
und studiert nun Politik und Geschichte an der
Uni Zürich. Hobbys: Konzerte, Fahrradfahren,
Fotografieren.»
Viele unserer Freunde hatten keine Arbeit mehr.
Beziehungen waren zerbrochen, Leben zerstört.
Dabei waren doch immer wir diejenigen, die nichts
hatten.»
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Der Puls rast, das Adrenalin schiesst in die Adern, das Herz pumpt wie verrückt: Der 73 Meter hohe Silver Star hat es in sich. Wenn dir das nicht reicht, kannst du auf der Wasser-achterbahn auf den Spuren portu-giesischer Seefahrer wandeln, mit dem Matterhornblitz um die Ecken zischen oder dich mit dem blue fire-Megacoaster powered by Gazprom in 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultieren. Seit diesem Jahr wird in Leonardo da Vincis genialen Flug-konstruktionen der Traum vom Fliegen wahr – du schwebst hoch über dem Europa-Park. Beim interaktiven Fahrspass ist deine pure Muskelkraft gefragt. Ganz wie zu Zeiten des gros-sen italienischen Erfinders!
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Was skizzierte Leonardo da Vinci bereits um 1485?
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Expedition «Pangaea Peak»
Umgeben von den höchsten Bergen der Welt stehen wir da, sprachlos. Doch werden wir auch einen bisher noch nie bestiegenen Berg erklim-men können?
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reportage
Tiziana Gees
Schritt, einatmen, ausat-men, Schritt, einatmen, ausatmen, Schritt, einat-
men, ausatmen, einatmen, ausat-men – keinen Schritt weiter. Zwei Wochen nach Beginn des grössten Abenteuers meines Lebens erreiche ich auf ungefähr 5700 Metern, am Hang eines zuvor noch nie bestiege-nen Sechstausenders, mein Limit. So nahe war ich am Gipfel, doch jetzt wird mir klar, dass ich es in dieser Nacht nicht schaffen werde. Zusam-men mit Markus kehre ich um. Ich versuche, meine Enttäuschung her-unterzuschlucken, doch es ist kaum möglich. Die Lichtflecken der Stirn-lampen meiner Freunde wandern immer höher; bald sind sie hinter einem Grat verschwunden. Obwohl
ich acht Kleider-schichten an-habe, friere ich wie nie zuvor in meinem Leben. Bis zum Sonnen-aufgang stehe ich dort, auf dem Vi-gne-Gletscher im hohen Norden Pa-kistans. Wie hat alles angefangen? Warum stehe ich überhaupt hier?
Ein Jahr zuvor hörte ich zum ers-ten Mal vom Young Explorers Pro-
gram (YEP). Mike Horn, Abenteurer und Extremsportler aus Südafrika, startete 2008 eine vierjährige Welt-
reise mit dem Segelschiff «Pan-gaea». Auf jeder Etappe nimmt er Jugendli-che mit, zeigt
ihnen die schönsten Orte unseres Planeten und wie man diese schüt-zen kann. Von gegen tausend Be-werbern werden jeweils 16 in ein Auswahlcamp eingeladen, wo dann wieder die Hälfte für die Expedition
Obwohl ich acht Klei-derschichten anhabe,
friere ich wie nie zuvor in meinem Leben.
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ausgewählt wird. Den Jugendlichen wird gezeigt, wie schützenswert die Natur und wie zerbrechlich unser Ökosystem ist. Das Mike-Horn-Team sucht aktive und interessierte Jugendliche, die bereit sind, auch eigene Projekte zu starten, denn das Motto der Expedition lautet «entde-cken, lernen, handeln».
Total begeistert bewerbe ich mich, was sich als eine der besten Entscheidungen meines Lebens he-rausstellen sollte. Im Mai darf ich ins Selection Camp, bereits einen Monat später sitze ich im Flugzeug nach Pakistan. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Hauptstadt Isla-mabad machen wir uns auf den Weg nach Skardu und weiter nach Asko-le, einem winzigen Dörfchen, nur schwer zu erreichen. Die Fahrt dau-ert mit Jeeps sieben Stunden und führt durch atemberaubende Täler.
Von hier geht es zu Fuss wei-ter. Zusammen mit 250 Trägern machen wir uns auf den steinigen Weg in Richtung Baltoro-Gletscher. Erst nach zwei Tagen erreichen wir diesen. Die Anstrengung ist gross, denn wir kommen immer höher und die Luft wird immer dünner. Auf einem so grossen Gletscher zu wandern, ist eine aufregende Erfahrung. Zu Be-ginn ist das Eis mit grossen Fels-blöcken und viel Schutt bedeckt. Der Pfad ändert sich jedes Jahr und schlängelt sich zum nächsten Camp. Sehr selten können wir einfach gera-deaus gehen, dauernd sind Moränen zu erklimmen, kleine Seen zu um-
runden, aber auch Gletscherspalten und steilen Eiswänden müssen wir ausweichen. Auf beiden Seiten des Gletschers wachsen die schönsten Berge in die Höhe, die ich je gesehen habe.
Während der ganzen Expedi-tion machen wir verschiedene Expe-rimente, zum Beispiel untersuchen wir für die Universität München
den Liligo-Gletscher, der aus einem Seitental in den Baltoro-Gletscher hineinfliesst. Dieser Gletscher ver-ändert sich sehr schnell. Unsere Aufgabe ist es, Vergleichsfotos zu schiessen und mit GPS verschiede-ne Positionen zu messen. In einem anderen Projekt beschäftigen wir uns mit dem Abfall und den wasser-verschmutzenden Fäkalien, denn
Ich lausche dem Gesang unserer Träger, den Melodien, die ich nicht
mehr vergessen werde.
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expedition «pangaea peak»
die Hinterlassenschaften der vielen Besucher auf dem Gletscher ver-schwinden nicht einfach, sie werden vom Gletscher nur ins Tal transpor-tiert.
Nach sechs Tagen erreichen wir den Ort, wo der Baltoro-Gletscher und der Godwin-Austen-Gletscher zusammenfliessen. Umgeben von ei-nigen der höchsten Berge der Welt, z. B. dem K2, stehen wir da, sprach-los, denn wie kann man die Majestät, die von diesem Platz ausgestrahlt wird, in Worte fassen? Hier machen
wir einen Tag Pause und lassen uns auf die gefährliche Höhenkrankheit untersuchen.
Doch noch sind wir nicht am Ziel unserer Expedition angekommen. Wir wollen einen noch unbestiege-nen Sechstausender erklimmen. Be-reits befinden wir uns auf ungefähr 5200 Metern, was man deutlich zu spüren bekommt, denn das Atmen fällt immer schwerer. Den Vigne-Gletscher könnte man mit einer Landebahn vergleichen, flach und schnurgerade liegt er zwischen den hohen Bergen. Am nächsten Tag folgen wir ihm weiter bis zu seinem Ende und stellten dort ein Zelt auf, unser «Advanced Base Camp». Hier wird unser Arzt warten, während wir weiter Richtung Gipfel steigen. Doch dies soll erst während der Nacht geschehen. Noch scheint die Sonne, und wieder kann man eine überwältigende Aussicht geniessen. Eine unendliche Schneelandschaft und messerscharfe Gipfel, darü-
ber ein dunkelblauer, wolkenloser Himmel: Dies ist der schönste Ort, den ich je in meinem Leben gesehen habe!
Ich lausche dem Gesang unserer Träger, den Melodien, die ich nicht mehr vergessen werde. Viel schla-fen können wir diese Nacht nicht, schon um Mitternacht bereiten wir uns auf den Aufstieg zum Gipfel vor. Die eisige Kälte lässt meine Gelenke erstarren, langsam macht sich auch Nervosität bemerkbar. Wir bilden Vierer- und Fünfergruppen, jeweils zuvorderst ein Bergführer, und an ihn angeseilt alle Expeditionsteil-nehmer. Mit Steigeisen, Eispickel, Helm, Stirnlampe und vielen Klei-derschichten ausgerüstet, machen wir uns an den Aufstieg. Nach ei-
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Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät
Naturwissenschaften an der Universität Zürich innovativ, interdisziplinär, zukunftsgerichtet
12. März 2011Informationstag für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrpersonen
Universität Zürich, Campus Irchel, Winterthurerstrasse 190, 8057 Zürich
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Masterstudiengänge
::: Biochemie ::: Biologie, Spezialisierungsmöglichkeiten in: ::: Anthropologie ::: Entwicklungsbiologie
::: Genetik ::: Humanbiologie ::: Mikrobiologie ::: Molekular- und Zellbiologie ::: Neurowissenschaften
::: Ökologie ::: Paläontologie ::: Pflanzenwissenschaften ::: Quantitative Biologie und Systembiologie
::: Systematik und Evolution ::: Verhaltensbiologie ::: Biostatistik ::: Chemie
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::: Erdwissenschaften ::: Geographie, Spezialisierungsmöglichkeiten in: ::: Fernerkundung ::: Geographische
Informationswissenschaft ::: Human- und Wirtschaftsgeographie ::: Physische Geographie
::: Mathematik ::: Medizinische Biologie ::: Neuronale Systeme und Informationsverarbeitung
::: Physik ::: Umweltwissenschaften ::: Wirtschaftschemie
Fasttrack-Masterstudiengänge:
::: Chemical and Molecular Sciences ::: Life Sciences, Spezialisierungsmöglichkeiten siehe Biologie-Masterstudiengänge
ner Stunde wird es deutlich steiler. Nach einer weiteren Stunde bin ich am Ende meiner Kräfte. Ich kann kaum mehr atmen und mache mich auf den Rückweg.
Ich bin sehr stolz auf diejeni-gen meiner Freunde, die den Gipfel erreichen. Als Erstbesteiger darf man den Berg benennen, und wir beschliessen, ihn nach der Expedi-tion «Pangaea Peak» zu benennen. Obwohl ich damals sehr enttäuscht war, dass ich es nicht bis zum Gip-fel schaffte, bin ich heute überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war umzukehren. «Pangaea Peak» wird auch noch dort sein, wenn ich wiederkomme, und ich werde wie-derkommen.
Tiziana Gees, 19, aus Zürich, ist nicht nur eine
leidenschaftliche Bergsteigerin, sie betreibt
auch Kung Fu und lernt Chinesisch. Die Geo-
grafie-Studentin hält am Informationstag der
Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakul-
tät der Universität Zürich am 12. März einen
Vortrag.
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expedition «pangaea peak»
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Richtig in den Big Apple Beissen
eine Verführanleitung, damit das erste Mal new York zum erfolgserlebnis wird.
Stephanie Rebonati
Junge, Alte, Schwarze, Weisse, Latinos, Asiaten, Businessmen, Studenten,
Fashionistas, Emos und Hippies strömen wie Ameisen aus der U-Bahn-Station am Union Square in den Tag hinein. Die Sonne scheint ungebremst auf die gelben Taxis und verleiht der Szene ihr filmisches Potenzial. «Good vibes» liegen in der Luft, wie es aus dem Gettoblaster des Strassentänzers wummert. Es ist 8.45 Uhr, in New York beginnt der Tag.
Auf den Bänken beginnen sich die Obdachlosen aus ihren Schlafsä-cken zu befreien und blinzeln mit ge-
rümpfter Nase der Sonne entgegen. Am benachbarten Broadway bau-en Strassenhändler leise vor sich hinsummend ihre Stände auf und reihen 5-Dollar-Pashminas, «I love NY»-Shirts und kleine Freiheits-statuen sorgfältig nebeneinander. Taxifahrer hupen, lassen die Fens-ter herunter und schreien einander an. Polizisten stehen breitbeinig mit Kaffee und Bagel am Strassenrand und beobachten mit angehobenem
Kinn das Geschehen. Szenen wie diese sind Manhattan pur.
Um Manhattan richtig zu er-leben, muss man zwar informiert sein, aber auch Zeit für Spontaneität einplanen. Um informiert zu sein, bietet sich der etwas andere Reise-führer «StyleCityTravel New York» vom Christian Verlag gut an. Keine Schickimicki-Tipps, keine Klischees, sondern das authentische Manhat-tan auf 185 übersichtlichen Seiten inklusive «Raus aus der Stadt»-Tipps. Denn an freien Tagen lieben es die New Yorker an die Rockaway
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report
Beach in Queens zu fahren, um bei Rockaway Taco homemade «Mo-les», «Pipianes» und «Ceviche» zu schlemmen, während Surfer auf den Wellen reiten. Auch der Jones Beach ist ein beliebter Fluchtort. Der Blog «New York Slop» (www.newyorks-lop.blogspot.com) ist zudem eine gute Inspirationsquelle, wenn man nach dem Restaurant sucht, das zur Tageslaune passt. Die kanadische Bloggerin lebt im New Yorker East Village und «loves to eat and disco-ver new places», wie in ihrem Profil zu lesen ist.
Es gibt die grossen Sehenswür-digkeiten, die jeder Manhattan-Tou-rist sehen und als Beweis fotogra-fieren muss: Empire State Building, Times Square, Broadway, MoMa (Museum of Contemporary Art), Central Park, Brooklyn Bridge, Fla-tiron Building, Grand Central Stati-on, Statue of Liberty. Aber Achtung: Die Freiheitsstatue ist zugleich die grösste Touris-tenfalle. Die so-genannten «Sta-tue Cruises» kos-ten mindestens 20 Dollar pro Person. Dabei geht es auch gratis. Die Staten Island Ferry fährt täglich im Halbstunden-Takt
vom Battery Park nach Staten Is-land – und kostet keinen Cent. Die 15-minütige Fahrt bietet eine herrli-che Aussicht auf die Freiheitsstatue und die New Yorker Wallstreet-Sky-line. In Staten Island selbst gibt es nicht viel zu sehen. Darum: knipsen, sitzen bleiben und mit derselben Fähre retour.
Für einen kleinen Imbiss ist das Corner Bistro ein nettes Plätzchen. Viele behaupten, hier würden die besten Burgers der Stadt serviert.
Das Nationalge-richt gibts hier für 6.75 Dollar, Pommes frites kosten zusätzli-
che 2.50 Dollar. Gegessen wird auf Papptellern, es ist laut und der Ser-vice schlecht. Aber das ist in dem
Moment irgendwie egal. Eine Alter-native ist das Lokal Lovely Day an der Elizabeth Street, das mit Blu-mentapete und Pad Thai überzeugt. Ein paar Meter weiter trifft man auf die Latino-Lokale Home Cooking und Café Habana. Hier wird mexi-kanische Küche feilgeboten – auch auf Papptellern. Nur wenige Blocks entfernt steht das angesagte Café Select, das seine Türen täglich um 9 Uhr öffnet und zu einem reichhalti-gen Brunch verführt.
Shopping ist Manhattans zwei-ter Name. Aber: Im Grunde wird dieselbe Mode angeboten wie in jeder anderen Metropole auch. Ex-klusiv sind kleine Boutiquen, diese sprengen aber die Geldbeutel von Normalsterblichen. An der Bleeck-er Street gibt es eine Ausnahme: der Marc by Marc Jacobs-Shop. Hier werden Accessoires, T-Shirts und saisonale Mode wie Bikinis und Wollmützen zu tiefen Preisen ange-boten. Für die modisch affine Masse gibt es Forever 21, Urban Outfitters,
pappteller und Blumentapete
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Anthropologie, J.Crew, GAP, Old Navy und Victoria’s Secret. An der 34th Street zwischen der 5th und 7th Avenue sind all die genannten Shops zu finden – auch Macy’s, das grösste Kaufhaus der Welt. Tipp: In vielen Geschäften krie-gen Touristen 10 Prozent Ra-batt. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz und darum keine Selbstver-ständlichkeit. Mut haben und fra-gen.
Am Ende der Bleecker Street kommen Schleckmäuler in den Ge-nuss. Die Magnolia Bakery gilt in Gourmetkreisen als offizielles Cup-
verloren, die Farbe der Tische und Stühle blättert ab, und aus den Bo-xen ist verzerrt südamerikanischer Rap zu hören. Doch die Einrichtung spielt bei dem bunten Gästemix aus Studenten und Kreativen sowieso nur die Nebenrolle.
Kurz bevor man die berühm-te Canal Street erreicht, die China Town ankündigt, sollte man an der Chrystie Street eine Verschnaufpau-se einlegen – und zwar in der Galerie Envoy Enterprises. Der kleine weisse Raum beherbergt grosse Kunst, vor allem Zeitgenössisches wie Fotogra-fie, Collage und Pop Art. Zur Erho-lung bietet sich in dieser Gegend auch die High Line an, ein Park mit Bänken und Grünflächen auf einer ehemaligen Zugplattform. Tipp: sich mit Kaffee, Snack und Buch einen Nachmittag lang verwurzeln und das Oase-Feeling geniessen. Das Schlechtwetterprogramm ist ebenso verlockend: das International Center of Photography ICP in Midtown, un-weit von Grand Central Station.
Gegen Abend versammeln sich die Obdachlosen wieder bei den Bänken, tauschen Gefundenes und Penny-Stücke gegen Flaschen. Schliesslich gilt: «find a penny, pick it up and all day you’ll have good luck». Die Strassenhändler verhan-deln noch mit den letzten Käufern. Aus dem Gettoblaster der Strassen-tänzer sind jetzt Stimmgewaltige wie Al Green und Erykah Badu zu hören.
Kurz vor Sonnenuntergang sollte man sich in die U-Bahnlinie F setzen und nach Brooklyn fah-
cake-Mekka – besonders der Cup-cake «Red Velvet» garantiert jedem einem zuckersüssen Höhenflug. Nach der umschwärmten Bäckerei beginnt der Stadtteil namens Me-atpacking District, das ehemalige Drogen-, Schlachter- und Transves-titen-Viertel. Der gepflasterte Boden führt an diversen Showrooms und
Lokalen vorbei, wo sich Models und Hipsters tummeln. Das In-Lokal Pastis
ist einen Besuch wert. Hier werden hausgemachte Köstlichkeiten im Pariser Bistro-Ambiente serviert. Es geht aber auch ohne Ramba-zamba, im Cafe Colonial an der Ecke West Houston: Der Kachelboden hat seinen Glanz beinahe vollständig
cupcakes und Kunst
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richtig in den big apple beissen
TANGO-FACTS
UND HIER SIND UNSERE HOTSPOTS ZU FINDEN:
- Café Select: 212 Lafayette St
- Cafe Colonial: 276 Elizabeth St
- Café Habana: 17 Prince Street
- Magnolia Bakery: 401 Bleecker St
- La Esquina: 114 Kenmare St
- Lovely Day: 196 Elizabeth St
- Home Cooking: 17 Prince St
- Corner Bistro: 331 W 4th St
- Pastis: 9 9th Ave
- Double Happiness: 173 Mott St
- The Box: 189 Chrystie Street
- Envoy Enterpises : 131 Chrystie St
- International Center of Photography ICP: 1114 Avenue of the Americas at 43rd Street
- High Line Park: 529 West 20th Street
- Rockaway Taco: 95-19 Rockaway Beach Blvd, Rockaway Beach
- Marc by Marc Jacobs: 403-405 Bleecker St
ren. An der York Street, der ersten Haltestelle in Brooklyn, steigt man aus und flaniert in Richtung East Ri-ver. Wie eine Insel liegt ein kleiner Park zwischen der Brooklyn und der Manhattan Bridge, dazwischen sind die Wolkenkratzer mit ihren Abertausenden von Lichtern zu sehen. Hier steht der kleine Mensch Auge in Auge dem grossen Manhattan gegenüber. Und wieder liegen die-se unbeschreiblichen New Yorker «Good Vibes» in der Luft, während Hunde in eingezäunten Grünflächen kacken und Herrchen angeregt dar-über diskutieren, dass Brooklyns Immobilienpreise wegen den rei-chen Neuzuzügen aus Manhattan stetig ansteigen.
Nach Sonnenuntergang beginnt in der Untergrundszenen-Bar Doub-
le Happiness Happy Hour. Speziali-tät des Hauses ist Martini mit Grün-tee. Zum Dinner gehts ins La Esqui-na, wo man sich auf Tostadas und
Margaritas be-schränken sollte. Das Kellerlokal mit dunkelroten Backsteinwän-
den und Kerzenlicht bietet ein spe-zielles Ambiente und eine Menge Promis noch dazu. Trotzdem wirkt das Gesamtpaket nicht aufgesetzt, sondern entspannt. Hier fühlt man sich nicht zuletzt wegen der non-chalanten Art der New Yorker wohl. In Sachen Nachtleben steht the box zuoberst auf der Liste. Der Zugang ist nicht leicht, darum: dress to im-press. Der Club ist ein «Theater of Varieties», exotische Tiere, Freaks und lasziv räkelnde Damen sind nie weit. Eigentlich ist New York selbst ein grosses «Theater of Varieties», das man mindestens einmal in sei-nem Leben besuchen sollte.
Stephanie Rebonati, 21, aus Kilchberg, hat an
der Kanti Enge die Matura absolviert und stu-
diert nun an der ZHAW Journalismus. Sie inte-
ressiert sich für Medien, Literatur, Fotografie
und Reisen und bezeichnet sich als «kreativ,
stur, zielstrebig und humorvoll».
hundekacke und Martini mit grüntee
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Sommer auf der AlpIn seiner eindrucklichen Fotoserie zeigt Mario Wezel den
Alltag von drei Jugendlichen, die in ihren Sommerferien nicht dem «Sonne-Strand-und-Meer-Motto»
folgen, sondern sich als Ferienarbeiter fur die Abgeschlossenheit der Alp entschieden haben.
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foto
Ich will mit meinen Bildern Geschichten erzahlen.
WIE BIST Du AuF DIE IDEE zu DEINER SERIE GE-
KoMMEN? Ich hatte Lust, mich mit dem Thema Land-
wirtschaft in Bergregionen zu beschäftigen. Ich recherchierte daraufhin im Internet nach einer Alp, die weit abgelegen von der nächsten Stadt lag. Ich wollte eine Lebenswirklichkeit zeigen, die sich fernab vom normalen Alltag bewegt. Weit weg von Stress und Hektik.
WIE SIND DIE BILDER ENTSTANDEN? Ich besuchte die Alpbewohner während et-
was mehr als einer Woche. Der Senner Alois und seine drei Hirten Max, René und Peter nahmen mich total offen in ihre Gemeinschaft
auf. Dabei habe ich versucht, als stiller Beob-achter an ihrem Alltag teilzuhaben, um einen möglichst unverfälschten Einblick geben zu können. Fotografiert habe ich mit einer digi-talen Kleinbildkamera.
WAS FASzINIERT DICH AN DER SERIE?
Ich fand es sehr interessant, eine andere Lebenswirklichkeit zu zeigen, die für viele etwas Unbekanntes darstellt. Den vielen Dis-kussionen, die in den Medien immer wieder aufflammen über Jugendliche, die sich nur
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sommer auf der alp
vor den Fernseher pflanzen, wollte ich ein po-sitives Gegenbeispiel entgegenstellen.
SEIT WANN FoToGRAFIERST Du? uND WIE BIST
Du zuR FoToGRAFIE GEKoMMEN?
Mit 15 oder 16 habe ich angefangen, mich intensiver mit Fotografie auseinanderzuset-zen. Damals war es allerdings eher ein Medi-um, mit dem ich meine persönliche Umwelt darstellen und festhalten konnte. Mittlerweile will ich mit meinen Bildern Geschichten er-zählen. Die Bilder sollen Emotionen transpor-tieren. Freude und Glück genauso wie Trauer und Wut.
Das Ziel von Mario Wezel, 22,
ist es, Fotojournalist zu werden.
«Ich versuche stets, meinen Mit-
menschen offen und freundlich
gegenüberzutreten. Mich faszi-
niert es, neue Leute kennenzu-
lernen und deren Ansichten und
Meinungen zu erfahren und sich
darüber auszutauschen.»
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Daten Schulführungen 201123. März 11 / 31. März 1105. April 11 / 28. April 11 03. Mai 11 / 09. Mai 11 / 18. Mai 11
Studienbeginnjeweils August und Januar
Niatame Cissé, 18, aus Basel, besucht das Gymnasium
Kirschgarten und möchte nach der Matura «irgendetwas
in Richtung Musik oder Mode» machen. Am liebsten sitzt
sie am Rhein und liest, zeichnet oder ist einfach mit Freun-
den zusammen.
die welt steht still, die seelen erstarrt,
das grau wie asche auf seinem gesicht,
der kalte blick, der auf ihr verharrt,
kein glanz in ihm, kein fünkchen licht.
angst durchfährt ihr gespalten herz,
und hoffnungslos, so singen's die lieder,
und blind von tränen und taub vom schmerz,
legt sie ihm ihre liebe nieder.
während eisig blau der herbstwind weht,
wie ein schrei erklingt ihr stummes flehen,
als sie − gebrochen − sich neben ihn legt,
um nicht wieder aufzustehen.
es entschwindet ihr geist, es versagen die sinne,
es warten auf sie die seelendiebe,
und so sagt's der gesang, die feine stimme,
die flüsternd erzählt von wahrer liebe.
bedingungslosb e d i n g u n g s l o s
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gedicht
Eva-Maria Wyss
Personenminen sind billig, einfach zu verlegen und schrecklich wirksam. Daher werden sie immer wieder ein-
gesetzt, obwohl das Völkerrecht dies verbietet. Weltweit sind jährlich gegen 20'000 Minenop-fer zu beklagen. Zwei Drittel davon brauchen Prothesen. Bei Kindern müssen diese wegen des Wachstumsprozesses alle 6−12 Monate und bei Erwachsenen wegen der Abnutzung alle 2−4 Jahre ersetzt werden.
Eines der meistbetroffenen Länder ist Kambodscha. Das Land, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, leidet noch immer unter den Folgen des jahrelangen Bürger-kriegs. Rund 30‘000 Menschen sind Opfer von Personenminen, hinzu kommen jedes Jahr
vierhundert neue Opfer. Davon brauchen rund 6000 jährlich Ersatzprothesen.
Seit einigen Jahren unterstützt die Hochschu-le für Technik in Brugg-Windisch mit Studieren-den des Studiengangs Maschinenbau die Entwick-lung einer funktionellen Handprothese für die kambodschanischen Opfer von Personenminen. An der eigentlichen Umsetzung des Projektes sind
Noch immer liegen Millionen von Personenminen zündbereit. Eva-Maria Wyss entwickelte in einer Studienarbeit ein Werkzeugkonzept zur Produktion von Handprothesen in Kambodscha.
Handprothesen für die Opfer von Personenminen
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report
verschiedene Partner und Fachhochschulen beteiligt, in Kambodscha läuft die Zusammen-arbeit über das IKRK.
In einer ersten Phase wurde eine einfache funktionelle Handprothese entwickelt. Proto-typen der Prothese wurden von Minenopfern erprobt und für gut befunden. Doch leider ent-sprach die entwickelte Herstellungsweise mit einem einfachen Giesspro-zess nicht den Vorstellun-gen der lokalen Partner in Kambodscha.
In der Folge einigte man sich auf ein anderes Herstellungsverfahren, das Spritzgiessen. In mei-ner Studienarbeit stand die Konzeptentwicklung eines entsprechen-den Spritzgusswerkzeugs im Mittelpunkt. Mit diesem Herstellverfahren werden in Kambod-scha bereits heute unabhängig vom Ausland Bein- und Armprothesen hergestellt.
Das Konzept wurde von Projektpartnern überprüft, die Werkzeugkonstruktion durch-geführt und seine Herstellung in die Wege geleitet. Die Reaktionen der im Kambodscha verantwortlichen Personen sowie die Zusam-menarbeit mit den Partnern in der Schweiz machten das Projekt zu einer spannenden Er-fahrung. Nebst neuem Wissen in technischen Fragen konnte ich auch wertvolle Kenntnisse im Projektmanagement sammeln.
Handprothesen für die Opfer von Personenminen
Zwar hatte die Zusammenarbeit mit meh-reren Partnern und aus teilweise ganz unter-schiedlichen Kulturen durchaus ihre Tücken, doch der konkrete Nutzen dieses Projekts ist gross. Durch das neue Werkzeug können die Kambodschaner selbstständig geeignete Handprothesen für die Opfer produzieren und sich somit selbst helfen. Die Herstellung ist
sehr kostengünstig. Durch grosszügige Spenden kann die mine-ex-Stiftung diese Kosten übernehmen, so-dass die Prothesen für die Bevölkerung kostenlos zur Verfügung gestellt werden können. Dank diesem Pro-jekt können – nicht nur in
Kambodscha, sondern auch in vielen anderen Ländern – viele Minenopfer wieder einfache Tätigkeiten ausführen, um ihr Überleben zu sichern.
Durch das neue Werkzeug können
die Kambodschaner selbstständig
Handprothesen produzieren
Foto
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Eva-Maria Wys, 24, aus Tegerfel-
den, hat inzwischen ihr Studium
als Maschineningenieurin an der
Hochschule für Technik FHNW
erfolgreich abgeschlossen und ist
nun bei der EMPA, Dübendorf,
im Bereich Konstruktion, Berech-
nung und Optimierung von nach-
giebigen Strukturen tätig.
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Am Telefon. Sie: «Hallo.»Er: «Hallo. Was willst du?»Sie zögert.Sie: «Ich möchte gerne mit dir reden. Wie geht es dir?»Er: «Den Umständen entspre-chend, einigermassen. (Pause) Das heisst: beschissen.»Sie schweigt.Sie: «Hast du ihn gesehen, den Schnee?»Er lacht ein bisschen sarkastisch.Er: «Klar, hab ich. Wegen des Schnees bin ich mit dem Roller fast nicht den Berg herunter gekommen.»(Stille)Sie: «Ich habe mich jetzt ent-schieden. (Pause) Ich habe mich angemeldet für das Studium. Ich höre mit dem Job auf, lerne ein halbes Jahr und mache dann die Prüfung.»(Lange Stille)Sie: «Bist du noch dran?»Sie lacht leise. Ein holpriges Lachen.Er: «Ja. (Pause) Du hast alles hingeschmissen und aufgegeben, nur um zu erreichen, was du willst.»Sie: «Ja.»Er: «Nicht alles, aber fast.»Sie: «Ja.»
Zukunftsträume
Rebecca Knoth, 21, aus Umikon, studiert Biologie und Neuere deutsche
Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Sie tanzt gerne Ballett
und Salsa, liest und schreibt viel.
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kurzgeschichte
RückwärtsgeschichteDie Sonne brennt durch das kleine Fenster-glas und lässt die Staubkörner tanzen. Ich muss mich beeilen, lange wird er mich heute nicht alleine lassen. Zu lange habe ich mich gestern mit dem Kellner unterhalten.
Anna zurkirchen
Der Koffer liegt aus allen Nähten platzend vor mir. Vollgestopft mit Sachen
und Dingen, mit Krims und Krams, mit Zahnseide und Hochzeitskleid. Alles muss mit nach Hause. Nichts werde ich diesem muffigen Hotel-zimmer schenken. Kühl und glatt liegt die kleine Uhr zwischen meinen feingliedrigen Fingern. Was für ein Geschenk. Als hätte ich je in meinem Leben eine Uhr getragen. Ich hasse es, wenn mir meine verschwendete Lebenszeit andauend unter die Nase gerieben wird. Unwillkürlich nehme ich das goldene Rädchen zwischen Daumen und Zeigefinger und dre-he es gegen den Uhrzeigersinn. Der dünne Zeiger rennt los, der lange folgt ihm gemächlich.
Und der Koffer öffnet sich wie-der. Prachtvolle weisse Rüschen-seide quillt und simple Zahnseide springt heraus, Hab und Gut kriegt wieder Luft. Die Sonne brennt durch das kleine Fensterglas und lässt die
Staubkörner tanzen. Ich muss mich beeilen, lange wird er mich heute nicht alleine lassen. Zu lange habe ich mich gestern mit dem Kellner unterhalten.
Entsetzen. Schock. Ich ducke mich instinktiv, mein Magen krümmt sich zusammen und ich versuche, den Schlägen aus-zuweichen. Es ist nicht der Schmerz der groben Hände auf dem Gesicht, es ist die Verzweif-lung, die bei jedem Schlag nachlässt. Demütigung, wie ich es später be-
schreiben werde. Sich wehren ergibt keinen Sinn, sein alkoholgetränkter Atem raubt mir die Luft. Der Zorn lässt ihn nicht los.
Das Riesenrad dreht sich von der Sonne weg. Noch ist die Ent-scheidung nicht bereut, obwohl die Übelkeit nicht verschwinden wird. Vielleicht wird ja alles besser, doch auch der letzte Funke Hoffnung wird erlöschen. Denn die stämmige Hand, die er auf meinen Schenkel legt, ist noch gewaschen. Ich kann sogar die blumige Seife riechen. Das Rad
dreht sich immer schneller. Ich weiss, dass sein Schädel sich zerschmet-tert anfühlen muss nach der gestrigen Orgie. Mein Magen kann nicht mithal-ten, ich will wieder Erde spüren.
Es wird gespeist, als gäbe es keinen Morgen. Das letzte Abendmahl,
und jeder sichert sich seinen Teil.
Seine scharfen Augen verfolgen mich.
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kurzgeschichte
Anna Zurkirchen, 18, aus Zürich, besucht das Literargymnasium Rämibühl. Ihre Lieb-
lingsfächer sind Bildnerisches Gestalten, Deutsch und Englisch. Sie liebt Tanzen, Rei-
ten, Sport, Lesen und Reiten.
Rückwärtsgeschichte
Es wird gespeist, als gäbe es keinen Morgen. Das letzte Abend-mahl, und jeder sichert sich seinen Teil. Seine scharfen Augen verfolgen mich. Sein Blick warnt mich. Es ist dein Fest, doch ich feiere nicht. Der Brautstrauss fliegt von den Händen der Cousine in meine, ich bemitleide sie.
Der Pfarrer trennt das Band fürs Leben. Die Luft wird von weissen Rosenblättern durchwirbelt, und die johlende Gesellschaft gibt uns den Weg frei. Der Altar rückt weiter und weiter in die Ferne, unerreichbar. Die blendenden Schuhe Schritt für Schritt hinter-einander setzend. Und nicht fallen. Nur noch nicht fallen. Obwohl mich immer wieder das Gefühl beschleicht, nicht das Richtige zu tun. Die stumme Übelkeit, die mich überkommt, wenn ich in mich hineinhorche.
Zeit vergeht, er beginnt das Netz um mich zu flechten. Maschen aus seidenen Tüchern und diamantbesetzten Ringen. Sein Luxus lul-lt mich mehr und mehr ein. Es gibt nur noch ihn, die Freunde verblassen.
Unser erstes Treffen. Pünktlich um acht Uhr wartet er auf mich in unserem Café. Sein rechter Fuss in den braunen Lederschuhen wippt ungeduldig, bis er mich erkennt. Sein grünes Leinenhemd steckt ungezwungen in den gebleichten Jeans. Als Erstes steigt mir
der leicht süssliche Duft seines Parfums in die
Nase. Ich weiss damals noch nicht, dass er mir
alles rauben wird. Dass das schalk-hafte Lächeln, das seinen Mund um-spielt, mich betören wird, bis mein Leben nicht mehr das meine ist. Al-les wird er mir nehmen, nur die Uhr wird er mir schenken. Die Uhr, die ich nie tragen werde.
Die beiden Zeiger verschmelzen und meine Fingerspitzen schmer-zen, denn die Zacken des Rädchens haben ihre Spuren hinterlassen. Ich stecke meine Nase tief in meine Armbeuge und sauge den eigenen Geruch auf. Es riecht nach Erde. Und nach Sonne.
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Charlotte Germann, 21, aus Altdorf, besucht die Berufsschule für Ge-
staltung in Zürich. Sie bezeichnet sich als «kreativ, zielgerichtet, pro-
duktiv, manchmal etwas unflexibel, lebensfroh, gesund und am Boden
geblieben. Mit diesem Beitrag hat sie beim diesjährigen Comics-Festival
«Fumetto» den Publikumspreis gewonnen.
Arche Noah
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comic
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arche noah
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Helen Kaufmann
Obwohl der Versuch, ei-nen modernen sozialisti-schen Staat zu schaffen,
nur ein halbes Jahr dauern konnte, war diese Zeit für alle Tschechen und Slowaken prägend. Doch als so-wjetische Truppen 1968 den Prager Frühling gewaltsam niederrollten, war dies für viele Menschen, darun-ter auch für meine Familie, der Aus-löser zur Flucht ins Ausland.
Für meine Maturaarbeit habe ich mit verschiedenen Zeitzeugen über die Geschehnisse 1968 gespro-chen. Der nachfolgende Bericht han-delt von meiner Tante Eva Walker-Horová, die damals in meinem Alter war. Sie emigrierte mit ihren Eltern und ihrer Schwester in die Schweiz.
erfahrener Mann, hat viel in seinem Leben erlebt, hat seine Eltern früh verloren, sein einziger Bruder ist im Krieg verschollen, er wurde in ver-schiedenen Konzentrationslagern gefangen gehalten und er hat über-lebt.
Heute ist ein eigenartiger Tag. Alle anderen machen etwas zusam-men. Ich aber habe mich entschlos-
sen, allein zu Hause zu blei-ben. Ich weiss eigentlich gar nicht so recht
warum. Ich liege da an der Sonne, spüre ihre angenehme Wärme, es ist fast zu heiss für eine Wasserrat-te wie mich. Ich fange an, mich über mich zu wundern und fast ein wenig zu ärgern. Wieso bist du nicht mit den anderen mitgegangen? So ist es fast zu friedlich, zu monoton.
In meinen Gedanken blicke ich auf das letzte Jahr zurück. Es war ein Jahr voller Veränderungen. Mit dem Abschluss der Grundschul-ausbildung endete die Kindheit für mich. Kameraden, Freundinnen, die ich seit der ersten Klasse kenne und denen ich noch fast jeden Tag begegne, sind irgendwie erwachsen, anders. Wir haben uns alle bei den Abschlussprüfungen unterstützt, zusammen bei den Aufnahmeprü-fungen für die Mittelschulen ge-
Am Morgen steht meine Tante in der Tür und sagt: «Die Russen sind heute Nacht einmarschiert.»
Das Ende des Prager Frühlings
Jetzt kann man es endlich: frei
sprechen.
TANGO-FACTS
PRAGER FRÜHLING 1968
Der Prager Frühling steht als Bezeichnung für die Bemühungen der tschechoslowakischen Kommunisten unter der Führung von Alexander Dubcek im Frühjahr 1968, einen «Sozialismus mit menschlichem Antlitz» zu schaffen, d. h. sie standen für einen Sozialismus ein, der grössere individuelle Freiheiten gestattete. Die Reformbewegung wurde massgeblich von Intellektuellen, Schriftstellern und Künstlern mitge-tragen. In den Augen der Sowjetunion stellt der Prager Frühling jedoch eine Gefahr für die Einheitlichkeit des ostblocks dar, weshalb im August 1968 Truppen des Warschauer Pakts einmarschierten und die Regierung absetzten.
Es ist der 20. August 1968. Ich, ein junges 17-jähriges Mädchen, lie-ge im Bikini hinter unserem Ferien-haus auf der Wiese und träume vor mich hin. Unsere Familie verbringt hier im böhmischen Paradies wie jedes Jahr die Ferien. Es ist eine wunderbare Gegend am Rande des Riesengebirges; voller lieblicher Hügel, Teiche, Burgruinen, Wälder und Wiesen. Mit meinen Cousinen und mit meiner Schwester gehe ich Pilze suchen, Beeren pflücken, baden, wandern, wir hel-fen bei der Ernte mit, wir malen und lernen für die Schule. Jedes Jahr das Gleiche, sich Wiederholende, doch es ist uns nie langweilig. Wir haben den gleichen Spass zusammen, wie immer.
Der Vater musste zurück nach Prag. Seine Urlaubszeit war zu Ende. Er kommt wenigstens an den Wochenenden immer zu uns. Er fehlt mir. Seit dem Prager Früh-ling diskutieren wir zwei über die Politik, fast jeden Tag, jetzt kann man es: frei sprechen. Und ich ge-niesse diese Zeit. Manchmal stehe ich zu Hause in Prag früher auf, als ich müsste, nur um mit ihm zu sprechen. So vieles erfahre ich erst jetzt. Sachen, über die es verboten war zu sprechen. Ich verspüre einen riesigen Nachholbedarf. Er ist ein
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porträt
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4 Kreativer Teil
4.1 Begründung der Auswahl
Es erscheint mir wichtig, trotz der Beschränkung auf drei lyrische Werke ein möglichst vielschichtiges und differenziertes Bild über das alltägliche Leben in Tschechien während der Okkupation wie-derzugeben. In meiner Auswahl wird einerseits die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gegenüber einer düsteren Zukunft (Bratříč-ku Zavírej Vrátka), andererseits auch die Sehnsucht nach Freiheit (Anděl) geschildert. Nebst so intensiven Gefühlen will ich aber auch die langsam einkehrende Passivität der Bevölkerung, deren Wider-stand erfolglos war, thematisieren (Provizorní Balada).
4.2 Eigene Texte
4.2.1 Bratříčku Zavírej Vrátka
Sie geht hin und her. Vom Schlafzimmer vorbei an der Tür, wo sie jedes Mal das Schloss kontrolliert, bis zum Fenster. Die Wohnung ein Käfig. Dabei raucht sie ununterbrochen und fährt sich mit der Hand durchs Haar. Es ist schwül im Zimmer und der Rauch reizt mich. „Wieso öffnest du nicht das Fenster?“ denke ich. Doch sie geht wieder zurück, vorbei an der Tür, zum Schlafzimmer. Sie will es nicht öffnen. Heute nicht. Wir ertragen es nicht, etwas von draus-sen zu hören. Keine rollenden Panzer, die unsere Träume zer-schmettern.
Ich sitze auf einem Stuhl und starre auf die Tischplatte. Es gibt eini-ge Kratzer darauf, einen Fleck von der Kaffeetasse, deren Inhalt längst kalt geworden ist. Vor mir steht eine Vase. Die einst blühen-den Blumen sind verwelkt. Neben mir das Radio. Vor kurzer Zeit hat es uns zum Widerstand gerufen. Jetzt hallen nur noch leere Worte durch den Raum. Hässlich. Lächerlich. Mit russischem Akzent. Sie schaltet es aus und steht jetzt am Fenster. Schaut hinaus auf die Stadt. Draussen dämmert es. Wieso wird es überhaupt noch Tag? Wieso steht die Zeit nicht still? Ich höre die Uhr ticken. Ich sehe, wie sich ihre zierliche Silhouette deutlich vom Fenster abhebt, wie ihre Schultern fast unmerklich zucken.
Ich stehe auf. Der Stuhl knirscht auf dem Boden, als ich ihn zurück-schiebe. Ich gehe, vorbei an der Tür, zum Fenster. Bis ich seitlich hinter ihr stehe, dann lege ich den Arm um sie und warte. Sie legt ihr Gesicht an meinen Hals und ich spüre, dass es nass ist. Ich lasse meinen Blick noch ein letztes Mal über meine Stadt wandern. Über die Strassen, an denen so viele Erinnerungen kleben. Nur noch die-ses eine Mal, ich kann den Frühling riechen, obwohl es längst Herbst geworden ist. Ich reisse mich von diesem Bild los, küsse sie auf die Stirn und sage: „Pack deine Sachen. Wir gehen.“
34 Helen Kaufmann – Frau am Fenster
KLEINER BRUDER, SCHLIESSE DAS TOR
In ihrer Maturaarbeit hat Helen Kaufmann auch versucht, eigene Texte zu verfassen, die auf Liedtexten von Karel Kryl beruhen und die Stimmung während des Prager Frühlings wiedergeben sollen. So ist die folgende Kurzgeschichte auf der Basis des Liedtexts «Bratrícku Zavírej Vrátka» (Klei-ner Bruder, schliesse das Tor) entstanden:
Sie geht hin und her. Vom Schlafzimmer vor-bei an der Tür, wo sie jedes Mal das Schloss kontrolliert, bis zum Fenster. Die Wohnung ein Käfig. Dabei raucht sie ununterbrochen und fährt sich mit der Hand durchs Haar. Es ist schwül im Zimmer, und der Rauch reizt mich. «Wieso öffnest du nicht das Fenster?» denke ich. Doch sie geht wieder zurück, vorbei an der Tür, zum Schlafzimmer. Sie will es nicht öffnen. Heute nicht. Wir ertragen es nicht, etwas von draussen zu hören. Keine rollenden Panzer, die unsere Träume zerschmettern.
Ich sitze auf einem Stuhl und starre auf die Tischplatte. Es gibt einige Kratzer darauf, einen Fleck von der Kaffeetasse, deren Inhalt längst kalt geworden ist. Vor mir steht eine Vase. Die einst blühenden Blumen sind verwelkt. Neben
mir das Radio. Vor kurzer Zeit hat es uns zum Widerstand gerufen. Jetzt hallen nur noch leere Worte durch den Raum. Hässlich. Lächer-lich. Mit russischem Akzent. Sie schaltet es aus und steht jetzt am Fenster. Schaut hinaus auf die Stadt. Draussen dämmert es. Wieso wird es überhaupt noch Tag? Wieso steht die Zeit nicht still? Ich höre die Uhr ticken. Ich sehe, wie sich ihre zierliche Silhouette deutlich vom Fenster abhebt, wie ihre Schultern fast unmerklich zucken.
Ich stehe auf. Der Stuhl knirscht auf dem Bo-den, als ich ihn zurückschiebe. Ich gehe, vorbei an der Tür, zum Fenster. Bis ich seitlich hinter ihr stehe, dann lege ich den Arm um sie und warte. Sie legt ihr Gesicht an meinen Hals und ich spüre, dass es nass ist. Ich lasse meinen Blick noch ein letztes Mal über meine Stadt wandern. Über die Strassen, an denen so viele Erinnerungen kleben. Nur noch dieses eine Mal, ich kann den Frühling riechen, obwohl es längst Herbst geworden ist. Ich reisse mich von diesem Bild los, küsse sie auf die Stirn und sage: «Pack deine Sachen. Wir gehen.»
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schwitzt, gefeiert und sind alle danach wie ein Haufen Spatzen auseinandergeflogen. Zuerst einmal in die Ferien. Wie jedes Jahr. Danach haben wir alle unser neues Leben angefangen. Ich habe neue Klassenfreundinnen gefunden, die alten Freunde natürlich nicht vergessen. Ich freue mich so richtig auf die Fortsetzung. Es ist nicht nur die Vorfreude auf Prag und die Schule, ich merke, dass ich mich auch auf das Wiedersehen mit meinem Tanzpartner freue und dass ich ihn am liebsten hier dabeihaben möchte. Ja, dann wäre die Welt in Ordnung. Ich möchte ihm alle vorstellen, ihm alle mei-ne Lieblingsplätze zeigen. Ihn dabei zu haben, das ist es, was mir fehlt.
Wie hatte das eigentlich angefangen? So wie bei allen anderen auch. Die Herbst- und Wintersaison bis in den Sommer hinein ist bei uns in der Tschechoslowakei den Tanzstunden gewidmet. Es geht nicht nur um das Tanzen, es ist ein Einstieg in die Welt der Erwachse-nen. Die ersten Stunden finde ich schön, aber die Burschen, naja, irgendwie furchtbar unge-schickt und uninteressant. Der eine ist zu dick und klein, der andere zu dünn, einer steht mir ständig auf die Füsse. Irgendwie kann ich mich nicht so richtig begeistern. Dies ändert
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das ende des prager frühlings
sich blitzartig. Es ist die vierte Tanzstunde. Wir stehen uns rei-henweise gegenüber. Die Mädchen und die Burschen. Mit einem Blick stelle ich entgeistert fest, dass sich meine zwei Stammkandi-daten, der Ungeschickte und der kleine Dicke mit den verschwitz-ten Händen, schon mir gegenüber aufgestellt haben. Mit einem Seufzer schaue ich nochmals hin, und siehe da, ein Wunder! Ein grossgewachsener, hübscher Bursche mit grünen Augen schaut mich an. Genau zwischen den beiden. «Der war ja noch nie da, wer ist das?», geht es mir durch den Kopf. Die Wahl wird freigege- ben, mein SOS-Blick strahlt zu dem hübschen Burschen hinü- ber: «Mein Gott, beeile dich!» Ja, er hat meinen flehenden Blick verstanden und schon ist er da, den Bruchteil einer Sekunde vor meinen ent-täuschten Stammkandidaten. Die Welt ist wunderbar, er ist nicht nur hübsch, er tanzt auch gut. Wir verstehen uns eigenartig gut. Wie wenn wir uns schon eine Ewigkeit kennen würden. Er liebt Tiere, den Wald, ich auch, er hat eine jüngere Schwester, ich auch, er raucht nicht, ich auch nicht. Man muss ihm nicht sagen, was er soll oder nicht, er macht alles korrekt und lächelnd und als wir uns dann verabschieden, ist klar, dass er meinetwegen jetzt jedes Mal kommt. Beim Ausflug der Tanzschule, einem Tanzabend auf einem Moldau-Dampfschiff spüren wir beide, dass wir uns nie trennen möchten. Es ist Mitternacht, wir stehen wortlos neben-
einander vorne auf dem Schiff, die Nacht ist lau und warm, und etwas wie ein Hauch von Schicksal, glaube ich zu spüren, fliegt an uns vorbei. Wir verabschieden uns, ganz scheu, ohne Kuss, wir sprechen fast nicht in diesem Moment.
Einige Tage später, kurz vor der Abfahrt in die Ferien, gehe ich über den Wenzelsplatz, ich muss noch etwas besorgen, plötzlich be-ginnt mein Herz zu klopfen, ich sehe ihn, er lächelt mich an, freut sich und begleitet mich bei meinen Besorgungen. Beim Abschied gibt er mir einen Kuss. Ich fühle mich wie im siebten Himmel. – Diese Begegnung war das letzte Mal, dass ich meinen Freund sah. Erst zwanzig Jahre später sahen wir uns wieder. Die ganzen zwanzig Jahre haben wir uns aber geschrieben. Dies ist aber ein anderes Kapitel in meinem Leben …
Aus meinen Träumereien reisst mich die Stimme meiner Mutter: «Onkel Jarka kommt euch am Abend holen. Ihr könnt ein paar Tage bei ihm auf dem Bauernhof in Loukov verbrin-gen.» Wie schön! Ich springe auf und fange an zu packen. In den nächsten Tagen werden wir bei der Ernte helfen und im Bergfluss baden. Der Onkel wird uns ins Freiluftkino einladen, es läuft gerade ein neuer Winnetou-Film. Doch für den morgigen Tag, den 21. August, planen wir zunächst eine Wanderung.
Am Morgen steht die Tante in der Tür und sagt: «Ihr werdet den Ausflug nicht unter-nehmen können.» Wir beide, halb schlafend, fragen: «Wieso nicht, regnet es denn, Tante?» «Nein», antwortet diese traurig, «aber die Ru-ssen sind heute Nacht einmarschiert.» Ich ver-gesse diesen Moment, solange ich lebe, nicht.
Wir springen zum Fenster, das Dorf liegt nur unweit der Hauptstrasse. Wir hören ein Dröhnen, bedrohlich und nahe, es sind die russischen Panzer, die nach Prag rollen. Wir schalten das Radio an. Das Fernsehen sendet nicht mehr, im Radio wird über die Kämpfe vor dem Gebäude des Prager Fernsehens be-richtet. Präsident Svoboda und Generalsekre-tär Dubcek sprechen zum Volk. «Kämpft nicht, vergiesst nicht umsonst euer Blut.» Es sind keine Worte der Verräter, es ist die Besorgnis um die Zivilbevölkerung. Die Stimmen der Radiosprecher, die man alltäglich hört, sou-verän, sachlich und monoton, sind bewegt, gerührt, voller Emotionen. Eine Stimme sagt: «Wir wissen nicht, wie lange wir noch frei senden können ...» Die Stimme der Spreche-
Ein hübscher Bursche mit
grünen Augen schaut mich an.
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Helen Kaufmann, 19, aus Ebikon, «verliert sich in schwarzweissen Fo-
tos, könnte stundenlang Gitarrenmusik mit nachdenklichen Liedtexten
lauschen und wartet jedes Jahr darauf, dass es wieder nach Sommer
riecht».
Der junge Soldat schaut mich an und
sagt: «Viel Glück in der neuen Heimat.»
rin bricht ab, man hört ein Poltern, Schüsse im Hintergrund, dann eine unheimliche Stille. Am nächsten Tag sendet Radio Prag wieder, doch die Stimmen sind fremd. Woran ich mich noch heute mit einer bruta-len Klarheit erinnere: Es sind keine Tschechen, die da sprechen.
In Prag angekommen, bespre-chen meine Eltern die Lage – ohne uns Kinder. Wir beginnen mit der Schule. Wir fassen die neuen Bü-cher, alle Studenten des Gymnasi-ums sind bedrückt, sprechen aber miteinander. Wir sind ja jung, und die Jugend hat immer Hoffnung. Die erste Stunde ist eine Geschichts-stunde. Unser Lehrer, ganz anders als sonst, spricht ernst, aber ir-gendwie stolz zu uns. Er sagt: «Bereits morgen oder übermor-gen werden viele von euch nicht mehr da sitzen, viel-leicht auch nicht die Professoren. Aber denkt daran, dass unser Land einmal frei sein wird.» Es ist rüh-rend, was er da sagt, aber ich denke: Was erzählt er da, klar werden wir morgen alle da sein, was soll das?
Zu Hause angekommen, spricht der Vater mit uns über die Ernsthaf-tigkeit der Lage und darüber, dass er für uns eine freie Zukunft möch-te, nicht das alles, was seiner Fami-lie schon einmal passiert sei: Unter-drückung und Verfolgung. Deshalb werden wir in den nächsten Tagen emigrieren. Ganz offiziell, auf eine Einladung seiner Cousine aus der Schweiz, werden wir ausreisen. Wir sollen niemandem etwas sagen, nicht viel mehr mitnehmen als das, was man für vierzehn Tage Ferien braucht. Mein Gott, ich meine, nicht richtig gehört zu haben. Ich, die die-
ses Land liebe, soll weg, ich, die ei-gentlich tschechische Sprache und Geschichte studieren will? Nein und nochmals nein. Und meine Liebe, meine Zukunft, mein Land, meine Freunde? – mein Kopf dröhnt ...
Die Direktorin der Schule kann-te meinen Vater aus dem Konzen-trationslager. Er hatte sich ihr an-vertraut. Ich sollte alle meine neu-en Schulbücher am nächsten Tag abgeben. Ich gehe bei ihr vorbei. Sie schaute mich lange an und sagt: «Ich weiss, dass du diese Bücher gerne behalten möchtest, du kannst sie haben.» Ich nehme vor der Ab-reise meine Kleider heraus und verstecke die zehn Bücher vorsich-
tig, damit der Vater sie nicht sieht. Mit mei-nem Tagebuch und anderen für mich wichtigen Sachen, wie zwei
meiner liebsten Tanzkleider. Ich habe sie bis heute noch.
Die Grenze können wir ganz normal passieren, noch sind tsche-chische Soldaten dort. Wir geben an, zu Besuch zu der Tante zu fahren. Ich schaue ganz traurig vor mich hin. Der junge Soldat schaut mich an und sagt zu mir auf Tschechisch: «Viel Glück in der neuen Heimat.» Das ist schlimm.
In der Schweiz wurden wir sehr herzlich aufgenommen, ich habe das Land und die Menschen nach und nach kennen und lieben gelernt. Meine Jugend, meine Ideale, Ziele und Träume sind aber für mich mit dem Ende des Prager Frühlings ge-storben.
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MitarbeiterInnen dieser Ausgabe Anna-Lisa Behnke Niatame Cissé Roberta Fischli Tobias Gafus Tiziana Gees Charlotte Germann Helen Kaufmann Rebecca Knoth Artur Neufeld Stephanie Rebonati Lisa Stähli Antal Thoma Veronika Widmann Mario Wezel Eva-Maria Wyss Anna Zurkirchen
Korrektorat Peter Litscher
Gestaltung Moni Rimensberger schwarzefeder.ch
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Auflage 26‘000 Exemplare
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Erscheinungsweise halbjährlich (15. März / 15. September)
Redaktions- und Anzeigenschluss 15. Februar / 15. August
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tango 01/2008
tango 01/2010
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Welle des Mitgefühls
Hilfe für Südindien
Der Frühling kann kommen
Schüler entwickelt Modelabel
Die hohe Schule Zeichnen auf
höchstem Niveau
Robin Roshardt Der nächste Roger Federer?
zeitschrift von/für berufs- und mittelschülerInnen
Engagiert
Adina Rom redet Klartext vor der UNO
Motiviert
Marilen Dürr entwirft coole T-Shirts
Talentiert
Guptara-Zwillinge landen einen Bestseller
Traumjob Topmodel?Ein Kurztrip nach New York, ein Fotoshooting in Paris – doch auf dem Laufsteg wird einem nichts geschenkt
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magazin für schule und studium
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magazin für schule und studium
Silvan Kaufmann
Seine Schnüffel- bienen taugen als Drogenjäger
Simon Straetker
Segelt mit Umwelt- aktivist Mike Horn
in Neuseeland
Paolo Nutini Schottischer Anti-Star mit starker Stimme
Auf der Spur der roten Waldmenschen 01
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magazin für schule und studium
Lucas Wittwer
knackt die Gendoping-Formel
Selina Beghetto
hilft in Südafrikas Townships Marius
Arter baut Skateboards
in Nepal
Switzerland's next TopmodelJulia Saner
magazin für schule und studium
Natalie Hunziker
verteilt Schuhein Rumänien
Elena Möschter
baut ein fliegendes Boot
Jan Bühlmann antwortet Max Frisch
Mister Schweiz
magazin für schule und studium
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zeitschrift von/für berufs- und mittelschülerInnen
CASCADA CLOTHINGKleider, die Freu(n)de machen
SCHÜLER GRÜNDEN MODELABEL
HIRNSTROMWELLEN
DIE KRAFT DER GEDANKEN Hilfe für Behinderte?
SCHULE IN ECUADOR
SEÑORITA DARIA Abenteuer als Volunteer
AMANDA AMMANNMiss Schweiz und ihr Promihund
PHILIPP WEISSENBERGERZwischen Studium und Spitzensport
JOHANNA NYFFELERIm Iran an der Physik-Olympiade
Schule in SimbabweDas spielfelD ist nicht eben
Alles spricht von der Euro 08. Wir auch. Aber ganz anders:
CHOR AUF BEWÄHRUNG
Hinter den Kulissen der
TV-Doku-Soap
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zeitschrift von/für berufs- und mittelschülerInnen
Auf nach Guadeloupe
Wie 12 junge Basler in 37 Tagen den Atlantik überqueren –
in selbst gebauten Segelschiffen!02.2
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magazin für schule und studium
Auf ErfolgskursBligg, Star-Rapper
Auf ÜberholspurLara Gut, Ski-Wunderkind
Auf Entzug Thomas, Heroin-Abhängiger
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Architektur
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Alexandras Vater leidet an einer seltenen Form der Demenz, die das Leben der Elfjährigen auf den Kopf stellt: Sie kocht, hilft ihrer Schwester bei den Hausaufgaben und kümmert sich um ihren Vater, der mehr und mehr zum Kind wird.
Anna-Lisa Behnke
Alexandra geht die letzten Schritte zur Haustüre. Die Elfjährige ist froh, nach einem anstrengenden
Schultag nach Hause zu kommen. Doch etwas ist anders als sonst: Sie riecht Rauch. Voller Unruhe sucht sie ihren Schlüssel, versucht ihn mit zitternden Händen ins Schloss zu stecken. Vergeblich. Ihr Papa hat von innen abgeschlossen und den Schlüssel stecken las-sen. Sie läutet Sturm, lässt ihren Finger lange auf der Klingel. Endlich – die Tür öffnet sich. Alexandras Papa steht im Türrahmen, hin-ter ihm dichter schwarzer Qualm. Sie stürzt in die stinkende Wohnung, der Rauch kommt aus der Küche: Ein Topf steht auf dem Herd, die Kochplatte ist auf die höchste Stufe einge-stellt. Alexandra versteht sofort, dass ihr Va-ter das Mittagessen für sie und ihre Schwes-ter aufwärmen wollte. Er steht verwundert neben ihr und ist sich keiner Schuld bewusst. Alexandra reisst die Fenster auf. Sie weiss, dass ihr Papa nichts dafür kann: Er ist krank. Er leidet an Frontotemporaler Demenz, einer seltenen Krankheit, in deren Verlauf Nerven-zellen im Bereich der Stirn und der Schläfen verkümmern.
Bis zu seinem 43. Lebensjahr arbeitet Alexandras Vater bei Siemens. Seine Frau hat ihren Halbtagsjob nach der Einschulung von Alexandras kleiner Schwester Franziska wie-der aufgegeben, um ihren
Papas langsamer Abschied
Alexandras Vater verändert sich in seiner ganzen Persönlichkeit.
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report
Töchtern bei den Hausaufgaben hel-fen zu können. In den Ferien fahren sie gemeinsam in die Toskana. Sie sind eine kleine Familie, es geht ih-nen gut.
Bis zu jenem Tag, als das Tele-fon klingelt. Der Chef ihres Vaters möchte mit ihrer Mutter sprechen. Alexandra wundert sich. Was sie nicht weiss: In letzter Zeit war ihr Vater bei der Arbeit unkonzentriert, ganz anders, als ihn seine Kollegen kennen. Sein Chef bittet Alexan-dras Mutter, mit ihrem Mann zum Arzt zu gehen. Er selbst habe schon mehrmals mit ihm geredet. Ohne Erfolg. Alexandras Mutter ist er-schüttert, ihr Mann hat ihr nichts davon erzählt.
Von nun an bleibt er zu Hause. «Papa nimmt seinen Resturlaub», erklärt ihre Mutter. Alexandras Va-ter hat Angst: Keiner darf wissen, dass er immer wieder ins Kran-kenhaus muss. Während eines Ge-sprächs zwischen ihm, seiner Frau und seinem Arzt läuft er plötzlich aus dem Besprechungszimmer. Sechs Monate lang werden Tests und Untersuchungen durchgeführt, bis die Diagnose feststeht: Fronto-temporale Demenz. Im Gegensatz zu Alzheimer leidet Alexandras Vater nicht unter Gedächtnisverlust und Orientierungslosigkeit, sondern es sind seine intellektuellen Fähigkei-ten, die langsam abnehmen. Er hat Schwierigkeiten, einer Unterhal-tung zu folgen, weiss nicht mehr, was ein Schulheft ist, versteht nicht, dass man den Herd ausschalten muss, wenn es anfängt, verbrannt zu riechen. Alexandras Vater ver-ändert sich in seiner ganzen Persön-lichkeit.
Als ihr Vater immer länger zu Hause bleibt und keine Anstalten macht, wieder arbeiten zu gehen, wird Alexandra klar, dass es schlim-mer ist, als sie gedacht hat. Nach und nach erfährt sie von ihrer Mut-
daran. Als Alexandras Oma zu Be-such kommt, fragt sie ihre Schwie-gertochter versehentlich nach den Medikamenten für ihren Sohn – in seiner Gegenwart. Er fängt an zu
schreien: «Nein, nein, nein!» Im-mer häufiger bekommt er Schreianfälle,
stundenlang: «Nein!» Wenn ihn sei-ne Frau bittet aufzuhören, wird er noch aggressiver.
Tagsüber von sieben Uhr mor-gens bis fünf Uhr abends besucht er nun eine Einrichtung, in der junge Demenzkranke betreut werden. Nur
nachts und am Wochenende ist er zu Hause. Manchmal sucht er Todesanzeigen heraus und schaut sich alte Fotos an: Als er 19 Jahre alt war, starb sein bester Freund bei einem Autounfall. Er durchlebt diesen Schicksalsschlag noch einmal, weint bitter-
lich. Alexandra versucht ihn zu beruhigen: «Jetzt ist
ter die ganze Wahrheit: Die Krank-heit ist unheilbar. Ihr Vater nimmt Medikamente, die den Krankheits-verlauf wenigstens ein bisschen verlangsamen sollen. Schliesslich fragt ihre kleine Schwester Fran-ziska: «Stirbt Papa?» Ihre Mut-ter zögert, dann aber sagt sie: «Ja, er wird sterben.» Die Ärzte geben ihm sechs Jahre. Je jünger der Erkrankte ist, desto schneller führt die Demenz zum Tod. Für Alexandra ist klar: Papa soll bei ihnen zu Hause bleiben. Die kleine Familie will zusammenhalten.
Vormittags ist er allein zu Hau-se. Wenn Alexandra aus der Schule kommt, kocht sie für ihn und ihre kleine Schwester. Anschliessend hilft sie Franziska bei den Hausauf-gaben und kümmert sich um ihren Vater, der ihre ganze Aufmerk-samkeit beansprucht: Ständig ist er auf den Beinen, wandert durch den Gang, die Küche, das Wohn-zimmer und wieder zurück, kann nicht ruhig sitzen. An manchen Tagen läuft er dreimal zur nahe ge-legenen Eisdiele, um sich ein Eis zu kaufen.
Alexandra ist es ganz recht, dass ihr Vater öfter unterwegs ist, für die Elfjährige bedeutet dies ein paar Minuten Verschnaufpause. Erst wenn ihre Mutter gegen halb fünf nach Hause kommt, kann Alex-andra ihre eigenen Hausaufgaben erledigen und für den nächsten Tag lernen. Abends fällt sie müde ins Bett. Warum musste gerade ihr Papa krank werden? Er hat nicht ge-raucht, viel Sport getrieben, sich ge-sund ernährt. Sie ist wütend – und traurig.
Alexandras Vater will weder, dass man mit ihm über seine Krank-heit spricht, noch dass andere vor ihm darüber sprechen. Seine Fa-milie akzeptiert das und hält sich
Warum musste gerade ihr Papa krank werden?
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papas langsamer abschied
Anna-Lisa Behnke, 20, aus Mühldorf, bezeichnet sich als «offenen und fröhlichen Menschen, der
oft lacht». Sie spielt gerne Klavier, macht Yoga und liest häufig. Sie interessiert sich für Medizin,
könnte sich aber auch vorstellen, Politikwissenschaft zu studieren.
es vorbei. Komm, wir räumen das Album wieder weg.» Sie, die elfjäh-rige Tochter, tröstet ihren Vater, der mehr und mehr zum Kind wird. Als sie auf einem Stuhl Platz nimmt, setzt sich ihr Papa auf ihren Schoss.
Alexandra spielt in ihrem Zim-mer, als plötzlich ihr Vater in der Tür erscheint. Er würgt, weil ihm ein kleines Stück Fleisch im Hals steckt, das er ungekaut heruntergeschluckt hat. Sie starrt ihn an: Sein Gesicht ist ganz weiss, seine Augen drehen sich langsam nach oben. Alexandra ist hilflos, bis ihre Mutter das Fleisch-stückchen mit ihrem Finger endlich herausbekommt. Weil ihr Vater Pro-bleme beim Schlucken hat, isst er nur noch wenig und nimmt immer mehr ab. Auch das Sprechen fällt ihm zunehmend schwerer. Zu Be-ginn der Krankheit kann man sich mit ihm noch über die Musik von
Richard Wagner und die Toskanafe-rien unterhalten. Alexandra spricht ihn bewusst auf diese Themen an, antwortet jedes Mal auf dieselben Sätze, stellt dieselben Fragen. Wür-de sie ihm von der Schule erzählen, verstünde er sie nicht. Er bekäme
Angst, weil ihm dann bewusst würde, dass er krank ist. Bittet man ihn dage-
gen langsam und deutlich: «Hol mal die Brille», wiederholt er den Satz immer wieder. Später sagt er bloss: «... die Brille, die Brille, die Brille.» Schliesslich kann er nur noch die Lippen bewegen. Alexandra beugt sich ganz nahe zu ihm, um zu erra-ten, was er ihr sagen will. Ihr Papa ist überglücklich, als er merkt, dass seine Tochter ihn verstanden hat: Er erzählt von den Toskanaferien – und strahlt.
Es sind Sommerferien, die 13-jährige Alexandra ist mit einer Freundin unterwegs gewesen und gerade nach Hause gekommen, als das Telefon klingelt. Eine Betreu-erin ihres Vaters ist am Apparat und möchte mit ihrer Mutter spre-chen. Alexandra wundert sich: Die Betreuer rufen normalerweise nie mittags an, weil sie genau wissen, dass ihre Mutter arbeitet. Nachdem sie die Telefonnummer der Arbeits-stelle durchgegeben hat, meldet sich wenig später ihre Mutter: «Papa liegt im Krankenhaus, wir fahren zu ihm.» Alexandra versucht sich zu beruhigen. Vielleicht hat er sich wieder verschluckt und man hat ihn
nur ins Krankenhaus gebracht, um zu kontrollieren, ob wieder alles in Ordnung ist. Als ihre Mutter kommt, um sie abzuholen, weiss Alexandra sofort, dass etwas Schlimmes pas-siert sein muss. Ihre Mutter bestä-tigt sie: Ihr Vater hatte einen Herz-Kreislauf-Zusammenbruch und musste reanimiert werden. Sein Herz schlägt, aber nur noch ein klei-ner Teil seines Gehirns arbeitet. Die ganze Autofahrt zum Krankenhaus weint Alexandra. Als sie gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrer Mut-ter das Krankenzimmer betritt, ist alles ruhig. Um das Bett ihres Vaters stehen viele Maschinen. Aber ihr Papa sieht friedlich aus – als würde er schlafen.
Am nächsten Morgen sitzt Alexandra auf dem Krankenhaus-flur und wartet. Ihre Mutter und ihre Oma besprechen sich gerade mit den Ärzten. Dann wird sie her-eingeholt: Die Ärzte werden die Ge-räte abschalten. Alexandra hat das erwartet. Sie weiss, dass ihr Vater, wenn er wieder aufwachen würde, wahrscheinlich nur noch still im Bett liegen und an die Decke sehen könnte. Sie weiss, dass es so bes-ser ist. Alexandra und ihre Mutter warten draussen, während die Ge-räte abgeschaltet werden, dann dür-fen sie hineingehen. Es ist still, sie schweigen. Alexandra blickt auf ih-ren Vater: Langsam weicht die Farbe aus seinem Gesicht. Als sie das Ge-fühl hat, dass ihr Papa nicht mehr in seinem Bett liegt, nicht mehr da ist, geht sie hinaus und setzt sich still auf einen Stuhl.
Foto
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Das Sprechen fällt ihm zunehmend schwerer.
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Tiefe Einschnitte
Die pathologische Abteilung eines Krankenhauses doku-
mentiert hier die Sektion eines menschlichen Gehirns. Der
erste Schritt ist die Zerlegung des Gehirns in diverse Schnit-
te, im zweiten Schritt werden die Scheiben im Labor unter-
sucht, um die Todesfalldiagnose des verstorbenen Patien-
ten zu bestätigen oder Anzeichen auf weitere Krankheiten
zu ermitteln. Mit diesem Foto gewann Dirk Fellenberg ei-
nen Preis beim Wettbewerb «Bilder der Forschung».
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