1001 · irgendwo klingelt es leis dann geht die kaffeemaschine hat da ein auto gehupt laut...

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1001

POM19Jahrbuch für Patientinnen-Orientierte

Medizinerinnenausbildung

Mabuse-VerlagFrankfurt am Main

ROM 19

Jahrbuch für Patientlnnen-OrientierteMedizinerlnnenausbiidung© Mabuse Verlag GmbHKasseler Straße 1aD-60486 Frankfurt/MainTel. 069 /97 0 7 4 0 7 1

Herausgeber

Die Dresdner Anamnesetutoren

RedaktionTobias Maulhardt. Michaela Berger, Franziska Richter, Lisa Sontheimer,Dorit Knuschke

Anschrift

POM 19c/o Tobias MaulhardtSchubertstrasse 32. 01307 Dresden

[email protected]

ErscheinungsweiseJährlich mit wechselnder Redaktion

DruckPrisma Verlagsdruckerei, Frankfurt am Main

ISBN 3-933050-92-8ISSN 1435-540X

Printed in Germany

Irgendwo klingelt es leisDann geht die Kaffeemaschine

Hat da ein Auto gehuptLaut quietscht die Bahn in der Schiene

Vater ruft Dich aus dem BettHell sprudelt's Wasser ins Becken

Im Radio spielt FlötenmusikAlles hörst Du beim Wecken.

Gut, daß Du Ohren hast, gut, daß Du hörst.

Sieh Dir die Wolken mal anSeh'n sie nicht aus wie GesichterSchau, wenn die Sonne aufgehtUnd es wird lichter und lichter

Leute rennen zur BahnManche beim Bäcker anstehen

Da verliert einer den HutÜberall gibt's was zu sehen.

Gut, daß Du Augen hast, gut, daß Du siehst.

Wenn es blitzt , donnert und pfe i f tBald sind die Fenster beschlagen

Mutter kocht heißen KakaoDann fühlst Du warmes Behagen

Läuft Dir ein Kätzchen mal /uGib ihm zu trinken, zu fressen

Streichle es, dann wird's Dein FreundFreunde darf man nie vergessen.

Gut, daß ein Herz Du hast, gut, daß Du fühlst.

Liebes Anamnesevolk, liebe Gemeinde,

wir paar Anamnesler in Dresden sprangen vor Freude im Dreieck, als wir vom Mutunserer Ein - „Mann" - Delegation beim Maitreffen in Berlin erfuhren, die Tradi-tion des Jahrbuchs zu retten.Die Überraschung war gelungen und auf einmal waren wir die Redaktion,Wir haben uns nicht geschont und neben Examina und anderen Herausforderun-gen des Lebens unser Buch wachsen lassen. Es war nicht immer nur Arbeit!

Aufgrund der teilweise spät eingegangenen Artikel war es uns nicht möglich, un-sere ursprüngliche Idee - der Ablauf einer Anamnesestunde als Leitfaden fürdie Gliederung des Buches - zu verwirklichen. Kurzfristig haben wir ein neuesKonzept entwickelt und sind damit auch zufrieden:

„Mit offenen Ohren - mit offenen Augen - mit offenem Mund"

Einen Schwerpunkt in dem Buch bildet diesmal die Studienreform mit POL undderen Verbindungen zur Anamnesebewegung. Gerade wir in Dresden können dieseVeränderungen hautnah spüren. Wir wollen damit auch einen gewissen Verände-rungsdruck , den wir dadurch wahrnehmen, zur Sprache bringen.Interessant finden wir auch die Beiträge, die über Anamnesegruppen und Studi-um hinaus gehen, da sie unseren Horizont und den des Jahrbuchs in anregenderWeise offnen,

Ihr habt nun das Ergebnis (unser erstes Buch über Anamnese!) in den Händenund wir wünschen Euch gute Unterhaltung. Wir hoffen, daß der eine oder andereArtikel inspiriert oder zur Diskussion anregt.

Viel Freude!

P.S.: Aus Tutorlnnen machten wir Tutoren, aus Ärztinnen Arzte, undschliessen trotzdem beide Geschlechter in die Bezeichnungen mit ein. Wirhoffen, damit einen für alle Beteiligten zufriedenstellenden Kompromisszwischen Emanzipation, Lesbarkeit und Computerbearbeitbarkeit (v. a.Silbentrennung) gefunden zu haben.

offenen Ohren.

Stätfteßericfite:

WienAh-\uiulru

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'Erfahrungen & ^Experimente:

17

'Maitreffen :

Reformen:

fMit offenen 'Augen...

ßBer den TefCerrand

Authi t ' /um / i v i l e n l 'ngehorsum7')

Legt sich die Mcdi/in \vidt;r( 'hriMiun A /ifiti-r. (im: S1)

Mit offenem fMund...

Adressen von den Ansprechpurtnernder ein/einen Studie fiüchcrlipps

„Mit offenen Öftren"

... Neues aus (fenßnamnesegruppen

Städte 6 eric fite

& (Experimente

'Maitreffen

<p 'M 2002

Grüße aus Wien!

Das Studienjahr 2001/2002 hat m i teinigen interimist ischen Verände-rungen der Tuioriumsgruppe begon-nen. Kurzerhand w u r d e n aus densechs geführten AnamnesegruppenFünf, wobei die Tutoren/ahl von 12beibehalten wurde. Ave i Tutorlnnenhaben sich die l - v a l u i e r u n g der Wie-ner Anamnesegruppen, seit derenBestehen (aus Wiener Sieht ) und dieLeitung der Supervision /ur Aufgabegemacht. D.h. in diesem Studienjahrwaren nur l l i n f " s tudent i sch geführteAnamnesegruppen auf WienerKrankenstat ionen. hin Tulorenpaar,dass un te r der Lei tung und Beglei-tung des Lehrveranstalters supervi-diert wird, führ! selbständig die wö-chent l iche Teamsupervision durchund erarbeitet eine Analyse aller (?)relevanten Daten, die mit der WienerAnamnesegruppe zusammenhängen.Paral le l da/u kam zum /.weiten Maleine Wilde Anamnesegruppe zustan-de. Die Wilde Anamnesegruppe sel/tsich ans ehemaligen Tutor iumste i l -nehmern zusammen und s t e l l t eineselbst geleitete Fortgeschriuenen-gruppe dar.

l 'nser Anamnesetutorium kons t i t u -iert sich aus 12 Tutoren. Dieses Jahrsetzt sich das Ge.schlechterverhülinisaus drei Männer und neun Trauen/usamnien. Die Studienrichtungen,die die Tutoren belegen, sind: Medi-zin und Psychologie. Diese Traditiongeht schon viele Jahre zurück undhat das Verständnis innerhalb dieser

beiden Berufsgruppen für jeweils dieandere sehr pos i t i v b e e i n f l u ß t . Seitm i t t l e r w e i l e drei Jahren haben wirunsere In te rd i sz ip l ina r i t ä t auch aufandere Dis/iplinen erweitert. So la-den wir auch Studierende derSprachwissenschaft, So/iologie,Sonder- und l le i lpädagogik, Päda-gogik. Fthno-Mcdizin, Theologie /uden Anamnesegruppen ein. Viele ,auch Nicht Mediziner, haben sichfür die Anamnesegruppe interessiertund angemeldet. Bei den Tutoren hatsich die S l u d i e n v i e l f a l t noch n i ch tdurchgesetzt. Für unsere Fähigkeitals Tutoren werden wir be/ahll. D.h.wir s ind geringfügig am Mediz in i -schen Dekanat beschäftigt und sindneben der Tätigkeit als Tutor iumsle i -ter auch /u einer wöchentlichen Su-pervision ve rp f l i ch t e t . Unsere Su-pervision verlief die letzten Jahrenach der Ba l in tmethode . Dieses Jahrsind aufgrund der neuen Aisammen-setzung der Supervis ions le i tung auchandere Methoden eingesetzt worden.So wird neben klassischer Fallbe-sprechung (nach B a i i n t ) auch syste-mische Teamsupervision angeboten.Die Anamnesegruppe ist im Medi-/instudiuni als Wahlpflichtveranstal-tung verankert. Bei einer /weise-mestrigen Teilnahme und einerAbschlußarbeil gibt es von „uns" ein/eugnis.Offen bleibt f ü r die Wiener Anam-nesegruppc deren Verankerung imneuen Mediz in i schen Cur r icu lum.Xu bedenken gi l t eine geeignete

•Städteberichte

Form der H ing l i ede rung in den neu-en Sti idienplan, der die bisherige,sehr seihständig und unier gan/heit-l idien Gesichtspunkten agierendeArbe i t e rmögl iehen wird köntu'n.Kon t inu i t ä t , Offenhe i t , I n t e rd i / i p l i -n a r i t ä t . Austausch mit der in ternat io-nalen Anamnesegruppenbewegungund Selbs tbes t immung in der Arbei tsind für uns sehr wichtige Faktoren,die wir auch als Garant fü r gleich-bleibende hohe Qual i tä t betrachten.

Bis /um jet/ igen /ei tpunkl gibt esnoch keine konkreten Antworten undLösungen. Aber wir sind /u\ ersicht-l ich Lind freuen uns au!' ein Wieder-sehen mit euch.

Wien

Das vergangene Jahr in Dresden

Angefangen mit drei Anamnese-gruppen starteten wir in das Jahr2001. Trotz allem Enthusiasmusder Tutoren löste sich nach eini-ger Zeit die erste Gruppe auf.(siehe Artikel „Gescheiterte A-namnesegruppe")

Die Existenz der beiden anderenGruppen sahen wir nicht in Ge-fahr. Unser Augenmerk legten wirdaher in die Ausbildung weitererTutoren, da von uns 5 Tutoren 3gern ihre Arbeit aufgrund andererstudentischer Aktivitäten nieder-legen wollten.

Somit organisierten wir ein Tuto-rentraining und hofften auf regeTeilnahme (siehe Artikel „Abge-sagtes Tutorentraining")Durch die überwiegenden Absa-gen der Dresdener Anamnese-gruppenteilnehmer mussten wir

aufgrund der geringen Teilneh-merzahl das Training ad acta le-gen. Für die Dresdener bedeute-te dies, dass in dem kommendenSemester nur eine Gruppe ange-boten werden könnte.

Doch wie es der Zufall wollte, be-kamen wir im Oktober des glei-chen Jahres Unterstützung ausLübeck. Dadurch und mit der Zu-sage einer alten Tutorin noch einJahr lang mitzuarbeiten, hattenwir die Möglichkeit zwei Gruppenanzubieten. Die hohe Teilneh-merzahl erfreute uns sehr. Diesebeiden Gruppen laufen im kom-menden Semester aus und wiees danach weiter gehen wird,zeigt uns die Zukunft.

Des weiteren kam im Juli 2001Herr Prof. Schüffei aus Marburgunserer Einladung nach, die

(M 2002

Dresdener Anamnesegruppe zubesuchen.Anamneseinteressierte und Tuto-ren hatten an diesem Nachmittagdie Möglichkeit einen neue Artder Anamnesegruppenarbeitkennen zu lernen und auszupro-bieren, (siehe Artikel „Off Broad-way")Wir wurden an eine neue Weiseder Gesprachsführung herange-führt, die uns an eigene Grenzenbrachte. Nach der üblichen A-namneseerhebung wurde dasKonzept dadurch erweitert, dassder Patient an der anschließen-den Diskussion mit teilnimmt.Schwierigkeiten hatten wir be-sonders, unsere spontanen Emp-findungen in Anwesenheit desBetroffenen zu äußern. Auf dereinen Seite hatten wir Angst,dem Patienten zu nah zu treten,ihn zu überfordern und seineProblemfelder zu beleuchten.Andererseits fühlten wir uns mitdieser neuen Aufgabe überfor-dert und wussten nicht wie wirdie Privatsphäre des Patientenschützen sollten.Dieses Experiment sprengte un-serer Meinung nach den Rahmender Anamnesegruppenarbeit.Einerseits fehlt die Erfahrung inden Gruppen, da diese nur fürein halbes oder ein ganzes Jahr

zusammenbleiben, vorrangig umdie Gesprächsführung zu erler-nen und Ängste vor dem Patien-ten zu verlieren. Andererseitswerden die Tutoren einem enor-men Leistungsdruck ausgesetzt,der in der Komplexität der neuenGesprächsführung und in derBeziehung zum Patienten liegt.Das „Off Broadway" - Modell ü-berschreitet für uns Studentendas Erlernen der Anamneseer-hebung, da es in seiner Konse-quenz einen weiten Schritt inRichtung Therapie geht, der vonuns nur sehr schwer getragenwerden kann. Dieses Modell soll-te aber nicht beiseite gelegt,sondern in den weiteren Ausbil-dungsvorgang integriert werden.Vielleicht erwächst aus dieserAnregung in den nächsten Jah-ren ein Angebot, welches vonprofessioneller Seite her in dieKlinikausbildung verwirklicht wer-den kann.

Im Augenblick sind wir mit demErstellen der POM beschäftigt,die im Mai 2002 in Innsbruckzum Verkauf angeboten wird.

Maulharüt & Michaela ßcr-. Drcsücn

•Sttidtebericfiti

Städtebericht Hamburg 2001

Ok. Da wären wir . Am voraussicht-l i chen F.nde der s tudentischen A-namnesegruppe in Hamburg.

l ' n t l dabei schien es doch vor einemJah r noch stei l bergauf /u gehen.4 lu lo ren . 2 C i r u p p e n und eine Wi l -de ( i ruppe . /usät / l ich e in ige Fhema-l ige und /ukünf t ige , mit denen /u-sammengearbeitet wurde.Im A p r i l 2001 fuhren \ \ i r /u achtnach l . u t t e r am H.irrenberge. NebenBeschäft igungen \ \ i e l !ol/sägen,i lo l /hackcn und Wippen befässtenwir uns mit Themen wie Aggression( a l s Vorberei tung auf das Maitreffen2001 ) , Psychodrama, K o n f l i k t e inGruppen Lind geschleehterspc/ i t i -sclies Verha l ten , l .e t / terem \ \ i dme-ten wir noch \e rschar f t unsere Auf -merksamke i t , da wir eine Wochespäter mit /wei g le i chgesch lech t l i -chen l utorenpaaren ins Semestergehen würden.

Die /wei C i r u p p e n waren k l e i n aberfe in . Die /ue iwoch igen Supemsio-nen brachten uns in der Arbe i t mitihnen i m m e r we i t e r voran. Alfriedenmit dem Semester gingen \ \ i r in dieSommerferien, a l le rd ings ohne Aus-sicht auf ncLie "l utoren.

Am Anfang des nächsten Semesterswar klar , dass wir durch ein 'I utoren-förderprogramm der l ' n i i iamburgfür das nächste Jah r un t e r s tü t / t wer-den so l l t en .

Wir gingen wieder mit vier Tutorcnan den Start, wobei wir das Ron/.eptder Gle ichgeschlech t l ichke i t beibe-hie l ten. Am Infoabcnd /eichnete siehab, dass wir es nicht schaffen wür-den, a l l e Interessierten in nur /weiGruppen unter/ubringen. Dies führteg lück l i che rwe i se /um spontanenHntschluss /weier ehemaliger Teil-nehmer innen der let/ten Wi ldenCi ruppe , e b e n f a l l s eine Ci ruppe an/u-bieten.Da für ein Tu to ren t r a in ing im größe-ren Rahmen die /eit f e h l t e , integ-rierten wir einen spe/iellen Trai-n ingsblock in unser Wochenende inl .u t t e r (am Harrenberge). WeitereThemen \varen Ar/ t -Pat ienten-l ie / iehungen. A l t e rn , t raumat is ier teP a t i e n t e n und Wahrnehmungen (a lsVorberei tung auf das Mai t r e f f en2002).Von drei entstandenen Ciruppen wa-ren /wei doppell so groß wie imVorsemester. An einer der Gruppennahmen /wei Psychologiestudieren-de t e i l .[ ' i iser beanspruchtes Kl imkrepe- r -toire, bestehend aus Dermalologie.Neurologie. Neurochirurgie und In-nere Medi / in . erwei ter te sich erst-mals um die Ps>ch i a t r i e , Dies warfür die betroffene (iruppe aufregendund e ine große Bere icherung,

Dieses mal gehen wir /.war wieder/Lifr ieden. aber auch ein bisschenwehmüt ig in die Ferien. Wissen wirdoch, dass sich unser S tud ium dem

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i'.nde /uneigt und bevorstehende F\-amina , Diplome, und was sonst nochso a n l i e g t , uns daran hindern \\er-den, die s tudentische Anamnese-gruppe weiter au f r ech t /ue rha l t en ./war besieht ein k le iner l ;unkenl lo tTnung auf eine Neuorganisa t ionder Anamnesegruppen; oh sich diesewird bestätigen lassen, ist uns /umjet / igen / e i t punk t leider noch n i ch tklar ."

In jedem Fall würden wir uns übere ine Fortset/ung freuen.

ßüschcr

Städtebericht Innsbruck

Wie vermittelt man einen Ein-druck von einem dynamischenGeschehen'?' Können statischeFakten aneinandergereiht einenlebhaften Prozeß beschreiben'!'Ich glaube nein. Natürlich könnteich jetzt schreiben, daß es inInnsbruck seit Herbst 3 Gruppengibt, daß wir 6 bezahlte Tutorenhaben, es jede Menge Arbeit biszum Maitreffen gegeben hat, daßdie Zukunft unserer Gruppe, wiesie in den neu zu implementie-renden Studienplan zu integrie-ren ist, noch völlig offen ist usw.

Aber nichts von alldem ist wirk-lich für jemand Außenstehendenspannend zu lesen. Viel span-nender ist wohl ein Roman zulesen, in dem wir (die Innsbru-cker Anamnesler) die Handlungbestimmen:..

„....Die 6 Tutoren lehnten sichauf. Es war in ihrem Naturell ge-gen die bestehenden Strukturenzu kämpfen, sie zu verändern,neu zu formen. Sie wollten 3Gruppen und bekamen sie. Aberihre Energien waren noch nichterschöpft und sie bäumten sichnochmals auf. forderten ihr rechtauf Unterstützung ein und hieltenkurz darauf Tutoriumsverträge inHänden. Erschöpft von diesenKraftaufwand begaben sie sichzu Ruhe und sammelten sich denganzen Sommer lang. Doch dassechsköpfige Ungeheuer erwach-te erneut und seine Gier auf A-benteuer wurde geschürt vonseinen Grüpplingen und so ent-stand wieder einmal eine frucht-bare Symbiose. Durch diesen Er-folg gestärkt und motiviert habenalle an einen Strang gezogen umdie Festung Maitreffen zu bauenWie diese zur Verteidigung nach

•Sttiiftefit'ricfitt'

dem Mai dieses Jahres gegendie Angriffe auf unsere Souverä-nität beitragen wird, kann nochkeiner sagen. Doch die Gruppehatte schon zuviel durchgemacht,um über was wäre wenn zu spe-kulieren "

Wer auf mehr Fakten zurückgrei-fen will, sollte einfach mal in Netzunter

www.uibk.ac.at/anamneseg/

nachschauen, nachlesen und BilderbemitachtL'n!

Physikum • 1. Staatsexamen • 2. Staatsexamen3. Staatsexamen • Workshops

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2002

Was du immer schon geahnt hast, aber jetzt hast du's schwär/ aufweiß!

Oder ein bisschen Statistik ausWien.

Im Vergangen Semester gestaltetenWiener Anamnesetutoren eine statis-tische Befragung über die Lehrver-anstaltung Anamnesegruppe aus na-t ionaler und internationaler Sieht,/iel unserer Befragung ist eineSammlung relevanter Daten über dieAnamnesegruppe.

Im Folgenden findet ihr einen klei-nen Ausschnitt über unsere Ergeb-nisse. Die dargebrachten Resultatebasieren auf euren Rückmeldungenund beanspruchen keine Vollstän-digkeit. In diesem Zusammenhangmöchte ieh mich bei euch für eureKooperation und Unlcrstül/.ung be-danken. Während der Datenerhe-bung mussten wir euch mehrmalsbehelligen. Die Befragung war alsPro/.ess gekennzeichnet und neueErgebnisse verursachten bei unsgleich/eilig neue Fragen, die wirauch beantwortet haben wollten.

Aus internationaler Sicht wurden imlaufenden Studienjahr 2001/02 in l KMedizinische Fakul täten in Deutsch-land, Schwel/ und Österreich stu-dentisch geführte Anamnesetutonenangeboten. Der Anamneseverbundset/.t sich aus 14 deutschen, einerschwei/erischen und drei österrei-chischen Fakultäten zusammen. Die/ahl der geführten Gruppen belauftsich von sieben Tutoriumsgruppen

wie z.B. in Ulm bis /u einer wie inZürich. Die Gruppengrößen schwan-ken von 7 bis 14 Teilnehmern. 13Medizinische Fakultäten bieten ihrenTutoren regelmäßig Supervision an.Hier reicht das Angebot von einmalim Monat bis wöchentlich. Marburgbietet einmal im Monat Supervisionan und in Wien ilndet die Supervisi-on wöchentl ich statt. (Offen bleibenFragen wie: Art der angebotenenMethode und, ob das Supervisions-angebot für gesamte Anamnesegrup-pen und Tuloren oder nur für die Tu-toren gilt und welche anderen Kon-struktionen an supervisorischerBetreuung es noch gibt. Interessantwäre das Ausmaß der Fluktuationbei den Tutoriumsteilnehmern /.ueruieren.) Bei der Be/ahlung gibt eserhebliche Unterschiede. Von den 18dokumentierten Stadien haben sechskeine näheren Angaben über eineBezahlung gegeben. Von den ver-bliebenen 12 Anamnescstädlen be-kommen in acht Städten die Tutorenregelmäßig Geld für ihre Tätigkeil.

Jährlich findet mindestens ein Tulo-rentraining statt. Dieses wird vonerfahrenen Tutoren inha l t l i ch gestal-tet. Die Trainings dauern im Durch-schnitt eine Woche und sind meis-tens für ca. 20 Teilnehmer vorgese-hen, die in zwei Gruppen mit jeweilszwei Leitern arbeiten. Kbenfa l l s jähr-lich, mit wechselnder Redaktion,wird das Jahrbuch der Anamnese-gruppen herausgegeben ;-) Die

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'Erfahrungen & 'h.\pcrimcnte

Anamnesegruppenbewegung betreutrege lmäßig selbstorganisierte inter-n a t i o n a l e s tudent i sche Kongresse.Jedes Jahr im Mai f i n d e t e in interna-t iona le r Anamnesegruppenkongresssta t t . Das „Mai t re f fen" wurde 1080in Marburg mit Unters tü t /ung vonHerrn Prof. Dr. Schüf te l (Lei ter derAbte i lung der PsychosomatischenMedi / in in Marburg) ins Leben ge-rufen Lind steht jedes Jahr unter ei-nem anderen Motto. Das j ä h r l i c h e'["reffen dient der Auseinanderset-/ung mit der Ar/t Patientenbe/ie-hung, die in Workshops erarbeitetwi rd . Von 1080 bis 1098 fanden dieTreffen in Marburg s ta t t . Seit 1000wechseln s ich die Veransta l ter unddie /u besuchenden Städte ah, Aberdie Anamnesegruppenbewegung gibtes schon länger, Fnde der 60-igerJahre engagierten sich verände-rungsbere i te Professoren und inA u f b r u e h be f ind l i che Studenten füre ine neue Pa t ien tenor ien t ie r te Medi-/ i H e r a u s b i l d u n g . Die GeburKstundeder Anamnesegruppenbewegung wargekommen. Vor 33 Jahren kam inHm die Anamnesegruppenbewe-gung auf die Welt . Im WS 1969/70k o n s t i t u i e r t e n sich die ersten s tuden-t i sch g e f ü h r t e n Amminesegruppen,deren Kon/ept das peer-group lear-n ing dars te l l t . Schnel l verbreitetes ich dieser Gedanke und es folgtenweitere Medi / in ische [- 'akultäten, dies t u d e n t i s c h geführte Tutorien anbo-t en .

Aus nat ionaler Sicht und im Beson-deren aus Wiene r Sicht ist dieAnamnesegruppe jünger , hnde der80-iger Jahre formierten sich begeis-

terung.sfahige Medi/ instudentcn undholten den Anamnesegruppengedan-ken naeh Wien. Seit 1990 ist dieAnamnesegruppe ein f ixer Bestand-te i l in der Medi/.inisehen Ausbildungin Form eines Wahlfaches . Seit die-ser /eit wurden im Durchschnit t1000 Patientengesprache von mehrals 800 Tutoriumsteilnehmern ge-führ t und in den Gruppen, die überywei Semester gehen, gemeinsamnach besprochen. 44 Tutoren warenin den let/ten 12 Jahren am WienerIns t i tu t für Medi / in ische Psycholo-gie für die Anamnesegruppe tatig.Die Geschlechterverteilung der Tu-toren unter te i l t sich auf die Jahre ge-rechnet in 34% Männer und 66%Frauenante i l . Dies entspricht in etwader Cieschlechtervertei lung bei denTutor iumstei lnehmern. I l ier habenwir ein Verhä l tn i s von 25% Studen-ten /u 75% Student innen. Die Ge-schlechterver te i lung der Tutoren warin den ersten Jahren gleichmaßigerver te i l t . 58% Fraucnantei l /u 42%Männerante i l . Die /ahl der männ l i -chen Tutoren sank jedoch kon t inu -i e r l i ch . 1999 bis 2001 war die Quoteder Tutoren auf 17% gesunken undstieg im let/.len Jahr wieder auf dasd u r c h s c h n i t t l i c h e Niveau . Weibl icheTutoren betrauen im Durchschni t t3,2 Jahre die Anamnesegruppe, wäh-rend männl iche Tutoren 2,6 Jahreihre Tät igkei t als s tudentischerGruppenle i te r ausüben. Generellkann man von einem langfr is t igenHngagement der Tutoren sprechen

Obwohl es in Wien seit 1990 ofll-/ i e l l Anamnesegruppen gibt, beginntderen Dokumentat ion erst ein Jahr

später. Seit dieser /eil wurden vonden Tutoren mehr als 800 Studieren-de betreut. Im Durchschnitt sind dieTutor iumste i lnehmern im 10. Stu-diensemester, wenn sie diese Lehr-verans ta l tung besuchen. Ls werdenjedoch keine k l in i schen Vorkennt-nisse für den Besuch der Lehrveran-s ta l tung vorausgeset/.t. Von Anbe-ginn an set/ten sich die Tutoriums-te i lnehmer aus Studierenden derMedi/in und Psychologie xusam-inen. Etwa V.\ der Tutoren sind Psy-chologiestudenten. Diese Art der In-t e rd i sx . ip l ina r i t ä t besteht seit Beginnan. Seit l')1)1) Ibrdern die Tutoreneine vermehrte In t e rd i s / ip l ina r i t ä tein. So \\erben die ' l 'utoren auch aufden In s t i t u t en der Sprachwissen-schaf t , Ethnologie , Theologie undSonder- & Heilpädagogik. Die 7u-sammenset/ung der S tud ien r i ch tun-gen ist wie folgt: 66% Medi/iner.20% Psychologen und 5% t e i l e n sichauf Studierende der Sprachwissen-schaft (1.8%). Ethnologie (0.5%),

Theologie (0,5%) und Sonder- &Heilpädagogik (0.9%) und 1,3%n i c h t dokumentier te andere Studien-r i ch tungen auf. Nach wie vor ist dieAnamnesegruppe eine Lehrveran-s ta l tung die von Medi / inern getra-gen wird.

Trot/dem gibt es vor a l lem ge-wünschte und wachsende Impulseaus anderen S tud ienr ich tungen , die/um L r f b l g , Wei te ren twick lung undQual i t ä t der Anamnesegruppe undderen Inha l t e beitragen. Das Er-fo lgsk r i t e r ium der Anamnesegrup-penbewegung scheint das gekonnteXusammenspiel und der Austauschb/\\. die sieh gegenseitig befruch-tende Be/.iehung /wischen Al l e renund Jüngeren, Nat ionalen und In t e r -na t iona len , verschiedenen Studien-richtuimen. Bekanntem und Neuem

A h:\antJni Pcktirck, Wien

Hallo Angic!

Wie geht es Dir? Ja, ich weiss. ichwäre schon längst wieder mit Schrei-ben dran gewesen. Aber Du kennstdas ja, einfach keine /eil. . .

Aber sag mal, kannst Ou Dich nocherinnern, ich habe Dir doch mal voneiner Freundin er/.ählt. die mit mirstudiert. Wir haben vorige Wochelange über ihren Mittwoch abend

geredet Du weißt schon. Irgendwiewerde ich das Gefühl n ich t los. dassdie da sehr vie l /eil, Kraft undGedanken invest ier t . Ich frage michbloss, oh diese Abende und die v ie leEnergie überhaupt etwas bringen.Sie ist davon felsenfest über/engt.Aber ich genau merke, wie anstren-gend es für sie ist, die Gruppe /u-sammen/uhalten und sich jedesmal

'Erfahrungen et <£

von Neuem auf/uraffen und dahin /ugeliL'n. Ja k la r , .sie scheint diese Ge-spräche /u brauchen . Und obwohlsie / \ \a r manchmal fertig nach l lau-se kommt, ist sie dafür aber immerein Stückchen „charaktergrösser".

Nächten Monat isl ihre a l te Gruppe/u l-.iule und es wird wieder eineneue für das kommende Jahr /u-sammengestel l t . Sie hat mich niegelragt, oder eh r l i ch gesaut, Gott seiDank nie gedrängt, ob ich n ich t auchmal mitmachen möchte. Und obwohlsie e in ige ihrer Probleme, die sie mitder gan/en Sache hat , manchmal mitmir bespr ich t , erwartet s ie meineTeilnahme v i e l l e i c h t auch gar n i c h t ,h i g e n t l i c h \ \e iss ich genau, was ichtun werde. Ich bin \ i e l /u neugierig.Ich melde m i c h e i n f a c h an .

Sie \ \ i r d mein " l utor. l l m m , ich binmir nur n i c h t s i cher , ob wir uns dan i c h t von /eil /u /eil in die Wollekriegen. Meinungsverschiedenhei-ten. \e rs tehs t Du'.' Die eine schät/tden Menschen so e in , die andere hatgan/ andere [• .mpfindungen in dergle ichen S i tua t i on . Sie ist eben ein/ i e m l i c h w ich t i ge r Mensch für michund ich würde mich ungern mit ihrs t re i ten . Obwohl. Strei t gehört dochaber auch i rgendwie da/u. Ich mei-

ne, wir sind erwachsen und ordentli-che S t r e i t k u l t u r hat schl iess l ich nochkeiner Be/iehung geschadet. Oh, Du\\eißt wahrsche in l ich gar nicht sor icht ig , was ich damit jet/t meine. Ksgibt Kegeln für das Nachgespräch,/.H. jeder lässt j eden ausreden. Dasind noch einige , aber diese ist , den-ke ich, die wichtigste. Da werde ichendl ich mal lernen müssen, /u/uhö-ren und meine Gedanken, die mir inden Kopf" schiessen nicht gleich raus/u posaunen, sondern in meinemKopf still f ü r mich /u behalten undspäter an/.ubringen v i e l l e i c h t sogargeordneter und schon wieder verän-dert, weil mich das, was jemand an-derer gesagt hat (und ich muss ihn jabis /u l inde anhören) über/eugt hatoder auf einen anderen weiteren Ge-danken gebracht hat. N a j a , wie auchimmer, da ist /.usammenarbeit. mehroder weniger weg vom Privaten, ge-fragt. Schauen wir mal .

Jedenfa l l s danke ich Dir fürs .,/uhö-ren". Das musste jet/.t mal raus. I chwerde Dir berichten, wie wir unsmachen. Alles Liebe für Dich undeine gan/ dicke UmarmungDeine K.

Katrin Pollack,

(i(.'scheiterte Anamnt'st'gruppe?

/u Beginn unseres 5. Semestersübernahmen Chr is t iane und ich inder Rolle als Tutoren unsere erste20

Anamnesegruppe. I unter uns lagen 2Semester als Teilnehmer einerAnamnesegruppe, ein Tutorentrai-

ning, aber auch ein anamnescfreiesSemester. Während dieses Semestershatten wir kaum etwas mit denAnamnesegruppen /.u tun. In unsentstand eine gewisse Dislan/, esging etwas von unserem Enthus ias-mus f ü r Anamnesegruppen verloren,aber t rot/dem hatte ich die Mot iva t i -on eine Gruppe /u übernehmen. DerCirund dafür war, dass ich anderenStudenten die Möglichkei t bietenwollte, ähn l iche Erfahrungen wie ichsie in meiner ersten Anamnesegrup-pe gemacht habe, /u sammeln.

An einem ersten Intbrmationsahendwurden die Mitgl ieder f ü r die 2 neu-en Anamnesegruppen, die in Dres-den entstehen soll ten, ausgelost. Die/usammenset/.ung unserer Gruppewar keineswegs opt imal . Sie bestandaus 7 Studenten des 3, und 3 Studen-ten des 4. Studienjahres. Es warenalso keine Vork l in ike r vertreten. 5Kommilitonen gehörten einem ge-meinsamen Freundeskreis an. Chris-tiane und ich waren /udem nicht be-sonders g l ü c k l i c h über dieGruppen/usammcnsei/ung, da unsmehrere Studenten aus unseremStud ien jah r n ich t sonderlichsympathisch waren. Doch gan/ve r l i eß uns der Opt imismus n ich t , dawir an eine E n t w i c k l u n g in derGruppe glaubten. Wir hoff ten , daßdurch ein gemeinsames Xie l und die/usammenarbci t etwas WerU ollesentstehen könnte.Der erste gemeinsame Abend, denwir /um Kennenlernen nut / tcn. ver-l i e f vielversprechend. Die Gruppen-St immung fing an, sich /u lockern.

2002

Da niemand sich f r e iw i l l i g da/u be-reit erklärte, das erste Anamnesege-spräch beim nächsten Treffen /uführen, wurde ausgelost. Gan/ /Al-frieden mit dem Kennenlernt reffenerwarteten Christiane und ich nungespannt den ersten regulären Grup-penabend. Der Gesprächsführer hat tesich mit Anamnesegruppenliteniturvorbereitet , so daß die Anamnese fürdas erste Mal w i r k l i e h gut ver l ief .Hei der Nachbesprcchung war ichüberrascht, daß von der Runde fastal le Aspekte des Gespräches vonselbst angesprochen wurden. Außer-dem brachten sich al le Gruppenmit-glieder nahe/u gleich ein. ImSchlußblil/ meinte ein Student, erhabe das Gefühl , daß die Anamnese-gruppe ihm viel bringen würde. Sokam unsere Gruppe langsam ins lau-fen.

Wider allen Erfahrungswertcn ver-ließ niemand während des erstenSemesters die Gruppe. Wir bliebenbei einer Gruppengröße von K) Mit -gliedern plus 2 Tutoren. Aufgrunddessen kam in diesen Xeitraum jedernur einmal in die Rolle des Ge-sprächsführers. In den Nachgesprä-chen konnte die Gruppe sehr gutmiteinander d iskut ie ren . Al le rd ingskam selten eine her/l iehe, vertrauteAtmosphäre auf. Nur /vvei- oderdre imal , als auch weniger Mitgl iederda waren, verspürte ich eine Artf reundschaf t l i ches Miteinander, wieich es aus meiner al ten Anamnese-gruppe kannte . Sonst herrschte im-mer eine sehr sachliche Arbeitsat-mosphäre. Dies kann auch sehr

21

'Erfahrungen &

f ruch tba r sein, ich denke aber, daßfür das längere Heslehen einer frei-w i l l i g e n ( i ruppe angenehme /\vi-schenmenschl iche Kontakte sehrwich t i g s ind . So hat ten Chr is t ianeund ich oft Mot iva t ionsprohleme.Wir kamen uns als Diens t le is ter vor.l ' i i r das Organisieren von Pat ientenund Räumen, die Gruppenabendeund die Supcrvision in\ 'es t ier ten wirviel unserer raren I;rei/.eit. Dies istke in Problem, wenn man sich selbstdabe i wohl f ü h l t und das ( i e füh l hat.daß es einem etwas br ing t . So frag-ten wir uns aber häufig, warum wirdies machen, ohne daß et was von der( i ruppe /u rückkommt . Jedoch gabuns die Supervis ion - das /usam-mentre t ' fen mit den anderen Tutorenund die Gespräche mit unserem Su-per \ i sor - immer wieder A u f w i n du n d M o t i v a t i o n .Heim le t / ten Anamneseabend imersten Semester s t e l l t e n wir Tutorendie frage in den Raum, ob es für dieGruppenmi tg l i eder Dinge gäbe, diesie stören und \ \as sie sich im neuenSemester an Veränderungen wün-schen. Als Reakt ion kamen aus derR u n d e nur Vorschläge für verschie-dene K l i n i k e n , in denen wir nochke ine Anamnese geführt hat ten.

In den Semesterferien machten diemeisten von uns ihre erste Famula -t u r , so auch C h r i s t i a n e und ich. Wirl e rn t en den K l i n i k a l l t a g kennen ,merkten, was f ü r e ine Diskrepan//wischen unserem Anspruch und derW i r k l i c h k e i t lag. Die Anamnesenwurden anhand von l ;ragebögen er-stel l t . Wir hörten uns selbst unend-l ich viele geschlossene Frage stel len,

um konkrete Informationen von denPatienten /u bekommen. In unskeimte die Frage auf, was für e inenSinn die Anamnesegruppe hat, wennman doch im Stationsleben nie dieMögl ichke i t hat, die Vorstellungenüber eine aus führ l i che , gan/heitl icheAnamnese um/uset/en. Hrst mit der/eit wurde mir k lar , wie wicht ig esist , immer wieder /.u üben, nichtscheuklappenartig den Fragebogenab/ufragen, sondern einen Weg /ufinden, offen für a l le Belange desPatienten /u bleiben und trot/deminnerha lb des vorgegebenen /eit-rahmens die notwendigen Informati-onen /u gewinnen.Im /wei ten Semester redu/ierte sichschlagart ig die /ahl der Anamnese-gruppenmitgl ieder . I ' i n e Student ingab als Ci rund /ei tmangel wegenihrer neu begonnenen Doktorarbeitan. Der Student aus dem 4. Studien-j ah r hatte in den Ferien auch seineerste Famula tu r absolviert und dabeiseine ersten Anamnesen erhoben.Seine In ten t ion /ur Tei lnahme an derAnamnesegruppe war die Scheu vordein Ar/t-Patienten-(iespräch gewe-sen. Diese hatte er nun verloren undso auch den ( i rund für seine Grup-pentei lnahme.In der 2. Semesterwoche fand nachder langen Pause der erste Gruppen-abend s ta t t . Da /usät/ l ich /u denStudenten, die aufgehört hatten, dreiverh inder t waren, waren wir insge-samt nur /u fünf!. Der Gesprächs-führe r t e i l t e uns /u Beginn mi t , daßer heute /um let / ten Mal gekommensei. Fr sähe für sich ke inen Sinnmehr, /ur Anamnesegruppe /ukommen, da er i ruendwie die Anam-

nese schon erheben könne und siefür ihn später als Orthopäde eh nichtso wichtig sei. Nach dem In te rv iewund einem kur/en Nachgesprächkam es dann /.u einer Diskussion ü-ber den Lntschluß des Gesprächfüh-rers, n ich t mehr an der Anamnese-gruppe te i l /unehmen. l ;ür Chr i s t i aneund mich war dies eine sehr schwie-rige Situation. Einerse i t s hatten \ \ i rseihst Mol iva t ionsprobleme für die(iruppe. andererseits füh l t en u i r Linsals Tutoren in der P f l i c h t , die ( i rup-pe /usammen/uhal ten. Dafür d i sku-t ier te eine S tudent in aus dem 4. Stu-d ien jahr hehcr/t mit dem Gesprächs-lührer. Sie hät te nach der erstenFamula tu r ähn l i ch gedacht wie er.Nach einem weiteren S tud ien jahrund mehreren Famulaturen habe sieaber gemerkt, wie wichtig undschwierig es i s t , den r ich t ige l 'm-gang mit Patienten /u lernen. Siemeinte, daß n ich t nur die Krankhe i ti s o l i e r t ex.stiere, .sondern auch diePsyche und das so/iale [ i m f e l d desPat ienten eine wich t ige Rolle spie-len. Gerade die Anamnesegruppebiete die Mögl i chke i t , /usammen mitund von anderen Studenten /u ler-nen, verschiedene Patientenpersön-l i c h k e i t e n kennen/ulernen und indi-v idue l l auf sie ein/ugehen.

Heim nächsten Treffen waren nurnoch 4 Studenten übrig. Wir sagtendem Patienten ab, den wir für einGespräch organisiert hatten, um überdas weitere Bestehen der (iruppe /usprechen. Verschiedene Möglichkei-ten standen im Raum: weiter wiebisher, aber /um Beispiel nur aller 2

M 2002

Wochen ein Treffen? Der /usam-menschluß mit einer anderen ( i rup-pe? Oder Veränderungen /.um ü b l i -chen Anamnesegruppenkon/epl? Sokam es /um ersten Mal /u einer rich-tigen Diskussion, was jeder ein/einevon der Anamnesegruppe erwartet.Line Student in woll te weitermachenwie bisher. Sie fand das gängigeAnamnesegruppenkon/ept t o l l . F inanderer Student wol l te am liebstenein Seminar bei einem Profi in Ge-spräehstührung wie einem Fachar/ifür Psychosomatik. Dieser könntedann /um Beispiel Mustern v o r f ü h -ren. Im Laufe der Diskussion \ \u rdeklar , daß a l l e gan/ unterschiedl icheVorstellungen hatten, die auf e inmaln i c h t mehr unter einen Mut /u br in-gen waren.Die Luft war raus.Schl ießl ich kamen wir /u der Ver-einbarung, daß Chris t iane und ichunseren Supervisor fragen würden,ob er berei t sei, ein Gesprächslüh-rungsseminar für unsere Gruppe an-/ubic ten. Unsere Anamnesegruppeim Sinne des klassischen Kon/eptes(von Studenten für S tuden ten) \varsomit aufgelöst. Hin Gesprächsfüh-rungsseminar kam aus verschiedenenGründen nicht /ustande.

Was war der Grund, daß unsereAnamnesegruppe statt y.wei Semes-ter nur ein Semester existierte'? l kit-ten \ \ i r Tutoren versagt? Hin P u n k twird sein, daß ein Großteil derGruppenmitg l ieder als /iel hat ten,die Angst vor dem Ar/t-Patienten-Gespräch /u verlieren, die nach derersten Famulatur bei den meisten

'Erfahrungen et 'Experimente-

\ e rschwunden \ \ a r . Außerdem woll-ten sie die Technik der Gesprächs-tührung lernen, ohne daß sie vielWert auf das Befinden des Pat ienten,eine gan /he i t l i che Anamnese nachdem bio-psycho-so/ialen Modelllegten. Dies paßte na tü r l i ch n i c h t mitdem Anamnesegruppenkon/ept/usammen. hin wichtiger Faktor ist\ \ a h r s c h e i n l i c h auch, daß C 'h r i s t i aneund ich aufmu nd dessen, daß wir

seihst n ich t hundertpro/.entig h in te rder Ci ruppe standen, sie n ich t ausrei-chend ablängen und motivierenkonnten . Doch was auf al le Killefehl te : die f reundschaf t l iche Basis inund mit der Ciruppe, die vor a l lem inAnamnesegruppen wich t ig ist, da oftpersonliche Ansichten und Gefühlepreisgegeben werden.

Dorit Knuschke. Dresden

Tutorentraining Dresden

Beim dem Tra in ing im Jahr /morhaben \ \ i r e ine Woche lang in tens ivgearbeitet und damit gute hrfahrun-gen gemacht . Dami t wir im kom-menden Semester \ \ e i t e r e ( i ruppenanbie ten können , \ \ a r es n o t w e n d i gneue ' l utoren aus /ub i lden . Wir orga-n i s i e r t e n in der ersten Oktoberwochedas ' I r a i n i n g , an dem sich Studentenverschiedener l ' n i \ e rs i tä len ange-melde t haben.[ • i n e n l'ag vor Beginn mußten v % i ra l les absagen, \ \as uns wie Kar f re i -tag vorkam. Nachdem der Nebel des/orns verraucht \\'ar und wir k e i n e nAlleinschuldigen ausmachen konn-ten , machten wir uns Gedanken,uoran die kur / f r i s t igen Absagen ge-legen haben k o n n t e n .Wie kommt es, daß \ i e l e etwas Bes-seres vorha t t en und die Anamnesen i c h t mehr so a t t r a k t i v war'.' Ist dasein neues Phänomen der Anamnc-semüdiiikeit'. '

l ' t i r uns brdcuU' t r dasKamm 1 .tbsaj'.rn,Pa tK ' im- t i absagen,K l i n i k e n ab^ii'i'n,KeU 'R ' i i I i ' i i absagen,Kopien \v(.'i*\verk'n,C i i ldan t ra^r absai;i'n,Su |KTVis i<m ;ibs;igfii.

Wir haben uns gefragt, was wir beimnächsten mal im Vorfeld anders ma-chen könnten, um die Interessenten/u b inden .Wir denken, daß eine Woche Trai-ning nötig ist und sehen auch dasTermin-Problem für viele. Die ul t ra-kur /en Wochenendtrainingangebotesind da besser /u koordinieren.

Trotzdem empfinden wir eine längerdauernde Ausbildungsmöglichkeiteffekt iver und fundierter, aufgrundeines intensiveren vielschichtigerenProgramms. Wir wissen, daß es kei-nen perfekten Xeilpunkt für jeder-mann geben wird, daß die Informati-onen nur schleppend weitergegebenwerden und daß eine Verb ind l i chke i tmeist nur durch geldl iche Bindungerreicht werden kann.

942002

Ls beschleicht uns ein Gefühl vonmangelndem Interesse. Anfangs be-siür/tc uns dies sehr, aber im Laufeder /eit haben wir verstanden, daßwir ein mögliches Kinseh la fcn derAnamnese ak/epticren können unduns über ein späteres Aufleben wie-der freuen.

Michaela Berberharül. Dresden

Tobias Maul-

Der / die / das Tutorentraining

Bei uns in der Gruppe beenden wirdie Nachgespräche meist mit „Waswar gut? Was war schlecht? Wasnehm ich mit nach Hause?" l ja, vomlet/ten Maitreffen in Ber l in nahmenwir die Verpf l i ch tung mit nach Ulm,ein hundesweites Tutorentraining /uorganisieren, l 'm den nächstenLeichts innigen in Innsbruck ein paarTipps mit an die I land /u geben, hiernun ein k le iner Bericht über unserePlanung und Durchführung .

Früh, d.h. ca. 3-4 Monate vor demgeplanten Tutorentraining:

Tcrminsuchc:Aufgrund m u l t i p e l pleo- und poly-morph auf t re tender Terminschwie-r igkei ten, entschlossen wir uns da/u,„nur" ein dreitägiges Wochenend-seminar /u organisieren, /udem wa-ren wir der Meinung, dass so auch

Auswärtige bessere Chancen hätten,tei lzunehmen.

Einladungen schreiben:Am besten über den al lgemeinenMailvertei ler , mit Anmeldefrist (andie sich niemand halten wird) undder Bi t te um Vorausbezahlung (gutgegen „Abspringer")

Raumsuche:Früh/eilige Reservierung von Koch-Lind Lssmöglichkeiten. Seminarrüu-men,...

Am besten das Fssensproblem aufzuverlässigen Nachwuchs schieben

Inhalt l iche Planung:DU es sich hierbei um einen äußerstkreat iven und nicht nachvollziehba-ren Akt handelt und es außerdemunter das Künstlergeheimnis fä l l t ,

'Erfahrungen et ^E

können \ \ i r hier/u keine Aussagenmachen.. . R ü c k b l i c k e n d lässl sich/umindes! empfehlen, einmal Ge-plantes auf/uschreiben und dieseAu t schriebe auch beim nächstenTre f f en \ \ i eder hervor/u/iehen. Mannuiss das Rad ja n i c h t dreimal er fin-den... Was im i j ide f t ek t I n h a l t l i c h e srauskam siehe un te r A b l a u f und Ar-t i k e l der Tei lnehmer .Hi l f r e i ch kann auch das Schmökernin al ten i'OMs sein, aus denen wirein paar Mater ia l ien /usammenko-piert haben.

Kvl L:Terminabsprache mit Supervisor o-der anderen Referenten

Kurzfristig

- genauen /ei tplan festlegen- l 'a t ienten und Räume für Gesprä-che organis ieren- . .Trainer" ansprechen ( Opa undOma Tutoren. . . )oj i'.ssen e i n k a u t e nf>4 \ ' n t e rb r ingung planent-^ Abendprogramm überlegen (geht

auch sehr, sehr k u r / f r i s t i g )oi Anfahr t sp lan m a i i e n sowie Aus-

sch i lderung

Durchführung

Freitag14-16 l ihr:Anreise / Hegrüßung / Hetlenbor.seKaf fee t r inken •' Kennen le rnen16 .15-19 Uhr:

Gesprächseinheit. F inb l ick in dieRolle des Tutors, Gruppenpro/esscdanach:Abendessen (lecker Tortel l ini undRaviol i mit Sahne-Hrbsen-Suuce)f lartei/ Weiche! Pantomime ( ihr wißtdoch sicher was ein li'rai!emrersteherist1?', ')

Samstag8-9 Uhr:Frühstück9 .15-12 Uhr:Gesprächseinhcit . Methoden ( I I I i t/,Donner . . . )12 .15 -13 .45 Uhr:Mittagessen (vermansehte Maul-täschlc)14-16.45 Uhr:Gesprächseinhei t , Rol lensp ie le17-18.30 Uhr :Super \ i s ion mit Dr, Aller t /uschwierigen Si tuat ionendanach:Abendessen (krea t ives Sandwich-mak ing und Apfel/ Quarks t rudel )Wei te rb i ldung der Ausländer in bay-rischem Gesang (I liniert upier Be-ne. . . )

Sonntagab 9 Uhr:Frühs tück , Feedbackrunde, Bespre-chung offengebliebener Fragen undProbleme. Münstererkl immimg beiOrkan (großes Lob an höhenangst-leidende Astr id!! und an die kondi t i -onsvermissenlassende A n n e l i e ü !und an Ansgar, der sie trot/dcmhoch und runterbrachte . . . . )

Erklärung /um Ablauf einer (ie-spriichscinheit:

l 'nscre Vorstel lung war die, in ver-schiedenen Kl in iken mit j ewe i l s ver-schiedenen „Trainern" Anamnesege-spräehe /u führen , anschließend einvon Tei lnehmern geleitetes Nachge-spräch, hei dem die Trainer im Aus-senkreis sit/en und sch l i eß l i ch einNachnachgespräch, hei dem dieTrainer ihre Beohachtungen mi t te i -len, sowie eine al lgemeine Diskussi-on und Austausch /u dem jewei l igenOberthema.

Iirgehnisse des Feedbacks:Sofern wir uns r ich t ig erinnern, wur-den folgende Punkte als problema-tisch erkannt und genannt;

04 /u wenig /eil ../wischendurch",man war dauernd eingeplant

W t e i l s schwierige Patientensuchevon Ourchfa l l über Ohnmacht , /uI l eu lkrampfen und „bloß eine o-perierte Nase"

c^i n ich t jeder konnte e inmal Ge-spräch führen und Tutor sein (wir

fM2002

hatten /wei Gruppen mit K Teil-nehmern)

Die Liste der Posi l ivnennungen warnatür l ich verstand! icherweise umeiniges länger, wir wollen uns hierauf das Wicht igs te beschränken :-)

t« Lob an die Küchecy die Hxi lschwaben konnten mal

wieder Hre/eln essenc^j nette, harmonische, kons t ruk t ive

(iruppe gan/ ohne Aggressionen...(.-% Wechsel der Trainer bei den \ e r -

schiedenen (iesprächseinheiten,somit viele verschiedene Lrfah-rungen. Eindrücke

tx to l le Ro l l ensp ie le bei der Super-vision

^ sächsische L.inlage von I r i s undK a r i n

cy Konversation über den Sinn vonAr t ike ln (oh, hätten wir uns dochdarauf ' einigen können, dass wirsie abschaffen, dann müßten wirjet/t keinen schreiben.. .)

AnnclicUlm

Ä- Claudia Raichlc,

'Etfiifintinjen et '

Tutorcntraining vom 25. - 27. Januar in Ulm

Als wir nach langer ICF-1-ahrt querdurch Deutschland endl ich imSchwabenlandle ankamen, wurden\ \ i r her / l ieh in Empfang genommen.Frs t rnal gab's Kaffee und Kuchen,v ie l e kopierte /ettei und die Betten-und ( i ruppene in te i lung .

Dann ging es Freitag Nachmit tagauch g le ich los mit der ersten Ge-sprächseinhei t (Samstag noch mal/\\ 'ei ). Sehr gut gefallen hat uns da-bei die Mögl ichke i t in a l l e Rolleneinei ' Anamnesegruppe (Tutor, Tei l -nehmer, ( iesprächstühtx 'nder) /usch lüpfen und so den "Abend" im-mer aus e inem anderen B l i c k w i n k e l/.u er leben. Im Aussenkre i s saßen beijeder Gespräehseinhei t andere Ulmerlu to r en . wodurch das Feedback imNuch-Nachge-spra 'ch sehr v i e l se i t i gund spannend \\nr. es hat eben jederandere Ideen und e i n e eigene Art dieAnamnesegruppen /u l e i t en .F in Wochenende \ \ a r leider /u k u r/b/w. /u anstrengend t u r so \ ' i e l Pro-gramm. Fs fehlte die /eil. um The-men eingehender /u bearbei ten, wirh a t t e n das Gefüh l das v i e l nur ange-s c h n i t t e n b/w. gar n ich t behandel twurde. Auch um sich persönl ichkennen/u le rnen war le ider ke ine/eit. Nichtsdestotrot / s ind drei Tagen a t ü r l i c h besser als gar n i c h t s unduns hat dieses Wochenende viel ge-bracht und Spaß gemacht .

Wir möchten hier ein paar Anregun-gen und Ideen aus den (iesprachein-hei ten, Supervision etc., die wir be-kommen und mitgenommen haben,aufschreiben, und hoffen, dass siefür den einen oder anderen auch h i l f -reich .sind:

'r Fs gibt v i e l e gute und r i ch t igeMöglichkei len einen Anamne-seabend /u gestalten, jedeStadt b/w. jeder Tutor hat ih-re/ seine eigene Art und Weiseund es ist sehr spannend undbereichernd sich darüber aus-/u tauschen.

r Fragen, auf die man selberkeine Antwort weiß, sind oftdie Besten.

> Fine /u.sammenfassung desAnamnesegesprächs vom Cie-sprachstührenden selber ist ei-ne gute L'bung und dient alsgemeinsame Basis für die dar-auffolgende Diskussion imNachgespräch

'*• v i e l e B l i t / va r i an t en (Fand-schaftsbli t / , Getühlsb l i t / ,Wasnehmiehmitnachhau-sebüt/, Bergsteigerblit / odereinfach gar kein Bli t / . )

> Feedback für den Gesprächs-rührenden ist wicht ig (dasmerkt man vor a l lem, wennman selber das Gesprächführt) , es gibt immer etwasPosi t ives und etwas Negatives

> Rol l ensp ie le passen auch mit -ten ins Nachgespräch.

Hauptziel des Nachgesprächsist die Verbesserung der Ge-sprächsführungTutoren sind n ich t al lwissend,dürfen ihre eigene Meinungsagen und sollen keine unnah-baren I leiden seinMüdigkei t der Teilnehmerkann auch Thema im Nachge-spräch sein.Der Pat ient weiß ja, was mansehen kann ( In fus ion , Kathe-ter, Ausschlag) und dann kannder Gesprächsführende auchdanach fragen.Was w i l l ich als Tutor eigent-l i c h 7 Wi l l ich das, was dieGruppen wi l l , nach dem Mot-te): wenn die Gruppe K l i n i kund Fakten w i l l , soll sie dashaben. Oder wi l l ich derGruppe meine eigenen Lern-xiele beibringen (Gefüh l e , Af-fekte, Körpersprache . . . ) ?So wie jeder Patient anders istund ich mich als Ar/t/ Studentauf ihn einstellen muss, so istauch jede Gruppe b/w. jederAnamneseabend anders undich muss als Tutor sehr flexi-bel sein und auf die Gruppeeingehen.Müssen al le Tei lnehmer etwas.sagen ?!Vegetative Anamnese: in denUlmer Anamnesegruppen ge-hört /u jedem Anamnesege-spräch die Frage nach Rau-chen, Alkohol , Stuhlgang,Wasserlassen, Schwit/en,Schlaf, Allergien. . . aber wann

<M20Q2

frage ich das ? Am Anfang,am Ende, wenn's gerade passt,a l le Fragen hintereinander'. 'Oder Heber immer mal einepeinliche Frage /wischen-durch ?! . . .v ie l le icht docherstmal als Rollenspiel übenund am besten gleich mi t tenim Nachgespräch. Wir den-ken, dass die vegetativeAnamnese sehr s i n n v o l l istund eine gute Übung für denspäteren Bcrufsalltag dars tel l t .Der Gesprächsführende kanndabei wichtige Details undKrankheits/usammenhängeerfahren oder einfach ein nochvollständigeres B i ld des Pati-enten bekommen.

> Wenn ich das G e f ü h l habe,dass im Gespräch oder Nach-gespräch irgendwas schiefläuf t (/.B. Patient führt dasGespräch, Vielredner, Tei l-nehmer sind unaufmerksam,müde...) sollte ich das sagen,am besten mit Ich-Aussagenund /.citnali, denn dann wirktes ehr l icher und nicht persön-lich verlet/end

> Sollte ich mir als Tutor schonvorher Themen fürs Nachge-spräch überlegen'.'

Vielen Dank f ü r Flure Gastfreund-schaft und ein gut organisiertes, net-tes und konstrukt ives Tutorentrai-ning!!

Lisa Sontheimer, Dresden & JulianeBrückner, Lübeck

'Erfahrungen & -Experimente

TUTOREN UNTER SICH :

Lieber Tobi,

Eigentlich war es ja eher Zufall, bzw.Franzis "Schuld", daß wir zusammeneine Anamnesegruppe leiten, geplantwar doch, daß Du mit Michaela eineGruppe machst. Ich kann mich nochan die erste Stunde mit Patient erin-nern, die haben gleich so supervielgeredet und diskutiert und ich wußtegar nicht was ich dazu sagen sollte.Ich hab glaube ich auch fast nix ge-sagt. Das war alles so neu und ichhatte Angst irgendwas falsch zu ma-chen.Mein Problem am Anfang war, daß ichgar nicht so recht wußte, ob ichüberhaupt Tutorin sein will. Irgend-wie wollte ich viel lieber normalesMitglied sein und nicht nachdenkenbevor ich was sage, bzw. einfach im-mer das sagen, was mir gerade durchden Kopf geht. Daß man als Tutorgenauso viel, wenn nicht sogar mehroder andere Sachen lernt, ist mirerst so langsam klar gewordenManchmal hatte ich das Gefühl, daßDir Anamnesegruppe viel wichtigerist als mir. Ich weiß noch, wie Du beider Vorstellungsrunde gesagt hast,daß Du so'n bißchen süchtig nachAnamnesegruppen bist. Weiß nicht,ob das stimmt. Mir wurde oder wirdes immer wichtiger und mir macht esauch immer mehr Spaß. Ich fand esvon Anfang an sehr beruhigend, daßDu auch da warst.

Alleine wurde ich nie eine Gruppeleiten. Du hast das ja gemacht, wasfindest Du denn besser ?Zu zweit kann man sich verständigenmit Blicken..., und das ist gar nicht soleicht, finde ich. Aber wenn es dochklappt, ist es um so schöner.

Liebe Lisa,

Nach zwei Jahren Single-Tutorfreue ich mich riesig jetzt wieder-einmal nicht allein in der Runde zusitzen. Aber das habe ich ja schonoft gesagt.Wegen der sich schnell einschlei-chenden Arrangements mit derGruppe finde ich es spannender, DieVersuchung, sich schnell von denTeilnehmern einnehmen zu lassen undumgedreht - was durchaus normalist. Ich habe das vor allem im letztenJahr bemerkt.Alle mochten sich, keiner stieg ausoder übte grosse Kritik. Das hat mirzu denken gegeben. Ein eingeschwo-rener Club wird schnell einseitig.Zu zweit ist es leichter immer wie-der neu an die Situation heranzuge-hen und sich gegenseitig auszutau-schen, was so gelaufen ist und wa-rum. Es ist auch leichter in der„Stunde", weil jeder Tutor mal ab-schalten kann, wenn die Diskussion zuviel ist oder der Überblick weg ist -was noch oft genug passiert, auchwenn ich das schon Jahre lang ma-

ehe. Für mich ist es also auch beru-higend.Die Erwartungen der Gruppen teilensich auf uns beide auf.Was meine ich damit?Allzu schnell entwickelt sich, obwohles da viele Tricks und Kniffe gibt, soeine Art Wahrheitsmonopol am Tu-tor. Zwei Meinungen, die zum Glückoft unterschiedlich sind, fallen schonschwerer zu übernehmen, ohne sichselbst Gedanken zu machen,Ich bin oft überrascht, auf was mannoch so kommen kann, und Spannungplus Lerneffekt steigt dadurch be-trachtlich.Das hat meine Sucht, wie Du esnennst, sogar wieder ein wenig ange-stachelt. Ich würde es aber eher

Bedürfnis nennen und Interesse. Ir-gendwie fehlt mir genau das im Stu-dium.Jetzt bin ich ja am Ende der sechsJahre und will aufhören. Die Anam-nese hat in Dresden einige Engagier-te gefunden, die das hier weiterfüh-ren wollen. Die ganze Sache lebtnatürlich davon, wenn eineroder mehrere sich das richtig aufdie Fahnen schreiben und losmachen.Das wirkt bestimmt schnell wieSucht.

Lisa Sont heimer d Tobias Maulhardt,Dresden

Eine neue Anamnesegruppe:

Off broadway, 2001- Im Virchow-Klinikum beim 21. Maitreffen

Wolfram Schüffei, Marburg

Off broadway werden diejenigen Veranstaltungen bezeichnet, die abseits von den

„sophisticated", also den kritisch-argwöhnisch dreinschauenden Zensoren der Me-

dien zunächst in der Provinz veranstaltet werden. Haben die Veranstalter den Ein-

druck, sie können nach draußen gehen, sogar auf einer der anerkannten Bühnen des

Broadways gezeigt werden, dann entscheidet sich das Schicksal .. Ein wenig ver-

gleichbar diesem Geschehen habe ich das Patientenseminar gesehen, das am

Samstag, den 26.03 2001 von 10.00 bis 13.25 (!) Uhr ablief und das von uns allen

gemeinsam als Experiment getragen wurde: Die Patientin Frau H., ich selber als der

so apostrophierte Anamnesegruppenvater und ganz besonders Anamnesler, die zwi-

schen Hamburg und Innsbruck zusammenkamen: Jutta HALTRICH (Innsbruck), My-

riam KAISER (FU Berlin), Märet KRANNICH (Leipzig), Ralf KURZ (Bonn), Sarah

'Erfahrungen & 'kapert ine nie

PIRLING (Leipzig), Sabrina JUNE-ROGAHN (Bochum), Nina STOBA (Hamburg),

Katrin STOPPA (Bochum), Dorothea TERHORST (Bonn)

Angekündigt war ein Seminar unter der Bezeichnung Patientensem/nar- symptom-

und lösungsbezogenes Vorgehen. Hinter diesem Angebot verbarg sich die Frage, ob

die Beteiligten bereit sind, auf ein Experiment einzugehen. Es würde darin bestehen,

die bisherige Linie fortzusetzen, mit dem Patienten eine gemeinsame Sprache zu

entwickeln Über diesen Ansatz hinaus sollte aber ein Weg entwickelt werden, der

aufzeigt wie Patient und Student, also der zukünftige Arzt bzw. die zukunftige Ärztin

mit der Patientin gemeinsam eine erste Lösung entwickeln. Stärker als bisher müss-

ten also alle Beteiligten darauf achten, aus der Dichte des körperlich - situativen Auf-

einander-Zugehens zu einer Sprache zu kommen, die einerseits problembezogen

andererseits die Intimitat respektierend ist.

Es wurde darum gehen, das anstehende Problem in der größtmöglichen Scharfe zu

formulieren. Andererseits würde es darum gehen, dass Patientin und Student in der

größtmöglichen Offenheit ihre Gefühle benennen. Diese beiden Forderungen sollten

so aufeinander zugeführt werden, dass hieraus der nachstmögliche Schritt abgeleitet

werden kann

Hierzu stellte ich ein Modell vor, das ich gemeinsam mit den Dozenten U. BRUCKS,

W MERKLE, L RACKWITZ m den letzten Jahren innerhalb der ärztlichen Fort- u.

Weiterbildung in Bad Nauheim an der dortigen Akademie für ärztliche Fort- u Wei-

terbildung der Hessischen Landesärztekammer entwickelt habe (SCHÜFFEL,

BRUCKS, 1998) Dieses Modell beruht wiederum auf der 30-jährigen Vorgeschichte

der Anamnesegruppenarbeit In konsequenter Weise wurde das Modell der Anam-

nesegruppenarbeit (KOLLNER, LOEW, 1998; SCHÜFFEL, EGLE, SCHNEIDER,

1985] auf die ärztliche Fortbildung übertragen. In Bad Nauheirn läuft die dortige Fort-

bildung der Psychosomatischen Grundversorgung so ab, dass Kollegen gebeten

werden, mit einem ihrer Patienten zur Fortbildung zu kommen Dieser Patient bietet

ein besonderes Behandlungsproblem, zu dessen Diskussion die anwesenden Kolle-

gen gebeten werden Diese Kollegen sind ihrerseits erfahrene Hausarzte oder Klinik-

arzte und werden als Teilnehmer eines Gruppenkonsils wahrgenommen. In dieser

2002

Runde führe ich in der Regel das Gesprach, wie es sonst eine Anamneslerin inmitten

einer Anamnesegruppe tut. Dieses Gespräch dauert in der Regel 45 (max. 60) Minu-

ten. Nach einer Pause von 20 Minuten kommen wir zusammen und diskutieren in

sechs vorgegebenen Abschnitten das zuvor abgelaufene Gesprach. Ziel ist, den

nächstmöglichen Schritt zu formulieren, der auf dem Weg der Problemlösung weiter-

führt. Während der gesamten Diskussion ist der Patient anwesend. Diese Diskussion

beträgt ca. 60 Minuten.

Die sechs Schritte wurden jetzt auf die Anamnesegruppenarbeit abgestimmt und

werden vorgestellt (siehe unten). - Es ist wichtig, dass die 20-minütige Pause ein-

gehalten wird. Sie dient einer Entlastung der Beteiligten. Sowohl Patient wie Student

haben, wie es jedem Mitglied einer Anamnesegruppe geläufig ist, nach dem Ende

des Gespräches ein erhebliches Maß Arbeit geleistet und müssen sich zunächst fan-

gen. Eine Kaffeepause wäre angebracht In Bad Nauheim haben die dort tätigen Do-

zenten die Pause zu einer Besprechungspause weiterentwickelt. In einer Art Intervi-

sion gehen sie den Inhalt und vor allem den Ablauf des soeben durchgeführten Ge-

spräches durch In einer Vorahnung der zukünftigen Diskussionen versuchen zu-

nächst die Dozenten den nächstmöglichen (kleinen) Schritt zu entwickeln und sich

hierbei klar zu werden, welche Konfliktkonstellation vorliegt. Die Arbeit ist also an

einem Konfliktmodell orientiert. In bewusster Abwendung von der bisherigen patho-

genetischen Orientierung wird jedoch in der Psychosomatischen Grundversorgung

aus einer salutogenetischen Sicht gefragt, welches die Ressourcen des Patien-

ten/der Patientin sind. Beim lösungsorientierten Ansatz wird also primär gefragt, über

welche Ressourcen der Patient verfügt. Es wird erst nachgeordnet gefragt, wie die

Krankheit entstand und verlief, das pathogenetische Prinzip wird damit nachrangig.

/)/<.' nciiL1 Aufgabe: Die Vorhurvitung c/t'.v

Ich stellte das Bad Nauheimer Vorgehen in seiner modifizierten Form vor, wie es mir

für die Anamnesegruppenarbeit geeignet erscheint (vgl. Kästchen).

& 'Experimente

1. Gesprach mit dem Patienten 45 - 60 Minuten, 20 Minuten Pause.

2. Interstudentische Diskussion; 15 Minuten. - Wichtig: Patient und Untersucher

bleiben stumm!1

3 Austausch der Vorkliniker mit den Klinikern; 10 Minuten.

4. Von der Bedeutung, Mann oder Frau zu sein, 5 Minuten.

5 Lebensgeschichtliche Entwicklung, Bezüge zur Krankheit/Gesundheit, salutoge-

netische Aspekte m Abgrenzung von und Liberordnung zur Pathogenese; 5 Minu-

ten

6. Dokumentation; 5 Minuten.

7 Nächster Schritt des Patienten in Begleitung von Student/Arzt bzw. Ärztin und

Verabschiedung des Patienten, 10 Minuten.

Modifi/ierter Had Nanheimer Diskussionsablauf; erstmals modi-fi/icrt für die Anamncscgruppcn anlässlieh 21. Maitreffens, Berlin24.-27.05.2001.

Wir waren im Berliner Virchowkrankenhaus. dort auf einer Station der Inneren zu-

sammengekommen

Wiederholt betonte ich den Experimentalcharakter der bevorstehenden Veranstal-

tung Noch nie sei es m dieser Weise mit Studenten durchgeführt worden Ich möch-

te alle bitten, ehrlich ihre Meinung zu sagen, inwieweit sie hieran teilnehmen möch-

ten. Das würde m der Tat jeden einzelnen betreffen, wie er/sie hier säße. Patient wie

Studenten seien gleichermaßen gefragt. Teil des Experimentes sei, dass seine

Durchführung ausschließlich von Studenten gestaltet werde Die Anamneseerhe-

bung, die ich sonst m Bad Nauheirn mache, müsse in der bisherigen Weise von einer

Studentin oder einem Studenten durchgeführt werden. Lediglich in der Pause würde

ich mich als Moderator anbieten, um auf diese Weise meine Bad Nauheimer Erfah-

rungen einzubringen. Sie würden helfen, schärfer die Aufgaben der einzelnen Ab-

schnittsmoderatoren herauszuarbeiten.

Als erstes wurde die Frage gestellt, inwieweit der Patient das alles vertrage Ich ver-

wies darauf, dass wir den Patienten hier hätten. Nicht der Patient sei gefragt, son-

dern der einzelne studentische Teilnehmer. Genau das gleiche Problem hätten wir in

l!

'2002

Bad Nauheim gehabt, wo Ärztinnen und Ärzte regelmäßig sagten, dieses Vorgehen

sei dem Patienten nicht zumutbar. Es stellte sich dann heraus, dass hinter den Zwei-

feln jedesmal die eigene Befürchtung der Arztin/des Arztes stand, den Bedingungen

der Diskussion nicht gerecht zu werden. Auch hier sei dies nicht anders. Wir sollten

daher über die vorliegenden Befürchtungen sprechen. Diese wurden dann auch ge-

äußert: Der Abschnitt fünf sei so schwierig; mit dem Abschnitt vier könne man nichts

anfangen; auf was solle der Abschnitt zwei hinsteuern; am ehesten noch könne man

mit dem Abschnitt drei etwas anfangen. Ich erläuterte nun.

Vorher hatte ich die anwesende Patientin gefragt, ob sie etwas sagen wolle. Es stell-

te sich heraus, dass sie eine 54-jährige Krankenpflegeschwester war, die sehr gut

dem Ansatz hatte folgen können. Sie verstehe das Unternehmen durchaus. So oft

redeten Schwester und Arzt aneinander vorbei und die Folge sei, dass der Patient

unverstanden bliebe. Sie sei nur dankbar, wenn sie von Beginn an in eine solche

Diskussion einbezogen werde Ihrerseits wolle sie gerne mitmachen.

Ich erläuterte nun der Reihe nach, um was es ging. Im Abschnitt eins, d. h Gespräch

mit dem Patienten, solle genauso mit der Patientin gesprochen werden, wie es sonst

auch üblich sei. In der 20-minütigen Pause würden sich dann die Abschnittsleiter mit

mir versammeln und wir würden praktisch vorwegnehmen, um was es gehen könne

Im Abschnitt zwei solle es bei der interstudentischen Diskussion darum gehen, die

wichtigsten Interaktionslinien zwischen Untersucherin und Patientin zu besprechen

und wie diese in der Gruppe sich widerspiegelten. Wie seien sie mit dem Inhaltlichen

des Gespräches verknüpft. Am wichtigsten sei, dass zuvor möglichst genau das

Problem der Patientin formuliert werde In Nauheim stelle man es dem Problem des

Arztes gegenüber. Hier sollten wir uns mit der einen Problembenennung zufrieden-

stellen, wenn der Stationsarzt nicht hinzukommen könne. Wir sollten aber sehen,

was wir vermuten, welches das Problem der Station sein könne. - Im dritten Ab-

schnitt sollten sich Vorkliniker und Kliniker darüber austauschen, welche medizini-

schen Fragen unverständlich sind, ob beide Gruppierungen möglicherweise den In-

teraktionsablauf und den Inhalt des Gespräches auch unterschiedlich wahrnehmen.

- Im vierten Abschnitt sollte es darum gehen, Gesundung und Krankheit in Bezug zur

Geschlechterrolle zu verfolgen. Ich erzählte davon, wie vor wenigen Jahren die briti-

cn & lE.\pcrimcntc

sehe Ärzteschaft mit Erstaunen eine Untersuchung zur Kenntnis nahm, dass mannli-

che Herzinfarktpatienten sehr viel problemgezielter und effektiver behandelt würden

als Frauen Nachuntersuchungen bestätigten das Gleiche in anderen Gesundheits-

systemen Noch am Vortage hätte ich Erstaunen bis zurückweisende Ungläubigkeit

vorgefunden, als ich von der Bedeutung der Geschlechterrolle in der Medizin berich-

tete. Eine Studentin hatte mir gegenüber geäußert, sie habe sich noch nie als Frau

zurückgesetzt gefühlt. Ich hatte daraufhin gesagt, dass es mir auch weniger um die-

se bewusste Akzeptanz oder Nicht-Akzeptanz aufgrund der Geschlechterrolle gehe,

sondern auf die unbewussten Einstellungen, die sich in unseren verschiedenen nati-

onalen Gesundheitswesen und in der Medizin insgesamt nachweisen lassen. - Im

fünften Abschnitt sollten die wichtigsten Lebensereignisse herausgearbeitet und vor

dem Hintergrund der großen biografischen Abläufe gesehen werden Sie sollten dar-

aufhin überprüft werden, inwieweit sie zur Erkrankung oder Gesundung beitrügen. -

Im sechsten Abschnitt, der Dokumentation gehe es im wesentlichen darum, jetzt die

wichtigsten Ergebnisse zusammenzufassen

1 Problernbenennung.

2 Beschwerden, wichtigste Lebensereignisse, Hauptlinien biografischer Entwick-

lung, vermutliche Bedeutung des Symptoms,

3 derzeitige Konfliktsituation, Übertragungs-/Gegenübertragungslinien, Bedeutung

des Symptoms aus jetziger Sicht;

4 der nächstmogliche Schritt aus Sicht des Patienten und seines Arztes - später

käme ein fünfter Abschnitt hinzu, d. h. eine sogenannte „Epikritische Fallbetrach-

tung-1 (BRUCKS. 1998)

5 Im letzten und siebten Schritt sollten wir uns bemühen, mit der Patientin gemein-

sam den nachstmöglichen Schritt zu beschreiben

Von den anwesenden elf Personen (Patientin und mich mitgezählt) hatten sich an-

fänglich neun spontan bereit erklärt, am Experiment teilzunehmen. Ich hatte immer

wieder betont, bei der Frage dieser Teilnahme ginge es mir nicht um eine rhetorische

Frage Hier müsse jede/jeder für sich prüfen, ob sie/er teilnehmen wolle und könne.

Nach Abschluss der Einführung erklarte man sich einstimmig bereit, dass Experiment

zu wagen

Jft

Es war unterdessen 11.45 Uhr geworden Wir verteilten die Aufgaben Zur Übernah-

me des schwierigsten Teiles unseres Experimentes erklärte sich Märet KRANNICH

(Leipzig) bereit: Sie wollte die Anamnese machen. - Weitere Mitbeteiligte in Form

von Moderatoren wurden: Nina STOBER, Hamburg (II), Myriam KAISER. Berlin (III),

Sabrina JUNE-ROGAHN, Bochum (IV), Jutta HALTRICH, Innsbruck (V). Dorothea

TERHORST, Bonn (VI), Katrin STOPPA Bochum (VII) - Sarah PIRLING, Leipzig und

Ralf KURZ, Bonn erklärten sich bereit, während der Pause mit der Patientin auf de-

ren Station zu gehen und sich und den Pausendiskutanten Kaffee zu besorgen.

Das ÜL'Sf)rüch

Das Gespräch begann um 10.50 Uhr. Die Patientin war eine 54-jährige koreanische

Krankenpflegeschwester, die am 14.05.01 auf der internistisch-psychosomatischen

Station aufgenommen worden war. Als Problem beschrieb sie: „Ich muss schlafen,

und ich kann nicht schlafen!" Sie habe Ängste ein- und durchzuschlafen. Sie steigere

sich in diese Ängste hinein, und sie fürchte, sie komme zu Tode Es sei eine sehr

lange Geschichte Sie sei im letzten Jahr an einer Virusmyokarditis erkrankt. Vorher

habe sie wiederholt Grippen. Nasennebenhöhlenentzündungen, chronische Entzün-

dungen und insbesondere eine Nierenentzündung gehabt. Sie habe sich mit Aspirin

weitergeholfen. Vier Jahre zuvor sei es zu einer „Totalen" gekommen. Der Hausarzt

habe sie schließlich im letzen Jahr ms Krankenhaus geschickt. Dort hätte man he-

rausgefunden, dass alles mit einer Koronarerkrankung zusammenhänge und ihre

Koronarien zu 25 bis 50% artherosklerotisch verengt seien. Gleichzeitig hatte man

einen hohen Blutdruck gemessen Sie sollte in eine Herzrehabilitationsklinik gehen,

doch wollte sie dies nicht, um nicht aus ihrer Arbeit ausscheiden zu müssen So stell-

te man sie zunächst ambulant mithilfe von ACE-Hemmern und Beta-Blockern ein.

Doch wurde ihr dann von den Medikamenten schlecht. Sie habe sich regelrecht von

den Medikamenten bombardiert gefühlt. So überwies sie dann ihr Hausarzt in das

Berliner Herzzentrum. Hier stellte man Extrasystolen im EKG fest

Märet KRANNICH, die Untersucherin, hatte der Pat sehr viel Zeit gegeben. Erst

10.59 Uhr, d. h. nach acht Minuten, intervenierte sie mit einer Frage, nachdem sie

'Erfahrungen & 'K

zuvor in stützender Weise die Patientin zunickend und mit einem „aha" immer wieder

zum Sprechen ermuntert hatte. Die Pat. fühlte sich offensichtlich frei weiterzuspre-

chen

Sie schilderte, wie sie am 02.05.01 ausrastete Im Herzzentrum sagte man, ihre My-

okarditis sei ausgeheilt, doch solle sie die Medikamente weiternehmen. Sie empörte

sich. Daraufhin meinte man, sie sei psychisch belastet. Man werde sie einem psy-

chologischen Arzt vorstellen In der Tat geschah dies. Sie berichtete, obwohl sie sich

offensichtlich abgeschoben fühlte, diesem Arzt nun in aller Offenheit, wie sie an der

Angst leide, vorzeitig an einer Herzkrankheit zu sterben. Beide Eltern seien nämlich

am Herzen gestorben, der Vater mit 50 Jahren, die Mutter mit 58 Jahren. Sie habe

ihre Wut dem psychologischen Arzt an den Kopf geknallt und habe vor lauter Heulen

nicht richtig sprechen können Zur Familiengeschichte führte sie weiter aus: Soweit

sie sich erinnern könne, sei auf Mutters Seite nie jemand alter als 60 Jahre gewor-

den, alle seien sie an Herzkrankheiten verstorben.

Die Untersuchenn erfuhr durch ein genaues Nachfragen um 11.05 Uhr. wie man sich

offensichtlich intensiv um die Patientin bemüht hatte Sie war im Jahre 2000 bereits

m einer Kur gewesen und man habe dort einen Koronarspasmus festgestellt gehabt.

Die Folge sei allerdings gewesen, dass sie noch ein zusatzliches Medikament be-

kommen habe, das sie aber dann wie auch die anderen Medikamente nicht mehr

vertrug. Sie kam nach Hause, musste sich wegen Luftnot an's Fenster stellen und

bekam dennoch nicht ausreichend Luft Sie entwickelte eine Nitroallergie, noch mehr

verstärkte sich die Angst, sterben zu müssen. - Sie sei darauf zum Heilpraktiker ge-

gangen und zusätzlich sei es zu einer Epikondylitis gekommen In der Zwischenzeit

habe sie alle Medikamente abgesetzt und sei wieder zu ihrer Arbeit als Nacht-

schwester in einer Berliner Klinik zurückgegangen, m der sie seit 20 Jahren gearbei-

tet hatte. Immer sei es Nachtdienst gewesen. Sie habe dann am Tage lediglich zwei

Stunden schlafen können und habe dann einen erneuten Ruckfall der Myokarditis

erlebt. Gleichzeitig seien Cholesterin und Blutdruck angestiegen. Schließlich sei es

am 06 02 01 zur Arbeitsunfähigkeit gekommen, die dann in den jetzigen Kranken-

hausaufenthalt einmündete

Gegen 1115 Uhr wurde das Gesprach ruhiger. Untersucherin und Patientin konnten

sich auf einen tangsameren Rhythmus einstellen. Die Patientin sagte: „Ich muss mich

umstellen, nach diesen langen 20 Jahren " Bisschen Erfolg verspüre sie bereits.

Die Untersucherin spürte, dass sie diese Spur des „bisschen Erfolges" verfolgen

konnte. Sie sagte: „Sie hatten anfangs von sehr starker Angst erzahlt..." - „Ja. die ist

stark weggegangen' bemerkte die Patientin. Sie hatte zwei Arten von Ängsten ge-

habt. Einmal die Angst vor der berufsbedingten Umstellung: Sollte sie tatsächlich

nicht mehr in der Lage sein, ihrem Nachtdienst nachzugehen? Dann müsste sie in

den Tagesdienst gehen Den hatte sie aber seit 20 Jahren nicht mehr verrichtet und

fühlte sich ungeübt. - Zum anderen sei es Mutters Krankheit Die Oberschwester

habe ihr gesagt, sie könne tot umfallen, wenn sie so weitermache. Und sie sei jetzt

54 Jahre alt. Sie ließ durchblicken, dass sie wie die Mutter sterben könne. Von den

insgesamt fünf Geschwistern (sie eingeschlossen) habe die älteste Schwester jetzt

eine Fettstoffwechselstörung, erheblichen Hypertonus und sie denke daran, dass

eines Tages sie dran komme und keinesfalls 60 Jahre alt werden. Vielleicht gäbe es

eine Chance? Vielleicht, so fragte sie sich und die Untersucherin, bin ich hierher ge-

kommen um schlafen zu lernen...? Sie erzahlte über ihre eigene Familie. Sie habe

einen Deutschen geheiratet, der nun Rentner sei. Aus der Ehe sei eine 23-jährige

Tochter hervorgegangen, für die sie durchhalten möchte Aber ihr Körper wolle nicht

hören Vor drei Jahren starb ihre Schwiegermutter mit 86 Jahren. Diese hatte gesagt,

ihre Mutter wiederum habe auf dem Sterbebett gesagt, sie, die Tochter, werde ihr

ebenfalls mtt 86 nachfolgen. Und als sie 86 war, sei sie dann tatsächlich der Mutter

nachgefolgt. An diesen Ausspruch der Schwiegermutter und deren Mutter habe sie

immer wieder denken müssen Ob es sich bei ihr nicht analog geschehe, nur dass

sie dann noch vor sechzig sterbe9 - Sie berichtete dann weiter, dass die Mutter le-

diglich mit ihr über diese herabgesetzten Lebenserwartungen gesprochen hatte, nicht

mit der alteren Schwester, geschweige denn mit den anderen Geschwistern. Das

könne sie manchmal wütend machen. Dann sage sie sich. „Du darfst Dich nicht auf-

regen" und sie gehe m die Kirche

Die Untersucherin griff das Thema der anstehenden Lebensveränderung auf und

fragte: „Könnten Sie Ihren Lebensstandard halten mit weniger Arbeitszeit?" - Die Pa-

^Erfahrungen & 'Experimente

tientin wich dern Todesthema aus und sagte, dass sie bis 60 Jahre arbeiten müsse,

dass sie privatversichert sei, andererseits sei es dasjenige Lebensjahr, das sie nach

Aussage der Mutter nicht erreichen würde'

Doch die Untersucherin war beharrlich. Sie fragte weiter: „Wie wäre das ohne Arbeit

für Sie?" - Jetzt sagte die Patientin: „Ich wollte warten mit Veränderungen, d. h wei-

terarbeiten, bis meine Tochter fertig i s t " Dann betonte sie, als müsse sie eine besse-

re Zukunft beschworen. Vor August 2000 sei sie kerngesund gewesen. Erneut sei sie

krank geworden im Februar 2001 Jetzt fühle sie sich schon körperlich krank und

könne kaum über fünf Kilo tragen. Und als wolle sie die Vergangenheit hierfür ver-

antwortlich machen, beschrieb sie, wie sie vor 31 Jahren über einen Aufruf, als in

Deutschland Krankenschwestern benötigt wurden, in die Bundesrepublik kam. Sie

war damals eine angelernte Krankenschwester und holte dann eine dreijährige Aus-

bildung zur examinierten Krankenschwester nach 1976 heiratete sie einen deut-

schen Mann wahrend ihrer Ausbildung m Berlin. 1979 kam das „erste" Kind. Das Ge-

spräch schien nun zu einem vorläufigen Ende gekommen zu sein. Die Untersucherin

und Patientin verstandigten sich hierauf. Wir gingen in die Pause

Es dauerte etwas langer als 20 Minuten. Jeder der Gesprächsabschnittsleiter ging

das für sie anstehende Thema durch Insgesamt vereinbarten wir, keinesfalls die

Diskussion vorwegnehmen zu wollen. Andererseits ging es darum, dass sich die ein-

zelnen vergewisserten, was sie gehört und wie sie es zum derzeitigen Zeitpunkt zu

interpretieren hatten. Ich machte keine Aufzeichnungen, doch erinnerte ich mich,

dass es um das Thema Wut und Enttäuschung ging Wir wollten sehen, wie die Ge-

samtgruppe in Gegenwart der Patientin die Ursprünge von Enttäuschung und Wut

verfolgen wurde. Während der Pause ging die Tür auf und uns wurde im Auftrage

von Frau H Kaffee gebracht. Sie möchte uns diesen Kaffee spendieren. Wir waren

sehr angenehm hiervon berührt. Es schien uns ein gutes Omen für den zweiten Teil

der Veranstaltung.•K)

Diskussion des Gespräches

2002

Die Diskussion begann um 12.15 Uhr und sollte um 13.25 Uhr enden. Die Pause hat-

te von 11.40 Uhr bis 12.15 Uhr gedauert.

Nina leitete die Diskussion zum interstudentischen Austausch. Das Gespräch wurde

als sehr komplex und „vielschichtig" bezeichnet. Zunächst erschien es wir ein „An-

emander-Vorbeireden". Dann wurden aber die einzelnen Schichten benennbar:

Zunächst hatte sich, wie wir es in der Pause bereits vermutet hatten, in der Gruppe

Wut angehäuft, die aber noch nicht ihren Ausdruck gefunden hatte. „Ich muss kämp-

fen" war ein häufiger Ausspruch der Patientin gewesen. Dann wurde als schwieriges

Problem das Oszillieren der Patientin bezeichnet, die sich einerseits organisch krank

(Virusmyokarditis) fühlte und die Zwiespältigerweise andererseits lieber psychisch

krank sein wollte (panikartige Angst vor dem Tod) In ihrer Hilflosigkeit spielte sie ihre

eigene Widersprüchlichkeit den Ärzten zu und griff deren Widersprüche auf. Einmal

solle sie von der Virusmyokarditits her gesehen gesund sein, zum anderen gebe man

ihr dennoch die Medikamente, die bei der Myokarditis angesetzt worden waren. Und

dann wird eine weitere Schicht sichtbar: Sie warf den Ärzten Pseudohilfe vor. -

Schließlich wurde unter Ninas Leitung ausgearbeitet, dass sie eine weitere Ausspra-

che brauche und ein Einlassen auf ihr Empfinden benötigte, d h eine ärztliche Be-

gleitung könnte helfen, ihr konstant und verläßlich zur Seite stehen, sie also beglei-

ten.

Im dnllcn Abschnitt wurde unter Miriams Leitung den Vorklinikern erläutert,dass unter einer ,, Totalen" die Entfernung von Gebärmutter und Eileitern, zu-meist auch Eierstöcken gemein! ist. Das könnte sehr unterschiedliche Ursachenhaben Hiermit könnte natürliche erhebliche Angst verbunden sein. Sabrinastellte die Erage, was anders gewesen wäre, wenn hier ein Mann mit Vint.smvo-karditis auf den beschriebenen männlichen Arzt, also nicht eine !''rau auf ihngestoßen wäre. Wäre ein Mann genauso .schnell in die Psychosomatik „ versetzt"worden? Herausgearbeitet wurde der Eindruck einer ziemlich ,, unkooperativenEinstellung" zwischen Patientin und Vertretern der Kardiologie. Wahrschein-lich hätten die Männer, so die Überlegungen in der Gruppe, auch die Medika-mente widerspruchslos genommen hzw. das Absetzen gar nicht angesprochen.Die Patientin widersprach und geriet hierdurch in ein schwieriges Verhältnis zu

41

'Erfahrungen & 'L.\pcnmentc

ihrem Kardiologen und weiteren Ärzten. Schließlich gehörte in dieses Kapitelauch die Beziehung der Patientin zu ihrer Mutter hinein. Sie fühlte sich als f-'rauunsicher, konstant bedroht und das würde wohl auch gegenüber den männlichenÄrzten zum 1'orschein kämmen.

Jutta griff in ihrem Abschnitt zur lebensgeschicht/ichen Entwicklung unter .valu-togenetischen Aspekten die sehr enge Beziehung zwischen Mutter und Tochterauf. Sie arheitete mit der Gruppe heraus, dass- die anderen Geschwister von derMutier geschlitzt, sie aher seihst enorm belastet werde. Wie es möglich werde,den Körper als l-'reund und Ratgeber statt a/s ßedroher zu sehen? /•> wurdeherausgearbeitet, dass die /-'ami/ie b/ass geblieben sei wohl aus der Befürch-tung der /'atientin heraus, diese zu stark zu belasten. Sie befehle geradezu ihremKörper zu schlafen. \Vas natürlich nicht gehe, l'ielmehr brauche sie jemandenzum Reden.

Damit war für Dort) und ihren Abschnitt das Stichwort gegeben. Nunmehr muß-te dokumentiert werden, was die wichtigsten Punkte waren. Das Problem ..Ichniuss schlafen ich kann nicht schlafen" war, so .stellte sich jetzt heraus, warmit Angst und H'ut verbunden.

Dahinter stand eine lebensgeschicht l iche Parallele, die nun herausgearbeitetwurde: Die P a t i e n t i n war heim Weggang aus Korea 23 Jahre alt gewesen. Seit-dem hat te sie ihre Ursprungsfamil ie n icht wiedergesehen! Jet/t war die Tochter23 Jahre alt und nun konnte die e igent l ich bedeutsame und bewegende Deutungdes TreHcns tbrmul ie r t werden: Sie möchte der Tochter eine Mi t t e i l ung erspa-ren, wie sie diese von der Mut ter hat te hören müssen

Katrin griff um 13.(i? (ihr in ihrem Abschnitt ,,Der nächst Schritt" diese Deu-tung und Einsicht auf. Die Patientin hatte zustimmend genickt Die (iruppe for-mulierte nun: Das ßelastendste von allem ist die Pn>i>hezeiung der Mutter, diedurch die l'orhersage der Schwiegermutter verstärkt wurde. Jetzt werde es wohldarum gehen, weiter mit dem Ehemann zu sprechen, mit dem sie bereits begon-nen hatte zu sprechen. Hier hatte nun die Patientin mit ihrer Unfersucherin ge-meinsam begonnen mitzudiskutieren. fcs werde wichtig sein, das Gespräch fort-zusetzen und in der Klinik ein /''amiliengesprach unter stationären Bedingungenzu fuhren. An diesem wurde zunächst der Mann, dann der Mann und die Tochtergemeinsam teilnehmen. Die Gruppe verabschiedete sich von der Patientin.

A/s könne sie sich noch nicht von ihren Gesprächspartnern lösen, blieb l'rau ff.im /immer stehen Spontan beschrieb sie. wie die abgelaufene Arbeit sie beein-druckt hatte Sie sei streckenweise außerordentlich zum Thema gefuhrt und da-her auch anfordernd heraus/ordernd gewesen. Sie habe eine h'ülie von An-

regungen bekommen. Die Patientin ging spontan auf jedes einzelne Gruppen-mitgiied zu und verabschiedete sich mit Dank für das Gespräch.

Gegen 13.15 l'hr halle uns die Patientin verlassen. Jetzt konnte .v/r/; die (,'nter-sucherin nicht mehr halten und sie musste sich entlasten. Sie brach in einkrampfartiges Weinen aus. Es ,VL'/ ihr erstes l!} Patientengespräch gewesenSie habe sich immer wieder neuen Situationen gegenüber gesehen und oft nichtgewusst, wie hiermit umgehen. Die L'ntersucherin schluchzte, erzählte, dann von.vc1 In v /[•;•/ g en Passagen, laelite dann, sagte schließlich, wie erleichtert sie sei. Siefühlte sich gleichzeitig glücklieh, dieses Gespräch gefuhrt zu haben. Dann konn-te sie lachen Gleichzeitig wurden ihr Taschentücher und als Wasserersatz fürdie Tränen zwei l-'laschen Sprudelwasser zugeschoben. Sie sagte schließlich,dass ihr ein ungeheurer Druck genommen sei, nunmehr sei körperlich Ausge-drucktes auch mit Worten ausgedrückt worden.

In der Gruppe wurde spontan gesagt, dass das F-xperiment gelungen sei. DieseAnmerkung macht an erster Stelle diejenige Studentin, die zunächst am nachhal-tigsten gezweifelt hatte und zugleich zweieinhalb Stunden zuvor eine kritischeDiskussion ausgelost hatte. Ihr mochte ich auf diesem Wege nochmals danken.

l-'olgerung

Nunmehr gilt es, zwei !''o!gerungen zu ziehen Die erste I-'olgerung betrifft denAblauf der Veranstaltung selbst. Die zweite !-'olgerung betrifft die Weiterent-wicklung der Anamnesegruftpenarheit.

Zu l. Der Ablauf der Veranstaltung,, Off broadwav" ist gelungen, l-'ast unverändert kann das hier gezeigte Bühnen-stück vor der größeren Öffentlichkeit bestehen. Lediglich eine Änderung scheinterforderlich: Der Druck, der auf dem Untersucher.'der Untersueherin lastet, isthoch. Die Untersucherin sollte sich entlasten können, indem sie sich bereits zueinen früheren Abschnitt (Abschnitt 3) in die Gesamtdiskussion einklinkt. Dannmüsste aber überlegt werden, wie ein solches Einklinken für die Patientin aus-sähe. Wir haben die Erfahrung in Bad Mauheim gemacht, dass ein zu frühesEinklinken neue Assoziationen behindert und hierdurch der nächste Schritt sehrviel schwieriger formulierbar wird.

-4.1

'Erfahrungen et 'Experimente

bemerkenswert um jetzigen Ah/auf war. duss es sieh am die Anamnese einer\'orklinikerin handelte, die in einer geradezu vorbildlichen Weise ablief. Oben-drein war es /nr die Studentin sogar die erste Anamncseerhchung in einerAnamnescgruppe gewesen. Das sollte allen Anamneslern die Zuversicht gehen,demnächst an jedem beliebigen Ort die I-'unktion der,'des Untersuchenden zuübernehmen.

zu _2. Die Weiterentwicklung der AiunnnesegruppenarbeitIch halte in POM 17 und dann }>().\f ly'tSClfÜWKL. 1999; 2001) verstärktdarauf hingewiesen, dass nach einer nunmehr 30-jährigen Geschichte derAnamnescgrui'>pen die Zeit gekommen ist. über Weiterentwicklungen nachzu-denken. Diese Weiterentwicklungen betreffen einmal die Arbeit der Anamnese-gnippen selbst. Zum anderen betreffen sie ihr Umfeld, das heißt die sich jetztabzeichnenden Reformhestrehungcn an einzelnen Universitäten im deutschspra-chigen Raum Im Hinblick auf die Arbeit der Anamnescgriippen kann ich mirsehr gut ein zweistufiges Modell vorstellen. Dieses Modell umfasst die her-kömmliche Art der Anamnesegrupi^enarbeit mit ihren vielen \'ariationen. wie siein den letzten POM-Heften beschrieben wurde Auch in den regelmüßig von mirangebotenen SchNütTelgruppen versuche ich hei den Maitreffen, wieder auf die(.inindbestandtcile dieses Urmodells einzugehen und es der heutigen Sjwechwci-se anzugleichen. Die zweite Stufe wäre das hier vorgestellte Modell, das in einerausgesi>rochenen POL- Weise td. h. praktisch in jedem der sieben Schritte wer-den I'robleme festgehalten), und in einer aiisgesf>rochenen auttmomiebetontenII 'eise das bisher geübte Peer-Denken und Arbeiten weiterentwickelt.

Die Premiere von Merlin fand im Juni 2001 in Dresden eine Fortsetzung. Dortarbeiteten wir unter gleichen Bedingungen, zum Teil sogar derselben ßesetzung./:.v war ein Erfolg'Schließlich böte sich bei den Maitreffen der Anamncsegnippen die Möglichkeiteines Planertreüens, in dem verfolgt wird, wie die VL'rbindcndL* Arbeit angegan-gen wird Wir haben in Bad ,\:(iuheim gesehen, dass derartige Anamncseerhe-bungen mit nachfolgenden Diskussionen in beliebig großen Auditorien von zehnbis 100 Teilnehmern und mehr machbar sind. Während eines Maitreffen.s bötesich die M<">glichkeit, dass alle Teilnehmer sich einmal versammeln und einmalim Jahr auf diese Weise unter ausgesprochenen Praxisbezug den Stand derAnamncscgruppenarbcil besprechen.

2002

Zum Schluss danke ich den Teilnehmern der Gruppe für ihre Bereitschaft undihr entschiedenes Engagement, sich nicht nur einer neuen Aufgabe zu stellensondern zur Weiterentwicklung der Anamnesegruppenarbeit beigetragen zu ha-ben.

Wolfram Schüffei, Marburg. März 2002

Literaturüste beim Verfasser:Klinik für Psychosomatik der Philipps-öniversitat MarburgBaidingcrstraße, 35043Marburg

iJexkull/Geigges/Pbssmann (Hrsg.]Integriert« MedizinMode!! und Umiiche Praxis

Die verlorene Kunst des Heilens

Ein völlig neuer Uexküll...

Thure von Uexküll dal mit seinen Schülern und Weggenos-

sen die Methode der „Reflektierten Kasuistik" kreiert und

stellt sie in diesem Buch vor; eine Weiterentwicklung der

Balinlgruppenarbeit, die den theoretischen Hinfergrund des

ärztlichen Handelns mit berücksichtigt. Die bewährte Tradi-

tion der Krankengeschichte in der Medizin wird so neu

beleb). Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht das autobio-

graphische Narrativ des Patienten und das Herstellen

gemeinsamer Wirklichkeit („Passung") in der Arzl-Patien-

ten-Bezichung.

Gespannt hat die Fachwelt darauf gewartet, dass

[hure von Uexküll, der Begründer einer viel zitierten „Theo-

rie der Humanmedizin", ein Buch aus der Praxis für die Pra-

xis vorlegt. Dieses Buch erschein! jetzt bei Schatlauer,

Nie zuvor konnte die Medizin so viel Gutes tun wie heute -

und nie zuvor waren so viele Patienten unzufrieden mit den

Medizinern. Denn vielen Ärzten ist die Kunst des Heilens

abhanden gekommen, die sehr viel mehr beinhaltet als

diagnostische Skills und technisches Know-how: „Heilkunst"

stützt sich vor allem auf eine gelungene Arzt-Patienten-

Beziehung

ßernord Lown, Friedensnobelpreislräger und Kardiologe

von Weltrang, propagiert eine Medizin mit menschlichem

Gesich', in der das Verhältnis von Patient und Arzt ebenso

wichtig ist wie das Beherrschen moderner Technik. Eine sol-

che Kunst des Heilens kann oft mehr erreichen als die Wun-

der der modernen Technologie. Gleichzeitig werden die

Kosten wirksamer bekämpft als mit vielen Bemühungen um

Strukturreformen

Schattauerhttp'.//www.sthattauer,de

Das Maitreffen.

M 2002

Wie jedes Jahr um Himmel fahrt richtet: eine L'niversi-

Treffen und Fortbilden von Ananr.eseinteress i ert er.

Im Jahre 2C01 crgar.i s "i erte Berlin unter dem Thema„Aggressionen11 interessante Seminare innerhalb do rzur Verfügung stehenden vier Tage.Dieses vorlanqerte Wochenende war äußerst vi el sehich-;_ i q gestaltet, trotzdem bauten sich wahrend dieser7,o i t Spdnnur.qen auf, welche an l e t z t e n Tag zum Aus-br_ '.;ch gekcmm.en s ". nri .

!5as Thema hat uns a". l e e i .".gefangen . Leider haben wirkeine weiterer. Beitrage zu diesen interessanten Themaerhalten.

Wahrnehmung

Wahrnehmung ist unser heurigesThema beim Maitreffen, das inInnsbruck stattfinden wird.

Als wir Organisatoren uns dieersten Male zusammensetzten,stellten wir uns zuerst die Frage,was denn alles so zu diesemThema dazugehöre. Und plötz-lich standen wir vor einem riesi-gen Berg an Ideen und Vorschlä-gen. Das Thema erwies sich oh-ne Anfang und Ende.

Mit einem gut ausgeprägten Ge-spür kann man einfach alleswahrnehmen oder sich weigerndas zu tun, mag es nun ausFaulheit, Unachtsamkeit seinoder aber auch als Selbstschutzdienen. Und auf diesen letztge-nannten Aspekt möchte ich indiesem Artikel eingehen.

Der Mensch hat immer wiedergezeigt, was für ein Künstler erist, sogar sich selbst zu belügenund damit seine Wirklichkeit.

47

iMaitrcffcn

oder was er als solche empfindet,zu verzerrenErst kürzlich hatten wir in unsererAnamnesegruppe eine Bulimie-patientin zu Gast.

Mager, mit schwarzem Haar undschwarzbraunen tiefen Augensaß sie da und erzählte uns einwenig von ihren ErfahrungenVor unseren Augen eröffnete sichein Leben voller Leid, geprägtvon Missbrauch, menschlicherUnzulänglichkeit. Angst und Ein-samkeit, jedoch nicht die Ein-samkeit im Sinne des Alleinge-lassenseins, sondern der innerenLeere, die noch viel verheerendersein kann a/s so manch anderes.Wenn nicht mal mehr du dichhast und an dich glaubst, wiesollst du dich dann bei anderenwohlfuhlen und dich aufgehobenwissen ?Dies und noch viele andere klei-ne und größere Umstände führ-ten die Patientin dazu, sich selbstnicht mehr anzunehmen.Sie begann weniger zu essen umabzunehmen, als das nicht klapp-te fraß sie sich den Bauch vollund übergab sich anschließend.So kam es. dass sie 25 Kilo innur 3 Monaten verlor, sich jedochtrotzdem noch immer für zu dickhieltWenig später kam es zu ihremersten Selbstmordversuch. Siewurde in die Abteilung für Psy-chosomatik eingeliefert.Nun. mit 21 Jahren, steht sie solangsam wieder mit ihren Füßenim Leben.-IS

Sie beginnt nun zaghaft daran zuglauben, dass es wieder bergaufgehen kann und wird und wir

wünschen ihr das natürlich auchvon ganzem Herzen.

Dies ist nur eines von vielen Fall-beispielen in unserer heutigenGesellschaft, wo allzu große psy-chische Last zu einer verzerrtenWahrnehmung von Umständenverleitet, aber auch organischbedingte Krankheiten können na-türlich dazu führen .Immer wieder werden wir in un-serer späteren Karriere als Arztsolchen Vorfällen begegnen,weswegen ich das heurige The-ma für sehr wertvoll halte.Wie ich zuvor schon sporadischaufgezeigt habe, gibt es alsomehrere Wege der Wahrneh-mung.Um all diesen Arten der Sinnes-empfindung ( der körperlichen,geistigen und seelischen) einenPlatz einräumen zu können, ent-schlossen wir uns zu einem, einwenig vom Dialekt behafteten,aber gerade deswegen so kraft-vollen Untertitel: Das Gschpürender Sinne.Somit hoffe ich auf ein angeneh-mes Zusammentreffen im Maiganz im Sinne der Wahrnehmungmit all ihren individuellen Teilge-bieten, die doch auf ein einzigeshinzielen: die Wahrheit.

Astrid Schmieder, Innsbruck

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„Mit offenen fingen"

Neues außerhalb der finamnesegruppen

• (Reformen

Tetterrancf

2002

Nachhilfe aus Harvardein kritischer Bück auf das Münchner Reformmodell

Als in den neunziger Jahren dasaltersschwache Konzept derdeutschen Medizinerausbildungimmer mehr Gegenstand vonDiskussionen wurde, beschloßman an der medizinischen Fakul-tät der Ludwig-Maximilians-Universität in München, etwas zuverändern. Nachhilfe im Fach„Ärzte ausbilden" suchte undfand man an der Harvard MedicalSchool, die seit 1985 nach dem„New Pathway" lehrt. Nach die-sem System wird das vierjährigeCurriculum in themenbezogeneBlöcke eingeteilt. Die grundle-gende Lernform ist das Problem-orientierte Lernen (POL). Nebender Vermittlung von Wissen sindin Harvard das Formen von Ein-stellungen und das Entwickelnvon praktischen FertigkeitenSchwerpunkte der Ausbildung.

Eine Münchner Delegation sahsich im Jahr 1996 das Harvard-Konzept vor Ort an. Man war of-fensichtlich angetan, denn schonim Wintersemester 97/98 wurdein der bayerischen Hauptstadtder Startschuß für die Reformgegeben, indem der erste Block-kurs „Kardiovaskuläres System"durchgeführt wurde. Das KnowHow dafür kaufte man in Harvardein.In den folgenden Jahren wurdendrei weitere Blockkurse etabliert,

„Infektiologie und Immunantwort",„Notfall und muskuloskelettalesSystem" und „Nervensystem undVerhalten". Jeder dieser Block-kurse enthält POL-Tutorien, be-gleitende Vorlesungen und Prak-tika sowie Übungen am Kran-kenbett. Am Ende eines jedenKurses erhalten die Studierendenin Form eines Triple Jump Feed-back über den Lernerfolg. Vonden Studierenden werden dieBlockkurse begeistert angenom-men, wenn man davon absieht,daß einigen die Umstellung vompassiv-lethargischen zum aktivenLernverhalten etwas schwer fällt.Die Kurse dauern jeweils vierWochen und finden im erstenund zweiten sowie im vierten undfünften klinischen Semester statt.Sie sind fester Bestandteil desStundenplans mit Anwesenheits-pflicht für alle Studierenden.

Das übrige Curriculum bleibt je-doch von der Reform unberührt.Dieses Nebeneinander zweierLernformen wird in München ge-lobt und gepriesen, man brüstetsich damit, die „positiven Aspektedes klassischen deutschen Bil-dungssystems mit neuen Unter-richtsformen so [zu] vereinen,daß damit eine neue Dimensionder Ausbildung erreicht werdenkann" - so heißt es auf der offi-ziellen Website des Harvard-

•Reformen

-iMünchen-Projekts1. Gerne wirdin diesem Zusammenhang auchdie eigens geschaffene Worthül-se der „neuen Lehr- und Lernkul-tur verwendet. Fraglich ist aber,ob ein Nebeneinander des nachFächern gesplitteten, klassi-schen Curriculums und des inte-grativen POL funktionieren kann.Ein Grundprinzip des Problem-orientierten Lernens ist ja. daßFaktenwissen anhand der Lern-fälle „chaotisch" erworben wird,das heißt in kleinen, unsystema-tischen Portionen. Erst im Laufedes gesamten Studiums fügensich diese Mosaiksteine zu einemGesamtverständnis zusammen.Und dieses Prinzip ist zum Ver-sagen verurteilt, wenn nur gut 10Prozent der ganzen Studienzeitproblemorientiert gelernt wird,und die übrigen 90 Prozent damitverbracht werden, wohlsortiertes,IMPP - gerechtes Detailwissenzu pauken.

Andererseits sind die Blockkurse,die in München allgemein stolzund ein wenig hochnäsig „Har-vardkurse" genannt werden, eingroßer Schritt in die richtige Rich-

tung. Auch muß man der medizi-nischen Fakultät der LMU zuge-stehen, daß sie in puncto Reformimmer noch zu den Vorreitern inDeutschland zählt, und daß dasMünchner Modell mit beispielhaf-tem finanziellen und personellenAufwand betrieben wird. Schönist darüber hinaus das PJ-Programm: Jedes Jahr werdenzehn bis fünfzehn Münchner Stu-dierende ausgewählt, die einengroßen Teil ihres PJ an der Har-vard Medical School verbringendürfen.

Solange aber die neue Lernformnicht auf das gesamte Studiumausgedehnt wird, bleibt dasMünchner Modell ein Stückwerk,daß eher dem Anspruch „Haupt-sache, es sieht gut aus" genügt,als eine echte Reform darzustel-len.

Michael Hunze, Mü[email protected]

1http://www med.uni-muenchen.de/harvard/

2002

"Ein kleiner Schritt für uns, aber ein großer Schritt fürdie Studenten dieser Welt"

Beginn einer Reform, die die Welt veränderte

Als sich 1966 Dozenten und Studieren-de einer Universität zusammensetzten,um die Ausbildung an dieser medizini-schen Hochschule zu verändern, hat-ten sie große Ziele. Selbstbestimmtsollten die Studierenden lernen, in derLage sein, sich selbstständig Wissenanzueignen, Wissensquellen aufzutunund zu nutzen. Einen bestimmten Wis-sensschatz galt es zu erreichen, denndie Ausbildung sollte ja letztendlich mitanderen Systemen vergleichbar seinund das notwendige Wissen zum ärztli-chen Dasein vermitteln.Aber: der Student sollte selber ent-scheiden können, wie er zu diesem Zielin einem bestimmten Zeitraum gelangt.

Ein Aufschrei ging durch die Wissen-schaft. Studenten sollten sich selbstWissen aneignen7 Das war doch garnicht möglich!

Viele Professoren waren skeptisch undmisstrauisch. Nur die strukturierte Vor-lesung des "allwissenden" Professorskonnte dazu in der Lage sein, Wissenangemessen zu vermitteln. Wie sichdiese Herrschaften irren sollten. Über-zeugt, dass ihr Modell funktionierenwürde, besser als alles andere, wasund wie bisher unterrichtet wurde,trieben die innovativen Urväter und -mütter der Reform diese Idee voran,entgegen den Widerständen der Zeit.

Kleingruppen, die sich mit Hilfe vonmedizinischen Fall-Problemen diesenBereich der Medizin selbstständig erar-

beiten sollten. Und nicht nur Problemeder Medizin, auch des sozialen Umfel-des galt es zu begreifen. Der sozial-kompetente Arzt, der sich nicht hinterseinem Schreibtisch versteckt, der inder Lage sein sollte, mit Menschen zusprechen und neben dem Herzen, derLeber, der Lunge den Patienten alsMenschen mit Umfeld zu sehen. DreiJahre dauerte es, bis aus Ideen undTräumen Realität wurde. Und das war1969 in Canada, Ontario. Genauer: mHamilton an der MC Master University,der Mutter aller Reformstudiengänge.

Reformprojekt in Lübeck

"So by false Learning is good Sensedefac'd'; Can the Academy Tolerate aNe w Methodo/ogical Orthodoxy7 -David Inman, Canada (aus AlexanderPope's "Essay on Criticism" zitierend)

Nicht 1966, sondern 1997 entschiedensich auch frustrierte Studierende derMedizinischen Universität zu Lübeck,etwas zu verändern an ihrem Ausbil-dungssystem. Es war ihnen zu wenigpatientenorientiert, die Frontalvorle-sungen zu wenig instruktiv - auf dieAusübung des Medizinerberufes fühltensie sich nicht vorbereitet. Dabei gabes, so wusste man, doch zahlreicheKonzepte an mehreren Universitäten,die eben dies besser machen wolltenund machten. So informierten sich die"jungen Reformer" über andere Kon-zepte und stellten im Mai 1998 einenAntrag an den hiesigen Konvent, eine

(Reformen

Arbeitsgruppe "Approbationsord-nung/Reform des Medizinstudiums"einzusetzen. Mit Erfolg, so dass diesebereits im selben Monat ihre Arbeitaufnahm. Paritätisch besetzt - 3 Profs,3 wissenschaftl. Mitarbeiter, 3 Studie-rende - sichtete man nochmals interna-tionale Konzepte, hörte Referenten ausBerlin, Witten-Herdecke und München.

"Wir mussten gegen eine Mauer derSkepsis argumentieren"(Moritz Gerhardt - Mitbegründer derstudentischen Reformgruppe der MUL)

Studierende waren es letztendlich, dieeine Reform des ersten klinischen Stu-dienjahres vorantrieben. Anderes, dar-über war man sich im klaren, wäre inden verkrusteten Strukturen der Uni-versität kurzfristig nicht machbar ge-wesen. Sie diskutierten und modifizier-ten Konzepte und argumentierten ge-gen eine Mauer der Skepsis, währendsich Universität und Professorenschaftin Nebel der Agonie hüllten. Studieren-de des ersten klinischen Abschnitts imWintersemester 2000/2001 sollten alserste in den Genuss einer Reform mitproblem- orientiertem Lernen undKleingruppenunterricht kommen.

Dann kam eine Konventssitzung im Mai2000, wo die engagierten Reformererleben mussten, dass trotz ausführli-cher Vorplanungen und Konsens übergrundsätzliche Zielvorstellungen einekomplette Reformierung des gesamtenersten Studienabschnittes abgelehntwurde. Vielmehr sollte nun das Kon-zept in Teilschritten eingeführt werden- der Beginn einer Teil-Reform, wie sieim Wintersemester 2000/2001 undSommersemester 2001 umgesetztwurde,

Die Teil-Reform des ersten klini-schen Jahres

"Es ist nicht sicher, ob es besser wird,wenn es anders wird; aber es mussanders werden, wenn es besser wer-den soll."aus: "die Bauchpresse", Studierenden-zeitung der MUL, Ausgabe Nr.15, Jan.2001 -Titelseite)

So war es also beschlossene Sache.Den ganzen Sommer 2000 beschäftig-ten sich Professoren, Ärzte, Instituts-mitarbeiter und Studenten mit derAusgestaltung dieses Projektes. DieLeitung und Koordination übernahmder eigens für diese Reform eingestell-te Lehrkoordinator PD Dr. JohannesSchulze. Er hatte bereits Erfahrungenin München in ähnlicher Funktion ge-sammelt und sollte das Lübecker Pro-jekt begleiten, formen und voranbrin-gen. Das Studienjahr wurde für achtWochen in themenspezifische Blöckeaufgeteilt mit dem Ziel, fächerübergrei-fendes Lernen zu ermöglichen und Re-dundanzen zu vermeiden. Fünf Wo-chen "Herz- Kreislauf - Block und dreiWochen ein Block zur "Arzt-Patienten-Problematik" sollten Studierende inKleingruppen - Tutorien problemorien-tiert und sellbstständig an diese The-men umfassend heranführen. Praktikaund Vorlesungen sollten die Arbeit derTutorien begleiten und unterstützen,während Anamnesegruppen den Stu-dierenden real mit der Situation kon-frontieren würden, sich von Mensch zuMensch mit Patienten auseinanderzu-setzen.

"Es war nicht möglich, mit den ver-schiedenen Instituten einen Katalogdessen zu erstellen, was in diesemJahr vermittelt werden sollte",so Moritz Gerhard, Student und Refor-mer der MUL.

2002

Die Resonanz auf dieses personalauf-wendige und organisationsforderndeProjekt war geteilt, das Engagementunterschiedlich. Als eine Art "Patch-work" rnusste man die Stundenplan-gestaltung bezeichnen, da die betrof-fenen Institute nicht in der Lage wa-ren, einen gemeinsamen, aufeinanderabgestimmten Katalog zu erarbeiten.Jeder gestaltete für sich seine Lehrein-heiten. Das Ziel, Redundanzen zu ver-meiden und den Lehrplan zugunstenvon Eigenarbeitszeit zu entrümpeln -was die Voraussetzung für Problem-onentiertes Lernen (POL) wäre - wurdeso nicht erreicht. Sowohl Professoren,als auch Studierende waren in zweiLager gespalten - Befürworter lobten,dass mehr Inhalte zu vermitteln seien,praxisorientierter gelernt, das Lernenmehr Spaß machen würde. Dem hiel-ten Kritiker entgegen, dass das Ganzeunausgereift sei, zu wenig Zeit in Vor-lesungen für Vermittlung von Systema-tiken zur Verfügung stehen würden,Prüfungsergebnisse unbefriedigenderwären,

Das Ende der "ersten" Reform

Einzelne Professoren erzwingen denSchlussstrich

Die Professoren, die sich mehr undmehr gegen diese Art der Reform aus-sprachen - beispielsweise Prof. Sol-bach, Leiter des Institutes fürMikrobiologie, und Prof. Feller, Leiterdes Institutes für Pathologie - setztensich durch. Sie drohten damit, denStudierenden bei Fortsetzung diesesAusbildungssystems keine Teilnahmean den Unterrichtsveranstaltungenmehr zu bescheinigen, so dass eineAnmeldung zum Ersten Staatsexamendiesen nicht mehr möglich gewesenwäre. Dem musste sich die Universitätbeugen, so dass im Konvent derMedizinischen Fakultät am 09. Juli

Fakultät am 09. Juli 2001 beschlossenwurde, die Reform in den zweiten klini-schen Studienabschnitt zu verlegenund dort ab dem WS 2002/2003 das 3.und 4. klinische Studienjahr als refor-mierten Unterricht durchzuführen. Stu-dierendenvertreter der Reformgruppewaren gegen diese Verlegung - umnicht zu sagen Problemverlagerung,stimmten aber letztendlich dafür, daansonsten fraglich gewesen wäre, obüberhaupt noch irgendetwas reformiertworden wäre. Die Reformbemühungenfür den ersten klinischen Abschnitt wa-ren damit am Ende.

Was bleibt vom Reformstudien-gang?

Die Lehrkörperschaft der Universität istsomit zur "Normalität" zurückgekehrt,die Reform ist beseitigt. Alles wiederso, wie es früher war? "Nein", sagt derverantwortliche Lehrkoordinator PD Dr.Johannes Schulze. Der Konvent habezwar die zeitliche Verlegung beschlos-sen, der erste Abschnitt sei aber nichtvollständig unverändert. "Die meistenVeränderungen fallen dabei nicht insAuge", so Schulze und weist auf dieverstärkte praktische Ausbildung imUntersuchungskurs und die nun auffreiwilliger Basis weiterlaufendenAnamnesegruppen hin. Ein Umdenkenin den Köpfen von Lehrenden und Ler-nenden als Folge dieses dann ja dochnicht ganz gescheiterten ersten Re-formversuches? Dann wäre sicherschon viel erreicht. Und wie sieht esmit den Studierenden aus, die in derstudentischen Reformgruppe bisher soengagiert für eine Verbesserung desStudiums gekämpft haben? Die haltensich eher bedeckt, Zu viele Ideen wür-den aktuell geboren und dann wiederverworfen, so dass es schwierig sei,die aktuelle Situation konkret beschrei-ben zu können. Die Professoren schei-

(Reformen

nen momentan allerdings selbst nichtso richtig zu wissen, wo es hingehensoll - und wie der erste Versuch dieserReform beweist, sind es letztendlichdoch sie, die entscheiden, wie und obes weitergeht.

Was bringt die Zukunft?

Die grobe Richtung ist also vorgege-ben. Laut Konventsbeschluss vom 09.Juli 2001 soll ein Gremium aus Fach-vertretern und Studierenden die Re-form des zweiten klinischen Abschnittsvorantreiben, wobei das Dekanat einezügige Umsetzung überwachen soll.Insgesamt 12 Themenblöcke sind be-reits festgelegt, die neben in Tutorienerarbeiteten Fallbeispielen Praktika,Seminare, Vorlesungen und andereLehrveranstaltungen integrieren sollen.Dazu haben wohl bereits Fallredaktio-nen und Blockplanungsgruppen mit derErarbeitung von "Lehrfällen" begon-nen. Ob diese Fälle auch "Lernfälle"sein werden, alle Beteiligten aus Feh-lern der Vergangenheit lernen können,bleibt abzuwarten. Dass dabei die Stu-dierenden im Mittelpunkt dieser Be-strebungen stehen sollten und nicht,wie in der Vergangenheit, Instituteoder einzelne Professoren, sollteselbstverständlich sein - doch ist dieFakultät so weit? Denn immerhin giltes mit Traditionen zu brechen, die dieProfessorenschaft als herrschende, die

Studierendenschaft als dienende undempfangende Kaste kategorisiert. EinSystem in Frage zu stellen, in demman selber groß geworden ist, ist nichtselbstverständlich und Bedarf großerBescheidenheit, Überwindung und Mut.Der Lehrende als Partner des Lernen-den - ein Traum in Lübeck? Man wirdsehen. Dass dieses Meisterstück zuvollbringen ist, zeigen Worte eines Pro-fessors aus Amerika, der diese bereitsvor Jahrzehnten zu seinen Studentensprach:

"Please put you r pens away. There areno rules of attendance at my lectures;come if you want to, stay away if youdon't, But if you do come I want to seeyour faces, not the tops ofyour head -then I can teil whether you arethinking. My only stipulation is that youdon't write down anything I say. It isnot my Intention to give you thefactual Information which you don'treally need, anyway - you can find it invarious textbooks if you must have It! Iam obligeö to set examinationquestions and you to answer them. Myquestions will be designed to test yourabil/ty to think conceptually about"medic/ne", not your ability toremember facts about it"

'M 2002

Plötzlich POL-Tutor

Im Rahmen des POL-Kurses (Proble-

mOrientiertesLernen) lief an der Medizi-

nischen Fakultät in Dresden ein Prakti-

kum, in dem Studenten mit Gesprächs-

fuhrung konfrontiert wurden, Dieser Kurs

war Bestandteil des 5. Semesters im

POL-Kurs Grundlagen der Pharmakothe-

rapie.

Unter studentischer Leitung sollten die

Mediziner gemeinsam das Thema "Orale

Antikoagulantien lebenslang" erarbeiten

und in vorgegebenen Rollen die Patien-

tenaufklärung üben.

Ziel des Nachmittags war es, uns ange-

henden Ärzten k'arzumachen, welche

Relevanz ein gut geführtes Aufklarungs-

gespräch für die Compliance des Patien-

ten hat.

Die Aufgabe, die uns Tutoren zuteil wur-

de, brachte uns an eigene Grenzen.

Abhängig von der Gruppendynamik jnd

einem selbst, gestaltete sich jeder

Nachmittag anders.

Nach einer kurzen Einführung, in der

noch einmal die Wirkung von oralen An-

tikoagulantien, Nebenwirkungen sowie

die Interaktionen mit anderen Medika-

menten besprochen wurde, kamen wir

dem Lernziel der Arzt-Patienten-

Interaktion einen Schritt näher, Die ver-

mittelten Grundlagen sollten nun im Ge-

spräch angewendet werden. Ein Grup-

penmitglied nahm die Rolle

des Stationsarztes, ein anderer die des

Patienten ein, welcher instruiert wurde,

immer nachzufragen, wenn der Arzt sich

unklar ausgedrückt hatte, Für die Rollen

waren zuvor kurze Skripte verteilt wor-

den.

Eine junge, dynamische Frau von ein-

undvierzig Jahren bekommt nach länge-

rem Aufenthalt in der Herzklinik eine

künstliche Herzklappe, Nachdem sie

sich ein wenig auf der Station erholt hat,

wird sie vom Stationsarzt zu einer Medi-

kamentenaufklärung bestellt, Glücklich,

die Operation überstanden zu haben,

bekommt sie eine neue Bürde auferlegt -

lebenslang, täglich Medikamente schlu-

cken. Der Arzt versucht ihr die Notwen-

digkeit einfach darzulegen, Nach einem

Herzklappenersatz ist die Gefahr der

Thrombenbildung gesteigert.

(Reformen

Die junge Frau schaut nur fraglich, da

sie nichts mit dem Wort Thrombus anzu-

fangen weiß.

Dies war der Startschuss, der allen zeig-

te, wo wir beginnen müssen. Eine schö-

ne Erklärung darüber, was ein Blutge-

rinnsel ist, klärte den Blick der Patientin.

Nichts desto trotz muss unser junger

Arzt gleich eine neue Hürde meistern,

denn die Patientin war an der Wirkungs-

weise des Medikamentes interessiert. Er

schaffte es, in die Studentengesichter

ein Lächeln zu zaubern, indem er anfing

zu erklären, dass diese Tabletten ein

"Vitamin K" hemmen, welches notwendig

ist, um unsere Gerinnungsfaktoren voll-

kommen zu machen, die für die Bildung

des Gerinnsels von Bedeutung sind, Der

Student nutzte das Bildnis der aneinan-

dergereihten Dominosteine, Kommt es

zu Ausfall von mehreren, fallen die ande-

ren langsamer. Genauso verlangsamt

läuft dann die Blutgerinnung ab. Plötzlich

kamen die Fragen aus der Patientin he-

rausgeschossen, "Bin ich dann ein Blu-

ter, was muss ich beachten, wenn ich

mich stoße oder schneide, ich arbeite

doch so gerne im Garten?"

Ein neues Problem trifft unseren Arzt,

60

wie der Frau erklären, dass sie sich in

einer Sicherheitszone befindet, eine

Grenze zwischen pathologischer und

medizinisch kontrollierter Gerinnung.

Jetzt auch noch das Wort Kontrolle -

"Muss ich da ständig zum Arzt? Ich ver-

reise doch so gern über mehrere Mona-

te, kann ich da auch zu einem anderen

Arzt gehen oder gibt es gar den Weg der

Selbstkontrolle, wie beim Blutzucker

messen?" Fragen - und kein Ende in

Sicht.

Die Erfahrung zeigt uns, dass Studenten

unterschiedlich mit dieser Situation ver-

fahren, Nur wenigen war es möglich, die

Rolle des "Wissenden Gott in Weiß" für

einen kurzen Moment aufzugeben und

damit sich von den Fakten zu lösen und

mit dem Patienten in Kontakt zu treten.

Viele Studenten wagen nicht den Schritt,

ihre vermeintlich wissende Fassade ab-

zulegen und etwas von sich preis-

zugeben, In einigen Arzt-Patienten-

Gesprächen, kam die Unsicherheit des

Gesprächsführers zum Ausdruck - wurde

selbst angesprochen und hinterfragt, Es

waren nur wenige Gruppe, die sich die-

ser Aufgabe stellten - andere gingen

2002

darüber hinweg. Für uns Tutoren war es

schwer, den Blick der Gruppe auf derar-

tige Ziele zu richten, da kaum Redebe-

darf über das Thema Angst und Unsi-

cherheit bestand. Wir standen vor einer

Gratwanderung zwischen Gruppen mit

enormen Potential in Bezug auf Selbst-

kritik und Eingeständnis eigener Schwä-

chen und Gruppen ohne Ahnung über

die Notwendigkeit der Gesprächsfüh-

rung. Die Produktivität des Nachmittags

war abhängig von der Dynamik des

Vorwissens und des Wohlfühlens der

Mitglieder in den Tutorien, Zwei größere

Probleme zeichneten sich noch ab: zum

einen fehlt vielen eine Struktur, sie füh-

len sich überfordert und stehen vor ver-

meintlich unlösbaren Situationen. Oft

besteht der Mangel darin, dass viele

Studenten in einem Seminar genau ge-

sagt bekommen wollen, wie eine Situati-

on zu meistern ist, allein mit Hilfe der

Mitkommilitonen einen Sachverhalt zu

erarbeiten, wirft Schwierigkeiten auf.

Das zweite Problem besteht darin, das

Verständnis des Patienten nicht zu über-

fordern, aber auch nicht zu unterschät-

zen. Wir haben die Möglichkeit, den Pa-

tienten das Gesagte wiedergeben zu

lassen, und somit seine Auffassung zu

prüfen. Wie wenig bleibt oft bei den Pati-

enten hängen und wie sehr werden

Sachverhalte verdrängt oder auch ver-

dreht. Neben der Wiedergabe durch den

Patienten haben wir auch noch den

Trumpf des Pausen-Lassens. Obwohl

Pausen von unerfahrenen Gesprächs-

führern zunächst oft als unangenehm,

nicht produktiv und angstauslösend

empfunden werden, sollten wir dieses

Mittel zum Gegenstand des Gespräches

wählen. Das Gesagte setzen lassen,

Raum für Fragen oder tiefer Gespräche

ebnen, sollte uns die Courage geben,

das Schweigen zu nutzen und nicht als

Schwache zu betrachten, Rückblickend

auf den Kurs sahen einige Studenten die

Notwendigkeit der Gesprächsführung in

das laufende Studium einzubauen, um

ihre eigene Unsicherheit kennen und

nutzen zu lernen. Ob der Zulauf zu den

Anamnesegruppen damit angekurbelt

wurde, wird sich in den nächsten Jahren

zeigen.

Michaela Berger, Dresden

Reformen

Von ROM zu POL und wieder zurück

Eine Reisebericht über 20 Jahre Ausbildungslandschaft

Volker Köllner . K l in ik und Po l ik l in ik für Psychotherapie und Psychosomatik, Medi/.inisehe

1-akul tä t Carl Gustav Carus, TU Dresden . kodlnerV/ psychnsoma.de

Raus aus dem Frust...

In7.wischen ist es 20 Jahre her, daß ich mich gemeinsam mit einem Studien-

freund von Bonn aus auf die Rei.se /um Maitreffen nach Marburg begeben habe,

um /u sehen, "was da so läuf t mit den Anamnesegruppen". Wir waren damals

mit unserer Studiensituation in Bonn sehr un/utr ieden. Ks störte uns die einseiti-

ge naturwissenschaftlich-theoretische Ausrichtung und wir hatten das Gefühl,

auf wesentliche Teile är / t l icher Tätigkeit, wie das Gespräch mit Patienten, das

Treffen von Entscheidungen in ethisch konflikthaften Situationen oder das Be-

gleiten von Patienten in Situationen, in denen die Hightech-Medizin nicht mehr

weiterhelfen kann, nur unzureichend vorbereitet /u werden. Und mit unserer

Angst und Hilflosigkeit , die aufkam, wenn wir dann ta tsächl ich le ibhaf t igen Pa-

t ienten gegenüberstanden, f ü h l t e n wir uns gleich völ l ig a l le ine gelassen. Bl ieb

wi rk l i ch nur die Al ternat ive , diese Unsicherhei t hinter einer überheblich-

professionellen Oberfläche /u verbergen'.' Eine Alternat ive schien /unächst die

Flucht in die Theorie und die Lektüre psyehoanalytischer Koryphäen von Freud

bis Reich /u sein. Was da stand war /war fas/inierend. schien aber Licht jahre

von der Real i tä t der Pat ienten entfernt, die wir in Famulaturen erlebten. In der

Fachschaft engagierten wir uns gegen die Prüfungsverschärfungen der soundso-

vielten drohenden AO-Novelle, aber es war klar, daß wir damit nur verhindern

konnten, daß al les nur noch schlimmer wurde...

M 2002

... rein in die Anamnescgruppe

In dieser Frustphase erreichte uns das Gerücht, daß es in Marburg von Studenten

selbst organisierte Gruppen gäbe, in denen nicht nur das Gespräch mit Patienten

geübt werden könne, sondern auch Raum sei tür eine Reflexion psychoso/ialer

/usammenhänge der Krankhe i t , sondern auch für das Gespräch über eigene Ge-

fühle , die im Kontak t mit den Patienten ents tehen. Unterstüt/t würde das Projekt

von einem Professor namens Schüfle i ,

Nach einigem Suchen fanden w i r dann das Treffen und nahmen an einer soge-

nannten Schnüffelgruppe teil, in die alle Anamnesegruppen-Neulinge gesteckt

\ \ L i r d e n . ['rot'. Schüf le i le i te te die Gruppe persönlich. Außer bei Anatomietesta-

ten waren wir bisher in unserem Studium noch nie einem Professor so nahe ge-

kommen und wir hat ten auch noch nie erlebt, daß sich für einen ein/igen Patien-

ten so v ie l /eil (/.wei Stunden] genommen wurde. Die Art, wie hier medi/ ini-

sehe Fakten, die Lebensgeschichte des Patienten und unsere eigenen Hmpfin-

dungen in einen Kontext gestellt wurden, entsprach genau dem, wie wir uns

Medi / inerausbi ldung vorgestellt hal ten und es war klar , daß wir an einer Anam-

nesegruppe te i lnehmen wol l ten .

F ü r mich s te l l te sich dann die Frage, ob ich /um Studium nach Marburg wech-

seln oder l ieher versuchen sol l te , Anamnesegruppen in Bonn auf/ubauen. /um

Glück fanden sich in der Fachschaft einige engagierte Kommil i toninnen, die

mitmachen wollten. Line Überraschung erlebten wir in unserer Fakultät, die bis-

her bei der Lehre ke inen sonderl ich engagierten Lindruck auf uns gemacht hatte.

Unsere Befü rch tung , Steine und Verbote in den Weg gelegt /u bekommen, trat

nicht ein. Im Gegenteil wurde unser Hngagemenl sehr unterstül/t und wir beka-

men Räume, /ugang /u Patienten und drei Hochschullehrer waren bereil, die

ersten Gruppen /u leiten, denn wir hatten ja noch keine studentischen Tutorcn.

^ (Reformen _

H inen mit t leren Skandal löste es al lerdings aus, daß wir Vork l in iker innen an den

Gruppen teilnehmen lassen wollten, diese Trennung war damals strenger als

heute. Nach einem Jahr als Gruppentei lnehmer fuhr ich /u einem Tutorentrai-

ning nach Marburg. Als neues Hlement kam hier die Begegnung mit Thure v.

Uexkü l l s Theorie einer psychosomatischen Medi/in h in /u . In den folgenden

Jahren blieb ich als Tutor von Anamnesegruppen aktiv und wir organisierten in

Bonn eigne Tutorentrainings, /u denen auch Kommil i tonen aus anderen Städten

kamen.

Für mich war die Reise nach Marburg /u einem Wendepunkt in meinem Studi-

um geworden. Nach Jahren des Frustes hatte ich nun endl ich eine k lare Vorstel-

lung von der An Medi/in, die ich einmal machen wollte und ich sali auch einen

Weg, um diese /u realisieren. Kbenso wicht ig war die Erfahrung, daß es le t / t l i ch

mehr bringt, ein eigenes Projekt auf/ubaucn, als bloß wie das Kaninchen vor der

Schlange auf die nächste Idee des Geset/gebers /u warten. In/wischen sind ei-

nige AO-Novellen verabschiedet und noch viel mehr Referentenentwürfe in der

Kundablage deponiert worden, ohne daß sich am Studium suhstan/ ie l l etwas

geändert hätte.

Es gibt ein Leben nach dem Studium

Nach dem Studium verschwand ich erst mal für drei Jahre als Assisten/ar/t in

der I ler/chirurgic und für eine Ttitorentätigkeit blieb keine /eil mehr. Als Stati-

onsar/t konnte ich aber bei der Gestaltung von Vis i ten , Aufklärungs- und Hnt-

lassungsgesprächen vieles von dem umsetzen, was ich in der Anamnesegruppe

über Gesprächsführung gelernt hatte. Außerdem schloß ich mich einer Ba-

l intgruppe an, um bei schwierigen Ar/t- Patient- Be/iehungcn Ent las tung und

Unterstüt/ung /u haben.

'2002

Später wechselte ich dann in die Psychosomatische Medi/in, /unächst in Bonn

und dann an der L'niklinik in Homburg/Saar. In Homburg gab es noch keine

Anamnesegruppen und die Fachschaf t dort griff das Angebot, Gruppen auf/u-

bauen gerne auf. Der nächste L'm/ug ging nach Dresden. Auch dort gab es bis-

her ke ine Anamnesegruppen. Als ich einen Aushang machen wollte, um Interes-

sierte /u suchen, lernte ich Tobias kennen, der genau den gleichen Plan hatte. Hr

war als Student aus Wür/burg gekommen und hatte dort Anamnesegruppen

kennengelernt .

Bald darauf gab mir mein Chef eine Hinladung /u einer Arbeitsgruppe /um

Thema Lehre \ \e i te r , irgendwas sollte es mit Harvard /u tun haben. Bei diesem

Treffen erfuhr ich dann, daß der Studiendekan p lan te , die Akt ivi tä ten der Fakul-

tät s tärker bisher auf die Lehre /u kon/entr ieren, neue Lehrmethoden e in /u tüh -

ren und h i e r f ü r im Rahmen eines Kooperationsvertrages die UniersUH/ung der

Harvard Medical Schon! /u g e w i n n e n . Nun wurden Leute gesucht, die bereit

\ \ a ren . mit nach Boston /u fahren, um das dortige Cur r i cu lum kennen/ulernen.

Da mußte ich n i c h t lange überlegen...

l 'ber l larvard ließe sich viel schreiben; drei Punkte möchte ich herausgreifen:

• Harvard ist keine U n i k l i n i k , die nebenbei unterrichtet, sondern eine reine

Medical School mit eher kleinem festen Lehrkörper, die in den umliegenden

K l i n i k e n f äh ige Do/enten für feste /eilen/Woche unter Vertrag nimmt". Dies

sichert der Lehre einen viel höheren Stel lenwert . Die Ausrede für /u spät

kommende Do/enten "Ich mußte noch einen N o t f a l l versorgen" gibt es in

I larvard n i c h t ,

• Prüfungen haben eine andere Bedeutung als bei uns. Nach t r au r ige r deutscher

Tradi t ion werden Prüfungen bei uns vor a l lem als Ins t rument gesehen, "um

(Reformen ̂

die Schlechten aus/umcr/.en". In I larvard geht es eher darum, den Studieren-

den Rückmeldung darüber /u geben, was sie in diesem Kurs alles gelernt ha-

ben und wichtige Lehrinhalte nochmals /u betonen. Für die Lehrenden sind

sie eine Möglichkeit der Fvaluation der Kurse. Wenn also viele Studierende

durchfallen, fuhrt dies in Harvard nicht zu einem Lamento darüber, daß die

Studenten immer fauler und dümmer werden, sondern 7.u der Überlegung,

wie man den Kurs im nächsten Jahr verbessern könnte. Beeindruckt war ich

in diesem Zusammenhang auch zwischen dem kollegialen Umgangston, der

/wischen Studierenden und Lehrenden herrschte.

• Während bei uns die Ar/l- Patient- Bc/ichung im off i / ie l len Curriculum im-

mer noch kaum Thema ist, gibt es in Harvard einen einjährigen Kurs /um

Thema "Ar/A- Patient- Kommunikat ion". Die Medical School verfügt über

eine große Gruppe von hierfür ausgebildeten Schauspieler-Patienten, die

nicht nur die Anamnese perfekt können, sondern bei der Untersuchung auch

an der richtigen Stelle "Au!" sagen. Mit Hilfe dieser Schauspieler können

auch schwierige (iesprä'chssituationen. wie /. B. das Überbringen einer 'To-

desnachricht oder das Mit te i len einer i n f a u s t e n Prognose wirk l ichkei t snah in

Kleingruppen geübt werden.

Im folgenden möchte ich nun /usammenfassen, warum wir in Dresden das Mc-

d i / i n s lud ium umkrempeln und was bisher erreicht wurde.

Problemorientiertes Lernen (POL) nach dem Harvard - ModellStudienreform ohne Modellstudiengang in Dresden

Prohlemsituation:

Folgende Gründe haben unsere Fakultät da/u bewogen, das bisherige Curricu-

lum /u reformieren:

• Bei einer Flalhwerts/ei t des medi/inischcn Wissens von nur noch 5 - 1 0 Jah-

ren ist es wesent l ich, die Studierenden auf einen lebenslangen Lernpro/eß

66

' 2002 —

vor/ubereiten und ihnen entsprechende Problemlö'sekompeten/en /u vermit-

t e ln .

• Die K r i t i k an unserem (iesundheitssystem /eigt, daß momentan Medi / ins tu-

dent lnnenn nur un/ureichend auf ihre spätere Aulgabe vorbereitet werden, in

wicht igen Bereichen wie der Kommunika t ion mit Patienten /eigen Studien

immer wieder erhebliche IXf i /He auf.

• Line neue Approbationsordnung wird auf jeden Fall Schwerpunkte in Rich-

tung POL und Fächerintegrat ion set/en.

Lin Reformstudiengang (/ . B. B e r l i n ) kann nach der/eiliger AC) nur auf f r e iw i l -

l iger Basis angeboten werden. Dies er / \ \ ingt das para l le le Anbie ten des bisheri-

gen ( ' u r r i c u l u m s . Hierdurch wäre unsere eher k l e i n e Fakul tä t ( 1 8 0 Studieren-

de/Jahr) überfordert gewesen, so daß nur eine Reform inne rha lb der ak tue l l en

A O möglich war.

/ iclvorstcllung:

Angestrebt werden so l l t e die Integrat ion von POL-Llementen und die Bi ldung

\on i n t e r d i s / i p l i n ä r e n B lockkur sen , Bewährte Llemente wie Vorlesungen und

P r a k t i k a so l l ten im Ciegensat/ /u reinen POI. -C 'urr icula ( / .B. Maast r icht ) n i c h t

\ o l l i g abgeschaff t , sondern redu/iert und in ein I K b r i d - C u r r i e u l u m aufgenom-

men werden. Angestrebt \ \ i r d e ine Reduk t ion der Pl l ichts tunden. um mehr Frei-

räume /um Selbststudium /u schaf fen . Hier sollte auf bewährte Modelle /u-

rückgegrifl 'en werden, um von Erfahrungen anderer Fakul tä ten /u prof i t ieren.

19'JS wurde deshalb mit der Harvard Medical School die "Harvard-Dresden

Medical Lduca t ion Al l i ance" geschlossen. Lin detai l l ier ter Plan /ur Umset/ung

unserer /iele wird in Kooperation mit Harvard und unter Berücksicht igung der

L \ a l u a t i o n der bereits laufenden Kurse in einem kon t inu ie r l i chen Pro/eß erar-

bei te t .

(Reformen ___^_

llmsct/ung:

• Im Mär/ 1999 werden die ersten 12 Dresdner POl.-Tmoren in Harvard aus-

gebildet und en twicke ln einen POL-Kurs "Infckt iologie" .

• Im Apri l 1999 wurde ein y.weiwöchiger Pilotkurs In fek t io log ie in einer ran-

domisierten Studie an 40 Studierenden erprobt, l i r fand eine hohe Ak/eptan/,

die angestrebte Krhöhung des Antei ls an Selbststudium wurde erreicht. Der

Pilotkurs wurde von den Studierenden in nahe/u allen Punkten um durch-

schni t t l ich /wei Schulnoten besser bewertet als der t radi t ionel le Unterricht .

• In der 2. Jahreshälfte 1999 wurde die l ' aku l t ä t vom Stifterverband der Deut-

schen Wissenschalt als Keformfakul tä t anerkannt und gefördert. Weitere Tu-

toren wurden in München ausgebildet, die Blockkurse I n f e k t i o l o g i e und

Grundlagen der Pharmakotherapie wurden e ingeführ t .

• Im l - ' r üh j ah r 2000 wurden erstmals 40 [ - 'akul tä tsmilgl ieder in Dresden /u

POI.-Tutoren ausgebildet . Diese Tutorent ra in ings f inden seitdem h a l b j ä h r l i c h

statt, /um WS 00/01 ist das 3. Studienjahr vol ls tändig in 4 Blockkurse au t ge-

t e i l t , Pathomechanismen und Grundlagen der Pharmakotherapie im Winter-

semester, Infektiologie und Notfa l lmedi / in im Sommersemester. Der Unter-

suchungskurs und die Hiomathematik bleiben als longitudinale Kurse erhal-

ten.

• 2001 ist auch die Umst ruktur ie rung des 4. S tud ien jahres abgeschlossen. Das

Wintersemester beginnt mit dem Kurs "Nervensystem und Psyche" (Neuro-

logie, Psychiatrie und Psychosomat ik) 2. Semesterhälfte folgt der "Her/-

Kreis lauf-Kurs" .

fttf

200

Elemente des Reformprojektes:

POL- Blockkursc

/Limindest im k l i n i s chen S tud ium soll die bisherige Auf t e i l ung in eine große

/ah! an hin/e] fächern durch die Bi ldung übergreifender Blockkurse abgelöst

\ \erden. Abb. l /eigt dies für das 3. Studienjahr . Die H r t e i l u n g der für die /ulas-

sung /.um Staatsexamen notwendigen Seheine w i r d hierbei von der erfolgrei-

chen Te i lnahme an der Blockkursen abhängig gemacht, t 'm n ich t in K o n f l i k t

mit der AC) /u geraten, muß definiert sein, welcher bisherige Lehrinhalt in wel-

chen Blockkurs integriert wird . Die Kurse werden von Planungsgruppen erarbei-

tet, an denen die Haclnertreter, POl.-Tutoren und Vertreter der Studierenden

bete i l ig t s ind.

In tegr ie rendes Flemenl der Kurse sind die Tutoricn. In Kle ingruppen \on je 8

S tud ie renden werden hier Kiil lgi'schichten (Papercases) bearbeitet, die /uvor

anhand der von den Fachvertretern vorgegebenen I.ern/ielen kon/ipiert wurden.

/iel der Fal lgesehichten ist es n i ch t automatisch, k l in i sches Wissen /u vermit -

t e l n . Fbenso können Grundlagenwissen-Schäf ten (/. B. Pathophysiologie) erar-

bei te t w e r d e n , Die Studierenden stoßen beim Durcharbei ten des Textes auf Fra-

gen. die sie durch Reak t iv ie rung vorhandenen Wissens, die im Tutorium vor-

handenen Bücher oder durch Nacharbei ten beantworten können. Hin /iel ist es

hierbei , die Nu t /ung neuer Medien (/ . B. Med l ine ) an/uregen. Hin H a l l wird in

der Regel über eine Woche ( 3 Tutor ien) behandelt. Aufgabe der Tutoivn ist es

hierbei , den Fernpro/eß /u moderieren, sie sollen n ich t als Hxperten oder I)o-

/enten auf t re ten. Abb. 2 /eigt einen idea l i s ie r ten Stundenplan, der den S tud ie -

renden sehr \ i e l /eil /um Selbs t s tud ium lasst. Leider sieht er in der Rea l i t ä t

noch n ich t so übers ich t l i ch aus, da es noch einige longi tud ina le Lehrveranstal-

tungen gibt und auch einige Vorlesungen n i c h t in die POF -Kurse integriert wer-

den konnten und weiter paral lel laufen.69

(Reformen

Wintersemester Sommersemester( 1 5 Vorlesungswochen) (14 Vorlesungswochen)

Pathomechanis-men

(9Wochen)

• Pathologiei • Pathophysiolo-

gie• Pathobioche-

mie• 1 lumangenetik

Grundl. der Phar-ma-kotheraple(6Wochen)

• Pharmakologie• Toxikologie• Wirtschaftswis-

senschaften

Infektiologie(10 Wochen)

• Mikrobiologie• Immunologie• Klinische

Chemie• Hämatologie• Biomathematik

Notfallmedizin(4 Wochen)

• Kl in ischer Un-ter-suchungskurs

• Notfal lversor-gung

• Radiologie

I .ongi tudinale Lehrveranstal tungen: K l i n . Untersuchungskurs, Biomathematik

Abbi ldung l : A u f t e i l u n g des l . k l in ischen Studienjahres in vier facherübergreifende Blockkurse

Montag ! Dienstag Mittwoch j Donnerstag Freitag

i j

IVorlesun- Vorlesun- Vorlesun- Vorlesun- ! Vorlesun-gen gen ; gen , gen gen

Tutorium

Praktika Praktik»

Tutorium Tutorium

Abbi ldung 2: Stundenplan für einen Blockkurs. Die Freiräume dienen demSelbs ts tudium, h i e r sollen im Tutor ium offen gebliebene Fragen ge-klär t werden.

2002

Neue Lehrfnrmen

In einigen Kursen wurden darüber h inaus neue Fehrfonnen eingeset/t. wie x. B,:

Uollenspiele. in denen bestimmte Kommunikationstechniken eingeübt werden

könne. Im Pharmakologiekurs haben die Studierenden /.. B. in einem P r a k t i k u m

die A u f g a b e , einen Pat ienten nach l ler/klappenersai/ (h ie r arbeiten Tei lnehmer

einer Se lbs th i l f egruppe ehrenamtl ieh m i l ) über die nun notwendige Antikoagula-

t i o n au t /u klären.

Multist i i f>i ' - i 'bunt>en. in denen die Studierenden in Kle ingruppen auf Schauta-

feln mit ananmestisehen Daten, Laborwerten und bildgehender Diagnostik oder

S c h n i t t b i l d e r n aus tler Pathologie konfront ie r t \ \erden und eine Diagnose erar-

bei ten müssen.

Interaktive Kallyesehichtcn, l . i tera turhimveise und L inks auf der Homepage

der jewei l igen Kurse

Neue Priifunysformen

Frfahrungsgemätf ist das, was die Studierenden lernen in hohem Maße durch die

Art der Prüfungen de te rmin ie r t , In Kooperation mil den Kollegen der Harvard

Medica l Sehnol wird hei der Tutorenausbi ldung und den neuen Kursen großer

Wert auf die I m p l e m e n t i e r u n g neuer, lallbe/ogener Prüfungstbrmen gelegt:

Beim Triple . lump wird den Studierenden eine Ful lgesch ich le vorgelegt, /u der

/unachst spontan I1 'ragen beantwortet werden müssen. Nach Gelegenheit /um

Selbsts tudium folgt der /weite Teil der Prüfung am nächsten 'I ag.

Beim hinsai/ standardisierter Patienten, wie er auch in/wischen hei den US-

Staatsexamina erfolgt, müssen die Fäh igke i t /ur Anamnese, k l i n i s chen Untersu-

chung und U r t e i l s h i l d u n g anhand um Schauspielpat ienten ge/.eigt werden.

Bei der "Objective Struciured Oinical Hxam" (OSCE) müssen \rorgegebene

Fragen in einem eng vorgegebenen /eitrahmen beantwortet werden.

Tutorenausbildung

Die Aufgaben eines POL-Tutors unterscheiden sich wesentl ich von der b isher i -

gen Do/enten-rolle. Deshalb ist eine spe/ielle Ausbildung notwendig, in der

auch die Grundidee des C u r r i c u l u m s und neue Lehr- und Prüfungsfonnen (Abb.

3) vermi t te l t werden. In/wischen wurden in 5 Trainings etwa 200 Fakul tä tsmi t -

gl ieder ausgebildet. Das erste Tra in ing wurde fast ausschließlich von I larvard-

Do/enten durchgeführt, in/wischen liegen Planung und Durchführung in der

Hand einer Dresdner Arbeitsgruppe. L'm die Mot iva t ion der 'Tei lnehmer /u er-

höhen, wurde ein Llement /um 'Training von wissenschaft l ichen Präsentat ionen

(Microteaching) aufgenommen. Während es 1999 noch schwierig war, a l le

Trainingsplät /e /u beset/en, gibt es Wartelisten, seitdem die Beteil igung an

POL-Kursen ein entscheidenden Faktor bei der Vergabe der Bonusmi t te l aus

Forschung und Lehre wurde.

Montag : Dienstag' . inführung Neue Prü-

furmslbrmen

Tutorium

Dresdner Lr-fah-rungen mitPOLTheorie Kall-sch reibenPOL-Theorieund PraxisDemotutoriummit DresdnerStudenten

Tutorium

(jcbcn vonKcedbackOSCL -'Theorie'Triple J u m p'Theorie

j Mittwoch : Donnerstag1 Triple Jump ! Kommunika t i -Praxis ons-theorie

l POL- Über- JVoblem-| /eugungsarbeit ! tutorien' P O L -Organisat ion

Microtcachin Multistation-g Praxis

OSCK-Praxis

FreitagVerwendungvon S imula to -renFallschrcihen- Praxis

'Absch luß t l i s -kussion, Pla-nung neuerKurse

Abh. 3: Zeitplan eines 'Tutorentra inings . Die fett gedruckten Linhei ten f in-den in Kleingruppen statt.

2002

Kxterne Kvatuat ionDie Fva lua t ion der Kurse erfolgt extern durch das In s t i t u t für Methoden der

Psychologie der l'C Dresden. Bei neuen Kursen erfolgt eine ausführliche Fvalu-

ation jedes ein/einen Falles, der Vorlesungen und der Prakt ika . Bei Wiederho-

lungskursen wird nur noeh ein Teil des Semesters befragt, um die Ak/eptan/ der

F v a l u a t i o n hei den Studierenden n i ch t /u gefährden. Die Fvaluationsergebnisse

werden möglichst noch im gleichen Semester präsentiert, um sie bei der Planung

der weiteren Kurse berücksichtigen /u können. So wurden in/wischen /.ahlrei-

che fu to r i en in den Vormittag verlegt, da von den Studierenden angemahnt

wurde, daß die Bib l io theksplä t /e tlir das Se lbs t s tud ium nich t mehr ausreichen.

Fi l i ige Fal lgeschichten \ \urden als Folge schlechter Bewertungen ausgetauscht

oder modif i / ie r t , Fine weitere Mögl ichke i t der externen Fvaluation stellen die

IMPP-Prüfungen dar. I l ier /eigte sich bisher weder eine Verbesserung noch eine

Verschlechterung (dies hatten die Studierenden befürchtet) . Entsprechende Fr-

fahrungen hatten neben Harvard auch /ahlreiche andere Reformfakul tä ten ge-

macht : Das Frreichen hoher Pro/ent/ahlen in VK'-Prüfungen war aber auch kein

primäres /iel unseres Keformprojektes .

P O L - P O M ?

Prohlemor ient ie rung darf aber n ich t mit Pat ientenorientierung gleichgeset/t

werden. POL- 'futorien mit Papercases führen nicht automatisch /u einer stärke-

ren Patientenorientierung. Für die Psychosomatik war es daher ein wichtiges

Anl iegen , daß von vornherein auch psychoso/iale Fehrinhal te bei der Planung

berücks ich t ig t und Prak t ika /ur Ar/t- Pa t i en t - Be/iehung und Kommunika t ion in

die Planung der Kurse integriert werden.

Fine weiter Sorge war es, daß mit der stärkeren F inb indung der Studierenden in

die I 'OI.-Kurse die Freiräume für die Tei lnahme an Anamnesegruppen ver-

sehwinden würden. Möglieherweise würde in einem verbesserten o f f i / i e l l e n

'Reformen

Curriculum auch das Interesse an selbstorganisierten Lehrmodellen wie den

Anamnesegruppen geringer werden.

Von POL zu DIPOL

In/wischen ist die Umstellung der Studienjahre 3 und 4 abgeschlossen, das 5.

Studienjahr wird /um WS 02/03 erstmals im POL-Modus laufen und im folgen-

den Jahr wird die Reform der Vork l in ik beginnen. Für unser Curriculum haben

wir in/wisehen die Bc/,eichnung DIPOL gewählt: Dresdner Integriertes Patien-

ten Orientiertes Lernen. Abb. 4 zeigt die zu Grunde liegende Struktur. Hierbei

zieht sich eine Säule "Ar/t- Patient- Beziehung" durch al le Semester, die fol-

gende Flemente enthäl t :

• Anamnesegruppen als freiwilliges, semesterübergreifendes Angebot.

• eine Bal intgruppe für Studierende höherer k l in ischer Semester, PJ und A I P

• Vorlesungen zur Ar/t- Patient- Kommunikat ion innerhalb der einzelnen

Blockkurse

• je l - 4 90m i n üt ige Praktika themenspe/ifisch innerhalb der Blockkurse. Dies

sind z. B.

- A u f k l ä r u n g über Medikamenteneinnahme und Aufbau von Behandlungs-

motivat ion im Pharma-Kurs (hierüber gibt's einen Artikel von Michaela Ber-

ger in diesem l le f t )

- Aufk lä rung im Onkologie-Kurs

- Gcsprächsführung in Kr i sens i tua t ionen und Überbringen von Todesnach-

richten im Notfallmedizin - Kurs

- Gesprächsführung über Problemthemen wie Sexualität und Alkohol; A u f -

klärung darüber, daß eine psychosomatische Krankhei t vorliegt und eine

Psychotherapie s innvoll ist; Au lk l ä rung über die Notwendigkeit der Einnah-

me ant idepressiver Medikamente; Erheben einer biographischen Anamnese

im Kurs Nervensystem & Psyche

74

'2002

Weitere Praktika sind in Vorbereitung. Als L'bungsleiterlnnen werden hier auch

student ische Tutorlnnen eingeset/t. wobei Anamnesegruppen-Hrfahrung eine

gute Vorausset/ung i s t .

Angekommen?

Ist meine Reise durch die AiLsbildungslandschaft hier an ihrem /iel angekom-

men'? Sicher nicht . Tom Aret/, einer unserer Mentoren in Harvard hat es einmal

so f o r m u l i e r t : "L in gutes C ' u r r i c u i u m ist wie ein Hai, es muß ständig in Bewe-

gung b l e i b e n , sonst stirbt es," Was bedeutet, daß kein Modellprojekt ewig jung

bleibt und immer wieder Veränderungen notwendig sind, wie sich auch die Ge-

se l l schaf t und mit ihr das Gesundhei tssystem ändert. Trot/dem halte ich es für

s innvo l l , vom der/eiligen Standpunkt aus Bilan/ /u / iehen. So wie ich in Mar-

burg das Gefüh l hat te , end l ich die Medi/ in vor mir /u sehen, wie ich sie machen

wol l te , habe ich hier in Dresden und in der Kooperat ion mit der Harvard Medi-

cal School das Gefühl, daß \\ir die Ausbildung so umbauen können, wie ich es

mir schon in meinen /eiten als Fachschaf t ler gewünscht habe. Folgende P u n k t e

sind dabei \ o n Bedeutung:

• Ä h n l i c h \ \ i e bei den Anamnesegruppen war es mögl ich , weg von dem stän-

digen Jammern über die AO und ihre unendl ichen Novel len /u kommen und

einen Schritt in die richtige Richtung /u gehen. Ich kann heute noch kaum

glauben, was sich alles innerhalb der AO verwirk l ichen lässt. wenn man nur

den Mut da/u findet.

• End l i ch wird die Lehre so ernst genommen, daß eine große /ahl von Fakul-

tä tsmitgl iedern und Assis tent innen an Seminaren /ur Didakt ik te i ln immt .

• Ls findet ein ständiger Rüekkopplungspro/.ess statt. Jeder Kurs und das Ge-

samtcurnculum haben eine Planungsgruppe, an der auch Studentinnen te i l -

nehmen. Anhand der Lvaluationsergebnisse werden die Kurse jedes Jahr ü-

berarbeitet.

- s-i •

Patient / Artz

i

Normale Struktur& Funktion

AbnormaleStruktur& Funktion

Nosologie

Evidence Based Medicine

Differentialdiagnose

Klinisches Management

Artz / Geselischaft

-2" 2.

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r; c' p;-i ^ V--_ yiD- _ S G-fl „. -1

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-5"

2002

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den: nistein medieal 1998; 261 - 264

DIES IST EIN AUFRUFZUM ZIVILEN UNGEHORSAM

; l lola! Si, si t-ntra. Senta te. (',Hablamos cspanol? Vale, ,'.qui' es el problcma?

F.s ist Montag. In der Medi / in i schen Vermit t lungss te l le iür F lücht l inge undMigranten. Fine Sit/ecke, e in runder Tisch. An der Wand eine T a f e l . Sonst wer-den h ie r Sprachkurse angeboten.Finrnal pro Woche stöpseln wir unser Telefon ein, ho len den Karteikasten mitden e t \ \a vier / ig Praxisadressen heraus und sehreihen Überweisungen.

;,Tienes dolor en los dicntes? Si, entit'ndo, neccsitas un dcntista.

I ' S gibt keine Anamnese, keine Namen. Die meisten Menschen, die hier herkommen sind M l e g a l i s i e r t e . ohne Krankenvers icherung . Nach einigen orientie-renden [ ;ragen errangie-ren wir per Telefon einen Termin mit Är/ten, /uhnär/-ten. Heilpraktikern oder Psychotherapeuten. Das sind meist persönliche Be-k a n n t s c h a t t e n wie nach Famulaturen, F.mpfehlungen oder unsere I lausär/ten.F in ige haben sich auch a u f / e i t u n g s a r t i k e l hin gemeldet. Sie stellen ihre Arbeitkostenlos /ur Verfügung, wir \ersuchen aus Spendengeldern die Materialkosten/u decken.

/.Quando ticncs t icmpo? <,Hasta los tres, despucs de trabajo?

Fs ist schwer un te rs tü t /ende Är/te /u finden, immer wieder /Sehen welche ihreAngebote / u rück . F l ü c h t l i n g e sind anders , Viele sprechen nur wenig Deutsch,dann ist eine l 'berset /ung uner l i i ss l ich . \\'enn der Termin etwas bringen sol l ,l ' n d die V e r m i t t l u n g l äu f t ohne Namen. Das führt immer wieder /u Verwirrun-gen in den Praxen. Wir geben nur den Vornamen an, den Rest entscheiden dieF l ü c h t l i n g e selbst. Viele /wingt der Aufenthal t in der I l l ega l i t ä t /.ur Identitatslo-sigkeit . Den eigenen Namen nicht nennen /u können ist das offensicht l ichsteSymbol.

.k1 pas parle/ francais. Fst-quc vous park1/ unglais aussi?

Kurdis tan , Polen, ehemaliges Jugoslawien, gan/ Südamerika, Ba l t ikum, vielewestafrikanische Staaten. Je nach pol i t ischer Wetterlage und Untcrstüt/ung inder Communi ty (so/ialer Be/ugsrahmen, meist Menschen mit gleicher Flucht-geschichte und gleichem Ursprungsort) kommen die Menschen /ur Vermit t lung.

en TeCCerrand'.

Und die Lage ist schlecht. Der Staatsterror von Innenmin i s te r Schi ly findet sei-nen Spiegel in den beklemmenden Lebenssituationen der F lüch t l inge . Den Men-schen wird der Hoden unter den Rissen ent/ogen.Als in Hamburg der neun/ehnjährige Afr ikaner Achid i J. von Rechtsmedi/inernund Pol i / is ten bei dem Versuch ihm Brechmittel einzufiössen, um an in seinemMagen vermutete Drogen /u gelangen, ermordet wurde, hatte das furchtbareFolgen für das Lcbensgefühl vieler F l ü c h t l i n g e . In einer ka l t en Umwel t erwiesensich die, von denen sie Schut/ erhoffen könnten, als ihr größtes Risiko.

Your wife is pregnant? I see, do you know for how long now?

In mir bleibt häuf ig Aggression. Immer wieder entstehen Missverständnisse inden Gesprächen. Viele kommen mit chronischen, auch psychosomatischen Be-sehwerden. Und n ich t nur die bringen uns an den Rand unserer Möglichkei ten.Operationen oder Krankenhausaufen tha l t e sprengen unseren f inan/ ie l len Rah-men. Und erleichtern den X u g r i f Y d e r Ausländerbehörden mit der Gefahr einerAbschiebung. Gefühle von Ausweglosigkeit und Hi l f los igkei t belasten die Ar-bei t .Line Prost i tuier te aus dem Bal t ikum kann nicht nach Hause um ihre Unterlagenxu holen und ihre Nierenerkrankung bedroht ihr K ind , sie ist schwanger. Ob sie.sich über den Vater des Kindes versichern lassen könnte',' Ihre Betreuerin mahntuns /ur Vorsicht, es ist n ich t k l a r in welchem Verhä l tn i s die beiden /ueinanderstehen.Die Kindergär tner in eines afr ikanischen Jungen bemüht sieh um eine en twick-lungspsychologische Untersuchung und eine langfr is t ige Behandlung, das vier-jährige Kind spricht n ich t . Wie lange schon? Lange.Line Frau kür/ vor der Geburt ihres Kindes. Seit vier Monaten ist klar, das K i n dwird die Geburt nicht überleben, bildet keine Knochen. Aber kein Krankenhausist bereit die Geburt /Abtreibung des Kindes ohne geklärte Kostenübernahmebereit /ustellen. Also schreibe ich auf einen /eitel, wir übernehmen einen Bruch-te i l der Kosten, unterschreibe und set/e einen Stempel darunter. So l a u f t es,

Da, panimaju, warn nado wratch.

Die Repression gegen Flüchtlinge und Migranten funktioniert. Direkte Gewaltist nur der medial vermittelbarste Teil . Die neuen /uwanderungs- und Ant i -Terrorgeset/te sind deren ju r i s t i scher und politischer Ausdruck.Wer sich dem Staatsdogma persönlich entgegenstellt, muss mit hef t igem Ge-genwind rechnen. Das kann bis hin /ur Kr iminal i s ie rung mit tels Durchsuchungder Praxis und Beschlagnahme von Unterlagen - wie in Hamburg geschehen -reichen, Psychotherapeuten wurde vorgeworfen durch .Gefäll igkeitsgutachten'für F lüch t l inge deren Abschiebung zu behindern.

80

l - . in l lamhurger Ar/t (ehemals aus der Türkei) , der sieh persönlich auf der Stras-se naeh einem i ;estgenommenen Afr ikaner erkundigte , wurde seinerseits Opferder l 'ol i /ei . Auf die Wache, genommen und \-on einem Polizisten gesehlagen.Der Po l i / i s t erhebt den Vorwurf, vom Ar/t getreten geworden /.u sein und dieSchleswig-! lo ls te inisehe Är/tekammer wurde um eine berufsrechtl iche Fin-schät/ung ersucht.Die Är / tekammer blendet den rassis t ischen Tathergang aus und set/t den Ar/tmit den Vorwürfen der Po l i / e i unter Druck. Hs wird mit dem Knt/ug der Appro-ba t ion gedroht. Das würde ein f ak t i sches Berufsverbot bedeuten.In dieser S i tua t ion der reibungslosen Selbs tvers tändl ichkei t von Kepression bie-tet mir unsere Gruppe von fast aussch l ieß l ich [Tauen, wir sind etwa /ehn die /u-sammenarbei ten, einen wicht igen R ü c k h a l t , genau wie Freundinnen und Freun-de.

Nein, türkisch spricht niemand von uns, aber ich hole jemanden /um Über-setzen.

Wir haben mit unserer Arbei t keinen Frfolg im e igent l ichen Sinn. Was f eh l t is te ine ausreichende Versorgung von F lüch t l ingen , das Problem ein/ugestehen.eine po l i t i s che Mot iva t ion . Solange es die Medi/ inische Vermitt lungsstel le gibt,ist sie immer auch ein /eichen für einen furchtbaren Missstand.Für m i c h ist es eine schwer /u ertragende Spannung, wie geschat/te 5(10.000 bis1.000.000 [ ( l e g a l i s i e r t e in Deutsehland derart lau t los exis t ieren können. Wennmed i / i n i s che Lehre und Menschen in ihrer Wahrhe i t keinen I ' lat/ für meine Fr-lehnisse lassen, sie ignorieren, rücken sie die Frfahrungen in die Nahe desWahns. Ich bekomme einen extremen Standpunkt /ugewiesen. Hs ist schwer,diesen Bruch in der Realität nicht in mich ein/uschliessen.Auf diese Weise hat mein Handeln immer auch den Charak te r der Selbsterhal-tui i i i . um den Kontak t n i c h t /u verl ieren, um nicht v e r r ü c k t /u werden.

DIES IST EIN AUFRUF ZUM ZIVILEN UNGEHORSAM

ü 6er (fen Tetterrand.

Ethik in der Medizinund

Was kommt nach der genetischen Beratung ?

Die H t h i k in der Medi/ in gehört /um/weig der angewandten Fthik[griech. ethos (ievvohnhcit, Her-kommen, Sitte]. Diese versucht,normative Aussagen zu machen,welche formale Pr inz ip ien als Maß-stab für s i t t l i ches Handeln darstel lensollen, und die sich an ausgewählten- absoluten oder relative - Wert inhal -ten ausrichten.[Brockhaus 1988:600]

Auf vie len medi / in ischen Gebietenbesteht nach wie vor erheblicherDiskussionsbedarf, beispielsweiseerscheinen Themen wie Sterbebe-gleitimg und Sterbehilfe in "passi-ver" oder aktiver Form. I 'ransplanta-t ionsmedi / in , Gentechnologie, Fmb-ryonenforschung und in -v i t ro Fe r t i l i -sation ( Bef ruchtung von entnom-menen re i t en Fi /el len außerhalb desKörpers, "im Keagen/glas") als auchdie Pränataldiagnostik des öfteren inden Medien, der Informationsbedarfinnerha lb der Bevölkerung wächst.

Vor etwa 2 Jahren entstanden unterStudenten der Medi / in i schen Fakul-tät der TU Dresden Idee undWunsch, sich konkret mit e th ischenKonf l ik t feldern in medizinischemBereich auseinander/uset/en.

Darauf gründete sich ein Arbei ts -kreis, der seither f ü r interessierteStudierende Wochenendseminare /u

82

mehrfach diskutierten und mitCiren/entscheidungen verknüpftenund belasteten Krankengeschichtenvon ausgewählten Patienten anbietet.Ab kommendem Semester sollenSeminare in leicht modifi/ierterForm in den Studienablauf des 3.und 4. Studienjahres nach dem Mo-del l des Problemorientierten Lernens(POL) eingebunden werden. Strukturund Prinzip der Seminare in einemzei t l ichen Rahmen von etwa 4 Stun-den werden an im folgendem anhandeines gekür/t dargestellten, jedochf ik t iven Fal lbe isp ie l erläutert .

Trot/ adäquater Finnahme der "An-t i -Baby-Pi l le" wird eine 34-jährigeFrau - ungewollt schwanger. Bei Di-agnosestellung bef inde t sie sich be-reits in der 14. Schwangerschaftswo-che. Ihre Ciynäko log in überweist sie/ur genetischen Beratung, um eineSchädigung des Kindes durch die"Pi l le" aus/usch]ießen.

Der beratende Genetiker kann fest-stellen, daß die Hormonkon/entrati-on so gering ist, daß trotz Wciter-nahmc in der Schwangerschaft n ich tmit Fehlbi ldungen des Feten /urechnen i s t . Die streng religiös er/o-gene Frau ist außerdem Mutter einergesunden 8-jährigen Tochter undeines geistig behinder ten 5- jähr igenSohnes. Als Ursache f ü r die Behin-derung ihres Sohnes war bisher eine

2002

I n f e k t i o n in der Schwangerschaftangenommen worden.

In der Beratungsstelle erscheint siesehr beunruhigt oh ihrer erneutenSeh\ \angcrschaf t und bringt /umAusd ruck , dass das Kind, \ \ enn siees denn schon bekommen müsse,doch \\enigstens vö l l ig gesund seinsolle, da die Behinderung ihres5 - j ä h r i g e n Sohnes und in erster L in i eseine dadurch bedingte l l y p e r a k t i x i-tat eine sehr große Belastung für siedars te l l t en .

Die ordnungsgemäß durchgeführ tekomplet te genetische Beratung um-fasst w e i t e r h i n die Hrhebung \oran-gegangener [• . rkrankungen. die grobeFrfassung des so/ialen Umfeldes,die Frage nach ( ienussrni t te ln wieauch eine ShimmhinnminalysL' übermindestens drei (ienerationen.

Hie F'rau er /ahl t von ihrem Sohn undihren S c h w i e r i g k e i t e n mit dessenl örderung und Fr / iehung. Des wei-teren besit/ t sie einen sehr lebha t ten5jährigen Neffen, welcher wegenseiner hntwicklungsver /ögerung den1'örderkindergarten besucht. IhreNich te versucht seit einigen Jahrenohne l E r f o l g schwanger /u werden.Außerdem gibt es in der Verwandt-schaf t noch ein weiteres in der geis-t i g e n [ E n t w i c k l u n g /urückgebl iehen-des Kind .

Dem Ciene t iker f a l l t die fami l iä reH ä u f u n g der Kinder mit geistigerBehinderung auf - A n h a l t für eineventuel l vorliegendes genetisches

Syndrom anstel le der damals diag-nosti / ierten Infekt ion des jet/.t5-jahrigen Jungen im Mutterleib'. 'Anhand des Slammbaumes mussdieser Verdacht durchaus in Betrachtge/ogen werden. Der Ar/t k lar t dieF'rau daraufh in auf, dass wäre derVerdacht berechtigt - das erwarteteK i n d mit 40 % Wahrscheinl ichkei tim [ - a l l e eines Sohnes oder mit 10%im Fa l l e einer Tochter ebenfa l l sgeistig behindert sein könnte.

Die Frau steht so vor e iner vö l l i gveränderten S i tua t ion : "(Erbschaden"stall I n f e k t i o n ? Ihr wird angeboten,ihren Sohn /um /weck einer C'hro-mosomcnanaly.se sowie einer mole-kulargenet ischen Untersuchung vor-zustel len, was sie annimmt. In der16. Schwangerschaftswoche l iegt der- soweit u n a u f f ä l l i g e - Befund derC'hromosomenanalyse vor, das F'r-gebnis des /weiten angeordneten,zuverlässigeren und mehr /eil inAnspruch nehmenden 'Festes erhältder Ar/t erst in der 20, Schwanger-schaft s woche, welches die Ver-dachtsdiagnose eines MART1N-BHI.I .-Syndroms bei ihrem Sohnbestätigt .

In dieser S i tua t ion besteht nun dieMögl i chke i t einer invas iven Präna-ta ld iagnos t ik (Chorion/ottenbiopsie[ C ' V S ] und Amnio/entese als /weivoneinander unabhängige Metho-den), welche die F'rau wahrn immt ,/ .eitgleich besucht sie die Schwan-gerschaft skont l ik tberatung für den[• 'al l eines Schwangerschaftsabbru-ches. Vorausgegangen ist die Auf-

Tcfferrand.

k lä rung und Abwägung he/üglichder R i s iken dieser invasiven Metho-den sowohl in Form von Fehlgeburt-l i c h k e i t - das R i s i k o l iegt /wischen1-1,5% f ü r CVS und hei 0,5-1% fürdie Amnio/entesc - als auch einermöglichen I n f e k t i o n von Mutter undKind .

Die l , /e l lanalyse aus dem in de rCVS gewonnenen Mater ial ist n ich tverwertbar. In der darauffolgenden22. Woche folgt die Auswertung derDNA-Analyse aus dem gleichen Ma-ter ia l mit dem Krgehnis "si lentcarrier". e in sogenannter s t i l l e rm ä n n l i c h e r l 'herträger, der jedochkeine Krankheitssymptome auf \ \ ei-sen wird. Die Frau w i r k t e r le ich ter t .

In der 24. Woche erhäl t der Geneti-ker die DNA-Analyse aus derAmnio/eniese: In Diskrepan/ /udem Hrgebnis der CVS wird derJunge mit hoher Wahrsche in l i chke i tam Marl in-Bcl l -Syndrom erkranken.

Die Frau reagiert mit Bestür/ungund wünscht den auch unver/ügl ichvorgenommenen Schwangerschaf t s-abbruch. CJeboren wird ein toterm ä n n l i c h e r Fetus, welcher wegenseines Geburtsgewichtes von über500 Gramm standesamtl ich regist-riert werden muss. Die anschließenderfolgte DNA-Analyse aus fetalem(iewebe bestätigt die Diagnose einesMart in-Bell-Syndroms.

Das Seminar nach dem Ulmer Mo-dell set/te sieh /iisammen aus demdas Fallbeispiel vorstellenden Ar/t,hier ein Vertreter aus dem I n s t i t u tM

für medi / inische Genetik, y.wei stu-dentischen Tutoren. welche sowohlInhalt und Ablauf des Seminars er-s t e l l t haben als auch die Gesprächs-runde moderieren, einem weiteren,die Supervision übernehmenden Ar/tsowie etwa 8 bis 10 Studierendender Medi/.in, wobei tei lweise einoder /wei Jura-Studierende aufgrundoft enger Berührungspunk te h in /u-kamen.

Die authentische und weitestgehendewertungsfreie Fal lvors te l lung seitensdes Ar/les wurde an ausgewähltenStel len unterbrochen, wodurch diej e w e i l i g e S i t u a t i o n in Kle ins tgrup-pen d i sku t i e r t oder eine Konkre t i s ie -rung der S i tua t ion mit Hi l f e einesRollenspiels unter der Anle i tung desSupervisors erreicht werden konnte.Im A n s c h l u ß daran wurden dieSchwerpunkte der Gespräche in denKleins tgruppen nochmals in der ge-samten Gruppe aufgegr i f fen . Raumfür Fragen /um medi / inischen wieauch geset/lichen Hintergrund warjeder/ei t gegeben. Den Absch lußjeder "l 'nterbrechung" b i lde te dieDars te l lung des Ar/t es der tatsäch-l i c h stattgehabten Si tuat ion be/ie-hungsweise der getroffenen Ent-scheidung, ggf. unter Hinbe/ iehungseines persönlichen - damal ig ak tue l -len als auch retrospektiv beeinfluss-ten - Hrlebens.

Konkre t /.u obigem Fal l s te l l ten sichdie Teilnehmer u.a. folgende Fragen:

MUSS die genetische Beratungkomplet t durchgeführt werden, dadie Frau e igen t l i ch nur wegen der

2002

Bedenken einer Kindsschädigungdurch die Weiternahme der "Pi l le"a l le rd ings mit dem ausdrück l ichenWunsch , das Kind möge vö l l ig ge-sund sein - den ( iene t iker konsu l t i e r -te ?

Was verändert sich f ü r die Fraumit der Nachr icht "Erbschaden" statt/ u l a l ü g emorbencn Infek t ion? Wiereagiert ihr l 'mfeld?

Wieweit s t i l len die Möglichkei-ten der genetischen Diagnost ik aus-geschöpft werden /unächst bei dem5-jährigen Sohn, später heim Unge-borenen'? Nehme ich das R i s i k o derinvas iven Methoden und damit dieMögl ichke i t , das Leben des Kindesa u f s Spiel /u set/en in Kauf oderver/ichte ich auf diese Methoden','

Wie geht man um mit der niehunder t pro/ent igen Aussagekraftb / \ \ . Sicherheit der verschiedenenTests?

Wie sehr belastet füh l t s ich dieFrau durch ihren 5-jährigen Sohn,k a n n man ihr unter Beach tung desso/ialen Umfeldes auf ke inen F a l lein weiteres erkranktes Kind /umu-ten, wenn n ich t sicher ist , wie aus-geprägt die Symptome bei diesemwerden1.' l lalle ich als Ar/t e inenSchwangerschaftsabbruch für ge-rech t fe r t ig t . \ \as sich möglicherwei-se auf meine An der Beratung/ aufmeine I landlungsweise auswirkenkönnte?

Erläuterungen zu medizinischenTermini:

Martin-IU'll-Syrulrom(Syn. Fragiles X-Syndrom)/weithäufigste genetisch bedingteUrsache geistiger Behinderung; dieChromosomenmutation - als Vorstu-fe oder komplett - wird unregelmä-ßig X-chromosomal-re/essiv vererbt,20 % der Träger dieser Mutation/eigen keine Auswirkungen ("silentcamer1), unterschiedliche Ausprä-gung hei Frauen und Männern, typi-sche Merkmale sind Hyperaktivität,[ U n a u f m e r k s a m k e i t , I m p u l s i v i t ä t ,Aufsichbe/ogenheit ;

Chorion/ottcnbiopsie (CVS):( icwebsentnahme aus dem Mutter-kuchen, dessen genetische Informa-t ion ( e n t s p r i c h t der DNA und ist co-diert auf Chromosomen) aufgrundgemeinsamen Ursprungs aus der be-fruchteten Hi /e l l e mit der des Feten/umeist ident isch sind; es folgen dieVermehrung der /eilen" die Isolati-on des genet ischen Mater ia ls unddessen Analyse

Aniniozcntcsc:Entnahme von Untersuchungsmate-rial aus der Fruchtwasserhöhle.Auswertung n immt mehr /eit in An-spruch als bei der C'VS. die diagnos-tische Genauigkeit ist hier jedochhöher.

/•'m \hilzkcr. DrcM/cn

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78Blasewiuer

2002

Medizin in der SCHULE ?

In Dresden kam es /.u einer unge-wöhnl ichen Akt ion ,[•.in paar von unseren IPPNW- Me-di / ins tndenten entwickel ten im Ict/-tcn Semester die Idee mit Schülern/u arbeiten und Angst. Aggressionund F r e m d e n f e i n d l i c h k e i t /u thema-t i s ie ren .Also Thema Konf l ik t e . Trauma.Pra 'ven t ion .

t ' n s e r Angebot r ich te t sich an H. bisH). Klassen an M i t t e l s c h u l e n .Wir \ \ o l l en n i c h t das Medienthema„ A u s l ä n d e r f e i n d l i c h k e i t " in irgend-eine!' Art thematisch bearbeiten,sondern den Schülern einen Rahmenbieten, indem sie auf andere Art dieM ö g l i c h k e i t haben, über das eigent-l ich \ i e l a l lgemeinere Problem „Be-gegnung mit I1 'reinden'1 ' iTemdem"nach/Lidenken. l Inser Anl iegen istalso \ i e l mehr /u sens ib i l i s i e ren und/um l l in ier f ragen an/uregen, alsVerba l tens rege ln im Cingang mi tMensehen aus anderen Kul turen/Ciruppen auf /us te l len .l 'nd so kam es /u einem ersten Se-minar ,

Die Arbeit mit der Klasse hatte dreiTeile:Wir er/ählten in der ersten Stundeder Klasse von unseren eigenen 0-berlegungen, wonach Angst und Fr-fahrungen mit Fremden und eigenemFremdsein unserer Hrfahrung nach\ \ i ch t ige Dinge sind, die unser Ver-halten und Gefühle best immen kön-

nen. L'nd wir lockten mit der Aus-s ich t , dass sie beim nächsten Treffenmit eigenem Fotoapparat einigeStunden /u diesem Thema fotogra-fieren gehen können. Dann halfenwir den Klassen drei Dinge /usam-men/utragen:

*- eigene Er fahrung mit Angst^ Erfahrung mit Fremden> Erfahrung mit eigenem

Fremdsein

Dabei haben wir den Rahmen sogroß wie möglich gehalten und be-sonders heim Thema Angst gan/ a l l -gemein über Ängste gesprochen, diedie Schüler kennen, und dabei daseigentl iche Thema Fremden feind-l i c h k e i t erst e inmal im Hintergrundgelassen, /um Schluß tei l ten wir dieKlasse in Kleingruppen, in denendann überlegt wurde, was sie foto-graf ieren wol len und wie sie dabeivorgehen wollen.

Beim /.weiten Treffen ging jedeGruppe für sich fotografieren, wobeijede /u gan/ unterschiedl ichen Er-gebnissen kam.

/um dritten Treffen mit der Klasse/eigte und erklärte jede Kleingruppeden Anderen ihre Fotos. Beim Ver-such noch einmal gemeinsam überunser eigentliches Thema - die Be-gegnung mit Fremden - /u reden,hatten wir Schwierigkeiten demThema einen runden Abschluß /u

87

über den TcfCcrrand-

VVir wol l ten die Fotos gemeinsamanschauen und dann in einer k le inenDiskussion, die heim Fotografierengemachten Fr tahrungen noch einmalmit der Begegnung mit Fremden ineitlen /usammenhang bringen.Daß auch Neugier neben der Angstmitschwingen kann, und eine Be-gegnung mi t [ ;rernden auch Chancenund !• Nahrungen in s ieh tragen kann ,so l l t en die IJ'gebnisse dieses let/ tenTreffens sein. (Jan/ a l lgemein woll-ten wir mit den Schülern noch ein-mal über Angst reden und gemein-sam über legen, was f ü r eine Funkt i -on diese hat . wo sie uns h e l f e n unduns behindern kann.

Wir werden beim nächsten Mal si-cher auf eine Menge Erfahrung /u-rückb l i cken können. Der erste Ver-such hat uns j edenfa l l s bcslätigt.Schüler wie Lehrer waren interes-siert und engagiert dabei, und wirwaren ( v i e l l e i c h t nicht nur im Osten)die Ausnahme bei auße run te r r i ch t l i -chen Veranstaltungen.

Sicherl ich läßt .sich eine solche Ideenur im Rahmen mit f inan/ iel ler Un-ters tüt /ung, die wir von der IPI'N'Whatten, rea l i s ie ren .

Tahitis Mtinlhanit. Drcsc/cn

Unser Rezeptfür die ZukunftDas IPPNW'-FORUM;; b e r i c h t e t von Ak t i onen für eine Wel t ohne Atom!' l ie fe r t Hintergrundinfos für eine Kultur des Fr iedens;; t h e m a t i s i e r t die soz ia le Veran twor tung der Medi/m;i ist die Zeitung der Internat ionalen Arz te für die

Verhütung des Atomkr ieges/Arz te m soz ia le r Verantwor tung

IJ(M 2002

Legt sich die Medizin wider ?

Wieder m;il hin ich am Nachdenkenüber die Sinnhaf t igkei t der Krank-he i t en , der Medi/ in, unserer Medi-/in. Manchmal fragt' ich mich, wassie eigentl ich kunn. weiß.Ätiologie unhekannt . idiopathisch,Pathogenese nicht gesichert.Wie der \ \crte Leser u n / w e i f e l h a f tfests tel len kann, bef inde ich michi n m i t t e n der unendl ichen Weiten desPathologiebuchs,Die Vork l in ik hinter sich, endl ichgeht 's ans Hingemachte, endl ichlernt man wirklich, wie a l les f u n k t i -oniert, endl ich .R e i n f a l l ?

Wie bestimmt v ie le vor (und nach)mir , mache ich mir v ie le Gedankenüber das, was ich da lese; über die/usammenhänge von genetischenDeterminanten, l 'mwelteinflüssen,Auswirkungen; die psychischeKomponente lassen wir bitte schönweg, die ist ein RandbegritT, eigent-l ich g ib t ' s da ein eigenes Fach dafür ,das hat mit Pathologie im engerenSinne n i c h t so v ie l /u t u n .Und in der Psychologie ist auch allesnur schublad is ie r t .Vorurteile? Sarkasmus? Ich werdemich kür/ fassen.

Die Hei lung von Krankhe i t en , Resti-tu t io ad Integrum, die Wiederherstel-lung der Maschine Mensch /umvollkommenen Cian/en.Kle iner Stich, Operation, blauerTraum, Patient geheilt oder tot.

Was bringen wir fer t ig?Was wissen wir schon über die /u-sammenhänge des Lebens'.1

An Chromosomen herumbasteln,damit Krankhei ten nun endgültig,ein für alle mal ein Hnde haben, dasist es! Dci.s beschert der gesamtenMenschheit endl ich mehr Gesund-hei t , weniger Krankhei t , mehr Freu-de beim Aufstehen, und keine Lö-cher mehr in den Socken von let/tenWeihnachten!Ich kann es einfach n ich t glauben;Hat sich wirklich Grundlegendesverändert, besit/en wir heute wirk-lich eine bessere Gesundheit? Oderist die Medi/ in nur eine Wissen-schaf t , voller Hnergie auf den Fort-s c h r i t t gerichtet , /um /wecke ihreseigenen Fortbestehens? Line / i rkel-det ini t ion? Würden n i c h t OmasKrauter genauso helfen, so wie frü-her?Hs gibt ja die Meinung, die neueMedi/ in hat per se in den let/ten2000 Jahren so gut wie keim1 w i rk l i -che Verbesserung der Lebensqualitätgebracht - die ein/igen echten Ver-besserungen fassen Fuß in der Auf-klarung und Anwendung vermehrterHygiene und in Pravention, wasschädliche Linl lüsse bet r i f f t .Ich bin mir n ich t sicher, ob ich dasjet/t e infach so hinnehmen kann.Natür l i ch hat man mi t t e l s /ytostati-ka, Radiotherapie und verbessertersonstiger Behandlungen (Interfero-ne,...) die Ausbreitung und vor a l lem

ü6er den Tcffcrrantf-

die I .e ta l i t ä t von ein/einen Krebsar-ien deu t l i ch einschränken können;aber gesehen auf die Masse, schie-ßen da nicht plölzlich andere Krank-heiten wie „Schwammerln' ' aus demBoden?Ich traue mir j edenfa l l s nicht zu sa-gen, dass die Gesundheil unsererheutigen Bevölkerung wesentlichbesser ist als die von vor 2000 Jah-ren (wie gesagt, ausgenommen diehygienischen Bedingungen).Ich habe aber auch keine Studiendarüber angestellt , also ist das eherein Cii'danke, den man gerne anfech-ten kann.. . (und streitbare Meinun-gen sind ja im POM erwünscht. . .)

Dann frage ich mich, oh die Medizinda n ich t v i e l l e i c h t in die eigene Ta-sche wirtschaftet .Kthisch na tür l i ch vo l lkommen unbe-denklich.

Fs erschreckt mich, dass in Studien,die von Pharma firmen in Auftraggegeben werden (also ">90%, nehmeich an), oft die Rechte an der Veröf-fen t l i chung der Krgebnisse den Fir-men gehören, mit der Option, sie{bei eventuellem nicht-ins-Konzcpt-passen) gar n ich t /u publizieren.Was impl i / ier t , dass man mit großerWahrscheinlichkeit eher selten voneinem „in die f fose gegangenen"neuen Medikament erfahren wird,welches mit einer solchen Firma inursachl ichen Zusammenhang ge-bracht wird (auch nur eine Hypothe-se, man rnuss ja vorsichtig sein, ich-habe-das-alles-ia-gar-nicht-gemeint-so-wie-ich-das-schreibe-und-überhaupt.) . Ks sei denn, uner-W

wünschle Nebenwirkung, über dieweder Ar/l noch Apotheker infor-miert haben, treten auf. Dann wird esnatürlich in einer spektakulären Ak-tion wieder vom Markt genommen.

„Der spuckt gan/ schön freche Tö-ne?"

Um ein wenig kür/er zu treten, undum weiterhin Werbegeschenk-Kuliszu erhalten, sag ich jetzt schnellnoch, dass wir ohne diese Studiennie auf diesem Informationsslandüber Zusammenhänge im mensch-lichen Körper wären.Es ist für mich einfach eine Frageder Prior i tä t , in was man Geld inves-tiert .Nicht um /u forschen, n ich t um zuheilen, sondern um Frfbig , Profit zuhaben.

Wir Menschen rühmen uns einesscharfen Verstandes, versuchen,immer weiter einzudringen in dieTiefen des körperlichen Daseins.Ich habe einmal einen Satz gehört,der mir gut gefallen hat:

Wenn das menschliche Gehirn soeinfach gebaut wäre, dass wir es ver-stehen könnten, dann wären wir zuwenig intelligent, um es zu verste-hen.

Stimmt irgendwie. Ich meine damit ,dass es (so denke ich) mit Mi t te lnder rat ionalen Medizin unmöglichist, sich selbsl jemals vol lkommenzu verstehen, solange man manselbst ist . Das Prinzip der Dualität,Betrachter und Betrachteies können

fM 2002

nicht eins sein, nicht , wenn man dasandere erkennen möchte.Und wenn man sich seihst betrach-tet, verändert man sich damit gleich-/ei t ig seiher. Quasi ein Makro-Beispie l der Hcisenberg'schen l!n-schärferelation ( f ü r die Phys iker ) , s:ich denke, dass sich die Medi/in. mitder ana ly t i sch ausgerichteten !;or-sehung, auf gewisse Weise seihstausbremst: Hin Rätsel gelöst bedeu-tet 5 neue Rätsel vor einem.

Das /iel der Heilung, der Gesund-heit l iegt wahrscheinl ich woanders.

Nach diesen provokanten Wortenmöchte ich einfach noch Gedankenüber nieine /iele da/uset/en, ein-fach, um nicht nur der Nörgler /.usein, der „Das System" und „DieVledi/in" als solche verur te i l t .

Ich studiere gerne Medi/in.

Ich habe immer noch das /iel, heilenzu wollen; Und das beinhaltet fürmich mehr als Tabletten verschrei-ben oder etwas Krankhaftes /.uexstirpieren.Wir brauchen die Methoden, die wirgelernt haben in unserer Medi/ in,die Hntwicklungen , v ie le Geräte.Aber sie sol l ten uns /um Werk/eng,nicht /ur Krücke werden, ohne diewir nicht mehr gehen können.

„Unerforschtes" Potential liegt imMenschen n ich t nur als Patient, alsObjekt der Behandlung, sondernauch als Arzt.Ich weiß, dass das, was ich erreichenmöchte, am linde eines v ie l le ichtnoch längeren Weges ist.Aber meinen Weg kenne ich jet/t.

.<Mf^w6erden Tcffcrrancf.

Drei Tage Istanbul für 200 Euro

Am 19. Dezember 2000 wurden inder Türkei von Mi l i t ä r und I 'oli/eiGefängnisse gestürmt. 28 Menschenumgebracht. Sechs bei lebendigemLeib verbrannt. Todes fast ende unterihnen. Menschen, die ihr eigenesLeben einsetzen im Kampf gegen dieLsolationshaft. Line Form der Folter.Nich t gan/ ein Jahr später - im No-vember 2001 - wurde ein Stadttei lvon I s tanbul , Kücük Armut l u, indem sieb Todeslastende und Mit -glieder der Unterstüt/erorganisationTAYAD aufh ie l t en , in einer m i l i t ä r i -schen Akt ion angegriffen. Wiederwurden Mensehen ermordet. DerStadtteil ist beset/t.

Wir drei s ind auf dem Weg dor th in .L ine k l e i n e Delegation, /um [leo-bachten, um mir selbst ein Bild zumachen, Öffentl ichkeit /u schaffen.Organisiert vom Komitee gegen Iso-la t ionshaf t in i lamburg undTAYAIX

Mit dem Wissen, dass die vorherigeDelegation am Flughafen von derPoli/ei abgefangen, festgehalten undeingeschüchtert wurde, erreichen wirI s t anbu l . Telefonnummern in unser-en Aufzeichnungen sind verschlüs-selt, keine Hinweise auf unser /iel.Wir haben keine Probleme bei derLinreise, bis auf die Sprache, unserDolmetscher soll erst am Abend ein-treffen.

Wir werden sehr her/lieh empfan-gen. Übernachten werden wir in der

Wohnung einer türkischen Famil ie .Ls gibt Abendessen und wir schauenuns ein Video aus Kücük Armul luan. Hin /erstörtes Haus, Brandspu-ren. Wir werden es später besuchen.Die Bilder wirken seltsam bc/ie-hungslos und fremd. In unserembunten Wohn/immer. Ich überlegeob in den drei Tagen Fcricngetühlautkommen könnte. Das Wetter istgroßartig, /ehn Grad mehr als inl lamburg.

Noch in der ersten Nacht entsteht einInterview mit einem al ten Lehrer. Lrerinnert mich an die alten Ant i fa-schisten damals an meiner Schule.Mit ihren fremden Geschichten vonGefängnis und Folter aus einer ande-ren Welt. Lr stell t seine Geschichtedar wie aus einer Krankenakte . L ineFolge von Berufsverboten, Mat t s t r a -fen, Aberkennung der Staatsbürger-schaft und Verbannung. Von 33 Jah-ren Berufsleben hat er 12 gearbeitet .Lr soll wieder vier Jahre in Haf t ,weil er sich beschwert hat. Hin Mäd-chen hatte /ehn Jahre ohne Gerichts-verfahren in Untersuchungshaft ge-sessen.

Mit Gefüh l los igke i t /.og er einenStrumpf aus und zeigte /wei ver-formt e /eben. Phalanga - Folter mitTradition. Wir redeten über großesUnrecht. Aber die Schmerzen konn teich nicht spüren, mich nur in sie hi-neindenken. An dem Abend hatte ichdie Vermutung, dass zwischen uns

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2002

sechs Männern im Raum das Leidke inen Fiat/, f a n d ?

Wir haben vie le Interviews mit ehe-mal igen Todes t astenden geführt .l 'nd mit deren Angehörigen. Ich warunte r anderem auf der Suche nachder i n d i \ idue- l len Mot iva t ion im To-des tas ten das eigene Leben /u op-fern. Nur selten gelangten wir imGespräch /u diesem Punkt , i läufigwurde mit unpersönlichen pol i t i -schen Kampfansagen geantwortet.

Hin Onkel und Vater /weier Todes-fastenden, die /wangsernährt wur-den, beschrieb die S i tua t ion imKrankenhaus . Dieses sei / iv i l und/weigete i l t . Hin Teil von Soldatenheset/t. Hie Ar/te bekomme man alsBesuchende n i c h t /u ( iesicht . HinHhemaliger erklär te , er wurde überdie Behandlung n i c h t aufgeklä r t , nurimmer wieder aufgefordert das To-desfasten /u beenden.

Das Resultat der /wangsernährungist meist die Zerstörung der Persön-l i c h k e i t . Häufig beschrieben wurdenuns der Gedäehtnisver lus t . In diesem/Aistand wurden die /wangsernähr-ten dann meist entlassen.

Den Onkel fragte, ich u äs er jet/ttue. nach / . \ \eihundcrtacht/ . ig Tagenim Todestasten von Sohn und Nef-fen, y.unächst hat er die Geschichtewiederholt , dann, wir warten, waskann man schon machen. H i l f l o s ,dachte ich.

/ig Jahre alt . H,s wurde, nachdem wirdie Geschichte mit Ubcrset/ung kür/gehört hat ten, vollständig auf tür-kisch geführt. So hatte ich Gelegen-hei t den Gesichts/ügen fast medita-tiv /u folgen, hatte die Fantasie derTod persönlich er/ählt mir, wie diebeiden jungen Frauen sich entschie-den hatten, das Todesfasten /u be-ginnen und der Vater beide nachein-ander ins Sterben begleitete. Aberauch hier war es mir nicht möglichTrauer /.u (er ) leben.

Fr hat ein Buch über diese /eit ge-schrieben und wurde dafür wegenUnters tüt /ung des Todesfastens /.ueiner hohen Hal ts t rafe verurtei l t . Po-l i t i sche Pro/esse werden in der ' l ü r -kei von vornherein mit höherenStrafmaßen geführ t . Für mich eineIdee, was unter Terrorismus-bekämpfung verstanden werdenk a n n . Das Urtei l wurde ihm nachA b l a u f der Einspruchsfr i s t /uge-s t e l l t , Damit wurde ihm verwehrtsich an den Europäischen Gerichts-hof für Menschenrechte /u wenden,da dafür a l le nat ionalen Instan/eny.unächst durchlaufen sein müssten.

Von diesem Termin sind wir sehrschnell aufgebrochen. Fast wieSightseeing.

Wir waren bei Heyder Boskut. Ineinem großen Wohn/ immer mit vie-len Sesseln und Sofas. Fine Arenaund sein Bett. Im Bett ein verbrann-ter Mensch.

Als die Poli /ei im November 2001Kücük A r m u t l u angegriffen hatte,war der /vnische Name der Akt ion

TeCCerrand.

.Rückkehr zum Leben'. Die Todes-fastenden sollten vor sich selbst ge-rettet1 werden. Sie antworteten,wenn die Polizei sie angreifen wür-de, würden sie sich selbst verbren-nen. Heyder Boskut hatte sich ange-zündet. War von der Polizei gelöschtworden. Dann übergoss diese ihn mitBenzin und set/ten ihn wieder inFlammen.

Die ganze Männer und Jungen derFamilie waren anwesend. Ich lausch-te seiner Stimme. Seltsam hoch undabgehackt, seine verstümmelte linkeHand zitterte. Der Körper war ge-beugt von den Kontrakturen derNarben. In mir wurden Bilder einessich am Boden windenden wach. Ichverlor mein Körpergefühl, den Kon-takt zur Welt, meine I laut.

Drei Tage hatte er im Krankenhausgelegen, ohne Kontakt, man wollteihn sterben lassen. Selbst die Ver-wandten hatten n ich t geglaubt, dasser das überleben würde, so schwär/wie er war.

Die Erwartungen in der Famil ie wa-ren sehr groß. Ob man nicht inDeutschland etwas tun könne? Indiesen Momenten war ich froh überdie gute Zusammenarbeit mit demDolmetscher, keine vergeblichenHoffnungen zu wecken. Ich mussteerklären, dass ich Psychiater werdenwi l l , von Chirurgie keine Ahnunghabe und ohnehin noch Student sei.Für Fotos wurden im folgenden dieVerbände abgenommen. Für michder Gipfel der Spannung und In t imi-tät.

Leider konnte ich im Rahmen derDelegation meine Eindrücke nichtklären. Die Gefühle wurden nichtaufgefangen, wir hatten keine Ge-spräche vereinbart, kannten einandernoch zu wenig, hatten wahrschein-lich auch unterschiedliche Erwartun-gen. Für mich eine wichtige Er-kenntnis, die ich erst zu Hause um-setzte.

Vor Ort wurde ich immer nervöserund unwill iger. Nicht noch ein Ge-spräch, noch ein Schicksal.

Zwei Filme, die wir gezeigt beka-men, thematisierten das Verschwin-denlassen von Menschen. Einer vonden Samstagsmüttern, aus denenTAYAD ehemals hervorgegangenwar.

Bei dieser Gelegenheit konnte icheine Englischlchrcrin fragen, waseigentl ich in den Famil ien passiere,wenn die Verwandten plötzlich imGefängnis seien. In der Türkei wur-de ein weit größerer Teil der Men-schen als in der BRD schon inhaf-tiert. Das erste Mal sprach mir ge-genüber tatsächlich jemand von derAngst, die eine unwirkl iche Span-nung auf der Strasse für mich aus-machte. In der Redaktion der Zei-tung Vatan wurde uns von denStürmungen der Polizei alle dreiMonate erzählt, eine Gewcrkschafte-rin, die das Therapiezentruni für To-desfastende eingerichtet hatte, be-richtete von dessen Versieglungdurch die Polizei. Nichts von demkonnte man anfassen.

Am let/.ten Tilg fuhren wir naeh Kü-cük Armut lu . Das Haus aus dem Vi-deo vom ersten Abend, wo es ver-rußt und /erstört war. Wir solltenPhotos machen, l is wurde geraderenoviert. Nichts war mehr /u sehen.I m gan/en Staditeil waren die Paro-len an den Wänden mit gelber Farbeübermalt worden. Nur die Pan/erwaren da und so l l t en bei Linset/cnder D u n k e l h e i t auf Pa t rou i l l e fahren.Wir gingen in eins der k le inen Häu-ser auf den steilen Hängen, die wie\ \ i r erfuhren mit Kameras überwaehtwurden. Deshalb sol l ten wir n i ch t solange bleiben. Das Interview warschwie r ig , mühsam /u erklären \\as\ \ i r wo l l t en . Auf unsere !;ragen /uden Lreignissen in Kücük A r m u t l ubekamen wir g röß ten te i l s die unsbekann t en Daten er /äh l t . wie d ieMenschen te r ror i s ie r t \ \ u rden . DiePan/er ohne R ü c k s i c h t auf d ie K in -der umherras ten und aus Spaß dieLcken der Häuser k a p u t t f u h r e n . Fürmich ein Symbol für die Verle t / . l ieh-ke i t dieser schul/enden Hü l l e .

Die Frau sprach r u h i g und bestimmt.Bis /u unserer Frage nach derSelbstorganisation der Bewohner . Indiesem Moment er innere ich sie alsein angstveryerrtes Gesicht, ihrenKörper in Panik, obwohl sie sichn i c h t bewegte. Aber die Si tuat ion/.erbrach. Der Dolmetscher weigertesich ihre An tuo r t /u überset/en. erstauf mein Drängen kam heraus: .da-\ o n wisse sie n ichts ' . Damit endetedas Gespräch, fast in Panik verließenwir das Haus, l 'nsere Gruppe gerietin Streit . Wir müssten hier weg.Gle ich werde es dunkel . Ich f ü h l t e

mich überfahren, wusste n i ch t waspassiert, w o l l t e endlich die Überwa-chungskameras sehen.

Lrst im nachhine in wurde für michunsere Angst in diesem Augenbl icknachvoll / iehbar.

Ich kam sehr un/ufrieden /.urücknach Hause. Musste und konntemich h ie r end l i ch den Hreignissenannähern. Vie l l e i ch t war es , in Si-cherhei t ' auch le ichter mich demDruck der erlebten G e f ü h l e aus/u-set/en.

F.ine vage Vorstel lung /u bekommenvon der Lebenssituation vie ler Men-schen in der Türkei ist für mich einanstrengender, aber wicht iger Sehri t tgewesen. Hs wird /eit brauchen, bisich das Wissen in mein Wel tb i ld in-tegriert habe. Aber ich denke es wirdmich unterstüt/en gegen Gewalt undFolter klarer Ste l lung be/iehen. Undmeiner eigenen Angst davor entge-gen treten /u können.

Wer Interesse an neuen Delegatio-nen in die Türkei - v i e l l e i ch t auchspe/iell unter medi/inischen Ge-sichtspunkten - hat, den lade ich gernein. sich an mich /u wenden, umKontakte /u vermit te ln:

faf>y 166(i^public. uni-hamburg.de.

Henrik I.usch. Hamburg

Mit offenem

... 'Wichtige Informationenü6er flnamnesegruppen

2002

Kontakte:

AachenSandra Nüssen Jakobstraße 186 D-52064 Aachenl e l . : - 4 4 ( 0 ) 2 4 1 . 40 16 .VI 52e - m a i l : snusseiv'i/ eoma.r \vih-aaehen,de

Berlin( iunda Sieinssen' l e l . : - 4 < > { 0 ) 30 873 44 31e - m a i l : gunda .s iemssen < / cha r i l e .de

liorint ' a r t i l i n c I . i n ne -mai l : e a i x i l i n e . l i n i v v / gmx.at

DresdenMichaela Befrei'[ \u -ks t r . 6 1 2 K) 010h') Dresdenl e l . 0351 7 W 7S 40e - m a i l : michaelaber t icr a gnix.dc( ' R I .

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fldressenfiste

Gra/Jörg /ormann(iüncgasse 59A - X O l O C i r a zTel.: (43 ( 0 ) 3 1 6 / 7 2 0946e-niail: [email protected]: www-ang.kfunigraz.ac.at/-~anamnese/

GreifswaldChrist iane Rautmannc-mail: [email protected]

Hamburgl lenrik Luschc-mail: [email protected]

InnsbruckChris t ian BehrMaria-Theresicn Straße 37A-6020 Innsbrucke-mail :[email protected]: www.uibk.ac.at/anamneseg

LeipzigMäret KrannichTarostraße 14/42404103 LeipzigTel. :(0341)9807992email: mkrannieh@hotmai l .com

LübeckSilke [-"eldmanne-mai l : [email protected]: [email protected]: www.asta.mu-luebeck.de/gruppen/anamnese

MarburgFlorian StubenvollAm RichtsbergSS, App. 1105D-35039 MarburgTel.: -« -49(0)6421 /48 5002e-mail: [email protected]: http://stud-www.uni-marburg.de/~Anamnese100

2002

TübingenURL: www.Lmi-uiebingdi.de/fs-med/anamnesLvhtml

l LMAnnelie Junge-nui i l : imnel ie . jung(</ ' s iudent .uni -u lm.del ' K L : ht tp: / / \vw\v.nni-ulm.de/anamnese/

WienAlexandra Pekureke-mui l : rek.lingfiTaon.at

ZürichI ;rcdy Jarosc-mai l : a.iaros

101

(ßücfierfiste

Buche r liste:

Handbuch der Salutogenese(Schüffe] , Brucks, Johnen, Köllner )L ' l l s t e i n M c d i c a l / 4 0 0 S .Wie entsteht eigentlich Gesundheit? Und wie bleibt man gesund? An vielenBeispielen wird der Bio-Psycho-So/iale Hintergrund bleibender Gesundheituntersucht und Ressourcen der Heilung aufgezeigt. F.ine neue Sicht, nicht gan/leicht aber spannend, unterhaltsam und informativ. Vorsicht, nach dem Konsumkann es Hinstel lungen nachhaltig verändern!

Jahrbuch Patientenorientierte Medi/.inerausbildungPO MMabuse Verlag / ca. l 50 S.Wichtiges und interessantes Journal von Studenten der Anamnesebewegunggemacht.Berichte aus a l len Städten, etwas Theorie und Lxperimentelles speziell zuAnamnesegruppen.Das POM wird bei uns in den laufenden Gruppen an die Teilnehmer ausgegebenoder ist in der Fachschaft /.um ausleihen vorhanden. Wichtig für Anamneslerund Informat ion auf verständlichem Niveau.

Miteinander Reden(Hriedemann Schul/ von T h u n )rororo Sachbuch / 270 S.Das erste von drei Bänden einer k lar gegliederten und gut verständlichenAnalyse von K o m m u n i k a t i o n mit v ie len Anregungen und Beispielen.Hin alter Bestseller so /.u sagen. Sehr gut zu lesen, verschafft schnell Hinbl ick .

Wie Wirklich ist die WirklichkeitPaul WatzlawickP iepe r /250 S,H i n alter I läse in der Kommunikat ionsforschung schreibt in sehr kurzweiliger,typisch angelsächsischer Didakt ik über das Wesen von Realität undWahrnehmung.Als bekannter Vertreter des Konstruktivismus hält er für jeden einen kaltennassen Happen bereit und bringt uns um unsere vermeint l ich sicherenArgumente . Bestechend !, aber n ich t jedermanns Sache.

2002

Gespräche gegen die AngstAnne-Marie TauschRororo Sachbuch. '270 S;H i n f ü h l s a m e Hr fah rungen einer Therapeutin aus der Arbeit mit Schwerkranken,deren F a m i l i e n und Hei tern in Form von Berichten und Gespräehsprotokollen.Das Thema ist Angst. Hin offenes und sehr ehrl iches Buch was den Leser auchpersönlich t r i f f t .

Grundformen der AngstFr i t / Riemann260 SeitenDiese t ie fenpsNchologische Studie der Angst wird wohl von allen Therapeutengeschät/t.Die Angst als Triebfeder Menschlichen I landelns kann hier äußerst spannendentdeckt werden. Nach dem Buch weis jeder mehr, vor allem von sich selbst.Seit dem Frsterscheinen 1%1 in un/ahligcn Auflagen wiederholt ist der Inhal tnach wie vor von bestechender Kelevan/ und A k t u a l i t ä t . Hin MUSS!

Menschenwürdig SterbenWalter Jens •' l lans K ü n gP iepe r . 220 S.l in bekannter Theologe und ein Rhetoriker gehen der Frage um einemwürdevo l l en Absehluss der Hebens nach. Mit Beitragen von Albin Hlser, Prof.für Strafrecht und D. Niethammer, Prof. für Kinderheilkunde. Der Tod alsThema in Recht und Gesellschaft , sehr menschl ich behandelt . Thematisch istdiese Plädo\er für Selbstverantwortung auf jeden Fal l eine Orientierung!

Fünf Minuten pro PatientH n i d B a l i n t und J.S. Norellsurkamp 'I aschcnbuch / 250 S.Hin eher analyt isches Buch mit v ie len Beispielen und klarer wissenschaftl icherStruktur.Hrfahrungen mit Balintgesprachcn aus der Al lgemeinar / tpraxis geordnet nachpsychologischen Gesichtspunkten.Gut geeignet /um reinschauen in thematisch getrennte Kapitel die leider echttrocken ausfal len.

-KücfierCutc

Pall iat ivmedizinS. I luseboe H. K l tisch i kSpringer / 280 S:Praktisch eine k le ine E inführung in Medizin, Ethik und Kommunikation.Hin modernes, zeitnahes Buch mit einem erstmal etwas verwirrenden Titel.Die Dimensionen der Medizin in ein so kompaktes Format zu pressen isters taunl ich gut gelungen, und zeigt n icht nur dem Studenten einen helles Liehtam Ende des Tunnels.Hines der wenigen wirklich richtig guten Medi/inhücher! (ca. ah X. Semester)

Anamnese und KörperuntersuchungR. Adler W. HemmeierGustav Fischer / 340 S.Dieses Buch hat zwei interessante Teile. Die körperliche Untersuchung und dieHxplorat ion der Anamnese in Form von schrif t l ichen Gesprächsprotokollen dieda/u noch kommentiert werden, gehen einen fächerübergreifenden Einbl ick wieman mit Patienten und deren Symptomen umgehen kann.Die psychosomatiseh medizinische Untersuchung für den Studenten erfahrbargemacht und mit Systematik vorgestellt , Als Untersuchungskurs zu empfehlen.

Anleitung zum sozialen lernen für Paare,Gruppen und ErzieherHut/ Schwäbisch/ Martin Siemsrororo Sachbuch / 360 S.Hin theoretisches Buch auch mit Anle i tungen, um Rommunika t ions fa l l en in derGruppenarbeit /u umgehen. Hher Paartherapeutisch orientiert zeigt es doch vielekonkrete Lösungsmöglichkeiten für manche schwierige Si tua t ion . Wer sichreingelesen hat wird es schätzen können,

Sozia lisationsthcorienKlaus-Jürgen Ti l lmannrororo Rowohlts Hn/yklopädie / 300 S.Hin Lehrbuch aus der Soziologie über den Zusammenhang von Gesellschaft,In s t i t u t i on und Subjektwcrdung. Theorien werden gegenübergestellt und dieEntwick lung der Persönlichkeit in Abhängigkei t des sozialen Umfeldsbeleuchtet . Für besonders Interessierte (Freaks) eine X.usatzlektüre, um diev ie len kennen gelernten Lebenswege einzuordnen.

11)4

2002

Vom Umgang mit anderenW.L. [ ,e\ \ il ' rania-Verlag f . e i p / i g / l 80 S.hin „Prakt ikum der Güte" aus der /eit der /wei gesel lschaftspol i t ischenGroßmächte. Ungewöhnlich modern und prakt isch orientiert wird Spiel undLrnst des menschlichen Miteimmder.s vorgestellt. Der erfrischende russischeHumor trägt /ur Mot i \ a t ion hei, sich seihst als Versuchsobjekt /u entdecken.[ .eider nur noch auf dem Flohmarkt oder im A n t i q u a r i a t /u f inden. /.B.:www.iusibooks.de oder www.booklooker.de

l ' i 'xküll - P.sychosomatische MedizinHerausgeber: Adler, Herrmann. Kohlel ' rban & Schwar/enbergSelbst als Smdienausgabe kaum erschwingliche Bibel in der sich jeder an den/ahlreichcn spannenden fä l len festlesen wird. In einem Spagat überPsychologie , So/iologie und den vie len Fachrichtungen schafft das Buch aufl 300 Seiten den Rahmen, in dem sich Medi/.in wiederfinden .sollte. Ks ist einfundiertes praxis taugl iches Lehrbuch mit einem auch nach Symptomkomplexengeordneten Sachver/eichnis, was die ge/icltc Suche einfach macht.Ls gehört i rgendwann ( ! ) in den Bücherschrank eines jeden Ar/tes.

KQ - Kmotionale Intell igentDaniel Colemandt\ V e r l a g / 4 ( 1 0 S.Wir kennen sicher a l l e die Schere /wischen hrfolg und Menschlicher Warme(/ .B. so manche düstere l.ehrvisite), Dieses Buch leitet den offenen Leserdif leren/ ier t und gut organisiert in den Raum da/wischen. Hine Art Studienreise,die eigenen emot iona le In te l l igen / pr iva t , im Beruf, und sonst überal l /uentdecken.A c h t u n g , das Buch wird gern von Freunden geliehen. Wer es hat ist es also baldlos.

/um Schluss noch ein paar wenige wichtige Internetadrcsscn:

Med-C'om Gra/: members.aon.at<' 'medconi/indexl .htm

www. ba l in tgesc l t schaf t .de /

\^' \^•\^ .anamnesegrLippen.de

ww\\ . uni-ulm.de/anamnesc/al inks. htm

(Danksagung

'Diese Seite hat mit fibstand die meiste Arbeit gekostet.'Um so fierzCicfier möchten wir denen danken, die uns so vielfältig unterstützthaken.

(Danke, an die großzügigen Spender:

I.andesär/tekammer Sachsen

Fachschaftsrat Medi/in [Dresden

(Danke, den Inserenten:

Minerva Kulturreisen GMBH, Dresden

SchatUuier Verlag, Stuttgart

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart

Medi-I.earn, Marburg

IJrban &, Fisher, München

Deutsche Ar/teversichcrung, Dresden

IPPNW, Berlin

Lchmanns Fachbuchhandlung, Dresden

e, dem 'MaBuse 'Vertag Frankfurt / fM

insbesondere Herrn W. Bode für seine Geduld

(Danke, für wertvotte 'Unterstützung im Layoutbereich

an Thomas Mül ler

(fiifdcr stellte uns Fran/iska zu Verfügung

(Danke, den Autoren für Ihre ....... Artikel.

e, der (psyckosomatikjDresden

vor a l lem OA Dr. V. Köl lner

106

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