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Unternehmen
20 1. April 2010 � PACK aktuell
Hauptsitz ist noch immer der Gründungs-
standort Winterthur, auch das ursprüng-
liche Geschäft mit Verpackungen für Bäcke-
reien gehört nach wie vor zum Portfolio:
Die als Papierwarenfabrik Winterthur ge-
gründete Pawi Verpackungen zeigt in ihrer
50-jährigen Geschichte viel Kontinuität,
aber zu keinem Zeitpunkt Stillstand. «Ma-
chen, was andere nicht machen», von die-
sem Motto hat sich Walter Keller, Vater des
heutigen VR-Delegierten Andreas Keller, bei
der Firmengründung leiten lassen.
Ein Motto, das Gespür für den Markt
und die Fähigkeit voraussetzt, sich Markt-
veränderungen auch anzupassen. «Beides
brachte mein Vater mit», sagt Andreas Kel-
ler. Als Buchhalter der Winterthurer Ver-
packungs- und Akzidenzdruckerei Klingel-
fuss & Compagnie kannte der Firmengrün-
der das Druck- und Verpackungsgeschäft,
aber auch die Konsequenzen einer nicht klar
ausgerichteten Firmenstrategie: Klingelfuss
war in vielen Feldern tätig, aber in keinem
richtig erfolgreich.
Bäckereiverpackungen als BasisWalter Keller übernahm zusammen mit
vier Kollegen als neue Gründergruppe den
Bereich aus der Klingelfuss & Co., der das
grösste Potenzial versprach, und brachte
diesen in die neu gegründete Pawi Verpa-
ckungen ein: Die Herstellung von Verpa-
ckungen für Bäckereien, von denen es da-
mals über 6000 in der Schweiz gab. Neu war
die Idee, ein breites Sortiment anzubieten
und Bäckern so die Verpackungsbeschaf-
fung zu vereinfachen.
Die Idee funktionierte, die Firma ent-
wickelte sich aus kleinen Anfängen mit
Mitarbeitenden Schritt für Schritt weiter.
Das gemässigte Wachstumstempo war ge-
wollt: «In neue Maschinen wurde nur inves-
tiert, wenn es für deren Produkte bereits
Kunden gab», sagt Andreas Keller. Die Fi-
nanzierung erfolgte weitgehend aus Eigen-
mitteln, ein Prinzip, das noch heute gilt.
Während die Firma in ihrer Nische
Stück für Stück wuchs, schrumpfte ihr
Markt: das Lädelisterben erfasste auch die
Bäckereien. Von 6000 vor 50 Jahren sind
heute noch 2500 übrig geblieben. Pawi Ver-
packungen reagierte 1986 und kaufte die
Papier- und Kartonverarbeiterin Müller +
Leutwyler AG in Lenzburg. Das stärkte die
Position im Stammgeschäft Bäckereiver-
packungen und brachte gleichzeitig den
gewollten und gesuchten Schritt in neue
Märkte. Die übernommene Firma pro-
duzierte Verpackungen für die Lebens-
mittelindustrie und hier vor allem für Back-
und Süsswarenhersteller. «Die Akquisition
war somit eine logische Ergänzung zum
Stammgeschäft», sagt Andreas Keller.
Der nächste Expansionsschritt folgte
1993: in diesem Jahr wurde mit der Meyer-
hofer & Co. in Winterthur die älteste Dru-
ckerei der Schweiz übernommen. Die Firma
stellte mit 35 Mitarbeitenden Verpackungen
für die Food-, Nonfood- und Pharmain-
dustrie her. Pawi Verpackungen und die bei-
den übernommenen Firmen agierten bis
1996 noch separat am Markt. Dann erfolgte
die Zusammenlegung unter dem Pawi-
Dach, um Strukturen zu vereinfachen.
1998 übernahm Pawi Verpackungen die
französische Cewepack SA und holte sich
damit ein neues Produkt ins Portfolio, das
zum bestehenden Sortiment, aber auch zum
Motto des Firmengründers passte: Machen,
was andere nicht machen. Cewepac produ-
zierte tiefgezogene, hitzebeständige Karton-
schalen für Lebensmittel, die sich besonders
für Fertiggerichte und Backwaren eignen.
Bei diesen Schalen gehört Pawi Verpackun-
gen zu den wenigen europäischen Herstel-
lern.
Die Kartontiefziehmaschinen aus Paris
fanden ihr neues Domizil im Werksneubau
in Lenzburg, wo Pawi Verpackungen ab
1998 die Herstellung ihrer Spezialitäten
konzentrierte. Neben Tiefziehschalen sind
das Gebäckkapseln, Miniflachbeutel und
Beutel aus Tyvek für die Medizinalindustrie.
Schritt in den Premiummarkt«Auf den zwei Standbeinen Verpackun-
gen für Bäckereien und Verpackungen für
die Lebensmittelindustrie stand unsere
Firma Anfang dieses Jahrzehnts gut und
solide, zeigte aber nach aussen zu wenig
Profil und hatte nur begrenzte Wachstums-
chancen», sagt Andreas Keller. Konsequenz
der Erkenntnis: Die Firma änderte 2002 die
Strategie. In Ergänzung der bestehenden
Fünfzig Jahre Pawi Verpackungen: Der Start erfolgte im Februar 1960 mit 50 Mitarbeitenden in Winterthur,
heute arbeiten an zwei Standorten 240 Personen für die Firma, die Verpackungen aus Papier und Karton her-
stellt. Ein Rück- und ein Ausblick mit Andreas Keller, der das Familienunternehmen in zweiter Generation leitet.
Schritt für Schritt in neue Märkte
Firmenhauptsitz in Winterthur.
Godiva Ballotin: Passende Packung
für beste Pralinen aus Belgien.
Pawi-Spezialität: Tiefgezogene
Menüschalen aus Karton.
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Segmente wurde das Segment Premiumver-
packungen aufgebaut und in die dazu nötige
Produktionstechnik investiert. 2004 instal-
lierte Pawi Verpackungen in Winterthur
eine Acht- und eine Fünffarbendruck-
maschine in modernster Ausführung. «Wir
wollten Spezialist werden für hoch veredelte
Verpackungen, die sich im Regal von selbst
verkaufen.» Dieses Ziel wurde nach Ein-
schätzung von Andreas Keller erreicht. Pawi
Verpackungen wird heute als kompetenter
Partner für hoch veredelte Premiumver-
packungen wahrgenommen. «Von dieser
Wahrnehmung und vommittlerweile aufge-
bauten Know-how im Premiumbereich pro-
fitieren auch die beiden anderen Bereiche.»
Der neuen Strategie folgte 2005 ein
neues, noch heute gültiges Erscheinungs-
bild. Unter dem Markendach Pawi Ver-
packungen werden die drei Sektoren Ver-
packungen für Bäckereien, für Lebensmittel
und Premiumprodukte in einer jeweils eige-
nen Bild- und Farbwelt präsentiert. Dem
äusseren Erscheinungsbild entspricht die
Verkaufsorganisation: «Wir haben eigene
Verkaufsteams für jeden Bereich, weil sich
diese von Kunden- und Produktseite her
deutlich voneinander unterscheiden.»
Innovationen sind kein ZufallVerpackungsneuheiten, die verkaufen
helfen, entstehen indes nicht von selbst.
Pawi Verpackungen hat intern deshalb ein
Innovationsmanagement mit definierten
Strukturen und Abläufen eingerichtet. Als
jüngste Investition in Innovation wurde im
Jubiläumsjahr das Designzentrum Pawi
Design eingerichtet. Dort werden in einem
Schauraum Packstoffe, Verpackungsmuster
und Veredelungstechniken als Basis für Ver-
packungsinnovationen präsentiert. In sepa-
raten Arbeitsräumen können Entwürfe im
Detail gezeigt und im direkten Dialog mit
Kunden weiterentwickelt werden.
Andreas Keller: «Es ist eine Binsenwahr-
heit, dass Verpackungshersteller heute in der
Dienstleistung mindestens ebenso stark sein
müssen wie in der Produktion.Aber das Ser-
viceverständnis in unserer Branche ist nach
unserer Ansicht vor allem reaktiv. Es bezieht
sich auf schnelle Reaktion auf Anfragen mit
immer kürzeren Entwicklungs- und Lie-
ferzeiten sowie auf Unterstützung bei der
Lagerhaltung und Belieferung.» Das ge-
nügt dem Pawi-Chef nicht: «Wir als Verpa-
ckungshersteller wissen, welche Neuheiten
es in Druck, Veredelung, Material und Kon-
struktion gibt. Unsere Aufgabe ist es, diese
neuesten Entwicklungen zu nutzen und
Kunden zu zeigen, was möglich ist. Wir ent-
wickeln daher proaktiv neue Verpackungen
und stellen diese den Kunden vor.»
Das wird geschätzt und genutzt, ist aber
nicht der wichtigste Schritt im Innovations-
prozess. Der besteht in der Umsetzung in ein
vermarktungsfähiges Produkt: «In letzter
Konsequenz müssen wir Verpackungen ent-
wickeln, die bessere Verkaufserfolge bewir-
ken.» Das geht nicht ohne enge Zusammen-
arbeit zwischen Verpackungshersteller und
Abpacker. Die Einrichtung des Pawi Design
Zentrums im Jubiläumsjahr ist insofern
kein Zufall. «Damit wollen wir die Zu-
sammenarbeit zwischen uns und unseren
Kunden aus der abpackenden Industrie ver-
stärken und in einer Form ermöglichen, die
es so noch nicht gibt.» Das Motto «Machen,
was andere nicht machen» gilt bei Pawi Ver-
packungen demnach heute noch genauso
wie vor fünfzig Jahren. J.K.
Unternehmen
Ideenzentrum Pawi Design: Andreas Keller
zeigt eines der ausgestellten Muster.
Pawi im Überblick
Rechtsform: AG. Familienaktiengesellschaft
mit bedeutendem Anteil auf Seiten von
Andreas Keller. Weitere Beteiligungen aus
dem Kreis der Gründeraktionäre und des
Managements.
Zahlen: Mitarbeitende 236; Umsatz 48,2
Mio. Franken, Produktionsfläche 8000 m2,
Lagerkapaziät 15 000 Palettenplätze.
Standorte:Winterthur, Lenzburg.
Produkte: Verpackungen aus Papier und
Karton für Bäckereien, Konditoreien, Le-
bensmittelindustrie und Premium-Pro-
dukte.
Zertifikate: ISO 9001:2008, BRC/IoP Global
Standard, ISO 14001, FSC-Zertifizierung (in
Vorbereitung).