12 wandel bei autopräferenzen - wickautomotive.ch

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12 Nr. 28/2017 | Automobil Revue AUTO UND HANDEL Quelle: auto-schweiz, JW-A Quelle: JW-A Quelle: auto-schweiz Mit dem Halbjahres- ergebnis und mit 0,6 % Wachstum kann auto-schweiz sehr zufrieden sein. Das Kaufverhalten hat sich verändert- und die Schweiz bleibt Europas Auto-Trendsetter. Allradanteil CH/FL Jahr % Index 2017 46.3 166 2016 43.1 155 2015 40.4 145 2014 38.5 138 2013 36 129 2012 33.5 120 2011 27.7 99 2010 27.9 100 2005 21.7 78 2000 17.5 63 1990 14.5 52 1980 3.2 11 Direktimporte Jahr Anteil Euro 2017 7.3 1.09 2016 7.2 1.08 2015 7.5 1.08 2014 7.7 1.22 2013 7.8 1.23 2012 9.8 1.215 2012 per Juli 11.3 1.20 2011 7.3 1.24 2010 3.5 1.26 2009 0.8 1.49 2000 1.0 - 1995 0.9 - Top Ten 2016/17 CH/FL alle Kat. inkl. TZ Marke, Modell 2017 2016 +/– % Škoda Octavia 5186 6119 –15.3 VW Golf 4652 5989 –22.3 VW Tiguan 3019 1482 +103.7 VW Polo 2769 2661 +4.1 Mercedes C 2564 4542 –43.5 VW T6 2216 2077 +6.7 BMW 2er 2144 4342 –50.7 Fiat 500 2117 1693 –25.0 Opel Mokka 2111 1461 +44.5 Mercedes GLC 2040 1400 +45.7 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 100 000 150 000 200 000 156 300 2013 147 600 2010 158 000 2016 Personenwagen-Zulassungen 1. Halbjahr 2007 bis 2017 Zum siebten Mal in Folge dürften in der Schweiz 2017 über 300 000 neue Perso- nenwagen immatrikuliert werden. Mit über 7 800 Einheiten entsprechend 4,9 % war der Anteil alternativer Antrieb so hoch wie noch nie, was mit über 46 % auch für die 4x4-Modelle gilt. WANDEL BEI AUTOPRÄFERENZEN E nde 2017 wird zum siebten Mal in Folge ein Resultat mit über 300 000 neu immatrikulierten Personenwa- gen zu Buche stehen, die Autokonjunktur zeigt weiterhin keine Schwächen. Der starke Franken, welcher der einheimi- schen Wirtschaft schwer zu schaffen macht sorgt dafür, dass die autoprodu- zierenden Wirtschaften hier weiterhin ei- nes der wichtigsten Absatzländer der Welt finden. Momentan steht die Schweiz an 27. Stelle unter den PW-Absatzlän- dern. Für die Autobauer in der EU war sie 2016 hinter den USA, China und der Tür- kei das viertgrösste Abnehmerland. Und sie zeigt, wo`s lang geht. Die Schweiz hat sowohl den höchsten SUV-als auch Auto- matik-Anteil in Europa. Der Golf wird En- de des Jahres nicht mehr zuoberst auf dem Treppchen stehen und auch keine 10 000 Einheiten schaffen. Der Markt di- versifiziert sich; mehr verschiedene Mo- delle reduzieren automatisch deren Volu- men und jene der Limousinen und Kom- bis im Besonderen. Wobei die Zeit der Vier- und Fünftürer eigentlich schon län- ger abgelaufen ist, die Kombis haben übernommen. Und im ersten Halbjahr 2017 hat sich bestätigt, was sich schon länger angedeutet hatte; die SUV und Crossover bestimmen nun das Gesche- hen. SUV heben ab Bei vielen Marken stellen die Hochge- stuhlten das meistverkaufte Modell: Bei Opel ist es der Mokka mit 2111 Einheiten im ersten Halbjahr, bei Ford der Kuga mit 1757 Eh., bei Hyundai der Tucson (1697 Eh.), bei Mazda der CX5, bei Volvo der XC60, bei Nissan der Qashqai usw.. Ein ähnliches Bild von den Exklusivmarken. Bei Porsche ist es der Macan (958 Eh.), bei Jaguar der F-Pace mit 418, der Levan- te bei Maserati mit 319 Einheiten und bei Bentley der Bentayga mit 63 Auslieferun- gen. Wir erleben eine automobile Zeiten- wende, und glaubten zuerst, die Leute würden gerne mal mit ihrem Auto ins Gelände abbiegen. Dann dachten wir, es gehe um das Prestige. Schliesslich geht es, so wird heute vermutet, um die bes- sere Übersichtlichkeit und den bequeme- ren Ein- und Ausstieg. Und klar ist für die Skination Schweiz der Allradantrieb stets ein Argument. An allen Aspekten ist et- was dran, reicht aber als Argument für den Autowandel im Zeitalter der CO2- Mercedes GLC im Plus, C-Klasse im Minus, Mercedes hat es auch dank den begehrten SUV auf den zweiten Platz geschafft. Sanktionen nicht aus. Dabei hätte man denken können die ökologisch sensible- ren Frauen, welche bald einmal die Hälfte der Autofahrer stellen und auch beim Familienauto ein wichtiges Wort mitre- den, würden besonders sensibel auf die Energieetikette reagieren. Bei Befragun- gen stellt sich dann aber heraus, dass speziell die Frauen ausser zu oben ge- nannten Aspekten auch ein rationelles Verhältnis zum Auto haben und deshalb statt einem Quattroporte lieber einen Levante fahren, oder einen Kuga statt Mondeo; der als Mittelklasse bezeichne- te Mondeo ist nämlich 35 cm länger als der SUV Kuga, ohne wirklich mehr Raum zu bieten. Und das zieht sich über alle Marken durch. Das Missverhältnis erklärt sich über die bei den herkömmlichen Perso- nenwagen aus aerodynamischen Grün- den ziemlich flach gelegten A-Pfosten, welche die Vordersitze konstruktiv nach hinten schieben, aber eben auch für den einen oder anderen Deziliter Minderver- brauch verantwortlich sind. Wenn aber mehr Leute SUVs fahren, kommt der Im- porteur, respektive Hersteller, vermehrt in den Konflikt mit dem CO2-Gesetz. Mercedes Nr. 2 Abgesehen davon, dass sich die Eidge- nossen zum SUV hingezogen fühlen, ha- ben sie im ersten Halbjahr unter den zehn meistverkauften Modellen, die Hälfte aus dem AMAG-Sortiment und vier davon von Volkswagen gewählt. Gleichwohl ist der VW-Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 % auf derzeit 11,1 Prozent zurück- gekrebst, während Seat – dank dem neu- en SUV Ateca – einen Punkt vor dem Komma und Audi 0,3 Prozent gewonnen haben. Mercedes verbucht plus 0,9 Punk- te und wird das Jahr höchstwahrschein- lich erstmals auf dem zweiten Rang ab- schliessen. Ganz zufrieden dürfte man beim Importeur in Schlieren aber nicht sein, weil sich Smart zu einem Sorgen- kind entwickelt. Bereits im zweiten Jahr der dritten Generation verzeichnet man ein Minus von 20,3 Prozent. Weil das in den allermeisten Ländern ähnlich ist, scheint das in den 90er Jahren von Nico- las Hayek angeschobene Projekt in höchstem Masse gefährdet. Dank gesunkenen Autopreisen und starken Marketingmassnahmen konnten die Offiziellen ihre Bastion gegenüber den massiv werbenden Direktimporteu- ren stabilisieren. Wenn sie allerdings keine CO2-Sanktionszahlungen überwei- sen wollen, müssen sie ihre Anstrengun- gen weg von Prestigegedanken und Ra- batten, hin zu kleinen Autos und/oder zu alternativen Antrieben steuern und die Kunden von deren Qualitäten überzeu- gen. Der kontinuierlich steigende Allrad- anteil hilft jedenfalls auch nicht. Jürg Wick

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12 Nr. 28/2017 | Automobil Revue Auto und HAndel

Quelle: auto-schweiz, JW-A Quelle: JW-A Quelle: auto-schweiz

Mit dem Halbjahres-ergebnis und mit 0,6 % Wachstum kann auto-schweiz sehr zufrieden sein. Das Kaufverhalten hat sich verändert-und die Schweiz bleibt Europas Auto-Trendsetter.

Allradanteil CH/FlJahr % Index2017 46.3 1662016 43.1 1552015 40.4 1452014 38.5 138 2013 36 1292012 33.5 1202011 27.7 992010 27.9 1002005 21.7 782000 17.5 631990 14.5 521980 3.2 11

direktimporteJahr Anteil euro2017 7.3 1.092016 7.2 1.082015 7.5 1.082014 7.7 1.22 2013 7.8 1.232012 9.8 1.2152012 per Juli 11.3 1.20

2011 7.3 1.242010 3.5 1.262009 0.8 1.492000 1.0 -1995 0.9 -

top ten 2016/17 CH/Fl alle Kat. inkl. tZMarke, Modell 2017 2016 +/– %

Škoda Octavia 5186 6119 –15.3

VW Golf 4652 5989 –22.3

VW Tiguan 3019 1482 +103.7

VW Polo 2769 2661 +4.1

Mercedes C 2564 4542 –43.5

VW T6 2216 2077 +6.7

BMW 2er 2144 4342 –50.7

Fiat 500 2117 1693 –25.0

Opel Mokka 2111 1461 +44.5

Mercedes GLC 2040 1400 +45.7

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017100 000

150 000

200 000

156 300 2013

147 6002010 158 000

2016

Personenwagen-Zulassungen 1. Halbjahr 2007 bis 2017

Zum siebten Mal in Folge dürften in der

Schweiz 2017 über 300 000 neue Perso-

nenwagen immatrikuliert werden. Mit über

7 800 Einheiten entsprechend 4,9 % war der

Anteil alternativer Antrieb so hoch wie

noch nie, was mit über 46 % auch für die

4x4-Modelle gilt.

wAndel beI AutoPräFerenZen

Ende 2017 wird zum siebten Mal in Folge ein Resultat mit über 300 000 neu immatrikulierten Personenwa-

gen zu Buche stehen, die Autokonjunktur zeigt weiterhin keine Schwächen. Der starke Franken, welcher der einheimi-schen Wirtschaft schwer zu schaffen macht sorgt dafür, dass die autoprodu-zierenden Wirtschaften hier weiterhin ei-nes der wichtigsten Absatzländer der Welt finden. Momentan steht die Schweiz an 27. Stelle unter den PW-Absatzlän-dern.

Für die Autobauer in der EU war sie 2016 hinter den USA, China und der Tür-kei das viertgrösste Abnehmerland. Und sie zeigt, wo`s lang geht. Die Schweiz hat sowohl den höchsten SUV-als auch Auto-matik-Anteil in Europa. Der Golf wird En-de des Jahres nicht mehr zuoberst auf dem Treppchen stehen und auch keine 10 000 Einheiten schaffen. Der Markt di-versifiziert sich; mehr verschiedene Mo-delle reduzieren automatisch deren Volu-men und jene der Limousinen und Kom-bis im Besonderen. Wobei die Zeit der Vier- und Fünftürer eigentlich schon län-ger abgelaufen ist, die Kombis haben übernommen. Und im ersten Halbjahr 2017 hat sich bestätigt, was sich schon länger angedeutet hatte; die SUV und Crossover bestimmen nun das Gesche-hen.

SuV heben abBei vielen Marken stellen die Hochge-stuhlten das meistverkaufte Modell: Bei Opel ist es der Mokka mit 2111 Einheiten im ersten Halbjahr, bei Ford der Kuga mit 1757 Eh., bei Hyundai der Tucson (1697 Eh.), bei Mazda der CX5, bei Volvo der XC60, bei Nissan der Qashqai usw.. Ein ähnliches Bild von den Exklusivmarken. Bei Porsche ist es der Macan (958 Eh.), bei Jaguar der F-Pace mit 418, der Levan-te bei Maserati mit 319 Einheiten und bei Bentley der Bentayga mit 63 Auslieferun-gen.

Wir erleben eine automobile Zeiten-wende, und glaubten zuerst, die Leute würden gerne mal mit ihrem Auto ins Gelände abbiegen. Dann dachten wir, es gehe um das Prestige. Schliesslich geht es, so wird heute vermutet, um die bes-sere Übersichtlichkeit und den bequeme-ren Ein- und Ausstieg. Und klar ist für die Skination Schweiz der Allradantrieb stets ein Argument. An allen Aspekten ist et-was dran, reicht aber als Argument für den Autowandel im Zeitalter der CO2-

Mercedes GLC im Plus, C-Klasse im Minus, Mercedes hat es auch dank

den begehrten SUV auf den

zweiten Platz geschafft.

Sanktionen nicht aus. Dabei hätte man denken können die ökologisch sensible-ren Frauen, welche bald einmal die Hälfte der Autofahrer stellen und auch beim Familienauto ein wichtiges Wort mitre-den, würden besonders sensibel auf die Energieetikette reagieren. Bei Befragun-gen stellt sich dann aber heraus, dass speziell die Frauen ausser zu oben ge-nannten Aspekten auch ein rationelles Verhältnis zum Auto haben und deshalb statt einem Quattroporte lieber einen Levante fahren, oder einen Kuga statt Mondeo; der als Mittelklasse bezeichne-te Mondeo ist nämlich 35 cm länger als der SUV Kuga, ohne wirklich mehr Raum zu bieten.

Und das zieht sich über alle Marken durch. Das Missverhältnis erklärt sich über die bei den herkömmlichen Perso-nenwagen aus aerodynamischen Grün-den ziemlich flach gelegten A-Pfosten, welche die Vordersitze konstruktiv nach

hinten schieben, aber eben auch für den einen oder anderen Deziliter Minderver-brauch verantwortlich sind. Wenn aber mehr Leute SUVs fahren, kommt der Im-porteur, respektive Hersteller, vermehrt in den Konflikt mit dem CO2-Gesetz.

Mercedes nr. 2Abgesehen davon, dass sich die Eidge-nossen zum SUV hingezogen fühlen, ha-ben sie im ersten Halbjahr unter den zehn meistverkauften Modellen, die Hälfte aus dem AMAG-Sortiment und vier davon von Volkswagen gewählt. Gleichwohl ist der VW-Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 % auf derzeit 11,1 Prozent zurück-gekrebst, während Seat – dank dem neu-en SUV Ateca – einen Punkt vor dem Komma und Audi 0,3 Prozent gewonnen haben. Mercedes verbucht plus 0,9 Punk-te und wird das Jahr höchstwahrschein-lich erstmals auf dem zweiten Rang ab-schliessen. Ganz zufrieden dürfte man

beim Importeur in Schlieren aber nicht sein, weil sich Smart zu einem Sorgen-kind entwickelt. Bereits im zweiten Jahr der dritten Generation verzeichnet man ein Minus von 20,3 Prozent. Weil das in den allermeisten Ländern ähnlich ist, scheint das in den 90er Jahren von Nico-las Hayek angeschobene Projekt in höchstem Masse gefährdet.

Dank gesunkenen Autopreisen und starken Marketingmassnahmen konnten die Offiziellen ihre Bastion gegenüber den massiv werbenden Direktimporteu-ren stabilisieren. Wenn sie allerdings keine CO2-Sanktionszahlungen überwei-sen wollen, müssen sie ihre Anstrengun-gen weg von Prestigegedanken und Ra-batten, hin zu kleinen Autos und/oder zu alternativen Antrieben steuern und die Kunden von deren Qualitäten überzeu-gen. Der kontinuierlich steigende Allrad-anteil hilft jedenfalls auch nicht.

Jürg wick