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Das unverfügbare Geheimnis im Bibliodrama DAS GRUNDTVIG-PROJEKT INTERNATIONALE BERICHTE, TERMINE UND VORANKÜNDIGUNGEN AUS DER BIBLIODRAMABEWEGUNG UND AUS DER GESELLSCHAFT FÜR BIBLIODRAMA E.V. Bibliodrama Information 8. JAHRGANG 17. AUSGABE NOVEMBER 2002 Gesellschaft für Bibliodrama e.V. TEXT RAUM Bibliodrama Information 9. JAHRGANG 19. AUSGABE DEZEMBER 2003 Gesellschaft für Bibliodrama e.V. Das unverfügbare Geheimnis im Bibliodrama DAS GRUNDTVIG-PROJEKT INTERNATIONALE BERICHTE, TERMINE UND VORANKÜNDIGUNGEN AUS DER BIBLIODRAMABEWEGUNG UND AUS DER GESELLSCHAFT FÜR BIBLIODRAMA E.V.

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Das unverfügbare Geheimnisim Bibliodrama

DAS GRUNDTVIG-PROJEKTINTERNATIONALE BERICHTE, TERMINE UND

VORANKÜNDIGUNGEN AUS DER BIBLIODRAMABEWEGUNG UND AUS DER GESELLSCHAFT FÜR BIBLIODRAMA E.V.

Bibliodrama Information8. JAHRGANG 17. AUSGABE NOVEMBER 2002

Gesellschaft für Bibliodrama e.V.

TEXT

RAUM

Bibliodrama Information9. JAHRGANG 19. AUSGABE DEZEMBER 2003

Gesellschaft für Bibliodrama e.V.

Das unverfügbare Geheimnisim Bibliodrama

DAS GRUNDTVIG-PROJEKTINTERNATIONALE BERICHTE, TERMINE UND

VORANKÜNDIGUNGEN AUS DER BIBLIODRAMABEWEGUNG UND AUS DER GESELLSCHAFT FÜR BIBLIODRAMA E.V.

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Grundsatzartikel zum Thema: Das unverfügbare GeheimnisGerhard Marcel Martin Varianten auf eine Metapher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4

Andreas Pasquay Geheimnis im Bibliodrama – Es fügt sich und bleibt doch unverfügbar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4

Maria Elisabeth Aigner Was „Geheimnis“ und „Unverfügbarkeit“ mit Bibliodrama zu tun haben. . . . . . . . . . . . . . . . . . .7

Ursula Runschke Heilige Momente im Bibliodrama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8

Ruth Passauer Das unverfügbare Geheimnis im Bibliodrama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

Ulf Pomerenke Bibliodrama als spiritueller Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11

Berichte von der Bibelwerkstatt auf dem 1. Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003Bernd Fichtenhofer Abschlußbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

Wolfgang Wesenberg Pressemeldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

Uta Pohl-Patalong Referat: Warum mit Bibliodrama vor Ort beginnen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14

Margaret Lincoln/Gert Stührmann Eine Oase für Körper und Geist; Jakob am Jabbok mitten in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15

Angelika Wolter Wann ist der richtige Zeitpunkt? Spontaner Workshop auf dem Kirchentag . . . . . . . . . . . . . . . .18

Praxisbericht aus der BibliodramabewegungAnete Roese, Brasilien Bibliodrama in Brasilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19

RezensionenBernd Hillringhaus Besprechung der ersten Hefte der neuen Schriftenreihe

„Kontexte – zur Theorie der Bibliodramapraxis“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23

Andrea Brandhorst Ellen Kubitza/Tim Schramm, Bibliodrama als lebendiger Gottesdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24

Eva Stattaus Svea Paul, Zwischen Angst und Vertrauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26

Antje Rösener G. Holzapfel, Leib, Einbildungskraft, Bildung – Nordwestpassagen zwischen Leib, Emotion und Kognition in der Pädagogik . . . . . . . . . . . . . . .27

Uta Pohl-Patalong Ludwig Zeier, Die Wirklichkeit und ihre Spielräume –Bibliodrama aus der Sicht der Psychoanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28

Berichte aus der Gesellschaft für Bibliodrama e. V. Wolfgang Wesenberg Pressemeldung zum internationalen Bibliodramatreffen in Dobogókö/Ungarn . . . . . . . . . . . . .29

16. und letzter internationaler Bibliodramaworkshop in Bad SegebergWolfgang Wesenberg Bericht vom Kongress in Segeberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29

Maria Elisabeth Aigner/ Workshop-Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30Gabriele Bleker-Permes

Doris Arenas Resonanz auf den Workshop Aigner / Bleker–Permes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31

Gerhard Marcel Martin / Prozess-Skizze für den Workshop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32Marcus A. Friedrich

Aino-Kaarina Mäkisalo / Workshop-Bericht: Gastfreundschaft – Hospitality Group 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33Matti-Pekka Virtaniemi

Wolfgang Teichert Gastfreundschaft und Kochen – Ein Künstler auf der Bibliodramakonferenz über seine Kochkunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34

Wolfgang Wesenberg Haus oder Gast? Zur Sicht auf den Bibeltext in der Bibliodramatheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . .35

Vom Grundtvig-Projekt zum europäischen Netzwerk BibliodramaWolfgang Roos-Pfeiffer Bericht aus dem EU-Projekt „Bibliodrama-Langzeitfortbildungen in Europa“ . . . . . . . . . . . . . . .40

Wolfgang Roos-Pfeiffer Grundsatzpapier des Grundtvigprojektes: Europäisches Netzwerk Bibliodrama – Eine europäische Lernpartnerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40

Wolfgang Roos-Pfeiffer Neue Termine für das EU-Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43

10 Jahre Gesellschaft für Bibliodrama e. V.Andreas Pasquay Leitbildprozess in der Gesellschaft für Bibliodrama (GfB) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44

Wolfgang Wesenberg Einladung zum Wochenende zum 10-jährigen Bestehen der GfB und des TEXT RAUM . . . . . .44

Berichte aus der BibliodramabewegungChristoph Riemer, Else Natalie Abschluss des 2. Aufbaukurses Bibliodrama-Leitung in Gelnhausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45Warns, Manfred Gellert

Andreas Pasquay Bericht über den Workshop zum BIBLIOLOG mit Susan und Peter Pitzele und Uta Pohl-Patalong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46

Angebote, Vorankündigungen, Termine „as usual“Adressen der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .55

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TEXT RAUM

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„Das unverfügbare Geheimnis im Bibliodrama“ - kann man dasüberhaupt kognitiv erfassen? Die Frage muss offen bleiben. Sie er-innert mich an die wütenden Proteste aus der Bewegung, als wirvor zwanzig Jahren anfingen, Bibliodrama-Seminare schriftlich zustrukturieren. Und bis heute gibt es in mir einen positiven Wider-hall auf diese Proteste, denn das Geheimnis entzieht sich natürlichimmer wieder dem Versuch, es irgendwie theoretisch dingfest zumachen. So sind poetische, also ästhetische Äußerungen dazu (M.Martin) und die Beschreibungen persönlicher Erfahrungen die an-gemessensten Texte. Dass sie psychologische (R. Passauer, U.Runschke) und vor allem theologische Überlegungen (M. E. Aig-ner, A. Pasquay) einbeziehen, erhöht die Berechtigung, sie abzu-drucken und damit der Nachwelt zu überliefern. Wir bleiben alsoauch am Ende der ersten zehn Jahre, die unser TEXT RAUM er-scheint, bei der Devise: dokumentieren, veröffentlichen, was sichbewegt in der Bibliodrama-Szene, damit es zugänglich bleibt für(wissenschaftlich) Interessierte.

Was im ersten Abschnitt dieses Heftes zusammengekommen ist,spiegelt – mindestens teilweise – die Unterschiedlichkeit der Bi-bliodrama-Ansätze in der Bewegung wider und eint sie zugleich ineiner bestimmten Grundauffassung: zum Beispiel über das unver-fügbare Geheimnis im Bibliodrama.

Der zweite Abschnitt dokumentiert die Bibliodrama-Werkstattbeim 1. Ökumenischen Kirchentag in Berlin (B. Fichtenhofer).Manches hat sich eingespielt bei diesem vielschichtigen Angebotvon vielen Workshops zu den Tagesbibeltexten für die verschie-densten Zielgruppen, von verschiedenen Ansätzen aus, mit unter-schiedlichen Schwerpunkten. So drucken wir nur noch Berichte,die etwas Besonderes hervorheben: den Vortrag von U. Pohl-Pa-talong aus der Großveranstaltung am Donnerstag Vormittag: „Wiebeginnen im Bibliodrama?“, den Bericht über einen freikirchlichenWorkshop (M. Lincoln und G. Stührmann), der Atmosphäre be-schreibt, und vor allem die nachdenkliche Reflexion über neue Ex-perimente bei diesem Kirchentag: die sogenannten „Spontan-Workshops“ (A. Wolter). Das hatte eine besondere und nicht un-umstrittene Qualität, wie überhaupt das „feeling“ in Berlinbestimmt wurde von dem „Dazwischen-Sein“ zwischen anderenAusstellungen und Veranstaltungen aus dem ökumenischen Be-reich. Dadurch setzte sich Bibliodrama mit den Großthemen desKirchentags noch mehr in Beziehung als durch die bewährte öku-menische Zusammenarbeit.

Der dritte Abschnitt bietet einen Lagebericht zum Bibliodrama inBrasilien (A. Roese).

Die Rezensionen im vierten großen Abschnitt widmen sich dies-mal den vier ersten Heften der neuen „Schriftenreihe zur Theorieder Bibliodramapraxis“ und zwei Neuerscheinungen zum großenFeld des Bibliodramas in Pädagogik und Psychologie.

Der fünfte Abschnitt nimmt viel Platz ein mit verschiedensten Be-richten. In Bad Segeberg fand vor der endgültigen Schließung derEvangelischen Akademie der 16. und letzte internationale Biblio-drama-Workshop statt. W. Wesenberg berichtet nicht ohne Me-lancholie und stellt das Manuskript seines Vortrags „Haus oderGast – über die Sicht auf den Bibeltext in der Bibliodramatheorie“zur Verfügung. W. Teichert dokumentiert kurz die Einbindung desThemas „Gastfreundschaft und Kochen“ in das Gesamtthema.Der erste Abschnitt des EU-Grundtvigprojektes ging mit der Ver-abschiedung eines gemeinsamen Grundsatzpapiers zuende undführte mit erweiterten Planungen auf ein „Europäisches NetzwerkBibliodrama“ mit skandinavischen Mitgliedern zu (W. Roos-Pfeif-fer).

In der Gesellschaft für Bibliodrama e.V. ist - nach zehn vollenJahren GfB – von der Mitgliederversammlung ein „Leitbild-Pro-zess“ angestoßen worden (A. Pasquay). Wir empfehlen ihn derAufmerksamkeit unserer Leser.Mit den grafischen Verfremdungen „geheimnisvoller“ Fotos aus derBibliodramapraxis wollen wir dem Thema des Heftes entsprechen(A. Pasquay / N. Becker).

Das nächste, 20. Heft wird sich dem Thema „Bibliodrama als Le-benshaltung“ widmen. Bis Ende Januar besteht die Möglichkeit,Beiträge dazu und zum 10-jährigen Bestehen des TEXT RAUM andie Redaktion zu senden.

Das nächste Treffen findet vom 17. bis 20. Mai 2004 in Gelnhau-sen bei Frankfurt am Main statt. Wir hoffen, dort Kolleginnen undKollegen wiedertreffen zu können.

Mit guten Wünschen für ein Neues bibliodramatisches Jahr Else Natalie Warns, Uta Pohl-Patalong, Gudrun Jäger, Angelika Wol-ter, Wolfgang Wesenberg, Andreas Pasquay, Kati und Nils Becker

Liebe Leserinnen und Leser,

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Was mich bewegt – Das ‚‚Movement’’ imBibliodramaEin Bibliodrama – ob Woche, Wochenendeoder (nur) ein einzelner Bibliodramaabend –ist zu Ende. Die Teilnehmenden äußern sichin der Schlussrunde (oder auch im Einzelge-spräch am Ausgang): „Danke, ich bin sehrberührt!“ „Ich bin noch ganz erfüllt!“ „ES hatmich bewegt!“„Es hat mich bewegt!“: Fast allgemein schei-nen solche Aussagen zu sein. Doch schwin-gen in ihnen immer eine Fülle ganz konkre-ter Erfahrungen und Erlebnisse – Geheim-nisse aus den vergangenen Stunden oderTagen - mit, die auszusprechen zuweilenden intimen Rahmen einer Abschlussrundeoder sogar auch des Einzelgespräches amAusgang sprengen würde. Einfühlsame Lei-terinnen und Leiter ahnen, was in solchenSätzen angedeutet ist. Vielleicht wissen sieauch das eine oder das andere. Doch sie las-sen zu: was ausgesprochen ist und was zu-gleich unausgesprochen bleiben soll. Sie tra-gen und begleiten – und lassen zugleich of-fen. Die Teilnehmenden werden es ihnen

danken. Etwas bleibt unbenannt, was oftmitten im Prozess gestanden ist. Jede und je-der hat ES erfahren, jede und jeden hat ESberührt – in oft recht unterschiedlicher, indi-vidueller Art. Ihm kann Mann oder Frau sichzuweilen ausschließlich auf der Ebene derÄsthetik annähern. Ausgesprochen, analy-siert oder gar in einen rechten Rahmen ge-rückt würde ES – das Geheimnis im Biblio-drama - sich selber verflüchtigen. Es wirdsich dann entziehen – mit der gleichen Ein-deutigkeit, mit der es im Prozess wirkte, dieTeilnehmenden „berührte, erfüllte und be-wegte“.So bleiben oft nur Spuren übrig – und ver-fliegen danach oft so rasch, dass der Menschsich „wundert“. Aber – das ist es ja gerade!Das Geheimnis im Bibliodrama - das ES - ge-hört neben der prozess- und textorientiertenDreieinigkeit von Gruppe, Leitung und Text,mit zu den vorrangigen Momenten, die einBibliodrama bewegen. Das mag für mancheBibliodramaleitende ungewohnt (ja fremd)klingen, weil es damit ein nicht gut regelba-res, ja, ein unvorhersehbares Element mit in

den bibliodramatischen Prozess einfügt.Doch die Erfahrung ist, dass ES einfachschon immer „da“ war.

Bibliodrama: Alles andere als eine „ge-heime Komandosache“Dabei ist ganz wichtig, nicht in die Bereicheder Esoterik, des Okkulten oder gar der Ma-nipulation abzugleiten. Gerade weil das Ge-heimnis im Bibliodrama – ES – einen eige-nen beachteten Ort braucht (der es aber inder Beachtung nicht aufhebt, sondern ES alsGeheimnis belässt), bedarf es einer genauen,offenen und klaren Leitungsstruktur, ist einenachweisbare bibliodramatische Kompetenzund Erfahrung der Leitenden von Nöten undmuss jeder Eindruck vermieden werden, einBibliodrama spiele sich im Halbdunkel von

TEXT RAUM

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Gerhard Marcel Martin, MarburgVarianten auf eine Metapher

„mein blühendes Geheimnis“mein blühend Triviales

mein reifendes Geheimnismein reifendes Geschwür

mein Früchte tragendes Geheimnismeine Früchte tragende Banalität

mein verwelkendes Geheimnismeine verwelkende Konfession

mein verrottetes Geheimnismeine verrottete Wahrheit

Es knosptEs knosptunter den Blätterndas nennen sie Herbst.

(kursiv gedruckte Gedichte von Hilde Domin: Hier. Frankfurt 1964)

GRUNDSATZARTIKEL ZUM THEMA „DAS UN-VERFÜGBARE GEHEIMNIS IM BIBLIODRAMA“

Andreas Pasquay, LangenfeldGeheimnis im BibliodramaEs fügt sich – und bleibt dennoch unverfügbar

Alle Bilder in diesem Kapitel stammen aus einem Seminar in Gelnhausen unter der Leitung von Heinz Grasmück und Christoph Riemer mit dem Thema „Mein blühendes Ge-heimnis“ und wurden uns freundlicherweise von Christoph Riemer zur Verfügung gestellt.

Wer es könntewer es könntedie Welthochwerfendass der Windhindurchfährt

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GRUNDSATZARTIKEL

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Manipulation und Abhängigkeitsstrukturenab. Bibliodramaleitende – und auch die Teil-nehmenden – sind keine „Geheimnisträge-rinnen oder Geheimnisträger“. Im Gegen-teil, das Geheimnis im Bibliodrama – ES –berührt , bewegt und trägt – sie. Es fügt sich– und – bleibt dennoch unverfügbar.

Verlockend und gefährlich – Eintritt ineine geheime WeltManchmal kommt es einem so vor: Wer sichentschließt, an einem Bibliodrama teilzu-nehmen (oder die Bibliodramaleitung zu er-lernen), tritt in eine geheime Welt ein. DieSchwellenängste sind hoch. Das zeigen im-mer wieder die Gespräche vor Ort – in Ge-meinde und Schule. Und zugleich wohntdem Bibliodrama auch eine besondere Ver-lockung inne.Es strahlt einen hohen Reiz aus. Menschenkommen mit Erwartungen. Gerade im Ver-hältnis zu sonstiger Arbeit mit der Bibel imweiten Erlebnisfeld von Kirche und Gesell-schaft scheint Bibliodrama – nach wie vor –den Reiz von etwas Besonderem, Neuemund Bewegendem zu haben. Es – ES – ver-spricht einen eigenen, ungehinderten Zu-gang zum biblischen Text, einen Zugang zureigenen Spiritualität, der nicht durch kirch-lich-institutionelle Zwänge oder Vorbehaltegefiltert ist und – wenn man so will – die An-rührung durch das oder die Heilige oder denHeiligen. Auch wenn Bibliodrama mittlerweile vonweiten Teilen der Kirchen und der theologi-schen Wissenschaft als seriöser, zeitgemäßerZugang zu Bibel und Glauben ernst genom-men wird, haftet ihm immer noch ein ei-gentümlich besonderer Charme an. Unddieser Charme – diese „Anmut“, um wiedereinen ästhetischen Begriff zu bemühen, derdem wahren Kern der Sache nahe kommt –hat etwas mit dem Geheimnis im Biblio-drama, dem ES zu tun.Bibliodrama, eine „geheime Welt“? Nicht imSinne des Märchenhaften oder Unwirk-

lichen! Aber – wenn damit angedeutet wer-den soll, dass im bibliodramatischen Prozessinnere Räume, Beziehungskonstellationen,biographische Notizen, ästhetische Reso-nanzen und eine ganz tiefe Spiritualität an-klingen, die sonst – wenn überhaupt – nursehr schwer zugänglich sind, dann kann dieszu Recht so benannt werden.

Das Geheimnis wahren – Schutzraum Bi-bliodramaDas „Bibliodrama als Prozess“ wirkt wie einSchutzraum für all diese Momente, welcheunter den Teilnehmenden das Gespür dafüröffnen, dass sie mit Fug und Recht sagenkönnen: „ES hat mich berührt!“ Vertrauender Teilnehmenden und Kompetenz der Leitungsind hier unverzichtbare Voraussetzungen.Die Leitenden müssen das Geheimnis einesProzesses wahrnehmen, achten und schüt-zen. Jedem bibliodramatischen Prozesswohnt ein Moment inne, das mit methodi-schen oder didaktischen – auch mit theolo-gischen – Begriffen nicht mehr zu umschrei-ben ist. ES ist etwas eigenes, etwas, das nurdiesem und keinem anderen Bibliodramaangehört. ES macht das jeweilige Biblio-drama unverfügbar und damit zugleich un-vergleichlich kostbar. ES durchdringt denProzess, die Leitung, die Teilnehmenden. ESist die Form des Ganzen. Es bedarf einer ho-hen Erfahrung und Sensibilität der Leiten-den, dieses Moment zu sehen und es denihm zukommenden Schutz zu geben. Dabeidarf die Leitung weder der Versuchung er-liegen, das Geheimnis im Bibliodrama zuforcieren, noch es zu stoppen oder sonst wiezu manipulieren. Dann verflüchtigt es sich,so als müsse es sich selber schützen – undder Prozess wird dann flach und ohne in-nere Kraft. Der Schutz, den eine wahrneh-

mende Leitung geben kann, ist - meiner Er-fahrung nach - die Achtung des Geheimnis-ses und das Sich-Einlassen auf ein inneresGespräch mit ihm. Es ist eine Frage der Sen-sibilität für das, was „sich fügt und dennochunverfügbar bleibt“. Der Schutz darüberhinaus besteht in der Notwendigkeit, jedemVersuch zu wehren, das Geheimnis des Bi-bliodramas im jeweiligen Prozess zu offen-baren und es so seiner eigentlichen Kraft zuentledigen. Dies geschieht zuweilen in denVersuchen während des Prozesses auf dieMetaebene zu gehen und/oder mit schlichtschlechten Psychologisierungen auszuspre-chen, was eigentlich unausgesprochen blei-ben soll.Ebenfalls die Teilnehmenden – auch sie ha-ben immer einen Anteil am Geheimnis. ESberührt sie. ES öffnet sie. ES bewegt sie. Dasspüren sie und sie sind gehalten, dieses Ge-spür auch untereinander zu achten und zuschützen. So kann es sein, dass eine Teil-nehmerin oder ein Teilnehmer bei eineroder einem anderen das Aufblitzen des ESerahnt – oder es gar selber miterlebt. Auchdann braucht es eine besondere Sensibilitätim Umgang – mit dem anderen und mit sei-nem oder ihrem Geheimnis. Das Geheimnisliegt somit entweder im gesamten Prozess,zwischen einzelnen Teilnehmenden oderauch bei einzelnen Teilnehmenden für sich.ES ist oft nicht zuortbar. ES entzieht sich.

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ES schwingt. ES bleibt im Zwischen vonGruppe, Leitung und Text.

Resonanz im ästhetischen AusdruckWie äußert sich das Geheimnis im Biblio-drama – wenn ihm reflektierende, beschrei-bende oder psychologisierende Ausführun-gen wesensfremd sind. ES hat eigene For-men, ja, ES hat durchaus eine eigeneFormen- und Zeichensprache. Diese ist imZwischen-Raum von Gruppe, Leitung undText – im Zwischen von Immanenz undTranszendenz – angesiedelt. Und zugleichprägt es das Geschehen deutlich und unver-kennbar.Die Erfahrung zeigt, dass sich das ES vorran-gig auf der Ebene der Ästhetik und derAtmosphäre eines Bibliodramas äußert.Ästhetik – nicht einschränkend als Wieder-gabe des Schönen gemeint, sondern alsForm, das Unsagbare in Form und in kom-munizierbare Äußerungen zu bringen. Daringleicht ES dem jüdischen Midrasch und sei-ner Methode, zwischen den Zeilen das„weiße Feuer“ des Textes zu lesen und derMystik in ihren Versuchen, das Außer-sprachliche zur Sprache zu bringen.Atmosphäre – der Raum des Geschehens,die Gestimmtheit aller Anwesenden(Gruppe, Leitung, Text), in welcher dieStimme des Unsagbaren eine tragende undweisende Funktion einnimmt – in der Atmo-sphäre schwingt das ES und es bildet sich imkommunikativen Geschehen des bibliodra-matischen Prozesses ab.

Der Text als „fremder Gast“Wahrscheinlich ist es der biblische Text sel-ber, in welchem sich das Geheimnis im Bi-bliodrama – das ES – in seiner konkretesten

Form äußert. Der Text – ER - ist eigentlicherTräger des Geheimnisses – eben weil er ansich Teil des Geheimnisses ist. Ob ER nun„Raum für den Prozess“ (vgl. E. N. Warns inTR 14, S. 29) oder ob ER der „fremde Gast“(vgl. Antje Rösener in TR 13, S.25) ist, der inden prozessualen Raum des Bibliodramaseintritt – der Text bleibt Mitte des Gesche-hens. In ihm begegnen Leitung und Gruppein sich immer neu wandelnder Form denThemen des jeweiligen Bibliodramas. ER istzugleich schillernd und fest, verwandlungs-fähig und sicher, verlockend und weisend.Insofern ist das Bild des Textes als „fremderGast“ in diesem Zusammenhang sprechender.Wie es sich für einen Gast gehört, gilt es, die-sen bei seinem Eintritt in den prozessualenRaum zu achten und zu schützen. Das Gast-recht gehört ihm – ähnlich wie es für das ES,das Geheimnis im Bibliodrama gilt.So kann der Text zum echten Partner wer-den. Leitung und Teilnehmende erfahrensich von ihm in ihrem Tun und Lassen kriti-siert, irritiert – zuweilen sogar auch trans-zendiert. Alles Wissen (auch das theologi-sche, exegetische Wissen) tritt hier davor zu-rück. Der Text ist eigen. ER ist aktuell. ER istvoller Energie – geheimnisvoller Energie. ERist ES. Das Geheimnis im Bibliodrama ist un-zertrennbar mit dem Text verbunden. ER braucht Raum zu Entfaltung. Zuweilennimmt ER sich diesen auch, wenn ihm dieLeitung oder Konstellation der Teilnehmen-den den Raum streitig machen. Das sinddann ganz besonders geheimnisvolle Au-genblicke in den Bibliodramen. Der Text istalso weitaus mehr als „nur“ Einstieg oder be-gleitender Impuls des Prozes. ER ist auchkein biblisches Beiwerk, welches den Pro-zess als ein kirchliches, spirituelles Gesche-hen klassifiziert. Weil ER fremder Gast undTräger des Geheimnisses ist, steht er in derMitte: geachtet, geschützt und voller Kraft –achtend, schützend und voller Energie.

Bibliodrama als LiebesbeziehungZuweilen gleicht das Geheimnis im Biblio-drama einer intimen Beziehung zweier Lie-bender. So wie es zwischen Liebenden Au-genblicke und Berührungen höchster Inti-mität und Intensität gibt, von denen nur siewissen – und die sie wahren, schützen undaus ihnen leben – so gibt es solche Momentauch im Bibliodrama. Das müssen keinegroßartigen Ereignisse sein. Manchmal reichteine Berührung oder ein aufblitzendes Ver-stehen im Augenblick der oder des anderen.Oder eine Geste, ein Wort, eine ästhetischeForm die er oder sie sieht und von ihr so sehrberührt wird, dass danach alles anders ist.Diese Momente sind oft nicht kommuni-

zierbar, oder sie suchen sich eine eigeneSprache – eine Geheimsprache – die nurdiejenigen sprechen, denen sie gehört. Wirdihr Code geknackt – durch eine unbedachteLeitung oder durch eine Grenzüberschrei-tung anderer Teilnehmender – kann es zugroßen Verletzungen kommen. Geheimnissebrauchen Schutz und wollen selber schüt-zen, so wie es liebende Partner und Partne-rinnen gegenseitig tun.Sinnlichkeit, Intimität und Erotik sind immerauch Momente, die dem ES im Bibliodramaangehören. Ihnen gehört die Lebendigkeitund Lebenskraft, die dem Geheimnis im Bi-bliodrama innewohnt, an. Wer sie anzieht –wie ein geheimnisvolles, sinnliches Gewand– erfährt sich verwandelt und berührt. Kraft-voll vermag das Geheimnis im Bibliodramadas Geschehen zu befruchten - ein ästheti-scher Reigen im atmosphärischen Raum vonGruppe und Text.

Geheimnis des Glaubens – Wandlungenund Metamorphosen (Heiliger Geist)Geheimnis des Glaubens – Geheimnis im Bi-bliodrama: Die Erfahrung zeigt, dass beidesmiteinander in Beziehung steht. Es gibt Re-sonanzen zwischen dem bibliodramatischenGeschehen und seinem Geheimnis – undseinen Geheimnissen – und dem spirituellenRaum, in dem dies geschieht.Der Text als Träger des ES ist das Bindeglied.Mit ihm betritt – wenn Mann oder Frau sowill – der Heilige Geist, als eine Form derAnnäherung Gottes – die Bühne, den Pro-zess, den bibliodramatischen Raum. DerHeilige Geist (die Möglichkeit einer HeiligenGeistin ist impliziert) bewegt und inspiriert.Die Kraft, die von ihm ausgeht, stützt undstärkt das ganze Geschehen. Das Geheimnisim Bibliodrama ist mit ihm (ihr) verwandt –ES ist vielleicht eines seiner (ihrer) Kinder. Esbedarf größter Zurückhaltung, einzelne Mo-mente im Bibliodrama oder ganze Biblio-dramen als geistbewegt zu erklären. Dieswürde eben einer Vereinnahmung nahekommen. Aber die Erkenntnis, dass der Hei-lige Geist oder die Heilige Geistin im Text,im Prozess – auch in Leitung und Teilneh-menden – präsent ist und wirkt, gehört viel-leicht ebenso zu den Geheimnissen, die dasBibliodrama in sich birgt.Darum sind Wandlungen und Veränderun-gen möglich. Darum ist Demut geboten –besonders von Seiten der Leitung – vor je-nem oder jener, der oder die „da“ wirkt. DasGeheimnis des Glaubens rührt an und be-wegt Teilnehmende am Ende eines Biblio-dramas möglicherweise die Worte zu sagen:„Danke, ich bin sehr berührt!“ „Ich bin nochganz erfüllt!“ „ES hat mich bewegt!“

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Geheimnisse – so meint man - sind so langeGeheimnisse, solange sie „geheim“ sind,werden also nicht entdeckt, aufgedeckt unddamit jemandem – bestimmten Menschenoder der Öffentlichkeit beispielsweise – zurSchau gestellt und präsentiert. Trotzdemkönnen sie dort, wo Vorsicht und Behut-samkeit sowie Vertrauen präsent sind, „ge-teilt“ und „mit-geteilt“ werden. Wahrnehm-bar werden sie immer nur bruchstückhaft, inAnsätzen begreifbar; oftmals enthüllen sienur für sehr kurze Zeit eine Wirklichkeit, umdann wieder aus unserem Bewusstsein zuentschwinden. In religiös-spirituellen Kon-texten repräsentieren sie etwas Heiliges, daswir nicht zu fassen vermögen und das sichjeglicher Verfügbarkeit entzieht. Sie spiegelnuns dann eine Realität unseres Daseins, daseinerseits geprägt ist von Unvollkommenheitund Brüchigkeit, andererseits einen Verweisauf eine Form von Integrität erahnen lässt,die jenseits unserer alltäglichen Erfahrungs-welt und Vorstellungskraft liegt.Das Thema des „unverfügbaren Geheimnis-ses im Bibliodrama“ verknüpft sich in mei-nem Denken zwangsläufig mit eigenen Er-fahrungen – davon ist am deutlichsten prä-sent ein Bibliodrama mit Studierenden zuEx 2,1-10, jener Textstelle, in der von derGeburt Mose, dessen Verwahrung im Bin-senkästchen auf dem Nil und seiner Rettungdurch die Tochter des Pharao berichtet wird.Beim nonverbalen szenischen Spiel kam eszu einem ziemlich unbefriedigenden Hinund Her zwischen dem kleinen Mose undden beiden „Müttern“ – der leiblichen undseiner späteren „Pflegemutter“, der Pharao-tochter, wobei auch die Schwester des Moseordentlich mitmischte. Die Szene war emo-tional heftig – die leibliche Mutter weinte,die Schwester versuchte nur alles erdenkli-che, um die verkorkste Situation einer Lö-sung zuzuführen, die restlichen Rollenspie-lerinnen und -spieler („Schilf“, „das Verbergen“,„Binsenkästchen“ sowie „Teer“) standen derSzenerie relativ machtlos gegenüber. Dem-entsprechend emotional ging es in derNachbesprechung weiter. Die Rollenspiele-rinnen und -spieler die sich am Bühnenrandversammelt hatten, um „an der Schwelle“(will heißen: die Rolle noch in ihrem Rük-ken und sich doch schon durch die reflexiveEbene davon distanzierend) von ihren Er-fahrungen zu erzählen, verfielen permanentin weitere Diskussionen. Von emotionalerDistanzierung oder langsamer Entrollung

durch den Reflexionsprozess war keine Spur.Auch der Versuch, die Teilnehmendendurch Decken, auf die sie sich setzen sollten,wenn sie noch etwas aus ihrer Rolle herauszu sagen oder zu fragen hätten, zu einer re-flexiven Rollendistanz zu bewegen, schei-terte mehr oder weniger. Besonders intensivverlief das Gespräch, so wie schon im szeni-schen Spiel zuvor erkennbar, zwischen derleiblichen Mutter, der Schwester des Moseund der Pharaotochter. Noch während ichdie Teilnehmenden in ihrer Auseinanderset-zung beobachtete, wuchs in mir der Wunschund der Impuls, die Szene noch einmal inein Aufstellungsbild zu bringen. Wir knüpf-ten beim „letzen Stand“ der Szene des vor-angegangenen nonverbalen Spieles an undpositionierten die einzelnen Rollen in denjeweiligen Abständen im Raum. Zuerst dieMutter, dann gesellte sich das Verbergen ne-ben die Mutter hinzu. Das „Verbergen“ ent-puppte sich zunehmend als Mann an derSeite der Mutter, das wir schließlich als dasin der Geschichte „verborgene“ Männlicheüberhaupt wahrzunehmen begannen.Gegenüberstehend positionierten sich dieKinder: Mose und seine Schwester, Hand in

Hand. Die Pharaotochter stand als Außen-seiterin abseits. Es kam noch einmal zu einerAuseinandersetzung zwischen Mose und derPharaotochter. (Pharaotochter zu Mose: „Ichhabe dich aus dem Schilf gezogen.“ Mose:„Mein Gott, wenn du nicht gewesen wärst,hätte mich halt jemand anders gefunden!“)Die Pharaotochter konnte erst dann in derKreisanordnung zwischen Mutter und demVerbergen und den Kindern im Gegenübereinen guten Platz finden, als sich das „Schilf“schützend neben Mose positionierte. DieMutter wiederum bekam als Rückenstär-kung das Binsenkästchen und das Teer hin-ter sich gestellt. Allmählich, Schritt für Schrittentwickelte sich ein Lösungsbild. Es war einlängerer Prozess, bis die am Bibliodramateilnehmenden Studierenden durch ihre ei-genen familiär-biografischen Betroffenheitenhindurch schließlich jede und jeder ihrenund seinen „guten Platz“ gefunden hatten.Das Schilf sagte zuletzt noch (auf meineFrage, ob es noch etwas zu sagen hätte) zuMose: „Ich habe das Leben behütet undwieder hergegeben und ich habe es auch fürdie Pharaotochter getan.“ Im Prozess des ge-meinsamen Hindurchschreitens zu einemLösungsbild schien es uns, als ob sich etwasgeheimnisvoll Mächtiges zeigen wolle. ImZuge dieser Erfahrung loderte das „weißeFeuer“, jenes unberührbare Geheimnis, dasunserer Wahrnehmung nach nicht immer in

Maria Elisabeth Aigner, Graz/ÖsterreichWas „Geheimnis“ und „Unverfügbarkeit“ mit Bibliodrama zu tun haben...

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Zu den „Heiligen Momenten“ zähle ich z.B.- einen Blick,- eine Berührung,- eine spontane Beziehungskonstellation,die über unsere üblichen Erfahrungen hin-aus gehen. Sie sagen aus: hier geschieht dasBesondere, das Ersehnte, das Heilma-chende. Das kann auch im Psychodrama ge-schehen, von dem das hier beschriebene Bi-bliodrama abgeleitet ist. Im Bibliodrama sel-ber sehe ich dazu:

- kurze Szenen und belebte Standbilder, dieeine Ahnung von Befreiung, Versöhnung,Verbindung von existentiellen Polaritäten ineinem heilmachenden Rahmen ausdrücken.Sie entstehen aufgrund von Leitungsimpul-sen. Trotzdem sind sie überraschend. Sie be-rühren uns tief und vermitteln zugleich einSehnsuchtsbild von heilem Leben. Unter ei-ner ästhetischen Betrachtungsweise sind siestimmig und schön. Sie stellen sich ein,wenn wir aufmerksam werden für die spiri-

tuelle Erfahrungsdimension im Bibliodrama.Dahinter steht für mich eine Haltung, dievon sechs charakteristischen Elementen ge-prägt wird, wie sie Erich Fromm vor Jahrenin seinem Büchlein „Ihr werdet sein wieGott“ als X-Erfahrung, religiöse, spirituelleErfahrung, beschrieben hat.„Dass man das Leben als ein Problem er-fährt, als eine ‚Frage‘, die einer Antwort be-darf. Ein Mensch ohne diese X-Erfahrungempfindet keine tiefe oder doch jedenfallskeine bewusste Unruhe über die Dichoto-mien des Lebens.“Im Bibliodrama stoßen wir in der hebräi-schen Bibel wie im Neuen Testament auf diePolaritäten des Lebens und zugleich darauf,dass Gott gerade in diese Welt mit ihrenWidersprüchlichkeiten eingegangen ist. Hier

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Erscheinung treten will und sich gerne raschwieder entzieht. Alle im Raum Anwesendenhatten Mühe, „dem Zauber ein Ende zu set-zen“, aus dem Spiel wieder herauszutretenund sich zu „entrollen“.Im Schweigen – bewusst und gut im Kontaktmit dem Boden und den Geschenken, diewir ins Herz fließen ließen – lauschten wirdiesem so überraschend aufgetauchten Ge-heimnis, wie es noch in uns nachklang. DerÜbergang zur Transzendenz begann sichnach langsamem Entrollen (vorsichtig ein er-ster Schritt zurück, aus der Rolle heraus) all-mählich wieder zu schließen und die Di-mension der Unverfügbarkeit verschwandso, wie sie gekommen war – unbemerkt.Denken und Erleben waren eingegossen ineinen Prozess von Bewegungsformen undÜbergängen, der es zuließ, dass das unver-fügbare Geheimnis sich in Ansätzen zeigenkonnte. Bibliodrama lebt in erster Linie vondieser Quelle, die mit Unverfügbarkeit, Ge-heimnis und Überraschung zu tun hat. Dort,wo biblische Texte in einer Gruppe durchBewegung und Interaktion gewissermaßenin einen anderen Aggregatszustand verwan-delt werden; wo sie sich zu „verflüssigen“beginnen und uns in einer neuen – vielleichtbisher noch nie wahrgenommenen – Formentgegentreten, erleben wir Überraschungs-momente, die nicht immer nur freudig sind,sondern auch irritieren und provozierenkönnen. Diese Erfahrungen treffen nicht nurdie individuelle Ebene, sondern haben nichtselten weit greifende politische gesellschafts-verändernde Implikationen. In ihrer Tiefen-dimension haben sie immer Transzendenz-qualität, die mehr oder weniger stark prä-sent sein kann, auch wenn sie nicht direktthematisiert wird oder thematisiert werdenmuss. Dabei hat diese Transzendenz über-

schreitenden Charakter – Gefühle, Gedan-ken, Erfahrungen und Handlungen werdeneiner Grenzüberschreitung ausgesetzt, die ineinem christlichen Sinn nicht entmächtigtoder unterwirft, sondern ermächtigendwirkt. Aus diesem Grund beinhalten Trans-zendenzerfahrungen ein Veränderungspo-tenzial. Bibliodrama hat mit diesem Verän-derungspotenzial zu tun, und zwar sowohlin seinen Inhalten als auch in der gelebtenund gespielten Praxis – konkret im Zu- undMiteinander der teilnehmenden Subjekte.Wenn Gott oder das Göttliche als transzen-dent, fremd, überraschend und unverfügbarerscheint, dann wird im Bibliodrama wienirgendwo sonst ganz augenscheinlich, dassdies nicht nur im Hinblick auf eine absoluteTranszendenz jenseits dieser Welt zu verste-hen ist, sondern ebenso Gültigkeit für dasdiesseitige Leben hat. Als etwas Unerwarte-tes, Geheimnisvolles, Unbegreifbares reprä-sentiert Gott, dass es etwas gibt, das jenseitsder Begrenztheit menschlichen Daseins exi-stent ist und auch dort gesucht werdenmuss. Gott ist – um vertraut und fremd er-fahren zu werden – im Leben und im Bi-bliodrama immer beides: notwendig undunbrauchbar, funktional und zwecklos, kon-kret und entzogen, sinnvoll und sinnwidrig.Das Göttliche wird so in Anspruch genom-men für eine Option, die das Leben bejahtund nach menschenwürdigen, geglücktenBedingungen Ausschau hält – auch und ge-rade dort, wo es bedroht ist, andererseitsentzieht es sich jeglicher Inanspruchnahme;es ist „brauchbar“ und „unnützig“ zugleich.Die geheimnisvolle Unverfügbarkeit will sichim Bibliodrama aber nicht nur im gemeinsa-men Prozess vor Ort – gewissermaßen „zwi-schen den Zeilen“ oder „im weißen Feuer“- zeigen, sondern greift wohl auch im „Da-

zwischen“ der gesamten Bibliodramabewe-gung ein. Was geschieht Geheimnisvolles,wenn sich Bibliodrama – jetzt auch europa-weit - einen Weg bahnt im Kontext einerpluralisierten Gesellschaft, welche die Kir-chen provoziert, sich zu öffnen und sich un-ter den gegenwärtigen Herausforderungenneu, anders in einer noch nie da gewesenenWeise zu „inkulturieren“? Im gemeinsamenKonsultationsprozess der europäischenLernpartnerschaft „Bibliodrama-Langzeitfort-bildungen“ erleben wir, dass trotz der not-wendigen sachbezogenen Arbeit an Inhal-ten, Struktur- und Organisationsformen so-wie dem gegenseitigen Bemühen umtragfähige Beziehung, sich dieser Prozessdoch immer wieder der „Machbarkeit“ ent-zieht und sich seine eigenen Wege zu bah-nen scheint. Das, was für menschliche Iden-tität gilt, nämlich dass es in jedem Menscheneinen Ort gibt, der unberührbar und unab-hängig von Zeit und Raum existiert und mitdem Sein in Verbindung steht, gilt auch fürjene Bewegungen, in der sich Menschen ge-meinsam auf die Suche nach dieser Verbin-dung machen. Machtkämpfe, Konkurrenz-denken und Ängste gehören dabei dazu,auch wenn sie lästig erscheinen und im Wegstehen. Sie sind ebenso ernst zu nehmenund anzuerkennen wie das Gelingen vonLeichtigkeit, gemeinsamer Lust und Freude– am gemeinsamem Gestalten, am Spiel undim miteinander Unterwegssein.Das unverfügbare Geheimnis im Bibliodramalehrt uns, die wir mit dieser Bewegung in Ver-bindung stehen und uns ihr verbunden fühlen,eine Praxis des „Nichtanhaftens“, weil dort, wowir fest halten wollen, es bereits entschwundenist, noch bevor wir etwas von der Qualität sei-ner Unverfügbarkeit kennen gelernt haben.

Ursula Runschke, München„Heilige Momente“ im Bibliodrama - überraschendfür die Gesamtgruppe sichtbar und spürbar undnachwirkend für die einzelnen TeilnehmerInnen

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fallen mir Gestaltungen während einer Ent-faltung des Hohen Liedes ein. Zu dem Im-puls „Die Wandlungen der Liebe“ gestaltenzwei Teilnehmende eine Pantomime. Siewirkte so stark, dass sie diese in der Ab-schlussphase der Woche noch einmalwiederholten, um sie als das sie berührendeBild mit nach Hause nehmen zu können. Inder Szenenabfolge ist zu sehen: Verstrickt-und Entfremdet-Sein, das allmähliche An-schauen, das miteinander unter dem Schuttdie Verstrickungen heben, wobei ein gewis-ser Rest noch sichtbar blieb. Jede der Ge-stalterinnen betrachtet „ihr“ Bild von eineranderen Stelle aus.Zum Impuls „Denn die Liebe ist stark wieder Tod und Leidenschaft unwiderstehlichwie das Totenreich...“ (HL 6,6 und 7) über-nimmt ein Teilnehmer die aus einer Imagi-nation heraus gestaltete Bildabfolge einesanderen als seine wichtigste Seminar-Erfah-rung: Leben und Tod, mit Tüchern symboli-siert, kommen mit zwei langen Tüchern ein-gerahmt auf einen Betrachter zu - im Wech-sel mit den Köpfen sich hin und herwendend. Ein Bild, das für die ganzeGruppe stimmte.Ein anderer hatte sein Bild zum selben Im-puls auch wiederholen lassen, jetzt verstärktdurch Stimmen aus der Gruppe. So war zuseiner Gestaltung zu hören: „tot – lebe – seiglücklich – sei frei – bewege dich“.Das Seminar fand im Sommer vor sechs Jah-ren statt. Es sind Eindrücke, die sehr schnellin Erinnerung zu rufen sind.„Der höchste Wert ist die optimale Ent-wicklung der eigenen Kräfte der Vernunftund der Liebe, des Mitgefühls und desMutes.“ Das könnten auch Beschreibungenfür den „mündigen“ Christen sein, der den„Weg Jesu“ nachzugehen versucht. Im er-kundenden Spiel mit dem biblischen Textkönnen wir diesen Satz in Begegnungen, insituationsangemessener Spontaneität und inkreativem Handeln erfahren. Dazu fällt miraus einer Supervisionsgruppe, in der auchmit Bibliodrama-Elementen gearbeitetwurde, folgendes unvergessliche Bild ein:Ein Jugendreferent brachte seine Schwierig-keiten mit dem Kirchenvorstand in dieGruppe ein. Er könne sich mit seinem Kon-zept von Jugendarbeit nicht verständlich ma-chen. Nach seiner Wahrnehmung stießenseine Ideen und Innovationen nur auf Be-ton. Nachdem es die erste Sitzung nach denOsterferien war, kam spontan der Impuls zueiner Einzelarbeit: „Was könnte Leben ausdem Auferstehungsglauben für ihn heißen,was könnte dies für die Gemeinde bedeutenund wie könnte dies den Kirchenvorstehernvermittelt werden?“ Nach einem in dieser

Arbeitsweise üblichen meditativen Spazier-gang wurde gefragt: „Was fällt dir so zu Auf-erstehung / Leben - Leben aus dem Aufer-stehungsglauben auf der Folie von Erstar-rung, von der du vorher gesprochen hast,ein?“ Es kamen viele Assoziationen. Ein wei-terer Impuls: „Schau einmal in dich hinein,mach dazu auch die Augen zu, schau, ob direin Bild kommt, dass Auferstehung / Lebenausdrückt?“ Seine Gestaltung hatte vier Ele-mente, die von den Gruppenteilnehmendennach behutsamen Korrekturen, bis die Cho-reographie seinem inneren Bild entspre-chend stimmte, dargestellt wurden. Sowurde eine Gehende, die Natur aufneh-mend, am linken Rand des Bildes ausge-drückt; die „Christusgestalt“ in der oberenMitte hatte die Arme ausgebreitet; auf derrechten oberen Seite gab es einen Liegen-den, ruhend und wachend zugleich; in derunteren Hälfte dieser Seite hatte jemand zutanzen begonnen wie in dem Film „AlexisZorbas“. Der Protagonist nahm die Stellungjeder Figur noch einmal ein und versuchte,dieser eine Stimme zu geben. Die Gehendesagte vor sich hin „Heimat“; zur Christusge-stalt kam nach längerem Einfühlen Folgen-des: „Ich finde jetzt keinen anderen Satz als‚mystische Begegnung‘„; der Tanzendewiederholte mehrmals: „Freiheit, sich bis zurErschöpfung verausgaben, Risiko eingehen,Grenzen überschreiten“ und schlussendlichder Liegende: „Meine Träume im Blick aufdie, die ich liebe und die, die mich nerven“.Mit dem letzten Satz konnte mit dem Impulsweitergearbeitet werden: „Da gibt es nebendenen, die du liebst, solche, die dich nerven– wem willst du jetzt dein Bild von Auferste-hung und Leben verdeutlichen?“Es bedurfte mehrerer Versuche im sank-tionsfreien Raum einer Supervisionsgruppe,

die für den Jugendreferenten stimmigenHandlungsschritte zu finden. Jedoch im All-tag seiner Arbeitssituation gab ihm sein sogehobenes inneres Bild von Auferstehungund Leben genügend Kraft, sich mit einergrößeren Gelassenheit zu vertreten und mitbisher schwierigen Partnern ohne ständigeMissverständnisse zu kommunizieren.

„Der Mensch ist kein Subjekt, das der Weltgegenübersteht, um diese zu verwandeln; erist vielmehr in der Welt und nimmt sein inder Welt-Sein zum Anlass, sich ständigselbst zu wandeln.“Im Psychodrama nach J. L. Moreno ist derMensch auf das Kollektiv und auf den Kos-mos bezogen und gestaltet diese Beziehungdurch seine Interaktionen in der Begegnung,wandelt sich dabei, im Idealfall kommt esimmer wieder zu einem neuen Aushandelnvon Identitätsanteilen. In einem Biblio-drama-Weiterbildungsseminar wurde unteranderem der Wirkungsgeschichte des Bildesder Maria nachgegangen. Dabei stieß einTeilnehmer bei den unterschiedlichsten Im-pulsen ständig auf seinen tief verwurzeltenÄrger über das ihm vermittelte Marien-Bild.Dem Magnifikat (Luk 1) wurde mit Mittelnder Körperexegese nachgespürt. Anschlie-ßend gaben die Teilnehmenden mit demSatz: „Ich bin Maria, die...“ dem im Augen-blick sie bestimmenden Anteil in der MariaAusdruck. Die Vertreterinnen und Vertreterder Einzelanteile versuchten miteinander zukommunizieren und ihre jeweilige Stellungzueinander abzustimmen, bis daraus ein le-bendiges, kraftvolles Gesamtprofil der Mariaerwuchs. Der langanhaltende Ärger am Ma-ria-Bild des einen Teilnehmers hatte sich ver-wandelt. Maria hatte bei ihm starke, sozialbezogene und auf Begegnung ausgerichtete

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Aspekte gewonnen. Ein gewandeltes Bild,das ihm gut tat. Man sah es ihm an.Erich Fromm nennt noch folgende Ele-mente, die zu einer spirituellen Erfahrunggehören:- „Ein Loslassen des eigenen ‚Ich‘, der ei-genen Gier und damit der eigenen Angst, alsdas Aufgeben des Wunsches, sich an das‚Ich‘ zu klammern... als ein Leerwerden, umsich mit ‚Welt‘ zu füllen, um auf sie zu rea-gieren, mit ihr eins zu werden, sie zu lieben.- Dass man sein Ich transzendiert, dassman das Gefängnis seiner Selbstsucht undIsolierung verlässt.Diese Erfahrung, ob theistisch oder nicht, istdurch die Verminderung – und in ihrer voll-kommenen Form durch das Verschwindendes Narzismus gekennzeichnet.- Ich muss fähig werden, das Leben zu lie-ben.“Im Bibliodrama können wir die nach ErichFromm den Menschen sehr fordernden„Forderungen“ mit der Schubkraft des Spielseinlösen. Der einzelne kann hier innerhalbdes biblischen Textrahmens seine Grenzenüberschreiten, sich flexibler und kreativerund auch bewusster verhalten lernen. Durchdie Methode des Rollentausches entäußerter sich selber, ohne sich zu verlieren, nimmtden Platz und die Sicht des anderen ein. ImBibliodrama ist der Rollentausch ein Mittel,um Rollenblockaden aufzuweichen, darüberhinaus ein Weg zum Verstehenlernen derGegenseite, damit auch zur Gestaltung einerbefriedeten Situation.Die „Heiligen Momente“ innerhalb unseresspirituellen Verortetseins zwischen Erdung

und einer transzendenten Ausrichtung stel-len sich in der sich ergänzenden Spannungzwischen Kontemplation und Aktion ein.Auf die eine Seite sind die meditativen For-men zuzuordnen, wie z. B. bewusst Stillewahrnehmen, Körper erspüren und verlang-samter Ausdruck, ein Wort nachwirken las-sen, Gebet.In dieser Erlebensweise nehmen wir unseruns gegebenes Dasein wahr.Die andere Seite ist von Spontaneität undKreativität bestimmt. Sie zeigt sich be-sonders in der Schubkraft des Spiels, in derEmpfänglichkeit für Einfälle aus dem intuiti-ven Bereich und dem entsprechenden Aus-druck. Spontaneität befähigt den Menschenzu angemessenen Reaktionen auf eine neueSituation oder zu neuen Reaktionen auf einealte, sie befähigt zu Schöpferischem und zuGrenzüberschreitungen. In und mit ihr kön-nen wir etwas von der Verheißung eines be-freiten Lebens verwirklichen.Mit unserer Kreativität gestalten wir unserLeben, haben Teil am Schöpfungshandeln.Gleich dem Rhythmus von Ein- und Ausat-men bewegen sich die Spannungspole in je-der bibliodramatischen Arbeit hin und her.Die Betonung kann jedoch unterschiedlichsein. Während eines Seminars unter demMotto „Den eigenen Standpunkt finden undFlügel bekommen“, lag bei einer Psalment-faltung der Schwerpunkt mehr beim Erspü-ren von Innen heraus.Einzelne berichteten von Erfahrungen, dieden „heiligen Momenten“ nahe kamen. Siekonnten die Gruppe jedoch nur durch ihrErzählen daran teilhaben lassen. Dagegen

schlug das Pendel in Richtung Spontaneitätund Kreativität stärker an bei der Entfaltungdes biblischen Berichtes um die VersuchungJesu. Vor einem weiteren Eruieren von Ver-suchungssituationen im gesellschaftlichenAlltag wollte die Leitung der Gruppe denRücken stärken mit dem Einfall, den Satz:„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ indrei Gruppen aus der Sicht des Körpers, derSeele, des Geistes zu gestalten und zu einemGesamtbild zusammen zu fassen. Das Be-trachten der Pantomimen der drei Unter-gruppen, aus gemeinsamen Absprachen er-wachsen, tat schon gut. Das Gesamtbild, dasin einer fast sakralen Ruhe intuitiv, spontan,kreativ vor unseren Augen sich herausbil-dete, ließ die Beteiligten und Betrachter denAtem anhalten. Das hatte die Leitung mit ih-rem Impuls nicht erwarten können. Das Ge-samtbild wurde zu einem Verheißungsbild,in dem verdichtet das Angebot der Speise,der Kommunikation, des Teilens, des Beglei-tet-Werdens, des Geschützt-Seins und desTranszendenzbezuges für den Augenblick inden Raum gezeichnet wurde.Ein Überraschungsbild, an das sich die be-teiligten Bibliodramatikerinnen sicher immerwieder erinnern werden.Bei allem Know-how im Umgang mit Me-thoden und Techniken stellen sich die „Hei-ligen Momente“ nur ein, wenn wir uns öff-nen für das transzendente Wirken.J. L. Moreno spricht hier von der „ungerufe-nen Zeit“, im christlichen Sinn sprechen wirvom Kairos, der Gottes Zeit. So gesehen istdieses Geschehen dem Nicht-Machbaren,dem Geschenkten zuzuordnen.

Im Alltag horche ich auf, wenn jemand voneinem Geheimnis spricht. Ich ahne, dass esum Liebesdinge gehen könnte, Herzensan-gelegenheiten, die niemanden etwas ange-hen. Oder die man/frau nur einem sehr na-hen Menschen anvertraut, der das Geheim-nis hüten würde. Somit scheinenGeheimnisse sehr zarte, einzigartige Gebildezu sein, angewiesen auf Achtsamkeit, an-dernfalls sie sich der Lächerlichkeit preisgä-ben, nach der Melodie: „Kein Feuer, keineKohle kann brennen so heiß als heimlicheLiebe, von der jeder was weiß“.Seitdem uns die dialektische Theologie Gottals den „Ganz-Anderen“ zu sehen gelehrthat, trat auch das unverfügbare GeheimnisGott neu ins Bewusstsein. Da stellte sichdann eher ein Gefühl von Respekt und Ehr-furcht als von Liebe ein. Aus Angst vor Dis-tanzlosigkeit wuchs persönliche Distanz.Sich auf Gott einzulassen, widerstrebte derEinsicht. So konnte es zuweilen geschehen,

Ruth Passauer, Berlin „Das unverfügbare Geheimnis im Bibliodrama“

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W.ORTSPIEL Werkstatt für Bibliodrama inLudwigsburg veranstaltet Bibliodrama-Semi-nare nach einem neuen Konzept. DiesesKonzept ist entstanden aus dem Versuch, Bi-bliodramaarbeit mit der Struktur des Kir-chenjahres zu verknüpfen.Der Weg hat sieben Stationen und führt analle wichtigen und elementaren Themenmenschlichen Lebens heran. An jeder Sta-tion erfahren wir Weisung und Impulse zugeistlichem Wachstum und persönlicherEntwicklung. Was bedeutet es, einen sol-chen Weg zu gehen? Dem eigenen Suchen

und Wachsen einen inneren Zusammen-hang und eine Richtung geben, Zufälligkeitund Beliebigkeit überwinden. Sich einervorgegebenen Struktur anvertrauen, sicheinführen lassen in eine Ordnung und eineWeisheit, die uns von anderen überliefertund angeboten wird.Antworten und ganz persönliche Einsichtengewinnen in lebendiger Auseinandersetzungmit der jüdisch-christlichen Tradition.Der hier vorgestellte Weg orientiert sich ander Struktur des Kirchenjahres.Wir gehen davon aus, dass das Kirchenjahr

mit seinem wiederkehrenden Ablauf vonFesten einer inneren Logik und Weisheitfolgt: Im Laufe eines Jahres werden alle ele-mentaren Lebensfragen aufgegriffen und zuEreignissen der biblischen Heilsgeschichte inBeziehung gesetzt. Dadurch werden dieseheilsame Geschichte und das eigene Leben„begehbar“. Es entsteht ein „Weg“, einÜbungsweg, ein meditativer Weg.Indem Menschen diesen Weg gehen, tau-chen sie Jahr für Jahr tiefer ein in das Ge-heimnis des Glaubens und in das Geheimnisdes eigenen Lebens. Wir haben nun dieThemen des Kirchenjahres in sieben The-menblöcken zusammengefasst. So entstandein Weg mit sieben Stationen.

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dass Mensch und Gott sich verloren. Dochwenn ich mich vertiefe in das alte biblischbezeugte Wort, wollte Gott da nicht ohneMenschen sein. Der zeitweise Unnahbarewollte immer auch der nahbar-nahe Gottsein. Gott lieben von ganzem Herzen, vonganzer Seele und von allen seinen Kräftenwar die innigste und tiefste Erfahrung für ei-nen gläubigen Juden – und ist es bis heute.Unverfügbar meint also nicht unerfahrbar.Nach Psalm 139 ist kein Raum ausgenom-men oder ungeeignet, das unverfügbare Ge-heimnis „Gott“ zu erfahren. Einer dieserRäume ist das Bibliodrama.

Wir hatten als Text die Seligpreisungen Jesunach Matthäus 5 gewählt. Nach sorgfältigerVorbereitung zu zweit wurde uns wenigeTage vor Beginn klar, dass eine Seligpreisunggenügen würde. Wir hatten zwei ganze Tageund zu Beginn und zum Ende jeweils nocheinen halben Tag zur Verfügung. Aus lang-jähriger Leitungserfahrung war uns bewusst:je klarer die Form und je einfacher die äu-ßere Struktur, desto weiter und tiefer derRaum, der entstehen kann. Das war wie im-mer Schwerstarbeit. Wir lasen Kommentare,wir stellten alles in Frage, wir meditierten,feilten immer wieder an zu setzenden Ak-zenten. Schließlich lasen wir die Predigt vonMeiser Eckhart zu Matthäus 5, Vers 3. Dawussten wir, dass es dieses Wort sein würde:„Selig die Armen im Geist, denn ihnen istdas Reich der Himmel.“ Mehr nicht.

Wir ahnten im Voraus möglichen Frust beidenen, die ausgehungert kommen würden,mit Sehnsucht nach Bereicherung, die müdeund ausgebrannt auftanken wollten. Wir lie-ßen uns einerseits auf unser Nichtwissen,und andererseits auf unser Wissen ein. Wirverließen uns auf den altbewährten Kanon:Körperarbeit – Meditation – Textarbeit – Ar-

beit am Ausdruck am Vormittag, und amNachmittag: Erarbeitung und Präsentationvon Spielszenen. Wir spielten nicht mit, blie-ben die Leiterinnen, begleiteten und präzi-sierten den Prozess des Übersetzens undVerstehens. Wir staunten über geniale Ein-fälle, lachten und weinten, durchlitten Leereund Tiefe, je nach dem, was da im Raumsichtbare und hörbare Gestalt annahm.

Über die Fülle offenbarter und verfügbarerGeheimnisse in allen Einzelheiten werde ichnicht erzählen. Dies bleibt Geheimnis derer,die dabei waren. Wenn es möglich ist, dassMenschen sich lassen, wenn es möglich ist,dass Menschen im bibliodramatischen Pro-zess sich auf ihren Weg nach innen einlas-sen, aufrichtig, immer mit dem Risiko derBeschämung, dass da nichts ist, immer mitdem Risiko der Leere und der Angst vor derLeere, die ja genau das Gegenteil von demist, was man/frau sich erhoffte, - ja, wenn dasmöglich ist - verwandelt sich die aufs inner-ste Selbst bezogene Erfahrung in eine andereDimension: die der Basileia, des Reiches derHimmel. Die Rückkehr von der Reise nachinnen endete mit Selig-Sprechungen. Dieklugen Theologen hatten es besondersschwer. Da sagte eine andere mitten in dieStille der Angst: Selig sind die armen Geist-lichen. Wie würde am Ende des Bibliodra-mas das unbegreifliche Geheimnis von Ar-mut und Seligkeit zur Sprache kommen?

Selig sind die, die einen Sinn im Geist-losenfinden, denn ihnen ist der Himmel.Selig sind, die ihren Weg achtsam gehen undder Geist wird sie in die Mitte Gottes führen.Selig sind die, deren Armut durchweht wirdvom Geist Gottes.Selig bin ich, wenn ich leer bin, dann kannder Geist Gottes mich erfüllen und durchmich draußen im Leben wirksam werden.

Es würde mich nicht wundern, wenn dieseSätze auf die aufmerksame Leserin, den Le-ser einen armseligen Eindruck machten. Al-les schon gewusst.Nein, die dabei waren, hatten das, was in ih-nen innerhalb der langen Zeit der Vertiefungüber diesen einen Bibelvers Gestalt gewon-nen hatte, vorher nicht gewusst. Niemandanderes als die, die den Satz gesprochen ha-ben, dürfen über ihn verfügen. Das Ge-heimnis bleibt. Es ist ein Geschenk. Ein Ge-heimnis ist nicht machbar.Nein? Wer hier Einspruch erhebt, Geheim-nissen sei wissenschaftlich nicht doch beizu-kommen, lese über den Umgang mit derMachbarkeit des Nicht-Machbaren nach beiWolfgang Drechsel, PastoralpsychologischeBibelarbeit, Stuttgart 1994, S. 108 ff.

Ulf Pomerenke, Asperg„Bibliodrama als spiritueller Weg“

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Die sieben Stationen des Weges1. Station: Vertrauen entwickelnAn der ersten Station des Weges geht es umdas Fundament unseres Lebens. Es geht umdas Erschließen und Stärken des Ur-Vertrau-ens: Wir sind bedingungslos angenommen.Wir haben eine unverlierbare Würde undsind umfangen und getragen von einer Kraft,die unser Verstehen übersteigt. (Advent undWeihnachten, Dezember / Januar)

2. Station: Dem Dunklen begegnenAn der zweiten Station des Weges setzen wiruns mit dem auseinander, was an Schweremund Leidvollem in unser Leben hineingelegtist. Wir üben den Umgang mit unserem„Schatten“. Wir fragen, ob das Dunkle aucheine Chance für unsere innere Reifung be-reit hält. Und wir versuchen gemeinsam, dasUnverständliche auszuhalten. (Passionszeit,Februar / März)

3. Station: Wandlung, Heilung, BefreiungerfahrenAn der dritten Station des Weges suchen wirnach Befreiung von dem, was uns gefangenhält und uns am vollen Leben hindert. Wirsuchen nach Heilung für das, was krank, ge-lähmt und verwundet ist an Leib, Seele undGeist. Wir glauben, dass Wandlung möglich

ist und wollen uns dafür öffnen. (Osterzeit,April / Mai)

4. Station: Intensive Beziehungen wagenAn der vierten Station des Weges lassen wiruns ein auf das Abenteuer der Gemein-schaft. Wir wagen es, die Distanz aufzuge-ben und erleben das Glück, einem Du zubegegnen. Manchmal spüren wir, wie derFunke überspringt und ein Kraftfeld zwi-schen uns entsteht. Wir entdecken unserVerflochtensein mit allem Lebendigen.(Pfingstzeit und danach, Mai / Juni / Juli)

5. Station: Solidarisch lebenAn der fünften Station des Weges lassen wiruns berühren von der Bedürftigkeit andererund von der Herausforderung, die darinliegt. Wir können Sinn und Befriedigung er-fahren, indem wir uns für das engagieren,was uns als Auftrag gegeben ist. Wir arbeitenan unserem Ort und auf unsere Weise füreine „bessere Welt“. (Die Zeit nach Trinita-tis, Juli / August / September)

6. Station: Zu sich selber findenAn der sechsten Station des Weges geht esum das Entfalten der eigenen Identität. ImGlauben wachsen, Fremdbestimmung hintersich lassen, Versuchungen widerstehen, ei-

nen eigenen Stil ausprägen - in all dem voll-zieht sich Reifung. Wir entwickeln ein Ge-spür für das individuelle Menschsein, das inuns angelegt ist und gehen einen unver-wechselbar eigenen Weg. (Die Zeit nach Tri-nitatis, September / Oktober)

7. Station: Zeit und Zukunft bestehenAn der siebten Station des Weges halten wirinne und bedenken das Woher und Wohinunseres Lebens. Wir werden aufmerksamdafür, wie vergänglich unser Leben ist undwie kostbar ein Augenblick. Einen Weg ge-hen, heißt auch Abschied nehmen, unter-wegs und „unfertig“ sein und sich ausstrek-ken nach dem, was kommt. (Ende des Kir-chenjahres, Oktober / November)

Den sieben Stationen im Jahreslauf sind nunjeweils ein oder mehrere Bibeltexte zuge-ordnet (siehe unser aktuelles Jahrespro-gramm). Für jeden Text nehmen wir unsZeit, um ihn mit bibliodramatischen Metho-den zu erschließen.Das heißt, wir denken nicht nur über die Be-deutung eines Textes nach, sondern wir las-sen seine innere Dynamik an uns zur Wir-kung kommen. Dies geschieht durch Medi-tation und Imagination, durch Rollenspiel,szenische Gestaltung und Körperarbeit,durch kreativen Ausdruck in Farbe und Tonund so weiter. Die Methoden im Biblio-drama sind sehr vielfältig.Sie zielen alle darauf ab, den Text mit unse-rer jeweiligen Lebenssituation zu verknüp-fen und ihn lebendig werden zu lassen.

Wie und in welchem Zeitraum sollte derWeg begangen werden?Das hängt von den individuellen Möglich-keiten ab. In einem Jahr alle sieben Statio-nen zu begehen, ist sicher eine schöne undintensive Form.Der Weg lässt sich aber auch zum Beispielauf zwei Jahre verteilen. Die Stationen fol-gen zwar einer inneren Logik. Es ist abernicht zwingend, sie in der Reihenfolge 1 bis7 zu begehen. Wichtig ist nur, das Ganze imBlick zu haben und sich bewusst zu sein, anwelcher Stelle man gerade steht.Eine schöne Möglichkeit ist es auch, den vonuns angebotenen spirituellen Weg mit ande-ren Formen „geistlicher Übungen“, zum Bei-spiel mit Gottesdiensten, Andachten undFesten der Kirchengemeinden, zu verknüpfen.Durch die gemeinsame Grundstruktur desKirchenjahres kann der „Spirituelle Weg“ gutmit den liturgisch ausgerichteten Angebotender Kirche verbunden werden.

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In der Bibliodrama-Werkstatt haben wir vonDonnerstag bis Sonnabend Nachmittag ins-gesamt 44 dreistündige Workshops zu demjeweiligen Tagestext angeboten. Dazu fandam Donnerstag eine zweistündige Plenums-veranstaltung statt, bei der es um Informa-tionen ging, wie man in den Gemeinden vorOrt für spezielle Zielgruppen mit der Biblio-drama-Arbeit beginnen kann.Im Namen aller Mitwirkenden kann ich be-haupten, dass die Bibliodrama-Werkstatt eingroßer Erfolg war. Wir haben Entsprechen-des bereits auf den letzten beiden Evangeli-schen Kirchentagen in Frankfurt/Main undStuttgart durchgeführt, aber der Zuspruchdieses Mal war erheblich höher.Pro Drei-Stunden-Einheit waren sieben bisacht Workshops geplant, wobei die Works-hop-Leiter eine Teilnehmerzahl festgesetzthatten. Wären wir dabei geblieben, hättenwir angesichts des großen Interesses sehrviele Besucher abweisen müssen.Um dies zu vermeiden, haben wir an allenTagen die Kapazität der einzelnen Work-shops bis an den Rand des Machbaren (ab-hängig vom Raum, von der Art der Arbeit,vom benötigten Material) erhöht und zu-sätzlich insgesamt sieben Spontan-Work-shops angeboten.Auf diese Weise konnten wir 44 statt der ge-planten 37 Workshops anbieten und an-stelle der geplanten knapp 1.000 Teilneh-mer insgesamt 1.600 Teilnehmer aufneh-men. Das war nur durch die hohe Flexibilitätaller Mitwirkenden möglich!!Insgesamt waren an unserem Projekt 89 Per-sonen beteiligt, darunter 20 Katholiken. Fürviele war es eine Premiere, bei einem Kir-chentag dabei zu sein, und alle schienenden ökumenischen Geist wahrzunehmenund zu genießen. Viele Kirchentagsbesucherbesuchten an mehreren Tagen die Werk-statt. Etwa ein Drittel von ihnen erlebte zum

ersten Mal Bibliodrama. Für uns war dies einZeichen, dass die Bibliodramabewegung dieGemeinden gut erreicht hat; der hohe Zu-spruch an der Plenumsveranstaltung bestä-tigt diese Vermutung. Ich habe mich durchdie Geschäftsstelle optimal begleitet gefühlt,wobei ich allerdings auch den Vorteil deskurzen Weges hatte. Im persönlichen Ge-spräch vor Ort war vieles leichter zu klären.Wir waren mit unserer ökumenischen Bi-bliodrama-Werkstatt sehr zufrieden und ha-ben dies auch in vielen Rückmeldungen vonunseren Besuchern gehört. Ich denke, dassich für alle sprechen kann, dass diese Tagegerade auch für uns Aktive ein Segen waren!Es gibt erste Vorüberlegungen, dass es zumnächsten Evangelischen Kirchentag in Han-nover wieder eine Bibliodrama-Werkstattgeben wird, dann aber auch bewusst wiedereine ökumenische. Viele der Mitwirkendenhaben sich mit der Ankündigung verab-schiedet, dass sie gern wieder in Hannoverdabei wären, wenn der Kirchentag uns will.

Teilnehmerzahlen in der Übersicht:Die Bibliodrama–Werkstatt fand im Bibel-zentrum des ÖKT Berlin im Haus am Köllni-schen Park statt.Donnerstag: Plenumsveranstaltung: geplant90, real 210 PersonenWorkshops: geplant 7 mit 160 Personen,real 8 Workshops mit 270 PersonenFreitag: Workshops: geplant 16 mit 375 Per-sonen, real 20 Workshops mit 645 PersonenSamstag: Workshops: geplant 14 mit 350Personen, real 16 Workshops mit 477 Per-sonen; insgesamt also: geplant: 37 Works-hops mit 975 Personen; real: 44 Workshopsmit 1602 PersonenAm Projekt beteiligt waren als Mitarbeiter und Mitwirkende:89 Personen, davon 20 Katholikinnen/Ka-tholiken

BERICHTE ÜBER DIE BIBLIODRAMA-WERKSTATT IMRAHMEN DES BIBELZENTRUMS BEIM ÖKUMENISCHENKIRCHENTAG 2003 IN BERLIN

Bernd Fichtenhofer, BerlinBibliodrama-Werkstatt

im „Haus am Köllni-schen Park“ in Berlin

Ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft Bi-bliOdrama Berlin-Brandenburg und der

Gesellschaft für Bibliodrama e.V.

Wolfgang Wesenberg, Berlin

Pressemeldung1600 Workshopteilnehmende in derBibliodrama-Werkstatt auf dem Öku-menischen Kirchentag in Berlin

Das Interesse der Kirchentagsbesuche-rinnen und -besucher an den dreistün-digen Workshops zu den Bibeltextendes Tages überstieg alle Planungen derVeranstaltenden: Statt 900 kamen 1600.Mit Hilfe spontan gebildeter Leitungs-teams konnte dennoch nahezu jede, diesich für eine Teilnahmekarte angestellthatte, einen Platz in einer Arbeitsgruppefinden.Die Bibliodrama-Werkstatt wurde eröff-net mit einem europäischen Forum zumThema „Mit Bibliodrama vor Ort begin-nen“, welches die Aufmerksamkeit von210 Verantwortlichen für Bildungsarbeitin den Gemeinden und Einrichtungenfand. Eine Teilnehmerin resümierte ei-nen Workshop zu Segensgesten mit denWorten: „Wir haben den ökumenischenDialog an der Basis begonnen.“Ermöglicht wurden die 44 Workshopsund die vielfältigen Beiträge auf dem Fo-rum durch die ehrenamtliche Mitarbeitvon 89 Personen unterschiedlicher Kon-fessionen unter der Projektkoordinationvon Bernd Fichtenhofer (Berlin).Die Europäische Kommission hat dasVorhaben im Rahmen der AktionGrundtvig-Lernpartnerschaften unter-stützt.Im Rahmen der Werkstatt wurde dieneue Schriftenreihe „BIBLIODRAMA –KONTEXTE. Beiträge zur Theorie der Bi-bliodrama-Praxis“ mit den ersten vier Ti-teln vom EB-Verlag der Öffentlichkeitvorgestellt. Damit verbunden ging derDank an die Initiatorin dieser Reihe ElseNatalie Warns (Bielefeld).Die Gesellschaft für Bibliodrama e.V. istein Zusammenschluss von Bibliodrama-tikerInnen, der die Zeitschrift TEXTRAUM herausgibt und Kongresse veran-staltet. Die Arbeitsgemeinschaft BibliO-drama Berlin Brandenburg ist ein regio-naler Verbund zur Weiterbildung undKooperation.

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„Bibliodrama“ ist heute vielen Menscheninnerhalb und gelegentlich auch außerhalbder Kirche ein Begriff, etliche kennen biblio-dramatisches Arbeiten aus eigener Erfahrungund noch mehr von Erzählungen andererund vom „Hörensagen“. Vor ungefähr 30Jahren hat das, was sich heute Bibliodramanennt, mit einzelnen Versuchen in privatenWohnzimmern, Gemeindehäusern undSchulklassen begonnen. Interessanterweise– und das prägt Bibliodrama bis heute,denke ich – gibt es keine einzelne Grün-dungsfigur, keine Person, die Bibliodrama al-lein „erfunden“ hätte, sondern an mehrerenStellen gleichzeitig durch verschiedene Per-sonen maßgeblich befördert haben sich ähn-liche Versuche entwickelt, mit biblischenTexten kreativ umzugehen, in sie hineinzu-gehen, statt nur über sie zu reden, sie von in-nen heraus zu entdecken und dabei zuüberraschenden Erkenntnissen über dieTexte, aber möglicherweise auch über sichselbst zu kommen. Längst ist Bibliodrama zueiner Bewegung geworden. Es hat eine„Szene“ mit einem relativ großen Kreis vonPersonen, von denen sich viele, aber nie allekennen, die miteinander arbeiten, sich aus-tauschen, sich voneinander abgrenzen undgelegentlich auch auseinandersetzen. Diespassiert mittlerweile nicht nur im deutschenRahmen, sondern hat sich europäisch er-weitert und der Austausch mit Bibliodrama-tikerinnen und Bibliodramatikern aus ande-ren Ländern bereichert uns sehr. Gemein-

sam ist ihnen, dass sie bibliodramatisches Ar-beiten als wertvoll für sich selbst und für dieGruppen, in denen und mit denen sie ar-beiten, erleben. Wertvoll auf ganz verschie-denen Ebenen: Viele haben einen neuenund sehr lebendigen Zugang zur Bibel ge-wonnen. Wer einen biblischen Text einmalbibliodramatisch erlebt hat, wird ihn in derRegel nie wieder so lesen wie vorher. Er istdann gefüllt mit Bildern und Erfahrungen,die sehr viel mit dem Alltagsleben und deneigenen Fragen und Themen zu tun haben.Oft bezieht sich diese neue Sicht aber auchauf die ganze Bibel: Wer öfter Texte von in-nen heraus, in der Identifikation und in derAuseinandersetzung, erlebt hat, bekommteinen anderen Zugang zur Bibel. Ihm oderihr erschließt sich das alte Buch als etwas, indem Kraft, Inspiration, Orientierung,manchmal auch Widerständiges für das Le-ben von heute zu finden ist.Bibliodrama verändert in der Regel abernicht nur den Bezug zu biblischen Textenund zur Bibel, sondern bewirkt auch etwasfür die eigene Person. Es fördert einen auf-merksamen und bewussten Umgang mitsich selbst, macht sensibler für Fragen undProbleme, manchmal auch für die Fragenhinter den Fragen. Es werden Rollen über-nommen, die manchmal dem eigenen Cha-rakter entsprechen, manchmal aber auch alsrichtige „Antirollen“ ganz andere Reaktio-nen und Emotionen erfordern und fördern,als wir im Alltag gewohnt sind zu leben. Das

lässt neue Seiten entdecken, ungewohnteVerhaltensweisen ausprobieren und die ei-genen Grenzen erweitern. Vielen Menschenerschließt sich über bibliodramatisches Ar-beiten auch ein neuer Zugang zu ihrer Spiri-tualität und in ihrer Gottesbeziehung. Alte,vielleicht verhärtete Bilder und Vorstellun-gen können aufbrechen und neue sich ent-wickeln. Oft ist das auch ein schmerzlicherProzess, meist aber einer, der in irgendeinerWeise „anstand“ und weiterbringt. Biblio-drama ist aber nicht nur ein Geschehen zwi-schen der eigenen Person und dem Text undzwischen Mensch und Gott, sondern einGruppengeschehen. Im Laufe eines Biblio-dramas findet eine Gruppe zusammen, setztsich auseinander, ringt miteinander, manch-mal auch gegeneinander, und es entsteht et-was Gemeinsames. Das gilt für Gruppen, diesich erst zu einem Bibliodrama zusammen-finden und es gilt auch für bestehendeGruppen, die sich entscheiden, bibliodra-matisch zu arbeiten.Mit diesen beiden Arten von Gruppen ist einwichtiges Thema benannt, was sich der Bi-bliodrama-Bewegung im Moment stellt. Bisvor einigen Jahren hat Bibliodrama haupt-sächlich als längerer Gruppenprozess mitMenschen, die sich eigens zu dem Zweckgefunden haben und dafür Zeit und innereBereitschaft mitgebracht haben, stattgefun-den. Zunehmend stellt sich jedoch auch dieFrage, ob bibliodramatisches Arbeiten nichtviel zu wertvoll ist, um es auf diese Formenzu beschränken. Es wird nach Wegen ge-sucht, wie man in den unterschiedlichenHandlungsfeldern der Kirche, im kirchlichenAlltag also, in irgendeiner Weise bibliodra-matisch arbeiten kann. Hintergrund ist dieEinsicht, dass nicht alle Menschen bereit undin der Lage sind, sich über einen etwas län-geren Zeitraum in intensive Auseinanderset-zung mit einem biblischen Text und sichselbst zu begeben, manche Menschen auchschlicht die Angst vor „Psycho“ davon ab-hält. Dennoch könnten sie viel von biblio-dramatischen Formen profitieren – im Hin-blick auf ihre Beziehung zur Bibel, zu sichselbst und zu anderen. Gruppen wie zum Beispiel Kirchenvor-stände, Konfirmandinnen und Konfirman-den, Schulklassen oder Gemeindekreisekönnte diese Art zu arbeiten sehr berei-chern. Schließlich kann bibliodramatischesArbeiten auch positive Rückwirkungen ha-ben auf die kirchlichen Arbeitsfelder: Ge-meinden können lebendiger werden undden Bezug zwischen christlicher Traditionund heutigem Leben entdecken, Jugendar-beit kann sich aus dem leidigen Entweder-Oder von Frömmigkeit oder Erlebnisorien-

Uta Pohl-Patalong, HamburgWarum mit Bibliodrama vor Ort beginnen?Einführungsvortrag auf dem Kirchentag am 29. Mai 2003

Kleingruppe mit Anne Möser am Donnerstag Vormittag beim Plenum

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tierung hinausbewegen. Offene Formenkirchlicher Arbeit können auf spielerischeund nicht aufdringliche Weise in Kontakt mitder christlichen Botschaft kommen, etc. Da-für müssen sich aber die Formen bibliodra-matischen Arbeitens zumindest zum Teil ver-ändern, wenn sie in der Jugendarbeit, imKonfirmationsunterricht, Seniorinnen- undSeniorenkreis, im kirchenjahreszeitlichenRahmen oder gar im Gottesdienst Anwen-dung finden wollen. Dabei stellt sich natür-lich auch die Frage, wo die Grenzen von Bi-bliodrama zu ziehen sind, ab wann die For-men eines kreativen und lebendigenUmgangs mit der Bibel nicht mehr sinnvoll„Bibliodrama“ heißen sollten, um nicht allesund jedes, was mit der Bibel zu tun hat undirgendwie lebendig ist, Bibliodrama zu nen-nen. Im Moment läuft dies dann häufig un-ter dem Begriff der „Kleinen Formen des Bi-bliodrama“ oder unter „bibliodramatischenElementen“. Hier ist die Diskussion abernoch nicht abgeschlossen und in einem le-bendigen Prozess, der eine Suchbewegungmarkiert.Auf diese Fragestellung, wie man „vor Ort“,in den gegebenen Arbeitsfeldern bibliodra-matisch agieren kann, reagiert diese Veran-staltung. Wir haben Menschen eingeladen,die seit einiger Zeit damit experimentieren,Bibliodrama in ihr Handlungsfeld umzuset-zen und Ihnen diese Erfahrungen in ihrenChancen, vielleicht auch in ihren Grenzenvorstellen möchten. Acht Möglichkeiten, mitBibliodrama vor Ort zu beginnen, sind hierversammelt und Sie können sich in zweiDurchgängen für zwei davon entscheiden,die Sie näher kennenlernen möchten.Da ist zuerst die Bibliodramagruppe in derGemeinde, die von Gabriele Fichtenhofervorgestellt wird. Wie sieht es aus, wenninnerhalb der „ganz normalen“ Ortsge-meinde sich eine Gruppe zusammenfindet,um Bibliodrama miteinander zu erleben?Was heißt das für das Bibliodrama, für dieGruppe, für die Gemeinde?Dann werden die Möglichkeiten und Chan-cen, Bibliodrama in der Begleitung ehren-amtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeitereinzusetzen, von Sr. Ines Schmiegel vorge-stellt. Was haben Ehrenamtliche davon, Bi-bliodrama zu erleben, was verändert sichdamit in der ehrenamtlichen Arbeit?Dann gibt es zwei Gruppen, die sich auf dasJugendalter richten: Bibliodrama mit Kon-firmandinnen und Konfirmanden, vorgestelltvon Susanne Schubring und Bibliodrama mitJugendlichen, vorgestellt von Ulrich Jung.Welche Formen von Bibliodrama braucht esin den jeweiligen Kontexten, wo liegen be-sondere Schwierigkeiten und wie sind die zu

überwinden? Kann man sich das wirklichtrauen bzw. wie kann man Jugendliche mo-tivieren, sich auf biblische Texte und aufeine ja auch leibliche Beschäftigung mit ih-nen einzulassen? Dann stellt Anne Möser diebibliodramatische Arbeit im Bildungsalltagvor. Wie kann man Bibliodrama in Bildungs-veranstaltungen, die nicht dezidiert als Bi-bliodrama ausgeschrieben sind, so einset-zen, dass es den Rahmen nicht sprengt unddie jeweilige Thematik bereichert und unter-stützt? Wie muss man es einführen und ge-stalten? Zwei weitere Gruppen stellen denBezug zwischen Bibliodrama und dem Kir-chenjahr her. Kriszta Eisenbarth aus Ungarnberichtet davon, wie sie Bibliodrama alsWegbegleiter durch das Kirchenjahr einsetzt.Andreas Pasquay teilt seine Erfahrungen mitBibliodrama in einer bestimmten Phase des

Kirchenjahres, nämlich in der Karwoche.Wie ergibt sich daraus ein vertieftes Ver-ständnis, vielleicht auch überhaupt erst einBezug zum Kirchenjahr? Was bedeutet es fürdas Bibliodrama, so thematisch eingesetzt zuwerden?Ich selbst werde schließlich den „Bibliolog“vorstellen, eine „kleine Form“ von Biblio-drama, die deutlich strukturierter und lei-tungszentrierter ist als das klassische Biblio-drama und sich unter anderem sehr gut imGottesdienst einsetzen lässt, sozusagen alsPredigt mit der ganzen Gemeinde.Sie dürfen sich jetzt zunächst für eine dieserGruppen entscheiden und dann nach einerPause noch für eine zweite. Viele Anregun-gen für die eigene Arbeit und neue Entdek-kungen, wie unterschiedlich Bibliodramasich präsentieren kann, wünsche ich Ihnen.

„Ich habe nicht gewusst, dass mir eine Bibel-geschichte so nah gehen könnte!“„Zum ersten Mal ist mir der Bezug zu mei-nem eigenen Leben deutlich geworden.“„Es kamen so viele neue Aspekte in dieserGeschichte zum Vorschein, die mir beim Le-sen gar nicht bewusst waren.“„Hier fand ich eine Oase für die Seele auf ei-nem Kirchentag, wo sonst viel gesagt und dasmeiste davon wieder vergessen wird.“Das sind einige der Rückmeldungen vonTeilnehmenden nach unserem Workshop zuder Geschichte von Jakob am Jabbok. UmIhnen einen kurzen Einblick zu geben indas, was die Teilnehmenden, die zum gro-ßen Teil Bibliodrama nicht vorher kannten,erlebten, habe ich einige Momente ausge-

wählt und für Sie aufgeschrieben. Dochzuerst die Überschrift und die kurze Be-schreibung des Workshops, damit Sie als Le-ser und Leserin wissen, wofür sich die Teil-nehmenden angemeldet haben: Gen 1,23-33.Ein Gottesengel fordert zum Kampf her-aus. Für alle die sich herausfordern wollen.Streit in der Familie, Angst vor dem Bruder,Ungewissheit, wie es wohl weitergehen mag.So ist die Lebenssituation unseres Helden.Wie wir aus seiner Biographie das Eigene ent-decken und wie ein Engelskampf auch Segenbringen kann, möchten wir in diesem Biblio-drama-Workshop über Bewegung und Spielleibhaftig erfahren.Leitung: Margaret Lincoln und Gert Stühr-man

Kleingruppe mit Andreas Pasquay beim Plenum am Donnerstag Vormittag

Margaret Lincoln, HannoverJakob am Jabbok mitten in Berlin!Bibliodrama-Workshop auf dem Ökumenischen Kirchentag

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Wir sind 25 Teilnehmende und zwei Leiterzwischen 20 und 70 Jahre alt, sitzen in ei-nem Kreis auf den festen Kirchentags-Kar-tons. Durch die Mitte des Raumes läuft ein„Fluss“ (der Jabbok), aus großen blauenMülltüten vor Anfang des Workshops gelegt.Schon beim Hereinkommen werden dieTeilnehmenden eingeladen, den Alltag ab-zulegen, ihre Fantasie anregen zu lassen undin die Zeit unseres Bibeltextes zu treten. ZurVorstellung sagt jede ihren Namen und einpaar Worte zu der Frage: Womit hattest duheute schon zu kämpfen? ...mit den über-füllten Veranstaltungen und Bussen auf demKirchentag, mit zu wenig Schlaf, mit derHitze usw. ...mit dem Kreislauf.Wir beginnen mit einigen Wahrnehmungs-übungen, die uns helfen, die Gedanken undGefühle in uns zur Ruhe zu bringen, umnoch mehr in dem Raum, in der Gruppe, indem Bibeltext anzukommen. Danach gehtes um Übungen, die Körper und Geist aufdie Thematik des Textes, in diesem Fall aufden Kampf um den Segen, einstimmen, inerster Linie um das Ermessen der eigenenKräfte. In einer Partnerübung probieren wiraus, wie es ist, wenn mich jemand festhältund ich versuche loszukommen. Stimmeund Bewegung kommen nun ins Spiel. Eswird hartnäckiger, zum Teil intensiv, es gehteinem nah. Ich schaue besorgt zu unserer al-ten Dame mit den Kreislaufproblemen undsehe sie im Kampf mit einer anderen Damein ihrem Alter, wie sie ihre ganzen Kräfte ein-setzt, um standzuhalten. Es geht ihr dabeigut. Kein Anzeichen von Kreislaufschwäche.Das Ringen mit dem Körper macht irgend-wie Spaß. Wir sind aus der Puste, der Kreis-lauf angeregt und die Gedanken und Ge-fühle auch. Für viele weckt es Erinnerungenan die Kindheit, an natürliches, unver-krampftes Spielen mit der eigenen Stärke.

Die nächste Übung führt uns zum Fluss undwir testen aus, wie es ist, einen rasendenStrom zu überqueren... Wir laden die Teil-nehmenden ein, sich auf eine Seite des Flus-ses zu setzen, Gert und ich sitzen auf der an-deren Seite.Wir stellen durch eine Art Dialog die Ereig-nisse vor, die Jakobs Begegnung mit dem En-gel vorausgehen. Ich übernehme die StimmeJakobs, der über seine Kindheit nachdenkt,vor allem über seine Beziehung zu seinemBruder Esau, über die langen Jahre seinesDienstes bei Laban, über seine zwei Frauenund zuletzt über die Beweggründe seinerFlucht hierher. Gert spielt mein alter Ego undan den Stellen, wo meine Sicht der Dinge zueinseitig wird, wirft er ein anderes Licht dar-auf und redet mir ins Gewissen. Und so wer-den die Teilnehmenden auf kreative undspannende Weise mit Jakobs Vorgeschichtevertraut gemacht. Erst jetzt sind sie in derLage, den eigentlichen Text zu verstehen,um sich in das, was hier erzählt wird, hin-einzufinden.Ich lese ihnen den ersten Teil des Textes vor,die Stelle, wo Jakob mitten in der Nachtseine Frauen und Kinder über den Flussbringt und dann selber zur anderen Seite zu-rückkehrt. „Ihr seid nun die Frauen“, sageich. Und: „Jakob hat euch eben mitten inder Nacht geweckt, über den Fluss gebrachtund ist allein zurückgekehrt. Wie ist das fürEuch? Was geht in Dir als Frau von Jakobvor?“ Langsam aber dann immer mehr stei-gen die Teilnehmenden in die Rolle derFrauen ein: „Ich finde es unverschämt, dassJakob uns hier allein lässt...“ – „Nein, ichsehe es anders, Jakob wird uns nicht im Stichlassen.“ - „Ich vertraue darauf, dass er baldwieder kommt, er hat so viel schon für unsgetan.“ - „Aber ich weiß gar nicht, was er vorhat; wenn er nur mit mir darüber reden

würde, dann könnte ich ihn besser verste-hen...“ Und so geht es eine Weile unter denFrauen am Fluss hin und her, bevor wir unsaus diesen Rollen verabschieden.Ich lade die Teilnehmenden jetzt ein, in Ge-danken zurück über den Fluss zu gehen undder Person von Jakob näher zu treten. Jakobhat alles, was ihm lieb ist, in Sicherheit ge-bracht und ist nun allein zurückgekehrt.„Warum? Was geht in Dir, Jakob, in dieserNacht vor? Was hast Du zu erledigen imDunkeln und allein?“ Nach einigen Mo-menten des Schweigens kommen dann zö-gernd und nachdenkend die Antworten vonJakob: „Nach so vielen Jahren in der Fremdewill ich nun in mein Heimatland zurückkeh-ren, ich will meine Familie, besonders mei-nen Bruder wieder sehen. Doch, ich habeAngst, Angst, dass er mich noch hasst seit da-mals, Sorge auch, wie es weitergehen wirdmit mir, mit meiner Familie...“ - „In mir ist esganz unruhig.“ - „Ich kann nicht mehr schla-fen, immer wieder kommen mir Bilder vondamals in Erinnerung, wie beschissen ichmich fühlte, als Esau um seinen verlorenenSegen weinte...“ - „Ich muss für mich Klar-heit schaffen, zu lange trage ich das alles mitmir herum. Bevor ich weitergehen kann, willich mich mit dem, was geschehen ist, aus-einandersetzen. Anders kann es nicht nachvorne gehen...“ Und so ergänzen sich dieStimmen von Jakob, es liegt viel Spannung inder Luft und wir spüren, dass wir langsamselber in der Nacht am Jabbok ankommenund uns innerlich bereit machen für das,was uns jetzt entgegentreten mag.

Unsere Bibelgeschichte lebt inzwischen inden Herzen und Köpfen der Teilnehmen-den. Sowohl die gespielten Kämpfe der ers-ten Körperübungen als auch das Nachden-ken in den verschiedenen Rollen habendazu beigetragen. Nun sind wir soweit, dasswir den eigentlichen Hauptpunkt des Bibel-textes, die Begegnung zwischen Jakob unddem Fremden, nachspielen können. Weilwir relativ viele sind und weil nicht alle spie-len möchten, entscheiden wir uns für eineForm, die uns viel Freiraum lässt: Wir teilenden Raum in zwei Hälften ein. In der einenHälfte befindet sich der Spielraum, markiertdurch den gelegten Fluss und durch Zettelmit den Namen der Personen, die in der Ge-schichte vorkommen (Jakob, die Frauen, dieSöhne, Esau, der Fremde/Engel). In der an-deren Hälfte ist der Zuschauerraum. Wir er-klären die Spielregeln: Es darf spielen, wermöchte und nur solange, wie er möchte. Eskann zu jeder Zeit wieder in den Zuschau-erraum gewechselt werden. Die Personenkönnen auch doppelt belegt werden. Wich-

Straßentheater mit Masken zu „Jakob am Jabbok“ am Mittwoch. Abend der Begegnung

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tig ist es zu sagen, dass es beim Spielen nichtum eine genau Wiedergabe des Textes geht,sondern darum, das darzustellen, was mirdurch die Geschichte wichtig geworden ist.Jetzt kann es losgehen. Wir sitzen alle eineWeile gespannt und schweigend im Zu-schauerraum. Wer wird den ersten Schrittüber die Schwelle tun? Nach ein paar Minuten treten die ersten aufdie Bühne, die Frauen und die Söhne Ja-kobs. Ein Nachtlager entsteht, Geschwätz,Frauen-Geschwätz, einige tun so, als ob sieschliefen. Es dauert noch eine Weile, bis sichein Jakob traut, zögernd noch, unsicher,seine Familie über den Fluss zu bringen.Widerwillen unter den Frauen, ein Sohnstellt sich besonders quer, widerstrebt denVersuchen seines Vaters. Jakob hat esschwer, sich gegen soviel Gegenwind durch-zusetzen. Es tritt jetzt ein zweiter Jakob mitmehr Entscheidungskraft in den Spielraum,versucht es auf autoritäre Weise und hat beiden Frauen durchaus Erfolg. Nur der Sohnwidersetzt sich immer noch hartnäckig. DieAssoziationen zu bekannten Familienge-schichten liegen nah. Wie oft wurden wir alsKinder „mitgeschleppt“ dorthin, wo wirnicht hinwollten, oder wie oft müssen wir alsVäter und Mütter unsere eigenen Kinder sel-ber zu etwas zwingen. Der aufmüpfige Sohnlässt sich immer noch nicht überreden. Esentsteht ein Kampf. Doch nun erscheint eindritter Jakob und startet einen dritten Ver-such. Die anderen zwei räumen erleichtertdie Bühne. Dieser setzt sich zu seinem Sohn,redet mit ihm eine Weile, bevor er ihn andie Hand nimmt und mit großer Geduldüber den Fluss zu den Frauen führt.

Ich bin erstaunt, mit wie viel Konzentrationund Aufmerksamkeit wir alle bei diesemSpiel dabei sind. Ob der wirkliche Jakob da-mals tatsächlich soviel Mühe hatte, ist jetztunwichtig. Jetzt geht es auch um unsere ei-genen Geschichten, um unsere Familienbe-ziehungen, die sich in dieser alten Erzählungspiegeln. Wir sind mittendrin.Wie wird es weitergehen? Wer wird alsFremder, als Engel erscheinen? Der dritte Ja-kob kniet inzwischen auf der anderen Ufer-seite... Es herrscht tiefe Stille im Raum, zwei,drei Minuten vielleicht, es scheint aber wieeine Ewigkeit. Jakob kniet weiter. Hält er,halten wir diese Spannung aus? Hat Jakobdamals in der Nacht auch solange gekniet?In dieser gebannten Stille kommt mir plötz-lich der Gedanke, dass es vielleicht ein solchlanges Warten braucht, bevor der „Fremde“erscheinen kann. Vielleicht ist es gerade diekonzentrierte Spannung dieser Stille, die Ja-kob damals auch erfuhr, die den „Engel“

herbeirief. Kommen denn die Engel nur zudenen, die lang genug warten? Jetzt er-scheint er endlich, der „Engel“ unseresSpiels, er tritt leise und leicht über den Flussund fasst den knienden Jakob von hinten ander Hüfte. Es entsteht ein Kampf. Die beiden Gestalten ringen am Ufer desFlusses, wir anderen schauen gebannt zu.Wir wissen aus der Geschichte, wie derKampf endet. Und heute? Wie wird dasheute ausgehen? Heute bekommt die Ge-schichte plötzlich eine ganz neue Wende.Während Jakob um seinen Segen und sei-nen zukünftigen Weg weiterringt, kehrt un-auffällig der uneinsichtige Sohn von der an-deren Flussseite zurück. Er will dabei sein,will seinem Vater helfen. Doch ohne Erfolg.Der Vater beachtet ihn nicht, muss seinenKampf allein bestehen. Er hat keine Augenfür die Bedürfnisse seines Sohnes. Währendsein Vater zum Schluss seinen Sieg feiert,bleibt dieser einsam und allein zurück.

Durch die Niederlage des Sohns gewinnt dieErzählung vom Jakob am Jabbok in unsererDarstellung heute eine Tragik, die im ur-sprünglichen Text nur andeutungsweise vor-handen ist. Wer die Fortsetzung von JakobsFamiliengeschichte aber kennt, vor allem dieKämpfe der älteren Söhne um die Zuwen-dung ihres Vaters bis hin zu ihrer Gewalttatgegen den Lieblingssohn Josef, ahnt, dassdiese Tragik auch dazugehört. Unbewussthaben die Spieler, indem sie ihren eigenenGefühlen treu waren, einen wichtigenAspekt der alten Geschichte zum Vorscheingebracht. Wer weiß, wie sich das Spielweiterentwickelt hätte, ob eine Versöhnungoder zumindest eine Begegnung zwischenVater und Sohn stattgefunden hätte.Wir aber brechen es an dieser Stelle ab. Die

Zeit läuft aus und einen wichtigen letztenSchritt, der zu einer persönlichen Segnungs-handlung führen soll, möchten wir dochnoch einleiten. Davor soll jeder die Gele-genheit haben, das zu äußern, was ihm beidiesem Spiel wichtig geworden ist. Die per-sönlichen Einsichten von Spielern und Zu-schauern, die versuchen, den Bezug zwi-schen der heiligen Dimension der Bibelge-schichte und ihrem Leben in Wortenauszudrücken, gehen uns allen nah.Der Wunsch nach einem Segen ist nun be-sonders spürbar. Und so werden zum Ab-schluss die Segenshandlungen zu zweit unddanach in der großen Runde genauso inten-siv und einprägsam wie das, was davor ge-laufen ist.

Innerhalb von drei Stunden sind wir einerGeschichte begegnet, die zu unserer Ge-schichte wurde. Wir haben die Emotionen,die uns sonst durch das reine Lesen oder dietheoretische Auseinandersetzung eines Bi-beltextes kaum bewusst werden, am eige-nen Leib gespürt. Vergangenheit und Gegenwart trafen sichhier, der Jabbok floss für eine kurze Weilemitten durch Berlin, und wir ahnten, dassGottes Engel tatsächlich unter uns war.Heute wurde nicht nur im Kopf, sondern tiefinnen deutlich, dass diese tausendjährigeGeschichte nichts an Aktualität und Aussa-gekraft verloren hat. Denn wir haben sie tat-sächlich erlebt!

Wer mehr über Bibliodrama-Angebote wissen möchte,soll sich bei Margaret Lincoln, Kirchröder Turm melden.

Eine neue Bibliodrama-Fortbildung beginnt im Februar2004. (Tel. 0511 954 97 18 oder [email protected])

Playback-Theater am Donnerstag

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„Du sollst ein Segen sein“, so das Motto desKirchentages. Geplant war meine aktive Mit-arbeit an vielen Stellen, jedoch dieses Malohne eigene Workshopleitung. Ich merkte,mir „fehlte“ etwas… aber ich hatte mich ver-söhnt … und dann kam der Freitag … derAndrang war so groß, dass wir kurzfristigüberlegten, wie wir der Situation gerechtwerden könnten.Wir entschieden uns zu sogenannten „blind-dates“ das heißt Spontan-Workshops mitden „Übriggebliebenen“.Wer, wann, wo, wie…? Ich fand mich wie-der mit Karin Kofod, Dänemark (wir kanntenuns von den letzten Kirchentagen, hattenaber noch nie miteinander gearbeitet).Wann? In ca. 30 Minuten. Wo? Im offenenFoyer der Kartenausgabe, das durch Stell-wände abgetrennt wurde. Wie? Eifrig einKonzept „strickend“ und auf vorhandenesMaterial zurückgreifend. Das Tagespro-gramm „rettete“ uns: Da stand der Bibeltextdrauf (1. Mose 32,23-33, Jakobs Kampf amJabbok). Mein Halstuch wurde zur Mitte,Kreativität und Spontanität waren jetzt ge-fragt. Die Planung war im Miteinander in-spirierend, dynamisch und neu. In mir wan-derte die Frage: Was machst du hier eigent-lich? Wie korrespondiert das mit deinemAnspruch auf Vorbereitung und Exegese ei-nes Textes? (Ich hatte den Text zwar schon inSeminaren angeleitet und erlebt, dennochwar nicht alles spontan abrufbar.)Dieser innere „Kampf“ war wichtig und en-dete im: „Ja, wir wagen es…“. Gesagt, ge-tan. Vierzig Teilnehmende erwarteten uns.

Sie hatten ihren ersten Kampf auch bereitshinter sich: Die Vergabe der Workshopkar-ten. Dankbar für unsere spontane Bereit-schaft akzeptierten sie die Gegebenheiten,enger, offener Raum, kaum Stühle, …, egal,Bibliodrama an besonderen Orten, zu be-sonderen Zeiten.Nachfolgend eine Ablaufskizze:• Begrüßung und Vorstellung der Work-shopleiterinnen• Kanon „Ausgang und Eingang“ (mit Bewe-gungen)• „Wie heißt du?“ (analog zum Text-Raum)jede und jeder nennt den Vornamen.• Raumgang (wahrnehmen des Raumes, deranderen, im Gehen erstes Hören des Bibel-textes. Danach „dynamisches“ Lesen desTextes, indem von den Teilnehmern ein-zelne Worte, Textteile, Sätze gelesen wer-den, die ihnen auffallen. Sie sprechen sieaus, auch Wiederholungen bis hin zu „mei-nem“ Wort im Text-Raum. Hier leuchtet dasbesondere auf, in dieser Gruppe, in diesemKontext, hier und jetzt – der verdichteteText.• Körperwahrnehmung (im Sitzen, Liegen,oder Stehen), atmen, ankommen, wahrneh-men „Mein Körper-Umriss“. Diesen mit ei-ner Farbe auf ein großes Blatt Papier malen.2. Schritt: Körperteile / -Bereiche markieren(mit einer anderen Farbe) die ich akzeptiere(Urvertrauen).3. Schritt: …, wo ich Heilung bzw. Linde-rung erfahren habe („Segen“) (neue Farbe).Austausch zu zweit und Abschied.Pause.

• Körpererfahrungs-Raum über Ja-Nein-Spiel; A – B - Partnerarbeit, A sagt Ja, B sagtNein, variieren in Lautstärke, Gestik, Mimik- stopp - Wechsel - stopp - neue Interven-tion. Sie fassen sich an den Händen, gestal-ten es frei mit Ja oder Nein, gleichzeitig,wechselseitig, spontan. Austausch und Ab-schied.• Erneute Partnerwahl „Thema: Segen“A segnet, B wird gesegnet.Fragen vorab für B: wofür möchtest du ge-segnet werden? Wo möchtest du gesegnetwerden? Mit Berührung in einer Körperre-gion?Nach einer Phase des Nachdenkens äußertB die Anliegen, sagt dann auch noch den ei-genen Namen, damit A ein klares Gegenü-ber hat.Vollzug des Segens und Wechsel und Ab-schied. Abschiedsritual

Für mich als Leiterin war es ein eindrückli-ches Geschehen. Individuell, inspirierend,frei, atmosphärisch dicht wurde Segen emp-fangen und gegeben. Segen war „greifbar“im Raum, nach dem Stellen zu meinem Kör-per und dem Kampf, alles hatte seine Zeitund wirkte auf vielen Ebenen. Hautnahspürbar im TextRaum und in dem Leitmotivdes Kirchentags: wir waren als Workshoplei-terinnen spontan, begeistert, ergriffen, dank-bar.

Eine prägende Erfahrung, die ein Geschenkist – einmalig. (Persönliche Anmerkung: esgeht und darf sein, jedoch ich arbeiteweiterhin mit den „bewährten“ Schritten.)Dennoch, diese Erfahrung führte mich in dieWeite des Himmels, der Möglichkeiten – da-für bin ich Gott dankbar. Bibliodrama ist undbleibt ein lebendiger Prozess, wenn wir unsihm öffnen.

Angelika Wolter, Steinfurt„Wann ist der ‚richtige’ Zeitpunkt?“Spontaner Bibliodrama-Workshop auf dem Kirchentag

Karin Kofod und Angelika Wolter

Der Andrang zu den Workshops erforderte kreative Lösungen

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PRAXISBERICHT

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Einleitung

Aktuelle soziale Realität und Bibeltext.Wir wollten uns mit Menschen aus Fleischund Blut aus der Bibel treffen. Und wir tra-fen uns mit ihnen.Wir „verleiblichten“ die biblischen Figurenund schmeckten so das Leben jener Epo-chen. Wir waren in ihnen mit unseren Kör-pern und unseren Erfahrungen und suchtenin diesem Zusammentreffen den eigenenLebenssinn, wir suchten darin auch den Zu-gang zu unseren eigenen Kämpfen, zu unse-ren Problemen, zu unseren Konflikten zuHause, zum Beispiel mit den realen Regie-rungen, die uns unterdrücken. Wir suchtendas Verständnis für unsere Passivität, für un-sere Wechselbeziehungen innerhalb der ge-sellschaftlichen Klassen, für die Spannungenzwischen den Geschlechtern, den Volks-gruppen, zwischen den Generationen. Wirsuchten die Gewalttätigkeit unserer Gesell-schaft zu begreifen.

Das Buch Ruth aus der Perspektive vonWitwen.„Nie zuvor hatte ich einen biblischen Text sogut verstanden“ sagte mir Lourdes (76 Jahre),als wir ein Bibliodrama zum Leben vonRuth, Noemi und Orpa machten. Als ich dasBibliodrama vorbereitete, hatte ich michnicht besonders mit der Witwenschaft dieserdrei Frauen beschäftigt, nicht an sie gedacht.Aber überraschenderweise fand ich michvor einer Gruppe von siebzehn Frauen wie-der, von denen acht Witwe waren. Klar, dasssie den Text von der Erfahrung ihrer Wit-wenschaft her interpretierten. Sie erzähltenuns ihre Schwierigkeiten und ihr Leiden, sieberichteten aber genauso auch von derFreude des Witwendaseins. Es bedeutetmanchmal, eine noch nie zuvor gelebte Frei-heit zu empfinden, auszuprobieren und dasLeben zu schmecken. Ich habe die Interpre-tation des Buches Ruth aus der Sicht desWitwendaseins nie mehr vergessen.

J. G. Rosas „Riobaldo, seine Religions-philosophie und Bibliodrama.Jetzt bekomme ich immer mehr Durst aufdie Bibel. So wie Riobaldo, der Durst auf Re-ligion hatte. Ich möchte die Welt durch Bi-bliodrama lesen lernen, um das Leben zuverstehen. Wie Rioblado sich gefühlt hat mitden Gebeten und den Religionen, so habenwir uns in den Gruppen gefühlt, als wir Bi-bliodrama machten. Riobaldo philoso-phierte über Religion und sagte: „Die ganzeWelt ist verrückt. Gott, ich, wir, alle Men-schen. Aus diesem Grund schätzt man in er-ster Linie die Religion: um sich zu ‚ent-ver-rücken’, zu ent-be-täuben.Gebet ist das, was von Verrücktheit heilt.Viele Religionen, Junge! Ich hier verpassekeine Gelegenheit zur Religion. Von allenhabe ich etwas. Ich trinke Wasser aus jedemFluss... eine Religion allein ist für mich zuwenig, reicht vielleicht nicht. Alles beruhigtmich, befreit mich (entzieht mich der Not).Jeder Schatten erfrischt mich. Aber das istnur sehr vorläufig. Ich wollte die ganze Zeitbeten. Leben ist sehr gefährlich!“Ich möchte viel Bibliodrama erleben, umvon den Dogmen geheilt zu werden, ummich von den zu offensichtlichen Interpre-tationen der Bibel zu „ent-be-täuben“, diemeinen Glauben, meine Hoffnung auf einenneuen Himmel und eine neue Erde lähmen.Viel Bibliodrama... und ich kann wieder be-ten. Plötzlich treffe ich Gott mitten unteruns, mit uns Bibliodrama spielend. Auch Je-sus, die anderen schwarzen Samariter, Da-vid, Eva, alle die Frauen des Salomon - siesprechen das erste Mal zu mir!

Wie ich zum Bibliodrama kam.Ich lernte Bibliodrama vor etwa 12 Jahren ineiner Gruppe von Frauen kennen, für dieder Text von der Witwe vorgeschlagenwurde, die vom Richter ihre Rechte forderte(Luk 18). Bis heute erinnere ich mich an dieunzähligen Richter und die verschiedenenWitwen, die wir darstellten. Beharrlichgegenüber den Richtern legten wir vor ihnenunsere Nöte offen und forderten mit großerAusdauer, dass er frei gebe, was er uns ge-raubt hatte. Einige besonders arroganteRichter öffneten sich unseren Appellennicht. Damals dachte ich, das sei nur eineinteressante Dynamik und Spielübung, dievon einem biblischen Text ausgeht. Aberjetzt wird mir bewusst, wie existenziell dasdamals für mich war. Ich habe dieses Biblio-drama nie mehr vergessen.An der theologischen Fakultät hatte ich ei-nen Professor für Seelsorge (C. Schneider-Harprecht), der vor kurzem nach Deutsch-land zurückgekehrt ist. Er kannte Biblio-drama und hat in mir ebenfalls den Samengesät.

Brasilianische Gruppierungen, die auchmit Bibliodrama arbeiten.Dann gab es den CEBI, einen Zusammen-schluss von Leuten, die mit der „Volks-Lek-türe der Bibel“ arbeiten, die mit einfachenMenschen die Bibel lesen, und die CECA,die uns Anfang der neunziger Jahre kleineKurse mit Bibliodrama anboten.

Bibliodramakurse mit deutscher Leitung.Mitte der neunziger Jahre bot CEBI dann dieBibliodrama-Kurse von 10 Tagen Länge an,mit Leitung aus Deutschland, und mit demZiel, Bibliodramatiker auszubilden. Die dreiKurse wurden von Reinhard Hübner, Al-brecht Kako und Elsmarie Pape geleitet. Ichnahm am letzten, im Januar 2001, teil. DieseUnterstützung war nicht deshalb möglich,weil wir Geld gehabt hätten, um die Hono-rare der Bibliodramatiker aus Europa zu be-zahlen, sondern weil diese drei Personenimmer nur Reise-Kosten und Unterbringungerbaten. Wir sind ihnen immens dankbar.Auf die gleiche Weise kam auch ausDeutschland Ute Knie und machte 1999verschiedene Seminare mit Bibliodrama inunterschiedlichen Regionen Brasiliens.

Anete Roese, Brasilien (übersetzt von Tilman Alshuth-Rapp) Bericht über Bibliodrama in BrasilienBibliodrama - Bibel und Drama, Bibliodramen auf dem Acker, in der Stadt, in denHäusern, in den Tempeln, in den Hinterhöfen von Brasilien... Das Buch, die Bibel,der Wunsch nach Texten, nach Ereignissen, nach Szenen...

PRAXISBERICHT AUS DER INTERNATIONALENBIBLIODRAMABEWEGUNG

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Stipendium in Deutschland.Ich war 2000 durch ein Stipendium von derIECLB und der EKD in Deutschland, um fürdrei Monate Bibliodrama zu studieren.Durch die Arbeit von Ute Knie hatte ichmich in das Bibliodrama verliebt.Darum ging ich nach Deutschland, um dieseMethode aus der Nähe kennen zu lernen.Ich packte die Koffer, mein Mann Adilsonblieb in Brasilien und ich ging weg.In Deutschland „trank“ ich Bibliodrama invollen Zügen und aus vielen Quellen. Ichnahm an verschiedenen Kursen und Treffenteil und kaufte viele Bücher.Ich sah viele wunderbare Sachen, lernteeine Menge. Ich fand immer, dass Biblio-drama mir wie eine höchst brasilianische Sa-che erschien, und fragte mich: wie eskomme, dass es in Deutschland geborenwurde? Als ich aus Deutschland zurück kam,hörte ich nie wieder auf, Bibliodrama zu ma-chen. Heute beschäftigt sich ein Kapitel mei-ner Doktorarbeit über Gruppen-Seelsorgemit Bibliodrama als einer vorbeugenden the-rapeutischen Methode, um mit Opfern dieGrundkonflikte menschlichen Seins zu bear-beiten, mit der Chance, ausgehend von denbiblischen Relationen und Situationen sanf-tere und gerechtere Beziehungen zwischenuns Menschen einzuüben.Viele andere haben vor mir bis heute vonden deutschen Quellen des Bibliodramasgetrunken und tun es noch. Von dort kommtein großer Teil unserer Inspiration, Ausbil-dung und auch Unterstützung, die unsereArbeit hier ermöglicht.

Bibliodrama-Literatur für Brasilien.Im Moment beenden wir die Übersetzungdes Buches „Bibliodrama als Prozess“ vonElse Natalie Warns und Heinrich Fallner, dieuns auch große Unterstützung gegeben ha-ben, damit diese Übersetzung möglich wird.Wir haben in Brasilien weder ein einzigesübersetztes Buch über Bibliodrama, noch ei-nes, das hier geschrieben wurde. Wir habennur wenige kleine Artikel über das Thema.Und die Bibliografie, die wir von dort mit-gebracht haben.Aber wir gehen Schritt für Schritt voran. Weildie Entfernungen in unserem Land großsind, ist es sehr schwierig, fortlaufende, re-gelmäßige Ausbildungsseminare für fortge-schrittene Personen, die schon längere Zeitmit Bibliodrama gearbeitet haben, zu orga-nisieren. Also müssen wir viel Geduld mit„unserem Prozess“ haben. Wir sind noch da-bei, unsere Art von Bibliodrama zu entdek-ken, Modalitäten für Ausbildungskurse zuentwickeln und Entsprechungen für unsereZeit und unsere hiesige Realität zu finden.

Erste Ausbildung für Bibliodramaleitung. In Sao Leopoldo schließen wir unter Beteili-gung von CEBI, PPL und Ceca gerade dieerste Etappe des zweiten AusbildungskursesBibliodrama mit drei je dreitägigen Etappenim Juli, September und November ab.Ich möchte zum Schluss von einigen unsererErfahrungen mit Bibliodrama erzählen.

1. Ein Bibliodrama mit Leitungspersonender „Bewegung der Landlosen“ (MST) mitdem biblischen Text vom Treffen Jesu mitder Samariterin am Brunnen (Lukas 4).

Wir hatten dabei verschiedene Brunnen ausTüchern, Eimern und Wannen im Raum ver-teilt. Die vielen Frauen, die zu diesem Tref-fen gekommen waren, waren sehr beein-druckt, die biblische Figur der Samariterinmit ihrem Leben zu füllen, und die Ähnlich-keit ihres Lebens mit dem zu entdecken,was sie Tag für Tag in der „Bewegung“ erle-ben. Der Bibeltext stellte die Samariterinund die Frauen der Bewegung Seite an Seite.Danach sagten sie: „Dort auf dem ‚acampa-mento’, auf dem besetzten Landstück, wowir sind, tragen wir Frauen jeden Tag Wasserfür die Familie und die Tiere herbei. Wir tra-gen Wasser zum Kochen, zum Duschen,Wasser zum Trinken und für die Boxen, dieKühe, die Katzen ... Soll das heißen, dass dieSamariterin kein Wasser im Haus hatte? Siehatte keinen Wasseranschluss? Dann sindwir hier wie sie, sie ist wie wir, beides.“Das Bibliodrama ging weiter und sie mach-ten sich klar, dass der Standpunkt der Sama-riterin sich nicht darin erschöpfte, diesemHERRN (Jesus) Wasser zu geben und dannschweigend nach Hause zu rennen, um dasEssen fertig zu machen. Es ging darum, etwasmehr über diesen Mann zu erfahren, sich inein Gespräch mit ihm einzulassen. Eine Fraustellte ihm Fragen, war mutig. Sie sagte ihm,dass sie sehr wohl von diesem lebendigemWasser haben wollte, damit sie nicht jedenTag wieder kommen müsste, um Wasser zuholen. Weil es sehr viel einfacher und besserwäre, Wasser im Haus zu haben, und esnicht holen zu müssen. „Wir wollen auchdas Wasser nicht mehr vom Brunnen holen!Wir wollen lebendiges Wasser und lebendi-ges Land! Das unseres ist und nicht das deranderen. Wenn wir unser Land und unserWasser hätten, müssten wir nicht jeden Tagweit marschieren, um es zu holen. Weil dasWasser und das Land von Gott sind, wollenwir, dass es unter uns geteilt wird, unter de-nen, die es für sich brauchen.“

Das Bibliodrama erlaubt also, Verbindungenherzustellen zwischen den Kämpfen des Vol-kes in der Bibel und dem Volk, das heute umLand und um Wasser kämpft. Es ermöglicht,einen Einklang herzustellen zwischen derSamariterin und den Frauen, die heute aufdem besetzten Land der Landlosen leben,im Kampf und in der Hoffnung, dass es ei-nes Tages nicht mehr nötig sei, jeden Tag Ei-mer um Eimer Wasser zu schleppen. In derErwartung des Tages, da das Wasser derfremden Brunnen zum Wasser des ganzenVolkes wird, wie das Land und das aus ihmentspringende Wasser, das ein gerechtes Le-ben ermöglicht.

2. Vor kurzem haben wir ein schönes Bi-bliodrama zu einem literarischen Text er-lebt, dem Text von Joao Guimaraes Rosa,in dem der Riobaldo über die Religionenspricht.

Ein Land mit vielen parallel erlebten Reli-gionen.Unsere Erfahrung in Brasilien ist genau die,von der Riobaldo erzählt. Viele Leute habenmehr als eine Religion, mehr als eine Kirche.Aber dem gegenüber gibt es viele Vorurteile,und die Menschen leugnen, dass sie ausmehr als einer „Gebets- Quelle“ leben. Un-ser Vorschlag war, dass die Gruppe durch Bi-bliodrama zum Gespräch über diesen stän-digen inneren Dialog und das Zusammenle-ben verschiedener Religionen kommenkönnte.Adilson Schultz und ich wählten diesen Textund planten das Bibliodrama. In der Sensi-bilisierungsphase arbeiteten wir mit derTrockenheit, dem Durst, dem Schatten un-ter Wasser, mit Gebet, religiösen Liedern,und Imaginationsübungen über die eigeneund andere Religionen. Und schließlich ar-beiteten wir mit Elementen, Figuren und Bil-dern verschiedenster Religionen, religiösenund spirituellen Praktiken aus Buddhismus,Hinduismus und Islam, afro-brasilianischenund indianischen Religionen, von Beterin-nen und Hexen, Göttinnen und Göttern, lu-therischer und katholischer Tradition. Damitkonnten die Teilnehmenden spielen, Infor-mationen austauschen und Fragen stellen.

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PRAXISBERICHT

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Meine und deine Religion (Religiosität).Jede Person zeigte etwas von ihrer eigenenReligion in Szenen, Liedern, Gebeten undRitualen - wie sie es wollten.Dann versuchten sie in kleinen Gruppen,eine ausgewählte Religion zu entdecken undnäher kennen zu lernen, um sich dann aufeinen Dialog mit Riobaldo vorzubereiten, indem ihm alle das Beste ihrer Religion zeigensollten. Dieser Moment war intensiv. Es gabLieder, Reden und Gebete, Praktiken (Ritu-ale) mit Kräutern und Räuchern, stille undmeditative Zen-Momente. Diese Szenen er-lauben vor allem jeder Person eine Annähe-rung an die Religion einer anderen Person,und dem, was diese an Gutem hat. Undnicht, was diese an schlechten Seiten hat,wie wir das normalerweise in der verbalenKritik machen, wo man immer auf ihre De-fizite zu sprechen kommt.

Andere Religionen.Danach waren die Personen sensibilisiert fürdie Welt der anderen Religionen, für das„andere Heilige“ und das „Heilige der an-deren“ und die Welt von anderen, die nichtanwesend waren. Viele hatten schon denRespekt verinnerlicht: das Hinsehen undnicht die alltägliche Attitüde des Ignorierens,Anklagens, Kritisierens.

Sinnliche Erfahrungen.Hier ging es darum, andere Sinne zu ent-decken und zu benutzen: hören, sehen, ta-sten, riechen und sprechen. Wenig spre-chen. Riechen, was die andere Religion anGerüchen hat (Kräuter, Tees, Räucherwerk),das ist eine seltene und gesunde Annähe-rung.

Die persönlichen Altäre.Zuletzt, mit einem großen Aufwand an reli-giösen Elementen und Materialien zusätzlichzu denen, die schon da waren, konnte jedePerson ihren persönlichen Altar gestaltenund dabei nicht nur das unterbringen, waszu ihrer eigenen Religion gehört, sondernmehr als das: Also das, was ihre eigene per-sönliche Religiosität ausmacht, und das, wassie an einer anderen Religion fasziniert. Eswar das Heilige der anderen ReligionenSeite an Seite mit meinem Heiligen. Daszeigt, dass das eigene Heilige nicht immernur rein dogmatisch und kirchlich erlaubtsein muß. Anschließend gab es unzählige Al-täre verteilt im Saal, in Korridoren, auf Trep-pen und im Speisesaal, auf dem Boden, ander Wand, auf Tischen. Und wir gingen spa-zieren, um jeden Altar zu besuchen undjede Person zu hören, die ihren Altar prä-sentierte. Und noch einmal hörten wir.

Danach setzten wir uns und teilten mit, wasbei dieser Arbeit durch unseren Körper ging- da waren Emotionen, leuchtende Augen,Entzücken, ein sehr Heiliger Geist durchzogdie Gruppe und den Raum. Es war wie einWind gegen das Vorurteil und die Gewaltgegen andere Religionen und ihr Heiliges.

Afrobrasilianische Religionen und Chri-stentum.Es ist wichtig zu erwähnen, dass es in Brasi-lien viel indigene Religionen gibt, und dasses eine sehr starke Vorherrschaft afrobrasili-anischer Religionen gibt. Aber beidengegenüber gibt es Vorurteile, Rassismus, Un-kenntnis und Gewalt. Und unsere Intentionwar nicht, diesen internen Konflikt zwischenden vielen (christlichen) Religionen in denBlick zu nehmen, sondern den Blickwinkelfür ein eigenes Bibliodrama zu öffnen. Wirwollten eine friedliche Annäherung ermög-lichen, motiviert vom Respekt für die Reli-gionen, für die Religiosität, die Spiritualitätund das fremde Heilige. Außerdem wolltenwir eine Begegnung mit der persönlichenReligiosität ermöglichen, ein Selbsterkennenund eine Vertiefung des eigenen Glaubens.

3. Wir wollten auch ein Bibliodrama übereinen Lob-Psalm probieren. Wir wähltenden Psalm 150.

„Tanzende Lektüre“ des Leitungsteams.Schon allein die Vorbereitung dieses Biblio-dramas, das ich mit Adilson zusammen vor-bereitete, reichte für mich fast aus. Die quasitanzende Lektüre, die wir machten, war wieeine Erleuchtung. Dies brachte mich darauf,unseren Vorbereitungsprozess in das Biblio-drama aufzunehmen: das Entzücken überdie Musik, die wir ausprobierten, die Tanz-schritte, die wir machten. In Wirklichkeit er-lebten wir unser eigenes Bibliodrama zuzweit, bevor wir es der Gruppe vorschlugen.Unser Vorbereitungsprozess war so intensiv,dass es mir unmöglich schien, dass dieGruppe sich nicht auf dieses Bibliodramaeinlassen könnte.Unsere Intention war, ein Bibliodrama miteinem Text zu machen, der unseren Herzennahe ist, der männlichen Texten, ihren Sze-nen, Themen, und Personen entkommt(nicht anheimfällt).

Wir suchten Gedichte, Erzählungen undzum Schluss kamen wir zu den Psalmen. Wirbegannen zu zweit, einer nach dem ande-ren mit lauter Stimme zu lesen. Wir sahen,dass die Psalmen pure Poesie sind und vollvon wunderbaren Bildern und Formen desGotteslobs. Es gab Musik, Tanz, Instrumente,Bad, Atem-Übungen, viele Formen des Got-teslobs, es gab verschiedene Motive undOrte zum Loben. Dann sammelten wir Mo-tive, aus denen man Gott lobt. Wir fragtenuns, wie die Gottheit ist, die ich loben will.

Eigene Gottesbilder wachrufen.Wir fanden es wichtig, die Bilder einer undeines jeden Göttlichen hervor zu rufen. Inder Gruppe, im Zeit-Raum für die Sensibili-sierung stellten wir verschiedene Gottesbil-der der Bibel dar, wie wir sie erleben: Schat-ten, Fels, Adler, Huhn mit Tupfen (so even-tuell das schwarzgefleckte Huhn aus demUmbanda-Kult), Baum etc., um damit un-sere Wahrnehmung für die Vielfalt und dieFreiheit zu öffnen. Wir versuchten, das füruns Göttliche, auch hinausgehend über diemenschlichen Bilder, die wir von Gott ha-ben, in uns aufzuspüren.Danach überlegten wir, wie sich das darstel-len ließe, „was für mich göttlich ist“.

Darstellen durch Bewegung und Gestik.Das drückten wir mit Gesten und Bewegun-gen, alles langsam und schweigend, aus. Wirarbeiteten mit unserer Atmung. Diese Gesteund die Bewegung teilten wir uns gegensei-tig in Paararbeit mit und versuchten, diezwei Gesten zu verbinden, indem wir eineMischung beider oder etwas aus beiden sichErgebendes entwickelten.

Klang und Stimme.Wir übten diese Szenen ein und ergänztensie mit Körperklängen, zuerst in der Gruppe,dann in Einzelarbeit. Wir drückten fremdeStimmen aus. Zum Schluss suchte jeder sei-nen Ton oder Klang, mit denen er das Gött-liche für sich ausdrücken konnte. Und derRaum füllte sich mit seltenen, unterschied-lichen, fremden, schönen und tief eigen-tümlichen Klängen. Zu diesen Klängen stelltenwir uns noch einmal das Bild vor, dass unsvon unserem eigenen Göttlichen eingefallenwar und erinnerten uns an die Bewegung.

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Klangerzeuger für den eigenen Klang.Danach boten wir unzählige Materialienund Elemente an, in denen man Klänge ent-decken konnte, die anderes als die üblichenMusikinstrumente waren. Das waren Hölzer,Steine, Blechdosen, Bambusstücke und ru-stikale brasilianische und lateinamerikani-sche Instrumente. Die Gruppe entdeckte,spielte, übte Klänge. Solange bis jeder Teil-nehmende nur einen Klang aussuchte, umaus ihm einen besonderen Klang heraus zuholen. Dann präsentierte jeder seinen Klangder Gruppe. Danach begann die ganzeGruppe, die Klänge, angefangen bei den lei-sesten, zu integrieren.

Tanzen zu religiöser Musik aus der gan-zen Welt.Im Folgenden gingen wir dazu über, zu hei-liger und religiöser Musik aus verschiedenenOrten der Welt zu tanzen, mit geschlosse-nen Augen, sanft und mit dem ganzen Kör-per. Damit bereiteten wir uns auf das Lobvor.

Texteingabe mit verschiedenen Les-Arten.Erst nach diesem langen Prozess der Sensi-bilisierung hörte die Gruppe den Text desPsalm 150, der auf sanfte Weise vorgelesenwurde.Die Gruppe hörte den Text noch mehrmals,lediglich vorgelesen, mit Kraft vorgelesen,von zweien, als Fuge.Dann machte die Gruppe andere Lesungen,die das Lob ausdrücken, zu dem der Psalmeinlädt.

Das „Gesamtkunstwerk“ als Gotteslob.Wir kehrten zu unseren Instrumenten, Klän-gen und Tanzbewegungen zurück, zu unse-rem Gottesbild und zu unserer Atmung.Stück für Stück integrierten wir alles, ausge-hend von der Atmung, dem Bild, bis hin zuTanzbewegungen, Klängen und Instrumenten.Und dann machte die Gruppe eine Interak-tion, die das große Lob Gottes vergegenwär-tigte. Alles begann sanft, entfaltete sich undnahm den Raum ein, nahm bestimmte Har-monien und Rhythmen an, aber nichts, wasbekannt war.

Auswertung und Sharing.Zum Schluss sprachen wir über dieses Got-teslob. Das Sharing der Gruppe zeigte Fra-gen auf, wie die Entdeckung eines größerenGöttlichen, das sich vielgestaltig vergegen-wärtigt. Und es zeigte die Wichtigkeit derVerfremdung der Klänge und der Instru-mente, weil es nur so möglich ist, andere Bil-der und Formen des Gotteslobs und Gottes-verständnisses zu finden.Der Tanz mit geschlossenen Augen war derTeil, der die Gruppe am meisten beein-druckt hatte. Denn dies bedeutete, den Kör-per in einem Raum zu bewegen und (dabei)über die Bewegungen der bekannten Musi-ken (Musikstücke) hinauszugehen. Es warnötig, sich die Schaffung neuer Bewegungenzu erlauben.

Alte Gottesbilder dekonstruieren – neueerleben.So dekonstruierten wir auf sehr subjektiveWeise alte Gottesbilder, die oft statische,eindimensionale und stereotype Bilder sind.Klänge und Bewegungen jedes Einzelnenweisen auf die unterschiedliche Art hin, wiewir Gott verstehen. Gott gefallen (sic!).Gott loben und danken tut gut, bringt Frie-den und inspiriert neues Leben, neue Hoff-nungen. Dieses Lob ist eine Herausforde-rung an unsere Grenzen, die alltäglichenStrukturen und Beziehungen, die uns oft nurdas Ersichtliche und Eindeutige erlaubenoder uns zu einförmigen und moralistischenWiederholungen oder Mustern erziehen.Wir schlossen mit einem Kreis, atmend unddie Stille zurückbringend. Man hörte nursanft: „Alles was Odem hat, lobe denHerrn.“

4. Bei zwei anderen Gelegenheiten arbei-teten wir die Thematik der Familie undder Geschlechterfrage vom Text 1. Sa-muel 1,1-8 ausgehend.Wir nahmen die Beziehungen und Stereoty-pen des Weiblichen von den Figuren derPennina und Hannah aus in den Blick, dieSituation beider an diesem Ort und in die-sem Zusammenleben, ihre Gefühle, denKampf um die Mutterschaft und um dieLiebe ein und desselben Mannes.Auch die Rolle des Elkana bearbeiteten wir.Wir problematisierten seine Position undseine Erfahrung als Mann und Vater in dieserFamilie.Das Gottesbild und der Ort beziehungs-weise die Stellung der Kinder in diesem Textwaren ebenfalls starke Szenen.

5. Bei anderer Gelegenheit arbeiteten wirüber Geschlecht und Männlichkeit vomText des barmherzigen Samariters aus.In diesem Text gibt es viele Männer, achtoder neun Typen von Männern mit diversenTätigkeiten, Berufen und Haltungen. DieSchlüsselfrage für die in zwei Gruppen ar-beitenden Frauen und Männer war: Wel-cher Mensch oder Mann ist dein Nächster?Es war eine Suche, die mit Proto- und Stere-otypen männlicher Rollen, mit der Auswer-tung von Verhaltensweisen und Haltungenarbeitete und Wege zu einer „neuen Männ-lichkeit“ erarbeitete.

6. Großbibliodramen mit vielen Teilneh-menden im Norden Brasiliens.Eine Freundin, Katja, die ich in einem der Bi-bliodrama-Kurse kennen lernte, schrieb mir,dass sie und Jana wahrhafte Wunder voll-bringen dort im Hinterland von Pará, imNorden von Brasilien, etwa 4.000 km vonmeinem Wohnort entfernt. Sie machen Bi-bliodrama in den Häusern und den Hinter-höfen, in der Stadt, auf dem Acker.Sie schreibt: „Wir machten Bibliodrama mit34 Kindern über den Text der Sturm-Stil-lung. ... alles am Ufer des großen Flusses Ta-pajós“.Sie bringen viele Frauen und ein paar Män-ner zusammen, viele Jugendliche und Kin-der. So erzählt Katja in einem Brief an michvon diesen Erfahrungen, die sie mit Biblio-drama machen.„...eines abends waren wir in einem Hausmit einem relativ kleinen Saal. Die 40 Kin-der und Jugendlichen saßen auf dem Boden- Knie an Knie, quasi Hinterteil an Knie. DieMütter saßen auf Stühlen und Bänken ent-lang der Wand.“Sie leiteten eine Sensibilisierung im Sitzenan (ohne Aufstehen). Sie malten die Inter-pretation des Textes mit Fingerfarben. „Allebeteiligten sich“.„Ich sage, dieser Prozess schafft einen Raum,wo sich jeder wertgeschätzt und fähig fühlt,mit zu machen.“ Sie machten auch Biblio-drama über die Apostelgeschichte mit vierGemeinden, und brachten immer Personenaus drei bis zehn Gemeinden zusammen.Also, es ereignen sich schon viele Bibliodra-men draußen in Brasilien.

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REZENSIONEN

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Der EB-Verlag aus Schenefeld (www.ebver-lag.de) ist bekannt für anspruchsvolle Veröf-fentlichungen in den Bereichen „Biblio-drama“ und „Spiel“. Pünktlich zum Ökume-nischen Kirchentag 2003 erschienen imVerlagsprogramm die ersten vier Bände derReihe: „Bibliodrama Kontexte – Beiträgezur Theorie der Bibliodramapraxis.“Ziel der „Bibliodrama Kontexte“ ist dieVerbindung von Theorie und Praxis der Bi-bliodramaarbeit. Und dieses Ziel ist meinesErachtens, zumindest was die ersten vierBände betrifft, voll erreicht worden. Schön,dass es diese Reihe gibt, ich wünsche denBeiträgen viele Leserinnen und Leser.

Der erste Band (ISBN 3-930826-91-7) trägtden Titel: „Bibliodrama als lebendigerGottesdienst“ (151 S.). Die Autorin EllenKubitza und der Autor Tim Schramm gehö-ren zum Urgestein des Bibliodramas inDeutschland. Der Beitrag von Kubitza istnicht nur deshalb bedeutsam, weil das ersteMal bibliodramatische Körperarbeit syste-matisch reflektiert wird. Ellen Kubitza, derKörpertherapeutin und Schülerin von KatyaDelakowa, gelingt es wirklich anschaulich,exemplarische Übungen zur Körpererfah-rung darzustellen und deren Sinn zu erläu-tern. Sie teilt diese Übungen in fünf Berei-che: Das Aufwärmen / Nüchterne Körperar-beit / Strukturierte Übungen / SpielerischeKörperarbeit und Textbezogene Körperar-beit. Tim Schramm, kreativer Professor fürNeues Testament in Hamburg, beschreibt

sein Bibliodrama Konzept als lebendigen„Gottesdienst im Alltag der Welt“. Er ver-knüpft sein Verständnis von Bibliodrama alsGottesdienst in origineller Weise mit Ein-sichten aus Ruth Cohns TZI, dem Projekt„Caring Community“ und einer säkularenForm der Exerzitien Arbeit dem „SiebenSchritte Programm“. Schramms Ausführun-gen sind allerdings nicht immer flüssig zu le-sen. Im dritten Teil dokumentieren Kubitzaund Schramm gemeinsam Sequenzen ausihrem Angebot einer Langzeit-Fortbildung„Bibliodrama erleben und lernen“.

Der zweite Band (ISBN 3-930826-92-5) isteine verdienstvolle und für Praktiker undwissenschaftlich Arbeitende sehr nützlicheFleißarbeit. Gemeinsam mit seinem BruderDr. Roland Rosenstock, Lehrbeauftragter fürMediendidaktik in Nürnberg, erstellte derPastor und Fortbildner Hans-Jörg Rosenstockeine bis zum Jahr 2002 vollständige undkommentierte „Bibliodrama Bibliographie.Personen – Themen – Bibeltexte“ (167 S.)vor. Fast jede Veröffentlichung im BereichBibliodrama kann nach Personen, Bibelstel-len und Sachthemen geordnet aufgespürtwerden. Besonders gut finde ich, dass alleBeiträge aus der Fachzeitschrift „TEXT-RAUM“ mit aufgenommen wurden. ZwölfMonographien werden ausführlich rezen-siert. Außerdem werden zentrale Internet-adressen, Filme und zwei CD-ROM zumThema Bibliodrama aufgeführt. Diese Bi-bliographie ist wirklich gut zu gebrauchen

und handlich. Gerade auch, wenn man sichzu einem bestimmten Text oder Thema ei-nen Überblick verschaffen möchte oderschnell etwas sucht.

Im dritten Band (ISBN 3-930826-93-3) „Sy-stemische Weltsicht und Bibliodrama“ (86S.) wird in der Literatur erstmals und konse-quent der systemische Ansatz mit dem Bi-bliodrama verwoben. Das ist durchaus anre-gend und aufregend. Siegfried Essen istPastor und systemischer Familientherapeut.Er nennt seinen Ansatz „autopoietisches Bi-bliodrama“, das mit einer konstruktivisti-schen Weltsicht einher geht. Für ihn hat dasRollenspiel an sich schon heilende Wirkung.Kenntnisreich nimmt er hier Erfahrungenvon Moreno, Iljine, Brook und Grotowskiund Artaud auf. Das Rollenspiel dient in sei-nem Verständnis als ein befreienderÜbungsweg zur Auflösung (Dekonstruktion)des westlichen Selbstbegriffes zugunsten ei-ner Entfaltung des biblischen Satzes „Wersein Leben verliert, der wird es gewinnen“(Lk 17,33). Der Autor fühlt sich demBuddhismus ebenso verbunden wie der Auf-stellungsarbeit von Bert Hellinger. Verstehtes Essen, seinem systemischen Denken ei-nen christlichen Akzent zu verleihen? Darü-ber mag der Leser / die Leserin selbst ent-scheiden. Meine Anfragen habe ich dort, wojedes(!) Spiel als angemessene Aktualisie-rung des Bibeltextes verstanden wird undwo die Bibliodrama-Leitung auf die Rolle ei-nes spirituellen Meisters festgelegt wird. –Wie auch immer, dieses Buch ist erfrischendanders und spannend zu lesen. Und die kre-ative Verbindung von biblischer Rezeptionund systemischer Arbeit leuchtet mir ein.

Im vierten Band (ISBN 3-930826-97-6)geht es darum, wie Bibliodrama im Kontextder Grundschule möglich ist. Er trägt denTitel: „Zwischen Angst und Vertrauen“(100 S.). Die Grundschullehrerin Svea Paulbeschreibt ihren kenntnisreichen religions-pädagogischen Ansatz mit den Begriffen „er-fahrungsorientiertes Lernen“, „ästhetischesLernen“, „Symbollernen“. Es geht ihr nichtnur um einen kreativen Unterricht, denn„Elemente des Bibliodramas sind nicht ein-fach Methoden der Texterschließung, siesind Teil eines ganzheitlichen Ansatzes, indem lebensgeschichtliche Bedeutungszu-sammenhänge im Kontext religiöser Erfah-rung erschlossen werden“. Dabei brauchendie Grundschulkinder einen angeleitetenUnterrichtsverlauf durch eine gut ausgebil-

Bernd Hillringhaus, HannoverRezension der ersten vier Hefte der Schriftenreihezur Theorie der Bibliodramapraxis, Hamburg 2003

Treffen der Herausgeber, Autoren und Verlagsleitung der Schriftenreihe in Berlin

REZENSIONEN

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In ihrem gut lesbaren Buch geben die Bewe-gungslehrerin Ellen Kubitza und der Theologie-professor Timm Schramm einen interessantenund anschaulichen Einblick in die Konzeptionund Praxis ihres Projekts „Bibliodrama als le-bendiger Gottesdienst“. Wie der Titel des Bu-ches bereits ankündigt, verstehen sie Biblio-drama nicht in erster Linie als eine bestimmteWeise der Textauslegung, sondern ihr Biblio-drama steht in einem spirituellen Kontext undist eingebettet in eine Liturgie mit wiederkeh-renden Ritualen. Wunsch der Autoren ist, dassihr Bibliodrama „im doppelten Sinn als leben-diger Gottesdienst erfahren wird: Es ist wie diePredigt im ‚normalen’ Gottesdienst, eingebet-tet in einen liturgischen Rahmen und es leitetan zu einem gottesdienstlichen Leben ‚im All-tag der Welt’“ (S. 11).Wie der Gottesdienst will ihr Bibliodrama dieBegegnung mit dem Heiligen ermöglichen.Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert:Im 1. Teil wird als zentrale Grundlage für ihrKonzept das Projekt Caring Community (vonH. Hinrichs) „Gottesdienst leben“, bzw. „Spiri-tualität im Alltag“ (wie sie es heute bezeichnen)vorgestellt, ergänzt um zwei Entwürfe aus derhumanistischen Psychologie: der Themenzen-trierten Interaktion von Ruth Cohn und den„Sieben Wegen zur Effektivität“ von St. R. Co-vey.Der 2. Teil widmet sich ganz dem in ihrem Bi-bliodrama zentralen Aspekt der Körperarbeitund Körperexegese. Hier werden eine Reihevon „nüchternen“ wie „textbezogenen“ Kör-

perübungen beschrieben.Im 3. Teil zeigen die Autoren exemplarisch,wie ihr Bibliodrama-Ansatz als Langzeitfortbil-dung realisiert wurde.Das Projekt „Spiritualität im Alltag“ ist einchristlicher Übungsweg. Wie im Ursprungs-konzept von Caring Community geht es da-rum, die Liturgie des Gottesdienstes und denGottesdienst im Alltag der Welt besser mitein-ander in Einklang zu bringen. Dabei werdendie 7 Schritte der sonntäglichen Liturgie zuÜbungsschritten für eine umfassende Verände-rung des Alltags, für ein Erlernen der christ-lichen Gemeinschaft.Das Bibliodrama der Autoren ist eingebettet indiesen spirituellen Rahmen. Die Liturgie desGottesdienstes erweist sich nach ihrer Meinung„als ein schönes und sinnvolles ‚Ritual’ für alleArten von Zusammenkünften von Menschen,eben nicht nur im religiösen, sondern auch improfanen Bereich“ (25). Die 7 Schritte machendie gemeinsamen Grundverhaltensweisen vonGottesdienst und Leben bewusst.Der Aufbau sowohl eines einzelnen Biblio-drama-Seminars wie auch der Langzeitausbil-dung von T. Schramm und E. Kubitza orientiertsich daher an den folgenden 7 Schritten:

1. Schritta) In der Liturgie: Anrufung.b) In Spiritualität im Alltag wird dieser Anfangaufgenommen und transformiert. Die Teilneh-menden hören die gute Nachricht, dass Gottmich in mein Leben gerufen hat, ich einzigar-

tig und zugleich verbunden mit anderen Men-schen, der Schöpfung und Gott bin.c) Im Gruppenalltag entspricht diese Phasedem Ankommen in der Gruppe.2. Schritta) In der Liturgie: Sündenbekenntnis, Frei-spruch, Vergebung.b) In Spiritualität im Alltag bedeutet Sünden-bekenntnis: „mich als ganzen Menschen zu er-kennen zu geben, mir und anderen nichts vor-zumachen“ (31). „Es geht um die klare Selbst-wahrnehmung im Sündenbekenntnis und dieErfahrung des ‚Dennoch bejaht’ seins.“ (125)c) Konkret auch im Bibliodrama-Seminarver-lauf heißt das: Aussprechen, was uns beschäf-tigt, vor den anderen, die symbolisch „GottesOhr“ repräsentieren; aufmerksames, anneh-mendes Zuhören. Da wir Menschen nur be-grenzt zur Annahme fähig sind, schließt die Se-quenz mit dem Satz: „Gott nimmt uns so an,wie wir heute da sind“, oder mit einer anderenrituellen Form.3. Schritta) In der Liturgie: Verkündigung (Predigttextund Predigt).b) Spiritualität im Alltag: Im Sinn des Priester-tums aller Gläubigen legt hier die ganze mün-dige Gemeinde gemeinsam, gleichberechtigtden Text aus.c) Im Bibliodrama-Konzept der Autoren nimmtdiese Phase den größten Raum ein. Hier ist derOrt für die bibliodramatische Erarbeitung einesBibeltextes durch Körperarbeit, Spiel und Re-flexion.4. Schritta) In der Liturgie: Glaubensbekenntnis – Ant-wort geben.b) In Spiritualität im Alltag: Ich spreche meinganz persönliches Glaubensbekenntnis, ich be-kenne mich zu dem, was ich erkannt habe.c) Im Bibliodrama : Unter dem Eindruck desErspielten und Erlebten beziehen die Teilneh-

Andrea Brandhorst, BielefeldEllen Kubitza, Tim SchrammBibliodrama als lebendiger Gottesdienst1. Heft der neuen Schriftenreihe zur Theorie der Bibliodramapraxis aus dem EB-Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-930826-91-7

Umtrunk zum Erscheinen der Schriftenreihe beim Kirchentag in Berlin

dete Lehrperson. Bibliodrama in der Grund-schule ist möglich, weil sich Prozess- undLernzielorientierung nicht ausschließen unddas Prinzip der Freiwilligkeit durchaus ge-wahrt werden kann.Was mich bei allen vier Bänden überzeugt,ist die kurze pointierte Darstellung, die ver-sucht, das Wesentliche zu sagen. Also:Kenntnis vermittelndes Lesevergnügen inkurzer Zeit. Das liegt auch an der Voraus-wahl der Beiträge durch das hochkarätigeHerausgeberteam: Prof. Dr. Marcel Martinaus Marburg und Dr. habil. Heiner Aldebertaus Erlangen; Else Natalie Warns und Eber-hard Warns aus Bielefeld und Wolfgang Tei-chert aus Bad Segeberg. Initiiert wurdediese Reihe durch die Gesellschaft für Bi-bliodrama e.V.

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menden ihren Standpunkt und tauschen sichdarüber aus.5. Schritta) In der Liturgie: Dankopfer – Gabe sein.b) In Spiritualität in Alltag wie auch im Biblio-drama soll jetzt das Erkannte eine konkrete Ge-stalt annehmen: Jede oder jeder stellt sich vor,welchen konkreten Schritt er / sie gehen will,benennt konkrete Vorhaben und lässt sie auchwieder los, gibt sie in Gottes Hand, denn letzt-lich gilt: „Dein Wille geschehe“.6. Schritta) In der Liturgie: Abendmahl.b) In Spiritualität im Alltag und im Bibliodramaz. B. die Feier eines Agapemahls, singend undessend die Gemeinschaft feiern.7. Schritta) In der Liturgie: Segen.b) In Spiritualität im Alltag und Bibliodramadurch den Segen gestärkt auseinander und zu-rück in den Alltag gehen.

Ähnlich wie im Konzept Spiritualität im Alltagwerden in der Bibliodrama-Langzeitfortbildungder Autoren die einzelnen Schritte an einemWochenende jeweils ausführlich bibliodrama-tisch anhand ausgewählter biblischer Texte ein-geführt, gelernt und geübt und bei weiterenTreffen wieder in symbolischer Verdichtungnachvollzogen, so dass jeder Tagungsablaufden Schritten 1 bis 7 folgt. Eine feste Struktur,die meines Erachtens Halt geben kann, inner-halb derer aber auch viel Gestaltungsspielraumbleibt.Als weitere Grundlage ihrer Arbeit skizzierendie Autoren zustimmend - auch als alternativesZeichensystem neben dem jüdisch-christ-lichen, um Brücken zu bauen für Nichtchristen(8) - einige Aspekte aus zwei Ansätzen der hu-manistischen Psychologie (von R. Cohn undvon St. Covey)1, setzen sie in Bezug zu denoben genannten 7 Schritten und integrieren Er-gänzendes in ihren Ansatz.Nach Auffassung der Verfasser handelt es sichaber in der humanistischen Ethik um Selbst-techniken, „durch welche sich das Subjekteine bestimmte Form gibt“ (60). In dem vonden Autoren favorisierten paulinischen „Kon-zept eines ‚Gottesdienstes im Alltag der Welt’gibt es vergleichbare Selbsttechniken nicht“(61), sondern die Rechtfertigung allein ausGnade ohne das Gesetz der Werke steht imZentrum.

Das 2. Kapitel ist dem Thema Körperlernen/ Körperexegese gewidmet.Das Bibliodrama von Kubitza und Schrammwill lebendiger Gottesdienst, das heißt bei ih-nen auch besonders „leibhaftiger“ Gottesdienstsein. Sie wollen weg von der Verkopfung undIntellektualisierung von Leben und Gottes-

dienst hin zur Überwindung der unbiblischenTrennung von Körper und Geist, Leib undSeele. „In der Körperarbeit begreifen wir, dasswir eine NÄFÄSCH (eine Leib-Seele / ein be-seelter Leib) sind“ (14). Der Körper soll ganzund gar in den hermeneutischen Prozess inte-griert werden. Es geht ihnen um die Wahrneh-mung der Texte am eigenen Leib, das leibhaf-tige Erleben. Körperarbeit und Körperexegesesind nach ihrer Meinung Schritte auf dem Wegzu biblischer Ganzheitlichkeit; „dass Christusin unserem Leib Gestalt gewinnen und GottesKraft in unserer menschlichen Körperlichkeitzur Wirkung kommen will, das ist nicht nureine Sache des Kopfes, sondern des ganzenMenschen – und entsprechendes Lernen undÜben ‚im Alltag der Welt’ hat gottesdienstlicheQualität“ (14).Entsprechend der zentralen Stellung von Kör-perwahrnehmung und Bewegungserfahrung inder Gruppenarbeit der Autoren (andere künst-lerische, kreative gestalterische Ausdrucksfor-men werden nicht thematisiert) nimmt daszweite Kapitel über Körperlernen / Körperexe-gese einen breiten Raum ein. Die Ausführun-gen geben einen guten Einblick in Ellen Kubit-zas Körperarbeitskonzept und –praxis, die ihreWurzeln bei den Tänzerinnen und Felden-kraislehrern Katya Delakova, Frank Hatch,Lenny Maietta und in der Eutonie hat.Zunächst stellt sie sehr anschaulich eine Reihevon konkreten Übungen zur „nüchternen Kör-perarbeit“ vor. „Bei der ‚nüchternen’ Körperar-beit wird noch nicht an einen Text gedacht, alleAufmerksamkeit richtet sich auf den Körperund seine Funktionen“ (78). Ziel ist es „Acht-samkeit für den eigenen Körper und seine Be-wegungsmöglichkeiten zu entwickeln, die Sig-nale des eigenen Körpers zu verstehen und zubeachten“ (65).Der Leser findet in diesem Kapitel eine Vielzahlvon Übungen zum Aufwärmen, zum Erlernender Grundhaltungen und Grundbewegungen,strukturierte, vorgegebene Körperübungen so-wie Ideen zur spielerischen, freien Körperar-beit, in Einzel-, Partner- und Gruppenbezügen.

Die meisten Übungen sind präzise und gutnachvollziehbar beschrieben, eine wahreFundgrube für die eigene Praxis! (Nur einzelneÜbungen scheinen mir für Ungeübte recht for-dernd (84), unter Rückenschulaspekten pro-blematisch (74), oder schwer nachvollziehbar(88)).Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang ihrHinweis, „dass alle im Buch genannten Übun-gen bei Anleiterin oder Anleiter gründliche ei-gene Erfahrungen im Bereich von Körperlernenund Bewegung“ (65) voraussetzen.Die dargestellten Körperübungen können, wiedie Autoren beispielhaft zeigen, durch Akzent-

verschiebung und Fokussierung zu textbezoge-nen Körperübungen werden. „StrukturierteKörperübungen treffen manchmal so unmittel-bar die Aussage eines Textes, dass wir dann von‚Körperexegese’ sprechen können. Dabei wirddeutlich, dass es ein nichtsprachliches Verste-hen des Textes gibt, ein Verstehen, das nichtmehr weiter oder zusätzlich mit Worten ‚ver-mehrt’ oder vertieft werden muss.“ (100)

Im 3. Kapitel geben die Autoren einen sehrkonkreten Einblick in die Praxis ihrer 2 bis 3jährigen Langzeitfortbildung „Bibliodrama er-leben und lernen“. Zum einen stellen sie hieranschaulich dar, mit welchen biblischen Textenund Körperübungen die o. g. 7 Schritte einge-führt, gelernt und geübt worden sind. Zum an-deren wird exemplarisch ein Wochenende auseiner Fortbildung dokumentiert, in dem dieTeilnehmenden selbst nach der Struktur der 7Schritte die Liturgie sowie die Predigt, d. h. dasBibliodrama gestalten. Die „Predigt“ entfaltetsich in Körperexegese, szenischem Spiel undReflexion, eingerahmt von Liturgie. Beglei-tende christliche Symbole, Formeln, Gebeteund Lieder vertiefen die christliche, spirituelleAusrichtung.Ich als Christin werde neugierig und bin ver-lockt, an so einem wahrhaft lebendigen Got-tesdienst teilzunehmen. Bei dieser christlichen,spirituellen Ausrichtung bleibt für mich aller-dings die Frage offen, wie die Autoren denselbstformulierten Anspruch realisieren wollen:„Die Vielfalt der volkskirchlichen Gemeindeoder besser noch die Vielfalt der Welt in derwir leben, sollte in der Gruppe abgebildet sein“(39). Werden sich von diesem Konzept Athei-sten, Moslems, Buddhisten und andere ange-sprochen oder eher ausgeschlossen fühlen? Isthier Platz für einen Dialog der Religionen?Meines Erachtens setzt der hier vorgestellte An-satz die grundsätzliche Zustimmung zu christ-lichen Glaubensinhalten voraus. Er ist einespannende Einladung an alle Christen, su-chende, enttäuschte, fragende, zweifelnde,überzeugte, aber eben an Christen.

Das Buch „Bibliodrama als lebendiger Gottes-dienst“ gibt einen anschaulichen Einblick indas spannende Konzept der Autoren, Biblio-drama in einem spirituellen Kontext und litur-gischen Rahmen zu verorten. Die Leserin, derLeser findet vielfältige, weiterreichende theo-retische, wie praktisch konkrete Impulse für dieeigene Bibliodramaarbeit. Eine Fundgrube fürgut beschriebene Körperübungen im Bereichdes Bibliodramas.

1 Vgl. zum Beispiel R. Cohn: Von der Psychoanalyse zur the-menzentrierten Interaktion, 6. Aufl., Stuttgart 1983 und St.R. Covey, Die sieben Wege zur Effektivität, 6. Aufl., Frank-furt/Main / New York 1995.

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Eine Grundschullehrerin macht eigene exis-tentielle Erfahrungen im Bibliodrama.Ihre religionspädagogische Praxis wird da-von berührt und ein wechselhafter Dialogzwischen den beiden Ansätzen, religions-pädagogisches Arbeiten in der Grund-schule und Bibliodrama, beginnt.

Auch wer nicht das Durchhaltevermögenhat, sich durch die theoretischen Teiledurchzuarbeiten, wird im 5. Kapitel „Zwi-schen Angst und Vertrauen“ – Beispiele bi-bliodramatischen Arbeitens im Religions-unterricht den inneren Dialog von SveaPaul als Religionslehrerin und Bibliodrama-prozessgestalterin und schließlich die Inte-gration der beiden Ansätze in ihrer Praxisnachvollziehen können: Religions- und GemeindepädagogInnenwerden hier im Praxisteil anhand von vierBeispielen in die prozessuale Arbeit des bi-bliodramatischen Ansatzes mit vertrautenreligionspädagogischen Unterrichtselemen-ten eingeführt. Der Aufbau der Unterricht-seinheiten folgt dem prozessualen Phasen-modell des Bibliodramas wie es HeinrichFallner beschrieben hat (in: Hg. Warns /Fallner, Bibliodrama als Prozeß. Bielefeld1994, S.99 ff).Sie finden hier Anregungen für erfahrungs-orientiertes, ästhetisches und symboldi-daktisches Arbeiten mit Gruppen vonGrundschulkindern zu den Themen: „Gottist wie eine Burg“, Pfingsten als Fest der„Begeisterung“, „Der Weg ist frei, die Tür istoffen“ und „Vertrauen finden, Ängste über-winden“. Sie werden dabei besondersdurch die Beschreibungen des tatsäch-lichen Verlaufs zur Gestaltung von Unter-richtsprozessen im Unterschied zum sturenErreichen von Unterrichtsergebnissen an-geregt.Bibliodrama-Bewegten wird die Fragepraktisch beantwortet, wie bibliodramati-sches Arbeiten mit Gruppen im Grund-schulalter und im Kontext von Grund-schule konkretisiert werden kann; woMöglichkeiten und Grenzen liegen.

Inspiriert von ihrem persönlichen Biblio-dramaweg als Exegese ihres eigenen Le-bensvollzuges eröffnet Svea Paul denGrundschulkindern mit bibliodramatischerArbeit im biblisch-christlichen Kontext ei-gene Geborgenheits- und Vertrauenserfah-

rungen. Svea Paul nimmt die existentiellenGrundfragen des Lebens und Glaubens beisich selbst und den Kindern in der Grund-schule ernst. Sie zeigt auf, dass auch in den Zwängen re-ligions-didaktischer Zielsetzungen durchprozessuales Arbeiten im Bibliodrama dieHinwendung zu den Kindern und ein ge-meinsamer Lernweg für die Gruppe derGrundschulkinder mit ihr als Unterrichten-der möglich wird. Das besondere Engage-ment von Svea Paul wird dabei deutlich:der Gefühls- und Erlebniswelt der Kinderdurch eine Verknüpfung zum Bibeltext imReligionsunterricht Raum zu geben unddamit sich vom biblischen Text berührenund verändern zu lassen.Wer sich zunächst nur mit den Praxisbei-spielen beschäftigt hat, wäre gut in derLage, durch die anschaulichen Beschrei-bungen und Reflexionen auch selber dieKriterien zusammenzustellen, wonach fürSvea Paul ein Religionsunterricht als gelun-gen zu bezeichnen ist. Wer darüber hinaus auch Kriterien des „re-ligionspädagogischen“ oder des „bibliodra-matischen“ Ansatzes zu unterscheidensucht oder nach Analogien der beiden An-sätze fragt, und was ihre Verzahnung fürden Religionsunterricht austrägt, ist moti-viert, das von Svea Paul aufbereiteteHintergrundwissen über die beiden Dia-logpartner religionspädagogisches Arbeitenund Bibliodrama genauer zu prüfen. Ihretheoretischen Angebote in den ersten vierKapiteln bahnen uns einen Weg durch Re-ligionspädagogische Konzepte für dieGrundschule und Bibliodrama, Bibliodramaals eine Form ganzheitlichen Lernens, Krite-rien für bibliodramatisches Arbeiten in derGrundschule und Methodenbausteine fürein bibliodramatisches Arbeiten im Reli-gionsunterricht.Svea Paul erreicht damit schließlich eineVerhältnisbestimmung von Kind, Leitung,Text und Methode im Prozess.

Ausgehend von den derzeitigen religions-pädagogischen Konzepten, Korrelationsdi-daktik, Ästhetisches Lernen und Symboldi-daktik, stellt Svea Paul einen nachvollzieh-baren Katalog von Prinzipien desreligionspädagogischen Arbeitens zusam-men. Sie bestimmt dann das Verhältnis vonBibliodrama zu diesen Lernwegen. Für

Svea Paul sind das religionspädagogischeund das bibliodramatische Arbeiten zweizu unterscheidende Ansätze. In ihren Zie-len sind sie sich jedoch ähnlich, existen-tielle Berührungen mit der Botschaft bib-lisch-christlicher Überlieferung erreichenzu wollen.

In einem zweiten Durchgang reflektiert siedie Relevanz des Bibliodramas, insbeson-dere des ästhetischen Ansatzes des Biblio-dramas, als eine Form ganzheitlichen Ler-nens im religions-pädagogischen Kontext.Dazu führt sie zum einen in die vier bi-bliodramatischen Schlüsselkategorien: Be-gegnung, Erfahrung, Ganzheitlichkeit undProzess, und zum anderen in den Span-nungsbogen eines Bibliodramaprozessesmit seinen jeweiligen Phasen ein.

In einem dritten Teil wendet sich Svea Paulden Kriterien für bibliodramatisches Arbei-ten in der Grundschule zu. Text, Gruppe/Individuum und Leitung werden im Kon-text des Bibliodramas und der Religionspä-dagogik beschrieben. Dabei findet die ent-wicklungs-psychologische Perspektive so-wie die Kompetenzentfaltung desGrundschulkindes in Bibliodramaprozes-sen besondere Berücksichtigung. Hier sindauch Hinweise für den Umgang mit biblio-dramatischen Elementen bereitgestellt.

Im vierten Teil werden die Methodenbau-steine Erzählen, Spielen, bildnerisches Ge-stalten, die Arbeit mit Symbolen sowie Ri-tual und Feier für ein bibliodramatischesArbeiten im Religionsunterricht beschrie-ben und reflektiert.

Ihrer Klarlegungsarbeit als Religionspäda-gogin in der Grundschule und als Biblio-dramaleiterin zu folgen, bedeutet für mich,an den Früchten ihrer Erkenntnisse teil zuhaben: dass Glaubensaussagen nicht nurerarbeitet, sondern zu Angeboten für dieeigene Lebensgestaltung werden können.Mir ist in ihrem Beitrag deutlich geworden,dass das prozessuale Arbeiten im Unter-richt vor der Funktionalisierung von Kind,Leitung, Text oder Methode bewahrt.

Für mich ist der Beitrag von Svea Paul eingelungenes Plädoyer dafür, den Religions-unterricht als einen Ort ernst zu nehmen,an dem die Arbeit an brisanten Lebenssi-tuationen geschieht. Sich daran zu trauen,bedarf auch für die Unterrichtenden einesLernweges. Für Svea Paul ist es der Wegdes Bibliodramas zwischen Angst und Ver-trauen.

Eva Stattaus, GreifswaldSvea Paul, Zwischen Angst und Vertrauen, Heft 4 der Reihe „Kontexte – zur Theorie der Bibliodramapraxis“, EB-Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-930826-97-6

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Das Thema das Buches ist brisant undlängst überfällig. Nicht erst seit der PISA-Studie stehen die Bildungseinrichtungenunserer Gesellschaft unter dem Druck, ihreArbeit zu evaluieren, deren Qualität zu er-messen und weiter zu entwickeln: Was füreine Pädagogik brauchen wir – nicht nurum wirtschaftlich anschlußfähig zu sein,sondern um zur Lebensqualität aller beizu-tragen? Was macht die Qualität einer pä-dagogischen Tätigkeit aus und wie kannman diese messen? Die Untersuchung von G. Holzapfel, Pro-fessor für Erziehungswissenschaften an derUniversität Bremen, trägt Wesentliches zurKlärung dieser grundlegenden Fragen bei,weil sie einen blinden Fleck der Pädagogikdetailliert und engagiert analysiert und ent-faltet.

Ausgangspunkt seiner Untersuchungen istdie Feststellung, dass der Mainstream derPädagogik in seinen Lernkonzepten die(Bildungs-) Potentiale des Leibes, der Sinneund der Emotionen bislang weder fundiertanalysiert, noch auch nur ansatzweise ge-würdigt oder mit einbezogen hat.Vorherrschend war und ist in Bildungskon-zepten ein Hierarchiemodell, dass das „An-dere der Vernunft“ (wie z.B. die Tiefendi-mensionen des Ästhetischen, der Einbil-dungskraft, der Körperlichkeit und derEmotionalität) abspalte, unterbewerte odervom Vernunftsbegriff ausschließe.Holzapfel geht es dagegen um eine gene-relle Gleichwertigkeit und Gleichbedeut-samkeit von Körperlichkeit, Emotionalität,Phantasie und Kognition in Bildungsprozes-sen. Um ein Lernen, das sich quasi dialo-gisch zwischen diesen unterschiedlichenEbenen entfaltet und so zu einem vertieften„Gewahrwerden von Situationen und Men-schen“ (S. 35) vorstößt. Doch der Weg zu diesem Ziel ist nicht nurweit, sondern weitgehend auch Neuland.(Holzapfel selbst wählt für sein Vorhabendie feinsinnige Metapher des jahrhunderte-langen Suchens nach der Nordwestpassage– nach dem Schiffahrtsweg, der Atlantikund Pazifik in Norden Nordamerikas ver-bindet).

Zweidrittel seines Buches widmet er derDarstellung und kritischen Würdigung von

Theoriekonzepten, die seine Ausgangs-these auf unterschiedliche Weise belegenund weiterführen. Diesen allen ist gemein,dass auch sie bislang in der Bildungsdebattekaum zur Kenntnis genommen wurden. So zum Beispiel D. Kamper (Analyse desSchicksals der Einbildungskraft, 1990), derStationen der europäischen Geistesge-schichte aufzählt, in der die Gegenüber-stellung von Ratio und Einbildungskraftdazu führte, letztere „in die unterirdischenStollen der Geistesgeschichte“ (S. 15) ab-tauchen zu lassen. Interessant ist, dass ersolche Stationen nicht erst mit dem Projektder Aufklärung ansetzt, sondern u.a. auchdem Abendmahlsstreit von Luther undZwingli 1529 in dieser Hinsicht eine para-digmatische Rolle zuschreibt.

Für Kamper geht es nicht darum, ob Einbil-dungskräfte, Sehnsüchte oder EmotionenTeil von Lernprozessen sein dürfen (denndas sind sie, wie er nachweist, so oder so),sondern wie diese Kräfte in Bildungspro-zessen ausgedrückt, vergegenwärtigt undkritisch reflektiert werden können. Erst mitsolchen Reflektionen - so Kamper - kannder steckengebliebene Aufklärungsprozesswirksam wiederbelebt werden.Holzapfel schließt eine Darstellung derUntersuchung der Brüder Böhme über dieKantsche Erkenntnis- und Moralkonzeptionan, in der vor allem der „Abwehrwall“ kri-tisiert wird, den Kant gegenüber allen Stö-rungen aus dem Bereich „des Anderen“aufgebaut hat. Als schlichtweg naiv be-zeichnet es Holzapfel, wenn heutige Bil-dungskonzepte meinen, eine lückenloseAnknüpfung an diesen verengten Erkennt-nisbegriff sei möglich.

Um auch die anthropologischen Grundla-gen des Lernens in den Blick zu nehmen,wird dann der Ansatz von Rudolf zur Lippedargestellt, der die zur Zeit ausgereiftestetheoretische Begründung für eine Sinnen-pädagogik bietet. Zur Lippe fordert ein di-alogisches Verhältnis von Natur und Kultur,von Leiblichkeit, Emotionalität und Ver-stand und sucht nach Anhaltspunkten inder gegenwärtigen Gesellschaft, wo ausge-wogenere und vieldimensionale Symboli-sierungs- und Lernleistungen zu findensind.

In einem letzten darstellenden Kapitel ver-sucht Holzapfel, die für seine Fragestellungrelevanten theoretischen Grundlagen derIntegrativen Therapie (IT) heraus zu arbei-ten. Die IT geht – wie auch neuere Ergeb-nisse der neurowissenschaftlichen For-schung - von einer ausgefeilten Klassifizie-rung von Bewusstseinszuständen aus, dieschlußfolgern lassen, dass es in einem er-folgreichen Lernprozess um ebenso diffe-renzierte Wahrnehmungskompetenzen ge-hen muß. Wenn jemand kein differenzier-tes und mehrperspektivisches Ausdrucks-und Gestaltungsvermögen erwirbt, agiertsein Vernunft-Ich labil, schwankend undunberechenbar.

Bildung wird von Holzapfel demnach alsein Gestaltungs- und Vergegenwärtigungs-prozess verstanden, der das kognitive Be-greifen und Deuten ergänzen muß mit Mit-teln des „poetischen Sagens“ (S. 200). Da-mit plädiert Holzapfel dafür, auch Themendes Religiösen und Transzendentalen inden modernen Bildungsbegriff einzubezie-hen (wie das auch für Petzold und seinenTherapieansatz unabdinglich ist). Er siehtdas Problem der notwendigen Grenzzie-hungen an dieser Stelle, für die Kriteriengefunden werden müssen. Diese dürfenaber nicht die bekannte Hierarchisierungwiederholen und veraltete und verein-fachte Scheidungen zwischen Vernunft undIrrationalem vornehmen. Holzapfel macht wiederholt deutlich, dasser auf keinen Fall naturalistische oder bio-logistische Konzepte zum selig machendenBildungsweg erklären will. Es sei oft nichtohne Weiteres möglich, auf induktivemWeg von der Wahrnehmungs- und Sinnen-ebene zum Begreifen von komplexeren Zu-sammenhängen zu kommen.

Dennoch mißt er Lernprozessen, die dieunterschiedlichen (Bewußtseins-) Ebenendes Menschen (Wahrnehmen, Erleben,Denken und Handeln) gleichgewichtig miteinbeziehen einen deutlich höheren Lern-erfolg zu.Seine These von der Einheit und der Diffe-renz der Faktoren Leib, Einbildungskraft,Emotionalität und Kognition in Lernprozes-sen wird im letzten Teil des Buches zumKriterium für die Auseinandersetzung mitanderen Bildungskonzepten.Um seinen Ansatz zu veranschaulichenstellt er abschließend Praxismodelle vor:Diese kommen aus dem Bereich der Orga-nisationsentwicklung, der AllgemeinenWeiterbildung und der Hochschuldidaktik. Das Buch überzeugt auf ganzer Linie durch

Antje Rösener, DortmundG. Holzapfel, Leib, Einbildungskraft, Bildung –Nordwestpassagen zwischen Leib, Emotion undKognition in der Pädagogik, Bad Heilbrunn 2002

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Diese Dissertation des Grazer Theologen,Psychotherapeuten und BibliodramatikersLudwig Zeier ist davon geprägt, die ge-nannten Disziplinen und auch Identitätenzusammenzudenken und Verbindungsli-nien zwischen ihnen zu entdecken. Das Bi-bliodrama wird aus der Sicht verschiedenerTheorien unterschiedlicher Disziplinen be-trachtet und gedeutet. Theoretische Passa-gen und Fallbeispiele wechseln einanderab. Dabei entfaltet der Autor seinen eige-nen Ansatz im Spannungsfeld von Theolo-gie, Psychotherapie und Bibliodrama.

Zeier beginnt seine Arbeit mit einer Dar-stellung dessen, was Bibliodrama aus-macht. Er benennt unterschiedliche biblio-dramatische Ansätze und stellt seinen eige-nen Ansatz, der von der integrativenTherapie als methodischem Hintergrundgeprägt ist, anhand von Fallbeispielen dar.Gewünscht hätte ich mir dabei, dass nochdeutlicher würde, was das Spezifische sei-nes von der integrativen Theorie geprägtenAnsatzes ist.

Der zweite Teil verarbeitet die theoreti-schen Ansätze von Freud, Winnicott undLorenzer und befragt sie auf ihren Ertrag fürdas Verständnis zunächst von Religion unddann von Bibliodrama. Die religiösen Er-fahrungen, die (auch) im Bibliodrama ge-macht werden, benennt Zeier als einenSpezialfall der symbolischen Erfahrung.Spannend fand ich vor allem die Aufnahmevon Winnicotts „potential space“, dem„Reich des Zwischenraumes“ zwischen

Subjektivität und Objektivität, in dem erdas Bibliodrama ansiedelt. Dieser Raumsteht auch zwischen suchen und entwer-fen, zwischen finden und erfinden – eineBestimmung, die vielen bibliodramatischenErfahrungen entspricht. Vom Ansatz Freudssetzt sich Zeier in wesentlichen Punkten –meines Erachtens sehr zutreffend - ab undbetont die Kontextgebundenheit seiner Ge-danken. An dem Verständnis der Trostfunktion vonReligion – die er allerdings positiv versteht,denn „auch reife Menschen brauchenTrost“ (S. 49) - hält Zeier allerdings fest. Ausprotestantischer Sicht wäre hier natürlicheine Auseinandersetzung mit dem vor al-lem von Henning Luther entfalteten Ge-danken interessant und notwendig, dassReligion primär aufrüttelt und die Krisen of-fenhält statt (vorschnell) zu trösten.

Ein dritter Teil widmet sich dem (im Biblio-drama vorausgesetzten) Verständnis des bi-blischen Textes. Zeier greift hier auf die An-sätze von Drewermann, den rezeptionsäs-thetischen Zugang insbesondere von Pierceund die tiefenpsychologische Interpretationvon Raguse zurück und wendet diese The-orien auf die Deutung eines Fallbeispielsvon Ex 32 an. Seinem Verständnis des Biblischen Textesist dabei aus bibliodramatischer Sicht sichernur zuzustimmen. Hier wäre allerdings eineRezeption und Auseinandersetzung mitden diversen bibliodramatheoretischen Ar-beiten der letzten Jahre fruchtbar gewesen– diese Verständigungsarbeit in Verortung

und Abgrenzung mit den Bibliodramarefle-xionen der letzten 25 Jahre vermisse ich indieser Arbeit insgesamt.

Abschließend nimmt Zeier noch einmal dietheologische Perspektive ein und blickt ausdieser durchaus auch kritisch auf diePsychotherapie in ihren problematischenSeiten. Er schließt mit der Feier der Sakra-mente als Ort religiöser – und damit sym-bolischer - Erfahrung und möchte das Bi-bliodrama in eine – veränderte Sicht von –Sakramentenpastoral stellen. Damit steht erin der aktuellen Diskussion um eine Inte-gration des Bibliodramas in kirchlicheHandlungsfelder und die Frage, was dieseinerseits für das kirchliche Handeln undandererseits für das Bibliodrama bedeutet.

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die Brisanz der Themenstellung und dieGründlichkeit und Eigenwilligkeit, mit derder Autor ihr nachgeht. Es ist vermutlichkein Zufall, dass weitreichende Impulse füreine in dieser Hinsicht veränderte Bil-dungspraxis aus dem therapeutischen Be-reich kommen (IT).

Es kann sein, dass in diesem Kontext – auf-grund der Notwendigkeit der Klientenhinzu zu lernen und ihr Leben wirksam ver-ändern zu müssen – unter der Hand Ein-sichten für ein nachhaltiges Lernen ent-standen sind, die von der dafür zuständigen

Fachdisziplin, der Pädagogik, nicht längerignoriert werden dürfen.

Außerdem ermutigt das Buch zu weiterenGrenzüberschreitungen: Erfahrungen ausdem Bereich der Religiösen Bildung solltenin die Weiterentwicklung dieses Ansatzeseinbezogen werden: Denn mit großenÄhnlichkeiten zur Psychodramaarbeit nachMoreno (die Holzapfel erwähnt und mitderen Methoden er z.T. selbst arbeitet) hatsich im Raum der Kirchen in den letzten 25Jahren die Bibliodramaarbeit entwickelt.Sie bietet eine inzwischen ausgereifte Me-

thodik, die genau die von Holzapfel gefor-derte Einheit und Differenz der unter-schiedlichen Lernebenen berücksichtigt.Ihre Erfolge liegen nicht nur in der Inten-sität und Effektivität des Lernens auf unter-schiedlichen Ebenen, sondern auch in ihrerAttraktivität für die „Kunden“.

Es gibt also jede Menge Gründe, das Buchzu lesen und die gegenwärtige Bildungsdis-kussion um die benannten Problemstellun-gen entschieden und mit Nachdruck zu er-weitern.

Dr. Uta Pohl-Patalong, HamburgLudwig Zeier, Die Wirklichkeit und ihre SpielräumeDas Bibliodrama aus der Sicht der Psychoanalyse, Verlag W. Kohlhammer Stuttgart2003, ISBN 3-17-017267-0, 232 S.

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Das Vorbereitungsteam hatte den Kongressunter das Thema „Gastfreundschaft” gestelltund als Leittext dazu den Johannesprologgewählt: „Er, der Logos, kam in sein Eigen-tum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.Die ihn aber aufnahmen, denen gab er...Gnade um Gnade.“Dieses Thema wurde auf vier Bahnen oderKanälen durch die Tage hindurch verfolgt:Die Workshops, die Plenarvorträge, die ge-schmackliche Linie (no taste, no hospitality),und die Liturgien am Abend und am Mor-gen in der Kapelle. Kontrastiert wurde dasThema „Gastfreundschaft“ durch die Ent-scheidung der zuständigen Synode, dieEvangelische Akademie Nordelbien (trotz ei-ner sehr großen Zahl und einem breitenSpektrum von Protesten) zum Jahresende zuschließen. Es war spätestens zum Abschluss-fest klar, dass dieser 16. InternationaleWorkshop auch der letzte seiner Art gewe-sen sein würde. Auch dies trug sicherlich zurIntensität bei, mit der sich die über 50 Teil-

nehmenden aus acht Ländern, Stammteil-nehmende und neue, an den Gruppensit-zungen zum Leittext beteiligten. Diese wur-den geleitet von Maria Elisabeth Aigner / Ga-briele Bleker-Permes (Österreich), Marcus A.Friedrich / G. Marcel Martin (Deutschland),Peter Varga (Ungarn), Ellen Kubitza / TimSchramm (Deutschland), Aino-Kaarina Mä-kisalo / Matti-Pekka Virtaniemi (Finnland).Eröffnet wurde der gesamte Workshop miteiner ästhetisch-kommunikativen Aktion,welche die Aufmerksamkeit auf den Ge-schmack der Gastfreundschaft lenkte unddamit die spirituelle Garküche (auf zwei Rä-dern und mit einer Flamme) einführte, mitder Christoph Riemer (Hamburg / Gelnhau-sen) das Thema und den Prozess begleitete.Zum festlichen Abschluss fand diese Auf-merksamkeitsrichtung mit dem Vortrag desHamburger Kochs Thorsten Gillert (sieheden Beitrag von W. Teichert) und einem vonihm bereiteten Menü (Eigenes und Fremdeszusammen in jedem Gang) ihren Abschluss.

Die vortragsweise Behandlung des ThemasGastfreundschaft wurde eröffnet mit einemBeitrag von Matthias Rösener (Soziologe ander Hochschule Harz, Halberstadt) zu „Gast-freundschaft im Kontext von Migration inEuropa“. Bevor Gemütlichkeit und Verklä-rung der Gastfreundschaft aufkommenkonnten, machte er unter anderem deutlich,dass der Gaststatus ein minderer ist gegenü-ber dem des Einwohners, auch wenn er denFremden der Definition als Feind entzieht.Darauf folgte Martina S. Gnadt (Kassel) miteinem Vortrag über den Segen göttlicher Gä-ste in den Geschichten von Philemon undBaucis und Sarah und Abraham. Mit demFilm „Babettes Fest“ schlug sie die Brückezurück zum 4. Internationalen Workshop1989 zur Hochzeit in Kanaa - Fest derWandlung. Wolfgang Wesenberg (Berlin)nahm im dritten Plenum das Motiv der Gast-freundschaft auf und verglich die Bilder, mitdenen in der Bibliodrama-Theorie die Be-gegnung von Teilnehmenden bzw. Gruppeund Text beschrieben werden. Aspekte derDiskussion: Wie ändert sich die dort stattfin-dende Begegnung von Eigenem und Frem-den? Und wie kann dies diesseits der Bilderbeschrieben werden? Die konzentrierten

BERICHTE AUS DER GESELLSCHAFT FÜR BIBLIODRAMA E. V

Wolfgang Wesenberg, Berlin16. Internationaler Bibliodrama-Workshop 25.-28. September 2003, Bad Segeberg

Wolfgang Wesenberg, Berlin

PressemeldungBibliodrama - Treffen in Ungarn Europäisches Netzwerk verständigt sich auf gemeinsame Fortbil-dungskonzeption

Vom 12.-15. Juni 2003 fand in Dobogókö/Ungarn ein Internatio-nales Biblodrama-Treffen mit 120 Beteiligten aus fünf europäi-schen Ländern statt (Ungarn, Dänemark, Österreich, Schweiz,Deutschland). Unter dem biblischen Motto „Der Wind weht, woer will ...“ fanden acht Workshops statt. Daneben gab es Vorträgevon Dr. András Csepregi (Ungarn) und Prof. Marcel Martin(Deutschland), die in die Theorie des Bibliodramas einführten.Während einer Schifffahrt auf der Donau hatten die Teilnehmen-den Gelegenheit, Eindrücke und Erfahrungen auszutauschen unddie konzeptionellen Ansätze von Kolleginnen und Kollegen ken-nen zu lernen. Gleichzeitig erlebten die ausländischen Teilneh-menden besonders das Flair und die Landschaft zwischen Do-nauknie und Budapest. Am Sonntag wurde im Rahmen eines Gottesdienstes eine Linde indie Erden gepflanzt, die aus den jeweiligen Heimatländern mitge-bracht worden waren. Diese symbolische Geste drückte auch dieHoffnung der Teilnehmenden auf einen erfrischenden Pfingstwind

aus, der nicht „in dürren Blättern säuseln”, sondern mit einer kla-ren Luft die geschwisterlichen Gemeinschaften in den Fluren derEU beleben soll.Von diesem Kongress erwarten die Veranstaltenden weitergehendeImpulse für die ungarische Bibliodramabewegung und den Aus-tausch zwischen den unterschiedlichen Zweigen, die sie prägen.Zum Kongress erschienen auch die ersten drei Bibliodrama-Bü-cher in Ungarischer Sprache, es sind Übersetzungen aus demDeutschen. (Gerhard Marcel Martin: Sachbuch Bibliodrama, ung.„Bibliodráma”; Else Natalie Warns / Heinrich Fallner: Bibliodramaals Prozess, ung. „Jerikó rózsája”; Klaus-Werner Stangier: Jetzt,ung. „Itt és most”).Das internationale Treffen und die Herausgabe der Bücher wur-den unterstützt von den ungarischen Stiftungen „Egyházfórum” undCsillaghegyi Gyülekezet- és Templomépít? Alapítvány und der Eu-ropäischen Kommission in Rahmen der Aktion Grundtvig-Lern-partnerschaften des Programmes Sokrates. Im Anschluß an dasTreffen fand eine Konsultation des Europäischen Bibliodrama-Netzwerkes statt, auf dem eine gemeinsame Konzeption für Bi-bliodrama-Fortbildungen (Cili 2) beschlossen und über Grundla-gen und Strukturen der weiteren Zusammenarbeit beraten wurde.

Kriszta Eisenbarth, Vorsitzende des Ungarischen Bibliodramaver-eins und Wolfgang Wesenberg, Vorsitzender der GfB e.V.

16. und letzter Internationaler Bibliodrama-Workshop in Bad Segeberg

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Die Vorgaben für diesen Workshop warenzum einen das Thema „Gastfreundschaft“,zum anderen der Text aus dem Johannes-prolog Joh 1,11-16.Dadurch ergaben sich für uns zwei „Berei-che“ und die Frage nach der Brücke dazwi-schen. Ein Tanz, der in den getanzten Son-nenstrahlen die Schönheit dieses Sommersaufnahm, war der Auftakt zu unserer ge-meinsamen Arbeit. Dann begannen wir mitden beiden Bereichen, die unsere Vorberei-tung prägten, indem wir die Teilnehmendenfragten, was sie hergeführt hatte: das Thema,der Text oder etwas ganz anderes.Wir baten sie, sich auf den Weg nach drau-ßen zu machen und ein entsprechendesSymbol dafür zu suchen, warum sie da sind.In der Vorstellungsrunde nannten die Teil-nehmenden ihre Namen und erzählten et-was von ihren Symbolen, die sie dann in dieMitte legten.Eine erste Übung beschäftigte sich mit demThema der Gastfreundschaft.Nach einer Körperübung bildeten sichPaare, die sich in einem zweigeteilten Raum– eine Grenzlinie wurde markiert – gegenü-ber aufstellten.Auf einer Seite standen die „Gastgeber“, aufder anderen Seite die „Gäste“.Die Spielsequenzen erfolgten nonverbal, indrei Durchgängen: Im ersten sollten alle die Rolle des höflichenGastgebers / des höflichen Gastes ausfüllen,im zweiten war die Aufgabe, sich so zu ver-halten, „... wie ich es mir immer schon ein-mal gewünscht habe, mich aber nie trauenwürde bzw. ... was ich immer schon einmalwollte“,im dritten Durchgang sollten alle Gäste undGastgeberinnen sich so darstellen, wie sie essich idealtypisch wünschen. Nach einemAustausch zu dritt erfolgte ein Seitenwech-sel, so dass alle Teilnehmenden beide Rollen

ausfüllen konnten – die der Gastgeber bzw.Gastgeberinnen und die der Gäste.Die nächste Arbeitseinheit am Freitagvor-mittag war erheblich kürzer als geplant. DerVortrag von Martina Gnadt war sehr dichtund beinhaltete vieles von dem, was wir fürdiese Einheit geplant hatten.Deshalb setzten wir mit einer Körperarbeit(vor allem Boden und Kontakt zur Erde spü-ren) fort, um das Gehörte und dabei Erlebtegut aufnehmen zu können. Nach der Kör-perarbeit gab es die Möglichkeit, sich zuzweit oder zu dritt auszutauschen, oder dieZeit für sich alleine zu nutzen.Nach einer ausgiebigen „Befindlichkeits-runde“ (wo stehe ich gerade, was bewegtmich), war der erste Teil des Nachmittagesgeprägt von der Arbeit am Text (vorlesenund Echo der Teilnehmenden). Jede und je-der suchte sich ein Wort / einen Satzteil ausdem Text und bewegte sich damit im Raum.Langsam beginnt das Wort / der Satzteil sichaus dem Inneren heraus einen Weg zu bah-nen – liegt zuerst auf der Zunge, wird danngeflüstert, erfährt dann einen intensiverenstimmlichen Ausdruck, fließt schließlich ineine Geste über und tritt in Interaktion mitden anderen Teilnehmenden.Den zweiten Teil des Nachmittages began-nen wir wieder mit einer Körperarbeit(Atemübungen, atmen, gemeinsames Tönenim Raum). Der Text wurde vorgelesen undwir luden ein, mit dem Text in Form einesEchos aus dem Stand (Atem, Töne, Stimm-einsatz) in Resonanz zu gehen. Im Anschlusssuchten wir gemeinsame Rollen.Es folgte ein nonverbales szenisches Spiel,das von einem Aufstellungsbild ausging, vondem aus die Rollenspielerinnen (Rollenspie-ler sind impliziert) ihren Impulsen folgten.Gemeinsamer Austausch, Reflexion undRückbindung an den Text prägten den Aus-klang dieser Einheit.

Die Samstagvormittags-Einheit begann miteinem Tanz und einer Runde, in der die Teil-nehmenden erzählten, was sie im Rückblickauf die Gesamtheit dieser Tage im Momentgerade bewegte.Eine Körperarbeit schloss sich daran an.Wir lasen den Text zwei Mal hintereinander,mit der Frage: Wie höre ich ihn heute? Wassteht für mich – nach dem gestrigen szeni-schen Spiel – im Vordergrund meiner Auf-merksamkeit?Dreiergruppen vertieften die Textarbeit miteiner Gebärdenarbeit:Jede Spielerin konnte sich einen Begriff wäh-len, der momentan im Vordergrund stehtund eine der beiden Mitspielerinnen bitten,ihn nonverbal mittels einer Gebärde darzu-stellen – dazu wurde der „Gegenbegriff“ ge-wählt, den die zweite Spielerin verkörperte.Die Dritte aus der Dreiergruppe hatte dieAufgabe – ebenfalls nonverbal – in Kontaktmit den beiden zu treten.Nachdem jede und jeder eine Rolle inne-hatte, erfolgte ein Austausch, der ins Mittag-essen mündete.

Am Nachmittag tauschten wir die Erfahrun-gen zur vertieften Textarbeit mittels Gebär-den aus. Dabei wurden primär Gegensatz-paare zum Thema benannt, wie zum Bei-spiel „das Eigene“ und „das Herrenlose“,„das Fleisch“ und „der Geist“, „der Gastge-ber“ und „der Fremde“ und so weiter. AmGegensatz „das Eigene“ – „das Herrenlose“arbeiteten wir mit der Methode der Tetra-lemmaarbeit – entwickelt von MatthiasVarga von Kibéd und Insa Sparrer.Zum Abschluss kehrten wir noch einmalzum Ausgangspunkt zurück, indem wir dieSymbole der Eingangsarbeit herholten undrückblickend formulierten, was sie uns zuBeginn waren und wie bzw. ob sie sich imLaufe des gemeinsamen Prozesses veränderthatten und durch neue ergänzt wurden.Der Sonnentanz des Anfangs setzte auchden Schlusspunkt dieses gemeinsamen Bi-bliodramaprozesses.

Maria Elisabeth Aigner, Graz und Gabriele Bleker-Permes, GrazWorkshop-Bericht

Abend- und Morgenliturgien unter Leitungvon Antje Rösener lebten von der Vielstim-migkeit und Vielsprachigkeit der Lesungenund Gesänge, die Ernst und Trauer des Ab-schiedthemas aufzunehmen vermochten.Beim Abschlussfest wurde mit 16 Voten undBlumensträußen der 16 bisherigen Biblio-drama-Workshops in Bad Segeberg gedachtund dem Akademiedirektor Wolfgang Tei-chert, der sie alle begleitet hat, gedankt.Beim Abendmahl während des Abschluss-gottesdienstes war die Assoziation eines De-

filees am Grabe unvermeidbar. Der Gottes-dienst konnte nicht die Verzweiflung vielerüber die Schließung der Akademie und desEndes dieses bibliodramatischen Bogensnehmen, sie aber für manche auflösen, in-dem die Wortverkündigung nicht vomHausherren gesprochen wurde (ihm bliebdie Leitung des Abendmahls vorbehalten),sondern durch Teilnehmende in Form von„Resonanzen“ aus den Workshops geschah,- und der Samba den heilsamen Geist erbat.Viele sah ich Abschied nehmen von der Ka-

pelle, dem blauen Teppich im Foyer, demSee – wie uns Aino-Kaarina Mäkisalo diesenRitus aus dem Kalevala-Epos beschriebenhat. Das Burckhardthaus Gelnhausen hatangeboten, die Tradition der SegebergerWorkshops aufzunehmen. Sie könnte aucheingehen in einen „wandelnden“ Kongresseines europäischen Bibliodrama-Netzwer-kes. Ein Dank allen, die uns in Bad Segebergzu hoffen halfen, dass die biblischen undspirituellen Räume tragen, wenn die kon-krete Herberge geschlossen wird.

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Text Joh. 1,11-16 (Fridolin Stier)

1) Mit der Frage nach unserem Motiv an derTagung teilzunehmen - war es das Tagungs-thema „Gastfreundschaf“ oder der Text (Joh.1,11-16), der dafür als Grundlage ausge-wählt wurde, - geht die Aufforderung anuns, sich von einem Symbol finden zu las-sen.

Abgesehen davon, dass für mich als Biblio-dramaleiterin die Tagung an sich schon Mo-tiv genug ist, ist es der Text, der mich reizt,mit der ersten Zeile: „In sein Eigentum kamEr, und die Eigenen nahmen Ihn nicht auf.“So wähle ich als Symbol ein herbstlich ver-färbtes Ahornblatt: Mit der Röte in den Blatt-spitzen und mit der fahlen Blässe am unte-ren Teil des Blattes assoziiere ich Schamröteund Schrecken bei der Vorstellung nicht auf-genommen zu werden.

2) Beim ersten Hören des Textes bleibe icham Verb „zelten“ („Und Er, das Wort, wardFleisch, zeltend unter uns“) hängen. MeineGeste: ich ertaste ein spinnwebartiges Ge-webe oder eine Membran mit den Fingernin der Luft.Im gestischen Spiel ist mein erstes Erleben,dass ich „die Frau, die aufgenommen wer-den möchte“ (in dieser Rolle ist eine Teil-nehmerin, die versehentlich bei der Begrü-ßung der ausländischen Gäste vergessenwurde) nicht sehen kann, dafür mein Blickauf die im Sonnenlicht stehende „Frau, die

aus der Fülle bekommen hat“ fällt. Die Blick-Begegnung mit der verborgenen „Frau dieaufgenommen werden möchte“ ist für sieund mich ein Moment, der uns beide sicht-lich erschüttert. Ich stehe im Mittelpunkt ei-ner Achse der sich selbst verbergenden Be-dürftigen und der im Licht stehenden Frauund erkenne mich in beiden selbst wieder.Dabei fällt mir die Liedzeile aus Bert BrechtsMacki Messer ein: „Und man sieht nur dieim Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht“. Eher als Randnotiz suche ich im Spiel nocheine zweite Begegnung mit dem am Randstehenden und hilflos anmutenden „Zeu-gen“ (aus dem Kontext „Johannes zeugt fürihn“). Mit meiner Geste, die inzwischenmehr einen Windhauch ausdrückt, möchteich ihm mit einem Augenzwinkern sagen:„lege dich nicht fest, nimm´s nicht so ernst.“ Mein Eindruck von diesem Spiel ist: Es gibtein Umherschweifen, eine Kette von indivi-duellen Begegnungen, aber keinen Hand-lungsmittelpunkt.

In der Auswertung (Kleingruppe) kommenwir zu dem Ergebnis, dass, sobald wir eineErkenntnis feststellen wollen, diese sogleichmit einem „Andererseits....“ infrage gestelltwird. So entgleitet uns eins ums andere. In einem späteren Nebengespräch erfahreich, dass Vollmacht auf griechisch Dynamisheißt – es ist eben keine Metapher für einefeste Burg! Bei mir selbst wundert mich derplötzliche Gefühlsumschwung von der Be-troffenheit zum Schalk.

3) Beim erneuten Hören des Textes drängtsich mir das Wort „Eigenes“ auf. Aufgefor-dert dazu, das Gegenteil zu nennen, ent-scheide ich mich für „herrenlos“. Beide Be-griffe werden in einer Dreiergruppe gestischdargestellt. Meine Mitspielenden bringendie Begriffe „Namen“ und „Namenlos“, so-wie „Wahrheit“ und „Lüge“ ein. Beim Stel-len der Gesten erleben wir, wie grauenerre-gend das Namenlos- und Herrenlos-Sein istund wie hilflos verdreht die Lüge sich unsdarstellt. Aber auch etwas anderes wirddeutlich: „Wahrheit“ und „Name“ dürfen inihrem Ausdruck nicht erstarren und müssensich ihrem Gegenteil in einer kleinen Gesteöffnen.

Ein Mitspieler redet vom Körnchen Lüge inder Wahrheit und umgekehrt. Auch hier holtes uns wieder ein: das „Sowie-als-auch“.

4) Noch einmal nehmen wir uns unser An-fangs-Symbol vor. In meinem Herbstblattsehe ich jetzt etwas neues: Im „Schrecken“(Anfang) sehe ich jetzt eine Gnadenlosigkeitgegen mich selbst und frage mich, ob nichtKatastrophenangst bei mir Gastrecht genießtund diese nicht selten das Hausrecht an sichreißt. Es ist ein rauher Wind, der GottesGnade entgegen schlägt.

5) In einem weiteren Schritt, einem Tetra-lemma (abgeleitet von Dilemma), setzen wiruns mit dem Begriffspaar „Eigen“ und „Her-renlos“ auseinander.In der Gegenüberstellung mit dem „Herren-losen“, nach sehr langem - fast zeitlosemBlick, sehe ich darin ein Gesicht vollerMenschlichkeit, dem ich vertrauen und dasich sogar lieben kann. Das verstärkt sichbeim Blick in das Gesicht der „Zukunft“ -(beides Positionen in der Aufstellung).

Mein Blick geht noch etwas über denWorkshop hinaus auf die Tagung selbst. Dakommen mir noch Gedanken zum Aspektdes Angenommen-werden-Wollens. Das istnatürlich auch etwas, was sich die Tagungs-teilnehmer untereinander wünschen undgewähren können, sofern sie einander auchwahrnehmen und nicht blenden lassen.

Andererseits wage ich ketzerisch noch einenweiter gehenden Gedanken und frage nachdem Körnchen Hochmut in einer Spielartder Bescheidenheit - wie einzelne sie in un-serem ersten Spiel auch wahrgenommen ha-ben - eine Bescheidenheit, die sich mit demAnspruch: „Als gute Menschen müßt Ihrmich entdecken!“ selbst ins Dunkel stellt:Wie ist das bei einem Gott, der sich verbirgt?

Doris Arenas, SchwenningenResonanz auf den Workshop der GruppeAigner / Bleker-Permes

Gottesdienst in Bad Segeberg

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1. Arbeitseinheit (2 Stunden)Vorstellungsrunde mit der Frage nach Biblio-drama-BegegnungenKörperarbeit:- Zu Gast in diesem Raum: Alle verlassennoch einmal den Raum, suchen sich einenPlatz in der Halle. Von dort aus gehen sienoch einmal mit bewußteren Sinnen denWeg in den Raum.- Die Teilnehmenden bekommen einen„Blindenstock“ mit der Spielaufgabe, vomselben Ort in der Halle blind in den Raumeinzukehren und sich in der Mitte zu plat-zieren.- Meine Stimme besuchen: Umhergehenund tönen, Lippen öffnen, Vokale und Kon-sonanten formen. Lautstärke variieren.- Glissandi tönen, den Körper mitnehmenvon der tiefen auf die hohe Ebene undgegenläufig zur Stimme.- Zu Gast in dieser Gruppe: A bringt B ihrenNamen bei. Vorgabe: B ist A fremd und hatihren Namen noch nie gehört. B lernt hö-rend, lippenlesend und nachahmend denNamen von A und umgekehrt. Der gleicheProzess findet zu viert statt. Gegenseitig stel-len die Teilnehmenden ihre neuen Bekann-ten vor. Schließlich wird jeder Name in derganzen Gruppe vorgestellt, erhört undwiederholt.

Spiel-Improvisation I:- Zu Gast in Gruppenhäusern: Auf der Bühneentstehen drei Häuser aus zwei Personen,der erste geht auf die Bühne und setzt daserste Bauelement, die zweite verhält sichdazu und so weiter. Wenn die Häuser ste-hen, suchen entsprechend drei Gäste ihrenPlatz.- Dasselbe mit einem vierer, einem siebenerund schließlich einem Gruppenhaus. DurchAntippen der Bauten entfaltet sich das Grup-penhaus.- Anschließend ein Feedback-Blitzlicht.

Spiel-Improvisation zu Jacques Derrida:„Besteht aber das Eigentümliche des Men-schen nicht (…) darin, dass er auch Tieren...und Göttern Gastfreundschaft gewährenkann?“ (Ders., Von der Gastfreundschaft,Wien 2001, S. 141)Der Raum ist getrennt in zwei Hälften. DieGruppe teilt sich in Gastgeber und Gäste.Die Gäste entscheiden sich still, ob sie einTier oder ein Gott spielen wollen. Zur glei-chen Zeit gehen ein Gast und ein Gastgeberauf die Bühne. Der Gastgeber darf nicht aus

dem Haus treten. Der Gast, Tier oder Gottin der Improvisation, will hinein.Nach fünf Szenen: Reflexion auf das Gese-hene und Gespielte.

2. Arbeitseinheit (1 Stunde)Körperarbeit: Meinen Leib besuchen.- Im Sitzen am Boden: Ein Fuß besucht denanderen, die Hände besuchen die Beine,die Knie usw. Partnerübung: Ein Rücken be-sucht den anderen. Arme Rücken an Rük-ken durchmassieren, Köpfe anlehnen.Vorstellung der Spielidee Johannes 1,11für den Nachmittag: „Er kam in sein Eigen-tum, aber die seinen nahmen ihn nicht auf.“Zwei Halbgruppen bekommen den Auftrag,einen „Zweiakter“ im Anschluss an die bei-den Halbverse zu spielen. Die eine Gruppedarf Sprache verwenden, die andere soll imNonverbalen bleiben.

3. Arbeitseinheit (2 ½ Stunden)Die Gruppe nimmt nach einem zehnminü-tigen warm-up den Faden auf und trifft inder Halbgruppe Verabredungen für dasSpiel. Die Szenen werden gespielt (siehe Ti-tel aus der letzten Einheit).- Ausführliche Reflexion im Anschluss an dieSzene mit dem Fokus auf die Wahrnehmungund das Erleben. Die theologische Ebenewird nur gestreift. Die existentielle Erfahrungkommt zu Ausdruck.

4. Arbeitseinheit (1 1/4 Stunde)- Die Szenen, die am Vortag entstandensind, werden noch einmal ins Spiel gebracht

mit der Vorgabe, die Rolle des „er“ im Textals Jesus-Rolle zu verkörpern. Die Protago-nistinnen des „er“ vom Vortage sind bereit,die Rolle zu übernehmen. Die Aufmerksam-keit ist bei den Zeugen und Zeuginnen aufdie Frage gerichtet: „Was verändert sichdurch diese Identifizierung / durch diesenSubjektwechsel?“- Die Gruppenmitglieder formulieren aufGrund des Gespielten / Gesehenen Varian-ten zu dem Ausgangstext Johannes 1,11(siehe Anhang).- Kurze Reflexionen zur Jesus-Erfahrung derSpielenden und Schauenden.

5. Arbeitseinheit (2 Stunden)- Körper-warm-up „thermische Teilchen imRaum“- Jede Person hat die Aufgabe, einen eige-nen Vers 11 vor dem Hintergrund von Spiel-und Beobachtung auf einem DIN A 4 zu Pa-pier zu bringen. Sie werden je zweimal vonden Autorinnen und Autoren verlesen undsind Ausgang für ein theologisches Gesprächüber Spiel und Text im Fokus der Frage nachder Gastgeberschaft gegenüber dem Gött-lichen „Wie soll ich dich empfangen und wiebegegne ich dir?“- Imaginationsübung auf einen gelingendenAustausch von „himmlischen“ Gästen undnicht weniger „himmlischen“ Gastgebern:Logion 88 aus dem Thomas-Evangelium„Die Engel werden zu euch kommen unddie Propheten, und sie werden euch geben,was euer ist. Und ihr selbst, was in eurerHand ist, gebt ihnen.“- Angeleitete Versenkung im Liegen oderSitzen mit der Vorstellungsfrage: „Was ist es,was du bekommst? Was ist es, was du gibst?“- Nach der Rückführung aus der Vorstellung

Marcel Martin, Marburg und Marcus Friedrich, LeckProzess-Skizze für den Workshop

G. Marcel Martin, Wolfgang Teichert, Christoph Riemer

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We have dealt with the text and the themehospitality together. In the text we concen-trated on verses 11 a+b, 12, 14a and 16.

1. Session: We became acquainted witheach other and touched with the theme.

2. Session: The group members found theirplaces in the text.

3. Session: „Came to his own”, „trust inhim” Every group member had time to experiencethese things in „safe-circle”.

4. Session: Encounters: invitor - receiver;accept - not accept

5. Session: By playback-theatre method:two biblical stories of problematic hospitalityand two personal stories of participants atthe stage, concerning unsuccessful hospita-lity and two „angels” who change originalsstories.

6. Session: Several encounters how so cal-led sinners in the gospels invite Jesus to havea meal at their homes.

7. Session:The group built the „grace upongrace” altar and the group members took so-meone to the altar in silence or with somewords.

8. Session: The group built the tent of Christ(who lived among us like in a tent) and thegroup members found their places aroundthe tent and their words to Christ. We used methods: encounters in differentroles, group sculptures, free dance, spontan-eous theatre. The group could use clotheswith different colours in several purposes.

Deutsch:Wir haben uns auf den Text und gleichzeitigauf das Thema Gastfreundschaft eingelas-sen. Im Text konzentrierten wir uns auf dieVerse 11 a und b, 12, 14a und 16.In der ersten Sitzung begegneten wir einan-der und kamen mit dem Thema in Berüh-rung. In der zweiten Sitzung fanden die Teil-nehmenden ihren Ort im Text. Beim drittenTreffen ging es um die Themen/Verse: „Erkam in sein Eigentum“ und „Glaube an ihn“.Jede und jeder Teilnehmende hatte Zeit,damit in einem „geschützten Kreis“ Erfah-rungen zu machen.

Dann wurde mit den Begriffen: Einladender– Empfänger, Annahme – Verweigerung ge-arbeitet.In der fünften Sitzung wurde die Methodedes Play-back-Theaters eingeführt. Auf derBühne zwei biblische Geschichten zu pro-blematischer Gastfreundschaft und zweipersönliche Geschichten von Teilnehmen-den über missglückte Gastfreundschaft undzwei „Engel“, die die Originalgeschichtenveränderten.Beim 6.Treffen bearbeiteten wir Begegnun-gen wie: die sogenannten „Sünder widerden heiligen Geist“ laden Jesus zu sich zu ei-nem gemeinsamen Mahl ein.In der 7. Sitzung baute die Gruppe einen Al-tar „Gnade über Gnade“ auf. Die einzelnenTeilnehmenden wurden schweigend odermit wenigen Worten zu diesem Altar ge-führt.Als nächstes richtete die Gruppe ein „ZeltChristi“ auf (da Christus unter uns wie ver-borgen in einem Zelt anwesend ist).Die TNfanden ihren Platz rund um dieses „Zelt“und richteten Worte an Christus.Wir verwendeten folgende Methoden: Be-gegnungen in verschiedenen Rollen, Grup-pen-Skulpturen, freies Tanzen, spontanesTheaterspiel, die Teilnehmenden konntenGewänder in verschiedenen Farben fürunterschiedliche Wirkungen benutzen.

in die Gruppe sind die Teilnehmenden ein-geladen, mitzuteilen, was sie in der Vorstel-lung empfangen und was sie gegeben ha-ben.- In einem Kreisritual verabschieden sichdie Gruppenteilnehmenden und die Leitervoneinander.

Anhang zur 4. ArbeitseinheitEr kam, um sein Eigentum wieder zu finden,und ihm begegneten Ablehnung, Vorurteilund Neugier.

Er ging auf seiner Lebensspur, dorthin, woHimmel und Erde sich berühren. Aber die daschon waren, auf ihrer eigenen Lebensspur,sahen einen anderen Himmel, eine andereErde... Es war kaum möglich einander auszu-halten!

WER TRAT EIN WOHINWAS HAT ER WOHL ERWARTETWOZU SIND WIR DA

Du – ich – wirwo ist das?ich sehe dich nicht – ich sehe –

hilf mir – Gott –ein – eins – alleinLorbeerblätter rauschenim WindHon kom till sin lekplats men hans egna toginte emot henneSie kam zu ihrem Spielplatz aber die seinennahmen sie nicht auf.She came to her own playground but his ownpeople did not receive her.

Er musste zurück zu sich selbst; und sein Ei-genes war ein Tohuwabohu wie es sein musste!

Sie ging von ihrer Welt weg, kam zurück / ließzurück und ging endgültig.

Er verließ sein Eigenes, sie blieben, aber derfeurige Gast vertrat ihren Schmerz mit Seuf-zen.

Er kam und wollte sich sein Eigentum neh-men und die Seinen verweigerten es ihm undbeanspruchten es selbst.

Sie kam mit offenem Herzen zurück undsuchte gewaltsamen Zutritt zu erzwingen, wokeiner mehr war.

Er ging zurück, um sie zu heilen und er nahmsich die Seine (und die Seine nahm sich ihn?!)und sie verließen die anderen, damit sie ler-nen zu leben.Von einem der heimkehrte um auszuziehenVon einem der auszog um heimzukehren... um zu wandeln

1. - Sie / er kehrte in die Heimat zurück, aberihre / seine Landsleute warfen ihm / ihr vor,dass er / sie einst weggegangen ist. Damit sollsie / er das Recht für die Heimat verloren ha-ben.2. - Sie ist nach Hause gekommen und hatselbstverständlicherweise das Hausfeuer mit-genommen.

Er kam dorthin zurück, wo er zuhause war.Die, die dort geblieben waren, als er weg-ging, wussten nicht: Wie sollen wir auf seineRückkehr reagieren? Sie zögerten, wollten ihnnicht aufnehmen, kämpften mit sich selbstund gegen ihn, bis sie merkten: Es ist gut, dasser kommt. Schließlich nahmen sie ihn dochauf. Die Freude war groß.

Aino-Kaarina Mäkisal und Matti-Pekka Virtaniemi, Helsinki/FinnlandWorkshop Gastfreundschaft – Hospitality

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„Jeden Morgen ist der Herd leer“, so derHamburger Koch und Besitzer des Restau-rants „artisan“ (Handwerker) Thorsten Gil-lert. Der Name seines Restaurants klingt einwenig nach „Partisan“. Gillert hat etwas da-von. Er ist kein üblicher Koch. „Als Gastge-

ber“, meint er, „sage ich, wie es läuft“. Erhabe in seinem Wochenmenü ein Thema,das er den Gästen kochend und empfehlendnahe zu bringen sucht. In dieser Woche, derWoche unserer Bibliodramakonferenz, seisein Motto „Gegensätze und Kontraste“,

Land und Meer zum Beispiel oder Fisch undFleisch oder das Zusammenspiel von Ge-wohntem und Ungewohntem.

So sei heute sein erster Gang ein Pazifikfisch(Snapper), den er zum Beizen des Salats mitPilzen braucht. Stockfischküchlein ersetzendie Kartoffeln, Zitrusfrüchte als Vinaigretteund Thymian als Gewürz runden ab.

Christoph Riemer kommentierte als Kennerdie gastfreundliche Kochkunst seines Freun-des Thorsten Gillert: „Kochen ist Kunst undHandwerk, auf jeden Fall ein ästhetischesProdukt.“ Es wolle den Gast „wach“ machen(John Cage). Essen sei wie eine Wanderungdurch eine Ausstellung und man müsse sichauf des Gastgebers Planung einlassen. Derwiederum bemühe sich, wie er selber sagt,„keine handwerklichen Fehler zu machen“.

„Ich möchte immer so kochen, wie guterWein schmeckt“, fügt Gillert hinzu. Das ge-höre fundamental zur Gastgeberschaft sei-ner Kochkunst. So gäbe es zum Beispielbeim Probieren einer Suppe eine Art Verlaufoder Prozess auf der Zunge: „Die Schärfetaucht immer mehr auf, je länger man ge-nießt.“

Gibt es eine Interkulturalität des Kochens?Antwort Gillert: Ja und Nein. Anders als inmanchen ausländischen Restaurants seiseine Philosophie: „Ich kopiere nicht, ich zi-tiere nur.“

Sein Kochkunstwerk hänge nicht nur vonseinem handwerklichen Können ab. Es voll-ende sich erst im Gast: „Es gibt Abende, wosich Gastgeber und Gäste hochschaukeln.“Das seien gelungene Glücksmomente vonGastgeberschaft.

Im Übrigen lasse sich Kochen übertragen aufBildungsprozesse. Auch da frage man ja:Was „schmeckt“ mir und was „schmeckt“mir nicht?

Frage nach der Obsession: Als berufenerKoch reize ihn, so Gillert, die Verbindungvon Kreativität und Handwerk, bei zeitnaherRückmeldung.

Hat Essen etwas mit Opferkult zu tun? AlsKoch, so Gillert, habe er eine gewisse „Ehr-furcht vor dem Produkt, ein Bewusstsein,dass alles gewachsen ist“. Außerdem opfereja auch der Gast – sein Geld. Und: „Je mehrman weiß und opfert, desto höher der Ge-nuss.“

Wolfgang Teichert, HamburgGastfreundschaft und KochenEin Künstler auf der Bibliodramakonferenz über seine Kochkunst

Bad Segeberg: Essen

Bad Segeberg: Gabriele Dorneger, Tim Schramm, Wolfgang Teichert

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BAD SEGEBERG

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Der diesjährige Bibliodrama-Workshop inBad Segeberg stand unter dem Thema„Gastfreundschaft“, was schmerzlich mit derTatsache zusammentrifft, dass er mit derSchließung der dortigen Evangelischen Aka-demie der letzte seiner Art gewesen seinwird.Der Beitrag nimmt das Stichwort „Gast-freundschaft“ auf. Dieser Begriff taucht inden bibliodramatischen Diskursen auf,wenn es um die Bedeutung von Bibeltextenim Bibliodrama geht, also im Kontext derFrage: Welche Rolle spielt die Heilige Schriftim biblio-dramatischen Prozess?

Verschiedene bildhafte Vergleiche versu-chen die Rolle der Bibel im Bibliodrama zucharakterisieren. Diesen soll hier nachge-gangen werden und zugleich eine in dieserZeitschrift begonnene Diskussion weiterge-führt werden.

1. Der Text als RaumWeithin prägend ist das Bild vom Text alsRaum. Es ist für viele bibliodramatische An-sätze leitend geworden. Die Bibliodrama-zeitschrift heißt demzufolge TEXT RAUM1.Dieses Bild, diese Vorstellung geht, soviel ichweiß, auf Else Natalie Warns zurück. Sie hatsie klassisch beschrieben in dem Aufsatz„Spiel- und theaterpädagogische Zugängezu den Inhalten des Religionsunterrichtes -Gott im Spiel erfahren“. aus dem Jahre1986. In diesem Beitrag geht es explizit nichtzuerst um Bibliodrama, sondern um Spiel-pädagogik.Die Autorin hat eine Schulklasse währendeiner Exkursion vor Augen, die das von demArchitekten Schlaun erbaute Jagdschloß inClemenswerth besucht. „Um seinen zentra-len Bau sind im Achteck die übrigen Ge-bäude so angelegt, dass man von allen Seitenzur Mitte gelangen kann. Es gibt direkte Wegeund Umwege, herrschaftliche Alleen undPfade aus der Küche her. Viele Besucher oderBewohner können sich mit unterschiedlichenIntentionen zugleich von verschiedenen Sei-ten nähern.“Auf diesem Hintergrund nun der Vergleich:„Der biblische Text ist einem Gebäude ver-gleichbar, das Zugänge öffnet, und wo derPädagoge sich mit einer Gruppe aufmacht,die Mitte zu suchen. ... Die Aktionen derGruppe sind in einem offenen Prozess mit-

einander verbunden, sind aneinandergereihtoder laufen parallel. Die Teilnehmer könnensich auf verschiedenen Wegen bewegen: vonaußen nach innen - von ihrem jeweiligenStandort zum Zentrum hin - längere Zeit au-ßen herum - durch verschiedene Türen -manche geraten in den Keller - andere in dieprivaten Gemächer; aber am Schluss könneneigentlich alle, die mitgegangen sind, dasZentrum nicht verfehlen - wie in der Schlaun-schen Anlage. Wenn der Pädagoge weiß,dass jeder Text eine ‚Mitte’ hat, und wenn erErfahrungen mit der Organisation von kreati-ven Methoden hat, braucht er keine Angst zuhaben, dass irgendwelche Prozesse, Spiele,Materialien, Erzählungen, Schülerideen dieSchüler endgültig von der Mitte wegführenkönnten.Der Vorteil ist, dass jeder seinen Weg in sei-nem Tempo, von seinem Punkt aus findenkann. Der Schüler wird auf seinem Weg baldanderen Mitschülern begegnen - und trotzder Umwege können sogar alle zu gleicherZeit in der Mitte ankommen.“2

Der Text wird also mit einem Gebäude ver-glichen,- das kunstvoll organisiert ist,- verschiedene Zugänge hat- und ein Haupthaus in der Mitte, das auchbei allem Pech und größten individuellenUmwegen nicht verfehlt werden kann, geradeweil das Gebäude so kunstvoll angelegt ist.Das Spezifikum dieser Sicht auf den Text be-steht darin, dass jede und jeder den eigenenWeg im eigenen Tempo zu seinem Ver-ständnis gehen kann.Die Gefährdung des Prozesses liegt beimLeiter, der aus Angst, die Exkursionsteilneh-menden könnten die Mitte nicht finden,diese letztlich doch gängeln und dadurchvon ihrer Entdeckungsreise abbringen oderdemotivieren könnte. Das kann wohl durchUngeschicklichkeit der Leitenden gesche-hen oder dadurch, dass die Teilnehmendeneinen fremdbestimmten Weg gehen sollen,aber dies nicht wollen.Welche Voraussetzungen setzt das Bild vomText als Raum?- Die Teilnehmenden wollen die Mitte errei-chen und entdecken.- Dieses Zentrum ist zu finden, wenn mansich auf die Architektur einlässt: Also selbergeht und zugleich durch die Architektur -den Text - geführt wird.

Diese Voraussetzungen auf der Seite desTextes sind verbunden mit der entsprechen-den pädagogischen Überzeugung, dassMenschen einen Zugang zum biblischenText und seine gute Botschaft finden,wenn sie ihren eigenen Weg nehmen dürfenund nicht gestört werden,wenn die Zugänge so gut organisiert sindwie in Clemenswerthwenn der Pädagoge den einzelnen Teilneh-menden mit vielfältigen und kreativen Anre-gungen ermöglicht, den Ihnen jeweils ent-sprechenden Weg zum Zentrum zu finden.

2. Der fremde GastVierzehn Jahre nach dem genannten Aufsatzvon Natalie Warns, im Jahre 2000, schlägtAntje Rösener ein anderes Bild vor: Der Textals fremder Gast.3 Die Zeit, in der man sichvor allem gegen Fremdbestimmung undAutoritäten zu verwahren suchte und auf ei-nem eigenen Weg bestand, scheint vorüberzu sein. Nicht Schlösser und Schulklassenauf Exkursion liefern jetzt die Vergleichsbil-der, sondern interkulturelle Begegnung4 undMigration. Der Text ist nicht mehr bleiben-des Kulturdenkmal, sondern ein unsteter An-derer mit einer fremden Botschaft, vielleichtauch nur mit einer Anmutung. Dabei istnicht so sehr die Gefahr im Blick, dass derGast plötzlich aufstehen, sich den Staub vonden Füßen schütteln und die Gastgeber al-leine lassen könnte, sondern unter anderemdie Begrenztheit der Zeit. Die Schulklasse,die ein Schloss für sich entdeckt, die Teil-nehmenden an einem Bibliodrama-Work-shop der 70er Jahre scheinen unendlich vielZeit gehabt zu haben. Jeder Umweg warrecht. Im Jahr 2000 sind die Seminare kür-zer geworden.Bei dem Vergleich mit dem fremden Gastsind die Teilnehmenden nicht die Suchen-den, sondern als Gastgebende auch die Ha-benden. Und es besteht die Gefahr, dass sieden fremden Gast gar nicht als möglichenGewinn wahrnehmen: Entweder geben sie,von seiner Fremdheit irritiert, zu schnell aufoder sie vereinnahmen ihn im Sinne ihresVorverständnisses.Die Kursteilnehmenden, zumeist aus demSelbstverwirklichungsmilieu kommend, nei-gen dazu, sich selbst zur Norm und zum Ho-rizont für den Text zu machen. Der Respektvor dem Heiligen Text hat sich sozusagenverflüchtigt. Antje Rösener verweist auf reli-gionspädagogische Literatur, die diese Beob-achtung stützt und auf die Differenzherme-neutik des Missionswissenschaftlers TheoSundermeier. Auch außerhalb der Theologiewird dies beobachtet. Der Dramatiker BothoStrauß formuliert: „Wir haben die Bücher der

Wolfgang Wesenberg, BerlinHaus oder Gast? Zur Sicht auf den Bibeltext inder BibliodramatheorieBearbeitete Fassung des Referats auf dem 16. Internationalen Bibliodrama-Work-shop in Bad Segeberg

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Offenbarung gelesen wie Do-it-yourself-An-weisungen. Wir haben die Weissagungen ge-plündert und alles hinuntergezerrt, was unseigentlich hinaufziehen sollte. Eins nach demanderen selbst in die Hand genommen,nachgebaut, selbstgemacht. Heilsgeschichtevergesellschaftet. Endzeit erfolgreich militari-siert.Abstieg des religiösen Stoffes in den Weltbe-trieb. Und bildet dort mit den Vernünften einunschönes Gemeng. Wie ließen aber dieseGeister je sich wieder scheiden? Es gibt wohlden Drang des Menschen, den rohen Klum-pen wieder auszuwerfen, den Glaubensstoffzu isolieren und wieder gegenüber zu haben:das Ganz Andere.“5

In einer solchen hermeneutischen Situationsoll der Bibeltext bei Antje Rösener zwarnicht wie ein roher Klumpen, aber wie einfremder Gast in seiner Qualität wahrgenom-men, respektiert und gewürdigt werden. Ister dann als solcher von der Gruppe wahrge-nommen, wird die Fremdheit des Texteszum hermeneutischen Problem, (wenigerseine Dunkelheit). Frei nach Mark Twain: „Esbeunruhigen mich nicht die Bibelstellen, dieich nicht verstehe, sondern die, die ich ver-stehe.“Angesichts der Fremdheit des Textes sind dieTeilnehmenden auf die Unterstützung derLeiterin oder des Leiters angewiesen. Siemüssen sich in die Rolle der Gastgeberinoder des Gastgebers begeben. Eine ange-messene Distanz finden, eine angemesseneHaltung einnehmen. „Zart und Genau“ sein,wie die Autorin Kurt Marti zitierend sagt, umden Gast in seiner Besonderheit wahrneh-men zu können.Das verlangt auch, dass sich die Teilneh-menden nicht sofort von ihm abgrenzen.Deshalb wird von den Kursleitenden ein Ar-rangement versprochen und angestrebt, beidem Text und Person die Würde des ande-ren respektieren und dabei sie selber blei-ben können.Bleibt die Frage, warum man sich überhauptum den Fremden bemühen soll, wenn allesie selber bleiben. Antwort: Die Begegnungmit dem Fremden und das Bemühen, ihn zuverstehen sind Umwege zu mir selbst. Somitbestünde die Chance des Bibliodramapro-zesses für den Teilnehmenden darin, in derBegegnung mit dem Fremden er selber zuwerden.Im Sinne des Bildes vom fremden Gast gehtes im Bibliodrama weniger um die Erkun-dung von Räumen, sondern eher um inter-kulturelles Lernen durch Beobachten undTeilnehmen. Man begibt sich selbstreflexiv indie Lebenswelt des Gastes - also in den Texthinein -, um dann wieder aus ihr herauszu-

gehen und den eigenen Lebensstil im gelin-genden Zusammenleben mit dem Fremdenzu pflegen. Dazu empfiehlt Theo Sunder-meier vier Phasen der Annäherung und Dis-tanzierung6 (Diese beziehen sich ursprüng-lich auf die Begegnung von Personen.):- Die Wahrnehmung in Distanz, die sich soweit das uns Menschen möglich ist eines Ur-teils enthält.- Die teilnehmende Beobachtung, die denanderen in seinem Kontext selbstlernendwahrnimmt.- Die (Teil-)identifikation, ein spontanes sichHineinversetzen in den Anderen, ohnedarin aufzugehen.- Das gelingende Zusammenleben, bei demjeder er selbst bleiben (und werden) kannund dabei die Würde des anderen respek-tiert.Die Leitenden sollen diesen Prozess der An-näherung und Distanzierung steuern undbegleiten.

3. BilderspieleIm Folgende versuche ich, um der Differenzzwischen den beiden Bildern auf die Spur zukommen, das Bild vom Gast in das vomTextraum zu transformieren und in einemzweiten Schritt dann das Bild vom Textraumin jenes vom fremden Gast.

Was sich wohl verbietet, ist die einfache Ver-schmelzung beider Bilder. Etwa Raum undGastgeber zu Gasthaus. Das würde dieUnterschiede zwischen beiden Vorstellun-gen ignorieren. Denn Antje Rösener geht esja darum, dass Text und Teilnehmende in ei-nem gemeinsamen Raum auf gleicher Au-genhöhe miteinander agieren7. Dagegengeht es in dem Bild vom Raum um ein eherkomplementäres Verhältnis wie bei Formund Inhalt oder Raum und Zeit.

In meinem ersten Bilderspiel sehe ich eineSchulklasse durch das Schloss toben, Wändebekritzelnd, Snacks essend, die Mitte nichtfindend oder nicht bemerkend. Und ausdieser Horrorvision heraus, legt es sich nahe,das Bild umzudrehen: Wir sind der Raum, indem der Text wohnen soll. Fulbert Steffenskyformuliert das so: Wir geben den TextenRaum. Wir wollen sie „nicht besitzen, nicht erjagen.Man will die Gebete und das Glaubensbe-kenntnis nicht füllen mit der eigenen Existen-tialität. Man läßt sich von ihnen in den Glau-ben der vielen ziehen. Sich nicht wehren undnichts beabsichtigen ist die hohe Kunst desmeditativen Verhaltens. ...“8 Soweit Stef-fensky. Kann man sich so einlassen? Kannman sich entlassen in das große Geheimnis

der Welt? Der so Raumgebende wird zumBewohner der Welt oder des Reiches Got-tes.Das wäre eine mögliche Variation des Text-Raum-Bildes: Wir sind der Raum für denText und insofern Textraum. Bleibt die Frage:Wie kommt der Text zu uns? Im zitierten Zu-sammenhang lautet die unausgesprocheneAufforderung bei Steffensky: Wir sollen ineinen heiligen Raum gehen, oder im Biblio-drama: Wir sollen zu einem Kurs kommen.

Damit legt sich die Vermutung nahe, dassdas Text-Raum-Bild zu einem Hin und Hertendiert, zu einem Verstehenszirkel. In denalten Ausgaben des griechischen Neuen Te-stamentes stand seit 1734 im Vorwort eineMaxime seines Herausgebers Joh. AlbrechtBengel:Te totum applica ad textum;Rem totam applica ad te.Begebe dich ganz zum Text;Sei ganz bei der Sache.

Das eine ist die Exkursion zum Text, das an-dere die Offenheit für ihn. Also beides: Ein-mal Bewohner oder / und einmal Wohnungsein, bei mir sein und warten, dass der an-dere zu mir spricht, und diesem dann Gehörund Raum geben.

Lassen Sie uns nun als zweites mit dem Bildvon Gast und Gastgeber spielen! Wer istGast? Und wer ist Gastgeber? Bei Antje Rö-sener sind wir (Leitende und Teilnehmende)die Gastgeberinnen und der Text ist derfremde Gast, der uns etwas gibt, was wir unsselbst nicht geben können. Wir kennen das aus den neutestamentlichenÜberlieferungen, wenn Jesus in fremdenHäusern zu Gast ist: Der Gastgeber bewirtetihn mit Brot und Wein; und wenn Jesusdann das Wort ergreift, teilt er mit seinerRede das Reich Gottes aus, in dem Sinne,dass er Anteil am Reich Gottes gibt. Dannwird der Gast zum Gastgeber und der Brot-gebende zu einem, der mehr als Brot emp-fängt.In der Hermeneutik Theo Sundermeiers fin-det im interkulturellen Verstehen eine ähnli-che Verwandlung statt. Von der distanziertenBeobachtung über die teilnehmende Beob-achtung zu punktueller Identifikation – indieser Phase sind die Gastgeber sporadischin der Gästerolle und der andere wird imselben Augenblick zum Geber, indem er anseiner Welt teilgibt.

Dennoch ist der Vergleich eines Bibeltextesmit einem Gast insofern schwierig, dass einText nicht wirklich (auf der Sachebene) be-

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weglich ist. Es ist nicht zu befürchten, dass erplötzlich aufsteht und verschwindet. Ein Textist kein Wanderprediger und auch kein Mis-sionar.Darauf bezieht sich dieser Vergleich wohlauch nicht, sondern es geht hier einerseitsum Fremdheit und andererseits darum, dassGastgeber mitunter gar nicht bemerken,wen sie eigentlich zu Gast haben.Oder aus der anderen Perspektive beschrie-ben: Findet das Bibelwort in der konkretenBibliodrama-Gruppe eine offene Tür, einOhr, einen zarten und genauen Hörer? Ge-lingt es den Teilnehmenden, sich zu öffnen?Sich von Fremdheit weder abschrecken zulassen, noch Fremdheit vereinnahmend zuignorieren?

Das ist eine ganz andere Frage als jene erste:Wo ist der Schatz im schönen Gebäude desTextes? Wie finde ich ihn? Hier geht es nichtum Zugänge im Sinne von Wegen bzw. Me-thoden, sondern um Haltungen, um Einstel-lungen.

Natalie Warns hat kürzlich in ihrer Replik aufAntje Röseners Vergleich des Bibeltextes miteinem fremden Gast ihr Bild vom TEXTRAUM anscheinend variiert oder sogar mo-difiziert9: Sie betont, dass es sich dabei nichtnur um die Methode oder Zugehensweisehandele, sondern: „Für mich sagt der Begriffetwas über die Grundeinstellung zum Bibel-text im Bibliodrama aus.“ ... „Der Text alsRaum mit seinen Inhalten umfasst den Pro-zess, nimmt die Teilnehmenden (auch michals Leiterin) auf, hat immer noch viel mehr insich, als im jeweiligen Bibliodrama ausge-schöpft werden kann. Er ist eben keine leereWohnung, die ich mir nach Lust und Launemöblieren könnte.“ ... „Es sind eben Räume,die wir nicht gestalten können - sondern dieuns Raum geben für die Gestaltung unsererErfahrungen mit/in ihnen.“ Damit ist NatalieWarns – vielleicht - auf dem Weg weg vonder Raumvorstellung als Ort der Bewegung,des Selbstgehens und Geführtwerdens, hinzur Begegnungsmetapher. Und sie qualifi-ziert den Raum nicht mehr als unentdeckt,sondern im Kontext des Zitates auch alsfremd.

Der Text ist jetzt also fremd geworden, sei esals Gast oder als Raum. Antje Rösener zu-mindest begründet ihr Insistieren auf Re-spekt vor dem fremden Text mit dem Hin-weis darauf, dass Bibeltexte in unserer Ge-sellschaft immer weniger bekannt sind. Andie Stelle eines Vorverständnisses (das denText als schönes Schloss sehen ließ) ist somitdas Unverständnis, die Fremdheit getreten.

Es bedarf des guten Willens und der glück-lichen Führung, um die Botschaft biblischerTexte, ihr Potential für die eigene Person zuerkennen. Das ist die pädagogische Deutungdes Sachverhaltes.Ulrich Körtner, der Wiener systematischeTheologe, der zu denen gehört, die Rezep-tionsästhetik und Fundamentaltheologiemiteinander verbunden haben, beginnt sei-nen Essay „Der inspirierte Leser“10 mit einerähnlichen Beobachtung. An die Stelle der„Hermeneutik des Einverständnisses“ musseine „Hermeneutik des Unverständnisses“treten. Mit dem Glauben ist das Verstehenabhanden gekommen. Und daher erklärt er

im Rahmen der sogenannten „Lesetheolo-gie“ das Verstehen theologisch zu einemWerk des Heiligen Geistes an den Leserin-nen und Lesern: Wenn Verstehen zu Standekommt, sind der Leser und die Leserin in-spiriert. Sie erkennen mit Hilfe der Kompe-tenz des Glaubens per analogiam fidei dieBedeutung ansonsten unverständlicher bi-blischer Texte.Das ist eine Aussage, die mit der traditionel-len lutherischen Lehre von der HeiligenSchrift konkurriert. Nach jener ist der Textklar, einleuchtend, sich selbst erklärend, aus-reichend um das Heil zu erlangen. Dort istder Text von Gottes Geist inspiriert.

Dr. Wolfgang Wesenberg

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Dieser Blick auf die theologische Lehre vonder Heiligen Schrift wirft zusätzliches Lichtauf die beiden Modelle TEXT RAUM undFremder Gast. Das Modell vom Text alsRaum vertraut auf die unzerstörbare Qua-lität der Schrift, die Schönheit des Schlosses,die jeder finden wird, wenn er nur lange ge-nug sucht.Das Modell fremder Gast mit seinem Appellfür eine sensible, selbstreflexive Haltungdem Text gegenüber kann dies nicht mehrungebrochen tun. Hier werden die Bedin-gungen thematisiert, unter denen Verstehenheiliger Texte nach dem sogenannten „Ver-dunsten des Christentums“ möglich seinkann. Hier wird auf die geisterfüllte Kreati-vität des Lesers gesetzt. Entscheidend für dasVerstehen ist der Wille, am fremden Gast et-was zu entdecken, was zu mir selber führt.So empfiehlt es für Bibliodramatiker, denText ebenso sehr zu schätzen wie den Glau-ben und die Kreativität der Teilnehmenden.Sie sollten beides würdigen und im Blick be-halten: Die Qualität der Heiligen Texte undeine respektvolle offene und kreative Hal-tung der Teilnehmenden. Text und Leserwirken beim Verstehen zusammen.11

Ulrich Körtner formuliert das so: DerGlaube, der die Texte verstehen lässt, ist zu-gleich eine Frucht der Lektüre der Texte. Diebiblischen Texte verschaffen sich ihre sie ver-stehenden Leser.12 Insofern kann dann auchvom Text behauptet werden, dass er inspi-riert sei.(Interessant wäre sicherlich, ob diese ver-stärkte Hinwendung zur Haltung der Teil-nehmenden zu einer Veränderung der bi-bliodramatischen Praxis geführt hat. Es müs-sten dementsprechend beispielsweise dieTexte zu Beginn eher kennen gelernt statt er-innert werden.) Allerdings sind ja auch nochandere Bilder für den Text im Umlauf, diesich weder um den rechten und vielfältigenZugang scheren noch um Desinteresse oderÜbergriffigkeit der Teilnehmenden sorgen,sondern den Text einfach ergreifen und zurDarstellung bringen wollen.

3.a) Exkurs: Zwischenräume - weißesFeuerDie Problematisierung der Rede vom „Text-raum“ lenkt die Aufmerksamkeit auf andereräumliche Vorstellungen vom Text. So liegtder Rede vom Text als einem Miteinandervon schwarzem und weißem Feuer, aucheine räumliche Vorstellung zugrunde. In jü-discher Tradition werden die flammenähn-lichen hebräischen Buchstaben als schwar-zes Feuer bezeichnet und die Zwischen-räume zwischen ihnen als weißes Feuer.Und diese Zwischenräume bieten den Platz

für die mündlichen Interpretationen derschriftlichen Überlieferung, die von den Re-zipienten bei ihren individuellen Verste-hensvorgängen ausgefüllt werden. Hier wirdder Text als in sich differenzierter Raum be-schrieben, als Gebilde aus schwarzen, mö-blierten, Räumen und weißen, leeren Zwi-schen-Räumen. Hier gibt es sie noch die lee-ren Räume, in die man sich einnisten, siefüllen kann mit den eigenen Sehnsüchtenund Erfahrungen.„Wenn die Zwischenräume tanzen“, heißtein Buch zur Theologie des Bibliodramasvon Wolfgang Teichert13. Es setzt mit einerDefinition ein, die das Fremdheitsparadigmavon vornherein aufnimmt: „Bibliodrama istdas inszenierte Abenteuer der Begegnungzwischen einer oder mehreren Personen undeinem biblischen Text, der ihnen heute meistfremd ist.“ Aber dann kommt Teichert zu-rück zur Rede vom Raum: „Gegenüber derin der zeitgenössischen Theologie bevorzugtbeachteten Kategorie der Zeit, betont Biblio-drama, wie ich es verstehe, den Raum. Bi-bliodrama impliziert darum eine leiblicheTheologie, denn mit unserem Leib bewegenwir uns im Raum.“ Darum nimmt er dieRaummetapher wieder auf: „Bibliodrama istein Arbeiten im ‚Textraum’.“ „Das ist ganzwörtlich zu verstehen. Den Textraum einerbiblischen Geschichte kann man betreten,wie man ein Haus betritt. Es gibt eineSchwelle, Vorräume, Wohnräume, Abstell-räume und Gartentüren. Selbst den heiligenGeist kann man sich als eine Art Atmosphäreräumlich ergossen vorstellen.14“ Dieser Hei-lige Geist bestimmt als Atmosphäre unsereWahrnehmung des Textraumes. Und einerderartig qualifizierten Atmosphäre könnenwir in spiritueller Weise begegnen, müssenwir in spiritueller Weise begegnen, um denText als sozusagen heiligen Text wahrzuneh-men. Statt fremder Gast, fremder Raum:Heilige Räume.Oder: „Wenn wir diese Atmosphäre der An-dersheit und Differenz erhalten wollen im Bi-bliodrama, zwingen wir Text und Klang nichtgleich in die eigene Sicht.“ Denn, wer einebesondere Atmosphäre einmal wahrgenom-men hat, wird sie nicht gleich durch eigenePräsenz oder Betriebsamkeit vertreiben wol-len. In eine fremde Atmosphäre kann mansich ein gutes Stück weit mit seiner Existen-tialität hineinbegeben, ohne sie zu zerstö-ren.

4. Der Text als Partitur oder SpieltextWolfgang Teichert gehört jedoch auch zu je-nen, denen trotz aller Referenz an die Redevom Raum das Element Drama im Biblio-drama wichtig ist. „Denn was eigentlich führt

man auf im Bibliodrama? Was kommt dortzur Erscheinung und zum Vorschein? ImUnterschied zum Psychodrama, wo es umdie eigene Biographie geht mit ihren abge-spaltenen Teilen, um Schatten, um Person,um Elternanteile und um andere - auch trans-personale Einflüsse -, geht es im Biblio-dramaerst einmal darum, einen Text in Szene zu set-zen.“15

Hier wird nicht lange eingeführt und vorbe-reitet, sondern aufgeführt in Spiel und Ernst,in Workshop und Leben. Im Bibliodrama-Workshop ist das Spiel einmal zu Ende unddann wird erinnert und ausgewertet. Einneues Spiel kann beginnen.Die historischen Texte und Bezüge dienenihm als Fundus für die Aufführung eines je-weils gegenwärtigen Stückes. Nicht in ersterLinie sind Suchen und Finden Ziel der Ar-beit, sondern Experimentieren und Stand-halten.Einen Text zu dramatisieren und ihn so zurWirkung zu bringen, heißt ihn zu begehen,nicht ihn aufzuschließen oder auseinanderzu nehmen. „Begehen“ ist auch eine räum-liche Ausdrucksweise, aber dabei wird keinZentrum gesucht, sondern etwas aufgeführt,gelebt. Wenn der Text als Partitur verstandenwird, dann bleibt während des Spieles keineDistanz. Am Ende ist das Spiel vorüber, derText aber immer noch da, unversehrt undunverbraucht. Noch lange nicht erledigt.Der Text bleibt hier Buchstabenfolge und Bi-bliodrama ist Drama. Die Teilnehmendenbegehen ihn, agieren ihn, singen ihn und be-singen ihn. Er wird erprobt und erlebt. Undauf diesem Wege vielleicht auch verstanden.Aber auch in der anschließenden Reflexion. Insofern der Text das Spiel sowieso überlebt,ist er unverletzlich und bedarf nicht einesSchutzes durch das Gastrecht. EhrlichesSpiel und ehrliche Reflexion scheinen mirbei diesem Verständnis wichtiger zu sein alsZartheit und Genauigkeit.

5. Der Text als Tür oder FeldKlaus Werner Stangier gilt als Gewährsmannfür die Auffassung vom „Text als Tür“. Er ver-gleicht den Text mit einer Tür, die den Wegzur mystischen Gotteserkenntnis zeigt, zu-mindest aber hinaus lässt in ein neues Le-ben16. Der Text als Durchgangsort also. Dieoder der Teilnehmende geht durch ihn hin-durch und lässt ihn hinter sich zurück.Der Text als Durchgang. Da ist der Vorwurfder Instrumentalisierung schnell erhoben:Bibelarbeit ist doch Arbeit an der Bibel undnicht an den Teilnehmenden! Wird der Textmit einer solchen Auffassung nicht thera-peutisch oder pädagogisch oder spirituellfunktionalisiert? Andrerseits lehrt die Schrift

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selber, dass das Wort Gottes zum Heil desMenschen da ist. Es hat sein Ziel nicht in sichselber, sondern kündet von etwas anderemund will andere erreichen. Nach dem Selbst-verständnis biblischer Texte sind diese auchfunktional. Und in altprotestantischer Tradi-tion wird die Heilige Schrift medium salutis,Mittel zum Heil, genannt. Damit wird aller-dings schon die Rolle der Bibel insgesamtund nicht nur im Bibliodrama charakteri-siert. Dies bedeutet, dass ein bekannter Bi-bliodramatiker zwar ein Bild von der Rolledes Textes hat, dieses Bild aber nicht nur fürdas Biblio-drama gilt, sondern auch für Pre-digt und Seelsorge, Unterricht und Gottes-dienst.

Aus dem Bild von der Tür ein spezifisch bi-bliodramatisches Verständnis und Konzeptentwickeln. Bei Stangier entsteht das spezifisch Biblio-dramatische im Spannungsfeld von Psycho-drama und Liturgie und nicht durch seinVerständnis des Bibeltextes. Das allgemeine,hermeneutische Bild vom Text als Tür, dassnicht spezifisch bibliodramatisch ist, lässt dieHypothese entstehen, dass es eine biblio-dramatische Praxis gibt, die ohne ein spezi-fisches Bild vom Text auskommt.Ähnliches gilt meines Erachtens auch für dasBild vom Text als „Feld“. Marcel Martin17 hatdas sehr früh in Nähe zur Rede vom Text alsRaum18 und angeschlossen an die Texttheo-rie von Roland Barthes ins Gespräch ge-bracht. Mir ist als mündliches Stichwortnoch in Erinnerung: „semantische Kette undhistorischer Schuss“.19 Auch hier gilt nochmehr als für das Bild von der Tür, dass es sichvor allem um eine Texttheorie handelt undweniger um eine (spezifische) Theorie überdie Rolle des Textes im Bibliodrama und dendamit verbundenen Leitungskonzeptionen.Augenscheinlich gibt es also reflektierte Bi-bliodramapraxis ohne ein spezifisch biblio-dramatisches Textverständnis.20

6. SchlussSicher gibt es noch andere Bilder für denText in der gegenwärtigen Theorie und vorallem Praxis des Bibliodramas als Raum oderGast, Partitur, Tür, Feld. Und augenschein-lich gibt es auch Bibliodramatikerinnen undBibliodramatiker, die ohne eine ausgearbei-tete und spezifisch bibliodramatische Theo-rie auskommen. Das Grundsatzpapier deseuropäischen Bibliodrama-Netzwerkes21

verzichtet ebenfalls auf eine Bestimmungder Rolle des Textes im Bibliodramaprozess.In diesem Papier wird Bibliodrama so be-schrieben: „Bibliodrama lebt vom Experi-ment: Biblische Texte und Themen treten im

Kontext der aktuellen kirchlich-gesellschaft-lichen Situation in Beziehung zu den jeweili-gen Erfahrungen und Lebensgeschichten derTeilnehmenden. Es kommt zu einer lebendi-gen Begegnung zwischen dem/der Einzelnen,der Gruppe als Ganzes und dem Text. Dabeiwird im Wechselspiel zwischen kreativer In-szenierung und verantworteter Reflexion re-ligiöse Tradition weitergeführt.“ Und überden Text wird folgendes gesagt: „Wir achtenden Bibeltext, der die Bibliodramaarbeit in-spiriert, korrigiert und irritiert.“ (Hier inspi-riert der Text den Prozess und nicht derGeist den Text oder die Gläubigen.) Überden Geist heißt es: „Wir vertrauen auf denGeist Gottes und seine uns provozierendeKraft.“

Die sich in diesem Kontext abzeichnendePluralität der Verständnisse wird relativ gutzu akzeptieren und zu würdigen sein. (Sowie man sich darüber klar ist, dass das, was„Kirche“ ist, nicht in ein Bild gefasst werdenkann.) Die möglichen Rollen des Textes imbibliodramatischen Prozess lassen sich nichtin einer Analogie abbilden. Und es mussvielleicht auch keine spezifische Textauffas-sung sein, die unser Handeln leitet.Allerdings sehe ich zwei Haltungen, die Bi-bliodramatikerinnen und Bibliodramatikerverschiedener Textauffassungen verbindetund somit auch normativ für Bibliodramasein könnten: Bibliodramatikerinnen orien-tieren sich am Bibeltext; dabei sind von text-geleitet bis textbezogen viele Abstufungendenkbar. Bibliodramaleitende vertrauen aufdie Kraft, die Qualität der Bibeltexte, aufihre eigene Evidenz und Wirkmächtigkeit,sodass sie ihn nicht verteidigen und schüt-zen müssen gegenüber den TeilnehmendenAber dennoch kann es zunehmend nötigwerden, die Teilnehmenden zu schützen vorihrer Kurzatmigkeit oder ihrer Unfähigkeit,mit heiligen Texten umzugehen. Oder posi-tiv gesagt: Es kann zunehmend nötig wer-den, den Teilnehmenden zu helfen, sichgegenüber den Texten zu sensibilisieren undzu öffnen.Eine grundsätzlich neue Aufgabenstellung istdas allerdings nicht, eher eine Angleichungan die Hermeneutik des Unverständnisses,an das Fremdlingsein des Textes im eigenenLande22.

Bearbeitete Fassung eines Referates auf dem 16. undletzten Internationalen Bibliodrama-Workshop vom 25. -28. September 2003 in Bad Segeberg

1 In zwei Worten geschrieben (und damit für mehr alsdieses Bild offen).

2 E. N. Warns, Spiel- und theaterpädagogische Zugängezu den Inhalten des Religionsunterrichtes - Gott im Spielerfahren.

In: Spiel. Spiel und Spielmittel im Blickpunkt verschiede-ner Wissenschaften und Fächer, Hg. von L. Erler, R. Lach-mann und H. Selg, Bamberg 1986, S. 89 ff.

3 A. Rösener, „Zart und genau mit dem fremden Gast“.Bibliodrama in der dritten Generation; TEXT RAUMXIII/2000, S. 25 ff.

4 B. Ohnesorge hat in TEXT RAUM XIV/2001, S. 28 f. zudiesem Ansatz von A. Rösener das Begrüßungsrituals füreinen fremden Gast in Indonesien beschrieben.

5 B. Strauß: Einstweh und Wiedererkennen. Beginnlosig-keit. Notizen zu „Ithaka“, Programmheft Deutsches The-ater Berlin, 1998, S. 6.

6 T. Sundermeier, Den Fremden verstehen, Göttingen1996, S. 75.

7 Wobei allerdings, wie M. Rösener auf derselben Tagungbetont hat, das Verhältnis von Gastgeber zu Gast ebennicht gleichberechtigt ist: Der Gaststatus ist zeitlich be-grenzt und unterliegt den Regelvorgaben des Gastgebers.Eine ähnliche Relativierung findet sich schon Eph. 2,19:„So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, son-dern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenos-sen...“

8 F. Steffensky, Der Seele Raum geben – Kirchen als Orteder Besinnung und Ermutigung. Vortrag auf der Synodeder EKD, Mai 2003 in Leipzig. Unter demselben Titel alsDokumentation herausgegeben vom Präsidium der Syn-ode im Mai 2003, S. 10.

9 E. N. Warns, Kleines Plädoyer für den Begriff „Text alsRaum“, in: TEXT RAUM 14 / 2001, S. 29 f.

10 U. H. J. Körtner, Der inspirierte Leser, 1994, S. 14.

11 U. H. J. Körtner beschreibt dies mit dem Zusammen-wirken von causa principalis und causa instrumentalis.

12 ebenda S. 111.

13 W. Teichert, Wenn die Zwischenräume tanzen. The-ologie des Bibliodramas, Stuttgart 2001

14 Teichert, ebenda, Kap. 10

15 W. Teichert, Kap. 9. Dies in Übereinstimmung mit G.M. Martin, Sachbuch Bibliodrama. Praxis und Theorie.19951, S. 33.

16 K.-W. Stangier, Jetzt. Bibliodrama im Spannungsfeldvon Psychodrama und Liturgie, Köln 1997. Dieses Buchgibt Auskunft über die bibliodramatische Praxis im Mei-ster-Eckehart-Haus, enthält aber keine explizite Textthe-orie.

17 G. M. Martin, Sachbuch Bibliodrama. Praxis und The-orie, Stuttgart / Berlin / Köln, 19951, Kapitel 3: Ein prak-tisch-theologisches Textverständnis. S. 33 ff.

18 Ebenda S. 35: „Ich werde im folgenden oft von einemTextfeld oder einem Textraum sprechen.“

19 Daneben auch noch das Bild vom Text als Sternen-himmel mit den entsprechenden Bezügen zu ImmanuelKant.

20 Diese Hypothese würde gestützt werden durch einenHinweis von Hildrun Kessler, dass das Bild vom Text alsfremden Gast inzwischen auch in der Predigtlehre auf-taucht. Dann wäre dieses auch kein spezifisch bibliodra-matischer Vergleich.

21 In diesem Heft S. 40.

22 Vgl. den Leittext des 16. Internationalen Bibliodrama-Workshops in Bad Segeberg zum Thema „Gastfreund-schaft“: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nah-men ihn nicht auf. Die ihn aber aufnahmen, denen gaber Macht, Gottes Kinder zu sein. ... Und von seiner Füllehaben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ (Aus demProlog des Johannesevangeliums).

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TEXTRAUM

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Der folgende Text ist aus einer zweijährigenZusammenarbeit von Projektpartnern ausfünf europäischen Ländern (Schweiz, Ungarn,Österreich, Dänemark und Deutschland) imRahmen des Projektes „Bibliodrama Langzeit-Fortbildungen in Europa“, gefördert durchMittel der Europäischen Union (SokratesGrundtvig 2)1 entstanden und wurde in Do-bogókö? (Ungarn) am 16. Juni 2003 verab-schiedet.

Er richtet sich an Menschen, die sich für ei-nen länderübergreifenden Austausch über Bi-bliodrama interessieren: Menschen, die Bi-bliodrama leiten, an Bibliodrama-Weiterbil-dung interessiert sind (zum Beispiel inkirchlichen und pädagogischen Institutionen)oder in Bibliodrama ausbilden.

1. Leitsätze: Was ist Bibliodrama?Bibliodrama lebt vom Experiment: BiblischeTexte und Themen treten im Kontext der ak-tuellen kirchlich-gesellschaftlichen Situationin Beziehung zu den jeweiligen Erfahrungenund Lebensgeschichten der Teilnehmenden.Es kommt zu einer lebendigen Begegnungzwischen dem/der Einzelnen, der Gruppeals Ganzes und dem Text. Dabei wird imWechselspiel zwischen kreativer Inszenie-rung und verantworteter Reflexion religiöseTradition weitergeführt.

Wir sind Bibliodramapraktizierende- aus verschiedenen Ländern Europas(Österreich, Ungarn, Schweiz, Dänemarkund Deutschland u. a.), - aus unterschiedlichen christlichen Kirchen, - mit unterschiedlichen Bibliodrama-Lern-wegen und Bibliodrama-Erfahrungen.

Wir verstehen uns als ein offenes Netz-werk von Menschen- die sich dem europäischen Einigungspro-zess verbunden wissen,- die die geistesgeschichtlichen, kulturellenund spirituellen Wurzeln Europas, insbeson-dere das Christentum mit all seinen Wurzelnachten und kritisch weiterentwickeln wollen, - die aus der europäischen Geschichte, ausKriegen mit Prozessen der Vertreibung undVernichtung von Menschen, aus der Erfah-rung mit dem „Eisernen Vorhang“ lernenund die Zukunft Europas mitgestalten wollen,- denen die Zusammenarbeit mit verschie-denen Kirchen, Konfessionen und Religions-gruppen sowie unterschiedlichen gesell-schaftlichen Einrichtungen am Herzen liegt, - die Bibliodrama als eine eigenständige Er-neuerungs- und Befreiungsbewegung inner-halb und außerhalb der Kirchen fördern undweiterentwickeln wollen.

Unsere Ziele- Wir wollen Menschen innerhalb und

Das zweite Jahr des Projektes „BibliodramaLangzeitfortbildungen in Europa“ war durchzahlreiche Workshops, Seminare, internatio-nale Bibliodramatreffen und zwei Konsulta-tionen der Projektmitglieder gekennzeich-net. Die Zahl der teilnehmenden Institutio-nen aus Ungarn, Österreich, Schweiz undDeutschland wurde durch eine dänischeDelegation ergänzt.

Das erste Projekt-Treffen in Graz/Österreich(September 2002) im Anschluss an das 1.internationale Bibliodrama-Symposium „…weil das Paradies in uns wurzelt“, war ge-prägt von einer intensiven Auseinanderset-zung mit der europäischen Geschichte, dieauch in bibliodramatischen Prozessen tiefeSpuren hinterlassen hat und weiter hinter-lässt. Wichtige Fragen für die Zukunft unse-res Bibliodrama-Netzwerkes werden sein:- Biographische und soziokulturelle Herkunft- Religiöse und kirchengeschichtliche Prä-gungen- Genderfragen im Bibliodrama- Ökumene und Bibliodrama

- Offenheit des Netzwerkes und notwendi-ger StrukturierungsgradEs war gut, sich auf diese Spuren einzulas-sen, sie sind wegweisend für unsere europä-ischen Kooperationsbemühungen. So warenwir in der Lage, Ideen und Konzepte für eineuropäisches Netzwerk zu entwickeln. Biszum nächsten Projekttreffen in Ungarn (Juni2003) wurden in kleinen Gruppen viele Auf-gaben bearbeitet, so dass Konturen einer eu-ropäischen Bibliodrama-Charta sichtbarwurden.Im Anschluss an den internationalen Biblio-drama-Kongress in Dobogókö/Ungarn „DerWind weht wo er will“ (Juni 2003) setztendie Mitglieder des europäischen Biblio-drama-Projektes ihre Arbeit fort. In mehrerenPhasen wurden nun die Texte überarbeitet,so dass wir am Ende ein Grundsatzpapier zuunserem gemeinsamen Selbstverständnisvom Bibliodrama und unserem Netzwerk alsauch eine Rahmenkonzeption für Weiterbil-dungen im Bibliodrama verabschiedenkonnten (siehe unten). So stellten wir nachder textlichen Arbeit erschöpft und über-

rascht fest, dass wir damit unser intendierteseuropäisches Bibliodrama-Netzwerk ge-gründet hatten.Am „Stein der pochenden Herzen“ (deut-sche Übersetzung von Dobogókö) konntenwir die Gründung feiern, und hoffen, dasswir die (geduldigen) Papiere nun auch mit„pochendem“ Leben füllen können.Erfreulicherweise konnten wir eine einjäh-rige Verlängerung des Projekts bei der EUerreichen. Das Projektteam wird nun durchTeilnehmerinnen und Teilnehmer aus Finn-land und Schweden ergänzt. So zieht unserNetzwerk immer weitere Kreise.Die geplanten Termine für das dritte Pro-jektjahr finden Sie auch in diesem TEXTRAUM.Workshops und Tagungen werden darüberhinaus gesondert im Textraum angekündigt.Sie sind zur Teilnahme herzlich eingeladen.Für die Veranstaltungen im Ausland könnenbei den beteiligten Institutionen Stipendienbeantragt werden.Haben Sie Anregungen, Fragen oder Kritikzur Charta des europäischen Netzwerks Bi-bliodrama oder wollen Sie sich anschließen?Wir sind gespannt auf Ihre Rückmeldungen!

Wolfgang Roos-Pfeiffer (Projektkoordination), Erwachse-nenbildung Bethel, Nazarethweg 5-7, 33617 Bielefeld,Tel. 0521/144-6105, Fax: 0521/144-6109, mail:[email protected]

Bericht aus dem EU-Projekt „Bibliodrama-Lang-zeitfortbildungen in Europa“Am „Stein der pochenden Herzen“ - Europäisches Bibliodrama-Netzwerk gegründet

Europäisches Netzwerk Bibliodrama - Eine europäische Lernpartnerschaft

Vom Grundtvig-Projekt zum Europäischen Netzwerk BibliodramaAlle Beiträge von Wolfgang Roos-Pfeifer, Bielefeld

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außerhalb der Kirchen über das Bibliodramazur Auseinandersetzung mit dem Christen-tum und der abendländischen Geschichteanregen und ihnen Möglichkeiten bieten,sich darin zu verwurzeln.- Wir möchten unsere Bibliodramaarbeit inkollegialer Beratung und in fachlichem Aus-tausch über die Grenzen eines Landes hin-aus weiterentwickeln, z. B. durch internatio-nale Kongresse und Fachtagungen sowiedurch Übersetzungen von Fachliteratur undPraxisdokumentation. Deshalb entwickelnwir ein europäisches Netzwerk für Biblio-drama.- Wir entwerfen Qualitätsstandards, die derKomplexität von Bibliodramaprozessen ge-recht werden, unsere unterschiedlichenKontexte und Konzepte berücksichtigen, umden Teilnehmenden an unseren Veranstal-tungen transparente Qualitätsmerkmale zubieten.

Unsere Grundsätze bezogen auf das Bi-bliodrama- Wir achten den Bibeltext, der die Biblio-dramaarbeit inspiriert, korrigiert und irritiert.- Wir achten das Potential der Gruppe, dieunterschiedlichen Lebens- und Glaubenser-fahrungen, die die jeweiligen Teilnehmen-den mitbringen.- Wir berücksichtigen den kirchlich-gesell-schaftlichen Kontext und setzen aktuelleKonflikte und politische Fragen in Bezug zuThemen des Textes und der Gruppe.- Wir regen Lernprozesse an, die Menschenmit Leib, Seele und Geist betreffen und be-wegen und zu einer veränderten Lebenshal-tung führen können.- Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Me-thoden: Ernsthaft und lustvoll, kreativ undinteraktiv.

- Wir halten eine umfassende Fort- undWeiterbildung zur Bibliodrama-Leitung fürnotwendig.- Wir vertrauen auf den Geist Gottes undseine uns provozierende Kraft.

2. Gemeinsames Konzept für die Weiter-bildung zur Leitung von BibliodramaEine Bibliodramaweiterbildung bildet die Ler-nenden nicht nur dafür aus, Bibliodramapro-zesse anleiten zu können, sondern fördert sieauch in ihrer persönlichen Entwicklung. Da-für sind gewisse Voraussetzungen erforder-lich. In der Weiterbildung wird auf diesenVoraussetzungen aufgebaut und Kompeten-zen werden neu erworben.

Persönliche Entwicklung2.1. Voraussetzungen für die Weiterbil-dung Bibliodramaleitung

Ich-Kompetenz- Sich selber kennen (Stärken und Schwächen)- Fähigkeit zur Selbstreflexion (Selbstdistanz)- Bereitschaft, sich auf innere Prozesse ein-zulassen und sie zu reflektieren- Offenheit für die spirituelle Dimension- Die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiteneinsetzen können

Sozial-Kompetenz- Selbsterfahrung in Gruppen- Kontaktfähigkeit- Fähigkeit, sich in Gruppen adäquat ein-bringen zu können- Respektvoller Umgang mit Menschen- Neugier auf Menschen und ihre Individua-lität

Sach-Kompetenza) Leitungs-Kompetenz- Erfahrung im Leiten von Gruppen- Methodenkompetenz: Wissen um grund-legende Methoden der - Gruppenarbeit (Ge-sprächsleitung, Gruppendynamik)b) pädagogische Kompetenz- Fähigkeit, eine Gruppe zu zielorientiertemLernen anleiten zu können- Methodenkompetenz: methodisch-didak-tisches Grundwissenc) biblische Grundkenntnissed) Kenntnisse der Grundlinien des christ-lichen Glaubens und Reflexion darübere) persönliche Auseinandersetzung mit derjüdisch-christlichen Tradition und ihrer Wir-kungsgeschichte bis heute

Praxisfeld- Möglichkeit, das in der Weiterbildung Ge-lernte praktisch anzuwenden und weiterzu-entwickeln

Bibliodrama Erfahrung / Grundausbildungund Weiterbildung- Theologische oder pädagogische oder so-zialdiakonische Grundausbildung oder gleich-wertige Erfahrung und Weiterbildung oder- Bereitschaft, diese Grundkompetenzenwährend der Weiterbildung Bibliodramalei-tung zusätzlich zu erwerben

2.2. Ziele der Weiterbildung Bibliodrama-leitung

Ich-Kompetenz- Reflexion der eigenen religiösen Sozialisation- Selbsterfahrung im Bibliodrama: Erfahrungin verschiedenen Rollen, Erweiterung desRollenrepertoires- Aufmerksam werden auf die Wirkung vonTexten, Themen, Gruppensituationen undpolitischen Aktualitäten auf sich und das ei-gene Verhalten- Förderung von Kreativität, Spontaneitätund Mut zum Experiment- Sensibel werden für den Zusammenhangvon Form und Inhalt (ästhetische Dimension)

Sozial-Kompetenz - Teamfähigkeit- Sich als Teilnehmende auf Prozesse einlas-sen können und ebenso als Beobachtendekritisch und distanziert wahrnehmen können- Offenheit für und Neugier auf die Gruppeund ihre Prozesse- Die Gruppe als Gestaltungs- und Aus-drucksmittel kennen lernen- Den Gruppenprozess im bibliodramati-schen Geschehen wahrnehmen, erfahrenund mitgestalten- Einüben in neue soziale Rollen- Aufmerksam werden auf die Wirkung vonTexten, Themen, Gruppensituationen undpolitischen Aktualitäten auf die Gruppe undihr Verhalten- Haltung des Vertrauens in die Autonomieder/des Einzelnen und der Gruppe- Kollegialität: In der Lage sein, andere bi-bliodramatische Ansätze kollegial zu würdi-gen und fachlich zu beurteilen

Sach-Kompetenza) Leitungs-Kompetenz- Wissen um die Möglichkeiten und Gren-zen unseres Leitens- Leitungsfunktion klar übernehmen können- Leitungshandeln selbstkritisch hinterfragenund ethisch reflektieren können- Mit Kritik anderer umgehen können (Lei-terfeedback)- Sensibel auf Gruppen eingehen können- Die Wirkung von Texten, Themen, Grup-pensituationen und politischen Aktualitäten

Bibliodrama-erfahrung

Persönliche Erfahrung

Praxisfeld

Sachkompetenz

ICH- SOZIAL-

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auf die Gruppe bewusst für den Gruppen-prozess nutzen und kreativ mit ihr arbeitenkönnen- Prozessorientiertes Arbeiten mit Gruppenlernenb) Seelsorgerlich-therapeutische Kompetenz- Mit Menschen und ihren Lebens- undGlaubensfragen, Themen und Problemensensibel umgehen und auf diese eingehenkönnen. Dazu gehört die Fähigkeit zum Um-gang mit Krisen und sinnvollen Interventionen.c) Didaktische Kompetenz- Bibliodramatisches Handeln im Bezie-hungsgefüge von Text – Leitenden - Einzel-nen und Gruppe – Methoden - institutionel-len Bedingungen planen, wahrnehmen undreflektieren könnend) Methodische Kompetenz- Methodisches Vorgehen aus dem Text ent-wickeln können- Verschiedene Methoden der Textarbeit alsVorbereitung und Texthinführung, Gestal-tung und Reflexion kennen und gezielt ein-setzen lernene) Umgang mit biblischen Texten- Offen und neugierig auf den Reichtum derbiblischen Texte werden- Den Bedeutungsreichtum der biblischenTexte entdecken und ihn anderen zugäng-lich machen können- Respektvoller Umgang mit Texten und ih-ren unterschiedlichen Deutungenf) Theorie und Theologie des Bibliodramas- Kenntnisse über theologische, psychologi-sche, pastorale, psychodramatische, grup-pendynamische und andere Hintergründe

Praxisfeld- Anwendung des Gelernten im eigenen Ar-beitsfeld- Aufbau des PraxisfeldesVorbereitung, Durchführung und Evaluation- konkreter Projekte unter Supervision / Inter-vision

2.3. Strukturen der Weiterbildung Biblio-dramaleitung

Mindestumfang:- 45 Einheiten inklusive Supervision (270Unterrichtsstunden à 45 Min. oder 202,5Stunden à 60 Min.)- Bei höheren Voraussetzungen kürzer, beigeringeren Voraussetzungen länger respek-tive mit entsprechenden Zusatzmodulen pa-rallel ergänzen

Mindestdauer: zwei JahreLerngruppe:- Die Weiterbildung geschieht in einer kon-tinuierlichen (geschlossenen) Lerngruppe.

Weiterbildungsleitung:- Sie wird von einem Team von ausgebilde-ten Bibliodramatikern geleitet, die sich dafürqualifiziert haben (Berufsausbildung und -er-fahrung, Weiterbildung Bibliodramaleitung,zusätzliche, abgeschlossene Weiterbildungwie z. B. Gestaltpädagogik, Gestalttherapie,TZI, Psychodramaleitung, Theaterpädagogik,sozialtherapeutisches Rollenspiel, Rollen-spielpädagogik u. a. oder gleichwertige Wei-terbildungen und Vertiefungen).

Ausbildungselemente:- Die Weiterbildung enthält neben derSelbsterfahrung und der Erfahrung in derGruppe Anteile mit übender Leitung in derLerngruppe und eigener Praxis mit kollegia-ler Beratung (Lernpartnerschaften, Intervi-sion) und Supervision in Kleingruppen.- Die Weiterbildung arbeitet mit einem wei-ten methodischen Spektrum unter Einbezugaller Sinne, insbesondere mit Körper- undBewegungsarbeit.- Zudem werden biblische Texte aus dem 1.und 2. Testament in möglichst vielen unter-schiedlichen literarischen Gattungen biblio-dramatisch erarbeitet.- Die Dimensionen des Bibliodramas: bio-graphisch, sozial-politisch / institutionell (Kir-che) und religiös werden einbezogen.

Abschluss:- Die Weiterbildung schließt mit einemförmlichen Abschluss ab: Protokolle, Ab-schlussprojekt, Kolloquium, in dem die Teil-nehmenden ihre Kompetenzen zeigen kön-nen – mit der Möglichkeit der Anerkennung(Zertifizierung) oder der Ablehnung.

Mitwirkende Institutionen im Projekt,Kontaktadressen

Über die im Anschluss genannten Institutio-nen haben zahlreiche Lehrende und Ler-nende im Bibliodrama an den Projektakti-vitäten teilgenommen und zur Entwicklungdes europäischen Netzwerkes Bibliodramabeigetragen. Am Netzwerk Interessierte kön-nen sich über die benannten Vertreterinnenund Vertreter der Institutionen informieren.Das Projekt wird mit einem dritten Jahr bisJuli 2004 von der Europäischen Union geför-dert. Neue Netzwerk Mitglieder werden ausSchweden und Finnland hinzukommen.

UngarnCsillaghegyi Evangelikus GyülekezetIldiko Donath-Muntag Mezö Ucta 12, 1038 BudapestFon: ++36/1/2403771Mail: [email protected]

Egyhazforum AlapitvanyPeter VargaAlkotmany u. 18, 1122 BiatorbagyFon: ++36/30/9543537Mail: [email protected]

ÖsterreichÖsterreichische Gesellschaft für Pastoralpsychologie undintegrative PädagogikGabriele DornegerMoserhofgasse 24b, 8010 GrazFon: ++43/316/816737Mail: [email protected]

Österreichisches Netzwerk BibliodramaGabriele Bleker-PermesBrunnau 6, 6391 Fieberbrunn++43/5354/52775Mail: [email protected]

SchweizArbeitsgemeinschaft BibliodramaReinhard SchläpferHirtenstraße 3, 9008 St. GallenFon+Fax: ++41/71/2452669Mail: [email protected]

DänemarkFolkekirkens Paedagogiske InstitutKarin KofodKirkeallé 2, 6240 LögumklosterFon: ++45/74743213Mail: [email protected]

Interessengemeinschaft BibliodramaCäcilia KochKirchstraße 2, 4628 WolfwillFon++41/62/9261243Mail: [email protected]

DeutschlandGesellschaft für Bibliodrama e.V.Dr. Wolfgang WesenbergKrügerstraße 1, 10439 BerlinFon: ++49/30/42800920Mail: [email protected]

Burckhardthaus e.V. / Ev. InstitutChristoph RiemerHerzbachweg 2, 63571 GelnhausenFon: ++49/6051/89-0Mail: [email protected]

Ev. Akademie NordelbienWolfgang TeichertEsplanade 15, 20354 HamburgFon: ++49/40/35505638Mail: [email protected]

Erwachsenenbildung Bethel (Koordination)Wolfgang Roos-PfeifferNazarethweg 4-7, 33617 BielefeldFon: ++49/521/144-6105Mail: [email protected]

1 Dieser Text stellt keine Meinungsäußerung der Europä-ischen Union dar. Er gibt ausschließlich die Arbeitsergeb-nisse der Projektbeteiligten wider.

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Projekt Bibliodrama-Langzeit-Fortbildungen in EuropaTermine im dritten Projektjahr (August 2003 – Juli 2004)

- September 2003 Zürich (CH): 3. Tagung der Bibliodrama-Fortbil-dungseinrichtungen und FortbildnerInnen in der Schweiz- 26. - 28. September 2003: Internationaler Bibliodramaworkshop „Gast-freundschaft“, Evangelische Akademie Nordelbien Hamburg / Bad Se-geberg-28. - 30. September 2003, Bad Segeberg (D), 5. Konsultationstreffen:Themen: Selbstverständnis des Netzwerks, Begrüßung und Einführungneuer Projektmitglieder, Planung des 3. Projektjahres- 16. - 20. November 2003, Gelnhausen (D): Nationales Bibliodrama-Forum, Vorstellung der Charta, Auswertung von laufenden Fortbildun-gen, Vorstellung des Leitbildes der GfB- 21. - 23. November 2003, Lidingö (SWE): Nationaler Bibliodrama-Workshop, am 21. November Kontakttreffen des schwedischen Biblio-drama-Netzwerkes

- Januar 2004, Zürich (CH): Hauptversammlung der Interessengemein-schaft Bibliodrama Schweiz (nationales Forum)- Januar 2004, Budapest (HU): Nationales Bibliodrama-Forum in Ungarn-13. - 15. Februar 2004, Lidingö (SWE): Internationale und nationale Bi-bliodramakonferenz mit Workshops und Plenarvorträgen. Anfangsge-spräche zur Planung einer Langzeitfortbildung in Schweden.- 15. - 18. Februar 2004, Lidingö (SWE), 6. KonsultationstreffenThema: Entwicklung und Konzipierung des europäischen Bibliodrama-Netzwerkes- 05. – 07. April 2004, Linz (AT): Methodenseminar „Bibliodrama undAufstellungsarbeit mit Glaubenssätzen zu Ostertexten“-12. – 16. April 2004, St. Gerold (CH): Methodenseminar „Playback alsSpiel und Arbeitsweise im Bibliodrama“- 23. - 25. April 2004, Erwachsenenbildung, Bethel, Bielefeld (D)Integrativer Bibliodrama-Workshop für Menschen mit und ohne Behin-derung- Frühjahr 2004, Graz (AT): Methodenseminar mit Samuel Laeuchli- 17. - 21. Mai 2004, Gelnhausen (D): Internationaler Bibliodrama-Kon-gress, Thema: „Bibliodrama als Herausforderung und Risiko“(Wie mit dem Heiligen Geist arbeiten?)- 21. - 23. Mai 2004, Bielefeld/Gelnhausen (D), 7. Konsultationstreffen- 3. - 5. Juni 2004, Tahi (HU): Nationales Bibliodrama-Treffen in Ungarnmit internationalen Gästen aus dem europäischen Projekt

Teilnehmende und assoziierte Mitglieder im ProjektEuropean Members and Partners of the Project- Csillaghegyi Evangelikus Gyülekezet- es Templomepitö Alapit-vany, Ungarn- Egyhazforum Alapitvany, Ungarn- Arbeitsgemeinschaft Bibliodrama Schweiz, Schweiz- Österreichische Gesellschaft für Pastoralpsychologie und integra-tive Pädagogik, Österreich- Österreichisches Netzwerk Bibliodrama, Österreich- Svenska Missionskyrkans Utbildningscent, Lidingö, Schweden- Gesellschaft für Bibliodrama e.V., Deutschland

- Erwachsenenbildung Bethel, Nazareth Sarepta Lindenhof,Deutschland (Projektkoordination)- Burckhardthaus Gelnhausen, Evangelisches Institut für Jugend,Kultur und Sozialarbeit e.V., Deutschland- Evangelische Akademie Nordelbien, Deutschland- Teologisk Pædagogisk Center - Folkekirkens Pædagogiske Institut,LØgumkloster, Dänemark- Kirkon koulutuskeskus, Suomen ev. Luth., Järvenpää Finnland

Project Bibliodrama-Leader-trainings in europeDates in the third year of the project (August 2003–July 2004)

- Sept. 03, Zürich (CH): 3. meeting of institutions makingBibliodrama-leader-trainings in Switzerland- 26. - 28. 09. 2003, Ev. Akademie Nordelbien Hamburg /Bad Segeberg (D): International Bibliodrama-workshop- 28. - 30. Sept. 2003, Bad Segeberg (D), 5. Consultation- 16. - 20. 11. 03, Gelnhausen (D): National meeting of Bi-bliodrama-Leaders, presentation of the Charta, evaluationof service educations, presentation of the vision of the GfB- 21. - 23. 11. 2003, Lidingö (SWE): Day of contact for theSwedish Bibliodrama-network, Bibliodrama-workshops

- 01/ 2004, Zürich (CH): Central meeting of „Interessen-gemeinschaft Bibliodrama Schweiz“ (national meeting ofleaders)- 01/ 2004, Budapest (HU): National Bibliodrama meetingHungaria- 13. -15. 02. 2004, Lidingö (SWE): International Biblio-drama-conference for planning a leader-training in Biblio-drama- 15. - 18. 02. 2004, Lidingö (SWE), 6. Consultation- 05. – 07. 04. 2004, Linz (AT): Methodical training „Bi-bliodrama and constellation work with sentences of believeand their relationship to texts of Easter“- 12. – 16. 04. 2004, St. Gerold (CH): Methodical training„Playback and Bibliodrama“- 23. -25. 04. 2004, Erwachsenenbildung, Bethel, Biele-feld, (D): Integrational Bibliodrama-Workshop for peoplewith and without disabilities- spring 2004, Graz (AT): Methodical training (with SamuelLaeuchli)- 17. - 21. 05. 2004, Gelnhausen (D): International Biblio-drama-conference „Bibliodrama as challenge and risk“(How to work with the holy spirit?)- 21. - 23. 05. 2004, Bielefeld/Gelnhausen (D), 7. andlast consultation- 3. - 5. June, Tahi (HU): National Bibliodrama-meetingwith international guests from the project

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Andreas Pasquay, LangenfeldLEITBILDPROZESS in der Gesellschaft für Bibliodrama (GfB)Aus einem Brief an Mitglieder der GfB e. V.Wir – der Vorstand der GfB - sind sehr froh, Euch und Ihnen denMitgliedern einen gemeinsamen Entwurf für ein Leitbild präsentie-ren zu können. Herzlich bitten wir nun um eine offene Diskussion - auf der Ebene des Internet- in direkter Resonanz an Andreas Pasquay (Koordinator des Leit-bildprozesses im Vorstand) E-mail: [email protected] auf dem FORUM BIBLIODRAMA vom 17. – 21. 11. 03 in Geln-hausen im Rahmen der Open-Space-Arbeitmit dem Ziel, auf der Vollversammlung am 18. Januar 2004 einendgültiges Leitbild für die GfB verabschieden zu können.

Leitbildentwurf der GfB (Vorstandssitzung am 03. 09. 03)Wer wir sind: Die GfB ist eine Vereinigung qualifizierter Biblio-dramaleitender- mit unterschiedlichen Lernwegen und Bibliodramaerfahrungen,- mit einer abgeschlossenen Bibliodrama-Langzeitfortbildung,- in ökumenischer Vielfalt.Uns kennzeichnet:- dass der biblische Text alle bibliodramatischen Suchbewegungen leitet- ein text- und prozessorientierter Ansatz- den ganzen Menschen mit Leib, Seele und Geist mit unserer Ar-beit zu bewegen- die Berücksichtigung des gesellschaftlichen Kontextes in unsererbibliodramatischen Arbeit- die Vernetzung innerhalb der deutschsprachigen Bibliodramabe-wegung- und die Vernetzung mit (außer)europäischen Institutionen undGruppen im Spielraum BibliodramaUnsere bibliodramatische Arbeit gründet sich- auf den biblischen Text, der unsere Arbeit korrigiert, irritiert undtranszendiert- auf das kreative Potential der Gruppe und auf ihre unterschied-lichen Lebens- und Glaubenserfahrungen- auf eine grundsätzliche und andauernde Reflexion der eigenen Arbeit- auf gemeinsame EthikrichtlinienWir bieten unseren Mitgliedern:- eine Plattform für Kooperation und kollegialen Austausch,- Information u. a. durch die Zeitschrift „TEXT RAUM“,- Austausch und Weiterbildung z. B. durch Kongresse und Studientage,- Rückhalt und Vergewisserung,- Möglichkeit zur Veröffentlichung von Beiträgen und eigenen An-geboten, z. B. Internet, TEXT RAUM und Schriftenreihe BIBLIO-DRAMA-KONTEXTE.Wir bieten das GfB-Logo- als Gütesiegel für eine qualifizierte Ausbildung- als Orientierungshilfe für Veranstalterinnen und Veranstalter so-wie für die Verbraucherinnen und VerbraucherWir machen Mut,- Bibliodrama als eine Form spirituellen Lebens und Lernens inner-halb und außerhalb kirchlichen Lebens zu erfahren- methodisch neue Wege zu gehen und Grenzüberschreibungenzu wagen

- Sich unbekanntes – teilweise auch fremdes – Terrain bibliodra-matisch zu erschließenWir wollen- Bibliodrama bekannt machen in Gemeinde und Kirche, Bildungund Öffentlichkeit- die Bibliodramapraxis fördern durch besondere Projekte sowieBeratung von Einrichtungen und Einzelpersonen anbieten- durch eine weite und anspruchsvolle fachliche Diskussion undmutige Experimente zur Weiterentwicklung der Praxis und Theoriebeitragen- ein Forum sein für alle, die sich für das Bibliodrama interessierenund engagieren- den interreligiösen und interkulturellen Dialog üben- die Entwicklung und kontinuierliche Überarbeitung einer Rah-menkonzeption zur besseren Vergleichbarkeit von Ausbildungenunterstützen

Andrea Brandhorst, Anja-Maria Gummersbach, Christine Kandler,Andreas Pasquay, Wolfgang Wesenberg und Else Natalie Warns

Herzliche Einladung zu einem Wochenende

zum zehnjährigen Bestehen derGesellschaft für Bibliodrama

und des TEXT RAUM

StudientagSamstag, 17. Januar 2004, 10 - 18 Uhr

Thema: Musikalische Gestaltungen im Bibliodrama-Prozess, mit Karola Pasquay und Uwe Fischer-Rosier.

Verantwortlich: Angelika Brennemann und Andreas Pasquay

Festlicher Samstagabend zum10-jährigen Jubiläum der GfBmit Buffet, Tanz, Erinnerungen.

Verantwortlich: Friedhelm Siegemund

Mitgliederversammlung,Sonntag, 18. Januar 2004, 9 – 13 Uhr

Auf der Tagesordnung: Das Leitbild der GfB

Alle drei Veranstaltungen finden in Bielefeld im Haus Salem statt. Dort gibt es auch Übernachtungs-

möglichkeiten. Eine Einladung mit ausführlicher Tagesordnung und den Anmeldemodalitäten folgt noch.

Gäste sind herzlich willkommen.

Anfragen bitte an Wolfgang Wesenberg, Krügerstr. 1, 10439 Berlin, Telefon (030) 4244002,

Fax (030) 42800920, e-mail: [email protected]

Zehn Jahre Gesellschaft für Bibliodrama e.V.

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BERICHTE

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Mit dem Kolloquium vom 30. 06. bis 03. 07.2003 ging der zweite Aufbaukurs zur Biblio-drama-Leitung als Fortbildungsveranstaltungdes Programmbereichs Lebendige Theologie/ Bibliodrama / Feministische Liturgie 2003in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft fürBibliodrama e.V. zuende, den Pastorin UteKnie vor ihrem Weggang noch eingeleitethatte.Es haben sieben Frauen und drei Männer,Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Ju-gend- und Kulturarbeit / Jugendgruppenlei-terinnnen und-leiter, Referentinnen und Re-ferenten / Jugendbeauftragte teilgenommen.Die Leitung lag bei Christoph Riemer, Burck-hardthaus (federführend), Else NatalieWarns, (GfB) Bielefeld und Dr. Manfred Gel-lert, Burckhardthaus.

Zum Abschlusskolloquium brachte jede undjeder eine schriftliche Arbeit zu einemThema mit, das sie und ihn – bezogen aufBibliodrama – bewegt und fasziniert hatte.Es sollte dabei von einem eigenen bibliodra-matischen Praxisprojekt ausgegangen wer-den, in dem die eigenen Lernerfahrungendes Langzeitprogramms erprobt worden wa-ren. Nicht nur Text, sondern auch Spuren,Bilder, Materialien, wie Klang- und Videozi-tate, sollten den sinnlichen Eindruck mit derTextreflexion verbinden.

Beim Abschlusskolloquium wurden dieseArbeiten mit einer praktischen Arbeitsprobevorgestellt und im gemeinsamen Gesprächreflektiert. Es fällt auf, dass viele Arbeiteneine Resonanz auf einen entscheidenden„Kick“ von Christoph Riemer während einerkritischen Phase des Kurses darstellen: näm-lich „der eigenen Spur zu folgen, die eigeneLernbewegung zu finden und selbst zu orga-nisieren“. Das hatte für viele neue Möglich-keiten eröffnet, Experimente im eigenenBibliodrama zu wagen und individuelle Er-fahrungen anders, eigenständiger zu beob-achten und zu (be)werten.

Titel der Abschlussarbeiten, vorgestellteThemen und Arbeitsproben der Teilneh-menden:Rita Clasen- Titel: „Hingetupft – oder die Arbeit am

Verborgenen - Reflexion über Lernbewegun-gen im Leitungskurs“- Thema: Text (Gewebe), Lernen (nachspü-ren) - Den eigenen bibliodramatischenLernweg mit Material (Tücher, Seile) darge-stellt und reflektiert

Claudia Kautzmann- Titel und Thema: „Lebensspur – Lebenpur - Bibliodrama in der Schule – Möglich-keiten und Grenzen“- Arbeitsprobe aus einer Bibliodramase-quenz in der Berufsschule zum Thema:„Sterben und Tod“

Hartmut Lotz- Titel und Thema: „Aus Bewegung undForm zur eigenen bibliodramatischenHandschrift“Arbeitsprobe: Zerknüllen und Entfalten mitArchitektenpapier

Gertrud Wenz- Titel und Thema: „Lernbewegungen inder Bibliodrama-Leitungsarbeit – insbeson-dere während der Ausbildungszeit“- Arbeitsprobe: Körperarbeit- Finden eines Symbols für das eigeneThema- Finden eines Textausschnittes

Christiane Ginschel- Titel: „Blickwinkel – How You look, willdecide, what You see”- Thema: Blickwinkel – „Auf den 2. Blick –wenn Fenster und Wände uns ihre Bot-schaften enthüllen“- Arbeitsprobe: - Erkundung eines Raumes(individuell)- Welche biblischen Figuren / Texte fallenden Teilnehmern zu Orten im Raum ein.Zettel wurden geschrieben und dort ange-heftet.- Gemeinsame Raumerkundung, welcheOrte und Figuren gefunden und markiertwurden.

Marion Schüßler- Titel und Thema: „Konstruktivistische Di-daktik und Bibliodrama als erlebnisorien-tierte Pädagogik“- Arbeitsprobe: - Welche Aufgaben habe

ich in meiner täglichen Arbeit?- Welche Beziehung habe ich zu den ein-zelnen Aufgaben? (Zum Beispiel: macheich sie gern? etc.)- Umsetzung in Symbole (Straße und Häuser)- Malen und gestalten der Assoziationen

Gabriele Panning- Titel und Thema: „Playing bibliodramaarts – meiner Bildungsbewegung auf derSpur“- Arbeitsprobe: - Freies tanzen nach Musik„riverdance“- Freie Interpretation mit Regenschirmen- Gestaltungsschritt mit Kreiden- Austausch in Kleingruppen- Bericht über das Bibliodramaprojekt

Silvia Winterberg- Titel und Thema: „Die Bedeutung derKörperarbeit für das Bibliodrama“- Arbeitsprobe: - Angeleitete Körperübung- Körperimpulse in einen spontanen Aus-druck bringen- Darstellung der Einzelimpulse in derGruppe

Martin Ulrich- Titel und Thema: „Die Reise – Berichtüber Erfahrungen während des Kurses“- Arbeitsprobe: - Gemeinsames singen -Finden eines Naturgegenstandes - Vorstel-len der Gegenstände- Bezug zur Textstelle: „Arbeiter im Wein-berg“

Nach dem Besuch der Ausstellung „Kultur-welten Burckhardthaus“ fand am Mitt-wochabend ein Gemeinsames Kursab-schlussfest statt.Der Donnerstagvormittag leitete zum Blickin die Zukunft über mit einem Bewegungs-einstieg mit freiem Tanz und der Frage:Wie könnte es für mich weiter gehen inmeiner Bibliodramabildungsbewegung?Jede und jeder Teilnehmende gab jederund jedem anderen eine Empfehlung fürdie Zukunft mit.

BERICHTE AUS DER BILIODRAMABEWEGUNG

Christoph Riemer, Else Natalie Warns, Manfred GellertAbschluß des 2. Aufbaukurses Bibliodrama Leitung2000 - 2003 im Burckhardthaus Gelnhausen

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TEXT RAUM

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Der „besondere Rock“ – ein roter PulloverEs beginnt nicht von ungefähr in der Kapelleder Bildungsstätte.Peter Pitzele demonstriert Bibliolog – seinenBibliolog – hautnah, dramatisch und mit vielVerve. Nicht zufällig wählt er als biblischenText Genesis 37,3 und 4, die Geschichte des„Besonderen Rockes“, des „Väterlichen Klei-des“, mit dem Joseph durch seinen Vater Ja-cob herausgehoben wird aus der Geschwi-sterschar. Die Frage begleitet uns von Anfangan: Wer ist im Bibliolog der „Vater“? Gibt eseine „Mutter“? Was ist das Besondere, der„Besondere Rock“ im Bibliolog? Und wer sinddie „Brüder“? Und die Schwestern?Sinnbildlich in der Anfangssequenz: Der „Be-sondere Rock“ ist Peter Pitzeles eigener roterPullover, den er als Demonstrationsobjekt imBibliolog zu Genesis 37,3 und 4 einsetzt.Spannend die Szenen, die er herauskitzelt: Essprechen Joseph und Jacob, der Geist Rahelsund die Brüder jeweils aus verschiedenenPerspektiven. Die Atmosphäre ist dicht. DasErgebnis der Demonstration ist so, dass diegroße Gruppe der Teilnehmenden mit positi-ver Spannung die Woche in Bad Segeberg an-zugehen bereit ist.Das Ziel – das sei hier von vorneherein ange-merkt – Bibliolog in seiner einfachen Formkennen zu lernen, zu üben und dann mit Er-folg zu praktizieren, wird am Ende der Wocheerreicht. „You have been the most interestedgroup, I have ever had!“ Der typisch ameri-kanischen Lobeshymne auf die Gruppe – dieman jedoch Susan und Peter Pitzele als auf-richtig abnimmt – begegnet die Gruppe mitstehendem Applaus: Es hat sich gelohnt. Eshat bewegt. Es hat wohl getan!

„This is Peter, this is Susan, this is Uta“Daran haben Peter und Susan Pitzele und UtaPohl-Patalong, das Leitungsteam in seinerUnterschiedlichkeit einen hohen Anteil. PeterPitzele arbeitet charismatisch. Er ist ein Solistmit Charme. Er zaubert gerne – und wenn esmethodische Vielfalt ist. Peter Pitzele ist ame-rikanischer Jude und hat seine Wurzeln inden Literaturwissenschaften und im Psycho-drama. Bibliolog hat er von dort kommendseit etwa 15 Jahren in amerikanischen christ-lichen und jüdischen Gemeinden entwickelt.Heute ist er unter anderem Mitglied des „In-stitute for Contemporary Midrash“ (USA), ei-ner Organisation, die die Tradition des Mi-drasch mit Hilfe künstlerischer Zugänge wei-

ter trägt. Susan ist Beraterin und Psychothera-peutin. Sie ist die wache Beobachterin, dieStimme der Herzlichkeit und der Stabilität.Uta Pohl-Patalong trägt mit ihrer kritischenKlarheit insbesondere zum Gelingen desUnternehmens bei. Sie ist die Theologin imTeam. Sie garantiert die Wissenschaftlichkeitund die Einbindung in die bibliodramatischeSzene in Deutschland. Das alles gibt Strukturund Halt. Das ist wichtig, ist doch der Biblio-log in mancherlei Augenwinkeln eben dergleichen Szene besetzt mit Urteilen wie„oberflächlich“, „soft“, „unbedacht“ – ebenals „Mac Bibliodrama“. Diese Mischung in derLeitung tut dem „Spiel als Ganzem“ gut: DieRollen sind klar verteilt – und eben nicht aufeine Person allein fixiert.

Der Prozess – Wo bleibt der Körper?Gearbeitet wird anwendungsorientiert mitKurzvorträgen, praktischen Übungen und er-sten Erfahrungen im Anleiten eigener Biblio-loge in Kleingruppen. Die Sprache ist anglo-amerikanisch, was in den meisten Fällen er-staunlich gut geht. Schwer fällt vielenTeilnehmenden – besonders wenn sie dieKörperarbeit im Bibliodrama schätzen – dieoft mühsam lange Fixierung auf den Stühlen.Besonders am Anfang ermüden die langenSprachspiele. Der Körper verlangt nach Be-wegung. Die Leitung reagiert offen und me-thodisch gut durchdacht auf diese Kritik. DieKompetenzen und Fähigkeiten der Teilneh-menden werden positiv in den Arbeitsprozessintegriert. Einzelne leiten Bewegungsübungenaus ihrer Kompetenz heraus an.Der Eindruck aber bleibt: Bibliolog ist vor al-lem ein sprachliches Geschehen. Dies ist so –und es hängt mit der methodischen Begren-zung des Bibliolog und seiner Herkunft ausdem jüdischen Midrasch zusammen. Und: Inder Segeberger Woche wird bewusst der Fo-cus auf die Grundtechniken des „Echoing“und „Interviewing“ gelegt. Im kommendenJahr wird es im September so etwas wie einenAufbaukurs geben. Diese Entscheidung, sicherst auf zwei Grundtechniken zu beschrän-ken, ist sinnvoll. Sie entlastet und öffnet Raumfür intensives Üben und vertiefte Arbeit.

Was aber ist Bibliolog?Bibliolog ist - in knappen Worten - eine in-szenierte Auslegung eines biblischen Textes inGottesdienst, Konfirmandinnen- und Kon-firmandenarbeit, Schule oder Gruppe, in der

die Teilnehmenden über eine vermittelndeund anregende Moderation den einzelnenFacetten der biblischen Figuren eine Stimme– später auch andere Formen – geben. Dabeiist das Ergebnis nicht im Voraus festgelegtoder vom Moderator (die weibliche Form, dieModeratorin ist bei künftiger Nennung impli-ziert) präjudiziert. Die Verkündigung – wennes denn in einem wie auch immer geartetengottesdienstlichen Rahmen geschieht – ereig-net sich im Prozess. Sie „geschieht“ – oder –sie „geschieht zuweilen auch nicht“.

Der Moderator – Peter Pitzele nennt ihn odersie „the director“ - führt in kurzer Weise in diejeweilige biblische Szene ein. Noch ist es ein„talking about the bible“. Dann lädt er odersie die Teilnehmenden ein, selber die Bühnedes Textes zu betreten. „I need you, to parti-cipate the story!“ Niemand ist gezwungen,eine Rolle öffentlich zu übernehmen. DieseFreiheit ist wichtig. Sie schützt und öffnet zu-gleich. Teilnehmende verleihen dann denverschiedenen Facetten der biblischen Perso-nen (oder auch Gegenständen etc.) ihreStimme. Persönliches, Phantasievolles, Spiri-tuelles bekommt so einen Klang-Raum. DerModerator verstärkt, indem er oder sie denSprechenden ein Echo gibt. Dadurch werdenin einer eventuell großen Gottesdienstge-meinde alle Besuchenden mit einbezogenund der oder die Sprechende wird bewegt,noch tiefer in die jeweilige Rolle sich einzu-lassen.

In der eingangs erwähnten Sequenz berichtetzum Beispiel Jacob, warum er seinem Sohnden „besonderen Rock“ gegeben hat. DerModerator fragt: „You are Jacob! Why did yougive this clothes to your son Joseph?“ und dieAntwort ist: „I’m Jacob! I feel especially inlove with Joseph, because he is the son of Ra-chel!” Spannend – der Bibliolog entwickeltsich hier zu einem Trialog zwischen Vater,Sohn und dem Geist der Mutter über dieRolle Rachels in dieser Familie. Neben dem„Echoing“ ist das „Interview“ eine zweiteTechnik des Moderators, den Dialog in Be-wegung zu halten. Wichtig ist die Regel: Im-mer wenn die Rollen wechseln, auf eine guteEnt-Rollung zu achten. Wichtig auch die Re-gel, immer wieder auf den Text als Grundlagedes ganzen Geschehens zurückzukehren. Erist die Basis, die Leitplanke und der Motor desProzesses – und eben nicht der Moderator.

Manipulation oder ModerationDies ist ein Vorwurf, der leicht – und zuwei-len mit gutem Recht – gegenüber dem Bi-bliolog erhoben werden kann und wird: In-wieweit wird der Prozess nun moderiert oder

Andreas Pasquay, Langenfeld„I need you, to participate the story“Bericht über den Workshop zum BIBLIOLOG in der Evangelischen Akademie Bad Se-geberg mit Peter und Susan Pitzele und Uta Pohl-Patalong

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manipuliert. Und – inwieweit erschlägt dasCharisma des Moderators die Eigendynamikeines Prozesses. Gerade bei Peter Pitzelescheint dies nahe zu liegen, denn er setzt seinCharisma bewusst ein. Mann oder Frau kanndies ambivalent erleben. Dennoch – positivgesehen ist sein Charisma ein Licht, das eseben nicht unter den Scheffel zu stellen gilt.Von daher ist es entlastend, den Bibliolog inBad Segeberg von drei unterschiedlichen Lei-tungspersonen erlebt zu haben. Gerade UtaPohl-Patalongs weiblich klare und wohltuendnüchterne Art lässt jeden Verdacht auf Mani-pulation sich verflüchtigen.Er ist auch bei Peter und Susan Pitzele nichtgerechtfertigt. Beide verstehen es – meistens– sich als Moderatoren hinter die Voten derTeilnehmenden in den verschiedenen Facet-ten und Rollen zu stellen und sie je in ihrer ei-genen Art durch „Echoing“ und „Intervie-wing“ zu verstärken und zu motivieren. Denndarum geht es: Sie zu schützen und zugleichim Prozess Bibliolog zu bewegen. Hier ergän-zen sich Susan (Schutz) und Peter (Dynamik)ausgezeichnet.Übrigens: Manipulation oder Moderation,Überforderung und Schutz – das sind ja auchwesentliche Gegensatzpaare, auf die Biblio-dramatiker und Bibliodramatikerinnen allerCouleur zu achten haben und - meistens –achten. Was aber schützt am gründlichstenvor der Gefahr einer Manipulation: Die Ach-tung vor dem biblischen Text. Hier scheintmir einer der wesentlichsten Vergleichpunktezu anderen – in der Gesellschaft für Biblio-drama in vielfältigster Weise geübten – Bi-bliodrama-Ansätzen zu liegen: Prozessorien-tiertheit und Text-Bezug kennzeichnen ebenauch den Bibliolog von Peter und Susan Pit-zele und Uta Pohl-Patalong.

„Schwarzes und weißes Feuer“: Biblio-drama als MidraschDiese Achtung vor dem biblischen Text grün-det in einem der wichtigsten Ausgangspunktedes Bibliologs, der jüdischen Auslegungsweiseder Bibel, dem Midrasch. Es gilt, das ge-schriebene Wort Gottes, das „schwarzeFeuer“ in lebendiger, aktueller Weise auszu-loten und auszulegen, indem man dieZwischenräume der schriftlich fixierten Zei-len, das „Between“, das „weiße Feuer“ mitLeben erfüllt. „Zwischen den Zeilen“ zu lesenund zu leben – und dies mitzuteilen und zuteilen – auf der Grundlage des Textes, das istMidrasch, das ist Bibliolog. „We do midrasch,but we have to connect it to the thora.“ PeterPitzele vergleicht das „schwarze Feuer” miteiner Melodie und das „weiße Feuer“, den Bi-bliolog mit einer dazu gehörenden Jazz-Im-provisation.

An dieser Stelle, der Begründung des metho-dischen Ansatzes des Bibliolog in der jüdisch-exegetischen Praxis des Midrasch erkenne icheinen entscheidenden Berührungspunkt zwi-schen Bibliolog und Bibliodrama. Es ständeden verschiedenen Bibliodrama-Ansätzen gutan, in der jeweiligen Begründung dies Denk-modell von „schwarzem und weißem Feuer“,dem „Tanz in den Zwischenräumen“ und derGründung des Ganzen in einer tiefen und ge-wissen Einbettung des Prozesses im bibli-schen Text aufzugreifen. Im jüdischen Zugangöffnet sich dem Bibliodrama über den Biblio-log eine exegetische Praxis – und Lebenshal-tung, die neben den weiteren, bekannten Zu-gehensweisen, wie Psychodrama, Spiel,Ästhetik und anderen ein gutes Maß und einegute Gründung bietet. Bibliodrama ist in sei-nen verschiedensten Vollzügen eine Formmodernen Midraschs – meist in christlichemZusammenhang. Die interkulturellen Biblio-dramaversuche – unter anderem in Berlin mitLeony Renk, Ewa Alfred und Iris Weiss – grei-fen diesen Zusammenhang schon seit länge-rem auf. Besonders an diesem Wochenendein Bad Segeberg waren übrigens auch dieTeilnahme von mehreren Jüdinnen und ihrewertvollen Impulse.

Ein Unterschied, der keiner ist.Letztendlich erscheint die Differenzierungvon Bibliodrama und Bibliolog künstlich. Inden USA benennen Peter und Susan Pitzeleihre Arbeit als Bibliodrama. Im deutsch-euro-päischen Sprachraum wurde die Bezeich-nung Bibliolog erfunden. Sie soll deutlich ma-chen, dass es sich dabei einerseits um einedem Bibliodrama verwandte Form handelt,andererseits aber eben keine mehrtägige Ver-anstaltungsform bietet. Möglich ist zudem,dass die Neuformulierung eines speziellenNamens auch den Markt der Bibliodrama-Interessierten im Blick hat: Neue Formen zie-hen eben Kunden auf sich.Sei es wie es sei: Der Bibliolog ist eine spe-zielle Form des Bibliodramas mit großen Stär-ken und – natürlich auch - Anfragen. Es isteine Art „Kleine Form“ des Bibliodramas, diegerade in ihrer Begrenztheit und Kürze vieleVorteile bietet. Auch schützen ihre schnellenund pragmatischen Methoden davor, zuschnell in tiefe Schichten der Existenzbewäl-tigung abzusinken und dann darin zu verhar-ren, eine Gefahr, der manches deutsche Bi-bliodrama gerne erliegt. An der Oberflächezu bleiben, muß nicht „oberflächlich“ sein –wie manche meinen. Es kann auch dieChance in sich tragen, ganz pragmatisch undin einer guten Begrenztheit spirituelle Erfah-rung am biblischen Text zu machen. Bibliologals Bibliodrama eignet sich hervorragend als

kleine, kompakte Form für öffentliche Räume– wie Gottesdienste, Schulklassen, Konfir-mandenarbeit und/oder Gruppenarbeit.Vom Psychodrama, von dem der Bibliologsich in vielen methodischen Schritten herlei-tet, unterscheidet er sich in dreierlei Hinsicht:Er hat ein öffentliches Setting – wie die Got-tesdienstgemeinde oder die Schulklasse. Er istzeitlich begrenzt. Und der Bibliolog – wieauch das Bibliodrama – dient in keinem Falltherapeutischen Zielen.

Anfragen an die MethodeAnfragen an die Methode stellen sich vor al-lem am Ende der jeweiligen Prozesse. Es istbekanntlich leicht, ein Bibliodrama in Gangzu setzen. Es aber auch in einer guten Formzu beenden, fällt oft nicht leicht. Wie rundetsich ein Bibliolog? Wie formuliert „es“ sich fürden jeweiligen Teilnehmenden? Und – wo-durch und wie bleibt er oder sie geschützt?Spannend ist die Möglichkeit, den Bibliolog –wenn er denn ein gottesdienstliches Gesche-hen ist, liturgisch einzubetten, ihn mit demFriedensgruß zu eröffnen und ihn mit Segenund/oder Gebet zu beenden. In diesem Fallkann auch der Moderator abgeben – eben andie Kompetenz des „Geistes, welcher weht,wo er will“. Und dies ist etwas, was durchausim Sinne eines lebendigen und spirituell ver-standenen Bibliodramas liegt.Anfragen an die Methode stellen sich auch imZusammenhang mit der strikten Fixierung aufdie Rolle des Moderators. Freies Spiel, die Su-che nach der „eigenen Spur“ – so die wichti-gen Impulse für das Bibliodrama aus dem Be-reich „Spiritualität und Playing arts“ – sindschwer möglich. Denkbar lediglich in der be-wusst gewählten Reihung der angenomme-nen Rollen eines biblischen Textes. Dies istein eindeutiger Mangel. Aber man kann ebennicht alles haben. Und Bibliolog siedelt sichnun einmal auf der gegenüberliegenden Seitedes bibliodramatischen Spektrums an – viel-leicht als gute Ergänzung.

Und wenn wir uns wiedersehen...Zu guter Letzt – sozusagen als „Vorgeschmackauf den Himmel“, beziehungsweise auf dasFolgewochenende 10. bis 12. September2004 in der Akademie Hofgeismar – öffnetPeter Pitzele noch das Füllhorn weiterer Mög-lichkeiten des Bibliologs – allesamt Metho-den, die aus der Bibliodramaarbeit gut be-kannt sind: Figuren und Vignetten, Gesten,Kleine Anspiele, Soziogramme. Hier werdenMann und Frau genau hinschauen müssen,was im öffentlichen Raum „geschützt geht“und was „ungeschützt bloß stellt“.

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Fachberatung / Supervision BibliodramaBibliodrama-Fachberatung / Supervision

für Einzelne und Kleingruppen nach telefonischer Absprache:

- Andrea Brandhorst (GfB), Religions-Lehrerin und Dr. Hermann Brandhorst (GfB), Bielefeld, Tel. 0521/440799

- Angelika Brennemann (GfB), Gymnasiallehrerin, Supervisorin inAusbildung nach den Standards der DGSv, Lübbecke, Tel. 05741/310635

- Ursula Claas (GfB, DGSv), Havixbeck, Tel. 02507/7786- Bärbel Dalheimer (GfB), Supervisorin (DGSv), Paderborn

Tel. 05250/8785664- Friedel Eichler, (GfB, DGSv), Diakon, Tönisvorst

Tel. 2151/701887- Heinrich Fallner (GfB), Diakon, Supervisor (DGSv), Coach (DGfC)Bielefeld, Tel. 0521/122830

- Bernd Fichtenhofer, Dipl. Päd., Supervisor, Psychodramaleiter(DAGG/DFP), Berlin, Tel. 030/68302241

- Ilona Hassebrauck (GfB), Diakonin, HerfordTel. 05221/108585

- Anne Held (GfB), Diakonin, Supervisorin (DGSv), BielefeldTel. 0521/402299

- Ilona Hermann, Dipl. Rel. Päd., Dozentin (FH), Supervisorin(DGSv), Lehrte, Tel. 05175/4323

- Christine Kandler (GfB), Dipl. Soz. Päd., Dipl. Rel. Päd.Supervisorin (DGSv), Bielefeld, Tel. 0521/972838

- Antje Kiehn (GfB), Studienrätin, Psychodramaleiterin (DAGG)Wentorf/Hamburg, Tel. 040/7201858

- Ute Knie (GfB), Pastorin, Offenbach, Tel. 06982/4689 - Franz Josef Knist, Dipl. Theologe, Psychodramaleiter (DFP), Köln,

Tel. 0221/6806050 - Ilsetraud Köninger (GfB), Päd., Psychotherapeutin für KBT,

Supervisorin, Altenmünster, Tel. 08295/854- Birgit Kremmers-Knick (GfB), Dipl. Theologin, Supervisorin

(DGSv), Freiburg, Tel. 0761/200522- Dr. Annegret Möser (GfB), Dipl. Theologin, Paderborn

Tel. 05251/91995- Burckhard Ohnesorge, (GfB) Pfarrer, Wetter a. d. R.,

Tel. 0233555/801685- Dietrich Redecker (GfB, TZI grad.), Pfarrer, Hattingen

Tel. 02324/31496- Birgit Rheims (GfB), Gymnasiallehrerin, Supervisorin in Ausbil-

dung nach den Standards der DGSv, Bocholt,Tel. 02871/31226

- Hans-Jörg Rosenstock (GfB), Dipl. Theologe, Bielefeld Tel. 0521/3040983

- Friedhelm Siegemund (GfB), Pfarrer, Gifhorn, Tel. 05371/4393- Betty Simon (GfB), Supervisorin (DGSv), Wehrheim

Tel. 06081/5429- Eva Stattaus (GfB), Pastorin, Supervisorin, GreifswaldTel. 038356/51660

- Bärbel Spreitz (GfB), Lehrerin, Supervisorin in Ausbildung nachden Standards der DGSv, Herford, Tel. 05221/83667

- Else Natalie Warns (GfB), Theaterpädagogin, BielefeldTel. 0521/491635

- Angelika Wolter (GfB), Dipl. Grafik-Designerin, Supervisorin(DGSv), Steinfurt, Tel. 02551/81844

Workshop – Angebote

ERWACHSENENBILDUNGBETHEL/NAZARETH/SAREPTA/LINDENHOF

• „…geh den Weg nicht allein…“ Bibliodrama in der Kar-woche, 4.–9.4.2004, Haus der Stille, Bethel/BielefeldLeitung: Anna Ohm, Heinrich Fallner• „…werden wir sein wie die Träumenden…“Integrativer Bibliodrama-Workshop, Bibliodrama für Menschenmit und ohne Behinderung, 23.–25.4.2004, Hotel Lindenhof,Bethel/Bielefeld. Leitung: Paul Fr. Klein, Maria Edert, DanielaEichhorn, Wolfgang Roos-Pfeiffer • „Wie soll ich Dich empfangen und wie begegne ich Dir…“Bibliodrama im Advent–Vorankündigung29.11.–3.12.2004, Haus Nazareth, Bethel/Bielefeld, Leitung: Anna Ohm, Heinrich FallnerAnmeldung und Information: Erwachsenenbildung BethelNazarethweg 5–7, 33617 Bielefeld, Tel. 0521/144-6110Fax 0521/144-6109

ANDREAS PASQUAY

• Gottesdienstliches Spiel, BD zu bibl. Texten der Liturgie27.11.2003, 20– 22 Uhr, Erlöserkirche, LangenfeldAnmeldung: Andreas Pasquay (Pfarrer, Bibliodramaleiter)Tel. 02173/22354

PÄDAGOGISCHES INSTITUT DER EKVW• „Seht die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde“Meditative und bibliodramatische Elemente zu Advent undWeihnachten, 28.–30.11.2003, Haus Villigst.Anmeldung/Anfragen: Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildungder EKvW, Postfach 5020, 58225 Schwerte, Tel. 02304/755150Fax 02304/755247, e-mail: [email protected]

BILDUNGSSTÄTTE KIRCHRÖDER TURM

• „Wer ist hier der Größte?“ (Markus 9) Ein bibliodrama-tischer Zugang zu der Frage von Macht und Führung,5.–7.3.2004. Leitung: Peter Lincoln (Studienleiter, Pastor undFocusing Trainer), Margaret Lincoln (Germanistin, Pädagogin,Bibliodramaleiterin)Anmeldung: Kirchröder Turm, Hermann-Löns-Park 6/730559 Hannover, Tel. 0511/954970e-mail: [email protected]

AG BIBLIODRAMA BERLIN-BRANDENBURG

• Studientag: - Erfahrungen, Entwürfe und Konzepte7.11.2003, 10 –18 Uhr,Tabea Kirchengemeinde, Berlin-NeuköllnAnmeldung: Gabriele Fichtenhofer, Sonnenallee 315 12057 Berlin, Tel. 030/68302240, Fax 030/68302242e-mail: [email protected]

TERMINE2003/2004

INFO INFO

Bibliodrama-Angebotevon Mitgliedern

der Gesellschaft für Bibliodrama e.V.

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• Bibliodrama und Playing Arts, Studientag der AG27.2.2004, 10.00–18.00 Uhr, Tabeagemeinde, Berlin-NeuköllnLeitung: Christoph Riemer (Dozent für ästhetische Bildung, Playing Arts und Bibliodrama, Burckhardthaus Gelnhausen)

• Werkstatt „Bibliodrama“ - Praxisbeispiele und Reflexion dereigenen Arbeitsweise in verschiedenen WorkshopsStudientag der AG, 29.10.2004, 10.00–18.00 UhrTabeagemeinde, Berlin-Neukölln. Leitung: Mitglieder der ArbeitsgemeinschaftAnmeldung: Gabriele FichtenhoferSonnenallee 315, 12057 Berlin Tel. 030/68302240, Fax 030/68302242e-mail: [email protected]

LIBORIANUM PADERBORN

• Bibliodrama zum Advent5./6.12.2003, Leitung: Anne MöserAnmeldung: Liborianum, Dr. Anne Möser, Tel. 05251/1214452e-mail: [email protected]

SPIEL--ZEIT

• „Manchmal träum ich sehr…“ Biblio- und Psychodrama zu(m) Träumen, 7 Abende, immer montags, 19.30 – ca. 21.30 Uhr (3.11., 10.11., 17.11., 24.11., 1.12., 8.12., 15.12.2003)Leitung: Sabine Heider, Pfarrerin, Bibliodramaleiterin,Psychodrama-Assistentin, Helmut Kreller, Pfarrer,Psychodramaleiter (DGfP)• Die Weisheit ist weiblich7.–9.11.2003, Bibliodrama nur für Frauen,Leitung: Mechthild Hagen, Pfarrerin, Bibliodramaleiterin• Wir sagen euch an den lieben Advent, 28.–30.11.2003Leitung: Sabine Heider, Pfarrerin, BibliodramaleiterinAnmeldungen: Zentrum für Pastoralpsychologie, Seelsorge - Beratung - Supervision, Emilienstr. 1, 90489 NürnbergInfos bei: Helmut Kreller, Farnstr. 36, 90480 NürnbergTel. 0911/5430081, e-mail: [email protected]: www.bibliodrama.de

EV. ERWACHSENENBILDUNG WESTFALEN/LIPPE

• „Flammen, Furcht und Zuversicht“Bibliodramatag zur Geschichte vom brennenden Dornbusch (2. Mose 3,1–15), 31.1.2004, 10.00–17.00 Uhr, Oberste Stadtkir-che, Iserlohn, Leitung: Albert Henz, Antje Rösener • „Väter und Söhne“ - Männerbibliodrama zu Lukas 15,11–32,24. 4.2004, 10.00–17.00 Uhr, DortmundLeitung: Burkhard Giese, Tönnies Meyerhoff-Rösener• „Sie sind voll von süßem Wein“ Bibliodrama zum Feuer des Heiligen Geistes (Apg. 2, 1–13) 9.–10.6.2004, Leitung: Albert Henz, Antje RösenerNordhelle, MeinerzhagenAnmeldungen und Informationen: Ev. ErwachsenenbildungswerkWestfalen und Lippe e.V., Tel. 0231/5409-15e-mail: [email protected]

EVANGELISCHE AKADEMIE HOFGEISMAR

• „Warten, bis der Mond voll ist“ Literarisches Bibliodrama zumMotiv der „rechten Zeit“ im Märchen, 19.–21.3.2004, Ev. Akade-mie Hofgeismar, Leitung: Heike Radeck, Dr. Uta Pohl-PatalongAnmeldung/Infos: Ev. Akademie, Schlößchen Schönburg Postfach 1205, 34362 Hofgeismar, Tel. 05671/881-124 (126)

ERWACHSENENBILDUNG KIRCHENKREIS PADERBORN

• Veranstaltungsreihe „tabula rasa”: Reinen Tisch machen -neu anfangen - Tischgemeinschaft erleben (Mk. 2, 13–17)28.2.2004, 10.00–18.00 Uhr, Haus der Ev. Kirche, Pader-born, Leitung: Andrea Brandhorst, Christine Kandler, d. 05251/500265, p. 0521/972838, e-mail: [email protected]

GISELA V. BORRIES-KEGEL / MARTINA ORTH

• Frauengeschichten um Berührung und Aufstehen, BiblischesWochenende, 24.–25.1.2004, Ursulinenkloster in DorstenLeitung: Gisela v. Borries-Kegel, Pfarrerin, Dipl. Päd.,Martina Orth, Dipl. Theol., Dipl. SozialarbeiterinAnmeldung (nur schriftlich!): Gisela v. Borries-Kegel, WeselerStr. 99, 46149 Oberhausen (Anfang des Jahres 2004 erhalten alle,die sich schriftlich angemeldet haben, genauere Informationen!)

• Bathseba: eine Frau im Fadenkreuz von Privatleben und Politik (2. Samuel 11/12, 1. Könige 1/2), 30.10.200410.00 bis 18.00 Uhr, Gemeindehaus Evangelische Kirchen-gemeinde Sterkrade, Oberhausen (Sterkrade).Leitung: Gisela v. Borries-Kegel, Martina Orth, Anmeldung: G. v. Borries-Kegel, Tel. 0208/64137M. Orth, Tel. 0228/2803239

REINHARD SCHLÄPFER

• Methodenseminar im Rahmen des EU Projektes GrundvigPlayback als Spiel und Arbeitsweise, 12.–16.4.2004, Probstei St. Gerold, Schweiz. Leitung: Dr. theol. Sturmius Wittier,Playback- und PsychodramaleiterAnmeldung: Cäcilia Koch, Kirchstr. 2, CH–4628 WolfswilTel. 0041-629261243, e-mail: [email protected]

ANTJE KIEHN

• „Die Bibel ins Leben ziehen“ Bibliodrama zum Kennenlernen(Teil 1), 28.3.2004, 10.30 –15.00 Uhr, Kloster Nütschau, Vortragund Übungen. Leitung: Antje Kiehn, Pastor Ottar Reinertsen, Ellen Kubitza, Prof. Dr. Tim Schramm• „Das Gleichnis vom Sämann“ (Mt. 13, 1–9) Bibliodrama zumKennenlernen (Teil 2),15.5.2004, 9.30–17.00 Uhr. Leitung: Antje Kiehn, Pastor Ottar Reinertsen, Bergen/Norwegen(auf Wunsch wird auch englisch und skandinavisch gesprochen)• „Bibel und Märchen“ Kennenlernen–im Spiel erfahren unddeuten, ein langes Wochenende im Sommer 2004, Sylt• 2. Hamburger Bibliodramatage, 24.–26.9.2004Leitung: Antje Kiehn, Pastor Ottar Reinertsen, Ellen Kubitza, Prof. Dr. Tim Schramm, Wolfgang TeichertAnmeldung/Informationen: Antje Kiehn, Hamburger Landstr. 18,21465 Wentorf, Tel. 040/7201858, Fax 0407208829

INFOINFO

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Vertiefungsangebote

ERWACHSENENBILDUNG BETHEL/NAZARETH/SAREPTA/LINDENHOF in Zusammenarbeit mit der GfB e.V.

• „Tot oder lebendig”Themenorientiertes Arbeiten im Bibliodrama, 14.–16.11.2003im Liborianum Paderborn. Leitung: Martin Neumann, Theaterpäda-goge, Schauspieler, Regisseur und Dr. Annegret Möser, Bibliodra-maleiterin (GfB), Pädagogische Leitung: Wolfgang Roos-PfeifferAnmeldung und Information: Wolfgang Roos-Pfeiffer, Nazarethweg 5–7 33617 Bielefeld, Tel. 0521/144-4117, Fax 0521/144-6109e-mail: [email protected]

BILDUNGSSTÄTTE KIRCHRÖDER TURMin Zusammenarbeit mit der GfB e.V.

• Körperarbeit und Bibliodrama16.–18.4.2004, Leitung: Ellen Kubitza, Bewegungspädagogin,Bibliodramaleiterin, Margaret LincolnAnfragen: e-mail: MLincoln @kirchroederturm.orgAnmeldung: Kirchröder Turm, Hermann-Löns-Park 6/7, 30559 Hannover Tel 0511/95497/10e-mail:[email protected]

EV. ERWACHSENENBILDUNG WESTFALEN/LIPPEin Zusammenarbeit mir dem PI der EKvW

• „Am Anfang war Beziehung...!“Bibliodrama Vertiefungskurs zum Geheimnis der Trinität,21.–23.11.2003, Haus Syburg, Dortmund, Leitung: Ellen Kubitza, Antje Rösener, Dr. Heiner Halverscheid • „Heiter auf dem Grund der Trauer“26.–28.3.2004, Schwerte/Villigst Anmeldungen und Informationen: Ev. ErwachsenenbildungswerkWestfalen und Lippe e.V., Tel. 0231/5409–15, e-mail: [email protected]

LIBORIANUM

• Ästhetische Methoden im Bibliodrama18.–20.6.2004, Liborianum, PaderbornKursleitung: Christoph Riemer, Hamburg, Dr. Anne MöserWeitere Information und Anmeldung: Liborianum, An den Kapuzinern 5–7, 33098 Paderborn Tel. 05251/1214452 oder Tel. 05251/1214455 (Frau Hannig)e-mail: [email protected]

BURCKHARDTHAUS GELNHAUSEN

• Körperexegese – Körperwahrnehmung und Bewegungs-schulung im Bibliodrama und in der Arbeit mit GruppenKurs 1: 20.–24.10.2003, Kurs 2: 23.–26.3.2004, Texte auf vertiefende Weise mit unserem Körper wahrnehmenund auslegen - Grundlegende Übungen. Leitung: Ellen KubitzaAnmeldung: Sekretariat I. Gronau, Herzbachweg 2, 63571 Gelnhausen, Tel. 06051/89–0, Fax 06051/89–200

Bibliodrama-WeiterbildungsangeboteGrundkurse

PÄDAGOGISCHES INSTITUT DER EKVW• Bibliodramagrundkurs in Aufbauform für LehrerInnenvoraussichtlich 2004–2006Leitung: Andrea Brandhorst, N.N.Anfragen: Pädagogisches Institut der EKvW Postfach 5020,58225 Schwerte, Tel. 02304/755247e-mail: [email protected]

BILDUNGSSTÄTTE KIRCHRÖDER TURMin Zusammenarbeit mit der GfB e.V.

• Neuer Grundkurs Bibliodrama 2004–2006Umfang: 6 Wochenenden und 3 verlängerte Wochenenden (4Tg.) incl. Supervision, Kolloquium, schriftl. Abschlussarbeit undZertifikat, 1. Kursabschnitt: 6.–8.2.2004Leitung: Silvia Bammel (Bibliodramaleiterin und Körpertherapeu-tin), Gert Stührmann, Pastor, Seelsorger, Bibliodramaleiter (GfB)und Margaret Lincoln (Germanistin, Bibliodramaleiterin)Anfragen: e-mail: MLincoln @kirchroederturm.org

BILDUNGSWERK DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN BERLIN-BRANDENBURG/ FORT- UND WEITERBILDUNGSPASTOR DEREV.-LUTH. LANDESKIRCHE MECKLENBURGS/ THEOLOGISCH-PÄDAGOGISCHES INSTITUT DER POMMERSCHEN EVANGELI-SCHEN KIRCHE

• Bibliodrama- Grundkurs 2004 - 2006Kurswochen: 10.–14.5.2004, 11.–15.10.2004, 11.–15.4.2005,17.–21.10.2005, April 2006, Herbst 2006 (Abschlusskolloquium)Fachsupervisionen: 14./15.5.2004, 15./16.10.2004. Weitere Termine (fünf Blöcke à 4 Doppelstunden) nach Vereinba-rung zu Kursbeginn. Ort: Parchim u.a.Leitung: Eva Stattaus, Pastorin, GfB, Greifswald, Dr. Jürgen Weiß,Pastor, GfB, Wittenförden, Dr. Wolfgang Wesenberg, Pastor, GfB,Berlin.Anmeldung: Kirchliches Bildungshaus Ludwigslust, Bahnhofstr. 23, 19288 LudwigslustTel. 03874/41760, Fax 03874/41761e-mail: [email protected]ädagogisches InstitutKarl-Marx-Platz 15, 17489 GreifswaldTel. 03834/896310, Fax 03834/896318 e-mail: [email protected]

ANTJE KIEHN/OTTAR REINERTSEN

• Neuer Grundkurs Bibliodrama 2004–2006Leitung: Antje Kiehn, Pastor Ottar Reinertsen, Bergen/Norwegen Auch geeignet f. englisch u. skandinavisch sprechende Teilnehmer.Anmeldung/Informationen: Antje KiehnHamburger Landstr. 18, 21465 WentorfTel. 040/7201858, Fax 040/7208829

INFOINFO

Page 51: TEXTfreeweb.dnet.it/herrnils/Archiv/textraum19.pdf · 2004. 5. 7. · TEXT RAUM 3 „Das unverfügbare Geheimnis im Bibliodrama“ - kann man das überhaupt kognitiv erfassen? Die

LIBORIANUM

Die Botschaft der Bibel erleben und gestalten8. Fortbildungsreihe Bibliodrama in Aufbauform 2004–2006Die Fortbildungsreihe richtet sich an Interessierte, die mit Elemen-ten des Bibliodramas im eigenen Praxisfeld arbeiten möchten.Die Fortbildungsreihe umfasst 4 Kursabschnitte jeweils im Frühjahrund Herbst eines Jahres von Donnerstagabend bis Sonntag. Hinzu kommen 2 eintägige Supervisionstermine sowie ein Ab-schlusskolloquium.Kursleitung: Annegret Deupmann, Bibliodramaleiterin, Duisburg,Dr. Anne Möser, Bibliodramaleiterin, Supervisorin(DGSv), Liboria-num, Wolfgang Möser, Supervisor(DGSv), Gemeindepastorale Aus-und Fortbildung, Erzbischöfliches Generalvikariat, PaderbornOrt: Bildungsstätte Liborianum, An den Kapuzinern 5–733098 Paderborn, Tel. 05251/1213, Beginn: 4.–7.11.2004Organisation, weitere Infos: [email protected]

HELMUT KRELLER NÜRNBERG

• Weiterbildung zum/zur Bibliodramaleiter/in12.–14.12.2003, Beginn einer neuen AusbildungsgruppeAnfragen: Zentrum für Pastoralpsychologie, Seelsorge-Beratung-Supervision, Emilienstr. 1, 90489 Nürnberg, Tel. 0911/5430081Fax 0911/5441345, e-mail: [email protected]: Helmut Kreller, Farnstr. 36, 90480 Nürnberg Tel. 0911/5430081, www.bibliodrama.de

ZENTRUM FÜR MEDIEN KUNST KULTUR DER EV.-LUTH. LANDESKIRCHE HANNOVERS in Kooperation mit der GfB e.V.

• Fortbildung zum Bibliodramaleiten 2003–2005für Hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter mit theologischer Qualifikation und Praxisfeld in der Ge-meinde- und Sozialarbeit, Jugend- und Erwachsenenbildung. - 1. Grundphase, Kurse 1–4, es geht um eigene bibliodramatischeErfahrungen und die Umsetzung von bibliodramatischen Elemen-ten im eigenen Praxisfeld.- 2. Vertiefungsphase, Kurse 5–9, verschiedene Zugehensweisenkennen lernen, eigene bibliodramatische Arbeitsmethoden und dieEntwicklung der persönlichen Kompetenz vertiefen. - Prozessbegleitend finden statt: 5 Bibliodrama-Werkstatt-Tage und 5 Tage Fachberatungen.- Praxisberatung im eigenen Arbeitsfeld (auf Anfrage).- Abschluß im Kolloquium mit einem Zertifikat.1. Kursabschnitt: 5.–9.11.2003, 2. Kursabschnitt: 28.1.–1.2.2004,3. Kursabschnitt: 12.–16.5.2004, 4. Kursabschnitt: 3.–7.11.2004Leitung: Bärbel Dalheimer, Supervisorin nach DGSv, Bibliodrama-leiterin (GfB), Hans-Jörg Rosenstock, Theologe, Bibliodramaleiter(GfB), Friedhelm Siegemund, Pastor und Bibliodramaleiter (GfB),Bernd Hillringhaus, Bibliodramaleiter (GfB), Referent für Spiel- undTheaterpädagogikInformation und Anmeldung: Zentrum für Medien Kunst Kultur im Haus kirchlicher Dienste der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers,Bernd HillringhausArchivstraße 3, 30169 HannoverTel. 0511/1241–594, Fax 0511/1241–970, e-Mail: [email protected]

Angebote zur Qualifizierung für Bibliodrama-Leitung und -Beratung

ERWACHSENENBILDUNG BETHEL in Kooperation mit dem DIÖZESANBILDUNGSWERK DER ERZDIÖZESE PADERBORN E.V.• Qualifizierung zur Leitung und Beratung im BibliodramaErfahrungsorientierte Zugänge zu biblischen Texten in Schule, Gemeindearbeit, Erwachsenenbildung und Sozialarbeit anleitenund beraten. Dieser Qualifizierungskurs richtet sich an Interessierte, die an ei-ner Grundausbildung und an vertiefenden Fortbildungsangebotenim Bibliodrama teilgenommen haben und die ihre Leitungskom-petenz weiter entwickeln möchten. Kursinhalte:· Leitungskompetenz vergegenwärtigen und vertiefen· Beratungskompetenz entwickeln und trainieren· Konzepte differenzieren und im Hinblick auf verschiedene Anwendungssituationen übertragen

· Theologie in der praktischen Umsetzung· Bibliodrama und SpiritualitätUmfang und Strukur: 10 dreitägige Leitungstrainings incl. Ab-schlusskolloquia, 20 Arbeitstreffen in kollegialen Beratungsgrup-pen incl. 10 Supervisionseinheiten, nachgewiesene eigene Biblio-dramapraxis.Kursleitung: Dr. Annegret Möser, Theologin, Bibliodramaleiterin(GfB), Supervsorin, Heinrich Fallner, Diakon, Bibliodramaleiter (GfB), SupervisorKursbeginn: 14.10.2004Ort der Fortbildung: PaderbornOrganisation und weitere Informationen: Wolfgang Roos-Pfeiffer,Erwachsenenbildung Bethel, Nazarethweg 5–7, 33617 BielefeldTel. 0521/144-6110, Fax 0521/144-6109, e-mail: [email protected] Dr. Annegret Möser, Liborianum, An der Kapuzinern 5–733098 Paderborn, Tel. 05251/1214452, Fax 05251/1214555e-mail: [email protected]

Ausschreibungen von Bibliodrama-Angeboten fürs 2. Halbjahr 2004 bitte bis Mitte Januar 2004

an die Redaktion schicken: e-mail: [email protected]

Herausgeber:Gesellschaft für Bibliodrama e.V.Senner Hellweg 2633659 BielefeldTel. 0521/491635Fax 0521/4943108e-mail: [email protected]

INFO2003/2004TERMINE

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TEXT RAUM

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PROF. DR. GERHARD MARCEL MARTINWorkshop: Playing Arts und Spiritualität (zusammen mit Christoph Riemer) 3.–7.12.2003 Info/Anmeldung: Burckhardthaus, Herzbachweg 2, 63571 Geln-hausen, Tel. 06051/89225, Fax 06051/89249 e-mail: [email protected], www.burckhardthaus.de

Bibliodrama Tagesseminar in Marburg Jesus in Nazareth (Lukas 4, 14–30) 4.3.2004 (ganztägig) Info/Anmeldung: Pädagogisch theologisches institut (pti) Frankfur-terstr. 6, 35039 Marburg, Tel. 06421/26972 e-mail: [email protected]

Jesus in Nazareth innerhalb der Reihe: Gutenberger Biblio-drama, Bibliodrama in Jugendarbeit und Schule, 12.–14.3.2004 Info/Anmeldung: Haus Gutenberg, FL–9496 Balzers (FürstentumLichtenstein), Tel. 00423 388 11 33, www.haus-gutenberg.lie-mail: [email protected]

Bibliodramatreffen in Sachsen(Dresden oder Leipzig), 26.–27. März 2004 Info/Anmeldung: Uta Riese, Karl-Marx-Str. 2, 04779 Wermsdorf/Otmahus, Tel. 034364/88877

Europäischer BibliodramakongressBurckhardthaus Gelnhausen (Mitarbeit) 17.–21.5.2004 Info/Anmeldung: s.o. Burckhardthaus

Vortrag: Mystik in Theologie und Gottesdienst5.9.2004 innerhalb einer Wochenendtagung des neu gegründe-ten Tagungs- und Meditationszentrums Benediktushof bei Würz-burg, (Pater Willigis Jäger) Info: Dr. Christoph Quarch, Hellerstr. 7, 36039 Fulda e-mail: [email protected]

Kurzworkshop Bibliodrama10.–11.9.2004, Info: Interessengemeinschaft BibliodramaSCHWEIZ, Cäcilia Koch Kirchstr. 2, CH 4628 Wolfwil Tel. 0041 62 926 1243, e-mail: [email protected]

„Systemisches Aufstellen und Bibliodrama“Verknüpfung und Abgrenzung zwischen Bibliodrama und Aufstel-lungsarbeit für erfahrene Teilnehmende.Leitung: Prof. Dr. G. Marcel Martin und Dipl. Psych. Siegfried Es-sen in Götzis (bei Bregenz/Vorarlberg), 3 x 3 Tage (nur als Ganzeszu buchen), 16.- 19.9.2004, 13.- 16.1. 2005, 14.-17.4 2005Anmeldung: Bildungshaus St. Arbogast, A-6840 Götzis, Tel 0043/5523 6250, Email: [email protected]

Religiöse Ritenim Projekt: Playing Arts und Spiritualität (zusammen mit ChristophRiemer), 1.–5.12.2004, Burckhardthaus GelnhausenInfo/Anmeldung: s.o. BurckhardthausWeitere Informationen: Prof. Dr. Gerhard Marcel Martin, D-35037 Marburg, Bismarckstr. 11, Priv. Tel. 06421/23414, Dienstl. Tel. 06421/282 4284, Fax 06421/282 4290 e-mail: [email protected]

10 JAHRE GFB WOCHENENDE Studientag17. Januar 2004, 10 - 18 UhrThema: Musikalische Gestaltungen im Bibliodrama-Prozess, mitKarola Pasquay und Uwe Fischer-Rosier. Verantwortlich: Angelika Brennemann und Andreas Pasquay.

Mitgliederversammlung18. Januar 2004, 9 – 13 UhrAuf der Tagesordnung: Das Leitbild der GfBVeranstaltungen finden in Bielefeld im Haus Salem statt. Gästesind herzlich willkommen. Anfragen bitte an Wolfgang Wesenberg, Krügerstr. 1, 10439 Ber-lin, Telefon (030) 4244002, Fax (030) 42800920, e-mail: [email protected]

BIBLIODRAMA-ZENTRUM REINHARDSWALDin Verbindung mit dem BurckhardthausBibliodrama-Fortbildung 2004–2006Beginn: 19.–21.3.2004 Bibliodrama-Zentrum Reinhardswald. Leitung: Doris Immich, Christian GremmelsNähere Information (Kursprogramm) auf Anfrage: Doris Immich,Villaweg 16 1/2 34359 Reinhardshagen (Vaake), Tel. 05544-645,Fax 05544-940955, [email protected]

Wege und Labyrinthe Psychodrama auf Kreta (IV): Herbstferien2004 (erste Oktoberhälfte). Ort: Orthodoxe Akademie Kreta, Ko-lympari (bei Chania). Leitung: Doris Immich, Prof. Dr. ChristianGremmels. Nähere Informationen: Bibliodrama-Zentrum Reinhardswald, Vil-laweg 16 1/2, 34359 Reinhardshagen (Vaake), Tel. 05544-645,Fax 05544-940955,eMail:[email protected]

HEIDEMARIE LANGER Ökumenische Basis-Fortbildung in Bibliodrama und SpiritualitätEv. Landeskirche Aargau/ Schweiz 2003–2005, 17.–21.11.2003, Leitung: Heidemarie Langer, Anfrage und Programm: ChristianBader, Erwachsenenbildung, Augustin-Keller Str., CH-5001 Aa-rau,Tel. 0041-(0)62/838 00 25

Bibliodrama im Advent, die Geschichte der Begegnung von Za-charias mit dem Engel, 5.–7.12.2003, München. Leitung: Heidemarie Langer mit Pfarrer Martin StählinAnmeldung: Evang.-Luth. Pfarramt Erlöserkirche, Germaniastr. 4,80802 München, Tel. 089/397195

Bibliodrama AusbildungEine neue Ausbildungsgruppe beginnt vom 8.–12.3.2004 im Klo-ster Kappel bei Zürich. Für diese Basisausbildung im Bibliodramasind noch einige Plätze frei. Anfragen und Anmeldung: Heidemarie Langer

Lebendige GrundworteIch beginne eine neue Arbeit, in der ich für alle Interessierten an-

ANGEBOTE AUS DER BIBLIODRAMABEWEGUNG

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ANGEBOTE

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biete, die „grossen Worte“ des christlichen Glaubens mit dem ei-genen Leben zu entdecken. Diese lebendige Arbeit mit Elemen-ten aus dem Bibliodrama beginnt zum Wort „Vergebung“11.–13.6.2004 in Haus ReinebergAnfragen und Anmeldungen: Gudrun Laqueur, Am Reineberg 18,32690 Hüllhorst, Tel. 05744/93070 oder Heidemarie Langer

ProzessbegleitungFür alle, die an einer Basisausbildung im Bibliodrama teilgenom-men haben, besteht die Möglichkeit, weiterzulernen und Prozesseim Bibliodrama anzuleiten. Wir erarbeiten die Geschichte derVersuchung Jesu.18.–22.10.2004 in Haus Reineberg. Anmeldungen bis Juli: Heidemarie LangerWeitere Informationen: Heidemarie Langer, Maria-Louisen-Str.141, 22301 Hamburg, Tel. +49-(0)40-481400, Fax +49-(0)40-477834, e-mail: [email protected]

STUDIENZENTRUM FÜR EVANGELISCHE JUGENDARBEIT JOSEFSTALWeiterbildung Bibliodrama-Leiten 2003/20044. Einheit: 10.–14.11.2003, 5. Einheit: 2.–6.2.2004, 6. Einheit:14.–17.7.2004.Leitung: Ursula Runschke, Ulrich Jung, Dr. Elisabeth Naurath

„Prophetische Rede: Altes ergreifen, die Gegenwart deuten, Zukunft eröffnen“Psychodrama- und Bibliodrama-Seminar 24.–28.11.2003Leitung: Ursula Runschke, Ulrich Jung

„Und nach der Konfirmation geht es erst so richtig los“ Bibliodrama an der Schnittstelle zwischen Konfirmandenunter-richt und Jugendarbeit, 29. – 2.4.2004, Leitung: Ursula Runschke, Ulrich Jung, Bernd Rau Auskunft: Ursula Runschke, e-mail: [email protected] Anmeldung: Studienzentrum für evang. Jugendarbeit, Aurachstr.5, 83727 Schliersee-Josefstal, Tel. 08026/9756-24, Fax 08026/9756-50, e-mail: [email protected]

Bibliolog ...weil jede/r etwas zu sagen hat. Wie wird die Bibellebendig? Durch den Bibliolog. Er schafft den Dialog zwischen bi-blischer Geschichte und Lebensgeschichte. Ziel des Seminars istdie Einübung dieser Methode, die unkompliziert in Jugend- u.Gemeindearbeit und Schule einsetzbar ist. Termin: 2.–6.2.2004Ort: Studienzentrum Josefstal Leitung: Rainer Brandt, Dr. Uta Pohl-Patalong, Jens UhlendorfAnmeldung: Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit in Jo-sefstal e.V., Aurachstr. 5, 83727 Schliersee-Josefstal,Tel. 08026/9756-24, Fax 08026/9756-50e-Mail: [email protected]

MEISTER ECKEHART HAUS KÖLN„Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich“(Lk 1, 37), 5.–7.12.2003 Leitung: Utta Brauweiler-Fuhr, Christoph Fuhr, Info: Tel. 0221/3382278

Von der Fremden zur Freundin - Vom Feind zum Freund Leitung: Margret Fühles und Klaus-Werner Stangier,21.–23.5.2004, Anmeldungen/ Anfragen: Meister Eckehart HausKlaus-Werner Stangier, Odenthalerstr. 401, 51069 Köln, Tel.0221/9604120, Fax 0221/9604121, e-mail: [email protected]

DAS HAUS E.V. GRÜNTALBibliodrama Angebote, die auch als Ausbildungs-Bausteinegelten innerhalb der praxisbegleitenden Bibliodrama-Fortbildungbei Ruth Passauer22.–25.1.2004, Ltg. Julika Koch, Ruth Passauer, 14.–16.4.2004,Ltg. Ruth Passauer, Angelika Romeik,Anmeldung: DAS HAUS e.V. Grüntal, Dorfstr. 39, 16230 SydowerFließ, Tel. 03337/46180, Fax 03337/463434,e-mail: [email protected]

LUTHERSTIFT FALKENBURG„Verdorrt oder lebendig?“, Bibliodrama für Frauen16.5.2004, Leitung: Adda DantzerAnmeldung: Lutherstift in Falkenburg, Hauptstr. 30, 27777 Gan-derkesee, Tel. 04222/9215–14, Fax 04222/9215–11, e-mail: [email protected]

GEMEINDEKOLLEG DER EVANG.-LUTH. KIRCHE IN THÜRINGENBibliodramawochenende 12.–14.11.2004, Tabarz (Thüringer Wald)Leitung: Christine Ziepert, Studienleiterin im Predigerseminar,Ausbildung im Bibliodrama, Jürgen Schilling, Gemeindepfarrer inGotha, Ausbildung im Bibliodrama. Anmeldung: Friedrich-Myconius-Haus, Friedrichrodaer Str. 13,99891 Tabarz, Tel. 036259/5250

FRAUENWERK DER EVANG.-LUTH. KIRCHE IN THÜRINGENDavid und Abigail 11.–13.5.2004 in WeimarLeitung: Ilona Eisner, Gemeindepädagogin, Christine Ziepert, Stu-dienleiterin im Predigerseminar, Ausbildung im Bibliodrama.Anmeldung: Hedwig-Pfeifer-Haus, Arnold-Böcklin-Str. 2, 99425Weimar, Tel. 03643/202905

EVANGELISCHE AKADEMIE BAD BOLL „Gib mir zu trinken!“ Jesus und die Frau am BrunnenBibliodrama und Meditation zu Joh. 420.–22. 2.2004, Evangelische Akademie Bad Boll, Leitung: Marianne Fuchs, Lehrerin, Bibliodramaleiterin (ZHL),Ausbildung in Gestaltpädagogik und Gesprächstherapie, Anna-Claudia Wolf, Pfarrerin, Bibliodramaleiterin (ZHL), Ausbildung inTransaktionsanalyse und transpersonaler Atemarbeit.Infos: Beate Sorg-Pleitner, Tel. (07164)79-221, e-mail: [email protected]

EVANGELISCHE ERWACHSENENBILDUNG SACHSENBibliodrama-Workshop mit anschließender Reflexion unter Lei-tung von Prof. Dr. Gerhard Marcel Martin, für Bibliodrama-Interessierte, - Bewegte, - Engagierte,26.–27.3.2004 Kinderhaus Radebeul/bei Dresden

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Leitung: Uta Riese und Maria SalzmannAnmeldung: Evangelische Erwachsenenbildung SachsenBarlachstraße 3, 01219 Dresden, Tel. 0351/471725

„Auf dem Weg der Sehnsucht–eine Sternstunde“21.–23.11.2004, Benediktinerkloster WechselburgAnmeldung/Info: Maria Salzmann, Tel. 0351–8388969, Uta Riese, Tel. 034364–88877

COACHING MIT SYSTEM UND SPIRITUALITÄTAusbildung zum Coach im kirchlichen RaumInhalte/Arbeitsschwerpunkte: 1. Kursabschnitt: 16.-18.3.2004, Ende Juni 2005Zielgruppe: Pastorale MitarbeiterInnen im Haupt- und Nebenamt,MA in sozialen-caritativen Einrichtungen, Leitungs- und Bera-tungsfachkräfte, LehrerInnen, OrdensleuteUmfang: 26 Weiterbildungstage in 1 1/2 Jahren, kollegiales Coa-ching, KolloquiumReferenten: Heinrich Fallner, Diakon, Supervisor (DGSv), Coach(DGfC), Lehrtrainer für Supervision und Coaching, Bibliodrama-leiter (GfB), P. Franz Richardt, Franziskaner, Geistl. direktor HausOhrbeck, Theologe, Dozent, Dr. Judith Könemann, Dipl. Teol.,Soziologin (MA), Kommunikationstrainerin, Gruppendynamik-Zu-satzqualifikationAnmeldung: Haus Ohrbeck, Am Boberg 10, 49124 Georgsma-rienhütte, Tel. 05401-3360, e-Mail: [email protected]: Heinrich Fallner, Hochstr. 15, 33615 Bielefeld,Tel. 0521-122830

HAUS GUTENBERG, BALZERS/LICHTENSTEINBibliodrama in Jugendarbeit und Schule. Seminar-Reihe fürPraktikerinnen und Praktiker in Schule und Seelsorge

12.–14. März 2004 „Jesus in Nazareth“ (praktische und theoreti-sche Grundlagen des Bibliodramas) mit Gerhard Marcel Martin14.-16. Mai 2004 „Lust zu spielen – Lust zu leben“ (Spielpäda-gogisches Bibliodrama - Wochenende) mit P. Ludwig Zink18.-20. Juni 2004 „Kain und Abel“ (Gewalt, Konflikt und derUmgang damit) mit Ursula Runschke17.–19. September 2004 „Mein Leid klagen, meine Freude her-ausschreien...“ (Vertiefung und Erweiterung von bibliodramati-schen Elementen) mit Uta Pohl-Patalong12.-14. November 2004 „Maria und Martha“ (eigenes Erlebenund Reflexion der eigenen Leitungskompetenz) mit Maria Elisa-beth AignerInformationen über Sekretariat Haus Gutenberg, Burgweg 8, FL-9496 Balzers, Tel 00423-388 11 33, Email: [email protected]

SPIRITUELLE REISE NACH ASSISI UND UMGEBUNG(Umbrien) 8.–20. August 2004„Wem willst du dienen, dem Knecht oder dem Herrn … ?“Diese Frage hört Franziskus in seinem Traum von Spoleto. Mit die-ser Frage wollen wir uns auf den Spuren von Franziskus und Clarabewegen und uns ihrer Spiritualität nähern. Dabei unterstützenuns spirituelle Impulse und bibliodramatische Elemente.Hin- und Rückfahrt im Comfort-Bus, je eine Zwischenübernach-tung in Kufstein. Unterkunft und Halbpension im Albergo Anca-

jani Assisi. Gesamtpreis pro Person ca. 950,- EUR.Leitung: Heinrich Fallner, Bibliodrama, Anna Ohm, Spiritualitätund Reisebegleitung, Pater Gottfried ofm (angefragt), Spiritualitätund ReisebegleitungAnfragen: Anna Ohm und Heinrich Fallner, Hochstr. 15, 33615Bielefeld, Tel. 0521-122830/0521-122730, Fax 0521-122818, e-mail: [email protected]: Oekumenische Arbeitsgemeinschaft für Franziskani-sche Spiritualität, Bielefeld in Zusammenarbeit mit Hü1smann-Reisen Voltlage/OsnabrückBegrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldungen ab sofort.

EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE LANGENFELD„Verbirg dein Antlitz nicht vor mir!“ – Die dunkle Seite GottesGottes Zu- und Abwendung als religiöse GrunderfahrungTermine: 19.2. – 18.3. – 13.5. – 17.6. – 22.7.2004Zeit: 20.00 – 22.00 Uhr, Kosten: keineErlöserkirche Langenfeld-Immigrath, 40764 Langenfeld, Hardt 25Leitung: Pfarrer Andreas Pasquay, GfB (Bibliodramaleiter)

„Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem Rätsel,dann aber von Angesicht zu Angesicht!“ (1. Kor. 13,12)Bibliodrama in der Karwoche 04 zum ‚Dahinterkommen’Termine: 5. – 7.4.2004, Zeit: jeweils 19.00 – 22.00 UhrKosten: 25,00 EuroErlöserkirche Langenfeld-Immigrath, 40764 Langenfeld, Hardt 25Leitung: Pfarrer Andreas Pasquay, GfB (Bibliodramaleiter), MarjanMeeuwsen, Dipl.Sozialpädagogin, Playing Artist

„Quellgrund Christi“Woher kommt mir meine (Lebens)kraft – wohin fließen meine(Lebens)energien? Bibliodrama zu Johannes 4,14Termine: 21.4.2004, Zeit: 14.30 – 16.30 Uhr, Kosten: keineErlöserkirche Langenfeld-Immigrath, 40764 Langenfeld, Hardt 25Leitung: Pfarrer Andreas Pasquay, GfB (Bibliodramaleiter)

„Der Erde verbunden, dem Himmel so nah“Vom Mehr-wert der anvertrauten Pfunde. Ein psychodramatischesBibliodrama zu Matthäus 25,14-28Termine: 12./13. November 2004, Zeit: 19.00 – 22.00 Uhr / 10.00 – 18.00 UhrKosten: 50,00 Euro (ohne Unterkunft und Verpflegung)Erlöserkirche Langenfeld-Immigrath, 40764 Langenfeld, Hardt 25Leitung: Pfarrer Andreas Pasquay, GfB (Bibliodramaleiter), BerndFichtenhofer, Berlin, Psychodramaleiter (DAGG/DFP), Supervisor(DGSv) und Bibliodramaleiter

„Von der Kunst ‚NEIN!’ zu sagen“Ein Bibliodrama zum positiven Wert der Verneinung zu Mt.5,37Termine: 20.10.2004, Zeit: 14.30 – 16.30 Uhr, Kosten: keineErlöserkirche Langenfeld-Immigrath, 40764 Langenfeld, Hardt 25Leitung: Pfarrer Andreas Pasquay, GfB (Bibliodramaleiter)

„Blauer Engel“Ein bibliodramatischer Abend für Erwachsene im AdventTermine: 9.12.2004, Zeit: 20.00 – 22.00 Uhr, Kosten: 10,00 EuroErlöserkirche Langenfeld-Immigrath, 40764 Langenfeld, Hardt 25Leitung: Pfarrer Andreas Pasquay, GfB (Bibliodramaleiter)

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AUTORINNEN

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Aigner, Dr. Maria Elisabeth, Assistentin am Instititut für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie, Katholische Universität Graz, A-8010 Graz, Ehlergasse 10/II

Arenas, Doris, Austr. 67, 78056 VS - Schwenningen

Bleker-Permes, Mag. Gabriele, A-6391 Fieberbrunn, Brunnau 6

Brandhorst, StR Andrea, Mühlheimerstr.8, D-33649 Bielefeld

Fichtenhofer, Bernd, Psychodramaleiter, Sonnenallee 315, D-12057 Berlin

Friedrich, Marcus A., Pfarrer z. A., Süderstr.6, D-25917 Leck

Gellert, Manfed, Burckhardthaus, Herzbachweg 2, 63571 Gelnhausen

Hillringhaus, Bernd, Archivstr. 3, D-30169 Hannover

Kofod, Karin, Pastorin, Praestegårdsvej 7, DK-6470 Sydals

Lincoln, Margaret, Kirchröder Turm, Hermann Lönspark 6/7, D-30559 Hannover

Mäkisalo, Aino-Kaarina, Aktionskünstlerin und Theologin, Helsinki/Finnland, [email protected]

Martin, Dr. G. Marcel, Prof. Uni Marburg, Bismarckstr. 11, D-35037 Marburg

Passauer, Ruth, Theologin, Dorfstr. 39, D-16230 Sydower Fließ, Grüntal

Pasquay, Andreas, Pastor, Alt Wiescheid 20, D-40764 Langefeld

Pomerenke, Ulf, Studentenpfarrer, Lindenweg 11, D-71679 Asperg

Pohl-Patalong, Dr. habil. Uta, Buschkamp 8, D-22339 Hamburg

Riemer, Christoph, Studienleiter Burckhardthaus, Herzbachweg 2, D-63571 Gelnhausen

Rösener, Antje, Theol. Studienleiterin EEB Westf. und Lippe e.V., Olpe 35, D-44135 Dortmund

Roos-Pfeiffer, Wolfgang, Diakon, Erwachsenenbildung Bethel, Nazarethweg 8, D-33617 Bielefeld

Runschke, Ursula, Psychodramaleiterin, Falkenstr. 19, D-81541 München

Stattaus, Eva, Pastorin im TPI Greifswald, Dorfstraße 38, D-17448 Behrenhoff

Stührmann, Gert, Pastor, Lüneburger Damm 4, D-30625 Hannover

Teichert, Wolfgang, Hermann Lönshöhe 31, D-21929 Hamburg

Warns, Else Natalie, Senner Hellweg 26, D-33659 Bielefeld

Wesenberg, Dr. Wolfgang, EAE-Berlin/Brandenburg, 1. Vorsitzender der GfB e.V., Krügerstr.1, D-10439 Berlin

Wolter, Angelika, Dipl. Designerin, Supervisorin, Kleppgarten 2, D-48565 Steinfurt

AUTORINNEN UND AUTOREN DER BEITRÄGEDIESES HEFTES MIT ADRESSEN

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Herausgeber Gesellschaft für Bibliodrama e.V.Dr. W. Wesenberg . Krügerstraße 1 . 10439 Berlin . Telefon (030) 4244002 . Fax (030) 42800920

Internetseite www.Bibliodrama-Gesellschaft.de

Preise Jahresabo (2 Hefte + 1 Dokumentation) 15 € oder Einzelhefte 6 € inkl. Versand,Mengenbezug (je Heft) 3 € zzgl. Versand

Bankverbindung Ev. Darlehensgenossenschaft Berlin . Konto Nr. 79 16 79 . BLZ 100 602 37

Redaktion Else Natalie Warns . Senner Hellweg 26 . 33659 Bielefeld . Telefon (0521) 491635 . Fax (0521) 4943108

Entwurf und Satz Nils Becker . Berlin . www.herrnils.de.vu

Versand Frau Heidemarie Slotta. GfB c/o EAE, Burghof 5, 14776 Brandenburg / Havel . Tel. 03381 / 250 27 21, Fax: 03381 / 250 27 13, [email protected]

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RAUM

Ein starkes Team beim Kirchentag in Berlin