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30 Jahre SGSP
Ökonomie als Widerspruch in
der therapeutischen Beziehung?
15. September 2016 in Luzern
Dr. med. Peter Indra, MPH
Leiter Gesundheitsversorgung Kanton Basel-Stadt
Wir starten mit einem
Ausflug in die
Gesundheitsökonomie
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Gesamtkosten oder KVG-Anteil?
CH-Gesundheitswesen
Grundversicherung
KVG-“Markt“
2016:
ca. CHF 30 Mrd.
2016: ca. CHF 75 Mrd. CHF
Wer oder was steuert?
Schliessung von Lücken im
Leistungskatalog
Solidarität
wiederherstellen
Kosteneindämmung
Die Ziele des „neuen“
Krankenversicherungsgesetzes KVG (ab 1996)
Permanente Aufgaben des KVG
• Eindämmung der Kostenentwicklung
• Gewährleistung der Versorgungssicherheit
– Qualität und Patientensicherheit
– Infrastruktur und personelle Ressourcen
• Sicherstellung des gleichen Zugangs
• Laufende Anpassung der Versorgungsarten und –
strukturen im Gleichschritt mit der medizinischen
Entwicklung
Das KVG-Grundprinzip
Effizienz:
Die Dinge richtig bzw.
wirtschaftlich tun.
Wirtschaftlichkeit
Effektivität:
Die richtigen bzw. wirksamen
Dinge tun.
Wirksamkeit
Die Effizienz betont die ökonomische Seite des Mitteleinsatzes, die Effektivität
die operative Seite.
jeden Herbst dasselbe…..
Heute: zerstückelte Betrachtung
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Künftig: ganzheitliche Betrachtung ???
23
Dr. med. Peter Indra
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Welches sind die
Kostentreiber ?
Psychische Erkrankungen
Studie zu den Kosten aller nichtübertragbaren Krankheiten in der Schweiz
(WIG, 2014), Total der direkten Gesundheitskosten von CHF 64,6 Mrd.
In der Schweiz leben gemäss einer
Schätzung der Schweizerischen
Alzheimervereinigung über 119 000
Menschen mit Alzheimer oder einer
anderen Form von Demenz, wobei nur
rund ein Drittel der Fälle diagnostiziert
wird.
(Stand 2014)
Wahrnehmung
des Themas
Psychologie / Psychiatrie
in der Öffentlichkeit….
Zunehmender Bedarf ?
Bin ich psycho, oder geht das von selbst weg?
Wird die Gesellschaft immer kränker, auch
psychisch? Oder erkennt die Medizin einfach mehr
als früher? Heute bekommt jede Kauzigkeit eine
Diagnose verpasst. Auch eine Art Notstand. Wie
gelähmt, ohne ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung 18./S. 11
Politische Steuerung
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Die Spitalfinanzierung
Eckwerte der neuen Spitalfinanzierung
• Vollkostenprinzip unter Einbezug sämtlicher anrechenbaren Kosten inkl. Abschreibungen und Kapitalzinskosten.
• Separate Finanzierung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen (Vorhalteleistungen, Weiter- und Fortbildung, etc.) und der Kostenanteile aus Forschung und universitärer Lehre.
• Gleichstellung der auf den kantonalen Spitallisten geführten öffentlichen und privaten Leistungserbringer = nur noch Listenspitäler und Wegfall Defizitgarantie.
• Freie Spitalwahl (Listenspital), wobei bei stationärer Behandlung die Vergütung höchstens nach dem Tarif des Wohnkantons für die entsprechende Behandlung gilt.
Gilt auch für die Psychiatrie und Rehabilitation!
Funktion DRGs
SwissDRG: Systemfunktion
Quelle: SwissDRG AG
Terminologie
Psychiatrie(tarife) wohin?
Reine DRGs können nicht die Zukunft der Tarife
in der Psychiatrie sein !
Die (Tarif-Zukunft) in der Schweiz…?
Zahlen, Rechnungen
… und
Berechnungen !!!!!!!!!!!!!
Was wird kommen ?
• Leistungsbezug muss vorhanden sein
• Betriebswirtschaftlichkeit muss ausgewiesen sein
• Wirtschaftlichkeit und Qualität im Benchmark
• Da wenige Häuser; nationaler Benchmark
• Wegen Inhomogenität der Fälle; Splitting in fallbezogene leistungsorientierte und tagesbezogene, allenfalls ortsbezogene, Pauschale
• Aber: Wichtig ist ein Nebeneinander von – Ambulanter Versorgung gemäss Tarmed
– Tagesklinik; subventionierten Tagespauschalen (GWL)
– Stationäre Aufenthalte mit leistungsorientierten «Pauschalen»
Auch die Psychiatrie und
Psychotherapie wird sich künftig
an den Begriffen von
Normierung
Effizienz und Effektivität
und Benchmarking
messen müssen!
Was zählt / zahlt
Betreuung und Beziehung?
Was zählt / zahlt Beziehung?
Verhältnis von Medizin und Ökonomie
• Ökonomisierung
• Patientenbedürfnisse
• Marktorientierung
• Medikalisierung
• Kosten-Nutzenbewertungen
• Mensch
• Individuum
• Steuerung im Gesundheitswesen
• Steuerung des Gesundheitswesens
• Smarter Medicine ….
Ziele des Gesundheitswesens
• Die Medizin soll individuellen, wie auf
Bevölkerungsebene, Krankheiten vorbeugen, Kranke
heilen und Leiden lindern
• Zugang aller zu einer qualitativ hochstehenden
Gesundheitsversorgung
• Optimum nicht Maximum (Kosten-Nutzen, WZW)
• Solidarität
• Kostendämpfung (?)
Ziele des Gesundheitswesens
• Die Medizin soll individuellen, wie auf
Bevölkerungsebene, Krankheiten vorbeugen, Kranke
heilen und Leiden lindern
• Zugang aller zu einer qualitativ hochstehenden
Gesundheitsversorgung
• Optimum nicht Maximum (Kosten-Nutzen, WZW)
• Solidarität
• Kostendämpfung (?)
...
Eine fürsorgliche, respekt- und vertrauensvolle Beziehung zwischen
medizinischen Fachpersonen und Patient.
• Die Beziehung zum Patienten, die häufig auch eine Beziehung zu den
Angehörigen impliziert, wird zu Recht als Kern der Medizin erachtet.
• Nicht nur werden dadurch erst eine treffende Diagnosestellung und eine
konsequente Behandlung möglich. Eine positive Beziehung kann den
Behandlungserfolg verstärken.
Eine fürsorgliche, respekt- und vertrauensvolle Beziehung zwischen
medizinischen Fachpersonen und Patient.
• Ökonomische Interessen können dieses Vertrauensverhältnis nachhaltig
zerstören. Im Extremfall stellen sich nicht mehr der Arzt oder die
Gesundheitsinstitution in den Dienst des Wohls des Patienten, sondern
die Patienten dienen dazu, das (ökonomische) Wohl des Arztes oder der
Gesundheitsinstitution zu gewährleisten – eine Problematik, die in der
Medizingeschichte, der Belletristik wie auch der klassischen
gesundheitsökonomischen Literatur immer wieder Erwähnung gefunden
hat.
Eine fürsorgliche, respekt- und vertrauensvolle Beziehung zwischen
medizinischen Fachpersonen und Patient.
• Die Beziehung kann beeinträchtigt werden, selbst wenn der Patient sich
der ökonomischen Interessen seines Gegenübers nicht bewusst ist, da
der Arzt, der den Patienten aus eigenem Antrieb oder weil er dazu
genötigt wird durch eine «ökonomische Brille» sieht, seine
Unbefangenheit und Authentizität einbüsst.
Empfehlung
• Statt Polarisierung zwischen Medizin und
Ökonomie oder einem passiven Erdulden
einer unerwünschten Ökonomisierung ist
die aktive Gestaltung des Verhältnisses
mit Patienten anzustreben
Empfehlung
• Die heute dominierende, rein
betriebswirtschaftlich geprägte Sichtweise
ist durch eine gesamtwirtschaftliche Sicht
abzulösen.
Empfehlung
• Nicht nur der ökonomische
Leistungsausweis, sondern auch die
Qualität und Fairness der geleisteten
Versorgung sollen künftig wichtig sein.
Empfehlung
• Ärzte und andere medizinische
Fachpersonen sind aufgerufen, eine
fürsorgliche Beziehung zu den Patienten
und eine bedarfsorientierte Versorgung als
Kern der Medizin zu erhalten.
Konkretisierung der Empfehlungen:
• Einbezug der Patientenperspektive
• Verbesserung der Vergütungs- und Anreizstrukturen
– Effiziente und zeitnahe Korrekturmechanismen
– Auffanggefässe (z.B. Morbiditäts-Pools etc.)
– Tarifliche Anpassungen, die der Realität gerecht werden
– Sichterstellung der Finanzierung von Randständigen
• Gezieltes Erheben und Auswerten von Daten
• Versorgungsforschung (NFP 74 etc.)
– Einbezug von Erfahrungen von Patienten und Angehörigen
• Gesamtwirtschaftliche Perspektive
Beziehung zählt
….und soll bezahlt werden!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Diskussion
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!