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37. Sitzung Typologie der öffentlichen Räume 18. /19. Februar 1994

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37. Sitzung

Typologie deröffentlichen Räume

18. /19. Februar 1994

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM

Dokumentation 37. Sitzung STADTFORUM

18. / 19. Februar 1994

Inhaltsverzeichnis

Seite l - 22

Seite 25

Seite 26

Seite 29

Seite 34

Seite 39

Seite 43

Seite 43

Seite 44

Seite 45

Seite 47

Protokoll der Sitzung(Horst Moritz)

Die Beiträge

Hans Christian MüllerLeitgedanken der Lenkungsgruppe(Auszug)

Hanns AdrianMorphologie der öffentlichen Räume(Auszug)

Wolfgang SüchtingGrundsätze und Beispielverfahren für die Gestattung öffentlicher Räume(Auszug)

Dietrich RickeZum Konzept der "Topographie der Stadt- Ein Werkstattberichf

Bernhard SchneiderAnforderungen an einen "Stadtentwicklungsplan Öffentlicher Raum"(Auszug)

Wulf HerzogenrathKorreferat

Tilmann ßuddensiegPolitische Ikonographie eines heutigen Gemeinwesens

Peter BlochDas Skulpturenensemble Unter den Linden vom Barock bis zur Neuzeit

Harald BodenschatzHauptstadtfunktion und Öffentlichkeit im Stadtraum der Mitte

Programm der 37. Sitzung

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM

BERLINSeite l

Protokoll der 37. Sitzung des Stadtforums

Thema:

Ort:

Zeit:

Typologie der öffentlichen Räume

Wallstraße 27 (1. OG), 10179 Berlin

Anwesend:

18. 02. 1994

19. 02. 1994

18. 02.19. 02.

Beginn: 14.10Ende: 18.30

Beginn: 10.10Ende: 14.25

ca. 270 Personenca. 200 Personen

18. 02. 1994Typologie der öffentlichen Räume

Hans Christian Müller (Lenkungsgruppe)Leitgedanken der Lenkungsgruppe Seite

Hanns Adrian (Stadtbaurat a. D. Hannover)Morphologie der öffentlichen Räume Seite

Wolfgang Süchting (SenStadtUm)Grundsätze und Beispielverfahren für die Gestaltungöffentlicher Räume Seite

Diskussion Seite

i_i

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Dietrich Flicke (SenStadtUm)Zum Konzept der "Topographie der Stadt - ein Werkstattbericht" Seite 9

Bernhard Schneider (Architekt, Berlin)Anforderungen an einen"Stadtentwicklungsplan Öffentlicher Raum" Seite 10

Diskussion Seite 10

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BERLINDokumentation 37.Sitzung STADTFORUM Seite 2

19. 02. 1994

Zusammenfassung des Moderators Seite 13

Harald Bodenschatz (Stadtspziologe, Berlin)Hauptstadtfunktionen und Öffentlichkeit im Stadtraum der Mitte Seite 14

Diskussion Seite 14

Beispielraum Unter den Linden , Seite 18

Peter Bloch (Kunsthistoriker, Museumsdirektor a. D., Berlin)Das Skulpturenensemble Unter den Linden vom Barockbis zur Neuzeit Seite 18

Tilmann Buddensieg (Kunsthistoriker, Bonn)Politische Ikonographie eines heutigen Gemeinwesens , Seite 18

Wulf Herzogenrath (Hauptkustos, Nationalgalerie Berlin)Korreferat Seite 18

Diskussion Seite 19

Zusammenfassung des Moderators Seite 21

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BERLIN

18. 02. 1994

Hans Christian MüllerLeitgedanken der Lenkungsgruppe

Der öffentliche Raum läßt sich nicht eindeutig definieren, jedenfalls weitausweniger als es seine selbstverständliche Bezeichnung voraussetzt. Bei ihmsollten nicht nur das Problem seiner Gestaltung oder gar Dekoration, sondernvor allem Botschaft, Symbolwert für das Ganze gesehen werden. Dies zeigtdie Komplexität der Gestaltungsaufgaben öffentlicher Räume und die Gefahr,sich hierbei lediglich neben der Beantwortung funktioneller Ansprüche aufrein elitäre und ästhetische Werte einzulassen, die ohne Bezug zu den inhalt-lichen Werten des Ortes sind. Die Gestaltungsnotwendigkeiten des öffentlichenRaumes sollten flächendeckend lokalisiert und Prioritäten gesetzt werden.Ein derartiges Planwerk sollte Kategorien wie Kommunikatives, praktischeFunktionen, Kognitives oder Ästhetisches typisieren, aber gleichzeitig zugunsteneiner Gesamtbetrachtung die dargelegte Komplexität reduzieren. Die großenStädte sind in der Pflicht, diesen intellektuellen Prozeß zugunsten unserergesellschaftlichen Entwicklung zu leisten.

Hanns AdrianMorphologie der öffentlichen Räume

Der Kontrast zwischen stillen und geschäftigen Stadträumen macht Stadturban. Jede Generation funktioniert Stadträume um und eignet sie sich soan. Dies ist legitim, wenn Qualität entsteht. In den öffentlichen Räumen derStädte wurde Macht dargestellt durch Achsen oder vergrößerteArchitekturmaßstäbe. Mit solchen Elementen ist vorsichtig umzugehen. Stadt-räume werden in Sequenzen erlebt, aus der Bewegung heraus. Sie solltendaher geschwindigkeitsabhängig gestaltet sein. Öffentliche Stadträume werdensehr stark bestimmt durch ihren Bezug zu privaten Bereichen. Stadträumekönnen neu inszeniert werden und die Städte bereichern. Bürger hängendurch ihre Erfahrungen, Gefühle oder Erinnerungen an Stadträumen. Mitdiesen Geistern muß umgegangen werden, man darf sie nicht ignorieren.Berlin kann sich mit mancher Entscheidung ein wenig Zeit lassen und an denOrten handeln, wo es genug Spielraum und weniger Geister gibt.

Wolfgang SüchtingGrundsätze und Beispielverfahren für die Gestaltung öffentlicher Räume

Bedeutsame Plätze und Straßenräume in der Innenstadt Ost sollen in dennächsten Jahren unter Gestaltungsgesichtspunkten umgebaut werden. Dabei

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BERLIN

geht es um klare Übersichtlichkeit und Signifikanz, um Steigerung derEinheitlichkeit und des Charakters des Straßenraumes oder um Qualifizierungder Aufenthaltsräume. Der Straßenraum soll nicht zergliedert, nicht aufgeteilt,nicht verkübelt, nicht verpoliert oder verkrautet werden, sondern einfach undprägnant sowie großzügig und großstädtisch gestaltet werden. So sieht dasKonzept "Grün verbindet" vor, Parkanlagen und Plätze unterschiedlichenCharakters der Bezirke Friedrichshain, Prenzlauer Berg, Mitte und Tiergartenzu verbinden. Bedeutenden Straßenzügen wie der Landsberger Allee und derWilhelm-Pieck-Straße soll durch die gradlinige Führung der Tram mit z. T.begleitenden Bäumen ein gestalterisch dominierendes Rückgrat eingezogenwerden. Bei Plätzen und Straßen, die aufgrund ihrer Geschichte und ihrerLage im Stadtgefüge eine herausragende identitätsstiftende Rolle für Berlinbesitzen, sollte auf Gestaltung besonderer Wert gelegt werden.

Diskussion

Für Dietmar Kuntzsch befindet sich der öffentliche Raum in einer Krise, weilsich die Öffentlichkeit in einer Krise befindet, Gemeinsinn wird bestraft undEigensinn belohnt. Henschel fügte hinzu, daß der öffentliche Raum keinepolitische Lobby habe. Er müsse aber starker ins Zentrum der Stadtplanungund stärker in die politische Diskussion gebracht werden. Eckhard Feddersenplädierte für eine politische Diskussion des Themas öffentlicher Raum, daes keinen Sinn mache, allein von unterschiedlichen Bedürfnissen undWissensständen aus zu debattieren. Das Beispiel von Barcelona, wo esgelungen sei, fast 40 Plätze wiederzubeleben, zeige, daß dieses Problempolitisch angegangen werden müsse.

Christa Aue forderte eine Aufarbeitung der Berliner Geschichte. Die ProblemeErbe und Geschichte müßten politisiert werden, auch um andere Kriterien füreine Typologie zu ermöglichen. Geister, Symbolträchtigkeit von Orten,emotionale Bezüge der Menschen zu ihnen, sollten respektiert werden. DerRückgriff nur auf Befindlichkeiten und darauf, etwas schön zurückzutrimmen,zeigten eine unzulängliche Auseinandersetzung mit Geschichte.

Hans Christian Müller fragte nach einer Typologie für die öffentlichen Räume,die zu Gestaltungskriterien führt und die Lebendigkeit vor Ort sichert. Die ver-schiedenen Teile der Gesamtheit ließen sich durch eine Typologie allerdingsnicht sortieren, vielmehr müsse eine Typologie Bewertungen ermöglichen undZusammenhänge aufzeigen, über die diskutiert werden könne. Hierbei müssevon der Verschiedenartigkeit der Räume ausgegangen, Rahmenvorstellungenherausgefiltert und probeweise formuliert werden. Dies schließe Diskussionenmit den Menschen vor Ort ebenso ein wie einen öffentlichen Aufklärungspro-zeß.

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM Seite 5

BERLIN

Nach Lothar Juckel brauchte man keine Typologie zu entwickeln, vielmehrsollte man an einigen Stellen der Stadt ansetzen und Beispiele für einenwirklichen Platz schaffen, der so etwas wie eine Agora sein könnte. Es müssedefiniert werden, was mit einfachen Mitteln zu gestaltende Räume sind. Manmüsse Flächen zu wirklichen Räume machen, die voneinander abgegrenztsind.

Jürgen Wenzel verwies darauf, daß der öffentliche Raum eine sozialwissen-schaftliche Kategorie sei, also jeder Stadtraum nicht automatisch öffentlicherRaum sei. Was öffentlich ist und welchen Raum Öffentlichkeit benötige, müssebestimmt werden. Es führe also nicht weiter, nur über die Gestaltung vonFreiräumen zu reden. Nach Ingo Franßen müßte über ökologische und sozialeInhalte der öffentlichen Räume gesprochen werden.

Nach Ulrich Pfeiffer gibt es unterschiedliche Relevanzkriterien, die schwierigzu wichten seien. Es stehe die Frage, wo werden welche Kriterien - etwa diedes Fußgängers - angewandt und wie sind sie zu wichten. Für ihn ist dieDimension des Fußgängers ein zentrales Kriterium und somit die Laufge-schwindigkeit, das Bedürfnis nach Abwechslung, wenn man eine Straße entlanggeht. Das erfordere zunächst eine Offenlegung aller Kriterien. E. Feddersenfügte hinzu, daß es nicht nur darum gehe, welches Kriterium für welchenRaum, sondern auch für welche Menschen.

Für Cornelius Hertiing war das Auseinanderklaffen der Formen von Wahr-nehmung, Fortbewegung und Bewegung das zentrale Problem. Er stellte dieFrage, wie mit den verschiedenen Geschwindigkeiten und Fortbewegungsartenumzugehen sei. Die Mumienhaftigkeit der Städte rühre seiner Meinung nachdaher, daß sie die verschiedensten Anforderungen nicht mehr befriedigenkönne, daß Stadt nicht mehr erfahrbar werde, wenn man etwa wie in Parisden Verkehr und damit Bewegung unter die Erde verlege. Für D. Frick ist dieBefindlichkeit im öffentlichen Raum eine wichtige Kategorie.

Nach Lothar Juckel ist der öffentliche Raum in den Jahrzehnten nach demKrieg immer kleiner geworden aufgrund der ständigen Zunahme vonStraßenschildern oder Straßenmöbeln. Dies bärge die Gefahr, daß deröffentliche Raum als solcher aufhöre zu existieren und nur noch vollgestellteoder besetzte Fläche wird. Auch die städtebauliche Theorie der letztenJahrzehnte habe dies mitbewirkt. Grundregeln, daß Kontraste, Enge und Weite,groß und klein Stadt urban machen, seien verloren gegangen. Das Beispieldes Square zeige, wie in der Stadt Urbanität möglich werde. Für L. Krausekann der öffentliche Raum nicht besser sein als die Wände um ihn herum.Wenn die Vernetzung des öffentlichen Raumes mit seinem Umfeld nicht gelinge,entstehe ein toter Raum.

E. Feddersen meinte, nicht einen Verlust des öffentlichen Raumes und die

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BERLIN

Tatsache, daß der gesellschaftliche Konsens verloren gegangen sei, beklagenzu müssen. Vielmehr berge die aktuelle Situation Möglichkeiten für eine Vielge-staltigkeit und Lebendigkeit. Für ihn existierten Defizite bei der Behandlungder Großsiedlungen und ihrer schwerwiegenden Mängel sowie bei den Randbe-reichen und verwahrlosten Plätzen.

Für Klaus-Dieter Keim haben die öffentlichen Plätze und Räume, wie dieÖffentlichkeit insgesamt, einen Funktionsverlust erfahren. Allerdings seiendie öffentlichen Plätze besonders in Westberlin nicht leer geworden, sondernwurden einseitig durch den Verkehr und den Kommerz okkupiert. Die großenPlätze im Ostteil der Stadt dienten hingegen der Inszenierung der Staatsmacht.Ihre Funktionen sind neu zu definieren. Die zivile Gesellschaft müsse Ansprüchean sie stellen. Diese Plätze sollten Märkte, Stadtteilfeste, Kundgebungenund Versammlungen ermöglichen, also demokratische Funktionengewährleisten. Daher sollten sie nicht so umgebaut werden wie die inWestberlin.

Dietrich Mahlo bemerkte, daß es schwierig sei, für die einzelnen Orte Maßstäbezu definieren. Allerdings sei es problematisch, wenn selbst der Alexanderplatzals ordentlich bezeichnet werde. Dies zeige, daß die guten Maßstäbe verloren-gegangen und von anderswo herzuholen seien. Auch brauche man keine Ge-neration, um den Wert und die Qualität von öffentlichen Räumen einschätzenzu können.

Ch. Aue verwies auf den Goldenen Schnitt der Proportionen, der den gelun-genen öffentlichen Raum bestimme. Es seien auch Harmonie und Proportio-nalität zwischen den verschiedenen Elementen des öffentlichen Raumes anzu-streben.

Für D. Kuntzsch sind soziale und ökologische Kategorien wichtiger als dieGröße der Räume oder Flächen. Somit unterliegen die öffentlichen Räumeeinem Zweck-, Sinnes- und Gestaltwandel. Neben Straßen und Plätze gehörennach ihm auch öffentliche Gebäude zum öffentlichen Raum.

Dieter Frick unterschied zwischen latent und manifest genutzten Räumen. Essei wenig hilfreich, die belebten Räume den unbelebten Räumenentgegenzustellen, vielmehr lebe die Stadt von derartigen Kontrasten, vonWeite und Enge.

Bernd Hunger fragte nach den Möglichkeiten und Grenzen der kritischenRekonstruktion. Nach ihm müsse man von den Geistern der Stadt und denpraktischen Nutzungsprozessen ausgehen. Jedoch bestehe ein Defizit an empi-rischen Beobachtungen der praktischen Nutzungen. Leitbilder für die Groß-siedlungen seien notwendig, da dort die größeren Aufgaben liegen als imZentrum der Stadt.

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BERLINDokumentation 37 .Sitzung STADTFORUM Seite?

Die Ausformung des öffentlichen Raumes in Berlin, so Kay Puhan-Schulz, seibekannt und weitgehend durch die Berliner Blockstrukturen bestimmt, womitein gesicherter Umgang für die Gestaltung der Räume gegeben sei. Verwunder-lich sei jedoch, daß Räume der neueren Baugeschichte, wie der Emst-Reuter-Platz oder der Alexanderplatz, so wenig im Bewußtsein der zuständigen Verwal-tungen - SenStadtUm und SenBauWohnen - seien. Er plädierte für angemesseneVerfahren, um diese Räume wie etwa den Kemperplatz ausformen und gestal-ten zu können.

Xago Schröder verwies darauf, daß jede Bautätigkeit öffentlichen Raumbeeinflusse. Es genüge nicht, beim Bau nur über Architektur zu sprechen.Man müsse sich also die Gleichzeitigkeit der Geschehen verdeutlichen,ansonsten könne der öffentliche Platz zu einer Restfläche verkommen. Hierzugehöre auch, neben neuen Formen des Bauens und Gestaltens neue Formender demokratischen Mitwirkung zu entwickeln.

Hardt-Waltherr Hämer hob hervor, daß die öffentliche Hand den öffentlichenRaum zur Verfügung des Gemeinwohls halten müsse und nicht seine Verfügungdurch Konkurrenzsituationen einschränken dürfe. Er fragte, wie denn dieVerwaltungen mit dem öffentlichen Raum umgingen. Wichtig sei es, das Prob-lem des öffentlichen Raumes in den Köpfen zu verankern, die für ihn dieVerantwortung tragen. Es ginge nicht an, daß die eine Verwaltung die Vorhabender anderen nicht kenne. Wichtig sei die Beschäftigung mit den Geistern anden verschiedenen Orten. Dies sei nicht nur eine Aufgabe der Anwohner undNutzer, sondern eine der Öffentlichkeit in höherem Maße, was sich auch inden Medien widerspiegeln müsse.

X. Schröder plädierte für eine stärkere Einbeziehung der Bürger bei denkleineren öffentlichen Plätzen und Räumen, wo die Bürgerinitiativen ihre Ortehaben.

H.-W. Hämer verdeutlichte, daß im Stadtraum Leben passiere und er nichtnur einfach durchschritten werde. So gehe Stadt etwa zwischen dem Rinnsteigund dem Hauseingang in eine andere Sphäre über, wie auch das Eintreten indas Haus und das Austreten aus dem Haus einen Sphärenwandel bedeute.Für H. C. Müller stellt der Wechsel von Intimität zur Öffentlichkeit ebenfallseinen wichtigen Aneignungsprozeß von öffentlichen Räumen und deren Teilendar.

Ingo Franßen warnte vor zu viel Inszenierungen im öffentlichen Raum, undwenn, sollten sie nur an ausgewählten Orten geschehen. Für die anderenRäumen müßten dementsprechend andere Gestaltungskonzepte geschaffenwerden. Für H. C. Müller findet auf jeder Promenade eine Inszenierung statt.Sie sei eine Form von Bewegung und besitze eine Indirektheit, die einenwirklichen Öffentlichkeitswert habe.

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BERLIN

Ludwig Krause verwies auf den Zusammenhang von öffentlichem Raum undVerkehr am Beispiel der verschiedenen Räume der Frankfurter Allee und Karl-Marx-Allee. Hier zeige sich, wie der Verkehr die Aufenthaltsqualität entscheidendbestimme. An bestimmten Stellen, wie im Bereich vor dem Alexanderplatz,seien Städtebau und Verkehrsberuhigung notwendig.

Für C. Hertüng ist fur die Erlebbarkeit der Stadt, für ihre Parks und Grünanla-gen die Sicherheit wichtig. Es komme also auch darauf an, die Stadt sicher-er zu machen, wenigstens jedoch die Unsicherheit nicht weiter ansteigen zulassen.

Die Leipziger Straße, so C. Hertling, werde beplant, ohne daß die AnwohnerEinfluß nehmen könnten. Die Geschichte dieses Raumes werde zu wenigbeachtet. Ein romantisierender Ruckbau der Straße verdecke ihre Geschichteund verhindere die Ablesbarkeit von Stadtentwicklung. Sie sollte in der jetzi-gen Struktur aufrechterhalten bleiben. Die zahlreichen Leitungssysteme ver-hinderten eine Ausstattung der Straße mit Großgrün. Nach D. Frick könneman auf der Leipziger Straße weder gehen noch stehen bleiben, da sie un-wirtlich sei. Für die Mitte Berlins könne diese Situation aber nicht hingenom-men werden. Eine Umgestaltung der Straße sei also geboten. Ähnlich U.Pfeiffer, der die Frage stellte, ob diese Straße Durchgangsstraße bleiben oderattraktiver Fußgängerbereich werden solle. Für ihn letzteres, da man diesenRaum nicht abgehängt liegen lassen könne.,

H.-W. Hämer fragte an, wie mit dem Pariser Platz umzugehen sei. Über ihnwie über das mythische Brandenburger Tor müsse gesprochen werden, je-doch bestünden dafür kaum Möglichkeiten. Leider wisse auch die Akademieder Künste noch nicht, wie sie sich dort einbringen könne. Es ginge abernicht an, daß dieser Raum von Privatinteressen besetzt und somit sein Char-akter von ihnen bestimmt werde. Er fragte an, wie die Verwaltungen mit diesemgemeinsamem Raum umgingen.

X. Schröder befürchtete, daß der Potsdamer Platz zu einseitig dem Kommerzüberantwortet werde und die Ansprüche der Öffentlichkeit zu kurz kämen.Hier zeige sich auch die Notwendigkeit, nicht nur über futuristische Formenvon Architektur zu reden, sondern auch über neue demokratische Formenund futuristische Gesellschaftsmodelle.

Der Umgang mit dem Marx-Engels-Platz ist nach I. Franßen äußerst problema-tisch, da er Machtplatz der DDR war, gleichzeitig aber auch der friedlichenRevolution gedient habe. Eine Umgestaltung müsse an Letzteres erinnern,aber ohne die DDR-Tradition zu bewahren.

B. Hunger verwies darauf, daß der Großraum um den Alexanderplatz bis hinzum Hackeschen Markt tatsächlich benutzt werde. Der Fußgänger erlebe einen

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BERLIN

eigentümlichen Kontrast von Zerrissenheit und Einheit. Dieser Kontrast seiein phantastischer Gegensatz zur schönen West-City. Dies zeige, daß Berlinweiterhin von merkwürdigen Unfertigkeiten und "Unräumen" lebe.

In seinen Schlußbemerkungen bekräftigte H. Adrian, daß man in Berlin dortanfangen sollte, wo noch keine Konzepte existierten. Der Leipziger Straßeläge ein gestalterisches Konzept zugrunde, dem Marx-Engels-Platz hingegennicht. Hier sei Enge zu schaffen, wie auch im südlichen Teil der Friedrichstadtein Umbau sinnvoll erscheine. Auch sollte man emotionsfreier die ver-schiedenen städtischen Situationen betrachten. Insgesamt stehe Berlin voreiner historischen Aufgabe, die Zeit benötige und die von einer Generationschwerlich zu meistern sein dürfte.Er verwies darauf, daß zuviel in den Städten inszeniert werde und daß vielesnur Dekoration sei für ein Stück, das es nicht gebe. Durch starre Regeln unddurch Typologisierung sei der öffentliche Raum nicht in den Griff zu bekom-men. Es bleibe also die Aufgabe, von Fall zu Fall zu entscheiden. Das BeispielBarcelona habe auch die Wichtigkeit der Maßstäblichkeit gezeigt. Wo man dieSicherheit der Maßstäbe hatte, sei der Umbau überzeugend gelungen.

W. Süchting hob hervor, daß solch ein Raum wie die Leipziger Straße nichtnur aus der Erlebbarkeit des Fußgängers bestimmt werde, sondern ebensodurch städtebauliche Dimensionen, durch die Geschichte dieses Ortes. Wich-tig bei den Großsiedlungen sei es, aus ihnen heraus einen Charakter für ihreöffentlichen Räume zu schaffen. Er verwies darauf, daß die Erdgeschoßnut-zungen wichtig für die Gestaltung des öffentlichen Raumes seien. Jedochhabe die Stadtplanung nur begrenzte Möglichkeiten, eine differenzierte Nut-zungsstruktur zu erreichen.

Dietrich FlickeZum Konzept der "Topographie der Stadt - Ein Werkstattbericht"

Mit Hilfe einer Reliefdarstellung konnte das Abbild der Stadt wesentlich be-greifbarer dargestellt werden. Diese plastische Darstellung des FNP ist auchals Grundlage für analysierende Arbeiten zur Topographie der Stadt einzu-setzen. So haben Arbeiten mit dieser Methode gezeigt, daß u. a. die hoheDichtestruktur der Innenstadt nur vereinzelt einer sehr hohen Bebauung imKerngebiet der Stadt entspricht, daß auch die Innenstadt teilräumlich Unter-schiede von fast doppelter Höhe aufweist oder daß das Höhenprofil der dreiNeubausiedlungen starke Unterschiede aufzeigt. Des weiteren wurde der Ver-such unternommen, die unterschiedlichen Platz- und Straßenformen der Innen-stadt zu systematisieren. So kann der gesamtstädtischen Bauleit- und Stadten-twicklungsplanung ein erläuterndes Element zur Seite gestellt werden. EineWeiterentwicklung dieser Methode könnte u. a. Ziele und Maßnahmen der

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Entwicklung der Berliner Stadtlandschaft flexibel und permanent fortsch-reibungsfähig machen.

Bernhard SchneiderAnforderungen an einen 'Stadtentwicklungsplan Öffentlicher Raum'

Ein "Stadtentwicklungsplan Öffentlicher Raum" (STEP ÖR) kann, wenn richtigkonzipiert und richtig eingesetzt, ein unentbehrliches Hilfsmittel der Stadtent-wicklungspolitik sein. Wie andere sektorale Teilpläne zur Stadtentwicklungauch, hätte ein STEP ÖR für eine solche Strategie "Maßnahmenräume, Artenvon Maßnahmen und ggf. zeitliche Stufungen der Umsetzung von Maßnah-men" zu entwickeln und darzustellen. Der STEP ÖR sollte durch Ressourcen-schutz und andere Maßnahmen dem Nutzungsverlust des öffentlichen Raumsentgegenwirken, die relevanten öffentlichen Räume auf ihre räumlichen, sym-bolischen, praktischen Zusammenhänge hin bewerten oder entwicklungsfähigePotentiale öffentlichen Raumes identifizieren und für ihre Aktivierung Modelleerarbeiten. Es geht bei ihm um einen E n t w i c k l u n g s - Plan, umStadterneuerung im Sinn der "embellissemenf-Konzepte früherer Zeiten. Soller langfristig Geltung und Bestand haben, muß er ein rigoroses, den gesam-ten Raum der Stadt in seinen wichtigsten Raumzügen und Verbindungenerfassendes Konzept darstellen. Aber er muß wechselnde, authentische Ent-wurfskonzepte einfordern und nicht durch zu detaillierte Gestaltungsvorschriftenden Entwurf abwürgen. Er sollte relevante stadträumliche Zusammenhängezur Regulierungsgrundlage einzelner Projekte und Maßnahmen machen.

Diskussion

Für Heinrich Suhr war das Thema öffentlicher Raum ähnlich wichtig wie dasder Prioritätensetzung. Bei beiden Themen zeige sich eine methodische Un-sicherheit und die Forderung nach Konzepten. Das eigentliche Problem sei,ein Konzept zu entwickeln. Hierzu gehören das Nachdenken über die Res-sourcenfrage - Berlin habe noch nie so viele Ressourcen an öffentlichemRaum besessen wie derzeit - und die Berücksichtigung, daß öffentlicher Raumauch Kunst und Inszenierung bedeute. Dieses Konzept müsse von vornhereinein rigoroses sein und gleichzeitig offen sein für stufenweise Entwicklungen.In diesem Sinne sei der STEP ÖR besonders von Bedeutung. Für D. Frickmüsse ein STEP ÖR deutlicher strategische, bauliche, räumliche und ästhe-tische Dimensionen abstecken. H. Adrian hingegen verwies auf die schlechtenErfahrungen, die mit Stadtentwicklungsplänen gemacht wurden. Ein konzep-tioneller Ansatz für die gesamte Stadt sei schwierig, da die einzelnen Räumeihre spezifischen Charaktere, Entwicklung und Geschichte hätten. BestimmteGrundsätze, mit denen die spezifische Typologie des Stadtteils und seinerQualitäten herausgearbeitet werden könnten, seien formulierbar. Allerdings

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BERLIN

müsse man in der Maßstabsebene des jeweiligen Stadtteils bleiben.

Paris, so C. Aue, habe ein Regelwerk für die gesamte Stadt und ihren öffentli-chen Raum, das zwischen einem FNP und einem Bebauungsplan anzusiedelnist und mit dem die Gebäudeabstände, Volumina und Baulinien festgelegtwerden. Verschiedene Bereiche werden durch ihn abgegrenzt und unterschied-lich behandelt, etwa nach denkmalpflegerische Aspekten. Gesamtleitlinienwürden dem Regelwerk beigelegt. In keiner Weise würden ästhetische Wert-maßstäbe durch ihn vorgegeben. Die ästhetischen Ansprüche würden überWettbewerbe geregelt.

Urs Kohlbrenner erinnerte daran, daß der öffentliche Raum der Stadt und denStädtern gehöre, er aber mehr und mehr privatisiert werde, ohne daß es dieÖffentlichkeit merke. Besonders deutlich zeige sich dies bei den Großsied-lungen im Osten der Stadt, die fast in Gänze privatisiert würden, womit dieGefahr entstehe, daß hier den Bürgern künftig kaum noch öffentlicher Raumzur Verfügung stünde. Zudem versperrten öffentliche Verwaltungen den Zu-gang zu öffentlichen Räumen. Dies zeige sich besonders bei den Schulen,aber auch in den Straßen räumen. Diese Nutzungseinschränkung des öffentli-chen Raumes werde überlagert durch ständige Belehrungen, die in ihm statt-finden und seine Erlebbarkeit und Aneignungsmöglichkeit weiter einschrän-ken. Daher ist eine eigene öffentliche Verwaltung für die öffentliche Räume,eine Art "Deputation für öffentliche Räume", einzurichten, die den Gebrauchdieser Räume sichere. Ähnlich D. Frick, der zudem darauf verwies, daß infrüheren Phasen der Stadtentwicklung die öffentlichen Räume einen relativgeringen Anteil an der Gesamtfläche hatten und daß von ihnen im Laufe derEntwicklung mehr und mehr für Fahrbahnen abgenommen wurde. Danebenwurde die Nutzbarkeit der verbliebenen Flächen dramatisch eingeschränkt. Erforderte neue Zuständigkeiten.

J. Wenzel stellte fest, daß seit Ende der 60er Jahre der öffentliche Raumstärker ins öffentliche Bewußtsein gerückt sei, von seinem Schwinden alsonicht die Rede sein könne. Zudem müsse bedacht werde, daß er sich heuteanders darstelle und stärker differenziert sei.

Auch für H. Adrian haben die Innenstädte zu vieröffentlichen Raum/was derAufweitung der öffentlichen Räume mit dem Wiederaufbau geschuldet sei. Esfehle häufig die Dramaturgie von eng und weit, .groß und klein. Es werdeimmer langweiliger, von einem Stadtraum in den anderen zu gehen. Es seialso Vorsicht geboten bei der Ausweisung von Plätzen oder öffentlichen Räu-men. Hinzu komme, daß sie zum großen Teil dem Auto überlassen wurden.

Nach J. Wenzel wurde in der Diskussion fast ausschließlich über Stadtver-schönerung und Stadtgestaltung gesprochen. Es gehe aber um Öffentlichkeitim öffentlichen Raum. Dies bedeute, daß beim Thema Leipziger Straße über

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BERLIN

potentielle oder lokale Öffentlichkeiten gesprochen werden müsse und überdie sich daraus ableitenden Ansprüche oder über fluktuierende Öffentlichkeitoder gesamtstädtische Öffentlichkeit, die wiederum andere Ansprüche andiesen Raum stellten.

H. C. Müller plädierte für die Entwicklung eines neuen Verständnisses für dieDinge, die als öffentlich zu begreifen seien. Hierzu gehöre auch viel Privatheit,wie die Häuserwände. Da sich der öffentliche Charakter ändere, müsse manüber neue Formen von öffentlichem Raum nachdenken sowie über das Ver-hältnis von privat und öffentlich.

Für H. Adrian läßt sich die kontrastreiche Schnittstelle von öffentlich undprivat nicht durch gestalterische Regeln bearbeiten, da die Häuser keine Vorder-und Rückseite, keine Portale und Fenster als Bühne für den Auftritt des Pri-vatmenschen in der Öffentlichkeit mehr hätten. Auch die Darstellungsweisevon Gebäuden gegenüber öffentlichen Räumen kann nicht verordnet werden.Ein Bewußtseinsprozeß sei notwendig.

L. Juckel sah es als notwendig an, daß die Stadtgesellschaft einen stadtver-träglichen Konsens herstellt, wobei die Verwaltung nur Werkzeug sein könneund keinesfalls Ausleger oder Festleger. Ästhetisch, wie H. Adrian argumenti-ert habe, sei das Problem nicht zu lösen.

Karlheinz Wuthe verwies darauf, daß die Stadt erst durch den öffentlichenRaum erfahrbar werde und zu begreifen sei. Das gelte für das Wasser ebensowie für den Straßen- oder Platzraum. Daneben sei die Orientierung in solchenRäumen wichtig, die durch signifikante Merkmale wie Türme, imposante Ge-bäude oder markante Stadteinfahrten gestützt werde. Für derartige Orien-tierungsmöglichkeiten müsse der öffentliche Raum ermöglicht werden.

B. Schneider stellte in seinen Schlußbemerkungen fest, wenn eine Gestal-tungssatzung als eher schädlich definiert werde, ein Stadtentwicklungsplankeine ästhetischen Leitlinien oder Architektur fortschreiben könne. Jedochmüßten die Unterschiedlichkeit und der Zusammenhang zwischen Stadtteilenwie die Friedrichstadt oder Marzahn definiert werden. Es müsse ateo geregeltwerden, wo der eine Teil beginne und der andere aufhöre. Gelinge dies nicht,bestehe die Gefahr des Chaos und der Unordnung.Der Wohnungsbau der 60er Jahre besaß keine Gangart von Öffentlichkeit.Das Private dominierte, womit ein Schwinden von Öffentlichkeit verbundenwar. Wenn also die Architektur einer Zeit diese Gangart von Öffentlichkeitnicht mehr besitzt, kann sie durch Verordnungen nicht herbeigeführt werden.Öffentlichkeit sollte aber postulieren, wo in der Stadt öffentliche Räume geprägtwerden. Etwa durch Leitlinien für Wettbewerbe oder durch andere Mittel. Sowerde die Graduierung des öffentlichen Anspruchs an eine Straße oder einenPlatz markiert. Zu beachten seien dabei die verschiedenen, auch konkur-

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM Seite 13

BERLIN

rierenden Öffentlichkeiten, ihre Überlagerungen und ihre Spannungsverhält-nisse. Ein STEP ÖR müsse also die Stadt in Gänze erfassen, ohne Gesamt-plan zu sein und ohne ästhetische Gleichsetzungen.

19. 02. 1994

Rudolf Schäfer gab eine Zusammenfassung des ersten Tages:1. Übereinstimmung herrschte, daß eine systematische, grundsätzliche undauf sich gestellte Behandlung des Themas öffentlicher Raum außerordentlichwichtig sei. Überlegt werden müsse, ob sie auch politisch angegangen wer-den sollte.2. Weitgehender Konsens bestand darin, daß die Öffentlichkeit das Substratdes öffentlichen Raumes sein musse und daß die Öffentlichkeit einem erhe-blichen Funktionswandel unterliege und dies ebenfalls in ihren Raum- undStandortbezügen deutlich werde. Öffentlichkeit findet heute anders statt; siemuß nicht weniger vorhanden sein.3. Ebenfalls weitgehende Übereinstimmung gab es mit der Feststellung, daßdie Bemühungen um die Gestaltung des Öffentlichen Raumes in den letztenJahrzehnten weniger überzeugend gewesen seien als in früheren Epochen.Das liege u. a. am Fehlen einer verfügbaren Theorie und eines gesichertenFormenkanons. Ansprüche der zivilen Gesellschaft an den öffentlichen Raumsind einzufordern.4. Rezepturen und einfache Typologien könne es nicht mehr geben.5. Ein zentrales Problem bestehe darin, wie die Ziele für den öffentlichenRaum der Gesamtstadt wie auch für ihre Teilräume formuliert werden kön-nen. Hierbei gehe es nicht um inhaltliche Kriterien, sondern um die Prozeßdi-mension, um die Organisation der Zielfindung. Vor ästhetischen und funk-tionellen Überlegungen müsse die Auseinandersetzung mit der Ideenstrukturstehen. Wichtig bei der Funktionsfrage sei, daß es Räume mit noch unge-klärten Funktionen geben könne. Im Kontext der Zielfindung sind Prioritätenset-zungen für solche Räume wie städtische Eingangsbereiche, Hauptstraßen-züge, zentrale Plätze oder Flächen in Großsiedlungen zu beachten.6. Welche Konsequenzen haben diese Überlegungen und Diskussionsergeb-nisse für die Stadtpolitik. Zu fragen bleibe nach ihrer Integrierung in diese.Der Vorschlag eines STEP ÖR wurde in der Debatte bestätigt. Es gehe also umeine Vorsorgepolitik für die Gestaltung öffentlicher Räume. Die Struktur undDichte eines solchen Planwerkes müsse anders aussehen als die eines Planesfür Nutzungen oder für die technische Infrastruktur.

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BERLIN

Harald BodenschatzHauptstadtfunktionen und Öffentlichkeit im Stadtraum der Mitte

Der große zentrale Freiraum an der heutigen Rathausstraße sollte erhaltenbleiben und zugunsten komplexerer Formen von Öffentlichkeit hinterfragtwerden. Er bildet vor dem Hintergrund der radikalen Verkleinerung des Marx-Engels-Platzes und des Alexanderplatzes einen wirkungsvollen Kontrast zurangestrebten Verdichtung im Umfeld. Eine rechteckige Randbebauung kannihn differenzieren und ausprägen. Der Freiraum muß als Gesamtraum erleb-bar bleiben und den unmißverständlichen Ausdruck der Dominanz öffentli-cher Interessen darstellen. Er könnte als kommunale Mitte im Sinne einesForums gestaltet und zu einem überzeugenden Beispiel einer Neuordnungwerden, die sich in einem Ost-West-übergreifenden Konsensverfahren ent-faltet, einer Neuordnung, die Gestaltung, Nutzung, Bedeutungszuweisung undNamensgebung umfaßt.

Diskussion

Fur I. Schellstede muß bei den Nutzungs- und Bedeutungsanalysen das her-ausgearbeitet werden, was die Gesellschaft betrifft. Der Verfall des öffentli-chen Raumes müsse gestoppt werden, was nur gelingen könne, wenn übergroße Räume wie den Kemperplatz öffentlich gesprochen und nicht durchkleinliche Verfahren entschieden werde. Der Verfall des öffentlichen Raumesstehe auch für den Verfall der kulturellen Bedeutung von Politik. Für H. Adriansind die Stadträume nicht entwertet worden. Vielmehr sind viele Menschenzu ihnen zurückgekehrt, was auch etwas über die Qualität der Räume aus-sage. Barcelona habe gezeigt, wie man Menschen mit künstlerisch-architek-tonischen Mitteln auf die Straße bringen könne. K. Puhan-Schulz sprach sichfür ein großes öffentliches Verfahren zum Kemperplatz aus, das der Bedeu-tung dieses Raumes entspräche. Für L Juckel war es fraglich, ob man denöffentlichen Raum umfassend verstehen und definieren könne, wenn sichdie Gesellschaft und ihre gewählten Vertreter dazu noch nicht geäußert haben.Der gesellschaftliche Auftrag fehle also, um einen solchen Bereich wie denvom Brandenburger Tor bis hin zum Alexanderplatz definieren zu-können.

W.-D. Heilmeyer sprach von zwei Ansätzen für eine Typologie. Einmal dieästhetisch-topographische Beschreibung, mit der Gemeinsamkeiten meisthistorischer Art herausgearbeitet werden könnten, um zur Erneuerung dessenzu kommen, was man hat. Zum anderen die funktionale Typologie, die not-wendig bei Planungen von Neubausituationen sei. Für B. Schneider dürfendie Typologisierung und die damit verbundenen Regulierungsinstrumente nichtrestriktiv wirken. Dies geschähe, wenn statt Typen Modelle vorgeführt würden.So sei das Brandenburger Tor mit den damals vorhandenen Vorbildern niezustande gekommen. Typologische Merkmale machten dies erst möglich. Daran

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BERLINDokumentation 37.Sitzung STADTFORUM Seite 15

schließe sich fur ihn die Frage an, wie wir heute zu unserem BrandenburgerTor kommen können.

F. Dieckmann wandte sich gegen die Idealisierung des Brandenburger Tores.Es verkörpere die Fehlentwicklung preußischer und deutscher Geschichte,obwohl es eine schöne und gut gelungene Dekorationsarchitektur darstelle,die jedoch den Zweck überwuchere. Solche genialen Fehlleistungen solltennicht zur Norm erhoben werden.

H. Adrian verwies auf die große Gefahr, die entstünde, wenn man die großenanstehenden Aufgaben über Typologien zu lösen gedenke. So würden innova-tives Vorgehen, die Beachtung der jeweiligen Situation vor Ort und das zeitli-che Wachsen von Stadt unmöglich. Außerhalb der offiziellen Instrumentarienmüßten die Instrumente innovativen Vorgehens gesucht werden, wie etwa inden informellen Planen.

V. Strauch schätzte die den öffentlichen Raum bestimmenden und in derDiskussion formulierten zwei Kriterien - Eigentum der öffentlichen Hand, allge-meine Zugänglichkeit - als sehr problematisch ein. Es gehe auch um öffentli-che Funktionen, die sich in nicht öffentlichen Räumen realisieren können.Das Spannungsverhältnis zwischen privaten und öffentlichen Funktionen unddie damit zusammenhängenden Verantwortlichkeiten müßten bedacht wer-den, wie auch Verschiebungen zwischen beiden Bereichen. Es gehe also umeine neue Balance zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen. Für denSTEP ÖR bedeute dies, daß auf seiner Ebene noch nicht gearbeitet werdenkönne, sondern erst auf der von Leitlinien. Andererseits könne man auf Teile-benen und bei Teilthemen wesentlich konkreter vorgehen. Letzterem stimmteB. Schneider zu, verwies aber darauf, daß das Arbeiten mit konkreten Projek-ten zur Atomisierung der Stadt beitrage. Der Gesamtzusammenhang der Stadt,die mehr ist als nur die Summe schöner Einzelheiten, müsse hergestellt wer-den. Ein Wechselspiel zwischen der Gesamtstadt und den Teilräumen sei, soHeidede Becker, zu realisieren.

Für H. Becker ist ein Regularium für die Umsetzung von Konzepten notwendig,das gestalterischen Entgleisungen entgegenzuwirken habe. Dem stimmte B.Schneider zu. Jedoch schadeten solche <3estaltungssatzungen, wenn sie denoriginären Entwurf ersetzten oder vorwegnähmen. L. Juckel lehnte Regularienab, wenn sie zu reinen Verwaltungsakten würden. Vielmehr müsse eine ArtStadtvertrag geschlossen werden. Dies sei die einzige Möglichkeit, um in derStadt über Zeit und 'Raum Definitionen halten zu können. Das habe dasAlsterstatut der Stadt Hamburg hinlänglich gezeigt.

H. Becker würdigte den gelungenen Versuch von D. Flicke vom Vortag, dieSituation des öffentlichen Raumes grafisch darzustellen. Sie merkte an, daßder Begriff der Stadtlandschaft besetzt sei und nicht in den von D. Ricke vor-

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getragenen Zusammenhängen verwendet werden sollte. Des weiteren solltedie Stadtrandabgrenzung nicht in grüner sondern in weißer Farbe vorgenom-men werden, um falschen Eindrucken entgegenzuwirken.

D. Frick erinnerte an die Architektur und Stadtplanung der Moderne, diegegen die wilhelminische Stadt angetreten seien, der Auflösung des Raumesdas Wort geredet und viel in den Köpfen wie in der Wirklichkeit zerstört hät-ten. Erst Ende der 70er Jahre sei der städtische Raum wieder entdeckt worden.Dem entgegnete K. Puhan-Schulz, daß die Mod_eme sehr wohl den Raum alsHintergrund für Öffentlichkeit begriffen und Öffentlichkeit in Räumen her-gestellt habe. Nach B. Schneider hatte die Moderne einen neuen Typ vonRaum definiert. An der Nationalgalerie von Mies van der Rohe verdeutlichesich die neue Definition von Innen- und Außenraum überzeugend. Sie sei alstypologisches Potential für die Stadt noch nicht hinreichend erkannt worden.

Für I. Franßen war die bisherige Diskussion zu sehr auf das Verhältnis zwischenGeschehen, Bauen und Fassade eingeschränkt. Vielmehr müßten andere As-pekte, wie der der Stadtökologie, stärker in die Diskussion einbezogen wer-den.

V. Strauch sah ein unabdingbares Wechselverhältnis zwischen der Klärungdes Themas Verkehr und der Erörterung des öffentlichen Raumes. I. Franßenfügte hinzu, daß der Autoverkehr die stadtökologischen Aspekte und somitdie Qualitäten von öffentlichen Räumen außerordentlich beeinflusse. B. Hun-ger verwies auf die einzigartige Stadtwahrnehmung vom Autoverkehr her, soetwa bei den zentralen Innenstadtbereichen. B. Schneider bemerkte, daß derVerkehr eine eminente öffentliche Querschnittsfunktion besitze, also in dasThema gehöre. Jedoch müsse man sich auch fragen, wo zu wenig Verkehr seiund somit der Öffentlichkeitscharakter gemindert werde. Um die Verkehrspro-blematik zu klären, sei ein Leitbild von der Stadt notwendig.

Für C. Hertling wird die Verkehrsproblematik systematisch verdrängt, obwohlder völlige Verkehrsstillstand drohe. Da man die Bedürfnisse der Menschennach individueller Bewegung nicht unterdrücken könne, müßten neue Fortbe-wegungsmittel für den Individualverkehr entwickelt werden. Die Verbannungdes Verkehrs in den Untergrund, wie in Paris in Angriff genommen, könnekeine Lösung darstellen, da die Stadt dann zu einer riesigen Fußgängerzonewerde.

Jochen Merkert plädierte für eine stärkere Berücksichtigung der verändertenVerkehrs- und Kommunikationsstrukturen. Eine Hinwendung zu einer roman-tisierenden Großstadtvision oder zu traditionellen Kommunikationsformen, wieim Beitrag von H. Bodenschatz angeklungen, sei der Behandlung des heuti-gen öffentlichen Raum nicht angemessen.

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BERLIN

Für H.-W. Hämer ist der öffentliche Raum durch Tabus belastet. Es werdetabuisiert, daß das Eigentum gesellschaftliche Setzung vornehme und denMenschen Gewalt antue. Es werde verdrängt, daß "die Wessis den Ossis denRaum streitig machen", daß auch das nicht private Eigentum keinen besser-en Umgang mit dem Raum ermöglicht habe, daß über den öffentlichen RaumMacht ausgeübt werde oder daß er in der Vergangenheit mißbraucht wurde.Daher der Angriff auf die Moderne, die die Macht abschaffen und die auf-klären wollte. Dem allem müssen man sich aber stellen, um den öffentlichenRaum begreifen zu können.

Für B. Hunger enthält der Großraum Alexanderplatz - eingeschlossen derRaum vom Fernsehturm bis hin zum Hackeschen Markt - vielfältige städtischeQualitäten. Dieser Raum habe einen Namen - im Alltagsgebrauch von denMenschen als Alex bezeichnet - und ein Image. Hier könne man, so von der S-Bahn aus, die eine verbindende Funktion in diesem Großraum besitze, Berlinals Metropole erleben. Gabi Dolff sprach sich für den Vorschlag von H. Bo-denschatz aus, zwischen Palast der Republik und der S-Bahn eine kommu-nale Mitte zu schaffen, da so die Sequenz von Großräumen in diesem Bere-ich überschaubarer würde. Demgegenüber sei westlich und südlich vom Pal-ast der Republik die staatliche Mitte möglich, obwohl zu fragen bleibe, wiesie gefüllt werden könnte. Insgesamt müsse für die Mitte Berlins bestimmtwerden, was hier an politischem und gesellschaftlichem Geschehen darg-estellt werden solle, bevor die Formen definiert werden. Für H. Adrian ist dievorgeschlagene kommunale Mitte in der Sequenz der Räume völlig falsch.Auch müsse man zwischen öffentlichen Orten und Stadträumen unterschei-den. Folge man aber diesem Gedanken, so sind neue Formen zu entwickeln.Von den bestehenden Typen müsse man sich dann lösen und einen Rückgriffauf Wilhelminisches vermeiden.

Für C. Hertling beruht die aktuelle Diskussion um den Großraum Alexander-platz auf einer falschen Geschichtsbetrachtung und führt auf Romantik zurück.Man müsse konkrete Ansprüche an diesen Raum stellen, wie sie H. Bodens-chatz formuliert hatte. Dieser Raum werde um so wichtiger, je weiter dieVerdichtung der Innenstadt voranschreite. Große Freiräume sollten erhaltenbleiben, wohingegen beim Standort des Stadtschlösses eine Verdichtung zuerfolgen habe.

Tilmann Buddensieg stellte fest, daß die Berliner Plätze von ihren Grenzenher Undefinierte Plätze geworden seien. Von historischen Plätzen komme manaber in ein enges städtisches Umfeld. Das ist für die Mitte Berlins nicht so,was u. a. der Platz vor dem Roten Rathaus zeige. Hier gehe man von einemleeren Platz in eine leere Stadt. Es bleibe also hier, wie auch beim PariserPlatz oder beim Potsdamer Platz, die Frage nach dem Umfeld entscheidend.

L

F. Dieckmann verwies darauf, daß die sinnstiftende Einheit von Pariser Platz

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und Alexanderplatz mit Sicherheit um 1900 schon nicht mehr bestandenhabe. Die DDR-Planung habe zudem vieles zerstört. In der jetzigen Situationkomme es darauf an, durch einen überzeugenden Ruckbau an derRathausstraße und der Karl-Liebknecht-Straße die Proportionen eines Markus-

, Platzes zu gewinnen. Hier bestünden dann auch vielfältige Möglichkeiten fürArchitektur und Nutzungen, so daß ein lebendiger Stadtraum möglich werde.

Beispielraum UNTER DEN UNDEN

Peter BlochDas Skulpturenensemble Unter den Linden vom Barock bis zur Neuzeit

An und auf den Linden befinden sich sieben Stilschichten von Statuen undBauplastiken. Sie entstanden zwischen 1700 und dem Anfang des 19. Jahr-hunderts. Sie sind von hohem, teilweise internationalem Rang. Zu ihnen zäh-len die Neue Wache oder das Brandenburger Tor, Statuen von preußischenFeldherren und Heroen des Geistes ebenso wie die Denkmale Friedrichs desGroßen und Kaiser Wilhelms I. Sie wurden von berühmten Baumeistern undKünstlern wie Schlüter oder Schinkel geschaffen. Im Laufe der Geschichteveränderten sich die Interpretationen vieler dieser Denkmale, was zu einersouveräneren Aneignung des geschichtlichen Erbes ermutigen sollte.

Tilmann BuddensiegPolitische Ikonographie eines heutigen Gemeinwesens

Berlin benötigt ein Konzept für den Umgang mit Denkmälern, mit dem einge-schätzt werden kann, ob die Denkmäler für die Identifikation des demokra-tischen Staatswesens brauchbar sind. Hierzu muß die Politik Identifikations-formen definieren, ausgehend von einem selbstbewußten Umgang mit demhistorischen Erbe. Mit diesen Denkmälern wie auch mit neu zu schaffendensollten Zusammenhänge und Widersprüche der deutschen Geschichte ver-deutlicht und somit eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Geschichtein der Öffentlichkeit geführt werden. Die Umgestaltung der Mitte Berlins mußauch die Denkmalsproblematik enthalten.

Wulf HerzogenrathKorreferat

Kunst im öffentlichen Raum wird anders wahrgenommen als in einem Muse-um' Daher ist sie stärker in der öffentlichen Diskussion, ihre Installierung

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wird häufig zu einem Problem. Kunst im öffentlichen Raum wird stärker aufdie Bewegung, auf Zeit und Raum bezogen. Hier eine Person darzustellen, istdaher eine viel zu kleine Aufgabe. Allerdings kann die aktuelle Kunst aufGeschichte reagieren, weil sie den Ort des Geschehens miteinbezieht. Beider Gestaltung der öffentlichen Räume sollte daher auf Kunst nicht verzichtetwerden.

Diskussion

W.-D. Heilmeyer plädierte beim Umgang mit dem Raum Unter den Linden füreine historische Typologie, wie sie P. Bloch dargelegt hatte, um festzustellen,was erhalten ist und was wo aufgestellt werden könnte. Daneben sei einefunktionale Typologie zu entwickeln, um die Interpretation und Ablesbarkeitder Statuen, etwa der von Blücher, zu ermöglichen.

J. Wenzel bestritt, daß beim öffentlichen Raum ein Theoriedefizit bestehe.Vielmehr liege eine umfängliche Literatur vor. Er sah es als gefährlich an, denästhetischen Aspekt der Typologie vom funktionalen zu trennen, da so deröffentliche Raum unter dem Gesichtspunkt der ästhetischen Gestaltungbegriffen werde. B. Schneider bemerkte daraufhin, daß die Ansicht, man könneden ästhetischen Aspekt nicht vom funktionalen trennen, Ausdruck von Theo-riedefizit darstelle. Die Form in der Architektur sei bereits ihr sozialer Aspektund somit ein gesellschaftliches Problem. Begreife man dies nicht, so kommeman im öffentlichen Raum nicht weiter. R. Schäfer fügte hinzu, daß es keinegesättigte empirische Theorie zum öffentlichen Raum gebe, woraus operativeMaßnahmen ableitbar seien. Die zivile Gesellschaft müsse aber ihre Ansprüchean den öffentlichen Raum formulieren und diskutieren.

G. Dolff bemerkte, daß es heutzutage kein Problem sei, Kunst im öffentli-chen Raum in Form eines Mahnmals zu installieren. Schwierig werde es beiDenkmälern, da für sie positive Setzungen notwendig seien. Man müsse sichalso zum Inhalt des Denkmals bekennen und darüber debattieren. Könnekeine positive Setzung gewagt werden, so könne man auf abstrakte Denk-mäler ausweichen und auf dieser Ebene Kunst im öffentlichen Raum präsen-tieren.

G. Dolff fragte an, wie denn die Brauchbarkeit von Denkmälern für die demo-kratische Gesellschaft im Sinne einer Ikonographiefindung erfolgen könne.Dies beträfe auch den Umgang mit Denkmälern aus der DDR-Zeit, von denensich u. a. einige in angrenzenden Räumen zu den Linden befinden. Demstimmte H. Bodenschatz zu und verwies darauf, daß Denkmäler der DDR-Zeit- Lutherdenkmal östlich des Schlosses, die Trümmerfrau vor dem Roten Rathaus- eine andere Bedeutung besäßen als solche aus dem vorigen Jahrhundert.Für H.-W. Hämer gehe es nicht an, daß in einem demokratischen Staatswe-

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sen uber Denkmäler entschieden werde als seien sie persönliches Eigentumirgendeines Staatsmannes, so wie es jungst mit der Neuen Wache gesche-hen sei. Das sei Mißbrauch und Manipulation und zeige, daß die Öffent-lichkeit verlernt habe, mit dem öffentlichen Raum umzugehen. Ein Konsensmüsse über Vermittlung von Wissen, Anschauung und Darstellung von Beispie-len erarbeitet werden. Das Aufstellen von Statuen, auch nur zeitweise, könneeinen Beitrag zur Diskussion darstellen.

W.-D. Heilmeyer erinnerte daran, daß auch nach 1910 bis in die jüngsteVergangenheit hinein Denkmäler in Berlin aufgestellt wurden. Dem pflichteteH. Henselmann bei, erinnerte an einige Denkmäler und schlug vor, man solletypischen Berliner Persönlichkeiten wie Bettina von Amim, Ringelnatz oderKästner Denkmäler setzen.

Nach P. Bloch ist die Trümmerfrau vor dem Roten Rathaus kein Denkmal,sondern ein Straßenmöbel und das ehemalige Lenin-Monument ein Droh-Mal. Entscheidend für öffentliche Denkmäler sei, daß sie ein Werk derbildenden Kunst sind, das zumeist in Gestalt einer bedeutenden Person anGeschichte erinnert, um an die Gegenwart zu appellieren und in die Zukunftzu wirken. Seit 1919 habe jedoch die Periode aufgehört, Geschichte perso-nal zu vergegenwärtigen, da u. a. kein Konsens mehr bestand, Geschichte inPersonen zu begreifen.

H. Bodenschatz führte aus, daß den Denkmälern Bedeutung aus ihrem Standortzuwachse. So habe das Schlüterdenkmal auf der Langen Brücke an einemhervorgehobenen Ort der Mitte gestanden. Zu fragen sei, ob sein jetzigerStandort am Charlottenburger Schloß der geeignete sei. Er verwies ferner auftemporäre Bedeutungsverluste von Denkmälern. Sie können vergessen, aberdann wieder in Erinnerung gebracht werden. Er bezweifelte, ob Denkmälerimmer Vorbilder sein müßten. Man könne auch mit Denkmälern leben, diekeine Vorbilder darstellten.

H.-W. Hämer verdeutlichte, daß Denkmäler, deren Sinn und Bedeutung denMenschen nicht bewußt seien, weniger Denkmäler, sondern eher "Zeug" sei-en. Allerdings sei ihre Aufstellung aufgrund von Fachkompetenz und um sie inder Diskussion zu halten günstiger, als sie aus Angst der Öffentlichkeit zuentziehen.

Nach F. Dieckmann geht es nicht um die Frage, ob Scharnhorst an den Lindenstehen solle oder nicht, sondern lediglich um die Frage, an welchem Ort.1964 wurde nach ernsthaften Diskussionen entschieden, ihn wieder aufzu-stellen. Das entwickelte Scharnhorst-Bild gleicht dem von T. Buddensieg. AuchBlücher wurde in erster Linie als preußischer Reformer gesehen und seineStatue wieder aufgestellt. Veränderungen wurden bei den Standorten derStatuen vorgenommen. Ein geschichtliches und ästhetisches Problem liege

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in den neuen Inhalten der Neuen Wache als Antikriegsdenkmal. Zu fragenbleibe, ob man diesem Denkmal Generale in Uniform zur Seite stellen könne.Ein unmittelbar praktisches Problem sah er in der Erhaltung und Sicherungdes Originals vor den Umwelteinflüssen. G. Dolff erwiderte, daß, wenn Scham-horst wieder aufgestellt werden sollte, es eine Kopie sein werde.

J. Merkert, Vorsitzender der Kunst- und Baukommission von der SenBau-Wohnen, teilte mit, daß die Kommission seit dem Fall der Mauer eine Vielzahlvon Denkmalsvorschlägen bearbeitet und abgewiesen habe; auch einen ge-forderten Wettbewerb fur ein großes monumentales Denkmal zur Wende undzum Fall der Mauer. Hingegen wolle man die Grenzübergänge thematisierenund sie durch künstlerische Eingriffe formen und ins Bewußtsein bringen. Erverwies darauf, daß die Kunstausstattung öffentlicher Gebäude oft ohne Aus-schreibungen und Wettbewerbe erfolgten. Ein Beschluß der Bundesregierungvom Januar 1994 hat die Kunst-am-Bau-Vorschrift auf Bundesebene abge-schafft, womit neben wenigen Ausnahmen quasi die Architekten von großenBauprojekten über Kunst entscheiden. Eine Diskussion von zeitgenössischerKunst im öffentlichen Raum oder von Denkmalfähigkeit zeitgenössischer Kunstwerde so zum Sandkastenspiel. Es sei auch zu befürchten, daß aus Kosten-gründen die genannte Senatskommission aufgelöst werden könnte.

B. Schneider verwies nochmals darauf, daß der öffentliche Raum nicht aufdie Nutzungsfrage zu reduzieren sei. So könnten öffentliche Räume überGenerationen nutzlos daliegen und dennoch solche bleiben. Hier müsse auchumgedacht werden, weil die Architektur die Mittel für eine eigenständige For-mulierung des öffentlichen Raumes weitgehend eingebüßt habe. Sie dienteüber Jahrzehnte dem Terror des Privaten. Diese Privatisierung der Architek-tursprache war bedingt durch den Verruf von Öffentlichkeit in beiden Dikta-turen, durch die von ihnen vorgenommene Tabuisierung von Achsen undGroßräumen, von Zusammenhängen in Stadträumen. Das Private wurde zurAllegorie des Eigentlichen. Dies alles führte zur Unfähigkeit, öffentlichen Raumzu bauen. Eine Öffentlichkeitsarchitektur wurde verdrängt. Die Architekturmüsse nun wieder authentische, zeitgenössische Mittel zur genuinen architek-tonischen Konstitution von öffentlichen Räumen entwickeln und erproben.Ein restriktiver Gebrauch von historisch sich begründenden Gestaltungssta-tuten versperre diese Entwicklung.

R. Schäfer gab folgende Zusammenfassung:

Der Titel der Forumssitzung habe dem tatsächliche Anliegen nicht korrektentsprochen, da über die Typologie des öffentlichen Raumes nicht gesprochenwerden sollte und auch nicht wurde.1. Die Debatte vom 19.02. orientierte sich auf mittlerer Konkretisierungsebenean dem von B. Schneider formulierten Vorschlag (STEP ÖR) und auf der

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BERLIN

Durchführungsebene an den Darstellungen von W. Süchting und D. Flicke.Deutlich geworden sei ein Theoriedefizit, das abgebaut werden müsse, wolleman in die Entscheidungsebene. Dies ist nicht von den Ansprüchen der zivilenGesellschaft an öffentliche Räume zu trennen.2. Was ist leistbar? Es wäre sinnvoll, wenn nicht von Typologie, sondern vonTypisierungsbemühungen gesprochen werde. Hierbei scheinen drei Möglich-keiten gegeben. Erstens eine Typisierung und Typologiebildung in der Be-standsbeschreibung, also Aufnahme und Analyse. Zweitens in der Aufgaben-stellung, die sie bedingen (unterschiedliche Aufgaben eines Platzes, desStadtrandes u. a.). Und schließlich die Typologie eines ästhetischen Reper-toires. Im Bereich der Lösungen gibt es keine Typologie, aber Vorarbeitenkönnen typisierend und hilfreich sein. Bei den Lösungen ist femer die Kon-sensbildung wichtig.3. Verkehr, Ökologie und Eigentum bilden drei Rahmenbedingungen. Es bleibtzu fragen, wie diese einzubeziehen sind, da sie neben der Eigenständigkeitder Aufgabe eigene Anforderungsräume haben.4. Der Bereich der Regulierung ist schon auf den Begriff der Konvention undihrer Notwendigkeit bezogen, wobei der Regulierungsbedarf in Form der Kon-vention unbestreitbar ist. Der STEP ÖR ist, wenn er käme, ein Schritt in dieseRichtung.5. Die von D. Ricke vorgetragene Methode ist äußerst wichtig fùr die Pro-bleme der Vermittlung, Burgerbeteiligung, Akzeptanzerhöhung und fùr die Bil-dung von Konventionen.6. Die Beispieldebatten um die Rathausstraße und um die "Linden" habendeutlich gemacht, wie wichtig eine fundierte historische Bestandsaufnahmeist und daß nur auf dieser Grundlage ernsthaft diskutiert werden kann. Aller-dings fängt dann die eigentliche Arbeit mit Wertungen und Folgerungen erstan. Als Zwischenschritte können solche typologischen Elemente wichtig wer-den.

J

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Die Beiträge

Hans C. Müller

Hanns Adrian

Wolfgang Süchting

Dietrich Flicke

Bernhard Schneider

Wulf Herzogenrath

Tilmann Buddensieg

Peter Bloch

Harald Bodenschatz

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Dokumentation 37. Sitzung STADTFORUM Seite 25

Hans Christian MüllerLeitgedanken der Lenkungsgruppe(Auszug)

Unter öffentlichem Raum (sollten) nicht nur das Pro-blem seiner Gestattung oder gar Dekoration, sondernvor allem Botschaft, Symbolwertfür das Ganze gese-hen werden ... Das Medium der Form umfaßt mehrals wir dies schlechthin nur als das Schöne oder Ver-schönende zu verstehen pflegen. Selbst Imposanz bie-tet im Sinne einer Festlichkeit einen Wert, der mehrsein will als nur Verschönendes ... Weil er suggestivist... Als geistige Anregung verstanden wird, die einPublikum anzieht und somit - was sehr wichtig ist -Öffentlichkeit inszeniert ...Der jeweilige Ort bestimmt die verschiedensten Cha-rakteristiken öffentlicher Räume. Im Gegensatz zurbürgerlichen .Zivilität" des Kurfürstendamms repräsen-tieren sich die .Linden" beispielsweise im Pathos na-tionaler Prächtigkeit...Dieser Vergleich läßt erkennen, daß der öffentlicheRaum sich nicht eindeutig definieren läßt, jedenfallsweitaus weniger, als es seine selbstverständliche Be-zeichnung voraussetzt. Die Bahnhöfe, das Wasser mitder Sternschiffahrt gehören genauso dazu wie derUmgang mit dem ehemaligen Mauerstreifen quer durchBerlin oder der Umgang mit der .Mitte des Zentrums"unserer Stadt.... dem Entzug droht durch die Regie-rungsbauten ... Dies läßt erahnen, welche Komplexi-tät die zu stellenden Gestaltungsaufgaben öffentlicherRäume bestimmt und wie groß die Gefahr ist, sichhierbei lediglich neben der Beantwortung f unktionellerAnsprüche auf rein elitäre und ästhetische Werte ein-zulassen, die ohne Bezug zu den inhaltlichen Wertendes Ortes als überflüssig empfunden werden, unver-ständlich bleiben, statt der Erfahrbarkeit des Ortes zudienen ...Der Versuch muß unternommen werden, die Gestal-tungsnotwendigkeiten des .öffentlichen Raumes" fla-chendeckend zu lokalisieren und Prioritäten zu setzen... Es scheint beispielsweise sinnvoll, die Einfahrtenin die Stadt hervorzuheben bzw. den radialen Zufahrt-straßen besondere Aufmerksamkeit zu widmen...Immer wird es sich bei der Auflösung dieser Problemeum notwendige Maßnahmen handeln, die keinesfallsnur funktional und nutzungsangewandt, sondern sichaufs äußerste in jeder erdenklichen Hinsicht, sei esdurch Ergänzung oder Kontrast, manifestieren müssen.Dies bedingt die Kompetenz eines Kunst-verständnisses, das nicht allgemein bei einer Bürger-schaft vorausgesetzt werden kann, aber dennoch ge-leistet werden muß.Wettbewerbe allein genügen nicht mehr, um dieseumfassende Dimension künstlerischer Anwendung zu

erfüllen. Sie bedürfen dringend einer erschöpfendenAufgabenstellung, die sich intensiv mit der Ideen-struktur .... der Beinhaltung des Ortes auseinander-setzt ... Wichtig ist.... daß sich ein spezielles Verständ-nis für den Ort und ein ganz generelles Bewußtseinfür die innere Dimension des öffentlichen Raumes bil-den ...

Schlußfotgemng

1. Bei der Bestimmung und Gestaltung öffentlicherStadtäume handelt es sich um ein Metier, das nichtausschließlich rational beschreibbar ist.

2. Trotzdem bedarf die Stadtentwicklung neben ihrenPlanungsaussagen der Rächennutzung auch der Vor-sorge für eine Entwicklung öffentlicher Räume.

3. Es bedarf deshalb des Versuches einerflächendek-kenden Lokalisierung bedeutsamer Stadträume, ihrerCharakterisierung sowie Prioritätensetzung.

4. Die in einem derartigen Planwerk denkbare und wün-schenswerte Typisierung in Kategorien wie etwa Kom-munikatives, praktische Funktionen, Kognitives, Ästhe-tisches, Symbolisches wird zugunsten einer Gesamt-betrachtung die Reduzierung der dargelegten Komple-xität notwendig machen, d. h. die Feinkörnigkeit derAspekte nur bruchstückhaft widerspiegeln können.

5. Dieser Verfeinerungsprozeß bedingt eine analytischvertiefende Charakteristik vor Ort, die nur subjektivleistbar ist.

6. Das diskutierte Thema der .Strategischen Planung"bietet hierzu Möglichkeiten intensiver Aufklärung wiedie Einführung in die Aufgabenstellung für alle Beteilig-ten.

7. Städte, insbesondere Großstädte oder gar Metro-polen, sind in der Pflicht, mehr als je zuvor diesen intel-lektuellen Prozeß zugunsten unserer gesellschaftlichenEntwicklung zu leisten.

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Dokumentation 37. Sitzung STADTFORUM Seite 26

Hanns AdrianMorphologie der öffentlichen Räume(Auszug)

1. Die öffentlichen Stadträume unserer Städte sindvon Funktionen entleert worden. Früher waren PlätzeMärkte.... dienten Prozessionen und Huldigungen...Es gab stille Plätze ... In den Stadträumen der östli-chen Städte fand in unseren Tagen eine Revolutionstatt... Sie dienen dem Einkaufen, dem Kaffeetrinkenund dem Autoverkehr... Der Wahn von den ständigbelebten Straßen und Plätzen liefert die Städte sinnlo-sem Dauerstreß aus ... Wir sollten uns in der Stadtwieder stille Räume leisten. Erst der Kontrast zwischenstillen und geschäftigen Stadträumen „macht Stadturban"...

2. Der Stadtgrundriß und die Struktur der öffentlichenRäume sind das „Gedächtnis" der Städte. Sie bewah-ren Geschichte... Aneignung von Stadträumen erfolgtdurch Umfunktionieren - in jeder Generation neu ...Stadtumbau ist legitim, wenn Qualität entsteht... DasRecht auf Aneignung in jeder neuen Generation legiti-miert nicht das Ausliefern von Stadträumen an denAutoverkehr...

3. Auf den Straßen und Plätzen und durch Straßen undPlätzen wird Gewalt dargestellt und ausgeübt. Be-stimmte Formen und Elemente des öffentlichen Rau-mes sind in der Geschichte der Städte zur Darstellungvon Macht gebraucht worden: Überdimensionen, Ach-sen, vergrößerte Architekturmaßstäbe. Das schließtdie Verwendung dieser Elemente nicht aus, aber ge-mahnt zur Vorsicht...

4. Stadträume werden in Sequenzen erlebt. Stadträume... erlebt man aus der Bewegung heraus. Ihre Gestal-tung muß geschwindigkeitsabhängig sein. Die abso-lute Größe von Stadträumen ist von geringerer Bedeu-tung als das Verhältnis ihrer Größe zur Enge der Gas-sen, durch die man sie betritt ...

5. Öffentliche Stadträumewerden sehr stark bestimmtdurch ihren Bezug zu privaten Bereichen... Es gibt eineKalligraphie der öffentlichen Räume, die oft aus demZusammentreffen privater ynd öffentlicher Räumeentsteht. Für sie muß es Chancen geben ...

6. Öffentlicher Stadtraum wird als schöne Inszenie-rung verstanden ... Stadträume neu zu inszenieren -als Reverenz vor dem „Kunstwerk Stadt" - das könnteStädte bereichern. Es handelt sich jedoch um einekünstlerische Herausforderung. Weil man diesen In-szenierungen nicht entgehen kann, müssen höchste

Qualitäten gefordert sein... Völlig unbewältigt ist bis-her die Inszenierung der Bewegung durch die Stadt inverschiedenen Geschwindigkeiten ...

7. In den Straßen und Plätzen der Stadt leben Geister... Bürger hängen an Stadträumen, weil sie mit ihnenErinnerungen verbinden - nicht weil sie schön wärenoder auch nur funktionieren - sie sind verbunden mitguten und schlimmen historischen Ereignissen, mitGefühlen und Erlebnissen. Man kann diese Geisterbekämpfen, versuchen sie zu bändigen oder man kannihnen Raum geben. Ignorieren darf man sie nicht...Wer den Palast der Republik nach seiner Architekturund seinem Asbestgehalt beurteilt, ist ein Ignorant.Berlin, das eine künftige Identität noch finden muß,muß ein Verhältnis zu seiner Geschichte finden... Mankann sich mit mancher Entscheidung ruhig ein wenigZeit lassen ... Es gibt Spielraum genug, um an ande-ren Stellen zu handeln - dort, wo es weniger Geistergibt.

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM, Adrian, Place Vendôme vor hundert Jahren und heutige Situation Seite 27

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM, Adrian, Paulskirche Frankfurt/M. 1848 und heutige Situation Seite 28

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM Seite 29

Wolfgang SüchtingGrundsätze und Beispielverfahrenfür die Gestaltung öffentlicher Räume(Auszug)

Bei ca. 40 bedeutsamen Plätzen und Straßenräumenin der Innenstadt Ost haben wir einen erheblichenGestaltungsbedarf ermittelt. Da der überwiegende Teilin den nächsten Jahren aus verkehrsfunktionalen Grün-den sowieso umgebaut werden muß, sollte hier derUmbau auch unter Gestaltungsgesichtspunkten erfol-gen. Insbesondere derfunktions-und verkehrsgerechteStädtebau der 60er Jahre, aber auch die Verwahrlo-sung und die Wahl falscher Materialien, haben zu sehrhohen GestaItungsdefiziten geführt...Folgende Ziele der Gestaltung leiten unsere Arbeit: klareÜbersichtlichkeit und Signifikanz schaffen, Einheitlich-keit und Charakter des Straßenraumes steigern, Auf-enthaltsräume qualifizieren und in verträglichen Pro-portionen zur Fahrbahn festlegen, die Tram integrie-ren, historische Spuren aufdecken und eventuell mitKunst deutlich machen. Dabei stehen Entwurfs-prinzipien und Maßnahmen zur Verfügung (wie etwa)Baumpflanzungen entsprechend der Straßengliederung,Schaffung angenehmer Aufenthaltsräume (40 Prozentbzw. 50 Prozent der Straßenraumbreite inkl. Mittelstrei-fen), Gestaltungsklarheit statt Schilderwäldern (oder)Gehwegplatten und Granit vor Betonverbund und mitansprechendem Detail ...Insgesamt soll der Straßen-raum nicht zergliedert, nicht aufgeteilt, nicht verkübelt,nicht verpoliert oder verkrautet werden, sondern ein-fach und prägnant sowie großzügig und großstädtischgestaltet werden. Hierzu einige Beispiele.

1. Spreeufer und PlatzgestaltungEs soll ein Ring von attraktiven Freiräumen nach ei-nem Konzept, das unter dem Titel „Grün verbindet"firmiert, geschaffen werden. Danach sollen Parkanla-gen und Plätze unterschiedlichen Charakters wie aufeiner Perlenschnur von der Rummelsburger Bucht par-allel zum S-Bahnring durch die Bezirke Friedrichshain,Prenzlauer Berg und Mitte bis zum Tiergarten verbun-den werden. (Zu ihnen zählen) ein neues Spreeufer imBereich des Hauptbahnhofes... unter Einbeziehung derEast-Side-Gallery .... der Quartiersplatz ... oder derHelmholtzplatz.

2. StraßenraumgestaltungDem Zug Landsberger Allee innerhalb des S-Bahnringesund der Wilhelm-Pieck-Straße ... wird durch die gradli-nige Führung der Tram mit z. T. begleitenden Bäumenein gestalterisch dominierendes Rückgrat eingezogen,was den unterschiedlichen Straßenabschnitten ein ge-meinsames Element entgegensetzt...

Nach der Diskussion um die Leipziger Straße scheintes notwendig, für neue städtebauliche Situationenauch neue stadtgestalterische Lösungen zu fordern.Wir sollten breite und offene Stadträume auch alsChance begreifen, um großzügige Straßen und Plätzemit attraktiven Aufenthaltsflächen zu ermöglichen. Dasheißt nicht immer 20 Meter breite Straßen,.denn wieuns die Beispiele des 19. Jahrhunderts und der er-sten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigen, gibt es her-vorragende Straßenräume von 60 Meter, 80 Meter undmehr Breite... Dennoch bin ich der Auffassung, daß-entsprechend dem Ziel der Übersichtlichkeit und derEinheitlichkeit von Straßen und Plätzen bauliche undnutzungsmäßige Fassungen erforderlich sind.Sollen bei vorhandenen und geplanten Straßen undPlätzen die Aufenthaltsqualität und der gestalterischeCharakter verbessert werden, dann sollte man nachmeiner Auffassung ein Netz von Straßen und Plätzenfestlegen, wo auf die Gestaltung besonderer Wertgelegt wird ... Dabei handelt es sich um Plätze undStraßen, die aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Lageim Stadtgefüge eine herausragende identitätsstiftendeRolle für Berlin darstellen.

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM, Süchting, Konzept Grünverbindungen Seite 30

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM, Süchting, Stadtgestalterisches Vorrangnetz Seite 31

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM Seite 32

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM, Süchting, Helmholtzplatz Seite 33

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Dokumentation 37. Sitzung STADTFORUM Seite 34

Dietrich RickeZum Konzept der „Topographie der Stadt -EnWerkstattberichf

Ausgehend u. a. von Grundaussagen zur Topographieder Stadt- auch mit dem plastischen Arbeitstitel „Stadt-landschaft" bezeichnet -, von Zielsetzungen zur Gestal-tung einer Stadtlandschaft wie Orientierungs-möglichkeiten bieten, Erlebniswerte vermitteln,Identifikationsmöglichketten geben oder von Grundsät-zen städtebaulicher Planung als zyklischer Prozeß, wur-de der „administrative FNP... durch geschickte techni-sche Manipulation in eine Reliefdarstellung umgewan-delt (und) noch weiter generalisiert". Dadurch konnte„das Abbild der Stadt... wesentlich 'begreifbarer', dieModellierung der Stadt, das Verhältnis zu Frei- undBauflächen ... wesentlich sinnlicher dargestellt" wer-den. „Diese plastische Darstellung des FNP ist auchals Grundlage für analysierende Arbeiten zur Topogra-phie der Stadt einzusetzen." Der Vergleich zwischendem administrativen FNP und der Reliefdarstellunganhand des Nordostens zeigte, daß „die hohe Dichte-struktur der Innenstadt nur vereinzelt einer sehr hohenBebauung im Kemgebiet der Stadt entspricht... (daß)auch die Innenstadt teilräumlich Unterschiede von f ästdoppelter Höhe -z. B. nördlich und südlich der Lands-berger Allee - aufweist.... (daß) das Höhenprofil derdrei Neubausiedlungen - in der Dichtedarstellung imFNP sind alle gleich - starke Unterschiede aufzeigt, (d.h.) Marzahn stark differenziert und überhöht, Hellers-dorf gleichmäßig hoch mit solitären Hochhäusern (und)Hohenschönhausen gleichmäßig hoch mit Hochhaus-bereichen ...Dieser Versuch, die Höhengliederung der Stadt als er-läuterndes Element der gesamtstädtischen Bauleit- undStadtentwicklungsplanung zur Seite zu stellen, ist ei-ner weiteren Be arbeitung wert. Die digitalisierte Reli-efdarstellung wurde in einer sogenannten Hybridtechnikmit gescannten Handskizzen überlagert, (wodurch)analytische und konzeptionelle Aussagen wie Model-lierung der markanten Dorflagen des Berliner Nord-ostens .... unterschiedliche Ausprägung neuer Stadt-kanten (und) Freiraumstrukturen aufgeblendet wurden.In einem weiteren Arbeitsschritt wurden konzeptionel-le Ansätze überlagert (durch) Spannungsverhältnissevon bebauter Räche und umgebenden Freiräumen (oderdurch) Formulierung von Stadteingängen." Insgesamtsollte „die gewählte gemischte Methode weiter diffe-renziert werden, um die Ziele und Maßnahmen derEntwicklung der Berliner Stadtlandschaft flexibel undpermanentfortschreibungsfähigzu installieren". EineVertiefung dieser Methode für die Simulierung von„Nutzungs- und Dichteprofilen ermöglicht eine Vorah-nung vom Bild neuer Stadtteile ... Diese Methode ist

wegen der Datenmengen eher nur in Schwerpunktender Siedlungsentwicklung einzusetzen, (und) eine sehrgute Ergänzung zum gesamtstädtischen Bild der Stadt-landschaft .... eine Möglichkeit der Bürgerbeteiligung."Des weiteren wurde der Versuch unternommen, „dieunterschiedlichen Platz- und Straßenformen... der In-nenstadt ... zu systematisieren". Es zeigte sich, daßBerlin über „metropolitane öffentliche Räume - Dom,Lustgarten, Palastbereich, Kulturforum, Spreebogen-bereich -, (über) städteräumliche Achsen und Endpunkte- Friedrichstraße, Leipziger Straße, Unter den Linden •, (über) achsiale symmetrische Mittelplätze - Savigny-platz, Nollendorfplatz, Strausberger Platz-, (über) asym-metrische Plätze - Klausenerplatz, Steinplatz, Zions-kirchplatz -, (über) freie Platzformen - Breitscheidplatz,Am Köllnischen Park, Alexanderplatz -, (über) Platz-formen durch Straßenerweiterung- Michaelkirchplatz,Mariannenplatz, Herrmannplatz-, (über) Straßenkreu-zungen - Kaiser-Wilhelm-Platz, Spichernplatz - u. a. ver-fügt."

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM, Flicke, Strukturen der öffentlichen Räume Seite 35

Städtebauliche Achsen Achsiale (sym.) Asym. Plätzemit Endpunkt Mittelplätze (Taschenplatze)

SeitenplätzeQuartierplätze

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Platzfolgen durchStraßenerweiterung

Freie Platzformen

Metropolitaneöffentliche Räume

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Uferpromenadenan der Spree

Straßenkreuzungen,-erweiterungen

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STADTLANDSCHAFTaul der Grundlage desFNP - VorentwurfsSiedlungs- und Grünstruktur,Stadteingänge

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ZENTRUM BLANKENBURG HOHE DICHTE - ADDITIVE MISCHUNG ZENTRUM BLANKENBURG MITTLERE DICHTE - MISCHUNGSNUTZBAND OO

KEINE VERBINDUNG ZUMNEUEN ZENTBUM BLANKENBURG

WOHNEN 14/3 GES.)

KEINE NEUE BEBAUUNG :BEWAHRUNG VORHANDENER NUTZUNG

NlSACHSPrefFFEB BÜRO F R KOMMUMKATtONSFORSCHUNG

ZENTRUM BLANKENBURG MITTLERE DICHTE MISCHNUTZUNGSBAND

BEBAUUNG MITSTADTVILLEN [ 2 GES. )

MÖGLICHE VERBINDUNGZUM ZENTBUM BLANKENBURG

MISCHNUTZUNGSBANDENTLANG DER NEUEN 82

IM WOHNGEBIET

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ZENTRUM BLANKENBURG NIEDRIGE DICHTE - GARTENSTADT

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WOHNEN (4 /3 GES.)

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Dokumentation 37. Sitzung STADTFORUM Seite 39

Bernhard SchneiderAnforderungen an einen„Stadtentwicklungsplan Öffentlicher Raum"(Auszug)

Die Gründe für das Schwinden des öffentlichen Raumsin den Städten liegen nicht in der Planungsmethodik,sondern im Schwinden der öffentlichen Sphäre in derGesellschaft... Ein „Stadtentwicklungsplan Öffentli-cher Raum" (STEP ÖR) kann aber, richtig konzipiertund richtig e ingesetzt, ein unentbehrliches Hilfsmittelder Stadtentwicklungspolitik sein, sollte diese sichentschließen und den gesellschaftlichen und politi-schen Konsens dafür finden, den öffentlichen Raumwieder ins Zentrum der Stadtentwicklungsstrategie zurücken. Wie andere sektorale Teilpläne zur Stadtent-wicklung auch, hätte ein STEP ÖR für eine solche Stra-tegie „Maßnahmenräume, Arten von Maßnahmen undggf. zeitliche Stufungen der Umsetzung von Maßnah-men" zu entwickeln und darzustellen ...

1. (Da) die Stadt wächst, der öffentliche Raum schwin-det, ... sollte der STEP ÖR, im Sinn von Ressourcen-schutz, den Bestand des öffentlichen Stadtraumeserfassen und Beeinträchtigungen, Mängel, Ansprücheund Gefährdungen kartieren sowie Maßnahmen zurBestandspflege und zur Abhilfe von Mängeln entwik-keln. Er sollte aber auch eine Typologie der Merkmaleentwickeln, die. Außenräume erst zu öffentlichen Räu-me machen. Er soll Monopol-oder Privilegienansprüchekontrollieren und abwehren helfen...

2. Dem Stadtraum wird Öffentlichkeit entzogen, ...(daher) sollte der STEP ÖR dem Nutzungsverlust desöffentlichen Raums entgegenwirken. Er ist ungeeig-net, den Strukturwandel der Öffentlichkeit zu beein-flussen. Aber er sollte negative Auswirkungen auf denZustand der Stadt mindern und nicht noch verstärken,wie z. B. die Vernachlässigung der Außenräume zu-gunsten parasitärer Nutzungskonzentrationen in Innen-räumen ...

3. Der öffentliche Charakter des Stadtraumes ist nichterst eine Frage der Nutzung ... (Das bedeutet, daß)der STEP ÖR die relevanten öffentlichen Räume aufihre räumlichen, symbolischen, praktischen Zusammen-hänge hin bewerten sollte. Um verläßliche Entschei-dungsgrundlagen für die Rückgewinnung und Weiter-entwicklung des öffentlichen Stadtraumes zu gewin-nen, müssen die Kriterien der Relevanz eine breite Skalavon Raumfunktionen erfassen, von den praktischenund historischen zu symbolischen Funktionen. Der Plansollte dabei immer Anwalt der Öffentlichkeit sein, auchfür deren symbolische Ansprüche an Stadtraum ...

4. (Da) der öffentliche Charakter des Stadtraums vonseiner Architektur bestimmt wird,... sollte der STEPÖR ortsbezogene Anforderungen an die Öffentlichkeitsfunktion der Bebauung öffentlicher Stadträume formu-lieren. Diese Forderungen sollen sich nicht auf die Si-mulation historischer Bilder, sondern auf authentischekulturelle Ansprüche der Gegenwart stützen. Es gehtum einen E n t w i c k l u n g s - Plan,... um Stadter-neuerung im Sinn der „embellissement"-Konzepte frü-herer Zeiten.

Der STEP ÖR soll nicht als Entwurfsrezeptur abgefaßtwerden. Soll er langfristig Geltung und Bestand ha-ben, muß er ein rigoroses, den gesamten Raum derStadt in seinen wichtigsten Raumzügen und Verbindun-gen erfassendes Konzept darstellen. Aber er mußwechselnde, authentische Entwurfskonzepte einfordernund nicht durch zu detaillierte Gestaltungsvorschriftenden Entwurf abwürgen ... (Er) sollte relevante stadt-räumliche Zusammenhänge zur Regulierungsgrundlageeinzelner Projekte und Maßnahmen machen.Das sollte für die neu zu definierenden Stadteingangs-situationen Berlins geleistet werden .... für das Netzder wichtigsten Raumverbindungen innerhalb der Stadt,für ihre vielen Subzentren und deren Verknüpfungen,für die Wasser- und Grünflächen und die raum-bestimmenden Großformen der Verkehrswege. Dazuist ein Gesamtplan für die Stadt notwendig, der voll-ständig, aber nicht flächendeckend sein muß und inTeilpläne auf gelöst werden kann.Im Vordergrund der Aufgabe sollte die Identifizierungentwicklungsfähiger Potentiale öffentlichen Raumesstehen und die Erarbeitung von Modellenfür Aktivie-rung dieser Potentiale. Die Grundlagen für diese Mo-delle sollten, entsprechend jahrhundertealter BerlinerTradition, nicht nur in Berlin selbst gesucht werden ...

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM, Schneider, Zone 5, ('Goldener Schnitt' der Proportionen) Seite 40

ZONES• FirsHiotie•Zurückgesbffelte Wände• Normale Wandhohe

Profil gegendie Strasse

BBaulinien-absfond

Wand auf derNachbargrenze

Profil gegendie Nachbarn

ausserhoib der Giebelhefe

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Seite 41

Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM, Schneider, Historische Luftaufnahme des Stadtkerns (1920) Seite 42

Page 44: 37. Sitzung Typologie der öffentlichen Räume 18. /19 ... · Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM Seite 5 BERLIN Nach Lothar Juckel brauchte man keine Typologie zu entwickeln, vielmehr

Dokumentation 37. Sitzung STADTFORUM Seite 43

WulfHerzogenrathKorreferat

In jeder deutschen Stadt sind ein „Skulpturen-Boule-vard oder Denkmäler in der Diskussion, ... da dasObjekt und der Wahrnehmende zusammengehören".Das Museum bietet eine .andere Art der Wahrneh-mung, als wenn im öffentlichen Raum Objekte prä-sentiert werden. Die Schmerzgrenze ist hier eine an-dere, weil hier eine andere Funktion besteht." Für dieNeue Wache wäre auch ein Vorschlag von HeinrichTessenow interessant der in den 20er Jahren den „In-nenraum als schwarzes Loch begriff, (womit) jeder,der davor steht, herausgefordert wird, es mit eigenenGedanken und Vorstellungen zu füllen". Bruno Tautbrachte in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts denVorschlag eines Kriegsmonuments, das aus „einerreinen Anhäufung der im Kriege gebrauchten Waffenbestehen sollte... Solch ein Vorschlag wäre auch Un-ter den Linden denkbar..."Beim Lustgarten ist zu fragen, „was ein sensiblerKünstler, der konzeptuell minimal arbeitet, mit einemsolchen Platz in der Reaktivierung schaffen kann". Hiergebe es die verschiedensten Möglichkeiten, so dieeines „Negativ-Platzes. Das Denkmal geht nicht nachoben, sondern immateriell nach unten".Die aktuelle Kunst „entzieht sich den Personenmonu-menten, ... weil Kunst im öffentlichen Raum stärkerauf die Bewegung, auf Zeit und Raum bezogen ist ...Eine Person dort darzustellen, ist eine viel zu kleineAufgabe ... Die aktuelle Kunst kann auf Geschichtereagieren, weil sie den Ort des Geschehens mit ein-bezieht...Der öffentliche Ort ist nicht definiert durch gute oderschlechte Architektur, sondern allein durch das, wasdort an Städtischem passiert."

Tilmann BuddenstegPolitische Ikonographieeines heutigen Gemeinwesens

Berlin muß ein „Konzept für den Umgang mit Denkmä-lern entwickeln, das sagt, ob ein Denkmal an seinemursprünglichen Ort aufgestellt wird oder nicht, an ei-nem anderen Ort oder in einem Museum... Das trifftbesonders für die Statuen der Linden und hier derNeuen Wache zu." Da die Neue Wache ein „einzigarti-ger Ort in jeder Hinsicht ist (und) sich Berlin in einemgeschichtlichen Neuanfang befindet, muß über dieseDenkmale nachgedacht und entschieden werden".Hierbei muß die „Politik Identifikationsformen definie-ren mit der nötigen Freiheit die P. Bloch gefordert hat".Da die Geschichte Preußens definitiv beendet ist kamman gemäß dem Hegeischen Grundsatz, daß „Ge-schichte in Fragmenten in die Gegenwart rückholbarist", bei den Statuen von Schamhorst Bülow oder Blü-cher fragen, „ob sie für die Identifikation des demo-kratischen Staatswesens brauchbar sind ... FürScharnhorst trifft das zu." Es muß mit dem Denkmalbewußt gehalten werden, daß es sich bei ihm um ei-nen „gescheiterten Deutschen, um einen gescheiter-ten Demokraten handelt. (Ebenso) Bülow muß an sei-nen Platz zurück." Über Blücher, Gneisenau und Yorck,„alles preußische Generale, muß ebenfalls entschie-den werden". Dabei sollten die „historischenWidersprüchlichkeiten solcher Figuren berücksichtigtwerden, (wie auch) der verheerende Umgang mit ihrerGröße". Sollten sie wieder aufgestellt werden, ist zufragen, „ob man ihnen verdiente Männer von Kulturund Wissenschaft entgegenstellt, (etwa) die drei Sta-tuen von Schinkel, Beuth und Thaer". Dies würde eine„Balance ermöglichen ... und geschichtliche Zusam-menhänge verdeutlichen".Berlin sollte „neue Denkmäler bekannter Deutscherdes 20. Jahrhunderts aufstellen, (um) damit auch einekontinuierliche Auseinandersetzung mit der Geschich-te in der Öffentlichkeit führen zu können. Der Mittel-streifen Unter den Linden wäre dafür der geeigneteOrt." Insgesamt ist die „Umgestaltung der Stadtmitteauch im Zusammenhang zu sehen mit der Aufstellungvon Denkmalen".

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Dokumentation 37. Sitzung STADTFORUM Seite 44

Peter B ochDas Skulpturenensemble Unter den Lindenvom Barock bis zur Neuzeit

„Die Linden waren ein dezidierter Wegeraum mit demZielpunkt Schloß, das die Bürgerstadt dahinter abrie-gelte. An und auf den Linden sind sieben Stilschichtenvorhanden. Das Barock um 1700." Hierzu zählen u.a. die „Bauplastik und die Ausstattung des Schlos-ses, ... das Retterdenkmal des Großen Kurfürsten (so-wie) die Bauplastik und Ausstattung des Zeughauses... mit den Kriegermasken von Schlüter". Dem schloßsich die „Epoche Friedrichs des Großen an (mit) vierFeldherrenstatuen auf dem Wilhelmplatz. Sie sind Zeug-nisse der Aufklärung von hohem Rang." Unter Fried-rich Wilhelm II. kommt das Brandenburger Tor (1788-1791) mit seinem Schmuck hinzu, „ein Paukenschlagdes frühen Klassismus". Unter Schinkel entsteht die„Neue Wache mit den Denkmälern von Scharnhorstund Bülow. Sie sind Höhepunkt der etabliertenDenkmalkunst." Des weiteren ergänzt die „Schloß-brückengruppe den reifen Klassizismus". In der Mittedes 19. Jahrhunderts, „in der Phase des Realismuskommen das Blücher-Standbild (1826),... das Reiter-denkmal Friedrichs des Großen (1851 Einweihung)',... das Ensemble Schinkel, Beuth und Thaer vor derBauakademie (sowie) das Denkmal des Freiherrn vomStein hinzu". In der folgenden neobarocken Phase ent-stehen der „Neptunbrunnen,... der Heilige Georg vonAugust Kiß (1855) (und) das Nationaldenkmal KaiserWilhelms I. (1897)". Letzteres ist Ausdruck eines „neu-en Pathos nach der Reichsgründung". Am Anfang des20. Jahrhunderts, mit dem Beginn der Moderne, wirddie „Bestückung der Linden dürftig ... 1909 kommtdas Mommsen-Denkmal von Adolf Brütt hinzu,... dasneue ästhetische Qualitäten von Form und Inhalt be-sitzt ... Dies sind alles Denkmäler und Bauplastikenvon hohem, teilweise von internationalem Rang. Aberdie Tradition einer Berliner Denkmalsskulptur hört um1910 auf."Am Beispiel des Figurenfrieses am Wohnhaus Gott-fried Schadows wurde der „freie Umgang mit einerantiken Kunstgeschichte demonstriert,... um das ei-gene Tun zu legitimieren". Ferner wandelte sich das„Brandenburger Tor von einem Friedenstor zu einemSiegestor". Schließlich veränderten sich die Interpre-tationen zu vielen der genannten Denkmäler. „Dieserselbstbewußte Umgang mit überkommenen Normensollte zu souveräner Aneignung in heutiger Zeit ermuti-gen."

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Dokumentation 37. Sitzung STADTFORUM Seite 45

Harald BodenschatzHauptstadtfunktionen und Öffentlichkeitim Stadtraum der Mitte

.Öffentlichkeit realisiert sich (u. a.) als politische Öf-fentlichkeit, ... als Geld und Waren transformierendeÖffentlichkeit,... als Fest (oder) als Bewegung zwi-schen Orten ... Öffentlichkeit ist auch abhängig vonder Verfassung der Gesellschaft, von der Tiefe derGrenzen zwischen sozialen Gruppen, zwischen Gene-rationen, zwischen Deutschen und Ausländern... Öf-fentlichkeit ist auch ein stadtpolitisches Konzept, einBegründungsfaktor von Stadtplanung, der Legitimitätstiften soll und auch stiftet."Im weiteren geht es um den großen zentralen Rauman der heutigen Rathausstraße, der .nunmehr Bestand-teil eines großen öffentlichen Raumes geworden (und)Komplementärraum zu den Linden ist (und) die östli-che Variante des zentralen Berliner Straßenraumesdarstellt ... Der Freiraum ist hinsichtlich seinesGebrauchswertes widersprüchlich." Er ist geprägt durchÜberdimensionalitäten, durch eine unzureichende Struk-turierung, durch .Räume des Abstandes und der Ab-weisung ... Dennoch ist der Freiraum keine sozial-räumliche Wüste, bietet Platz für Märkte, zieht Touri-sten an, bietet Attraktionen für Kinder". Er ist auch ein.Ort lebhaften Fußgängerverkehrs, ein Ort des Ver-weilens, des Schauens...Was kann aus diesem Freiraum werden? ... Die tra-gende Funktion der überkommenen Bandideen derVergangenheit... sollten zugunsten komplexerer For-men von Öffentlichkeit hinterfragt werden." Der Frei-raum sollte erhalten bleiben, da er .vor dem Hinter-grund der radikalen Verkleinerung des Marx-Engels-Plat-zes und des Alexanderplatzes... einen wirkungsvollenKontrast zur angestrebten Verdichtung im Umfeld wer-den kann ... Eine rechteckige Randbebauung bietetformal einen stabilen Rahmen für den zu differenzie-renden Freiraum. Mit der Marienkirche und anderenBauwerken sind markante Solitärbauten vorhanden,die durch Sonderarchitekturen bereichert werden könn-ten ...Der Freiraum muß als Gesamtraum erlebbar bleiben,... muß die Bewohner des Zentrums wie dessen Be-sucher anziehen,... muß Kinder wie alte Menschenansprechen (oder) die Erinnerung an die DDR-Zeit er-möglichen, ... muß zugleich Freilichtbühne eines neu-en Zentrums des vereinigten Berlin eröffnen... Er istein unmißverständlicher Ausdruck der Dominanz öffent-licher Interessen,... verkörpert die Idee eines grünen,offenen, heiteren Zentrums."Er könnte .kommunale Mitte" und mit dem Konzepteines Forums gestaltet werden. Dieses Konzept eines.Altstadtforums setzt voraus, daß der öffentliche Raum

als wesentlicher Ausdruck der europäischen Stadt nichtaufgegeben wird, sondern im Gegenteil programma-tisch neu definiert wird... (Es) ist nicht nur ein inhaltli-ches, sondern auch ein prozessuales Konzept Der Um-gang mit dem Freiraum muß endlich überzeugendesBeispiel einer Neuordnung werden, die sich in einemOst-*vest-übergreifenden Konsensverfahren entfaltet,eine Neuordnung, die Gestaltung, Nutzung, Bedeu-tungszuweisung und Namensgebung umfaßt Zunächstgilt es, auf die potentiellen Qualitäten eines solchenzentralen öffentlichen Raumes aufmerksam zu ma-chen."

Die Abbildungen auf der Seite 46 sind dem Werkstatt-bericht 'Städtebauliches Leitbild für die Berliner Mitte,Bereich Spreeinsel' der Senatsverwaltung für Stadt-entwicklung und Umweltschutz Berlin, Abt. VII, entnom-men.

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Dokumentation 37.Sitzung STADTFORUM, Bodenschatz, Städtebauliches Leitbild Berlin Mitte und Spreeinsel Seite 46

Simulation, BllcK von Westen

Simulation, Blick von Süden

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Programm der 37. Sitzung des Stadtforums18./19.02.1994

Ort WallstraBe 27 (1. OG). 10179 Berlin-Mitte

18.02.1994 Typologie des öffentlichen Raumes____

14.00 Uhr Leitgedanken der LenkungsgruppeHans Christian Müller

ReferatMorphologie der öffentlichen RäumeHanns Adrian (Stadtbaurat a. D. Hannover)

Referat:Grundsätze und Beispielverfahren für die Gestaltungöffentlicher RäumeWolfgang Süchting (SenStadtUm)

Diskussion

Kaffeepause

Referat:Zum Konzept der Stadttopographie - ein WerkstattberichtDietrich Flicke (SenStadtUm)

Referat:Anforderungen an einen•Stadtentwicklungsplan Öffentlicher Raum"Bernhard Schneider (Architekt. Berlin)

Diskussion

Zusammenfassung des Moderators

19.02.1994 Typologie des öffentlichen Raumes_____

10.00 Uhr ReferatHauptstadtfunktionen und Öffentlichkeit ¡m Stadtraumder MitteHarald Bodenschatz (Stadtsoziologe. Bertin)

Diskussion

Kaffeepause

Bai*pielraum Unter den Unden

Referat:Das Skulpturenensemble Unter den ünden vom Barockbis zur NeuzeitPeter Bloch (Kunsthistoriker. Museumsdirektor a.D., Berlin)

Referat:Politische Ikonographie eines heutigenGemeinwesensTilmann Buddensieg (Kunsthistoriker. Bonn)

Korreferat:Wulf Herzogenrath (Hauptkustos, Nationalgalerie Berlin)

Diskussion

Zusammenfassung des Moderators