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D 8512 52. Jahrgang Nr. 15 Montag, 18. April 2016 Der große Transport „Joint Derby“: Einblicke in die wichtigste Logistikübung der Bundeswehr. Seiten 2 und 8. NACHRICHTEN POLITIK Im Wandel Die ukrainischen Sicherheits- kräfte sollen modernisiert wer- den – doch es gibt strukturelle Probleme. Seite 4 BUNDESWEHR Mit Auftrieb Die Fallschirmjäger trainieren ihre Notfallverfahren im Wind- kanal. aktuell war in Bottrop mit dabei. Seite 6/7 ZOOM Aufgeteilt Briten und Franzosen ziehen 1916 eine Linie quer durch Arabien und teilen das Osmanische Reich unter sich auf. Seite 9 VIDEO DER WOCHE: Hochauflösende Aufklärungs- ergebnisse aus dem Einsatzge- biet: Das liefern die deutschen Tornados mit ihrem Airborne Reconnaissance Pod II – genannt RecceLite. Das Video „60 Sekun- den Bundeswehr: RecceLite“ benennt kurz und knackig die Fakten. BW CLASSIX: Kampfpanzer und Schützenpanzer sind start- klar zur Übung im Ausland. Der Beitrag „Classix: Übungsplatz in Kanada – Bundeswehr“ aus dem Jahr 1981 zeigt, wie 5400 Bun- deswehrsoldaten gemeinsam mit kanadischer Artillerieunterstüt- zung den scharfen Schuss trai- nieren. (eb) Diese und weitere Videobeiträge unter www.youtube.com/ bundeswehr. Foto: Bundeswehr/Mariusz Ginel [email protected]

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Page 1: 52. Jahrgang Nr. 15 Montag, 18. April 2016 - …€¦ · In dem Drama folgt der schotti- ... Vertreter: ( -2420) Hauptmann Patricia Franke ... Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane

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52. Jahrgang Nr. 15 Montag, 18. April 2016

Der große Transport „Joint Derby“: Einblicke in die wichtigste

Logistikübung der Bundeswehr. Seiten 2 und 8.

NACHRICHTEN

POLITIK

Im WandelDie ukrainischen Sicherheits-kräfte sollen modernisiert wer-den – doch es gibt strukturelleProbleme. Seite 4

BUNDESWEHR

Mit AuftriebDie Fallschirmjäger trainieren ihre Notfallverfahren im Wind-kanal. aktuell war in Bottrop mit dabei. Seite 6/7

ZOOM

Aufgeteilt Briten und Franzosen ziehen 1916 eine Linie quer durch Arabien und teilen das Osmanische Reich unter sich auf. Seite 9

VIDEO DER WOCHE:

Hochauflösende Aufklärungs-ergebnisse aus dem Einsatzge-biet: Das liefern die deutschen Tornados mit ihrem Airborne Reconnaissance Pod II – genannt RecceLite. Das Video „60 Sekun-den Bundeswehr: RecceLite“ benennt kurz und knackig die Fakten.

BW CLASSIX: Kampfpanzer und Schützenpanzer sind start-klar zur Übung im Ausland. Der Beitrag „Classix: Übungsplatz in Kanada – Bundeswehr“ aus dem Jahr 1981 zeigt, wie 5400 Bun-deswehrsoldaten gemeinsam mit kanadischer Artillerieunterstüt-zung den scharfen Schuss trai-nieren. (eb)

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Videobeiträge unter

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2 aktuell INTERN 18. April 2016

EDITORIAL

Operationen verbundener Kräfte – vielen Soldaten auch als Gefecht der verbundenen Waffen geläufig – sind ein Grundelement von Streitkräften. Doch bevor die Truppe ins Gefecht zieht, müs-sen andere ihre Arbeit erledigt haben. Fernmelder legen Kom-munikationsleitungen, Pioniere bauen Feldlager und Nachschie-ber liefern Ausrüstung, Muni-tion und Verpflegung an den Einsatzort. Tausende Kilome-ter entfernt, wie im Mittelmeer oder auf dem Balkan. Es kön-nen aber sogar fast 6000 Kilome-ter sein, wenn es beispielsweise nach Afghanistan geht oder, wie jüngst geschehen, in den Nor den Malis.

Ganz egal wohin die Soldaten der Bundeswehr entsandt wer-den: Jede noch so kleine Einheit muss in den Einsatz verlegt wer-den und erfordert ein Vielfaches an Unterstützungskräften. Die Soldaten-Binse „Ohne Mampf kein Kampf“ unterstreicht die Bedeutung der Logistik hier ziemlich treffend.

Dass der Generalinspekteur der Bundeswehr in diesem Jahr mit „Joint Derby“ eine multinationale Logistik-Übung (Seite 8) zum Schwerpunkt erklärt, überrascht angesichts der wachsenden Zahl von Einsätzen sicher niemanden.

Die „Blaue Truppe“ kann, wenn es um strategische Verle-gung von Einsatzkräften geht, mittlerweile auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Das hat vor allem der ISAF-Ein-satz am Hindukusch gezeigt, bei dem mit Luft-, See- und zuletzt auch Straßentransport – wohl-gemerkt aus Deutschland nach Afghanistan – sämtliche Ver-kehrsträger zum Einsatz kamen.

Auch der Rücktransport des Materials über den Verlegepunkt Trabzon war letztlich eine große Erfolgsgeschichte. Doch auf Erfolgen gilt es sich nicht aus-zuruhen. Immer wieder müssen auch Versorgungsabläufe trainiert werden. Denn jeder Einsatz ist anders.

Torsten Sandfuchs-HartwigRessortleiter Streitkräfte

BILD DER WOCHE

Inspektion unter freiem Himmel: Techniker wechseln den Abgasführungskonus des Airbus A 310 MRTT „Otto Lilienthal“. Das Flugzeug ist als Teil der Operation Counter Daesh in der Türkei stationiert und dient dort der Betankung von Aufklärungs- und Kampfflugzeugen in der Luft.

ZITAT

„Wenn Sie sich beide so anschreien, können unsere Zuschauer Sie nicht verstehen.“

Der Moderator Wolf Blitzer während einer TV-Debatte mit Hillary Clinton und Bernie Sanders im US-amerikanischen Fernsehen. Die beiden Demokraten konkurrieren um die Präsidentschaftskandidatur.

KALENDERBLATT

Vor 45 Jahren: Am 19. April 1971 schickt die Sowjetunion Saljut I – die weltweit erste bemannte Raumstation – in die Erdumlaufbahn. Im Juni können die ersten Besatzungsmitglieder die Station erfolgreich betreten. Während der Rückkehr zur Erde verunglückt die Landungs-kapsel, die drei Kosmonauten kommen ums Leben.

Vor 100 Jahren: Am 24. April 1916 beginnt der Aufstand gegen die britische Herrschaft in Irland. Am Ostersonntag erheben sich irische Republikaner, um die Unabhängigkeit Irlands gewaltsam zu erzwingen. Die Rebellion wird blutig niedergeschlagen, die Rädels-führer werden hingerichtet.

Vor 215 Jahren: Am 24. April 1801 wird Joseph Haydns Musik-werk „Die Jahreszeiten“ uraufgeführt. Bis zur Vollendung arbeitet der Komponist zwei Jahre mühsam an seinem Werk, das sich auf den Wechsel der Jahreszeiten und Naturschilderungen bezieht.

Vor 405 Jahren: Am 20. April 1611 wird William Shakespeares Tragödie „Macbeth“ uraufgeführt. In dem Drama folgt der schotti-sche Heerführer Macbeth einer Prophezeiung und ermordet seinen König. Macbeth wird zum Tyrannen und verfällt dem Wahnsinn.

Vor 500 Jahren: Am 23. April 1516 wird in Bayern das Reinheits-gebot für Bier erlassen. Bier darf demnach nur aus Wasser, Malz und Hopfen gebraut werden. Das Reinheitsgebot ist das älteste, noch heu-te gültige, Verbraucherschutzgesetz. (eb)

IMPRESSUMHerausgeber und verantwortlich für den Inhalt:

Bundesministerium der VerteidigungPresse- und InformationsstabStauffenbergstraße 18, 10785 Berlin

Redaktionsanschrift:Redaktion der BundeswehrBundeswehr aktuellReinhardtstraße 52, 10117 BerlinTelefon: (0 30) 886 228 - App.Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41E-Mail: [email protected]

Leitender Redakteur: ( -2421):Vivien-Marie Bettex (vmd)

Vertreter: ( -2420)Hauptmann Patricia Franke (pfr)

Produktionsunterstützung: (-2422)Hauptfeldwebel André Sterling (ste)Stabsgefreiter Sebastian Ahlberg

Politik: Jörg Fleischer (jf, -2830)

Streitkräfte/Einsatz:Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, -2860), Major Anika Wenzel (akw), Oberst-leutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Hauptmann Katharina Zollondz (kzo), Kapitän-leutnant Victoria Kietzmann (kie)

Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie),

Personal/Soziales/Vermischtes:Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah)

Mediendesign:Daniela Hebbel ( - 2650), Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender

aktuell als E-Paper und als PDF:Auf www.bundeswehr.de abrufbar

Satz:Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBwIntranet: http://zentraldruckerei.iud

Druck:Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbHKurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf

Erscheinungsweise: Wöchentlich montags

Auflage: 45 000 ExemplareVerteilung innerhalb der Bundeswehr:

Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoAPrötzeler Chaussee 20, 15344 StrausbergTelefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org

ISSN: 1618-9086Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wie-der. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Geneh-migung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail wer-den nur mit wirklichem Namen und Adresse berück-sichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

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18. April 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3

Truppe für das Inland?Entwurf zum neuen Weißbuch behandelt auch das Thema Einsatz im Innern.

Von Jörg Fleischer

Berlin. Im Entwurf des neuen Weißbuches 2016 zur Sicher-heitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr wird der Ein-satz der Bundeswehr im Innern zum Thema gemacht. Es geht unter anderem darum, die Bun-deswehr möglicherweise auch bei Terrorgefahr oder anderen nati-onalen Risiken im Inland einzu-setzen. Laut Grundgesetz darf die Bundeswehr nur zur Ver-teidigung eingesetzt werden, der Einsatz der Bundeswehr im Innern ist nur in Ausnahme-fällen möglich. Der Entwurf, der unter der Federführung des Verteidigungsministeriums ent-standen ist, befindet sich der-zeit in der ressortübergreifen-den Abstimmung innerhalb der Bundesregierung. Er soll im Juni ins Kabinett eingebracht werden.

Breite öffentliche Debatte

Die Frage, ob die Möglichkei-ten zum Einsatz der Bundeswehr im Innern erweitert werden soll-ten, hat bereits in der Vergan-genheit eine breite öffentliche Debatte ausgelöst. Viele Politiker aus der Union sind seit längerem für eine entsprechende Grund-gesetzänderung. Sie fordern die Ausweitung der Kompetenzen der Bundeswehr beispielsweise bei der Terrorabwehr.

Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU-/CSU-Fraktion, Henning Otte, erklärte gegenüber

der Redaktion der Bundeswehr: „Die deutsche Sicherheits-architektur wird den wachsenden Bedrohungen nicht mehr gerecht. Wir brauchen eine bessere Ver-netzung der Strukturen. Militär, Polizei und Nachrichtendienste müssen besser zusammenarbei-ten. Dazu gehört auch in Ausnah-mesituationen ergänzend der Ein-satz der Bundeswehr im Innern.“ Die Bundeswehr verfüge über per-sonelle und materielle Fähigkei-ten, die für die innere Sicherheit

des Landes nicht ungenutzt blei-ben sollten.

Der Sprecher der CSU-Lan-desgruppe für Verteidigung im Deutschen Bundestag, Florian Hahn, sagte: „Neue sicherheits-politische Bedrohungen, welche die traditionelle Trennung von innerer und äußerer Sicherheit zunehmend verwischen, fordern ein Umdenken. Das Militär sollte die Polizei bei vielen potenziellen Gefahrenlagen unterstützen kön-nen. Der im Grundgesetz gere-gelte Fall geht hierbei nicht weit genug. Historisch bedingte Vor-behalte gegen einen heutigen Ein-satz der Bundeswehr im Innern sind völlig unberechtigt.“

Anders sehen es hingegen Ver-teidigungspolitiker aus der SPD.

„Die Durchsetzung der staatli-chen Gewalt ist und bleibt Auf-gabe der Polizei“, meldete sich der verteidigungspolitische Spre-cher der SPD-Bundestagsfrak-tion, Rainer Arnold, zu Wort. Statt der ohnehin bereits über-lasteten Bundeswehr zusätzliche Aufgaben zu übertragen, sei es sinnvoller, die Polizei entspre-chend aufzustocken.

Der Vorsitzende des Verteidi-gungsausschusses im Deutschen Bundestag, Wolfgang Hellmich

(SPD), sagte: „Der Auftrag derBundeswehr ist die Bündnis- und Landesverteidigung wie der Ein-satz im Rahmen von Missionender VN, der EU und der NATO.Die Herstellung der innerenSicherheit ist die Aufgabe derPolizei. Das wird auch so blei-ben!“

Opposition ist skeptisch

Bei den Oppositionsparteien im Bundestag gibt es ebenfalls Vorbehalte. Die Sprecherin für Sicherheitspolitik und Abrüs-tung der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Agnies -zka Brugger, wies darauf hin: „In unserem Grundgesetz ist aus

sehr guten Gründen die grund-sätzliche Trennung der Aufgaben der inneren und äußeren Sicher-heit verankert.“ Und ChristineBuchholz, verteidigungspoli-tische Sprecherin der FraktionDie Linke im Bundestag, gab zu bedenken: „In Frankreich werden seit Jahren militärische Patrouil-len an öffentlichen Plätzen ein-gesetzt. Das hat das Land nichtvor Terroranschlägen bewahrt.“

Bislang kann die Bundeswehr etwa im Falle des inneren Not-standes auch innerhalb Deutsch-lands eingesetzt werden. EineAusweitung der Einsatzmög-lichkeiten wird im Entwurf desneuen Weißbuches 2016 themati-siert. Demnach machten Charak-ter und Dynamik gegenwärtiger und zukünftiger sicherheitspoli-tischer Bedrohungen die Weiter-entwicklungen der Sicherheits-architektur erforderlich. Ziel istes, einen wirkungsvollen Beitrag der Bundeswehr zur Gefahrenab-wehr an der Grenze von innererund äußerer Sicherheit auf einer klaren gesetzlichen Grundlagezu ermöglichen.

Weiter wird im Entwurf desWeißbuches 2016 eine Reformdes Bundessicherheitsrates the-matisiert, der bislang vor allemals Instanz zur Genehmigung von Waffenexporten deutscher Rüs-tungsfirmen bekannt gewordenist. Er ist aber auch ein Gremium zur Erörterung anderer sicher-heitspolitisch relevanter Aspekte. So trat der Bundessicherheitsrat unmittelbar nach den Terroran-schlägen von Paris zusammen.

Regierung verlängert Afrika-Einsätze

Berlin. Die Bundesregierung hat am vergangenen Mittwoch im Kabinett die Verlängerung von zwei Afrika-Einsätzen der Bun-deswehr beschlossen. Die Betei-ligung deutscher Soldaten an der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali soll um ein Jahr bis Ende Mai 2017 verlängert werden. Das Kabinett beschloss zudem, die Mandatsobergrenze von 350 auf 300 Soldaten zu senken. Deutsch-land gibt die Führung des Ein-satzes ab. Gleichzeitig soll die Bundeswehr ihren Einsatz in dem westafrikanischen Krisenstaat auf den Norden des Landes auswei-ten. Bisher war sie hauptsächlich im Süden des Landes tätig. Der-zeit sind etwa 200 deutsche Sol-daten dort.

Die Bundeswehr beteiligt sich dem Kabinettsbeschluss zufolge ebenfalls bis Ende Mai des kom-menden Jahres weiterhin an dem Anti-Piraten-Einsatz der Europä-ischen Union Atalanta vor der Küste Somalias. Hier wird die Mandatsobergrenze von 950 auf 600 Soldaten gesenkt. Derzeit sind rund 310 deutsche Soldaten im Rahmen der EU-Mission im Einsatz. Der Deutsche Bundestag muss über die Kabinettsbeschlüsse noch abstimmen. (cha)

Großer Zapfenstreich für General Breedlove

Berlin. Verteidigungsministe-rin Ursula von der Leyen hat am vergangenen Mittwoch den scheidenden NATO-Ober-befehlshaber, General Philip Mark Breedlove, im Bendler-block in Berlin mit dem Großen Zapfen streich verabschiedet. US- General Breedlove war über acht Jahre in Deutschland stationiert, unter anderem als Befehlshaber der US-Luftstreitkräfte in Europa in Ramstein. Seine jetzige Posi -tion als Supreme Allied Com-mander Europe (SACEUR) und zugleich Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa erlangte er im Mai 2013. Gene-ral Breedlove trat 1977 in die amerikanische Luftwaffe ein. In seiner Zeit als aktiver F-16-Pilot nahm er an den NATO-Einsät-zen in Bosnien und im Kosovo teil. Anfang der 1990er Jahre war Breedlove in Südkorea ein-gesetzt. Danach folgten Ver-wendungen im US-General-stab und als Kommandeur von verschiedenen Verbänden der Luftwaffe. General Breedloves Wirken wurde mit zahlreichen Orden und Ehrenzeichen gewür-digt. Der Große Zapfenstreich wird nur zu besonderen Anläs-sen, wie der Ehrung von Persön-lichkeiten, die sich um die Bun-deswehr verdient gemacht haben, ausgerichtet. (eb)

Stichwort: Bundessicherheitsrat

Termin, Tagesordnung und Ergebnisse sind geheim eingestuft: Der Bundessicherheits-rat ist ein Kabinettsausschuss, der sich mit Fragen der ministeriumsübergreifenden Sicherheitspolitik befasst und über Rüs-tungsexporte entscheidet.

1955, im Jahr des Beitritts der Bundesrepu-blik Deutschland zur NATO, wurde im Bundes-kabinett die Gründung des Rates beschlossen. Als „Bundesverteidigungsrat“ wurde das Gre-mium eingerichtet. 1969 wurde er in Bundes-sicherheitsrat umbenannt.

Der Bundessicherheitsrat ist nicht zu verwechseln mit dem informellen Sicher-

heitskabinett, in dem vor allem Fragen der inneren Sicherheit erörtert werden. Der Bun-dessicherheitsrat hat eine eigene Geschäfts-ordnung, nach der die Bundeskanzlerin den Vorsitz inne hat. Neben der Verteidigungs-ministerin nehmen als ständige Mitglie-der die Bundesminister des Auswärtigen, des Innern, der Justiz, der Finanzen, für Wirtschaft und Energie, für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der Chef des Bundeskanzleramtes teil. Auch der Regierungssprecher, der Generalinspek-teur der Bundeswehr und die Beauftragte der Bundesregierung für Fragen der Abrüs-

tung und Rüstungskontrolle nehmen an den Besprechungen teil. Weitere Regierungsmit-glieder können hinzugezogen werden.

Bis auf die Entscheidungen über Rüs-tungsexporte sind die Beschlüsse des Rates geheim. Um hier mehr Transparenz zu schaffen, hat die Bundesregierung die Geschäftsordnung entsprechend erweitert. Die Regierung informiert über Art und Umfang des Exportguts, die beteiligten deutschen Unternehmen, das Gesamtvolumen des Rüs-tungsgeschäfts sowie das Empfängerland. Ansonsten unterliegt das Gremium keiner parlamentarischen Kontrolle. (flo)

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4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 18. April 2016

Kiew im ReformstauStrukturelle Probleme bremsen den Wandel der ukrainischen Streitkräfte zur Berufsarmee.

Von Simon Klingert

Berlin. Die Regierung seinesLandes ist krisengeschüttelt, doch ein Ziel behält der ukrainischePräsident Petro Poroschenko fest im Blick: die Reform der Streit-kräfte. Sie sollen nach Stan-dards der NATO reformiert wer-den. Im März unterzeichnete Poroschenko ein entsprechendes Konzept. Doch politische undstrukturelle Probleme verhindern den Wandel zu einer Berufsar-mee nach dem Vorbild westli-cher NATO-Streitkräfte.

Nach dem Rücktritt vonArsenij Jazenjuk wählte das Par-lament den Poroschenko-Ver-trauten Wladimir Groisman amvergangenen Donnerstag zumneuen Ministerpräsidenten. Seine Regierung steht unter Druck: Im Osten des Landes schwelt derKonflikt mit prorussischen Sepa-ratisten weiter. Das Friedensab-kommen von Minsk ist brüchig, eine erneute Eskalation ist nicht auszuschließen.

Experten zufolge ist eine Fort-setzung der Streitkräftereformzwingend notwendig. Ein grund-legender Modernisierungsprozess der ukrainischen Sicherheitskräfte ist im Gegensatz zu den russischen

Streitkräften erst mit der Eska-lation des Konflikts in der Ost-ukraine eingeleitet worden. Deut-liches Indiz für den Umschwung: 2013 betrug der Verteidigungs-haushalt lediglich 1,8 Milliarden Euro oder 0,97 Prozent des Brutto-inlandsprodukts (BIP). Zum Ver-gleich: Für das Jahr 2016 plant Kiew einen Verteidigungsetat, der 3,8 Prozent des BIP veranschlagt.

Mehr Geld und Privatisierung

Eine Privatisierungsoffensive soll die ukrainischen Streitkräfte auf Vordermann bringen. Neben dem Verkauf von Liegenschaften sollen vor allem das Logistik- und Beschaffungswesen neu auf-gebaut werden. „Etwa 90 Prozent aller Beschaffungsmaßnahmen sind als geheim eingestuft – die Transparenz fehlt völlig“, sagt Osteuropa-Expertin Olga Oliker vom Center for Strategic and International Studies in Was-hington der Redaktion der Bun-deswehr.

Als Folge des Konflikts mit den Separatisten in der Ostukraine strebt Kiew eine engere Bindung an die NATO an. „De facto müs-sen die Streitkräfte der Ukraine

Mitglied der NATO werden“, betonte der damalige Minister-präsident Arsenij Jazenjuk im Februar. Dabei kann das Land mit der Unterstützung der Alli-anz rechnen. Im September unter-zeichneten Vertreter der NATO und der ukrainischen Regierung eine Reihe von Abkommen, mit denen die Reformbemühungen unterstützt werden sollen. Dazu gehören Vereinbarungen zur Standardisierung von Logistik- und Beschaffungsprozessen sowie ein „Fahrplan“ zur gemein-samen strategischen Kommuni-kation.

Zivile Kontrolle unzureichend

Die ukrainischen Streitkräfte sind seit 2014 durch meh-rere Mobilisierungsrunden von 130 000 auf mehr als 230 000 Soldaten angewachsen. Doch in ihrer Struktur entspricht die Truppe immer noch dem sowjeti-schen Modell aus der Zeit vor der Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1991. Korruption und Ver-schwendung sind weit verbreitet – die Ukraine ist europäisches Schlusslicht im Korruptionsin-dex der Nichtregierungsorganisa-

tion Transparency International. Auf der politischen Ebene setzen sich die Strukturprobleme fort. Nach Angaben von Oliker exis-tiert keine echte zivile Kontrolle. „Der Generalstabschef berichtet dem Präsidenten – das schwächt die Rolle des Verteidigungsmi-nisters“, so die Expertin. Zudem seien die Kompetenzen für den Einsatz der Streitkräfte zwischen Präsident und Premierminister nicht eindeutig geklärt.

Hinzu kommt: Das Minis-terium ist nicht zivil geführt. Verteidigungsminister Stepan Poltorak ist „General der Armee“ und damit der ranghöchste Offi-zier im Land. Ihm untersteht auch das Reformkomitee, das Vorschläge zur Restrukturie-rung der Streitkräfte erarbeiten soll. Oliker begleitet den Reform-prozess in der Ukraine seit 20 Jahren. Ihr Fazit: „Bis auf kos-metische Maßnahmen wurden Reformen bislang eher vermie-den. Weder auf der politischen noch auf der strukturellen Ebene sind dringend nötige Änderungen erfolgt. Die Leute in den Füh-rungszirkeln wollen kein Risiko eingehen und sichern sich ab – was fehlt, ist der Glaube an einen Erfolg der Reformen.“

Der geplante AngriffHacker sollen ausgewählte Webseiten des Pentagon auf Schwachstellen überprüfen.

Washington. Unter dem Motto „Hack the Pentagon“ fordertdas US-Verteidigungsministe-rium Hacker gezielt dazu auf, die Sicherheitshürden ausge-wählter Webseiten zu testen und Schwachstellen offenzulegen.Es ist das erste Mal, dass eine Behörde der US-Regierungöffentlich zur Suche nach Sicher-heitslücken in ihren IT-Netzwer-ken aufruft. Zur Belohnung win-ken den teilnehmenden Hackern Geld- und Sachpreise.

Die Initiative wird unter Auf-sicht der „Defense Digital Ser-vices“ (DDS), einer Gruppe von IT-Ingenieuren und Datenspezi-alisten des Verteidigungsminis-teriums, durchgeführt. Die DDS

ist eine wichtige Komponente des im Februar vorgestellten „Cyber National Action Plan“, der neuen Strategie der US-Regierung für Sicherheit im Cyberspace.

Ab der kommenden Woche sollen die eigens bestellten Hacker angreifen. Die Regist-rierung der Freiwilligen war im

März angelaufen – teilnehmen kann allerdings nur, wer eine Sicherheitsüberprüfung bestan-den hat. Das Programm endet am 12. Mai – dann beginnt die Auswertung, die wertvolle Hin-weise für eine Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen lie-fern soll. Die Organisation des

geplanten Cyberangriffs auf das US-Verteidigungsministerium hat das Pentagon dem priva-ten IT-Sicherheitsunternehmen HackerOne übertragen. Neu ist das Konzept nicht: Viele Firmen verlassen sich bei der Suche nach Schwachstellen in ihren IT-Netz-werken auf das sogenannte „Crowdsourcing“.

Laut US-Verteidigungsmi-nister Ashton Carter müssen Behörden von den IT-Unter-nehmen der Privatwirtschaft ler-nen. „Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher. Die Welt ändert sich zu schnell; auch unsere Konkurrenz ändert sich zu schnell“, sagte Carter auf einer Konferenz Anfang März. (kli)

NATO-Russland-Rat tagt erstmals wieder

Brüssel. Die NATO und Russ-land wollen ihre Zusammenarbeit wieder aufnehmen. Der NATO-Russland-Rat werde am Mitt-woch dieser Woche wieder tagen, sagte eine Sprecherin des Bünd-nisses am vergangenen Dienstag in Brüssel. Bei dem Treffen soll unter anderem über den Ukraine- Konflikt sowie die Lage in Syrien und Afghanistan gesprochenwerden. Die Gespräche in dem Gremium lagen seit Juni 2014 wegen der Ukraine-Krise und der Annexion der Krim auf Eis. Die NATO-Außenminister hat-ten das Bündnis im Dezember aufgefordert, eine Wiederauf-nahme zu prüfen. NATO-Ge-neralsekretär Jens Stoltenberg hatte daraufhin am vergangenen Freitag die Wiederaufnahme der Gespräche binnen zwei Wochen angekündigt. (mt/yb)

Moskau liefert an Iran Flugabwehrsystem

Teheran. Russland hat in dervergangenen Woche mit derLieferung erster Flugabwehr-systeme vom Typ S-300 an den Iran begonnen. Das teilte derSprecher des iranischen Außen-ministeriums mit. Es seien zwi-schen Iran und Russland neueVereinbarungen über die Lie-ferung von S-300-Flugabwehr-systemen getroffen worden. 2007 war zwischen Moskau und Tehe-ran ein Vertrag über S-300-Flug abwehrsysteme im Wertvon 800 Millionen US-Dollar geschlossen worden, der jedoch aufgrund der Differenzen wegen des iranischen Atomprogramms zeitweise auf Eis lagen. Das rus-sische S-300 ist ein bewegliches Abwehrsystem. Die Raketen kön-nen ihr Ziel im Umkreis von 200 Kilometern erreichen. (eb)

Taliban rufen Frühjahrsoffensive aus

Kabul. Die afghanischen Tali-ban haben den Beginn ihrerFrühjahrsoffensive ausgeru-fen. In einer Erklärung kündig-ten sie am vergangenen Diens-tag „großangelegte Attacken auf feindliche Stellungen“ im gan-zen Land an. Die Offensive trägt den Namen „Operation Omari“ in Anlehnung an den toten Tali-ban-Anführer Mullah Omar.Kürzlich hatte US-Außenminis-ter John Kerry bei einem Besuch in Kabul die Taliban zu Frie-densgesprächen mit der afgha-nischen Regierung aufgefordert. Die Verhandlungen waren im vergangenen Sommer zum Erlie-gen gekommen. Im Rahmen der Mission Resolute Support sind derzeit 894 Soldaten der Bundes-wehr in Afghanistan. (mid)

Armee im Wandel: Ein US-Soldat bildet ukrainische Kameraden am Sturmgewehr M4 aus. Im Donbass (Mitte) steht die ukrainische Armee weiterhin russischen Soldaten gegenüber. Seit 2014 ist die Zahl ukrainischer Soldaten (r.) von 130 000 auf 240 000 gestiegen.

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US-Verteidigungsminister Carter (l.) plant Attacke aufs Pentagon (r.).

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18. April 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5

„Partnership“ im LibanonBei UNIFIL ist die Seeraumüberwachung ein wichtiger Aspekt – aber lange nicht alles.

Beirut. Die Korvette „Erfurt“ steuert an diesem Tag pünkt­lich um 8.30 Uhr die „Jounieh Naval School“ nordöstlich der Hauptstadt Beirut an. Auf der Pier des kleinen Stützpunkts warten Soldaten der „Lebanese Armed Forces Navy“ auf die Ein­schiffung an Bord des modernen Kriegsschiffes. Ein besonderer Gast ist mit dabei: Botschafter Joachim Rücker besucht das deutsche Einsatzkontingent bei UNIFIL im Libanon.

70 000 Schiffe kontrolliert

Joachim Rücker ist Anfang des Jahres zum Sonderbeauftrag­ten der Bundesregierung für die Stabilitätspartnerschaft Mittlerer Osten ernannt worden. Der Deut­sche Kontingentführer UNIFIL, Fregattenkapitän Jochen Esser, gab ihm Einblicke in die Arbeit der Soldaten, die seit Beginn des Einsatzes im Jahr 2006 maßgeb­lich zur Stabilität in der Region beigetragen haben. „UNIFIL ist viel mehr als Seeraumüber­wachung“, sagt Esser.

Hintergrund: Im Zweiten Liba­nonkrieg zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah­Milizriegelte die israelische Marine im Sommer 2006 den Seeraum ab. Kein Schiff konnte den Liba­non ansteuern oder verlassen. Das hatte schwerwiegende Folgen für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs. Auf Bitten des damaligen libanesischen Minis­

terpräsidenten Fuad Siniora rich­teten die Vereinten Nationen ihre erste Marinemission ein: Die United Nations Interim Force in Lebanon – UNIFIL.

Nach etwa acht Wochen hob Israel die Blockade auf. UN­Schiffe übernahmen die Seeraumüberwa­chung, um Waffenschmuggel an die Hisbollah­Miliz zu verhindern. Seit 2006 hat der UNIFIL­Verband rund 70 000 Schiffe kontrolliert.

Die Deutsche Marine hat seit Einsatzbeginn nicht nur durch­gängig Schiffe und Boote ins Einsatzgebiet geschickt, sondern auch das Ausbildungskommando Libanon an der „Jounieh Naval School“ etabliert. Deutschland hat unter anderem eine Kette aus Radarstationen und eine Kont­rollzentrale im Marine­Haupt­quartier in Beirut aufgebaut. Damit kann die libanesische Marine die Gewässer lücken­los überwachen. Eigene Küsten­wachboote werden in die Ope­ration auf See einbezogen. Sie übernehmen die Kontrolle von Schiffen in den inneren Hoheits­gewässern.

Ausbildung: Seefunk und Taktik

Das Operationspersonal der libanesischen Marine durch­läuft Ausbildungsmodule wie Navigation, Seefunk oder Tak­tik. „Wir werden oft gefragt, wie viele libanesische Soldaten wir bisher ausgebildet haben“, sagt Fregattenkapitän Esser im Gespräch mit Botschafter

Rücker. „Die Antwort ist ein­fach: Im Prinzip alle. Ein Sol­dat der Lebanese Armed Forces Navy läuft irgendwann an Bord eines Schiffes bei der prakti­schen Ausbildung oder an der Marineschule einem deutschen Soldaten über den Weg.“

Die Soldaten der „Erfurt“ unter Führung von Fregatten­kapitän Thomas Klitzsch erläu­tern den libanesischen Kadetten die Grundlagen des Borddiens­tes. Die libanesischen Soldaten erhalten Einblicke in den Brü­ckendienst, die medizinische

Versorgung von Verwundeten und die Bekämpfung von Scha­denslagen. Die Besatzung eines Kriegsschiffes muss in der Lage sein, beispielsweise ein Feuer zu löschen und gleichzeitig den Kampfauftrag des Schiffes auf­recht zu erhalten.

„Komplexe Ausbildungsin­halte wie die taktische Zusam­menarbeit zwischen Radarstatio­nen und Schiffen im Einsatzgebiet sind wichtig, keine Frage. Aber die Grundlagen der militärischen Seefahrt als Handwerkszeug müs­sen genauso vermittelt werden“,

erklärt „Erfurt“­Kommandant Klitzsch.

Damit ist die Ausbildung der libanesischen Marine die beste Investition für Stabilität – und zwar als „Stabilität zum Anfas­sen“, wie Esser beschreibt. „Sie ist unerlässlich für den Schutz der für den Libanon so wichti­gen Küste. So werden die Sol­daten des Zedernstaats Waffen­schmuggel oder Bewegungen von Terroristen verhindern können – und damit auch für unsere Sicher­heit einen Beitrag leisten“, sagt Fregattenkapitän Esser. (eb)

UNIFIL: Beobachtermission seit 1978

Die United Nations Interim Force in Lebanon – kurz UNIFIL – zählt zu den ältesten Beob-achtermissionen der Vereinten Nationen (VN). Seit 1978 überwachen Blauhelmsoldaten den Waffenstillstand zwischen der libane-sichen Hisbollah-Miliz und Israel. Bis 2006 war die ursprüngliche Aufgabe der Mission, den Abzug der israelischen Truppen zu beob-achten und zu bestätigen sowie den Frie-den und die Sicherheit im südlichen Libanon wiederherzustellen. Der Einsatz des Flotten-verbandes geht auf den 33-Tage Krieg im Sommer 2006 zurück. Nach der Entführung zweier Soldaten und dem Beschuss israeli-schen Territoriums marschieren israelische Truppen in den Libanon ein und blockieren die Seewege, so dass kein Schiff das Land mehr erreichen kann. Der libanesische Pre-mierminister ersucht die Vereinten Natio-

nen um Unterstützung bei der Sicherung der seeseitigen Grenzen. Der Sicherheits-rat legitimiert mit der Reso-lution 1701 den Einsatz der „Maritime Task Force“. Zum ersten Mal setzen die Verein-ten Nationen damit Seestreit-kräfte ein. Am 15. Oktober übernimmt der damalige Flot-tillenadmiral Andreas Krause als Verbandsführer das erste Kontingent. UNIFIL unter-stützt seitdem die libanesi-sche Regierung dabei, die Seegrenzen zu sichern und den Waffen-schmuggel ins Land über See zu verhin-dern. Der maritime Einsatzverband UNIFIL war der erste Flottenverband unter Führung der VN – deutsche Schiffe und Boote waren

von Beginn an dabei. Die etwa 140 deut-schen Soldaten sind im Ausbildungskom-

mando Libanon, an Bord einer Korvette – derzeit die „Erfurt“ – im Marineverband, im UNIFIL-Hauptquartier in Naquora und in einer Unter-stützungsgruppe in Limas-sol auf Zypern im Einsatz. Die Mandatsobergrenze liegt bei 300 Soldaten. Ins-gesamt überwachen heute 11 000 Blauhelme aus 39 Nationen die Einhaltung des

Waffenstillstands an der 121 Kilometer lan-gen „Blauen Linie“ zwischen Israel und dem Libanon. Formal stellt diese Demarkations-linie keine Grenze dar. Sie folgt im Wesent-lichen der Waffenstillstandslinie von 1947.

Volker Kauder an Bord der „Erfurt“

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Volker Kauder, hat in Beirut die Korvette „Erfurt“ besucht. Im Gespräch mit den Soldaten verschaffte er sich einen Eindruck über die bei UNIFIL gemachten Einsatzer-fahrungen. Im Libanon erkun-digte sich Kauder außerdem über die Lage der vielen Flüchtlinge in dem Land, das nur viereinhalb Millionen Ein-wohner zählt, aber mehr als eine Million registrierte Flücht -linge aufgenommen hat. Kau-der sprach allen Soldaten sei-nen Dank aus.

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Für UNIFIL im Einsatz: Die Korvette „Erfurt“ ist derzeit vor Ort (o. l.). In Beirut gibt es eigens ein „Quay of Lebanese-German Partnership“ (Mitte l.). UNIFIL umfasst viele Ausbildungsaspekte (Mitte r. und u. l.). Botschafter Joachim Rücker (u. r.) ist Sonderbeauftragter der Bundesregierung.

UNIFIL

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6 aktuell BUNDESWEHR aktuell 7

Feinschliff im WindKörperspannung und Konzentration im freien Fall: Der Sprung mit dem Fallschirm ist Muskelarbeit. Ein Trainingstag unter echten Bedingungen.

Von Andre KlimkeFotos Marco Dorow

Bottrop. Mit Orkanstärke bläst der Wind dem Fallschirmsprin-ger ins Gesicht. Hochkonzentriert blickt er auf seinen Höhenmesser. Die Öffnungshöhe ist erreicht, der Springer winkt ab und will seinen Schirm öffnen. Doch er kommt ins Trudeln.

Der Soldat fängt sich ab und nimmt eine stabile Freifallhaltung ein. Der Patzer bringt ihn an die-sem Morgen nicht in Gefahr – die Fallschirmjäger des Fallschirm-spezialzuges vom Fallschirmjä-gerregiment 26 aus Zweibrücken üben im sicheren Windkanal die Verfahrensabläufe, wie sie sich im Ernstfall verhalten müssen.

„Nur wer stabil fällt, kann sei-nen Fallschirm auch sicher öff-nen“, erklärt Leutnant Henry L.Er ist der Beauftragte für die Freifallausbildung im Fall-schirmjägerregiment 26 und hatdas Training für die Fallschirm-jäger im Windtunnel geplant undorganisiert. Als militärische Fall-schirmspringer haben SoldatenGepäck und eine Waffe dabei.Diese Ausrüstung habe natür-lich Auswirkungen auf den freienFall. „Das sind potenzielle Stör-quellen“, erklärt der Leutnant.Jeder Freifaller müsse in der Lagesein, trotz der erschwerten Bedin-gungen sicher und stabil zu flie-gen.

Der Fallschirmspezialzug istder Wegbereiter für die Luftlan-

dekräfte. Auftrag der Soldaten:Sie dringen im freien Fall mitdem Fallschirm unbemerkt durch die Luft tief in den Raum desFeindes ein, erkunden anschlie-ßend Absetzplätze für nachfol-gende Fallschirm jäger und Lan-deplätze für Luftfahrzeuge.

Ausbildung im Minutentakt

Alle Fallschirmjäger, die andiesem Abend im Windtunnel trainieren, sind bereits aus-gebildete Freifallspringer. ImWindtunnel erhält jeder Sprin-ger den sprichwörtlichen „letz-ten Schliff“. „Im Windtunnelkönnen wir uns auf das Fal-len konzentrieren“, sagt Henry

L. Jeder Springer verbringt pro Durchgang zwei volle Minuten im Windkanal – ein vergleichs-weise langer Zeitraum. „Für zwei Minuten reine Freifallzeit müsste jeder Springer zwei Sprünge aus einem Luftfahrzeug absolvieren“, erklärt Freifallbeauftragter Henry L. Somit sei die Ausbildung im Tunnel deutlich effektiver und kostengünstiger. An einem ein-zigen Tag im Windtunnel könne ein Springer so auf eine Freifall-zeit von rund 50 echten Sprün-gen kommen.

Im Windkanal bläst der Wind den Fallschirmjägern mit rund 210 Stundenkilometern entge-gen. So ist das Schweben auf der Stelle möglich – allerdings nur für die Besten unter den Fall-

schirmspringern. Schon einekleine, unkontrollierte Bewe-gung – zum Beispiel der Arme – hat krasse Auswirkungen auf den stabilen Fall. „Wenn der Sprin-ger seine Arme streckt, wird eine Horizontalbewegung nach hinten erreicht“, sagt Henry. Bei einem Sprung aus einem Luftfahrzeug sei das kein Problem, da am Him-mel genug Platz sei. Der Tunnel hingegen ist vergleichsweise eng. Achtung: Kollisionsgefahr! Beim Training werden die Soldaten deswegen von einem Instruktor angeleitet. Über Handzeichen gibt der Ausbilder wertvolle Tipps und Hilfestellungen.

Die Soldaten trainieren Bewe-gungen nach vorn und nach hin-ten sowie Drehungen. Auch Not-

verfahren in allen Fluglagen und mit voller Ausrüstung stehen auf dem Übungsplan. Bei Problemen mit dem Hauptschirm müsse sich der Springer davon trennen, sagt der Freifallbeauftragte. „Dann muss der Fallschirmspringer die Reserve auslösen.“

Fallschirmsprung ist Mittel zum Zweck

Dafür ist eine stabile Posi-tion mit dem Bauch nach unten erforderlich. Nur so kann sich der Reserveschirm sauber öffnen. Keine leichte Übung im engen Windkanal, schon der Blick und der Griff zum Trenn- und zum Reservegriff kann den Soldaten in ein unkontrolliertes Trudeln

bringen. Das muss der Springer mit seiner Körperhaltung aus-gleichen.

Nach dem Fallschirmsprung unverletzt und kampffähig zu sein, sei das unbedingte Ziel. „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man am Boden feststellt, dass der Trupp nicht vollzählig ist“, sagt Henry L. Denn jeder Einzelne erfüllt eine festgelegte Aufgabe. Im schlimmsten Fall können die Soldaten dann ihren eigentlichen Auftrag am Boden nicht mehr ausführen. Schließlich ist der Fallschirm für die Solda-ten nur Mittel zum Zweck.

Mehr zu den Fallschirmjägern im Youtube-Kanal der Bundeswehr.

So funktioniert der Windkanal

Der Windkanal ist eine vertikale Freifall-Anlage,bei der durch Erzeugung eines Luftstroms dasFliegen wie bei einem realen Fallschirmsprungaus 4000 Metern Höhe simuliert wird. Die Anlageist ein sogenannter re-zirkulierender Windkanal.Dabei bringen vier Turbinen und eine Düse dieLuft in Bewegung. Durch ein Umluft-System zirkuliert die Luft in einem geschlossenen Kreis-lauf. So kann eine Windgeschwindigkeit von biszu 300 Stundenkilometern erreicht werden. Übereinen Regler lässt sich die Windgeschwindig-keit individuell einstellen, um sie abhängig vonGröße, Statur und Flugerfahrung des Springersanpassen zu können. Der Windkanal in Bottropist die einzige Freifall-Anlage in Deutschland.

Fallgeschwindigkeit erhöhen (o.): Verkleinert der Springer die Kör-perfläche fällt er schneller. Durch die Ausrüstung (u.) ändert sich die Luftströmung, die Fallschirmjäger müssen gegensteuern.

Im Windkanal: Der Instruktor (r.) gibt Hinweise. Vorbereitet: Der Sitz des Gurtzeugs wird überprüft. Muskelarbeit: Fitness ist ein Muss, um den zweiminütigen Fall zu absolvieren. Gra

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1In einem Luftstrom kann der Springer seinen Körper in jede erdenkliche Lage bringen. Die Freifallhaltung in X-Lage, wie hier in der Abbildung zu sehen, ist die einfachste und st abilste Position.

2Bereits durch kleinste Änderung der Körperhaltung kann der Fallschirmspringer seine Lage und Bewegungsrichtung ändern. Um eine horizontale Bewegung nach hinten einzuleiten, muss der Springer seine Arme strecken. Die Beine bleiben angewinkelt.

3Streckt der Springer seine Beine, bewegt er sich nach vorn. Die Arme bleiben dafür ange-winkelt. Ein kontrollierter Fallschirmsprung setzt ein hohes Maß an Körperspannung und ein entsprechendes Training voraus.

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8 aktuell BUNDESWEHR 18. April 2016

Alles bewegt sich„Joint Derby“: Die große Logistikübung der Bundeswehr läuft am Boden, in der Luft und auf See.

Von Jasmin Henning

Garlstedt. In der Operations­zentrale klingelt ein Telefon. Gewalttägige Demonstranten blockierten einen NATO­Konvoi, sagt der Anrufer. „Verstanden“, entgegnet der Soldat am anderen Ende. Er eilt zum Chef des Sta­bes, schildert ihm die neue Lage.

Sturm, Stromausfall, Scharf­schützen: Zum Auftakt der Übung „Joint Derby“ (JODY) trainiert das Hauptquartier an der Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt bei Bremen. Die Operationszentrale, bestehendaus rund 100 internationalen Soldaten, wird aus der Reserve gelockt: Vorkommnisse wie Naturkatastrophen, Unfälle oder Angriffe werden durchexerziert.

Bis zu 40 „Einspieler“ am Tag

JODY ist die größte Verlege­ Übung der Bundeswehr der ver­gangenen Jahrzehnte: Mehr als 2000 Soldaten aus zwölf Nati­onen nehmen teil. Truppe, Per­sonal und Ausrüstung müssen in ein Einsatzland verlegt wer­den. Allein 450 Militärfahrzeuge werden bewegt – in Kolonnen im

Straßenverkehr, per Luft­ und Seetransport. Ziel ist der Auf­marsch ins fiktive „Coastland“, ein befreundeter Staat rund 5000 Kilometer von Europa entfernt. Von dort wird in das eigentliche Einsatzgebiet verlegt.

In der realen Welt erstreckt sich die Logistikübung quer durch Niedersachsen und Bremen, von der Küste bis in die Lüneburger Heide. Vor der logistischen Ver­legung wird das Hauptquartier virtuell trainiert. Vorkommnisse werden eingespielt. „Einlagen“ nennt Major Christian Hollerer das. Der Österreicher vom Mul­tinationalen Kommando Ope­rative Führung in Ulm ist Teil des dreiköpfigen Planungsteams. Während der Übung stellt der 39­Jährige die Kameraden auf die Probe.

Hollerer und sein Team haben das Drehbuch geschrieben. Er führt Regie. „Die Herausforde­rung für das Hauptquartier ist die ständige Lageänderung”, sagt er. 120 Szenarien werden einge­spielt, bis zu 40 am Tag. Wie die Übungstruppe auf die neue Lage reagiert, das entscheidet Oberst Joachim Schreckinger – eben­falls vom Kommando Operative Führung.

Für JODY übt der 57­Jährige als Chef des Stabes. „Ich koordi­niere die Stabsarbeit, berate den Kommandeur. Wir entscheiden, was passiert, wohin die Truppe verlegt wird“, erklärt er. Der Auftrag darf niemals gefähr­det werden. Was im Hauptquar­tier zunächst theoretisch geplant wird, soll bald Wirklichkeit wer­den. Dann rollen die echten Fahr­zeuge. Schreckinger: „Wenn die reale Übungstruppe kommt, muss alles sitzen, zivile Vorgaben wie Straßenbelegungszeiten einge­halten werden!“

Militärbeobachter ausder ganzen Welt

Die Höhepunkte der Übung:die Verschiffung des Materialsvon Emden nach Bremerhaven, die Anlandung des Personals per Lufttransport von Wunstorf nach Nordholz und der anschließende Konvoi nach Garlstedt. Fast 80militärische Beobachter aus der ganzen Welt haben sich ange­kündigt. Neben den 800 deut­schen Soldaten – sie stellen das größte Kontingent – sind unteranderem 350 Niederländer, 250 Österreicher und 120 Tschechen dabei.

JODY: Das Übungskonzept

JODY findet in mehreren Etappen statt. Zunächst üben Kräfte des zuständigen Hauptquartiers, des Multinationalen Kommandos Operative Führung aus Ulm, Gefechtsstandabläufe im Logistischen Übungszentrum. Parallel dazu trainieren Truppen-teile der EU Battle Group 2016 die strategische Verlegung im See-, Luft- und Straßentransport.

Über Emden geht Material per Schiff nach Bremer-haven. Von dort geht es im Konvoi nach Garlstedt in den Sammelraum. Vom Flughafen Wunstorf wird die Verlegung des Personals in das fiktive Einsatz-land koordiniert. Für die Soldaten der EU-BattleGroup schließt sich an JODY direkt die Gefechts-übung „European Spirit“ an. (eb)

Zerlegt in BückeburgIn der Ausbildungswerkstatt des Heeres erlernen junge Fluggerätemechaniker ihren Beruf.

Bückeburg. Im Lehrdock der Ausbildungswerkstatt des H eeres in Bückeburg werden die unter­schiedlichsten Flugzeugtypenwie OV­10 Bronco und Fiat G91 beherbergt. An ihnen lernen ange­hende Fluggerätemechaniker die individuellen technischen Fein­heiten kennen. Zwei der Auszu­bildenden sind Lena Stemmler

und Steffen Salla. Ihre Aufgabe an diesem Morgen: Ausbau, Über­prüfung und Wiedereinbau eines Hauptfahrwerkrades eines ausge­musterten Kampfflugzeug vom Typ Alpha Jet.

Die zwei Auszubilden­den erstellen zunächst einen genauen Arbeitsplan, erst dann geht es an das Flugzeug. Der

Alpha Jet ist bereits aufgebockt,das Rad kann demontiert undfür weitere Kontrollen in seineEinzelteile zerlegt werden. Umzum Beispiel Oberflächenrissein der Felge feststellen zu kön­nen, wird das Farbeindringver­fahren angewendet. Das machtunsichtbare Risse für denMechaniker sichtbar.

„Während der Aufgabe stellen die Ausbilder uns Fragen, um zu überprüfen, ob wir die Zusammen­hänge verstehen“, berichtet die 18­jährige Stemmler. Nach getaner Arbeit kontrollieren Stemmler und Salla ihr Werkzeug. Ist alles wieder da, wo es sein soll? Ein im Flug­zeug vergessener Schraubschlüssel könnte später im schlimmsten Fall zum Absturz führen.

Die Ausbildungswerkstatt stellt pro Jahr 28 Auszubildende für den Beruf „Fluggerätmechaniker Fachrichtung Instandhaltungs­technik“ und zwölf Auszubil­dende für den Beruf „Fluggerät­elektroniker“ ein. Die Ausbildung beginnt am 1. September, Bewer­bungsschluss ist der 31. Oktober des Vorjahres. (jos)

Kommandowechsel in Münster

Münster. Nach fast drei Jah­ren endet für Generalleutnant Volker Halbauer seine Amtszeit als Kommandierender General des I. Deutsch­Niederländi­schen Korps. Nachfolger: Der niederländische Generalleutnant Michiel van der Laan. Turnus­gemäß wechselte in der ersten Aprilwoche die Korpsflagge von der deutschen auf die niederlän­dische Seite. Der Inspekteur des Deutschen Heeres, Generalleut­nant Jörg Vollmer, übergab sie dem Inspekteur der niederländi­schen Landstreitkräfte, General­leutnant Leo Beulen. Für General­leutnant Halbauer endet damit die Zeit als aktiver Soldat. Nach 41 Jahren in der Bundeswehr wird er im Mai mit einem Großen Zapfenstreich in den Ruhestand verabschiedet werden. (eb)

Alles unter Kontrolle: Das Hauptquartier in Garlstedt (o.). Oberst Joachim Schreckinger (m. l.) übt als Chef des Stabes. JODY umfasst auch den Seetransport (m.r.). An Land ist der „Elefant“ (u.) dabei.

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Zivile Ausbildung: Steffen Salla und Lena Stemmler sind angehende Fluggerätemechaniker.

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18. April 2016 ZOOM aktuell 9

Strich durch dieLandschaftMit Nachwirkungen bis heute: 1916 teilen Franzosen und Briten das Osmanische Reich.

Von Björn Müller

Im Dezember 1915 steht die britische Regierung 17 Monate

nach Ausbruch des Ersten Welt-krieges unter Druck: Das ver-bündete Frankreich drängt auf einen Plan, wie das Osmanische Reich, das an der Seite Deutsch-lands kämpft, zwischen Briten und Franzosen nach dem Krieg aufgeteilt werden kann.

Die Franzosen sind nervös. Zu Beginn des Krieges haben sie von britischen Plänen einer Zangenoffensive gegen die Osmanen erfahren. Mit einer Lan-dung in der West-Türkei bei Gal-lipoli soll zugleich eine im Osten bei Alexandretta erfolgen, dem heutigen türkischen Iskenderun. Die Hafenstadt liegt an strategi-scher Nahtstelle am Mittelmeer – dort, wo heute die Türkei und Syrien aneinandergrenzen. Die Angst in Paris: Großbritannien, das schon Ägypten besitzt, will sich im gesamten Osmanischen Reich festsetzen. Erst 1912 haben sich die Franzosen versichern las-sen, dass die Briten an Libanon und Syrien kein Interesse haben; dort hat Frankreich viel Kapital investiert. Frankreich torpediert die Doppeloffensive der Alliier-ten gegen die Osmanen, die Lan-dung findet nur in Gallipoli statt. Nun macht die französische Dip-lomatie Druck: Eine Aufteilung der Einflusssphären im Orient soll vor Kriegsende erfolgen.

Der britische Politiker Mark Sykes, der den Ruf eines Nah-ostexperten genießt, präsentiert der Regierung eine Lösung. Eine Linie von der alten Kreuzfahr-erstadt Akkon an Israels Mittel-meerküste bis zum kurdischen Kirkuk im Nordirak soll den Orient aufteilen. Nördlich der Linie (Libanon, Syrien und Teile der Osttürkei) liegt die fran-

zösische Einflusszone. Südlich der Linie (Palästina, Jordanien, Irak) haben die Briten das Sagen. Das Konzept richtet sich auf das Hauptinteresse der Briten in der Region: Sie wollen ein schützen-des Vorfeld für den ägyptischen Suez kanal schaffen, der Aorta des maritimen Weltreichs der Briten.

Sykes und Picot legen Einflusssphären fest

Bei Britanniens Premier Her-bert H. Asquith kommt Sykes „line in the sand“ gut an. Die Verhandlungen mit den Fran-zosen sind schwierig. Sie haben erfahren, dass die Briten ara-bische Stämme zum Aufstand gegen die Osmanen treiben. Als Lockmittel dient die Aus-sicht auf einen eigenen Staat der Araber. Damit wäre die franzö-sische Einflusssphäre dahin. Hinzu kommt der harte fran-zösische Verhandlungsführer. Georges Picot, ein Karrieredip-lomat, ist selbst für damalige Ver-hältnisse ein „Ultra-Imperialist“. Sein Vater gründete eine Lobby-gruppe für Frankreichs Kolonial- interessen in Afrika. Der junge Picot und sein Bruder sind wie-derum Mitglied im Comité de l’Asie Française. Das Komitee möchte Frankreichs Weltmacht-rolle im Osten stärken und drängt auf eine Inbesitznahme Syriens.

Mark Sykes wird dazu beor-dert, sich mit Picot zu treffen, um einen Kompromiss zu finden. Seine Linie quer durch Arabien ist genau die simple Lösung, die erforderlich ist, um die verfah-rene Situation zu lösen. Nach der Idee des Briten einigen sich beide Seiten auf das Sykes-Picot-Ab-kommen, das am 16. Mai 1916 offiziell unterzeichnet wird. Der Nahe und Mittlere Osten wird zu einer französischen „blauen

Zone“ im Nord-Westen und zu einer „roten Zone“ der Briten im Süd-Osten.

Trennachse bildet heutige Grenzverläufe

Das bleibt zunächst geheim; schließlich sollen die arabischen Verbündeten der Briten nicht irri-tiert werden. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges lassen sich Briten und Franzosen ihre ausge-

handelten Beutestücke als Man-date des Völkerbunds übertragen. An der Trennachse der Einfluss-sphären bilden sich die Grenz-verläufe des Kerns der heutigen Staatenwelt Arabiens – Libanon, Syrien, Jordanien und Irak. Das symbolträchtige Gebiet rund um Jerusalem in Palästina wird durch das Sykes-Picot-Abkommen dem britischen Einflussbereich zuge-schlagen. Bei den Briten reift daraufhin der Plan, die Lücke in

ihrer Pufferzone vor dem Suez-kanal zu schließen, indem sie dort eine eigene Oberhoheit einrich-ten. Im Jahr 1922 vergibt schließ-lich auch der Völkerbund das Mandat für die administrative Verwaltung an die Briten. Das Ordnen der Region nach Guts-herrenart im Zuge des Sykes- Picot-Abkommens legte den Keim für die Aufspaltung der muslimisch-arabischen Welt in unterschiedliche Staaten.

Historisches Dokument: In der rechten Ecke der Originalkarte (o.) stehen die Signaturen von Sykes und Picot. Die Grafik unten links zeigt die durch Frankreich (blau) und Großbritannien (rot) kontrollierten Gebiete im Jahr 1916. Zum Vergleich: rechts der Verlauf der heutigen Staatsgrenzen.

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Lawrence von Arabien – Gegner des Plans

Ein entschiedener Gegner von Sykes Plan, das Osmanische Reich aufzuteilen, war Thomas Edward Lawrence, bekannt als „Lawrence von Arabien“. Der britische Offizier, auch als Archäo-loge, Geheimagent und Schriftsteller tätig, organi-sierte maßgeblich den Aufstand der Araber gegen die Osmanen und trat für einen Staat der Araber ein. Sykes hielt seinen Landsmann für einen Tag-träumer. Er schrieb ihm, zehn Jahre Vormund-schaft der Briten und Franzosen seien nötig, bis die Araber reif für ein Staatswesen seien. 1888

in Wales als der zweitälteste von fünf Brüdern geboren mit Eltern, die nie heirateten, studierte Lawrence an der Universität Oxford Geschichte. Als Student erkundete er bereits 1909 im Alter von 21 Jahren Syrien und Palästina. Er lernte Arabisch und schwärmte für die Beduinen. Am 19. Mai 1935 starb er im Alter von 46 Jahren an den Fol-gen eines Motorradunfalls. Verewigt wurde seine Geschichte von Regisseur David Lean und Pro-duzent Sam Spiegel 1962 in der bildmächtigen Filmproduktion „Lawrence von Arabien“.

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Mark Sykes (l.) und Georges Picot (r.): Die beiden Männer ver-handelten im Jahr 1916 die Aufteilung des Osmanischen Reichs.

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10 aktuell SPORT 18. April 2016

Auf dem Sprung nach RioDie Sportsoldaten Patrick Hausding, Sascha Klein und Stephan Feck bilden im Wasserspringen ein olympisches Trio.

Von Markus Theis Fotos Sebastian Wilke

Rostock. Die Wasserspringer Hauptfeldwebel Sascha Klein, Stabsunteroffizier (FA) Patrick Hausding und Stabsunteroffi-zier (FA) Stephan Feck führen im Synchronspringen eine Art „olympische Dreiecksbezie-hung“. Ihr Beziehungsstatus ist aber nicht „ko mpliziert“, son-dern „erfolgreich“. Die ersehnte Olympia-Qualifikation gelang zwar erst im Februar beim Welt-cup in Rio, dafür aber umso beeindruckender: Mit Klein errang Hausding die Silberme-daille vom Zehnmeterturm. Mit Feck holte er vom Dreimeterbrett sogar Gold.

Präzision auf die Millisekunde genau

„Wir hatten ja schon bei derWM in Kazan, die Chance, den Quotenplatz zu holen. Damalshaben wir das leider verpasst.Von diesem Tiefschlag haben wir uns aber gut erholt“, sagt Klein, der Dienstälteste im Trio. SeinKamerad Feck ergänzt: „DerWeltcup war unser erstes gro-ßes Ziel in dieser Saison. Ich per-sönlich freue mich riesig, dass es so gut gelaufen ist. Jetzt gilt es, den Fokus auf Rio zu richten.“

Zurück in Deutschland standen im Trainingslager in der Rosto-cker „Neptun-Schwimmhalle“zunächst einige Trockenübun-gen auf der Turnmatte und dem Trampolin an. Vor den Sprüngen ins Wasser wird dort akribischan der Technik und der Choreo-grafie gefeilt. Alles muss aufdie Millisekunde genau passen. „Ich glaube das Faszinierendean unserer Sportart ist diesePräzision gepaart mit Kraft und Geschwindigkeit“, sagt Feck.

Wasserspringen gehört zu den Sportarten, für die man sehr jung anfangen muss, um später ganz oben mithalten zu können. Haus-ding fing mit sechs Jahren an, sein Partner Feck sogar schon mit Fünf. Klein war mit acht Jahren bereits spät dran, konnte dafür aber schon Erfahrungen im Tur-nen vorweisen.

In solch kindlichem Alter war die Sportförderung der Bundes-wehr noch kein Thema. Doch im fortgeschrittenen Jungendal-ter stellte sich die Frage nach dem weiteren Werdegang. „Ich habe mir mit 17 Jahren die ers-ten Gedanken darüber gemacht“, erinnert sich Hausding. Sein Sprungpartner vom Zehnme-terturm Klein erzählt: „Bei mir kam eines Tages der Trainer auf mich zu und erklärte, dass ich ein Niveau erreicht hätte, bei dem ich mich für eine Förderung ent-scheiden müsse. Abends nach

der Arbeit zu trainieren, würde nicht reichen, um in die Welt-spitze aufzurücken.“ Auch für Feck, Hausdings Partner vom Dreimeterbrett, ist die Förde-rung der Bundeswehr essentiell. „Ansonsten würden viele Sport-arten aussterben und darunter würde dann auch die Vielfalt des Breitensports leiden“, so Feck.

Permanent hoher Leistungsdruck

Alle drei wünschen sich nicht nur eine Medaille in Rio, sondern auch, dass der permanente Leis-tungsdruck, der auf den Sportsol-daten lastet, mehr Anerkennung findet. Denn was viele nicht wissen: Die Förderplätze sind limitiert, und der Konkurrenz-druck ist entsprechend hoch. Außerdem werden die Verträge nur von Jahr zu Jahr verlängert – und dass auch nur, wenn die Leis-

tung stimmt. Hausding sagt: „So wie andere innerhalb der Bun-deswehr ihren jeweiligen Auf-trag haben, erfüllen auch wir den unsrigen und geben dafür alles.“

Ein Video zu den

Turmspringern auf

www.youtube.com/

bundeswehr.

Frühe FörderungNur wer sehr jung mit dem Wasserspringen beginnt, kann spä-ter in die Weltspitze aufsteigen. Viele werden schon im Alter von sechs Jahren entdeckt und dann gezielt gefördert.

Vier Saltos in 1,4 Sekunden Im Laufe der Zeit wurden in einen Sprung immer mehr Elemente hineingepackt. Diese Technisierung im Wasserspringen ging al-lerdings zulasten der Ästhetik.

Enorme KräfteBis zum Dreieinhalbfachen des eigenen Körpergewichts lastet beim Sprung auf dem Athleten. Die Bläschen nach dem Eintauchen ent-stehen durch den abrupten Druckabfall, beim dem das Wasser an der Haut verdampft.

Perfekte Synchronisation: Die Stabsunteroffiziere Hausding und Feck springen gemeinsam vom Dreimeterbrett.

Starkes Trio (v.l.): Feck, Hausding und Klein. Vor dem Sprung trainiert Klein auf dem Trampolin (u.l.).

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18. April 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11

Was ist Ihr höchstes Gut?Die Freiheit.

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Meine Freundin beschwert sich ab und zu, dass ich ihr während des gemeinsamen Abendessens nicht richtig zuhöre – also zwei Dinge gleichzeitig zu können, das wäre super.

Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?Ein Monat als US-Präsident wäre eine interessante Erfahrung. Darüber hinaus könnte ich danach meinen Lebensunterhalt als Vortrags-reisender bestreiten.

Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?1:45:73 Minuten: den Abfahrtsolympiasieger von 1976, Franz Klam-mer.

Was wäre Ihre berufliche Alternative?Ich mache das, was ich bereits als Kind machen wollte. Über Alter-nativen habe ich mir nie Gedanken gemacht.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen am meisten?Gewissenhaftigkeit und ein gebührendes Maß an Verträglichkeit.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?Nur der verdient sich Freiheit, der täglich sie erobern muss.

Ulm. Es ist nicht die erste Übung, die er plant. Aber trotzdem birgt „Joint Derby“ (JODY) beson-dere Herausforderungen, soMajor Christian Hollerer (39) vom Multinationalen Kom-mando Operative Führung aus Ulm. 2300 Teilnehmer aus 14 Nationen, ein Übungsraum quer durch Niedersachsen und Bre-men, Operationen an Land, auf See und in der Luft. JODY ist die größte Übung der Streitkräfteba-sis in diesem Jahr. Das Szenario: Geübt wird der Einmarsch in das fiktive Coastland, einige tausend Kilometer von Europa entfernt.

„Die Verlegung in ein Ein-satzgebiet in den Fokus einer Übung zu stellen, kommt selten vor“, sagt Hollerer. Dabei sind vor allem logistische Fähigkeiten gefordert: das Verladen der Fahr-zeuge und des Equipments, die Versorgung der Truppe, das Errichten eines Lager. Dass wäh-rend der Großübung alles rei-

bungslos ineinanderläuft, ist der Verdienst des dreiköpfigen Pla-nungsteams, zu dem neben Major Hollerer ein deutscher General-stabsoffizier und ein italienischer Stabsoffizier gehören.

Seit Anfang 2015 befasst sich das Team im Schwerpunkt mit der Planung – und wird dabei vom gesamten Stab des Ulmer Kommandos unterstützt. „Gleich zu Beginn wurden Vertreter aller Fachbereiche unseres Kom-

mandos hinzugezogen“, erklärt Hollerer, „letztlich ist es eine Aufgabe, die das gesamte Kom-mando stemmt – Teamwork!“ Zu drei richtungsweisenden Konfe-renzen lud das Team um Holle-rer die beteiligten Dienststellen ein. Dabei wurden Ideen ausge-tauscht, Ziele definiert und auf ihre Umsetzbarkeit geprüft.

JODY schafft die logistische Basis für die anschließende Hee-resübung „European Spirit“ auf dem Truppenübungsplatz Ber-gen. Streitkräfte anderer Natio-nen in eine Übung zu integrieren, sei der einzig richtige Ansatz. Hollerer: „Das spiegelt die Rea-lität im Einsatz wieder.“ Der gebürtige Niederösterreicher ist seit 2014 beim Multinationalen Kommando Operative Führung. Er lebt mit seiner Partnerin in Ulm. (jah)

Das ausführliche Interview auf www.streitkräftebasis.de

Reif für ein PatentWenn Bundeswehrangehörige gute Ideen haben, kann daraus ein Patent werden. Bis dahin gilt Geheimhaltung.

Koblenz. Auf dem Schreibtisch liegt eine blaue Mappe. Ihr Inhalt ist noch geheim. Nur so viel: Es geht um Energiegewinnung.

Die Wehrtechnische Dienst-stelle 41 in Trier hat die Papiere beim Bundesamt für Ausrüs-tung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr einge-reicht – beim zuständigen Re ferat für die Anmeldung und Vermark-tung von Patenten. Quasi beim Patentamt der Bundeswehr.

Die Mappe liegt auf dem Schreibtisch von Stefan Hofmann. Der Sachbearbeiter ist diplomierter Ingenieur und steht Tüftlern und Entwicklern in der Bundeswehr beratend zur Seite. „Es gibt das Arbeitneh-mererfindungsgesetz. Jeder, der in seinem Arbeitsverhältnis eine Erfindung macht, ist verpflichtet, diese seinem Arbeitgeber oder Dienstherrn zu melden. Dabei ist es egal, ob die Erfindung mit seinem Aufgabenbereich zu tun hat oder nicht. Leider wissen das die wenigsten“, erklärt Stefan Hofmann.

Wann ist eine Erfindung eine Erfindung?

Schwerpunkt seiner Arbeit ist der gewerbliche Rechtsschutz.Dieser wahrt die Rechte einesGewerbetreibenden, der sichdurch geistige Anstrengungenwie Lernen, Forschen, Nachden-ken, Lesen oder auch Diskutie-

ren ein besonderes Wissen ange-eignet hat. So steht es im Gesetz. Der Fokus liegt auf dem Patent-, Marken- und Designrecht.

Zu jeder Idee gibt es eine soge-nannte Diensterfindungsmel-dung. „In den drei verschiedenen Formularen muss die Idee genau-estens beschrieben sein. Bei tech-nischen Erfindungen darf es keine offenen Fragen geben“, sagt der 39-jährige Luft- und Raumfahrt- ingenieur. Er prüft, ob es for-male Fehler gibt. Ist das nicht der Fall, schaut er sich die Erfin-dung inhaltlich an. „Wenn ich die Idee verstanden habe, dann schaue ich, ob es überhaupt eine Erfindung ist.“

Geldprämie für Tüftler der Bundeswehr

Dafür gibt es klare ge setzliche Vorgaben: Vor allem muss die Idee neu sein und gewerblich anwendbar. Und: Es muss eine erfinderische Tätigkeit vorliegen. Sind diese Kriterien alle erfüllt, schreibt Hofmann eine Patent-anmeldung. „Sobald der Ein-gangsstempel des Patentamtes auf unserer Anmeldung erscheint, ist unsere Arbeit zunächst erle-digt“, sagt der Ingenieur.

Jetzt übernimmt und untersucht das Deutsche Patent- und Marken-amt in München die eingereichte Patentanmeldung. Offene Fragen werden zwischen den beiden Stel-len in der Regel schriftlich geklärt.

Im Einzelfall wird Hofmann auch zur mündlichen Verhandlung nach München eingeladen.

Wird die Erfindung vonder Bundeswehr in Anspruch

genommen, winkt dem Tüftler eine Geldprämie. Dazu gibt es eine Urkunde von der Minis-terin und die Namensnennung in der Patentschrift. Zusätzlich

wird bei einer erfolgreichen Ver-marktung der Erfinder an den Erlösen beteiligt. Eine wahrlich zündende Idee könnte sich also lohnen. (eb)

Im Planungsteam der Übung „Joint Derby“Major Christian Hollerer (39) organisiert die größte Übung der Streitkräftebasis 2016.

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12 aktuell VERMISCHTES 18. April 2016

15/2016

Viel Glück!

Superhelden in der KriseIm neuen Marvel-Film kämpft Captain America um das Recht auf Selbstbestimmung.

Von Sebastian Blum

Die Worte des Generals Thaddeus Ross sind deutlich: „Captain, während viele ihr Handeln als heldenhaft ansehen, bezeichnen es einige andere als Selbstjustiz. Sie haben mit unbegrenzter Macht und ohne Befugnis agiert. Das kann die Welt nicht länger tolerieren.“

Die Geschichte der Avengers geht weiter

Über 60 Millionen Mal wurde der Trailer zum Marvel-Film „The First Avenger – Civil War“ in den ersten 24 Stunden nach Veröffent-lichung im Internet aufgerufen. Und er lässt Düsteres erahnen: Die US-Armee wirft Captain America Selbstjustiz vor, weil er sich ihren Regeln nicht beugen will.

Dabei hatte einst alles so schön angefangen.1941 erscheint der erste „Captain America Comic“, nicht zufällig in eben jenem Jahr, in dem die Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg eingreifen. Während sich andere Superhelden wie Superman sorgsam aus sämt-lichen politischen und militäri-schen Konflikten heraushalten, ist der Captain von Anfang an ein Instrument des amerikanischen Militärs. Bereits auf seinem ers-ten Cover verprügelt er, gehüllt in die Nationalfarben der USA, Adolf Hitler. Fortan bekämpft er als Personifikation amerikani-scher Außenpolitik Nazis, Kom-munisten und Japaner.

Lange Zeit kamen die Comics außerhalb der USA nicht gut an. Zu brachial waren die Stereotypen von dummen und gewaltgieri-gen Deutschen, hässlich entstell-

ten und hinterhältigen Japanern und intriganten Kommunisten. Mittlerweile schaut der Captain differenzierter auf die Welt.

Seite an Seite mit irdischen Helden

Im Dezember 2001 erschien beim Comic-Verlag Marvel das Buch „Heroes“, in dem die Terroranschläge vom 11. Septem-ber 2001 behandelt wurden. Darin kämpfen Spiderman und Captain America Seite an Seite mit den Feuerwehrleuten von New York um deren Stadt. Verfassungs-treue und der Schutz einer diver-sifizierten amerikanischen Gesell-schaft sind die höchsten Werte eines modernen Supersoldaten. Doch auch ein perfektionierter Soldat bleibt nicht ohne Krisen. Im Laufe der Geschichte wendet

er sich immer wieder auch von seinen Befehlshabern ab, wenn diese ihre Macht missbrauchen.

So auch im neuen Film: Nach einem Superheldeneinsatz mit katastrophalen Folgen fordert die Regierung, dass sich alle Super-helden in einem Superhero Regis-tration Act melden und ihre zivile Identität preisgeben. CaptainAmerica sieht darin sein Recht auf Selbstbestimmtheit einge-schränkt, während sein Kollege Iron Man mit dem Registration Act Alleingänge der Superhelden in Zukunft verhindern will. Ein Kampf um die Werte Freiheit und Demokratie entbrennt –der künstlich kampfwertgestei-gerte Supersoldat gegen einen Tech-Tycoon in Superrüstung.

„The First Avenger – Civil War“ läuft ab dem 28. April im Kino.

Ein langer Weg durch Europa: „Der Befreier“

Buch. Am 30. Mai 1945 treten die Männer der 45. US-Infanterie-division noch einmal auf dem Königsplatz in München an. Es ist der Gedenktag der „Thun-derbirds“ für gefallene Kamera-den – nach 511 Tagen im Krieg gegen Deutschland. 3650 Ange-hörige der Division sind an der Front gefallen, mehr als drei-mal so viele verwundet worden. Kaum einer der jungen GIs, die 1943 auf Sizilien landeten, erlebt diesen 30. Mai 1945 unversehrt. Einer der ganz wenigen ist der damalige Oberstleutnant Felix Sparks. In „Der Befreier“ zeich-

net der britische Autor Kershaw Sparks’ Wegd u r c h d i eSchlachten des Zweiten Welt-kriegs detail-reich nach – und ungeschminkt.

Das Buch erzählt am Beispiel eines beeindruckenden Veteranen in einem dezidiert lakonischen Stil von der Unmenschlichkeit des Krieges und davon, wie er die Überlebenden für immer zeichnet. (mat)

Alex Kershaw, Der Befreier; Die Geschichte eines amerikani-schen Soldaten im Zweiten Welt-krieg; dtv, Erstausgabe, 488 Sei-ten, ISBN 978-3-423-28030-3 24,90 Euro

SUDOKUSenden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 15/2016” und Ihrer Postanschrift an:

[email protected]

Einsendeschluss:Sonntag dieser Woche

Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.

Lösung 13/2016: 7 7 1 3

Gewonnen hat: Günter FinsterbuschSpielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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