afs magazine 87 | 2019 climate pioneer...und nicht der superreichen elite angehört, hat ganz andere...

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Renat Heuberger, 42, ist CEO, Umweltwissenschaſtler, Entrepreneur, Start-up Berater, Vorstandsmitglied des Climate-KIC, Mitglied des Global Expert Network am World Economic Forum und wurde zum Social Entrepreneur of Switzerland gewählt. Gemeinsam mit Freunden gründete er noch im Studium die Sſtung Myclimate sowie später das Unternehmen South Pole. Letzterem steht er seit 2010 als CEO vor. Die Unterneh- men setzen sich für eine bessere Welt ein, genau wie Renat, der sich voller Energie, mit grosser Zuversicht und mit viel Pioniergeist für die Welt von morgen einsetzt. Das Ereignis, das ihn vor rund 25 Jahren durchgeschüt- telt, ihm die Augen geöffnet hat und in ihm den Wunsch wachsen liess, etwas zu bewegen, war sein AFS Austauschjahr in Indonesien. Renat ist mit einer Indonesierin verheiratet und Vater dreier Töchter. Er war so freundlich, seine Weit- und Weltsicht mit uns zu teilen. Liebe Freunde von AFS Dies ist die zweite Ausgabe unseres ACROSS in neuem Kleid, nicht nur im neuen Format, sondern auch inhaltlich: Wir beschlossen, aus ökonomischen und ökologischen Gründen, unsere bisher vier Printpublikaonen auf zwei zu reduzieren: ACROSS im Frühling und Spotlight im Herbst. Für regelmässig aktualisierte Infos unterm Jahr besuchen Sie unsere Website: afs.ch Das ACROSS erscheint nun jeweils um Ende März, d. h. vor, ansta nach der Generalversammlung. Dies erlaubt uns, verkürzte Jahres- und Finanzberichte sowie die Bilanz des Vorjahres darin zu publizieren. • Des Weiteren können wir Sie früher über die Akvitäten des laufenden Jahres und die GA informieren. Selbstverständlich bleiben die üblichen Arkel des ACROSS mit Schwerpunkhemen erhalten. Zwei Highlights sind die Arkel über die beiden Global Cizens Renat Heuberger und Lisa Mar. Renat ist ein Entrepreneur, der viele Werte von AFS in sein Business ein- bringt, indem er Verantwortung übernimmt, aber gleichzeig das Potenzial von jungen Leuten fördert und offen für Neues bleibt. Auf Lisa sind wir besonders stolz: Sie hat die höchste Auszeichnung von AFS Internaonal gewonnen, den Gala Award, weil sie sich als beispiel- haſte Global Cizen für unsere Gesellschaſt engagiert. Ich wünsche Ihnen Freude beim Lesen dieses ACROSS und hoffe, Sie an der GA vom 6. April in Solothurn – mit dem CEO von AFS Internaonal als Gastredner – begrüssen zu dürfen. Herzliche Grüsse Suzanne Weigelt, Präsidenn des Vorstands Editorial AFS MAGAZINE 87 | 2019 ACROSS An was erinnerst du dich als Erstes, wenn du ans Austauschjahr denkst? Es ist die Erkenntnis, dass Kulturen völlig verschieden sind und Menschen dennoch wahnsinnig viel haben, was sie verbindet. Gefühle und Bedürfnisse, die sie teilen. Das war sehr inspirierend. Wie wurdest du zum Global Cizen? Die Erfahrung, als 16-Jähriger aus dem behüteten Schweizer Alltag rausgerissen zu werden, war sehr krass. 1993, ohne Internet, ohne WhatsApp, ohne Telefona- te in die Schweiz. Ich bin vollständig ein- getaucht. Mit einer gewissen gesunden Naivität lässt man sich auf alles ein, spürt eine grosse Begeisterung und Faszinaon. Erst im Nachhinein wird man sich bewusst, dass die riesige Ungerechgkeit eine harte Tatsache ist, an der auch Austausch, Ver- ständnis und Freundschaſt nicht viel ändern können. Wer in Indonesien geboren wird und nicht der superreichen Elite angehört, hat ganz andere Chancen als jemand, der in der Schweiz geboren ist. Diese Erkennt- nis hat mich sehr stark moviert, etwas zu bewegen und herauszufinden, was man an diesen Grundlagen ändern könnte, an den Strukturen mitbauen, dem entgegenwirken. Welche moralischen Verpflichtungen ha- ben wir als Einzelne weniger reichen Län- dern gegenüber? Die Augen aufzumachen, die Tatsachen er- kennen – aber nicht einfach als solche zu akzeperen. Dies ist ein verstörender Pro- zess: Wenn du zurückkommst, denkst du im ersten Moment, du könntest Gutes tun mit Spenden oder Selbstverzicht, weil du glaubst, es sei deine Pflicht. Aber eigent- lich stellt sich vielmehr die Frage: Was kann ich konkret machen? Wo gibt es in meinem Alltag, in meinem Umfeld, in meiner Karrie- re eine Möglichkeit, dazu beizutragen, dass das System einen Schubs in die richge Richtung erhält? Von der Selbstbeschränkung bin ich weg- gekommen. Frustriert zu sein und die Welt scheisse zu finden, indem man sich einigelt, ist nicht zielführend. Interessanterweise ist dies ja auch überhaupt nicht im indonesi- schen Sinn. Obwohl es vielen Indonesiern objekv nicht besonders gut geht, haben sie einen wahnsinnig opmisschen Spirit. Dies habe ich von ihnen gelernt. Wie lösen wir das Klimaproblem? Ich denke, es braucht alle Lösungen, nicht nur eine. Und es ist langfrisg nur möglich, wenn sich Klimaschutz lohnt. Dafür müs- sen Rahmenbedingungen geändert wer- den. Natürlich weltweit – aber eben auch genau hier bei uns. «Collecve acon is no excuse for no acon». Das Argument, dass nur alle gemeinsam etwas bewegen können, ist unsinnig. Es muss einfach mal jemand anfangen. Es smmt nicht, dass ein Land sich mit umweltpolischen Gesetzen wirtschaſtliche Nachteile verscha, im Gegenteil! Eine gesetzliche Veränderung wie beispielsweise das Europäische Emis- sionshandelssystem liess die Unternehmen nicht abwandern, sondern hat viele Unter- nehmen effizienter gemacht – womit sie langfrisg Geld einsparen konnten! Das Warten auf andere Länder ist ein gefähr- liches Argument. Verschiedene Länder, da- runter muss auch die Schweiz sein, müss- ten den Prozess gemeinsam vorantreiben. Gerade die Schweiz mit ihren vielen High- Tech Start-ups könnte vom Klimaschutz profieren, weil sich teurere aber effizien- tere Produkte immer mehr lohnen. Was willst du den nächsten Generaonen weitergeben? Nichts – die nächste Generaon macht das ohnehin besser als wir! Was mich fasziniert, sind junge Menschen, die sich engagieren. Zum Beispiel die 16-jährige streikende Schwedin Greta Thunberg. Die Wellen von Demos und Engagement auf der ganzen Welt, die sie ausgelöst hat. Der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser wurde durch seine Töchter zum Klimaschützer. Schliess- lich gehe es um ihre Zukunſt, haben sie ihm gesagt. Junge Leute, die argumeneren können, nicht locker lassen, auf den Tisch klopfen und Lösungen präseneren, solche Geschichten machen Mut. Diese sollten via Social Media verbreitet werden, um auch andere zu inspirieren. Auch AFS sollte das Potenzial nutzen, das den vielen jun- gen Leuten auf der ganzen Welt eigen ist. Junge Leute sollen wissen, dass sie Dampf machen können, wenn sie wollen. Absolut – wir sollten ihnen das Steuer in die Hand geben, denn es ist ihre Welt! Wie schaffst du es, so offen zu bleiben und deinen Pioniergeist wach zu halten? Es gibt viele Kräſte, die dich runterziehen, immer die gleichen Schlagzeilen. Ich fin- de es interessant, mit welcher Offenheit, Freude und mit welchem Lebensmut meine Kinder, die diese Themen noch nicht hun- dertmal gehört haben, Neuem begegnen. Da fragt man sich, ab wann diese Begeiste- rung plötzlich verloren geht. Ein AFS Aus- tausch ist in meinen Augen ein wichger Sauerstoffschub für diesen Opmismus. Meine Kinder geben mir sehr viel, ich ver- suche die Welt mit ihren Augen zu sehen und mich in ihre Situaon zu versetzen. Climate Pioneer

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Page 1: AFS MAGAZINE 87 | 2019 Climate Pioneer...und nicht der superreichen Elite angehört, hat ganz andere Chancen als jemand, der in der Schweiz geboren ist. Diese Erkennt-nis hat mich

Renat Heuberger, 42, ist CEO, Umweltwissenschaftler, Entrepreneur, Start-up Berater, Vorstandsmitglied des Climate-KIC, Mitglied des Global Expert Network am World Economic Forum und wurde zum Social Entrepreneur of Switzerland gewählt. Gemeinsam mit Freunden gründete er noch im Studium die Stiftung Myclimate sowie später das Unternehmen South Pole. Letzterem steht er seit 2010 als CEO vor. Die Unterneh-men setzen sich für eine bessere Welt ein, genau wie Renat, der sich voller Energie, mit grosser Zuversicht und mit viel Pioniergeist für die Welt von morgen einsetzt. Das Ereignis, das ihn vor rund 25 Jahren durchgeschüt-telt, ihm die Augen geöffnet hat und in ihm den Wunsch wachsen liess, etwas zu bewegen, war sein AFS Austauschjahr in Indonesien. Renat ist mit einer Indonesierin verheiratet und Vater dreier Töchter. Er war so freundlich, seine Weit- und Weltsicht mit uns zu teilen.

Liebe Freunde von AFS

Dies ist die zweite Ausgabe unseresACROSS in neuem Kleid, nicht nur im neuen Format, sondern auch inhaltlich:

• Wir beschlossen, aus ökonomischen und ökologischen Gründen, unserebishervierPrintpublikationenaufzweizureduzieren:ACROSS

im Frühling und Spotlight im Herbst. FürregelmässigaktualisierteInfosuntermJahrbesuchenSieunsere Website: afs.ch

• Das ACROSS erscheint nun jeweils um Ende März, d. h. vor, anstatt nach der Generalversammlung. Dies erlaubt uns, verkürzte Jahres- und Finanzberichte sowie die Bilanz des Vorjahres darin zu publizieren.

•DesWeiterenkönnenwirSiefrüherüberdieAktivitätendeslaufendenJahresunddieGAinformieren.SelbstverständlichbleibendieüblichenArtikeldesACROSSmitSchwerpunktthemenerhalten.

Zwei HighlightssinddieArtikelüberdiebeidenGlobalCitizensRenat Heuberger und Lisa Marti.Renat ist ein Entrepreneur, der viele Werte von AFS in sein Business ein-bringt,indemerVerantwortungübernimmt,abergleichzeitigdasPotenzialvonjungenLeutenfördertundoffenfürNeuesbleibt.AufLisasindwirbesondersstolz:SiehatdiehöchsteAuszeichnungvonAFSInternationalgewonnen,denGalatti Award, weil sie sich als beispiel-hafteGlobalCitizenfürunsereGesellschaftengagiert.

IchwünscheIhnenFreudebeimLesendiesesACROSSundhoffe,SieanderGAvom6.AprilinSolothurn–mitdemCEOvonAFSInternationalalsGastredner–begrüssenzudürfen.

Herzliche GrüsseSuzanneWeigelt,PräsidentindesVorstands

Editorial

AFS MAGAZINE 87 | 2019

ACROSS

An was erinnerst du dich als Erstes, wenn du ans Austauschjahr denkst?Es ist die Erkenntnis, dass Kulturen völlig verschieden sind und Menschen dennoch wahnsinnig viel haben, was sie verbindet. Gefühle und Bedürfnisse, die sie teilen.Das war sehr inspirierend.

Wie wurdest du zum Global Citizen?Die Erfahrung, als 16-Jähriger aus dembehüteten Schweizer Alltag rausgerissen zu werden, war sehr krass. 1993, ohneInternet, ohneWhatsApp, ohneTelefona-te in die Schweiz. Ich bin vollständig ein-getaucht. Mit einer gewissen gesunden Naivität lässtman sich auf alles ein, spürteine grosseBegeisterungundFaszination.ErstimNachhineinwirdmansichbewusst,dassdieriesigeUngerechtigkeiteineharteTatsache ist, an der auch Austausch, Ver-ständnisundFreundschaftnichtvieländernkönnen. Wer in Indonesien geboren wird und nicht der superreichen Elite angehört, hat ganz andere Chancen als jemand, der in der Schweiz geboren ist. Diese Erkennt-nishatmichsehrstarkmotiviert,etwaszubewegenundherauszufinden,wasmanandiesen Grundlagen ändern könnte, an den Strukturen mitbauen, dem entgegenwirken.

Welche moralischen Verpflichtungen ha-ben wir als Einzelne weniger reichen Län-dern gegenüber?DieAugenaufzumachen,dieTatsachener-kennen–abernichteinfachalssolchezuakzeptieren.DiesisteinverstörenderPro-zess: Wenn du zurückkommst, denkst du im ersten Moment, du könntest Gutes tun mit Spenden oder Selbstverzicht, weil du glaubst, es sei deine Pflicht.Aber eigent-lich stellt sich vielmehr die Frage: Was kann ich konkret machen? Wo gibt es in meinem Alltag,inmeinemUmfeld,inmeinerKarrie-re eine Möglichkeit, dazu beizutragen, dass

das System einen Schubs in die richtigeRichtung erhält?Von der Selbstbeschränkung bin ich weg-gekommen. Frustriert zu sein und die Welt scheissezufinden,indemmansicheinigelt,istnichtzielführend.Interessanterweiseistdies ja auch überhaupt nicht im indonesi-schen Sinn. Obwohl es vielen Indonesiern objektiv nicht besonders gut geht, habensieeinenwahnsinnigoptimistischenSpirit.Dies habe ich von ihnen gelernt.

Wie lösen wir das Klimaproblem?Ich denke, es braucht alle Lösungen, nicht nureine.Undesistlangfristignurmöglich,wenn sichKlimaschutz lohnt.Dafürmüs-sen Rahmenbedingungen geändert wer-den.Natürlichweltweit–aberebenauchgenau hier bei uns. «Collective action isno excuse for no action». DasArgument,dass nur alle gemeinsam etwas bewegen können, istunsinnig.Esmusseinfachmaljemandanfangen.Esstimmtnicht,dasseinLandsichmitumweltpolitischenGesetzenwirtschaftliche Nachteile verschafft, imGegenteil! Eine gesetzliche Veränderung wie beispielsweise das Europäische Emis-sionshandelssystem liess die Unternehmen nicht abwandern, sondern hat viele Unter-nehmen effizienter gemacht – womit sielangfristig Geld einsparen konnten! DasWarten auf andere Länder ist ein gefähr-liches Argument. Verschiedene Länder, da-runter muss auch die Schweiz sein, müss-ten den Prozess gemeinsam vorantreiben. Gerade die Schweiz mit ihren vielen High-Tech Start-ups könnte vom Klimaschutz profitieren,weilsichteurereabereffizien-tere Produkte immer mehr lohnen.

Was willst du den nächsten Generationen weitergeben?Nichts–dienächsteGenerationmachtdasohnehinbesseralswir!Wasmichfasziniert,

sind junge Menschen, die sich engagieren. Zum Beispiel die 16-jährige streikendeSchwedin Greta Thunberg. Die Wellen von Demos und Engagement auf der ganzenWelt, die sie ausgelöst hat. Der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noserwurde durchseine Töchter zum Klimaschützer. Schliess-lichgeheesumihreZukunft,habensieihmgesagt. Junge Leute, die argumentierenkönnen,nicht locker lassen,aufdenTischklopfenundLösungenpräsentieren,solcheGeschichten machen Mut. Diese sollten via Social Media verbreitet werden, um auch andere zu inspirieren. Auch AFS sollte das Potenzial nutzen, das den vielen jun-genLeutenaufderganzenWelteigenist.JungeLeutesollenwissen,dasssieDampfmachen können, wenn sie wollen. Absolut – wir sollten ihnen das Steuer in die Hand geben, denn es ist ihre Welt!

Wie schaffst du es, so offen zu bleiben und deinen Pioniergeist wach zu halten?EsgibtvieleKräfte,diedichrunterziehen,immer die gleichen Schlagzeilen. Ich fin-de es interessant, mit welcher Offenheit,Freude und mit welchem Lebensmut meine Kinder, die diese Themen noch nicht hun-dertmal gehört haben, Neuem begegnen.Dafragtmansich,abwanndieseBegeiste-rung plötzlich verloren geht. Ein AFS Aus-tausch ist inmeinenAugen einwichtigerSauerstoffschub für diesen Optimismus.Meine Kinder geben mir sehr viel, ich ver-suche die Welt mit ihren Augen zu sehen undmichinihreSituationzuversetzen.

Climate Pioneer

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www.southpole.com

AUST

AUSC

HERFAHRUNGEN

NA

TIO

N A L I TÄTEN

18 Festangestellte

Multikulti hinter den KulissenDiversität, Offenheit und Toleranz. ImBewusstsein dieser Grundwerte fördernunsere AFS Programme das kulturelle Be-wusstsein und globale Denken der Teil-nehmenden. Zudem wecken sie auch das Interesse, inunsererWelteinenpositivenBeitrag zu leisten.

FürdieseWertestehtauchderAFSStaff,der sich täglich aus Überzeugung mit viel Engagement für die Sache einsetzt. EineÜberzeugung,dienichtetwavonungefährkommt: Das AFS Büro ist nämlich selbst ’openminded’undmultikulti.

Das18-köpfigeTeamhauptamtlicherMitar-beiter in Zürich zählt neben der Schweizer

ganze 13 unterschiedliche Nationalitäten.Viele waren in ihrem Leben zudem schon in unterschiedlichsten Ländern unterwegs, viele sogar mit AFS und pflegen seitherKontakteundFreundschaftenaufdergan-zen Welt.

Ob Schüleraustausch, Freiwilligeneinsatz, Praktikum oderArbeit – diemeisten vonuns lebten bisher mindestens einmal füreine längere Zeit in einem anderen Land undwissenauseigenerErfahrung:Sprach-licheundkulturelleVielfalt isteinGewinnfüralle!

Ruben Bünder

WasmirauchvielKraftgibt,istmeineAr-beit: Ich arbeite täglich mit Menschen von verschiedensten Kulturen, sexuellen Aus-richtungen, unterschiedlichsten Regionen. Grenzen interessieren diese Leute schlicht und einfach nicht. Im Vordergrund stehtder Spass an der Zusammenarbeit und am Thema, das uns alle bewegt. Aber auch hier müssenwirunsabermanchmalfragen,wiewir die Brücken noch weiter schlagen kön-nen. Mein Traum ist es, klimafreundlicheLösungenzufinden,welcheimgrossenStilden Menschen aus weniger privilegierten SchichtentolleJobssichern.

Welche Bilanz ziehst du nach 13 Jahren SouthPole?DasParisAgreementisteingrosserErfolgfürden Klimaschutz. Aber es ist ganz anders als dasKyoto-Protokoll.EsisteinePlattformzurglobalen Zusammenarbeit. Es funktioniertwie eine Art Spielplatz – aber noch ohne Kinder.EsbietetdieInfrastruktur.DieStaa-tenmüssendie«Kinder»bringen,dasheisst,konkrete Ziele, Gesetze und Anreize müssen geschaffen werden. Oft ist es frustrierend,weil alles sehr lange geht. Südafrika hatbeispielsweise vor sieben Jahren ein Emis-sionsgesetz geplant. Es ist immer noch nicht in Kraft. Politiker lieben es, grosse Ziele zuverkünden–aufeinenZeitpunktnachihrerAmtszeit. So müssen sie keine wirkliche Ver-antwortung übernehmen. Das Kyoto-Proto-koll war anders, es war ein globales Abkom-menmithartenEmissionsreduktions-Zielen.DiePrivatwirtschaftkonnteinnerhalbdiesesRahmensinvestierenundProjekteaufbauen.Nunsindwirabhängigvonsichstetsändern-denpolitischenEntscheiden.Wasmichwirk-lichbeunruhigt,sinddieheutigenpolitischen

Führungskräfte.WirhabeneineglobaleLea-dership Crisis. Die, die stark wurden, sind aus denfalschenGründenstarkgeworden.EsisteineganzandereZeitalsvor13Jahren,diesbeunruhigt mich.

Und was hilft dagegen?Damüssensichmutigeundveränderungs-willige Leute in ihrem Land stark machen, um die Situation zum Guten zuwenden.Das passiert zwar, aber noch zu langsam. Zurzeit zeigen globale CEOs tatsächlich das grössere Commitment zum Klimaschutz als politische Leader, die Privatwirtschaft isthierambitionierteralsdieStaaten.Dasistverkehrt,denneswärejadieAufgabederPolitik, Regeln und Gesetze zu schaffen.VieleUnternehmertretenvehementerfüreine CO2-SteuereinalsPolitiker.

Was sind deine nächsten Ziele?VoreinemJahrhabeichinMPowerinves-tiert,einSchweizerStart-up,dasSolarsys-temeinSub-SaharanAfricaentwickelt.Ichhoffe, dass ich auch inZukunftUmsetzerbleibe und weitere Unternehmen mitgrün-de. South Pole ist ja ebenso ein Inkubator, einePlattform.UnterdiesemDachhabenwir viele Gründungen umgesetzt und neue Geschäftsfelderaufgebaut.UnserBusinesshat sich sehr stark gewandelt. In der Poli-tikseheichmichnicht,dazuwürdeichdieGeduldwohlnichtaufbringen.Manwürdemich wohl bereits nach der zweiten Kom-missionssitzung rausschmeissen, wegen Störung des geruhsamen Prozesses...

Du hast einmal gesagt, dass du gerne eine Weltreise machen würdest, wenn du die Zeit hättest. Wie würdest du reisen?

Wir planen tatsächlich, mit der ganzen Fa-milieeinJahrinIndonesienzuverbringen,wenn möglich bereits nächsten Sommer. UnsereKinderwollenwiraufeinespeziel-le Schule schicken, die sich besonders mit Nachhaltigkeitsthemenauseinandersetzt.

Silja Rast

Inkubator für Nachhaltigkeitsprojekte South Pole arbeitet mit Regierungen und Unternehmen auf der ganzen Welt zusammen und setzt sich für den Wandel in Energie-, Wald- und Landnutzungsthemen ein. Das Team von rund 250 Social Entrepreneurs erarbeitet Lösungen an der Schnittstelle von Politik, Umweltwissenschaften und Finan-zen. Ursprünglich hauptsächlich tätig in der Entwicklung von Klimaschutz-Projekten, hat sich das Unternehmen heute diversifiziert und bietet gesamtheitliche Klimaschutz-Lösungen für Unternehmen. South Pole hat global bereits über 500 nachhaltige Projekte mitfinanziert. 

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Die Welt braucht mehr Global Citizens

AUST

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HERFAHRUNGEN

Das Herz von AFS sind die AFS Volunteers. Ohne sie geht nichts. Sie sichern unsere lokale Verankerung, die persönliche Be-treuung von unseren Schülerinnen und Schülern, Gastfamilien, organisieren AFSEvents sowie Lager vor, während und nach derAustauscherfahrung.Rund1100Frei-willige engagieren sich für AFS Schweiz,weltweit sind es über 45’000. LisaMartiisteinedavon,stellvertretendfürviele.Anihrem Beispiel zeigen wir, was Freiwillige lernen und mitnehmen können, und wie sieanschliessendselberalsGlobalCitizenund Changemaker aktiv werden können.Schliesslich soll ein Engagement Energie geben, Freude machen und Menschen mit Fähigkeitenversehen,umlangfristigetwasbewegen zu können.

Lisa nimmt sich Zeit, obwohl ihre Zeit kost-bar ist. Zwischen einem Filmdreh mit Mig-rantinnen und einer ihrer zahlreichen Sit-zungen trifft mich Lisa auf ein Gespräch.Weltoffen,engagiertundzielstrebigsitztsievor mir, und erzählt mir voller Energie, wie es dazu kam, dass sie da ist, wo sie heute steht.

DassLisaimBereichMigrationaktivwurde,ist keinZufall.Begonnenhat ihreReise inEngi, einem600-SeelenDorf imheutigenGlarus-Süd. Als Tochter einer Journalistin

und einem Architekten, aufgewachsen ineinemDorf, in dem die Sonne das ganzeJahr über früh untergeht da die Berge soengstehen,warLisabereitsfrühmutigundweltoffen.Eszogsiefort,oder’hinaus’wiedieLeuteimTalsagen.Mit15Jahrenmel-dete sie sich für denAustausch in Frank-reich an. Prägend waren nicht nur die vielen neuenFreundschaftenausallerWelt,son-dernauchdiefrüheErfahrung,eineandereKultur und Lebensweise kennenzulernen.

Wie wertvoll und prägend die Aus-tausch-Erfahrung sein würde, realisierteLisa erst später im ganzen Ausmass. Selber ist sie der Meinung, dass wohl ihr grosses Engagement als Freiwillige fürAFS es ihrerst ermöglicht hat, die Erfahrung tief-greifendzureflektieren.IhrNetzwerkundschliesslich auch die inhaltlichen Themen, mitdenensiesichheutebeschäftigt,grün-den zu einem grossen Teil auf der Aus-tausch- und Volunteererfahrung: Es sindglobale Themen wie Ungleichheit, Migra-tion,Nachhaltigkeit,RassismusoderKlima-schutz, die sie interessieren und denen sie ihr Leben widmet. Nicht zuletzt studiertsie heute im Masterprogramm «Changing Societies–Migration,ResourcesandCon-flicts»anderUniversitätBasel.

Zurück aus Frankreich wurde sie bald AFS LagerleiterinundhateinensteilenEinstiegals Vice Chair des Chapters Glarus/Grau-bünden hingelegt. Später gründete sie das ChapterGlarusundführtedieseseigenstän-dig.AuchaufnationalerEbenehatLisavielbewirkt,eigeneProjekteinsLebengerufen,und eine Diskussionsgruppe mitgegründet zu eben diesen globalen Themen, die sie faszinieren. Lisa hat die letzten 10 Jahrebei AFS Schweiz viel bewegt – und fastalle Freiwilligenrollen bekleidet, die es gibt. VonderKonzeptionbiszurUmsetzungvonkleinen und grossen Ideen, Teamwork, vom DiskutierenüberEventmanagementbishinzu Leadership-Qualitäten: Lisa hat nicht nur viel gegeben, sondern auch viel mitnehmen können. «Ein geschützter Rahmen wie AFS ermutigt,vielanzustossenundauszuprobie-ren. Wenn mal etwas nicht klappt, oder man durch eine Situation überfordert ist,weissman, dass der Rückhalt, den man braucht, in derOrganisationdaist.»

Auf den mehrjährigen AFS VolunteeringErfahrungen konnte sie aufbauen. Erstwährend einem einjährigen Auslandsauf-enthalt in Rabat, der Sprachkurs und Frei-willigenarbeit beinhaltete, weit weg von AFS Schweiz, war Zeit und Raum da, um eigene Ideen zu entwickeln. Die erste Idee füreinneuesEngagement,dieLisavorOrthatte, war naheliegend: AFS Marokko zugründen, eine Idee, die man aber noch um-setzen müsste.

Im Integrationsprojekt für die Geflüchte-ten aus der Subsahara drehte sich wäh-renddessen viel um Sprache und Sprache lernen. Lisa lernte in Marokko auch Hoch-arabisch und verstand den auf MarokkosStrassen gesprochen Dialekt kaum, da sich die beiden Sprachen stark unterscheiden. Eine Situation, die der unseren mit demSchweizerdeutschen und der Schriftspra-che Deutsch ganz ähnlich ist. Zurück in Zü-richimJahr2015gründeteLisaschliesslichmit ihren besten Freundinnen den Verein voChabular,umMigrantinnenundMigran-ten das Schweizerdeutsch-Lernen und da-mitdieIntegrationzuerleichtern.Verschie-deneModelle,dieunterschiedlichstarkaufÜbersetzungen, Hoch- und Schweizer-deutsch setzten, waren in der Diskussion. Inputs holte sich Lisa etwa vom syrischen Tandempartner; von Anfang an solltenMigranten und Migrantinnen, die geradeerst angekommen sind, miteinbezogen werden. Schliesslich entschieden sich Lisa und ihre Mitgründerinnen für ein Misch-konzept, das von verschiedenen Ausgangs-sprachenausgeht,indemetwaGrammatikoder Wörter übersetzt werden und auch Schweizerdeutsch Platz hat. Bislang gibt es voCHabular ausgehend von den Sprachen Arabisch, Persisch (Farsi/Dari) und Eng-lisch.Heutearbeitenüber50VolunteersinverschiedenenTeams für voChabular undbieten auchWorkshops für Teenager mitMigrationshintergrund an, um interkultu-relleErfahrungenzureflektieren.

DasinteraktiveLehrmittelvonvoCHabularistdieAntwortaufdieBedürfnissevonEin-wanderern. Einerseits ist damit ein hoch-wertiges Lehrmittel fürs Schweizerdeut-sche entstanden, andererseits ist es ein Lehrmittel, das fürs Selbststudium mass-

geschneidertist.SovereinfachtesMigran-tenundMigrantinnen inderSchweizdasLeben, indem sie zusätzlich zu Deutsch-kursen selber Deutsch und auch Schwei-zerdeutsch lernen können. Lisas Augen leuchten, wenn sie von ihrem Projekt, dem Projektteam und der ehrenamtlichenVer-einsarbeit spricht. Als nächstes wird der VereinvoChabular die zweiteAuflage aufden Markt bringen, die App entwickeln und Strukturenweiterprofessionalisieren.

Lisas Erfahrung als AFSVolunteer ist einParadebeispielfüreinegelungeneAFSVo-lunteerJourney.AFS Internationalhat,alsWertschätzung ihrer jahrelangen Arbeit und ihres ausserordentlichen Engagements alsAFSVolunteerundGlobalCitizen,Lisa2018 den AFS Galatti Award verliehen.SeitderGründungvonAFSSchweiz1953istLisaMartidiezweitePerson,derdieseEhre hierzulande zuteil wird. Für AFS Inter-national von grosser Bedeutung, hat Lisaund damit das Projekt voCHabular in ihrem AFSNetzwerkmitdemAwarddiegebüh-rendeAufmerksamkeiterhalten.

Anlässlich der Verleihung des Awards be-dankt sich Lisa bei AFS: «Die AFS Com-munityhatmich inspiriert,michalsaktiveGlobalCitizenundChangemakerzuenga-gieren. Ich habe das Glück gehabt, ein Aus-tauschjahr absolvieren zu können, umge-ben zu sein von inspirierenden Menschen undunterstützenderInfrastruktur.Ichden-ke,dasswiralleSchrittfürSchrittdazubei-tragen können, die Welt zu verändern. Ich hoffe,anderen,dieetwasverändernmöch-ten,einVorbildzusein.»

Und die Zukunft, Lisa? Ihre Familie planteine Reunion im nächsten Sommer, mit denfünfGastgeschwisternausallerWelt,siewollensichwiedertreffen,inEngi,demgemütlichen Dorf in den Bergen, in demfürLisaallesseinenAnfangnahm.SiewirdvoCHabular weiter vorantreiben, mög-licherweise bald als offizielle Angestellte,undbestimmtweitereProjekteimBereichMigrationundinterkulturelleKonfliktean-stossen,dieIntegration,ChancengleichheitundFriedenfördern.

Silja Rast

AFS unterstützt junge Global CitizensAustauschprogramme haben einen tieferen Sinn: Es sind Erfahrungen, oft in jungen Jahren, die Menschen persönlich prägen und dazu anregen, Kulturen, Wahrheiten und bestehende politische Systeme zu reflektieren. So wollen wir als internationale NPO durch den Austausch und die Freiwilligenarbeit Menschen unterstützen, sich als Global Citizen aktiv zu betätigen. Das heisst, Menschen zu fördern, die sich im Kleinen oder Grossen engagieren. Lisa und Renat sind beste Beispiele dafür. Es sind Leute voller Ideen, Leute die etwas verändern wollen oder Leute mit Unternehmergeist. Das ganze Volunteering Team bei AFS Schweiz betreut die AFS Freiwilligen. So geben wir den Volunteers den professionellen Rahmen, den sie brauchen und setzen uns für die Weiterentwicklung der Freiwilligen-arbeit und eine bessere Welt ein. 

Lisa Marti, 27, AFS Volunteer, Changemaker, active Global Citizen, Gründerin von voCHabular und Studentin. Mit dem AFS Austausch in Frankreich hat alles begonnen und die Erfahrung hat sie fürs Leben geprägt. Zurück in der Schweiz wurde Lisa bald AFS Chairperson. Als Volunteer hat Lisa bei AFS viel erreicht: Etwa das Chapter Glarus gegründet und nationale AFS Projekte wie die Arbeitsgruppe ’Globales Lernen’ ins Leben gerufen. Im Jahr 2015 wurde sie dann selber aktiv: Lisa und andere Freiwillige gründeten den Verein voCHabular zur Entwicklung eines innovativen Sprach-lehrmittels. Rund drei Jahre später wurde das Projekt druckreif und stiess auf grossen Anklang – die erste Auflage war innert kürzester Zeit ausverkauft. Nun wird auch noch die App entwickelt.

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AFS Students Meet Swiss Politics

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WährenddersessionsfreienZeitfindenimBundeshaus regelmässig Führungen statt–nichtnurfürunsereAustauschschülerin-nen und Austauschschüler eine einmalige Gelegenheit, einen exklusiven Einblick in dieWeltderSchweizerPolitikzuerhalten.SowarauchdiesesJahrderAFSBundes-hausbesuch wieder sehr beliebt. Am 1.und 5. Februar fanden jeweils 40 Gast-schülerinnen und Gastschüler den Weg in die Schweizer Hauptstadt.

Im Innern des imposanten Bauwerks aus dem19.Jahrhundertangekommen,breite-tesichschnelleinandächtigesSchweigenunterdenansonstenlautenundfröhlichenGruppen aus. Interessiert folgten sie denErläuterungen der Tourführer. NeugierigstelltendieJugendlichenFragen,etwazurZusammensetzung der beiden Parlaments-kammern, oder in welcher Amtssprache die Abgeordneten miteinander kommuni-zieren würden. Ihr Respekt äusserte sich

nichtnurinihremInteresseundihrerAuf-merksamkeit:Glatthättemanunseretürki-scheAFSBesucherfraktionmitdemGuideverwechseln können – für den AusflughabensiesichspeziellinSchalegeworfen–alsbesonderesZeichenvonEhrfurcht.

Die Tour führtewährend rund 60Minu-tenvondersymbolträchtigenKuppelhalleüber die Säle von Stände- undNational-rat bis hin zur Wandelhalle. Immer wie-der wurden die Grundkenntnisse unserer internationalen Gäste mit spannendenSchätzfragen und Fragen zur BedeutungvonStatuen,SymbolenoderähnlichemaufdenPrüfstandgestellt–undsiehabensichwacker geschlagen.

Der Bundeshausbesuch scheint ein voller Erfolggewesenzuseinundwirfreuenbe-reitsdarauf,baldauchdennächstenGast-schülerinnen und Gastschüler wieder ein wichtiges Stück Schweizer Kultur näherbringen zu können.

Ruben Bünder

Was machst du bei AFS und was gefällt dir daran?Ich bin Koordinatorin für die Romandieund das Tessin. Einerseits kümmere ich michumJugendliche,dieindenAustauschwollen, andererseits um Gastschülerinnen und Gastschüler aus aller Welt, die in die Schweiz kommen. Der Kontakt beschränkt sich nicht nur auf jugendlicheAustausch-schülerinnen und Austauschschüler. Auch mit Returnees bin ich oft in Kontakt,wieauch mit Schulen und Volunteers. Mir ge-fällt meineAufgabe beiAFS sehr gut, daich unterschiedlichste Ansprechsgruppen

habe und mit ihnen in ganz unterschiedli-chen Zusammenhängen und Projekten zu-sammenarbeite.EsisteinePosition,inderman sich nie langweilt. JedenTag gibt esHerausforderungen,denen ichmichstelleund Probleme, die ich löse.

Wann und wo warst du mit AFS im Aus-tausch?Es istnunbereitsüber17Jahreher,dassich in den USA war mit AFS. Jedesmal,wenn ich sage, dass ich imJahr 2001 iminterkulturellen Austausch war, kann ich es selbst kaum glauben, dass es schon so lan-

geher ist.DasAuslandsjahrhat aufmichund mein Leben noch immer einen grossen Einfluss.ObwohlesbereitsvieleJahreherist, dass ich zurückgekommen bin, ist die AFS Erfahrung noch immer omnipräsentin meinem Leben und vor allem in meinem Herzen. In Maryland habe ich eine zweite FamilieundvieleFreundegefunden.

Wieso hast du den Austausch gewagt?Ich gebe zu, dass ich ganz zu Beginn nur per ZufallvonAFSgehörthabe.InmeinerMit-telschulegabesInformationsveranstaltun-gen verschiedenster Organisationen. AlsichanderPräsentationvonAFSteilnahm,hat das viel in mir ausgelöst. Ich wollte die-seErfahrungmachen!DieChancezuha-ben, eine neue Kultur zu entdecken, neue Leute kennen zu lernen und zudem eine neue Sprache zu lernen, mich in ein neues Umfeldzuintegrieren–diessindeinigederGründe, die mich bewegt haben, mit AFS in denAustauschzugehen.Zusammenfassenkönntemandieswie folgt: IchwolltedenSchritt ins Unbekannte wagen, um eineandere Lebensweise und auch mich selbst besser kennenzulernen.

Wie war dein Austausch?Unglaublich und überraschend zugleich! Ich würde nicht die Wahrheit sagen, wenn ich sagen würde, dass es immer einfachwar. Schwierigkeiten konnte ich aber vor OrtmitderUnterstützungmeinesUmfeldslösenunddaranwachsen. Ich findenichtdierichtigenWorte,ummeineAustausch-erfahrunginihrerganzenTiefezubeschrei-ben, ich ziehe lieber einen Vergleich herbei: EswareineSymphonievolleremotionalerCrescendi und Diminuendi. In diesem be-wegtenJahr indenUSAhabe ichvielge-lernt. Ich habe beispielsweise gelernt, mich aufunterschiedlicheArtenvonReaktionenaufeineKriseeinzulassen,Menschenundihre Geschichten so gut wie möglich zu verstehen, um damit ihr Verhalten besser

nachvollziehen können. Man könnte ein Buch darüber schreiben.

Wie hat diese Erfahrung dich verändert oder dein Leben beeinflusst?Diese Erfahrung hat es mir erlaubt, einezweite Familie auf der anderen Seite desgrossen Teichs zu finden, Freundschaf-ten mit Menschen auf der ganzen Weltzu schliessen.Noch immerbin ichmit sovielen Leuten in Kontakt, die ich während meines Austauschjahres kennengelernt habe.DaichauseinerbinationalenFamiliekomme,wurdeichbereitsfrühaufHeraus-forderungen,diesichmitkulturellenUnter-schieden ergeben können, sensibilisiert. Durch meine AFS Erfahrung wurde fürmich klar, dass ich Kulturen, Gesellschaf-ten und ihre Unterschiede zu meinem Be-rufmachenwill.Alsichwiederzurückkam,habe ich mich entschieden, Soziologie und Anthropologie zu studieren.

Wieso arbeitest du bei AFS?Ich kann mich komplett mit denWertenvonAFS identifizierenundesmachtmichglücklich, jungen Menschen ein interkultu-relles Abenteuer zu ermöglichen!

Silja Rast

Wir stellen vor: Céline KhalfiCéline Khalfi, Fribourgoise, AFS Koordinatorin Westschweiz & Tessin und Soziologin. Der Entscheid, für AFS zu arbeiten, war schnell gefallen. Denn wie viele unserer Mitarbeitenden ging auch Céline mit AFS in den Austausch. Was ihr an der Arbeit gefällt und wieso sie voll hinter AFS stehen kann, ist im Interview zu erfahren.

AFS Austauschschülerinnen und Austauschschüler sitzen im Ständerat. Ganz schön spannend, wenn man die unterschiedlichen politischen Hintergründe bedenkt, die das kognitive Mindset unserer AFSer prägen. Was hierzulande als Selbstverständlichkeit gilt, ist für unsere Austauschschülerinnen und Austauschschüler oftmals realitätsfern. Föderalismus und direkte Demokratie charakterisieren nicht nur das politische System der Schweiz, sondern gehören zweifelsfrei auch zu ihrem Kulturgut.

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Es ist kurz nach sechs. Die ersten Besucher des Informationsabends sind bereits ein-getroffen.Miteinemoffenherzigen«Hallo,schön dass Sie da sind», werden sie vonElla, der 18-jährigen School Contact Per-son aus Zürich, in Empfang genommen.Zusammen mit Lea, die erst vor kurzem von ihrem Austausch in Chile zurückgekehrt ist, leitetsiedenheutigenAbend.

Insgesamt werden in der Deutschschweiz undderRomandie jährlich rund80 Infor-mationsveranstaltungen von Freiwilligenorganisiert und durchgeführt. Die Forma-te variieren und erfordern verschiedeneKompetenzen. Mal geht es darum, AFS in-nerhalbvonfünfMinuteninAnwesenheitandererOrganisationenherausragendvor-zustellen, dann darum, in einer ausgedehn-ten Präsentation einenvertieften Einblickzu ermöglichen.

School Contact Persons müssen in der Lage sein, die Organisation souverän zu

vertretenundmit treffendenWorten ihreeigene Austauscherfahrung wiederzuge-ben. Freiwillige bringen viel Energie und eine glühende Begeisterung mit, die je-dem Returnee eigen ist. Aus diesem Grund werden unsere Veranstaltungen wo immer möglich und sinnvoll von Freiwilligen über-nommen–dasAFSBürobietethierfürdenRahmen.

Unsere Organisation ist der festen Über-zeugung, dass Returnees die beste Re-ferenz sind und investiert deshalb vieleRessourcen in die Ausbildung und Betreu-ung der School Contact Persons. In einem erstenSchritterhaltenEinsteigerinnenundEinsteigereinTraining,das siedazubefä-higt, dieHerausforderungen rund um dieVeranstaltungen selbstständig zu bewäl-tigen. Danach läuft die Zusammenarbeitzwischen School Contact Person und der Koordinationsstelle im Büro individuellab. Gemeinsam wird geplant und die Zu-ständigkeiten werden abgesprochen. Die

Koordinationsstelle übernimmt mehrheit-lich eine unterstützende Rolle, vermitteltzwischen Veranstaltern und Freiwilligen, stelltMaterialzurVerfügungundregeltdieWerbung.

«Vor meinem Austausch wäre ich wohl kaumvoreinPublikumgetretenundhättediesePräsentationgehalten.Ichhättenichtauf die Menschen und Situationen ein-gehen können. Durch meinen Austausch gewann ichanOffenheit, Selbstvertrauenund Menschenverständnis». Ella kann ih-rem Publikum eingängig darstellen, wie sie vomAustausch indenUSAprofitiert hat.Authentischer könnte es nicht sein. DieSchool Contact Persons leisten schweiz-weit einen nicht mehr wegzudenkenden Beitrag fürden interkulturellenAustauschunddieZukunftvonAFS.

Renate von Rickenbach

Freiwillige sind die besten AFS Botschafter

Im neuen Leitbild «Berufsbildung 2030» erkennt das SBFI (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation) fol-gende Megatrends, auf die es zeitnah zu reagieren gilt: Digitalisierung, steigende berufliche Mobilität und demografischer Wandel. Dazu wären neue Kompetenz-raster erforderlich. Der Blick in aktuelle Publikationen, auf diverse Initiativen des Bundes und Projekte der Berufs- und Branchenverbände zeigt ebenso, dass man sich über gesellschaftliche Veränderungen und deren Bezug auf die Berufslehre zur-zeit viele Gedanken macht. Drei Beispiele: Das Projekt «Kaufleute 2022» der SKKAB (Schweizerische Konferenz der kaufmän-nischen Ausbildungs- und Prüfungsbran-chen) zielt auf die kommende Aktualisie-rung der Bildungsverordnung ab, bei der neben dem bisherigen Fokus auf Fach-kompetenzen der Horizont stark erweitert werden soll. Matthias Wirth, Präsident der SKKAB, betont in einem Interview mit dem Arbeitgeberverband, dass «[...] grund-legende Handlungskompetenzen noch wichtiger werden. Das sind beispielsweise vernetztes Denken und Handeln, Kom-munikation und Zusammenarbeit, Moti-vation, der Umgang mit Veränderungen oder die Fähigkeit, sich selber kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls weiter-zubilden. [...]». Für Petra Hämmerle, die

als Beraterin bei Ectaveo Bildungsprojekte begleitet, werden u.a. Initiative und Aus-dauer, situationsgerechte Kommunikati-on, Einfühlungsvermögen, Kreativität und kritisches Denken sowie interkulturelle Kompetenzen für Berufslernende immer wichtiger. Und Ruth Meyer beschreibt in ihrem Buch «Soft Skills fördern – Struk-turiert Persönlichkeit entwickeln», dass der Ausbau von Entwicklungs-, Kommu-nikations-, und Sozialkompetenzen eine Lebensaufgabe sei. Doch durch die von Schule (und Lehrbetrieb) immer dichter organisierte, geplante und gesteuerte Ent-wicklung falle später der Übergang in die Selbstverantwortung oft schwer.

Das Schlüsselwort lautet offenbar Selbst-verantwortung. Doch wie lernt man dies in einer Umgebung, in der vieles bis ins kleinste Detail bereits «pädagogisch wert-voll» aufbereitet ist? Es stellt sich in die-sem Zusammenhang die Frage, ob für talentierte Berufslernende zu den drei klassischen Lernorten – Arbeitsplatz, Be-rufsfachschule und überbetriebliche Kurse – nicht ein Vierter hinzukommen könnte: das Ausland. Möglicherweise lassen sich die eingangs beschriebenen Kompetenzen und Wünsche der Wirtschaft gerade nicht in Lehrpläne und Aufgabenstellungen fas-sen, operationalisieren und konkret mit

Prüfungen messen. Es sind vielleicht viel-mehr die offenen und unstrukturierten Räume, die Initiative, Eigenverantwortung und die viel beschworene Agilität fordern und fördern.

Das AFS Jahr kann eine solche Umgebung sein, in der man sich in einer Art Selbstin-itiation einen eigenen Entwicklungsraum schaffen kann; einen Erfahrungs- und Reflexionsraum, in dem ein Lernen statt-finden kann ohne nahe Vertraute, die im-mer mit Tipps und Tricks zur Seite stehen. Obwohl ein AFS Austauschjahr manchmal von zuhause Gebliebenen als anarchisch, ohne Regeln und zu grosse Freiheit emp-funden wird, stimmt dies nur teilweise. In einem AFS Auslandsjahr ist niemand allei-ne und in einen Alltag mit lokalen Struk-turen eingebunden. Als Freiwilligenorgani-sation setzt AFS einen starken Fokus auf persönliche Begleitung der Jugendlichen. Und trotz des grossen Netzwerks von AFS Freiwilligen verspüren viele irgendwann während des Jahres in der Fremde eine tiefe Einsamkeit. Wer aus diesem emo-tionalen Loch heraus will, sich intrinsisch motiviert anstrengt, Anschluss zu finden, verwandelt dieses Loch in eine Quelle, die ein ganzes Leben lang nicht mehr versiegt. Wer es einmal geschafft hat, Freunde vor Ort zu finden, Zugehörigkeit zu erfahren

und sich bei anfangs Fremden konstruktiv einzubringen, kann dies später auch eigen-verantwortlich in neue Abteilungen, neue berufliche Situationen, in Beziehungen mit neuen internen und externen Kunden und in Auslandseinsätze übertragen. Diese Er-fahrungen im AFS Auslandsjahr sind nicht nur für Berufslernende und spätere Fach-kräfte, sondern auch für Unternehmen und den Innovationsstandort Schweiz von unglaublich grossem Wert.

Reto Stern

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Innovative Lehrfirmen gesuchtAFS bietet ein umfangreiches Rahmen-paket für Lehrfirmen, welche das AFS Auslandsjahr für ihre Berufslernenden einführen möchten. Verschiedene Unter-nehmen aus diversen Branchen arbeiten seit Jahren mit AFS zusammen.

Weitere Informationen gibt es unter afs.ch/business oder bei Reto Stern, [email protected], 044 218 19 13.

Das AFS Auslandsjahr für Berufslernende Bildung findet heute kompetenzorientiert statt, nicht nur im Lehrplan 21. Grundsätzlich soll Bildung eine gezielte Vorbereitung sein auf das Erwachsenenleben: auf die Arbeit und das Zusammenleben als Gesellschaft. Um diesem Ziel gerecht zu werden, orientieren sich Lehr- und Bildungspläne in der Regel an der nächsthöheren Stufe, damit die dort erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben werden können. Am besten alles in einer Linie, alles unter Kontrolle und systematisch erfasst. Mit dem Credo des lebenslangen Lernens heisst dies vielleicht auch, dass sich keiner mehr so leicht dem didaktischen Bildungsorchester entziehen kann. Wo ist in diesem Zusammenhang das AFS Auslandsjahr einzuordnen, für welches meist empfohlen wird, die Jugendlichen gehen zu lassen, loszulassen, sich selbst zu überlassen – damit sie selbstständig werden, wachsen und reifen können? Ist solch ein «Unterbruch» in der Bildungskarriere überhaupt noch zeitgemäss und haltbar?

Kompetenzorientierung oder doch Odyssee?

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Erfolgsrechnung (Zusammenfassung) 2017 2018 Teilnehmende Sending 15-18 223 194 Sending 18+ 32 27 Hosting 15-18 155 170 410 391

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Wir bedanken uns von Herzen bei allen Alumni, Eltern, Mitgliedern, Gönnerinnen und Gön-nern, die auch im Jahr 2018 durch ihre Beiträge zahlreiche Stipendien, die Ausbildung unse-rer Freiwilligen und die Weiterentwicklung der AFS Programme ermöglicht haben. Dank gilt ebenfalls dem Bund, den Kantonen und Gemeinden, den Stiftungen und Firmen, die uns in diesem Jahr unterstützten. Ihre Hilfe ermöglicht uns, unsere Angebote auch in Zukunft in der gewohnten Qualität und Breite weiterzuführen.

BundBundesamt für Sozialversicherungen BSV,BereichKinderundJugendfragen(Gesetz-artikelnachKJFGArt.7,Abs.2)

Gemeinden und KantoneStadtgemeinde Brig-Glis, Einwohnerge-meinde Thun, Commune de Bagnes, Zen-tralverwaltung der Stadt Schaffhausen,Gemeinde Aesch, Gemeinde Bellikon, Stadtkasse Chur, Einwohngergemeinde Zofingen,KantonSchaffhausen,PolitischeGemeindeRüti

StiftungMercatorStiftungundeineweitere,anonymeStiftung

PartnerschaftenAFS kooperiert mit diversen Firmen und entwickelt auf Wunsch gerne Mobilitäts-Programmemit.WeitereInformationenaufAnfrage.

Unterstützung und SachleistungenGoogle

Private SpendenBis 50.– 193Bis 200.– 113Bis 800.– 51Über 800.– 4

Stipendiaten 2018Aus Datenschutzgründen können wir hier keineNamenmehrpublizieren.Wirhaben2018 insgesamt 4 Sending- und 4 Hos-ting-Stipendiatenunterstützendürfen.

Luc Estapé

Unsere Förderer 2018HerzlichenDankfürIhreUnterstützung!

Jede Spende ist willkommen!Als Privatperson, Firma oder andere Institution kön-nen Sie die Arbeit von AFS Interkulturelle Programme Schweiz mit einem beliebigen Geldbetrag unterstützen. Die ersten CHF 50.– werden dabei automatisch als Mit-gliederbeitrag verrechnet.

AFS Interkulturelle Programme Schweiz entscheidet gemäss Missionszweck und in Absprache mit dem Board, in welchen Bereichen die Spende am besten und effektivsten eingesetzt wird. In jedem Fall garantieren wir Ihnen einen gewissenhaften und gezielten Einsatz Ihrer Spende.

Herzlichen Dank!

Postkonto-Nr. 80-16409-1 IBAN CH44 0900 0000 8001 6409 1

Jetzt auch online spenden!Einfach und schnell per Mausklick auf unserer Homepage: www.afs.ch/spenden

Wir mussten einen kleinen Teilnehmer-rückgang hinnehmen, der vor allem Ame-rika und Grossbritannien betrifft. Für dieGründehierzuverweisenwir aufdende-tailliertenJahresbericht.

DieHosting-Plätzekonntenwir2018wie-der vorsichtig erhöhen. Die Gastfamilien-suche ist nach wie vor eine der grossen He-rausforderungenundauchAFSsuchtnachLösungen,wiedasattraktivandieFamiliengebracht werden kann.

Wiebudgetierthabenwirauch2018einenVerlustgemacht–dasistdasdritteMalinFolge. Auch wenn wir das so geplant hat-ten,istesnatürlichschwierig,«ständig»imVerlustbereichzusein.UmsomehrfreuenwirunsaufdasJahr2019,indemwirauch

finanzielldenTurnaroundschaffensollten:Optimismus ist angesichts der Anmelde-zahlenfürSommer2019angebracht.

Weitere Erläuterungen zur Erfolgsrech-nung und zur Bilanz können dem detail-lierten Jahresbericht entnommenwerden,dermitdenUnterlagenzurGA2019ver-schickt werden wird.

Luc Estapé

Auszug aus dem Finanzbericht

Das AFS Jahr 2018 stand unter dem Motto Stabilität und Wachstum – zwei auf den ersten Blick widersprüchliche Vorstandsziele.IndenletztenJahrenhattenwirunsereRe-servenbewusstabgebautmit InvestitioneninsMarketing undvor allem in unsereVo-lunteers;worausgeplanteVerlusteresultier-ten. Da wir aber zusätzlich sinkende Teilneh-merzahlen aufwiesen, stiegen die VerlusteaufhöhereWerte alsvorgesehen.Deshalbmusste derVorstand2018mit einerKurs-korrektur reagieren und setzte sich zum Ziel, schrittweisewiedereinausgeglichenesBud-get zu erreichen. Die gesunkenen Teilneh-merzahlenzogenauchPersonalreduktionennach sich; dennoch musste das Ziel sein, vor allem im Kerngeschäft SchulprogrammSending wieder zu wachsen, um höhere Ein-künftezugenerieren.DiegetroffenenMass-nahmen konnten aber erwartungsgemäss

2018nochnichtvollgreifen;dochimmerhinliegen wir beim Abschluss leicht unter dem budgetierten Verlust und der Teilnehmer-schwund konnte umgekehrt werden – was sichallerdingserst2019auswirkt.

Wir wollten auch nicht allzu rigoros sparen, weilwir unsere Strategieweiterverfolgen,die Volunteers zu stärken, indem wir ihnen verantwortungsvolleAufgabenübertragenund sie entsprechend schulen.

Freiwilligenbasis,mitmotiviertenMitarbei-tendenimStaff,miteingespieltenAbläufen,einer seit Jahren guten Qualität unsererDienstleistungen,das istunswichtig,unddasindwiraufdemrichtigenWeg.Wachs-tum der Einnahmen durch Programme mit guter Marge, verbessertes Fundraising und wieder ansteigende Teilnehmerzahlen sol-len die Stabilität und die Gesundheit von AFS Schweiz gewährleisten. Somit sind Stabilität und Wachstum kein Widerspruch, sondern bedingen einander.

Kurzer Jahresbericht der Präsidentin

Total Programmumsatz 3’772’109 3’597’367 Bruttomarge 1’411’716 37.4 % 1’520’064 42.3 %Fundraising 175’698 190’309 Mitarbeitende -1’596’642 -1’432’979 Nicht-programmbezogene Kosten -497’658 -526’656 EBITDA -506’886 -249’262 A.o. & nicht-Betriebs-Ertrag 18’148 -63’261 Nettogewinn -488’738 -312’523

Total Volunteer Aufwand -130’179 -3.5 % -99’678 -2.8 %Total Marketing Aufwand -189’000 -5.0 % -102’348 -2.8 %

Einige ausgesuchte Highlights: Volunteer Support: Neue Arbeitsunterla-gen für Chapterarbeit sind erstellt: TippsundTricksfürChairsundChapterarbeit Sehr gutes, selbsterklärendes Einführungs-video für PCPs, realisiert von Volunteers Ausbau der Social Media Kanäle (Snap-chat, Instagram, Whatsapp etc.) in ver-schiedenen Bereichen und Erneuerung des Inhaltskonzepts Finanzierung einer 3-jährigen Marketing Kampagne zum Thema ’Auslandsjahr fürBerufslernende’ durch die Stiftung Mer-cator Das Herzstück der ’Open your Mind’ Kam-pagne, ein kreatives, humorvolles Kurzvi-deo, erreichtemittels SocialMedia 40’000Menschen, mit minimalem Budget. AFS Galatti AwardanLisaMarti

Suzanne Weigelt

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Das AFS Netzwerk Vorstand

Impressum COM Team & Editors • Silja Rast, Ruben Bünder

Übersetzung • Marylène Tissot, Laure-Anne de Salis, Klara Froehly, Sophie Bruderer, Suzanne Weigelt

Layout•KplusH,AgenturfürKommunikation&Design,Amden

Fotos • AFS Intercultural Programs Switzer land, South Pole, Renat Heuberger, LisaMarti,voCHabular,DavidNguyen,CélineKhalfi,EllaSchubiger

Druck•SpältiDruckAG,Glarus,Auflage:9’000

©2019AFSInterculturalProgramsSwitzerlandKernstrasse57,8004Zürich,0442181919,[email protected]

SiemöchtenunseinFeedbackzumACROSS2019gebenoderhabeneineFrage?WirfreuenunsübereineKontaktaufnahmeü[email protected].

FallssichIhreAdressegeänderthat,[email protected].

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AFS Events

Intermundo / EFIL AFS Schweiz ist Gründungs-mitglied von Intermundo, dem Schweizer Dachverband der nicht gewinnorientierten Jugendaustauschorganisationen. AFS ist überdies Mitglied von EFIL, der Dachorganisation der AFS Partnerländer in Europa.

Der Verein AFS Interkulturelle Programme Schweiz ist Teil von AFS Intercultural Programs, der weltweit grössten und ältesten Schüleraustauschorganisation mit über 80 Part ner-organisationen. Die Schulprogramme von AFS Schweiz stehen allen Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren aus der Ober-stufe, dem Gymnasium und der Lehre offen. Teil nehmenden ab 18 Jahren stehen Firmen-, Bildungs- und Freiwilligen-

programme zur Auswahl. Die Organi sation ist nicht gewinnorientiert sowie politisch und konfessio-

nell neutral.

Der VorstandDer Vorstand von AFS Schweiz bestimmt mit der Geschäfts-führung die strategische Ausrichtung des Vereins. Alle Vorstandsmitglieder arbeiten ehrenamtlich.

Die FreiwilligenAFS wird weltweit von mehr als 45’000 Freiwilligen unterstützt, davon sind über 1’100 in der Schweiz tätig. Sie sind schweizweit in 26 lokalen Chaptern organisiert. Das Freiwilligenspektrum umfasst mehr als 30 Tätigkeits-gebiete und bietet Raum und Möglichkeiten für sozialen und interkulturellen Kompetenzgewinn. Mit der Unterstützung der Geschäftsstelle ermöglichen sie einen reibungslosen und qualitativ hochstehenden Austausch für alle Beteiligten. Ein unbezahlbarer Einsatz!

Die AFS GeschäftsstelleDie Zürcher Geschäftsstelle verantwortet das operative und administrative Geschäft und um-fasst 18 Festangestellte, die sich 13 Vollzeitstellen teilen, sowie mehrere Praktikantenstellen. Die Geschäftsstelle organisiert alles rund um den Aus-tausch von der und in die Schweiz und steht für Notfälle 24 Stunden pro Tag zur Verfügung.

NRS Treuhand AG – Die Expertenin finanziellen Fragen• Finanzbuchhaltung• Lohnbuchhaltung und -administration• Steuern und Recht• Nachfolgeplanungen• Umstrukturierungen

Gerne beraten wir Sie – wir freuen uns von Ihnen zu hören.

NRS Treuhand AG, Badenerstrasse 141, 8004 Zürich / www.nrs-treuhand.chIhre Kontaktperson: Reto Straumann, Tel. 044 533 69 00, [email protected]

Suzanne Weigelt Chair/ehemaligeLehrerin,mehrfacheGastmutter

Lisa Drössler Vice Chair / Project Manager Business Development, Gebro Pharma. / ehem. AFS Austauschschülerin in den USA

Luc Estapé GeschäftsführerAFSSchweiz,mehrfacherGastvater / Sending Vater

Idris Abdelkhalek Rechtsanwalt/titulairedubrevetd’avocatundseitFeb2019AssistentinGesell-schaftsrechtanderUniDistance/FernUniSchweiz / ehem. AFS Austauschschüler in den USA

Shadrack Ashong Managing Partner bei Schaerer und Partner

Carla Kaufmann Entrepreneur in verschiedenen Bereichen (companymarket ag, GetDiversity GmbH) /ehem.AFSAustauschschülerininJapan

Antonia König HeadIWMCommunications,CreditSuisse / ehem. AFS Austauschschülerin in den USA

Nicole von Reitzenstein ProgramManagerEconomicCooperationand Development, SECO

06.04.2019 General Assembly AFS Interkulturelle Programme Schweiz

11.-12.05.2019 Volunteer Training Lagerleiter Vaumarcus

18.05.2019 Journée AFS Suisse romande

15.06.2019 Meet & Eat FCP

22.06.2019 AFS Urban Golf Turnier (Ausweichdatum: 29.06.)

07. bis 08.2019 Umbau AFS Büro Kernstrasse

30.08.2019 Alumni Apéro

21.09.2019 PCP/FCP Training, Zürich und Romandie

15.-17.11.2019 Volunteer Training Vaumarcus

13.12.2019 Xmas Apéro

04.04.2020 General Assembly AFS Interkulturelle Programme Schweiz

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David Nguyen, Fribourgeois, 25, ist Künstler, Filmemacher und Storyteller aus Leidenschaft. Neben der Arbeit für Filmstudios oder dem Studium in Genf verfolgt er jeweils in der Freizeit Film-projekte, die ihm besonders am Herzen liegen. Dazu gehören glücklicherweise auch Projekte für AFS: Im Herbst 2018 wurde das Video ’Open your Mind’ lanciert und sorgte schweizweit und international für Aufmerksamkeit. Der Regisseur mit einem Faible für surrealistische, poetische und doch romanti-sche Filme lässt uns hinter die Kulissen blicken, indem er uns mehr über sich preisgibt und erklärt, wie das Video entstand. Doch beginnen wir am Anfang: Bühne frei für David Nguyen.

Wer inspiriert dich, welche Filme begeis-tern dich?Ich liebe Charlie Chaplin, grosse Filmema-cherwieMartinScorsese,SpikeJonzeoderdieälterenFilmevonQuentinTarantino.Ammeisten mag ich Filme, die dich mitreissen, diedichkomplettinihrenBannziehen.Po-etische, magische, surreale Stimmungen.«Amélie» ist einer der tollsten Filme. Ro-mantisch, epischund trotzdemsoeinfach.Wunderbar.DuhastdasGefühl,dubist ineiner anderen Welt. Das mag ich.

Welche Erfahrungen haben dich und dein Schaffen geprägt?Ganz eindeutig Hongkong. Ich habe dortvierMonate lang einPraktikumabsolviert,in einem Filmstudio. Es war eine tolle Zeit, sehr anstrengend, inspirierend. Die Stadt ist crazy,Shopssind24/7geöffnet,allesgehtso schnell.Du triffst jemanden in derBar,am nächsten Tag ist er schon dein Freund. Während dieser Zeit arbeitete ich fürver-schiedene Projekte gleichzeitig.Die Erfah-rung hat mich aus dem gemütlichen Trotteines Schweizer Studentenlebens heraus-geholt und mir gezeigt, dass man wirklich hart arbeiten muss, um weiterzukommen. Soarbeiteichheutehärter,bingleichzeitiggeduldiger mit mir und anderen und habe wahnsinnigvieleKontakteknüpfenkönnen.

Was schätzt du an AFS, wieso arbeitest du für uns? Viele meiner Freunde waren selbst mit AFS weg oder haben sich bei AFS als Freiwillige engagiert. Und auch ich kann mich bestens mit AFS identifizieren, da ich gern Neuesentdecke oder die Welt erkunde. Reisen hatfürmichauchvielmitträumenzutun,träumen von anderen Welten. Zudem arbei-teichlieberfürkleinereOrganisationenwieAFS,fürNPOs.ManmussnichtsostarkeinProduktverkaufenundhatmehrFreiheitbeider Umsetzung.

Du bist ein begnadeter Storyteller, ein Künstler und Regisseur. Wie kam dir die tolle Idee, ’open your mind’ für AFS wört-lich umzusetzen? [Anm. d.Redaktion:David, unser kreativerKopf,hattenichtnurdiesetolle Idee,son-dern noch viele weitere] Ich wusste nur, dasseseinesehreinfacheIdeeseinmusste.Einerseits, weil es eine extrem grosse Ziel-gruppe–ErwachseneundJugendliche–istund weil die ganze Schweiz angesprochen werden musste. Ich habe sehr viel darü-ber nachgedacht, und plötzlich – nicht wie man denken könnte beim Anblick eines Fla-schenöffners – kammir beim SchwimmenderGedanke.ÖffnedeinenGeist,öffnedei-nen Horizont. So simpel.

Was bedeutet ’open your mind’ für dich? Wann bezeichnest du jemanden als eine ’open minded person’?Open your Mind ist für mich etwas, dasnicht mit dem Reisen oder dem Entdecken der Welt zusammenhängt, sondern viel-mehreineinnereEinstellung:Offenzublei-ben, neugierig zu sein, in jedem Moment, an

jedemOrt und in jeder Situation.DieGe-schichte ’Der Alchimist’ von Paulo Coelho ist fürmichdasbesteBeispieldafür–derSchatzliegtdirektvordeinerNase.

Wann ist ein Projekt für dich erfolgreich? War ’Open your Mind’ für dich ein erfolg-reicher Film?Ein Projekt ist für mich erfolgreich, wennmeine Message ankommt und ich ein Lä-chelnaufdieGesichterderZuschauerzau-bern konnte. Ich denke, beides ist mir mit ’Open your Mind’ gelungen.

Was sind deine nächsten Projekte?Als allererstesnatürlich einneuerKurzfilmfürAFS, fürdasHosting. ImFrühling folgteinKurzaufenthaltinItalien,denichfilmischverarbeiten will, und im Sommer ein Kurz-filmübereinenClown,dersich inderGe-sellschaftnichtgutzurechtfindet.

DerKopfhinter’Open your Mind’

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Wo treffen wir dich in 10 Jahren?HoffentlichimKino!Ichwäregerneingros-serRegisseur,willErfolghabenmitmeinenKurzfilmen, und vielleicht bereits meinenerstenlängerenKinofilmgedrehthaben.Ichkann mir aber auch eine eher kommerziel-le Karriere vorstellen. Dann würde ich mir hoffentlicheinensogutenNamengemachthaben,dassichalsFreelancervieleAufträgeerhalte oder bei einer Werbe- oder Künst-leragentur arbeite. Vielleicht wäre ich auch inAfrikaoderdenUSAunterwegs,daswür-de mich auch reizen, denn nachdem ich eine asiatische Kultur mit einem Praktikum inHongkong bereits etwas näher kennen ge-lernthabe,reizenmichneueDestinationen.

Danke David. Für den unglaublichen Film, die geniale Zusammenarbeit und deine Antworten.

Silja Rast

Die geniale Low-Budget-Kampagne 2018: Open your Mind.Herzstück der Kampagne war das Video von David Nguyen, der den Slogan ’Open your Mind’ für AFS auf kreative Art um-gesetzt hat. Die Kampagne wurde via Social Media lanciert und gepusht. Mit minimalem Budget haben wir über 40’000 Menschen erreicht und über 6000 Interaktionen generiert.

FürAufmerksamkeithabenwirauchinnerhalbvonAFSgesorgt,viaWorkplaceundSocialMediahabenwirvielepostiveFeed-backserhalten.AFSNetherlands,AFSBelgiumundweitereAFSBüroshabendasVideoadaptiertundebenfallsverwendet.

Die IdeeDasVideosetzt’Openyourmind’wörtlichum.Naomie,dieHauptdarstellerin, hat einen Geistesblitz. Zu Beginn ist dem Zuschauernichtganzklar,aufwassiehinarbeitet,sieforscht,handwerkelt, berechnet. Schliesslich wird klar: Sie hat das Instrumentgefunden,denTrickraus,wieesmöglichwirddenGeistzuöffnen–’toopenyourmind’.EsisteinWerkzeug,daseinbisschenaussiehtwieeinüberdimensionalerFlaschenöffner,den sie gleich selbst an sich ausprobiert. Wer das Video noch nichtkennt,findetesaufafs.ch/openyourmind

Die Schauspielerinnen und SchauspielerNaomieMargot,AlexandrinaKadaleva,CyrilleFragnière,PedroPires,AybükeKara,ChloéGrenier,Diana-AliceRamsauer,AurélienLalou,MélanieCarrel,StéphanieDauth

Das SetFribourg,dieHeimatvonDavid.HierwareseinfachfürdenRegisseur,eineWerkstatt,RäumeundweitereDrehlocationszufinden,daerhiergutvernetztist.

Die FestivalsDasVideowird2019inleichtabgeänderterFormauchanverschiedenenFilmfestivalszusehensein:-43.SchweizerJugendfilmtage,Zürich(15.März2019,20Uhr)-33.FestivalInternationaldeFilmsdeFribourg(19.März2019)-23.Cine-ManiacsFilmfest,Türkheim,Deutschland-7.SpeechlessFilmFestival,Mankato,USA- 2ndIndieCyprusShortFilmFestival,Nicosia,Zypern