alevi magazin 2014
DESCRIPTION
Ihr haltet gerade in den Händen die Zeitschrift unseres Jugendprojektes „Zukunftswerkstatt Alevitentum“. Mit dieser Jugendzeitschrift wollen wir Euch „die Alevitische Akademie“, das Jugendprojekt, die Jugendlichen die in diesem Projekt mitmachen und die bisher geleistete Arbeit vorstellen. Eure Meinungen und Anregungen sind erwünscht.TRANSCRIPT
Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
A.L.E.V.I.Er
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ahr
2014
Ein Magazin über die Zukunftswerkstatt AlevitentumEntstehung, Leitgedanken und Ziele
Themen und Meinungen rund um das Alevitentum
Aufklärung. Liebe. Einheit. Vielfalt. Identität.
Impressum
Herausgeber: Alevitische Akademie,Erschienen im Rahmen des Projekts „Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie“
Anschrift des Herausgebers:Alevitische Akademie Mannheimerstr. 105a 68535 Edingen – NeckarhausenTelefon: 0621 / 397 727 14Fax: 0621 / 397 726 87Internet: www.aleviakademisi.orgE-Mail: [email protected]: 4.000Vertrieb: EigenvertriebErscheinungsjahr 2014
Projektleitung: Mehmet Ali ÖztoprakRedaktion: Mehmet Ali Öztoprak, Beyhan KepenekGastautoren dieser Ausgabe: Ezgi Fidano¤lu, Tuna Sürücü, Mutlu Aval›r, Burcak Tuncel, Ali Zülfikar Ay, Aynur Küçük, Cem Kara, Gözde Özdo¤an, Alev Seda Özdemir, Eren Ali Kök, Yusuf Usul, Mahir fiahin, Zübeyde ‹nce, Alev Sar›alt›n, Pinar Bozkurt, Sunay Eryi¤it, Suzan Eryi¤itFotos: privat, Gülcan Ayval›k S. 36, 85, 86, 88Gestaltung: Gülcan Ayval›k
Alle Rechte vorbehalten. Die von uns gesetzten, gestalteten und veröffentlichten Texte, Illustrationen und grafischen Darstellungen dürfen nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Vereins reproduziert oder nachgedruckt werden. Trotz sorgfältiger Bearbeitung kann der Verein für etwaige redaktionelle oder technische Fehler sowie die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben keine Haftung übernehmen. Stand: März 2014
Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
A.L.E.V.I.Aufklärung. Liebe. Einheit. Vielfalt. Identität.
� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Alevitische AkademieVorstellung und Begrüßung
Zukunftswerkstatt Entstehung, Leitgedanken und Ziele
Vorstellung der Teams1. Wer sind wir?2. Was machen wir?3. Was wollen wir erreichen?
Team PresseTeam AlevitentumTeam GeistlicheTeam Cem EviTeam ProjektakquiseTeam InternetTeam Organisation
Präsentation der Alevitischen Akademie
Fördermitglied werden
Impressum
Einführung in das Thema AlevitentumCem Zeremonien Unterschiede und Gemeinsamkeiten K›rklar Cemi Irflat Cemi (Gençlik Cemi)Müsahiplik Cemi
Die 12 Imame und ihre Bedeutung
Aleviten in Syrien Gastbeitrag von Ali Zülfikar Ay
Die GeistlichenWer sind die Geistlichen und wel-che Stellung haben sie im Aleviten-tum?
5 Fragen 5 Antworten
Aufklärung
Unsere Liebe zum GlaubenEine Einführung
VereinsarbeitVorstellung, Intention und Ziele der Fördermitglieder der alevitischen Akademie und der Vorsitzenden Bochum AKM
Sundern AKM
Was, Wie, Wo?Erfahrungsberichte der Jugendlichen zu den Wochenendseminaren
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INHALTLiebeVorspann
Nachspann
Vorspann [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie �
fiah Ismail Hatayi und seine Bedeutung für das AlevitentumSein Leben und die Staatsgründung
Frauen im AlevitentumRolle und Funktion einer „Ana“ im Alevitentum
Wir zeigen EinheitAlevitische Seelsorge
Vielfalt
Aleviten in AnatolienSitten, Bräuche, Kultur
Aleviten auf der ganzen Welt Weltkarte und Infos über die ausgewählten Länder
Vielfalt im Glauben und kulturelle VielfältigkeitBektaschi, arabische Aleviten, Ehli Hak und die kulturelle Vielfältigkeit
RezepteAflureBabuko (Tunceli/Dersim)Mad›mak (Sivas)
ARU - Identitätsbildung von klein auf
Identitätsbildung von alevi-tischen JugendlichenGastbeitrag über die Zusammenarbeit mit alevitischen Jugendlichen
Identitätsbildung von jungen Erwachsenen
Unsere Kinder sind unsere Zukunft
Lieder für Kinder Selbstfindung im Glauben durch alevitische Projekte Zusammentreff von Gleichgesinnten
Lesenswert - Zwei Buchrezensionen
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Einheit Vielfalt Identität
� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Es ist beachtlich, dass Aleviten andere Glaubensgemeischaften als gleichwertig betrachten und sie entsprechend achten. Doch oftmals wird ein Begriff verwendet, welcher das Mass dieser Achtung unbewusst reduziert. Der Begriff heißt „Hoflgörü“– was so viel bedeutet wie Toleranz.
Aber tolerieren wir andere Glauben, wenn wir beim Besuch einer Kirche uns gleich wie ein uns vorausgehender Christ verhalten, indem wir eine Kerze anzünden, in Ehrfurcht den sakralen Raum betreten, mit ihnen singen und uns am Amen beteiligen? Nicht anders verhalten wir uns, wenn wir eine Synagoge oder einen anderen für eine Religionsgemeinschaft heiligen Raum betreten oder betreten würden. Nein, das ist mehr als Toleranz. Wir respektieren diese Glauben und ihre Gemeinschaften. Auch die Tatsache, dass wir keine Missionierung kennen, ist Ausdruck dieser Wertschätzung. Wie sieht es aber mit unserem Respekt innerhalb unserer Gemeinde aus? Es wird immer schwieriger den traditionellen alevitischen Weg zu beschreiten, ohne Vorwürfen und
Missachtungen aus den eigenen Reihen ausgesetzt zu sein. Hier gilt die Aufforderung, zunächst seinen eigenen Glauben zu kennen, um sich dann auch eine Meinung bilden zu können.
Wir haben einen über Jahrhunderte überlieferten Glauben. Wie entstand dieser Glaube und wie wurde er an die Generationen weitergegeben? Viele verschiedene Meinungen führen heute zu einem Zerrbild des Alevitentums. Umso schwieriger wird es, sich dessen bewusst zu sein, wofür eigentlich unser Glaube steht.
Die Alevitische Akademie hat es sich zur Aufgabe gemacht, gerade hier anzusetzen: Alevitische Quellen sollen es vereinfachen, auf Fragen richtige Antworten zu finden. Denn die Quelle birgt die Wahrheit in sich. Auch die Überlieferung der traditionellen alevitischen Lehre soll es ermöglichen, dass jedes Individuum durch Kenntnis der Lehre sich entwickeln und seinen Weg finden kann. Lehrveranstaltungen insbesondere für Jugendliche stehen daher ganz oben auf unserer Tagesordnung.Viele besuchen wir heutige CemGot
tesdienste. Die Gebete und Dienste finden in türkischer Sprache statt, wobei auch Fremdwörter aus dem arabischen oder persischen verwendet werden. Allein dem türkischen zu folgen, bereitet uns schon Schwierigkeiten. Aber rühmen wir uns nicht, dass wir gerade in der Sprache beten, die wir auch verstehen. Folglich müssen wir auch die Wege finden, damit alle verstehen, was im Cem gesprochen wird. Die innere Bedeutung der Gebete und der Sinn der einzelnen Dienste sind daher nur einige der Themen unserer Seminare.
Einst sprudelte Wissen und Weisheit aus dieser Gesellschaft heraus. Denker, Dichter und Geistliche hinterliessen uns Werke, die wir heute noch zur Grundlage unseres Glaubens nehmen. Wer findet heute die richtigen Antworten für die Zeit und welche Lieder werden heute für die nächsten Jahrhunderte komponiert. Welche Verse heutiger Dichter beeindrucken uns? Fragen, auf welche die Alevitische Akademie Antworten sucht. Wir stellen fest, dass der Materialismus des 20. Jahrhunderts uns sehr beeinflusst hat. So sehr, dass unser
Alevitische Akademie
RespektstattToleranz
Vorspann [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie �
Idealismus schwindet. Hier setzt die Alevitische Akademie an. Projekte und Veranstaltungen sollen dazu anregen, dass Menschen den Mut finden, in die Fussstapfen der Menschen zu treten, die unsere Ideale bilden.
Zu unseren Idealen gehörten einst auch stets unsere Geistlichen. Mit der Migration hat sich unsere Geistlichkeit auch dem Erwerbsleben gewidmet und dabei sein Ehrenamt vernachlässigt. Ungeachtet der Frage, ob die Geistlichkeit noch als Ehrenamt fortgeführt werden kann, bedarf es einer soliden Aus und Fortbildungsmöglichkeit für heranwachsende Geistliche. Einerseits brauchen wir eine Geistlichkeit, die auf alle Fragen um die Glaubenslehre eine Antwort bietet. Andererseits ist es auch von besonderer Bedeutung, dass der Glaube gerade von den Geistlichen gelebt wird und die Geistlichen eine Vorbildfunktion ausüben. Theorie und Praxis sind daher parallel zu berücksichtigen und der Geistliche auf ein entsprechendes Leben vorzubereiten. Zu diesem Zweck wurde unter dem Dach der Alevitischen Akademie eine Arbeitsgemeinschaft für Nachwuchsgeistliche gebildet.
Inzwischen leben wir seit über fünf Jahrzehnten in Europa. Doch nur ein geringer Anteil der Menschen in Europa kennt das Alevitentum. Immer wieder werden wir gefragt, wer wir sind und was das Alevitentum ausmacht. Wir haben es nicht geschafft, uns der Mehrheitsgesellschaft vorzustellen. In der Abgeschiedenheit, in Rand und Gewerbegebieten versammeln wir uns. Das Cemhaus ist eine Einrichtung, die ihren Platz im Stadtzentrum finden muss. Denn hier versammelt sich eine Gemeinde, die keine Ungleichheiten kennt. Hier kommen verschiedene Menschen zusammen und werden gleich behandelt. Hier finden Menschen Frieden und Freunde. Umso mehr ist daher die Alevitische Akademie bemüht, die Alevitische Gemeinde der Öffentlichkeit vorzustellen, indem sie Veranstaltungen für Nichtaleviten vor Ort organisiert oder unterstützt.
Anzumerken ist noch die Situation der alevitischen Lehre an den Universitäten. Auch hier ist die Alevitische Akademie bemüht, einen eigenen Lehrstuhl für die alevitische Theologie zu erreichen. In Österreich sind die Errungenschaften auf diesem Gebiet
beachtlich. Der Masterstudiengang an der Uni Innsbruck findet bereits seit 2012 statt. Die Alevitische Akademie ist in diesen Prozess eingebunden und unterstützt den dortigen Vorgang mit allen Mitteln. Die Theologischen Lehrveranstaltungen werden von Alevitischen Akademikern vorgetragen, welche in Absprache mit der Akademie organisiert wurden. Die Zeichen stehen gut und die Bestrebungen der österreichischen ALEVI Gemeinde machen uns zuversichtlich, dass der erste alevitische Lehrstuhl Europas an einer Universität in Österreich eingerichtet wird.
Vielleicht möchtest du auch etwas für deinen Glauben tun und weisst nicht, wo du anfangen kannst. Die Alevitische Akademie sucht kluge Köpfe und gläubige Herzen für ihre umfangreichen Arbeiten. Wir freuen uns über jeden Beitrag und alle Anregungen.
Sedat Korkmaz Akademievorstand
10 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Ihr haltet gerade in den Händen die Zeitschrift unseres Jugendprojektes „Zukunftswerkstatt Alevitentum“. Mit dieser Jugendzeitschrift wollen wir Euch „die Alevitische Akademie“, das Jugendprojekt, die Jugendlichen die in diesem Projekt mitmachen und die bisher geleistete Arbeit vorstellen. Eure Meinungen und Anregungen sind erwünscht.
Entstanden ist die Zukunftswerkstatt aus der alltäglichen Praxis heraus. Jugendliche, die sich für das traditionelle Alevitentum interessieren, sollten eine Plattform haben, um gemeinsam für das Alevitentum Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Im Rahmen der Alevitischen Akademie haben wir uns überlegt, wie wir talentierte Jugendliche (angehende Abiturienten, Studenten, Akademiker), die wir oft auf verschiedenen Veranstaltungen trafen und die oft den Wunsch äußerten, sich für ihren Glauben engagieren zu wollen, für uns gewinnen können. So entwickelte ich als Generalsekretär der Akademie ein Konzept. Nachdem es vom
Vorstand der Alevitischen Akademie abgesegnet wurde, begann ich mit der Arbeit. Dezember 2012 wurde die Zukunftswerkstatt gegründet.
Was ist die Zukunftswerkstatt?
Die Zukunftswerkstatt ist eine Plattform für alevitische Jugendliche, die sich für ihren Glauben – das Alevitentum – engagieren wollen. Jeder der die Liebe zu Hz. Ali in sich trägt kann mitmachen, Ideen entwickeln und umsetzen. Ihr müsst weder Mitglied in einem Verein sein, noch müsst ihr euch im Alevitentum bestens auskennen. Bei uns könnt ihr alles erlernen. Wir erwarten, Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Engagement und die Bereitschaft sich für das traditionelle Alevitentum zu engagieren.Die Zukunftswerkstatt besteht aus Teams und Teamleitern. In der Grafik, könnt ihr den aktuellen Aufbau der Zukunftswerkstatt sehen. Die jeweiligen Teamleiter der 7 Teams
koordinieren und leiten das jeweilige Team. Sie sind für die Umsetzung und Entwicklung von Ideen verantwortlich sowie für die Aufgabenverteilung an die Teammitglieder. Die Teams werden zusätzlich von professionellen Coaches begleitet, damit wollen wir die Qualität der anvisierten Ziele gewährleisten. Jedes Team erfüllt innerhalb der Zukunftswerkstatt eine andere Aufgabe. Sicher kann sich etwas am Aufbau und der Struktur der Zukunftswerkstatt ändern. Die Teamleiter treffen sich regelmäßig um die Projektarbeit zu optimieren. Sie sprechen sich ab, um Defizite so schnell wie möglich auszuräumen.
Was hat die Zukunftswerkstatt bis jetzt umgesetzt? Welche Ziele wurden für das Alevitentum erreicht?
Es galt zunächst eine Struktur ins Projekt zu integrieren. So verbrachten wir unser erstes Treffen damit eine funktionierende Infrastruktur zu schaffen, ebenfalls wurde beim ersten Treffen
ZUKUNFTSWERKSTATTAlevitentumLiebe Jugendliche, liebe Leser,
Entstehung, Leitgedanken und Ziele
Vorspann [email protected]
>>>
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 11
diskutiert, welche Aufgaben die jeweiligen Teams zu erfüllen haben. Die Zeitschrift, die du gerade in der Hand hältst, ist ein Ergebnis der Zukunftswerkstatt und wurde vom Team Presse & Öffentlichkeitsarbeit entwickelt. Das Team Alevitentum organisierte mehrere Wochenendseminare zum Thema „Grundlagen der alevitischen Glaubenslehre“, weil sie erkannte, dass die Jugendlichen oft große Wissenslücken im Bereich Alevitentum aufwiesen. Durch das Team Nachwuchsgeistliche kamen ca. 100 Jugendliche aus geistlichen Familien zusammen, die als Geistliche für die Zukunft ausgebildet werden wollten. Im Rahmen des Jugendprojekts ist eine Istanbulreise geplant. Dort wollen die Jugendlichen wichtige alevitische Glaubensstätte wie fiah Kulu oder Karacaahmet besichtigen bzw. sich untereinander besser kennen lernen. Es ist also eine ganze Menge, leider kann ich hier nicht alles aufzählen , was dieses Projekt bisher an Mehrwert für unseren Glauben geleistet hat.
Was will die Zukunfstwerk
statt in Zukunft erreichen?
Langfristig ist es erstrebenswert, wichtige Positionen in den Projekten, mit kompetenten Jugendlichen zu besetzen, die nachhaltig gute Arbeit leisten und Vorhaben erfolgreich abschließen. Das Projekt soll ein Mehrwert für die Aleviten und für das Alevitentum hervorbringen. Die Alevitische Akademie wird das Projekt auch in Zukunft in vollem Umfang fördern. Die Zukunftswerkstatt profitiert aus den bestehenden Strukturen der Alevitischen Akademie. Doch für die Zukunft wollen wir eine Eigenständige, noch besser funktionierende und ergebnisorientierte Zukunftswerkstatt schaffen. Zusammenfassend hängt der Erfolg des Projektes vom individuellen Einsatz eines einzelnen Jugendlichen ab. Gemeinsam mit den Teamleitern werden wir uns überlegen, wie die Zukunftswerkstatt in Zukunft aussehen soll. Welche Änderungen sich ergeben werden, steht noch offen.
Die Fortführung des Projektes hängt vom Willen der Jugendlichen ab. Vorrangig werden die herausgearbeiteten Ziele der einzelnen Teams Priorität haben. Wenn diese erreicht sind, werden sich die Verantwortlichen zusammenfinden und sich über die Zukunft des Projektes austauschen.
Bist du an einer Fortführung der „Zukunftswerkstatt Alevitentum“ interessiert? Falls wir deine Neugier geweckt haben und du ebenfalls mitmachen möchtest, kannst du dich gerne per EMail mit einer kurzen Vorstellung an die Alevitische Akademie wenden.
Mehmet Ali Öztoprak Projektleitung Zukunftswerkstatt, Generalsekretär Alevitische Akademie
12 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Wir, das Team „Presse“, sind eine Grup
pe aus 10 ehrgeizigen und jungen Mit
gliedern, die aus verschiedenen Teilen
Deutschlands kommen. Unser Team stellt
eine Stütze für die Planung, Gestaltung
und Umsetzung der Presse und Öffent
lichkeitsarbeit der Zukunftswerkstatt dar.
Ziel ist es die Zukunftswerkstatt unter
dem Dach der Alevitischen Akademie
nach innen zu stärken und nach außen hin
souverän und umfassend darzustellen.
Unsere Aufgaben sind u.a. die Beantwor
tung von Pressefragen, Veröffentlichung
von Presseartikeln und Vermittlung von
Pressekontakten. Wir dokumentieren
und veröffentlichen alle wichtigen Er
eignisse und Veranstaltungen der Zu
kunftswerkstatt, um die Zilegruppen zu
erreichen und diese über unsere Orga
nisation zu informieren. Eine der wich
tigsten Aufgaben unseres Teams ist die
Übernahme der redaktionellen Arbeit an
der Jugendzeitschrift A.L.E.V.I., die eine
enge Zusammenarbeit von allen Gruppen
aus der Zukunftswerkstatt erfordert. Wir
nehmen auch gerne Vorschläge und An
regungen an, die zu einer Verbesserung
der Jugendzeitschrift führen können.
Wir sind eine interne Hilfe für Fragen
rund ums Lektorat. Das heißt, wir über
prüfen und bearbeiten die Artikel und
Texte der anderen Partnerteams oder der
Gastautoren / Innen.
Wenn ihr neugierig geworden seid, könnt
ihr uns gerne kontaktieren. Wir sind of
fen für alle Fragen und beantworten sie
so schnell wie möglich.
Team PresseKontakt: [email protected]
Team Presse
ZUKUNFTSWERKSTATT
Vorstellung der Teams1. Wer sind wir? 2. Was machen wir? 3. Welche Ziele wollen wir erreichen?
Beyhan Kepenek, Mehmet Ali Öztoprak
Vorspann [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 13
Das Team Alevitentum besteht aus 32 Mitgliedern, von denen
drei die Teamleiterfunktion übernehmen. Die Mitglieder kom
men überwiegend aus Deutschland, wobei auch Mitglieder aus
Österreich in diesem Team mitmachen. Hauptaufgabe dieses
Teams ist es, Informationen über das Alevitentum zu sammeln,
und diese in Form von Projekten an Interessierte weiterzugeben
und zu vermitteln.
Das Team Alevitentum ist nahezu mit allen Gruppen vernetzt.
Ob es nun das Team Nachwuchsgeistliche ist, um bestimmte
Informationen zu bekommen oder weiterzugeben, oder auch
Team Projektakquise, um die vom Team Alevitentum vorge
stellten Projekte in die Tat umzusetzen. Deshalb nimmt Team
Alevitentum auf gewisse Art und Weise eine besondere Rolle
in der Zukunftswerkstatt ein. Das bedeutet auch, dass diese
Gruppe eine Menge Aufgaben zu bewältigen hat. Ein Grund für
die hohe Mitgliederzahl und die drei Arbeitsgruppen in dieser
Gruppe.
Das Team Alevitentum besteht aus folgenden Arbeitsgruppen:
Arbeitsgruppe 1: Pädagogische Konzepte -Methoden für Kinder und Jugendliche
Diese Gruppe beschäftigt sich zur Zeit mit Projekten für Jugend
liche und Kinder. Zu den Projekten gehört die Entwicklung von
Spielen über das Alevitentum für Kinder und Jugendliche. Zu
dem ist ein Kinderbuch mit Geschichten und Liedern in Arbeit.
Auch ein Hörbuch über das Alevitentum ist in Planung.
Arbeitsgruppe 2: Seminare über das Alevitentum
Diese Gruppe beschäftigt sich mit der Planung und Gestaltung
der Seminare, die zurzeit überall in Deutschland stattfinden.
Dabei spielt die abschließende Auswertung eine sehr wichtige
Rolle, um bei negativen Rückmeldungen Verbesserungen ein
zuleiten.
Arbeitsgruppe 3: „Gençlik Cemi“ – Cem für Jugendliche und Buchprojekt über die alevitische Glaubenslehre
Die Arbeitsgruppe 3 will die Inhalte der CemZeremonien mit
deutschen Übersetzungen und Erläuterungen den Jugendlichen
näherbringen, da viele Jugendliche die türkische Sprache nicht
ausreichend beherrschen. Zudem arbeitet diese Gruppe an
einem Buch über die alevitische Glaubenslehre für Jugendliche
in deutscher Sprache.
Team AlevitentumKontakt: [email protected]
Team Alevitentum
Ali Güldo¤an, Cemre Gültekin, Zübeyde ‹nce, Nevda Dönmez, Sevcan Nedime Akgül, Eren Ali Kök, Coflkun Ak›nc›v.l.n.r.
14 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Die alevitischen Geistlichen Dede‘s und Ana‘s stammen aus der
Familie des Propheten Mohammed ab. Die Rolle des Geistlichen
kann nur vererbt werden, aus diesem Grund wird ihnen eine
ganz besondere Wertschätzung erbracht. Innerhalb der alevi
tischen Gemeinde nehmen sie im religiösen und sozialen Leben
eine wichtige Position ein. Die Glaubensgemeinschaft der Alevi
ten ist seit 25 Jahren eine organisierte Gemeinschaft in Europa.
Doch noch gibt es viele Defizite auszuräumen, eins davon ist die
Ausbildung von Nachwuchsgeistlichen (SeyyidKinder, Ocakza
de), welche in der Vergangenheit vernachlässigt wurde.
Von der Ausführung des Gottesdienstes bis Bestattungen, von
Familienangelegenheiten bis Nachbarschaftsproblemen, von
„Ikrar“ bis „Müsahiplik“, spielen die Geistlichen in allen Be
reichen unseres Glaubens eine große Rolle.
Dezember 2012 startete die Alevitische Akademie ein Jugend
projekt mit dem Namen „Zukunftswerkstatt Alevitentum“. Das
Projekt sah die Gründung von 7 Teams vor, die im Bereich des
Alevitentums über jugendrelevante Themen arbeiten sollten.
Eines dieser Teams, ist das Team Nachwuchsgeistliche. Beim
ersten Treffen am 15. und 16. Dezember 2012 im alevitischen
Kulturverein Mannheim und Jugendherberge Heidelberg Inter
national kamen ca. 25 Nachwuchsgeistliche zusammen um sich
zu vernetzen, kennenzulernen und im Rahmen der „Zukunfts
werkstatt“ Aufgaben zu erarbeiten und initiativ zu werden.
Wir tauschten uns über diverse Themen, wie Ocaks, die Ausbil
dung zum Geistlichen, die Probleme als Nachwuchsgeistliche,
alevitische Gemeinden etc. aus. Die Anzahl der Nachwuchs
geistlichen ist seit dem auf 100 gestiegen.
Anschließend traf sich das Team am 02.02.2013 in der Alevi
tischen Akademie in Mannheim. Hier wurden die nächsten Ziele
besprochen und konkretisiert. Das Team wurde beim internen
Treffen von zwei älteren Geistlichen Sedat Korkmaz „Dede“
und Dervifl Tur „Dede“ unterstützt. In Zukunft soll Sedat Kork
maz „Dede“ die Nachwuchsgeistlichen coachen.
Ein Teil der Themen die beim ersten internen Treffen
von den Seyyid-Kindern herausgearbeitet wurde:
- den Buyruk vollständig auszuarbeiten und zu erlernen
- den Koran richtig zu lesen und interpretieren
- die Fundamente des Alevitentums zu erlernen
- andere Weltreligionen zu erforschen
- zu lernen wie man richtig lehrt und predigt
- Pilgerfahrten (Düzgün Baba, Kerbela, Erdebil, Hac› Bektafl)
- Seminare und Schulungen planen und leiten
- Erlernung geschichtlicher Hintergründe
- Das Kennenlernen und Verstehen der heiligen Personen,
(Hünkar Hac› Bektafl Veli, Yunus Emre, fiah ‹smail Hatayi)
- Seelischer Beistand
- Erlernen der Zeremonien und Gottesdienste
- Konfliktmanagement
- Verständigung der Deyifl (Gebetsgesang)
Sicherlich kann sich der Leser fragen, aus welchen Gründen sich
die Alevitische Akademie bemüht die Geistlichkeit, vor allem die
Kinder der Geistlichen, zu fördern. Die Geistlichen sind für den
Bestand der Gemeinde unabdingbar. Das Team soll durch regel
mäßige Fortbildungen auf allen Ebenen des alevitischen Glau
bens, Wissen erlangen und in die Praxis transferieren können.
Praxis wird bei der Akademie großgeschrieben, sodass die Geist
lichenAnwärter oft Tischgebete und allgemeine Gebete auf
Veranstaltungen der Alevitischen Akademie vortragen. Dabei
soll das Team von erfahrenen Dede‘s und Ana‘s profitieren und
Akademiker / Innen die das Alevitentum lange Jahre erforscht
haben zu Rate ziehen. Das Ziel ist es den Nachwuchsgeistlichen
sowohl in geschichtlichen als auch in religionswissenschaftlichen
Fragen Wissen zu vermitteln. Da wir schlussendlich alle wissen,
dass der Bedarf an kompetenten und gut deutsch sprechenden
Dede‘s und Ana‘s enorm ist, kann hier eine Menge geleistet
werden.
Du kommst selbst aus einer geistlichen Familie? Deine Liebe zu
Hz. Ali ist unermesslich? Du willst uns mit deiner Anwesenheit
bereichern? Du willst lernen, bist ehrgeizig und willst deiner
Gemeinde dienen? Dann bist du herzlich eingeladen, mit uns
gemeinsam für das Alevitentum zu arbeiten.
Unsere Kontaktdaten: Facebook: www.facebook.com/AleviAkademisi?fref=ts
Internet: www.aleviakademisi.org
EMail: [email protected]
Team Geistliche
Ali Cemyi¤it, Ezgi Fidano¤lu, Mansur Erol, Eren Yi¤it, v.l.n.r.
Vorspann [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 15
Seit nunmehr 10 Monaten beschäftigen wir uns mit einem Kon
zept zur Verwirklichung unseres großen Traumes: Eine rituelle
Glaubenseinrichtung für Aleviten in Deutschland. Die Idee klingt
unglaublich kühn, da es so etwas in Deutschland bisher nicht
gegeben hat. Jedoch bei näherer Betrachtung der Rahmenbe
dingungen, insbesondere der Berücksichtigung von Wissensres
sourcen und der Unterstützung der Akademie realisierbar und
weit fern der Unmöglichkeit. Der Bedarf resultiert aus der Tatsa
che, dass Aleviten in Deutschland ihre Heimat haben und ihren
Glauben, leider nur eingeschränkt, praktizieren können. Viele
rituelle Veranstaltungen werden aktuell ohne spirituelle Identi
fikation und unter schwierigen Bedingungen realisiert, was sich
jedesmal als große organisatorische Herausforderung darstellt.
Jedes Jahr sind die kleinen Kulturvereine während des Fasten
monats Muharrem überfüllt. Der Andrang ist so groß, dass
teilweise Angebote zum rituellen Gebet abgesagt und Feier
lichkeiten zu den Gedenktagen, aufgrund der eingeschränkten
Kapazitäten, nicht möglich sind. Jeder Alevite in Deutschland ist
mit solchen Gegebenheiten in Berührung gekommen, weshalb
wir uns zusammengeschlossen und ein Projekt initiiert haben.
Wer sind WIR?Das Team besteht aus Akademikern, Helfern sowie Kooperations
partnern aus der Praxiswelt, die ihr gesamtes Knowhow einset
zen, um ein passendes Konzept innerhalb eines Projektes für
den Bau einer rituellen alevitischen Einrichtung zu erstellen. Das
Knowhow aller Beteiligten erstreckt sich vom Finanzierungs
konzept, Analysen, rechtlicher Prüfung bis hin zu Bauplanung.
Das Team wird geleitet von Herrn Tuna Sürücü (26, B.A. Mas
terstudent). Herr Sürücü erlernte den Beruf Groß und Außen
handelskaufmann und studierte Wirtschaftswissenschaften mit
den Schwerpunkten Finanzen / Steuern / Audit. Als Analyst in
einer europäischen Steuerabteilung, insbesondere Ertragssteu
ern und Verrechnungspreismethodik (Transfer Pricing) eines in
ternational tätigen Unternehmens, ist er verantwortlich für die
Realisierung des Projektes und das Reporting an den Vorstand
der Alevitischen Akademie.
Was ist eine traditonelle alevitische Glaubensein-richtung? Ein traditionelles CemHaus, ursprünglich ein Teil eines „Dergah“,
ist optisch sowie funktionell, deutlich von anderen religiösen
Bauten zu unterscheiden. Jeder Alevite kennt die Gedenkstätte
Haci Bektafl in Nevsehir, die dem Projektteam u.a als architek
tonische Grundlage dient. Als innere Gebäudeausstattung ist
ein großer Saal mit einem Dach aus 12 Zweigen geplant (sym
bolisch für die 12 Imame), die mehreren hundert Menschen
Platz zum beten bieten soll. Des Weiteren soll es eine Bibliothek
geben, viele Seminarräume für die Akademie zur Bildung von
Jugendlichen, Übernachtungsmöglichkeiten für weit angereis
te und diverse andere alevitische Prinzipien erfüllen, bspw. für
verstorbene Menschen rituelle Abschiedsmöglichkeiten. Diese
und weitere Punkte sind im Modellantrag geplant bzw. bereits
implementiert.
Das Projekt Das Projekt ist mehrjährig in Projektphasen ausgelegt. In den
einzelnen Phasen beschäftigt sich das Team analytisch mit di
versen Fragestellungen, die im Konzept wesentlicher Bestand
teil sind und dokumentiert werden: Themen sind unter ande
rem Finanzen, Architektur, Standort sowie Baurecht. Nach der
konzeptionellen Erstellung der Lösungen zu den Anforderungen
und den optischen Herausforderungen wird das Projektteam
mit Ingenieuren, Unternehmen und rechtlichem Beistand an
Stakeholders herantreten und den Antrag stellen.
Team CemeviKontakt: [email protected]
Team Cem Evi
„Errichtungeinestra-ditionellenCemEvi“–DasgroßeProjektderAlevitischenAkademie
Tuna Sürücü und Mehmet Ali Öztoprak
1� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Das Team Projektakquise ist dazu da, um Einnahmequellen für die Alevitische Akademie zu erschließen. Akquise leitet sich von Akquisition ab und bedeutet Erwerbung oder Anschaffung. Somit fungiert das Team als sehr wichtiger Schlüssel, welcher den jeweiligen Teams die Tür zur Verwirklichung ihrer Projekte öffnen wird. Um jedoch an Fördergelder zu kommen, bedarf es zunächst an Recherche und Selektionsfähigkeit. Zudem müssen die Mitglieder in der Lage sein, Ausschreibungen effektiv zu nutzen und entsprechende Projekte zu verschriftlichen. Die Zusammenarbeit mit den anderen Teams ist von großer Bedeutung, um gemeinsam herauszuarbeiten wo Fördergelder beantragt werden können.
Die Aufgabenfelder können wie folgt zusammengefasst werden:
Aufgabenfeld 1: Wohlfahrtsverbände (notwendig für Zuschüsse aus Landesmitteln, Betriebskosten, Projektberatung und Erstellung, Vernetzung innerhalb der Verbände in BW und Stiftungsförderungen)
Aufgabenfeld 2: Jugendring Rhein NeckarKreis und Landesjugendamt: (notwendig für städtische Zuschüsse, Kommunale Vernetzung, Zuschüsse des Landesjugendamtes, Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe nach §75 KJHG)
Aufgabenfeld 3: Internationale Jugendbegegnungen und Ferienmaßnahmen
Aufgabenfeld 4: Stiftungen (Analyse von Stiftungen, die für uns in Frage kommen und die unsere Arbeiten fördern können; Erstellung einer Liste von Stiftungen und ihren Förderbedingungen; Antragsstellung bei entsprechenden Stiftungen)
Aufgabenfeld 5: Finanzierungskonzept beziehungsweise Projektkonzept unseres Cem Evi Projektes in enger Abstimmung mit Team Cem Evi
Um unsere Teammitglieder auf Ihre Aufgaben vorzubereiten, fanden bisher zwei Veranstaltungen unter dem Titel „Einführung in das Planen und Schreiben von Förderanträgen“ statt. Der Referent Cemalettin Özer, welcher als DiplomIngenieur tätig ist, bildet selbst einen Teil unseres Teams. Die praktische Umsetzung einer Antragstellung ist eine effektive und wichtige Unterstützung für das Verstehen der einzelnen Prozessschritte. So wurde den Teammitgliedern nach einer detailreichen Einführung ein solches Praxisbeispiel näher gebracht. Zuweisungen von Teilaufgaben in unserem Team werden in nächster Zeit stattfinden.
Team ProjektakquiseKontakt: [email protected]
Team Projektakquise
Damla Bozkurt, P›nar Bozkurt, Tuna Sürücü, Suna Eryi¤it, Suzan Eryi¤it, v.l.n.r.
Vorspann [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 1�
Das Team Internet besteht aus neun
Mitgliedern, davon sind zwei Team
leiter. Die Aufgaben des Teams sind
in verschiedene Bereiche unterteilt
und umfassen alle Tätigkeiten, die
mit dem Internet verbunden sind. Die
Hauptaufgabe des gesamten Teams
ist die Gestaltung und Führung der
Webseite der Zukunftswerkstatt Ale
vitentum, der Alevitischen Akademie
und die Pflege des FacebookProfils.
Obwohl das Team relativ klein ist, hat
es sehr viele verschiedene Aufgaben.
Das Team arbeitet sehr eng mit dem
Team Organisation.
Team Internet
Eren Yi¤it, ‹smail Öztoprak, Ca¤lar Sivri, Canan Baydemir, Yusuf Usul, v.l.n.r.
Diese Teams bestehen aus den folgenden Bereichen:
• Gestaltung einer Internetseite (Alevipedia). Leitung: Naflit Kireylio¤luUnterstützung der Teamleitung: Yusuf Usul Das Ziel dieses Projektes ist den Menschen eine Internetseite zur Verfügung zu stellen, in der sie schnell und einfach richtige Antworten auf ihre Fragen zum Alevitentum bekommen.
• Gestaltung und Einrichtung eines InternetradiosendersLeitung: Ca¤lar SivriUnterstützung der Teamleitung: Yusuf Usul Dieses Projekt hängt mit der Internetseite Alevipedia zusammen.
• Selektion der FakeseitenLeitung: Canan BaydemirUnterstützung der Teamleitung: Ersin Kök und ‹smail Öztoprak Die Fakeseiten beinhalten falsche und schlechtmachende Informationen über das Alevitentum. Diese Seiten werden gesucht und selektiert.
• Dreh eines KurzfilmvideosLeitung: Ca¤lar SivriUnterstützung der Teamleitung: Nasit Kireylio¤lu, Yusuf Usul und Alev Sar›alt›n Da das Lesen nicht immer attraktiv auf Jugendliche wirkt, arbeiten wir an einem kurzen Videofilm über das Alevitentum.
• Überprüfung der Genehmigung für die Mitgliedschaft in der ZWA.Leitung: Alev Sar›alt›n. Alle neuen Mitglieder müssen ein paar Fragen beantworten und bekommen die Profilfragen und Richtlinien zugeschickt. Erst nach dem die Profilfragen an das Team Organisation zugesendet wurden, kann eine Aufnahme stattfinden. Alle neuen Mitglieder stellen sich mit einem kurzen Text vor.
Vorspann
Team InternetKontakt: [email protected]
Alev Sar›alt›n, Yusuf Usul
1� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Die Gruppe Organisation ist das Bindeglied und zentraler Ansprechpartner der anderen Gruppen. Alle nötigen Informationen der Mitglieder werden von dem Team aufgenommen und archiviert.
Wir, das Team Organisation bilden das „Informationszentrum“ der Zukunftswerkstatt. Wie der Name unseres Teams schon verrät, organisieren wir alles was gerade ansteht wie beispielsweise die Treffen der Zukunftswerkstatt (Fahrten, Übernachtungen, Ablauf, Aufgabenverteilung und Nachbereitung), die Kommunikation und Koordination der Gruppen untereinander, aber auch die Freizeitaktivitäten in Kombination mit Regionaltreffen der Werkstattmitglieder in den diversen Regionen.
Eine weitere wichtige Aufgabe unseres Teams ist das Sammeln, Auswerten von wichtigen Daten bezüglich der verschiedenen Gruppen. Diese Ergebnisse werden ausgewertet und fließen in die Gestaltung der operativen und strategischen Planungen ein und sind ein wichtiger Beitrag zur Arbeit der Zukunftswerkstatt. Diese Aufgabe ist enorm wichtig für die Gestaltung der Zukunftswerkstatt.
Wir veröffentlichen innerhalb der Zukunftswerkstatt einen Teil der Ergebnisse und teilen die Erkenntnisse mit den anderen Gruppen. Die Arbeit innerhalb des Teams Organisation wird von den Teamleiter, bundesweit koordiniert. Eine in Zukunft immer wichtiger werdende Herausforderung ist die Organisation der Seminare, die mittlerweile europaweit stattfinden. Die Seminare erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und werden von den Jugendlichen in den alevitischen Gemeinden mit regem Interesse besucht.
Fazit: Wir sind die Helfer im Hintergrund, die den Machern im Vordergrund die Grundlagen schaffen. Unser Ziel ist es, den Zusammenhalt und Fortschritt der Teams zu fördern und die Transparenz bzw. den Gesamtüberblick innerhalb der Zukunftswerkstatt strukturiert aufrechtzuerhalten.
Team OrganisationKontakt: [email protected]
Team Organisation
Dilek Eker, Mahir fiahin, Dilek fiahin, Fulya Kuflcu, v.l.n.r.
Vorspann [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 1�
[A]wieAufklärung.
Einführung in das Thema Alevitentum
Cem Zeremonien
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
K›rklar Cemi
Irflat Cemi (Gençlik Cemi)
Müsahiplik Cemi
Die 12 Imame und ihre Bedeutung
Aleviten in Syrien
Gastbeitrag von Ali Zülfikar Ay
Die Geistlichen Wer sind die Geistlichen und welche Stellung haben sie im Alevitentum?
5 Fragen 5 Antworten
20 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Es gibt eine Überlieferung namens „K›rklar Cemi“ (Versammlung der vierzig Heiligen). Der Prophet Hz. Muhammed vernahm, in sich zurückgezogen
und im meditativen Zustand, eine Stimme aus der Sphäre des „Gaib“ (eine Sphäre des Verborgenen, jenseits von Zeit und Raum): „Oh Muhammed!“ Diese Stimme erfüllte ihn mit einer unbeschreiblichen Liebe. Gleichzeitig erschien ihm der Engel Gabriel (Cebrail Mele¤i) und fragte ihn:„Warum bist du so bedacht?“ Der Prophet Muhammed antwortete: „Ich habe eine Stimme aus dem Gaib gehört, der mich gerufen hat, jedoch kann ich mich nicht von ihm befreien.“ Gabriel bittet ihn, ihm zu folgen, wenn er erfahren möchte, wer zu ihm sprach. Es beginnt ein innerer spiritueller Wanderweg mit Gabriel. Als sie „Sidret‘ül Münteha“ (die letzte Grenze des irdischen Reiches) erreichen, spricht Gabriel:„Oh Muhammed, ab hier kann ich nicht mehr weiter. Du musst alleine passieren, denn sonst würde ich meine Flügel verbrennen“. Hz. Muhammed setzt seinen Weg alleine fort, worauf er einem Löwen begegnet, der ihm den Weg versperrt und ihn nicht durchlassen will. Da vernahm er dieselbe Stimme aus dem Gaib:„Oh Muhammed! Du musst deinen Ring in das Maul des Löwen legen.“Hz. Muhammed befolgte diesen Rat. Als er seine Hand aus dem Maul des Löwen herauszieht, hat er seinen Pro
phetensiegel nicht mehr und der Löwe gibt ihm den Weg frei. Als er einen grünen Vorhang erreicht, hörte er erneut die selbe Stimme.Hz. Muhammed wacht wieder auf und entsetzt stellt er fest, dass sein Siegel fehlt, welches er doch vor seinem meditativen Zustand am Finger trug. Um von seiner Vision zu berichten, macht er sich auf den Weg zu ‹mam Ali. Als er am Haus ankommt, klopft er an die sagenhafte Tür und seine Tochter Fatima Ana fragt: „Wer ist da?“ Der Prophet antwortet:„Ich bin es, Muhammed. Mach die Tür auf!“ Die Stimme antwortet: „Hier ist bereits ein Muhammed unter uns. Geh zurück!“ Als er verwundert umkehrt, ermutigt ihn Gabriel erneut an die Tür zu klopfen. Der Prophet Muhammed klopft noch mal an, und wieder fragt Fatima: „Wer ist da?“ Der Prophet Muhammed antwortete: „Ich bin es, der Gesandte Gottes Muhammed. Mach die Tür auf!“ „Hier gibt es schon einen Propheten, kehre um!“ Hoffnungslos kehrt der Prophet zurück und erneut spricht Gabriel zu ihm: „Oh Muhammed, sag doch wer du wirklich bist!“ Der Prophet Muhammed klopft ein letztes Mal an die Tür. Die Stimme seiner Tochter Fatima fragt: „Wer ist da?“ Der Prophet Muhammed, der seinen Siegel an den Löwen verloren hatte, erwidert:“ Ich bin es, Hadim‘ül Fukara (der Bedienstete der Armen).“
Einführung in das Thema Alevitentum
Cem Zeremonien: K›rklar Cemi /Versammlung der vierzig Heiligen
„ÜçCanBirCem“
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Erenler cemine her can giremez
Edep ile erkan yol olmay›nca
Her kamberim diyen kamber olamaz
fiah›n kamberine kul olmay›nca
(Kamber war der selbstlose Diener Hz. Ali)
Und die alte hölzerne Tür öffnete sich knirschend mit einer einzigen demütigen Formel: Hadim‘ül Fukara.
Hatay›m Hal Ca¤›nda
Hak Gönül Alça¤›nda
Yüzbin Kabe Yapmak
Bir Gönül Alça¤›nda
Die in Türkmenistan, dem Iran und der Provinzstadt „Horasan“ lebenden Sufis, sowie von „Nimmatullah“ bis zu im früheren Mesopotamien lebenden Ehli Haks, in Anatolien lebende K›z›lbafl Aleviten, von der Ägäis über Istanbul bis hin zu im Balkan lebende Bektaschiten, sie alle beziehen ihre Cem Zeremonie auf diese Überlieferung.
Deswegen wird auch meistens „Yol Bir, Süreek Binbir!“ (Der Weg ist Eins, aber die Traditionen sind tausend und eins) gesagt. Es gibt natürlich unter K›z›lbafl Aleviten Klassifizierungen der Cem Zeromonien aber im Großen und Ganzen sagt es dasselbe aus und zwar, dass es zwei Arten von Cem Versammlungen gibt. Muhabbet Cemi, Karapaça Cemi, Koldan Kopma Cemi, hier kann jeder „Can“ eintreten, um sich einen Einblick zu verschaffen. In die andere Art der Cem Zeromonie dürfen nur die eintreten, die ein „‹krar“ (Gelübde) geleistet haben oder die Musahib (zwei Eheleute die ein Gelübde abgeben haben bis zum Ende des Lebens zusammenzuhalten) sind. Diese Cem Zeromonie die einmal im Jahr gehalten wird, wo jeder Initiierte oder Musahib teilnehmen muss, heißt Görgü Cemi. Eine Cem Zeromonie ist mehr als Gottesdienst oder ein Ort, an dem man Streitigkeiten löst. Es ist eine Versammlung, die man als unreife Seele betretet und als vollkommener reifer Mensch (insani kamil) verlässt. Es ist ein Prozess, der das gesamte Leben andauert und mit der Hilfe von einem Mürflidi Kâmil (Wegweiser) und mit dem Rehber (der, der dem „Talip“ [Suchender] beisteht) fortgeführt wird. Wenn wir den Cem beschreiben, würden wir den Hauptbestandteil im gemeinsamen Bekenntnis, der Rezitation der Himmelsfahrt des Propheten mit dem anschließenden Semah und dem Trauerlied für Imam Hüseyin sehen. Vor diesem Kerngottesdienst fängt die Vor
Mann und Frau beim Semah während einer Cem Zeremonie.
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22 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
bereitung schon Zuhause an, indem jeder, der am Cem teilnimmt eine Gabe (Lokma) vorbereitet, sich reinigt und versöhnt zum Cem kommt.
Jeder „Can“ geht durch den engen „Eflik“ (Türspalt) mit einem „Niyaz“. In vielen alevitischen Dörfern, wo der „Mürflid“ seinen „Talips“ die Tür öffnet, ist der Eingang eng und tief. Als Beispiel ist der enge Eingang im Mausoleum von Hac› Bektafl Veli zu nennen. Aus vielen mündlichen und schriftlichen Überlieferungen geht hervor, dass das große Ego des Menschen ihn daran hindert, solch‘ einen engen Türspalt zu passieren. Allein der, der sein selbst überwinden kann, soll am Cem teilnehmen.
Girelim Ali serine
Ç›kal›m meydan yerine
Küfrümüz iman yerine
Sayamazs›n demedim mi
(Pir Sultan Abdal)
Innerhalb des Cems wird jeder Can Zeuge, dass Lichter, in Form von Kerzen, geweckt werden. Im Original heisst es „Çera¤ Uyand›rmak“, es ist ein Licht von besonderer Bedeutung.
Man kann dies vergleichen, wie wenn man aus einem tiefen Schlaf geweckt wird, um die Herzen aller, die an dem Cem teilnehmen, zu erhellen.
Jeder Can gibt sich wechselseitig das Einverständnis (R›zal›k). Jeder Can muss dem anderen vertrauen, weil das Ayn‘ül Cem eine sehr private Versammlung ist, wo auch besprochen wird, ob jemand unrechtes getan hat. Die Probleme und Streitigkeiten werden hier geklärt.
Diese betrifft jeden Can, die an dem Cem teilnimmt. Es ist eine Art „Läuterung“. Jeder muss in Einklang sein, deswegen wurden auch in anatolischen Dörfern große Gruppen vermieden. Wenn man die noch in Anatolien stehenden Dergahs (Klöster) betrachtet, ist der Raum, wo die Cem Zeremonie stattfindet, ein kleiner Raum, der vielleicht höchstens für vierzig Menschen Platz bietet.
Die Erzählung K›rklar Cemi sowie auch andere alevitische Erzählungen beinhalten sehr wertvolle Symbole und Botschaften, die auf dem Weg Ali (Ali Yolu) jeder Can gebrauchen könnte.
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Mutlu Aval›r Team Alevitentum
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 23
Die Zwölf Imame zählen im Alevitentum zu den
Heiligen, die die Grundlagen der alevitischen Glau-
benslehre geprägt und gestaltet haben. Dank dieser
Menschen und ihren Nachfahren konnte das Alevi
tentum bis heute weitergeführt werden. Daher ha
ben sie eine sehr große, unermessliche Bedeutung
für die Aleviten. Sie sind die Lichter Gottes (Hakk‘›n
Nurlar›). Alle 12 Imame sind die Nachkommen des
Propheten Hz. Mohammeds durch Hz. Fatma und
Hz. Ali. Die Heiligen sollten nicht unabhängig von
der Ehlibeyt (die Familie des Propheten) betrachtet
werden. Es beginnt mit der Ehlibeyt, diese bilden das
Fundament.
Hz. Ali ist zugleich der erste Imam und der Begründer dieser ImametTradierung, die sich nach dem Tod des Propheten entwickelt hat. Um ein weiteres Missverständnis aus dem Weg zu räumen, sollte an dieser Stelle ein wichtiger Punkt aufgeklärt werden. Die Zwölf Imame sind nicht aufgrund der feudalen, familiären Verhältnisse zum jeweiligen Geistlichenführer, Glaubensvertreter ihrer Zeit gewählt worden, sondern aufgrund ihres Wissens über die alevitische Lehre. Damit ist natürlich die (entscheidende) Bat›niLehre (Gizli Ö¤reti) des Alevitentums gemeint, über den nicht jeder verfügen kann. Die heiligen hatten das Glück, dieses Wissen von Grund auf (während ihrer Erziehung) zu erwerben.
Obwohl alle Imame mit ihrem Wissen ihrer Zeit voraus waren und ein Vorbild darstellten, kennt man einige von ihnen aufgrund ihrer Prägung in der Geschichte. In diesem Zusammenhang hört man z.B. über Imam Ali, Imam Hüseyin, Imam Cafer Sad›k und Imam Muhammed Mehdi mehr als die anderen. Das macht aber die anderen nicht weniger bedeutsam.
Die zwölf Imame spielen in den alevitischen Gottesdiensten (Cem) eine große Rolle. Aleviten belegen ihre Liebe an die Imame in ihren Gebeten. Die Geistlichen (Dede, Pir) erzählen sehr oft über das Leben der Zwölf Imame. Sie kommen fast in allen Liedern vor. Vor allem sind die Duaz› Imam, die Lieder die für sie geschrieben wurden, zum Teil Trauerlieder. Zusätzlich werden sie immer wieder in den Gedichten der sieben großen alevitischen Dichter erwähnt. Eine traurige Wahrheit, die hier erwähnenswert ist, dass alle elf, außer dem letzten Imam Muhammed Mehdi, nicht durch einen natürlichen Tod gestorben sind. Imam Mehdi wird im Alevitentum als Erlöser gesehen. Die Aleviten glauben daran, dass er irgendwann zurückkehren wird, um sie zu erlösen.
Nach dieser kurzen Einleitung über die zwölf Imame, möchte ich sie auf den folgenden Seiten einzeln ganauer vorstellen.
Die zwölf Imame und ihre Bedeutung
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24 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
1. Imam Hz. Ali (598 – 661) Hazreti Ali wurde am 21. März 598 geboren. Am 24. Januar 661 wurde er von Ibn Mülcem ermordet. Hz. Ali ist Muhammeds Cousin. Muhammed hat ihn erzogen. Er ist auch der Schwiegersohn des Propheten, somit der Fortführer der Prophetenfamilie, des Ehlibeyt. Hz. Ali ist der erste Gläubige, der den Islam als Religion anerkannt und sich für die Ausbreitung des Islams eingesezt hat. Er war ein Mensch der Weisheit, Tapferkeit und Hilfsbereitschaft. Er war ein Freund der Unterdrückten. Durch ihn konnte der Stamm des Propheten fortgeführt werden. Hz. Ali wurde niemals mit einer Kriegsniederlage konfrontiert, denn er verfügte über eine „übermenschliche“ Kraft. Hier einige überlieferten Worte Hz. Muhammeds über Hz. Ali.
„Ich bin die Stadt der Wissenschaft,
Ali ist ihr Eingang.“
„Wer Ali nicht liebt, liebt mich nicht.“
„Derjenige, der Ali missachtet, missachtet mich.“
Es gibt noch viele weitere Beispiele für die Beziehung zwischen Hz. Ali und Hz. Muhammed. Im heutigen Sunnitentum wird die Liebe zwischen Hz. Ali und Hz. Muhammed anerkannt. Diese Angaben sind natürlich allgemeine Informationen. Aleviten haben eigene charakteristische Meinung über Hz. Alis Person, die wir selbstverständlich auch zur Sprache bringen.
2. Imam Hz. Hasan (624 – 670) Hz. Hasan kam in Medina als der erste Sohn von Hz. Ali und Hz. Fatima zur Welt. Er war der erste Enkel des Propheten Muhammeds. Hz. Hasan blieb in seinem Leben größtenteils politisch inaktiv. Nach dem Tod von Hz. Ali, wurde Hz. Hasan von vielen als Kalif anerkannt. Doch Muawiya beanspruchte das Recht des Kalifats. Hz. Hasan gab das Kalifat freiwillig auf, um weitere Unruhen zu vermeiden. Im Jahre 670 wurde Hz. Hasan durch seine Frau Cüde, welche Muawiye angestiftet hatte, vergiftet.
3. Imam Hz. Hüseyin (626 – 680)Hz. Hüseyin wurde 626 in Medina geboren. Er war der zweite Sohn von Hz. Ali. In seinen Adern floss das Blut von Hz. Muhammed. Hz. Hüseyin hatte ein leidvolles Leben. Erst wurde sein Vater umgebracht und neun Jahre später sein älterer Bruder. Für ihn war es unbegreiflich, wie die Menschen die Nachkommen des Propheten umbringen konnten, obwohl sie an den Islam und an den Propheten glaubten. Es war doch Hz. Muhammed, der vor seinem Tod zur Gemeinde sagte: „Ich hinterlasse euch zwei Dinge, zum einen ist es der Koran und zum anderen Ehlibeyt, meine Familie. Beide sind unzertrennlich. Ihnen sollt ihr folgen.“Nachdem Muawiya, der erste Umayyaden Kalif und Mörder, seinen Sohn zum Kalifen gerufen hatte, musste Hz. Hüseyin Medina verlassen. Hz. Hüseyin machte sich auf den Weg nach Kufa, weil er eine Einladung von den
Die 12 Imame 1. Hz. Ali
2. ‹mam Hasan
3. ‹mam Hüseyin
4. ‹mam Zeynel Abidin
5. ‹mam Muhammed Bak›r
6. ‹mam Cafer Sad›k
7. ‹mam Musai Kaz›m
8. ‹mam Ali R›za
9. ‹mam Muhammed Taki
10. ‹mam Ali Nak
11. ‹mam Hasan Askeri
12. ‹mam Muhammed Mehdi
1. 2.3.4.5.
6.7.8.9.
10.11.12.
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A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 25
Einwohnern dieser Stadt erhielt. Sie versprachen ihn zu beschützen und zu unterstützen. Hz. Hüseyin hatte auf seinem Weg dorthin 72 Begleiter, die an die Wahrheit Gottes glaubten und den Weg des Propheten befolgten. Doch als Hz. Hüseyin mit seinen Gefolgsleuten, an dem Ort Kerbela am Euphrat ankam, erwartete ihn die 5.000 Mann starke Yezid Truppe. Yezid wollte von Hz. Hüseyin, dass er ihn als Kalif anerkennen und sich ihm niederwerfen sollte. Es kam zu einem Gefecht zwischen den beiden Seiten. Da sich Hz. Hüseyin weigerte, einen Tyrannen als Kalif anzuerkenn, wurden er und seine 72 Gefährten in Kerbela umgebracht. Seit dem 10. Oktober 680 weinen wir daher um Hz. Hüseyin und fasten für ihn und die weiteren Imame, denn Aleviten wollen sich an das Leid von Hz. Hüseyin erinnern und mit ihm die ganze Prophetenfamilie ehren.Die Trauer und Fastenzeit im Monat Muharrem ist ein Grundbaustein der alevitischen Lehre. Der jüngste Sohn von Hz. Hüseyin, Imam Zeynel Abidin, überlebte dieses Massaker. Somit war er der Träger des Göttlichen Lichts und zugleich der vierte Imam.
4. Imam Hz. Zeynel Abidin (658/9 – 713) Hz. Zeynel Abidin war der Sohn von Hz. Hüseyin. Die Mutter von Hz. Zeynel Abidin war die Tochter von dem letzten Sassaniden König Yazdgird. Er kam in Medina auf die Welt und war bereits im Kindesalter gesundheitlich sehr schwach. Als sein Vater sich in Kerbela gegen die Armee von Yezid verteidigte, konnte Hz. Zeynel Abidin, aufgrund seiner körperlichen Verfassung, ihm nicht beistehen.Hz. Zeynel Abidin wurde nach dem Massaker von Kerbela in Ketten mit den gefangenen Frauen nach Damaskus zu Yezid gebracht. Yezid und seine Genossen wollten, dass sich Hz. Zeynel Abidin niederwerfen sollte aber Hz. Zeynel Abidin verteidigte sich mit Stolz und Ehre gegen Yezid und unterwarf sich ihm nicht. Noch heute ist er für die Aleviten, mit seinen Taten und seiner Lebensart, ein Widerstandssymbol. Nach diesem Vorfall musste der Tyrann Yezid Hz. Zeynel Abidin nach Medina entlassen. In Medina verteilte Hz. Zeynel Abidin Lebensmittel an die Armen, doch niemand wusste wer er war, denn er verteilte die Lebensmittel nachts und niemand bekam ihn je zu Gesicht. Wie seine Vorfahren wurde auch Hz. Zeynel Abidin von seinen Gegnern, Namens Velid bin Abdul Melik, vergiftet und umgebracht. Er starb im Jahre 713. Das Grab von Hz. Zeynel Abidin ist ein Pilgerort für die Aleviten.
5. Imam Hz. Muhammed Bak›r (676 – 733) Imam Muhammed Bak›r, der Sohn Hz. Zeynel Abidins, wurde im Jahr 676 in Medina geboren. Nachdem sein Vater umgebracht worden war, folgte Hz. Muhammed Bak›r als fünfter Imam. Er wagte sich mehr in den politischen Alltag und versuchte die Nachfolger der Ehlibeyt Familie zu vereinen. Er traf Maßnahmen, die dafür sorgten, dass es den Menschen auf geistiger wie auch materieller Ebene gut ging. Er war religiös sehr gebildet, er war ein bedeutender Aufzeichner von Hadithen (Taten und Aussagen des Propheten) die damals in Bücher schriftlich fixiert wurden. Sein Leben ist bis heute, wie das von seinem Vater Hz. Zeynel Abidin, schleierhaft geblieben. Der Kalif Hischam beauftragte eine Person Namens ‹brahim zum Mord an Hz. Muhammed Bak›r. ‹brahim brachte am 28.03.733 Hz. Muhammed Bak›r um. Kurz bevor er starb erklärte er Hz. Cafer Sad›k zu seinem Nachfolger. Nach den Morden an den Vorfahren von Muhammed Bak›r, war sein Tod der Auslöser für mehrere große Aufstände.Die bekannteste aufständische Gruppe ist die Gruppe der Zaiditen. Sie Stammen von Zaid, dem Halbbruder von Hz. Zeynel Abidin, der in den Jahren 749 / 750 einen Aufstand in Kufa organisierte. Zaiditen gibt es heute noch im nördlichen Jemen.
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2� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
6. Imam Hz. Caferi Sad›k (702 – 765) Der sechste Imam Hz. Caferi Sad›k kam im Jahr 702 in Medina auf die Welt. Schon in jungen Jahren besuchte er die von seinem Vater gegründete Schule. Er wirkte sehr Weise und diskutierte mit den älteren Schülern über das Rechtssystem, Theologie und naturwissenschaftliche Geschehnisse. Bis zum Alter von 12 Jahren wurde Hz. Caferi Sad›k unter der Anleitung seines Vaters Hz. Muhammed Bakir unterrichtet. Als heranwachsender Jugendlicher sammelte Hz. Caferi Sad›k Hadithe und interpretierte sie. Er nahm es sehr schwer, dass seine Vorfahren, unter den Umayyaden Kalifen umgebracht wurden. Er konnte das Kalifat nicht akzeptieren, weil die Umayyaden Dynastie gegenüber der Ehlibeyt und den Gläubigen sehr despotisch vorgegangen waren. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Verantwortung für die Gemeinde. Als religiöses Oberhaupt der Gemeinde konnte Hz.Caferi Sad›k seine theologischen Andeutungen verbreiten und in der Gemeinde verfestigen, somit entstand die Caferi Schule. Hz. Caferi Sad›ks Onkel Zaid und sein Sohn Yahya sind in den Kämpfen, die sie gegen das Umayyaden Reich geführt haben, ums Leben gekommen. Hz. Caferi Sadik wusste, dass es nicht der richtige Moment war eine Revolte anzuzetteln. Er war stets bestrebt um eine friedvolle Lösung. Doch trotz seiner Bemühungen wurde er im 10. Regierungsjahr des Kalifen Mansur von einem durch den Kalifen bestellten Mörder vergiftet. Die Aleviten verdanken ihre Alltagsordnung Hz. Caferi Sadik, denn auf ihn ist die Quelle „Buyruk“ zurückzuführen,die bis heute ihre Bedeutung nicht verloren hat.
7. Imam Hz. Musa Kaz›m (745 – 799)Der siebte Imam Hz. Musa Kaz›m, geboren 745 in Medina, war der Sohn von Hz. Caferi Sad›k. Er wurde von ihm unterrichtet, deswegen war auch sein Wissen über die Islamische Theologie sehr ausgeprägt. Nachdem Tod von Hz. Caferi Sad›k entstand eine Kluft unter seinen Anhängern. Sein Sohn Ismail starb bereits in jungen Jahren. Somit fiel die Nachfolge auf seinen jüngeren Bruder Hz. Musa Kaz›m. Die Anhänger von Ismail haben Hz. Musa Kazim nicht als Nachfolger anerkannt, sie erklärten Muhammed Ismail, den Sohn des verstorbenen Ismail, als ihren Imam und somit entstand die Gruppe der Ismailiten. Die Anhänger von Muhammed Ismail meinten, dass die Reihe der Imame mit Muhammed Ismail endete, man nennt diese auch die Siebener Imamiten. Die Ismailiten gründeten in Maghreb (909) einen Staat, das Reich der Fatimiden. Mit der Gründung von Kairo (10. Jhd.) wurde die Ismailitische Lehre zu einer offiziellen Staatsdoktrin. Doch die Mehrheit der Gläubigen hat nach dem Tod von
Hz. Caferi Sad›k als siebten Imam Hz. Musa Kaz›m anerkannt und ihn als Führer der Gemeinde gewählt. Hz. Musa Kaz›m war ein sehr charismatischer und gebildeter Mann, er eilte jedem zur Hilfe und versuchte die Menschen von unwürdigen Taten abzuhalten. Obwohl der siebte ‹mam ein friedliches Leben führte, wurde er von dem ungläubigen Kalifen Harun Raflid im Jahr 793 in Ketten gelegt und von Medina nach Bagdad verschleppt. Er lebte sechs Jahre unter Folter und Erniedrigung in den Kerkern von Bagdad. Der Hass auf die Propheten Familie und vor allem auf die Anhänger von Hz. Musa Kaz›m war so groß, dass Harun Rasid Hz. Musa Kaz›m nicht lebend im Kerker duldete und im Jahr 799 ihn umbringen ließ. Der Leichnam von Hz. Musa Kaz›m wurde in einer Vorstadt von Bagdad begraben, seit dem heißt diese Vorstadt alKazimiya, die nach ihm benannt wurde. Für die Aleviten ist alKazimiya seither eine bedeutungsvolle Wallfahrtsstätte.
8. Imam Hz. Ali Riza (765 – 818) Hz. Ali Riza war 24 Jahre alt als sein Vater Hz. Musa Kaz›m von Harun Raflid getötet wurde. Im Jahr 765 kam Hz. Ali Riza, wie sein Vater und Großvater, in Medina auf die Welt. Schon in jungen Jahren musste er wegen den Unterdrückungen viel Schmerz erfahren. Bevor sein Vater Hz. Musa Kazim von Medina abgeholt wurde, erklärte er seinen Sohn Hz. Ali Riza zu seinem Nachfolger. Hz. Ali Riza wurde nach Horasan (Gegend in NordOst Iran) ins Exil geschickt und ließ eine Tochter und einen Sohn in Medina zurück. In Horasan wurde Hz. Ali Riza von dem Kalifen alMa’mun im Jahr 818 hinterlistig und brutal ermordet. Zu seine Ehren wurde um seinen Grab die Stadt Meschhed errichtet. Bevor der Kalif des Abbasiden Reiches Hz. Ali Riza umbringen ließ, bot man ihm das Kalifat an. Hz. Ali Riza lehnte das Kalifat ab, denn sie verlangten von ihm das Zurückhalten der Wahrheit und die Duldung von Unrecht. Beides war für den ‹mam nicht vereinbar mit seinem Glauben. Das Imamet von Hz. Ali Riza dauerte ca. 20 Jahre, während dieser Zeit hatte er es erreicht, dass die Gläubigen in einer festen Gemeinschaft lebten. Bevor Hz. Ali Riza von Medina nach Horasan zog, erklärte er seinen einzigen Sohn Hz. Muhammed Taki als seinen Nachfolger.
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9. Imam Hz. Muhammed Taki (811 – 835) Im Jahr 818, nach dem Tod von Hz. Ali Riza, wurde sein damals erst 8jähriger Sohn Hz. Muhammed Taki zum 9. Imam. Mit acht wurde er als Imam ausgerufen und mit 24 Jahren wurde er wie seine Ahnen ermordet. Im kindlichen Alter musste er mit einer Tochter des damaligen Kalifen alMa‘mun heiraten, damit er sich eng an die regierende Dynastie bindet. Die Vermählung mit der Tochter des Kalifen geschah gegen seinen Willen. Seine Anhängerschaft wurde dadurch besser geschützt und blieb eine Zeitlang von Angriffen und Pogromen verschont. Bis zum Frühjahr 835 gab es keine große Kluft zwischen der Herrscherschicht und Hz. Muhammed Taki. Nach dem der Kalif alMa´mun gestorben war, wurde der alMu´tasim zum neuen Kalifen ausgerufen. Auf sein Befehl wurde der 9. Imam Hz. Muhammed Taki im Alter von 24 Jahren umgebracht.Trotz seines jungen Alters war Hz. Muhammed Taki sehr weise und beliebt. Er ist auch unter dem Namen Cevat („der Freigebige“) bekannt, diesen Namen bekam Hz. Muhammed Taki durch seine guten Taten und die Weitergabe der Göttlichen Liebe. Er wurde auch von Andersgläubigen als ein religiöser Führer respektiert. Bevor er starb, erklärte er seinen letzten Willen: Das erste war, seinen Sohn Hz. Ali Naki zum Nachfolger zu erklären und das zweite, seinen Leichnam neben seinem Großvater begraben zu wollen. Wie gewollt wurde er neben seinem Großvater, dem Siebten Imam Hz. Musa Kaz›m, in alKazimiya begraben.
10. Imam Ali Naki (829 – 868)Der 10. Imam Ali Naki wurde im Jahre 829 geboren. Imam Ali Naki wurde genauso wie sein Vater bereits in seiner Kindheit zum Imam erzogen. Er musste miterleben, wie ihm Abbasidische Herrscher anordneten, das Grab des Imam Hüseyins mit dem Flusswasser des Euphrat zu überschwemmen. Damit sollte der Besuch der Menschen in Kerbela verhindert werden und die Erinnerung an Hz. Hüseyin vernichtet. Mit verschiedenen Methoden versuchten sie Imam Ali Naki und seine Anhänger zu unterdrücken. Imam Ali Naki stand bis zu seiner Ermordung im Jahre 868 unter der Folter der damaligen Herrschern.
11. Imam Hasan Askeri (846 – 874)Im Jahre 846 kam Imam Hasan Askeri auf die Welt. Wie seine Vorgänger erlitt er Unterdrückung und Folter. Im Jahre 874 starb Imam Hasan Askeri an einer Vergiftung. Er ließ seinen Sohn (Imam Mehdi) zurück. Imam Hasan Askeri verschwieg die Geburt seines Sohnes, um ihn vor dem gleichen Schicksal zu verschonen.
12. Imam Muhammed Mehdi (869)Imam Muhammed Mehdi ist der letzte der Zwölf Imame, er kam 869 in Sammara auf die Welt. Sein Vater Imam Hasan Askeri verschwieg Imam Mehdis Geburt bis zur letzten Sekunde. Denn der abbasidischer Herrscher wollte um jeden Preis die Geburt des 12. Imams verhindern, um damit endgültig die Vertreter des wahren Glaubens, die sich gegen die unrechtmäßige Herrschaft der Abbasiden wehrten, auszulöschen und die eigene Machtposition zu erhalten und zu stärken. Nach der Vorstellung der Aleviten (auch Schiiten) lebt Imam Muhammed Mehdi immer noch in der Verborgenheit und wird vor dem Ende der Welt erscheinen. Sein Titel „Mehdi“, bedeutet so viel wie „der Geführte“ oder „der Rechtgeleitete“. Weitere Titel sind: Fürst der Zeit [sahibulzaman], „Beweiskräftiger Sohn Hasans“ [hudschat ibnalhasan], Statthalter des Schwertes [sahibalsaif], womit unter anderem das Schwert Zülfikar gemeint ist, dass sich bei ihm befindet.
Remzi Kaptan Team Alevitentum
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„So wertvoll die Freund-schaft der Türkei ist, so furchtbar ist ihr Zorn.“
Mit diesen Worten reagierte Erdogan im Sommer 2013 auf den bis heute ungeklärten Abschuss eines türkischen Kampfjets an der syrischtürkischen Grenze. Im selben Atemzug sicherte Erdogan den syrischen Flüchtlingen, zumindest verbal, unendliche Hilfe zu. Die Zahl der syrischen Flüchtlinge hat sich inzwischen laut Angaben des türkischen Innenministeriums, auf 600.000 erhöht. Die Kosten, die die türkische Regierung für die 21 Containerstädte und die Versorgung der syrischen Flüchtlinge aufgebracht hatte, beziffern sich auf über zwei Milliarden Euro. Trotz dieses Kraftaktes für ein Land, dessen östliche Provinzen sich immer noch auf Entwicklungslandniveau befinden, sind die Zustände der Flüchtlinge, laut Berichten, katastrophal. Hinzu erscheint es grotesk, dass zeitgleich zur türkischen Hilfsaktion, die Opfer des Erdbebens in der kurdischen Stadt Van weitgehend vergessen von der türkischen Öffentlichkeit zwei Jahre nach der Tragödie immer noch in Zel
ten lagern. Unabhängig von diesem Widerspruch, erscheint die Flüchtlingspolitik Erdogans, auf den ersten Blick nahezu philanthropisch. Gute Nachbarn helfen sich in schweren Zeiten. Das syrische und türkische Volk haben seit Jahrhunderten ein enges Verhältnis. Der Islam gebietet es, Menschen in Not beiszustehen. Das sind die Hauptargumente Erdogans für seine Flüchtlingspolitik. Also alles ganz vorbildhaft? Ein Akt der Menschlichkeit der islamistischen AKPRegierung?
Vergessene Flüchtlinge aus SyrienUm diese Fragen zu beantworten, lohnt es sich, einen Blick auf die wirklich vergessenen Flüchtlinge des Krieges zu werfen. Diejenigen, die keinen Besuch von Angelina Jolie, amerikanischen Politikern oder der türkischen Regierung erwarten dürfen. Denn unbemerkt von den westlichen Medien sind Angehörige einer kleinen und weitgehend unbekannten syrischen Gemeinde auf der Flucht. Im Sommer 2013 kamen ca. 10.000 turkmenischalevitische Flüchtlinge aus Syrien in die Türkei. Zugebenen, anhand des massenhaften Andrangs in die Türkei er
scheint diese Zahl sehr gering. Dennoch ist die Geschichte ein Sinnbild für eine rückwärtsgewandte Politik der Trennung und Kategorisierung von Menschen nach Religion und Konfession. 5000 Menschen wurden Zeuge von dieser tiefgehenden Trennung. Ihre Geschichte beginnt mit der grausamen Sommeroffensive der radikalen AlNusra Front (AlQaidaAbleger in Syrien) in Kooperation mit der FSA (Freie Syrische Armee). Das offizielle Ziel der Dschihadisten war es, die Minderheiten aus den Küstengebieten, die meist AssadAnhänger sind, empfindlich zu treffen. Doch auch im Norden Syriens griffen die Islamisten zu ihrer brutalen Art, Minderheiten für ihre fehlende Unterstützung der Opposition mit Massakern zu bestrafen. So wurden nach den Massakern in Latakia (an syrische Aleviten; im türkischen „Arap Alevileri“), Rojava (an der kurdischen Minderheit, die ca. 10 % der syrischen Bevölkerung ausmacht) gerieten auch turkmenischstämmige Aleviten ins Visier der Extremisten. Nach diesen Massakern flohen aufgrund ihrer isolierten Lage ganze Familien turkmenischer Aleviten in die Türkei bizarrerweise in das Land der Spon
Abgestellt in Istanbuler Parks, verfolgt durch wütende funda-
mentalistische Mobs, mit Messern zerstückelte Zelte als Unter-
kunft - Das unbekannte Leben der vergessenen alevitischen
Flüchtlinge Syriens. Nach den Massakern von Reyhanl›, Roja-
va und Latakia bahnt sich die nächste Tragödie mit türkischer
Beteiligung im Zusammenhang mit dem Syrien-Krieg an. Denn
abseits der Kameras suchen K›z›lbafl-Aleviten aus Syrien Schutz
vor der Al-Nusra in der Türkei und sind dennoch nicht wirklich
außer Gefahr.
von Ali Zülfikar Ay
Aleviten in Syrien
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 2�
Aufklärung
soren ihrer Verfolger. Die Flüchtlinge berichten, dass nach Ausbruch des Krieges die turkmenischalevitischen Dörfer mit Lebensmittel und anderen Hilfsgütern versorgt wurden. Diese Versorgung konnte allerdings nach der Offensive der Islamisten nicht mehr gewährleistet werden. Anders als die alevitische oder christliche Minderheit an der Küste des Landes stellen die turkmenischen Aleviten in ihren Siedlungsgebieten nicht die Mehrheit, sodass die Flucht aus ihren Dörfern und der Stadt Aleppo die einzige Möglichkeit vor ihrer kompletten Ausrottung war.
„Ihr beschmutzt die Umgebung der Moschee!“ Mit Messern zerstückelte Zelte und Todesdro-hungen - Kein herzlicher Emp-fang durch die TürkeiDoch die Türkei, laut Erdogan offen für alle Syrer, nahm diese Flüchtlinge alles andere als mit offenen Armen auf. Vielmehr fanden sich die alevitischen Flüchtlinge in Istanbuler Parks des ultrakonservativen Istanbuler Stadtteils Fatih wieder. Die wenigen Berichte in den Medien offenbarten eine schockierende Situation dieser Familien. Es fehlte wochenlang an Nahrung, Sanitäranlagen und anderen grundlegenden Dingen. Nach wochenlanger Notlage entschlossen sich schließlich die selbst notleidenden und vom Staat nicht unterstützten alevitischen Gemeinden der Türkei diesen Flüchtlingen eine Unterkunft zu bieten. Aktuell leben 3000 der Flüchtlinge in Unterkünften der alevitischen Pir Sultan Abdal Gemeinde Gaziosmanpafla in Istanbul. Weitere 7000 leben auf eigener Faust ohne jegliche Unterstützung, teilweise in Parks und anderen öffentlichen Anlagen. Aufgrund der Lebensgefahr durch die mehrheitlich Assadfeindlichen Flüchtlinge ist es diesen Menschen nicht möglich, in den Flüchtlingscamps zu leben. Die AKPRegierung verweigert eine Lösung dieser unerträglichen Situation.
Die Flüchtlinge fühlen sich wortwörtlich auf der Straße gelassen. Als ob der tägliche Überlebenskampf gegen Hunger, fehlende Hygiene und Kälte nicht ausreicht, kamen im Dezember offene alevitenfeindliche Ausschreitungen der Anwohner des Viertels gegen die alevitischen Flüchtlinge. Am 24. November wurden sie Opfer eines Angriffs eines islamistischen Mobs. Hierbei schnitten mit Messern bewaffnete Männer die Zelte der Flüchtlinge auf und skandierten „raus mit den AssadLeuten“. Den Flüchtlingen wurde vorgeworfen, dass sie mit ihrer Anwesenheit die Umgebung einer Moschee beschmutzen würden. Die völlig verängstigten Familien strömten in Todesangst auf die Straßen. Selbst die alevitische Gemeinde in Gaziosmanpafla wird offen angefeindet. Die Anwohner kriminalisieren rhetorisch die Leitung der Gemeinde. Der Grund ihre Hilfe für die alevitischen Flüchtlinge Syriens. Dass diese feindliche Haltung gegenüber Aleviten mit Erdogans Auftritten zusammenhängt, auf denen er immer wieder die konfessionellen Probleme Syriens thematisiert und hierbei auch die Aleviten in der Türkei indirekt an der Tragödie in Syrien mitbeschuldigt, liegt auf der Hand. Doch wie man am Beispiel der alevitischen Flüchtlinge Syriens erkennt, bleibt Erdogans religiöse Diskriminierung nicht nur bei der Rhetorik. Bereits zuvor hat Erdogans Politik der Ansiedlung von Rebellen im stark von Aleviten bewohnten Süden der Türkei, vor allem im als „Provinz der Toleranz“ bekannten multiethnischen und mutlireligiösem Hatay, eine Destabilisierung herbeigeführt. Die unmittelbaren Konsequenzen waren der bis heute ungeklärte Anschlag von Reyhanli mit 52 Toten, die permanente Angst der religiösen Minderheiten vor Pogromen durch die syrischen Rebellen und die starke Beteiligung an den GeziProtesten in der Region mit drei toten Studenten aus Hatay.
Mediale Verklärung: R.T.E. als Held der Flüchtlinge und die Gefahr eines neuen Mas-sakersDoch auch die Lage der übrigen syrischen Flüchtlinge ist alles andere als gut. Ungeachtet der Fernsehbilder, welche eine bedeckte syrische Mutter präsentieren, die ihren Drillingen die Namen Recep,Tayyip und Erdogan gab, sieht die Wahrheit in diesen Lagern nicht harmonisch aus. Wie schlecht die Situation durch die sunnitischen Flüchtlinge in den Camps wahrgenommen wird, zeigt der Aufstand im Lager von Akcale im Südosten der Türkei. Hierbei wurden mehrere Menschen verletzt. Auslöser war der Tod eines Kindes im Lager. Bereits zuvor kamen viele Kinder durch Brände in den notdürftigen Lagern um. Etliche Flüchtlinge, die vom Krieg geflohen sind, nahmen das Angebot der syrischen Regierung an und kehrten nach Syrien zurück. Es gibt keinerlei Anzeichen, dass Ankara die Situation der alevitschen Flüchtlinge aus Syrien ernst nimmt und zumindest sichere Unterkünfte für die Familien mit zahlreichen Kindern sicherstellt. Aufgrund ihrer isolierten Lage und den fehlenden Beziehungen zu ihren Glaubensbrüdern in der Türkei ist ihre Situation besonders prekär. Die gewalttätigen Ausschreitungen gegen sie, lassen aufhorchen. Die Kette der Massaker, die durch die syrischen Oppositionellen begangen werden, reißen nicht ab. Vielmehr bewahrheiten sich die schlimmsten Befürchtungen der Analysten. Nur eine Mobilmachung gegen die unmenschliche Behandlung dieser Flüchtlinge und eine aktive Hilfe kann ihre gefährliche Situation verbessern.
Es bleibt nur zu hoffen, dass die alevitischen Flüchtlingskinder aus Syrien, anders als die zahlreichen ermordeten Kinder aus Rojava, Reyhanli und Latakia, nicht den „Zorn des Recep Tayyip Erdogans und der Türkei“ spüren.
30 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Um diese Sure verstehen zu können, muss man den Hintergrund ihrer Übermittlung kennen.Es heißt, diese Sure wurde dem Propheten nach dem Tod seines einzigen Sohnes Kâsim gesandt. Nach diesem schmerzvollen Verlust Hz. Muhammeds wurde er von seinen Mitmenschen verhöhnt, da sein Stamm ohne einen männlichen Nachfahren nach dem damaligen Verständnis nicht fortbestehen konnte. Unter anderem wurde ihm nachgesagt: „Lasst ihn, er hat keine Nachfahren, denn er hat keinen Sohn, welcher die Familie fortführen könnte. Nach seinem Tod wird sein Name in Vergessenheit gera-ten und wir sind ihn dann los“. Um die Trauer des Propheten zu lindern und seine Hoffnung für die Zukunft zu bestärken, übersandte Gott ihm diese Sure „Kevser“. Der Name der Sure bedeutet Überfluss. Die Sure steht für den Fortbestand der Nachfahren Hz. Muhammeds. Denn sein Familienstamm sollte von seiner Tochter Hz. Fatma und dem Imam Aliyel Murteza weitergeführt werden. Von deren Sohn Hz. Hüseyin stammen die Geistlichen (Seyyid) ab. Sie sind die Nachfahren des Propheten und verdienen höchsten Respekt und Anerkennung.
Allerdings müssen die Seyyid‘e wiederum diesem Respekt würdig sein. Diese wechselseitigen Anforderungen können nur erfüllt werden, wenn alle Hand in Hand mitwirken. Es ist ein Kreislauf, in den alle Aleviten integriert
Aufklärung
Man gehe zurück in die Lebzeiten des Propheten Muhammed Mustafa (s.a.v.) und die Übersendung der 108. Sure des Korans (Kevser suresi). Dort heißt es:
„Wahrlich, wir haben dir die Fülle des Guten gegeben;So bete zu deinem Herrn und opfere. Fürwahr, es ist dein Feind, der ohne Nachkommenschaft sein soll.“
Die Geistlichen
Wer sind die Geistlichen und
welche Stellung haben sie
im Alevitentum?
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 31
sind. Der Geistliche (Pir / Dede) muss beispielsweise durch seine Geduld, seine ehrliche Lebensweise und seine Ergebenheit zu Gott ein Vorbild für seine Mitmenschen sein. Seinen Talip hat der Geistliche zu lehren. Dies muss sich der Talip wiederum z.B. durch seinen Respekt gegenüber dem Geistlichen verdienen. Dieses Miteinander verbindet nicht nur alle Aleviten, sondern trägt auch dazu bei, dass sie sich gegenseitig prägen. So veranlasst ein Talip seinen Pir mit seinen Fragen dazu, sein Wissen immerzu „aufzufrischen“ bzw. sich fortzubilden.
Das Nachwuchsgeistlichen - Treffen –
2013 in Oberhausen AKMJeder Alevite trägt die Verantwortung dafür, dass dieses Miteinander aufrechterhalten wird. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung wurde bei dem GeistlichenTreffen gemacht, welches von der Alevitischen Akademie im Rahmen des Jugendprojektes „Zukunftswerkstatt Alevitentum“ organisiert wurde und vom 24.12.26.12.13 in Oberhausen stattfand. Eingeladen waren alle Nachwuchsgeistlichen sowie viele Geistliche (Dede). Insgesamt nahmen über 200 Geistliche am Treffen teil, ca. 100 davon junge Dede und Ana Anwärter zwischen 1535 Jahren. Dort wurde ihnen der Wert der Geistlichen im Alevitentum vermittelt. Zugleich hatten sie Gelegenheit, ihre Sorgen und
Wünsche zu äußern. Es fand sich eine aufgeschlossene Gemeinschaft zusammen, die gute Ideen für die Zukunft brachte und auch den Elan zur Umsetzung besaß. Ziele sind u.a. die einheitliche Ausbildung der Nachwuchsgeistlichen und die Nutzung richtiger Quellen bei etwaigen Recherchen. Eine große Sorge vieler Anwesender war, dass das Alevitentum immer noch von einigen als nicht dem Islam zugehörig betrachtet wird. Gerade im Hinblick auf die Historie kann dies von keinem verständigen Menschen hingenommen werden. Es kann nur zwei Gründe für eine solche Meinung geben. Der Erste ist das Fehlen reichlichen Wissens und der Zweite, die Absicht unsere Gemeinschaft auseinanderzureißen. Als Einzelner kann man vielleicht nicht genug ausrichten, doch gemeinschaftlich kann dieses Problem bewältigt werden. Denn allein die Bildung unserer Jugendlichen kann und wird sie vor der schlechten Absicht derer schützen, die das Alevitentum seinen wahren Wurzeln entreißen wollen. So wie wir Hand in Hand diesen Glauben leben, so müssen wir auch Hand in Hand unseren Glauben bewahren.
Sevgi Bektafl & Suat GüngörTeam Nachwuchsgeistliche
Aufklä[email protected]
Bilder vom Nachwuchsgeistlichen Treffen 2013 in Oberhausen
32 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
IST DAS ALEVITENTUM EINE RELIGION INNERHALB ODER AUßERHALB DES ISLAMS? Seit geraumer Zeit wird innerhalb der alevitischen Gemeinschaft über die Zugehörigkeit des Alevitentums zum Islam diskutiert. Bevor die Zugehörigkeit der Aleviten zum Islam untersuchen, muss zunächst der Islam definiert werden. Genau hier liegt jedoch der Ursprung dieses Zwistes. WAS IST DER ISLAM? Besteht überhaupt die Möglichkeit einer einheitlichen, konkreten Definition? Es existiert derzeit bei islamischen Theologen unterschiedlicher Strömungen Konsens, dass die Rede vom einheitlichen Islam falsch ist. Dafür existieren zu viele unterschiedliche Auslegungen. Islam bedeutet Frieden machen und Hingabe. Frieden machen heißt, daß der Gläubige mit sich selbst und mit seiner Umgebung in Frieden leben soll. Hingabe drückt sich in der Annahme des Willen Gottes aus. Der Muslim erlangt mit dem Islam Frieden durch die Hingabe in Gottes Willen. Im Koran, der heiligen Schrift der Muslime, sagt Gott Selbst, daß Er den Islam für die Menschen als Religion erwählt hat: “… Heute habe Ich für euch eure Religion vollständig ge-macht, und Ich habe Meine Gnade an euch erfüllt, und Ich habe für euch den Islam zur Religion gemacht…” (Koran 5:3).
Die abendländische Bezeichnung, „Mohammedaner” lehnen die Muslime ab, da Mohammed als Prophet der Überbringer der Botschaft des Islam war, Gott allein aber anbetungswürdig ist. Eine mögliche Definition wäre der Glaube an Allah als einzigen Gott, der Glaube an seinen
Gesandten Mohammed und nach der Schia die Ergänzung, dass Ali Gottes Freund ist. Dies entspricht der ersten Säule des Islams. Nach dieser Auffassung sind Aleviten Muslime, da sie z.B. in CemZeremonien jedes Mal AllahMuhammedAli aussprechen. Nimmt man jedoch die weiteren Säulen nach sunnitischer Auffassung hinzu wie die Pilgerfahrt nach Mekka (hac), das fünfmalige rituelle Gebet am Tag (namaz) und das Fasten im Monat Ramadan, wird schnell deutlich, dass Aleviten sich an diese Vorschriften nicht halten und demnach keine Muslime wären. Betrachtet man die islamische Mystik, wird wiederum schnell ersichtlich, dass kennzeichnende Einflüsse
ins Alevitentum bestehen. Das Gottesbild der Einheit des Seins (Vahdeti Vücud), das Wertesystem der vier Pforten und vierzig Stufen (dört kap›, k›rk makam), der vollkommene Mensch (‹nsani Kamil) und viele weitere zentrale Punkte der alevitischen Lehre findet man auch in anderen Lehren der islamischen Mystik. Aufgrund der Unmöglichkeit einer einheitlichen Defi
nition des Islams, macht diese Diskussion keinen Sinn. Sie führt nur unnötig zu Missdeutungen und Fehleinschätzungen. Die Mehrheit der alevitischen Geistlichen, der Aleviten und das Projektteam der TAAKM, Tirol Anadolu Alevileri Kültür Merkezi, definieren aber Alevitentum als den Kernpunkt des Islam somit eine Islamische Glaubensrichtung „Islam›n içinde–‹slam›n özü”.Das Alevitentum ist eine islamische Glaubensrichtung. Alevitentum bezeichnet die Islamauffassung, die im Rat der Vierzigen gereift, durch die zwölf Imame weiterentwickelt wurde und das Kriterium des Verstandes von Imam Caferi Sad›k zu seiner Richtschnur gemacht hat.[Auszug aus dem Statut der Islamische Alevitische Glaubensgemein-
schaft in Österreich (ALEVI) www.aleviten.at]
5 Antworten
5 Fragen
1
Aufklärung
Quelle: alevi.at.
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 33
Der Kodex „Achte auf die Reinheit Deiner Hände, Deiner Zunge und Deiner Lenden” ist das wichtigste Prinzip im Alevitentum. Diese wenigen Worte drücken den Kern der alevitischen Ethik aus. Hac› Bektafl Veli hat diese Worte im 13. Jahrhundert ausgesprochen und geprägt. Seither dienen sie als komprimierte Verhaltensmaxime im Aleviten und Bektaschitentum. Die Reinheit der Hände symbolisiert das Gebot, dass Aleviten niemals ihre Hand nach Sachen ausstrecken dürfen, die ihnen nicht gehören. Jedoch beschränkt sich dies nicht nur auf materielle Dinge. All das, was jemand anderem zusteht, darf nicht verletzt werden (kimsenin hakk›n› yememek). Zudem versinnbildlicht die Kontrolle der Hand, dass jegliche Form der Gewalt ausdrücklich untersagt ist. Die Reinheit der Zunge verbietet Lügen, üble Nachreden und ähnliches. Dies fordert stets zum wahrheitsgetreuen Reden auf. Des Weiteren besagt die Zügelung der Zunge, dass man das Geheimnis (s›r) vor Außenstehenden wahren soll. Die Zügelung der Zunge und die Wahrung des Geheimnisses haben noch einen tieferen, mystischen Sinn, dessen Erklärung jedoch an dieser Stelle zu ausführlich wäre. Die Reinheit der Lenden meint im direkten Sinn, dass man in einer monogamen 1 Ehe leben soll. Jedoch symbolisiert die Zügelung der Lenden vielmehr und impliziert die Bekämpfung der niederen Triebseele (nefs). Die Bekämpfung der niederen Triebseele zieht sich durch die komplette alevitische Lehre. Die niedere Triebseele beinhaltet Charakterzüge wie Egoismus, Habgier, Arroganz, Wollust, Neid, Bosheit usw. Das Alevitentum ist der Weg, diese niedere Triebseele durch den Einklang mit Gott zu besiegen. Die Kontrolle der Lenden drückt letzten Endes dies aus.
1 Einehig, nur mit einer Person verheiratet sein.
WOHER KOMMT DIE BEZEICH-NUNG „ROTSCHOPF (KIZILBAfi)?
Die Gelehrten des ErdebilOrdens und ihre Anhängerschaft, die den SafawidenStaat im Iran gründeten und
sich zur Zwölferschia bekannten, trugen eine Kopfbedeckung von roter Farbe und wurden deshalb auch
„Rotschöpfe” genannt. Die Dynastie 2 der Safawiden war zu dieser Zeit im heutigen Iran das regierende
Regime und etablierte dort den schiitischen Islam als Staatsreligion. Der religiöse Ursprung dieser Dynastie
geht auf Safi al Din zurück, der zu Beginn des 14. Jahrhunderts in der Stadt Erdebil den islamischmysti
schen ErdebilOrden (auch SafiOrden genannt) gegründet hatte. Da auch die Aleviten Anatoliens sich an
die Safawiden gebunden betrachteten, wurden auch sie „Rotschöpfe” genannt. Auch soll der Umstand,
dass die Soldaten Schah Ismails (eine bedeutende politische, mehr noch literarische Person im Alevitentum)
rote Kopfbedeckungen und gelbe Stiefel trugen, zu der besagten Bezeichnung geführt haben. Zum Teil wird
diese Bezichnung auch auf Hz. Ali und seine Gefährten zurückgeführt, die in der Schlacht von Siffin gegen
Muawiya eine rote Kopfbedeckung trugen. In der Geschichte des Alevitentums wurde diese Bezeichnung
als Schimpfwort für Aleviten gebraucht. Es ist auch falsch, die „Rotschöpfe” als eine von den Aleviten ver
schiedene Gemeinschaft darzustellen. Anfangs wurde das Wort „Alevit” für die Angehörigen des Hauses Ali
gebraucht. Wie Pir Sultan Abdal in einem Gedicht beschreibt, band sich Ali ein rotes Tuch in seinen Turban,
was dann auch seine Gefolgschaft imitierte, so dass das rote Tuch allgemein für seine Anhängerschaft galt.
Die Bezeichnung „Rotschopf” wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts benutzt. Danach geriet es in Ver
gessenheit und wurde durch „Alevit” ersetzt.
2 Bezeichnet eine Geschlechterabfolge von Herrschern und ihrer Familien.
3
2 WAS BEDEUTET „KONTROLLIERE DEINE HÄNDE, DEINE ZUNGE UND DEINE LENDEN”?
Aufklä[email protected]
34 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
KANN MAN ZUM ALEVITENTUM
KONVERTIEREN? Bis Dato ist es so, dass man zum Alevitentum nicht konvertieren kann, da man – wie auch im Judentum – in die Gemeinschaft hinein geboren wird. Aber zum Bektaschitentum, das als städtische Auslegung und Variante des Alevitentums definiert werden kann, können Menschen unabhängig ihrer ethnischen Herkunft konvertieren. Ein Grund, weshalb man zum Alevitentum nicht konvertieren kann, liegt darin, dass das Alevitentum keine Missionierung 1 kennt. Das Alevitentum ist keine Religion, die für Massen von Menschen konzipiert worden ist.
1 Mission bedeutet (Aus-)Sendung; missionierende Religion ist eine Religion, die ihre Botschaft aktiv verbreitet.
Der Ursprung des Wortes Alevitentum liegt bei Hz. Ali, dem 1. Imam, den von Muhammed bestimmten Nachfolger, Schwiegersohn des Propheten und den die Aleviten als vollkommenen Menschen anerkennen. Er und Hz. Fatma sind die Personen, welche die Blutlinie des Ehlibeyt (die Familie Muhammeds) fortsetzten. Es gibt aber bei dem Thema des Todes von Hz. Ali einen weit verbreiteten Irrtum. Dies ist auch der Grund, zu dessen Klärung dieses Schreiben beitragen will. Die Geschichte, dass Hz. Ali während eines Gebets in einer Moschee von hinten mit einem vergifteten Messer umgebracht wurde, entspricht nicht der Wahrheit. Dieser Irrtum wird heute leider auch innerhalb vieler alevitischer Familien weiter verbreitet. Zum einen gab es in der damaligen Zeit keine Moscheen wie sie heutzutage existieren, sondern Gebetshäuser (mescit) die den Moscheen nicht ähnelten und zum anderen das Gebet (salât) ähnelte nicht dem des sunnitischen namaz, wie es praktiziert wird. Was nun über den Tod bzw. Ermordung Ali´s zu sagen ist folgendes; Hz. Ali wurde am 24.01.661 von Ibn Mülcem beim Verlassen seines Hauses mit einem giftigen Messer von hinten erstochen. Die Tatsache, dass die Mordwaffe ein giftiges Messer war, ist das einzig Richtige an der Geschichte. Das ist auch nicht der Grund warum Aleviten nicht in die Moschee gehen um zu beten, sondern nur ein weit verbreitetes Irrtum.
Beyhan Kepenek Team Presse
5 WIE IST ALI ERMORDET WORDEN?
4Aufklärung
Wenn du willst, dass auch deine Frage beantwortet wird, dann schreibe uns
doch gerne an: [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 35
Unsere Liebe zum Glauben
Eine Einführung
Vereinsarbeit
Vorstellung, Intention und Ziele der Fördermitglieder
der alevitischen Akademie und der Vorsitzenden
Bochum AKM
Sundern AKM
Was, Wie, Wo?
Erfahrungsberichte der Jugendlichen zu den
Wochenendseminaren
LwieLiebe.
3� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Das Alevitentum ist eine Glaubenslehre und
basiert auf folgende Werte: Liebe, Respekt
und Toleranz für den Nächsten gegenüber.
Die Liebe spielt dabei eine sehr signifikante
Rolle. Sie ist die Basis des Glaubens.
Man assoziiert in erster Linie das Wort Liebe mit Zuneigung, Wertschätzung oder Verbundenheit. Jedoch ist hier die Liebe zu Gott (Hak) und die Liebe der Auslebung des Alevitentums gemeint. Diese Liebe kann nicht erklärt werden, sondern muss gelebt werden (Aflk anlat›lmaz, yaflan›r). Heutzutage sieht man den Wandel der Jugend sehr deutlich. Sie hat sich verändert, sowohl zum Negativen als auch zum Positiven. Nach einer Studie von 2011 (Quelle: mpfs) liegen die Interessen der Jugendlichen mit 83%92% bei Freundschaft und Liebe, gefolgt von Musik mit 83%87%. Ganz unten dabei ist überregionale Politik mit 1525%. Betrachtet man dabei das Thema Religion, taucht sie nirgends in der Skala auf. Jedoch kann man nicht alle Jugendlichen unter einen Kamm scheren. Es gibt aber auch andere. Und zwar jene, die sich für Ihren Glauben, dem Alevitentum, ihre Freizeit hingeben, indem sie z.B. an Wochenendseminaren zur Glaubenserkennung (veranstaltet von der Alevitischen Akademie) teilnehmen oder aber diejenigen,
die neben Studium, Job und Familie im Vorstand der Alevitischen Akademie tätig sind und diese ganzen Seminare veranstalten. Mehmet Ali Öztoprak, der 28 Jährige Master Student, der dies kann und will. Und zwar alles für seinen Glauben, alles für seine Liebe zu HakMuhammedAli. Seit 2 Jahren ist er schon ehrenamtlich als Sekretär in der Alevitischen Akademie tätig. Aber nicht nur das, er ist auch schon seit über 6 Jahren im Jugendvorstand der Alevitischen Gemeinde in Bochum und arbeitet fleißig mit den über 50 Jugendlichen (alter von 1026 Jahren) für ihren Glauben. Nicht von Anfang an waren es so viele Mitglieder. Die Zahl stieg stetig an. Durch gute Arbeit mag man sagen. Gemeinsam haben sie viel erreicht. Sie sind nicht nur Mitglied in Vereinen wie z.B. dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, sie sind auch nicht ganz unbekannt bei Bochumer Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz. Theaterprojekte wie „Heimleket“, jährliche Folkloreauftritte am Springer Platz machen sie gerne mit. Ihre aktive Jugendarbeit schweißte sie immer mehr zusammen und gemeinsam leben sie genau diese Liebe aus, die Liebe zum Alevitentum„AlevilikAflk›“. Auch Bircan Akdo¤an, 16 aus Bochum, ist ein gutes Beispiel dafür, dass Jugendliche sehr wohl noch andere Interessen pflegen. Sie tanzt seit 2009 bei der Folklore Gruppe „Dance of Harmony“, die aus Jugendlichen aus ganz NRW besteht. Jeden Sonntag für 2 Stunden trifft sich die Tanzgruppe aus Bochum im Bochumer Verein. Sie lernen nicht nur türkischen Folkloretanz, sondern auch „Semah“
AlevilikAșkıUnsereLiebezumGlauben
Liebe [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 3�
– dem rituellen „Tanz“ zur Vereinigung von Mensch zu Gott. Semah ist jedoch kein folkloristisches Element, dass zum Vergnügen getanzt werden sollte. Es ist ein Gebetsritual, der nur in der CemZeremonie vorgetragen werden sollte. Regelmäßig gibt es Auftritte für Bircan und ihre Freunde, manchmal sogar 23 pro Tag. Das erfordert viel Disziplin und Zeit. Doch Bircan ist mit Leib und Seele dabei. Aber das genügt ihr nicht. Auch bei den CemZeremonien ist sie immer dabei. Sie übernimmt eine der 12 Dienste im Cem, und zwar den 4.Dienst als „Ceragci (Delilci)“ (Zünder des Lichts). Dabei sagt sie ihr Gebet auf und zündet das symbolische Licht und sorgt für die Beleuchtung des CemHauses. Mit ihren 16 Jahren meistert sie ihre Schule, geht nebenbei ihrer Folklore Leidenschaft nach und ist aktiv bei den CemZeremonien dabei, alles aus Liebe zu HakMuhammedAli.Im Alevitischen Glauben gibt es natürlich auch bekannte Persönlichkeiten, die aus Liebe zum Glauben handelten.
Pir Sultan Abdal zum Beispiel, ein alevitischer Dichter, der im 16.Jahrhundert in Anatolien lebte. Er war ein sehr berühmter und gemochter Dichter und Denker. In seiner Lyrik drückte er die sozialen, kulturellen Probleme und seine Liebe zum Volk und seinem Glauben aus. Im Osmanischen Reich galt er deswegen als Rebell und wurde vom Pascha H›z›r zum Tode verurteilt. Für die Aleviten ist Pir Sultan Abdal ein Held, der sich gegen die Ungerechtigkeit auflehnte.
Abschließend möchte ich oben noch ein Gedicht von Afl›k Veysel aufführen, in dem er die Liebe erwähnt.
Nilüfer Cay Team Presse
Aflk›m›n temeli sen bir alemsin
Sevgi muhabbetsin dilde kelams›n
Merhabas›n dosttan gelen selams›n
Duyarak al›r›m sen vars›n orda (Afl›k Veysel)
3� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Vereinsarbeit Bochum AKMDie alevitische Gemeinde Bochum wurde 1988 von einer handvoll Menschen gegründet. Damals traf man sich in einem Park, weil man keine Räumlichkeiten fand um die Gründung zu vollziehen. Damals wie heute hatten die Vereine mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das ist aber völlig normal, da sie keinerlei Unterstützung erfahren haben, außer von ihren Mitgliedern.
Einen Wendepunkt innerhalb der alevitischen Bewegung stellt das Sivas Massaker 1993 dar. Leider wurde uns allen damals bewusst, wie unorganisiert und wie schwach wir waren. Aus diesem Grund haben wir uns als Aleviten an die Arbeit gemacht und die Alevitische Gemeinde Deutschland (AABF) gegründet. Die Alevitische Gemeinde Bochum war von Anfang an dabei. Auch wenn unser Dachverband als eine Glaubensorganisation gegründet wurde, überwog bis heute die politische Seite des Verbandes. Heute sehen und erkennen wir, dass uns dies nicht weiterbringt und die Aleviten sich zurück zu den „Wurzeln“ sehnen. Es ist Zeit für eine Veränderung. Von der Politik hin zum Glauben bzw. zum Alevitentum. Gelingt uns diese Veränderung nicht, habe ich die Befürchtung, dass wir uns in Zukunft nicht entwickeln und nicht wachsen werden. Heute zählt unsere Gemeinde mehr als 200 Familien zu seinen Mitgliedern. Wir haben mitten im Zentrum von Bochum unser eigenes Cem Evi gekauft und können stolz sagen, dass unsere Gemeinde zu den schöns
ten in Deutschland zählt. Hervorragende Beziehungen zu den städtischen Einrichtungen, MSO‘s, Wohlfahrts und Jugendverbänden sind für uns mittlerweile selbstverständlich. Ferner setzen wir uns, für die Interessen der alevitischen Bevölkerung innerhalb der alevitischen Gemeinde Deutschlad (AABF) regelmäßig ein.
Besonders hervorzuheben ist unsere Jugendabteilung. Die Alevitische Jugend Bochum ist in Europa aufgrund seiner finanziellen und personellen Stärke beispiellos. Wir sind stolz auf unsere Jugendabteilung und mit welchem Einsatz sich unsere Jugendlichen für das Alevitentum einsetzen. Unsere Jugendabteilung hat einen sehr guten Ruf in ganz Deutschland. Sie ist in Organisationen wie im Jugendring Bochum, Paritätisches Jugendwerk, Bund der alevitischen Jugendlichen in Deutschland (BDAJ), Deutsches Jugendherbergswerk etc. Mitglied.
Seit 2011 ist unsere Gemeinde Fördermitglied der Alevitischen Akademie. Die Alevitische Akademie versteht sich als die Bildungs und Forschungseinrichtung der Aleviten. Aus diesem Grund verdient sie umfangreiche Unterstützung der Aleviten, um Bildungs und Forschungsarbeit für die Aleviten zu betreiben. Seit unserer Mitgliedschaft im Jahr 2011 hat die Akademie wertvolle Arbeit in dieser Sache geleistet, deswegen danken wir der Alevitischen Akademie. Wir wünschen der Akademie für die Zukunft alles Gute.
Ismail Boyraz Vorsitzender Alevitische Gemeinde Bochum
Liebe [email protected]
Warum ist unsere Gemeinde Fördermitglied der Alevitischen Akademie? Die Aleviten haben in den letzten 20 Jahren einen beachtlichen Grad an Organisation erreicht. Viele Vereine sind unter Dachverbänden organisiert. Dennoch stellen wir tagtäglich fest, dass das Alevitentum bis heute nur unzureichend der deutschen Gesellschaft und vor allem der jüngeren Generation der hier aufwachsenden Menschen bekannt ist. Die Alevitische Akademie ist durch ihre wissenschaftliche Arbeit und besonders durch die Wochenendseminarreihe „Grundlagen der alevitischen Glaubenslehre“, die sich vor allem an Jugendliche richtet, zu einer wichtigen Institution geworden. Die Unterstützung der alevitischen Vereine im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und das Engagement jedes einzelnen Mitgliedes der Akademie haben uns imponiert. Wir sind der Akademie sehr dankbar für die Unterstützung unserer Abendveranstaltung, bei dem unsere Gemeinde auf Kreisebene vergangenen Mai vorgestellt wurde. Weiterhin ist es für uns sehr wichtig, mit der Akademie eine Institution zu unterstützen, die unserem Bild des Alevitentums, so wie es von unseren Vorfahren übermittelt worden ist, nicht widerspricht. Wir unterstützen als Alevitische Gemeinde Hochsauerlandkreis Kultur und Cemhaus die Arbeit der Alevitischen Akademie, die entgegengesetzt zu anderen Organisationen das Alevitentum nicht als eine eigenständige Religion präsentiert. Für die Zukunft wünschen wir den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Alevitischen Akademie weiterhin viel Erfolg.
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 3�
Liebe
Sundern AKM
Die Alevitische Akademie veranstaltet seid 2012 in Kooperation mit verschiedenen alevitischen Gemeinden Wochenendseminare zum Thema Grundlagen der Alevitischen Glaubenslehre, die jeweils von Freitag bis Sonntag andauern. Die Wochenendseminare finden in Jugendherbergen mit 2 Übernachtungen statt.
In diesen Seminaren werden durch kompetente Referenten, die seit Jahren die alevitische Lehre erforschen, die Grundlagen des Alevitentums an interessierte Jugendliche vermittelt. Dogma, Liturgie und auch die Terminologie des alevitischen Weges soll hierbei erklärt und veranschaulicht werden. Ferner haben die Jugendlichen die Möglichkeit, ihre individuellen Fragen an den Referenten zu stellen, andere alevitische Jugendliche aus ganz Deutschland kennenzulernen und sich gemeinsam mit anderen alevitischen Jugendlichen über Probleme, Lösungsansätze und Zukunftsperspektiven der alevitischen Jugendarbeit zu unterhalten.
Die Alevitische Akademie will durch diese Wochenendseminare alevitische Jugendliche drei Tage lang in Sachen Alevitentum unterrichten und möglichst vorhandene Wissenslücken schließen. Wir hoffen, dass wir durch diese Seminare interessierte Jugendliche hinreichend zum Thema „Alevitentum“ aufklären bzw. die Vernetzung und den Zusammenhalt innerhalb der alevitischen Jugend in Deutschland stärken konnten.
Seit 2012 haben bereits hunderte alevitische Jugendliche an den Wochenendseminaren der Alevitischen Akademie teilgenommen. In den folgenden Seiten findet ihr einige Fotos und Aussagen der Teilnehmer aus den Wochenendseminaren der alevitischen Akademie.Auf den nächsten Seiten stellen wir euch die Wochenendseminare in Bildern vor. Weitere Fotos könnt ihr auf der Facebook Seite der Alevitischen Akademie unter Albums sehen.(www.facebook.com/AleviAkademisi/photos_albums)
Liebe
WOCHENEDNSEMINAREGrundlagen der alevitischen Glaubenslehre
40 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Was - Wie - Wo?Erfahrungsberichte der
Jugendlichen zu den
Wochenendseminaren
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Liebe
Nilüfer Cay Team Presse
42 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
07.06.09.06.13 Der geistliche Sedat Dede referiert vor wissbegierigen Jugendlichen aus ganz NRW.
Bircan Akdogan, 16 aus Bochum „Ich war bei dem Seminar am Biggesee dabei. Es war sehr lehrreich. Am besten fand ich die lehrreichen Spiele mit Nehir Basaran. Der Geistliche Sedat „Dede“ war natürlich auch wieder toll. Ich finde durch die Seminare, die veranstaltet werden, bilden wir eine Einheit und man schätzt den Glauben besser.“
Liebe
Ersin Kök, 21 aus Hamburg „Ein Seminar, rund um das Alevitentum! Toll!“
Ipek Tahtali, 16 aus Lü-beck „Immer wieder gerne! Mein Wissen über meinen Glauben ist aktualisiert!“
Dilek Eker, 24 aus Hamm „Ich habe an dem Seminar „Grundlagen der alevitischen Glaubenslehre“ teilgenommen. Es war ein sehr lehrreiches, buntes Wochenendseminar, an dem wir die Grundelemente unserer Glaubensrichtung kennengelernt haben, unsere Fragen beantwortet bekamen und tolle Freundschaften bilden konnten. Auch nach dem Seminar haben wir den Kontakt zueinander beibehalten und treffen uns nun regelmäßig mit SAZ, SÖZ UND AfiK. Es ist wundervoll und erfüllend zu sehen, dass so viele junge Menschen für den sicheren Bestand ihres Glaubens arbeiten und tolle Projekte entwickeln.“
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 43
Wochenendseminar mit den alevitischen Kulturvereinen Neumünster, Hamburg, Lübeck und Wedel Ostsee2013
Can Aksevi, 19 aus Bochum „Das Seminar hat mir sehr gefallen und ich würde auch wieder daran teilnehmen. Ich habe dort viel über das Alevitentum gelernt und es hat mir auch Spaß gemacht und man hat dort viele Leute kennengelernt.“
Liebe
Wochenendseminar, Biggesee 2013
Serap Zileli, 22 aus Witten „Ich habe an 2 Wochenendseminaren teilgenommen. Letztes Jahr (Mai) waren wir am Möhnesee und dieses Jahr am Biggesee (7.6.9.6.13). Ich fand die Wochenendseminare sehr erfolgreich, da man viel über unseren Glauben lernen konnte. Zudem wurde alles verständlich erklärt. Man hatte die Gelegenheit sein Wissen zu vertiefen und viele Fragen zu stellen. Weiterhin hatte man die Möglichkeit viele alevitische Jugendliche aus anderen „Vereinen“ kennenzulernen. Ich war gerne an den Wochenendseminaren dabei und würde es auch weiter empfehlen. Es ist wichtig den eigenen Glauben kennenzulernen.“
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Liebe
„Solche Seminare müssen unbedingt öfters organisiert werden! Danke!“
Cansu Akgül, 22 aus Wedel
„Ich freue mich schon auf das nächste mal! Danke Akademie!“
Hasan Hüseyin, 20 aus Ham-burg
Bergen Saat, 22 aus Neumünster „Vielen Dank an alle die dieses Seminar organisiert und geleitet haben!“
Aylin Akdogan, 24 aus Bochum „Als erstes einen großen Dank an die Alevitische Akademie, dass sie uns wieder ermöglicht hat durch die Wochenendseminare intensiver über das Alevitentum zu lernen. Mir hat das Wochenendseminar sehr viel Spass gemacht, wo Ich auch einiges habe mitnehmen können.“
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 45
Eren Gökdemir, 21 aus Oberhausen „Das Wochenendseminar war sehr lehrreich. Von Anfang an wurde eine sehr familiäre Atmosphäre geschaffen. Wir kannten uns alle erst seit ein paar Stunden, aber diese familiäre Atmosphäre sorgte dafür, dass wir alle offen waren und dies wiederum förderte das Lernen und Erlernen des Alevitemtums.“
Pinar Bozkurt26 aus Sundern„Ich habe sowohl letztes Jahr, als auch dieses Jahr an dem Wochenendseminar teilgenommen. Letztes Jahr habe ich dann auch zum ersten Mal von der Alevitischen Akademie erfahren. Letztes Jahr war das Seminar am Sorpesee, dieses Jahr am Biggesee, beide Seen liegen im schönen Sauerland. Ich muss sagen, dass im Vergleich zu letztem Jahr eine Steigerung stattgefunden hat. Während letztes Jahr viel mehr frontal ablief, hatten wir dieses Jahr durch Nehir Basaran viele interaktive Übungen, die pädagogisch gut abgestimmt waren. Wir sind auf einem echt guten Weg, da die Jugendlichen eingebunden und ernst genommen werden.“
Nasit Kireylioglu, 25 aus Bo-chum „Das Wochenendseminar am Möhnesee war für mich das erste Seminar über meinen Glauben. Ich fand es sehr lehrreich und ich würde immer wieder aufs Neue an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Ich kann es wirklich jedem empfehlen, der sich mit seinem Glauben auseinandersetzen will.“
Wochenendseminar in Zusammenarbeit mit dem Alevitischen KulturvereinStuttgart,Überlingen am Bodensee 2013
4� A.L.E.V.I. – Jugendzeitschrift der Alevitischen Akademie, Ausgabe 01/2014
Liebe
LÜ
CK
BE
Eren Ali Kök aus Neumünster: „Ich finde es wichtig, dass solche Seminare stattfinden und die alevitischen Werte an Jugendliche vermittelt werden.“
Hasan Hüseyin Sar› aus Ham-burg: „Ich konnte alles fragen und kompetente Antworten bekommen. Solche Seminare müssen öfter stattfinden“
Gruppenfoto Wochenendsemi-nar in Scharbeutz an der Ostsee
Foto von Teilnehmern am Wochenendseminar in Scharbeutz an der Ostsee
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 4�
Liebe
STUTT
Fotos zeigen die Teilnehmer aus dem Wochenendseminar in Stuttgart
Alle Fotos gibt es auch auf unserer Fa-cebook–Seite: www.facebook.com/AleviAkademisi?fref=ts
Aylin Karayel aus Stuttgart: „Ich habe viel über das Leben von Hz. Ali, Hz. Hasan, Hz. Hüseyin und den restlichen Imamen gelernt. Diese großen Menschen sind echte Vorbilder für alevitische Jugendliche.“
GART
4� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Liebe
VER
HA
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NNSevcan Nedime Akgül aus Hanno-ver: „Diese Seminare tragen viel zur Identitäsbildung von alevi-tischen Jugendlichen bei.“
Yasin Bozda¤ aus Bremen: „Habe hier viele neue Freunde kennengelernt.“
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 4�
Liebe
SEEBIG GE
Kudret Kaplan aus Hattingen „Bei uns in Hattingen gibt es nicht so viele Aleviten, ich bin deswegen froh, soviele neue ale-vitische Freunde kennengelernt zu haben.“
Aylin Akdo¤an aus Bochum: „Mir ist das Alevitentum wichtig, und die Seminare machen sehr viel spaß, man lernt auch viel.“
50 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Liebe
MÖH
NE
SEE
Ersoy Doruk aus Recklinghausen: „Ich finde solche Seminare sind sehr sinnvolle Freizeitgestaltun-gen. Man hat Spaß, kann viel un-ternehmen und zuhause anschlie-ßend viel neues berichten.“
Ya¤mur Y›ld›r›m aus Gladbeck: „Ich fand es prima, dass die Seminare auf Deutsch stattfan-den.“
Fulya Kuscu aus Gelsenkirchen „Ich will die Jugendlichen aus meiner Gemeinde dazu motivie-ren, auch an solchen Seminaren teilzunehmen.“
SEE
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 51
Liebe
PE
SORAlev Koç aus Grevenbroich: „Diese drei schönen Tage werden bei mir immer positiv in Erinnerung bleiben.“
Serap Demir aus Wuppertal: „Die Lage am Sorpesee war herrlich. Habe viel über das Alevitentum gelernt.“
R›za Karabacak aus Solingen: „Ich würde gerne noch mal so ein Seminar besuchen wollen.“
52 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Liebe
ÜBER
Umut Yildirim aus Calw: „ Ich habe nach dem Seminar, all die Jugendlichen die ich dort kennen-gelernt habe vermisst. Ich bedan-ke mich auch bei Cem Kara abi, der uns viel über das Alevitentum beigebracht hat“
Dilay Arslan aus Nürtingen: „Wir sind mit 13 Jugendlichen aus Nürtingen angereist und waren von der Organisation und dem Wissen des Referenten überwäl-tigt. Vielen Dank an die Alevi-tische Akademie“
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 53
LIN
GEN
Pelin Parlak aus Schwäbisch Gmünd: „Unsere Gemeinde ist mit ca. 25 Jugendlichen ange-reist. Ich bin sehr froh, dass sol-che Seminare stattfinden. Vielen Dank an die Organisatoren“
Das Seminar fand 2013 in Überlingen am Bodensee statt.
Alle Fotos gibt es auch auf unserer Facebook–Seite: www.facebook.com/AleviAkademisi?fref=ts
54 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Liebe
Unterhaltung mit den Jugend-lichen während der Pause beim Wochenendseminar im Alevi-tisch-Bektaschitischen Institut.
1. und 2. Treffen der Zukunftswerkstatt
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 55
E wieEinheit.
fiah Ismail Hatayi und seine Bedeutung für das AlevitetumSein Leben und die Staatsgründung
Frauen im Alevitentum
Rolle und Funktion einer „Ana“ im Alevitentum
Einheit in Vielfalt
Sitten und Gebräuche
5� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
fiah ‹smail Hatayi wurde im Jahr 1487 in der iranischen Stadt Ardabil geboren. Sein Vater und Großvater stammten von der Familienlinie von Imam Musa elKaz›m ab 1. Sie waren die Führer (Scheich) des Safawiden Ordens und lebten in der Stadt Ardabil. Die Stadt Ardabil war somit auch das Zentrum des safawidischen Ordens. Nach dem Tod von fiah ‹smails Vater, wurde fiah ‹smail der Scheich vom Orden und Führer seiner Stammeslinie (Ocak). In der heutigen Türkei existieren noch Stämme die ihren Namen von den Safawiden bekommen haben und somit eine Verwandtschaft mit diesen besitzen. Darunter sind u.a. der fiah Hatayi Stamm, Sayyid Safiyüddin Ishak Veli Stamm und der Scheich Safi Stamm. 2
Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Anhänger der Safawiden als „K›z›lbafl“ (Rotköpfe) bezeichnet. Die Scheichs der Safawiden waren die obersten religiösen Anführer der K›z›lbas (mürsidi kâmil). Die K›z›lbafl strömten in die Stadt Ardabil, um
den Safawiden Orden zu besuchen.3
Dort bildeten die Safawiden Scheichs die Dedes aus und gaben ihnen ihre Diplome. Die Anhänger hingegen brachten ihren Scheich Geschenke mit. 4 fiah ‹smails Vater und auch sein Großvater bewaffneten sich und versuchten einen Staat zu gründen. Doch alle beide versagten bei dem Vorhaben und wurden beim Unterfangen getötet. Dadurch wuchs Schach Ismail als Waise auf und wurde von treuen Freunden (ehli ihtisas) seiner Ahnen beschützt. 5
1501 war durch die Eroberung Täbris durch fiah ‹smail, ihm auch die Gründung des Safawiden Staates vergönnt. Er machte auch Täbris zur Hauptstadt seines Reiches. Jetzt hatten die K›z›lbafl Anhänger in Anatolien einen offiziellen eigenen Staat und eine Instanz die sie schützen konnte. Darum bezeichnete man auch das Safawiden Reich als „Staat der K›z›lbafl“. 6 Im selben Jahr hat der osmanische Sultan Bayezid II. den K›z›lbafl Anhängern in
1 Ghulam Sarwar(1939):History of Shah Ismail Safawi, s.17 2 Ali Yaman (2006): K›z›lbafl Alevi Ocaklar›, s.91-923 Walther Hinz (1992):Uzun Hasan ve Seyh Cüneyd, s.8-9 4 Hasan-I Rumlu (2006): Ahsenü’t-Tevârîh, s.579 5 The Safavid state and polity, s.192 6 Roger Savory (1980): Iran under the Safavids ,s.34
Şah İsmail Hatayi und seine Bedeutung für das Alevitentum
Sein Leben und die Staatsgründung
Einheit [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 5�
Anatolien unter Drohung der Todesstrafe die Ausreise in das Safawiden Reich verboten. 7 Von 150507 hat fiah ‹smail weite Teile von Ostanatolien in sein Reich einverleibt, darunter einige Teile von Sivas, Marafl, Erzincan, Cemisgezek (Dersim), Elaz›¤, Erzurum, Çapakçur (Bingöl), Mufl. 8 So befreite er einen Teil seiner Anhänger aus dem Joch der Osmanen.
Die Zusammenkunft verschiedener „Alevi“ Gruppen
Zu dieser Zeit gab es verschiedene Gruppen, die heute unter der „Alevi“ Identität definiert werden können. Zunächst trafen sich unter dem Zweig Sîayi Batiniyye unter anderem die Gruppen Kalenderi, Hayderi, Rum Adballari sowie Hurufi. Dies geht aus den Untersuchungen von Ayfer Karakaya hervor. 9 Die Alevitischen Orden bzw. Stammeslinien (Ocak) waren von den Safewiden unabhängig, jedoch nach der Zeit von fiah ‹smail
ihnen untergeben und leisteten ihren Hizmet (Art Dienstleistung).
Das Leben der PIR‘s unter den Staaten
Alevitische Gruppen lebten in der mittelalterlichen Kogge mit der Verbundenheit zu fiah ‹smail und Safawiden unter der Landesführung von Sunnitischen Herrschern, was sie nicht wollten. Als Beispiel können die Osmanl›, Dü‘lKadir sowie Akkoyunlu Länder genannt werden. Aleviten wurden hier stark verfolgt. Als weiteres Beispiel kann das zweite Bayezit Land genannt werden, dass einerseits Osmanische Soldaten aufwies sowie K›z›lbafl geprägte Zivilbevölkerung. Diese Tatsache bereitete Angst. 10
Anderes Beispiel: Im Rahmen des Krieges von fiah ‹smail gegen den Staat Dulkadir im Jahre 1507, bekam fiah ‹smail von Soldaten des Gegners Unterstützung, da sie zu den Safewi gingen. 11 Es wird zudem gesagt,
fiah ‹smail Hatayî
(14871524)
7 R›za Y›ld›r›m (2008): Turkomans between two empires: the origins of the Qizilbãsh identity in Anatolia (1447-1514), Bilkent University, s.307 8 Roger Savory (1965): The Consolidation of Safawid Power in Persia, s.75 9 Röportaj (Erdal Gezik): Ayfer Karakaya ile Alevi Belgeleri ifl›¤›nda Bektaflilik, Safevilik ve Vefailik, soru 710 R›za Y›ld›r›m (2008): Turkomans between two empires: the origins of the Qizilbãsh identity in Anatolia (1447-1514), Bilkent University, s.341
5� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
dass einige Sympathisanten das Zelt von Yavuz in Flammen setzten.
Unter den Ländern, die als „Safewi“ geprägt waren, konnte ein Teil der Bevölkerung, die dort nicht mehr leben konnte, zu den Gebieten der Pir‘s umziehen. Als Beispiel kann angeführt werden, dass im Jahre 1511 der „Sufuyan Halife Rumlu“ mit 15.000 Bevölkerung und derer Stämme angeführt werden, die von den Ländern der Osmanen zu den Ländern der Safewi umzogen. 12
Ein Gedicht von Pir Sultan Abdal soll die Bedeutung und die Liebe von fiah ‹smail zu den K›z›lbafl zeigen.
Çok uzak illerden özendin geldin Sol tozlu yollara bezendin geldin
Urum‘dan ne günah kazand›n geldin Niye geldin derler Urum sofusu
Bülbül gerek gül dal›na konmaya fiah ‹smail gibi sama dönmeye
Musahibin yok mu derdin yanma ya Niye geldin derler Urum sofusu
Pir Sultan Abdal‘›m hele yazsalar Arasalar ülke ülke gezseler
Yolu do¤ru sürmeyeni assalar Niye geldin derler Urum sofusu
Das Alevitentum bei der Staasgründung
Im Rahmen der Staatsgründung arbeiteten die Verantwortlichen an der Staatsregligion „Sefevi Tarikat (K›z›lbafl)“. Ganz oben stand der „Mürsidi Kamil“ fiah ‹smail selbst, unter ihm die „Halifet ulhulefa“ (Halifeler Halifesi KALIFEN), die für das Gebiet Anatolien verantwortlich waren. Aus den damiligen Quellen geht hervor, wie notwendig diese Kalifen für die hierarchische Struktur waren. 13
In dem YOL der K›z›lbaflis gab es insgesamt 6 Makam (Behörden): Kalife (Kalifen), Dede (Geistlichen), Mürebbi, Rehber (Wegweiser), Musahip (Wegbegleiter) und Talip (Schüler). Früher kamen die Dedes aus den Mürsid Ocaks (Geistliche Stammesfamilien). Die Mürsids wurden von den Kalifen zugelassen. 14 „Halifelik“ war bei der Staatsgründung von fiah ‹smail bereits vorhanden. Die Einführung bzw. das Leben des „müsahiplik“ ist nach Quellenangaben von fiah ‹smail selbst realisiert worden. Der Müsahip von fiah ‹smail Sultan Ali Mirza, hat beim „Çald›ran“ Krieg sein Leben für fiah ‹smail geopfert: 15
Cellatlar araland›
Ci¤erler parelendi
Sultan Ali ‹mirza‘m
Bu kavgada parelendi …
Çöl olas› Çald›ran
Altun kadeh kald›ran
Hatayi‘m a¤lar gezer
Musahibin ald›ran
11 A Narrative of Italian Travels in Persia (1873) isimli eserde gecen „The Travels of a Merchant in Persia“, s.197 12 Roger Savory (1960): The Principal Offices of the Safawid State during the Reign of Ismail I, s.92 13 Roger Savory (1965): The Office of Khalifat Al-Khulafa under the Safawids, s.497 14 Saim Savafl (2002): XVI. As›rda Anadolu‘da Alevîlik,Vadi Yay›nlar›, s.39, dipnot 70 15 ‹smail Kaygusuz: „Sufi K›ran“ – Çald›ran Savafl› ve Çald›ran sonras› Safevi-K›z›lbafl yönetiminin çöküfl evresi
Der Safawiden Staat 1510
Einheit [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie 5�
fiah ‹smails Platz im Alevi-tentum Die heutigen „nefesler“ in den CEMs kommen zu meist von fiah ‹smail selbst. Er nutzt in seinen Gedichten den Begriff „Hatâyî“, die den K›z›lbaflis als Regel gegeben wurde. Gemäß den Quellen der K›z›lbaflis und Bektaflis wurde von den Osmanen versucht, die K›z›lbaflis zu elliminieren bzw. zu vernichten. Trotzdem lebten die K›z›lbaflis ihren Glauben in den Gedichten weiter.
Die heutigen Cems sind nach Quellen von den K›z›lbafl Schriftstücken zu entnehmen. In anderen Worten, Aleviten sind gehörig zu fiah ‹smail und dem „Safevi Tarikat“. Das Zitat „Yol bir sürek binbir“ beschreibt dies. Es ist unerheblich wie diese sich nennen, ob Bektafli, Sefevi (K›z›lbafl), Sebek, Haksari oder Nimetullah, alle führen zur gleichen Tür. Die Gedichte fiah ‹smails sowie weitere Schriftstücke von ihm machen einen Teil des heutigen Alevitentums aus. Des Weiteren macht ihn die Tatsache, dass er ein „mürsid-i kâmil“ aus dem 16. Jahrhundert war, zu einer religiösen Figur in Alevitentum. Wie Hz. Muhammed, Hz. Ali, die 12 Imame, Ebu‘l Vefa, Pir Sultan Abdal ist er auch eine religiöse Figur im Alevitentum. Wie gesagt wird, wer Hz.
Ali nicht liebt, ein Alevite nicht sein kann, Pir Sultan nicht liebt, ein Alevite nicht sein kann. So lässt es sich sagen, wer fiah ‹smail Hatâyi nicht liebt, ein Alevite nicht sein kann. In der alevitischen Praktizierung des Glaubens (Ayini Cem‘de), ist in den Gedichten, der beschriebene Mensch nach seinem Weg beschrieben und dies macht ihn zu einer alevitischen religiösen Figur.
In Ayini Cem wird „fiah Hatâyi“ oder „Hatâyi“ gesagt, dies impliziert gleichzeitig den „niyaz“ von vielen Aleviten wenn sie es hören. In den Bergen Bulgariens wird beim traditionellen Semah Tanz auch „fiAH! fiAH!“ gerufen.
Obwohl er vor 500 Jahren verstarb, erzählen Aleviten immer noch die Geschichten von fiah Hatayi, geben ihren Kindern den Namen „‹smail“ oder „fiahismail“. In bestimmten Regionen ist dies ziemlich häufig wiederzufin
den. 16
Gökhan SerenVerfasser / Autor Tuna Sürücü / Yusuf UsulÜbersetzung
16 The Fallible Master of Perfection – Shah Ismail in the Alevi-Bektashi Tradition, s.11
Die K›z›lbafl am Hofe der Safawiden, 15. Jahrhundert
�0 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Um die Rolle und Funktion einer „Ana“ näher beschrei-ben zu können, werde ich zunächst am Beispiel mei-ner eigenen Biographie in die Thematik einführen und schließlich die Inhalte mei-ner Ausführungen um alevi-tische Glaubensgrundsätze ergänzen.
Als Jugendliche wirkte ich im Alevitischen Kulturverein in RhedaWiedenbrück mit.
Später, mit dem Studium und dem damit verbundenen Umzug, landete ich in Münster in Westfalen. Dort angekommen und auf der Suche nach Anschluss stellte ich mir die Frage, ob es auch in Münster einen Alevitischen Verein gibt. Nach kurzen Recherchebemühungen stellte sich heraus, dass Münster in der Tat keinen Alevitischen Verein hat. Neben dem tiefen Bedauern, in Münster keinen Alevitischen Verein gefunden zu haben, hatte ich gleichzeitig das Glück, durch Uni und Studentenwohnheimkontakte einige
Aleviten, die sich gleichfalls wegen des Studiums in Münster aufhielten, kennenzulernen. In dieser Gruppe fanden wir uns zu einer StudentenInitiative zusammen und begannen, uns für die alevitischen Belange im weitesten Sinne zu engagieren. Wir trafen uns regelmäßig mindestens zweimal wöchentlich. Das eine wöchentliche Treffen war öffentlich und fand regelmäßig in den Räumen eines interkulturellen Zentrums für Studenten statt. Durch Kleinanzeigen in der gängigen Wochenschau und weitere sich im Laufe der Zeit ergebende Kontakte zu Aleviten und am Alevitentum Interessierten wurde die Runde größer. Im Laufe dieser Zeit veranstalteten wir Leseabende, Diskussionsrunden zu aktuellen und vergangenen politischen Themen, Treffen zu alevitischen Themen und vieles mehr. Im Rahmen der Initiative hatten wir sogar die Idee, eine kleine Broschüre / Zeitschrift zum Thema Alevitentum in deutscher Sprache zu veröffentlichen. In der Tat schrieben zwei liebe Freunde und ich an dieser kleinen Broschüre / Zeitschrift über verschie
dene alevitische Themen, druckten das Heftchen in Eigenregie in einem CopyShop und verteilten es. Ferner hatten wir das große Glück, dass einer unserer Mitgründer und aktivsten Mitwirkenden ein hervorragender SazSpieler ist, wir und auch andere in den Genuss eines regelmäßigen SazUnterrichts kamen. Die gesamte Arbeit wurde so intensiv und lebendig vorangetrieben, dass in der immer größer werdenden Gruppe der Wunsch nach einem richtigen Verein aufkam. Also besuchten meine beiden Freunde und ich, manchmal auch gemeinsam mit einigen alevitischen Bekannten, alevitische Familien und erkundigten uns nach dem Bedarf an einem Alevitischen Verein. Die besuchten Familie waren begeistert von der Idee, einen Alevitischen Kulturverein zu haben, und wollten zu dieser neue Aufgabe beitragen. Kurz nach der Gründung des Alevitischen Vereins in Münster verließen die zwei Freunde Münster, sodass ich neue Aufgaben in einem anderen Rahmen, damit ist der Vorstand gemeint, übernahm. Drei Jahre nach Gründung des Vereins bin ich nun als
Frauen im Alevitentum
Die Rolle und Funktion einer „Ana“ im Alevitentum
Einheit [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie �1
Vorsitzende des Geistlichenrates im Verein aktiv. Daneben blieb ich dem Alevitischen Verein in RhedaWiedenbrück über die gesamten Jahre ein treues, aktives Mitglied. Meine Tätigkeiten in beiden alevitischen Vereinen sind jeweils unterschiedlich zu betrachten. Der Verein in RhedaWiedenbrück ist ein Verein mit etablierten Strukturen. Vorstand und Mitglieder kennen alevitische Glaubensinhalte und das Gemeindeleben sehr genau und sind in der Praktizierung der alevitischen Glaubensinhalte erfahren. In Münster hingegen wurden wegen der Migration und der Tatsache, dass es nicht einmal einen Alevitischen Kulturverein, geschweige denn einen Austausch von Aleviten untereinander gab, welche zur Praktizierung von alevitischen Glaubensinhalten beitragen könnten, viele Grundbausteine des alevitischen Glaubensweges vernachlässigt.
Dazu zählt in erster Linie auch die NichtPflege des Pirund TalipVerhältnisses 1, welches den größten Anteil daran hat, dass der alevitische Glaube nicht entsprechend gelebt werden konnte. Insbesondere Jugendlichen der dritten Generation sind vielen alevitischen Glaubensinhalten entfremdet. Die Migration insgesamt hat bei Alt und Jung dazu beigetragen, dass sich das alevitische Glaubensverständnis und die alevitische Lebensweise zurückgebildet haben. Eine Neustrukturierung durch Alevitische Kulturvereine /„CemHäuser“ (religiöse Gemeinden) in Europa und insbesondere auch in Deutschland hat zumindest dazu beigetragen, dass die Gleichgesinnten die Chance zu einem Miteinander erhalten haben. Da die Aleviten in Münster allerdings
nicht einmal über ein „CemHaus“ bzw. einen Kulturverein verfügten, war ihnen auch das Wesen eines Gemeindelebens fremd. Die Aleviten in Münster waren sich weitgehend unbekannt. Viele, die sich schon oft begegnet sind und darüber hinaus miteinander in Unterhaltungen und sogar in Geschäftsbeziehungen zu tun hatten, wussten nicht von der religiösen Identität des Anderen. Offensichtlich war es tabu, die eigene religiöse Zugehörigkeit zu offenbaren und nach der religiösen Identität des Anderen zu fragen. Ein weiteres Ergebnis der Verheimlichung der eigenen Identität hatte zur Folge, dass ein Großteil der Aleviten in Münster sich dem Glauben entfremdet hatte und trotz des Umgangs miteinander die religiöse Identität des Nächsten unbekannt blieb, hier wurde offensichtlich die „Takiye“ 2 angewandt.
Der Verein eröffnete die Möglichkeit des Kennenlernens, des Miteinanders und der religiösen Entfaltung. Dadurch entwickelte sich der Verein in Münster zu einer Art Begegnungsstätte mit vielen verschiedenen kulturellen, religiösen und sozialen Angeboten. Die Menschen und insbesondere auch die Kinder hatten das erste Mal Gelegenheit, sich kennenzulernen, von ihrer Herkunft und dem Hintergrund ihrer Lebensweise und ihrer doch so „anderen“ Denkweise zu erfahren sowie bekannte Denkweisen und Handlungsmuster zu prüfen, zu hinterfragen und zu deuten. Viele der Denk und Handlungsmuster in Hinsicht auf die Lebensweise und das gesellschaftliche Miteinander wurden in Gesprächen mit Gemeindemitgliedern nachträglich, von ihnen selbst, immer auf die
alevitischen Glaubenswurzeln zurückgeführt. Da es im gesamten Verein kaum Geistliche gab, wurde ich bei religiösen Themen immer häufiger in Anspruch genommen. Immer wenn Diskussionen bzw. Unsicherheiten nicht nur im Vorstand, sondern auch unter den Mitgliedern im Raum stehen, wurde mein Rat eingeholt. Jede Begegnung mit Mitgliedern führte zu einer Auseinandersetzung mit religiösen Themen. Sowohl Vorstand des Vereins als auch Mitglieder wissen, dass ich geistlicher Abstammung, also Nachkommin der „ehli beyt“ 3Familie bin und durchaus auch darum bemüht bin, dem „Weg“ 4, soweit wie möglich, gerecht zu werden.
Mit der letzten Vorstandswahl im Juni 2013 bin ich einstimmig zur Vorsitzenden des kleinen Geistlichenrates gewählt worden. Bei den Aleviten besteht Einigkeit darüber, dass Frauen und Männer in jeder Hinsicht gleichberechtigt sind, jedoch unterschiedliche Aufgaben und Rollen haben, denen sie im irdischen Leben gerecht werden müssen. Genau diese Einigkeit über die Gleichberechtigung erlebe ich im Alltag in der Rolle und Funktion als „Ana“. Insbesondere die Migration der Aleviten nach Deutschland und anderen europäischen Ländern hat sie von den Glaubenstraditionen entfremdet und nach Identität und Selbstdarstellung in der jeweiligen Gesellschaft suchen lassen. So kam es, dass viele Aufgaben und Rollen von Dede / Pir, Ana und Talip verwechselt und falsch, d. h. entfernt von dem eigentlichen Glaubenskern, definiert werden. Die Gleichstellung von Mann und Frau, die im alevitischen Glaubensverständnis vorherrschend ist, dient in allen alevitischen Selbstdarstellungen, insbesondere
1 „Pir“ bedeutet „spirituell“ und bezeichnet einen geistlichen Führer, der durch seine Abstammung vom Propheten Mohammed und vom Imam Ali und damit durch die Zugehörigkeit zur „ehl-i beyt“-Familie prädestiniert ist, Schüler anzunehmen, vgl. Bozkurt 1988, S. 23 ff. „Talip“ bedeutet: „Schüler“, „Strebender auf dem Weg zu Gott“, vgl. Bozkurt 1988, s.38-43. 2 „Aleviten praktizierten Takiye, das Verbergen der eigenen Zugehörigkeit. Takiye ist eine defensive Strategie, die das Ziel hat, nicht aufzufallen, und die verwendet wird, um in einer ablehnenden und potentiell feindlichen Umwelt, die Verleumdungen für bare Münze nimmt, möglicher Verfolgung zu entgehen“, Sökefeld 2008, s. 9. 3 „ehl-i beyt“ ist die Familie des Propheten. Zur Familie des Propheten zählt der heilige Imam Ali, die heilige Fatima, der heilige Hasan und der heilige Pir Imam Hüseyin. Nur die „ehl-i beyt“-Familie und deren Nachkommen sind auserwählt, den alevitischen Glaubensweg zu weisen. 4 „Weg“ bedeutet, „dem alevitischen Glaubensweg“ gerecht zu werden.
�2 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
auch im europäischen Ausland, dazu, sich als humane und an Gleichberechtigung orientierte Glaubensrichtung zu präsentieren. In der Tat ist eines der höchsten Glaubensgüter im Alevitentum die Gewissheit, dass Frauen und Männer vor Gott und auch im alltäglichen Leben gleichberechtigt sind. Der Fehler in den Selbstdarstellungen und neueren Beschreibungen rund um das Alevitentum liegt in der Behauptung, dass auch Frauen CemZeremonien (alevitische Gebetszeremonien) durchführen dürfen. Möglicherweise erklärt sich diese Fehleinschätzung durch den Wunsch nach Anerkennung als moderne Glaubensrichtung in der hiesigen Gesellschaft, zumal die traditionellen alevitischen Glaubensgrundlagen durch die neue Lebensweise zunehmend in den Hintergrund rücken. Vernachlässigt wird der Grundsatz, dass der alevitische Glaube auf dem PirTalipVerhältnis beruht und die Rollen und Funktionsträger dementsprechend unterschiedliche Aufgaben haben. Im „Buyruk“ 5 werden die Geistlichen als Träger des göttlichen Wissens benannt. Daher, so wird ausgeführt, sind einzig die Geistlichen dazu prädestiniert, den religiösen Weg zu weisen. Die Autorität der Geistlichen wird so weit ausgelegt, dass alle anderen, die sich anmaßen, den Weg weisen zu können, vom Weg abgeirrt sind.
„Auf dem Pfad und bei den Grund-pflichten kann man klug oder dumm (oder vollkommen und unwissend) sein.“
Unwissende, nicht von MuhammedAli abstammende Pire dürfen keine Gefolgschaftshuldigung erfahren oder Führung beanspruchen. Ihre Reue ist ungültig. Sie dürfen keine
Schüler aufnehmen oder Gelöbnisse annehmen. Sie sind wider das religiöse Gesetz, wider den mystischen Pfad, wider die Erkenntnis und wider die Wahrheit. Denn sie sind nicht bis zur Quelle des Wassers vorgedrungen. […] Deshalb darf niemand, der nicht von MuhammedAli abstammt, Scheich oder Pir sein, Schüler annehmen oder Verfügungen treffen. Ihr Gelöbnis ist ungültig. Was sie essen, ist unrein, was sie schlucken ist verdorben. 6
Neben der Anweisung, dass ausschließlich die Nachkommen der „ehli beyt“Familie für die religiöse Wegweisung in Frage kommen, wird betont, dass in der heiligen Schrift ausschließlich die Rede von einem männlichen geistlichen „Pir/Dede“ ist. Eine Schlussfolgerung aus dieser Darlegung lautet, dass die Geistlichkeit nur mit den Männern der „ehli beyt“Familie Fortbestand haben kann und dass eine Ana (weibliche Nachkommin der „ehli beyt“Familie) eine andere Funktion und Rolle hat als der Pir / Dede. Da ich selber eine „ehli beyt“Abstammung habe und mit dem Thema der Rollen und Funktionen von Geistlichen im Elternhaus groß geworden bin und in der Öffentlichkeit (weitestgehend alevitische Gemeinden) mit dem Thema der alevitischen Geistlichkeit ständig in Berührung komme, habe ich mich innerlich und wissenschaftlich mit „Dedes“/„Pirs“ und „Anas“ auseinandergesetzt.
Geistliche alevitische Frauen, also Analar7, haben die Aufgabe, ihren Ehemann, den Pir, in jeder Hinsicht zu vervollständigen. Erst wenn sich der Pir in einem Ehebund befindet und beide sich unter der Bezeugung/dem Gelöbnis und dem Segen des eigenen Pir das „‹krar“ (Gelöb
nis) geleistet haben und auf immer und ewig verbunden bleiben, ist der Pir als Person vollständig. In der Zeit des Alleinstehendseins sind sowohl Frauen als auch Männer nach alevitischem Verständnis unvollständig. Die Vollständigkeit wird durch die Einheit und Verschmelzung der Eheleute erreicht.
Die Vorstellung, alevitische Frauen seien im alevitischen Glauben zwar gleichberechtigt, dürften aber keine CemZeremonien abhalten, ist für viele nicht mehr akzeptabel. Die alevitische Frau wird der Glaubensauffassung nach hoch, sogar höher als der alevitische Mann geschätzt. Als Beispiel für die Manifestation Gottes in der Frau und den gebührenden Respekt vor den Frauen wird die heilige Fatima (Tochter des Propheten Muhammed und Ehefrau des Imam Ali) genannt. Sie war diejenige, die, noch bevor es das Sein gab, da war und in ihrer Person die gesamte „ehli beyt“Familie verkörperte, sodass den Überlieferungen nach der Prophet Muhammed die Krone auf ihrem Haupt war, der Imam Ali ihre Lenden mit einem Gürtel umwickelte und ihre Söhne Imam Hasan und Hüseyin die Ohrringe rechts und links an ihren Ohren symbolisierten. In der Konsequenz heißt dies, dass die Gleichberechtigung im alevitischen Glaubensverständnis sehr groß geschrieben wird, jedoch jede Rolle mit unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben besetzt ist. So ist es eben der Pir, der als einziger prädestiniert ist, Schüler („Talipler“) anzunehmen und den geistlichen Weg zu weisen. Im Buyruk, heißt es, dass die Betreuung von Talipler (Schülern) immer nur vom Pir als verantwortlichem Wegweisenden 7
ausgeführt werden kann. Sicherlich könnten Dedeler / Pirler 8 den Weg
5 „Buyruk“ („Gebot“) ist das wichtigste alevitische Buch nach dem Koran, welchem alle alevitischen Glaubens- und Verhaltensregeln zu entnehmen sind. Es ist die Offenbarung des Imam Cafer-i Sadik, des 6. Imams der 12 Imame.
6 Vgl. Bozkurt 1988, S. 24.
7„Analar“ ist der Plural von Ana.
Einheit [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie �3
der Derwische wählen und in Abgeschiedenheit die Einheit und geistige Verschmelzung mit Gott suchen. Da Dedeler / Pirler allerdings als „Seyidi Saadet Evladi Resul“ („gesegnete Nachkommen des Propheten und seines ehli beyt“) und als Lehrer der Schüler („Talipler“ 9) geistige Führungsaufgaben besitzen, ist ihnen der „einfachere Weg“, in erster Linie nur auf die Einhaltung des eigenen richtigen Glaubensweg bedacht zu sein, nicht möglich. Vielmehr handelt es sich um einen eigens gerecht eingehaltenen alevitischen Glaubensweg (denn auch jeder Dede/Pir muss sich vor seinem eigenen Pir verantworten und Rechenschaft über seine eigenen Handlungen ablegen) und zudem um die spirituelle und geistliche Führung der Talipler. Der Talip sollte möglichst im Einklang mit seinem Pir agieren, denn es ist der einzige Weg, über den die Vervollkommnung und göttliche Einheit erlangt werden kann.
Imam Cafer esSadik verkündete: „Ein Schüler ist jemand, der seinem
Gefährten und Erzieher gegenüber einen Eid abgelegt hat und mit ihnen dieselbe Sprache spricht.“ Die Schüler der Sippe des Muhammed Ali müssen sich einen Tutor und Gefährten wählen, das Gelübde ablegen und sich das Ziel setzen, den Weg zu Gott zu bejahen. Nach Imam Cafer esSadik bedeutet das Islamische Gesetz, das Richtige zu kennen, der mystische Pfad, das Richtige zu tun, die Erkenntnis, den rechten Weg zu wählen, und die Wahrheit, zu Gott zu gelangen. Ein Schüler muss jedes dieser Vier Tore sehr gut kennen. Ein Schüler folgt dem Tutor, fügt sich dem Gefährten. Ein Schüler nimmt sich einen Pir aus dem Stamm des MuhammedAli. Er lernt – in den Händen des Pir geformt – die Regeln und den Weg. Er befolgt bedingungslos die Befehle des Pir. Ein Schüler handelt nicht gegen die Worte des Pir. Ein Schüler bestätigt mit seiner Zunge und glaubt in seinem Herzen. Er weiß um MuhammedAli. Er geht auf dessen Weg und befolgt dessen Regeln. Bei all seinem Tun bittet er
um das Wohlgefallen Gottes und handelt nicht dagegen. Wenn ein Schüler dem Pir nicht gehorcht, den Leiter und den Gefährten nicht anerkennt, die Vier Tore nicht kennt, sich nicht völlig dem mystischen Pfad hingibt, hat er bereits den Weg und die Gemeinschaft verlassen. Die Worte solcher Schüler sind falsch, ihre Gelöbnisse ungültig. Sie haben sich von allen Vier Toren abgewandt. Ihre Eide, ihr Reden sind unwirksam. Ihre Gesichter sind schwarz, denn sie sind Lügner und Abtrünnige, die vom Weg Gottes verstoßen worden sind. Dieser gemeinsame Weg sichert – bei beidseitiger, verantwortungsvoller Einhaltung der Pflichten und göttlicher Hingabe – nicht nur das Erreichen der Vervollkommnung und die göttliche Einheit, sondern hat auch eine soziale und gerechte Lebensordnung in der Gesellschaft zur Folge. Interessant an den Ausführungen über die Aufgaben eines Schülers auf dem Weg zu Gott ist nicht nur, dass der Schüler absolut den Weisungen des Pir unterliegt und auf andere Art und Weise
8 „Dedeler“/„Pirler“: Plural der männlichen alevitischen Geistlichen.
9 „Talipler“: Plural von Talip.
�4 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Gottes Weg nicht begehen kann, sondern auch die Tatsache, dass im Buyruk die Frau als geistliche Führerin von Talipler nicht erwähnt wird.
Geistliche Führung heißt in der Konsequenz auch das Leiten eines Cem. Ein ganz besonderes Gut des Cems ist der „Pir Imam Hüseyin Postu“ also der heilige Thron des Pir Imam Hüseyin (Enkelsohn des Propheten Muhammed), welcher durch ein Schafsfell symbolisiert wird. Auf diesem Thron des Pir Imam Hüseyin nimmt der Pir Platz, um die CemZeremonie zu leiten. Dieses Fell, welches den genannten Thron symbolisiert, ist Voraussetzung für ein Cem. Kein Fell, also kein Thron und damit kein Pir Imam Hüseyin und als letzte Konsequenz kein Cem. Kaum einer darf sich auf diesen wertvollen Thron setzen. Selbst der Pir / Dede muss ein weiteres Gelöbnis dafür ablegen und sich vor seinem eigenen Führer, dem Pir, dafür verantworten und das Einverständnis dafür erhalten haben. Der Pir ist in dem Moment des Cems der Vertreter des Pir Imam Hüseyin. In den letzten 50 Jahren hat es hin und wieder eine Frau gegeben, die die geistliche Führung im Cem übernommen hat, jedoch immer unter der Prämisse, dies stellvertretend für ihren verstorbenen Ehemann und zur Betreuung der Talipler zu tun. Diese Ausnahmen jedoch galten unter der Bedingung, dass der Ehemann, welcher als Pir diente, früh verstorben war und die eigenen Söhne noch nicht erwachsen genug waren, um dieses Amt auszuüben. Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass die Ana, welche zum Beispiel ein Cem leitete, ihren fünf Jahre alten Sohn auf das Schafsfell (den heiligen Thron des Pir Imam Hüseyins) setzte und stellvertretend für diesen das Cem führte. Insofern war der Sohn quasi Leiter des Cems und die Mutter das Sprachrohr ihres Sohnes. Faktisch
haben (geistliche alevitische) Analar die Aufgabe, ihren Ehemann, den Pir, in jeder Hinsicht zu vervollständigen. Dies heißt mit anderen Worten, dass die Ana zu allem in Hinsicht auf religiöse Bekundungen / das Sprechen von Segensworten etc. befugt ist, außer, wie bereits genannt, auf dem „PirPost“ (dem heiligen Thron des Pir Imam Hüseyin) in einem Cem Platz zu nehmen und ein Cem zu leiten.
All diese Ausführungen sollen nicht missverstanden werden im Hinblick darauf, dass nicht auch Frauen häufig, genau wie der Dede / Pir, göttlich mit besonderen Aufgaben gefordert sind und wundersame Heil und Tatkräfte besitzen.
So gibt es zahlreiche alevitische Frauen, die sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart durch ihre Wundertaten und große göttliche Nähe bekannt sind. Bei meinen Ausführungen handelt es sich um die Darstellung der unterschiedlichen Rollen / Aufträge von Frauen und Männern im alevitischen Glauben, welche weder als Benachteiligung noch als Bevorzugung zu bewerten sind.
Der Wunsch nach Anerkennung der hiesigen Gesellschaft kann sich ohne Weiteres auf der Grundlage der alevitischen Wahrheiten, die auf den Werten der Toleranz und der Humanität beruhen, erfüllen. Eine aufrichtige Darstellung des alevitischen Glaubens ist dafür völlig ausreichend und bedarf keiner dem Glaubenszentrum entfremdeten Darstellung.
Als alevitische Geistliche fühle ich mich sowohl in der Gemeinde wie auch im Geistlichenrat der Alevitischen Gemeinde Deutschland e. V. als gleichberechtigte und geschätzte Person. Alle Themen werden gemeinsam beraten und bestimmt. Im Alltag des Gemeindelebens erkläre ich häufig den alevitischen Glaubensweg und spreche Segensworte, wobei ich darum bemüht bin, dem Talip nach Wunsch bei seiner Wanderung, auf dem alevitischen Glaubensweg, behilflich zu sein. Gleichwohl gibt es im Eigentlichen die PirTalipVerhältnisse, welche bei Praktizierung alle Bedarfe von alevitischen Familien decken, so dass ich immer in den gemeinsamen Gesprächen auf den „Pir“ der Familie verweise.
Aynur Küçük
Bundesvorstandsmitglied des Geistlichenrates AABF und Dozentin an der Universität Innsbruck für Islamische Religionspädagogik
Überarbeitete Fassung aus: Küçük, Aynur (2013): Rolle und Funktion einer Ana im Alevitentum. Ein Beitrag zum Islam Diskurs in Europa. In: Eißler, Friedmann (Hg.): Aleviten in Deutschland. Grundlagen, Veränderungspro-zesse, Perspektiven. 2. Auflage, Berlin: Evangelische Zentralstelle für Weltan-schauungsfragen, s.158-164
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A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie �5
In allen Krankenhäusern Deutschlands ist die Seelsorge bekannt und wird den Patienten bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Im Christentum und auch im Alevitentum ist dieser, seit Jahrhunderten existierende, Dienst nichts Neues. Der Unterschied ist jedoch der, dass im Alevitentum der „Seelsorge Dienst“ nur von den Geistlichen ausgeübt wird, während alle Interessierten Christen dazu ausgebildet werden können.
Trotzdem wird man in keinem Krankenhaus an eine alevitische Seelsorge bzw. an einen alevitischen Geistlichen weitergeleitet, da dies für sie fremd ist. Jedoch sehen sich auch Aleviten nach 50 Jahren Migration vor der Herausforderung, sich mit Krankheit, Sterben, Tod und Trauer auseinanderzusetzen und vor allem die Mitglieder in diesen schwierigen
Lebensphasen zu begleiten und zu unterstützen. Dies führt dazu, dass immer mehr Aleviten verlangen, genau wie Christen, ihr Verfassungsrecht auf Seelsorge zu praktizieren. Außerdem führt es dazu, dass die Geistlichen in diesem Gebiet nicht mehr genügen, da die Erwartungen ebenfalls steigen. Außerdem üben alevitische Geistliche, im Gegensatz zu den sunnitischen Imamen, ihre wachsenden Aufgaben ausschließlich ehrenamtlich aus und können daher nur begrenzt den wachsenden Bedarf nach religiösem Beistand Rechnung tragen. Deshalb sollen mit dem Projekt neben den Geistlichen auch ehrenamtliche Laien geschult werden. Es geht darum, dem wachsenden Anteil an älteren, sterbenskranken Menschen der eigenen Glaubensvorstellung entsprechend zu begegnen und diesem
Engagement einen institutionellen Rahmen zu geben. Damit wird das Verfassungsrecht auf Seelsorge auch für die geschätzten 800.000 Aleviten in Deutschland, die als Religionsgemeinschaft hierzulande anerkannt sind, realisiert. Die Idee für dieses Projekt stammt von dem „Geistlichenrat der Alevitischen Gemeinden der AABF in Baden Württemberg“ und Mitgliedern „der Alevitischen Gemeinde Stuttgart e.V.“, da sie in diesem Bereich Lücken erkannt und die Notwendigkeit gesehen haben, hier zu handeln. Das Projekt wurde bereits im Rahmen eines kleinen „Experiments“ (ProtoProjekt) am Standort Stuttgart erprobt. Im Rahmen eines vom Sozialministerium geförderten Projektes konnten die Geistlichen und weitere Teilnehmer im Zeitraum September 2011 bis März 2012 bereits erste Er
Seit einigen Jahren steigt in vielen alevitischen Ortsgemeinden das Bedürfnis der Mitglieder nach
religiösem Beistand durch alevitische Geistliche und erfahrene Laien bei der Krankheitsbewäl
tigung, der rituellen Totenwaschung, der Trauerverarbeitung sowie der Unterstützung bei der
Vermittlung von weiterführenden Hilfen (ambulante Pflegedienste, psychosoziale Beratungsstel
len etc.) stetig. Diese Dienste sollen dem Sterbenden, dem Toten und / oder dessen Angehörigen
dienen und werden unter dem Begriff „Seelsorge“ zusammengefasst.
Einheit
Wir zeigen Einheit -Alevitische Seelsorge
�� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
fahrungen im Themenfeld „Seelsorge“ sammeln. Ziel des Projektes war es, interessierten Mitgliedern aus 5 alevitischen Gemeinden im Großraum Stuttgart Basiskenntnisse über die seelsorgerische Arbeit zu vermitteln. Dazu wurde den Teilnehmer/Innen 3 Workshops angeboten, die durch in der Seelsorge und in der Hospizarbeit erfahrene Mitarbeiter/innen des Hospiz St. Martin in Stuttgart gemeinsam mit dem „Geistlichenrat der AABF in Baden Württemberg“ konzipiert und durchgeführt wurden. Selbstreflexion, Sterbemeditation, Kleingruppenarbeit, Vortrag in Verbindung mit einer praktischen Krankenhausführung waren einige zentrale Elemente in den Workshops. Die Workshops waren offen für Interessierte aus den Alevitischen Gemeinden im Großraum Stuttgart und wurden rege besucht. Aus den Workshops konnten wichtige Erkenntnisse für das vorliegende Projektvorhaben gewonnen werden. Insgesamt hat sich während der kurzen Laufzeit gezeigt, dass in den Alevitischen Gemeinden eine große Bereitschaft vorhanden ist, sich um sterbende Menschen zu „kümmern“. Dieses Signal und die Bereitschaft wird nun mit der Unterstützung der RobertBoschStiftung aufgegriffen und soll zu einem landesweiten Alevitischen Seelsorgeangebot weiterentwickelt werden. „Der Geistlichenrat der AABF in Baden Württemberg“ hat inzwischen begonnen, auf den vorherigen Workshops aufbauend und dem Alevitischen Glauben entsprechend, den Arbeits und Zeitplan inhaltlich auszufüllen. Außerdem werden Pläne entwickelt und erste Schritte gemacht für alle Bereiche des Projektes, wie zum Beispiel die Strukturen innerhalb des Projektteams und die Öffentlichkeitsarbeit. Im Projekt sollen für den Aufbau nachhaltiger Strukturen für einen ehrenamtlichen alevitischen Seelsorgedienst, die Strukturen in
nerhalb der Alevitischen Community, die in den vergangenen 20 Jahren bundesweit entstanden sind, entsprechend genutzt werden. Zum Beispiel ergibt sich über die Ortsgemeinden ein exklusiver Zugang zur alevitischen Community. Der Strukturaufbau in den Regionen soll unter der Aufsicht „des Geistlichenrates der AABF in Baden Württemberg“, die dafür einen Sprecher benennen, gemeinsam mit weiteren Projektpartnern (z.B. Krankenhäuser, Hospiz Gruppen) erfolgen. Die ehrenamtlichen Seelsorger/Innen sollen mit Akteuren aus dem Sozial und Gesundheitswesen partnerschaftlich vernetzt und auf Augenhöhe kooperieren. Es wird erwartet, dass sich die alevitischen Seelsorger/Innen pro Woche ca. 3–5 Stunden ehrenamtlich für sterbenskranke Patient/Innen engagieren. Die Teilnehmer/Innen werden auf ihren Praxiseinsatz intensiv vorbereitet. Einmal im Monat sollen sich alle ehrenamtlichen Seelsorger/Innen zum Erfahrungsaustausch treffen.
Das Projekt „Alevitische Seelsorge“ verfolgt das Ziel, Standards für die alevitische Seelsorge für Sterbende und Trauernde zu definieren. Während der zweijährigen Projektlaufzeit sollen landesweit insgesamt 20 Männer und Frauen für die ehrenamtliche Begleitung älterer, Sterbenskranker und deren Angehöriger in stationären Versorgungseinrichtungen und im häuslichen Umfeld ausgebildet werden. Die Geistlichen verfügen über jahrhundertealtes Erfahrungswissen zum Thema Sterben, Tod und Trauer. Im vorliegenden Projekt soll dieses Wissen schriftlich dokumentiert, reflektiert, geordnet und dann anschließend an die ehrenamtlichen alevitischen Seelsorger weitervermittelt werden.
Die Teilnehmer/Innen sollen nach erfolgreicher Absolvierung der Ausbildung ein Zertifikat als ehrenamtliche
Alevitische Seelsorger/In erhalten. Die Gesamtverantwortung für das Vorhaben obliegt „dem Geistlichenrat der Alevitischen Gemeinden der AABF in Baden Württemberg“. Die Entwicklung der gesamten Projektarchitektur, die Koordination des Projektes, Festlegung der Ausbildungsinhalte und wissenschaftlichen Begleitung sind in einer Steuerungsgruppe verortet. Zur Steuerungsgruppe gehören Vertreter „des Geistlichenrates der Alevitischen Gemeinden der AABF in Baden Württemberg“, Vertreter „der Alevitischen Akademie“, Vertreter „des Hospiz St. Martin“ und der AlpenAdria Universität Wien/ Klagenfurt.
Die Ausbildungsstandards zum ehrenamtlichen alevitischen Seelsorger sollen im Anschluss durch hierfür anerkannte Institutionen wie z.B. durch die Deutsche Gesellschaft für Pastoralpsychologie (DGfpP) zertifiziert werden. Außerdem soll ein wissenschaftlicher Beirat gegründet werden. Der wissenschaftliche Beirat soll die Projektarbeit begleiten und begutachten. Er setzt sich zusammen aus Repräsentanten alevitischer Organisationen in Deutschland und der Türkei, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Verbänden und Facheinrichtungen wie z.B. Hospize.
Mit dem Projekt sollen die Grundlagen für einen würdevollen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer für Patienten alevitischen Glaubens nach den Regeln und Prinzipien des anatolischen Alevitentums geschaffen werden. Die ehrenamtlichen Seelsorger/Innen sollen auf Wunsch der todkranken und sterbenden Menschen und/oder Angehörigen auf dem letzten Lebensweg beistehen, einschließlich Sitzwache. Die Intention und Zielsetzung des Vorhabens ist weltweit bislang einmalig innerhalb der Alevitischen Community. Eines der langfristigen Ziele ist, dass künftig der Geistlichenrat selbständig
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die Organisation und Durchführung der Ausbildungen zum ehrenamtlichen alevitischen Seelsorger/In übernimmt und landesweit als Ansprechpartner („Anker“) für Fragen rund um das Thema „Alevitische Seelsorge“ agiert. Die Stärkung der Geistlichen ist für den Fortbestand der Alevitischen Bewegung von zentraler Bedeutung. Sie sind es, die dieser Bewegung ihre Legitimität verleihen.
Das „Alevitische Seelsorgeprojekt“ ist vor diesem Hintergrund ein Zeichen des Dankes und der Anerkennung an die Geistlichen, die das Alevitentum über Jahrhunderte mündlich an die nachfolgenden Generationen vermittelt haben. Die Interessierten sollten den Weg des Alevitentums beschreiten und sich dieser harten Aufgabe gewachsen fühlen. Bei weiteren Fragen, Anregungen und Interesse steht „der Geistlichenrat der Alevitischen Gemeinden der AABF in Baden Württemberg“, „der Geistlichenrat der AABF“ und die „Alevitische Akademie“ gern zur Verfügung.
Insbesondere folgenden Zielen soll durch das Projekt Rechnung getragen werden:
• Schaffung von Standards für die Ausbildung von ehrenamtlichen alevitischen Seelsorger/Innen mit dem Ziel, diese Standards nach Projektablauf für die Ausbildung von Ehrenamtlichen bundesweit einzuführen
• Würdevoller Umgang mit Sterbenden, Tod und Trauer entsprechend der alevitischen Glaubensvorstellung
• Beitrag zur Stärkung der Selbsthilfepotenziale von Betroffenen und Angehörigen (z.B. Information, Aufklärung und ggf. Motivation der Angehörigen weiterführende Hilfen anzunehmen)
• Förderung der sozialen Verantwortung von Migrantenselbst organisationen
• Reflexion von Praktiken der Trauerbewältigung aus der Herkunftskultur
• Förderung von Partizipation und Mitbestimmung der Betroffenen und Angehörigen
• Stärkung der eigenen Identität und Glaubensauffassung
• Enttabuisierung des Todes
• Vernetzung von Institutionen und Organisationen auf deutscher und türkischer Seite auf Augenhöhe
Ahmet Demir (Dede)
Vorsitzender des Geistlichen Rates der Alevitischen Gemeinden der AABF in Baden Württemberg, Projektleiter des Projektes „Alevitische Seelsorge“
Basri Aflk›n
Sozialwissenschaftler, Mitglied des Vorstandes der Alevitischen Gemeinde Stuttgart e.V., Mitglied des Projektteams „Alevitische Seelsorge“ mit Verantwortung für Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit, Ansprechpartner für diesen Bereich
Fadime Onay
Mitglied des Jugendvorstandes der Alevitischen Gemeinde Stuttgart e.V., Mitglied des Projektteams „Alevitische Seelsorge“ mit Verantwortung für Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit
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Kontakt: info@ aleviakademisi.org
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Was bedeutet für mich Vielfalt
Aleviten in Anatolien
Aleviten auf der ganzen Welt Weltkarte und Infobox über die ausgewählten Länder
Vielfalt im Glauben und kulturelle VielfältigkeitBektaschi, arabische Aleviten, Ehli Hak und die kulturelle Vielfältigkeit
Rezepte
Aflure
Babuko (Tunceli/Dersim)
Mad›mak (Sivas)
VwieVielfalt.
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Die Vielfalt eines Menschen setzt sich nicht nur aus seiner Persönlichkeit zusammen, sondern auch seine Kultur und seine Religion nehmen einen wichtigen Stellenwert in diesem Zusammenhang ein. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich mit seiner Religion auseinanderzusetzen; nicht nur um sich anderen vorzustellen, sondern auch, um sich selbst besser zu kennen.
Was ist das Alevitentum? Woher stammt unsere Religion?
Dies sind grundlegende Fragen, die man sich als Alevite stellen sollte. Natürlich reicht dieser Artikel nicht aus, um unsere Religion ausreichend zu beschreiben bzw. diese Fragen exakt zu beantworten. Bekanntermaßen muss die Religion gelebt werden oder wie manche von uns sagen, der Weg muss gegangen werden, um das von unseren Vorfahren, unseren Dichter und Geistlichen beschriebene zu empfinden. Denn ein Weg ist nicht da, um auf ihn aus der Ferne zu schauen, sondern um auf ihm zu gehen. Dieser Weg ist nämlich etwas für die Ewigkeit, er ist die Ewigkeit selbst. Deshalb gab und gibt es ihn schon immer und es wird ihn auch immer geben. Es ist der Weg, den als erstes der Prophet Adam und den am Ende der Prophet Muhammed ging. Aber, und das sollte meines Erachtens nochmal erwähnt werden, ist der Weg immer noch vorhanden, dieser Weg, der weitergeführt wurde durch Imam Ali, den weiteren Imamen, Hac› Bektasi Veli und den Dichtern. Er ist nämlich der Weg der Wahrheit (Hakkikat), dessen erste Bedingung die Hingabe zu Gott (dt. Übersetzung des Wortes „Islam“) ist. Wer nicht an Gott /Allah glaubt, kann diesen Weg nicht gehen.
Wir sagen nicht umsonst: „Ya Allah Ya Muhammed Ya Ali“.
Mit diesem Leitspruch hängt eine weitere Bedingung zusammen, und zwar die, der Ehlibeyt und dem Koran zu folgen. Nicht umsonst sagte uns der Prophet:
„Zwei Dinge werde ich euch als Erbe hinterlassen. Das eine ist meine Familie, die Ehlibeyt, und das andere ist der Koran. Sie sind wie Noahs Schiff.“
Wichtig ist jedoch, besonders auf die Auslegung des Korans bezogen, dies auf alevitische Weise zu tun, da die alevitische Interpretation sich von den Interpretationen der anderen Strömungen des Islams unterscheiden. Genau diese Interpretationen werden uns heute noch durch unsere Geistlichen (Dede / Ana), die in unseren Augen die Ehlibeyt darstellen, überliefert, da sie die Nachfahren unseres Propheten sind. Ihre Vorfahren kamen damals aus Chorasan (heute Teil des Irans) und übermittelten den Inhalt unserer heutigen Religion an Teile der Bevölkerung von Anatolien. Eine wichtige Leitfigur war dabei Haci Bektasi Veli (den ich bereits erwähnt hatte), da vor Allem durch ihn das Alevitentum sich in Anatolien verbreitet hat. Durch die heiligen Lieder der 7 großen Dichter (Ulu Ozanlar) wurde das Alevitentum u.a. immer weiter und sogar bis in den Balkan verbreitet, wo es sogar vor hundert Jahren vor der Verbreitung des Kommunismus in dieser Region, viele BektafliTekkes (Gebetsund Versammlungshäuser) gab. Heutzutage gehören etwa 20 Millionen (in anderen Quellen ist die Rede von 12,5 Millionen) Menschen in der Türkei dem Alevitentum an. Neben den K›z›lbaflBektasi Aleviten gibt es auch andere alevitische Strömungen wie bspw. arabische Aleviten bzw. Nusairi Aleviten / Alawiten, deren religiöse Praxis von der der K›z›lbaflBektasi Aleviten abweichen. Zum Abschluss möchte ich euch, liebe Leser, noch einen Hinweis geben: „Wer den Weg finden will, wird ihn auch finden, auch wenn er vielleicht vom Nebel versteckt ge-halten wurde, und wer ihn findet, wird merken, dass der Weg sich mit all seiner Vielfalt nicht verändert hat und niemals verändern wird.“Viel Spaß beim weiteren Lesen dieses Kapitels und mögen eventuelle Fragen in euren Köpfen gelöst werden.
Emre Tahtal›Team Alevitentum
„Was bedeutet für mich Vielfalt?“
�0 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Die Einheitlichkeit im alevitischen Glauben zeigt sich in vielen Bereichen. Zum Beispiel ist das alevitische Sittensystem stark geprägt von dem
folgenden Zitat des Haci Bektafl Veli: ,,Kontrolliere dei-ne Hand, deine Lende und deine Zunge‘‘ – ,,eline beline diline sahip ol‘‘
Viele Aleviten richten ihre Lebensweise an diese Erkenntnis, welche den Kern der alevitischen Ethik ausmacht (Eine detaillierte Erklärung finden Sie unter ,,5 Fragen – 5 Antworten‘‘). Die allgemeinen und einheitlichen Glaubensinhalte beschränken sich allerdings zum Teil an die Regeln der 4 Tore (DÖRT KAPI) und der 40 Pforten (KIRK MAKAM). Das Ziel im Leben eines Aleviten ist die Erleuchtung bzw. die Vollkommenheit zu erreichen und diese ist zu erzielen, indem man sich an die Regeln hält. In der ,,Makalat‘‘ des Hac› Bektafl Veli werden diese Themen detailliert erläutert.
Zu Beginn steht in dieser Schrift folgendes:,,Hak suphanahu ve ta’ala Adam› dört dürlü nesneden ya-ratt› ve hem dört güruh k›ld›. Ve hem dört bölü¤ün daha dört dürlü taatlar› vardur ve dört dürlü arzular› vardur ve dört dürlü hallar› vardur.‘‘
Was so viel bedeutet wie: „Der Lobgepriesene und Erhabene hat die Menschen aus vier Elementen geschaffen und in vier Gemeinden unter-teilt, diese sind nochmals in vier Gruppen geteilt.“
Dieser Anfang ist die Grundregel bei den Aleviten. Falls man einen Aleviten darüber ausfragen sollte, würde man die Antwort bekommen ,,Kap› dörttür‘‘. Das erste Tor ist die Scharia (Seriat), das zweite ist die Kenntnis der eigenen Rechte und Ansprüche (Tarikat), das dritte ist die Erkenntnis über die Mitmenschen (Marifet) und das vierte und letzte Tor ist die Wahrheit (Hakikat). Die Voraussetzung zum Erreichen des vierten Tores, ist die Beschäftigung mit den Rechten und Pflichten der Gemeinde. Nur so darf man das Recht erheben das erste Tor mitzugestalten, das heißt die Pliichten und Rechte einer Gemeinde ausformen. Die Pforten sind verbunden mit den Toren. Jedes Tor hat 10 Pforten, so ergeben sich insgesamt 40 Pforten. Eine weitere Gemeinsamkeit ist der Semah (Himmel, Himmelsgewölbe), welcher einen hohen Stellenwert innerhalb der alevitischen Kultur hat. Dieser findet während der CemZeremonien statt, da er zu den 12 Diensten gehört. Der Semah wird von Frauen und Männern unterschiedlichen Alters durchgeführt. Die Kleidung spielt keine große Rolle, da eher die innere Vereinigung mit Gott und der Natur im Vordergrund steht. Die SemahMitglieder tanzen gemeinsam in Form eines Kreises und richten die Hände nach oben und unten, was symbolisch eine Verbindung zwischen Erde und Gott darstellen soll. Ebenfalls wird beim ritualen Tanz die Flugbewegung des heiligen Tiers, des Kranichs (Turna) nachgeahmt. Der dabei entstehende kreisförmige Tanz und besonders das Drehen um die eigene Achse symbolisieren nicht nur das Universum, wo die Planeten in einer
Einheit in VielfaltSitten, Bräuche, Kultur
Aleviten in Anatolien
Vielfalt [email protected]
Umlaufbahn um die Sonne kreisen, sondern auch die immer währenden Kreisläufe des Lebens und der Natur. Denn die Einigkeit von Gott, Mensch und der Natur ist ein weiteres wichtiges und einheitliches Element im alevitischen Glauben. Dieses bedeutet, dass der Mensch nur zur Wahrheit gelangen kann, wenn alle drei Einheiten vereint sind.
So würde ein angelegter Schwerpunkt auf nur eine bzw. nur auf zwei der Einheiten die Harmonie zwischen ihnen zerstören, was zur Chaos im Menschen führen würde. Die elementare Aufgabe ist also das ‘‘Einswerden‘‘ mit Gott und der Natur, welches ebenfalls von den SemahTeilnehmern symbolisiert wird.
Noch ein wichtiger und nicht zu vergessender Bereich bei der (kulturellen) Einheitlichkeit ist die Saz und die Weiter und Wiedergabe religiösen Liedguts. Diese beiden Dinge nehmen einen sehr wichtigen Platz im Alevitentum ein. Die Saz ist auch ein wesentlicher Bestandteil der
CemZeremonien, da währenddessen Gedichte (DEYIS) mit Hilfe des Instruments vorgetragen werden. Dies führt dazu, dass die Mehrzahl der alevitischen Geistlichen das Instrument beherrschen kann. Die Saz bzw. die Ba¤lama ist so sehr in der alevitischen Kultur verankert, dass meistens mindestens eine Person aus einer Familie diese auch beherrschen kann. Die Liebe zur Musik wird daher sehr stark gefördert und veranschaulicht.
Wir Aleviten sind so vielfältig wie Menschen sein können, jedoch verbindet uns sehr vieles. Nicht nur das vorher Aufgezählte, sondern am Meisten unsere Liebe und unser nicht zu übertreffender Stolz auf unseren Glauben. Das alles verbindet uns stark und macht uns zugleich einheitlich aber auch vielfältig.
Beyhan Kepenek Team Presse
INFOBOX: Möchtest du nähere Infos
zu den 4Toren und 40Pforten?
So schreibe uns doch gerne an!
Wir sammeln gerne Anregungen.
EMail: [email protected]
Das Foto zeigt Frauen und Männer beim „Semah“.
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie �1
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Aserbaidschan � 9,17 Millionen Einwohner davon vermutlich 2 Millionen Aleviten � sind hauptsächlich im Südosten angesiedelt� Anatolische, Safewi Aleviten: die Geistlichen sind Saids; „der Posten“wird vom Vater auf den Sohn übergeben Geistliche werden als Ana / Dede angesprochen. Man muss, wenn man verheiratet ist, einen Musahip haben (Musahip: sehr enges Freundschaftsband bzw. Bruderschaftsverhältnis)
Westeuropa (Deutschland, Österreich, Niederlande, UK, Frankreich, Belgien, Schweiz, Norwegen, Dänemark) � vermutlich über 1 Million Aleviten
Balkan (Albanien, Mazedonien, Kosovo, Bosnien, Ungarn, Bulgarien, Griechenland)� über 400.000 Aleviten � Bektafli: ist eine Tariqa (Tarikat), welche durch Hac› Bektafli Veli hervorging Zweig des anatolischen Alevitentums durch leisten von religiösen Diensten in einem Dergah gilt man als Geistlicher, aber auch nur dann, wenn man „‹nsani Kamil“ (Das reife menschliche Wesen) erreicht hat; der Geistliche wird nicht durch seinen Stamm bestimmt die Muridun (Geistliche) werden in fünf Ränge unterteilt: Muhiblik, Derwisch, Baba, Mücerredlik und Halife man muss keinen Musahip (sehr enge Freunde bzw. Brüder/Schwestern sowie im Erdreich als auch im Jenseits) haben
Zypern � 1,06 Millionen Einwohner davon etwa 100.000 Aleviten
Türkei � 75 Millionen Einwohner davon 20 –25 Millionen Aleviten
Iran � 74,80 Millionen Einwohner davon 15 Millionen Aleviten � sind vor allem in Täbriz, Chorasan und Ardabil angesiedelt� Ehli Hakk: in CemZeremonien wird kein Saz sondern Tambur gespielt durch Wissen und Frömmigkeit wird man Geistlicher; Geistliche müssen nicht zwingend Saids sein
Irak � 32,96 Millionen Einwohner davon ca. 1 Million Aleviten, Ehli Hakk
Syrien� 20,82 Millionen Einwohner davon 2,5 Millionen Aleviten, angesiedelt in Lazkiye, Baniyas und Tartus � Nusairier (arabische Aleviten): leitet sich von Muhammad ibn Nusair anNumair, ab (Gründer bzw. Schüler vom 11. ‹mam Hasan El Askeri ) den Imamen werden Bab‘s (Tore) zugeordnet mit Ausnahme des 12. Imams Muhammed elMehdi es gibt 7 Offenbarungen; jeder Offenbarung ist eine Bedeutung, ein Name und Tor zugeordnet z.B. Habil – Adem Cebrail; Yusa Musa – Dan bin Asbavüt Asaf; ‹emun AlSafa ‹sa Rüzbih bin Satr Al‘a‘imma; Ali Muhammed Selmani farisi ordnen wichtigen „Personen“ HimmelskörperSymbole zu Ali Muhammed Selmani haben die Symbole Mond Sonne Himmel glauben, dass sich eine Seele nach dem Tod erneut in andere Wesen bzw. Menschen manifestiert bis es den Rang des Insani Kamil erreicht Geistliche (Seyhs) sind Saids.
Vielfalt
ALEVITEN AUF DER GANZEN WELT
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A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie �3
Libanon� 4,26 Millionen Einwohner davon 100.000 Aleviten� Nusairier
Ismailiten: leitet sich von dem Namen des Sohns (Ismail) des 6. Imams Caferi Sadik ab. 18 Millionen leben u.a. verstreut in den u.g. Ländern (Indien, Pakistan, Afghanistan, Tadschikistan, Oman, Bahrain, Jemen, Ostafrika) erkennen nicht den Imam Musa alKazim als den 7. Imam an, sondern Muhammed ibn Ismail Oberhaupt der Geistlichen wird Aga Khan genannt; Geistliche sind Saids
Ismailiten, die den Aleviten sehr ähneln, leben in folgenden Ländern.
Indien � 1,24 Milliarden Einwohner, vor allem in Gujarat und Maharashtra angesiedelt
Pakistan � 176,70 Millionen Einwohner, vor allem in Hunza angesiedelt
Afghanistan � 35,32 Millionen Einwohner
Tadschikistan � 6,98 Millionen Einwohner
Oman � 2,69 Millionen Einwohner
Bahrain � 1,23 Millionen Einwohner
Jemen � 24,80 Millionen Einwohner
Ostafrika � ca. 300.000 Einwohner
Vielfalt
Ezgi Fidano¤lu Team PresseKontakt: [email protected]
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Ein vielzitiertes alevitisches Sprichwort besagt, dass es zwar nur einen Weg gäbe, aber 1001 Möglichkeiten auf diesem Weg zu gehen (türk. yol bir, süreç binbir). Gemeint ist der Weg zu Gott und die Gangweisen stehen für die verschiedenen Religionen. Auf dieses Sprichwort beziehen sich Alevitinnen und Aleviten des Öfteren, um ihre Toleranz gegenüber anderen Religionsgruppen zum Ausdruck zu bringen; dass nicht nur ihr Weise des Weges zu Gott führe, sondern auch der anderer Glaubensgemeinden. Es ist eine Apologie für die religiöse Vielfalt: Für die Vielfalt der unterschiedlichen Religionen auf der Welt, aber auch für die Vielfalt innerhalb der eigenen Glaubensgemeinde. Denn das Alevitentum ist ebenfalls von einer Vielfalt geprägt, die häufig zu wenig berücksichtigt zu werden scheint. Selbstredend existiert, wie bei jedem größeren Kollektiv, eine reiche Diversität auf der individuellen Ebene – sei es hinsichtlich der Weltanschauung oder sonstiger individueller Eigenheiten. Darüber hinaus besteht aber im Alevitentum auch eine historisch bedingte religiöskulturelle Vielfalt. Diese soll im Folgenden in groben Abrissen dargestellt werden.
Die religiöskulturelle Vielfalt im Alevitentum ist zum einen dem Umstand geschuldet, dass der Begriff Alevî ein relativ junger Sammelbegriff aus dem späten 19. Jh. ist, dessen systematische Verwendung sogar erst ab dem frühen 20. Jhs. nachgewiesen werden kann. Als Alevî wurden fortan Religionsgruppen bezeichnet, die zuvor als
K›z›lbafl, Bektâflî, Çepni, Tahtac›, Abdâlân oder Nusayri bekannt waren. In vielerlei Hinsicht war diese Typologisierung auch naheliegend: Denn die genannten Gruppen teilen sich sehr viele und zentrale Elemente in ihrer Glaubensvorstellung und Glaubenspraxis.
Die größte Gruppe und gängigste Bezeichnung war K›z›lbafl, dessen begrifflicher Ursprung unterschiedlich gedeutet wurde; mal wurde er auf die frühislamische Zeit um den Propheten Mohammed und Imam Ali zurückführt, mal auf vorislamischturkmenische Traditionen oder auf die Safawiden und fiah Ismail. In jedem Fall bezog sich der Begriff K›z›lbafl in der Frühneuzeit auf die Anhänger des SafawidenOrdens in Ardabil (türk. Erdebil). Dieser hatte auch nach der Staatsgründung in 1501 noch zahlreiche Anhänger in Anatolien. Sogenannte Halîfe wurden zuvor von den Ordensleitern der Safaviden in diese Region geschickt. Diese Gesandten stehen auch in Verbindung mit den alevitischen Ocak in Anatolien, die die zentralen religiösen Institutionen des Alevitentums darstellen. Nach dem osmanischsafavidischen Krieg brach das Band zwischen den anatolischen K›z›lbafl und den Safawiden ab; beide Strömungen entwickelten sich fortan in unterschiedlicher Weise. Die Safawiden strebten ab dem 17. Jh. zunehmend eine Theologie und orthodoxe Systematisierung ihrer Glaubenslehre an und entwickelten sich zu der heutigen bekannten Schia mit den Institutionen der Mujtahids
und Ayatollahs. Die K›z›lbafl in Anatolien hingegen blieben von dieser Entwicklung weitestgehend unberührt und näherten sich anstelle dessen einer anderen religiösen Institution an: dem Bektaschitum. Die Bektaschis haben denselben religiösen Ursprung wie die K›z›lbafl. Beide führen ihren Ursprung auf den persischen Sufismus zurück, der über die sogenannten Horasan Erenleri Anatolien und die dort lebenden Glaubensgemeinden erreichte – einer der wichtigsten unter ihnen war Hac› Bektâfl Velî. Vermutlich waren sich daher Glaubensvorstellung und praxis der Bektaschis und K›z›lbafl schon vor der Verflechtung sehr ähnlich. Allerdings kann man davon ausgehen, dass sich ab dem 16. Jh. diese beiden Gruppen noch weiter annäherten. Heute ist es deswegen äußerst geläufig, vom „AlevitentumBektaschitum“ als ein Begriff für eine Glaubenscommunity zu sprechen. Zwar ist dies ein relativer junger Neologismus, doch sind Glaubenslehre und Ritualpraktik bei beiden Gruppen in der Tat nahezu deckungsgleich. Einzig die Organisationsstruktur der beiden Gruppen unterscheidet sich etwas signifikanter: Das Bektaschitum versteht sich als eine Beitrittscommunity, in die als angemessen empfundene Personen unabhängig von der Herkunft via Initiation beitreten können. Das K›z›lbaflAlevitentum hingegen ist eine genealogisch legitimierte Gemeinschaft, in der die Mitglieder in die Gemeinde geboren werden. Zwar war bis in die Mitte des 20. Jhs. hierüber hinaus auch ein Initiationsritus (türk. ikrar)
VielfaltimGlaubenundkulturelleVielfältigkeit
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notwendig, dieser wird jedoch seit der Urbanisierung des Alevitentums ab den 1960ern zunehmend weniger umgesetzt. Auch wissen wir, dass das genealogische Prinzip erst im 16. Jh. in den Kanon der Glaubensvorstellung aufgenommen wurde; und dies höchstwahrscheinlich aus Schutzgründen im Zuge der Verfolgungen in dieser Zeit.
Es gibt auch einen Zweig im Bektaschitum, der sich ebenfalls über eine genealogische Herkunft legitimiert, die ÇelebiBektaschis. Die Bezeichnung Çelebi galt als ein allgemeiner Ehrentitel im Osmanischen Reich und bezog sich zumeist auf eine „edle“ Herkunft in diesem Fall auf die von Hac› Bektâfl Velî. Denn die ÇelebiBektaschis verstehen sich als leibliche Nachfahren von Hac› Bektâfl Velî. Der Großteil der ÇelebiBektaschis kommt aus Zentralanatolien. Ihnen steht derzeit Vilayettin Ulusoy Efendi vor.
Daneben gibt es regionalspezifische alevitische Eigen und Fremdbezeichnungen, u.a. Çepni und Tahtac›. Çepni bezeichnete zunächst einen „Volksstamm“. Dieser gehörte vermutlich zu den ersten Stämmen, die die Lehren Hac› Bektâfl Velîs annahmen. Sie ließen sich hauptsächlich an der Schwarzmeerküste und an der ägäischen Küste nieder. Vor allem werden die Çepni an der nördlichen Ägäis auch mit den sogenannten Tahtac› in Verbindung gebracht. Gleich wie die Çepni scheint auch Tahtac› ursprünglich einen Stamm bezeichnet zu haben, dessen Mitglieder nach ihrer ausgeübten Tätigkeit als Holzfäller benannt wurden. Sie stellen eine regionale Form des Alevitentums dar, die vor allem in den westlichen und südlichen Küstenregionen Anatoliens zu finden ist. Wie bereits erwähnt, sind sich Glaubensvorstellung und Glaubenspraxis dieser Gruppen bis auf wenige Ausnahmen sehr ähnlich. So sind der
Glaube an einen absoluten Gott, an Mohammeds Gesandtschaft (türk. nübüvvet bzw. risâlet) und Imam Alis Statthalterschaft (türk. vilâyet), die beide für die angestrebte Vervollkommnung des Menschen (türk. insâni kâmil) als zentrale Beispiele gelten und deren Wissen über die 12 Imame und weitere Heilige des Weges (türk. evliyâ) an Hac› Bektâfl Velî weitergegeben sei, wesentliche Elemente ihrer Glaubenslehren; die religiöse Institution der CemZeremonie als kollektives Gebet sowie das zentrale Beziehungsverhältnis von Mürflid und Talib zentrale Bestandteile ihrer Ritualpraktiken. Nichtsdestotrotz gibt es viele Eigenheiten in den Riten, wie etwa beim Semah; dieser unterscheidet sich in der choreographischen Form in den unterschiedlichen Regionen, hat jedoch stets dieselbe religiöstheologische Bedeutung inne.
Allein die Nusayri, auch als arabische Aleviten oder Alawiten bekannt, scheinen institutionell, glaubensanschaulich und glaubenspraktisch stärker abzuweichen. Dies liegt zum einen in der historischen Genese: Vielen Historikern zufolge sind die Nusayri, die hauptsächlich in Südostanatolien und an der syrischen Küste leben, eine Fortsetzung der sogenannten GhulatBewegung. Diese wurde von orthodoxen Muslimen als „Übertreiber“ verunglimpft, da sie Imam Ali vergöttlichen würde. In der Tat ist die Verehrung Imam Alis bei den Nusayri von einer dezidierten Divinität Alis geprägt: Denn Imam Ali wird als die Inkarnation des göttlichen Wesens und Sinns verstanden (arab. ma’nã), gewissermaßen als eine Menschwerdung Gottes. Diese Manifestation wird von zwei weiteren Hypostasen begleitet, in der der Prophet Mohammed als zweite Stufe (arab. ism oder hidjãb für „Name“ oder „Schleier“) und Selmâni Fârsi als drittes Glied (arab. bãb für „Tor“) einer Dreieinig
keit verstanden werden, die mit dem Prinzip HakkMuhammedAli der Aleviten nicht vergleichbar ist. Auch scheinen nicht so viele Überschneidungen in der Glaubenspraxis zu bestehen, da die Nusayri traditionell nicht die CemZeremonie als Kollektivgebet kennen.
Wie oben erwähnt, ist eine gängige Bezeichnung für die Nusayri„arabische Aleviten“. Für die restlichen Aleviten ist eine solche einheitliche Bezeichnung nicht möglich, da eine weitere kulturelle Vielfalt in der Sprache liegt: So beten Alevitinnen und Aleviten ihre Gebete auf Türkisch, auf Kurmancî, Zazaki, neuerdings auch in westeuropäischen Sprachen und in den Sprachen des Balkans.
Hiermit geht auch ein weiterer Grund für die religiöskulturelle Vielfalt des Alevitentums einher: die geographischen Verteilung. Häufig dient das geographische Attribut „anatolisch“ dazu, das hier behandelte Alevitentum von anderen Formen, die sich Alevî nennen, abzugrenzen. Allerdings ist dies eine verkürzte und vereinfachte Beschreibung. Zwar ist das Hauptverbreitungsgebiet des Alevitentums ohne Zweifel Anatolien, insbesondere Zentral und Mittelostanatolien, aber auch außerhalb Anatoliens lassen sich alevitischbektaschitische Gruppen finden, die in der Tradition der anatolischen Version stehen. Insbesondere in Südosteuropa gab und gibt es bis zum heutigen Tag viele Regionen, in der das Alevitentum bis zum heutigen Tag mehr oder weniger vital gelebt wird. So gibt es heute noch eine kleine alevitische Minderheit in Bulgarien, insbesondere in den Provinzen Silistrien, Silwen und Rasgard, die auf bulgarisch auch als Aliani bekannt ist. Die Tekkes von Demir Baba und Otman Baba gehören dabei zu den geschichtsträchtigsten des gesamten Balkans. Im heutigen Griechenland gibt es
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nach wie vor eine kleine alevitische Gemeinde in Didymoticho (türk. Dimetoka) in Thrakien. Insbesondere das ehemalige Tekke K›z›ldeliSultan ist nach wie vor ein aktives religiöses Zentrum. In früherer Zeit hat es in Thrakien auch ganz interessante Verflechtungen und interreligiöse Beziehungen zu griechischorthodoxen Christen gegeben; ähnliches galt auch bis zum späten 19. und frühen 20. Jh. für den Epirus, Bitola und Thessaloniki. Auf Zypern lebt sogar bis heute eine kleine alevitische Community. In Albanien ist das Bektaschitum sogar heute die drittgrößte Religionsgruppe. Bis zu 30 Tekkes, insbesondere im Süden des Landes, sind aktuell aktiv und in etwa 20% der Bevölkerung bekennen sich zu dieser Glaubensgruppe. Zuvor war die Zahl der Tekkes sogar wesentlich höher. Allerdings wurden in den 1960ern alle Religionsgruppen in Albanien von Enver Hoxha verboten und Albanien als erster atheistischer Staat deklariert. In den 1990ern haben
sich das Bektaschitum und auch die anderen Glaubensgemeinden in Albanien rehabilitiert, so dass einige der geschlossenen Tekkes wieder reaktiviert werden konnten. Die albanische BektaschiZentrale in Tirana betreut auch Tekkes in Makedonien, u.a. das Tekke in Tetovo bei Skopje, das zu den ältesten und größten zählt. In Bosnien hat es bis zum 19. Jh. einige BektaschiTekkes gegeben, die jedoch nicht die Zeit überdauerten. Sogar in Ungarn gibt es mit dem GülBabaTürbe in Budapest die nördlichste Wallfahrtstätte des gesamten Islam. Auch gen Osten, vor allem in Aserbaidschan und im Iran, gab und gibt es alevitische bzw. mit den Aleviten verwandte Gruppen. So besteht nahezu eine gesamte Stadt, Ilkhchi im aserbaidschanischen Iran, gänzlich aus einer als Alevî bezeichneten Glaubensgruppe. Auch werden des Öfteren Verbindungen zwischen den Ehli Hakk sowie AliIllahi und den Aleviten gezogen. Zwar bestehen interessante Ähnlichkeiten und
auch Hac› Bektâfl Velî wird von den Ehli Hakk als eine Manifestation ihres Patrons, Sultan Sahak, betrachtet, allerdings ist bei einer Verknüpfung zu den Aleviten Vorsicht geboten, da es keine institutionelle Verbindung zum Alevitentum gibt und viele Unterschiede insbesondere in der Glaubenspraxis. Da das religiöse Leben nicht vom restlichen soziokulturellen Leben isoliert werden kann, geht diese geographische Verteilung auch mit einer kulturellen Vielfalt einher. Eine vergleichende Studie hierzu steht leider bis zum heutigen Tag noch aus. Natürlich entstand auch mit der Migration von Alevitinnen und Aleviten hauptsächlich in westeuropäische Staaten eine weitere kulturelle Vielfalt, die jedoch hier nur erwähnt sei. So gibt es zwar keine 1001 Gangweisen innerhalb des Alevitentums, aber eine durchaus breite und interessante religiöskulturelle Vielfalt.
Cem KaraDoktorand an der LMU in München
� Markus Dressler: Die alevitische Religion. Traditionslinien
und Neubestimmungen. Würzburg 2002. Vielleicht die beste
deutschsprachige Arbeit zum Alevitentum. Kristina Kehl-Bodro-
gi. Die K›z›lbafl-Aleviten. Untersuchungen über eine esoterische
Glaubens-gemeinschaft in Anatolien. Berlin 1988. Religionsso-
ziologische Untersuchung der K›z›lbafl mit guten historiogra-
phischen Einbettungen.
� Ali Yaman: Alevilikte Dedelik Kurumu ve Ocaklar. Istanbul
2004. Elaborierte Feldstudie zu der Ocak-Institution des Alevi-
tentums. Bedri Noyan: Bütün Yönleriyle Bektâflîlik – Alevîlik. 9
Bänder. Ankara 1998-. Das umfassende Werk des ehemaligen
Dedebabas der Bektaschis, wobei jedes Band ein anderes The-
ma aufgreift.
� Ismail Engin und Erhard Franz (Hrsg.): Aleviler / Alewiten. 3
Bänder. Hamburg 2000. Ausführlicher Sammelband mitunter
vielen Aufsätzen zu den Tahtac›.
� Hein Halm: Die islamische Gnosis. Die extreme Schia und die
‘Alawiten. München 1989. Standartwerk zu den Nusayri vom
deutschsprachigen Schia-Altmeister.
� Martin van Bruinessen: „Asl›n› inkar eden haramzadedir!”: The
debate on the ethnic identity of the Kurdish Alevis. In: Krisztina
Kehl-Bodrogi et al. (Hrsg.): Syncretistic religious communities in
the Near East. Leiden 1997, s.1-23. Ein guter Aufsatz zu den
Identitätsprozessen kurdischer Aleviten.
� Lyubomir Mikov: Bulgaristan‘da Alevi-Bektafli kültürü. Übers.
v. Orlin Sabev (Orhan Salih). Istanbul 2008. Ausführliche Arbeit
zu den kulturellen Überbleibseln des Alevitentum-Bektaschitum
in Bulgarien.
� Nathalie Clayer: Der Bektaschi-Orden in Albanien. In: Werner
Daum (Hrsg.): Albanien zwischen Kreuz und Halbmond. Mün-
chen 1998, s.152-158. Eine kurze, aber durchaus gute Einfüh-
rung in den Bektaschi-Orden in Albanien von der internationa-
len Spezialistin des Themas.
� John D. Norton: The Bektashis in the Balkans. In: Celia
Hawkesworth et al. (Hrsg.): Religious Quest and National Identi-
ty in the Balkans. Basingstoke 2001, s.168-200. Eine sehr gute
Überblicksdarstellung zu den Bektaschis auf dem Balkan.
� Andreas Kiriakidis: Bektaschitum und griechisches orthodoxes
Mönchtum. Religionskontakt und Vergleich zweier mystischer
Traditionen. Bonn 2010. Sehr interessante Arbeit zum Kultur-
kontakt von christlichen Mönchen und Bektaschis in Thrakien.
� Martin Sökefeld (Hrsg.): Aleviten in Deutschland: Identitäts-
prozesse einer Religionsgemeinschaft in der Diaspora. Bielefeld
2008. Ein sehr reicher Sammelband rund um das Alevitentum in
der deutschen Diaspora; viele deutschsprachige Wissenschaft-
ler sind mit übersichtlichen Zusammenfassungen ihrer Arbeiten
vertreten.
Lektürehinweise:
Vielfalt [email protected]
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Wissenswertes über Aflure: Dieses Gericht wird nach dem 12tägigen Fasten gekocht und unter Verwandten und Bekannten verteilt und gegeben Falls zusammen verspeist. Das Fasten beendet man an dem 13. Tag mit dem Einnehmen dieser Süßspeise. Diese soll als Symbol der Dankbarkeit dienen für das Überleben der Schlacht von Kerbela des Zeynel Abidins, den Sohn von Imam Hüseyin.Aflure auf Deutsch Aschure genannt, bereitet man mit 12 verschiedenen Zutaten vor, die variieren können. Wichtig ist, die 12 Zutaten einzuhalten, da diese die 12 Imame symbolisieren. Man kann für diese Speise u.a. die folgenden Zutaten verwenden: Weizen, Bohnen, Saubohnen, Kichererbsen, Kastanien, Haselnüsse, Pistazien, Mandeln, Sultaninen, Feigen, Aprikosen und Walnüsse. Das Wort Aflure kommt ursprünglich von dem arabischen Wort ,,Aschara‘‘, welches zehn bedeutet. ,,Aschura‘‘ wird der 10. Tag vom Monat Muharrem genannt.
Zutaten:
• 400g Weizenkörner
• 200g weiße Bohnen
• 200g Kichererbsen
• 200g Ackerbohnen (Kabuklu Bakla)
• 200g Mandeln, geschält
• 200g Haselnüsse, geschält
• 200g getrocknete Feigen
• 200g Pistazien
• 150g Rosinen
• 150 g Walnüsse
• 100g getrocknete Aprikosen
• 1000g Zucker
Zubereitung: Die Weizenkörner, die weißen Bohnen, die Kichererbsen und die getrockneten Ackerbohnen getrennt ein Tag vor Zubereitung im kalten Wasser einweichen. Am nächsten Tag die eingeweichten Weizenkörner im Wasser kochen. Die Schaumbildung während des Kochens gelegentlich entfernen und dann zugedeckt weich kochen (je nach Weizensorte dauert dies etwa 45 Stunden). Gleichzeitig die Kichererbsen, die weißen Bohnen, die Ackerbohnen mit Feigen, Rosinen, Pistazien, Mandeln, Haselnüssen, Walnüsse und getrocknete Aprikosen in einen großen Topf geben und nach Belieben salzen. Zwei Liter Wasser darüber gießen, den Zucker zufügen und das Ganze ca. 2030 min kochen lassen. Den kochenden Weizen untermischen und alles zusammen nochmals 1520 min kochen. Zum Schluss die Süßspeise in Dessertschalen füllen und erkalten lassen.
RezepteBeyhan Kepenek Team Presse
�� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Zubereitung: Zum Mehl 300ml Wasser geben. Karbonat dazu mischen und nach belieben salzen. Die Masse kneten bis sie fest wird. Diese in eine geölte, flache Form geben und in den vorgeheizten Backofen legen. Für den Aufguss zum Joghurt 500ml Wasser geben und rühren. Anschließend den geriebenen Knoblauch mit etwas Salz dazu geben. Den fertigen Teig aus dem Backofen nehmen und in kleine Stücke brechen und in der gleichen Form verteilen. Die JoghurtWasserMischung dazu geben. Zum Schluss die erhitze Butter mit einem Esslöffel darauf verteilen und schön einziehen lassen.
Zutaten Teig:
• 500g Mehl
• 1,5 TL Salz
• 1 TL Karbonat
• Wasser
Zutaten Aufguss:
• 2 Knollen Knoblauch
• 1 kg stichfester Sahnejoghurt
• 250g Butter
• Wasser
Zutaten:
• 500 g Mad›mak/Knöterich
• 2 Knollen Knoblauch
• 1 EL Paprikapaste
• 3 EL Olivenöl
• 5 EL Weizengrütze (Bulgur)
• Wasser, Salz
Zubereitung: Den Knöterich mit reichlich Wasser waschen. Alle Knoblauchzehen aus den zwei Knollen trennen, schälen und in Würfel schneiden. Diese in mittlerer Hitze mit dem Olivenöl rösten. Danach die Paprikapaste geben und mischen. Daraufhin den Knöterich mit drei Gläser warmen Wasser dazu geben. Die Weizengrützen waschen, alles zusammen kochen lassen und nach Belieben salzen.
Serviervorschlag: Mit (Knoblauch) Joghurt servieren. Guten Appetit.
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ARU - Identitätsbildung von klein auf
Identitätsbildung von alevitischen JugendlichenGastbeitrag über die Zusammenarbeit mit alevitischen Jugendlichen
Identitätsbildung von jungen Erwachsenen
Unsere Kinder sind unsere Zukunft
Lieder für Kinder Selbstfindung im Glauben durch alevitische Projekte Zusammentreff von Gleichgesinnten
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wieIdentität.I
„Seid ihr miteinander einver-nehmlich?“ „Ja, wir sind mitein-ander einvernehmlich.“ Analog zur Cem Zeremonie beginnt jeder Alevitischer Religionsunterricht mit dem Einholen des Einvernehmens der Schüler untereinander, und auch mit dem Lehrperson. Der Alevitische Religionsunterricht ist ein historischer Schritt für die Aleviten in Deutschland, der basierend auf Artikel 7 Absatz 3 des Grundgesetzes, ein ordentliches Unterrichtsfach darstellt. Nach langen Anerkennungsverfahren wurde der Antrag der Alevitischen Gemeinde im Jahre 2000/2001 bewilligt. In Folge dessen beauftragten die Kultusministerien der Länder Baden Württemberg, Nordrhein Westfalen, Hessen und Bayern, die Turkologin und Professorin Prof. Dr. Ursula Spuler Stegemann, der Frage nachzugehen, ob die AABF als Religionsgemeinschaft deklariert werden kann, das zugleich die Voraussetzung für die Einführung des Alevitischen Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach bildete. Sowohl das religionswissenschaftliche Gutachten von Frau Prof. Dr. Ursula Spuler Stegemann, als auch das zur Bestätigung erstellte Rechtsgutachten von Prof. Dr. iur. Stefan Muckel bekundeten, dass die Alevitische Gemeinde Deutschlands im Sinne des Artikels 7 Abs. 3 des Grundgesetzes als eine Religionsgemeinschaft anzusehen ist. Somit wurde ein Meilenstein in der Alevitischen Historie gelegt. Die oben erwähnten Bundesländer bildeten im Jahre 2004 eine Arbeitsgruppe, die die Einführung des Alevitischen Religionsunterrichts
an Grundschulen begleiteten und aktiv unterstützten. Als erstes Bundesland führte BadenWürttemberg zum Schuljahresbeginn 2006/2007 den Alevitischen Religionsunterricht, vorerst als Pilotprojekt, dann als Schulfach ein. Nordrhein–Westfalen und Bayern führten zeitgleich im Jahre 2008/2009 den Unterricht an öffentlichen Grundschulen ein, ein Schuljahr in Folge Hessen und Saarland und seit dem Schuljahr 2013/2014 können Alevitische Kinder der Klassen 14 in Rheinland Pfalz den Alevitischen Religionsunterricht besuchen. Auch in Berlin können alevitische Grundschulkinder den Unterricht besuchen. Hamburg wird die Alevitische Glaubenslehre in Fächerverbünden, wie etwa im interreligiösen Religionsunterricht, vermittelt. Damit der Alevitische Religionsunterricht an Grundschulen stattfinden kann, muss eine Mindestanzahl an Alevitischen
Schülern erreicht werden, die sich je nach Bundesland unterscheidet (in BaWü 8, in NRW 12). Die örtlichen Alevitischen Gemeinden sind dafür zuständig, potenzielle Schüler ausfindig zu machen und diese an die AABF zu melden. Über das Ministerium gelangt dann die Schülerliste zu den entsprechenden Schulleitungen, die die konkrete Teilnehmerzahl anhand von Anmeldeformularen überprüft. Bei erreichen der Mindestanzahl und geeigneter Lehrkraft wird der Religionsunterricht eingerichtet. Leider gelingt die Errichtung des Religionsunterrichts nicht immer den Vorstellungen entsprechend. Ein Mangel an Lehrpersonal, als auch Eltern, die sich aus diversen Gründen gegen den Alevitischen Religionsunterricht entscheiden, erschwert an einigen Stellen die Einführung des Unterrichtsfachs.
ARU – Identitätsbildung von klein auf
Alevitischer Religionsunterricht
an öffentlichen Grundschulen
�0 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Identität [email protected]
A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie �1
Ziele des Unterrichts
Voraussetzung eines jeden Lehrfaches ist ein Lehrplan, der die Ziele und die Inhalte des zu unterrichtenden Faches bezogen auf die Schulstufe beschreibt. Um die Ziele und die Themeninhalte für den Alevitischen Religionsunterricht an Grundschulen festzulegen, wurde eine Lehrplankommission mit alevitischen Fachkräften zusammengestellt, die aus dem Selbstverständnis der alevitischen Glaubenslehre heraus Zielvereinbarungen und Themeninhalte niederlegten. Hierbei wurde insbesondere darauf geachtet, dubiose Interpretationen und Positionen im Alevitentum aufzunehmen und zum Gegenstand des Unterrichts zu machen. Diesem Lehrplan wurde durch die Kultusministerien der Länder zugestimmt und gilt für alle Bundesländer. Das Land BadenWürttemberg hat, basierend auf dem Lehrplan aus NRW, aus den Zielen Bildungsstandards formuliert, so wie es der Bildungsplan für Grundschulen in BadenWürttemberg vorsieht. Das Anliegen eines eigenen Religionsunterrichts ergab sich aus den Wünschen der Eltern, alevitisches Glaubensgut an ihre Kinder weiterzugeben, sodass einer Entfremdung der Kinder von alevitischen Werten und Traditionen entgegengewirkt werden kann. Dieser Wunsch sollte sich auch in den Lehrplänen für den Alevitischen Religionsunterricht wiederspiegeln, in dem es u.a. heißt:
„Der Alevitische Religionsunterricht zielt darauf, die alevitischen Schüle-rinnen und Schüler mit dem Grund-verständnis des Alevitentums vertraut zu machen. Er trägt damit zur Wer-teerziehung der Kinder bei.“ (Lehrplan für die Grundschule in Nordrhein Westfalen. Alevitischer Religionsunterricht, Klassen 14, S.17.)
Im Kern hat der Alevitische Religionsunterricht drei Hauptziele, die verfolgt werden:Die Wissensvermittlung. Alevitischen Kindern sollen Inhalte ihres Glaubens herangetragen werden.
Die Identitätsbildung. Der alevitische Religionsunterricht soll eine alevitische Identität herausbilden. Der Unterricht soll ihnen die Möglichkeit geben, den alevitischen Glauben zu erfahren und zu erleben und daraus folgernd die Werte seiner Religion adäquat zu vertreten.
Die Wertevermittlung.Hiermit hängt zusammen, dass alevitischen Kindern die Menschenrechte im Grundgesetz vermittelt werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass sich alevitische Wertevorstellungen mit den grundgesetzlichen Werten tangieren.
Darüber hinaus soll der Alevitische Religionsunterricht die Beziehungsfä-higkeit der Schüler und Schülerinnen stärken. Aufgrund der Tatsache, dass
der Unterricht Jahrgangsübergreifend stattfindet und unter den Kindern ethnische Unterschiede herrschen, werden die Schüler dazu angeleitet, gleichberechtigte und tolerante Beziehungen einzugehen und diese zu erhalten. Die Gleichberechtigung zwischen Mädchen und Jungen wird durch den Alevitischen Religionsunterricht erfahren und verinnerlicht, welches ein wichtiges Element der alevitischen Lehre darstellt. Schülerinnen und Schüler, die am Religionsunterricht teilnehmen, sollen die Kompetenz entwickeln, sich im Interreligiösen Dialog mit anderen Mitschülern über ihren Glauben, Tradition und Kultur unterhalten zu können, aber auch lernen, Andersartigkeit zu verstehen und zu akzeptieren.
Inhalte des Unterrichts
Um diese Ziele zu erreichen, wurden konkrete Themeninhalte formuliert, über deren Kenntnis die Schüler gesetzt werden sollen. Die Schüler, die den ARU besuchen, sollen über das alevitische Gottesverständnis informiert werden, sowie über diealevitsche Denkweise zu Gott MuhammedAli herangeführt werden. Darüber hinaus werden Themen, wie Alevitische Glaubensgrundlagen, alevitische Werte, die alevitische Kultur und deren religiöse Einbindung in Riten, insbesondere zu den Gesängen,
Identitä[email protected]
Die Lehrerin Burcak Tuncel mit den Schülern des Alevitischen Religions-unterrichts.
Theaterstück H›z›r & Ilyas im Alevitischen Religionsunterricht.
�2 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Grundsätze alevitischer Moral und Ethik, religiöse Formen des Alevitentums, wie Cem, Semah etc., Ausdrucksformen des alevitischen Verhaltens behandelt. Außerdem soll die überlieferte Wirkungsgeschichte des Propheten Mohammed, des heiligen Ali und der Zwölf Imame, sowie die Bedeutung und Wirkung des heiligen Haci Bektafl Veli und der anderen heiligen nahe gebracht werden. Um interreligiöses Lernen anzubahnen, lernen die Schüler die Propheten aus den anderen großen Religionen und Grundlagen der unterschiedlichen Religionen und Glaubensrichtungen kennen.
Unterrichtsgestaltung
Wie aus den Themeninhalten des Lehrplans zu entnehmen ist, orientiert sich die Gestaltung des alevitischen Religionsunterrichts an der alevitischen Lehre und setzt Elemente dieser im Unterricht ein. Besonders wichtig sind Rituale, die sich z.B. auch in einer CemZeremonie vollziehen. So beginnt, wie Anfangs erwähnt, jede Unterrichtsstunde mit dem Einholen des Einvernehmens (R›zal›k) zwischen den Schülern und zwischen den Schülern und der Lehrperson. Erst wenn alle Streitigkeiten und Unklarheiten ausgesprochen und geklärt sind, beginnt der eigentliche Unterricht. Somit wird ein kollektives Ritual der Aleviten erlebt und verinnerlicht. Des Weiteren wird darauf geachtet, dass die Sitzordnung gewährleistet, dass sich alle Kinder im Blick haben. Hierbei wird das Prinzip des Cemal cemal‘e oturmak verfolgt. Der Dreier Satz Hak-Mohammed-Ali soll möglichst in viele Inhalte integriert werden, sodass auch dieser seelisch durchdrungen wird. Zum Beispiel sollen 3 Lieder gesungen werden oder es werden zu einer Aufgabe drei Beispiele genannt etc. Das Telli Kuran z.Dt.: Koran mit Saiten ist ein essentielles Instrument der alevitischen Lehre, daher sollen
alevitische, religiöse Gesänge in den Unterricht einbezogen werden. Unter dem alevitischen Leitgedanken Yol Bir- Sürek Binbir z.Dt.: Ein Weg- Viele Ziele muss jede Lehrkraft dem Kontroversitätsprinzip folgen, in dem sie mögliche Interpretationen und Standpunkte der Schüler im Unterricht zulässt und dadurch die Glaubens und Meinungsfreiheit im Unterricht selbst aufzeigt. Der Alevitische Religionsunterricht wird in deutscher Sprache abgehalten, sodass die Schüler Begriffe aus dem türkischen, kurdischen oder persischen in die deutsche Sprache transferieren können. Diese Fähigkeit ist von hervorragender Bedeutung, da sie im interreligiösen Dialog ihre Religion und ihren Glauben in der deutschen Sprache darlegen und aufgrund der Sprachkompetenz die Alevitschen Gemeinden in solchen Situationen vertreten können. Sicherlich werden Grundbegriffe, wie z.B. Dede, Semah, Müsahip, Cem etc. in der Ursprungssprache beibehalten, der deutsche Begriff dazu jedoch im Unterricht erwähnt und auch verwendet, sodass die Begriffe in beiden Sprachen beherrscht wird. Ferner trägt der Unterricht in deutscher Sprache zur Sprachförderung bei und leistet einen beträchtlichen Beitrag zur Integration, da Sprache im Prozess der individuellen und gesellschaftlichen Integration eine außerordentliche Rolle spielt. Die Leistungen in diesem Fach werden benotet und sind versetzungsrelevant.
Lehrerausbildung
Um die Lehrbefähigung für die Erteilung des Religionsunterrichts zu erhalten, müssen sich die jeweiligen Lehrkräfte an den dafür vorgesehenen Kursen qualifizieren. Für Lehrkräfte mit alevitschem Hintergrund wurde an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten der Erweiterungsstudiengang Alevitische Religionslehre/Religionspädagogik eingerichtet, an
dem sich die Lehrkräfte immatrikulieren können. Hier findet in Form von Blockseminaren (Wochenende Seminaren) die Qualifizierung der Lehrpersonen statt. In NRW zertifizieren sich alevitische Lehrkräfte durch einen Kurs, der berufsbegleitend stattfindet. In diesen Fällen benötigen die Lehrkräfte eine Abordnung seitens der zuständigen Schulbehörde. In beiden Fällen bestimmt die AABF die Lehrbeauftragten für die jeweiligen Seminare. Obgleich die Möglichkeiten der Ausbildung von alevitischen Lehrkräften vorhanden sind, ist ein reguläres Studium der Alevitischen Theologie unentbehrlich, um den Lehrpersonen fundiertes Wissen zu vermitteln.
Erfahrungen
Bisherige Erfahrungen zeigen, dass der Alevitische Religionsunterricht, sowohl von den Schülern als auch von seitens der Eltern als positiv angenommen wird. Da sich der Unterricht mit der eigenen Identität befasst, ist eine hohe Motivation auf beiden Seiten zu erkennen. Erfreulich sind vor allem solche Situationen, in denen erkennbar wird, dass die Schüler nicht nur über das Wissen verfügen, sondern dieses Wissen auch in ihre Handlungen integrieren und so alevitische bzw. humanistische Lebensweisen einnehmen. Diese sind vor allem im Umgang mit anderen Mitschülern der Schule zu beobachten. Der Unterricht erweckt Neugierde, sodass Schüler beispielsweise Interesse am Baglama spielen entwickeln oder Interesse daran haben, einen Cemhaus oder einen Cem zu besuchen. Neben diesen und noch weiteren positiven Erfahrungen mit dem ARU gibt es leider auch negative, die vor allem auf die Eltern zurück zu führen sind. Wie bereits erwähnt, gibt es wahrlich Eltern, die sich gegen die Teilnahme ihres Kindes am ARU entscheiden. Gründe sind entweder die Angst, dass das Kind überfordert sei und die
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Leistungen in anderen Fächern sinken würden, sowie die Angst, dass das Kind aufgrund seiner Religionszugehörigkeit ausgegrenzt wird. Rückmeldungen von anderen Lehrern oder Eltern der Kinder beweisen, dass der Alevitische Religionsunterricht den Bildungserfolg positiv unterstützt. Des Weiteren gibt es Eltern, die andere Angebote der Schule vorziehen, sowie Eltern, die einfach kein Interesse, besser gesagt, keine Verbundenheit zum Alevitentum haben. Auffällig ist vor allem, dass ausgerechnet die Eltern die Teilnahme befürworten, die selbst in den Alevitischen Gemeinden aktiv tätig sind. Hier sind insbesondere die Alevitischen Ortsgemeinden gefragt, die den Dialog zu den Erziehungsberechtigten suchen und eine kontinuierliche Kooperation gewährleisten müssen, in dem sie Aufklärungsarbeit, z.B. in Form
von Informationsabenden betreiben, indem konkrete Unterrichtsbeispiele und die Bedeutung des Unterrichts demonstriert werden. Auch der Lehrkräftemangel stellt nach wie vor, vor allem für weiterführende Schulen, ein Problem dar.
Perspektiven
Nichtsdestotrotz ist der Alevitische Religionsunterricht auf erhebliches Interesse gestoßen, sodass das Kultusministerium in NRW die Ausarbeitung eines Lehrplans für die Sekundarstufe 1 genehmigte, um den Unterricht an weiterführenden Schulen einzuführen. So werden seit dem 2. Schuljahr 2011 / 2012 Schüler der Klassen 5 10 nach alevitschem Kernlehrplan unterrichtet. Es gilt ein großer Dank an alle an der Einführung des Alevitischen Religionsunterrichts an öffentlichen
Schulen beteiligten Personen auszusprechen, die hervorragende und zugleich fundamentale Leistungen erbracht haben. Diese werden zweifellos damit belohnt werden, das alevitisches Glaubensgut über weitere Generationen hin getragen und der Schatz des Alevitentums bewahrt zu haben. Analog zum Alevitischen Religionsunterricht, wird auch dieser Artikel abgeschlossen mit einem Ritual und einem Gülbenk (z.Dt.: Rosenruf), den die Schülerinnen und Schüler zum Ende der Stunde im Stehkreis aussprechen; Möge H›z›r uns be
schützen!
Burcak Tuncel Alevitische Religionslehrerin an der Hart-ranft-Grundschule in Freudenstadt
Identität
Das erste Treffen des Jugendprojektes Zukunftswerkstatt im Alevitischem Kulturverein Mannheim, Dezember 2012
Literaturangabe :Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein Westfalen (Hrsg.): Lehrplan für die Grundschule in Nordrhein Westfalen. Alevi-tischer Religionsunterricht Klasse 1-4, Ritterbach 2008Kaplan, Ismail: Das Alevitentum- Eine Glaubens- und Lebensgemeinschaft in Deutschland. Hrsg.: Alevitische Gemeinde Deutschland, Köln 2004Spuler-Stegemann, Ursula: Gutachten: Ist die Alevitische Gemeinde Deutschland e.V. eine Religionsgemeinschaft? Marburg 2003
�4 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Wenn wir über die alevitische Jugend sprechen, sollten einige Ausführungen zum Thema Jugend gemacht werden. Für viele von euch ist
der Begriff Jugend eindeutig. Wer ist denn für euch ein Jugendlicher? Im Alltag ist der Begriff Jugend eindeutig, jedoch haben die Wissenschaftler verschiedene Möglichkeiten gesehen, Jugend zu betrachten. Ich werde die Jugend aus einer sozialisationstheoretischer Perspektive beschreiben. Damit wird eine zeitliche Perspektive eröffnet, die neben den Wandlungen in der Jugendphase auch die stattfindenden gesellschaftlichen Wandlungen in den Blick nimmt, die sich in den letzten Jahren ergeben haben, welches auch die Jugendphase mitbestimmen, z.B.: längere Schulbildung. Die Situation der alevitischen Jugendlichen in Deutschland zeigt, dass sie im Verlauf ihrer Entwicklung mit besonderen Problemkonstellation konfrontiert werden. Daraus ergibt sich die Frage nach den Risiken, die sich hierdurch für diese alevitischen Jugendlichen für eine eigenständige Lebensgestaltung ergeben. Als individuell wirkende Faktoren, welche auf die Entwicklung der alevitischen Jugendlichen Einfluss nehmen, werden in der Literatur folgende Faktoren aufgelistet:
• Formale Kriterien (Einreisealter, Aufenthaltsdauer,
Unterbrechungen durch zwischenzeitliche
Aufenthalte im Ursprungsland)
• Qualität der familiären Beziehungen
• Umgangsformen der eigenen Eltern und anderer
Bezugspersonen mit der Migration (aus dem Dorf
in die Großstadt) und etwaigen Problemen
• positive Erfahrungen im Sinne von
„Sichhierwohlundgeborgen fühlen“
• Negative bzw. traumatische Erfahrungen
(direktes oder indirektes Erleben von
Ausländerfeindlichkeit, Diskriminierung bezüglich
des Glaubens (Alevitentums) etc.)
• Lebensumfeld (Qualität des Wohnumfeldes;
Zustand, Größe, Ausstattung der Wohnung)
• Sprachkompetenzen (Muttersprache, auch
Deutsch)
• Anzahl und Qualität von Freundschaften,
Partnerschaften zu Deutschen oder anderen
Nationalitäten
• Erfolgreicher Abschluss einer Schul und
Berufsausbildung
• Möglichkeit der sozioökonomischen Existenz
sicherung in Form einer adäquaten und
dauerhaften Arbeitsstelle
• Ausmaß und Existenz kultureller oder religiöser
Inhalte (Kulturvereine) wie Literatur, Musik,
Feiern, rituelle Handlungen etc.
Diese Auflistung macht deutlich, dass es zu Konsequenzen in der Jugendphase der alevitischen Jugendlichen kommt oder kommen kann.
Gastbeitrag über die Zusammenarbeit mit alevitischen Jugendlichen
Identitätsbildung von alevitischen Jugendlichen
Identität [email protected]
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Für viele Erwachsene war und ist die Jugend eine Übergangsphase zwischen Kindheit und des Erwachsenenseins. Diese weit verbreitete Vorstellung ist jedoch unzeitgemäß. Sie passt in die Zeit der 50er Jahre, in der die Jugendphase mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres als beendet galt. Die einzelnen Lebensphasen haben sich bis heute weiter ausdifferenziert, bedingt durch die sich immer weiter verlängernde Lebensdauer und des stattfindenden gesellschaftlichen Wandels: z.B. längere Schuldauer: früher 8 Jahre – heute 10 Jahre.
Die Jugendlichen haben den entscheidenden Schritt in Richtung Erwachsenenstatus dann vollzogen, wenn sie die schulischen und beruflichen Ausbildungsverhältnisse verlassen und den Übertritt in die Berufswelt vornehmen und sich von den Eltern loslösen und die Gründung einer festen Partnerschaft und eine eigene Familie anstreben. Bei alevitischen Jugendlichen kann aber die Ablösung aus dem Elternhaus mit großen Schwierigkeiten verbunden sein, wobei es auf die Einstellungen der Eltern ankommt. Die Jugendlichen sind zudem außerfamiliären Sozialisationsprozessen ausgesetzt, die nicht von den Eltern (Großeltern, Onkel etc.) kontrollierbar sind.Diese Ungewissheit macht den Eltern Sorgen, dass die Kinder insbesondere die Töchter einen schlechten Ruf bekommen könnten.Da aber ein gesellschaftlicher Wandel stattgefunden hat, kann ein bestimmtes Alter für den Übergang in die Erwachsenenphase nicht genannt werden. Die Lebenslage des Einzelnen ist so unterschiedlich geworden, dass über das Ende der Jugend keine genauen Angaben gemacht werden können. Da die Jugendlichen die Entwicklungsaufgaben nach und nach bewältigen, kann von einem schrittweisen Übergang von der Jugend zur Erwachsenenphase gesprochen werden. Wie schon erwähnt findet der Übergang zur Erwachsenenphase meistens zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr statt.
Identität - Kultur
Hier ist es natürlich nicht möglich, auf alle Ebenen der Identitätsentwicklung einzugehen. Ich werde bewusst den Aspekt der Identitätsentwicklung zwischen den Kulturen herausgreifen, da es sonst den Rahmen dieses Textes sprengen würde.
Es ist nicht abzuleugnen, dass die alevitischen Jugendlichen sich mit mindestens zwei kulturellen Wertesystemen innerhalb ihrer sozialen Umwelt auseinandersetzen müssen, wodurch sie zweifelsohne eine Vielzahl von Problemen zu bewältigen haben. Gleichwohl sollten die positiven Aspekte eines Lebens in diesen Kulturen nicht unterschätzt werden. Gerade das Aufwachsen in verschiedenen Kulturen kann zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung der alevitischen Jugendlichen führen, denn sie gewähren größere Handlungskompetenzen, in dem sie früh üben, sich in den Kulturen zurechtzufinden und sich in ihrer Lebensgestaltung auf die Normen und Werte der Kulturen einzustellen.
Kultur ist als ein unabgeschlossenes, prozeßhaftes und in Bewegung befindliches System zu sehen, was nicht aber ein für alle Gruppen der Gesellschaft das Leben verbindlich regelndes System verstanden werden darf. Als Schlussfolgerung daraus, kann gesagt werden, dass die Identitätsbildung als ein lebenslanger Prozess aufzufassen ist.
Um nun die Identitätsentwicklung bei alevitischen Jugendlichen verstehen zu können, soll nun ebenfalls die Identität definiert und dargestellt werden, wie sie entsteht. Nach Erikson, der sich wie kein anderer mit der Entstehung von Identität beschäftigt hat, gehen viele Forscher davon aus, dass die Identitätsentwicklung nur dann möglich sei, wenn die Wahrnehmung der eigenen Person durch sich selbst
Identitä[email protected]
�� A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
und durch andere identisch sei. Identitätsbildung als ein Prozess würde somit auf einer immer, vergleichenden und damit auch wertenden Wahrnehmung beruhen, nämlich der Wahrnehmung des „SichselbstGleichens“ und der eigenen Gleichheit in der Wahrnehmung des Umfeldes. Die Identität des Menschen ist also faktisch vielfältig. Eine Frau kann zum Beispiel mehrere Rollen gleichzeitig beherrschen. Sie kann einmal Mutter und eine berufstätige Frau zugleich sein. Die alevitischen Jugendlichen befinden sich in einem Prozess, in dem viele Hürden vorhanden sind und sie auf Ablehnung stoßen, weil sie oft von den Kulturen (sowohl von der Christlichen und Sunnitischen) als etwas Fremdes gesehen werden, und sie versuchen diese zu überwinden. Sie müssen sich in beiden Kulturen beweisen. Dabei stoßen sie auf eine Gefahr, z.B.: In der Schule haben viele Jugendliche Angst zuzugeben, dass sie Aleviten sind, weil sie sich mit dem Alevitentum nicht auskennen. Zum Teil passen sie sich ihren Mitschülern an, wie z.B.: das Fasten im Ramadan. Erst wenn mehrere alevitische sich Jugendliche zusammenschließen, trauen sich diese Jugendlichen auch zu sagen, dass sie im Ramadan nicht fasten, d.h. ihre eigenen Regeln im Alevitentum haben.
Die Jugendlichen müssen die Veränderungen in der jeweiligen Kultur durchsetzen, weil diese Kultur imstande ist, an die Stelle der alten Überlebensstrategien neue zu setzen, die sich aus der jeweils eigenen Geschichte ergeben. Dieser Prozess ist voller Krisen, in dem viele auf der Strecke bleiben. Aber es ist der einzige Weg, der überhaupt die Entwicklung neuer Lebensformen ermöglicht, wenn auch nicht garantiert.
Es kann also zusammenfassend davon ausgegangen werden, dass alevitische Jugendliche zahlreiche kulturelle Wandlungsprozesse vollziehen, die die verschiedensten Bereiche ihres Lebens betreffen, wobei die von den Eltern mitgebrachten kulturellen Werte und Normen für die Jugendlichen eine neue Bedeutung erhalten.
Peer-GroupNeben der Familie haben die Freunde und Gleichaltrigen (PeerGroup) haben in der Sozialisation als auch in der Freizeit eine sehr wichtige Funktion. Die PeerGroup zählt für Kinder und Jugendliche ab dem Schulalter zu den wichtigsten Sozialisationsinstanzen, weil sie gleichaltrige suchen, die gleiche Probleme wie sie selber haben, und versuchen für sich Vorbilder bzw. Wege zu finden, wie sie damit zu recht kommen. Sie sind die wichtigste Bezugsgruppe für den Loslösungsprozess vom Elternhaus und für die Entwicklung des eigenen Lebensstils. Daher spielen für alevitische Jugendliche Gleichaltrige auch eine
sehr große Rolle, weil sie untereinander ihre Erfahrungen austauschen können. Die beste Gelegenheit hierzu haben sie in den alevitischen Kulturvereinen/Cem Häusern, wo sie Gleichaltrige treffen können. Für viele der alevitischen Jugendlichen dienen diese Kulturvereine/Cem Häuser als ein Ort, in dem sie sich mit Gleichaltrigen treffen können und dort ihr Freizeit verbringen (z.B.:Saz Kurse, Folklore, Fußball, Semah und Theater). Insbesondere für alevitische Jugendliche, die in besonderer Weise von Verunsicherungen, Diskriminierungen und Ausgrenzungen betroffen sind, ist die Zugehörigkeit zu solchen Vereinen, in der ihnen Anerkennung und Akzeptanz entgegen gebracht wird, von großer Bedeutung für ihre Persönlichkeitsentwicklung, da sie dort Gleichaltrige treffen. Daher ist es für die Aleviten sehr wichtig, diese Kulturvereine / CEM Häuser zu unterstützen und ihnen eine Hilfestellung zu geben. Wie sieht nun diese Hilfestellung aus?
In erster Linie sollen die Jugendlichen motiviert werden sich ehrenamtlich zu engagieren und es wird versucht, ihnen ein Gefühl des Vertrauens zu geben, da viele Jugendliche mit den gleichen Problemen kommen. Es sollten viele Seminare und Kurse stattfinden, wo die Jugendlichen aufgeklärt werden, damit sie in ihrer Religion nicht diskriminiert werden.
Die alevitischen Jugendlichen sollten auch in der deutschen Gesellschaft repräsentiert werden, so dass die Jugendlichen auch ein Gefühl haben, dass sie in der deutschen Gesellschaft vertreten sind, und sie damit sehen, dass sie nicht alleine sind. Zusammenfassend können wir sagen, wenn der Jugendliche auf genügend Bezugspersonen zurückgreifen kann, die ihm Rückhalt und Sicherheit geben, sind die Belastungssituationen besser und leichter zu bewältigen, als für Jugendliche, die diese Möglichkeit nicht haben.
Nehir BaflaranSozialarbeiter in Duisburg
Literaturverzeichnis• Alamdar-Niemann, Monika: Türkische Jugendliche im Eingliederungs-prozess. Hamburg: Kovac Verlag, 1992 • Atabay, Ilhami: Ist dies mein Land. Identitätsentwicklung türkischer Migrantenkinder in der Bundesrepublik. Herbolzheim: Centarus Verlag, 1994• Azizefendioglu, Aziz: Die Zukunftsperspektiven türkischer Jugendli-cher in der Bundesrepublik Deutschland. Herbolzheim: Centarus Verlag, 2000•Boos-Nünning, Ursula: Multikultuviert oder doppelt benachteiligt. Mi-nisterium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes NRW. Essen: 2000• Hurrelmann, Klaus: Lebensphase Jugend. Eine Einführung in die so-zialwissenschaftliche Jugendforschung. München. Juventa Verlag, 11. überarbeitete Vorlage: 2012• Sökefeld, Martin: Aleviten in Deutschland: Identitätsprozesse einer Re-ligionsgemeinschaft in der Diaspora. Transcript Verlag, 1.Aufl. 2008
Identität [email protected]
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Eines der auffälligsten Beobachtungen scheint wohl zu sein, dass sich sowohl alevitische Heranwachsende als auch Erwachsene häufig über die Abgren
zung vom „Fremden“ definieren. Äußerungen wie „Wir tragen kein Kopftuch“ oder „Wir beten nicht fünf Mal am Tag“ sind in dieser Hinsicht keine Seltenheit, wobei oft noch weitergegangen und das Alevitentum letztendlich als eine Religion vorgestellt wird, die von der Moderne bestimmt und sehr flexibel umsetzbar sei. Diese Negativdefinitionen weisen demnach darauf hin, wie unsicher die Selbstwahrnehmung junger alevitischer Menschen ist.
Bei der Bildung einer Identität ist es wichtig, die individuelle Identität von der kollektiven zu unterscheiden. Wodurch definiere ich mich und wodurch definiert sich mein alevitischer Kulturverein? Ist das Eigene das, was mich von den Sunniten unterscheidet? Und wenn ja, wie viel Identität bleibt mir dann noch? Wie wertvoll ist diese Identität, wenn sie durch das Fremde bestimmt wird? Und wie wichtig sind einheitliche Lebensweisen für eine kulturelle Identität? Bei der kollektiven Identität wird deutlich, wie wichtig historische und ethnische Gemeinsamkeiten sind. Je stärker diese ist, desto eher dient sie als Rahmenbedingung für die Ausbildung einer individuellen Identität. Das wohl markanteste Beispiel hierfür ist das Massaker in Sivas gewesen. Ismail Kaplan schreibt von einem Wendepunkt in der Identitätsgeschichte der Aleviten. Trotz räumlicher und persönlicher Distanz fand eine einheitlich starke Bewusstmachung statt, welche dazu führte, dass junge Aleviten anfingen, sich in der Öffentlichkeit zu ihrem Glauben zu bekennen. Trotz unterschiedlicher Abstammungen wurde ein kollektives Identitätsgefühl geschaffen. Traurig ist jedoch, dass es erst schrecklicher Taten bedurfte, bevor dieses demonstrative Wirgefühl entstand. Die Frage, ob auch in Zukunft zunächst Ungerechtigkeiten geschehen müssen, damit das Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird, mag ich nicht zu beantworten.Eine bewusste Auseinandersetzung mit der alevitischen
Glaubenslehre geschieht häufig, wenn es denn so behauptet werden darf, viel zu spät. Dies wird entweder durch Familienmitglieder eingeleitet oder in Form einer Fremdbeschreibung. Ich denke, dass das Wort Vorurteil hier zu recht gebraucht werden kann. Vorwürfen wie „Ihr betet nicht in der Moschee“ oder „Ihr fastet nicht während des Fastenmonats Ramadan“ entgegnen junge Aleviten häufig mit einem Kopfnicken. Sie bestätigen diese negativen Beschreibungen, nehmen sie an und verinnerlichen sie. Dies geschieht unter anderem, da Religion nicht als wesentliches bedeutungstragendes Merkmal für die Identitätsbildung gesehen wird. Das Elternhaus spielt hinsichtlich der Identitätsbildung eine besondere Rolle. Abgesehen von einem eher unbewussten Vorleben von alevitischen Gebräuchen, blieben Eltern nicht selten zurückhaltend was die direkte religiöse Aufklärung anging. Durch die Siedlung in größere Städte begann eine Loslösung von der traditionellen alevitischen Glaubensauffassung und es fand zunächst eine Umorientierung statt, um sich in die neue Gesellschaft einfügen zu können. Ihre neuen Freiheiten in Deutschland machten sie zunächst politisch und gesellschaftlich aktiv statt den alevitischen Glauben im Vordergrund zu sehen. Auch heute stellen zahlreiche Eltern ihre alltäglichen migrantentypischen Pro
Identitätsbildung von alevitischen jungen Erwachsenen
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bleme über die Ausübung ihres Glaubens und die Weitergabe seiner Lehre. Wie wir wissen, hat die Arbeit im Alevitentum einen sehr hohen Stellenwert. Der Mensch soll sich entfalten und dem Allgemeinwohl der Gesellschaft dienen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Ausübung religiöser Handlungen seine Wichtigkeit verliert. Eine gesunde Mischung, die jede Alevitin und jeder Alevit für sich selbst zu entscheiden hat, prägt die individuelle Identität. Ein besonders häufig auftretendes Phänomen ist, dass eine zunehmende Individualisierung und der Zugewinn an Freiheit in Konflikt mit der eigenen alevitischen Glaubensgemeinschaft gesehen werden. Die Identität wird entweder über die Religion oder über eine individuelle neumoderne Lebensweise definiert. Sie wird als eine Einheit gesehen, welche beides nicht zu vereinbaren scheint. Wie kann ich mich auf der einen Seite mit meinem Glauben auseinandersetzen und diesen praktizieren und auf der anderen Seite als Teil einer Gesellschaft im Studium oder Beruf fungieren? Widerspricht eine kritisch hinterfragende Persönlichkeit einem religiösen Menschen?
Wichtig ist doch die Einsicht, dass wir niemals ein Prototyp einer Gesellschaft sein werden. In allen Lebensbereichen, in denen wir auf unterschiedliche Gemeinschaften stoßen, wird unsere Identität differenziert stark geprägt werden.
Unsere alevitischen Gemeinden, Jugendprojekte wie die Zukunftswerkstatt der alevitischen Akademie aber auch CemZeremonien tragen oft zur Identitätsbildung der Jugendlichen bei. Der Begriff der Identitätsbildung ist dynamisch. Das bedeutet, dass sie sich stetig verändert und entwickelt. Unsere Aufgabe sollte es daher sein, unserer eigenen Identität eine bestmögliche Entfaltung zu gewährleisten. Dies kann nur geschehen, wenn wir auch im Alevitentum nach Identifikationsmöglichkeiten suchen und das kollektive Identitätsgefühl stärken bzw. ein kollektives Gedächtnis entwickeln. Denn erst durch ein solides WIR kann ein ICH entstehen, das sowohl individuelle Faktoren als auch für die alevitische Glaubensgemeinschaft bedeutsame Merkmale vereint.
P›nar BozkurtStudentin aus Wuppertal
Identität
Fotos: Tanzgruppe der Alevitischen Gemeinde Bochum auf dem Stadtteilfest 2012
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Undenkbar ist es für viele Glaubensgemeinschaften wie Christen, Juden oder Sunniten dass in ihren Glaubensstätten keine regelmäßigen Angebote für die Kinder gäben. Es gehört zu den Selbstverständlichkeiten, Kinder von klein
an mit pädagogischen Konzepten dem jeweiligen Glauben
näher zu bringen. In den heiligen Feiertagen der Christen
sind die Jugendherbergen in Deutschland von Kirchengrup
pen nahezu ausgebucht. Professionell wird Kindern spiele
risch der eigene Glaube auf Feriencamps über mehrere Tage
beigebracht. Die Kinder haben Spaß, lernen neue Freunde
kennen und nebenbei nehmen Sie wichtige Identifikations
merkmale mit nach Hause. Andere Glaubensgemeinschaften
haben erkannt, dass die Kinder bereits sehr früh damit
konfrontiert werden müssen und investieren bereits jetzt in
ihre Zukunft.
Doch wie sieht es bei uns Aleviten aus? Haben wir in unseren
Gemeinden regelmäßige Angebote für unsere Kinder? Bie
ten wir Feriencamps für Kinder an, wo unseren Kindern mit
pädagogischen Konzepten, beispielsweise H›z›r, mit einem
simplen Spiel beigebracht wird? Oder ein Kindercem (zum
Lernen) im Rahmen eines Kindercamps? Haben wir für un
sere Kinder Märchenbücher über Hz. Ali, Haci Bektafl, fiah
‹smail oder Pir Sultan Abdal? Viele Leser werden diese Fragen
sicherlich mit Nein beantworten und zugleich die Notwen
digkeit dieses Handlungsfeldes erkennen. In diesem Artikel
wollen wir die Leser, die Gemeinden, die Ortsjungenden,
unsere Dachverbände und den Eltern dieses wichtige Hand
lungsfeld näher bringen und zum Handeln motivieren.
In unserer Kultur spielt die Familie eine sehr große Rolle für
das Kind. Die Eltern vor allem die Mutter ist fast immer die
Bezugsperson. Sie sind für die geistige und körperliche Ent
wicklung, aber auch für die Wertevermittlung der Kinder
Schlüsselfiguren. Aber auch die Eltern können eben nur das
weitergeben, was sie an Wissen besitzen. Wenn die Eltern
selbst nicht wissen, wer Hz. Ali war, was für eine Rolle der
Prophet Muhammed im Alevitentum spielt, welches Gottes
und Menschenbild die Aleviten haben, was sich in Kerbela
ereignet hat oder was die 4 Tore und die 40 Stufen sind,
können wir selbstverständlich nicht erwarten, dass grundle
gende Werte die das Alevitentum ausmachen ausreichend
an die Kinder herangetragen werden. Seien wir ehrlich und
fragen wir uns selbst. Wer als Kind nicht das Glück hatte aus
einer geistlichen Familie zu stammen (Was für die überwäl
tigende Mehrheit der alevitischen Kinder der Fall ist), konn
te von den Eltern nicht genug an Wissen über den eigenen
Glauben vermittelt bekommen. Man wusste zwar, dass man
Alevite ist, dass wir Hz. Ali lieben und die EhliBeyt vereh
ren, am Muharrem fasten und anders als die anderen Tür
ken sind, doch unsere oft einfachen Fragen überforderten
manchmal auch unsere Eltern.
Genau hier sollten alevitische Gemeinden Verantwortung
übernehmen und Kinder alevitischen Glaubens bereits früh
zeitig mit dem alevitischen Glauben vertraut machen und
wichtige Identifikationsmerkmale bereits frühzeitig den Kin
dern vermitteln. An Kindern mangelt es den Gemeinden
nicht. Die üblichen Kurse wie Folklore oder Saz aber auch
Veranstaltungen der Gemeinden werden reichlich von Kin
dern besucht. Auch gibt es mittlerweile gut ausgebildete
alevitische Pädagogen die entsprechend kinderfreundliche
Konzepte entwickeln könnten.
Oben wurde bereits erwähnt, dass unsere Gemeinden kaum
etwas für unsere Kinder bieten, wobei andere Glaubens
gemeinschaften genau hier sehr weit voraus sind und die
Wichtigkeit dieses Handlungsfeldes erkannt haben. Auch
bei uns sollte sich zugunsten unserer Kinder einiges ändern.
Die Rede ist jedoch nicht von einmaligen Angeboten son
dern von nachhaltigen Angeboten die beispielsweise über
ein ganzes Kalenderjahr dauern und entsprechend von Fach
männern / Frauen entwickelt wurden.
Es gibt eine Menge an Alternativen was man für Kinder
anbieten könnte. Ob das Wochenendprogramme, Ferien
camps, Tagesveranstaltungen, Filmabende oder Dokumen
tationen über Alevitentum sind aber auch einmal im Monat
mit dem geistlichen der Gemeinde Religionsunterricht für
Kinder, Kindercem‘s, oder spielerisch das Alevitentum kenn
nenzulernen etc.. Wichtig ist nur, dass die Gemeinden hier
aktiv werden und in unsere Zukunft investieren.
Ein türkisches Sprichwort sagt: „A¤aç yafl iken e¤ilir“ (dt.:
Der Baum biegt sich in jungen Jahren). Wir hoffen, dass die
Botschaft, die dieser Artikel versucht hat zu vermitteln auch
angekommen ist und ein bisschen auf die angesprochenen
Defizite aufmerksam gemacht hat. Denn wir sollten nicht
vergessen UNSERE KINDER SIND UNSERE ZUKUNFT.
Redaktion A.L.E.V.I
Unsere Kinder sind unsere Zukunft
Identitä[email protected]
�0 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Bei uns Aleviten hat die Musik einen ganz besonderen Stellenwert. Sie stellt für uns eine Verbindung zu Allah her, besonders in unseren CemZeremonien, wo viele Gebete mit der Ba¤lama begleitet werden und viele heilige Lieder ein fester Bestandteil der Zeremonie sind.Ohne die Lieder bzw. Gedichte beispielsweise von fiah ‹smail Hatayi, Pir Sultan Abdal oder Ozane aus der uns näheren Zeit, von Afl›k Veysel oder Afl›k Daimi würde ein fester Bestandteil unserer Religion bzw. Identifikation fehlen.Obwohl manche Lieder Jahunderte alt sind, werden sie immer noch gesungen. Warum sollte eine musikalische Annäherung an unsere Religion nicht fortgeführt werden? Es hat sich doch bis heute bewährt.
Für unsere Kinder, die bald unsere Rollen einnehmen werden, haben wir uns überlegt Kinderlieder zu schreiben. Kinderlieder, die den Kindern als erste Annäherung zu dem Glauben dienen sollen, damit sie eine erste kleine Basis besitzen, auf die sie mit der Zeit aufbauen können. Eine Verbindung, die selbst im jungen Alter sehr wichtig ist. Schließlich ist das Schöne an der Musik, dass man sich dadurch Dinge besser merken kann. Denn der „trockene“ Stoff wird mit einem süßen, melodischen Mantel bekleidet.
Diese Methode wird bis heute erfolgreich von evangelischen und katholischen Kindergärten angewendet. Das bestärkte uns in unserem Vorhaben, durch musikalische Identifikation Kindern den Glauben näherzubringen. Es gab nur zwei wichtige Aspekte zu berücksichtigen. Kindgerecht und in deutscher Sprache sollten die Texte sein. Denn die deutsche Sprache ist für viele Kinder ein wichtiger Bestandteil im Leben und gleichwertig mit der Muttersprache zu betrachten. Viele beherrschen die türkische Sprache nicht mehr richtig. Was aber nicht heißen soll, dass in Zukunft keine türkischen Lieder geschrieben werden. Gleichzeitig versuchen wir, die Lieder so zu schreiben, dass gewisse Bewegungen damit in Verbindung gebracht werden können. Bekanntermaßen führt dies dazu, dass die Kinder sich den Inhalt der Lieder besser merken können. Es gibt auch erste Ergebnisse, die wir euch Lesern nicht vorenthalten und bald präsentieren wollen.
Wir wünschen euch noch viel Spaß beim weiteren Lesen der Zeitschrift und hoffen, dass euch die Lieder gefallen
Aflk ile Team Alevitentum
Emre Tahtali und Burcu Avsan
Lieder für Kinder„Musik verbindet“ so lautet ein berühmtes
Sprichwort, dass jeder von uns mal gehört
hat. Sie verbindet aber nicht nur Menschen
miteinander, sondern verbindet uns mit
allen gegenwärtigen Dingen, die es auf der
Welt gibt.
Selbstfindung im Glauben durch alevitische Projekte, Zusammentreff von Gleichgesinnten
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A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie �1
So wie wir Menschen auch
Die Wale singen, so wie wir Menschen auch, Allah, du bist der, der vom Himmel zu uns schaut. Nichts ist größer und nichts ist breiter, als deine Liebe, die jeder von uns braucht.
Die Fische schwimmen, so wie wir Menschen auch, Allah du bist der, der vom Himmel zu uns schaut. Nichts ist tiefer und nichts ist schöner, als deine Liebe, die jeder von uns braucht.
Die Vögel fliegen, so wie wir Menschen auch, Allah, du bist der, der vom Himmel zu uns schaut. Nichts ist größer und nichts ist breiter als deine Liebe, die jeder von uns braucht.
Alle Tiere beten, so wie wir Menschen auch, Allah, du bist der, der vom Himmel zu uns schaut, nichts ist tiefer und nichts ist schöner, als deine Liebe, die jedes Leben braucht.
Wichtig ist
Was du suchst, das such in dir, Haci Bektas sagte das. Imam Hüseyin ist mit dir, wie sein Bruder Celal Abbas.
Pir Sultan schrieb viele Lieder, um die Liebe uns zu zeigen, und er zeigte immer wieder, Schlechtes ständig zu vermeiden.
Jesus liebte jedes Wesen, wollte, dass wir von ihm lernen. Wichtig ist das Schreiben, Lesen. sodass wir Wissen kennenlernen.
Vergesse den Propheten nicht, der für uns hat viel getan, Muhammed zeigte uns das Licht, weil er mit Allahs Botschaft kam.
Identitä[email protected]
�2 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
LESENSWERTE BÜCHER
Rezension IIn dem Buch „Alevilik & K›z›lbafll›k Tarihi“ von Dr. Ali Yaman, welches im Oktober des Jahres 2011 veröffentlicht wurde, geht es um die islamische Glaubensrichtung des Alevitentums. Im Buch werden nicht nur die historischen Grundlagen und die Entwicklungen der Aleviten be
schrieben, sondern auch allgemeine Glaubensinhalte verdeutlicht. Insgesamt besteht das Buch aus vier Kapiteln:
1. Zusammensetzung und Verbreitung des Alevitentums
Gruppierungen (türkische Aleviten, kurdische Aleviten, Bektafli, K›z›lbafl, Rafizi und Caferi) Bevölkerungsstärke und regionale Verbreitung
2. Historische Entwicklung Ursprung des Alevitentums Entstehung des Alevitentums Unterdrückung des Alevitentums
3. Glaubensinhalte Hz. Ali / Ehlibeyt/ 12 Imame Cem die vier Tore/ vierzig Pforten Musahiplik elinebelinediline sahip olmak
4. Literatur, Musik und Kunst im Alevitentum Yunus Emre Fuzuli Semah Afl›k Veysel
Ein zentrales Thema, welches im Buch angesprochen wird, ist dass sich das Alevitentum und das Haci Bektaschitum unterscheiden, diese aber durch die Ursprungsgeschichte und Entstehungsgeschichte miteinander verbunden sind. Der Begriff ,,Alevilik‘‘ wird vom Autor neu erläutert worden, da seiner Meinung nach in der Türkei eine Begriffsverwirrung existiert, was zu einer falschen Interpretation des Alevitentums führt.Hinzu kommt die Unwissenheit, dass sich das Wort ,,Alevi‘‘ aus zwei Wörtern zusammensetzt; ,,Ali‘‘ und ,,Evi‘‘. Erst im Laufe der Zeit bildete sich die Begrifflichkeit ,,Alevi‘‘. Auch wird die Liebe zu Gott, Hz. Mohammed und Hz. Ali dem Leser verdeutlicht, was ein weiterer wichtiger Aspekt zum Verständnis des Alevitentums führt. Ein weiteres Element des Buches ist, dass sich der Autor nicht nur mit den geschichtlichen Faktoren, sondern auch mit den gegenwärtigen Problemen, die mit dem Alevitentum in Verbindung stehen, auseinandersetzt. Darunter zählen unter anderem die Verfolgung durch anderen ethnischen Gruppierungen und die eingeschränkte Ausübung des Glaubens. Persönlich kann ich das Buch nur weiterempfehlen, da es die Grundbausteine des Alevitentums vermittelt. Für Einsteiger in diese Thematik ist das Buch ideal, weil es sämtliche Aspekte des Alevitentum dem Leser vereinfacht vermittelt.
Rezension IIDr. Ömer Ulucay zeigt in seinem Buch „ARAP ALEVILIGI – Nusayrilik“ die islamische Religionsgemeinschaft der „Nusairier“. In seinem Buch welches er im Jahre 1996 veröffentlichte, werden nicht nur die geschichtlichen Aspekte der Nusairier beschrieben, sondern auch die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwi
schen den Aleviten und den Nusairier erklärt. Der Name der Nusairier leitet sich von Mohammed Ibn NusayrAl Namiri, der als Gründer für diese Religionsgemeinschaft gilt. Sie beten 5mal täglich in einer Moschee oder in einer ihrer Gebetshäuser (ähneln dem ,,Cemevi‘‘), wobei die Frauen komplett ausgeschlossen werden, jedoch darf nicht jeder in diesen Gebetshäuser beten, da man erst eine gewisse Reife erlangen muss. Sie galuben daran, dass das Alevitentum eine Abspaltung ihrer Gemeinschaft sei, und erkennen wichtige Persönlichkeiten (z.B. Hac› Bektafl Veli, Yunus Emre, Pir Sultan Abdal etc.) nicht als ihre Autoritäten an. Es existieren jedoch auch viele Parallelen zum Alevitentum. Man kann in beiden ethnischen Gruppen nur hineingeboren werden und die Heranwachsenden werden von den Mitgliedern in die Glaubensinhalte und Grundlagen unterwiesen. Beide ethnischen Minderheiten wurden/werden unterdrückt, vor allem im Osmanischen Reich wurden beide Gruppen verfolgt. Die Suche nach einem tieferen Sinn der Existenz, des Handels etc. und die Betonung der inneren Werte, sind wichtige Aspekte beider Glaubensrichtungen. Weitere sehr wichtige Gemeinsamkeiten sind, dass sie Hz. Ali als rechtmäßigen Nachfolger des Propheten anerkennen, an die 12 Imame und der Familie des Propheten (Ehlibeyt) glauben. Die Nusairier „Arap Alevileri“ mussten sich, bedingt durch die Umsiedlungspolitik des Osmanischen Reiches, in der Türkei niederlassen. In der heutigen Türkei leben sie in Antakya (Hatay), Mersin und Adana. Ihre Muttersprache ist arabisch. Zweck des Buches ist es, die Nusairier näherzubringen und die Vorurteile gegen diese Religionsgemeinschaft zu beseitigen. Der Autor ist Alevite, daher weiß er genau, wie schwer es für ethnische Minderheiten sein kann, ihre eigene Religion auszuleben.Im Grunde ist das Buch sehr vielfältig und enthält eine Menge aufklärende Informationen. Man erkennt, dass sich viele Inhalte des Alevitentum und der Nusairier überschneiden. Ich fand das Buch sehr interessant, da ich vorher über „Nusairier“ nichts wusste. Um das Buch verstehen zu können, sind Vorkenntnisse über das Alevitentum förderlich, ansonsten kann man schnell die Lust am Buch verlieren. Sprachlich gesehen ist es anspruchsvoll, daher sind mindestens gute
türkisch Kenntnisse vonnöten. Abschließend kann ich das Buch für all diejenigen empfehlen, die Spaß an einer anspruchsvollen Literatur haben.
Gözde Özdo¤an Team Presse
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�4 A.L.E.V.I. – Zukunftswerkstatt Alevitentum – Ein Jugendprojekt der Alevitischen Akademie
Nachspann [email protected]
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