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Seine(r)zeit „80 Jahre Wintersport in Galtür“ 1928 - 2008 Franz Lorenz erzählt...

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Alpenhotel Tirol

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Seine(r)zeit„80 Jahre Wintersport in Galtür“

1928 - 2008Franz Lorenz erzählt...

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„Näherkommen ist das nächste, jetzt wo ich schon da bin, will ich mich hineinknien in die Landschaft und doch nicht schwer sein. Man kann das ganze Gewicht dieser Welt auf einen Punkt der Erde legen, und sie bricht doch nicht zusammen. Aber hier hört man den Boden ächzen, weil die Berge so schwer zu tragen sind“, schreibt Barbara Aschenwald, Tiroler Lyrikerin, über Ihre Annäherung an Galtür.

Nach einem langen Winter hat die Krokusblüte eingesetzt, im Hintergrund die Ballunspitze 2671 m .

Titelbild: Die Großeltern Albert und Coletta Lorenz

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W er einmal im hintersten Talboden des Paz-naun-Tals war, den trägt dieses Bild sofort wieder in jenes Empfinden hinein, das einen

dort unausweichlich überkommt: ein Ausgeliefertsein, das bei Gästen und Touristen ehrfürchtiges Staunen hervorruft, diejenigen, die dort leben, jedoch stets daran erinnert, „wer die Oberhand im Tal hat, der Berg“. „Diese Berge haben auch das Leben unserer Familie in einem Ausmaß beglei-tet, als wären sie ein fixes Familienmitglied. Mit all seinen Eigenschaften, Beglückungen und Enttäuschungen. Mit all seiner Geborgenheit und auch Zurückweisung,“ erzählt Franz Lorenz, Jahrgang 1926, ein Galtürer, wie man sich ihn vielleicht gar nicht so vorstellt. Das weiße Haar verleiht

Seine(r)zeit

Galtür mit Gorfenspitze um 1912

ihm Würde und Erfahrung. Die gesunde, wettergegerbte Haut seines Gesichtes erzählt davon, dass er Zeit seines Lebens mit dem Berg gelebt hat. Seine gepflegten und immer noch kräftigen Hände verraten, dass er zupacken konnte, ja musste, wenn man seinen Geschichten lauscht. Und nicht zuletzt faszinieren mich die Augen dieses Mannes. Wach, unheim-lich wach, aufmerksam, erfahren, wissend. Und immer wieder blitzt in ihnen ein verschmitztes Lächeln auf, wenn er sich an die eine oder andere Begebenheit erinnert. Wenn er von den

„ersten Besseren“ erzählt oder sich an so manchen Streich seiner Kinder erinnert. „Das Tal und die Berge....“ versinkt er in Erinnerungen und erzählt mir weiter:

Galtür ist ein Flecken Tirol, welcher hart an der Grenze liegt. Im geographischen Sinn des 3-Länder-Ecks Österreich - Italien - Schweiz genauso wie im ökologischen Sinn – über der Baumgrenze. Eine karge, teilweise bizarre Natur. Ein malerisches Dorfidyll als Motiv für ein einzigartiges Schauspiel in vielen Akten.

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UmGebUnG

E nde des 19. Jahrhunderts begann im hintersten Paznaun so etwas wie Alpinismus. „Die Besseren“ so wurden sie laut Lorenz genannt, die Geistlichen,

die Lehrer, Richter, Advokaten und Mediziner erwanderten das Silvrettagebiet und die Verwallgruppe rund um Galtür. Und weil der eine oder die andere nicht ganz so gut zu Fuß war, wurden „Träger“ fürs Gepäck verpflichtet und „Berater“ wo es denn wann wohin geht. „Vorausgeher“ führten „die Besseren“ dann hinauf ins Gebirge und wiesen ihnen den sichersten Weg zur besten Aussicht oder zum nächsten Über-gang. „Um 1850, 1860 herum wurde wohl das Berufsbild des Bergführers bei uns geboren und parallel dazu mutierten die stark würzig riechenden Almställe zu Stützpunkten und Zwischenstationen für alpine Wanderungen“ erzählt Franz Lorenz. Diese Entwicklung führte auch zur Gründung der ersten Alpinen Vereine.

Der British – Alpine Club, gegründet von Engländern, welche aus Indien zurückkehrten, war einer der ersten. Doch bereits 1861 wurde der OEAV, der Österreichische Alpenverein gegründet und nur 2 Jahre Schitourengruppe im oberen Fimbertal , 1927

Winterliche Zufahrt bei Tschafein nach Galtür um 1928

Wintergäste vor dem Elternhaus von Franz Lorenz, dem

Paznaunerhof, 1930

Diese Umgebung dominierte von jeher das Leben der Menschen im Paznaun, besonders jener hinten im Talschluss. Nur Fuß- und Karrenwege ermöglichten einen Ausweg hinüber ins Engadin südwärts, oder ins Montafon westwärts.

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später, 1863 folgte der DAV, der Deutsche Alpenverein – mit seinem Begeh- und Arbeitsgebiet Ostalpen. Ganz fern von Wien, aber auch fern von Innsbruck, dominierten hier die Schwaben, als Alpinisten und Erschließer. Aber auch die Schweizer aus dem Raum Engadin, dem Raum Chur/ St. Gallen traf man in den Bergen des Paznauns.

Die erste Schutzhütte in der Silvretta wurde dann 1882 erbaut – die Jamtalhütte. Ein mühsames Unterfangen, wurde doch der Kalk aus dem Loreintal mit Tragtieren herbeigeführt. Großvater Gottlieb Lorenz trug aus dem Moränenvorfeld des Gletschers den Sand zur Baustelle. Dadurch begründete er wohl die starke Verbindung der Lorenz mit den Bergen: er wurde 1. Hüttenwart. In den folgenden Jahren entwickelte sich das Besteigen der Berge, die Heidelberger- und Wiesba-dener-Hütte wurden erbaut (1896). Die 9 Schlafplätze auf der Jamtal-Hütte waren schnell zuwenig. 400 Übernachtungen wurden 1896 bereits im Hüttenbuch registriert, der erste Zubau folgte im nächsten Jahr. „Parallel dazu entwickelte sich auch das erste Wirtshaus im Ort. Gnädige Frauen und die „Besseren“ kamen immer zahlreicher. Und die sportlich Ambitionierten wurden als Helden angesehen erzählte mir mein Vater“, erinnert sich Franz Lorenz und schaut aus der gemütlichen Stube hinaus, Richtung Jamtal.

Und wieder bahnte sich eine Sensation an. Der alpine Skilauf zieht seine Spuren auch ins Paznaun. Die „Hölzer im Schnee“ erobern die Hänge um Galtür. Vom Arlberggebiet her hörte man schon vom Schneeschuhwan-dern und die Wagen- und Schlittenbauer probierten sich im Biegen und Zuspitzen von Holzbrettern. Zwischen 1898 und 1903/1904 perfektionierte die Legende vom Arlberg

- Hannes Schneider - die neu entdeckte Leidenschaft des Skilaufs mit neuer Technik. Die Begeisterung dieser neuen Art von Minimierung von Höhenmetern und folgendem Abfahrtsspass brachte Galtür bis zum Jahr 1914 bereits gleich viel Gäste im Winter wie im Sommer. Damit nahm der

„Fremdenverkehr“ seinen ersten Aufschwung, der auch vom ersten Krieg nicht nachhaltig beeinflusst war. 1909 wird das erste richtige Hotel in Galtür errichtet, das Fluchthorn.

Galtür mit Jambachbrücke und neuem Hotel Fluchthorn um 1912

Ein „Sir“ auf Skiern mit Krawatte und Reithose, 1933Wettlauf zwischen Jung und Alt um 1933

Die Gäste und das Gepäck kamen vom Bahnhof Pians. Dort wurde ein Stellwagen vorgehalten. Das Pferdefuhrwerk benötigte taleinwärts 6 – 7 Stunden bis Galtür. Hinaus nach Pians schaffte man es auch schon mal in 5 Stunden. Anfang der 20iger wurde dieser Transfer vom „staatlichen Postbus“ abgelöst. Bereits 1920 wurde das erste E-Werk in Galtür gebaut, die Arlbergbahn verlief bis Bludenz und von dort ging es mit der Montafonerbahn weiter nach Schruns, Rich-tung Silvretta und Verwall.

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D ie 1000-Mark-Sperre ließ den prosperierenden Fremdenverkehr versiegen, Gäste aus Tsche-chien, dem Saarland und der Schweiz verirrten

sich noch spärlich ins Paznaun. 1942 verfügte der Ort über 1000 Gästebetten, welche mit jungen Gästen, Schülern aus Nordwest-Deutschland belegt wurden (Kinderlandverschi-ckung). Dem Kriegsende 1945 folgte die Besetzung durch die Alliierten, auch in Galtür waren einige Häuser besetzt. Die Währungsreform 1949 brachte stabiles Geld und einen 4-Sprachen-Ausweis. Wieder waren es die Gäste aus der Schweiz, welche sich als internationale Klientel einstellten. Franz Lorenz wurde von seinem Vater als Träger eingeteilt. Wie viele andere junge Männer verdiente auch er in jener Zeit mit dem Tragen des Gepäcks der Gäste etwas Geld. Einen halben Schilling gabs pro Kilogramm für einen Weg.

„Begonnen haben wir damals mit 25 – 30 kg Gewicht, gegen Ende der Saison schafften wir dann bis zu 60 kg pro Aufstieg im Winter.

Während des zweiten Weltkrieges war einer unserer Bauern in Finnland und entdecke die Renntiere als Lastentiere. Er dachte sich, die Viecher sind gut für die Sommerweiden und als Zugtiere für die Hüttenver-sorgung. Also importiere er 10 Stück. Doch erst später stellte sich heraus, dass sie eigentlich ziemlich bockige Viecher waren. Sobald es steiler wurde, haben sie gestreikt. Letztlich sind nach ein paar Jahren alle eingegangen und damit hat sich die Sache erledigt“. Im Staatsvertrag 1955 mit den Allierten wurde festgehalten, dass gemeinnütziges Vermögen dem deutschen Eigentümer zurückgegeben werden muss und so gingen die Schutzhütten wieder an den deutschen Alpenverein zurück.

Skitourengeher bei der Jamtalhütte

Die Viecher ( Renntiere ) mit Personenschlitten im Jamtal

um 1953

Skischulbetrieb am Gampen um 1950

1924 wurde die erste Schischule gegründet und zu dieser Zeit gab es bereits 480 Gästebetten in Galtür. Auch die allgemeine Wirtschaft entwickelte sich prächtig bis 1933 Hitler die Geschichte neu zu schreiben begann.

Die erste schischULe

Nach dem Anschluss Österreichs an das deutsche Reich im März 1938 waren plötzlich wieder vermehrt deutsche Gäste bei uns. Der Beginn des zweiten Weltkrieges im August 1939 und die darauf eingeleitete Grenzschutzbesetzung der Hütten zur Schweiz und die Kontrolle durch großdeutsche Zöllner brachte erneuten Stillstand“ Franz Lorenz

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A uch im Tal fanden sich ab 1949/50 die ersten Gäste wieder ein. 1954 erfolge der Bau der ersten Schlepplifte mit Holzstützen nahe der Dorfmitte auf

der Südseite dem Gampen und in der Böscha. Nur vier Jahre später wurde am Alpkogel mit 2.200 m Schlepplänge der da-mals längste Schlepplift in den Alpen gebaut. Der Beruf des Skilehrers bekommt neue Ansprüche. In St. Christoph am Arlberg werden Skilehrer staatlich ausgebildet. Ab 1955 ist Österreich wieder frei. Galtür zählt bereits 1700 Gästebetten. Viele Zu- und Neubauten belebten die lokale Wirtschaft und auch oben im Jamtal wurde die Hütte erweitert. „Trotzdem haben wir die Entwicklung in unserem Dorf immer sehr wachsam beobachtet. Wir wollten nur behutsam wachsen, wir wollten in jedem Fall das Dorf und seinen Charakter erhalten“, betont Lorenz. Und so erklärt sich auch das Investment der Gemeinde-Verantwortlichen und Visionäre jener Zeit, dass man sich an und in der Silvretta-Seilbahn-AG beteiligte. Diese hatte ihr Investment und ihre Ausbaupläne jedoch an einem anderen Ort: Ischgl.

Die Silvretta-Hochalpenstrasse eröffnet zwischenzeitlich einen neuen Zugang zum Tal. Diese Ferienstrasse galt – nach der Großglockner-Hochalpenstraße vom Start 1954 an als die zweitschönste Hochalpen - Ferien- strasse Österreichs. Die Bielerhöhe, die Stauseen beleben den Sommer im hintersten Tal ungemein. Die ferienbe-dingte Nachfrage im Sommer steigt, Galtür wird als sauber

- gepflegtes Dorf bekannt und erhält nach Untersuchungen der Alpenuniversität Innsbruck den Titel „erster heilklimatischer Höhenluftkurort Tirols“. März 1964, die erste Seilbahn von Ischgl zur Idalpe sollte eröffnet werden. Ein Überschlag vom

Alpkogelschlepplift in Wirl ab 1958

Zugseil auf das Tragseil löste jedoch damals einen immensen Schaden aus und verzögerte den Start dieser ersten Zubrin-gerbahn für 1 1/2 Jahre. In der Folge nahm der Tourismus in Ischgl eine rasante, beinahe explosionsartige Entwicklung. Das Gebiet, die Topographie und das Gelände boten sich regelrecht an. Binnen 20 Jahren wurden 2 weitere Seilbahnen gebaut und mit einer spektakulären Seilschwebebahn wurde auch das schweizerische Samnaun eingebunden. Auch in den anderen Gemeinden des Tales nahm die Gästenachfrage dadurch zu. Doch zurück zur eigenen Familie. Als eines von 7 Kindern ist Franz Lorenz 1926 geboren. Vater Albert Lorenz war Bergführer und Bergbauer und der Hüttenwirt der Jamtalhütte. Seine Mutter Coletta war Volksschul - Lehrerin in Ischgl. Die Lorenz waren eine mittelgroße Familie, deren Leben bereits früh vom Tourismus begleitet wurde. „64 Schüler und Schülerinnen waren wir 1934 – von der 1. bis zur 8. Klasse zusammengefasst in einer Klasse. Erst 1938 gab es dann eine zweite Klasse. Unser Lehrer kam aus Berwang und war schon staatlich geprüfter Skilehrer. Ihm haben wir zu verdanken, dass wir alle gut Skifahren lernten. Und auch unser Kaplan war Tourengeher. Donnerstags hatten wir immer schulfrei und oft machten wir mit ihm Touren im Jamtal, zum Augstenberg auf 3.224 m hinauf. Das waren immerhin 1.650 Höhenmeter, und das mit der Ausrüstung jener Zeit. Ganz schön steinig“, schwelgt Lorenz in Erinnerung. „Steinig?“ frage ich. „Naja, im Sinne von hart. Aber es war insgesamt wunderschön und hat diese Liebe zum Berg in uns allen einfach entfacht“ ergänzt er.

„Und zu steinig fällt mir noch etwas ein. Bei den Touren auf den Rauenkopf im Bieltal auf 3.080 Meter folgte nach der Abfahrt immer ein langes flaches Teilstück. Unser Lehrer hat sich dann eine Steinplatte oben am Gipfel in den Rucksack gesteckt. Wir haben uns alle nur verwundert angesehen. Als jedoch das lange flache Teilstück kam, hatte er vielmehr Geschwindigkeit als wir und zog uns im Schuss davon....“. Schulisch folgt für den Franz dann die Handelsschule in Dornbirn. „Und warum war Ihr Leben schon so früh vom Tourismus begleitet?“ hake ich nach. Da ist es wieder, dieses Blitzen in seinen Augen und er macht eine bedächtige Pause:

„An unseren schulfreien Tagen wurde der eine oder andere von uns zum Unternehmer. Wir haben den Kindern der Gäste das Skifahren gezeigt. 10 Groschen pro Stunde haben wir verlangt, inklusive Rauferei, wenn’s sein musste..... Und beim Mittagleuten war Zahlzeit“ schmunzelt er.

von links nach rechts: Gasthof mit Winterzufahrt um 1939, Birkhahnsessellift gegen Galtür , „Früh übt sich“…Peter und Gottlieb Lorenz bei einer Skitour

Unser erstes Heim am Gampele 1963

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JamtaL-hütte

Z wischen 1959 und 1961 erfolgte eine gravierende Erweiterung der Jamtal-Hütte, von 108 auf 180 Schlafplätze. Die ersten Duschen wurden instal-

liert, Zimmer mit fließendem Wasser ausgestattet. Auch der Fahrweg bis zur Scheibenalm und letztlich weiter bis zur Hütte wurde für motorbetriebene Fahrzeuge verbessert und ausgebaut. Durch das verbesserte Angebot der Raum- und Infrastruktur der Hütte installierte der DAV ein ständiges Ausbildungszentrum für Bergsteigen, Gletscherausbildung und hochalpinen Tourenschilauf. Damit war auch die Zeit des Lastentransports durch die Pferde Vergangenheit. „Ich war der Nachfolger meines Vaters als Hüttenwirt. Er übergab mir eine gut geführte Hütte, sowie eine Wiese in Galtür, auf welcher ich mit meinem Bruder Edmund unser erstes Wohnhaus bauen konnte. Edmund führte die Wiesbadner Hütte und trotz unseres Berufes als Hüttenwirt von früh bis spät, schafften wir es 2 1/2 Jahre später auch für Edmund ein eigenes Haus auf der Wiese des Vater zu bauen. Im ersten, dann eben meinem Haus, war plötzlich der obere Stock leer und meine Frau begann daher diese Zimmer zu vermieten. 15 Jahre später boten wir im erweiterten Berghaus Lorenz dann volle Küche an. 1983 habe ich dann mit meiner Familie noch einmal die Ärmel hinaufgekrempelt und wir haben das Berghaus zum heutigen Alpenhotel mit knappen 80 Betten ausgebaut......“, erzählt mir Lorenz und verliert sich in einer langen Gedan-kenpause. 1995 übergab Franz Lorenz die Jamtal-Hütte dann an seinen Sohn Gottlieb. Auch er hat den Lorenz´schen Hang zum Berg, seine große Leidenschaft jedoch sind die Berge,

das Schilaufen und die Jagd. Und so ist es gekommen, dass er mit seiner Frau nunmehr in vierter Generation die Jamtal-hütte mit Umsicht und Begeisterung führt.

Das Alpenhotel Tirol übergab Franz Lorenz an seinen Sohn Peter und seine Tochter Maria-Luise, welche das Haus mit viel Gespür und großem persönlichen Engagement führen. Die Küche, der (Wein)keller und die wunderbar, wanderbare Umgebung sind die bemerkenswertesten Eigenschaften des Alpenhotels. Peter ist der Wanderbegleiter seiner Gäste. Sein Blick für die Fauna und Flora der herrlichen Bergwelt lässt jeden Gast innehal-ten. Entschleunigen heißt sein Zauberwort, mit welchem die Stadtmenschen die richtige Erholung finden. Maria-Luise ist der gute Geist im Haus. Sieht alles, hört alles und hat das Fingerspitzengefühl einer Frau, wenn da und dort auch Gefühl, Accessoires oder Zuspruch gebraucht werden.

„Ich war der Nachfolger meines Vaters als Hüttenwirt“. Franz Lorenz

Apres Ski in Galtür um 1932. Man traf sich an der Eisbar …….

Skitourentag bei der Jamtalhütte. Im Hintergrund die Jamspitzen und Dreiländerspitze.

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01) Franz Lorenz mit den Buben , Peter , Gottlieb und Manfred beim Skiausflug 02) Gottlieb und Peter Lorenz präparieren ihre Skier selbst03) Die Enkelin von Ernest Hemmingway auf Besuch in Galtür 04) Hildegard und Franz Lorenz05) Der Umbau zum Berghaus Franz Lorenz , 197206) Das Elternhaus von Franz Lorenz, der Paznaunerhof , 193907) Der erste Skilift von Galtür in der Böscha , 195008) Franz Lorenz gewinnt so manches Ski-Rennen in Galtür 09) Hildegard und Franz mit dem Leica Pionier Lothar Rübelt aus Wien. Lothar Rübelt fährt bereits die ersten Head Metallskier ( Länge 210 cm ) 10) 1954 – Besuch des holländischen Königshauses auf der Jamtalhütte. Von links Prinz Bernhard, Franz, Kronprinzessinnen Beatrix und Irene

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U nd dann gibt’s noch den Manfred. Beinahe logisch, dass auch er staatlich geprüfter Berg- und Skiführer ist, ja sogar deren Präsident in

Österreich. Er ist Scout, Produktentwickler und Spezialist für Wander- und Bergurlaube beim Summit Club, einem inter-national agierenden Reiseveranstalter des DAV. Die Lorenz

– bergeweise Verständnis für das Kapital Urlaub. Jedoch mit Bedacht, mit Liebe, Demut, ja ich möchte fast sagen mit Andacht. Beispielgebend und verändernd. Sollten Sie sie nicht schon kennen, werden Sie meine Worte erst verstehen, wenn sie mit ihnen gesprochen haben, wenn Sie sich ihre Gedanken anhören, wenn Sie ihren Blick verstehen....Die Familie war größer. Der Winter 1999 – der schwärzeste Winter seit Menschgedenken in Galtür. Zwischen Jänner und Ende Februar jenes Jahres stauten sich 3 Wetterfronten von Island gegen die Alpen. 3 x zwischen 1,90 und 2,50 Meter Niederschlag in Form von Schnee. Am Grießkogel, nördlich von Galtür, brach die obligate Schneewächte ab, blieb jedoch im Graben, welcher sich von Ost nach West über die gesamte Flanke erstreckt, liegen.

Der folgende zweite starke Schneefall war sehr naß und blieb ohne Verfrachtung. Von 20. – 23. Feber 1999 kam die 3. Front von Nordwesten herein und dieser Niederschlag brachte den gesamten Schneesatz zum Absturz und verheerte das Dorf. Über 30 Menschen verunglückten. Gäste, Mitar-beiter, Einheimische. Die Lorenz traf das Schicksal doppelt. Gottliebs Frau Edith und Franz´ Frau Hildegard kamen ums Leben. Sprachlosigkeit, tiefer Schmerz und Betroffenheit überkamen das Tal, die Menschen in und um Galtür. Und wenn auch national wie regional geholfen wurde, in der Trauer ist die Einsamkeit ein stiller Begleiter, Familienbande werden enger und Prioritäten werden neu gemischt.

Auch Galtür mußte neue Prioritäten setzenhat dabei aber die behutsame Entwicklung fortgesetzt. Mit 3.500 Gästebetten, einer wirklich guten Infrastruktur, einer

homogenen und sportlichen Gästestruktur, mit Langlauf, Winterwandern und Kinderskischule. Auch der Sommer ist heute eine stabile Größe in Galtür. „Alpine Sommerfrische und Bergwandern sind ein neuer Markenwert. Im Zeitalter von Allergien, Überreizung und Burn-Outs bieten wir hier bei uns den perfekten Mehrwert an. Und dass der Peter, mein Sohn, auch staatlich geprüfter Bergsportwanderführer ist, ist schon auch sehr gut“, meint Franz Lorenz. Wir sind ja immer bescheiden und mit beiden Beinen am Boden geblieben da im Tal, meint Franz Lorenz. Genau diese Tugenden machen ihn jedoch liebenswert und wertvoll. Man hört ihm zu, wenn er etwas zu sagen hat, ruhig, bedächtig und doch mit so viel Gehalt und Richtigkeit . Diese Eigenschaft haben auch andere an ihm erkannt. Er galt und gilt als touristischer Sachverständiger, umsichtig, in seiner Jugend als Option für die Zukunft. Nach dem Krieg erhielt er das Angebot, die Funktion des Bürger-meisters zu übernehmen. „Glücklicherweise war ich damals noch nicht volljährig und damit zu jung“, meint er. Jedoch folgte er dem Ruf in den Tourismusverband, welchem er fast 25 Jahre vorstand. In seine Zeit fällt die Errichtung des ersten öffentlichen Hallenbads 1970 in Westtirol durch den Tourismusverband Galtür. Der Ort hat sich weiter entwickelt, das Alpenhotel Tirol mit ihm. Während in den 50-er Jahren noch viele Engländer und einige Holländer Galtür besuchten, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten der Markt auch hier internationalisiert. Heute geht der Trend in die Richtung Qualität hal-ten und diese weiter verbessern. Bester Beweis dafür ist der

„Rütlischwur“ aller Galtürer, das einmalige Gletschergebiet im Jamtal keiner kommerziellen Nutzung zuzuführen. War es die Zukunftsvision Klimawandel? War es der Wunsch nach Ausatmen im Sommer entgegen dem Trubel insbesondere in Ischgl?

„Ich denke, es war einfach die Absage an den industrialisierten Fremdenverkehr und ein Bekenntnis zur Belassenheit von Natur, Lebensqualität für die Gäste, für uns Einhei-mische und unsere Kinder und Enkel“

In diesem Sinn haben die Einheimischen viele weitere Entscheidungen getroffen. Beispielsweise den Bau des Alpinariums – integriert in die Lawinenschutzmauer von 1999 / 2000 .

Winteridyll an der Trisanna um 1953

Dorfplatz in Galtür Die Jamtalhütte um 1930

Das Alpinarium gilt seit dem Sommer 2001 als eine Attraktion im alpinen

Raum. Es dokumentiert in eindrucksvol-ler Weise das Geschehen in der Region.

Die alpine Land- und Forstwirtschaft, Projekte der Wildbach und Lawinen-

verbauung, der Geologie und Glet-scherforschung sowie der Ausbildung

und den Fortbildungsinitiativen der österreichischen Bergrettung.

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Franz Lorenz

Winterzauber in Galtür mit der Ballunspitze im Hintergrund

Franz Lorenz mit Tourenskiläufern bei der Jamtalhütte

„Halten und weiter verbessern“ wiederhole ich....

F ranz Lorenz schaut wieder Richtung Jamtal hinaus und nach einiger Zeit meint er: „Ich hätte es nicht anders machen wollen. Lernen, fleißig sein, Be-

scheidenheit behalten. Ehrlichkeit auch in der Formulierung des Angebots. Wir, meine Tochter, mein Sohn hier im Alpen-hotel sind nicht die Reißer, welche mit flotten Werbesprüchen den Gast einlullen. Wir sind so einfach wie naturverbunden und mit unserer demütigen Zufriedenheit kann es schon sein, dass es manchen Menschen vielleicht auch ein wenig langweilig vorkommt. Aber es hat halt für uns schon wahnsinnig viel Qualität, das Leben, so wie wir es führen. Und unserGästekreis, der in unser Haus kommt, der denkt und fühlt ähnlich. Er bemüht sich zumindest, denn ganz so einfach ist das ja wohl nicht, wenn man so von heut auf morgen aus der Großstadt oder aus dem Berufsstress herauskommt. Aber wir schaffen es dann doch, dass unsere Gäste nach kurzer Akklimatisierung gut erholt am Morgen aufwachen und rechtschaffend müde, aber zufrieden mit ihrem Tag, den Feierabend genießen“, verstummt er. Ich hätte es nicht anders machen wollen“. Welche Kraft, welche Bestätigung liegt in dieser Aussage. 80 Jahre Erfahrung, 8 Jahrzehnte voller Leben, ein Leben lang mit der Natur auf du und du.

Ich wünsche mir, das auch einmal mit diesem Schatz an Erfahrung sagen zu können.

Hannes Handle

Franz Lorenz mit Familie 2006

Hildegard und Franz mit den Kindern Gottlieb, Maria Luise, Manfred und Peter 1966

Impressum: Idee: Peter und Maria-Luise Lorenz, Inhalt: geschrieben von Hannes Handle nach Erzählungen von Franz Lorenz, Redaktion & Producement: Handle Creativ Werbeagentur 06/07, Layout: Philipp Handle & Florian Fettner, Bilder: Archiv Alpenhotel Tirol

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Familie Franz Lorenz · A - 6563 Galtür · Silvretta Tirol · Österreich · Tel.: ++43 (0) 54 43 / 82 06 · Fax.: ++43 (0) 54 43 / 85 06 · [email protected] · www.alpenhotel-tirol.com

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