alternative juni 2015

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Herasgegeben von ni Einzelheft: , Ero, Abonnement: 7 Ero P.b.b., Verlagspostamt 4 Z 3 4 M, Kd.-Nr: 8 6 Regionalforum: Wurstsemmerl ohne Gurkerl • Gender Pay Gap und kein Ende HÖCHSTE ZEIT Unabhängige GewerkschaerInnen im ÖGB

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Monatszeitschrift der Unabhängigen GewerkschafterInnen

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Page 1: Alternative Juni 2015

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Regionalforum: Wurstsemmerlohne Gurkerl • Gender Pay Gapund kein Ende

HÖCHSTEZEIT

UnabhängigeGewerkschaerInnenim ÖGB

Page 2: Alternative Juni 2015

nachruf; leserinnenbriefe

autorinnen dieSer auSgaBe

Wir trauern um Siegitraurig: Siegi ist in der nacht zum . aprilnach schwerer krankheit gestorben.

Siegi war historiker am institut fürzeitgeschichte und hatte ein uner -müdliches engagement in deralternativ-politischen Praxis.

die dreiteilige filmdokumentation„gegen den Strom“, in der die altvorderender auge/ug ihre politische und lebens -

geschichte erzählen, wäre ohne seine interviews, die ergemeinsam mit renate Sassmann durchgeführt hat,undenkbar gewesen.

Sein name ist auch untrennbar mit dem Versuch derkiV/ug verbunden, fehlende politische Bildung in der Schuledurch Schulungsarbeit im erwachsenenalter wenigstensteilweise zu kompensieren. Siegi hat beispielsweise am erstenkiV/ug-Seminar am attersee vor über fünfzig teilnehmer -innen über arbeitsteilige gesellschaft referiert. er führte unsbeispiels weise durch die arbeiterkulturausstellung in derkoppreiter remise und produzierte unter anderem auch einfilmchen über die entstehung der kiV/ug.

die auge/ug, kiV/ug und die unabhängigen gewerk -schafter innen werden sein offenes und rücksichtsvollesWesen vermissen.Wir sind sehr, sehr traurig.

leserinnenbriefe

70 Jahre ÖGB

Wenn ich in den Vorarlberger Nachrichten vom 16. april 2015 den artikel vonandreas Scalet zum 70-jährigen Jubiläum des ÖGB lese, stehen mir nach seinenhistorischen ausführungen die haare zu Berge. es ist richtig, dass der ÖGB imapril 1945 gegründet wurde (aber nicht wiedergegründet). Das war aber nochvor ende des Krieges! Und es ist bedenklich von einem „verlorenen Weltkrieg“ zuschreiben. Wer hat den Krieg verloren? Der ÖGB? Österreich? Vielmehr ist es so,dass Österreich im Frühjahr 1945 – Wien schon im april, Vorarlberg erst im Mai– von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft befreit wurde. erst dieseBefreiung machte eine gewerkschaftliche Tätigkeit wieder möglich.

aber auch in Bezug auf die Dreißigerjahre erscheint das historische Wissen inder VN-redaktion optimierbar zu sein. Im Jahr 1938 von einer eingliederungder sozialdemokratischen Gewerkschaftsbewegung in die nationalsozialistischeDeutsche arbeitsfront zu schreiben, ist nicht nur höchst bedenklich, weil verharmlosend, es ist schlicht und einfach falsch. Die freie Gewerkschafts -bewegung war schon in den Jahren zuvor vom austrofaschismus zerschlagenworden und zahlreiche Gewerkschafter/innen saßen bereits in Gefängnissen und

„anhaltelagern“. Da nach wie vor viele Menschen glauben, was in der Zeitung steht, haben

Journalist/innen eine entsprechende Verantwortung und sollten meines erachtensnicht unreflektiert ihr historisches halbwissen reproduzieren.  Mario LechnerGeMeINSaM-UG – Unabhängige Gewerkschafter/innen im ÖGB Vorarlberg

markuSkoza

Seite

klaudia Paiha

Seite

hanS linSmaier

Seite

ilSe loeWe-Vogl

Seite

BarBara huemer

Seite

lukaS Wurz

Seite

VeronikalitSChel

Seite

ChriStian aiChmayr

Seite

Stefan Steindl

Seite

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Seite � • alternative h��e�a�e

editorial von renate Vodnek

Impressum medieninhaber, Verleger: alternative und grüne gewerk schafter -innen (auge/ug) Herausgeberin: unabhängige gewerkschafter innen im ögB(ug/ögB) redaktion: renate Vodnek. Layout: franz Wohl könig. Alle: Wien, Belvederegasse /, telefon: () 55 9 5-, fax: () 55 9 5-,e-mail für abonnement: [email protected], redaktion: [email protected],internet: www.ug-oegb.at, Bankverbindung: () kto.-nr. 775, BiC: BaWaatWW, iBan: at775.Dass namentlich gezeichnete Beiträge nicht unbedingt der meinung der redaktionoder des herausgebers entsprechen müssen, versteht sich von selbst. titel undzwischentitel fallen in die Verantwortung der redaktion, Cartoons in die freiheit derkunst. text nach druck mit Quellenangabe gestattet, das Copyright der much-Cartoons liegt beim künstler. Schriften: linux libertine, linux Biolinum,fruitygreen; Symbole: icomoon. dVr 5 57 . iSSn -7

gewerkschaft & Betrieb

Ste�erreform: Prinzip Hoffn�ng . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 4

Arbeitszeitverkürz�ng: Höchste Zeit. . . . . . . . . . . . . . . Seite 8

30. April: Tag der Arbeitslosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 9

Arbeitszeit: Die �nendliche Geschichte . . . . . . . . . . . . Seite 10

Gender Pay Gap �nd kein Ende . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14

Soziales: Über die Nichtleister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16

Pension: Über die Bösen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18

Gewerkschaft: Über die Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 20

W�rstsemmerl ohne G�rkerl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 23

Un|Sinn der 30-St�nden-Arbeitswoche. . . . . . . . . . . . . Seite 24

much

Cartoon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12

eS GIBT VIeL ZU TUN

alarmierend hohe arbeitslosenzahlen,steigende Ungleichverteilung zwischenunteren und oberen einkommen / Vermögen, keine relevante Verbesse-rung bei der Ungleichverteilung zwischen den Geschlechtern. höchsteZeit etwas zu tun! höchste Zeit für einearbeitszeitverkürzung!

Das kann mittels Brief an arbeits-und Sozialminister rudolf hundstorferkundgetan werden, damit er endlichInitiativen für arbeitszeitverkürzungsetzt: arbeitszeitfairkuerzen.at/brief

arbeitszeitverkürzung ermöglichtauch eine gerechtere aufteilung zwischen Männer- und Fraueneinkom-men und bezahlter und unbezahlterarbeit. Zwei aktuelle Untersuchungenzeigen wieder einmal die Schieflagezwischen Frauen und Männern in derarbeitswelt. Über alle Bereiche wie Bildung, Vereinbarkeit von Familie undBeruf oder einkommenssituationschneiden arbeitnehmerinnen um dreißig Prozent schlechter ab.

Für eine arbeitszeitverkürzung aufdreißig Stunden hat sich auch die

„GPa-djp – Wien“ in ihrem regional -forum ausgesprochen. Näheres imBlattinneren.

am Schluss möchte ich noch auf den„Umbrella March“ Mitte Juni hinweisen,der diesmal unter dem Motto „SichereWege öffnen. Integration ermöglichen.Zivilgesellschaftliche Initiative stärken“steht: asyl.at/eum_15.htm

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Gewerkschaft & Betrieb

Die unabhängigen gewerkschaerinnen sahen imgroßen Volumen sowohl die finanzierung sozial-staatlicher leistungen massiv gefährdet als auchbudgetäre Spielräume für notwendige investitio-nen eingeschränkt. Würde eine entlastung nicht

ausreichend – einnahmeseitig, verteilungsgerecht und ökologisch sinnvoll – gegenfinanziert, würden weitereSparpakete drohen, so die Befürchtung. und diese Befürch-tung scheint sich mit dem vorliegenden SPö-öVP Steuer-paket zu bestätigen. denn: Wie stellt sich die Bundes -regierung die gegenfinanzierung vor?

mit rund achthundertfünfzig millionen euro soll sich die•reform über höhere Steuereinnahmen und geringere ausgaben als folge erhöhter nachfrage selbst finanzieren.

,9 milliarden euro sollen maßnahmen gegen Steuer -•betrug bringen.

neunhundert millionen euro sollen aus steuer recht -•lichen maßnahmen und mehrwertsteuererhöhungen kommen.

, milliarden euro sollen kürzungen von förderungen•und bei der Verwaltung erbringen.

Vierhundert millionen euro erwarten sich die koaliti-•onsparteien aus einem „Solidaritätspaket“.

Wie sind diese Gegenfinanzier�ngspositionenn�n z� bewerten?

eine eigenfinanzierung im umfang von 5 millionen•euro ist eine ausgesprochen optimistische Schätzung. dieeigenfinanzierungsquote hängt in hohem maße davon ab,ob eine Steuerreform von einer expansiven fiskalpolitik –also von entsprechend hohen öffentlichen investitionsaus-gaben – begleitet wird. das ist bei dieser reform definitivnicht der fall. nicht nur, dass sich die Bundesregierung beiPräsentation der Steuerreform zum strukturellen null -defizit und zu den einsparungszielen im rahmen des vonSPö und öVP beschlossenen Budgetpfads bekennt, sehendie gegenfinanzierungsmaßnahmen selbst noch ein

zusätzliches Sparpaket von , milliarden euro vor. auchwird die Steuerentlastung aus der tarifreform den konsumnicht so stark beleben, wie erho, profitieren doch ins -besondere Bezieherinnen milerer und höherer einkom-men von der tarifreform. einkommensgruppen mit einerdeutlich höheren Sparquote als „untere“ einkommens-schichten. eine eigenfinanzierung im erhoen umfangerscheint vor diesen hintergründen unrealistisch, nichtzuletzt, da die konjunkturpolitischen Wirkungen der Steu-erreform – etwa nach Schätzungen des Wifo – ausgespro-chen bescheiden, um nicht zu sagen vernachlässigbar, sind.

kommen wir gleich zum Sparpaket im umfang von•,milliarden euro. Wo weiter gespart werden soll, darüber lässt sich die regierung – noch – nicht wirklichaus. erste Vorstellungen über das „Wie“ wurden allerdingsbereits geäußert: die ausgaben für den öffentlichen dienstsollten „gedämp“ werden, meinte etwa der finanzminister.Wie das geschehen sollte? da kursierten in den medienbereits einige ideen: etwa geringere einkommenszuwächseoder der abbau von Überstunden und die forcierung von

„arbeitszeitverkürzung“, allerdings ohne einkommens -ausgleich. und am aufnahmestopp wird wohl auch nichtgerüelt werden. Was man allerdings bereits jetzt weiß: die Sparpolitik tribereits in aller härte einrichtungen der arbeitsmarkt -politik, den gesundheitsbereich und die sozialen dienste.und hier drohen weitere einschnie bei Beschäigung undeinkommen – etwa über weitere reduktionen bei den

„ermessensausgaben“ der ministerien und damit tatsächlichsinkende löhne und steigende arbeitslosigkeit in obenerwähnten Bereichen. allesamt jedenfalls einsparungs-maßnahmen, die mit Sicherheit keinen Beitrag zur krisen-bewältigung und zur Belebung der konjunktur darstellen.allesamt maßnahmen, welche über umwege oder sogardirekt dazu führen, dass sich zumindest ein teil der arbeit-nehmerinnen „ihre / seine“ lohnsteuersenkung doch selber zahlen muss. Über steigende arbeitslosigkeit, niedrigere einkommen und über den abbau öffentlicherleistungen und sozialer dienste.

ein entlastungsvolumen von rund 5,2 milliarden euro muss erst einmal gegenfinanziert werden.der umfang der Steuerreform war auch schon im zusammenhang

mit dem ögB/ak-Steuermodell im fokus der kritik der unabhängigen gewerkschafterinnen. Von Markus Koza.

PRINZIP HoffNUNG

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die geplanten maßnahmen gegen Steuerbetrug (regis-•trierkassenpflicht, Belegerteilungspflicht, Bankkontenein-sicht im rahmen von Betriebsprüfungen) sind grundsätz-lich zu begrüßen und beruhen auf Schätzungen desfinanzministeriums selbst. fragwürdig ist allerdings,ob das erhoe mehrauommen tatsächlich einzu-bringen sein wird. insbesondere, nachdem erstedetails der umsetzung bekannt geworden sind:So soll registrierkassenpflicht nur bestehen,wenn die Bartransaktionen über den girotrans -aktionen liegen. freiberuflerinnen könnten soetwa einer registrierkassenpflicht relativ leicht

„entkommen“. angesichts dieser regelungenerscheint die Schätzung des erwarteten auom-mens ausgesprochen optimistisch. nicht zuletzt,weil ein „anspruch“ noch lange keine „realisie-rung“ bedeutet, weil nämlich durchaus nicht gesi-chert erscheint, dass finanzschuldner bestehendefinanzschulden tatsächlich begleichen können.

hervorgehoben sei hier jedenfalls, der ursprünglich•geplante partielle fall des Bankgeheimnisses, der inzwi-schen vollständig ausfallen düre. künig soll es ein kon-tenregister geben, das für die finanzbehörden einsichtigist. ein kontenregister das sämtliche – private wiegeschäliche – konten umfasst und regelmäßig aktua-lisiert werden soll.

damit ist es mit dem Bankgeheimnis, das insbeson-dere Steuerhinterziehern und geldwäschern nutzte, tat-sächlich vorbei und einer möglichen, künigen Vermö-gensbesteuerung beziehungsweise einer progressivenBesteuerung von kapitalerträgen analog zu jener vonarbeitseinkommen, stünde damit auch nichts mehr imWege. notwendig ist hierzu allerdings eine zwei-driel-mehrheit im Parlament, die nur mit den grünen zu erzie-len sein wird. die grünen sind zwar grundsätzliche geg-ner des Bankgeheimnisses und haben die unterstützungauch bereits in den raum gestellt, doch wird es wohl aufdie konkrete umsetzung ankommen (kein zugriff der Sozialämter auf kontendaten, informationspflicht gegen-über Betroffenen bei kontenabfragen, Schließung weitererSteuerschlupflöcher etc.), ob es diese zustimmung gebenwird. Jedenfalls stehen die Chancen gut und es gilt, dieVerhandlungen abzuwarten.

hellhörig muss man als gewerkschaerin nämlich insbesondere werden, wenn es an die Bekämpfung soge-nannten „Sozialbetrugs“ gehen soll, woraus sich die regie-rung zweihundert millionen euro erho. hier gehen nämlich die meinungen, was denn darunter zu verstehenist, bei öVP und SPö deutlich auseinander. Während dieVolkspartei weiter arbeitslose und mindestsicherungs -bezieherinnen „piesacken“ will, schweben der SPö ehermaßnahmen gegen Scheinfirmen und „Scheinrechnungen“(Barauszahlungsverbot am Bau, um ausgestellte rechnun-gen ohne tatsächlich erfolgte finanzielle gegenleistung zuverhindern) vor.

Was die gegenfinanzierung aus der Position „steuerlichemaßnahmen“ betri, fällt die Bewertung durchwachsenaus. dass die möglichkeit, bestimmte Sonderausgaben –wie etwa für private Pensionsvorsorge oder diverse Versi-cherungsleistungen – steuerlich absetzen zu können, aus-

laufen soll, istdurchaus begrüßenswert.

Vorhaben wie die absenkung derabschreibungsquote von gewerblich genutz-

ten gebäuden von drei auf ,5 Prozent, oder die höhereBesteuerung privat genutzter, „unökologischer“ dienst -autos, gehen auch in ordnung, auch wenn letztgenanntemaßnahme aus ökologischer Sicht bestenfalls als halb -herzig zu bezeichnen ist.

deutlich umstriener ist dagegen die umsatzsteuer -erhöhung von zehn auf dreizehn Prozent etwa für tiergar-ten-, museums-, kino- und eaterbesuche sowie für tier-fuer. auch wenn sich die zusätzliche finanzielle Belas-tung betroffener gruppen deutlich in grenzen hält, durchdie lohnsteuerentlastung mehr als wegemacht wird undbeinahe vernachlässigbar ist, handelt es sich doch um ent-stehende Betroffenheiten (insbesondere bei tierfuer, kinooder tiergärten), die leicht emotionen und politischeWogen hochgehen lassen. der löwenanteil aus der mehr-wertsteuererhöhung – nämlich rund 75 von 5 millioneneuro kommt übrigens aus den Bereichen hotellerie, danächtigungen teurer werden.

kommen wir zuletzt zum „Solidaritätspaket“, wie esgenannt wird. in diesem befindet sich jenes traurige etwas,das von der sozialdemokratischen forderung nach Vermö-genssteuern noch übriggeblieben ist. zwei milliarden soll-ten Vermögenssteuern ursprünglich ausmachen, forderteder ögB, forderte auch die SPö. Vergleichsweise mickrigevierhundert millionen euro sind es geworden und daswenigste davon hat mit Vermögenssteuern zu tun. dasSolidaritätspaket setzt sich dabei, wie folgt, zusammen:

die immobilienertragssteuer – die Steuer auf gewinne•aus dem Verkauf von immobilien – soll von fünfundzwan-zig auf dreißig Prozent erhöht werden und hundertfünf-zehn millionen euro bringen.

die kapitalertragssteuer auf dividenden – und nur diese•– soll, gibt es dafür eine Verfassungsmehrheit, von 5 auf ▶▶

Im „Solidaritäts -paket“ befindet sichjenes traurige Etwas,das von der sozialdemokra-tischen Forderung nachVermögenssteuern nochübriggeblieben ist.

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7,5 Prozent erhöht werden, was hundertfünfzig millioneneuro erbringen soll.

Ja nicht zu vergessen der bereits erwähnte neue Spitzen-•steuersatz von fünfundfünfzig Prozent für einkommens -millionärinnen, der mit fünfzig millionen euro an erträgenveranschlagt ist.

die grunderwerbssteuer auf die unentgeltliche• (Vererbung, Schenkung) Übertragung von grund undBoden, auf Basis der Verkehrswerte und progressiv gestaltet – mit einem erhoen auommen von fünfunddreißig millionen euro.

und zuletzt: die außerordentliche erhöhung der höchst-•beitragsgrundlage für die Sozialversicherung um einmalighundert euro – mit erwarteten mehreinnahmen von neun-zig millionen euro

Was ist von alledem zu halten? nun, sie sind zuallererstkeinerlei adäquater ersatz für Vermögenssteuern. Wederhinsichtlich des auommens, noch hinsichtlich des Charakters, geht es bei Vermögenssubstanzsteuern dochvor allem auch darum, hohe Vermögensbestände ausdemokratie- und machtpolitischen gründen zu beschnei-den und zu reduzieren.

zusätzlich scheint auch bei diesen Steuern das Prinziphoffnung zu gelten: So gingen etwa von den bei einfüh-rung erhoen siebenhundert millionen aus einer immobi-lienbesteuerung erst vierhundert millionen euro ein. auchdie einnahmen aus der Besteuerung von kursgewinnen beiaktien sind hinter den erwartungen zurückgeblieben. unddie veranschlagte grunderwerbssteuer ist schon gar keinersatz für eine erbschas- und Schenkungssteuer. zusätz-lich benötigt die Bundesregierung auch für die erhöhungder kapitalertragssteuer für Wertpapierzinsen beziehungs-weise dividenden eine zwei-driel-mehrheit, da die Ver-fassung nur eine einheitliche endbesteuerung von finanz-erträgen erlaubt. und diese zwei-driel-mehrheit ist der-zeit nicht in Sicht. Vollständig durchgesetzt haben sich einmal mehr die Besitzer großer Vermögen, die millionen-erben und die Stier, die in der öVP und ihrem finanz -minister eine starke lobby haben.

eine so starke lobby, dass sich die Volkspartei lieber miteiner ihrer kernschichten, den gewerbetreiben anlegt(siehe registrierkassenpflicht), als auch nur einen milli -

meter von der Verteidigungsfront für großgrundbesitzerund euromilliardäre abzuweichen. das ist dann dochbemerkenswert und sagt einiges über die kräeverhält-nisse in dieser Partei aus…

Z�sammenfassend kann festgehalten werden:

die maßnahmen zur gegenfinanzierung der tarifreform•sind nicht nur hinsichtlich ihres auommens fragwürdig,sie stehen auch im Widerspruch zueinander.

Wenn die Sparpolitik fortgeführt wird und nicht nur das,•sondern sogar noch verstärkt, steht das einem hohenSelbstfinanzierungsgrad entgegen.

die gegenfinanzierung scha keinerlei Spielraum für•zusätzliche investitionen, vielmehr drohen, um nulldefizitund Budgetpfad nicht zu gefährden, weitere zusätzlicheSparmaßnahmen.

ist die einhaltung des bereits beschlossenen Budgetpfads•in richtung nulldefizit schon fragwürdig – sind in diesendoch etwa jährlich fünundert millionen euro auom-men aus der nach wie vor nicht umgesetzten finanztrans-aktionssteuer eingepreist und deutlich optimistischereerwartungen an die konjunkturelle entwicklungen – istdieser durch die zu erwartenden einnahmeausfälle zusätz-lich gefährdet.

das weiß die öVP und das kommt ihr auch durchausentgegen – kann sie doch dadurch den druck auf weitereeinschnie im Sozialsystem, bei Pensionen, bei arbeits-marktpolitischen maßnahmen und im gesundheitssystemzusätzlich erhöhen. dann ist es allerdings endgültig ausmit der mär, dass „wir arbeitnehmerinnen“ uns die Steuer-reform nicht selber zahlen würden.

die Verteilungskämpfe haben dahingehend schonbegonnen. Jedenfalls gilt: diese Steuerreform ist nichtunsere Steuerreform. mit dieser Steuerreform wurde einewichtige Chance auf mehr Steuergerechtigkeit vertan. derkampf um Vermögenssteuern und um eine grundsätzlichesozial-ökologische Steuerreform muss umso intensivergeführt werden. ab jetzt. ◀

BUNDESKONFERENZ

Von 16. bis 18.Oktober 2015 findet die UG-Bundeskonferenz in Salzburg statt.

am freitag, den . oktober ist zeit für Säulenkonferenzen.•am Samstag, den 7. oktober widmen wir uns den thema "frauenpolitik in der gewerkschaft".•Sonntag, den . oktober ist die generalversammlung der ug.•

anträge an die generalversammlung sind in schriftlicher form vier Wochen vor dem termin an die unten angegebenee-mail-adresse zu stellen. anmeldung: [email protected] und über eure Säulen bis ende Juli.Wir haben ein Platzkontingent, dass aus erfahrung mehr als ausreichend ist, reserviert. Sollten wider erwarten mehranmeldungen eintreffen, behält sich der koordinationsausschuss der ug eine reihung vor.

fragen zur teilnahmeberechtigung und kosten bitte direkt mit euren Säulen klären▶

Page 7: Alternative Juni 2015

gewerkscha der Privatangestellten –druck-Journalismus-Papier, Produktions-gewerkscha, arbeiterkammer: alterna-tive und grüne gewerkschaerinnen –

auge/ug, Belvederegasse /, Wien, telefon ()55 95,

www.auge.or.at, [email protected]

gewerkscha öffentlicher dienst: ugöd, Belvederegasse/,

Wien, telefon ()5595-,

www.ugoed.at, [email protected]

gewerkscha der Post- und fernmelde -bediensteten: ug-Pf, lassallestraße9,

Wien, telefon ()55,www.kozi.at/weyou,

[email protected]

gewerkscha vida (Verkehr, Persönlichedienste, Private dienstleistungen): ug-Vida, Johann-Böhm-Platz,

Wien, telefon ()5-795,www.ugoed.at,

[email protected]

gewerkscha der gemeindebediensteten –kunst, medien, Sport, freie Berufe:

konsequente interessenvertretung –kiV/ug, Blumauergasse/,

Wien, telefon () 57,www.kiv.at, [email protected]

unabhängige Gewerkschaer Innen im ÖGB

Blumauergasse / Wien

telefon () 57 Web: www.ug-oegb.ate-mail: [email protected]

Page 8: Alternative Juni 2015

Gewerkschaft & Betrieb

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Ohne erwerbsarbeitszeitverkür-zung wird die reduktion von arbeits-losigkeit und eine gerechtere Vertei-lung von bezahlter und unbezahlterarbeit nicht möglich sein.

Wer forderungen nach einerarbeitszeitverkürzung als „Schnaps-idee“ bezeichnet – wie kürzlich dergeneralsekretär der industriellen -vereinigung – verschließt entwedervor dieser realität die augen odermöchte das arbeitslosenheer nochweiter vergrößern, um die eigeneninteressen gegenüber arbeitnehmer -innen und gewerkschaen leichterdurchsetzen zu können.

40 Jah re 40-Stunden-Woche – höchsteZeit für Arbeitszeitverkürzung

die Beschäigungszuwächse in denletzten Jahren sind ausschließlich aufeinen anstieg vielfach nicht existenz-sichernder teilzeitarbeit zurückzufüh-ren. Seit ist teilzeit um rund hundertvierzigtausend Beschäi-gungsverhältnisse gestiegen, währendachtundvierzigtausend Vollzeitstellenverlorengegangen sind. atypischeBeschäigung wird – insbesondere fürfrauen – immer „normaler“. Was esaber braucht, ist ein deutlich verkürz-ter Vollzeitstandard.

eine -Stunden-Woche und ein-Stunden-arbeitstag, mit einem entsprechend fairen lohn- und Personalausgleich, um wieder mehrVerteilungsgerechtigkeit bei einkom-men, Chancen und sozialer Sicherheitherzustellen.

Vierzig Jahre nach einführung der-Stunden-Woche ist es höchste zeitfür arbeitszeitverkürzung.

Arbeit FAIR teilenWachstum ist kein Beschäigungs-

motor mehr und wird es nicht zuletztaus ökologischen gründen auch nichtmehr sein können. daher muss ver-fügbare arbeit – bezahlte wie unbe-zahlte – umverteilt werden. frauenleisten heute in österreich nach wievor fast zwei driel der unbezahltenarbeit, männer dagegen rund zweidriel der bezahlten arbeit. eine allgemeine Verkürzung der wöchent -

lichen, insbesondere aber auch dertäglichen erwerbsarbeitszeit, würdeendlich eine gerechtere Verteilungauch der Pflege-, Betreuungs- undhausarbeit erlauben, die überholtegeschlechterrollen auricht undgleichstellung befördert. teilzeit istfür frauen vielfach eine falle, eineverkürzte Vollzeit dagegen die Chanceauf mehr geschlechtergerechtigkeit.

Für eine Steuerstrukturreform, dieArbeitszeitverkürzung unterstützt

Bei der Steuerreform wurde dieChance vertan, die Steuerstruktur sozu reformieren, dass arbeitszeitver-kürzung auch steuerlich unterstütztwird. etwa über die entlastung vonarbeit und eine gegenfinanzierungüber öko- und Vermögenssteuernoder eine Wertschöpfungsabgabe.unabhängig davon haben wir arbeit-nehmerinnen uns eine arbeitszeitver-kürzung allerdings längst erarbeitet,sind doch die löhne weit hinter derProduktivitätsentwicklung der letztenJahrzehnte zurückgeblieben. einearbeitszeitverkürzung wäre dahin -gehend ohnehin nur eine verspäteteabgeltung unseres anteils. ◀

Die akt�ellen Arbeits losen -

zahlen sind alarmierend,

die Ungleichverteil�ng von

Arbeit nimmt dramatisch

z�. Von Klaudia Paiha.

HÖCHSTEZEIT

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Gewerkschaft & Betrieb

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„Was erwarten sie von einer30-stunden-Woche?“ diese fragestellten wir Passantinnen auf der Wiener mariahilfer-Straße im rahmenunserer Straßenaktion am „tag derarbeitslosen“. miels einer kaum zuübersehenden vier mal drei meter gro-ßen Bodenzeitung, die wir mien inder Wiener fußgängerinnenzone aus-gebreitet haen. Vier antworten stan-den zur auswahl, zwei weitere ant-worten konnten hinzugefügt werden.die Vorübergehenden wurden aufge-fordert jene antwort(en) anzukreuzen,die ihnen am ehesten plausibelerschien(en). das interesse der fuß-gängerinnen war dabei ebenso groß,wie das Bedürfnis, sich zum emaauszutauschen. die diskussionen wur-den teilweise sehr leidenschalichgeführt. Von voller zustimmung zur-Stunden-Woche bei vollem lohn-ausgleich bis ausgesprochener Skepsis,weil für „die Wirtscha“ nicht leistbar,waren alle meinungen vorhanden.

Unterschiedlichste Reaktionenein vorbeieilender Passant etwa

meinte, wie wichtig es wäre, radikaleforderungen zu stellen: „Sie wollenuns den -Stunden-arbeitstag aufsaug’ drücken. da müssen wir mitradikalen forderungen dagegen halten,um zumindest den Status quo zu ver-teidigen.“ ein anderer: „Ja, das wünsch’ich mir auch, der arbeitsdruck ist einfach enorm.“

Wieder andere sahen insbesondereden vollen lohnausgleich für unrealis-tisch an.  „das können sich die unter-nehmen schlichtweg nicht leisten, weildie lohnnebenkosten zu hoch sind,“war  gar nicht so selten zu hören.

entgegen bisherigen erfahrungenmit arbeitszeitverkürzung saheneinige eher die gefahr des anstiegsder arbeitslosigkeit als der reduktionderselben. die mehrheit fand die Per-spektive arbeitszeitverkürzung jeden-falls interessant, wesentlich war aller-dings – wenig überraschend – diefrage des lohnausgleichs. Besonderspositiv bewertet wurde dabei der

mehrgewinn an freizeit, der mit einerarbeitszeitverkürzung verbundenwurde – was einiges über den vorherr-schenden arbeitsdruck und zeitnot-stand aussagt.

Spitzenreiter „Mehr Freizeit“ gefolgtvon „Weniger Arbeitslose“

Was erwarten sich die Befragtennun von einer -Stunden-Woche?

die meiste zustimmung bekam•die antwort „mehr freizeit“ mit5 kreuzen.

„Weniger arbeitslose“ erwarteten•sich immerhin teilnehmerin-nen an der Befragung. dazugeschrieben wurde die ant-•wort „mehr zeit für die kinder“.Sie erhielt kreuze.

„halbe-halbe im haushalt“, also•die gerechtere Verteilung unbe-zahlter arbeit als folge verkürz-ter erwerbsarbeitszeiten erhoff-ten sich Befragte. Selbst „mehr zeit für Politik“•(wurde von einem Passanten hinzugefügt) erwarten sichPassantinnen. die erwartungshaltung „nicht•viel“ an eine arbeitszeitverkür-zung blieb interessanterweise mit kreuzen weit abgeschlagen. das ema arbeitszeitverkürzung

bewegt jedenfalls. und findet auchimmer stärker eingang in die medialeBerichterstaung.

Wenig verwunderlich. angesichtssteigender arbeitslosigkeit, boomen-der teilzeit hier und ausufernderarbeitszeiten bei Vollzeit da.

Wir fragen auch am 1.Maiauch rund um den infotisch der

unabhängigen gewerkschaerinnenam . mai fragten wir vorübergehende.mai-demonstrantinnen, gewerk-schaerinnen und Politikerinnen, wasdenn sie mit zwei Stunden mehr frei-zeit am tag anfangen würden. unsereaktionen – sowie argumente für einearbeitszeitverkürzung –hat einmalmehr renate Sassmann filmisch festgehalten. ◀

TAG DER ARBEITSloSEN

Vor dem 1.Mai wird –

inzwischen schon fast

traditionell – der 30. April

als „Tag der Arbeitslosen“

begangen. Von Markus Koza.

Infos: http://arbeitszeitfairk�erzen.at

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Seite 10 • alternative h��e�a�e

Gewerkschaft & Betrieb

Auf dem arbeitszeitsektor hat sich aber trotzdemseither viel verändert. es gibt mehr teilzeitbeschäf-tigung, besonders bei frauen, prekäre dienstver-hältnisse und ein-Personen-unternehmen. dieunternehmer fordern permanent mehr flexibilität

bei der arbeitszeitgestaltung.auf gesetzesebene wurden neue möglichkeiten der

arbeitszeitverkürzung geschaffen. Solidaritätsprämienmodell „altersteilzeit, kurzarbeit“. Bei diesen modellengibt es finanzielle förderungen und unterstützungen für

die betroffenen arbeitnehmerinnen, da bei diesen model-len mehr arbeitnehmerinnen beschäigt werden und derStaat dadurch weniger ausgaben für die arbeitslosenversi-cherung hat. eine arbeitszeitverkürzung ist ebenfalls auchdie Bildungskarenz und die Pflegekarenz.

in der Proge wurde im fachverband eisenerzeugende-und elektro / elektronikindustrie im kollektivvertrag diemöglichkeit von mehr zeit sta von mehr geld vereinbart.eine lohnerhöhung kann auch in zeit umgewandelt wer-

die gewerkschaftliche forderung nach einer �5-Stunden-Woche aus den 1��0er-Jahren ist nicht durchgesetzt worden. als ich 1��� Betriebsrat geworden bin,

war einer meiner ersten aufgaben: die einführung der ��,5-Stunden-Woche in meinemBetreuungsbereich in der voestalpine Stahl. Von hans Linsmaier.

UNENDlICHEGESCHICHTE

Page 11: Alternative Juni 2015

Seite 11 • alternative h��e�a�e

den. die arbeitnehmerinnen bekommen dann freizeit,sta eines höheren lohns.

diese möglichkeit wurde von ungefähr einem driel dermitarbeiterinnen freiwillig angenommen. in einerBetriebsvereinbarung wurde in diesem zusammenhangvereinbart, dass durch die jeweilige arbeitszeitverkürzungkeine mitarbeiterin aufgenommen werden darf. das findeich nicht „ok“. Wir verdichten unsere leistung selbst unddas kostet die unternehmen nichts.

die größte arbeitszeitverkürzung ist die Vervielfachungder arbeitslosigkeit in den letzten drei Jahrzehnten. Vieleehemalige arbeitnehmerinnen haben eine arbeitszeitver-kürzung auf null Stunden. die höhe der arbeitslosigkeiterfordert viel mehr Solidarität und eine arbeitszeitverkür-zung auf xx Stunden würde das Problem entschärfen.

Solidaritätsprämienmodell „voestalpine“

Seit ungefähr 995 gab es aktivitäten des arbeiterbe-triebsrates der voestalpine Stahl, dass die arbeitszeit für-Schicht-mitarbeiterinnen verkürzt wird. das ziel warimmer die einführung eines 5-Schichtsystems. im Jahr ersuchte ich den damaligen konzernbetriebsrats-Vor-sitzende helmut oberchristl, einen termin beim Proge-Vorsitzenden rudolf nürnberger zu organisieren. Wirstellten ihm damals unsere modelle vor (arbeitszeitverkür-zung mit lohnausgleich).

nürnberger erklärte uns damals, diese forderungenseien nicht durchsetzbar und gab uns den tipp, mit demSolidaritätsprämienmodell unsere ziele zu erreichen. ichnahm damals in meiner funktion als stellvertretenderBetriebsrats-Vorsitzender mit dr. herbert Buchinger (Vor-sitzender des arbeitsmarktservice) kontakt auf underreichte in konstruktiven gesprächen, dass das Solidari-tätsprämienmodell in der voestalpine umgesetzt werden

konnte. in einer Betriebsvereinbarung wurde geregelt, dassdie arbeitnehmerinnen bei einer Verkürzung der arbeits-zeit von ungefähr zehn Prozent, einen lohnverlust von,5Prozent einmalig häen. die höhe des einkommensbliebe solange gleich hoch, bis die lohndifferenz der ver-kürzten arbeitszeit durch kollektivvertrags-erhöhungenwieder ausgeglichen wird. das unternehmen bezahlt diedifferenz von der ausgleichzulage für über zwei Jahre bisdie kollektivvertrags-erhöhungen die differenz wiederausgeglichen haben.

eine weitere möglichkeit, um das ema arbeitszeit -verkürzung zu unterstützen, wäre, wenn für arbeitnehmer,die kürzer freiwillig arbeiten, steuerliche freibeträgegewährt würden. der Staat spart ja, wenn mehr arbeit -nehmerinnen beschäigt werden, arbeitslosengeld undnotstandshilfe.

K�rzarbeit Krise 2008/09

rückblickend war kurzarbeit die richtige maßnahme zurkrisenbewältigung. das arbeitsmarktservice zahlt alskurzarbeiterunterstützung die arbeitslosenunterstützungfür die entfallene arbeitszeit. das unternehmen muss diedifferenz der Sozialversicherungsbeträge zur ungekürztenarbeitszeit bezahlen. in der voestalpine war den mitarbei-terinnen neunzig Prozent des neoverdienstes garantiert.es mussten dadurch keine arbeitnehmerinnen entlassenoder gekündigt werden. als es wieder aufwärts ging mitder auragslage war dies ohne Schwierigkeiten möglich.

eine nicht unerhebliche anzahl von arbeitnehmerinnenhäe nichts dagegen gehabt, wenn die arbeitszeit weiter-hin gekürzt gewesen wäre. ◀

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Gewerkschaft & Betrieb

Gleichstell�ngsindex Arbeitsmarkt

anhand von dreißig indikatoren in den vier emenfel-dern arbeit, einkommen, Bildung und familie misst dervom Wifo mit dem arbeitsmarktservice entwickelte indexdie gleichstellung von frauen und männern am arbeits-markt. damit berücksichtigt dieser index mehr indikatorenals der bisherige Syntex, entwickelt von Synthesis.

im gesamten index erreichen frauen durchschnilich7Prozent der männerwerte, gemessen an daten aus demJahr .

das bedeutet, dass frauen im gesamtbild rund dreißigProzent schlechter abschneiden als die männer. Betrachtetnach emenfeldern differenziert sich das Bild weiter.

In der Bild�ng de�tlich besser

die Betrachtung des emenfeldes Bildung zeigt, dassfrauen insbesondere bei Weiterbildung und bei hoch-schulabschlüssen die männer übertreffen, also die Weiter-bildungsbeteiligung von frauen höher ist, beziehungsweisemehr frauen einen hochschulabschluss erlangen als män-ner. obwohl frauen im Bereich der geringqualifiziertenund derer, die keine Schule besuchen, keiner arbeit nach-gehen und sich nicht in beruflicher ausbildung befinden,stärker vertreten sind, sind sie im durchschni höhergebildet. dies gilt für alle Bundesländer.

Kein a�sgleichender Effekt

Von diesem bildungsbezogenen Vorsprungkönnen frauen in fragen der gleichstel-

lung am arbeitsmarkt jedoch nicht pro-fitieren. in den drei anderen emen-

feldern liegen sie nämlich hinterden männern. am deutlichste

ist der unterschied zwischenden geschlechtern im

emenfeld familien. die

Vereinbarkeit von familie und Beruf und die einkommens-situation vor und nach der karenz lassen die frauen hiernur vierzig Prozent der männerwerts erreichen. dazukommen die bekannten einkommensunterschiede sowiedie ungleiche Verteilung von arbeitszeit und leitungs -positionen. die geringere Betroffenheit von arbeitslosig-keit kann diesen effekt zu ungunsten der frauen nurdämpfen, nicht ausgleichen.

A�ch der direkte Vergleich macht leider sicher

Parallel zu dem gleichstellungsindex wurde eine Studievon Synthesis mit dem titel „das geschlecht macht denunterschied“ veröffentlicht. mit hilfe von statistischenPaaren wurde die einkommensentwicklung von frauenund männer mit Pflichtschulabschluss oder lehre gemes-sen. zentrale kennzahlen waren dabei das einkommenzum Berufseinstieg sowie fünfzehn Jahre später.

die statistischen Paare haen eine vergleichbare odergleiche ausbildung und sind im gleichen Berufsfeld und /oder im gleichen Beruf zur gleichen zeit in den arbeits-markt eingestiegen.

Bereits beim Berufseinstieg konnte ein einkommens -unterschied von rund zwölf Prozent festgestellt werden.das heißt, dass die frauen der betrachteten statistischenPaare nur  Prozent des einkommens der männer erzielenkonnten. fünfzehn Jahre später sind es nur noch 57Pro-zent des einkommens, die frauen weisen also eine deutlichschlechtere einkommensentwicklung auf als die männer.den größten einfluss auf die ungleiche entwicklung habenerwerbsunterbrechungen und hier vor allem die karenz.Wird jene gruppe betrachtet, in denen nur frauen inkarenz gehen, so öffnet sich die einkommensschere noch-mals deutlich. gehen beide kann die entwicklung leichtgedämp werden.

auch ohne erwerbsunterbrechung durchkarenz ist der unterschied zwischenden monatseinkommen leichthöher als beim Berufseinstieg undliegt bei sechzehn Prozent.

zwei neue untersuchungen zeigen einmal mehr die Schieflage zwischen männern und frauen in der arbeitswelt.

Von Veronika Litschel.

GENDER PAy GAPUND KEIN ENDE

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in Bezug auf die verschiedenen Berufsfelder können nurrelative effekte ausgemacht werden. So zeigt die untersu-chung, dass der gender Pay gap im handel von minuszwölf  Prozent auf minus fünfundvierzig Prozent in demzeitraum von fünfzehn Jahren steigt. in den technischenBerufen ist die entwicklung gleich, wenn auch auf ande-rem niveau. dort steigt er von minus zwei Prozent beimBerufseinstieg auf minus fünfunddreißig Prozent nachfünfzehn Jahren. auch wenn die gesamteinkommen intechnischen Berufen deutlich höher sind und auch die einkommensentwicklung stärker nach oben zeigt, bleibtdie ungleichheit zwischen männern und frauen.

Geschlecht wirkt stärker beiMigrationshintergr�nd

Bei geringqualifizierten und menschen mit lehrab-schluss wirkt in fragen der einkommensungleichheit dasgeschlecht stärker als der migrationshintergrund. Wäh-rend die einkommensentwicklung bei den männern ähn-lich ist, verlieren frauen mit migrationshintergrund stär-ker als frauen ohne. der gender Pay gap gemessen amstandardisieren monatseinkommen liegt bei Paaren ohnemigrationshintergrund bei minus zweiundvierzig Prozent,wohingegen er bei den statistischen Paaren mit migrati-onshintergrund minus zweiundfünfzig Prozent beträgt.

Es gibt noch viel z� t�n

Beide Studien haben den anspruch ungleichheit zwi-schen den geschlechtern am arbeitsmarkt aufzuzeigen,nicht diese politisch zu erklären. auch wenn die ergeb-nisse in der tendenz nicht neu sind, müssen sie doch alsaurag zum kampf um gleichstellung gesehen werden.

Über alle Berufseinstiege hinweg hat sich der genderPay gap in den betrachteten fünfzehn Jahren nicht verän-dert, lag er 99 bei minus vierundzwanzig Prozent,erreichte er minus fünfundzwanzig Prozent im Jahr .dies zeigt, dass gleichstellungsmaßnahmen zwar inbestimmten Bereichen sicher greifen, etwa bei Schulungs-maßnahmen des arbeitsmarktservice, in der gesamtbe-trachtung ist deren effekt jedoch zu hinterfragen.

und eines zeigen die untersuchungen auch: die Berufs-wahl hat sicherlich beim einstieg effekte, die ungleicheeinkommensentwicklung kann sie aber nur bedingt beeinflussen.

Viel stärker wirken andere faktoren, wie zum Beispieldie unzureichende Vereinbarkeit von familie und Berufund die Verortung der Betreuungspflichten bei den frauen.natürlich wird ein entscheidender teil dieses gaps vondem ausmaß der wöchentlichen arbeitszeit beeinflusst.die antwort kann aber nicht lauten, dass die frauen selbstschuld sind, wenn sie weniger Stunden arbeiten oder kin-der bekommen. die debae um teilzeit, sei sie nun frei-willig oder nicht, bringt nicht weiter, sondern lenkt vonden eigentlichen Problemen ab. es geht nämlich nicht inerster linie um arbeitszeit, es geht um gleichstellung undexistenzsicherung. und dies ist nicht ein frauenproblem.

Die fra�enpolitische Perspektive derallgemeinen Arbeitszeitverkürz�ng

Wollen wir mehr gleichstellung zwischenden geschlechtern und geringere einkommens-unterschiede beziehungsweise eine gleichere ein-kommensentwicklung, kommen wir um eine allge-meine arbeitszeitverkürzung nicht herum. diesebezieht sich sowohl auf die lebens- als auch auf dieWochenarbeitszeit. Solange die einkommensunterschiedezwischen den geschlechtern so sind, wie sie sind, werdendie familiären Betreuungspflichten und damit der zeitweiseausstieg aus dem erwerbsarbeitsleben dort stafinden, wodas niedrigere einkommen bezogen wird. und das sind diefrauen, mit allen konsequenzen für die Jahre nach demausstieg und die Pension.

und da beißt sich die katze in den Schwanz. daher werden wir nicht umhin kommen, dass auch männer fürBetreuungspflichten ihre erwerbsarbeit unterbrechen unddas nicht nur für zwei monate. eine wirkliche aueilungvon karenzzeiten könnte ein erster Schri dahin sein,wenn dieser auch sicherlich nicht ohne gesetzliche rah-menbedingungen gelingen wird. das einkommensabhän-gige kinderbetreuungsgeld ist sicher ein richtiger Schri,ein ausbau der Verpflichtung zur aueilung der zeiten desberuflichen ausstiegs ist hoch angesagt.

Die 30-St�nden-Woche

die arbeitszeitverkürzung hat eine immense frauen -politische dimension, wenn sie richtig umgesetzt wird.Wird die normalarbeitszeit auf dreißig Stunden reduziert,nähern sich die teilzeitarbeitsverhältnisse und die normal-arbeitszeit stark aneinander an.

Betreuungspflichten können besser aufgeteilt und koordiniert werden. männern können ihren Beitrag zurunbezahlten arbeit erhöhen. dazu bedarf es allerdingseiniger rahmenbedingungen. So ist die reine Verkürzungder Wochenarbeitszeit nicht ausreichend. auch der nor-malarbeitstag ist ein wichtiger faktor. ebenso die regelun-gen zu mehrarbeit und Überstunden.

um gleichstellung am arbeitsmarkt zuerlangen, müssen die rahmenbedingungen fürfrauen und männer gleich sein, das ist dieunabdingbare Voraussetzung, die wir im Jahr5 immer noch nicht erreicht haben. imgegenteil, im zuge der krise ist allenthal-ben eine rückentwicklung zu beobachten.

die Sparpolitik führt zu einer noch stär-keren Verlagerung der Betreuungspflich-ten und reproduktionsarbeit in den unbe-zahlten Bereich der familie und damit zu den frauen.der druck am arbeitsmarkt lässt gleichzeitig wenigerraum für erholung, mehr- und Überstunden werden nichtweniger, sondern nur seltener bezahlt.

Es gibt viel zu tun – für Männer und Frauen! ◀

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Gewerkschaft & Betrieb

Der oder die „nichtleister“ sind damit für die leis-tungsgesellscha wertlos. im Sinne von Übertra-gung wird diese „Wertlosigkeit“ auch jenen men-schen aribuiert, die sich um das Wohl von Pflege-und hilfsbedürigen kümmern. und es ist für

die handelnden Politiker in der neoliberalengesellscha, die sich nicht mit den Schaen-seiten des lebens wie leid, not, Schmerzoder tod beschäigen will oder kann,nicht populär, sich um diesen Bereichwirklich ernstha zu kümmern!

dass die Wirtscha völlig zum Still-stand kommen würde, würde eineneinzigen tag lang jede mitarbeiterinim Sozialbereich seine oder ihre tätig-keit nicht ausüben, würden auch nochzusätzlich die kindergärtnerinnen undlehrerinnen aussetzen, wären die leis-tungserbringer an diesem tag wohl damitbeschäigt, sich um ihre kranken, pflege-bedürigen angehörigen oder zumindestum ihre kinder zu kümmern, wird dabeierfolgreich verdrängt.

Primär geht es heute auch im Sozial -bereich darum „was der markt verlangt“– und erst danach, was die Sozialeinrich-tungen und die Beschäigten tatsächlichleisten können. das heißt, es wird nichtüberprü, wie viel Personalkapazitätbenötigt wird, um eine gewisse leistungzu erbringen, sondern den vorhanden mit-arbeiterinnen wird einfach ihr ziel vorge-geben. Somit drien leistungserwartung undleistungsfähigkeit systematisch auseinander,prinzipiell „maßlose“ (markt)anforderungen treffenauf natürlich begrenzte ressourcen, arbeit und gesundheitgeraten in konflikt.

es geht hier um eine grundsätzliche lebens- und Werte-haltung und um eine „neue kultur der arbeit“; diese ist bei

diesen anbietern sicherlich nicht zu finden. „Wo geld zumziel wird, gewinnt es die kra, alle anderen Werte als mit-tel für sich herabzudrücken“, so der Begründer der deut-schen Soziologie, georg Simmel, in seinem traktat „Philo-

sophie des geldes“. Wo geld zum absoluten gut wird,kommt es zu „pathologischen ausartungen“ –

und das hat Simmel schon 9 festgestellt.und dass geld, wenn die Politik es will,offensichtlich im handumdrehen aufge-trieben werden kann, hat sich zumBeginn des Jahres 5 gezeigt:

auf grund des Pariser anschlagesauf die redaktion der Satirezeitung

„Charlie hebdo“ hat sich die österrei-chische regierung vor Wochen auf

ein Sicherheitspaket im ausmaß vonzweihundertsechzig bis zweihundert-

neunzig millionen euro geeinigt. da gehtes vor allem schwerpunktmäßig umhubschrauber und gepanzerte fahr-zeuge. aber auch um bessere Schutzaus-rüstung, it- und observationstechnik,

bessere kommunikationsmiel sowiehundert zusätzliche Spezialisten. die-ses geld war schnell aufgetrieben.aber: „Wir fürchten uns vor demfalschen“ ru zum Beispiel derStugarter risikoforscher ortwinrenn aus: „in den vergangenenzehn Jahren haen wir in europa

mehr tote durch Pilzvergiungen alsdurch terroranschläge“. trotzdem

diskutieren wir über körperscanner aufflughäfen sowie alle möglichen weiteren

zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen sta überPilzkunde in den Schulen“. aber auch das gegenteil ist der fall: es gibt risiken, die

viel größer sind als gemeinhin angenommen wird: der kli-mawandel, finanzkrisen, ungleichheit, Cyberrisiken. diese

der Sozialbereich ist in der heutigen leistungsgesellschaft weitestgehend isoliert: dort werden keine Wirtschaftsleistungen erbracht,

oft wird dargestellt, dass dieser Bereich nur etwas kostet, also die erträge (wesentlich) derWirtschaft damit vermindert. Von Christian aichmayr.

Über dieNICHTlEISTER

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sogenannten systemischen risiken sind dadurch gekenn-zeichnet, dass sie in ihrer Struktur und Wirkungsweiseglobal, vernetzt und nicht linear sind. Sie lassen sich des-halb auch kaum mehr kontrollieren.

renn sieht auch als von der Politik krass unterschätztessystemisches risiko die mangelnde Verteilungsgerechtig-keit in griechenland. hier würde das risiko der ungleich-heit zugunsten der minderung des finanzrisikos vernach-lässigt – mit weitreichenden folgen!

er gibt zu bedenken: „Wenn der erste Stein in der risiko-kee erst einmal fällt, kann man nicht mehr viel machen“.im kampf gegen systemische Prozesse sieht er nur zweimöglichkeiten: entweder man löst den dominoeffekt erstgar nicht aus – dafür ist es aber meistens zu spät.oder man unterbricht die Vernetzung und erhöhtdie Widerstandsfähigkeit, die „resilienz“ derSysteme. aber auch das schätzt er in derrealität als sehr schwer durchsetzbar ein.

„Verflechtung ist effizient, unabhängigeSysteme sind ineffizient“ führt renn aus.die frage für ihn ist: „Wie viel effizienzbin ich bereit aufzugeben, um die resi-lienz zu erhöhen?“

mit dem ema Sicherheit befasst sichauch der Philosoph Volker gerhardt, Pro-fessor an der humboldt-universität in Ber-lin: für ihn ist Politik schon immer einereaktion auf innere und äußere risikengewesen. „Was könnte bedeutsamer sein, alsdie erhaltung und entfaltung des alltägli-chen lebens?“, fragt der Philosoph, „undwie konnte es geschehen, dass die ele-mentare Sicherung des menschlichenlebens in Vergessenheit geriet?“

Schärfer formuliert: „Wie war es mög-lich, dass die Politik sich selbst zurgrößten gefährdung der zivilisationauswachsen konnte? die Politik solltefür Befriedung sorgen. doch es gibtnichts, wodurch der mensch sich so sehrgefährdet hat wie durch die Politik.“ diehüterin der Sicherheit als größtes Sicherheits-risiko. gerhardt denkt dabei an die zwei Welt-kriege oder die gefahr einer atomaren katastrophe,aber auch an die gefährdung von natur und gesundheit.

dies alles sei möglich, weil die Politik aus gründen dermachtsicherung immer wieder auf eine „faszination fürextremlagen“ verfalle, sta sich um die „eigentlichen aufgaben“ zu kümmern: das sind „die Vermeidung undSchlichtung von Streit, der kampf gegen die ursachen derungleichheit, die förderung von erziehung und Bildung,das Setzen wirtschalicher impulse und schließlich dieBereitstellung von hilfen in unverschuldet eintretendenfällen der gefährdung und der not.“

gefährdung durch Politik? aber natürlich, wir haben jaals aktuellstes und spektakulärstes Beispiel in österreichdie Causa hypo alpe adria … und eben auch im Sozial -bereich (und da schließt sich der kreis) hat die Politikkeine konkrete idee, wie zum Beispiel die stark zuneh-mende anzahl von demenzerkrankten in österreich

(Stand : um die hunderausend Patienten, geschätzteentwicklung bis um die zweihundertfünfzigtausendbis zweihundertsiebzigtausend Patienten) betreut werdenkönnen.

der langjährige Soziallandesrat und landeshauptmann-Stellvertreter Josef ackerl, der sich im oktober ausder Politik zurückgezogen hat, meinte im Jahr stolzrückblickend auf seine langjährige amtszeit, „diegeschäsführungen der oberösterreichischen Sozialein-richtungen haben sich während seiner amtszeit gut entwi-ckeln lassen“. und als anerkennung für deren Bereitschasich im Sinne des geldgebers, der Sozialabteilung des lan-des oberösterreich, „gut entwickeln zu lassen“, hat er die

langjährigen geschäsführer der Sozialeinrich-tungen kurz vor seinem abschied noch mit

dem ehrentitel „konsulent für Soziales“ausgezeichnet. damit hat er Vorsorge

getroffen, dass von dieser Seite hervermutlich wenig Widerstand beieinsparungen und kürzungen imSozialbereich zu erwarten ist! „ich habe hier bloß ein amt und

keine meinung“, ließ friedrichSchiller in „Wallenstein’s tod“, dem

drien teil der Wallenstein-trilogie,einen seiner Protagonisten äußern.

die aktualität dieses zitats ist verblüf-fend und doch auch in sich logisch undnachvollziehbar, wenn ich mir diegesellschaspolitischen entwicklungen

vor augen führe. im rahmen meinerausbildung zum akademischen Super-visor und Coach an der donauuniver-sität krems hat der wissenschalicheleiter hilarion Petzold an uns auszubildende immer appelliert:

„als Supervisor haben Sie auch diePflicht, gesellschaspolitische ent-

wicklungen mutig und kritisch zuhinterfragen, zu analysieren und zu

kommentieren“. um dann konkret zufordern: „Publizieren Sie dann über ihre

erkenntnisse“. Bei mir hat er damit offenetüren gefunden. ◀

Christian A. Aichmayr, Akademischer S�pervisor & Coach, eingetragener Mediator, Sachwalter;Redakte�r �nd Send�ngsmacher freies Radio Salzkammerg�t& Radio fRo;Referent in der Erwachsenenbild�ng;fraktionsobmann Unabhängige Bürgerliste R�tzenham /obmann K�lt�ra�ssch�ß R�tzenham;Aktivist der AUGE/UG in oberösterreich.Als Q�elle für einige A�sführ�ngen habe ich die Zeitschrift„Upgrade“, A�sgabe �.��, verwendet, das Magazin für Wissen-�nd Weiterbild�ng der Dona�-Universität Krems.

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Gewerkschaft & Betrieb

Das heißt jedoch nicht, dass sie richtig sind.zwei Beispiele absurder Polemik zur Pensions-debae … und zum gestörten Verhältnis derPolitik zu den grundrechnungsarten.

„Betriebsbedingte Pensionier�ngen“ bei der ÖBB �nd die folgen

mit 5,7 Jahren gehen also öBB-Beamtinnen inPension, sagt der rechnungshof… und schlägt damithohe Wellen: kaum eine zeitung oder eine Politikerin,die das nicht als Skandal bezeichnet. aber der wahreSkandal ist etwas anderes.

anfang plant die schwarz-blaue Bundesregie-rung die Privatisierung der öBB. zu diesem zweck sollen möglichst viele mitarbeiterinnen rausgehautwerden. das Problem dabei: das sind Beamtinnen.

hilfe verspricht das öBB-gesetz, das nicht nur einealterspension und eine invaliditätspension vorsieht,sondern auch eine „betriebsbedingte“ Pensionierung:Wer angeblich im konzern nicht mehr gebrauchtwurde, konnte ohne weiteren grund in Pensiongeschickt werden. und so wurden zwischen und – da wurde diese möglichkeit abgescha – knappein Viertel der Beschäigten auf diese Weise in Pen-sion geschickt. omals gegen deren Willen.

die folge: heute gibt es im öBB-konzern so gut wiekeine öBB-Beamtinnen im Pensionierungsalter mehr.fast alle öBB-Beamtinnen, die heute kurz vor deralterspension stünden, wurden bereits „betriebsbe-dingt“ aus dem Betrieb geschmissen. dem rechnungs-hof stehen also zur ermilung des durchschnilichenPensionsantrisalters bei öBB-Beamtinnen fast aus-

schließlich die Pensionierungsdaten von menschen zurVerfügung, die krankheitsbedingt in Pension gehen.

im Jahr standen 5 krankheitsbedingt pensionier-ten öBB-Beamtinnen nur alterspensionistinnen gegen-über (siehe tabelle – aus dem rechnungshofsbericht),weil es eben keine Beamtinnen in dieser altersgruppe gibt:die waren in den letzten vierzehn Jahren politisch gedecktentfernt worden.

Statistisch wirken die 5 menschen, die aus krankheits-gründen oder nach einem unfall nicht mehr arbeiten können und daher verständlicherweise in Pension gehenmüssen, weit stärker als die wenigen alterspensionist -innen (deren antrisalter bei knapp sechzig Jahren liegt –siehe tabelle).

kurz zusammengefasst: auch wenn das durchschni -liche Pensionsantrisalter der öBB-Pensionistinnen im

eingängig sind die „argumente“, die von „Pensionsexperten“ sowie der öVP oder den neos zum thema Pensionen in die Welt gesetzt werden.

Von Lukas Wurz.

Über dieBÖSEN

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Jahr wirklich bei 5,7 Jahren lag, so bedeutet dasnicht, dass öBBlerinnen wirklich durchwegs so früh inPension gehen, sondern dass Politik und Bundesbahn-management seit auf kosten der Steuerzahlerinneneinfach fast alle älteren Beschäigten aus dem Betriebgemobbt haben.

Wenn Politikerinnen von fPö, öVP oder SPö heute mitdem zeigefinger auf das angeblich so niedrige Pensions -antrisalter der öBB-Pensionistinnen deuten, weisen vierfinger auf sie selbst: Sie sind es, die über Jahre hinwegmenschen mit tricks aus der Beschäigung in diezwangspension gedrängt haben.

Über die ganz armen Männer…

die ganz armen männer in fast allen Parteien (außer dengrünen) sind außer sich vor empörung: da kostet das Pen-sionssystem so unglaublich viel und droht – angeblich –uns allen über den kopf zu wachsen, und dennoch weigernsich frauen, ihr „Privileg“ des Pensionsantris mit sechzigfrüher als gesetzlich vorgesehen, ab anzuheben.

rechnen scheint jedoch nicht die Stärke der ganz armenmänner zu sein: die durchschniliche frauenpension von9euro pro monat wird durchschnilich Jahre langbezogen. die durchschniliche männerpension voneuro wird ,9 Jahre lang bezogen (alles letztverfüg-bare daten).

und jetzt zum rechensti: angesichts der tatsache, dass, Prozent jeder Pension im allgemeinen Sozialversiche-rungsgesetz aus Steuermieln bezahlt werden, werdenmännerpensionen über ,9 Jahre hinweg mit insgesamt79.euro aus Steuern gefördert, während eine frauen-pension über Jahre hinweg nur mit einem gesamtbetragvon .5euro aus Steuern gefördert wird. männer kom-men das Bundesbudget also trotz kürzerer Pensionsbe-zugsdauer über die gesamte Pensionsbezugsdauer hinweggerechnet also um 7 Prozent teurer als frauen. einerechtfertigung der ganz armen männer zu diesem Privilegsteht noch aus.

ein nicht ganz einfaches Verhältnis zum taschenrechnerkann der öVP – und da allen voran erstaunlicherweisedem finanzminister – nachgesagt werden. der hält näm-lich im Verbund mit ein paar ganz armen, benachteiligtenmännlichen „Pensionsexperten“ die möglichst schnelle

anhebung des frauenpensionsalters für eine möglichkeit,geld zu sparen.

dass dies nicht der fall ist, veranschaulicht eine einfacherechnung: Jedes Jahr längerer erwerbstätigkeit (oder aucharbeitslosigkeit) erhöht den Pensionsanspruch der betrof-fenen frauen (was ja grundsätzlich gut wäre). da frauen-pensionen derzeit regelmäßig auf grund relativ niedrigerVersicherungszeiten zu Stande kommen, erhöht jedes Jahrdes späteren Pensionsantris die Pensionserwartung über-proportional stark.

und das führt zur paradoxen Situation, dass eine anhe-bung des frauenpensionsalters um ein Jahr, über diegesamte Bezugsdauer einer Pension hinweg berechnet,einen „einsparungseffekt“ von , Prozent ergibt. Selbsteine anhebung um fünf Jahre führt nur zu gesamteinspa-rungen von , Prozent, wenn … ja, wenn … die betreffen-den frauen in diesen Jahren überhaupt einen Job haben.haben sie ihn nicht und sind arbeitslos, so steigt ihre Pen-sionserwartung dennoch weiter (wenn auch in geringeremausmaß), aber es fallen auch noch kosten für die not-standshilfe an. in diesem fall wird mit der anhebung alsonicht gespart: es wird für das Budget sogar deutlich teurer.

um diesen derzeit zwangsläufig negativen effekt we -zumachen bedarf es einer Politik, die aktiv auf eine stär-kere frauenerwerbsquote achtet. nur wenn frauengenauso viel verdienen und ähnlich hohe Beitragszeitenerwerben können wie männer, kann eine anhebung desgesetzlichen frauenpensionsalters ohne budgetäre Verwer-fungen durchgeführt werden. da gibt es also bis nochsehr viel zu tun. die Polemik der ganz armen männer deutet jedoch darauf hin, dass die das nicht verstehen.

für frauen, die jetzt schon länger als bis sechzigerwerbstätig sein wollen, etwa um eine höhere Pension zuerhalten, könnten die ganz armen männer aber auch jetztschon etwas tun: zahlreiche dienstordnungen undBetriebsvereinbarungen, aber auch die Judikatur zu § 5arbeitsverfassungsgesetz, zwingen frauen mit sechziggegen ihren Willen in Pension.

Wer will, dass frauen länger arbeiten, könnte das tun,was der europäische gerichtshof ohnehin bereits in einemerkenntnis gefordert hat: alle Bestimmungen, die frauenbereits mit Sechzig in alterspension zwingen, einfach aueben… ◀

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Gewerkschaft & Betrieb

ende april 2015 fand das regionalforum der Wiener „gewerkschaft der Privatangestellten, druck, Journalismus, Papier“ statt.

Von Stefan Steindl.

Über dieZEIT

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mehr als zweihundert Delegierte bestimmten diezukünige richtung der „gewerkscha der Privatange-stellten, druck, Journalismus, Papier – Wien“ (gPa-djp).arbeitszeitverkürzung stand im mielpunkt des regional-forums, aber auch andere wichtige emen wurdenbesprochen und beschlossen.

Die Vergangenheit

Wichtiger Punkt bei jedem regionalforum ist der Berichtaus den vergangenen Jahren. dabei spielt der rechtsschutzund Beratungsdienst natürlich eine wesentliche rolle. inden Jahren bis erreichte die gPa-djp in fäl-len urteile, gerichtliche und außergerichtliche Vergleichefür die arbeitnehmerinnen. dabei erkämpe die gPa-djpetwa millionen euro für ihre mitglieder.

Über Betriebsrätinnen bildete die gPa-djp in denBetriebsrats-Basiskursen aus. diese sind wesentlich füreine gute arbeit der Betriebsratskörperschaen, vermielnsie doch die möglichkeiten des handelns im Betrieb undklären über rechtliche und praktische möglichkeiten zurwirtschalichen einflussnahme auf.

die mitgliederentwicklung ist tendenziell positiv, dieBeitrie werden mehr, die austrie weniger. Stand dermitglieder in Wien: .. die gPa-djp unternahmin den vergangenen Jahren zahlreiche anstrengungenBetriebsrätinnen in der gewerkscha zu organisieren. dergrund ist ein einfacher: Betriebsrätinnen sind die gewerk-schasfunktionärinnen in den Betrieben.

Sind Betriebsrätinnen mitglied in der gewerkscha, ope-rieren sie mit der ganzen Stärke der gewerkscha. Sind sienicht mitglied in der gewerkscha, sind sie als nicht orga-nisierte Betriebsrätinnen ihre eigene gewerkscha für sichselbst und dementsprechend schwach. die anstrengungender gewerkscha haben erfolg, der anteil an organisiertenBetriebsrätinnen konnte von 7, Prozent auf7,7Prozent, erhöht werden.

Die Gegenwart

Wesentliche arbeit einer gewerkscha ist immer dieVerbesserung der aktuellen arbeitssituation. dement -sprechend viele anträge beim regionalforum Wien handelten davon. es folgt eine (aufgrund der menge) nicht-taxative aufzählung.

die forderung nach einem einheitlichen gesetz für•alle Bildungs- und Betreuungseinrichtungen mit kindern wurde ebenso angenommen wie die forde-rung nach einem kollektivvertrag für private kinder-bildungseinrichtungen. alität in der ausbildungvon kindern ist wesentliches fundament für den späteren Bildungsverlauf (eingebracht durch die emenplaform der Wiener elementar-, hort- undfreizeitpädagoginnen)die forderung nach der Sozialmilliarde und einer•massiven erhöhung in allen Bereichen der Sozial- und

gesundheitsbranche wurde ebenso angenommen. diegewerkscha widersetzt sich dem sozialen Backlashin Wien (eingebracht von work@social)mobile Pflege, Pflege zu hause muss als Schwerarbeit•anerkannt werden – für alle daran beteiligten Berufs-gruppen. eine verpflichtende Schmutz-, erschwernis-und gefahrenzulage in allen relevanten kollektiv -verträgen und für alle beteiligten Berufsgruppen sinddie forderungen der gPa-djp (eingebracht vonwork@social)Sowohl im „leitantrag“, als auch in einem eigenen•auge/ug-antrag findet sich die forderung nach demnein zur weiteren ausdehnung der ladenöffnungs -zeiten wieder. der Sonntag muss als arbeitsfreier tagund als tag der erholung für die überwiegende mehr-heit der arbeitnehmerinnen erhalten bleiben. in diesem Sinne lehnt die gPa-djp die einrichtung sogenannter „tourismuszonen“ ab, wie auch jeglicheSonntagsöffnung im handel.im Pflegebereich braucht es eine Veränderung. So•muss sichergestellt werden, dass die arbeit im Pflege-bereich nicht auf kosten der gesundheit des Pflege-personal geht. die arbeitsverdichtung muss rück -gängig gemacht werden, ist doch gerade die wesent -liche araktivität des Berufes, die vielfältigenmenschlichen Beziehungen im arbeitsalltag.ebenso fordert die gPa-djp eine zeitgemäße Sozial -•arbeit. menschen in sozialen notlagen dürfen nichtmehr nur „administriert“ werden. insbesondere inkrisenzeiten braucht es eine starke und handlungs -fähige Sozialarbeit. (eingebracht von der auge/ug)

Die Z�k�nft

aber nicht nur die aktuellen Verbesserungen derarbeitssituation, sondern auch eine aktive gesellschas -politik und die entwicklung hin zu einer besseren Weltsind die traditionellen aufgaben einer gewerkscha.

das fängt bei der forderung der gPa-djp an, „dassGrundrechte, wie das recht auf Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit und Privatsphäre Vorrang haben müssenund nicht unter dem Deckmantel von Terrorismusbekämp-fung oder Scheindelikten wie ,Landfriedensbruch‘ ausgehe-belt werden dürfen“ (zitiert aus dem leitantrag des regio-nalforums Wien).

Wir erinnern uns dabei an Josef, der an einer antifaschis-tischen demonstration teilgenommen hat und unter kaa-esk anmutenden umständen verurteilt wurde. die fortset-zung dieser demokratiepolitisch bedenklichen entwick-lung sind die ermilungen der Polizei wegen terrorismus(sic!) gegen teilnehmerinnen an der demonstration gegenden akademikerball.

das anti-terrorgesetz wurde damals mit dem hinter-grund der anschläge auf das World trade Center beschlossen. die rechtslehrmeinung fordert nun, dass tat-handlungen zumindest entfernt mit solchen anschlägenvergleichbar sein müssen, die hunderte opfer und große

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zerstörungen nach sich ziehen. eine solche gesetzgebungwird nun gegen demonstrationen angewendet.

ema am regionalforum war auch der angriff vonneonazis auf ein treffen der gewerkschasinitiative undak-fraktion komintern im ernst-kirchweger-haus. dabeiwurde ein kollege schwer verletzt. die Justiz setzte diesich verteidigenden gewerkschaer gemeinsam mit denangreifern auf dieselbe anklagebank. und als wäre dasnicht schon absurd genug, wurden die gewerkschaerstrenger bestra als die angreifenden neonazis. das regio-nalforum zeigte sich, wie natürlich auch die gewerkschaselbst, solidarisch mit den kolleginnen der komintern.

die kontrolle demokratiepolitischer entwicklungen isteine aufgabe auch von gewerkschaen, die sich als zielgesetzt haben, die wirtschalichen, politischen, sozialenund kulturellen interessen aller arbeitnehmerinnen zu fördern und zu verbessern.

ein großes ema war der antrag auf arbeitszeitver -kürzung. Sowohl im leitantrag, als auch in einem eigenenantrag der auge/ug wurde diese forderung behandelt.der antrag der auge/ug nach der -Stunden-Wochewurde einstimmig angenommen. eine durchaus interes-sante diskussion gab es zu dem Punkt der tages-arbeits-zeitverkürzung. die auge/ug fordert die kürzung dertäglichen arbeitszeit auf sechs Stunden. dagegen steht derWunsch vieler in der gPa-djp nach geblockter freizeit,also zum Beispiel nach mehr Wochenfreizeit (freitag,Samstag, Sonntag frei).

aber nicht ohne grund fordern wir in der auge/ugden -Stunden-arbeitstag. ist die Verkürzung der Wochen-arbeitszeit ein instrument, um arbeit besser zu verteilen,um den menschen mehr vom leben zu geben. ist die Ver-kürzung der täglichen arbeitszeit ein instrument, um dietraditionelle rollenverteilung zwischen frauen und män-nern und damit die ungerechte aueilung von bezahlterund unbezahlter arbeit aufzubrechen.

kann lohnarbeit gestaffelt werden und damit auch vielefreizeitaktivitäten, kann dagegen kinderbetreuung, wiekinder anziehen, zum kindergarten zu bringen, für sie zukochen, aber auch viele arbeiten im Bereich familiärerPflege nicht gestaffelt werden.

neben der kontrolle demokratiepolitischer entwicklun-gen durch die gewerkscha und das mehr am leben durcheine arbeitszeitverkürzung ist die forderung nach mehrmitbestimmung in Betrieb und Wirtscha eines derwesentlichsten elemente der gewerkschasarbeit. So for-dert der leitantrag mehr rechte für Betriebsrätinnen undBetriebsräte, mehr beziehungsweise eine konkretisierungder informationsrechte, teilnahme des Betriebsrates anhauptversammlungen sowie die einführung einer frauen-quote in aufsichtsräten. diese forderungen nach demo-kratie in Betrieb und Wirtscha können nur ein ersterSchri sein. die mitbestimmung der arbeitnehmerinnenim Betrieb und in der Wirtscha ist ein wesentlicher undnoch fehlender teil der demokratisierung der gesellscha.

um arbeitnehmerinnen die teilnahme an der gewerk-schalichen Willensbildung zu erleichtern, fordert dasregionalforum Wien (eingebracht durch das Bezirks -forum), die Bezirksforen besser zu bewerben und Strate-gien zu erarbeiten, um die Wichtigkeit der gewerkschali-chen Basisarbeit zu unterstreichen. Viele wissen es nicht,aber Bezirksforen sind neben den interessensgemeinschaf-ten die gewerkschaliche Basis der gPa-djp. Sie sindbasisdemokratisch organisiert und jedes in dem jeweiligenBezirk beschäigte oder wohnende mitglied der gPa-djpist stimm- und wahlberechtigt. die Bezirksforen dergPa-djp sind die breiteste ebene der gewerkschalichenWillensbildung. ◀

Das Regionalforum Wien ist das höchste organ der gPa-djp auf Wiener ebene. es wirdalle fünf Jahre gemäß der geschäfts- und Wahlordnung dergPa-djp einberufen. es werden gremien gewählt, anträgebeschlossen, strategische fragen der region erörtert, die ent-wicklung der mitgliederzahlen besprochen und Serviceleistun-gen und ein tätigkeitsbericht vorgelegt. die auge/ug warmit dreizehn Personen vertreten.Was keinesfalls unerwähnt bleiben soll, ist die eleganteschwarze aktentasche mit den konferenzunterlagen und diver-

sen Werbematerialien,die alle teilnehmerin-nen bekommen haben.Sehr praktisch auch diedarin enthaltene rad-taugliche einkaufsta-sche mit großer Wer-beaufschrift einesBankinstituts.

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Gewerkschaft & Betrieb

Seite 2� • alternative h��e�a�e

WURSTSEMMerloHNE GURKerl

Ein selektiver Bericht über

das 4. GPA-djp Regionalfor�m – Wien.

Von Barbara huemer.

Das Beste zuerst: die wöchentliche normalarbeitszeit in richtung -Stunden-Woche bei vollem einkom-mensausgleich zu verkürzen, ist ab sofort eine forderung der gewerkscha der Privatangestellten, druck,Journalismus, Papier (gPa-djp) – Wien. Beim .regionalforum der gPa-djp – Wien wurde ein diesbezüg -licher antrag der auge/ug angenommen. dass die mitgliederstärkste gewerkscha innerhalb des österreichischen gewerkschasbundes das ema gesetzliche arbeitszeitverkürzung nun intensiv und aktivvorantreiben will, zeigt zweierlei: die auge/ug setzt wesentliche impulse und die gPa-djp ist offen fürnotwendige Veränderungen.

Beim regionalforum steht das große ganze im Vordergrund. inhaltlich wird von den unterschiedlichenfraktionen an einem Strang gezogen, nicht immer mit gleicher intensität und mit gleichem engagement,aber doch gemeinsam. darin liegt eine Stärke für die durchsetzung von arbeitnehmerinneninteressen, diedemokratie- und gleichstellungspolitische fragen genauso betreffen wie Wirtscha, eu, Bildung odergesundheit. in manchen Punkten ist die fortschriliche haltung der gPa-djp beachtlich. Bei allem konsens,es gibt auch deutliche unterschiede zwischen den fraktionen. die auge/ug bewertet, wie in einigen Wortmeldungen deutlich gemacht wurde, die Steuertarifreform im gegensatz zur mehrheitsfraktion sehr kritisch. auch in der autoverkehrspolitik verfolgt die auge/ug einen anderen kurs.

Frauen haben ihre eigene Partyals XX-Chromosomenträgerin war ich automatisch zum frauenregionalforum, das am Vortag stafand,

delegiert. interessant war, dass im breit angelegten leitantrag der frauen wesentliche fragen zu Wirtscha,Steuer oder finanzen fehlten. es ist zu hoffen, dass unsere anmerkung dazu beim nächsten frauenregional-forum Wirkung zeigt. Befremdlich ist, dass gleichstellungspolitische fragen allein im frauenregionalforumabgehandelt werden und nur als kurzer Bericht im regionalforum eingang finden. es ist gut, wenn derBeschluss der frauen für alle gilt. gleichzeitig wird durch diese „auslagerung“ gewerkschaliche gleichstellungspolitik primär den frauen zugeschoben.

Davor, Danach und das Buffeteinige Wochen vor dem regionalforum werden die anträge in einer antragsprüommission diskutiert

und verhandelt. es gibt ein starkes machtbewusstsein der mehrheitsfraktion. die Spielregeln sind nicht füralle gleich. annähern müssen sich in erster linie die anderen, emen einbringen können alle. am regional-forum selbst werden die größenverhältnisse der fraktionen dann so richtig sichtbar. umso bemerkenswerterist die starke Präsenz der auge/ug bei den Wortmeldungen und den erfolgreich eingebrachten anträgen.

für mich überraschend war, dass kaum diskussionszeit für delegierte beim regionalforum vorgesehen ist.dafür können sich gastredner stundenlang ausbreiten. zuhören können ist als gewerkschaerin schonwichtig, aber wo finden die großen diskussionen, auseinandersetzungen und meinungsbildungsprozessedann sta? irgendwo im davor, danach oder am Buffet?

letztere bringt mich zu meiner Bilanz: das . gPa-djp regionalforum war ein bisserl so wie der serviertePausensnack: ein Wurstsemmerl ohne gurkerl. Brav gemacht aber ohne Pepp. nur gut, dass die scharfenauge/ug-Pfefferoni dabei waren. ◀

Barbara H�emer war Delegierte für die AUGE/UG.

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Gewerkschaft & Betrieb

Der inhaltliche Input dazu kam vonarbeitsexpertin dr.in Claudia Sorgervom forschungsinstitut l&r-Sozial-forschung. die gute Stimmung machtedeutlich, dass die mehrzahl der anwe-senden für eine fortführung derauge/ug-forderungen nach einerumfassenden arbeitszeitverkürzungrichtung einer -Stunden-Woche ist.

Die vielen guten Argumente wurdenzusammengefasst:

die forderung mache arbeitspoli-•tisch Sinn, weil die umsetzung nichtohne die einstellung neuer Beschäig-ter ginge und damit die arbeitslosen-zahlen reduziert werden könnten. inder metallbranche würde zum Beispieleine komplee arbeitsschicht durchzusätzliche arbeitnehmerinnen ersetztwerden müssen.

insgesamt stiege die arbeits -•produktivität.

es käme zu  weniger kranken -•ständen (+Burnout-Situationen) unddamit zahlt sich die Verkürzung derarbeitszeit zu einem ganz wesent -lichen teil selbst.

durch die reduzierung der arbeits-•losenzahl würden ebenfalls wenigerkosten für die unterstützung erwerbs-arbeitsloser menschen entstehen.

die reduktion der frühpensionie-•rungen häe ebenfalls entlastendefunktion im finanziellen Bereich.

Positive familienpolitische auswir-•kungen: Väter und müer häenmehr zeit, sich um die kinder zu kümmern. auch dadurch könnte einekostenreduzierung (erziehungs -ergänzungsmaßnahmen) erfolgen.

die forderung nach einer -Stun-•den-arbeitswoche ist als gesamt -politische forderung zu sehen unddarf nicht den gewerk schaen alleinüberlassen werden.

die Verhandlungsführung bei den•gewerkschaen muss stärker durchdie teilnahme von - bis 5jährigenfrauen, die in der konkreten familiä-ren lebensrealität stehen, ersetzt wer-den, zu lasten der bisherigen männli-chen, älteren gewerkschalichen Ver-handlungsführer. meetings ab 7uhrsollten nicht mehr durchgeführt wer-

den, weil zu den abendstunden nurnoch die nicht in die familienarbeiteinbezogenen männer in Sitzungenunterwegs sind.

in die Verfassung müsste aufgenom-•men werden: das recht auf arbeit. dieerhebliche reduzierung der Wochen-arbeitszeit wäre ein Baustein auf demWeg dorthin.

die arbeitslosigkeit ist die dümmste•art der arbeitszeitverkürzung.

die zukun der arbeit zu gestalten•bedeutet, die arbeit gerecht zu verteilen.

die erhebliche arbeitszeitreduzie-•rung ist ein wichtiges instrument, umbezahlte und unbezahlte arbeitgerecht zwischen männern undfrauen zu verteilen.

die erhebliche arbeitszeitreduzie-•rung auf -Wochenstunden hat einen

wesentlichen politisch-kulturellenaspekt: zeiten der persönlichen Weiterbildung (unabhängig von Verwertung in der arbeitswelt) tragenzur persönlichen gesundung bei.

Wird die arbeitszeit erheblich redu-•ziert, steigt im Verhältnis das einkom-men von teilzeitkräen.

ein ausgleich der einkommen muss•vor allen dingen in den unteren lohn-und einkommensbereichen erfolgen.

der neobezug soll in den unteren•lohn- / einkommensbereichen fastgleich so hoch sein wie das Bruo -einkommen. eine Voraussetzung dafürwäre die Senkung der lohnneben -kosten.

die lohnabgaben der dienstgeber -•innen müssten reduziert werden, umdie finanzierung zu erleichtern.

arbeitszeitverkürzung und massiver•Überstundenabbau müssen hand inhand gehen. ◀

Dr.in Cla�dia Sorger hat �ns dankenswerterweise ihr Hando�t fürdie Veranstalt�ng als Download z�r Verfüg�ng gestellt: siehehttp://a�ge.or.at/steiermark

UN|SINN Im vollbesetzten Winter -

garten des Cafe Blendend▶disk�tierten die

TeilnehmerInnen der

AUGE/UG-Veranstalt�ng

„Sinn �nd Unsinn“ einer

30-St�nden-Arbeitswoche

die gesellschaftlichen

Vora�ssetz�ngen z�r

Einführ�ng einer radikal

verkürzten Arbeitszeit.

Von Ilse Loewe-Vogl.

ankÜndigung

„Unsinn und Sinn“ von anonymisierten Bewerbungenmittwoch, . Juni 5, 7 bis 9uhrauge/ug-gespräche im Wintergarten des Cafe Blendend,graz, mariahilfer Straße/ökonomiegassereferent: mag. august gächter, Wien

„migrantinnen werden durch systemische Benachteiligung in niedrig qualifizierteBerufe gedrängt…“. die auge/ug will mit interessierten der frage nachgehen, obmit anonymisierten Bewerbungen in der Wirtschaft eine höhere Chance auf einenqualifizierten arbeitsplatz für Bewerberinnen mit migrationshintergrund geschaffen werden könnte.

herzliche einladung an interessierte, am gespräch teilzunehmen. anmeldung erbeten unter [email protected]