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Post on 16-Sep-2019
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Carlos Martinez
Interdisziplinäre Psychiatrie
Aufnahmekoordination - Notfallambulanz
Konsildienst
Psychoonkologie
www.bkh-kempten.de
ICD-10: psychische
Erkrankungen, klinisch-
diagnostische Leitlinien Internationale Klassifikation
psychischer Störungen:
ICD-10 Kapitel V (F).
Klinisch-diagnostische
Leitlinien
H. Dilling (Herausgeber,
Übersetzer),
W. Mombour (Herausgeber,
Übersetzer), M. H. Schmidt
(Herausgeber, Übersetzer)
ICD 10
Kapitel Gliederung Titel
I A00-B99 Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten
II C00-D48 Neubildungen
III D50-D90 Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie
bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems
IV E00-E90 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
V F00-F99 Psychische und Verhaltensstörungen
VI G00-G99 Krankheiten des Nervensystems
VII H00-H59 Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde
VIII H60-H95 Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes
IX I00-I99 Krankheiten des Kreislaufsystems
X J00-J99 Krankheiten des Atmungssystems
XI K00-K93 Krankheiten des Verdauungssystems
XII L00-L99 Krankheiten der Haut und der Unterhaut
XIII M00-M99 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des
Bindegewebes
XIV N00-N99 Krankheiten des Urogenitalsystems
ICD-10: psychische
Erkrankungen, Überblick
weitere Aufgliederung Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
psychische Verhaltensstörungen im Wochenbett
(ICD 10 F53)
…“Die Unterteilung ist für die Abschätzung der
Arbeitsbelastung nützlich und auch für planerische
Entscheidungen über die Einrichtung von
Gesundheitsdiensten“
„Eine Minderheit von Psychiatern, die annimmt, dass
besondere Wochenbettpsychosen existieren, und dass
diese klar von affektiven Störungen oder Schizophrenien
zu unterscheiden sind, kann diese Kategorie benutzen;..“
Marcé Gesellschaft für Peripartale Psychische
Erkrankungen
International Marcé Society for Psychaitric Disorders of Childbearing‘ seit 1980
Deutschsprachige Sektion wurde im Jahr 2000 gegründet und ist kooperatives
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatry und Psychotherapie,
Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)
Die Betroffenenverbände und diejenigen Berufsgruppen, die Familien in der
Peripartalzeit betreuen, sind in die Gesellschaft integriert
Schwerpunkte sind die Erweiterungen der Kenntnisse über peripartale psychische
Erkrankungen und deren Folgen, die Qualifikation von Fachleuten, die Verbesserung
der Versorgungsangebote und die Entstigmatisierung der Erkrankungen
MARCÉ-TAGUNG 2019
GUTER START INS LEBEN: WEICHENSTELLUNGEN FÜR EINE GESUNDE ENTWICKLUNG VON MUTTER UND KIND
10. UD 11. MAI 2019 IM ALTEN SPITAL | SOLOTHURN | SCHWEIZ
Marcé Gesellschaft für Peripartale Psychische
Erkrankungen seit 2000
Benannt ist die Gesellschaft nach dem
französischen Psychiater Louis Victor Marcé (1828–1864),
Autor des Buches
„Die Behandlung der Verrücktheit der Schwangeren, frisch Entbundenen und der
Stillenden und medizinrechtliche Überlegungen“.
Schatten & Licht e.V.
Der Verein bietet:
- eine Kontaktliste für betroffene Frauen
- Aufbau eines bundesweites Beratungs- und Selbsthilfegruppen-Netz
- berufsgruppenübergreifende Fachleute-Listen
- Informationen zu speziellen Mutter-Kind-Einrichtungen
- Fachliteratur,
- Unterstützung wissenschaftlicher Forschung,
- Anregung zur Einrichtung spezieller Mutter-Kind-Stationen,
- Öffentlichkeitsarbeit mittels Vorträgen, Fortbildungen und Medien,
Ziel:
- belastenden Mythos der allzeit glücklichen und perfekten Mutter zu entlarven
- postpartale Problematik zu enttabuisiern
Symptom Syndrom Diagnose
Kategoriale versus dimensionale Diagnostik
Vulnerabilität – Stress
bio-psycho-sozial
„Normalitäten“
Selbstverständnis in der
Psychiatrie
Idealnorm
vordefinierte Vollkommenheit
Gesundheit als Zustand vollständigen körperlichen, seelischen, geistigen
und sozialen Wohlbefindens paradiesischen Zustand
Statistische Norm
bestimmten Bereich um den Mittelwert eines Merkmals
Grenzwert zwischen Gesundheit und Krankheit
Soziale Norm
Werte einer Gesellschaft
Kulturelle und situative Unterschiede
Subjektive Norm
Hierbei legt das Individuum selbst fest, was es als normal empfindet.
Funktionale Norm
Erfüllen der zugetragenen Funktionen. Definition „krank“, wenn er/sie z. B.
nicht mehr arbeiten, soziale Beziehungen eingehen oder genießen kann…
Normalitäten
Verlust
von
Interesse/
Freude gedrückte
Stimmung
Antriebsmangel
und
Ermüdbarkeit
Suizidgedanken
Schuldgefühle
Verminderte
Konzentration
Vermindertes
Selbstwertgefühl
Schlafstörungen
Negative und
pessimistische
Zukunfts-
perspektiven
Vermindertes
Selbstvertrauen
Verminderte
Aufmerksamkeit
Gefühl der
Wertlosigkeit
Suizidale
Handlungen Appetitminderung
Depression
Bipolare Störungen erfordern eine medikamentöse Behandlung.
Manisch Depressive Erkrankung (Bipolare
affektive Störung):
Neben depressiven Phasen auch Zustände mit
übermäßiger Aktivität
gehobener Stimmung
Angetriebenheit
Gereiztheit
Manisch – Depressive Erkrankung
Besonderheiten in der
Schwangerschaft und im Wochenbett
fast die Hälfte entwickelt kurze depressive
Verstimmung (Baby Blues)
10-15% entwickeln eine Depression in den ersten 6
Monaten nach Entbindung
ein drittel der depressiven Mutter entwickeln
Zwangsgedanken
viele Mutter beschämt und verzweifelt darüber keine
Zuneigung zu ihrem Kind entwickeln zu können
manche Mutter entwickeln in der Depression eine
Bindungsstörung zu ihrem Kind
psychotische Störungen entwickeln 1-2 von 1000
Mutter
Besonderheiten in der
Schwangerschaft und im Wochenbett
neben typischen depressiven Symptomen
gedrückte, traurige Verstimmung
Freudlosigkeit
Interessenverlust
Antriebsmangel
Konzentrationsstörung
bei Müttern häufiger
Erschöpfung
Schlaflosigkeit
Ängste und Sorgen
Schuld- und Insuffizienzgefühle dem Kind gegenüber
Besonderheiten in der
Schwangerschaft und im Wochenbett
Häufigkeit Depression in der Schwangerschaft vergleichbar zur
Altersgruppe etwas häufiger nach der Geburt
Puerperalpsychose selten, aber Gefahr bei ausgeprägten Wahn
und /oder imperativen Stimmen
Angststörung mit spezifischen Themen Furcht vor Geburtsschmerzen/Angst des Versterbens während der Geburt
Sorge und/oder Zwangsgedanken um Gesundheit des Kindes
Panikstörung In der Schwangerschaft Remission
Postpartum Rückfall
Risikofaktoren für eine postpartalen
Depression
depressive Episoden oder Angststörungen in der Anamnese
„Baby Blues“
ungewollte der Schwangerschaft
kritische Lebensereignisse/Vernachlässigung in der eigenen
Kindheit
Partnerschaftsprobleme / Minderjährigkeit
Mangelnde soziale Unterstützung
Arbeitslosigkeit / Finanzielle Schwierigkeiten
Schwangerschaftsverlauf / Gesundheitliche Probleme des
Kindes
eine Persönlichkeit mit hohem Selbstanspruch und Neigung zum
Perfektionismus erwiesen
PMS
Verhalten des Kindes (Stillschwierigkeiten/Schreinen, usw.)
…
(nach Ballestrem et al., 2001; Cooper & Murray, 2001; Romito et al. 1999)
Depression-Angst-Stress-Skala für die Peripartalzeit
(DASS-P)
Während der letzten beiden Wochen…
…hatte ich jegliches Interesse verloren.
…schien es mir unmöglich, positive Gefühle zu empfinden.
…fühlte ich mich als Person wertlos.
…fand ich kein Vergnügen und keine Freude an den Dingen, die ich tat.
…hatte ich das Gefühl, dass es nichts gibt, worauf ich mich freuen kann.
…machte ich mir Sorgen über Situationen, in denen ich panisch reagieren oder mich blamieren
könnte.
…hatte ich ohne ersichtlichen Grund Angst.
…war ich kurz davor, panisch zu reagieren.
…befürchtete ich, mich könnte eine einfache aber unbekannte Aufgabe umwerfen.
…gab es Situationen, die mich so ängstlich machten, dass ich erleichtert war, wenn die Situation
vorüber waren.
… konnte ich es nur schwer tolerieren, wenn ich unterbrochen wurde.
…war ich aufgeregt und aufgewühlt.
…war ich ständig in einem nervös-angespannten Zustand.
…konnte ich mich nur schwer wieder beruhigen, nachdem mich etwas aufgeregt hatte.
…war ich sehr empfindlich, reizbar und missgelaunt.
nie=0 manchmal=1 oft=2 sehr oft=3
PBQ: Eltern-Kind-Beziehungsfragebogen
Ich fühle mich meinem Baby nahe
Ich wünsche mir die Zeit zurück, als ich noch kein Baby hatte
Ich fühle mich meinem Baby gegenüber distanziert
Ich kuschle gerne mit meinem Baby
Ich bereue es, dieses Baby zu haben
Das Baby scheint nicht mir zu gehören
Mein Baby regt mich auf
Ich liebe mein Baby über alles
Ich fühle mich glücklich wenn mein Baby lächelt/lacht
Mein Baby irritiert mich
Ich liebe es, mit meinem Baby zu spielen
Mein Baby weint zu viel
Ich fühle mich als Mutter gefangen
Ich bin auf mein Baby böse
Mein Baby ist mir lästig
PBQ: Eltern-Kind-Beziehungsfragebogen
Mein Baby ist das Schönste auf der ganzen Welt
Ich wünschte, mein Baby würde verschwinden
Ich habe meinem Baby Schaden zugefügt
Mein Baby macht mich ängstlich
Ich fürchte mich vor meinem Baby
Mein Baby macht mich ärgerlich
Ich fühle mich sicher, wenn ich mein Baby wickle
Ich denke die einzige Lösung ist, wenn jemand anders mein Baby betreut
Ich möchte mein Baby verletzen
Mein Baby ist leicht zu beruhigen
Skala 1: verzögerte Bindung Skala 2: Ablehnung und Wut
Skala 3: Angst Skala 4: Gefahr von Missbrauch
PBQ: Eltern-Kind-Beziehungsfragebogen
3 Formen der Beziehungsstörung
Verzögerung oder Verlust der Muttergefühle
(eigene Erwartung, Ideale?)
Enttäuschung darüber kein Gefühl für das Kind Kind wird fremd erlebt Abgrenzung Wahn
pathologische Wut gegenüber dem Kind
Gefahr des Kontrollverlust – Wut Anschreien, Verletzen, Tötungsversuche
Ablehnung des Kindes
Mutter fühlt sich besser, wenn Kind nicht in der Nähe ist
Bereut Geburt des Kindes
Keine zärtlichen Gefühle und Gesten gegenüber dem Kind
Mutterschaft = Gefangenschaft
Peripartale Depression
Folgen für Mutter und Kind
assoziiert mit erhöhtem Frühgeburtsrisiko (Relatives Risiko [RR] = 1,13)
geringerem Geburtsgewicht (RR = 1,18)
intrauteriner Wachstumsverzögerung (RR = 1,03)
Hypothese: Dysregulation der mütterlich-fötalen Stress (HPA)-Achse
unzureichende Gewichtszunahme in der Schwangerschaft,
geringere Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen und
erhöhten Substanzmissbrauch
gehäuftes komorbides Auftreten mit (Gestations-)Diabetes. Frauen mit Diabetes ein 7 % höheres
Risiko für peripartale Depression
reduzierte verbale und visuelle Kommunikation mit dem Kind
Kindern entwickeln häufiger Schlaf- und Stillprobleme, Vermeidungsverhalten mit Abwendung des
Blickes und des Körpers, verringerte Affektregulation sowie Fütter- und Gedeihstörungen
Langfristig bis in die Pubertät geminderte kognitive, emotionale, verbale und soziale Fähigkeiten
bis in die Pupertät ein vierfach erhöhtes Risiko für eine affektive Erkrankung
Möglichkeiten am BKH Kempten
Zusammenarbeit mit der Gynäkologischen Abteilung am Klinikum
Kempten
Vorstellung in der Notfallambulanz am BKH Kempten
Amb. / tagesklinische und stationäre Behandlung
Absprache mit der Kinderklinik für Notfälle
Ausbau der Kommunikation mit den Beratuungsstellen
exzemplarische Fall I
25, verheiratet, erwartet in Juni ihr erstes Kind
Ehemann im Ausland tätig
Kündigung in der Schwangerschaft (Backwarenfachverkäuferin)
wohnt jetzt bei der Mutter
Jobcenter und Sozialamt machen Druck
Symptome: Übelkeit und Erbrechen im 1. Trimenon
Schlafstörung, Konzentrationsstörung, Angst allein zu sein,
Freundlosigkeit, Anspannung bei Behördenbesuch
Therapie: will keine Medikamente Telefonat mit Jobcenter,
Vermittlung eines Termin in der Schwangerschaftsberatungsstelle,
weitere ambulante Termine in der PIA angeboten
exzemplarische Fall II
27, 6 tägige Tochter, langjährige Beziehung,
sozialer Rückzug vor der Entbindung („Nestbau“)
Geburt als „Trauma“ erlebt, war stark verunsichert
könne gar nicht mehr schlafen
Suizid der Großmutter, als Pat. 4 Jahre war
kindliche Epilepsie vom 8-11 LJ., Perfektionismus
Symptome: kann nicht mehr klar Denken, keine Entscheidungen treffen, erlebt Selbstentfremdung
(„ich weiß nicht mehr wer ich bin“), Stimmung wie „festgefroren“, ängstliche Daueranspannung, rastlos.
Therapie: 3 Monate stat. Behandlung im BKH, Antidepressiva+Antipsychotika, Psychotherapie
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