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1. DAS WIchtIgStE Auf EINEN BlIck – 6
SchNEllÜBErSIcht
2. PEtEr StAmm: lEBEN uND WErk 10
2.1 Biografie 10
2.2 Zeitgeschichtlicher hintergrund 13
Stil 13
Auffassungswandel in Bezug auf die Wahrheit 15
Postmoderne Merkmale 17
Amerika-Thematik im schweizerischen Roman des ausgehenden 20. Jahrhunderts 17
Themen des Romans 18
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken 19
3. tExtANAlySE uND -INtErPrEtAtIoN 25
3.1 Entstehung und Quellen 25
3.2 Inhaltsangabe 26
Chronologie der Ereignisse 39
3.3 Aufbau 43
Die eingeschobenen Erzählungen und Episoden 45
3.4 Personenkonstellationen und charakteristiken 48
Agnes 48
Der Ich-Erzähler 53
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen 59
Zu den im Text angesprochenen Schriftstellern 60
Agatha Mary Clarissa Christie 60
INhAlt
Robert Frost 62
Ernest Hemingway 63
Hermann Hesse 64
William Shakespeare 64
Henry David Thoreau 65
Dylan Thomas 66
Paul Valéry 66
Zu den im Text angesprochenen Künstlern 67
Ernst Ludwig Kirchner 67
Oskar Kokoschka 69
Georges Seurat 72
Zu weiteren Personen 74
George Mortimer Pullman 74
Frank Lloyd Wright 74
Zum Namen und zur Person Agnes 74
Bildung des Namens 74
Die Person Agnes 74
3.6 Stil und Sprache 76
Leitmotive des Romans 78
Kälte, Schnee, Müdigkeit, Krankheit und Tod 80
Tod, Zeichen setzen und Spuren hinterlassen 82
Bilder, Porträts 83
Lichtpunkte, Sterne, Kristallgitter, Symmetrie und Asymmetrie 85
Weitere Leitmotive 87
3.7 Interpretationsansätze 89
Die Erzählperspektive und ihre Konsequenzen 89
Agnes – Eine Liebesgeschichte 96
Der Roman Agnes als Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit 102
Die Geschichte „Agnes“ 109
Die Konstruktion einer Wirklichkeit und die Rolle des Lesers 114
4. rEZEPtIoNSgESchIchtE 122
Zur Sprache und zum Stil des Romans 122
Zu den Themen des Romans 124
5. mAtErIAlIEN 127
William Shakespeare, Sonett 18 127
Robert Frost, Stopping by Woods on a Snowy Evening 128
Max Frisch, Du sollst dir kein Bildnis machen 129
Bertolt Brecht, Wenn Herr K. einen Menschen liebte 129
6. PrÜfuNgSAufgABEN 130 mIt muStErlöSuNgEN
lItErAtur 138
StIchWortvErZEIchNIS 143
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
2.2 Zeitgeschichtlicher hintergrund
Agnes als exemplarisches Werk des ausgehenden 20. Jahr-hunderts:1. Schlichtheit und Schmucklosigkeit des Stils, Reduktion
auf das Notwendigste 2. Umgang mit Fiktion und Wahrheit, Konstruktionsprinzip
der Wirklichkeitsüberblendung, Aufhebung der verlässli-chen Erzählerinstanz
3. Postmoderne Elemente: Einbeziehung des Lesers Aufhebung der Unterscheidung zwischen „ernster“
und unterhaltender Literatur Intertextuelle Referenzen Durchschaubarkeit der Konstruktionsmechanismen4. Amerika als Schauplatz der Handlung5. Themen: Beziehungslosigkeit, Paarbeziehungen, Suche,
Erzählen und Erzähltes
Bei dem Roman Agnes (1998) handelt es sich um ein in verschie-dener Hinsicht interessantes und typisches Werk der Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Einige Aspekte sollen im Folgen-den angedeutet werden:
StilViele Werke junger deutschsprachiger Autoren sind stilistisch
geprägt durch eine Sprache, die auf Schnörkel und rhetorischen Schmuck verzichtet. Die konsequente Reduktion in der Sprache lässt sich als Merkmal Schweizerischer Literatur schon in den 50er, 60er
ZuSAmmEN-
fASSuNg
Knappe, schmucklose Sprache
4 rEZEPtIoNS-gESchIchtE
5 mAtErIAlIEN 6 PrÜfuNgS-AufgABEN
AgNES 13
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Jahren nachweisen, beispielsweise in den Tagebüchern Max Frischs. Mit anderen Vorzeichen wird dieser Sprachstil jetzt wieder aufge-nommen. Einfache, teilweise sehr kurze Hauptsätze werden anein-andergereiht. Der Leser muss logische Verknüpfungen häufig selbst herstellen und Leerstellen füllen, Doppelsinn erschließen. Bilder und Dialoge wirken kühl, beherrscht und ungekünstelt und sind dennoch mit einer großen sprachlichen Ökonomie verfasst, „nach allen Regeln der Kunst kunstlos.“1 Diese Sprache erinnert in ihrer Pointiertheit und Konzentriertheit an die Sprache der Schriftsteller nach 1945. Die Autoren der Trümmerliteratur und der Kahlschlag-periode versicherten sich ihres sprachlichen Inventars und seiner Möglichkeiten neu, indem sie auf Bilderreichtum, Metaphernfülle, lyrische Elemente verzichteten. Nach der Zeit des Missbrauchs der Sprache durch die Faschisten ging es um illusionslose und schmuck-lose Sprache, die helfen sollte, sich in der Welt zu orientieren:
Günter Eich, 1956„Ich schreibe Gedichte, um mich in der Wirklichkeit zu orien-tieren. Ich betrachte sie als trigonometrische Punkte oder als Bojen, die in einer unbekannten Fläche den Kurs markieren. Erst durch das Schreiben erlangen für mich die Dinge Wirklich-keit. Sie sind nicht meine Voraussetzung, sondern mein Ziel.“2
Nach der Zeit der postmodernen Fülle von Stilrichtungen in den 80er und 90er Jahren entsteht ein neuer Schreibtrend, der einen neuen Glauben „an die Ausdruckskraft des Wortes“3 zeigt.
1 Nentwich, Andrea: Beziehungsgeschädigte Zerebralexistenzen. Peter Stamms beeindruckender Erzählband ‚Blitzeis‘. Neue Zürcher Zeitung, 07. 10. 1999
2 Eich, Günter: Der Schriftsteller vor der Realität. In: Gesammelte Werke, Bd. IV, Frankfurt am Main, 1973, S. 441
3 vgl. dazu die Ausführungen im „Kategorienkapitel Sprache“ in: Aeschbacher, Marc: Tendenzen der Schweizerischen Gegenwartsliteratur (1964–1994). Bern: Peter Lang Verlag, 1997, S. 151
2 PEtEr StAmm: lEBEN uND WErk
3 tExtANAlySE uND -INtErPrEtAtIoN
1 SchNEllÜBErSIcht
PEtEr StAmm14
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Beispiele:Zoe Jenny, Das Blütenstaubzimmer (1997)Zoe Jenny, Der Ruf des Muschelhorns (2000)Karin Duwe, Regenroman (1999)Maike Wetzel, Hochzeiten (2000)Bernhard Schlink, Der Vorleser (1995)Peter Stamm, Agnes (1998), Blitzeis (1999) u. v. m.
Auffassungswandel in Bezug auf die WahrheitNicht nur in der Schweiz, sondern allgemein in Philosophie
und Literatur veränderte sich die Auffassung zum Verhältnis zwi-schen Fiktion und Wirklichkeit. Noch in den 70er Jahren glaubte man an eine objektive, singuläre Wahrheit, die durch die Litera-tur ans Licht gebracht werden konnte. Literatur kam damit einer aufklärenden und Lügen aufdeckenden Funktion nach. Der an-schließende Rückzug in die Autobiografie und die ‚neue Subjek-tivität‘ enthüllen die Einsicht in das Versagen der Fiktion vor der Wirklichkeit. Infolge von wachsenden Bedenken gegenüber rea-listischen Darstellungsmöglichkeiten und zunehmender Skepsis gegenüber der Ich-Identität und -Authentizität verlor sich auch der Glaube an eine einzelne Wahrheit. Der Anspruch an Wiedergabe von Wirklichkeit (als einzelne Wahrheit oder dem Nebeneinander vieler Wirklichkeiten) durch Literatur wurde in den 80er Jahren aufgegeben. Stattdessen verwies sie in zunehmendem Maß auf sich selbst und den Akt des Schreibens (z. B. in Friedrich Dürren-matts Novelle Der Auftrag oder Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter, 1986). Wenn nichts mehr als Wahrheit sprachlich abzubilden ist, besinnt man sich auf das eigentliche und grundle-gende Thema der Literatur: das Schreiben selbst und das durch Sprache erzeugte Produkt. So gibt es eine Vielzahl von Texten, in deren Zentrum der Schreibende steht, dessen Identität vorwie-
Wirklichkeit nicht abzubilden
Schreiben als Thema
4 rEZEPtIoNS-gESchIchtE
5 mAtErIAlIEN 6 PrÜfuNgS-AufgABEN
AgNES 15
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
gend durch den Schreibakt bestimmt ist. Die Hervorhebung der Produktionsinstanz wiederum betont (neben anderen Merkma-len) die Fiktionalität des Dargestellten. Die Texte, wie auch der vorliegende, legen es geradezu darauf an, als Fiktion entlarvt zu werden, weil eine unüberschaubare Welt nicht als auch nur im An-satz abbildbar gesehen wird. „Mit dem Abschied von realistischer Darstellung büßte das Erzählte Linearität, Konsistenz und Mimesis ein. Sprachskepsis, ja der Zweifel an der Übereinstimmung von Zeichen und Bezeichnetem überhaupt, schienen der Literatur den Boden zu entziehen: Ihre Verankerung in der Welt.“4 Statt der Ver-mittlung einer Geschichte durch eine glaubwürdige Erzählinstanz gibt es jetzt Varianten, Irritationen, „das Konstruktionsprinzip der Wirklichkeitsüberblendung“.5
Beispiele:Peter Bichsel, Die Jahreszeiten (1967), Der Busant. Von Trinkern, Polizisten und der schönen Magelone (1985)Otto F. Walter, Der Stumme (1983), Das Staunen der Schlafwandler am Ende der Nacht (1983)Reto Hänny, Ruch. Ein Bericht (1984), Flug (1985)Matthias Zschokke, Max (1982, Prinz Hans (1984), ErSieEs (1986)Italo Calvino, Wenn ein Reisender in einer Winternacht (1983)Robert Schneider, Schlafes Bruder (1992)
4 Scheitler, Irmgard: Erzähltheorie der Gegenwartsprosa. In: Deutschsprachige Gegenwartsprosa seit 1970. Tübingen und Basel: A. Francke Verlag, 2001, S. 9 f.
5 Schwahl, Markus: Die Leere in der Mitte. Postmoderne Literatur im Unterricht: Peter Stamms Roman ‚Agnes‘. In: Ballis, Anja und Maiwald, Klaus (Hrsg.): Texte der Gegenwartsliteratur für die Schule, Bd. 2. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2009, S. 104
Durchschau-barkeit der Fiktionalität
2 PEtEr StAmm: lEBEN uND WErk
3 tExtANAlySE uND -INtErPrEtAtIoN
1 SchNEllÜBErSIcht
PEtEr StAmm16
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Postmoderne merkmale Aufgabe des Zwanges, ständig etwas Neues machen zu müs-
sen (Innovationszwang) Auflösung der trennenden Gattungszuordnungen, Aufhebung
der Grenze zwischen unterhaltender und ‚ernster‘ Literatur Werk ist als literarisches Konstrukt erkennbar. Durchschaubar-
keit der Konstruktionsmechanismen Nebeneinander vieler verschiedener Lesarten durch die Viel-
falt der intertextuellen Bezüge (Spiel mit Zitaten, Verweise auf andere Werke der Literatur und der Kunst), Mehrfachko-dierung (Doppeldeutigkeiten; Zuordnung und Verstehen auf verschiedenen Ebenen möglich), Leser als Co-Autor
Metatextualität (Reflexion eines Textes über sich selbst, ein auf einem anderen Text beruhender Text), Verlust des Erzäh-lers als verlässliche Instanz
Amerika-thematik im schweizerischen roman des ausgehenden 20. Jahrhunderts
In der Schweizer Literatur gibt es eine Vielzahl von Texten, in denen der Schauplatz der Ereignisse (zumindest teilweise) Ameri-ka ist und in denen ein bestimmtes Bild von Amerika im Verhältnis zur Schweiz vermittelt wird. Zu diesen gehören Werke von Peter Bichsel, Franz Böni, Friedrich Dürrenmatt, Christoph Geiser, Jürg Federspiel, Max Frisch, Eveline Hasler, Urs Jaeggi, Hanna Johan-sen, Rolf Lappert, Hugo Loetscher, Erica Pedretti, Kuno Raeber, Gerold Späth, Walter Vogt, Urs Widmer, Gertrud Wilker.6 Auch in Agnes wird mit Klischees, Vorurteilen und neuen Sichtweisen
6 Eine ausführliche Beschreibung und Auflistung von Texten dazu befindet sich in: Sabalius, Romey: Das Bild der USA in der zeitgenössischen Literatur der deutschsprachigen Schweiz. Aus: Sabalius, Romey (Hrsg.): Neue Perspektiven der deutschsprachigen Literatur in der Schweiz. Am-sterdamer Beiträge zur neueren Germanistik Band 40, Amsterdam – Atlanta, 1997
Intertextualität
Mehrfach-kodierung
Metatextualität
4 rEZEPtIoNS-gESchIchtE
5 mAtErIAlIEN 6 PrÜfuNgS-AufgABEN
AgNES 17
StIchWortvErZEIchNIS
Brecht 129, 136christie 59, 60, 61, 82co-Autor 60, 134frisch 129, 130frost 59, 62, 81, 82, 128hemingway 59, 63hesse 59, 64Intertextualität 70, 77, 117,
119, 121kirchner 59, 67, 68, 69kokoschka 59, 69, 71, 82konstruktionsmechanismen
13, 17, 59, 73kristallgitter 50, 82, 85, 86leerstellen 14, 49, 134leitmotivgeflecht 76, 77, 86,
102, 135metatexte 121
norton Anthology of Poetry 50Parataxen 76Perspektive 23, 46, 47, 48,
107, 108Postmoderne 17, 114Pullman 32, 59, 74, 84rauriser literaturpreis 11,
133, 134Seurat 30, 59, 60, 67, 72, 73Shakespeare 59, 64, 82, 127Subjektivität der Sicht 9, 132Symmetrieachsen 53, 85thomas 37, 59, 66, 82thoreau 59, 62, 65valéry 59, 66Wright 59Zitat 23, 59, 60, 61, 95, 102,
117, 119
143
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