1 urteilskompetenz im geschichts- unterricht der kursstufe bild: wikipedia commons - © poussin jean
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Urteilskompetenz
im Geschichts-
unterricht der
Kursstufe
Bild: Wikipedia Commons - © Poussin jean
Konzentrationslager Buchenwald, 1945
Pandel: Bildinterpretation I, Schwalbach / Ts. 2008, S. 186
Die Fotografie kann hier aus rechtlichen Gründen nicht wiedergegeben werden.
Originalbild-unterschrift: Lee Miller,
Guards Beaten by Liberated Prisoners,
Buchenwald, April 1945.
R. Mißelbeck (Hg.): Prestel-Lexikon der
Fotografen, München u. a. 2002, S. 168.
Die Fotografie kann hier aus rechtlichen Gründen nicht wiedergegeben werden.
Urteilsbildung im GeschichtsunterrichtUrteilsbildung: • Gegenstand• Wissen• Emotion• (Vor-) Urteil• Kontext• Kriterien
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Gliederung
1. Bedeutung der Urteilsbildung
2. Grundlegende Begriffe der Urteilsbildung
3. Urteilsbildung und Kompetenzorientierung
4. Praxisbeispiele
a) Liedertexte DDR - BRD
b) Bild: Geschichte der USA
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Der Schüler muss wissen, dass man es sich mit dem
Urteilen nicht leicht machen darf und dass ihm stets
das Verstehen und Begreifen vorausgehen muss.
J. Rohlfes, Geschichte und ihre Didaktik, Göttingen 1997, S. 279
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I. Bedeutung der Urteilsbildung
Urteilsbildung steht im Zentrum des dritten und
anspruchsvollsten Anforderungsbereiches der
schulischen Ausbildung im gesellschaftswissen-
schaftlichen Aufgabenfeld. Ein qualifiziertes Urteil
fällen zu können gilt als die Grundlage, um am
politischen Leben der Gesellschaft teilnehmen zu
können.
Kayser, Hagemann, Urteilsbildung, S. 3.
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I. Bedeutung der Urteilsbildung
Der Anforderungsbereich III (laut EPA)…
… umfasst den reflexiven Umgang mit neuen
Problemstellungen, den eingesetzten Methoden und
gewonnenen Erkenntnissen, um zu eigenständigen
Begründungen, Folgerungen, Deutungen und
Wertungen zu gelangen.
EPA, S. 11
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I. Bedeutung der Urteilsbildung
Dies erfordert v. a. Leistungen der Reflexion und
Problemlösung, nämlich (u.a.):
• Entfalten einer strukturierten, multiperspektivischen
und problembewussten historischen Argumentation
• Diskutieren historischer Sachverhalte und Probleme
• Reflektieren der eigenen Urteilsbildung unter
Beachtung historischer bzw. gegenwärtiger ethischer,
moralischer und normativer KategorienEPA, S. 11
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I. Bedeutung der Urteilsbildung
Der Geschichtsunterricht der gymnasialen Oberstufe
verfolgt das Ziel, ein Geschichtsbewusstsein zu
fördern, das zur Reflexion befähigt. Bildungsplan, S. 217
d. h. Urteilsbildung ist konstitutiv für den Geschichts-
unterricht der Kursstufe; sie ist aber nicht
ausschließliches Merkmal des SII-Unterrichts,
sondern muss in SI angebahnt und eingeübt werden.
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I. Bedeutung der Urteilsbildung
Der Schwerpunkt der Abiturprüfung soll zwar lt. EPA im
Anforderungsbereich II (Reorganisation und Transfer)
liegen, aber:
Gute und bessere Bewertungen setzen Leistungen
voraus, die deutlich über den Anforderungs-
bereich II hinausgehen und mit einem wesent-
lichen Anteil dem Anforderungsbereich III
zuzuordnen sind. EPA, S. 10
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II. Grundlegende Begriffe der Urteilsbildung
Reflektieren der eigenen Urteilsbildung unter
Beachtung historischer bzw. gegenwärtiger
ethischer, moralischer und normativer KategorienEPA, S. 11
Begriff
Urteil Art des Urteils:
•Sachurteil
•Werturteil
Grundlagen des
Urteils:
Kategorien /
Kriterien
Prozess:
Urteilsbildung
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II. Grundlegende Begriffe der Urteilsbildung
Urteil ist eine begründete Stellungnahme zu einer
Frage oder einem Problem.
Zu beurteilende Frage /
zu beurteilendes Problem
Urteil
Eigene Position
(Zustimmung, Ablehnung,
Differenzierung)
Begründung
(schlüssig, sachgerecht,
transparent)
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II. Grundlegende Begriffe der Urteilsbildung
Urteile sind durch eine bestimmte Qualität ihrer
Begründungen definiert. Das Ziel der Urteils-
bildung besteht in der Initiierung eines Prozes-
ses, nicht dem Erreichen eines bestimmten
Ergebnisses. Es müssen prinzipiell mehrere
begründete Stellungnahmen möglich sein.
Kayser / Hagemann, Urteilsbildung, S. PA, S. 10
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II. Grundlegende Begriffe der Urteilsbildung
Sachurteile sind Urteile auf der Ebene des historischen
Gegenstandes. (Grundlage: Quellen)
Werturteile sind Urteile auf der Grundlage des
gegenwärtigen subjektiven und gesellschaftlichen
Normensystems, indem heutige Wertbegriffe
verdeutlicht und an den betrachteten Sachverhalt
angelegt werden. (Grundlage: Werte / Normen)
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II. Grundlegende Begriffe der Urteilsbildung
Bedeutung für die Unterrichtspraxis:
Der Prozess der
historischen
Urteilsbildung
besteht i. d. R. aus
einem Dreischritt:
I. Sachanalyse (z. B. von Quellen)
II. Sachurteil (Deutung und Interpretation der Quellen)
III. Werturteil (als Beitrag zum Geschichtsbewusstsein)
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III. Urteilsbildung und Kompetenzorientierung
I. Sachanalyse (z. B. von Quellen)
II. Sachurteil (Deutung und Interpretation der Quellen)
III. Werturteil (als Beitrag zum Geschichtsbewusstsein)
Schwerpunkt der Kompetenzorientierung
Sachkompetenz
Methodenkompetenz
Reflexionskompetenz
Orientierungskompetenz
Konstruktion des Unterrichts
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III. Urteilsbildung und Kompetenzorientierung
Quelle
Darstellung
Sach-
analyse
Sach-
urteil
Wert-
urteil
Begründetes
Handeln
Kommuni-
kation mit
anderen
Neue Fragen
Vermutungen
Methoden-kompetenz
Sachkompetenz
Reflexions-kompetenz
Orientierungskompetenz
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III. Urteilsbildung und Kompetenzorientierung
Quelle
Darstellung
Wert-
urteil
Begründetes
Handeln
Kommuni-
kation mit
anderen
Neue Fragen
Vermutungen
Fragekompetenz
Handlungskompetenz / Zukunft gestalten / soziales Handeln
Narrative Kompetenz /Wertorientierung prüfen /Argumentationsfähigkeit /Kritik- und Urteilsfähigkeit
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IV. Unterrichtspraxis: a) Beispiel Liedertexte
Aus rechtlichen Gründen kann der Liedtext „Oppositionslied“ hier nicht wiedergegeben werden.
Er findet sich in:
Hamann, Christoph und Axel Janowitz (Hg.): Feindliche Jugend? – Verfolgung und Disziplinierung Jugendlicher durch das Ministerium für Staatssicherheit. Unterrichtseinheiten zu ausgewählten Fällen. Berlin
2007, S. 89.
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IV. Unterrichtspraxis: a) Beispiel Liedertexte
Möglicher Stundenverlauf:
1. Einstieg: Präsentation des Liedtextes „Oppositionslied“ – spontane Reaktionen
2. Entwicklung von Untersuchungsfragen
3. Erarbeitung (z. B. GA arbeitsteilig) – Sachanalyse
4. Interpretation der Quellenlage – Vorfall aus Sicht der Stasi und aus Sicht der Punks bewerten – Sachurteil aus zweierlei Perspektive
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IV. Unterrichtspraxis: a) Beispiel Liedertexte
Aus rechtlichen Gründen kann der Liedtext „Rattenplage“ hier nicht wiedergegeben werden.
Er findet sich in:
Hamann, Christoph und Axel Janowitz (Hg.): Feindliche Jugend? – Verfolgung und Disziplinierung Jugendlicher
durch das Ministerium für Staatssicherheit. Unterrichtseinheiten zu ausgewählten Fällen. Berlin 2007,
S.102.
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IV. Unterrichtspraxis: a) Beispiel Liedertexte
Möglicher Stundenverlauf - Fortsetzung:
5. Kontrastieren mit Liedtext „Rattenplage“
6. Bewertung: Darf ein Staat Zensur ausüben? – Werturteil
Wesentlich ist die Erkenntnis, dass das Entscheidende nicht das Ergebnis des „Verbotes“ durch den Staat ist, sondern in der Frage der Legitimation der Entscheidung liegt.
Die Frage, ob der Staat Zensur in diesem Sinne ausüben darf, ist offen zu diskutieren.
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IV. Unterrichtspraxis: b) Beispiel Bild / USA
Material: L. Kurz: Centennial Mirror, 1776 – 1876. Lithograph by American Oleograph Co., 1876. Copyrighted by the American Company, Milwaukee, Wisconsin, 1876.
Quelle: http://www.flickr.com/photos/trialsanderrors/3428097501/sizes/l/ vom 19. 9. 2010
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IV. Unterrichtspraxis: b) Beispiel Bild / USA
Vorschlag für eine Klausuraufgabe:
1. Beschreiben Sie die Struktur des Bildes „Centennial Mirror“ (1876) und arbeiten Sie dessen Gesamt-aussage heraus. (8 VP)
2. Stellen Sie sich vor, Sie seien Redakteur in einem Schulbuchverlag, der ein neues Geschichtsbuch für die Kursstufe herausbringen möchte. Es wird der Vorschlag geäußert, den „Centennial Mirror“ als Auftaktbild für das USA-Kapitel auszuwählen. Erörtern Sie, ob – und gegebenenfalls unter welchen Bedingungen – dieser Vorschlag sinnvoll ist. (8 VP)
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IV. Unterrichtspraxis: b) Beispiel Bild / USA
Mögliche Vorgehensweise für die zweite Aufgabe:
1. Perspektive bewusst machen
2. Kriterien festlegen
3. Kriterien am Material überprüfen – und daraus Argumente entwickeln
4. Zusätzliche Bedingungen für den Einsatz formulieren bzw. Alternativen entwickeln
5. Fazit formulieren
Kriterien zur Bewertung der Urteilskompetenz am Beispiel dieser Aufgabenstellung
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Verwendete Literatur
• Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung. Geschichte. München 2005.
• Gautschi, Peter: Guter Geschichtsunterricht. Grundlagen, Erkenntnisse, Hinweise. Schwalbach / Ts. 2009.
• Hamann, Christoph und Axel Janowitz (Hg.): Feindliche Jugend? – Verfolgung und Disziplinierung Jugendlicher durch das Ministerium für Staatssicherheit. Unterrichtseinheiten zu ausgewählten Fällen. Berlin 2007.
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Verwendete Literatur
• Kayser, Jörg und Ulrich Hagemann (Hg.): Urteilsbildung im Geschichts- und Politikunterricht. Bonn 2005.
• Mißelbeck, Reinhold (Hg.): Prestel-Lexikon der Fotografen. München u. a. 2002.
• Pandel, Hans-Jürgen: Quelleninterpretation. Die schriftliche Quelle im Geschichtsunterricht. Schwalbach / Ts. 2000.
• Pandel, Hans-Jürgen: Bildinterpretation. Die Bildquelle im Geschichtsunterricht. Bildinterpretation I. Schwalbach / Ts. 2008.
• Rohlfes, Joachim: Geschichte und ihre Didaktik. Göttingen 1997.
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