11. carbonsäuren und ihre derivate - nucleophile ... · name struktur hcooh ameisensäure (formic)...
Post on 05-Apr-2019
221 Views
Preview:
TRANSCRIPT
Inhalt Index
11. Carbonsäuren und ihre Derivate - Nucleophile Substitutionen
Ist an das Kohlenstoffatom der Carbonylgruppe eine Hydroxygruppe gebunden, ergibt sich eineneue funktionelle Gruppe, die Carboxygruppe, die für die Carbonsäuren charakteristisch ist.Obwohl es zahlreiche Carbonsäure-Derivate gibt, werden wir hier nur vier in Betracht ziehen.Auch die Nitrilgruppe ist formal das Derivat einer Carbonsäure :
11.1 Nomenklatur
11.1.1 Carbonsäuren
Von vielen Carbonsäuren sind die Trivialnamen gebräuchlich. Im IUPAC-System wird der Nameeiner Carbonsäure aus dem Namen des Stammalkans durch Anhängen des Wortes -säureabgeleitet. Der Stamm der Alkansäure wird so numeriert, dass der Kohlenstoff derCarboxygruppe die Nummer 1 erhält. Alle Substituenten entlang der längsten Kette, die diefunktionelle Gruppe enthält, werden dann mit einem entsprechenden Zahlenvorsatz versehen. DieCarboxygruppe hat eine höhere Priorität als alle anderen bisher diskutierten Gruppen. Gesättigtecyclische Säuren bezeichnet man als Cycloalkancarbonsäuren. Dicarbonsäuren werdensystematisch als Alkandisäuren, häufig jedoch mit ihrem Trivialnamen, benannt.
Carbonsäure (Carboxylic acid) Acylgruppe (Acyl group)
Struktur Name NatürlichesVorkommen Name Struktur
HCOOH Ameisensäure (Formic) Ameisen Formyl HCO-CH3COOH Essigsäure (Acetic) Essig Acetyl CH3CO-CH3CH2COOH Propionsäure (Propionic) Milchprodukte Propionyl CH3CH2CO-CH3CH2CH2COOH Buttersäure (Butyric) ranzige Butter Butyryl CH3(CH2)2CO-CH3(CH2)3COOH Pentansäure (Valeric) Baldrianwurzeln CH3(CH2)4COOH Hexansäure (Caproic) Ziegengeruch HOOC-COOH Oxalsäure Oxalyl -OCCO-HOOC-CH2-COOH Malonsäure (Malonic) Malonyl -OCCH2CO-HOOC-CH2CH2-COOH
Bernsteinsäure(Succinic) Succinyl -OCCH2CH2CO-
CH2=CHCOOH Acrylsäure (Acrylic) Acryloyl CH2=CHCO
11.1.2 Alkanoylhalogenide
Die Verbindungen des Typs RCOX benennt man nach der IUPAC-Nomenklatur derart, das man anden Namen des Stammalkans der Carbonsäure, von der sie sich ableiten, die Endung -oylhalogenid anhängt. In der noch meist verwendeten Nomenklatur wird der Name aus derBezeichnung des Stamms der Säuregruppe und der Endung-halogenid gebildet. Das Chlorid derEssigsäure würde dann nach der neuesten Nomenklatur Ethanoylchlorid im anderen FallAcetylchlorid heissen :
11.1.3 Carbonsäurenanhydride
Carbonsäureanhydride entstehen aus den Carbonsäuren durch Dehydratisierung. Entsprechendwerden sie auch benannt, indem man das Wort anhydrid einfach an den Namen der Säureanhängt :
11.1.4 Ester
Nach der neuesten IUPAC-Nomenklatur bezeichnet man Ester als Alkylalkanoat. Im deutschenSprachraum werden allerdings drei unterschiedliche Nomenklaturen benützt, z.B.:
Cyclische Ester bezeichnet man als Lactone.
11.1.5 Amide
Systematisch bezeichnet man Amide als Alkanamide, bei den Trivialnamen wird an denWortstamm der Säure die Endung -amid angehängt. Substituenten am Stickstoff werden durchden Vorsatz N- oder N,N-, je nach Anzahl der gebundenen Gruppen gekennzeichnet. Je nachAnzahl der an den Stickstoff gebundenen Gruppen unterscheidet man primäre, sekundäre undtertiäre Amide. Cyclische Amide nennt man Lactame :
11.1.6 Nitrile
Systematisch bezeichnet man diese Verbindungsklasse als Alkannitrile. Bei dem Trivialnamenwird gewöhnlich an den Wortstamm der Säure die Endung -nitril angehängt. Gelegentlich hängtman auch an den Namen der Alkylgruppe die Endung -cyanid an :
11.2 Struktur und Eigenschaften von Carbonsäuren
Wie bei Ketonen ist das Carboxyl-Kohlenstoffatom sp2-hybridisiert und deshalb planar :
Die Carboxylgruppe ist aufgrund der polarisierbaren Carbonyl-Doppelbindung und derHydroxygruppe stark polar. Als reine Flüssigkeiten und sogar in recht verdünnten Lösungenliegen Carbonsäuren grösstenteils als über Wasserstoffbrücken gebundene Dimere vor :
Aufgrund ihrer Fähigkeit, im festen und im flüssigen Zustand Wasserstoffbrücken auszubilden,haben Carbonsäuren relativ hohe Schmelz- und Siedepunkte.
z.B.
11.3 Acidität von Carbonsäuren
Wie schon der Name erkennen lässt, reagieren Carbonsäuren sauer. Das saure Verhalten istweitaus stärker ausgeprägt als bei den Alkoholen, obwohl das saure Proton in beiden Fällen einerHydroxygruppe entstammt :
Carbonsäuren sind mittelstarke Säuren : Vgl. HCl und Essigsäure.
Verbindung pKaHCl -7CCl3COOH 0.64HCOOH 3.75PhCOOH 4.19CH3COOH 4.72CH3CH2OH 16
Warum sind Carbonsäuren saurer als Alkohole, wenn beide OH Gruppen besitzen? Vergleichen wirdazu die relative Stabilität von Alkoxid-Anionen und Carboxylat-Anionen:
Die negative Ladung in Carboxylgruppen ist über zwei O-Atome delokalisiert. EineResonanzstabilisierung des resultierenden Carboxylat-Ions erfolgt.
Wie bei Alkoholen und Phenolen wird die Acidität der Carbonsäure durch Substituenten inNachbarschaft zur Carboxygruppe beeinflusst :
Verbindung pKa Verbindung pKa
CH3COOH 4.72 CH3CH2CH2COOH 4.9
ClCH2COOH 2.86 ClCH2CH2CH2COOH 4.5
Cl2CHCOOH 1.26 CH3CHClCH2COOH 4.1
Cl3CCOOH 0.64 CH3CH2CHClCOOH 3.8
F3CCOOH 0.23
Woher kommen solche Effekte ? Die Dissoziation einer Carbonsäure ist ein Gleichgewicht-Prozess. Ein Substituent, der das Carboxylat-Anion stabilisiern kann, führt zu einer Steigerungder Acidität, weil der Dissoziationkoeffizient erhöht wird. Elektronenziehende Substituenten inNachbarschaft zur Carboxygruppe erhöhen deshalb deren Acidität :
Der induktive Effekt ist weitaus weniger ausgeprägt, wenn sich der Substituent in einigerEntfernung von der funktionellen Gruppe befindet.
11.4 Herstellung von Carbonsäuren
Die meisten der Verfahren, die wir hier beschreiben, wurden schon bei der Beschreibung derChemie anderer funktionellen Gruppen erwähnt.
11.4.1 Oxidation
Alkylgruppen an aromatischen Ringen können mit Kaliumpermanganat zu Carboxylgruppenoxidiert werden: (vgl. Kapitel 5.10)
Primäre Alkohole sowie Aldehyde können zu Carbonsäuren oxidiert werden: (vgl. Kapitel 9.7.3)
11.4.2 Hydrolyse von Nitrilen
Nitrile werden durch wässerige Säuren oder Basen zu den entsprechenden Carbonsäurenhydrolysiert :
Weil Nitrile oftmals aus Halogenalkanen hergestellt werden, können also Halogenalkane in zweiSchritten zu Carbonsäuren umgewandelt werden :
Diese Methode läuft am besten mit primären Alkylhalogeniden. Bei sekundären und besondersbei tertiären Alkylhalogeniden können Eliminierungen auftreten.
11.4.3 Carboxylierung von Grignard Reagenzien
In Kapitel 10.4.3 haben wir gesehen, wie Grignard-Reagenzien unter nucleophiler Addition mitAldehyden und Ketonen reagieren. Analog wird auch Kohlendioxid von Grignard Reagenzienangegriffen. Es entsteht dabei ein Carboxylat, aus dem man nach wässeriger Aufarbeitung undAnsäuern die Säure erhält :
Hier haben wir eine zweite Methode für die Herstellung der Carbonsäuren aus denentsprechenden Halogenalkanen:
11.5 Reaktionen der Carbonsäuren
Wie können, ausgehend von Carbonsäuren im Labor Säurechloride, Anhydride, Ester und Amidehergestellt werden ?
Überführung in Säurechloride
Die Reaktion einer Carbonsäure mit Thionylchlorid (SOCl2) oder Phosphorpentachlorid (PCl5)ergibt die entsprechenden Alkanoylchloride. Dadurch wird die OH-Gruppe durch eine -Cl Gruppeersetzt :
Der Hydroxysubstituent ist nicht nur bei SN2-, sondern auch bei Additions-Eliminierungs-Reaktionen eine schlechte Abgangsgruppe. Da die Halogene in den Alkanoylhalogeniden guteAbgangsgruppen sind und die benachbarte Carbonylfunktion aktivieren, sind diese Carbonsäure-Derivate wertvolle synthetische Zwischenprodukte bei der Darstellung andererCarbonsäurederivaten.
Überführung in Säureanhydride
Wie aus dem Namen ersichtlich, leiten sich die Anhydride der Carbonsäuren formal von diesendurch Abspaltung von Wasser ab. Nur bei gewissen cyclischen Dicarbonsäuren ist auf dieseWeise leicht eine intramolekulare Wasserspaltung zu cyclischen Anhydriden möglich :
Überführung in Estern
Ester sind die wichtigsten Carbonsäure-Derivate. Wir werden hier zwei Methoden betrachten,nach denen man Ester ausgehend von Carbonsäuren herstellen kann.
Eine wichtige Methode ist die nucleophile Substitution (SN2) von Halogenalkanen mit Carboxylat-Ionen :
Carboxylat-Ionen sind Nucleophile, die Ester über SN2-Reaktionen bilden, insbesondere wenn dieSubstrate primäre Halogenalkane sind.
Gibt man eine Carbonsäure und einen Alkohol zusammen, findet keine Reaktion statt. Bei Zugabekatalytischer Mengen einer anorganischen Säure (H2SO4, oder HCl) reagieren jedoch beideKomponenten langsam miteinander, wobei ein Ester und Wasser gebildet werden, z.B.:
Man kann das Gleichgewicht in Richtung der Produkte verschieben, indem man entweder eine derbeiden Ausgangsverbindungen im Überschuss einsetzt, oder indem man den Ester oder dasWasser selektiv aus dem Reaktionsgemisch entfernt. So werden Veresterungen häufig in dementsprechenden Alkohol als Lösungsmittel durchgeführt (Fischer Veresterung).
Mechanismus :
Die Umkehrung der Veresterung ist die Esterhydrolyse (Verseifung). Diese Reaktion wird unterdenselben Bedingungen wie die Veresterung durchgeführt, nur dass man, zur Verschiebung desGleichgewichts einen Überschuss an Wasser verwendet und in einem mit Wasser mischbarenLösungsmittel arbeitet, z.B.:
Überführung in Amide
Amine sind nucleophiler und basischer als Alkohole, und sie können auf beide Arten mitCarbonsäuren reagieren. Gibt man eine Säure und ein Amin zusammen, bildet sich sofort dasAmmoniumsalz (nicht das Amid !):
Da das Carboxylat-Anion eine negative Ladung trägt, wird es jetzt von Nucleophilen nichtangegriffen. Nur bei viel höheren Temperaturen verlieren solche Salze H2O und bilden dannAmide. Deswegen ist es meist notwendig über ein Säurechlorid, ein Säureanhydrid oder ein Esterzu gehen, um ein Amid zu bilden.
Reduktion zu Alkoholen
Ein extrem starkes Nucleophil ist Lithiumaluminiumhydrid (LiAlH4). Dieses Reagenz reduziertCarbonsäuren bis zu den entsprechenden Alkoholen, die man nach wässriger Aufarbeitung erhält:
Mechanismus (vgl. Kapitel 10.4.6):
11.6 Der Additions-Eliminierungs-Mechanismus
Carbonsäure-Derivaten reagieren an der Carbonylgruppe ähnlich wie Aldehyde und Ketone : derCarbonyl-Kohlenstoff wird von Nucleophilen angegriffen. Ein nucleophiler Angriff auf dieCarbonylgruppe verläuft jedoch anders als bei Aldehyden und Ketonen.
Im allgemeinen:
Nucleophile Addition an Aldehyden und Ketonen
Nucleophile Substitution an Carbonsäure-Derivaten
Im Gegensatz zu den Additionsprodukten der Aldehyde und Ketone kann das intermediäreAlkoxid durch Abspaltung von X- zerfallen. Diesen Prozess, in dem das Nucleophil an Stelle der X-gruppe ins Molekül eintritt, nennt man Additions-Eliminierungs-Reaktion.
Vergleiche mit der SN2-Substitution an sp3-Zentren :
Kein Zwischenprodukt, sondern nur ein einziger Übergangszustand.
Wenn wir die Reaktivität von verschiedener Acyl-Derivaten vergleichen, wird die folgendeReaktivitätsreihenfolge beobachtet :
Diese Reihenfolge entspricht teilweise dem Austrittsvermögen und den elektronenziehenenEigenschaften des an der Carbonylgruppe gebundenen Substituenten sowie der Stärke seinesMesomerieeffekts (bei -OR, -NHR stark; bei -Cl schwächer). Eine wichtige Konsequnez dieserReaktivitäts-Reihenfolge ist dass es normalerweise möglich ist ein reaktiveres Derivat in einweniger reaktives Derivat durch eine Additions-Eliminierungs-Reaktion umzuwandeln:
Durch dieses Schema bekommen wir einen Überblick über die Reaktivitat von Carbonsäure-Derivaten.
Erinnern wir uns aber auch daran, dass das Hydroxy-proton einer Carbonsäure sauer reagiert unddie meisten Nucleophile basisch sind. Daher kann mit Carbonsäuren selbst eine Säure-Base-Reaktion in Konkurrenz zu dem nucleophilen Angriff treten.
11.7 Die Chemie der Alkanoylhalogenide
Herstellung
Wir haben gerade gesehen wie Carbonsäuren durch Behandlung mit Thionylchlorid (SOCl2) oderPCl5 die entsprechenden Alkanoylchloride (Säurechloride) ergeben.
Reaktionen
Alkanoylchloride reagieren mit Nucleophilen über einen Additions-Eliminierungs-Mechanismus.Säurechloride sind einige der reaktivsten Carbonsäure-Derivate und lassen sich in zahlreicheandere funktionelle Gruppen überführen. Solche Reaktionen sind nicht reversibel :
Säurechloride reagieren zum Beispiel sehr rasch mit Wasser und bilden dann Carbonsäuren :
Die Reaktion von Säurechloriden mit Alkoholen verläuft über einen ähnlichen Mechanismus undist eine sehr gute Möglichkeit zur Darstellung von Estern, z.B.:
Meist gibt man eine Base ( z.B. Pyridin) zur Neutralisation des als Nebenprodukt entstehendenChlorwasserstoffs hinzu.
Sekundäre und primäre Amine sowie Ammoniak setzen sich mit Alkanoylchloriden zu Amiden um.Das entstandene HCl wird wiederum durch die zugesetzte Base (die ein Überschuss Amin seinkann) neutralisiert, z.B.:
Die Reduktion mit Lithium Aluminium Hydrid (LiAlH4) erfolgt auch über einen Additions-Eliminierungs-Mechanismus (siehe oben Reduktion zu Alkoholen)
11.8 Die Chemie der Carbonsäureanhydride
Herstellung
Eine Methode zur die Herstellung von Carbonsäureanhydriden ist durch die Dehydratisierung vonCarbonsäuren:
Reaktionen
Die Reaktionen der Carbonsäureanhydride verlaufen - wenn auch weniger heftig - analog zudenen der Alkanoylhalogenide. Die Abgangsgruppe ist ein Carboxylat- anstelle eines Halogenid-Ions.
Einige Beispiele folgen :
11.9 Die Chemie der Ester
Die Ester sind die wichtigste Klasse von Derivaten der Carbonsäuren. Viele Ester haben einencharakteristischen angenehmen Geruch. Sie sind wichtige Komponenten von natürlichen undkünstlichen Fruchtaromen. Ester langkettiger Carbonsäuren und Alkohole sind dieHauptbestandteile der tierischen und pflanzlichen Wachse. Wachse und Fette gehören zu denLipiden (Kapitel 17). Sie dienen als "Brennstoff" und Energiedepot und sind Bestandteilebiologischer Membranen.
Herstellung
Ester können über die schon erwähnten Methoden ausgehend von Carbonsäuren hergestelltwerden:
Reaktionen
Dieselben Reaktionen, die wir bei anderen Acyl-Derivaten gesehen haben, können bei Esterndurchgeführt werden. Die Umsetzungen verlaufen aber viel langsamer, sodass meist ein Säure-Base-Katalysator gebraucht wird, um die Reaktion zu beschleunigen.
Hydrolyse
Im Gegensatz zu den Alkanoylhalogeniden und den Carbonsäureanhydriden reagieren Ester inAbwesenheit eines Katalysators nicht mit Wasser und Alkoholen. Erhitzt man Ester in einemÜberschuss von Wasser in Gegenwart von Mineralsäuren, so HYDROLYSIEREN sie. DerMechanismus ist die Umkehrung der säurekatalysierten Veresterung. DIE HYDROLYSE von Esternwird auch von Basen katalysiert :
Im Gegensatz zu der säurekatalysierten Hydrolyse ist die basekatalysierte Reaktion keinGleichgewichtsprozess :
Der letzte Schritt, in dem die Säure in das Carboxylat-Ion überführt wird, ist unter diesenReaktionsbedingungen irreversibel.
Amide aus Estern
Ester reagieren nur langsam mit den nucleophileren Aminen ohne Zugabe eines Katalysators zuAmiden, z.B.:
Auch diese Reaktion läuft über einen Additions-Eliminierungs-Mechanismus.
REDUKTION
Die Reduktion von Estern zu Alkoholen benötigt 0.5 Äquivalente Lithiumaluminium-Hydride proEsterfunktion:
Man kann das Nucleophil hier als Hydrid-Donor (H-) betrachten (vgl. oben).
Mit Grignard Reagenzien
Ester reagieren mit zwei Äquivalenten Grignard-Reagenz zu Alkoholen. Auf diese Weiseentstehen aus Ameisensäureestern sekundäre und aus allen anderen Estern tertiäre Alkohole :
Mechanismus:
Diese Reaktion verläuft, wie die Reduktion mit Lithiumaluminiumhydrid, über einen nucleophilenAdditons-Eliminierungs-Mechanismus bis zu einem Aldehyd und dann weiter über eine nucleophileAddition bis zum Alkohol.
11.10 Die Chemie der Amide
Die Carbonylgruppe der Carbonsäureamide wird von allen Carbonsäure-Derivaten am wenigstenleicht von Nucleophilen angegriffen. Die Amide sind aufgrund der besonderen Fähigkeit desfreien Elektronenpaars am Stickstoff, in Resonanz zu treten, die reaktionsträgsten Carbonsäure-Derivate :
Aus diesem Grund sind Amidgruppen PLANAR ! (sehr wichtig in Peptiden und Proteinen).
Daher sind für nucleophile Additions-Eliminierungs-Reaktionen an Amiden energischeBedingungen (hohe Temperatur) erforderlich.
Herstellung
Amide werden normalerweise ausgehend von Säurechloriden (oder Anhydriden) und einementsprechenden Amin hergestellt :
Reaktionen - HYDROLYSE
So erfolgt eine Hydrolyse beispielsweise nur bei langem Erhitzen in stark saurer (wässriger HCl)oder basischer (Natronlauge)wässriger Lösung :
Mechanismus:
In wässriger Lösung bei pH7 werden Amide mit einer Halbwertszeit von ca. 500 Jahre (!)hydrolysiert.
11.11 Die Chemie der Nitrile
Nitrile, R-CN, rechnet man zu den Derivaten der Carbonsäuren, weil der Kohlenstoff in den Nitrilenin derselben Oxidationsstufe wie in der Carboxylgruppe vorliegt, und weil sich Nitrile leicht inandere Derivate von Carbonsäuren überführen oder aus ihnen darstellen lassen.
In den Nitrilen sind beide Atome der funktionellen Gruppen sp-hybridisiert, das freieElektronenpaar am Stickstoff besetzt das sp-Hybridorbital:
Die elektronenziehende Kraft des N-Atoms in der Nitrilgruppe lässt sich über eine dipolareResonanzstruktur darstellen .
Das freie Elektronenpaar an N kann auch leicht protoniert werden.
Herstellung
Die einfachste Methode Nitrile herzustellen ist durch die SN2-Reaktion an Halogenalkanen, z.B.:
Reaktionen
Ein Vergleich zwischen Carbonyl-Verbindungen und Nitrilen zeigt eine grosse Ähnlichkeit in ihrerReaktivität gegenüber Nucleophilen. Die wichtigsten chemischen Eigenschaften sind :
Beispiele :
11.12 Nylon, Polyester und verwandte Polymere
Die radikalische Polymerisierung von Alkenen haben wir schon betrachtet. Die Gewinnung vonPolyethylen, PVC und verwandten Polymeren läuft über Kettenreaktionen(Kettenwachstumspolymerisation). Stufenwachstumspolymere entstehen durch eine Reaktionzwischen zwei unterschiedlichen Monomeren. Hier handelt es sich oftmals um eine nucleophileAcyl-Substitutionsreaktion. Einige Beispiele folgen :
Monomere Strukturen Handelsname AnwendungAdipinsäure HOOH-(CH2)4-COOH
Nylon 66FasernKleiderReifen-KordeHexamethylendiamin H2N-(CH2)6-NH2
Ethylenglycol HO-CH2CH2-OHDacronTerylenMylar
FasernKleiderReifen-KordeDimethylterephthalat
Caprolactam Nylon 66Perlon
Fasernandere Artikel
1,4-Benzoldicarbonsäure
Kevlar Ski
Kugelsichere Westen1,4-Benzoldiamin
Nylon 66
Die PET-Trinkflaschen bestehen aus Polyethylen-Terephthalat. Dieses Polymer wird in zweiStufen hergestellt. Zuerst wird Ethylenglykol und Terephthalsäure (oder Dimethylterephthalat) zubis-(2-Hydroxyethyl-terephthalat (BHET) umgesetzt. Danach wird BHET mit ein Sb/Ge/Ti-Katalysator polymerisiert. Momentan wird jährlich ca. 9.5 mill Tonnen PET produziert.
11.13 Thiol Ester in der biologischen Chemie
In der Natur werden Säurechloride und Carbonsäureanhydride nicht verwendet (warum nicht ?).Nucleophilen Acyl-Substitutionsreaktionen finden trotzdem häufig in dem Stoffwechsel statt. Inder Natur werden aber Thiolester anstelle von Säurechloriden oder Anhydriden verwendet. Wennwir die pKa-Werte von Alkylthiole betrachten, können wir feststellen, dass sie in ihrer Aciditätzwischen Alkoholen und Carbonsäuren liegen:
Dass heisst, ein Thiolat-Anion ist nicht nur ein sehr gutes Nucleophil, es ist auch in nucleophilenAcyl-Substitutionsreaktionen eine sehr gute Abgangsgruppe. In ihrer Reaktivität liegen Thioesterzwischen Carbonsäureanhydriden und normalen Estern.
Coenzym-A ist das am häufigsten vorkommende Thiol in der Natur. Acetyl-CoA füllt genaudieselbe Rolle in der Natur wie Acetylchlorid oder Essigsäureanhydrid, obwohl die Struktur vonAcetyl-CoA etwas komplizierter ist :
Acetyl-CoA wird in der Natur oftmals (aber nicht ausschliesslich) als Acetylierungs-Reagenzeingesetzt:
Ein Beispiel findet man in der Biosynthese von N-Acetylglucosamin, einem wichtigen Bestandteilvon bakterielle Zellmembranen :
Thioester spielen eine sehr wichtige Rolle im Immunsystem - in der sogenanntenKomplementkaskade. Das Plasmaprotein C3b enthält eine Thioestergruppe. Durch einePosttranslationale-Modifikation wird ein Glutaminrest in C3b in einen Thioester umgewandelt. DieThioestergruppe ist sehr reaktiv, und kann z.B. mit Nucleophilen (Alkohol- oder Amin-Gruppen)auf der Zelloberfläche reagieren. Am besten reagiert C3b mit Bakterien oder Viren. Dadurch wirddie Oberfläche des Mikrorganismus mit vielen Kopien von C3b dekoriert. Danach binden andereProteine aus der Komplementkaskade an dieses membrangebundene-C3b und schliesslich wirddie Membran des Mikroorganismus zerstört.
Inhalt Index
top related