agrarforschung schweiz, heft 6, juni 2014
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AGRARFORSCHUNG SCHWEIZ
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Pflanzenbau Hybridgetreide hat Zukunft Seite 224
Agrarwirtschaft Milchbetriebe: Warum produziert die Schweiz teurer als Norwegen? Seite 248
Sortenliste Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2015 Beilage
ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.
HerausgeberinAgroscope
Partnerb Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB;
Institut für Nutztierwissen schaften INT; Institut für Lebensmittelwissenschaften ILM; Institut für Nachhaltigkeits wissenschaften INH), www.agroscope.ch
b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,
Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.chb Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, www.fibl.org
Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 58 466 72 21, Fax +41 58 466 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch
Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1 E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch
Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Leiter Corporate Communication Agroscope), Evelyne Fasnacht, Erika Meili und Sibylle Willi (Agroscope), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich), Thomas Alföldi (FiBL).
AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch
AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch, Fax +41 58 466 73 00
AdressänderungenE-Mail: verkauf.zivil@bbl.admin.ch, Fax +41 31 325 50 58
Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch
ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz
© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.
Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
223 Editorial
Pflanzenbau
224 Hybridgetreide hat Zukunft
Andreas Hund, Dario Fossati, Fabio Mascher
und Peter Stamp
Pflanzenbau
232 Holzasche: ein neuer Dünger für die Landwirtschaft Alexandra Maltas und Sokrat Sinaj
Agrarwirtschaft
240 Wie kann die betriebswirtschaftliche Weiter bildung in der Landwirtschaft optimiert werden?
Florian Sandrini, Bruno Durgiai, Sylvie Aubert
und Hansjörg Meier
Agrarwirtschaft
248 Milchbetriebe: Warum produziert die Schweiz teurer als Norwegen? Christian Gazzarin, Matthias Kohler und
Ola Flaten
Umwelt
256 Bewässerungsbedarf und Wasser dar gebot unter Klimawandel: eine regionale Defizit-analyse
Jürg Fuhrer und Pierluigi Calanca
264 Porträt
265 Aktuell
267 Veranstaltungen
Sortenliste
Beilage Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2015
Numa Courvoisier et al.
InhaltJuni 2014 | Heft 6
Weizen ist die weltweit wichtigste Kulturpflanze für unsere Ernährung. Die Züchtung einer neuen Weizensorte benötigt mindestens 15 Jahre. Die Juniausgabe enthält einen Beitrag zu Hybrid getreide und die Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2015. (Foto: Carole Parodi, Agroscope)
Editorial
223Agrarforschung Schweiz 5 (6): 223, 2014
Liebe Leserin, lieber Leser
Markt und Gesellschaft wünschen hochwertige, gesunde und natürliche
Lebensmittel, die unter Einhaltung hoher ökologischer Standards effizient
produziert wurden. Diese komplexen Vorgaben müssen in einem dynami-
schen Umfeld mit laufend neuen gesellschaftlichen und politischen Forde-
rungen, sich rasch ändernden Marktbedingungen und unter Berücksichti-
gung des Klimawandels erfüllt werden. Von der Landwirtschaft und der sie
unterstützenden Forschung verlangt das hohe Innovationskraft und Flexibi-
lität. Wir Forschenden sind gefordert, bereits heute massgeschneiderte
Lösungen zu entwickeln, welche die landwirtschaftlichen Betriebe und die
Branche morgen brauchen.
Als Departement der Berner Fachhochschulen BFH deckt die HAFL mit
ihren Kompetenzen in Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften und
ihrem starken Netzwerk die ganze Wertschöpfungskette vom Ausgangsma-
terial bis zum ladenfertigen Produkt ab. Nachhaltigkeitsberechnungen oder
Konsumanalysen ergänzen den ganzheitlichen Ansatz. Die enge Verknüp-
fung von angewandter Forschung und Lehre ist dabei zentral. Einerseits wer-
den Bachelor- und Master-Studierende in die Forschungsarbeit eingebunden,
andererseits ergänzen Erkenntnisse aus der Forschung den Unterricht.
Eine weitere Stärke der HAFL-Forschung: In vielen unserer Projekte ent-
wickeln wir die praxistauglichen Lösungen gemeinsam mit der Branche und
direkt auf den Betrieben. Das ist oft nicht nur am effizientesten, sondern
garantiert auch, dass wir Eigenheiten von Betrieben und regionale Gege-
benheiten gebührend berücksichtigen können. Im Rahmen eines SNF-
Projektes zeigen beispielsweise unsere Schweineexperten zusammen mit
Forschungspartnern, wie sich negative Umwelteinflüsse der Produktion ver-
ringern und der Antibiotikaeinsatz reduzieren lassen. In einem anderen For-
schungsprojekt sind alle Stufen der Wertschöpfungskette eingebunden, um
die Qualität und die Verarbeitungseigenschaften des Schweizer Bio-Wei-
zens zu verbessern.
Die Zusammenarbeit mit der Branche bietet den Vorteil, dass erste
Betriebe Lösungen bereits im Verlaufe des Projektes umsetzen. Dadurch tau-
chen Hürden früh auf und können rasch angegangen werden. Bei Projekt-
ende liegen dann praxiserprobte Lösungen vor. Das wird heute nicht nur in
Branchenprojekten gefordert. Auch die Kommission für Technologie und
Innovation (KTI) und der Schweizerische Nationalfonds (SNF) verlangen oft,
dass die Umsetzung im Rahmen der Projektarbeit gestartet wird. Durch die
Zusammenarbeit lassen sich Lösungen nicht nur effizienter umsetzten, auch
neue Herausforderungen gelangen rascher auf den Tisch der Forschenden.
Damit verkürzt sich der Zyklus zwischen Problemerkennung, Lösungserarbei-
tung und Umsetzung wesentlich. Nur wenn wir neues Wissen und neue Tech-
nologien rasch praxistauglich machen, können wir in nützlicher Frist auf
neue Herausforderungen reagieren.
Peter Spring, Stellvertretender Direktor Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissen-schaften HAFL
Neue Erkenntnisse rasch umsetzen
224 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 224–231, 2014
zen wieder weitgehend reinerbig. Dies erschwert es bei
vielen Merkmalen, die richtigen Erbkombinationen auch
in frühen Generationen präzise zu erkennen. Um die
Eigenschaften von Kreuzungsnachkommen schon zu
diesem frühen Zeitpunkt zu erfassen, bedarf es einer
genauen Beobachtung im Feld, kombiniert mit zusätzli-
chen Laboranalysen, um bereits zu diesem Zeitpunkt sta-
tistische Abschätzungen des Zuchtwerts vorzunehmen.
Ein anderer Weg, der in der Schweiz auch bei Weizen
intensiv verfolgt wurde, führt über die Schaffung von
Doppelhaploiden. Bereits seit über dreissig Jahren kön-
Doppelhaploide (DH) verkürzen den Selektionsprozess
In der traditionellen Linienzüchtung beginnt der Werde-
gang einer neuen Sorte mit der Verkreuzung von zwei
reinerbigen Weizen- oder Gerstenlinien. Die daraus
resultierenden Hybriden der ersten Filialgeneration (F1),
sind uniform und mischerbig (Abb. 1). Lässt man diese
abblühen, bestäuben sich die Pflanzen selbst. In der Fol-
gegeneration (F2) kommt es zur Aufspaltung der Merk-
male beider Eltern. Ab jetzt kann man beginnen, für die
Zuchtziele aussichtsreiche Typen auszuwählen. Aller-
dings sind erst ab der siebten Folgegeneration alle Pflan-
Hybridgetreide hat Zukunft
Andreas Hund1, Dario Fossati2, Fabio Mascher2 und Peter Stamp1
1ETH Zurich, Institut für Agrarwissenschaften, 8092 Zürich, Schweiz2Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 1260 Nyon, Schweiz
Auskünfte: Andreas Hund, E-Mail: andreas.hund@usys.ethz.ch
P f l a n z e n b a u
Abb. 1 | Die Eltern und ihr F1 Hybride.
Hybridgetreide hat Zukunft | Pflanzenbau
225
Zusa
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Agrarforschung Schweiz 5 (6): 224–231, 2014
Fehlende Lizenzeinnahmen verlangsamen die
Züchtung von traditionellen Selbstbefruch-
tersorten bei Weizen und Gerste, damit
vermindern sich die Aussichten für einen
raschen Fortschritt. Seit einigen Jahrzehnten
verändern sich aber die Sortentypen in
Europa. Bei den Fremdbefruchtern Mais, Raps
und Roggen sind erfolgreiche genetisch-
basierte Hybridsysteme geschaffen worden,
die zu preiswertem Hybridsaatgut geführt
haben. Ein entsprechendes System besteht
nun auch für Gerste, bei Weizen fehlt es
noch. Für Hybriden werden in der Regel zwei
homozygote Linien verkreuzt, deren Erschaf-
fung sieben Inzuchtgenerationen benötigt.
Bei vielen Getreidearten kann dieser Prozess
biotechnologisch auf einen Schritt abgekürzt
werden, indem haploide Keimzellen zu
Pflanzen mit verdoppelten Erbgut, Doppel-
haploiden (DH) regeneriert werden, die
genetisch identisch mit Inzuchtlinien sind.
Biologisch gesehen sind Sorten der Selbst-
befruchterarten Gerste und Weizen ertrags-
optimierte Inzuchtlinien, daher darf man im
Vergleich zu den Elternlinien nur kleinere
Heterosisleistungen erwarten. Dennoch ist
der Wiedereinstieg grosser Firmen in die
Weizen- und Gerstenzüchtung zu beobach-
ten. Warum? Selbst auf der politischen Ebene
der G20 ist mittlerweile angekommen, dass
Weizen, die Weltkulturart Nummer 1 für
unsere Ernährung, einen sogenannten
Waisenstatus eingenommen hat. Ein Weckruf
in Zusammenarbeit mit Grossfirmen ist
erfolgt. Diesen wird es genügen, wenn
Landwirtinnen und Landwirte durch erhöhte
Ertragssicherheit und soliden finanziellen
Mehrertrag vom Saatgutwechsel überzeugt
werden und damit langfristige Investitionen
in die Züchtung wieder möglich werden. Für
eher kleine Zuchtprogramme stellt sich
mittelfristig die Frage, wann und wie die
Anpassung an diese Entwicklung eingeleitet
werden kann.
nen Keimzellen von Kreuzungsnachkommen in Gewebe-
kulturen, also in Laborschalen, vermehrt werden. Wer-
den sie – alles gar nicht so einfach – wieder zu kompletten
Pflanzen angezogen, haben sie nur einen statt zwei
Sätze der Erbanlagen. Mit Colchicin, dem Toxin der
Herbstzeitlose, das die Zellteilung während der Meiose
verhindert, lassen sich die Erbanlagen wieder verdop-
peln. Sie sind damit doppelhaploid (DH), was dem Ergeb-
nis einer hundertprozentigen Inzucht entspricht.
Dadurch umgeht man den langwierigen Prozess der
Inzüchtung und erhält bereits in einer Generation rein-
erbige Individuen, in denen alle Eigenschaften sofort
nachhaltig und effizient selektierbar sind (Abb. 2). Zwar
muss man bei diesem Vorgehen sehr viele Pflanzen mit
unbrauchbaren Eigenschaften ausscheiden, gegen die
bei der traditionellen Zuchtmethode Jahr für Jahr selek-
tioniert wird. Dennoch erhöht sich die Präzision und ver-
kürzt sich die Dauer des Selektionsprozesses. Bei Weizen
wurden entsprechende Methoden auf der Basis männli-
cher Keimzellen bereits vor einigen Jahrzehnten auch an
der ETH etabliert und in Zusammenarbeit mit den For-
schungsanstalten auf ihre Praxistauglichkeit geprüft.
Dabei stellte sich folgendes heraus: die DH-Linien waren
zwar nutzbar, in ihrer Generierung aber zu stark vom
Genotyp der Mutter abhängig. Bei Mais wurde vor über
einem Jahrzehnt an der Universität Stuttgart Hohen-
heim die Generierung von DH über die Eizelle zur Praxis-
reife entwickelt. Urheberrechtlich geschützte Indukti-
onslinien veranlassen die unbefruchtete Eizelle der
Zielpflanze zur haploiden Entwicklung des Embryos.
Diese Methode wird inzwischen weltweit, selbst in den
Tropen, in der Maiszüchtung verwendet. Inzwischen
wurde diese DH-Technologie auch für Weizen in den
meisten grossen Züchtungsfirmen als Standard etabliert.
Züchtung von Hybriden bei SelbstbefruchternWarum kam die Hybridzüchtung bei Weizen und Gerste
so spät? Diese Frage wurde bereits in einem Landwirt-
schaftsfachblatt behandelt, als aus der Praxis Sorgen
zur künftigen Verfügbarkeit von Qualitätssaatgut
gestellt worden waren (Stamp 2013). Vor 100 Jahren
entdeckte man in den USA, dass ingezüchtete, also
reinerbige, miteinander verkreuzte Maislinien für eine
Anbausaison deutlich mehr Ertrag liefern können, als
die offen abblühenden Ursprungssorten der beiden
Linien. Heute werden weltweit fast nur noch Maishyb-
riden angebaut, die offen abblühenden Sorten sind
fast ganz verdrängt worden.
Die meisten bisher entwickelten Hybridsorten stam-
men von kompletten oder partiellen Fremdbefruchter-
arten. Sie leiten sich meist aus traditionellen Populati-
onssorten ab, die die Züchtung in moderne, einheitliche
Pflanzenbau | Hybridgetreide hat Zukunft
226 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 224–231, 2014
und ertragsstarke Hybridsorten überführt. Dadurch
ergibt sich ein Mehrwert, den sich Züchtungsfirmen und
Landwirte teilen. Da Hybriden bei Nachbau in der nächs-
ten Generation genetisch wieder aufspalten, was zu
Ertragseinbussen führt, profitiert der Bauer vom jährli-
chen Neukauf von Saatgut. Die entrichteten Lizenzge-
bühren erlauben es den Züchtungsfirmen, langfristig zu
investieren. Seit nunmehr über 20 Jahren sind auch bei
Roggen und Raps Hybridsorten erfolgreich auf dem
Markt. Bei Mais sind heute 100 % der Sorten Hybriden,
bei Roggen über 75 % und bei Raps über 50 %. Um wirt-
schaftlich erfolgreich zu sein, muss das Saatgut von Hyb-
ridsorten bezahlbar sein. Bei Mais mit seinen getrennten
weiblichen und männlichen Blütenständen wird das Ziel
der Bezahlbarkeit bereits seit 100 Jahren sehr einfach
durch mechanische Kastration der endständigen Rispe
der Mutterpflanzen erreicht. Bei den Getreidearten mit
zwittrigen Blüten ist die Kastration komplizierter.
Parallel zur mechanischen Kastration wurden für
Mais auch genetische Systeme zur «Cytoplasmatischen
Männlichen Sterilität, CMS» entwickelt, die seit Jahr-
zehnten die billige und sichere Saatgutproduktion
unterstützen – Systeme, die mittlerweile auch für Rog-
gen und Sonnenblume bestehen. Sie beruhen auf Gen-
defekten im «Kraftwerk» der Zelle, dem Mitochondrium
(Abb. 3). Diese lassen die Pollenzellen der als Mutter für
Hybridsaatgut verwendeten Linie verkümmern. Sie kann
sich also nicht selbst bestäuben, d.h. es kommt sicher zur
Hybridisierung durch Pollen der Vaterlinie. Die daraus
resultierenden Pflanzen würden aber dieselben defek-
ten, nur von der Mutter weiter vererbten Mitochondrien
tragen und wären damit ebenfalls männlich steril – eine
Katastrophe für die Bauern, denn ohne Bestäubung gibt
es keinen Ertrag. Es ist aber gelungen, im Kerngenom
Gene zu identifizieren, die diesen Defekt wieder aufhe-
ben, sogenannte Restorer Gene. Die bestäubende Vater-
linie überträgt diese Restorer Gene und sorgt so dafür,
dass das verkaufte Hybridsaatgut männlich fertile Pflan-
zen hervorbringt (Abb. 4). Vor wenigen Jahren hat die
Syngenta ein CMS-System auch für Gerstenhybriden eta-
bliert – ein Durchbruch, der auch für Weizen Hoffnung
weckt. Auch in der universitären und staatlichen Züch-
Homozygote Eltern
F1
F2 F3 F4 F5 F6 F7
0,5 0,25 0,13 0,06 0,03 0,02
Traditionelle Selbstbefruchtung
Doppelhaploid Technologie
0,00
Colchicinierung
Antheren- kultur
Abb. 2 | Gegenüberstellung der Erzeugung reinerbiger Weizensorten durch traditionelle Selbst befruchtung im Zucht-garten verglichen mit der in-vitro Erzeugung Doppelhaploider Pflanzen aus den Staubbeuteln (Antheren) der männli-chen Blütenteile. Da Antheren nur einen einfachen Chromosomensatz besitzen, sind die in-vitro-regenerierten haploi-den Embryonen nach Colchicinierung, d.h Aufdoppelung des Chromosomensatzes, in einem Schritt vollständig homo-zygot (Anteil Heterozygotie von 0,00). Im Vergleich sind die Ingezüchteten Individuen auch nach sechs Generationen Inzüchtung immer noch etwa zu einem Anteil von etwa 0,02 heterozygot. Gezeigt ist eines der 21 Paare homologer Chromosomen von Weizen.
Hybridgetreide hat Zukunft | Pflanzenbau
227Agrarforschung Schweiz 5 (6): 224–231, 2014
reich provisorisch zugelassen worden, aber Monsanto
nahm dennoch sein Produkt wieder vom Markt – nicht
gerade ermutigend für kleine Firmen, hierauf eigene
Zuchtprogramme aufzubauen. Mittlerweile ist das
zweite wirksame Gametozid, CROISOR®, von der deut-
schen Saaten-Union gekauft und seit 2011 in der EU
nicht nur genehmigt, sondern auch für unbedenklich
erklärt worden. Damit steht der Hybridzüchtung bei
Weizen nichts mehr im Weg und es sind bereits sehr gute
Sorten in Europa auf dem Markt. Man kann also davon
ausgehen, dass internationale und mittelständische
Unternehmen in unserem für Höchsterträge geeigneten
Klima sich vor allem auf Hybriden konzentrieren werden.
Seit 2012 setzt man an der ETH Zürich neue Akzente zur
Erforschung von genetischen Werkzeugen für die Hyb-
ridzüchtung: Die Gruppe für Futterpflanzengenetik
(Professor Bruno Studer) er-forscht Selbst-Inkompatibili-
tät, CMS Systeme und DH Induktion bei Gräsern. Hieraus
entsteht in der Schweiz eine neue Kompetenz auch für
die Züchtung des «Grases» Weizen. Dass man Heterosis
auch bei Selbstbefruchtern nutzen kann, zeigt das Bei-
tungsforschung der Schweiz ist das Interesse an Getrei-
dehybriden seit Jahrzehnten gross. Es war naheliegend,
in Kombination mit den doppelhaploiden Weizenlinien
der ETH Zürich und Agroscope , über den Einsatz von
Gametoziden, Chemikalien, die die Pollenausbildung
unterdrücken (Abb. 5), nachzudenken (Schmid et al.
1994). Grosse Hoffnungen hegte auch die Delley Samen
und Pflanzen AG (DSP), Hybriden im Rahmen des leider
aufgegebenen Triticaleprogramms von Agroscope zu
schaffen. Aus züchterischen Gesichtspunkten wäre dies
besonders reizvoll gewesen, da der Fremdbefruchter
Roggen mit seinem Genom im stark selbst befruchtenden
Triticale ansonsten einer permanenten Inzüchtung
unterläge. Für die kommerzielle Hybridproduktion wäre
Triticale vorteilhaft, denn dank der grossen Pollenaus-
beute ist die Bestäubung einfacher als beim Weizen. Die
DSP hatte hierzu mit süddeutschen Firmen ein sehr
intensives Programm gestartet. Doch eine an der Univer-
sität Zürich entwickelte transgene männliche Sterilität
kam durch den wachsenden Gentech-Widerstand nicht
zur Anwendung. Zwei Gametozide waren zwar in Frank-
Zellkern Mitochondrium
Cytoplasma
N/s Rf/rf
Interaktion
Abb. 3 | Die cytoplasmatisch-kerngenetische männliche Sterilität wird durch eine Fehlfunktion mitochond-rialer Gene verursachten. Im Vergleich zu Zellen mit einer normalen Funktion (N) führt diese Fehlfunktion zur Sterilität (s). Die Sterilität kann jedoch durch dominante Restorergene (Rf) im Zellkern aufgehoben. Da diese im Kern sitzen, können sie über den väterlichen Pollen übertragen werden. Im Gegensatz dazu lassen sich Mitochondrien, nur von der Mutter weitergeben.
Pflanzenbau | Hybridgetreide hat Zukunft
228 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 224–231, 2014
spiel des Hybridreises. China hat in den 1970er Jahren
mit enormem Einsatz ein Hybridreis-Programm ins Leben
gerufen. Dabei wurde ebenfalls CMS genutzt. Heute
basieren 50 % des Reisanbaus in China auf Hybriden mit
einem durchschnittlichen Ertragsvorteil von 10 – 15 %
(Khush 2013).
Die vergangenen Jahre mit ihren heftigen Wetter-
schwankungen haben gezeigt, wie wichtig neben einem
maximalen Ertragspotenzial die Ertragssicherheit ist.
Hier sind Hybriden wohl im Vorteil, da die hohe Robust-
heit der Pflanzen und eine bessere Durchwurzelung des
Bodens die Ertragssicherheit erhöht. Auch kann man
eine verbesserte Stickstoffnutzung erwarten. (Schach-
schneider 2012).
Doch Hybridzüchtung ist bei Selbstbefruchtern kein
Kinderspiel, es braucht Hunderte von Testkreuzungen
und das richtige Ausgangsmaterial, um eine wirklich
überzeugende neue Hybride zu schaffen. Die Etablie-
rung der richtigen Ausgangspopulationen hat schon bei
den Fremdbefruchtern Roggen und Mais Jahrzehnte
gedauert. Bei den Selbstbefruchtern Gerste und Weizen
stehen wir bei einem viel geringeren Heterosiszuwachs
erst am Anfang. Die Probleme macht eine Panne bei der
Saatgutproduktion von Gerstenhybriden in Deutschland
2013 deutlich, die zu sehr viel Unruhe unter den Land-
wirtinnen und Landwirten geführt hatte. Für die Hybrid-
produktion braucht es Mutterlinien, die ihre Blüten
lange offen halten, dadurch wächst jedoch die Gefahr
einer Saatgutverunreinigung. Die Umstellung auf Hybri-
den wird sich dann durchsetzen, wenn die Praxis davon
überzeugt ist, dass er durch Hybridanbau ebenfalls
gewinnt und der hohe Saatgutpreis sich durch eine
frühe Aussaat mit verringerter Aussaatmenge kompen-
sieren lässt.
Wer züchtet?
Noch ist die Gesamtzahl aller in Mitteleuropa zugelasse-
nen Weizen- und Gerstensorten gross, Genauso gross ist
das Interesse der landwirtschaftlichen Praxis, nur die für
sie passenden Sorten anzubauen. Daher «überleben»
Sorten auf den EU-Sortenlisten meist nicht sehr lange.
Dies scheint auf eine dynamische Züchtungslandschaft
x
Maintainer Linie (männl. fertil)
Kreuzungspartner(Restorer Linie)
Männlich fertiler Hybride
(CMS Linie)
1
2
s rfrf
N rfrf
s rfrf
N RfRf
steril
steril
Rf rf
s
x
Abb. 4 | Schema der Vererbung der Cytoplasmatisch-männliche Sterilität: 1) Das sterile Cytoplasma (s) wird über über «Maintainer» Linien (N) erhalten. Diese Linien sind mit der CMS Linie genetisch identisch, haben aber ein norma-les Cytoplasma (N). Fertile Hybriden lassen sich durch Kreuzung der CMS Linie mit beliebigen fertilen Inzuchtlinien herstellen, sofern diese homozygot ein entsprechendes «Restorergen» (Rf) im Zellkern tragen.
Hybridgetreide hat Zukunft | Pflanzenbau
229Agrarforschung Schweiz 5 (6): 224–231, 2014
einigermaßen überwunden. Dies hat und wird Konse-
quenzen für die Vielfalt der Züchtungshäuser haben. Ein
Weizenzuchtprogramm kann nicht auf Knopfdruck ab-
und angeschaltet werden, wertvolles Zuchtmaterial wird
über viele Jahre aufgebaut. Selbst wenn ein Zuchtpro-
gramm steht, braucht es 15 Jahre von der ersten Kreu-
zung bis zur fertigen Sorte. Also kaufen internationale
Firmen, die neu oder erneut in die Züchtung einsteigen,
bestehende Firmen auf – so wie es beispielsweise Bayer
mit der französischen RAGT jüngst vorgemacht hat. Ins-
gesamt führte diese Strategie des Aufkaufens von kleine-
ren durch grössere Züchtungsfirmen zu einer gewaltigen
Umstrukturierung der weltweiten Züchtungsindustrie
mit wenigen, grossen Konzernen (Howard 2008). Welche
Folgen dies für das Sortenangebot im Einzelnen haben
wird, ist schwer vorhersehbar. Da der Wettbewerb aber
wie beim Mais gross bleiben wird, könnte zum Vorteil
des Weizenproduzenten die Verbesserung der Sorten
beschleunigt werden. Schlussendlich zählt für die Praxis
nicht der Umfang der Sortenliste sondern der Umfang
des Züchtungsfortschritts.
hinzuweisen. Aber 2010 wurde in Bonn an einer Konfe-
renz der deutschsprachigen Züchter grosse Besorgnis
laut, dass ungenügende Lizenzeinnahmen jede zweite
Weizenzüchterstelle gefährde. Auch international beste-
hen diese Sorgen, die auf Betreiben der G20 Gruppe zur
Weizeninitiative geführt haben (http://www.wheatiniti-
ative.org). Damit hat sich die Stimmung grundlegend
geändert. Hatten sich noch bis 2000 grosse Agrarkon-
zerne wie Monsanto aus der Weizenzüchtung zurückge-
zogen, so haben jetzt Bayer und Monsanto vor allem
durch Firmenaufkäufe ihr Engagement wieder verstärkt.
Damit soll diese plötzlich «verwaiste» Kulturart in For-
schung und Züchtung wieder den Platz zurück erobern,
die ihr als Kulturart Nummer 1 für die Welternährung
gebührt. Neben Ministerien und internationalen Züch-
tungsinstituten beteiligen sich namhafte Firmen von
KWS (D), Desprez (F), Limagrain (F) bis Syngenta (CH)
und Monsanto (USA) an dieser Weizenvision. Damit ist
zwar die Frage noch nicht beantwortet, welche Firma
wie viel Geld heute in die Weizenzüchtung investiert,
zumindest aber hat der Weizen seinen «Waisenstatus»
Abb. 5 | Produktion von Triticale Hybriden. Die Tüten erlauben es, den Anteil der Sterilität nach Anwendung des Gametozids zu bestimmen.
230
Pflanzenbau | Hybridgetreide hat Zukunft
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 224–231, 2014
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Bei den Fremdbefruchterarten Mais und Roggen sind
Hybriden heute selbstverständlich, Gerste und Weizen
holen derzeit auf, aber es wird sicher noch dauern, bis
genügend überzeugend robuste und ertragsstarke Hyb-
ridsorten für diese beiden Selbstbefruchterarten zur Ver-
fügung stehen. Bei den kleinkörnigen zwittrigen Getrei-
dearten geben Qualität und Preis für die Akzeptanz von
Hybridsaatgut den Ausschlag. Männlich sterile Mutter-
und Vaterlinien, die bei den Nachkommen die volle Ferti-
lität wieder herstellen, sind hierfür unabdingbar. Zwar
besteht für Weizen noch kein verlässliches genetisches
System, doch ein in der EU anerkanntes Gametozid
erlaubt nun Hybridsorten auf der Basis chemisch induzier-
ter Pollensterilität. Dies erklärt auch den Wiedereinstieg
internationaler Firmen in die Weizenzüchtung, nachdem
bereits die Politik deren Vernachlässigung beklagt hat.
Hybridsorten werden dann die Landwirtinnen und Land-
wirte überzeugen, wenn jährlicher Saatgutwechsel ihnen
einen finanziellen Mehrertrag vor allem auch durch hohe
Ertragssicherheit garantiert. Das Markenzeichen der
staatlichen Schweizer Weizenzüchtung ist die Kombina-
tion von exzellenter Backqualität mit sehr guter Pflanzen-
gesundheit. Der Einstieg in die Hybridzüchtung ist eine
von mehreren Möglichkeiten sich von der Schweiz aus auf
nationaler und internationaler Ebene erfolgreich in die
neuen Entwicklungen einzubringen. n
231
Hybridgetreide hat Zukunft | Pflanzenbau
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Hybrid cereals are progressing
Low return on investment from breeding
licenses has made breeding of self-
fertilizing species like wheat and barley
less attractive. However, for some dec-
ades, the variety types have been chang-
ing in Europe, because cytoplasmic male
sterile systems of outcrossing species like
maize, rape seed and rye exist for the
production of affordable hybrid seeds,
which have recently been introduced for
barley but not for wheat. To produce
hybrid seed, two homozygous lines must
be crossed. The development of a pure
line takes up to seven inbreeding genera-
tions. In many cereals, the process can be
shortened biotechnologically by regener-
ating plants from haploid gametes leading
to so-called double haploids (DH), which
are genetically identical to complete
inbred lines. Varieties of self-fertilizing
species, such as barley and wheat, are
yield optimized inbred lines by definition;
therefore, it requires much more investiga-
tion to find combinations with increased
hybrid vigor for self-fertilizing than for
outcrossing species, which usually show
great inbreeding depression. However, big
international companies have renewed
their interest in hybrid wheat breeding,
now that even the G20 have realized that
the global crop number 1 for food supply,
wheat, has become an orphan crop. For
big companies, it would be attractive to
ensure long-term investments when
farmers change seeds annually due to
higher yield consistency and solid financial
gains – a win-win option. Smaller breed-
ing programs will have to determine when
to join this new movement.
Key words: wheat breeding, F1 hybride,
CMS, gametozid, doppelhaploide (DH).
I cereali da paglia ibridi progrediscono
Il debole flusso di ritorno degli
investimenti nella selezione di varietà
tradizionali di cereali autogami, quali il
frumento e l’orzo, ne offusca le
prospettive per il futuro. Da alcuni
decenni, però, si nota in Europa un
rinnovo a favore delle varietà ibride.
Per le specie allogame come il mais, la
colza o la segale, la disponibilità di
sistemi genetici ha permesso la
produzione di sementi ibridi a buon
mercato. Un tale sistema è attualmente
disponibile per l’orzo, ma non ancora
per il frumento. Per le specie auto-
game, infatti, è più difficile trovare un
effetto evidente dell’eterosi, ossia una
prestazione della prole nettamente
superiore rispetto a quella dei genitori,
perché in queste specie le capacità
biologiche sono già ottimizzate.
Eppure, si assiste da qualche anno al
ritorno delle grandi ditte alla selezione
di frumento e orzo. Perché? A livello
dei G20, dopo alcuni decenni di
disinteressamento, la collaborazione
con le grandi ditte di produzione di
sementi ha condotto ad una rivaluta-
zione del frumento. Queste ditte
investiranno a lungo termine nella
selezione solo a condizione che il tasso
di rinnovamento delle sementi sia
prevedibile. Ciò pone i piccoli pro-
grammi di selezione di fronte alla
questione di come adattarsi a questa
evoluzione.
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 224–231, 2014
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232 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 232–239, 2014
Holzasche: ein neuer Dünger für die Landwirtschaft
der zugelassenen Dünger gemäss Düngerverordnung
(RS.916.171, 2011) nicht aufgeführt. Aber sie könnten
bewilligt werden, sofern sie den geltenden Anforderun-
gen an rezyklierte Dünger gemäss Anhang 2.6 der Ver-
ordnung zur Reduktion von Risiken beim Umgang mit
bestimmten, besonders gefährlichen Stoffen, Zuberei-
tungen und Gegenständen (=Chemikalien-Risikoreduk-
tions-Verordnung = ChemRRV; RRV (RS.814.81, 2011))
entsprechen würden. Um die Qualität der Böden zu er-
halten und die Risiken eines Eintrages unerwünschter
Substanzen in die Nahrungskette zu verringern, werden
in diesem Anhang die Maximalgehalte von sechs metal-
lischen Spurenelementen aufgeführt, welche potenziell
toxisch sind (Cd, Cu, Hg, Ni, Pb und Zn).
Von Holzaschen werden diese Anforderungen selten
erfüllt, und sie werden daher im Allgemeinen auf die
Müllhalde gekippt, was jedoch einen beträchtlichen Ver-
lust an wichtigen natürlichen Nährelementen darstellt
und den Betreibern von Holzheizungen überdies Kosten
verursacht. Um Umweltschäden zu ermitteln und zu ver-
meiden genügt es jedoch nicht, den Gesamtgehalt an
metallischen Spurenelementen (MSE) zu bestimmen, da
deren Mobilität, Bioverfügbarkeit und Toxizität vor
allem von deren chemischer Form abhängt (Bruder-Hub-
scher et al. 2002). Die pro Hektare ausgebrachte Menge
an MSE ist für das Risiko der Langzeitakkumulation von
MSE in den Böden entscheidend. Der Nutzen und die
Risiken der landwirtschaftlichen Anwendung dieser
industriellen Nebenprodukte müssen daher genau
untersucht und bestimmt werden. Das Pflanzenernäh-
rungsteam von Agroscope in Changins erforscht seit
2011 die agronomischen Auswirkungen des Einsatzes
von Asche der Zentrale Enerbois. Die Forschungsziele
sind: (i) die Charakterisierung der Zusammensetzung,
der mineralogie und der chemischen Form der Hauptele-
mente und der MSE in der Asche, (ii) die Identifizierung
der Herkünfte der MSE und (iii) die Einschätzung der
Auswirkungen der Asche auf die chemischen und biolo-
gischen Eigenschaften der Böden sowie auf den Ertrag
und den Entzug von MSE durch die Kulturen. Der vorlie-
gende Artikel fasst die Resultate einer Studie zu Punkt
(iii) zusammen (Maltas und Sinaj 2013).
E i n l e i t u n g
Die Verwendung von Holzasche für die Kalkung der
Böden und die Kaliumdüngung der Kulturen war früher
ein übliches Verfahren, aber sie ist heute in der Schweiz
nicht mehr gebräuchlich. Holzaschen sind auf der Liste
Alexandra Maltas und Sokrat Sinaj
Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 1260 Nyon
Auskünfte: Sokrat Sinaj, E-Mail: sokrat.sinaj@agroscope.admin.ch
Die Rostaschen der Zentrale Enerbois werden befeuchtet um deren Temperatur zu senken. Anschliessend werden sie mit einem Förder-band zu einer Mulde transportiert, wo sie bis zu ihrer Entsorgung aufbewahrt werden. (Foto: Alexandra Maltas, 2013)
P f l a n z e n b a u
Holzasche: ein neuer Dünger für die Landwirtschaft | Pflanzenbau
233
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 232–239, 2014
Die Verwendung von Holzasche in der Form
eines Kaliumdüngers wurde bei Sonnenblumen
geprüft. Der Versuch wurde mit Asche der
Holzzentrale Enerbois (Waadt) in einem
Gewächshaus von Agroscope in Changins
durchgeführt. Diese Asche wies hohe Kalzium-
und Kaliumgehalte auf, sie enthielt aber auch
Spuren von metallischen Elementen, insbeson-
dere von Kupfer, Zink und Nickel. Dieser
Versuch hat belegt, dass das Kalium, welches in
dieser Asche enthalten war, eine mit einem
KCl-Dünger vergleichbare Düngungswirkung
aufwies. Unter Bedingungen mit einem
begrenzten Angebot an NPKMg führte diese
Asche zu einem positiven Effekt auf die
Biomasseproduktion und die Kaliumaufnahme
der Sonnenblumen. Die Aufnahme von Ni und
Zn nahm jedoch ab, wahrscheinlich als Folge
des negativen Effektes der Kalkdüngung auf
die Löslichkeit dieser Elemente. Unter Bedin-
gungen, welche punkto NPKMg nicht limitie-
rend waren, wurden dieselben Effekte auf die
Biomasse und die Absorption von Ni und Zn
beobachtet. Obwohl die Ni- und Cu-Gehalte
über den in der Schweiz gegenwärtig zugelas-
senen Schwellenwerten für das Ausbringen
von rezyklierten Düngern lagen, hat dieser
Versuch gezeigt, dass es vor allem die Gehalte
an Kalium sind, welche die Menge an auszu-
bringender Asche begrenzen.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Probenahme und Analyse der Asche
Die Zentrale Enerbois (Rueyres, Waadt) ist die grösste
Energieerzeugungsanlage auf der Basis von Biomasse in
der Romandie. Sie produziert Energie durch die Verbren-
nung von Nebenprodukten (Borken, Rinden, Platten)
der benachbarten Sägerei Zahnd. Beim verwendeten
Holz handelt es sich um unbehandelte Nadelhölzer aus
der Westschweiz. Die Zentrale erzeugt zwei Typen von
Asche: Rostasche, welche durch Wasser abgekühlt wird,
und Flugasche, welche stärker mit MSE belastet ist (Mal-
tas und Sinaj 2013). Bei der Probenahme stellte die
Rostasche einen Drittel der Gesamtaschemenge dar, wel-
che von der Zentrale produziert wird. Die in unserer
Arbeit analysierten Asche ist Rostasche, die im März 2011
in den Wochen 10, 11, 12 und 13 entnommen wurde.
Jede wöchentliche Probe war eine Mischprobe von fünf
bis sieben täglichen Entnahmen von je ungefähr
500 Gramm. Die Ascheproben wurden anschliessend bei
40 °C getrocknet und bei einer Maschenweite von 2mm
gesiebt. Ihre Gesamtgehalte an Makronährstoffen, Mik-
ronährstoffen und MSE wurden bestimmt, nachdem sie
in Fluorwasserstoff- und Perchlorsäuren in Lösung
gebracht worden waren (www.lille.inra.fr/las). Minera-
logische Analysen (Röntgendiffraktion und Rasterelekt-
ronenmikroskop) wurden bei der INRA-Nancy durchge-
führt. Die Art der Makroelemente und MSE wurde durch
sequenzielle Extraktionen gemäss der BCR Methode
erhalten (Rauret et al. 2000).
Gewächshausversuch
Der in den Gewächshäusern von Agroscope in Changins
durchgeführte Topfpflanzenversuch mit Sonnenblumen
wurde am 11. Mai gesät und am 19. September 2012
geerntet. Sonnenblumen (Sorte San Lucas) wurden als
Versuchspflanzen gewählt, weil diese Pflanzenart sehr
hohe Ansprüche an die Kaliumernährung stellt. Jeder
Topf enthielt 2 kg trockene Erde und eine Pflanze. Der
Boden im Topf wurde mit entmineralisiertem Wasser bei
70 % der Feldkapazität gehalten. Die Bodentemperatur
wurde auf 20 bis 25 °C einreguliert. Es wurde ein toniger
Boden (53,8 % Tongehalt, 12,4 % Sandgehalt) mit einem
schwach saurer pH-Wert von 6,7 verwendet. Der gesamte
Nährstoffgehalt dieses Bodens belief sich auf 3,4, 0,94,
19,8 und 12,4 g/kg TS für die Elemente N, P, K und Mg.
Es wurden vier Versuchsvarianten angesetzt: (i) «Kont-
rolle» keine Zugabe von Asche und Mineraldüngern, (ii)
«Aschen», d.h. Kaliumgabe nur in Ascheform ohne Mine-
raldüngergabe, (iii) «NPMg-Aschen», d.h. Kaliumgabe in
Ascheform und Zugabe von N, P, Mg als Mineraldünger,
und schliesslich (iv) «NPMg-K», d.h. Zugabe von N, P, Mg
Pflanzenbau | Holzasche: ein neuer Dünger für die Landwirtschaft
234 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 232–239, 2014
und K als Mineraldünger. Jedes Verfahren wurde in drei-
facher Wiederholung in einem randomisierten Blockde-
sign angelegt. Die Aschegaben wurden entsprechend
den K-Bedürfnissen der Sonnenblumen berechnet (Sinaj
et al. 2009). Die Dosis an K im Verfahren (iv) war gleich
wie jene in den Verfahren mit Asche. Die andern minera-
lischen Nährelemente N, P und Mg wurden in gleicher
Weise zugefügt gemäss Sinaj et al. (2009).
Die mineralischen Dünger und die Rostasche wurden
dem Boden zugemischt, bevor die Töpfe damit abgefüllt
wurden. Als mineralische Dünger wurden verwendet:
Ammoniumnitrat (NH4NO3), Triple-Superphosphat
[Ca(H2PO4)2.H2O], Magnesiumchlorid (MgCl2), Kalium-
chlorid (KCl) und Baukalk (CaO). Zum Zeitpunkt der
Ernte wurde die gesamte Trockensubstanz (Wurzeln,
Blätter, Stängel, Körner) gemessen, und es wurden deren
Gehalte an N, P, K, Mg, Zn, Cu und Ni bestimmt. Dazu
wurde eine Trockenmineralisation und ein In-Lösung-
Bringen durch Fluorwasserstoffsäure (www.bordeaux.
inra.fr/usrave) vorgenommen.
Berechnung und statistische Analysen
Die Wirkungen der Aschezugaben unter begrenzenden
Bedingungen (Verfahren «Kontrolle» im Vergleich zu
«Aschen») sowie unter nicht begrenzenden Bedingun-
gen bezüglich NPMgK (Verfahren «NPMg-K» gegenüber
Aschen Enerbois Literatur1
pH-H2O 13,2 (1 %) 9 – 13,5
Makroelemente (g/kg TS)
Kalzium (Ca) 281,3 (2 %) 109,4 – 317,4
Kalium (K) 67,4 (9 %) 24,0 – 41,3
Magnesium (Mg) 16,5 (5 %) 16,0 – 22,5
Phosphor (P) 9,2 (9 %) 5,0 – 14,0
Stickstoff (N) 0,07 (27 %) 0,3 – 0,9
Mikroelemente (mg/kg TS)
Aluminium (Al) 17 300 (7 %) 13 000 – 23 650
Eisen (Fe) 12 175 (3 %) 3300 – 19 500
Mangan (Mn) 7550 (7 %) 3470 – 8160
Bor (B) 147 (12 %) 8 – 135
Chrom (Cr) 123 (17 %) 14 – 86
Vanadium (V) 22 (12 %) –
Kobalt (Co) 9 (168 %) 4 – 10
Molybdän (Mo) 1,1 (7 %) <5 – 1141Demeyer et al. 2001, Hébert und Breton 2008.
Tab. 1 | Totalgehalt der Rostasche von Enerbois an Makro- und Mikroelementen und der Holzaschen gemäss Literaturangaben. Die Prozent-werte in Klammern geben die Variationskoeffizienten an
Zulässige Maximalgehalte1 Aschen Enerbois Literatur2
mg/kg TS
Zink (Zn) 400 178 (14 %) 700 – 924
Kupfer (Cu) 100 110 (21 %) 74 – 145
Nickel (Ni) 30 52 (7 %) 12 – 47
Blei (Pb) 120 21 (53 %) <22 – 130
Cadmium (Cd) 1 <0,6 3 – 21
Quecksilber (Hg) 1 <0,02 <0,11Gemäss Anhang 2.6, ch. 2.2.1 der Verordnung zur Reduktion von Risiken beim Umgang mit bestimmten besonders gefährlichen Stoffen, Zubereitungen und Gegenständen
(=ChemRRV).2Demeyer et al. 2001, Hébert und Breton 2008.
Tab. 2 | Maximal zulässige Gehalte an metallischen Spurenelementen (MSE) für rezyklierte Dünger, Gehalte der Rostaschen von Enerbois und Literaturangaben. Die Werte in Klammern geben den Variationskoeffizient an
Holzasche: ein neuer Dünger für die Landwirtschaft | Pflanzenbau
235Agrarforschung Schweiz 5 (6): 232–239, 2014
«NPMg-Aschen») wurden mit dem T-Test und dem Soft-
warepaket R 2.14.1 (R Development Core Team, 2011)
untersucht.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Eigenschaften der Asche von der Feuerungsanlage Enerbois
Die Asche von Enerbois weist einen sehr alkalischen pH-
Wert auf, welcher in Bezug zu setzen ist mit ihrem
hohen Gehalt an Ca und Mg (Tab. 1). Ca liegt vorwie-
gend (Abb. 1) als Karbonat [(Kalzit: CaCO3)] und als Kal-
ziumhydroxid [Portlandite: Ca(OH)2] vor, was wenig
reaktiven Formen entspricht. Dies erklärt die wenig
agressive und langsamere Wirkung der Asche auf den
pH-Wert der Böden im Vergleich zu jener des Baukalkes
(CaO) (Maltas und Sinaj 2013).
Wie erwartet ist diese Asche eine wichtige K-Quelle
und in geringerem Ausmass auch eine P- und Mg-
Quelle (Tab.1). Diese Asche enthält auch eine grosse
Zahl von Mikronährstoffen (insbsondere Al, Fe, Mn und
B) sowie MSE wie Zn, Cu, Ni und Pb (Tab. 1 und 2). Diese
MSE, welche in den Schweizerböden (Luster et al. 2006)
und damit im Holz vorhanden sind, werden in der
Asche bei der Verbrennung aufkonzentriert (Hébert
und Breton 2008; Maltas und Sinaj 2013). Die MSE wer-
den in der Flugasche stärker aufkonzentriert als in der
Rostasche (Maltas und Sinaj 2013). Die Zentrale Ener-
bois trennt diese beiden Aschetypen, während sich
jedoch die in der Literatur beschriebenen Ascheanaly-
sen im Allgemeinen auf ein Gemisch dieser beiden
Aschetypen beziehen. Entsprechend weist die Asche
von Enerbois deutlich geringere Gehalte an Zn, Pb und
Cd auf als was sich sonst in der Literatur findet (Tab. 2).
Ihre Gehalte an Cu und Ni übersteigen dennoch die
durch die ChemRRV vorgegebenen Schwellenwerte,
was einer landwirtschaftlichen Verwendung dieser
Asche im Wege steht (Tab. 2).
Wirkung der Asche auf die Biomasse von Sonnenblumen
Unter Bedingungen, die punkto NPMgK limitierend sind
(«Kontrolle» im Vergleich zu «Aschen») führt die Zugabe
von Asche zu einer signifikanten Zunahme der Trocken-
substanzproduktion (Abb. 2a). Dieselbe Tendenz wird
bei nicht limitierenden Bedingungen bezüglich NPKgK
(Abb. 2b) beobachtet. Ein positiver Effekt von Aschezu-
gaben auf die TS-Produktion ist bei zahlreichen kulti-
vierten Pflanzen wie Hafer, Winterweizen, Schwingel,
Spinat, Erbse, Mais, Pappel und Soja (Demeyer et al.
2001) beobachtet worden. Dieser Effekt kann auf der
Kalkungswirkung der Aschen im Boden und/oder der
Zufuhr von Makro- und Mirkonährstoffen durch die
Aschen zugeschrieben werden.
Kontrolle Aschen NPMg−K NPMg−Aschen
TS to
tal (
g/Pfl
anze
)
0
10
20
30
40 a)P=0,02
b)P=0,14
Abb. 2 | Gesamtmenge an Trockensubstanz (TS) von Sonnenblumen bei der Ernte unter Bedingungen a) limitierend und b) nicht limitie-rend in Bezug auf NPMgK. Die Irrtumswahrscheinlichkeit des T-Testes und der Standardfehler (vertikale Balken) sind eingetragen.
Abb. 1 | Mineralogie des Kalziums.
Portlandit (Ca(OH)2) Calcit (CaCO3) Gips (CaSO4. 2H2O)
Inte
nsitä
t (co
unts
/Sek
unde
)
CaO + H2O Ca(OH)2
Ca(OH)2 + CO2 CaCO3 + H2O CaSO4 +2H2O CaSO4. 2H2O
Portlandit
Pflanzenzellen
Weiß Mica
480
440
420
400
380
360
340
320
300
280
260
240
220
200
180
160
140
120
100
80
60
40
20
02 10 20 30
2-Theta (Grad) 40 50 60
Pflanzenbau | Holzasche: ein neuer Dünger für die Landwirtschaft
236 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 232–239, 2014
Aufnahme von Makroelementen durch Sonnenblumen
Bei limitierenden Bedingungen bezüglich NPMgK ist die
Aufnahme von K beim Vorhandensein von Asche signifi-
kant höher («Aschen» gegenüber «Kontrolle», Abb. 3a).
Dies zeigt, dass Asche Kalium in leicht durch die Planzen
aufnehmbarer Form anbietet. In der Tat sind 36 % bzw.
49 % des gesamten Kaliums in der Asche in Wasser (Mal-
tas und Sinaj 2011) bzw. Essigsäure löslich (Abb. 4). Erich
(1991) erwähnt eine gleiche K-Wirkung von Asche wie
jene der mineralischen K-Dünger. Unser Versuch bestä-
tigt dieses Resultat, denn unter nicht limitierenden
Bedingungen bezüglich NPMgK sind die von Sonnenblu-
men absorbierten K-Mengen vergleichbar, ob nun K aus
der Asche oder aus dem KCl-Dünger stammt (Abb. 3b).
Andererseits verbessert die Zugabe von Asche (P>0,05)
die Aufnahme von Stickstoff (N) und Phosphor (P) durch
Sonnenblumen unter limitierenden (Abb. 3) und beson-
ders unter nicht limitierenden Bedingungen bezüglich
0
50
100
150 Stickstoff
Phosphor
Magnesium
Kalium
Kalzium
Nickel
Kupfer
Zink
NPMg-K NPMg-Aschen
0
50
100
150 Stickstoff
Phosphor
Magnesium*
Kalium*
Kalzium
*Nickel
Kupfer
*Zink
Kontrolle Aschena) b)
Abb. 3 | Aufnahme der Nährstoffe durch Sonnenblumen unter Bedingungen a) limitierend und b) nicht limitierend in Bezug auf NPMgK. Die Ergebnisse sind als Relativwerte im Vergleich zu Verfahren ohne Asche (Verfahren «Kontrolle» und NPMg-K in Abbildung a bzw. b). Die roten Sternchen geben signifikante Unterschiede zwischen den beiden Verfahren an, bei der 5 % Schwelle des T-Testes.
0 20 40 60 80 100
Blei
Nickel
Kupfer
Zink
Phosphor
Magnesium
Kalium
Kalzium
Gehalt(% des Totals)
Fraktion 1
Fraktion 2
Fraktion 3
Restfraktion
Löslich und anCarbonate gebunden
An Fe und Mn Oxyde gebunden
An organische Substanzgebunden
In Kristallstruktur enthalten
Sofort verfügbar Nicht verfügbar
Abb. 4 | Artbildung der Makroelemente und der metallischen Spurenelemente.
Holzasche: ein neuer Dünger für die Landwirtschaft | Pflanzenbau
237Agrarforschung Schweiz 5 (6): 232–239, 2014
werden, welche bei Kalkung des Bodens beobachtet
werden (Maltas et Sinaj 2013). Nimmt der pH-Wert des
Bodens zu, so werden die MSE durch Eisen- und Alumini-
umoxyde absorbiert (Havlin et al. 2005). Während Zn
und Ni diesen pH-Effekt sehr stark zeigen, ist Cu davon
wenig betroffen (Smith 1994). Weiter ist zu erwähnen,
dass die Rostasche von Enerbois sehr geringe Mengen an
leicht verfügbarem Zn, Cu, Ni und Pb mit sich bringt (0,2
bis 8 % des Totals; Abb. 4). Auch die in Québec durchge-
führten Studien zum Ausbringen von Asche für landwirt-
schaftliche Zwecke berichten von keinen kurzfristigen
durch MSE-Eintrag verursachten Problemen mit der
Bodenqualität, dem Grundwasser und der Fauna (Hébert
und Breton 2008). Hingegen bleibt langfristig das Prob-
lem der Toxizität der Schwermetalle bestehen. In den
Aschen liegen 73 % des Cu, 73 % des Zn, 44 % des Ni und
5 % des Pb in Formen vor, die potenziell – wenn auch
langsam – unter reduzierenden oder oxidierenden
Bedingungen verfügbar werden (Abb. 4).
Langfristige Risiken der MSE
Nur mit der Definition von Maximalmengen an MSE, die
dem Boden zugeführt werden (kg/ha), können Risiken
einer Akkumulation bis zu toxischen Werten langfristig
vermieden werden. Die Maximalmenge an rezykliertem
Dünger, welche für Düngungszwecke bewilligt ist,
wurde auf 25 t TS/ha festgelegt, wobei diese Menge in
einer oder mehreren Gaben über insgesamt drei Jahre
zu erfolgen hat (Anhang 2.6, ch 3.2.2 der ChemRRV).
Unter Berücksichtigung der maximal zulässigen Gehalte
(Tab. 2) erlaubt diese Menge an TS die eingetragenen
Mengen an MSE unter den in Tabelle 3 erwähnten
Schwellenniveaus zu halten. Auf der Basis der K-Gehalte
der Rostaschen von Enerbois (Tab. 1) und des K-Bedarfes
der Feldkulturen (Sinaj et al. 2009) sollte die nötige
NPMgK (Abb. 3b). Die Aschen sind praktisch N-frei
(Tab. 1). Dieser vorteilhafte Effekt auf die Entnahme von
N ist wahrscheinlich mit dem positiven Effekt der Kal-
kung auf die Mineralisation der organischen Substanz im
Boden verbunden (Maltas und Sinaj 2013). Die positive
Wirkung der Asche auf die P-Aufnahme durch Sonnen-
blumen dürfte sich aus einem doppelten Effekt auf den
austauschbaren P-Gehalt (Extraktion durch Ammonium-
acetat EDTA (AAE)) des Bodens ergeben: (i) positiver
Effekt der Kalkung auf die Verfügbarkeit von P in diesen
schwach sauren Böden und (ii) ein Effekt als Folge Men-
gen von austauschbarem P durch den Eintrag von Asche
(Abb. 4).
Unter begrenzenden Bedingungen bezüglich NPMgK
nimmt die Mg-Aufnahme durch Sonnenblumen bei Vor-
handensein von Asche signifikant ab (Abb. 3a), obwohl
ein Mg-Eintrag durch die Asche erfolgt. Bei einer Kal-
kung wird generell eine Abnahme der Mg-Aufnahme
durch die Pflanzen beobachtet, was dem Antagonismus
zwischen Ca- und Mg-Aufnahme zugeschrieben wird
(Marschner 2012, Halvin et al. 2005). In unserem Versuch
konnte bei Aschezugaben kein signifikanter Effekt auf
die Mengen an absorbiertem Ca beobachtet werden
(Abb. 3). Ein Antagonismus zur Aufnahme von K scheint
daher plausibler.
Aufnahme von MSE durch Sonnenblumen
Bei Anwesenheit von Asche war die Zn- und Ni- Auf-
nahme durch Sonnenblumen geringer. Dieser Effekt ist
unter limitierenden Bedingungen bezüglich NPMgK
(Abb. 3a) signifikant, hingegen nicht signifikant unter
nicht limitierenden Bedinungen (Abb. 3b). Die redu-
zierte Zn- und Ni-Aufnahme bei Vorhandensein von
Asche kann mit den tiefen austauschbaren Zn- und Ni-
Gehalten (Extraktion durch AAE) in Verbindung gebracht
Zugeführte Mengen (kg/ha in drei Jahren)
Maximal zulässig1 Aschen Enerbois Landwirtschaftlicher Kompost2
TS3 25000 5000 25000
Zn 10 0,89 3,71
Cu 2,5 0,55 1,59
Ni 0,75 0,26 0,37
Pb 3 0,11 1,15
Cd 0,025 <0,002 <0,003
Hg 0,025 nd4 nd4
1 Abgeleitet aus dem Anhang 2.6 der Verordnung zur Reduktion von Risiken beim Umgang mit bestimmten besonders gefährlichen Stoffen, Zubereitungen und Gegenständen
(=ChemRRV).2 Selon Kupper und Fuchs (2007), schweizerische landwirtschaftliche Komposte enthalten im Mittel an Zn, Cu, Ni, Pb und Cd 148, 64, 15, 46 et 0,1 mg/kg TS.3TS: Trockensubstanz.4nd: nicht bestimmt, da die Gehalte der Dünger unterhalb der Nachweisgrenze lagen.
Tab. 3 | Zulässige Maximalmengen an MSE für rezyklierte Dünger und mittlere Mengen, die auftreten bei der Zugabe von 25 t TS/ha eines landwirtschaftlichen Kompostes oder der Zugabe von 5 t TS/ha Rostasche von Enerbois
238
Pflanzenbau | Holzasche: ein neuer Dünger für die Landwirtschaft
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Aschemenge zur K-Düngung einer Kultur 5 t TS/ha nicht
übersteigen. Mit einer Maximalmenge an Asche von 5 t
TS/ha, wobei diese Menge in einer oder mehreren Gaben
über insgesamt drei Jahre zu erfolgen hat, sind die mit
der Asche eingetragenen Mengen an MSE deutlich
geringer als (i) die zugelassenen Maximalmengen in
rezyklierten Düngern und (ii) als die eingebrachten
Mengen durch einen klassischen landwirtschaftlichen
Kompost, der mit der zugelassenen Maximaldosis von
25 t TS/ha in drei Jahren ausgebracht wird (Tab. 3). Diese
Feststellung wirft die Frage auf, ob die Maximalgehalte
für MSE, die momentan für Aschen gelten, sachdienlich
sind. Eine Modifikation der Maximalgehalte in Abhän-
gigkeit von der Menge an ausgebrachter TS würde
erlauben, die zulässigen Maximalmengen an MSE zu res-
pektieren, gleichzeitig könnte der Wert neuer natürli-
che Düngerquellen wie jener der Rostasche angehoben
werden.
Diese Resultate weisen in dieselbe Richtung wie
andere Studien, welche aufzeigen, dass Holzaschen, die
gelegentlich in agronomischen Dosen zum Einsatz kom-
men, keine kurz- oder langfristigen Umweltrisiken dar-
stellen würden (Demeyer et al. 2001, Hébert et Breton
2008). Demeyer et al. (2001) betonen, dass schon allein
die Bedürfnisse zur Bodenverbesserung oder zur K-Dün-
gung im allgemeinen die Dosis der auszubringenden
Asche begrenzen.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Rostasche
der Zentrale Enerbois keine Risiken für die Böden und
die Kulturen darstellen. Die Rostasche könnte als Kali-
umdünger auf sauren Böden eingesetzt werden. Es wäre
interessant die Forschung fortzusetzen, wobei die Aus-
wirkungen dieser Asche auf neutrale und leicht alkali-
sche Böden sowie auf die Felder zu untersuchen wäre. n
Dank
Die Autoren sind der Unternehmung Romande Energie SA für die Co-Finanzie-rung dieser Studie zu Dank verpflichtet sowie Dr. M. P. Turpault, INRA Nancy, für die mineralogischen Analysen.
239
Holzasche: ein neuer Dünger für die Landwirtschaft | Pflanzenbau
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Wood ashes: a new fertilizer for Swiss
agriculture
The use of wood ashes as potash
fertilizer was tested on sunflower. The
greenhouse experiment was conducted
in Changins and used wood ashes
provided by the wood power station
Enerbois (Vaud). These ashes contained
high amounts of Ca and K but also
trace elements, particularly Cu, Zn and
Ni. Results of the trial highlighted an
efficiency of K contained in these ashes
equivalent to that of KCl used as
reference potassic fertilizer. In NPKMg-
limiting conditions, the wood ashes
had a positive effect on the biomass of
sunflower and the absorption of K, but
they reduced the amount of absorbed
Ni and Zn, probably because of the
negative effect of liming on the
solubility of these elements. In
not-NPKMg-limiting conditions, the
same trends were observed regarding
the biomass and the absorption of Ni
and Zn. This trial showed that despite
Ni and Cu contents beyond the limits
currently approved in Switzerland for
recycling fertilizer, it is above all the K
levels that limit the amount of ashes to
be spread.
Key words: wood ashes, potassium,
trace element, nutrient solubility,
liming, Swiss legislation.
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 232–239, 2014
Le ceneri del legno: un nuovo
fertilizzante per agricoltura Svizzera
Questo articolo riassume i principali
risultati di una prova svolta in serra
allo scopo di verificare gli effetti delle
ceneri provenienti dalla centrale a
legno Enerbois e utilizzate come
fertilizzante potassico sul girasole.
Queste ceneri presentavano elevati
tenori in Ca e in K, ma contenevano
anche tracce metalliche, in particolare
Cu, Zn e Ni. Questa prova ha eviden-
ziato una disponibilità in potassio
contenuto nelle ceneri equivalente a
quella di KCI utilizzata come fertiliz-
zante potassico di riferimento. In
condizioni limitanti in NPKMg queste
ceneri hanno ottenuto un effetto
favorevole sulla biomassa del girasole
e sull’assorbimento di K, mentre le
quantità di Ni e Zn assorbite sono
diminuite, presumibilmente a causa
dell’effetto negativo sulla solubilità
della calcinazione di questi elementi. In
condizioni senza limitazioni in NPKMg
sono state osservate le stesse tendenze
sia sulla biomassa, sia sull’assorbi-
mento di Ni e ZN. Questa prova ha
mostrato che, malgrado i tenori in Ni e
Cu si situino oltre le soglie attualmente
autorizzate in Svizzera per lo spargi-
mento di fertilizzanti da riciclaggio,
siano soprattutto i tenori in K a
limitare la quantità di cenere da
spargere.
240 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 240–247, 2014
wirtschaft in ihrer Wettbewerbsfähigkeit und trägt
damit neben dem technischen Fortschritt zum Struktur-
wandel bei (BLW 2009). Die Landwirtschaft hat zwei
Möglichkeiten, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Zum einen durch die Steigerung der Produzentenpreise,
zum andern durch die Senkung der Produktionskosten.
Auf Grund ihrer Stellung in der Wertschöpfungskette
E i n l e i t u n g
Mit dem Landwirtschaftsgesetz von 1998 brach für die
Schweizer Landwirtschaft eine Zeitenwende an. Direkt-
zahlungen sind seither nicht mehr mengen- und
produktgebunden, sondern an gemeinwirtschaftliche
Leistungen geknüpft. Der Markt beeinflusst die Land-
Wie kann die betriebswirtschaftliche Weiter-bildung in der Landwirtschaft optimiert werden?Florian Sandrini1, Bruno Durgiai1, Sylvie Aubert2 und Hansjörg Meier2
1Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz2AGRIDEA, 8315 Lindau, Schweiz
Auskünfte: Sylvie Aubert, E-Mail: sylvie.aubert@agridea.ch
Mitglieder der Begleitgruppe diskutieren über Massnahmen zur Optimierung der betriebswirtschaftlichen Weiterbildung.
A g r a r w i r t s c h a f t
Wie kann die betriebswirtschaftliche Weiter bildung in der Landwirtschaft optimiert werden? | Agrarwirtschaft
241
Zusa
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ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 240–247, 2014
Bei der Wettbewerbsfähigkeit der landwirt-
schaftlichen Betriebe nehmen die Produkti-
onskosten eine Schlüsselrolle ein. Verschie-
dene Akteure in der landwirtschaftlichen
Beratung und Bildung boten dazu in der
Vergangenheit Weiterbildungen an. Dabei
blieben die Teilnehmendenzahlen unter den
Erwartungen. Die Arbeitsgruppe Opticost
wollte den Gründen auf die Spur kommen,
um Verbesserungsmassnahmen abzuleiten.
Dazu führte sie halbstrukturierte Expertenin-
terviews auf den Stufen Projektleitende,
Beratende und Teilnehmende in fünf
betriebswirtschaftlichen Weiterbildungs-
projekten der Schweizer Landwirtschaft
durch. Zusätzlich analysierte sie auf Stufe
Beratende je ein betriebswirtschaftliches
Weiterbildungsprojekt der französischen,
deutschen und österreichischen Landwirt-
schaft sowie ein branchenfremdes Projekt in
der Schweiz. Die Analyse der Experteninter-
views fand nach Meyer (2009), das theoreti-
sche Kodieren nach Böhm (1994) statt. Die
Resultate zeigten, dass bei der Zielgruppe
zwischen innovativen und reaktiven Teilnah-
memustern unterschieden werden kann.
Personen mit innovativem Teilnahmemuster
kamen aus eigenem Antrieb heraus an die
Weiterbildungen. Für Personen mit reaktivem
Muster bestand eine betriebliche Notwendig-
keit. Bei der Gestaltung der Weiterbildungen
beeinflusste die Gewichtung von Bildungsan-
spruch und Zielgruppenorientierung die
Zusammensetzung des Teilnehmerkreises.
Die Direktkommunikation zeigte bei der
Sensibilisierung der Teilnehmenden die beste
Wirkung. Sie sollte zukünftig besser auf die
Zielgruppe abgestimmt werden und ver-
mehrt landwirtschaftliche Verbände, Bera-
tende, Treuhänderinnen und Treuhänder usw.
mit einbeziehen.
können Einzelbetriebe vor allem auf die Produktions-
kosten direkten Einfluss nehmen. Eine Steigerung der
Produzentenpreise ist auf Grund der politischen Ent-
wicklung mit zunehmenden Freihandelsabkommen und
sinkendem Grenzschutz in den nächsten Jahren nicht zu
erwarten.
Die Politik, die AGRIDEA und der Schweizer Bauern-
verband (SBV) haben die Schlüsselrolle der Produktions-
kosten für die landwirtschaftlichen Betriebe erkannt.
Gemeinsam mit dem Bundesamt für Landwirtschaft BLW
gründeten sie die Arbeitsgruppe Opticost. Diese unter-
suchte mit anderen Stakeholdern der Branche die Strate-
gie- und Kostenentwicklung aus bildungspolitischer
Sicht. Dabei erkannte die Arbeitsgruppe, dass die Bera-
tungs- und Bildungsorganisationen verschiedene Mass-
nahmen zur Förderung der Kostenoptimierung und stra-
tegischen Betriebsentwicklung unternommen hatten.
Die Teilnehmendenzahlen blieben aber oftmals unter
den Erwartungen. Gleichzeitig zeigten Auswertungen
verschiedener landwirtschaftlicher Organisationen ein
ungünstiges Input/Output-Verhältnis und damit ein
erhebliches Einsparungspotenzial auf den Betrieben.
Dazu kam, dass oftmals Betriebe mit dem höchsten Opti-
mierungspotenzial nicht an den betriebswirtschaftlichen
Weiterbildungen teilnahmen. (Die Begriffe Weiterbil-
dung und Kurs werden in diesem Artikel gleich gesetzt.
Sie beinhalten speziell ausgerichtete Bildungsveranstal-
tungen, Arbeitskreise und individuelle Beratung inner-
halb eines Beratungs- oder Bildungsprojekts).
Diesem Sachverhalt wollte die Arbeitsgruppe Opti-
cost auf den Grund gehen. Sie formulierte ein Projekt,
das den Teilnahme- und Umsetzungsprozess einer
betriebswirtschaftlichen Weiterbildungsveranstaltung
untersuchte und Verbesserungsmassnahmen für die
Zukunft ableitete.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Organisation der Verantwortlichkeiten
Für die Bearbeitung des Projekts kreierte die Arbeits-
gruppe Opticost ein Projektteam und eine Begleit-
gruppe. Letztere wurde im Rahmen dieser Arbeit um
Vertretende der Organisationen Agroscope, des Bera-
tungsforums Schweiz (BFS) und der Schulleiterkonferenz
der landwirtschaftlichen Berufsfachschulen ergänzt.
Dem Projektteam gehörten je zwei Vertretende der
AGRIDEA und der Hochschule für Agrar-, Forst und
Lebensmittelwissenschaften (HAFL) an.
Die Begleitgruppe bestimmte die strategische Aus-
richtung des Projekts. Sie beschloss, welche Projekte in
der Schweiz untersucht und welche Fragen beantwortet
werden sollten. Das Projektteam war mit der operatio-
Agrarwirtschaft | Wie kann die betriebswirtschaftliche Weiter bildung in der Landwirtschaft optimiert werden?
242 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 240–247, 2014
nellen Untersuchung der ausgewählten Projekte und der
Beantwortung der Fragen beauftragt. Zudem konnte sie
die zu untersuchenden ausländischen Projekte mit vor-
heriger Konsultation der Begleitgruppe auswählen, um
eine zielgerichtete Auswahl in Bezug zu den bereits
untersuchten Schweizer Projekten sicherzustellen.
Beschreibung der Projektauswahl
Meier (2012) identifizierte in der ersten Analyse im
Opticost-Projekt acht verschiedene kostenbezogene
Wirkungsbereiche, die die Landwirte beeinflussen kön-
nen. Daraus leitete die AGRIDEA verschiedene Einfluss-
bereiche ab, mit denen über die Landwirte Einfluss auf
die Wirkungsbereiche genommen werden kann (Abbil-
dung 1). Zwei der identifizierten Einflussbereiche sind
die Bildung und die Beratung. Auf dieser Grundlage
wählte die Begleitgruppe nach einer Expertendiskussion
folgende fünf zu analysierende Projekte aus:
•• Actif Regional Creatif (ARC)
•• Bergmilch-Projekt
•• Betriebsmanagement im Obstbau (Interreg IV CH-D)
•• Kostenoptimierung Milchproduktion
•• Kurs Maschinenkostenberechnung einer landwirt-
schaftlichen Schule
Mit der Projektauswahl wollte die Begleitgruppe eine
möglichst grosse Bandbreite der acht Wirkungsbereiche
bearbeiten und eine gleichmässige geografische Vertei-
lung der Projekte in der Schweiz sicherstellen.
Nach dem Vorliegen der Resultate aus den analysier-
ten Schweizer Projekten, wählte das Projektteam drei
ausländische Beratungsprojekte in Frankreich, Öster-
reich und Deutschland aus. Um einen Einblick in eine
andere Branche zu erhalten, wurde zudem ein Weiter-
bildungsangebot aus dem Gesundheitsbereich analy-
siert.
Analyse der Projekte
Das Ziel der Projektanalysen bestand in der Ausarbei-
tung neuer Fakten, die in Zusammenhang mit der Teil-
nahme und der Durchführung einer Weiterbildung stan-
den. Die Weiterbildungsphasen teilte man in eine
Vorkurs-, eine Kurs- und eine Nachkursphase ein. Ergän-
zend dazu gab es einen Bereich, der nicht direkt einer
Kursphase zuzuordnen war.
Die jeweiligen Weiterbildungsunterlagen und halb
strukturierten Interviews mit den Projektleitenden und
einer Auswahl an Beratungskräften (Kursleitenden) und
Teilnehmenden waren die Grundlage der Analyse der
Schweizer Projekte. Bei den ausländischen Projekten
beschränkte sich die Analyse auf die halb strukturierten
Interviews mit den Beratenden.
Bei der Interviewanalyse orientierte sich das Projekt-
team an Meyer (2009) zur Auswertung von Expertenin-
terviews. Die daraus erfolgte Theoriebildung ergänzte
man mit der Vorgehensweise des theoretischen Kodie-
rens nach Böhm (1994). Durch die Kombination der Inst-
rumente war es möglich, Gemeinsames über die Pro-
jekte zu erarbeiten und Unterschiede aufzuzeigen.
Gleichzeitig konnten konkurrierende Deutungen mini-
miert werden, die bei qualitativen Analysemethoden
möglich sind, da es keine eindeutige Interpretation von
Texten gibt (Meyer 2009).
Beeinflusser Entscheider Wirkungsbereich
1. Strategie festlegen
2. Kooperationen eingehen
3. Investitionen tätigen
4. Investitionen finanzieren
5. Produktionsmittel einkaufen
6. Controlling durchführen
7. Betrieb entwickeln
8. Organisieren
Bildung
Beratung
Forschung
Agridea
Firmen
Führungskompetenz
Fachkompetenz
Sozialkompetenz Selbstkompetenz
Familie
Verbände Verwaltung
Organisationen
Abb. 1 | Beeinflussung der landwirtschaftlichen Entscheider. (AGRIDEA 2012)
Wie kann die betriebswirtschaftliche Weiter bildung in der Landwirtschaft optimiert werden? | Agrarwirtschaft
243Agrarforschung Schweiz 5 (6): 240–247, 2014
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Zielgruppennachfrage
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Abb. 2 | Sensibilisierungsmodell zu betriebswirtschaftlichen Weiterbildungen in der Landwirtschaft. Der blau hinter-legte Bereich ist der Prozess, den die Teilnehmenden durchlaufen, der grün hinterlegte Bereich derjenige, den die Be-ratungsorganisationen durchlaufen. Beide decken die Vorkursphase ab. Die Kursphase entspricht dem rosa Feld und die Nachkursphase dem grauen Feld. Rechteckige Körper stellen Prozessschritte dar, ovale Körper Einflussfaktoren.
Agrarwirtschaft | Wie kann die betriebswirtschaftliche Weiter bildung in der Landwirtschaft optimiert werden?
244 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 240–247, 2014
Entwicklung des Sensibilisierungsmodells
Aus den Erkenntnissen der Interviews und der Weiter-
bildungsunterlagen entwickelte das Projektteam ein
Sensibilisierungsmodell. Dieses Modell stellt einerseits
das Verhalten der Zielgruppe in Bezug zu einer Kurs-
teilnahme dar. Andererseits nimmt es auch diejenigen
Elemente auf, die betriebswirtschaftliche Weiterbil-
dungsveranstaltungen in Zukunft erfolgreicher machen
sollen. Für die praktikable Umsetzung der im Modell
beschriebenen Vorgehensweise wurden wiederum
operationelle und strategische Verbesserungsmassnah-
men abgeleitet.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Die Resultate dieser Arbeit werden im Rahmen des
Sensibilisierungsmodells dargestellt und diskutiert
(Abb. 2).
Teilnehmendenperspektive
Ausschlaggebend für den Besuch einer betriebswirt-
schaftlichen Weiterbildung sind Betrieb und Familie. Die
Teilnehmenden setzten die Informationen aus der
Umwelt und aus Sensibilisierungsmassnahmen in Bezug
zu ihrem eigenen Wissen. Die Art der Informationen
beeinflusste dabei die kognitive Verarbeitung. Die Per-
sonen wurden in eine Gruppe mit innovativem Muster
und eine Gruppe mit reaktivem Muster unterteilt.
Innovatives Muster
Diese Personengruppe bearbeitete die Umwelt- und Sensi-
bilisierungsinformationen in Bezug auf die persönlichen
Ziele. Die Teilnehmenden erkannten aus diesen Informati-
onen eine Chance für die zukünftige Betriebsentwicklung.
Für sie resultierte ein persönliches und/oder betriebsbezo-
genes Handlungspotenzial. Daraus formulierten sie unab-
hängig von den bisherigen Sensibilisierungsinformatio-
nen Kursziele in Bezug auf Inhalt und Aufbau (Form).
Stimmten diese Ziele mit einem Angebot überein, bilde-
ten diese Teilnehmenden für einen bestimmten Kurs eine
Teilnehmendenperspektive und nahmen am Kurs teil.
Damit die Teilnehmendenperspektive gebildet werden
konnte, mussten die Sensibilisierungsmassnahmen der
Zielgruppe zu diesem Zeitpunkt Informationen über die
Weiterbildungsziele und -form bereitstellen.
Reaktives Muster
Diese Personengruppe verarbeitete die Umwelt- und
Sensibilisierungsinformationen in Bezug auf ihren
Betrieb und erkannte daraus eine Gefahr. Für diese
Gruppe ergab sich eine Handlungsrelevanz. Die Kurs-
ziele formulierte sie analog der Personengruppe mit
innovativem Muster und ging auch beim weiteren Teil-
nahmeprozess gleich vor.
Eine weitere Untergruppe mit reaktivem Muster
konnte die Gefahrenanzeichen für ihren Betrieb nicht
aus den Umwelt- oder sonstigen Sensibilisierungsinfor-
mationen entnehmen. Sie musste durch produktions-
technische Beratende oder Treuhänderinnen und Treu-
händer auf eine betriebsbezogene Gefahr aufmerksam
gemacht werden. In Einzelfällen wiesen diese die Betrof-
fenen direkt an eine Weiterbildung weiter. War dies
nicht der Fall, vergingen zwischen dem Wissen um die
Gefahr und einer Kursteilnahme mitunter mehrere Jahre.
Veranstalterorientierung
Bei der Gestaltung von Weiterbildungsangeboten traten
verschiedene Anspruchsgruppen auf. Die Beratung ver-
suchte unter Berücksichtigung der eigenen Bedürfnisse
(Bildungsanspruch) und in Einzelfällen derjenigen der
Landwirtschaft (Zielgruppennachfrage) relevante Wei-
terbildungsangebote zu schaffen. Mit der Gestaltung
des Weiterbildungsangebots nahm die Beratung eine
Relevanzperspektive ein. Sie begründete, weshalb eine
Weiterbildung relevant ist und leitete daraus die Kurs-
ziele und damit den Kursinhalt und den Kursaufbau ab.
Bei der Kursgestaltung gewichteten die untersuch-
ten Projekte den Bildungsanspruch und die Zielgruppen-
orientierung unterschiedlich. Das beeinflusste die
Zusammensetzung der Teilnehmenden in den Projekten.
Angebote mit einer hohen Zielgruppenorientierung
sprachen vor allem Teilnehmende an, die einem innova-
tiven Muster folgten.
Erfolgsfaktoren Vorkursphase
Die Sensibilisierungsmassnahmen haben entscheiden-
den Einfluss auf die Weiterbildungsteilnahme. In diesem
Zusammenhang gilt es zwei grundsätzliche Fragen zu
beantworten:
1. Wie kann die Zielgruppe am besten sensibilisiert
werden?
Die Direktkommunikation zwischen Vertretenden land-
wirtschaftlicher Organisationen und den Landwirtinnen
und Landwirten erzielte die beste Wirkung. Aber auch
Printmedien erreichten die Zielgruppe.
2. In welcher Phase sollen die Sensibilisierungsmass-
nahmen auf die Zielgruppe treffen?Allgemeine Sensibilisierungsinformationen (Zeitungs-
artikel, Vorträge usw.) müssen dann auf die Zielgruppe
treffen, wenn sie sich mit dem Thema auseinandersetzt.
Dazu ist eine breite Streuung der Informationen nötig. Je
nach Zielgruppe reichen diese Massnahmen aber nicht aus.
Wie kann die betriebswirtschaftliche Weiter bildung in der Landwirtschaft optimiert werden? | Agrarwirtschaft
245Agrarforschung Schweiz 5 (6): 240–247, 2014
Nachkursphase
Im Anschluss an eine Kursphase ging es um die eigentli-
che Umsetzung des Gelernten aus der Kursphase. Die
Teilnehmenden setzten bei der Umsetzung im Anschluss
an eine Weiterbildung den Kursoutput in Bezug zum
Betrieb und zur Familie.
Wenn Weiterbildungen auf einzelne Bereiche oder
Instrumente fokussierten, waren Handlungen auf strate-
gischer Ebene nur in Einzelfällen möglich. Die Umset-
zungen aus solchen Kursen beschränkten sich primär auf
den behandelten Themenbereich. Trotzdem konnten sie
die strategische Dimension eines Betriebes beeinflussen.
Erfolgsfaktoren Nachkursphase
Eine zielgerichtete Umsetzung im Anschluss an einen
Kurs kann erhöht werden, wenn die Teilnehmenden in
der Lage sind, ihre Erkenntnisse in Bezug zu ihrem Vor-
haben und dem Umfeld zu reflektieren. Eine erfolgrei-
che Nachkursphase kann in diesem Zusammenhang auch
bedeuten, dass nichts aus dem Kurs umgesetzt wird.
Von der Veranstalterseite her kann die Erfolgschance
einer Umsetzung durch eine fakultative Umsetzungsbe-
ratung erhöht werden.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Aus den Erkenntnissen zog das Projektteam Schlussfol-
gerungen auf strategischer und operationeller Ebene.
Diese Schlussfolgerungen sollen dazu dienen, die
Erkenntnisse auf eine anwendungsbasierte Ebene zu
transferieren.
Strategische Ebene
•• Die Sensibilisierungsmassnahmen müssen zukünftig
besser auf die Zielgruppe ausgerichtet sein. Dazu
sollten wichtige Beeinflussende wie Beratungskräfte,
Treuhänderinnen und Treuhänder, landwirtschaftliche
Verbände usw. in die Sensibilisierung mit einbezogen
werden. Damit sie die Landwirte an eine Weiterbil-
dung der eigenen oder einer externen Organisation
weiterleiten können, muss die Vernetzung zwischen
den verschiedenen Stellen zunehmen.
•• Um verschiedene Kursformen zu unterschiedlichen
Zeitpunkten anbieten zu können und genügend
Teilnehmende zu erhalten, sollten entsprechende
Veranstaltungen interkantonal koordiniert werden.
Damit kann gleichzeitig auch den ausgeprägten
Anonymitätsbedürfnissen der Zielgruppe entsprochen
werden.
•• Die Inhalte von Weiterbildungen müssen sich zwin-
gend an den Bedürfnissen der Zielgruppe orientieren,
der die landwirtschaftliche Beratung in erster Linie
Für die Bildung der Teilnehmendenperspektive muss
die Zielgruppe unmittelbar nach der Formulierung
ihrer Kursziele mit weiteren, spezifischeren Kursinfor-
mationen bedient werden. In dieser Phase ist es gut
möglich, dass die Zielgruppe aktiv nach Kursangebo-
ten sucht.
Kursphase
In der Kursphase waren die Kursziele, der Kursinhalt
und der Kursaufbau von zentraler Bedeutung. Für die
Bewertung der Kursziele waren Relevanz und Erreich-
barkeit zentral. Nur wenn beide Faktoren erfüllt
waren, konnten die Ziele erreicht werden. Für eine
hohe Relevanz mussten die Ziele der Weiterbildungs-
veranstaltung mit jenen der Teilnehmenden überein-
stimmen. Dies wurde erreicht, indem die Teilnehmen-
den in die Ausarbeitung der Ziele miteinbezogen
wurden.
Für ein optimales Vorgehen innerhalb der Kurse
waren ziel- und anwendergerechte Inhalte wichtig.
Einige der Projekte erreichten dies, indem sie die Teil-
nehmenden- und die Zielorientierung optimal aufein-
ander abstimmten.
Der Kursaufbau spielt in Bezug auf den Veranstal-
tungsort, die Lernräume und die Zeitstruktur (Zeitpunkt
und Dauer) eine wichtige Rolle (Siebert 2003). Der Kurs-
aufbau war in den untersuchten Projekten nie der allei-
nige Grund für eine Kursteilnahme, konnte aber je nach
Gestaltung der Lernräume (Einzeldiskussion vs. Grup-
pendiskussionen, Angst vor Blossstellung) von einem
Kursbesuch abhalten. Je nach Kurszielen spielte der
Angebotszeitpunkt eine wichtige Rolle. Themen, die im
Rahmen von Umwelteinflüssen (Milchpreis, Agrarpolitik
usw.) auftraten, waren in einem begrenzten Zeitrah-
men relevant. Probleme, die in Zusammenhang mit dem
Betriebsentwicklungszyklus der Landwirtinnen und
Landwirte standen (Strategieentwicklung, Generatio-
nenwechsel usw.), waren unbegrenzt relevant. Ein per-
manentes Kursangebot für die zweitgenannte Gruppe
ist daher unbedingt nötig.
Erfolgsfaktoren Kursphase
In den Kursen galt es, die Bedürfnisse der Veranstalten-
den mit jenen der Teilnehmenden zu vereinen. Je besser
die Weiterbildungen die Zielgruppen- und Teilnehmen-
denorientierung praktizierten, desto besser konnten die
Ziele aufeinander abgestimmt werden. Damit stieg die
Erfolgschance einer Weiterbildung.
Weiterbildungen, die bei thematisch gleichem Inhalt
Veranstaltungen in verschiedenen Formen anboten,
konnten mehr Teilnehmende erreichen. Die Kursform als
Hemmfaktor fiel dabei weg.
246
Agrarwirtschaft | Wie kann die betriebswirtschaftliche Weiter bildung in der Landwirtschaft optimiert werden?
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 240–247, 2014
verpflichtet ist. Die Rolle verschiedener Anspruchs-
gruppen ist auf die finanzielle Trägerschaft und den
Einsatz zur Sensibilisierung zu beschränken.
Operationelle Ebene
•• Die Sensibilisierungsmassnahmen müssen sich besser
an den Eigenheiten der Zielgruppe orientieren. Sie
müssen ihre Informationen so gestalten, dass sie der
Zielgruppe in Bezug auf die Weiterbildung einen
Problem-Zielbezug ermöglichen.
•• Anhand der Zielgruppe muss für die Sensibilisierungs-
massnahmen definiert werden, ob sie lediglich den
Zugang zu einer Weiterbildung schaffen sollen oder
ob sie auch den Grund (Gefahr für den Betrieb) für
eine Weiterbildungsteilnahme identifizieren müssen.
•• Damit sich die Weiterbildungsveranstaltungen an den
Bedürfnissen der unterschiedlichen Zielgruppen
orientieren, müssen verschiedene Themen in variabler
Form und Zeitdauer angeboten werden.
•• Auch bei einem klar auf ein Ziel ausgerichteten
Weiterbildungsangebot, muss es den Teilnehmenden
möglich sein, von den Beratungskräften unabhängige
Entscheidungen zu treffen.
•• Die Beratungsorganisationen sollten den Teilnehmen-
den adäquate Mittel für eine freiwillige Nachkursbe-
treuung zur Verfügung stellen. Dabei ist generell
darauf zu achten, dass es sich um dieselben Beraterin-
nen und Berater handelt, die schon in der Kursphase
anwesend waren.
Diese Schlussfolgerungen wurden mit der Arbeitsgruppe
Opticost diskutiert, wobei diese keinen Einfluss nehmen
konnte. Es liegt nun an den Vertreterinnen und Vertre-
tern der Arbeitsgruppe, die vorliegenden Erkenntnisse
in der Praxis umzusetzen, um langfristig eine effiziente
und effektive betriebswirtschaftliche Beratung und Wei-
terbildung in der Landwirtschaft zu ermöglichen. Insbe-
sondere die operationellen Verbesserungen sollten
unmittelbar in Angriff genommen werden. n
Literatur ▪ AGRIDEA, 2012. Ansätze zur Optimierung der Produktionskosten, 26 S. ▪ BLW, 2009. Die Schweizer Landwirtschaft im Aufbruch: Das neue Land-wirtschaftsgesetz – Eine Bilanz nach 10 Jahren, Bern, 36 S.
▪ Böhm A., 1994. Texte verstehen: Konzepte, methoden, Werkzeuge. UVK, Konstanz.
▪ Meier H, 2012. Wirkungsschema, AGRIDEA, 1 S.
▪ Meyer HO, 2009. Interview und schriftliche Befragung. Oldenburgverlag, München, Wien.
▪ Siebert H, 2003. Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung: Didaktik aus konstruktivistischer Sicht. Luchterhand, München/Unter-schleissheim.
247
Wie kann die betriebswirtschaftliche Weiter bildung in der Landwirtschaft optimiert werden? | Agrarwirtschaft
Ria
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Sum
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Agrarforschung Schweiz 5 (6): 240–247, 2014
How to optimize agricultural extension
for a successful farm management?
Production costs play a key role in the
competitiveness of agricultural
enterprises. In the past, various actors
in agricultural consultancy and
education offered advanced training,
but the number of participants
remained below expectations. To
investigate the reasons for this low
participation and determine measures
for improvement, the Opticost working
group conducted semi-structured
interviews with experts who were
project managers, consultants and
participants in five economic advanced
training projects in Swiss agriculture.
The group also interviewed consult-
ants from economic training projects
on French, German and Austrian
agriculture and from another project
outside this sector in Switzerland. The
analysis of the expert interviews was
carried out according to Meyer (2009),
the theoretical coding according to
Böhm (1994). The results showed that
a distinction could be made in the
target group between innovative and
reactive participation behaviour
patterns. Persons with innovative
behaviour patterns participated in the
advanced training programmes out of
their own initiative, whereas persons
with reactive patterns participated out
of operational necessity. In the
configuration of the training pro-
grammes, the importance of educa-
tional demands and target groups
orientation influenced the composition
of the participants. Direct communica-
tion showed the best effect in raising
the awareness of the participants.
Lastly there should be more adaptation
to the target group in future, and more
agricultural associations, consultants,
fiduciaries etc. should be included.
Key words: agricultural extension,
extension approaches, extension activi-
ties, extension strategies.
Come migliorare la formazione continua
nella gestione aziendale nell’agricol-
tura?
I costi di produzione svolgono un ruolo
chiave per la concorrenzialità di un’a-
zienda agricola. In passato, diversi
istituti di consulenza e formazione nel
settore primario hanno proposto corsi di
aggiornamento. Il numero di iscritti,
tuttavia, si è sempre situato al di sotto
delle aspettative. Il gruppo di lavoro
Opticost ha voluto risalire alle cause di
questo disinteresse, per individuare i
possibili correttivi. A questo scopo ha
condotto una serie di interviste semi-
strutturate con diversi esperti (responsa-
bili di progetto, consulenti e parteci-
panti) a margine di cinque progetti di
aggiornamento avviati dall’agricoltura
svizzera nel settore della gestione
aziendale. Per quanto concerne la
consulenza, inoltre, ha analizzato tre
progetti analoghi, sempre nel settore
agricolo (uno francese, uno tedesco e
uno austriaco), e un progetto svizzero,
riguardante invece un altro settore.
L’analisi delle interviste si è basata su
Meyer (2009), mentre la parte teorica si
è riferita piuttosto a Böhm (1994). Da
questi lavori emerge che, nel gruppo
target, è possibile distinguere tra due
comportamenti, uno più innovativo e
uno più reattivo. Le persone che
presentano il primo comportamento
hanno partecipato ai corsi di propria
iniziativa, mentre le altre vi sono state
spinte da necessità legate alla gestione
della loro azienda. Nell’assetto degli
aggiornamenti, la ponderazione delle
esigenze di formazione e l’orientamento
in funzione dei gruppi target hanno
influito sulla composizione dei parteci-
panti. Quando si è trattato di sensibiliz-
zare i partecipanti, la comunicazione
diretta è il metodo che ha ottenuto i
migliori risultati. Questo tipo di approc-
cio, pertanto, andrebbe meglio regolato
in funzione dei gruppi target; occorrerà
anche coinvolgere maggiormente le
associazioni agricole, i consulenti, le
fiduciarie attive nel settore e così via.
248 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 248–255, 2014
A g r a r w i r t s c h a f t
dingt erschwerenden Produktionsbedingungen der
beiden Länder haben Ähnlichkeiten. Trotzdem weisen
norwegische Milchbetriebe aufgrund von Auswertun-
gen des IFCN (Hemme 2013) tiefere Produktionskosten
aus als vergleichbare Schweizer Betriebe. In einer
Bachelorarbeit an der ETH Zürich (Kohler 2013) wurde
in Zusammenarbeit mit Agroscope eine vergleichende
Kostenanalyse erstellt und den Ursachen der Kostenun-
terschiede auf den Grund gegangen.
Vergleich Schweizer und norwegischer Milchmarkt
Für die Interpretation der Kostenunterschiede müssen
vorerst die Rahmenbedingungen der beiden Länder
bekannt sein.
Norwegen hat – ähnlich wie die Schweiz – einen
ausgebauten Agrarschutz, wobei insbesondere der
Milchpreis stärker gestützt wird als in der Schweiz. Nor-
wegen hat die Milchproduktion durch eine Milchquote
begrenzt. Bei der Betrachtung von Tabelle 1 fällt auf,
dass die Kuhmilchproduktion und der Milchkuhbestand
E i n l e i t u n g u n d P r o b l e m s t e l l u n g
Die Schweiz exportiert traditionell einen beachtlichen
Teil der Milchproduktion. Allerdings wird die Milch auf
einem sehr hohen Kostenniveau produziert. Auswertun-
gen des International Farm Comparison Network (IFCN)
zeigen, dass die Kostendifferenz zu anderen europäi-
schen Ländern seit Jahren mehr oder weniger konstant
blieb (Hemme 2013; Hemme 2003). Durch die weltweit
steigenden Futterpreise ergab sich zwar eine gewisse
Annäherung zum Ausland, doch gleichzeitig verteuert
der starke Franken die Schweizer Export-Milchprodukte
zusätzlich.
Das hohe Kostenniveau wird meist mit dem hohen
Lohn- und Preisumfeld der Schweiz in Verbindung
gebracht – so auch in einem Betriebsvergleich mit Öster-
reich (Gazzarin et al. 2011). Mit Norwegen − Nicht-EU-
Mitglied mit hohem Preis- und Lohnumfeld − ergibt
sich für die Schweiz ein weiteres interessantes Ver-
gleichsland. Die Betriebsstrukturen und die naturbe-
Milchbetriebe: Warum produziert die Schweiz teurer als Norwegen?Christian Gazzarin1, Matthias Kohler2 und Ola Flaten3
1Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8356 Ettenhausen, Schweiz2ETH Zürich, Institut für Umweltentscheidungen IED, 8092 Zürich, Schweiz3Norsk institutt for landbruksøkonomisk forsking (NILF), 0155 Oslo, Norwegen
Auskünfte: Christian Gazzarin, E-Mail: christian.gazzarin@agroscope.admin.ch
Die Futterkosten sind in der Schweiz deutlich höher als in Norwe-gen – eine günstige Weidehaltung könnte hier Abhilfe schaffen. (Foto: Christian Gazzarin, Agroscope)
Tiefere Baustoffpreise, höhere Subventionen und weniger Platz für die Tiere sind die Ursachen für die tieferen Gebäudekosten in Nor-wegen. (Foto: Rasmus Lang-Ree, Geno)
Milchbetriebe: Warum produziert die Schweiz teurer als Norwegen? | Agrarwirtschaft
249
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 248–255, 2014
Die Milchproduktion in der Schweiz und
Norwegen hat vieles gemeinsam: Ein hohes
Preis- und Lohnumfeld, erschwerte natürliche
Bedingungen und ähnliche Betriebsstruktu-
ren. Ein Kostenvergleich mit Daten vom
International Farm Comparison Network
(IFCN) zeigt, dass die Schweizer Betriebe
trotzdem höhere Produktionskosten auf-
weisen. Die Analyse der Kostenpositionen
lokalisiert Unterschiede vor allem im Struk-
turkostenbereich. Höhere Gebäudekosten
können mit höheren Baustoffpreisen,
grösseren Gebäudevolumen, geringeren
Unterstützungszahlungen und häufigeren
Umbauten erklärt werden. Höhere Maschi-
nen- und Arbeitskosten stehen indirekt in
Zusammenhang mit den höheren Kraft-
futterpreisen und dem deutlich geringeren
Kraftfuttereinsatz auf den Schweizer
Betrieben. Zur Gewährleistung ähnlich
hoher Milchleistungen betreiben Schweizer
Betriebe einen vergleichsweise hohen
Aufwand für die Raufutterproduktion,
was zu höheren Arbeits-, Maschinen- und
Gebäudekosten führt. Im Hinblick auf
Kostensenkungsbemühungen kann eine auf
das Notwendige beschränkte Futterkonser-
vierung am ehesten eine Wirkung zeigen.
in der Schweiz deutlich höher sind. Vergleicht man die
vermarktete und konsumierte Menge an Milch, wird im
Unterschied zu Norwegen klar, dass die Schweiz eine
Überproduktion an Milch aufweist und folglich im
Unterschied zu Norwegen als Nettoexporteur da steht
(TSM 2013; Statistics Norway 2011).
Vergleich gesetzlicher Rahmenbedingungen
Zur Unterstützung der Multifunktionalität der Landwirt-
schaft werden gemäss OECD auch in Norwegen eine Viel-
zahl produktungebundener Zahlungen entrichtet, deren
Anteil an der gesamten Unterstützung jedoch im Ver-
gleich zur Schweiz geringer ist (Hemme 2013). Neben
den Direktzahlungen sind auch Investitionshilfen ein
Mittel zur Unterstützung der Betriebe. In der Schweiz
werden gemäss Strukturverbesserungsverordnung (SVV,
Art. 19) neben den Investitionskrediten zusätzlich Bei-
träge für Bauvorhaben in den Hügel- und Bergzonen
entrichtet. In Norwegen sind diese beiden Systeme zur
Investitionshilfe ebenso bekannt. Die Unterstützungs-
zahlungen sind umgerechnet pro GVE in Norwegen
jedoch höher. Der Vergleich der Investitionshilfen in den
beiden Ländern ist in Tabelle 2 anhand einer Beispielsbe-
rechnung mit 50 GVE in zentraler Lage und mit 18 GVE in
peripherer Lage dargestellt (Agroscope Baukostenerhe-
bung 2012; Ottesen et al. 2008). In der Schweiz bringen
die Investitionshilfen je nach Betriebsgrösse und Lage
eine Baukostenersparnis von 13−19 %. In Norwegen wer-
den bis 30 % der Baukosten übernommen (Gesetz Nr. 75,
Art. 3, Abs. 3, Nr. 2). In der Schweiz führt neben den deut-
lich höheren Erstellungskosten der geringere Unterstüt-
zungsanteil des Staates zu einer zusätzlichen Differenz.
In der Schweiz werden zudem Gebäudeinvestitionen
im Vergleich zu Norwegen stark von gesetzlichen Bestim-
mungen beeinflusst (zum Beispiel Tierschutzgesetz).
Schweiz Norwegen
Milchkonsum1, 4 [t/a] 2 959 120 1 626 500
Milchkonsum pro Kopf5 [kg/a] 376 327
Kuhmilchproduktion1, 2 [t/a] 4 079 000 1 642 000
Vermarktete Kuhmilch1, 2 [t/a] 3 410 000 1 524 000
Milchkühe1, 3 Anzahl 590 000 233 000
Milchleistungen pro Kuh5 [kg/a] 6914 7047
Milchviehbetriebe1, 3 Anzahl 28 973 10 545
Milchproduktion pro Betrieb5 [t/a] 140,8 155,7
Milchpreis1, 2 [Fr./100 kg] 62,06 74,95
Quellen: 1)Milchstatistik der Schweiz 2011, SBV 2)Norwegian Agriculture Economics Research Institute 2010 3)Statistics Norway 2011 4)FAO Statistics 2009 5)eigene Berechnung
Tab. 1 | Gegenüberstellung wichtiger Kennzahlen des Schweizer und norwegischen Milchmarktes. Alle Gewichtsangaben beziehen sich auf ein Milchäquivalent (1 kg Milch mit 73 g Fett und Eiweiss, definiert durch das BLW)
Agrarwirtschaft | Milchbetriebe: Warum produziert die Schweiz teurer als Norwegen?
250 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 248–255, 2014
Dies führt tendenziell zu jüngeren und grösseren
Gebäuden, die höhere Abschreibungen verursachen.
Demgegenüber gibt es in Norwegen geringere Restrik-
tionen im Bereich Tierschutz. Betrachten wir in Tabelle
3 die «Mindestmasse pro Tier» beim Anbindestall, so
zeigt sich, dass die norwegischen Betriebe ihren Tieren
deutlich weniger Platz zur Verfügung stellen müssen
als die Schweizer Betriebe. In Norwegen erfolgt eine
Gebäudeinvestition damit mehrheitlich nach ökonomi-
schen Kriterien mit dem Ziel, die Prozesse zu optimie-
ren und Kosten zu senken (Flaten 2002), was bei einem
gemässigten Strukturwandel eher zu älteren Gebäu-
den führt.
Vergleich der Preise
Ein umfangreicher Preisvergleich von Produktionsmitteln
bestätigte das hohe Preis- und Lohnumfeld beider Länder.
Tabelle 4 listet Preise von Produktionsmitteln und
Investitionsgütern auf, die grössere Unterschiede auf-
weisen. Betroffen sind die Preise für Baustoffe, insbeson-
dere für Holz, die in der Schweiz deutlich höher sind als
in Norwegen. Lediglich beim Preis für Baustahl liegen
beide Länder gleich auf. Der Vergleich der Anschaf-
fungspreise für Maschinen zeigte für beide Länder rela-
tiv geringe Unterschiede.
Ein grösserer Preisunterschied ist bei den verarbeite-
ten Futtermischungen (Kraftfutter) erkennbar. Kraftfut-
Kosten (in Fr.)18 GVE 50 GVE
Schweiz Norwegen Schweiz Norwegen
Baukosten pro GVE 25 275 19 900 21 520 14 200
Totale Baukosten 455 000 358 000 1 076 000 710 000
Beiträge (inkl. Sockelbeitrag) 87 000 107 000 155 0001 145 0001
Effektive Baukosten für den Betrieb 368 000 251 000 921 000 565 000
Effektive Baukosten pro GVE 20 444 13 944 18 420 11 300
Kostenvorteile in Prozent – 32 – 391)entspricht Maximalbeitrag
Quelle: Agroscope Baukostenerhebung 2012, SVV Art. 19, Gesetz Nr. 75, Art. 3, Abs.3; Ottesen et al. 2008, eigene Berechnungen und Darstellung
Tab. 2 | Beispielsberechnung der Kosten für zwei typische Bauvorhaben in der Schweiz und in Norwegen (GVE = Grossvieheinheit)
Tiergrösse Beschreibung
Breite Länge
Kurzstand Langstand
Schweiz1 Norwegen2 CH NO CH NO
klein Widerristhöhe ab 1,2 m (CH), bis 350 kg (NO) 1 0,9 1,65 1,3 1,8 1,8
mittel Widerristhöhe ab 1,3 m (CH), ab 350 kg (NO) 1,1 1 1,85 1,5 2 1,9
gross Widerristhöhe ab 1,4 m (CH), über 500 kg (NO) 1,2 1,2 1,95 1,7 2,4 2,1
Quellen: 1)TschV, Anhang 1 2) Mattilsynet, 2010; eigene Darstellung
Tab. 3 | Mindestmasse (in m) für Standplätze in Anbindeställen der beiden Länder pro Tier
Produktionsfaktor Beschreibung Einheit Schweiz Norwegen
Baustoffe1-9
Standardbeton SN EN 206-1 Chloridgehalt: 0,10 Fr./m3 192–219 171–207
Sägerundholz Fichte Fr./m3 100–108 60–70
Flachstahl S235JR 100 kg 235–330 236–395
Futtermittel10,11,12
Milchleistungsfutter Rohprotein: 17 % Fr./dt 62 53
Boden13
Pachtpreise Grünland Zentral gelegen Fr./ha 600–800 700
abgelegen Fr./ha 540 220
Quellen: 1)betonsor.no 2)heidelbergcement.com 3)holcim.com 4)wvs.ch 5)slf.dep.no 6)bfs.ch 7)ferroflex.ch 8)norskstaal.no 9)riedo.ch 10)beutler-muehle.ch 11)slf.dep.no 12)finn.no 13)IFCN-Bericht 2012
Tab. 4 | Vergleich der Preise (inkl. Mehrwertsteuer – dargestellt sind nur die Positionen mit grösseren Unterschieden)
Milchbetriebe: Warum produziert die Schweiz teurer als Norwegen? | Agrarwirtschaft
251Agrarforschung Schweiz 5 (6): 248–255, 2014
(CH-18) liegt in der Bergregion und basiert auf Daten von
125 Buchhaltungsbetrieben (Mouron und Schmid 2011).
Der Betrieb mit 22 Milchkühen (CH-22) stammt aus der
Hügelregion und basiert auf Daten von 110 Buchhaltungs-
betrieben. Beide Betriebe repräsentieren einen namhaften
Anteil der Milchproduktion in der entsprechenden Region.
Während die beiden Schweizer Betriebe grundsätzlich
nach der Höhenlage differenziert sind, gelten bei den
norwegischen Betrieben geografische Unterscheidungs-
kriterien. Die weniger dicht besiedelte Region Nord-
Østerdalen (NO-20) liegt abgelegen und weiter nördlich.
Dies bedeutet für die Milchproduzenten zusätzlich
erschwerte Bedingungen (kürzere Vegetationsdauer) und
höhere Kosten, die jedoch durch höhere Produktepreise
und höhere Direktzahlungen teilweise ausgeglichen wer-
den. Mit 20 Kühen auf 27 ha ist NO-20 von der Besatz-
dichte her ziemlich extensiv. Das Milchleistungsniveau ist
jedoch auffallend hoch, für die Region aber typisch. Der
Betrieb NO-20 ist trotzdem am ehesten mit dem Betrieb
aus der Schweizer Bergregion (CH-18) zu vergleichen.
Betrieb NO-35 liegt in Jæren, am Meer im Südwesten
Norwegens mit milderem Klima und Anschluss an eine
Stadt, was tiefere Produktionskosten ermöglicht. Der
Betrieb ist mit seinen 35 Milchkühen leicht grösser als
die durchschnittlichen Milchbetriebe der Region. Er hat
dank seiner klimatischen Vorteile eine höhere Besatz-
dichte und ist mit dem Anbindestall und dem ähnlichem
Milchleistungsniveau grundsätzlich mit dem Schweizer
Betrieb CH-22 aus der Hügelregion gut zu vergleichen −
abgesehen von der grösseren Kuhanzahl.
Obwohl beide Länder ein ähnliches Lohnniveau auf-
weisen, werden für die Betriebe unterschiedliche
Ansätze gewählt, wobei insbesondere für Betrieb NO-35
aufgrund der zentralen Lage mit Fr. 37,2 ein deutlich
höherer Ansatz als auf den Schweizer Betrieben festge-
legt wird, denen eine einheitliche Bewertung von Fr. 28.−
zugrunde liegt (Gazzarin und Lips 2013).
ter ist in der Schweiz deutlich teurer als in Norwegen.
Bei den Pachtpreisen hat in beiden Ländern die geogra-
fische Lage der Fläche einen hohen Einfluss. Aufgrund
der oft dezentralen Lage von norwegischen Betrieben
lässt sich folgern, dass die Pachtpreise in der Schweiz im
Durchschnitt höher sein dürften.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass auf
Fremdkostenebene in erster Linie die Baustoffpreise
und die Kraftfutterpreise den norwegischen Betrieben
einen Kostenvorteil verschaffen.
Daten für die Kostenerhebung
Für den Vergleich der Produktionskosten pro kg Milch
in der Schweiz und Norwegen werden die Daten aus
dem IFCN herangezogen. Anhand von typisierten
Betrieben können detaillierte Betriebsinformationen
verglichen werden, während die Repräsentativität weit-
gehend gewährleistet bleibt (Deblitz 2005). Die Reprä-
sentativität bezieht sich dabei auf eine gewisse Betriebs-
struktur (Betriebsgrösse), ein Produktionssystem und/
oder eine bestimmte Produktionsregion. Die Grösse des
Betriebes wird anhand der Anzahl Kühe meist so
gewählt, dass sie der meistverbreiteten Betriebsgrösse
entspricht (Hemme 2000).
Im Falle von Norwegen und der Schweiz werden aus-
gehend von der Struktur eines Einzelbetriebes statisti-
sche Daten (Buchhaltungsdaten) einer entsprechenden
Betriebsgruppe verwendet. Die Typisierung erfolgt in
beiden Ländern nach ähnlichen Kriterien. Die Daten
werden aufbereitet und in das Modell TIPICAL (Techno-
logy Impact Policy Impact Calculation Model) integriert,
sodass für alle Betriebe im Netzwerk eine vergleichbare
Kosten- und Leistungsanalyse erstellt wird.
Auswahl der Betriebe
In Tabelle 5 sind einige Kenndaten der ausgewählten
Betriebe dargestellt. Der Betrieb mit 18 Milchkühen
CH-18 CH-22 NO-20 NO-35
Milchkühe Anzahl 18 22 20 35
Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) ha 22 23 27 30
Besatzdichte Kühe/ha 0,82 0,96 0,74 0,86
Produzierte Milch t/Jahr 105 141 146 213
Milchleistung kg/Kuh 5820 6402 7314 6078
Kraftfutterkonsum Kg/Kuh und Tag 1,9 2 7,5 5,2
Stallsystem Anbindestall Anbindestall Anbindestall Anbindestall
Weideperiode Monate 5 6 4 5,5
Lohnansatz für eigene Arbeit CHF/Akh 28 28 26,2 37,3
Region Bergregion Hügelregion Nord-Østerdalen Jæren
Quelle: IFCN-Bericht 2012, eigene Darstellung
Tab. 5 | Kenndaten der Vergleichsbetriebe (IFCN-Bericht 2012; CH-18 = Schweizer Betrieb mit 18 Milchkühen, NO-35 = Norwegischer Be-trieb mit 35 Milchkühen)
Agrarwirtschaft | Milchbetriebe: Warum produziert die Schweiz teurer als Norwegen?
252 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 248–255, 2014
In Tabelle 5 ist weiter ersichtlich, dass die norwegischen
Betriebe bis zu viermal höhere Mengen an Kraftfutter ver-
füttern. Gemäss nationaler Statistik werden in der Schweiz
pro Milchkuh 640–710 kg Kraftfutter pro Jahr verfüttert
(SBV, Kraftfutterbericht 2011). In Norwegen liegt dieser
Wert über 2200 kg Kraftfutter pro Kuh (Tine 2013).
Vergleichsbedingte Datenanpassungen
Der Vergleich der Schweizerischen Betriebe mit den
norwegischen Betrieben erfolgt durch eine einfache
Gegenüberstellung der Kosten und Erlöse der einzel-
nen Betriebe im Vollkostenformat. Der Betrieb NO-35
weist gegenüber den beiden Schweizer Betrieben
strukturelle Vorteile auf, die zu tieferen Kosten führen.
Insofern muss der Struktureffekt sorgsam differenziert
werden. Dies erfolgte über eine Korrektur, indem der
Betrieb CH-22 auf 35 Kühe hochgerechnet wurde (CH-
22korr). Entsprechende Korrekturfaktoren für grössen-
relevante Kostenpositionen (z.B. Maschinen, Gebäude,
Arbeit) wurden anhand des Kalkulationsmodells für
Milchproduktionssysteme (PARK) berechnet (Gazzarin
und Schick 2004). So haben die Kosten für Maschinen,
Gebäude, allgemeine Betriebskosten, Arbeit und Kapi-
tal pro kg Milch bei ««CH-22korr» zwischen 20 und 30
Prozent abgenommen. Dabei ist jedoch zu berücksichti-
gen, dass die Leistungsseite dieses Betriebs nicht korri-
giert wurde, in der Annahme, dass die Leistungen mit
der Bestandsgrösse proportional ansteigen. Dies ist im
Falle der Direktzahlungen nur annähernd der Fall.
R e s u l t a t e
Kosten und Leistungen
Die Ergebnisse beziehen sich auf Daten des Erhebungs-
jahres 2011. Alle Werte sind in Schweizer Franken pro
100 kg ECM (Energy Corrected Milk) umgerechnet. In
den Abbildungen 1–5 sind die Leistungen, Direktkosten,
fremde Strukturkosten, Opportunitätskosten (eigene
Strukturkosten) und Gewinn/Verlust dargestellt. Bei der
Interpretation der Ergebnisse werden jeweils CH-18 mit
NO-20 und CH-22korr mit NO-35 verglichen.
Betrachten wir die Leistungen der Betriebe (Abb. 1), so
zeigt sich, dass die Schweizer Betriebe zwar einen etwas
tieferen Milcherlös erreichen, jedoch mit leicht höheren
Erlösen für Schlachtvieh und deutlich höheren Direkt-
zahlungen insgesamt mehr Einnahmen generieren als
ihre norwegischen Vergleichsbetriebe.
Die Kostenstruktur bei den Direktkosten unterscheidet
sich bei den beiden kleineren Betrieben erheblich
(Abb. 2). Während der Schweizer Betrieb für den Futter-
zukauf (v.a. Kraftfutter) und für die Futterproduktion
(Hilfsstoffe wie Dünger, Saatgut) deutlich weniger aus-
gibt als der norwegische Betrieb, liegt dieser bei den
Tierarzt- und Medikamentenkosten und v.a. bei den all-
gemeinen Direktkosten (inkl. Tierzukauf) deutlich tiefer,
was insgesamt zu einem Direktkostenvorteil des norwe-
gischen Betriebes von rund 10 % führt. Beim Vergleich
CH-22korr und NO-35 ist das Verhältnis ähnlich, ausser
dass der Futterzukauf bei beiden Betrieben nahezu iden-
tisch ist. Auch hier stechen die grossen Unterschiede bei
den allgemeinen Direktkosten ins Auge. Letztere können
aufgrund fehlender Informationen nicht weiter analysiert
0
50
100
150
200
CH-18 NO-20 CH-22 CH-22korr NO-35
CHF/
100
kg E
CM
Direktzahlungen Nebenerlös aus Milchproduktion Milcherlös
Abb. 1 | Erlöse und Direktzahlungen (Leistungen) je 100 kg ener-giekorrigierte Milch (ECM).
0
5
10
15
20
25
30
35
40
CH-18 NO-20 CH-22 CH-22korr NO-35
CHF/
100
kg E
CM
Allg. Direktkosten (inkl. Tierzukauf) Besamungen Tierarzt / Medikamente Futterproduktion Futterzukauf
Abb. 2 | Direktkosten je 100 kg energiekorrigierte Milch (ECM).
0
10
20
30
40
50
60
70
80
CH-18 NO-20 CH-22 CH-22korr NO-35
CHF/
100
kg E
CM
Weitere Kosten Schuldzinsen Arbeitskosten fremd Versicherung Gebäude Energiekosten Maschinen
Abb. 3 | Fremde Strukturkosten je 100 kg energiekorrigierte Milch (ECM).
Milchbetriebe: Warum produziert die Schweiz teurer als Norwegen? | Agrarwirtschaft
253Agrarforschung Schweiz 5 (6): 248–255, 2014
betrieb einen mehr oder weniger deutlichen Verlust
aufweisen. Erst der auf 35 Kühe hochkorrigierte Hügel-
betrieb (CH-22korr) erreicht ebenfalls eine kostende-
ckende Produktion.
D i s k u s s i o n
Strukturbedingte Unterschiede
Die Betriebsgrösse hat einen wesentlichen Einfluss auf
die Kosten je Produkteeinheit. Während bei CH-22 der
Struktureffekt durch eine Korrektur ausgeklammert
werden konnte, ist beim kleineren Schweizer Bergbe-
trieb zu berücksichtigen, dass dieser aufgrund der
deutlich tieferen Milchleistung je Kuh rund ein Viertel
weniger Milch produziert als der Vergleichsbetrieb
NO-20 (Tab. 5). Insofern ist festzuhalten, dass ein Gross-
teil der hohen Kostenunterschiede auf die höhere
Milchmenge von NO-20 zurückgeführt werden kann.
Die höheren Kosten beim Futterzukauf (trotz tieferer
Kraftfutterpreise) und bei den Hilfsstoffen (Dünger)
bestätigen die höhere Intensität von NO-20, der darum
bei den Strukturkosten eine deutliche Senkung erreicht
und so die Mehrkosten überkompensiert. Das grosse
Ausmass der Unterschiede dürfte jedoch nicht aus-
schliesslich strukturbedingt sein. Dies zeigt auch CH-
22korr, der trotz Korrektur höhere Kosten aufweist als
NO-35.
werden. Insgesamt liegen die Direktkosten beim norwe-
gischen Betrieb NO-35 um knapp 25 % tiefer.
Besonders deutliche Unterschiede ergeben sich bei den
fremden (Abb. 3) und eigenen (Abb. 4) Strukturkosten.
Auffällig sind dabei in erster Linie die Kostenunterschiede
bei den Maschinen und bei den Gebäuden, die auf den
kleineren Betrieben noch etwas ausgeprägter sind. Eben-
falls deutlich sind die Kostenunterschiede bei den Arbeits-
kosten − vor allem bei den beiden kleineren Betrieben.
Tabelle 6 zeigt Arbeitszeitaufwand und Arbeitsprodukti-
vität im Vergleich. Die höheren Arbeitskosten trotz tiefe-
rem Lohnansatz bei CH-22korr (im Vergleich zu NO-35)
erklären sich durch die tiefere Arbeitsproduktivität.
CH-18 weist mit 29 kg ECM pro eingesetzte Arbeitsstunde
im Vergleich zu NO-20 eine um 40 % tiefere Arbeitspro-
duktivität auf. Bei CH-22korr liegt die Arbeitsproduktivi-
tät immer noch um 20 % unter derjenigen von NO-35.
Der einzige, eher wenig relevante, Kostenvorteil der
Schweizer Betriebe liegt bei den Kapitalkosten (Zinsan-
spruch und Schuldzinsen), die durch den günstigeren
Zinssatz bedingt sind. Die übrigen Positionen weisen
geringere Unterschiede auf und sollen nicht weiter ana-
lysiert werden.
Abbildung 5 schliesslich zeigt, dass beide norwegi-
schen Betriebe ihre Kosten mit den Produkterlösen
und den Direktzahlungen decken können, während
der Schweizer Bergbetrieb und der Schweizer Hügel-
Abb. 4 | Eigene Strukturkosten je 100 kg energiekorrigierte Milch (ECM).
Abb. 5 | Leistungen und Kosten total je 100 kg energiekorrigierte Milch (ECM).
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
100
CH-18 NO-20 CH-22 CH-22korr NO-35
CHF/
100
kg E
CM
Zinsanspruch Lohnanspruch Landkosten
0
50
100
150
200
250
CH-18 NO-20 CH-22 CH-22korr NO-35
CHF/
100
kg E
CM
Leistungen Totale Kosten
Arbeit Einheit CH-18 CH-22 CH-22korr NO-20 NO-35
Arbeitsaufwand
Arbeitsstunden Familie h/Jahr 3009 2830 2635 2240
Arbeitsstunden Fremd h/Jahr 643 643 383 680
Arbeitsaufwand total h/Jahr 3652 3473 3882* 3018 2920
Arbeitsproduktivität kg ECM/h 29 41 58* 48 73
*intrapolierter Wert basierend auf PARK-Modellkalkulation: auf 35 Kühe hochgerechnet.
Quelle: IFCN-Bericht 2012, eigene Darstellung
Tab. 6 | Arbeitsaufwand und Arbeitsproduktivität (CH-22korr: Schweizer Betrieb mit 22 Kühen auf 35 Kühe hochgerechnet)
254
Agrarwirtschaft | Milchbetriebe: Warum produziert die Schweiz teurer als Norwegen?
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 248–255, 2014
Preisbedingte Unterschiede
Bei den Preisen für Kraftfutter und Baustoffe konnten
grössere Unterschiede festgestellt werden. Die höheren
Erstellungskosten der Gebäude können nur teilweise mit
den höheren Baustoffpreisen in der Schweiz erklärt wer-
den. Die vermutlich neueren und aufgrund der gesetzli-
chen Vorschriften vor allem grösseren Gebäude führen
zusammen mit den vergleichsweise geringeren Investiti-
onshilfen letztlich zu effektiven Bauinvestitionen, die in
der Schweiz nach Abzug der Unterstützungszahlungen
47−63 % höher liegen als in Norwegen.
Hinsichtlich Maschinen konnten ähnliche Anschaf-
fungspreise festgestellt werden. Vergleicht man jedoch
den Anteil an neugekauften Traktoren am Gesamtbe-
stand (BFS 2013; SLV 2013), fällt auf, dass dieser in der
Schweiz mit 2 % höher ist als in Norwegen (1,5 %; Koh-
ler 2013), was auf einen jüngeren Maschinenpark mit
höheren Abschreibungen hinweist. Im Weiteren dürf-
ten die Kostenunterschiede vor allem auch im Bereich
der variablen Kosten begründet liegen (Unterhalt,
Reparatur, Treibstoff, Arbeiten für Dritte), die auf Unter-
schiede im Maschineneinsatz hindeuten.
Erstaunlich ist die Tatsache, dass der Betrieb CH-22korr
höhere Arbeitskosten aufweist als NO-35, obwohl letzte-
rer seine Arbeit mit 37,3 Fr./h deutlich höher entlohnt. Die
Ursache muss somit ein höherer Arbeitseinsatz bezie-
hungsweise ein unterschiedliches Produktionssystem sein.
Systembedingte Unterschiede
Die struktur- und preisbedingten Unterschiede zwischen
den beiden Ländern erklären die Kostendifferenzen bei
Gebäuden, Maschinen und Arbeit nicht hinreichend.
Hinsichtlich der Maschinenkosten stellt sich die Frage,
ob der Maschinenpark und der Maschineneinsatz in der
Schweiz umfangreicher ist als in Norwegen. Tatsächlich
müssen Schweizer Betriebe aufgrund des tieferen Kraft-
futtereinsatzes nicht nur mehr, sondern auch qualitativ
hochwertigeres Raufutter produzieren, um ähnliche
Milchleistungen zu erreichen. Dies ist nur mit einer deut-
lich höheren Schnitthäufigkeit zu erreichen. Das wiede-
rum stellt nicht nur höhere Anforderungen an den
Maschinenpark hinsichtlich des Umfangs (Schlagkräftig-
keit) und des technischen Zustands, sondern führt auch
zu deutlich höheren variablen Kosten. Davon betroffen
sind nicht nur Treibstoffkosten, sondern auch Lohn-
unternehmerkosten.
Auch die unterschiedlichen Arbeitskosten können zu
einem grossen Teil mit dem Fütterungssystem erklärt wer-
den. Zwar ist die Betriebsgrösse respektive die Produkti-
onsmenge der Haupteinflussfaktor der Arbeitsproduktivi-
tät. Daneben erhöht aber auch ein höherer Einsatz an
Hilfsstoffen wie insbesondere Kraftfutter die Arbeitspro-
duktivität. Der hohe Aufwand bei der Raufutterproduk-
tion führt damit nicht nur zu höheren Maschinenkosten,
sondern folgerichtig auch zu einem höheren Arbeitszeit-
bedarf. Die norwegischen Betriebe profitieren so von den
tieferen Kraftfutterpreisen, die ihre Direktkosten nicht
übermässig belasten, dafür jedoch zu geringeren Struktur-
kosten führen. Der Effekt einer aufwändigen Raufutter-
konservierung auf die Arbeits- und Maschinenkosten
wurde bereits im Vergleich mit den österreichischen
Betrieben festgehalten (Gazzarin et al. 2011). Auch die
Gebäudekosten sind davon betroffen, da ein grösseres
Grundfutterlager vonnöten ist.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Norwegen und die Schweiz weisen mehrheitlich ein ähn-
lich hohes Preis- und Lohnniveau auf. Wichtige Preisun-
terschiede sind bei den Baustoffen und beim Kraftfutter
festzustellen. Die Preisdifferenzen können die Kosten-
unterschiede jedoch nicht hinreichend erklären, was
schliesslich auf systembedingte Ursachen hindeutet. Zu
erwähnen sind die höheren Anforderungen im Tier-
schutz, die zu höheren Investitionen führen. Relevant
sind zudem die hohen Kraftfutterpreise in der Schweiz,
die zu einem raufutterbetonten Fütterungssystem bei-
tragen. Dieses führt wiederum zu deutlich höheren
Strukturkosten im Bereich der Maschinen, der Arbeit
und der Gebäude. Die höheren Kosten auf den Schwei-
zer Betrieben werden mit einem erheblichen Anteil an
Direktzahlungen entschädigt, wobei diese für eine Kos-
tendeckung nicht ausreichen. Demgegenüber können
die norwegischen Betriebe ihre Kosten mit höheren
Milchpreisen weitgehend decken. Als Nettoexporteur ist
der Spielraum für höhere Schweizer Preise beschränkt.
Der geringere Kraftfutteraufwand könnte allenfalls zu
einer höheren Zahlungsbereitschaft führen, sofern dies
entsprechend wirksam kommuniziert würde.
Auf der Kostenseite gilt es für die Produzenten, den
Aufwand der Raufutterproduktion möglichst zu redu-
zieren, indem die Konservierung auf das Nötigste
beschränkt wird und der Anteil an Frischfutter (Weide/
Eingrasen) erhöht wird. � n
255
Milchbetriebe: Warum produziert die Schweiz teurer als Norwegen? | Agrarwirtschaft
Ria
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nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 248–255, 2014
Produttori di latte: perché produrre in Svizzera
costa di più che in Norvegia?
Per quanto riguarda la produzione di latte,
Svizzera e Norvegia hanno molto in comune:
prezzi e salari elevati, condizioni naturali avverse
e strutture di produzione analoghe. Un confronto
dei costi basato sui dati dell'International Farm
Comparison Network (IFCN) mostra che, nono-
stante le analogie, le aziende svizzere presen-
tano costi di produzione più elevati. L'analisi
delle voci di spesa ha portato alla luce varie
differenze, in particolare in termini di costi delle
strutture. Tale discrepanza può essere imputata
ai prezzi più alti dei materiali da costruzione, ai
volumi più ampi degli edifici, ai sostegni finan-
ziari inferiori e alle ristrutturazioni più frequenti.
I costi più elevati dei macchinari e del lavoro
sono correlati in maniera indiretta con i prezzi
più alti del foraggio concentrato che, di conse-
guenza, viene impiegato in misura significativa-
mente inferiore dalle aziende svizzere. Garantire
un'elevata qualità del latte pesa ulteriormente
sulle spalle delle aziende svizzere, che devono
produrre foraggio secco, con conseguente
aumento dei costi per manodopera, macchinari e
strutture. Per quanto concerne le misure di
contenimento dei costi, la conservazione delle
quantità di foraggio strettamente necessarie
sortirà molto presto i suoi effetti.
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Dairy farms: why does Switzerland spend more
on production than Norway?
Dairy production in Switzerland and Norway has
a lot in common: a high price- and wage environ-
ment, difficult natural conditions and similar
farm structures. A cost comparison using data
from the International Farm Comparison Net-
work (IFCN) shows that Swiss farms have higher
production costs, however. Analysis of the cost
positions pinpoints the differences mainly in the
structural costs sphere. Higher construction costs
can be explained by higher building material
prices, greater building volumes, lower benefit
payments and more-frequent building altera-
tions. Higher machinery and labour costs are
indirectly associated with the higher concentrate
prices and the markedly lower use of concen-
trates on Swiss farms. To ensure similarly high
milk yields, Swiss farms spend a comparatively
high amount on roughage production, leading to
higher labour, machinery and building costs. As
far as cost-reduction efforts are concerned,
forage conservation, i.e. limiting forage use to
essential levels, is most likely to produce an
impact.
Key words: dairy, farm comparison, production
systems, production costs, price comparison,
Norwegian dairy farm, Swiss dairy farm.
256 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 256–263, 2014
2009). Effektiv bewässert werden aber nur Kulturen, bei
denen sich der Aufwand wirtschaftlich lohnt, z.B. bei
Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais oder Spezialkulturen.
In den nächsten Jahrzehnten könnten viele Land-
wirte zur Sicherung von Ernteertrag und -qualität mit
einem steigenden Bewässerungsbedarf konfrontiert
sein. Klimaprojektionen für die Zeit um 2050 gehen bei
einer Zunahme des atmosphärischen CO2 auf 530 ppm
(A1B Emissionsszenario) von einer Temperaturerhöhung
im Mittel um 3–4 °C und einer Niederschlagsabnahme im
Sommer von 5–20 % aus (CH2011 2011). Gleichzeitig
nehmen in vielen Gewässern die Abflüsse im Sommer
deutlich ab (BAFU 2012). Zur Vermeidung von Konflik-
ten bei Wasserknappheit bedarf es deshalb neuer
E i n l e i t u n g
Die Betriebszählung des Bundesamts für Statistik ergab,
dass 2010 rund 36 000 ha der landwirtschaftlichen Nutz-
fläche (LN) bewässert wurden (BFS 2012). Dies entspricht
3,4 % der gesamten LN. Die meisten Betriebe verwende-
ten Wasser aus Bächen, Flüssen und Seen (46 %) oder
Grundwasser (37 %). Die «bewässerungsbedürftige» Flä-
che ist aber wesentlich grösser. Modellrechnungen für
die ganze Schweiz ergaben für 26 % der gesamten LN
eine «potenzielle» Bewässerungsbedürftigkeit, was
bedeutet, dass auf dieser Fläche eine Bewässerung
durchschnittlich mindestens in jedem dritten Jahr eine
positive Wirkung auf den Ertrag hat (Fuhrer und Jasper
Bewässerungsbedarf und Wasserdar gebot unter Klimawandel: eine regionale DefizitanalyseJürg Fuhrer und Pierluigi Calanca
Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8046 Zürich, Schweiz
Auskünfte: Jürg Fuhrer, E-Mail: juerg.fuhrer@agroscope.admin.ch
Mobile Wasserentnahme zur Bewässerung aus einem Kanal im Broyetal (Foto: Jürg Fuhrer, Agroscope)
U m w e l t
Bewässerungsbedarf und Wasserdar gebot unter Klimawandel: eine regionale Defizitanalyse | Umwelt
257
Zusa
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ng
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 256–263, 2014
Mit dem Klimawandel nimmt der Wasserbe-
darf landwirtschaftlicher Kulturen tendenzi-
ell zu. Dies führt zu einem höheren Bewässe-
rungsbedarf. Gleichzeitig sinkt die
Wasserverfügbarkeit, da im Sommer die
Wasserstände in vielen Einzugsgebieten des
Mittellandes zurückgehen. Um Gebiete mit
einem erhöhten Risiko für Wasserknappheit
zu identifizieren, wurde mit Hilfe eines
hydrologischen Modells das Verhältnis des
potenziellen Bewässerungsbedarfs zum
Dargebot (verfügbares Wasser, Gebietsab-
fluss) für 39 Einzugsgebiete während
1981–2010 berechnet. Die Ergebnisse zeigen,
dass in Extremjahren wie 2003 in einzelnen
Regionen das Dargebot schon heute unge-
nügend ist. Mit dem Klimawandel spitzt sich
diese Situation zu und führt vermehrt zu
Wasserknappheit, wie Modellierungen für
ausgewählte Gebiete anhand von zwei
Klimaszenarien für die Periode 2036–2065
zeigen. In den Einzugsgebieten von Glatt-
Töss, Birs, oder Broye-Mentue steigt die
Häufigkeit der Jahre mit Wasserknappheit
im Falle eines starken Klimawandels um ein
Vielfaches an. In diesen Gebieten sind
Massnahmen für eine angepasste Wasser-
bewirtschaftung angesagt, die sowohl den
Schutz der Gewässer als auch die Ansprüche
der Landwirtschaft berücksichtigen.
Lösungsansätze und Strategien der Wassernutzung,
besonders in Regionen, in welchen sich das Verhältnis
von Bedarf und Dargebot durch den Klimawandel in
einen kritischen Bereich verschiebt. Die vorliegende Stu-
die hatte zum Ziel, dieses Verhältnis für mittelgrosse Ein-
zugsgebiete der Schweiz unter heutigen Klimabedin-
gungen zu modellieren, um im Sinne einer Defizitana-
lyse besonders betroffene Regionen auszuscheiden. Für
diese Gebiete wurde die Veränderung unter zwei Kli-
maszenarien für den Zeithorizont um 2050 berechnet.
M e t h o d e n
Simulationen mit dem hydrologischen Modell WaSim-ETH
Die Berechnungen für den Bewässerungsbedarf wurden
mit Hilfe des hydrologischen Abfluss- und Wasserhaus-
haltsmodell WaSiM-ETH (www.wasim.ch) durchgeführt.
Das Modell erlaubt eine zeit- und flächendetaillierte
Simulation aller hydrologisch relevanten Wasserflüsse.
Die Berechnung des Bewässerungsbedarfs entspricht
einer bedarfsgesteuerten Simulation, bei welcher der
Bedarf anhand der Reduktion der aktuellen Evapotran-
spiration (ET) gegenüber der potenziellen Evapotrans-
piration (ETP) bestimmt wird. Dazu wird über die mitt-
lere Bodenfeuchte im durchwurzelten Bodenprofil das
Verhältnis ET/ETP berechnet. Wie bereits in früheren
Studien (Fuhrer und Jasper 2009; Fuhrer 2010) wurde
eine bodenfeuchteabhängige Reduktion der aktuellen
ET um 20 % als Auslöser für die Bewässerung festgelegt
(ET/ETP = 0,80). Der Beginn von Trockenstress wird über
einen vegetationsspezifischen Grenzwert der Boden-
wasserspannung bestimmt. Dieser Grenzwert wurde für
alle betrachteten Landnutzungsarten einheitlich auf
350 hPa festgelegt (pF-Wert: 2,54) (Fuhrer und Jasper
2009). Die Bewässerungsmenge ermittelt sich aus der
Differenz zwischen der über die Wurzeltiefe gemittel-
ten Bodenfeuchte beim Zielwert (ET/ETP = 1) und dem
aktuellen Wert. Bewässerungsverluste wurden im
Gegensatz zu Fuhrer (2012) berücksichtigt, indem die
berechneten Mengen mit einer Bewässerungseffizienz
von 70 % korrigiert wurden.
Modell-Setup
Analog zu Fuhrer und Jasper (2009) sowie Fuhrer (2010)
wurden in einem ersten Schritt Modellrechnungen für
die Einzugsgebiete von Thur, Emme, Broye, Rhone,
Ticino und des Dischmabachs durchgeführt. Zur Identifi-
zierung der Flächen (Acker, Grasland und Obstanbau)
wurden die Daten der Arealstatistik 2004/09 (Stand:
August 2011) und für noch nicht erfasste Gebietsanteile
der Datensatz der Arealstatistik 1992/97 (BFS 2001)
genutzt. In letzterem müssen Ackerflächen mittels Ablei-
tungsverfahren bestimmt werden (Fuhrer und Jasper
2009). Man spricht daher auch von «potenziell nutzba-
rem Ackerland», das in seiner Lage und Ausdehnung von
den tatsächlich ackerbaulich genutzten Flächen abwei-
chen kann. Die Modellrechnungen erfolgten als konti-
nuierliche Tageswertsimulationen in einer Auflösung
von 500 m × 500 m, ohne spezifische Parameterwerte für
einzelne Kulturarten, d.h. mit mittleren Parameterwer-
ten zur phänologischen Beschreibung des Bewuchses
von Ackerkulturen und Grasland sowie von Obstanbau-
flächen. Für Grasland wurden jeweils drei Grasschnitte
pro Vegetationsperiode vordefiniert, wobei diese Ter-
mine je nach Höhenlage variierten.
Kalibrierung und Verifikation des Modells erfolgten
aufgrund gemessener Abflussdaten (Fuhrer und Jasper
2009). Für die Aufskalierung der gebietsspezifischen
Bewässerungsmengen auf die gesamte LN wurde im
zweiten Schritt die in Fuhrer (2010) beschriebene
Umwelt | Bewässerungsbedarf und Wasserdar gebot unter Klimawandel: eine regionale Defizitanalyse
258 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 256–263, 2014
Methode der Mehrfachregression verwendet. Diese
berücksichtigt die Abhängigkeit des Wasserbedarfs von
Klima, Topographie und Bodeneigenschaften.
Einzugsgebiete
Die Ausgrenzung individueller Einzugsgebiete wurde
auf Basis von zwei Flächendatensätzen durchgeführt:
Mit Hilfe des RIMINI-Höhenmodells (swisstopo 2004)
wurden für ausgewählte Abflussstationen die zugehö-
rigen Entwässerungsgebiete bestimmt und mit Daten
aus der «Einzugsgebietsgliederung Schweiz» (BAFU
2011) ergänzt. Hierzu wurden Datensätze aus der
Aggregationsebene 1000 km² berücksichtigt. Insgesamt
wurden 39 Regionen ausgegrenzt mit Flächen zwischen
526 und 1722 km² und einem Anteil der LN zwischen
6 % und 66 %.
Gebiete mit einem erhöhten Bedarf relativ zum Dar-
gebot unter heutigen Klimabedingungen, einem bedeu-
tenden Anteil LN (42–67 %) und mit allen drei Nutzungs-
kategorein (Ackerland, Grünland und Obstanbau),
wurden erweiterten Modellrechnungen und Analysen
unterzogen («Hotspot»-Gebiete; Tab. 1).
Zwei dieser Gebiete (Emme und Birs) wurden unver-
ändert aus der ursprünglichen Einteilung übernommen.
Die restlichen drei Gebiete (Thur, Glatttal-Tösstal und
Broye-Mentue) erfuhren hingegen eine Gebietsausdeh-
nung. Für Thur und Töss wurden auch ihre jeweiligen
Mündungsareale, bei Broye-Mentue zusätzlich auch die
Zuflussbereiche zum Murten- und Neuenburgersee, auf-
genommen. Für diese Gebiete wurde eine eigene
Modellkalibration und -verifikation durchgeführt und
anschliessend Bedarf und Dargebot für zukünftige
Klima bedingungen (2036–2065) berechnet.
Abschätzung des Dargebots
Das Dargebot an Bewässerungswasser in öffentlichen
Fliessgewässern wurde anhand von beobachteten
Abflussvolumina abgeschätzt (Daten: http://www.bafu.
admin.ch). Dazu wurden von den Abflussstationen für
jede Region die monatlichen Abflusssummen bestimmt.
Neu wurde eine gesetzlich vorgeschriebene Restwasser-
menge verwendet, welche die Abflussmenge definiert,
die in 95 % aller Fälle erreicht oder überschritten wird
(Q347; BUWAL 2000). Die Berechnung des Q347 erfolgte
auf Basis einer 30-jährigen Reihe mit Tageswerten. Für
den Projektionszeitraum 2036–2065 wurden die Q347-
Werte für die Hotspot-Gebiete anhand der simulierten
Abflussreihen bestimmt.
Klimadaten und -szenarien
Für das Referenzklima wurde das Zeitfenster 1981–2010
gewählt, das die aktuelle Referenzperiode in der Klima-
modellierung darstellt (CH2011 2011). Die Projektionen
für die Zeitspanne 2036–2065 basierten auf dem Emissi-
onsszenario A1B (Nakicenovic und Swart 2000). Im EU-
Projekt ENSEMBLES (van der Linden und Mitchell 2009)
kamen mehr als 30 verschiedene Modellkombinationen,
d.h. Modellketten bestehend aus einem globalen Klima-
Gebiet Thur Emme Glatt-Töss BirsBroye-Mentue
Gesamtfläche (km2) 1758 939 862 911 755
Anteil LN (%) 57 52 42 42 67
Ackerland (ha) 36 100 17 800 18 400 10 500 35 000
Grasland (ha) 60 300 30 500 16 200 27 000 14 900
Obstanbau (ha) 4200 800 1200 700 700
Tab. 1 | Landwirtschaftlich genutzte Flächenanteile (LN) in den ausgewählten Hotspot-Gebieten
Abb. 1 | Monatsmittel der erwarteten Änderung in Temperatur (a), Niederschlag (b) und Globalstrahlung (c). Dargestellt sind die Mittel-werte der fünf Hotspot-Regionen für den Zeitraum 2036–2065 aufgrund der zwei Klimaszenarien ETHZ (blau) und SMHI (rot).
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Ände
rung
der
Tem
pera
tur (
ºC)
0,80
0,85
0,90
0,95
1,00
1,05
1,10
1,15
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Ände
rung
der
Glo
bals
trah
lung
(rel
.)
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
1,0
1,1
1,2
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Ände
rung
im N
iede
rsch
lag
(rel.)
(a) (b) (c)
ETHZ
SMHI
Bewässerungsbedarf und Wasserdar gebot unter Klimawandel: eine regionale Defizitanalyse | Umwelt
259Agrarforschung Schweiz 5 (6): 256–263, 2014
R e s u l t a t e
Bedarf vs. Dargebot – Referenzperiode
Im Durchschnitt der Jahre 1981–2010 liegen die Werte
für den potenziellen Bedarf während der kritischen
Sommermonate Juni–August in der Mehrzahl der Ein-
zugsgebiete unter 1 % des Dargebots und maximal bei
16 % (Broye-Mentue). Die Lage der Gebiete mit Werten
über 1 % ist aus Abbildung 2 ersichtlich.
Im Extremjahr 2003 sieht die Situation anders aus; in
mehreren Gebieten werden Werte von über 100 %
erreicht (Abb. 3). Aufgrund der Rangfolge für 2003 las-
sen sich Regionen mit einem besonders hohen Risiko für
Wasserknappheit leicht erkennen.
Die Lage der Gebiete mit erhöhten Werten ist in
Abbildung 4 erkennbar. Gebiete mit einem potenziellen
Bedarf von 30–60 % gegenüber dem Dargebot sind ins-
besondere das Glatt-Töss-Gebiet, die Zuflussgebiete zum
Neuenburger- und Bielersee (Orbe-Areuse-Seyon-Suze)
und das Doubs-Gebiet. Der Vergleich von Bedarf und
Dargebot setzt allerdings voraus, dass jede landwirt-
schaftliche Fläche durch Flusswasser bewässert werden
kann, was in der Praxis jedoch kaum gewährleistet sein
dürfte (lange Transportwege etc.), und keine Grundwas-
servorkommen genutzt werden.
Bedarf vs. Dargebot – 2050
Für diese Defizitanalyse gilt es zu berücksichtigen, dass
die Belastungssituation in Extremjahren nicht nur von
der Zunahme der Verdunstung, sondern auch stark vom
modell (GCM) und einem daran gekoppelten regionalen
Klimamodell (RCM) zum Einsatz (http://ensemblesrt3.
dmi.dk; Christensen et al. 2010). Die Klimaprojektionen
von zwei dieser Modellketten wurden hier verwendet,
um eine obere beziehungsweise untere Grenze mögli-
cher Klimaentwicklungen darzustellen: ETHZ-CLM (nach-
folgend als ETHZ bezeichnet) und SMHIRCA-BCM (nach-
folgend als SMHI bezeichnet). Die Szenarien standen in einer Auflösung von 25 km
als mittlere monatliche Abweichung zur Referenz
(Delta-Werte) für Temperatur, Niederschlag und Strah-
lung zur Verfügung (Abb. 1). Mit ETHZ sind die Sommer-
monate deutlich wärmer und auch niederschlagsärmer.
Mit SMHI sind die Tendenzen ähnlich, aber deutlich
weniger stark ausgeprägt. Der stärkste Temperaturan-
stieg wird mit ETHZ für August berechnet, mit SMHI für
Dezember. Die jahreszeitliche Mitteltemperatur erhöht
sich bei ETHZ um etwa 2,6 °C; bei SMHI liegt diese Schät-
zung bei etwa 1,2 °C. Im Mittel über alle Hotspot-
Gebiete beträgt der Rückgang des Niederschlags mit
ETHZ 22 % (Juni–August). Im Vergleich dazu fällt die
sommerliche Niederschlagsabnahme im SMHI-Szenario
deutlich geringer aus (–8 %). Der Jahresgang der Ände-
rung zeigt für SMHI eine markante Erhöhung ausser-
halb der Sommerzeit. Fürs ganze Jahr wird von SMHI
eine leichte Zunahme der Jahresniederschläge (+4 %),
mit ETHZ eine mittlere Abnahme um 8 % projiziert. Für
die Verdunstung ist zusätzlich zur Temperatur auch die
Zunahme der Strahlung während der Sommermonate
mit maximal 10 % im Juli (ETHZ) relevant.
Abb. 2 | Verteilung des regionalen Verhältnisses von Bewässerungsbedarf und Dargebot (Abflussvolumen) für die Sommermonate (Juni–August) der Periode 1981–2010 (mit Regions-nummerierung).
Bedarf vs. Dargebot (%)< 11–22–55–1010–1515–25> 25
Umwelt | Bewässerungsbedarf und Wasserdar gebot unter Klimawandel: eine regionale Defizitanalyse
260 Agrarforschung Schweiz 5 (6): 256–263, 2014
Abflussregime abhängt. Da in einzelnen Monaten das
Dargebot (= Abfluss) auf 0 sinkt, wurde hier die Diffe-
renz von Dargebot und Bedarf (= Defizit) betrachtet.
Wird diese Differenz negativ, so bedeutet dies, dass
unter Berücksichtigung von Q347 der Bedarf an Bewäs-
serungswasser nicht mehr durch Entnahmen aus den
Flüssen gedeckt werden kann. In der Mehrzahl der
betrachteten 30 Jahre (Medianwert) ist dies in keiner
Region der Fall, auch nicht in den Szenarien-Simulatio-
nen mit SMHI (Abb. 5). Einzelne kritische Jahre während
der Referenzperiode treten in den Regionen der Birs
und der Broye-Mentue auf und widerspiegeln die Situa-
tion im Jahr 2003. Mit dem «extremen» Szenario (ETHZ)
nimmt die Anzahl der Unterschreitungen deutlich zu,
insbesondere in den beiden oben erwähnten Regionen.
Betrachtet man die Häufigkeit (%) der Jahre, in welchen
Abb. 3 | Rangfolge des Verhältnisses von Bedarf und Dargebot für die einzelnen Einzugsgebiete im Trockenjahr 2003. Karte: Lage der aus-gegrenzten Einzugsgebiete mit den zugehörigen Abflussstationen (Kreise).
Abb. 4 | Regionale Verteilung des Verhältnisses von Bewässerungsbedarf und Dargebot (Abflussvolumen) im Sommer (Juni–August) des Jahres 2003 (mit Regionsnummerierung).
Bedarf vs. Dargebot (%)< 11–22–55–1010–1515–25> 25
0
100
200
300
400
500
600
700
800
31 37 20 39 32 34 19 18 30 22 29 10 33 36 11 25 13 21 3 35 38 14 1 28 17 8 7 24 16 27 15 12 2 4 5 9 23 26 6
Beda
rf/Da
rgeb
ot (%
)
Region
Bewässerungsbedarf und Wasserdar gebot unter Klimawandel: eine regionale Defizitanalyse | Umwelt
261Agrarforschung Schweiz 5 (6): 256–263, 2014
Defizitanalyse besonders betroffene Regionen zu eruieren.
Dazu wurde ein Vergleich zwischen dem potenziellen
Bewässerungsbedarf und dem nutzbaren Wasserdargebot
durchgeführt. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit wurde
das Dargebot vereinfachend mit der Wasserführung in den
Flüssen gleichgesetzt (ohne Berücksichtigung von Seen
oder Grundwasserreservoirs), und es wurde keine Ein-
schränkung im Zugang zu Wasserquellen berücksichtigt.
Durch die Berücksichtigung einer Restwassermenge (Q347)
wird im Vergleich zu den Daten von Fuhrer (2012) die nutz-
bare Wassermenge kleiner und mit nur 70 % Bewässe-
rungseffizienz der Bedarf entsprechend höher.
Die Auswertung der Simulationen zeigt, dass in Tro-
ckenjahren wie 2003 Regionen wie Broye-Mentue, Glatt-
Töss und Birs vor Problemen in der Deckung ihres land-
wirtschaftlichen Wasserbedarfes stehen könnten. Mit
dem Klimawandel nimmt das Risiko für solche Situatio-
nen zu und betrifft auch andere Regionen mit intensiver
landwirtschaftlicher Nutzung. Die Klimaszenarien wei-
sen in Richtung eines mittleren Niederschlagsdefizits im
Sommer, was bei einer Zunahme der potenziellen Ver-
die Differenz negativ ist, so ergibt dies eine Quantifizie-
rung des regionalen Risikos für Wasserknappheit. Mit
dem ETHZ-Szenario steigt dieses Risiko stark an, z.B. in
der Birs-Region von ca. 7 % auf 83 %. Mit dem SMHI-Sze-
nario gibt es keinen oder einen geringen Anstieg.
D i s k u s s i o n
Insgesamt ist der Wasserbedarf für die Bewässerung in der
Schweizer Landwirtschaft bescheiden. Schätzungen gehen
von jährlich 144 Mio m3 (Weber und Schild 2007) bezie-
hungsweise 150 Mio m3 (Fuhrer 2010) aus. Zum Vergleich:
Die gesamte Wasserabgabe der öffentlichen Wasserversor-
gungen im Jahr 2012 betrug 935 Mio m3 (http://www.svgw.
ch), und der Gesamtabfluss des Landes beträgt durch-
schnittlich 53 km3 pro Jahr (Blanc und Schädler 2013). Trotz
dieses scheinbaren Überangebots an Wasser kommt es
periodisch zu regionalen Engpässen, verbunden mit zeit-
lich beschränkten Entnahmeverboten. Diese Situationen
könnten im Zuge des Klimawandels häufiger werden. Mit
der vorliegenden Studie wurde versucht, anhand einer
Abb. 5 | Differenz zwischen Dargebot und Bedarf in den Hotspot-Gebieten für die Refe-renzperiode und unter dem milden (SMHI) und dem starken (ETHZ) Klimaszenario. Darge-stellt sind Median, 25/75-%-Quantile (Box), 5/95-%-Quantile (Whiskers) sowie die Ext-remwerte (Punkte). Werte im farblich hinterlegten Bereich bedeuten Wasserknappheit.
Szenario Thur Emme Glatt-Töss Birs Broye-Mentue
Referenz (1981-2010) 3,3 3,3 6,7 6,7 26,7
SMHI (2036-2065) 3,3 10 6,7 33,3 26,7
ETHZ (2036-2065) 10 36,7 53,3 83,3 83,3
Tab. 2 | Häufigkeit (%) der Jahre, in denen der Wasserbedarf regional höher ist als das -dargebot in der jeweils 30-jährigen Periode
600
500
400
300
200
100
0
-100
-200
Dar
gebo
t-Be
darf
(M
io m
3 )
Thur Emme Glatt-Töss Birs Broye-Mentue
Referenz, 1981 – 2010
SMHI, 2036 – 2065
ETHZ, 2036 – 2065
262
Umwelt | Bewässerungsbedarf und Wasserdar gebot unter Klimawandel: eine regionale Defizitanalyse
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 256–263, 2014
Literatur ▪ BFS, 2001. Bodennutzung im Wandel: Arealstatistik Schweiz. Bundesamt für Statistik, Neuenburg. 32 S. Zugang: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/publikationen.html?publicationID=796 [03.03.14].
▪ BFS, 2012. Landwirtschaftliche Betriebszählung: Zusatzerhebung 2010. Medienmitteilung. Bundesamt für Statistik, Neuenburg. Zugang: http://www.news.admin.ch/message/index.html?lang=de&msg-id=44014 [03.03.13].
▪ BAFU, 2011. EZGG-CH – Einzugsgebietsgliederung Schweiz. Produkt-dokumentation. Bundesamt für Umwelt, Bern. 27 S.
▪ BAFU, 2012. Auswirkungen der Klimaänderung auf Wasserressourcen und Gewässer. Synthesebericht zum Projekt «Klimaänderung und Hydro-logie in der Schweiz» (CCHydro). Umwelt-Wissen Nr. 1217. Bundesamt für Umwelt, Bern. 76 S.
▪ Blanc P. & Schädler B., 2013. Das Wasser in der Schweiz – ein Überblick. Schweizerische Hydrologische Kommission, Bern. 28 S.
▪ BUWAL, 2000. Angemessene Restwassermengen – Wie können sie bestimmt werden? Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern. 139 S.
▪ CH2011, 2011. Swiss Climate Change Scenarios CH2011. Hrsg: C2SM, MeteoS-wiss, ETH, NCCR Climate, und OcCC, Zürich. 88 S. Zugang: http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/00402/index.html?lang=de [03.03.14].
▪ Fuhrer J., 2010. Abschätzung des Bewässerungsbedarfes in der Schwei-zer Landwirtschaft. Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 26 S. Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/publikationen/ein-zelpublikation/index.html?lang=de&aid=26436&pid=26884&vmode=fancy [03.03.14].
▪ Fuhrer J., 2012. Bewässerungsbedarf und Wasserdargebot unter heutigen und künftigen Klimabedingungen. Forschungsanstalt Agroscope Recken-holz-Tänikon ART, 46 S. Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/publi-kationen/einzelpublikation/index.html?lang=en&aid=29699&pid=29493 [03.03.14].
▪ Fuhrer J. & Jasper K., 2009. Bewässerungsbedürftigkeit von Acker- und Grasland im heutigen Klima. Agrarforschung 16, 396–401.
▪ Fuhrer J., Tendall D., Klein T., Lehmann N. & Holzkämper A., 2013. Water demand in Swiss Agriculture – Sustainable Adaptive Options for Land and Water Management to Mitigate Impacts of Climate Change. ART Schriftenreihe 19, 56 S.
▪ Nakicenovic N. & Swart R., 2000. IPCC Special Report on Emission Scena-rios, Intergovernmental Panel on Climate Change, Cambridge University Press, Cambridge, UK. 570 S.
▪ Nash J.E. & Sutcliffe J.V., 1970. River flow forecasting through conceptu-al models. Part I. A discussion of principles. Journal of Hydrology 10, 282–290.
▪ Swisstopo, 2004. RIMINI – Das preisgünstige digitale Höhenmodell der ganzen Schweiz. Bundesamt für Landestopografie, Wabern.
▪ van der Linden P. & Mitchell J.F.B. (eds.), 2009. ENSEMBLES: Climate Change and its Impacts: Summary of research and results from the ENSEMBLES project. Met Office Hadley Centre, FitzRoy Road, Exeter EX1 3PB, UK. 160 S.
▪ Weber M. & Schild A., 2007. Stand der Bewässerung in der Schweiz. Bericht zur Umfrage 2006. Bundesamt für Landwirtschaft, Bern. S. 17ff.
dunstung den Bedarf an Zusatzbewässerung steigert,
bei gleichzeitiger Abnahme des Abflussvolumens. Im
Extremfall (ETHZ) tritt Wasserknappheit bis zur Mitte
des Jahrhunderts in 10 % (Thur) bis über 80 % (Birs,
Broye-Mentue) der Jahre auf. Besonders betroffen vom
Rückgang der Abflüsse im Sommer sind Regionen mit
einem mittelländischen oder jurassischen Abflussregime
(BAFU 2012; Blanc und Schädler 2013).
Allerdings ist zu beachten, dass es sich hier um Schät-
zungen eines potenziellen Bewässerungsbedarfs handelt.
Genauere Abschätzungen des aktuellen Bewässerungs-
bedarfs wären unter Verwendung kulturspezifischer
Inputdaten möglich, und müssten sich auf die bewässe-
rungswürdigen Kulturen beschränken. Zudem bestehen
Unsicherheiten bei den landesweit verwendeten Daten
zu Bodeneigenschaften und auch bezüglich der Klimas-
zenarien. Unberücksichtigt bleibt ausserdem die Nieder-
schlagsverteilung, beziehungsweise die von den Szena-
rien angegebene Zunahme in der Länge der
Trockenphasen (aufeinander folgende Tage ohne nen-
nenswerte Niederschläge) im Sommer, und schliesslich
die Möglichkeit, dass mit steigender CO2-Konzentration
die Effizienz der Wasserausnutzung der Pflanzen steigt.
Die Ergebnisse sollten dementsprechend nicht in ihrer
Absolutheit, sondern eher als Basis für regional differen-
zierte Risikobetrachtungen verwendet werden.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Trotz methodischer Einschränkungen ergeben sich aus
den Ergebnissen Erkenntnisse, die für die weitere Dis-
kussion möglicher Massnahmen im Bereich der Gewäs-
serbewirtschaftung und insbesondere der landwirt-
schaftlichen Ansprüche wertvoll sein können. Zur
Vermeidung von möglichen Konfliktsituationen und zur
Schonung der Gewässer sind in Risikoregionen ange-
passte, vorsorgliche Massnahmen vordringlich. Dazu
gehören Anpassungen bei der Bewirtschaftung (u.a.
Kulturen-, Sorten- und Standortwahl, Bodenbearbei-
tung etc.) (Fuhrer et al. 2013) oder im Bereich der Infra-
struktur (u.a. Zuleitungen) für zusätzliche Bewässerung
mit Wasser aus grösseren Reservoiren (Seen, grosse
Flüsse). n
Dank
Die Modellrechnungen wurden mit Unterstützung von Karsten Jasper durchge-führt und vom Bundesamt für Landwirtschaft finanziell gefördert.
263
Bewässerungsbedarf und Wasserdar gebot unter Klimawandel: eine regionale Defizitanalyse | Umwelt
Ria
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Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 256–263, 2014
Irrigation requirement and available
water supply under changing climatic
conditions: a regional deficit analysis
As the climate changes, the water
requirement of agricultural crops tends
to increase. This leads to a higher
irrigation requirement. At the same
time, water availability falls, since
water levels in many catchment areas
of the Swiss Central Plateau decline in
the summer. In order to identify areas
with an increased risk of water
shortage, a hydrological model was
used to calculate the ratio of the
potential irrigation requirement to the
available supply (regional outflow) for
39 catchment areas during the period
1981–2010. The results show that in
years with extreme climatic events
such as 2003, the available supply in
individual regions is already insuffi-
cient. Climate change causes this
situation to intensify, leading in many
cases to water shortages, as shown by
modelling for selected areas based on
two climate scenarios for the period
2036–2065. In the catchment areas of
Glatt-Töss, Birs and Broye-Mentue, the
frequency of water-shortage years
rises many times in the event of
dramatic climate change. In these
areas, there is a demand for measures
for appropriate water management
which take account of the protection
of waters as well as the demands of
agriculture.
Key words: agriculture, climate change,
irrigation, water availability.
Esigenza d’irrigazione e disponibilità di
risorse idriche in presenza di cambia-
menti climatici: un'analisi dei deficit a
livello regionale
Con i cambiamenti climatici, il fabbiso-
gno idrico delle colture tenderà ad
aumentare, accrescendo l’esigenza
d’irrigazione. Allo stesso tempo la
disponibilità di risorse idriche diminu-
irà, poiché in estate il livello d'acqua in
molti bacini idrografici dell'altopiano è
destinato a calare. Al fine di identifi-
care le regioni a maggior rischio di
penuria d'acqua, è stato calcolato con
l'aiuto di un modello idrologico il
rapporto fra il fabbisogno irriguo
potenziale e la disponibilità di risorse
(deflusso regionale) per 39 bacini
idrografici, nel periodo compreso fra il
1981 e il 2010. I risultati rivelano che in
anni estremi come il 2003 le risorse
idriche di alcune regioni sono già oggi
insufficienti. Il cambiamento climatico
non farà che aggravare questa situa-
zione, riducendo ulteriormente la
disponibilità d'acqua, come mostrano
simulazioni effettuate sulla base di due
scenari climatici validi per il periodo
2036–2065. Nei bacini idrografici dei
fiumi Glatt-Töss, Birs o Broye-Mentue
la frequenza di anni caratterizzati da
penuria d'acqua aumenterà notevol-
mente in presenza di un cambiamento
climatico marcato. In queste regioni è
pertanto necessario adottare misure
volte a un utilizzo oculato delle risorse
idriche, al fine di tutelare i corsi
d’acqua e soddisfare le esigenze
dell'agricoltura.
264
P o r t r ä t
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 264, 2014
Der Werdegang jedes Ingenieur-Agronoms ist einzigar-
tig… jener von Sokrat Sinaj, seit 2007 Projektleiter im
Bereich «Pflanzenernährung» bei Agroscope und inter-
nationaler Experte in seinem Forschungsgebiet, ist in
vielfacher Hinsicht untypisch. Sokrat Sinaj wurde in den
50er Jahren im kommunistischen Albanien als Sohn eines
Ingenieur-Agronoms geboren. Das Agronomiestudium
wählte er aus persönlichem Interesse, aber auch in der
Hoffnung, das damals geschlossene Land verlassen zu
können. Dafür musste er aber zu den Besten gehören!
Eine Herausforderung, die geschaffen war für Sokrat
Sinaj. Seit seiner Kindheit war er getragen vom Stolz sei-
ner Eltern. Seine Ziele waren immer hoch angesetzt.
Sokrat Sinaj ist in einem Dorf im Süden von Albanien
aufgewachsen, im engen Kontakt mit der Natur. Sein
Vater war Leiter einer staatlichen landwirtschaftlichen
Kooperative (Kolchose). «Es war ganz normal, dass ich
das gleiche Studium machen wollte wie er. Die Agrono-
mie war für mich das Mittel, um die Welt zu ernähren,
aber auch eine Wissenschaft, welche grenzüberschrei-
tend und frei von politischen Einflüssen war. In meiner
Jugend konnte man das italienische Fernsehen empfan-
gen und ich erfuhr, dass die Jugendlichen in anderen
Ländern reisen konnten. Bei uns war die Ausreise verbo-
ten. In gut situierten Familien studierte man Recht,
Medizin oder Wirtschaft, um in der Gesellschaft aufstei-
gen zu können; aber es war ausgerechnet die Agrono-
mie, die normalerweise als Wissenschaft des Volkes gilt,
die es mir erlaubt hat, ein Stipendium für Frankreich zu
erhalten». Warum Frankreich? Weil Enver Hoxha, der
damalige Diktator, selber in Frankreich studiert hatte...
und entschied, dass jedes Jahr eine Anzahl Albaner
(etwa dreissig aus den verschiedensten Studienrichtun-
gen) dort ihr Studium fortsetzen durften.
Im Jahr 1988 verliess der junge Agronom also seine
Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für
Bodenkunde in Tirana und flog nach Frankreich... Bei der
Arbeit lernte er Französisch und erhielt den Master in
Agrarwissenschaften an der Ecole nationale supérieure
d’agronomie et des industries alimentaires in Nancy.
Dort folgte im Jahr 1993 ein Doktorat in Agrarwissen-
schaften am Institut national polytechnique de Lorraine.
1994 erhielt sein Doktorvater, Emmanuel Frossard, eine
Professur an der ETH Zürich und fragte ihn, ob er in sei-
ner Gruppe arbeiten möchte. Die beiden arbeiteten
zwölf Jahre lang zusammen am Departement für Agrar-
und Lebensmittelwissenschaften. Sokrat Sinaj leitete
eine Forschungsgruppe und war «senior scientist» am
Lehrstuhl für Pflanzenernährung. Während seiner letz-
ten Jahre an der ETH Zürich arbeitete der Forscher teils
in der Schweiz, teils in Albanien, wo er vom albanischen
Parlament zum Leiter der Staatlichen Agentur für Eigen-
tumsrückgabe und Entschädigung in der Landwirtschaft
gewählt wurde.
Als seine Zeit an der ETH Zürich zu Ende ging, woll-
ten sich Sokrat Sinaj und seine Familie in der Westschweiz
niederlassen. Er erhielt eine Stelle als wissenschaftlicher
Mitarbeiter bei Agroscope – eine neue Tätigkeit, die ihm
grosse Befriedigung bringt: die Möglichkeit, Nachwuchs
auszubilden, was ihm ein grosses Anliegen ist, sowie die
Gewissheit, das Wissen in seinem Fachgebiet vorantrei-
ben zu können. Eines seiner Forschungsprojekte (Einsatz
von Holzasche als neue Nährstoffquelle für die Landwirt-
schaft) ist sehr erfolgversprechend und Gegenstand
eines Artikels in dieser Ausgabe (siehe S. 232).
Der berufliche Werdegang von Sokrat Sinaj ist sehr
vielfältig und lang. Dieses Portrait beschreibt davon nur
einige wenige Facetten. Begleitet hat ihn bis heute seine
Lebensphilosophie: der Stolz und der Ehrgeiz seines
Vaters, die er seinen zwei erwachsenen Söhnen weiter-
gibt, immer auf der Suche nach Bestleistungen. «Wir
durften in die Schweiz kommen. Darum müssen wir uns
umso mehr anstrengen, um besser zu sein als die ande-
ren. Denn wofür bräuchte uns denn sonst die Schweiz?».
Sibylle Willi, Agrarforschung Schweiz
Sokrat Sinaj, ein Agronom ohne Grenzen
265
A k t u e l l
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 265–267, 2014
N e u e P u b l i k a t i o n e n
Agroscope Science Nr. 1 / März 2014
In den Jahren 2011–2013 konzentrierten sich die For-
schungsarbeiten im Rahmen von NutriScope betreffend
Ernährung im Wesentlichen auf Milch und Milchpro-
dukte, Fleisch und Fleischprodukte sowie pflanzliche
Lebensmittel. Weitere Forschungsbereiche waren Nut-
rigenomik/ Nutrigenetik/Nutriepigenetik, Lebensmit-
telsicherheit und -qualität, Salz, Sensorik und Konsu-
mentenforschung sowie die Ökobilanzierung von
Lebensmitteln.
Die vorliegende, zweite Synthese fasst die Inhalte der
in den Jahren 2011–2013 durchgeführten bzw. publi-
zierten Arbeiten im Rahmen des Agroscope Forschungs-
programms NutriScope auf dem Gebiet der Ernährung
zusammen (www.nutriscope.ch). Eine erste Synthese
wurde im März 2011 zu den in den Jahren 2008–2010
publizierten Arbeiten im Rahmen von NutriScope ver-
öffentlicht.
Nachfolgend sind die Haupterkenntnisse aus den
Arbeiten zusammengefasst, die im Rahmen von Nutri-
Scope 2011–2013 auf dem Gebiet der Ernährung durch-
geführt bzw. publiziert wurden.
Pascale Mühlemann und Ueli Bütikofer, Agroscope
Agroscope Science erscheint nur in elektronischer Form. Download
im PDF-Format: www.agroscope.ch > Publikationen
Agroscope Science Nr. 1 | März 2014
Synthese NutriScope
2011 – 2013 Technisch-wissenschaftliche Informationen
Autoren Pascale Mühlemann Ueli Bütikofer
Synthese NutriScope 2011 – 2013
266
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
Aktuell
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 265–267, 2014
M e d i e n m i t t e i l u n g e n
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
29.04.2014 Leicht sinkende Treibhausgas-Emissionen aus der Schweizer Landwirtschaft Die Landwirtschaft ist eine wichtige Verursacherin von
Treibhausgasen in der Schweiz. Besonders ins Gewicht
fallen einerseits die Methan-Emissionen aus der Rind-
viehhaltung und der Lagerung von Hofdüngern. Ander-
seits trägt das Lachgas aus der Düngewirtschaft mass-
geblich zu den klimawirksamen Emissionen bei. Die
Landwirtschaft stiess 2012 gegenüber dem Stand von
1990 rund neun Prozent weniger Treibhausgase aus.
25.04.2014 Was ist aus dem Rapskrebs geworden? Der Rapskrebs wird durch den Pilz Sclerotinia sclerotio-
rum verursacht. Die Krankheit hat in der Schweiz früher
jahrelang zu erheblichen Ernteverlusten geführt. Be -
o bachtungen von Agroscope haben ergeben, dass diese
Krankheit seit fast zwanzig Jahren verschwunden ist.
Wo ist sie geblieben? Aktuelle Analysen von Agroscope
zeigen, dass die Klimaveränderung damit zu tun hat.
15.04.2014 Modell-Versuch zur Biodiversität im Boden: Grosse Bedeutung kleiner Organismen In einer Hand voll Feldboden lassen sich Milliarden Bak-
terien, viele hundert Meter an Pilzfäden und eine Viel-
falt an Milben, Fadenwürmern, Regenwürmern und
Gliedertieren finden. Deren Einfluss auf verschiedene
Ökosystemfunktionen untersuchten Agroscope und die
Universität Zürich in kontrollierten Modell-Ökosystemen.
Die Ergebnisse, die im Wissenschaftsmagazin «Procee-
dings of the National Academy of Sciences of the USA»
veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Menge und Viel-
falt an Organismen im Boden wichtige Ökosystemfunkti-
onen beeinflussen.
Aktuelle Forschungsergebnisse
für Beratung und Praxis:
Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal
im Jahr Forschungsergebnisse über
Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,
Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und
Gesellschaft.
Agrarforschung ist auch online verfügbar
unter: www.agrarforschungschweiz.ch
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AGRARFORSCHUNGSCHWEIZ
RECHERCHEAGRONOMIQUESUISSE
Talon einsenden an:Redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt AgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-Haras, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch
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Die Zeitschrift erscheint in Deutsch und Fran-
zösisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus
Forschung, Industrie, Lehre, Beratung
und Politik, an kantonale und eidgenössische
Ämter und an weitere Fachinteressierte.
Agrarforschung Schweiz /RechercheAgronomique Suisse ist die Zeitschrift
der landwirtschaftlichen Forschung von
Agroscope und ihren Partnern. Partner der
Zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-
schaft,die Hochschule für Agrar-, Forst- und
Lebensmittelwissenschaft HAFL, die Bera-
tungszentralen AGRIDEA, die Eidgenössische
Technische Hochschule ETH Zürich, Departe-
ment für Umweltsystemwissenschaften, das
Forschungsinstitut für biologischen Landbau
FiBL und Agroscope, die gleichzeitig Heraus-
geberin der Zeitschrift ist.
267
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Aktuell
Agrarforschung Schweiz 5 (6): 265–267, 2014
V e r a n s t a l t u n g e n
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
I n t e r n e t l i n k s
Die Weizeninitiative
www.wheatinitiative.org
Die Plattform ist eine Informationsquelle für die Wei-
zenintiative und ein Forum für die internationale Wei-
zen-Forschungsgemeinschaft. Die Website erlaubt einen
Zugang zu Datenbanken, Diskussionsforen und den
aktuellsten Publikationen über Weizen.
Juni 2014
27.6.2014Nationale Tagung zum internationalen Jahr der bäuerlichen FamilienbetriebeSAB, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die BerggebieteLandwirtschaftliches Institut Grangeneuve, Posieux (FR)
Juli 2014
06. – 10.07.2014AgEng 2014 ZurichInternational Conference of Agricultural EngineeringAgroscope, ETH ZürichZürich
August 2014
09.08.2014Geschmackserlebnis Kartoffelvielfalt in MaranProSpecieRara und Forschungsanstalt Agroscope (IPB, INH)Schaugarten Maran, Arosa/GR
14.08.2014Ostschweizer AGFF-Tagung 2014Agroscope INH, AGFF, Landw. Zentrum SG, Profi-LaitMoorhof, 9464 Rüthi SG
28.08.2014AGFF-WaldhoftagungINT, INH, AGFF, Inforama, HAFL, Profi-LaitInforama Langenthal
30. – 31.08.2014Tage der offenen Tür: Forschung berührenAgroscope Conthey
September 2014
11.09.201437. Informationstagung AgrarökonomieAgroscopeAgroscope INH, 8365 Ettenhausen
V o r s c h a u
Juli–August 2014 / Heft 7–8
Der Rotklee (Trifolium pratense L.) erfüllt seit gut zweihundert Jahren eine wichtige Aufgabe in unseren Ansaatwiesen. In dieser Zeit ist ein breites Sortenangebot entstan-den. Agroscope führte von 2011 bis 2013 Sortenversuche mit 30 Neuzüchtungen und 24 bereits empfohlenen Sorten durch und stellte dabei deutliche Zuchtfort-schritte fest. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)
V o r s c h a u
•• Sortenprüfung mit Rotklee: deutliche Fortschritte,
Daniel Suter et al., Agroscope
•• Unkrautunterdrückung durch Zwischenfrüchte:
Analyse verschiedener Faktoren, Frédéric Tschuy et al.,
Agroscope
•• Einfluss von Streptomycin in Apfelanlagen auf
Resistenzen in der Umwelt, Fiona Walsh et al.,
National University of Ireland, Agroscope, Zürcher
Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZAHW
und Argonne National Laboratory, USA
•• Sorten- und Anbauversuche mit winterhartem Mohn,
Jürg Hiltbrunner et al., Agroscope
•• Rundballenraufe für Pferde mit zeitgesteuerter
Fütterungsplane, Sabrina Briefer et al., Agroscope,
Schweizerisches Nationalgestüt
•• Erhaltung der genetischen Vielfalt der Nutztiere in
der Schweiz, Maurice Tschopp et al., BLW
Samstag, 9. August 2014
Geschmackserlebnis Kartoffelvielfalt in MaranSchaugartenMaran /Golf-& Sporthotel HofMaran / Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH
Auf 1800 m ü.M. gedeihen im Schaugarten Maran oberhalbArosa mehr als 150 Kartoffelsorten. Auf Führungen von Fach-experten von Agroscope und ProSpecieRara erfahren Sie mehrzu den Raritäten der Kartoffelsammlung und des Alpengartens.
ProgrammDegustation verschiedener Kartoffelsorten-Chips (ab 11.30 h)Führungen durch Kartoffel- und Alpengarten (11.30−15.30 h)Sensorik-Workshops Kartoffeln (14−15 Uhr & 15.30−16.30 h)5-gängiges Diner mit seltenen Kartoffelsorten (ab 17.30 h)
Anmeldeschluss: 5. 8. 2014 (nur für Workshops und Diner nötig)
Detailprogramm und Anmeldungwww.prospecierara.ch > News & mehr> Veranstaltungen
Veranstalter: ProSpecieRara und Agroscope
AuskunftTheo Ballmer, theodor.ballmer@agroscope.admin.chPhilipp Holzherr, philipp.holzherr@prospecierara.ch
KostenFührungen: gratis, Workshop: Fr. 40.−, Diner: Fr. 65.–
Schweiz. Bäuerinnen- und Landfrauenverband|Slow Food CH|Agroscope|Alimentarium|Berner Fachhochschule; Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissen-schaften|HES-SO FachhochschuleWestschweiz-Wallis|Grangeneuve|SchweizerischeGesellschaft für Lebensmittelhygiene SGLH|Schweizerischer Verband dipl. Ernährungs-berater/innen HF/FH SVDE|Schweizerischer Verband der Ingenieur-Agronomen und Lebensmittel-Ingenieure SVIAL|Strickhof – Vom Feld aufs Teller|Swiss Food Research|World Food System Center|Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW|Emmentaler Switzerland|Fromarte|Proviande |Schweizerischer Bauernverband|Schweizerische Vereinigung der AOP-IGP|Switzerland Cheese |Marketing AG|Bundesamt für Landwirtschaft BLW|Bundeseinheit für die Lebensmittelkette BLK
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