aktionsplan 2015/2016 - berlin · soll der Übergang im reuterkiez in den jahren 2015 und 2016 im...
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BSG Brandenburgische
Stadterneuerungsgesellschaft
mbH
Quartiersmanagement
Reuterplatz
Aktionsplan 2015/2016
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Rückblick auf 12 Jahre Quartiersmanagement im Reuterkiez
2.1 - Der Reuterkiez- Ein Kiez im Wandel
3. Vorbereitung der Verstetigung 4. Handlungsfelder und Schwerpunkte
4.1 Netzwerke sichern
4.2 Räumliche Anlaufstelle
4.3 Koordinator_in vor Ort
4.4 Repräsentanz des Quartiers
4.5 Kommunikation im Quartier
4.6 Öffentlicher Raum
4.7 Ansprechpartner_in im Bezirk
5. Ausblick
Anhang / Materialien
Maßnahmenplan
Quellenverzeichnis
1
1. Einleitung
Als die ersten Quartiersmanagementgebiete in Berlin 1999 festgelegt wurden, ging man noch davon
aus, dass es sich bei dem QM-Verfahren um ein kurzfristiges, modellhaftes Interventionsprogramm
der Städtebauförderung handelt, mit dem in benachteiligten Gebieten in wenigen Jahren durch
bauliche und soziokulturelle Maßnahmen der Abwärtstrend gestoppt und eine Angleichung der
Lebensverhältnisse geschafft werden kann. Ziemlich schnell wurde jedoch deutlich, dass für die QM-
Gebiete und das Förderprogramm „Soziale Stadt“ eine mindestens mittel- bis langfristige Perspektive
erforderlich ist.
Basis der Festlegung und der Aufhebung der QM-Gebiete ist u.a. das Monitoring Soziale
Stadtentwicklung1, das seit 1999 erstellt und laufend fortentwickelt wird. 2001 wurde der Reuterkiez
aufgrund schlechter Sozialdaten und einem Abwärtstrend als „umfassend zu förderndes“ QM-Gebiet
festgelegt. 2010 wurde es zu einem „Interventionsgebiet“ und 2012 zu einem „Präventionsgebiet“
heraufgestuft. Diese Einstufung wurde mit Blick auf die Verbesserung der Indikatoren
Arbeitslosigkeit, Kaufkraft, Anteil Migranten, vorgenommen und hatte einen reduzierten Mittel- und
Personaleinsatz zur Folge.
In der Koalitionsvereinbarung von 2011 wurde vereinbart, dass die QM-Gebiete auf ihre Überführung
in Regelstrukturen überprüft werden sollten. 2013 wurden deshalb die QM-Gebiete, die bereits
länger als 10 Jahre gefördert wurden, auf der Basis von Sozialdaten (Sozialstrukturatlas 2013 und
Monitoring 20132) und eines vertiefenden Gutachtens des Deutschen Instituts für Urbanistik (DIfU)3
überprüft. Vier Gebiete wurden als verstetigungsreif, bzw. als bedingt verstetigungsreif eingeschätzt.
Der Reuterkiez wurde als ein Gebiet eingestuft, das unter den folgenden Bedingungen
verstetigungsreif ist:
� eine Anlaufstelle soll vor Ort eingerichtet werden („starker Partner“)
� die Anlaufstelle muss mit einem „Kümmerer“ ausgestattet sein.
� in der Verwaltung muss ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
� kritische Beobachtung der Auswirkungen von Verdrängung – Entstehung
neuer Problemlagen („Mikrosegregation“)
1 kontinuierliches Stadtbeobachtungssystem der sozialräumlichen Entwicklung auf Gebietsebene im Auftrag
der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, siehe unter:
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/monitoring/ 2 Auszüge daraus im Anhang
3 DIfU: Gutachten Verstetigungsmöglichkeiten Berliner Quartiersmanagementverfahren, Mai 2013
2
Verstetigung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Reuterkiez ab 2017 keine zusätzliche
öffentliche Förderung mehr aus „Soziale Stadt“ erhält. Die Regelversorgung der öffentlichen
Verwaltung, lokale und zivilgesellschaftliche Ressourcen müssen dann ausreichen, um eine
Entwicklung des Reuterkiezes analog vergleichbarer Quartiere zu gewährleisten. Strukturen und
Netzwerke sollten zu diesem Zeitpunkt so gestärkt sein, dass sie selbsttragend funktionieren.
Mit dem 01.01.15 beginnt für das QM-Gebiet Reuterplatz die zweijährige Verstetigungsphase“. Das
bedeutet, dass Projekte, Netzwerke und Initiativen die in den vergangenen Jahren im Rahmen des
QM-Verfahrens aufgebaut wurden und unentbehrlich sind, Ende 2016 ohne Unterstützung des QM-
Teams und ohne Unterstützung von Fördermitteln aus „Soziale Stadt“ fortgesetzt werden sollen.
Erfahrungen mit der Verstetigung von vier Berliner QM-Gebieten4 aus den Jahren 2008 und 2009
haben gezeigt, dass ein geordneter Ausstieg nicht von heute auf morgen zu bewältigen ist. Deshalb
soll der Übergang im Reuterkiez in den Jahren 2015 und 2016 im Dialog mit den Bewohner_innen
und lokalen Akteuren, aber auch mit Verwaltung und Politik organisiert werden.
4 Boxhagener Platz, Helmholtzplatz, Falkplatz, Oberschöneweide
3
2. Rückblick auf 12 Jahre Quartiersmanagement im Reuterkiez
Der Verstetigungsprozess und dieser Aktionsplan sollen auch genutzt werden, einen Blick zurück auf
die vergangenen 12 Jahre zu werfen und sich zumindest kurz zu vergegenwärtigen von welchem
Standpunkt aus die kommenden zwei Jahre gestaltet werden sollen.
Das „Quartiersmanagementgebiet Reuterplatz“ im Bezirk Neukölln wurde mit Senatsbeschluss Nr.
371 / 01 vom 09. Oktober 2001 festgelegt. In der Folge wurde ein Träger für die Durchführung des
QM-Verfahrens vor Ort gesucht. Der Humanistische Verband Deutschlands eröffnete in der
Lenaustraße 22 am 03.05.02 ein Quartiersbüro und begann erste Projekte, wie z.B. die Erneuerung
des Maybachufers zu initiieren. Ende 2002 trennte sich die Senatsverwaltung von diesem Träger, was
eine Neuausschreibung erforderlich machte. Zur Bewältigung des Übergangs wurde das Büro Weeber
und Partner mit der Abwicklung des Modellprojekts „Eine Million DM in Bürgerhand“ beauftragt, aus
deren Bürgerjurys später die Quartiersräte hervorgehen sollten. Am 17.02.03 nahm das Team der
Brandenburgischen Stadterneuerungsgesellschaft mbH seine Arbeit auf, das bis heute mit der
Steuerung des QM-Verfahrens vor Ort beauftragt ist. Der Standort des Quartiersbüros wurde im April
2003 in die Hobrechtstraße 59 verlegt, wo es sich bis heute befindet.
Für das QM-Verfahren stehen Städtebaufördermittel aus dem Programmteil „Soziale Stadt“ zur
Verfügung. Diese Fördermittel werden über das Bundesbauministerium ausgereicht und kofinanziert
durch die EU und das Land Berlin. Die Besonderheit war 2002, dass über dieses integrierte Programm
nicht nur Baumaßnahmen, sondern parallel dazu auch sozio-kulturelle Maßnahmen gefördert
werden konnten. Die Aufgabe des Quartiersmanagements im Reuterkiez war, mit Unterstützung des
Förderprogramms „Soziale Stadt“ und privater sowie lokaler Ressourcen, modellhafte Projekte zum
Abbau der Defizite umzusetzen sowie selbsttragende lokale Strukturen aufzubauen. Die Aktivierung
und Beteiligung der Bewohner_innen und Akteure waren und sind dabei ein wesentlicher Baustein
des Berliner Quartiersverfahrens.
Der Reuterkiez ist ein vergleichsweise großes und sehr heterogenes Gebiet. Entsprechend
umfangreich und vielfältig waren auch die Ansätze zur Stärkung des nachbarschaftlichen
Miteinanders, zur Vernetzung von Akteuren und dem Aufbau von eigenverantwortlichen
nachhaltigen Kooperationsstrukturen. Der Aufbau des Quartiersrats mit den Arbeitsgruppen (AG)
Kultur, Bildung und Wohnumfeld als Modellprojekt und der Vergabejury für den Aktionsfonds war
ein Kernthema der Bewohneraktivierung. Aus Förderprojekten entstanden eine ganze Reihe von
thematischen Initiativen, die ihr Engagement zum Teil unabhängig vom QM-Verfahren in festen
4
Vereinsstrukturen fortsetzen. Im Bildungsbereich haben sich auf Initiative des QM-Teams zahlreiche
Akteure zu einem Lokalen Bildungsverbund zusammengeschlossen, der sich die Verbesserung der
Bildungssituation zum Ziel gesetzt hat.
Die soziale Infrastruktur und der öffentliche Raum waren 2002 defizitär und in schlechtem baulichem
Zustand; gleichzeitig standen in den Anfangsjahren deutlich höhere Fördersummen zur Verfügung.
Deshalb –und um ein sichtbares Signal zum Auftakt zu setzen- wurde von 2002 bis 2008 ein Großteil
der über „Soziale Stadt“ geförderten Baumaßnahmen umgesetzt. Insgesamt etwa 3,3 Mio. € für
Projekte wie z.B. Verkehrsberuhigung, Aufwertung von Grünflächen, Spielplätzen und Freiflächen von
Kitas. Der Bezirk ergänzte diese Fördersummen regelmäßig durch Eigenleistungen und –mittel.
Darüber hinaus konnten über Sonderprogramme des Landes Schulhöfe und Sportstätten hergerichtet
werden. Der Großteil der Neu- und Umbauten auf dem Campus Rütli wird aus Investitionsmitteln des
Landes Berlin, aus bezirklichen Mitteln sowie aus Sonderprogrammen finanziert und nach heutigem
Stand bis 2020 umgesetzt. Diese baulichen Investitionen werden auch nach dem Wegfall des QM-
Verfahrens den Bewohner_innen nachhaltig zur Verfügung stehen.
In den vergangenen 14 Jahren wurden über Aktionsfonds, QF3, Projektfonds und Modellprojekte
über 8,4 Millionen Euro in das Gebiet investiert5. Mehr als die Hälfte davon in über 600 große und
kleine sozio-kulturelle Projekte. Der Schwerpunkt lag dabei auf den Handlungsfeldern: Bildung,
Integration und Bewohneraktivierung. Im Bildungsbereich wurden zahlreiche Projekte zur Sprach-
und Bewegungsförderung, Gesundheits- und Gewaltprävention und zur Unterstützung des
forschenden und entdeckenden Lernens modellhaft ausprobiert, was zur Verbesserung der
individuellen Situation der Kinder und Jugendlichen und zur positiven Veränderung der Strukturen
geführt hat. Einiges davon, wie z.B. die Lernwerkstatt kann durch Verankerung in Regelstrukturen,
alternative Finanzierung oder durch lokale Ressourcen fortgesetzt werden.
5 Siehe Anhang Fördermittelübersicht
5
2.1 Der Reuterkiez – Ein Kiez im Wandel
Der Reuterkiez liegt im äußersten Nordosten des Bezirks Neukölln von Berlin und grenzt im Norden
und Westen an Kreuzberg an. Zwei Hauptverkehrsstraßen, die Sonnenallee und der Kottbusser
Damm begrenzen das Gebiet im Westen und Süden. Das fast 70 ha große Quartier verdankt seinen
Namen dem Schriftsteller Fritz Reuter, nach welchem die zentrale Grünfläche benannt ist. Der
Reuterplatz sowie das Maybachufer am Landwehrkanal mit den dort stattfindenden Märkten gelten
als die wichtigsten öffentlichen Begegnungsorte.
Die bauliche Struktur ist vor allem durch den hoch verdichteten Altbaubestand mit Vorderhäusern,
Seitenflügeln und Quergebäuden geprägt. Das zentral gelegene Quartier ist mit dem U-Bahn-
Knotenpunkt Hermannplatz und zahlreichen Buslinien gut an das öffentliche Nahverkehrssystem
angebunden.
Im Reuterkiez leben derzeit über 19.000 Einwohner, etwa 7% mehr als zu Beginn des QM-Verfahrens
in 2002. Zusätzlich zu diesem Bevölkerungszuwachs, verändert sich die Zusammensetzung der
Bevölkerung durch das hohe Wanderungsvolumen permanent. In den letzten Jahren sind
überwiegend junge, gut ausgebildete Menschen aus aller Welt zugezogen, die den Stadtteil wegen
seiner Urbanität, der zentrumsnahen Lage und seines Images schätzen. Eine neuere Entwicklung ist
eine Zunahme des Zuzugs in der Gruppe der über 35jährigen6. Bis vor wenigen Jahren waren die im
Vergleich zu den Nachbarbezirken noch bezahlbaren Mieten ein Grund für den Zuzug. Inzwischen ist
der Reuterkiez jedoch eines der Gebiete in Berlin, in dem sehr hohe Mietsteigerungsraten
verzeichnet werden.
Eine Untersuchung der Sozialstrukturentwicklung hat bereits 2011 bestätigt, dass finanzschwache
Haushalte durch steigende Mieten immer stärker belastet und verdrängt werden7. Vor diesem
Hintergrund wird die Begründung der Verstetigung mit der Verbesserung der Sozialdaten im Quartier
durchaus kritisch betrachtet. Ziel des QM-Verfahrens war schließlich immer, Schwierigkeiten im
Bereich des nachbarschaftlichen Zusammenlebens sowie sozioökonomische Probleme gemeinsam
mit den und für die Bewohner_innen, Einrichtungen und Akteuren mit den Methoden und Mitteln
der integrierten Stadtentwicklung zu beheben8. Dem QM-Verfahren und dem QM-Team vor Ort
stehen jedoch keine adäquaten Mittel zur Verfügung, um Verdrängungstendenzen zu steuern. 2014
6 Statistisches Landesamt Berlin Brandenburg, 31.12.2012 und 31.12.2013
7 TOPOS Stadtforschung, Sozialstrukturentwicklung in Nord-Neukölln
8 Vergleiche BauGB § 171 e
6
fasste die BVV den Beschluss vorbereitende Untersuchungen für eine soziale Erhaltungssatzung im
Reuterkiez auf den Weg zu bringen.
Aktuell ergeben die soziostrukturellen Entwicklungen im Quartier das Bild eines gespaltenen
Quartiers, das geprägt ist vom Andauern sozio-ökonomischer Probleme und der Unsicherheit, ob neu
zugezogenen bildungsorientierte Schichten eine Gebietsbindung entwickeln, die zu einem
Engagement im und für das Quartier führt9.
9 DIfU, S.66
7
3. Vorbereitung der Verstetigung
Im Folgenden stellen wir Ihnen unseren Aktionsplan vor, mit dem wir Ihnen einen Einblick in unser
Arbeitsprogramm für den Zeitraum der Verstetigung bis Ende 2016 geben wollen. Der Aktionsplan ist
nicht abschließend und stellt die Arbeitsplanung ganz zu Beginn des Verstetigungsprozesses dar.
Ziel unserer Tätigkeit im Laufe der kommenden zwei Jahre ist es, die Angebots-, Informations- und
Netzwerkstrukturen soweit zu festigen, dass deren Bestehen auch für die Zukunft gesichert bleibt.
Ferner steht die Entwicklung von Lösungsstrategien für die Schaffung einer oder mehrerer
Anlaufstellen im Quartier mit einer idealerweise teilweisen Übernahme von QM-Aufgaben im Fokus
unserer Tätigkeit. Bestehende nachbarschaftliche Einrichtungen sind dazu derzeit weder personell
noch räumlich in der Lage.
Bisheriges Verfahren
Die im Aktionsplan formulierten Arbeitsschwerpunkte beruhen zum einen auf den Erfahrungen aus
unserer jahrelangen Tätigkeit im Gebiet und zum anderen auf den Zwischenergebnissen aus zwei
verstetigungsbegleitenden Projekten.
Um den Prozess der Verstetigung bestmöglich zu gestalten, haben wir als Unterstützung die Teams
der Büros LPG (Landesweite Planungsgesellschaft mbH) und UrbanPlus (Büro für urbane
Kommunikation) beauftragt, sich mit unterschiedlichen Fragestellungen im Rahmen der Verstetigung
8
auseinanderzusetzen.10 Gerade weil es bisher keine Erfahrung mit dieser Art Verstetigungsverfahren
gibt, erschien es uns wichtig, externe Büros als neutrale Dritte mit Blick von außen in diesen Prozess
einzubeziehen. Wir erwarten uns davon kreativen Input, kritische Reflexion und praktische
Unterstützung für Bewohner_innen, Akteure und das QM-Team.
Das Büro LPG untersucht mit dem Projekt „Begegnung ermöglichen, Nachbarschaft stärken„ bis April
2015 die Realisierbarkeit für einen oder mehrere Standorte für eine Anlaufstelle und analysiert die
nachbarschaftlichen Strukturen. In den vergangenen Monaten hat hauptsächlich das Team von LPG
begleitet vom Büro UrbanPlus gezielte Gespräche mit verschiedenen Einrichtungen und Akteuren
geführt, um Angebotslücken zu erfassen und tiefergehende Erkenntnisse im Hinblick auf die
Verstetigung über die bestehenden sozialen und kulturellen Angebote im Kiez für Kinder und
Jugendliche, Familien, Menschen mit Migrationshintergrund sowie ältere Menschen zu gewinnen.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Aktionsplans wurde ein Großteil der Akteure befragt.
Aus den bisher geführten Gesprächen ergab sich folgendes vorläufiges Ergebnis, das in die
Erarbeitung unseres Aktionsplanes miteinbezogen wurde: Es wurde die Wichtigkeit einer Anlaufstelle
hervorgehoben. Bei den Anforderungen an eine Anlaufstelle wurden konkrete Erwartungen an
Angebote und Aktivitäten genannt. So sollten niedrigschwellige, flexibel gestaltbare Angebote
vorhanden sein, die möglichst kostenfrei sind. Weiter wurde von den Befragten als wichtig erachtet,
generations- und zielgruppenübergreifende Angebote zu haben. Die Anlaufstelle sollte auch Räume
für Initiativen und Gruppen bereitstellen können. Zudem sollte die Anlaufstelle einen gut
erreichbaren Standort haben, (möglichst) barrierefrei sein, über ausreichend große Räumlichkeiten,
eine hauptamtliche Koordination und über ein eigenes Budget für Honorare und Sachkosten
verfügen. Sie sollte offen für alle, nicht nur für die Mitglieder eines Vereins sein, die Betreuung der
Angebote durch Fachkräfte (z.B. Sozialpädagogen, Sozialarbeiter) Ehrenamtliche oder durch
öffentlich geförderte Beschäftigte müsste gewährleistet sein und ein guter und direkter Kontakt zur
öffentlichen Verwaltung sollte bestehen.
Hinsichtlich der Angebote und Aktivitäten im Reuterkiez stellen sich derzeit folgende Defizite dar:
Es gibt kaum offene Angebote für Familien mit Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren und älter.
Für diese Zielgruppe gibt es auch weder Kursangebote, noch Beratungsangebote. Für Menschen mit
Migrationshintergrund fehlt es an offenen Angeboten. Für ältere Menschen sind weder offene
allgemeine Angebote noch offene Beratungsangebote vorhanden.11
10
QM Reuterplatz, Reuterkiez in Bewegung-Verstetigung aktiv gestalten, Flyer Nr. 1, 2014 11
Ergebnisse der Interviews: http://www.reuter-quartier.de/Literatur-Materialien.2413.0.html
9
In der ersten Gebietskonferenz am 15.11.2014 wurden die Gesprächsergebnisse erstmalig öffentlich
präsentiert. Gemeinsam mit Bewohner_innen sowie Akteuren aus dem Gebiet wurden in der Folge
im Rahmen von drei Arbeitsgruppen Ziele und Strategien für nachbarschaftliche Strukturen im Gebiet
diskutiert. Mit der Gebietskonferenz vom 15. November wollten wir zu einem möglichst frühen
Zeitpunkt ein öffentliches Forum zum Thema Verstetigung für alle Interessierten im Quartier
anbieten.
Bei der Arbeitsgruppe 1, die sich mit den Orten der Begegnung im Gebiet beschäftigte, hat sich
herausgestellt, dass ein „neuer Ort“ der Begegnung für das Quartier gewünscht war. Die zweite
Arbeitsgruppe, hat sich mit nachbarschaftlichen Aktivitäten und Angeboten beschäftigt. Das
Arbeitsergebnis daraus war, dass insbesondere ein interkulturelles Seniorenprojekt, ein
interkultureller Treffpunkt, sowie barrierefreie Räume gewünscht sind. Es wurde hervorgehoben,
dass es nicht kommerzielle Angebote sein sollten. Eine weitere Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit
den Strukturen für Kommunikation und Mitwirkung.12
Das Team von UrbanPlus hat vor wenigen Wochen innerhalb des Projektes „Verstetigung aktiv
gestalten“ mit der umfassenden Begleitung des Verstetigungsprozesses auf Gebietsebene begonnen.
Es untersucht und analysiert die bestehenden Netzwerk- und Kommunikationsstrukturen und
begleitet den Verstetigungsprozess durch Workshops und Beratung bis Ende 2016. Einen Teil der
Arbeit des Teams von UrbanPlus stellt die Öffentlichkeitsarbeit dar, zu der auch Veranstaltungen und
die allgemeine Aktivierung von Interessierten gehören. Bei den Workshops wendet das Team von
UrbanPlus unterschiedliche Methoden an. So wurde ein ämterübergreifender Workshop mit
Vertretern aus der Verwaltung des Bezirksamtes durchgeführt, bei dem eine Stärken-Schwächen-
Analyse des Gebiets (SWOT-Analyse) mit Blick auf die bevorstehende Verstetigung durchgeführt
wurde. Es wurde auch ein Workshop mit dem Team des Quartiersmanagements abgehalten und
Gespräche mit dem Quartiersrat geführt. Bei Bedarf werden durch das Büro UrbanPlus Schulungen
zur Selbstorganisation für lokale Akteur_innen (Vermittlung von Organisationsformen,
Versicherungs- und Haftungsfragen, Finanzierungskonzepte, Netzwerkarbeit) angeboten.
Das Büro Urban Plus hat sich im Rahmen des Projektes „Verstetigung aktiv gestalten“ in den
vergangenen Wochen in enger Abstimmung mit dem Quartiersmanagement einen Überblick über die
Situation im Reuterquartier erarbeitet. Auf dieser Grundlage hat es ein Thesenpapier erarbeitet, in
welchem folgende Vorschläge für die zu behandelnden Themen als Schwerpunkte identifiziert
wurden: Repräsentanz13, Quartiersbudget14, Koordination der Quartiersentwicklung15, Vernetzung16,
12
Ergebnisse der Gebietskonferenz: http://www.reuter-quartier.de/Literatur-Materialien.2413.0.html 13
Siehe Kapitel 4.4
10
Ansprechpartner17, Anlaufstelle / Ort der Bürgerschaft18, Information und Kommunikation19,
Mietenentwicklung. Diese Schwerpunktsetzungen greifen wir an den jeweils geeigneten Stellen im
folgenden Hauptteil des Aktionsplans auf.
14
Siehe Kapitel 4.4 15
Siehe Kapitel 4.3 16
Siehe Kapitel 4.1 17
Siehe Kapitel 4.3 und 4.7 18
Siehe Kapitel 4.2 19
Siehe Kapitel 4.5.
11
4. Handlungsfelder und Schwerpunkte
4.1 Netzwerke sichern
Stabilisierung der Selbstorganisation bewohner_innengetragener Netzwerke
Im Reuterkiez haben sich in den Jahren des QM-Verfahrens zahlreiche anlass- oder themenbezogene
Initiativen und Netzwerke gegründet. Soweit möglich wurden die initiierenden Bewohner_innen
durch das QM-Team bei der Selbstfindung, Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung im Quartier, Klärung
von Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten in Verwaltung und Politik unterstützt. Aus einigen
Initiativen haben sich auf Dauer angelegte Strukturen gegründet, wie z.B. die Elterninitiative
Reuterkiez e.V., das Eigentümer-Netzwerk, der kunstreuter international e.V., die
Stadtteilmediatoren, das Bündnis bezahlbare Mieten Neukölln oder der Lokale Bildungsverbund.
Netzwerke müssen gesteuert
und gepflegt werden. Für diese
Koordinationsaufgabe braucht
es Menschen, die Impulse
geben, moderieren,
Informationen verteilen und
das Netzwerk organisieren. Dies
gilt sowohl für ehrenamtliche
als auch für professionelle
Strukturen. Im weiteren Verlauf
des Verstetigungsprozesses soll
insbesondere mit den bestehenden ehrenamtlichen Netzwerken der Dialog über Perspektiven und
Unterstützungsbedarf intensiviert werden. Das Bestehende zu stärken und zu sichern muss
angesichts der verbleibenden Zeit Vorrang haben vor dem Aufbau neuer Strukturen mit neuen
Zielgruppen.
Aufgrund der besonderen Bedeutung im Quartier20 wurde das Thema Miete und Verdrängung im
letzten Projektgenerierungsverfahren erneut eingebracht und ein Förderprojekt für die Jahre
2015/16 zum Aufbau einer nachhaltigen Unterstützerstruktur -unter Einbindung des bestehenden
Mietenbündnisses und weiterer lokaler Akteure- auf den Weg gebracht. Konkrete Bedarfe für
weitere Initiativen und Netzwerke können zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht benannt werden,
20
Siehe Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept (IHEK) 2013, S.7, S.15ff
12
es ist zu vermuten, dass Unterstützung im Bereich Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit, Raumsuche und
Selbstorganisation erforderlich sein könnte.
Sicherung von Akteursnetzwerken
Besonders intensiv wurde die Vernetzung der Akteure im Bildungsbereich begleitet, da das Thema
Bildung die zentrale Herausforderung und deshalb lange Jahre der Schwerpunkt der QM-Arbeit war.
Hier ist es gelungen einen Lokalen Bildungsverbund (LBV) zu gründen, in dem Schulen, Kitas, freie
Träger der Jugendhilfe, Initiativen und Projekte sich mit einer Kooperationsvereinbarung verpflichten
gemeinsam an der Verbesserung der Bildungssituation für Kinder und Jugendliche im Quartier zu
arbeiten. Die gemeinsame Entwicklung eines Logos für den LBV dokumentiert sowohl nach außen als
nach innen den Zusammenhalt dieses Netzwerkes. Thematische Schwerpunkte des LBV waren im
Laufe der Zeit: Elternarbeit, Sprachförderung, entdeckendes und forschendes Lernen,
Gewaltprävention, Gesundheit und Bildung sowie die Harmonisierung der Übergänge. Einige der mit
diesen Themen zusammenhängenden Problemlagen insbesondere in den Schulen und einem Teil der
Kitas bestehen trotz einer teilweisen Situationsverbesserung weiter21. Bis zum Ende der
Verstetigungsphase werden deshalb weiterhin Förderprojekte „Soziale Stadt“ durchgeführt und
abgeschlossen. Die folgenden drei Projekte müssen sich verstärkt der Aufgabe der nachhaltigen
Sicherung stellen: Schule im Wald, ganzheitliche Sprachbildung, gesund von der Kita in die Schule.
Angesichts der Mikrosegregation im Quartier wird eine neue Herausforderung in den kommenden
Jahren auf den LBV zukommen: die
gleichberechtigte Einbindung der
unterschiedlichen Milieus in die
Entwicklung des Bildungsstandorts. Die
positiven Erfahrungen im gemeinsamen
Umgang mit alten und neuen
Problemlagen und die
Qualitätsverbesserung durch eine Öffnung
der Bildungseinrichtungen ins Quartier und
die systematische Vernetzung
untereinander sollen fortgesetzt und gesichert werden. Wichtig ist dafür eine kontinuierliche,
allparteiliche Koordinierung der Einrichtungen und Interessen.
21
Erhebungen zur Sozialstruktur in den lokalen Schulen zum Bonusprogramm 2013/14; BA Neukölln,
Gesundheitsbericht, März 2013
13
Die Steuerungsrunde des Lokalen Bildungsverbunds hat sich deshalb bereits seit 2013 intensiv mit
dem Thema „nachhaltige Sicherung“ befasst und ist gerade dabei, eine alternative Finanzierung für
die erforderliche Koordination des LBV zu organisieren. Beim LBV ist ein Fahrplan aktuell absehbar:
Hier wird 2015 die Unterstützung der Modellphase zur Finanzierung des Koordinators aus dem
Bonusprogramm im Vordergrund stehen. Begleitend muss mit den Akteuren im LBV ausgewertet und
geklärt werden, ob die Finanzierung über das Bonusprogramm ein Modell für die Zukunft sein kann,
bzw. mit den zuständigen Verwaltungen und Politik über alternative Finanzierung gesprochen
werden. Nach Auslaufen des QM-Verfahrens ist eine Unterstützung des LBV durch die öffentliche
Hand nicht nur zur Ermöglichung der Finanzierung der Koordination erforderlich, sondern auch um
die fachliche-administrative Einbindung in die entsprechenden Ressorts und damit den
kontinuierlichen Austausch zu gewährleisten.
Aktionen:
• Klärung Unterstützungsbedarf mit den bestehenden ehrenamtlichen
Netzwerken und Initiativen z.B. Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit
• Durchführung eines Projekts „Mieter nachhaltig stärken“ 2015/2016
mit dem Ziel einen Ort und ein bleibendes Angebot für Mieter_innen aufzubauen
• Unterstützung des Mietenbündnisses bei der Etablierung
• Unterstützung und Begleitung des über das Bonusprogramm
finanzierten Koordinators durch das QM-Team
• Durchführung des Projekts „Gesund von der Kita in die Schule“
2015/2016
14
4.2 Anlaufstelle (Ort)
Bereits im Gutachten des DIfU vom Mai 2013 beschreiben Bezirk, Senat und Quartiersmanagement
den Aufbau einer qualifizierten Anlaufstelle im Gebiet Reuterplatz als eine zentrale
Gelingensbedingung für Verstetigung22. Diese Anlaufstelle soll nach Schließung des Quartiersbüros
Aufgaben der Netzwerk- und Gemeinwesenarbeit im Kiez übernehmen und Bewohnern wie Akteuren
als Informationsstelle über Angebote und Räumlichkeiten im Quartier dienen.
Je nachdem, wie die räumlichen Bedingungen einer solchen Anlaufstelle aussehen, wäre auch
denkbar, dass sie selbst Platz für eine multifunktionale Nutzung bietet. In diese Richtung weisen auch
die Meinungen der Bewohner und Akteure, die sich auf der Gebietskonferenz vom 15.11.2014 u.a.
mit diesem Thema beschäftigten. Mit großer Mehrheit befürworteten diese die Einrichtung einer
neuen und zentralen Anlaufstelle, die „von den meisten Teilnehmenden als ein zielgruppenoffenes
Angebot verstanden“23 wurde. Wichtig war den Teilnehmenden die Schaffung eines neuen Raumes,
da die im Quartier vorhandenen „Einrichtungen bereits durch bestimmte Zielgruppen besetzt sind“24.
So fühlten sich einige Teilnehmer keiner der in den Einrichtungen repräsentierten Zielgruppen
angehörig und nutzten diese Orte daher auch nicht.
Einen „natürlichen Ort“ für eine Anlaufstelle stellen Nachbarschaftszentren dar, da diese in ihrer
Ausrichtung bereits einige der Anforderungen an eine solche vereinen (Ort der Begegnung, Raum für
unterschiedliche nachbarschaftliche Angebote etc.). Allerdings muss eine Anlaufstelle, die die o.g.
Funktionen erfüllt, nicht zwangsläufig auch zusätzlichen Raum für nachbarschaftliche Nutzungen
bereithalten. Sie kann auch unabhängig davon funktionieren. In jedem Fall sollte die neue
Anlaufstelle aber barrierefrei, möglichst zentral und im Quartier gut sichtbar sein.
Um eine auf lange Sicht hin funktionierende Anlaufstelle im Quartier einzurichten, ist es zunächst
einmal wichtig, dafür geeignete Räumlichkeiten zu finden, die die oben beschriebenen
Anforderungen erfüllen. Die Trägerschaft kann an eine Einrichtung, einen freien Träger oder
personengebunden vergeben werden. Ein solcher Raum muss mit Leben gefüllt werden; dafür
braucht es eine Person, die die Aufgabe des „Kümmerers“ und Koordinators übernimmt. Diese
Person muss professionell geschult sein (siehe dazu auch 4.3 “Koordinator_in vor Ort“). Für Miete,
Betriebskosten sowie Büroinfrastruktur fallen Kosten an, welche dauerhaft gesichert sein müssen.
Möglicherweise werden weitere Gelder für den Umbau von Räumlichkeiten benötigt. Unabdingbar
22
DIfU, Gutachten Verstetigungsmöglichkeiten Berliner Verstetigungsverfahren, S. 65-67, 2013 23
LPG, Dokumentation der Gebietskonferenz Reuterkiez am 15.11.2014, S. 7, Z.4-5, 2014 24
Ebenda, S.6, Z. 5
15
für die breite Nutzung der Anlaufstelle ist eine hohe Akzeptanz unter Bewohner_innen und
Akteur_innen des Reuterkiezes. Ein bestehender Standort könnte den Vorteil haben, dass diese
Akzeptanz bereits vorhanden ist, ein neuer muss diese evtl. erst aufbauen.
Das im Kapitel 3 beschriebene Projekt der LPG „Begegnung ermöglichen, Nachbarschaft stärken“
beschäftigt sich aktuell mit einer Analyse nachbarschaftlicher Strukturen und Angebote im Quartier.
Die Ergebnisse möchte das Quartiersmanagement nach Projektende im April 2015 dazu nutzen, den
Aufbau einer Anlaufstelle im Quartier weiter vorzubereiten und in den Kiez hinein zu transportieren.
Um eine größtmögliche Akzeptanz in der Bewohnerschaft und unter den ansässigen Akteure_innen
zu erreichen, ist es von unmittelbarer Bedeutung, diese von vorn herein in einen transparenten
Prozess einzubinden. Infrage kommende Räumlichkeiten müssen begutachtet sowie ihre Vor-und
Nachteile gegeneinander abgewogen werden. Aus einer Entscheidung können sich weitere
Handlungserfordernisse ergeben, wie z.B. Mietkostenabsicherung, Sanierungs- oder
Umbaumaßnahmen. Die Wahl des Trägers kann möglicherweise eng mit der Wahl des Ortes
zusammenhängen (Einrichtung=Träger). Doch kommen auch andere Modelle, wie oben beschrieben,
in Frage. Letztendlich muss die Anlaufstelle mit ihrem „Kümmerer“ an bezirkliche Strukturen
angebunden werden, damit sie ihre Aufgabe als Schnittstelle zwischen Quartier und Bezirksamt
erfüllen kann. Dazu ist es wichtig, bei Politik und Verwaltung frühzeitig um Unterstützung zu werben.
Wie eingangs beschrieben, scheint die Verortung und Anbindung der Anlaufstelle an ein
Nachbarschaftszentrum naheliegend. Theoretisch können hier alle Bedarfe gleichermaßen erfüllt
werden; es kann Infostelle, Knotenpunkt für Netzwerk-und Gemeinwesensarbeit sein und gleichzeitig
Raum für nachbarschaftliche Begegnung und engagierte Gruppen bieten. Die Inhalte stellen
bestimmte Anforderungen an die Räumlichkeiten (s.o.).
Das im Quartier vorhandene Nachbarschaftszentrum elele hält verschiedenste Angebote für
Bewohner bereit, hat aber aufgrund seiner räumlichen und personellen Ausstattung derzeit keine
Kapazitäten für diese zusätzliche Arbeit. Das elele ist nicht barrierefrei und aufgrund seiner Lage im
zweiten OG des Ökozentrums wenig sichtbar. Hervorzuheben ist allerdings, dass die Einrichtung seit
Jahrzehnten ein gern genutztes Zentrum für die Gemeinwesensarbeit des Quartiers ist, den Kiez,
seine Einrichtungen und Entwicklungen kennt und bestens vernetzt ist. Um vorhandene Ressourcen
zu erhalten, muss- auch wenn die räumlichen Voraussetzungen an dieser Stelle nicht gegeben sind-
über andere Lösungswege nachgedacht werden. Eine vorstellbare Lösung wäre z.B. die Aufteilung
von Aufgaben und Angeboten auf mehrere Anlaufstellen, also eine dezentrale Lösung. Diese sollte
16
auch aufgrund der Größe des Reuterkiezes und der Verteilung seiner Anwohnerschaft diskutiert
werden.
Eine zukünftige räumliche Ressource, die den eingangs beschriebenen Wünschen vieler Anwohner
nach einem neuen, noch durch keine Zielgruppe „besetzten“ Ort Rechnung tragen könnte, ist das
derzeit noch in Planung befindliche Mehrgenerationenhaus (MGH) auf dem Campus Rütli. Da die
Bauarbeiten für das MGH aber erst lange nach Ende der Verstetigung abgeschlossen sein werden
(voraussichtlich in 2018) und ein Träger noch nicht feststeht, ist es zum heutigen Zeitpunkt noch
nicht möglich, konkrete Planungen zur Übernahme von Aufgaben für den Kiez zu machen., bzw.
müsste nach einer Übergangslösung gesucht werden.Neben dem elele und dem
Mehrgenerationenhaus werden in die Überlegungen zur Schaffung einer Anlaufstelle weitere
Standorte, wie z.B. die Familienzentren oder das TDZ einbezogen.
Der Wunsch nach „Offenheit für alle Zielgruppen“ sollte in der weiteren Planung berücksichtigt
werden. Darüber darf jedoch nicht vergessen werden, die Angebotsdefizite für spezifische
Zielgruppen und Milieus bei der Konzeptionierung und dem Aufbau einer Anlaufstelle abzubauen.
Dies sind nach aktuellem Kenntnisstand Angebote für Senior_innen, Beratung und offene Angebote
für Familien und Kinder im Altern von vier bis sechs Jahren sowie Angebote für Menschen mit
Migrationshintergrund.25
Zur Planung weiterer Schritte sollten aber zunächst die endgültigen Analyse-Ergebnisse des Büros
LPG abgewartet werden und der Prozess der Verstetigung und Beteiligung sich weiter entwickeln.
25
Ergebnisse der LPG-Interviews: http://www.reuter-quartier.de/Literatur-Materialien.2413.0.html
Aktionen:
• Auswertung und Prüfung der räumlichen Ressourcen auf Grundlage
LPG Projekt „Begegnung ermöglichen, Nachbarschaft stärken“
• Auf- und Ausbau von Angeboten für bestimmte Zielgruppen
(Senior_innen; Familien mit Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren
und älter; Migrant_innen
• Gespräche mit Einrichtungen bzw. Trägersuche
• Dialog mit Bezirk und Senat zur Finanzierung
• Anbindung der Anlaufstelle an bezirkliche Strukturen
17
4.3 Koordinator_in26 vor Ort
Über die Projektförderung des Programms Soziale Stadt hinaus, übernimmt das
Quartiersmanagement Team Aufgaben der Gemeinwesen- und Netzwerkarbeit. Es ist sowohl
Gebietskoordinator und Infozentrale für Anwohner, Akteure und Interessierte als auch Motor für
Initiativen und Ansprechpartner für Bezirk und Senat bezüglich der Gebietsentwicklung. Diese
vielschichtigen Aufgaben können mit Programmende im Dezember 2016 nicht einfach wegfallen, da
sonst der Zusammenbruch langjährig aufgebauter Strukturen im Kiez droht.
Die unter 4.2 beschriebene Anlaufstelle muss, wie am a.a.O. bereits erwähnt, mit einem Koordinator
ausgestattet werden, der die Aufgabe des „Kümmerers“ übernimmt, Netzwerkarbeit betreibt,
bestehende ehrenamtliche Strukturen pflegt und ggf. neue aufbaut, einen Überblick über
nachbarschaftliche und soziale Angebote im Kiez behält und Informationen über Ereignisse und
Veranstaltungen im Kiez weiterreicht. Der Kümmerer sollte auch als Ansprechpartner für engagierte
Gruppen im Kiez (siehe auch 4.4 Repräsentanz) fungieren und ggf. stattfindende regelmäßige
Kiezrunden einberufen. Darüber hinaus stellt der Koordinator die Schnittstelle ins Bezirksamt dar, ist
Ansprechpartner für Verwaltung und Politik. Er sollte bürgerschaftliche Belange an die zuständigen
Stellen weiterleiten, aktiv den Austausch über Situation und Bedarfe des Kiezes einleiten sowie
Konzepte und Maßnahmen zur Problemlösung vorschlagen.
Die Analyse der LPG zu nachbarschaftlichen Angeboten im Kiez soll zum Einen Aufschluss über
mögliche Raumnutzungskonzepte liefern und zum Anderen verdeutlichen, an welchen Stellen
(personell und räumlich) bereits Netzwerk- und Gemeinwesenarbeit stattfindet sowie Modelle für
mögliche Aufgabenverteilungen entwerfen (dezentrale Anlaufstelle). Unabhängig davon, ob es
letztlich zu einer zentralen oder dezentralen Lösung kommen wird, muss es jemanden geben, der
„die Fäden in der Hand behält“. Wie kommen wir zu dieser Person oder diesem Träger?
Verschiedene Modelle sind hier vorstellbar: So ist es möglich, dass sich im Laufe des
Verstetigungsprozesses eine Person aus einer Einrichtung findet, die bereits Erfahrung im Bereich
Gemeinwesensarbeit mitbringt. Diese Person könnte direkt aus dem Quartier oder auch von
außerhalb kommen. Wichtig und entscheidend ist, ob sich dieser Koordinator gut in die Strukturen
des Kiezes integrieren lässt und bei den bestehenden Einrichtungen und Bewohnern akzeptiert und
angesehen ist. Um diese Person zu finden, sind viele Gespräche, auch vor dem Hintergrund der LPG-
Analyse, notwendig. Des Weiteren spielen auch Bürgerbeteiligung und aktivierende Maßnahmen,
26
Aus Gründen der Lesbarkeit wird im weiteren Text dieses Kapitels auf die genderneutrale Schreibweise
verzichtet.
18
wie sie unter anderem im Projekt „Verstetigung aktiv gestalten“ von Urban Plus vorgesehen sind,
eine wichtige Rolle. Auch eine Ausschreibung ist denkbar.
Ein weiteres Modell könnte sein, dass der/die Koordinator_in aus den Reihen der Aktiven und
Engagierten im Kiez hervorgeht. Da wir erst am Beginn des Verstetigungsprozesses stehen, lassen
sich diese bislang nicht als feste Gruppe benennen. Vielmehr muss sie sich erst konstituieren, wie
unter dem Punkt 2.2.3 „Repräsentanz“ genauer beschrieben ist.
Parallel zur Suche eines/r geeigneten Koordinators/ Koordinatorin wird das Quartiersmanagement im
kommenden Jahr Sondierungsgespräche zur Finanzierung des Koordinators/ der Koordinatorin mit
Politik und Verwaltung führen. Idealerweise sollten diese bis zum Frühjahr 2016 abgeschlossen sein,
damit sich der/die Koordinator_in rechtzeitig in seine Aufgaben einarbeiten kann. Voraussichtlich
werden hier Mittel für Schulungen (u.a. in Sachen Drittmittelakquise) benötigt.
Als Gelingensbedingungen zu nennen sind hier die gesicherte Finanzierung der Koordinatorenstelle,
eine hohe Akzeptanz des/r Koordinators/in und ggf. des Trägers im Kiez sowie eine gute Vernetzung
im Kiez. Von Vorteil ist es, wenn die Person/der Träger bereits gut vernetzt ist.
Die größten Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieses Zieles sieht das QM-Team vor allem in der, zur
Zielerreichung erforderlichen Finanzierung aufgrund der schwierigen Haushaltslage des Bezirks.
Daher sollten von vorn herein auch die zuständigen Senatsverwaltungen in die Gespräche
einbezogen werden.
Aktionen:
• Prüfung von Handlungsempfehlungen aus LPG-Analyse (ab April 2015)
• Diskussion der Ergebnisse mit Bewohnerinnen und Bewohnern sowie
Einrichtungen
• Dialog mit Bezirk und Senat über Finanzierung
• Ernennung des Koordinators/der Koordinatorin (ggf. nach vorheriger
Ausschreibung)
• Einarbeitung und ggf. Schulung des Koordinators/der Koordinatorin
(2016)
19
4.4 Repräsentanz des Quartiers
„Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu
beugen“27
Bürgerbeteiligung und die Förderung ehrenamtlichen Engagement sind wesentliche Bestandteile des
Quartiersmanagementverfahrens und dienen dem Aufbau selbsttragender Strukturen im Quartier.
Der Quartiersrat, seine Arbeitsgruppen sowie die QF 1 Vergabejury spielen dabei als Repräsentanten
des Quartiers eine zentrale Rolle. Bei der Verstetigung und über den Prozess hinaus kommt dem
bürgerschaftlichen Engagement eine tragende Bedeutung zu, denn es sind vor allem die Bewohner,
die den Kiez auch in Zukunft prägen werden. Ein aktives Bewohnergremium birgt sowohl für das
Gebiet als auch für den Bezirk die Chance, einen direkten Informationsfluss sicherzustellen. Zu
Beginn des Verstetigungsprozesses stellt sich daher die Frage, ob, wie und durch wen sich die
Bewohner_innen in Zukunft nach außen hin repräsentieren und das Gebiet weiter mitgestalten
wollen..
Voraussetzung für die Etablierung eines neuen Bewohnergremiums ist es, Motivation zur Beteiligung
zu wecken und damit ausreichend Bewohner zu aktivieren, um ein repräsentatives Gremium bilden
zu können. Grundlegend für die genaue Ausprägung und Form dieses Gremiums ist der
Bewohnerwille, welcher im Laufe des Prozesses herausgearbeitet werden muss. Die Initiierung des
Meinungsbildungsprozesses obliegt dabei dem QM unterstützt durch sein begleitendes Projekt
„Verstetigung aktiv gestalten“. Im weiteren Verlauf sollte es dem Gremium gelingen, eine für sie
passende Form zu finden (z.B. Kiezparlament, Forum, Bürgerverein, Plenum, etc.) und ihre
Selbstverwaltung zu etablieren.
Unabhängig von einem möglichen Verfügungsfonds (siehe unten), benötigt ein Bewohnergremium
ein kleines Budget für Sachmittel, um z.B. Büro- und Werbekosten, sowie Veranstaltungen bestreiten
zu können. Eine enge Anbindung dieser Gruppe an den/die Koordinatoren_in wäre hilfreich. Über
diesen erhielte das Gremium Anbindung an notwendige Netzwerkverteiler und Anschluss an die
Öffentlichkeitsarbeit im Quartier. Darüber hinaus kann der/die Koordinator_in zukünftig den Kontakt
in den Bezirk sicherstellen und den ständigen Informationsaustausch unterstützen. Eine punktuelle
oder sogar regelmäßige Teilnahme eines Vertreters des Bezirksamts an den Runden des
Bewohnergremiums ist darüber hinaus wünschenswert und schafft Vertrauen (siehe dazu auch 3.7
Ansprechpartner im Bezirk). Sollte es jedoch nicht gelingen, eine Koordinatorenstelle zu sichern, kann
das Bewohnergremium sich auch unabhängig von dieser organisieren.
27
Winston Churchill
20
Anfang 2015 thematisiert das Quartiersmanagement die Zukunft des Quartiersrats und seiner
Gremien (ebenso der QF 1 Jury) und diskutiert verschiedene Formen der Bewohnerorganisation mit
den Mitgliedern. Gemeinsam mit Quartiersrat und Steuerungsrunde wird eine Strategie zum
weiteren Vorgehen abgestimmt, die ggf. ein Ende des Quartiersrats in seiner bisherigen Form
vorsehen kann. In der Folge müssen aktive und z.T. bereits selbstorganisierte Gruppen identifiziert
und in den Prozess der Strategieentwicklung einbezogen werden28. Hier muss eine
gemeinverträgliche ressourcenorientierte Lösung gefunden werden, da es nicht das Ziel ist, bereits
gut organisierte, z.T. eher thematische Netzwerke zu schwächen. Ein möglicher Handlungsansatz
könnte hier in der Entsendung von Vertretern liegen.
Im Laufe des kommenden Jahres sind zusätzliche Aktionen zur Motivation und Aktivierung weiterer
Engagierter vorgesehen, unterstützt durch die Projektträger LPG und UrbanPlus. Weitere
Handlungsbedarfe werden mit den Engagierten gemeinsam entwickelt und können daher zum
jetzigen Zeitpunkt nicht konkreter festgelegt werden. Das QM-Team unterstützt die Gruppe während
des gesamten Findungsprozesses im Aufbau einer geeigneten Struktur und ggf. bei der Raumsuche
und stellt Gelder zur Qualifizierung (z.B. in Drittmittelakquise) bereit. Des Weiteren begleitet das
Quartiersmanagement den Aufbau kurzer Kommunikationswege und -strukturen in den Bezirk und
prüft die Möglichkeit der Bereitstellung eines Verfügungsfonds.
Verfügungsfonds
Da die Etablierung eines Verfügungsfonds, bereitgestellt durch bezirkliche Mittel bereits ab 2016 aus
heutiger Sicht unrealistisch erscheint, der Aktionsfonds aber mit Ende 2015 ausläuft, können
Aktionen des ehrenamtlichen Engagements im Kiez voraussichtlich für einige Zeit nicht mehr
gefördert werden. Weil sich dies möglicherweise negativ auf die Bewohnerbeteiligung auswirkt (u.a.
durch den Wegfall der Aktionsfondsjury), hält das Quartiersmanagement sein Auslaufen vor
Abschluss des Verstetigungsprozesses für kontraproduktiv und plädiert daher für die Fortsetzung des
Aktionsfonds in 2016.
Im Gutachten des DIfU werden zusätzliche Verfügungsfonds als „Aktivierungsinstrument“ und
„Anreiz für Beteiligung“29 benannt. Mit diesem Geld, welches von den engagierten Bewohnern selbst
verwaltet wird, können kleine, schnell sichtbare Projekte, ähnlich wie mit dem QF 1 oder
Aktionsfonds, gefördert werden. Vorausgesetzt, die bürokratischen Hürden werden hierbei gering
gehalten, stellt ein solcher Verfügungsfonds auch aus Sicht des Quartiersmanagement Reuterplatz
28
Siehe auch die unter Punkt 4.1 benannten Netzwerke 29
DIfU, Gutachten Verstetigungsmöglichkeiten Berliner Verstetigungsverfahren, S. 161, 2013
21
eine hohe Motivation für Beteiligung dar. Im Verlauf des Verstetigungsprozesses müssen
verschiedene Möglichkeiten einer nachhaltigen Finanzierung des Verfügungsfonds überprüft werden.
Denkbar ist eine Finanzierung über den Bezirkshaushalt, aber auch über das Programm FEIN
(Sachmittel für freiwilliges Engagement in Nachbarschaften), über Sponsoring oder lokale
Gewerbetreibende. Eine alleinige Fokussierung der Repräsentanz auf die Vergabe von Fördermitteln
und Mittelverwaltung sollte dringend vermieden werden, da mit einem möglichen Wegfall der Mittel
auch die gesamten ehrenamtliche Struktur der Repräsentanz gefährdet wäre.
Aktionen:
• Initiierung Meinungsbildungsprozess in Q-Rat und seinen Gremien
(Anfang 2015)
• Strategieentwicklung zur Zukunft Q-Rat und weiterem Vorgehen mit Q-
Rat und Steuerungsrunde (Frühjahr 2015)
• Initiierung Meinungsbildungsprozess in Bewohnerschaft durch Aktionen,
Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit (Sommer/Herbst 2015) ->
voraussichtlicher Mittelbedarf!
• Entwicklung weiterer Handlungsbedarfe mit den Engagierten (bis
Frühjahr 2016)
• QM unterstützt Findungsprozess, Aufbau von Kommunikationsstrukturen
im Kiez und ins Bezirksamt, bei der Organisation und Finanzierung von
Schulungen sowie bei der Raumsuche (2016)
• QM prüft Möglichkeit der Bereitstellung eines Verfügungsfonds und
unterstützt Bewohnergremium in diesbezüglichen Forderungen (2016)
• Recherche, Überprüfung und Diskussion von Finanzierungsmöglichkeiten
für den Verfügungsfonds
22
4.5 Kommunikation im Quartier erhalten und gestalten
Bisher wird Kommunikation auf der
Quartierseben sehr stark durch das QM-Team
organisiert. Zum einen sind durch das QM-
Verfahren neue Kommunikationsangebote und
Medien entstanden, wie z.B. die
Quartierswebseite (www.reuter-quartier.de),
der Newsletter, das Quartiersbüro und die
offenen Sprechstunden des QM-Teams,
Aushänge im Schaufenster des Quartiersbüros und die Kiezzeitung „reuter“. Die Kiezzeitung konnte
2014 leider aufgrund geänderter Förderbedingungen nicht mehr weiter finanziert werden. Dafür soll
der Newsletter in 2015 und 2016 häufiger und in Verbindung mit einem Veranstaltungsflyer
erscheinen. Darüber hinaus werden thematische Infoflyer in mehreren Sprachen erstellt und laufend
aktualisiert wie z.B. „was tue ich, wenn“ oder der „Ratgeber für Gewerbetreibende“. Per Mail
werden laufend Gruppen über aktuelle lokale, regionale und überregionale Angebote,
Veranstaltungen, Projekte und Fördermöglichkeiten im Quartier informiert. Dafür wurden
thematische Mailinglisten aufgebaut und gepflegt.
Es gibt selbstverständlich auch zahlreiche Informations- und Kommunikationsquellen, die völlig
unabhängig vom QM funktionieren. Zum Beispiel existieren eine Reihe von kostenlosen Printmedien,
die jedoch überwiegend für einen größeren räumlichen Einzugsbereich (z.B. Nord-Neukölln)
angeboten werden. Auch kiezorientierte Kommunikation findet immer mehr über Webseiten, Blogs
und in sozialen Netzwerken statt.
Bei der Gebietskonferenz im November 2014 wurde dem Thema Kommunikation eine eigene
Arbeitsgruppe gewidmet. In dieser wurde darüber gesprochen, wie man im Quartier an
Informationen kommt, welche Rolle das QM dabei spielt und wer welche Kommunikationsformen
anbieten könnte, wenn es das QM nicht mehr gibt30. Neben den digitalen und Printmedien wurden
die persönliche Kommunikation im Alltag und der nachbarschaftliche Austausch auf Straßen und
Plätzen oder auch in Cafés und Kneipen sowie die Begegnung in Gremien hervorgehoben. Es wurde
ferner deutlich, dass der digitale Newsletter und die thematischen Mailinglisten für Akteure und
30
Dokumentation Gebietskonferenz 15.11.14; www.reuter-quartier.de
23
Bewohner_innen eine sehr große Bedeutung haben, so dass dringend geklärt werden muss, wann, an
wen und wie diese Aufgabe übergeben werden könnte.
Zurzeit ist angesichts der Vielfalt der Kommunikationsangebote und -wünsche nicht abschließend
feststellbar, welche Kommunikationswege, die bisher über das QM-Verfahren bereitgestellt wurden,
unverzichtbar für das Quartier sind und deshalb fortgesetzt werden sollen und können. Die in der
Gebietskonferenz angestoßene Diskussion muss noch auf eine breitere Basis gestellt werden. In
einem ersten Schritt muss folglich der Bedarf im Dialog mit den Nutzer_innen und Akteur_innen
ermittelt werden, unter Berücksichtigung dessen, was schon da ist und der zur Verfügung stehenden
Ressourcen. Aufgrund der Bedeutung der kiezinternen Kommunikationsprozesse für die
Gebietsentwicklung wird sich das QM-Team gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des Trägers Urban
Plus im kommenden Jahr spezifisch mit diesem Thema auseinandersetzen. Im Rahmen dieses
Prozesses müssen interessierte Bewohner_innen oder Akteure aktiviert und ggf. weitergebildet oder
gecoacht werden. Dafür müssen Finanzmittel zur Verfügung stehen. Auch für das Ausprobieren von
Ideen, die in diesem Rahmen erarbeitet werden, sollte zumindest ein kleines Budget für Sachmittel
zur Verfügung stehen. Ziel ist es ein lokal getragenes Kommunikationskonzept mit interessierten
lokalen Akteuren zu erarbeiten, das nach dem Ende des QM-Verfahrens realistische Chancen auf eine
Fortsetzung hat.
Ohne das Ergebnis dieses Prozesses vorwegzunehmen, kann aus heutiger Sicht bereits festgestellt
werden, dass auch nach dem Ende des QM-Verfahrens ein Ort notwendig sein wird, an dem sich z.B.
eine AG Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation treffen kann und der mit den entsprechenden
Sachmitteln wie z.B. Computer und Internetzugang ausgestattet ist. Weiterer Bedarf kann erst im
Laufe des Prozesses definiert werden, wenn geklärt ist, was die Kommunikationsmittel der Wahl für
die Zeit nach dem QM-Verfahren sind, wer dafür Verantwortung übernehmen kann und welche
Ressourcen eingebunden werden können.
Das Thema Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit kann nicht unabhängig von den
Handlungsfeldern der Gebietskoordination und Repräsentanz betrachtet werden. So ist es denkbar,
dass diese Aufgabe zumindest teilweise von den gleichen Personen übernommen wird, die sich in
einem Bewohnergremium engagieren; zumindest aber muss eine enge Zusammenarbeit bestehen.
Dies gilt in gleichem Maße für einen Gebietskoordinator bzw. eine Gebietskoordinatorin.31
31
Siehe Kapitel 4.3 und 4.4
24
Aktionen:
• Kontinuierlicher Versand des Newsletters und eines
Veranstaltungsflyers durch das QM-Team in 2015 und 2016, u.a. zur Information über den Verstetigungsprozess und Abstimmung der
Fortsetzung nach 2016 in Kombination mit der AG
Öffentlichkeitsarbeit
• Aktivierung, Unterstützung und Qualifizierung interessierter Akteure
und Bewohner_innen im Rahmen des Projekts „Verstetigung aktiv
gestalten“ (Modul 2); ggf. Aufbau einer AG Öffentlichkeitsarbeit /
Kommunikation
• Bereitstellung eines Budgets zur Erprobung von Ideen aus der o.g. Gruppe
• Klärung der Bedarfe und Organisation der entsprechenden
Unterstützung (z.B. Räume, Sachmittel) noch während des
Verstetigungsprozesses
• Erarbeiten eines partizipativen Kommunikationskonzepts über das
Projekt „Verstetigung aktiv gestalten“
25
4.6 Öffentlicher Raum
Im QM-Gebiet Reuterplatz sind seit 2002 umfangreiche Investitionen in den öffentlichen Raum
getätigt worden (siehe 1.2 und Anhang). Mit Fördermitteln aus „Soziale Stadt“ wurden zu Beginn des
QM-Verfahrens vor allem die Freiflächen der Kindertagesstätten und die öffentlichen Spielplätze
hergerichtet und an neue Anforderungen und Altersgruppen angepasst. Diese Maßnahmen sind zum
Teil schon 10 Jahre alt und weisen durch die hohe Beanspruchung bereits wieder Erneuerungsbedarf
auf.
Das Absenken von Bordsteinen, der Einbau von Querungshilfen, das Pflanzen von Straßenbäumen
und der Einbau von Fahrradständern sind Förderprojekte, die überwiegend auf die Initiative der
Arbeitsgruppe Wohnumfeld (AG WUM) des Quartiersrats zurückzuführen sind. Die Arbeitsgruppe
Wohnumfeld arbeitet inzwischen seit Jahren engagiert, gut vernetzt und mit einigem Erfolg in diesem
Themenfeld und will erklärtermaßen auch nach dem Ende des QM-Verfahrens weitermachen.
Inwieweit die Gruppe Unterstützung benötigt soll mit der AG WUM im Rahmen des
Verstetigungsprozesses abgestimmt werden.
Durch die Fördergebietskulisse ist es
gelungen, weitere Programme und
Fördermittel für die Entwicklung des
öffentlichen Raums und der sozialen
Infrastruktur zu akquirieren und
Haushaltsmittel des Landes und des Bezirks
auf den Reuterkiez zu konzentrieren. Dazu
gehören Investitionen aus dem Schul- und
Sportstättensanierungsprogramm in die Schulhofsanierung, Konjunkturprogramme der
Bundesregierung oder das Investitionsprogramm U3 zur Verbesserung der Kinderbetreuung. Der
Reuterkiez hat zusätzlich von Investitionen der Stadterneuerung profitiert und wird dies auch
zukünftig tun. Zum einen aus dem 2007 aufgehobenen Sanierungsgebiet „Kottbusser Damm Ost“
(z.B. Nachbarschaftsgarten, Spielplätze Schinkestraße/Maybachufer)32. Zum anderen werden bis
2026 Städtebaufördermittel über das neue Sanierungsgebiet „Karl-Marx-Straße / Sonnenallee“ in
den östlichen Teil des Reuterkiezes fließen (z.B. Weichselplatz, Elbe-Schule, Sportplatz Pflügerstraße).
32
BA Neukölln, Lebenswertes Neukölln, S. 19 ff, August 2012
26
Der Bezirk und das Land Berlin aber auch zivilgesellschaftliche Akteure engagieren sich darüber
hinaus seit 2007 auf dem Campus Rütli CR². Bereits gebaut wurde die Quartiershalle. Es folgen der
Neubau und die Sanierung von Schulgebäuden für die Gemeinschaftsschule, der Neubau eines
Mehrgenerationenhauses mit Elternzentrum, dem Regionalen Sozialen Dienst (RSD) des Jugendamts
und der Pädagogischer Werkstatt. Ferner sind Sportflächen, Schulgärten und ein zentraler
Campusplatz geplant. Die Akquise einer Finanzierung bzw. die Erarbeitung eines realistischen
Finanzierungskonzepts für den Baustein „ Berufswerkstatt“ ist eine zentrale Aufgabe der
Projektsteuerung Campus Rütli CR². Die Berufswerkstatt soll sowohl für die Schüler_innen als auch
für die Gebietsbevölkerung nutzbar sein.
Nach der Eröffnung des neugebauten Kinder- und Familienzentrums in der Hobrechtstraße 32 wird
bis zum Abschluss des QM-Verfahrens vor allem die Unterstützung der Wiederherrichtung des „kids
garden“ auf einer Teilfläche an der Friedelstraße 39 und das Suchen nach ergänzenden Angeboten in
Kooperation mit dem Verein Grün für Kinder und weiteren Partnern im Zentrum des Handlungsfelds
„öffentlicher Raum“ stehen. Möglichst kurzfristig sollen hier Gespräche mit allen Beteiligten zu den
Bedarfen aufgenommen und eine Finanzierung über den Projektfonds „Soziale Stadt“ beantragt
werden. Die Sicherung der etwa 900 m² großen Fläche insbesondere für lokale kleine Kitas ohne
eigene Freiflächen und für offene Gruppen aus dem Quartier ist dabei das primäre Ziel.
Eine Initiative der an die Sonnenallee angrenzenden QM-Gebiete hat vor kurzem dazu geführt, dass
die Sonnenallee und ihre Potenziale in Bezug auf Standortentwicklung und Aufenthaltsqualität im
Rahmen eines BIWAQ-Projekts untersucht werden soll. Die erste Phase der Antragstellung läuft noch,
so dass nicht absehbar ist, ob es dort weitergehen wird. Sollte die Antragstellung erfolgreich sein,
wird das Projekt voraussichtlich 2015-2018 umgesetzt. Über eine fußgängerfreundlichere und
sicherere Gestaltung des Hermannplatzes wird seit einiger Zeit unter anderem im Rahmen des
Umbaus der Karl-Marx-Straße diskutiert. Angesichts der zentralen Funktion des Hermannplatzes
wäre eine entsprechende Umgestaltung eine deutliche Verbesserung für den Reuterkiez.
Konflikte im öffentlichen Raum zwischen der sich neu ansiedelnden Gastronomie und den
Bewohner_innen nehmen im Reuterkiez zu. Sie sind insbesondere durch lärmende Besucher_innen
und Passant_innen aber auch durch (Life-)Musik in den Kneipen und Bars entstanden. Information,
Moderation und auch das Mediationsangebot der ehrenamtlichen Stadtteilmediatoren sollen diese
Konflikte laufend bearbeiten. Eine begleitende professionelle Auseinandersetzung mit dem Thema
„touristische Nutzung“ des Reuterkiezes und der Aufbau eines sozial verantwortlichen
Gastronomienetzes im Rahmen eines Projekts könnten hier sinnvoll sein.
27
Aktionen
• Abstimmung mit AG WUM über Perspektive und Unterstützungsbedarf
• Laufende Abstimmung mit Stadterneuerung über Projekte im QM-Gebiet
und ggf. Übergabe von Informationen und Unterlagen zum Ende des
Verstetigungsprozesses
• Weitere Begleitung der Entwicklung des Campus Rütli in Kooperation mit
der Projektleitung und Verwaltungsleitung Campus Rütli CR²
• Unterstützung des Vereins Grün für Kinder e.V. bei der Herrichtung des kids garden in 2015 / 2016, incl. Akquise von Fördermitteln (Projektfonds
2015) und Recherche ergänzender Standorte
• Ggf. Begleitung angrenzender und übergeordneter Planungen z.B.
Sonnenallee und Hermannplatz
• Bearbeitung der Konflikte zwischen Bewohner_innen und
Gastronomie/Gewerbe in Kooperation mit lokalen Partner_innen
• ggf. Projektinitiierung zum Aufbau eines selbsttragenden sozial verantwortlichen Gastronomienetzwerks
28
4.7 Ansprechpartner_in33 im Bezirk
Zurzeit existiert ein persönlicher Ansprechpartner im Bezirk für das QM-Team und die lokalen
Akteure, der neben der Abwicklung der Förderprojekte vor allem die fachübergreifende Koordination
innerhalb der Verwaltung übernimmt. Innerhalb der Verwaltung wiederum ist dieser
Ansprechpartner für alle Belange die das Quartier betreffen. Das deutsche Institut für Urbanistik
stellt in seinem Gutachten zur Verstetigung von Berliner QM-Gebieten an mehreren Stellen fest,
dass eine Ansprechperson in der Bezirksverwaltung eine zentrale Gelingensbedingung für den
Verstetigungsprozess und die weitere Quartiersentwicklung ist34.
Das QM-Team hat es immer schon als seine Aufgabe betrachtet, im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe
Strukturen und Zuständigkeiten zu vermitteln und direkte Kontakte zwischen Verwaltung und
Bewohner_innen für unterschiedlichste Anliegen herzustellen. Einige Initiativen und
bildungsorientierte Bevölkerungsgruppen im Reuterkiez sind sehr gut informiert und helfen sich in
der Regel selbst bzw. haben nur geringen Unterstützungsbedarf. Auch die Bewohnergremien haben
teilweise über die Jahre entsprechende Kontakte geknüpft. So wurden Ideen in den Bürgerhaushalt
Neukölln eingebracht, eine Einwohneranfrage initiiert, offene Briefe an Verwaltung und Politik
formuliert und verantwortliche Vertreter von Politik und Verwaltung zu thematischen
Veranstaltungen eingeladen. Dagegen haben weniger beteiligungserfahrene und benachteiligte
Gruppen deutlich höheren Hilfebedarf. Teile dieser Aufgaben könnte ein lokaler Koordinator35
übernehmen. Dieser benötigt jedoch ein entsprechendes Gegenüber in den bezirklichen Strukturen.
Diese Person muss sowohl Ansprechpartner_in für die lokalen Akteure als auch für die Verwaltung
und Politik sein.
Ansprechpartner_in für die lokalen Akteure
Auch nach dem Ende der Verstetigungsphase im Reuterkiez sollten Initiativen, einzelne Bürger_innen
aber auch die Anlaufstelle im Reuterkiez36 einen Ansprechpartner im Bezirksamt haben, der eine
Scoutfunktion wahrnimmt und Hilfe an der Schnittstelle zwischen Bezirk und Bürgerschaft bietet.
Genauso wie es eine „one-stop-agency“ für Investoren gibt, könnte über etwas Vergleichbares für
Bürger_innen und Initiativen nachgedacht werden. In welcher Form und Zuständigkeit und mit
welchen Ressourcen ausgestattet, muss im Verlauf des Verstetigungsprozesses mit Politik und
33
Aus Gründen der Lesbarkeit wird im weiteren Text dieses Kapitels auf die genderneutrale Schreibweise
verzichtet. 34
DIfU, S.66, S. 158, S. 162 35
Siehe Kapitel 4.3 36
Siehe 4.2 Anlaufstelle und 3.3. Koordinator_in
29
Verwaltung besprochen werden. Aus den bisherigen Gesprächen mit Akteuren und Bewohner_innen
ist erkennbar, dass ein solcher bezirklicher Ansprechpartner als dringend erforderlich angesehen
wird.
Ansprechpartner für Verwaltung und Politik
Auch Verwaltung und Politik würden von einem Ansprechpartner im Bezirksamt profitieren. Dieser
könnte als ein Ansprechpartner und Fachmann für die zukünftige Entwicklung des Reuterkiezes
fungieren. Seine Aufgabe wäre zum einen, Informationen, Angebote und Planungen des Bezirks an
die Bürger_innen weiterzutragen. Zum anderen sollte diese Person Themen aus dem Quartier in die
Verwaltung und Politik weitertragen. Damit könnten beispielsweise frühzeitig Informationen über
neu auftauchende Entwicklungen und Konflikte im Reuterkiez an die zuständigen Stellen vermittelt
und so ein zeitnahes Handeln von Verwaltung und Politik ermöglicht werden. Ein Ansprechpartner
hilft im Dialog mit dem Quartier zu bleiben, Verständnis für die Logik der jeweiligen Systeme zu
entwickeln und Transparenz herzustellen. Im Rahmen des Verstetigungsprozesses müssten geeignete
Personen mit entsprechenden Potenzialen für diese Schnittstellenaufgabe identifiziert und eine
konkretisierte Aufgabenbeschreibung und der Stundenbedarf formuliert werden.
Aktionen:
• Konkretisierung der Aufgaben eines bezirklichen
Ansprechpartners
• Diskussion möglicher Modelle mit Verwaltung und Politik
30
5. Ausblick
In Berlin wird erstmalig eine zweijährige Verstetigungszeit getestet. In den betroffenen vier
Quartieren gibt es nicht den einen, idealen Weg für den Ausstieg aus der Programmförderung und
die Sicherung tragfähiger Strukturen.37 Das Vorgehen muss den örtlichen Gegebenheiten angepasst
werden. So haben wir mit diesem Aktionsplan versucht, den Prozess der Verstetigung für den
Reuterkiez soweit festzuhalten, wie das nach derzeitigem Stand in unserem Quartier möglich ist.
Dabei ist der Zeitpunkt, zu dem wir diesen Plan schreiben, insofern ungünstig, als das wir erst am
Anfang eines Verstetigungsprozesses stehen, dessen Verfahren wir erst gemeinsam mit Bewohnern
und Akteuren konkretisieren möchten. Aufgrund der Vorläufigkeit dieses Aktionsplans müssen die
Ziele und Wege, die wir hier formuliert haben, im Laufe des Prozesses den Realitäten und
Möglichkeiten angepasst werden. Das QM-Team wird –viel mehr als bisher- flexibel auf
Veränderungen reagieren müssen.
Der Begriff „Verstetigung“ ist selbst für langjährige Quartiersräte abstrakt, ganz zu schweigen vom
Großteil der Bewohnerschaft, auf deren Mithilfe wir angewiesen sind. Wir haben so früh als möglich
mit der Kommunikation des Themas in das Gebiet hinein begonnen und versucht den Begriff mit
konkreten Inhalten und Zielen zu füllen. Um Bewohner_innen besser für das Thema zu
sensibilisieren, würden wir eine längere Vorlaufzeit für sinnvoll halten. Auch sollte überlegt werden,
ob ein verständlicheres und motivierenderes Leitmotiv anstelle „Verstetigung“ gefunden werden
kann.
Im Laufe der kommenden zwei Jahren werden sich unsere Aufgaben und damit auch unsere
bisherige Rolle verändern. Da wir vorrangig mit der Organisation des Verstetigungsprozesses für den
Reuterkiez befasst sein werden, u.a. keine Projektberatung und –förderung im eigentlichen Sinne
mehr betreiben, werden einige der „normalen“ Quartiersmanagement-Aufgaben entfallen. So
werden wir z.B. verstärkt daran arbeiten, unterschiedliche Gruppen Aktiver im Gebiet zu einem
neuen „Bündnis für das Quartier“ zusammenzuführen und bei deren Organisation unterstützen.
Unsere Arbeit wird aber auch gleichzeitig geprägt sein von einem schrittweisen (finanziellen und
personellen) Rückzug aus dem Gebiet.
Damit das, was wir in den vergangenen Jahren unserer Arbeit im Kiez aufgebaut und erreicht haben,
nicht wegbricht, ist es jetzt umso wichtiger, dass neben einer engagierten Bürgerschaft auch Politik
37
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Sicherung tragfähiger Strukturen für die
Quartiersentwicklung im Programm Soziale Stadt, Forschungen Heft 153, S. 4; http://www.reuter-
quartier.de/uploads/media/Sicherung_tragfaehiger_Strukturen_Soziale_Stadt_01.pdf
31
und Verwaltung ihre Unterstützung leisten. Bürger_innen brauchen und fordern heute schon ein
ebenso engagiertes Gegenüber auf der Seite von Politik und Verwaltung als Voraussetzung für ihr
eigenes Engagement.
Die von Verstetigung betroffenen Berliner Quartiersmanagements haben begonnen, sich regelmäßig
über den Verfahrensstand und ihre Erfahrungen auszutauschen. Aufgrund der wenigen Erfahrungen
zu Verstetigungsprozessen in Berlin, halten wir die Dokumentation und Evaluierung der gerade in
vier Bezirken parallel stattfindenden Prozesse für unerlässlich. Damit andere Quartiersmanagements
von den Erfahrungen derer profitieren können, die den Verstetigungsprozess bereits durchlaufen
haben und die verschiedenen Modelle vergleichen können, wäre die Organisation eines fachlichen
Austausches durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt darüber hinaus sehr
hilfreich.
Handlungsfelder / Projektname Zeitraum /
Realisierung
Mittelbedarf Finanzierung
Netzwerke
Koordination des Lokalen Bildungsverbunds 2015 noch nicht Bonusprogramm (2015); ggf.
anschließend Alternative
Gesund von der Kita in die Schule 2015/2016 . € Soziale Stadt / Projektfonds
Mieter nachhaltig stärken 2015/2016 . € Soziale Stadt / Projektfonds
Anlaufstelle (Ort)
Räume (mind. Betriebskosten; ggf. Miete,
und Sanierung oder Umbau)
ab 06/16 noch nicht
Unterstützung Aufbau Anlauf/-
Beratungsstelle für Senioren
2015/2016 . € Soziale Stadt/Projektfonds
Angebote für Senior_innen ab 2017 Bezirk
offene Angebote für Familien mit Kindern ab 2017 Bezirk
offene Angebote für Menschen mit
Migrationshintergrund
ab 2017 Bezirk
Koordination der Gebietsentwicklung vor
Ort
Koordinator_in ab 06/16 mind. halbe Stelle +
Ausstattung
öffentliche Hand
Repräsentanz (Stadtteilverein, Plenum,
Parlament, Forum o.ä.)
Coaching, Beratung, Fortbildung
interessierter Bewohner_innen
2015/2016 über Projekt Urban Plus
Budget für "Repräsentanz" (Bürokosten,
Fortbildung, Veranstaltungen etc.)
ab 2017 . € Bezirk / Eigenmittel / Beiträge etc.
Kiezkasse zur Unterstützung ehrenamtlichen
Engagements
. bis . € Bezirk / Sponsoring / Stiftungen
Aktionen zur Aktivierung 2015 . € Soziale Stadt/ Projektfonds
Kommunikation
Klärung Bedarf mit lokalen Akteuren und
interessierten Bewohner_innen
2015/2016 über Projekt Urban Plus
Webseite und Newsletter 2015/2016 jeweils . € Soziale Stadt/ Öffentlichkeitsfonds und
QM-Team
ggf. zusätzliches Budget für eine AG
Öffentlichkeitsarbeit als Anschub für ein
Kommunikationsmedium
2015/2016 noch nicht
öffentlicher Raum
kids garden 2015 noch nicht Soziale Stadt / Projektfonds
Konfliktbearbeitung Gastronomie und
Anwohner_innen
2015/2016 noch nicht Soziale Stadt / Projektfonds
Hermannplatz ab 2017
Ansprechpartner_in im Bezirk
Personalressource ab 2017 noch nicht Bezirk
Projekte, Bedarfe und Maßnahmen Verstetigung
Quellenverzeichnis
BA Neukölln, Gesundheitsbericht: Erhebungen zur Sozialstruktur in den lokalen Schulen zum Bonusprogramm,
2013/14, März 2013
BA Neukölln: Lebenswertes Neukölln, August 2012
BauGB § 171 e
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung: Sicherung tragfähiger Strukturen für die
Quartiersentwicklung im Programm Soziale Stadt, Reihe: Forschungen, Heft 153
Deutsches Institut für Urbanistik (dIfU): Gutachten Verstetigungsmöglichkeiten Berliner
Quartiersmanagementverfahren, Mai 2013,
Statistisches Landesamt Berlin Brandenburg, 31.12.2012 und 31.12.2013
TOPOS Stadtforschung, Sigmar Gude: Sozialstrukturentwicklung in Nord-Neukölln, März 2012
QM Reuterplatz: Reuterkiez in Bewegung-Verstetigung aktiv gestalten, Flyer Nr. 1, September 2014
QM Reuterplatz: Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept (IHEK) 2013, 2013
Weblinks:
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/monitoring/
http://www.reuter-quartier.de/Literatur-Materialien.2413.0.html
www.reuter-quartier.de
http://www.reuter-quartier.de/uploadsmedia/Sicherung_tragfaehiger_Strukturen_Soziale_Stadt_01.pdf
Quartiersmanagementgebiet Reuterplatz
Lage und Struktur im Nord-Osten des Bezirks Neukölln, angrenzend an die Bezirke Kreuzberg
und Treptow; zentrumsnah in Berlin; Nutzungsmischung von Gewerbe und Wohnen; dichte Bebauung
Erschließung 2 U-Bahnlinien, Metrobuslinie, Bushaltestellen Pannierstraße Größe ca. 70 Hektar Eigentümerstruktur ca. 500 Grundstücke, überwiegend im Besitz von privaten Eigentümern Miete überwiegend einfache Wohnlage lt. Mietspiegel 2013 mit ortsüblichen
Vergleichsmieten von 4,28€ bis 6,66€ (nettokalt/m² in Abhängigkeit von Größe, Ausstattung und Baualter der Wohnung);
erhöhte Nachfrage nach Wohn- und Gewerberäumen, steigende Mieten, Verdrängungstendenzen1 Gewerbe ca. 350 Gewerbebetriebe, überwiegend kleine und kleinste Betriebe, davon
ca. 50% von Migrant_innen geführt Existenzgründungen im Bereich Creative Industries, Gastronomie Überregional bekannter Lebensmittelmarkt am Maybachufer Neue Märkte seit einigen Jahren am Maybachufer (Stoffmarkt, Flowmarkt etc.) Grün- und Freiflächen Der Versorgungsgrad mit Kinderspielplätzen nach Richtwerttabelle SenStadt
(1,5m2/EW) liegt bei etwa 45%. Der Versorgungsgrad mit Grün- und Freiflächen nach Richtwerttabelle SenStadt (6m2/EW) liegt bei etwa 15%.
Bevölkerung 19.633 Einwohner_innen leben im Reuterkiez; 41,4 % der Bewohner_innen
sind zwischen 35 und 65 Jahre alt 28,8 % Bewohner_innen ohne deutschen Pass, Bewohner_innen mit
Migrationshintergrund 45%2 bis zu 95% Kinder nicht-deutscher Herkunftssprache in den Schulen Sozioökonomische Daten Bezieher_innen von Transferleistungen 23,14 % (31.12.13)3 Transferleistungsempfänger_innen unter 65 Jahren 29,4% unter 15 Jahren
56,1%4; in den vier Schulen im Quartier sind über 75% der Schüler_innen an den Schulen sind von Lernmittelzuzahlung befreit5 Der Arbeitslosenanteil liegt mit 7,47% über dem Berliner Durchschnitt (5,71%).6
Soziale Infrastruktur 3 Grundschulen
1 Gemeinschaftsschule – Campus Rütli–CR² 1 Jugendzentrum, 1 Mädchenladen, 1 Kindereinrichtung 5 Kindertagesstätten,16 Elterninitiativkitas 3 christliche Kirchen / 1 Moschee 7 Migranten- und Kulturvereine 1 Sportplatz
6 Kinderspielplätze
1 TOPOS Stadtforschung, Sozialstrukturentwicklung in Nord-Neukölln, 2011 2 Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 3 Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 4 difu, Gutachten Verstetigungsmöglichkeiten, Mai 2013 5 Daten zum Bonusprogramm 2013 6 Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, 31.12.13
Anhang – Fördermittelübersicht
Fördermittel „Soziale Stadt“ für das QM Gebiet Reuterplatz, gesamt ca. 8,4 Mio. €1
davon Investitionen in Baumaßnahmen ca. 3,3 Mio. €
1 Beide Grafiken erstellt durch das QM Reuterplatz
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