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Zürich, 19.11.2014
Alles Neuro ???
Martin Meyer & Willi Stadelmann
20 Minuten, 6.1.2014
Themen wie
Willensfreiheit
Bewusstsein
Persönlichkeit
Geschlechtsunterschiede
Intelligenz, Kreativität, Gefühle
sind medienwirksam, weil sie allgemein interessante Sachverhalte beschreiben
sind allerdings schwer operationalisierbar.
Neuroinflation – Implikation für die Zukunft ?
• Diese Fragen werden in der Regel nicht von Hirnforschern gestellt,
• sondern von den Disziplinen und Gruppierungen ausserhalb der Hirnforschung.
• Die meisten der kritischen Fragen werden nicht von Neurowissenschaftlern gestellt.
• Derzeit gehören viele dieser Fragen eigentlich nicht zum Forschungsfokus der seriösen Neurowissenschaft
• Entstehung von Pseudoneurowissenschaften
Funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT)
„The Seductive Allurance of Neuroscientific Explanations“
Sko
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et a
l. (2
008)
Laien
Psychologie-
studierende
The Paradigma of Pure Insertion
Insula – das „neue Sprachzentrum“ ??
Dronkers (1996), Nature Wise et al. (1999), Lancet
Deary et al. (2004), NeuroImage Zempleni et al. (2010), NeuroImage
Diskrimination ultrakurzer Zeitintervalle Blasenkontrolle
Voodoo-Korrelationen
Wie alles anfing … “Phonologische Reimaufgabe”
Männer (n=19) Frauen (n=19)
bilateral unilateral
Shay
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N
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Über 500 Zitierungen ….
… aber keine Replikation
L R
Korrelativer Ansatz
kein Kausalzusammenhang
viel Interpretationsraum
Überinterpretation von einfachen Resultaten
Fehlen einer überzeugenden Gehirntheorie
(Kompetenz oder Inkompetenz) Das Gehirn ist unberechenbar !!
Reifung der Sprachregionen
Brau
er e
t al.
2011
Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern
„Sprachkompetenz von Neugeborenen“
Säuglinge erkennen Sprache, verstehen sie aber nicht.
Deh
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bertz
(200
6)
Dyslexie und neuronale Migration
Ramus (2004)
Ektopien als Grund für Entwicklungsdefizite
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2006
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
K L
Mitt
lere
Bet
a-W
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A + AV + V
Gyrus Supramarginalis Links
K
L
Haupteffekt Gruppe
0
5
10
15
20
K L
Mitt
lere
Bet
a-W
erte
A + AV + V
Sulcus Temporalis Superior Rechts
K
L
X= 54, Y=-20, Z=-12
LRS (L) Kontrollpersonen (K) 81 Voxel
35 Voxel
X= -52, Y=-46, Z=34
20 15 10 5 0
F-Werte
Hypoaktivierung bei dyslektischen Erwachsenen
Kast et al. (2011)
Was die Hirnforschung nicht kann …. • Gedanken lesen
• Kaufverhalten beeinflussen
• Menschen intelligenter machen
• Einfache Lösungen für ein unreifes Gehirn geben
• Anhaltspunkte geben, in welchen Zeitfenstern man welche Fähigkeiten und Fertigkeiten
lernen kann oder soll
Was die Hirnforschung kann …. • Unterschiede zwischen Lernvorgängen im Kinder- und im Erwachsenengehirn aufzeigen
• Menschen mit verletztem Gehirn helfen
• Effekte von neuroplastischen Veränderungen untersuchen
• Das alternde Gehirn untersuchen (Längsschnittstudien)
Lernen, Begabung, Intelligenz
19 Referat
20 Referat
Alles, was der Mensch lernt, lernt er durch Tätigkeiten, Handlungen. Wissen und Verhalten entstehen nicht durch Reifung. Ziel aller didaktischen Massnahmen ist die Anregung der Lernenden zum selbst tun, zum äusserlichen und verinnerlichten Handeln.
«Lernen ist nicht nur ein passives Empfangen, sondern ein aktives Fürwahrhalten, Fürwerthalten und Fürschönhalten; Lehren ist nicht ein Vermitteln von Kenntnissen und Inhalten, sondern der Anstoss zum Selber-Glauben und zu eigener Einsicht; … überhaupt ist Erziehung nicht Fremdgestaltung, sondern Selbstgestaltung der Person durch Einsicht, Wahl und Entscheidung.» Augustinus (353-430) zitiert nach: Böhm, W.: Aurelius Augustinus und die Entdeckung der Person. In: Ders.: Entwürfe zu einer Pädagogik der Person. Gesammelte Aufsätze. Bad Heilbrunn (Julius Klinkardt) 1997 b (S. 110)
21 Referat
22 Referat
Menschen sollten von Geburt an in zu vielseitigen Tätigkeiten anregenden sozialen und physischen Umgebungen aufwachsen. («Aktiotop» A. Ziegler)
23 Referat Albert Ziegler: »Ganzheitliche Förderung» umfasst mehr als nur die Person: Aktiotop- und Soziotopförderung. In Heilpädagogik_online_0209.pdf
Das Gehirn verändert sich beim Lernen physisch: Plastizität des Gehirns. Jeder Mensch hat seine eigene Lernbiografie und unterscheidet sich demzufolge gegenüber anderen in der Makro- und Mikrostruktur seines Gehirns.
24 Referat
25 Referat
L. Jäncke (2013) s. 89
26 Referat
Wichtigkeit des Vorwissens und Vorkönnens für das erfolgreiche Lernen von Neuem Neues Wissen und Verhalten, neue Fähigkeiten und Fertigkeiten müssen an bisheriges «andocken» können. Jeder Mensch konstruiert sein Wissen und Verhalten auf dem Hintergrund seiner Vorerfahrungen.
Use it or lose it
27 Referat
28 Referat
Begabung und Intelligenz «Begabung» und «Intelligenz» sind Konstrukte. «Unglücklicherweise herrscht in der Wissenschaft, wenn über Begabung und Hochbegabung gesprochen wird, ein nahezu babylonisches Sprachgewirr.» (Albert Ziegler 2008, s.14)
29 Referat
Potenzial eines Individuums zu (ungewöhnlicher oder auffälliger) Leistung Interaktionsprodukt: Individuelles Potenzial steht in Wechselwirkung mit der sozialen Umgebung.
Margrit Stamm (1999): Begabungsförderung in der Volksschule – Umgang mit Heterogenität. Trendbericht SKBF Nr. 2, S.10ff (zurückgehend auf Heinrich Roth/Hans Aebli,1968)
Begabung: Umschreibung von Margrit Stamm
Stimulation
29 Referat
«Begabung» umschreibt einen lebenslangen Prozess. «Begabung» ist keine Konstante.
Begabung ist (hohe) Lernfähigkeit auf der Basis (hoher) Potenziale
Begabung ist kulturabhängig.
30 Referat
Intelligenz (intellegere lat. = verstehen, erkennen)
Intelligenz ist das (messbare) Produkt des individuellen Lernens im Vergleich mit Gleichaltrigen aus der gleichen Kultur (IQ). Intelligenz ist angewandte, realisierte Begabung
31 Referat
32 Referat
UMWELT Stimulation Stimulation «Epigenetik» Genexpression
BEGABUNG lernen INTELLIGENZ Potenzial + «kristallin»: Wissen, Lernfähigkeit ‘Schulwissen’ «fluid», Verstehen; vielseitige Verarbeitung von Informationen, Schlussfolgerungen, Hypothesen Stadelmann (2014) in press News&Science
33 Referat
Lernen macht intelligent! (kursiv und unterstrichen WS) (Buchtitel Neubauer/Stern: Lernen macht intelligent. DVA München 2007)
34 Referat
Also: Nur wenn bestimmte Umweltbedingungen gegeben sind, können sich die genetischen Anlagen eines Menschen entwickeln (Epigenetik). Jedes Gehirn ist ein Unikat (Makro- und Mikrostruktur). Jeder Mensch ist ein Unikat. Menschen sind Individuen. Sobald zwei Menschen zusammen kommen, haben wir eine heterogene Gruppe. Heterogenität und Individualität lassen sich durch Selektion und Gleichbehandlung im Unterricht nicht verhindern.
35 Referat
«Es gibt nichts Ungleicheres als die gleiche Behandlung von ungleichen Menschen» Thomas Jefferson (vgl: Stern/Neubauer: Intelligenz, München 2013, 9)
36 Referat
Lernen ist ein aktiver, selbstgesteuerter, situativer, emotionaler, konstruktiver und sozialer Prozess Grundlagen sind: Potenziale, Handlungen, Wechselwirkung mit der sozialen Umwelt. Das Gehirn, abgekoppelt von Sinnesorganen, von «Input» und «Output» ist nicht lernfähig. Lernen erfordert den ganzen Organismus.
Fazit
Die Ergebnisse der kognitiv-neuropsychologischen Forschung werfen die Erkenntnisse der Erziehungswissenschaften und der (pädagogischen) Psychologie nicht über den Haufen. Eine bahnbrechende neue «Neurodidaktik» gibt es nicht.
37 Referat
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !!!
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