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Angehörige stärken – Gesundheit fördern
Ableitungen aus den Erfahrungen der Angehörigenberatungs-stellen mit ausgewiesenen Stellenprozenten in der Schweiz
Thomas Lampert
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Problemstellung
• Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind oft über lange Zeit massiven Belastungen ausgesetzt und in Sorge um den erkrankten nahestehenden Menschen.
• Es besteht Gefahr, dass Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung durch das Stigma von psychischen Erkrankungen isoliert und ausgegrenzt werden.
• Oft steht diesen Menschen keine Anlaufstelle zur Verfügung, insbesondere wenn die Erkrankung (noch) nicht diagnostiziert wurde.
• Um in ihrer Hilflosigkeit und Ohnmacht nicht selbst krank zu werden, brauchen Angehörige dringend Anlaufstellen und Unterstützung.
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Systemische Konzepte vs. isolierte Beratung
• Der direkte Einbezug von Angehörigen in die Therapie scheint vordringlich. Ressourcenaktivierung und Lösungsorientierung können in diesem Setting optimal genutzt werden.
• Bei einer Verweigerung des Einbezugs von Angehörigen durch den Patienten haben Angehörige keine Ansprechperson.
• Durch Termindruck und knappe Ressourcen entfällt der Einbezug von Angehörigen im stationären Setting oftmals.
• Unterschiedliche psychotherapeutische Ausrichtungen betonen die Wichtigkeit des Einbezugs von Angehörigen ungleich.
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Systemische Konzepte vs. isolierte Beratung
• Dem erhöhten Bedarf an Gesprächen und Beratung kann in der Angehörigenberatung Rechnung getragen werden .
• Angehörige haben eine neutrale Anlaufstelle, um Fragen vorab zu klären, bevor sie im Mehrpersonensetting angesprochen werden (bspw. bei Schuldgefühlen, Unsicherheiten).
• Die Angehörigenberatung ist Anlaufstelle, wenn noch keine Diagnose gestellt wurde oder sich der Patient nicht mehr in Behandlung befindet.
Es ist nicht Aufgabe der Angehörigenberatung, Diagnosen zu stellen, sondern weiterführende Hilfestellung zu vermitteln.
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Angehörigenberatung
• Angehörigenberatung geschieht überall – und das ist auch gut so!
• Angehörigenberatungsstellen mit ausgewiesenen Stellenprozenten sind nur eine Gestalt der Angehörigenarbeit. Sie ist konzeptuell verankert, ergänzend und integrierend.
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Angehörigenberatungsstellen mit ausgewiesenen Stellenprozenten – Ein Verbund in der Schweiz
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Angehörigenberatungsstellen mit ausgewiesenen Stellenprozenten – Minimalkriterien
• Mindestens zwei Beratungen sind kostenfrei
• Ausgewiesene Stellenprozente für die Angehörigenberatung
• Möglichkeit zu einer anonymen Beratung
• Vom Patienten unabhängige Beratung
• Wahrung der Schweigepflicht
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Angehörigenberatungsstellen mit ausgewiesenen Stellenprozenten – Minimalkriterien
• Ergänzung / Erweiterung der Angehörigenarbeit im Behandlungsprozess
• Anlaufstelle für Angehörige, deren erkranktes Familienmitglied (noch) in keiner Behandlung ist.
• Anlaufstelle für Angehörige, deren erkranktes Familienmitglied den Einbezug der Angehörigen in die Behandlung verweigert.
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Angehörigenberatungsstellen mit ausgewiesenen Stellenprozenten – Minimalkriterien
• Die Arbeitsgruppe Angehörigenberatungen trifft sich zu Netzwerktreffen (Intervision)
• Einheitliche Erhebung der Daten der Beratungsgespräche zu Forschungszwecken
• Die Angehörigenberatungsstellen im Verbund sind Mitglied im Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie (NAP)
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Kennzahlen 2011
Nachfolgende Kennzahlen betreffen die Angehörigenberatungen schweizweit der Angehörigenberatungsstellen mit ausgewiesenen Stellenprozenten.
Nicht erfasst sind Beratungsgespräche weiterer Beratungsstellen und Beratungsgespräche im Behandlungskontext.
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2010 2011
2010: Durchschnitt 1.58 Konsultationen / Fall
2011: Durchschnitt 1.45 Konsultationen / Fall
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Beratungen 2010
Fälle 2010
Beratungen 2011
Fälle 2011
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2011 543
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PersönlicheBeratung
TelefonischeBeratung
Email-Beratung Andere Formender Beratung
201137
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Ist der „Patient“ in Behandlung?
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Ist der „Patient“ in der eigenen Institution in Behandlung?
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Ableitungen für die Forschung
Planung einer wissenschaftlichen Verwendung der Kennzahlen mit
Dr. Ian Needham, MNSc, mit folgenden Fragestellungen:
Hintergrund• Angehörige psychisch Kranker können erheblichen Stress und Belastungen erleben.
Studienziel• Ermittlung der Belastungen Angehöriger psychisch kranker Menschen.• Zufriedenheit mit der Angehörigenberatung.• Ermittlung der hauptsächlichen Belastungsfaktoren mit der Absicht, mögliche diesbezügliche Interventionen zu entwickeln.
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Angehörigenarbeit in den St.Gallischen Psychiatrie-Diensten Süd
Eine Übersicht
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Koordinationsstelle AngehörigenarbeitThomas Lampert 50%
Psychiatrie-Zentrum RheintalAngehörigenberaterin:Monika Filliger 5%
Psychiatrie-ZentrumWerdenberg-SarganserlandAngehörigenberaterin:Gabriele Heiz 5%
Psychiatrie-ZentrumLinthgebietAngehörigenberater:Thomas Kieser 5%
Klinik St. PirminsbergPfäfersAngehörigenberater:Thomas Lampert 10%
Angehörigenberatung
• Telefonberatung• Beratungsgespräche• Infomaterial / Broschüren• Bibliothek
Öffentlichkeitsarbeit:Referate / Tagungen / Kurse
• Abendreferate• Pirminsberger Gespräche• Themenzentrierte Angehörigengruppen• Tagungen
Koordination, Förderung und Entwicklung
• Minimalstandards• Bereichsspezifische Standards• Ressortverantwortung• Schulung / Coaching / Support• Infotheken Bereiche / Stationen
• Broschüre „Informationen für Angehörige“• Liste „Anlaufstellen und Selbsthilfegruppen Angehörige“• Liste „Broschüren und Flyer der Angehörigenberatung“• „Literaturliste für Angehörige“
• Angebotsflyer• Infoblatt Einbezug Angehörige Behandlung• Angehörigenbrief im Behandlungsprozess
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Minimalstandards - Haltung
• Eine offene, informierende und unterstützende Haltung, welche
von allen mitgetragen wird
• Das soziale Netz von Patienten wahrnehmen und unterstützen
• Der Aktiver Einbezug von Angehörigen in den Behandlungs-prozess wo immer möglich, verhältnismässig und sinnvoll
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Minimalstandards - Stationäres Setting
Besprechung des Informationsblatts Einbezug der Angehörigen mit Entbindung der Schweigepflicht
Mögliche Schritte nach Entbindung der Schweigepflicht (I):
• Information über Betreuungspersonen
• Fragen und Anliegen von Angehörigen können aufgenommen werden
• Gemeinsame Gespräche bei Bedarf
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Minimalstandards - Stationäres Setting
Mögliche Schritte nach Entbindung der Schweigepflicht (II):
• Informationen von Angehörigen zum Krankheitsverlauf
• Informationen über Krankheitsbilder, Selbsthilfegruppen, Veranstaltungen
• Information über Angebot Angehörigenberatung
• Einbezug in die Austrittsplanung
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Angehörigenbrief
Nach Entbindung der Schweigepflicht wird in den ersten fünf Tagen der Angehörigenbrief versandt:
- Aktive Kontaktaufnahme Seitens Behandlung
- Informationen zum Einbezug in die Behandlung
-Informationen über das zuständige Kernteam Behandlung
- Erreichbarkeiten
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Angehörigenbrief
Erste Rückmeldungen
• Eine anfängliche Ablehnung des Einbezugs ist weiter Thema im Behandlungsprozess
• Angehörige verlangen gezielter die zuständigen Personen
• Angehörige fühlen sich wertgeschätzt
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Angehörigenbrief
Stichtagerhebung 2011 / 2012
Versandte Angehörigenbriefe 2011: 19%
Versandte Angehörigenbriefe 2012: 37%
Kein Brief versandt, da
• Verweigerung Patient 8%• Keine Entbindung eingeholt 37%• Weniger als 10 Tage stationär 18%
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Prämisse
Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind oft über lange Zeit massiven Belastungen ausgesetzt und in Sorge um den erkrankten nahestehenden Menschen. Um in ihrer Hilflosigkeit und Ohnmacht nicht selbst krank zu werden, brauchen Angehörige dringend Anlaufstellen und Unterstützung.
Fazit
Das Angebot einer professionellen Beratung für Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung, aber auch Kurse, Referate wie auch eine erweiterte Angehörigenarbeit im Behandlungskontext leisten einen wesentlichen Beitrag zur Förderung ihrer Gesundheit.
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St.Gallische Psychiatrie-Dienste Süd
Thomas Lampert
Koordinator Angehörigenarbeit
Klosterweg
CH-7312 Pfäfers
thomas.lampert@psych.ch
www.psych.ch
Dipl. Pflegefachmann HF
Systemtherapeut ZSB-Bern
Vorstandsmitglied Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie Schweiz
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