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2-Jahresbericht2015 – 2017
Beratungsstelle Baden-Württemberg
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Inhaltsverzeichnis
Die beratungsstelle
05 ViolencePreventionNetwork–TrägerderBeratungsstelleBaden-Württemberg
06 DieBeratungsstelleBaden-Württemberg
Fakten
08 ZahlenderBeratungsstelleBaden-Württemberg
09 ÜberblicküberReichweiteundEinsatzortederBeratungsstelleBaden-Württemberg
10 GefährdungslageinBaden-Württemberg
10 Evaluation
11 TätigkeitsfelderderBeratungsstelleBaden-Württemberg
erFahrungsberichte
14 Fallbeispiele
18 Netzwerkarbeit
20 Informationenanfordern–Kontaktaufnehmen
23 Impressum/Kontakt
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ViolencePreventionNetworkisteinVerbunderfah-renerFachkräfte,dieseitJahreninderExtremismus-präventionsowiederDeradikalisierungextremistischmotivierterGewalttäterInnentätigsind.DasTeamvonViolencePreventionNetworkarbeitetseit 2001 erfolgreich im Bereich der Verringerungvonideologischmotiviertenschwerenundschwers-tenGewalttatenvonJugendlichen.DurchseineArbeitmitrechtsextremistischundisla-mistischgefährdetenJugendlichenhatsichdasTeamvonViolence PreventionNetwork über Jahre einebundesweit anerkannte Expertise im Bereich der Arbeitmit ideologischmotivierten StraftäterInnenerworben.
Mit der Methode der Verantwortungspädagogik®hat Violence Prevention Network einen demüti-gungsfreienWegderAnsprachevonMenschenge-funden,diesichantidemokratischenStrukturenan-geschlossenhabenundkannihnensodieRückkehr
Violence Prevention Network – Träger der Beratungsstelle Baden-Württemberg
in das demokratische Gemeinwesen ermöglichen.DieGrundannahmederVerantwortungspädagogik®unddesAnti-Gewalt-undKompetenztrainingsAKT®istes,MenschendurchdieZusammenarbeitdasEr-lernenjenerKompetenzenzuermöglichen,dieeineDistanzierung von menschenverachtenden Ideo-logien ermöglichen. Dies geschieht in einer für diePersonwertschätzendenAtmosphäreundbzgl. derIdeologiehinterfragendenMethode.
DasAKT®bestehtausflexiblenModulenderBiogra-phiearbeit,derpolitischenBildungundderAnti-Ge-waltarbeit, die Violence PreventionNetwork schoninderVergangenheitimmerwiederfürunterschied-liche Zielgruppen (rechtsextrem, linksextrem undislamistisch gefährdete StraftäterInnen) und unter-schiedlicheSettings(Gruppentraining,Einzeltraining,TraininginderHaft,TrainingvorderHaft,Traininginhetero-undhomogenenGruppenzusammenhängenetc.)übertragenhat.
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Die Beratungsstelle Baden-WürttembergSeit Januar 2016 leitet Violence Prevention Net-workunterdemDachdesKPEBW(Kompetenzzen-trum zur Koordinierung des Präventionsnetzwerksgegen Extremismus in Baden-Württemberg) dieBeratungsstelle Baden-Württemberg. Sie wen-det sich anMenschenmit Fragen im Themenfelddes religiös begründeten Extremismus. Ziel ist es,KontaktzuextremistischgefährdetenjungenMen-schenaufzubauenundinderpädagogischenArbeitzunächst auf den Ablösungsprozess von extremis-tischen Gruppierungen und Einstellungen sowiedasHinterfragengewalttätigerundextremistischerIdeologiefragmente hinzuwirken, um in der FolgeDeradikalisierungsprozessezuermöglichen.Siebie-tetMaßnahmen der Prävention, Intervention undDeradikalisierungfürBetroffeneimUmgangmitre-ligiösbegründetemExtremismusan.DieBeratungs-stelleBaden-WürttembergfördertdieStärkungderToleranz unterschiedlicher Weltsichten sowie dieFrüherkennung,VermeidungundUmkehrvonRadi-kalisierungsprozessen.
DieBeratungkanninverschiedenenSprachenundganznachdenindividuellenBedürfnissenderHilfe-suchenden erfolgen. Zunächst wird eine Einschät-zung der Situation zusammen mit der Beraterinoder dem Berater erarbeitet. Entsprechend derDringlichkeitderSituationkönnenauchSofortmaß-nahmen ergriffen werden, beispielsweise wenneinePersonkurzvorderAusreisesteht.
Im weiteren Beratungsverlauf wird darauf hinge-wirkt, die Radikalisierung innerhalb der Familieoder im Umfeld der/des Hilfesuchenden zu ver-hindern oderwieder umzukehren. Zudem könnenweiterePartnerhinzugezogenwerden,umaufdiespezielleSituationeinzugehen.FürdieZusammen-arbeitderBeratungsstelleBaden-Württembergmitden Sicherheitsbehörden wurde ein Stufenkon-zeptentwickelt (s. S.13). In regelmäßigemTurnusfinden in diesem Zusammenhang Fallkonferenzenstatt, in denen die Fälle der Beratungsstelle undder Sicherheitsbehörden unter Berücksichtigungder rechtlichenMöglichkeiten und Beachtung desDatenschutzes besprochenwerden.Hierdurch solleinoptimalerInformationsaustauschgewährleistetwerden.
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rufsvorbereitungsjahrbzw.inderBerufsausübung. Der Bildungs-grad der KlientInnen erstrecktsichaufalleBereichevonHaupt-schulabschluss über dieMittlereReife bis hin zu Fachhochschul-reife bzw. Abitur. In 40 FällenhandelteessichumGeflüchtete.
Eine zusätzliche Beratung derEltern der KlientInnen, eine so-genannte Familien- bzw. Ange-hörigenberatung, erfolgte in 28ProzentderFälle.
Zahlen der Beratungsstelle Baden-WürttembergSeit der Einrichtung der Bera-tungsstelle Baden-Württembergwurden insgesamt 107 Bera-tungsfälle registriert. Die Kon-taktaufnahme mit der Bera-tungsstelleerfolgteüberwiegenddurchBetreuerinnenundBetreu-er (44Prozent),durchEltern (23Prozent) und über die Polizei (9Prozent).
Dieweiteren Kontaktaufnahmenwurden durch das soziale Um-feld und die Schulen veranlasst.In einem Fall meldete sich einePerson selbst für die Beratung.
Ca. die Hälfte der Kontaktauf-nehmenden sind weiblich. DasAlterderKontaktaufnehmendenliegt zwischen ca. 16und ca. 60Jahren.Ca.zehnProzentderKli-entInnensindweiblich.DasAlteraller KlientInnen liegt zwischen13und40Jahren,wobei71Pro-zentjüngerals20Jahresind.
Rund40ProzentderKlientInnensindnochinderschulischenAus-bildung. Elf derKlientInnen sindarbeitslos, weitere neun befin-den sich in einer Ausbildung, jeeine Person im Studium, im Be-
Überblick über reichweite und einsatzorte der Beratungsstelle Baden-WürttembergDieStärkederLiniensymbolisiertdieZahlderFällevonmin.1bismax.5.
107 Beratungsfälle (inkl. Angehörigenberatung)KontaktaufnahmeüberEltern:23%Durchschnittsalter KlientInnen: 18 – 19 Jahre 10 % der KlientInnen sind weiblich19 Informations- und Fortbildungsveranstaltungen
500erreichteFachkräfte7Workshops100 erreichte schülerInnen
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Gefährdungslage in Baden-Württemberg
Prävention
evaluation
Dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA)und dem Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg(LfV) liegenHinweisezurund50 Isla-mistInnenausBaden-Württembergvor,die inRich-tung Syrien oder Irak ausgereist sind, um dort fürdschihadistische Gruppierungen zu kämpfen oderdiese anderweitig zu unterstützen. Ein Teil dieser
Die Beratungsstelle Baden-Württemberg wird seitOktober2016imAuftragdesKPEBWdurchProf.Dr.ThomasGörgenvonderDeutschenHochschulederPolizei (DHPol) evaluiert. Basis für die Evaluierung
Personen ist wieder nach Baden-Württemberg zu-rückgekehrt. Bei einigen wenigen gibt es Hinweisedarauf,dasssieanKampfhandlungenteilgenommenhaben.EtwaeinDutzendderAusgereistenkambeiKampfhandlungen oder Selbstmordattentaten umsLeben.
Quelle: KPEBW Jahresbericht 2015/2016
bildetdasQualitätshandbuchfürPraktikerinnenundPraktikerdesKPEBW.DieEvaluationsollimNovem-ber2017abgeschlossensein.
und ggfs. Ausstiegsprozesse auseinem bereits stattgefundenenRadikalisierungsprozess zu ini-tiieren. Eine besondere Zielset-zungder Beratungsstelle Baden-WürttembergistdieVermeidungvonAusreisengefährdeterjungerMenscheninKriegsgebiete.
Tätigkeitsfelder der Beratungsstelle Baden-WürttembergansatZDieBeratungsstelleBaden-Würt-temberg ist in erster Linie An-sprechpartner für InstitutionenundAngehörigeimKontextreligi-ösbegründeterExtremismus.DieBeratungsstelle verfolgt einenaufsuchenden, d. h. die Hilfesu-chendenvorOrtunterstützendenAnsatz der Radikalisierungsver-
meidung bzw. Deradikalisierungjunger Menschen. Ziel ist es,durch pädagogische Interventi-on gefährdete junge Menschenschnell vor Ort anzusprechen,durch langfristige, kontinuierli-cheBeziehungsarbeiteineGrun-dimmunisierung gegen islamisti-scheIdeologisierungzuerreichen
QuAlIFIzIeruNGInformationsveranstaltungen und Fortbildungen zum Umgang mit religiös begründetem Extremis-mus und Radikalisierung in Schule und Jugendhilfe
Im Bereich Prävention werden Informationsveran-staltungen und Fortbildungen durchgeführt, derenInhalte durch das Team kontinuierlich weiterent-wickelt und aktualisiert werden. Vermittelt werdenKenntnisseüberdiePräventions-undDeradikalisie-rungsinfrastruktur in Baden-Württemberg,Grundla-gendesIslam,theoretischeHintergründeüberRadi-kalisierungundExtremismus,denPhänomenbereichdes Salafismus (Geschichte, Anziehungskraft aufJugendliche, Erkennungsmerkmale) sowie Möglich-keitendesUmgangsmitreligiösbegründetemExtre-mismus.Bislangwurden2016elfund2017achtdie-ser Informations- und Fortbildungsveranstaltungenin ganz Baden-Württemberg durchgeführt. Erreichtwurdendabei über 500Personen in verschiedenenEinrichtungen, insbesondere aus Bildung und Ju-gendhilfe (Schulen, Jugendämter, EinrichtungenderGeflüchtetenhilfeu.ä.).
DasübergreifendeZielderQualifizierungbestehtinderVermittlungdesErkennensextremistischerundreligiöser Argumentationsweisen und möglicherStrategienzurAuflösungund/oderEntschlüsselungdieser Argumentationsweisen. Es geht darum, Ar-beitsbeziehungenzueinerschwierigenKlientelher-zustellenundzuhaltensowiezulernen,Widersprü-cheaus-undDialogeoffenzuhalten. DerSchwerpunktwirdaufpraxisrelevantepädagogi-scheDenk-undVerhaltensweisengelegt.Ausgangs-punktesindvorallemdieErfahrungenderTeilneh-merInneninihrenArbeitsgebieten.DieunmittelbareBegegnungmit den Jugendlichen ist für viele zwarAlltag,abernichtderbewussteDialogoderdiege-wollteKommunikation.HierzuwerdenneueHand-lungsmöglichkeiten aufgezeigt. Insgesamt wird mitderQualifizierungeinweiterentwickeltesVerständ-nisfürdieeigeneBerufsrolleangestrebt.
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WorKshoPsInterkulturelle und interreligiöse Kompetenzent-wicklung, politische Bildungsarbeit
FürdiespezifischePräventionanSchulenwurdeeineigenesWorkshop-Format entworfen. Hierbei han-deltessichumWorkshops,diegezielt inSchulklas-sendurchgeführtwerden,indenenderVerdachtderRadikalisierung einzelner SchülerInnen oder Grup-
penbesteht,umniedrigschwelligKontaktaufzuneh-men,eineersteLageanalysevorzunehmenundggfs.weitere Schritte mit der Einrichtung einzuleiten. Es fanden bislang sieben dieser Workshops statt. Es konnten insgesamt 100 SchülerInnen erreichtwerden.DieseWorkshopswurdenauchfürgeflüch-teteJugendlichedurchgeführt.
FolgendeThemenbereichewerdenindeneintägigenWorkshopsaufgegriffen:
•DemokratieundMenschenrechte
•ReligiösmotivierteGewalt
•ReligiöserFundamentalismusbzw.Islamismus
•SchulspezifischeKonfliktemitreligiösemund/oderkulturellemBezug
•InterreligiositätalsChancedesgesellschaftlichenZusammenhalts
•AuseinandersetzungmitundDekonstruktionvongewaltlegitimierendenIdeologien
Deradikalisierung/ausstiegsbegleitung
DieZuteilungderFälleandieMitarbeiterInnener-folgt nach Parameternwie z. B. Sprachkenntnisse,Migrationshintergrund oder Geschlecht. Das Bera-tungsgesprächdientvorallemdergenauerenErhe-bungderProblemkonstellation,der(systemischen)Ressourcensuche, der Sensibilisierung der hilfesu-chendenPersonfürdenweiterenUmgangmitdem/der KlientIn und ggfs. (bei Bereitschaft/Möglich-keit) der Einleitung einesdirektenKontaktes zum/zurKlientIn.WiesichdieArbeitmitdenKlientInnengestaltet, hängt u. a. ab von Radikalisierungsgrad,religiöser Vorbildung, Segregation vom bisherigenfamiliärenundfreundschaftlichenUmfeld(undde-renUrsachen)sowieZugehörigkeitzuislamistischenGruppierungen.
Es kann zumBeispiel davon ausgegangenwerden,dassdieNotwendigkeiteiner theologischenAusei-nandersetzungparallelzurpädagogisch-psychologi-schen Interventionsteigt, jeweiterdieRadikalisie-rung der Person fortgeschritten ist. Entscheidend
Beratung für Angehörige und spezifisches Training für radikalisierungsgefährdete Jugendliche
DerüblicheAblaufeinerFallberatungbestehtausder direkten Kontaktaufnahme über die HotlinederBeratungsstelleoderüberDritte,wiez.B.dasBundesamtfürMigrationundFlüchtlinge(BAMF),PolizeibehördenoderdasKPEBW.DieNamenderBetroffenenunddie InhaltederBeratungsgesprä-che werden gemäß Bundesdatenschutzgesetzstreng vertraulich behandelt. Anrufe bei derHot-line werden innerhalb vonmaximal drei Stundenbeantwortet. Im Erstgespräch werden wichtigeEckdatenhinsichtlichpotentiellerMerkmaleeiner Radikalisierung und Sicherheitsrelevanz erhoben
und ggfs. ein persönlicher Termin vereinbart. BeiakuterSicherheitsrelevanzwirdgemäßdesSicher-heitsleitfadensderStaatsschutzdirektkontaktiert.Generell werden sämtliche Fälle, bei denen eineSicherheitsrelevanz festgestellt wird, in den tur-nusmäßig stattfindenden Fallkonferenzen gemein-sam mit dem Landesamt für Verfassungsschutzund dem Landeskriminalamt besprochen. Für dieZusammenarbeitderBeratungsstelleBaden-Würt-tembergmit den Sicherheitsbehörden wurde fol-gendesStufenkonzeptentwickelt:
ist allerdings gerade bei dieser Zielgruppe, dassdie ideologische Auseinandersetzung einen dia-logischen Charakter hat. Die rein autoritativ-ar-gumentative Gegenrede führt zu Abwehr und zurVerfestigung radikaler Ideologien. Dennoch ist eserforderlich,den ideologisierten jungenMenschenein alternatives Deutungsangebot zum Salafismuszupräsentieren.
Durchnicht-konfrontativeunddemütigungsfreieBe-ziehungsarbeitundFörderungderAmbiguitätstole-ranz sollen bei den Jugendlichen Zweifel gewecktundDistanzierungsprozessebzgl.derIdeologieaus-gelöst sowieÖffnungsprozesse hin zu demokratie-undmenschenfreundlichenDenkmusterngefördertwerden.ZielistdieAbkehrvonderSzenebzw.sze-netypischemMedienkonsum, Reintegration in ext-remismusfernesozialeKreiseundderEntwurfeinesnachhaltigen persönlichen Zukunftsplanes jenseitsvonIdeologieundGewalt.
ersTe ANzeICheN – BesPreChuNG IN FAllKoNFereNz
BeDrohlIChe ANzeICheN –BesPreChuNG IN FAllKoNFereNz
sTrAFreChTlICheANzeICheN – soForTIGe
MelDung an sICherheITsBehÖrDeN
• AblehnungfreiheitlichdemokratischerGrundordnung•AblehnungdeutscherBehördenaufgrundderenvermeintlicher„Ungläubigkeit“•KontaktzueinschlägigenextremistischenOrganisationen•Besuchvonals„relevant“eingestuftenMoschee-Vereinen•KontaktabbruchzumsozialenUmfeld
•BefürwortungterroristischerGewalt•WerbungfürdieTeilnahmeamDschihadanaktuellenKriegsschauplätzen•RechtfertigungvonSelbstmordanschlägen•MehrmaligerWunsch,DeutschlandmitdemZielDschihadzuverlassen
•KonkreteÄußerungbzw.Anzeichen,dieeineunmittelbareAusreisedes Klienten/derKlientinineinDschihadgebietbefürchtenlassen•Äußerungenbzw.Anzeichen,dieStraftaten,Gewalttatenbzw.diesbezügliche VorbereitungshandlungendesKlienten/derKlientinbefürchtenlassen•KontaktzuextremistischenEinzelpersonen
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ZumaktuellenZeitpunktstehtsieihrereigenenVergangenheitsehrkritisch gegenüber und kann ei-geneAussagen,diesievoreinemJahrgetätigthat,nurnochschwernachvollziehen.VonihremMannhat sie sich bereits (islamrecht-lich)getrennt.MitUnterstützungihresBeraterswill sienuneben-fallsdiezivilrechtlicheScheidungdurchführen. Ihre Zukunft plantsie abseits extremistischer Be-strebungen. Auch bei der Suchenacheinemstabilen,neuenUm-feld steht der Berater weiterhinanihrerSeite.
tie-konforme Gedankenmuster-umgelenkt werden. Heute isterweiterhin religiös, jedochge-stalten sichdie familiärenBezie-hungendeutlichunkomplizierter.DasBedürfnisnacheineraktivenPartizipation an der GesellschaftnahmdieStellederSelbstisolati-onein.
FallbeispieleeINe syrIeNrüCK-KehrerIN BeGINNT eIN neues leBenSeit Anfang 2016 begleitet dasTeamderBeratungsstelleBaden-Württemberg eine heute 22-jäh-rigeRückkehrerinausSyrien.Siewar 2014mit ihremMann nachSyrien gereist, wo dieser aktivauf Seiten der al-Nusra Front anKämpfen teilnahm. Das gemein-sameKindwurdeinSyriengebo-ren. Sie war zum Zeitpunkt derersten Kontaktaufnahme nochstark radikalisiert und ideologi-siert, die freiheitlich-demokra-tische Grundordnung lehnte sieexplizitab.Weiterhinäußertesie
eIN ABITurIeNT suChT NACh seINeN relIGIÖ-sen WurZelnDieElterneines18-jährigenAbi-turientenwandten sich im Som-mer2016andieBeratungsstelleBaden-Württemberg, weil sie inletzter Zeit eine starkeVerände-rung im Denken und Verhaltenihres Sohnes festgestellt hatten.Dieser interessierte sich sehrplötzlich für die Religion seinerHeimat,wobeierauseinemwe-nigerreligiösenHaushaltstamm-te. Er hielt sich ausschließlich ineinschlägigen Internetforen auf
denWunsch,erneutnachSyrienzureisen.
In regelmäßigen Beratungsge-sprächen konnte ein Prozessder Reflexion eingeleitet wer-den,sodasssiemittlerweileeineglaubhafte Distanzierung zudschihadistischem bzw. religiös-extremistischem Gedankengutentwickelnkonnte.Inhaltlichwa-rendieseGesprächegeprägtvonsowohl theologischen als auchpersönlich-biographischen The-men.
und zeigte sich leichtbeeinfluss-bardurchdieanderenForenteil-nehmerInnen. Zur Zeit der KontaktaufnahmebefandersichdeutlichinderEin-stiegsphaseindiesalafistischeSze-ne. Durch wöchentliche Treffenkonnte mittels themenrelevan-ter islamisch-theologischer Dis- kussionen erfolgreich interve-niert werden. Sein Interesse ander Religion konnte in demokra-
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deskreis. Szenekontakte beste-hen nach der glaubhaften Dar-stellungdesKlientenkeinemehr. WeiterhinthematisiertderKlientgelegentlich die aus seiner Sichtschlimme Situation derMuslimein Syrien und wie der SituationAbhilfegeschaffenwerdenkönn-te.ErdistanziertsichabervonGe-walt und Terror. Attentate lehnterklarabundverurteiltderartigeVerbrechenaufdasSchärfste.
lisierung eine Beratung hilfreichsein kann.Auch in einem (noch)nicht von einer Radikalisierungbetroffenen Kontext können,durch Auflösung einer angstbe-setzten Situation und interkultu-relle, sozialpädagogische Inter-vention, positive Effekte erzieltwerden.
rADIKAlIsIeruNG uND DerADIKAlIsIeruNG IN Der hAFTDie Beratungsstelle Baden-Würt-tembergwurde durch die Polizeiaufeinen25-jährigenInhaftiertenaufmerksam gemacht, der durchszenetypisches Auftreten, insbe-sondere Kleidung und Äußerun-gen, auffiel. Der Berater besuchtden Gefangenen seither annä-hernd wöchentlich. Die Themender Beratung sind hier einerseitspolitisch gelagert, andererseitswerden viele strukturelle Proble-
eIN JuNGer GeFlüChTe-Ter suChT seINeN WeG IN DIe GesellsChAFTEin ehrenamtlicherHelfermach-te aufdenFall einesunbegleite-ten,minderjährigenGeflüchtetenaufmerksam,derdurchdasLikenvonBilderngewalttätigenInhaltsBesorgnis beim zuständigen Ju-gendamt erregt hatte. Seine Ak-tivitäten in den sozialenMedienkonnten mithilfe des Teams derBeratungsstelle Baden-Württem-berg als Anteilnahme für dieOpfer terroristischer Akte in sei-ner Heimat identifiziert werden.Begleitend stellte das Team fest,dass tatsächliche Rückzugsten-denzendesjungenMannesnicht,
matikenwiediefamiliäreundbe-ruflicheSituationbehandelt.
Es konnten nach und nach Fort-schritteerzieltwerden,wiebspw.eine zunehmende Selbstreflexi-on, Abschied vom salafistischenDresscodeunddieAufnahmeei-ner Arbeit nach Haftentlassung.DerKlientpflegtwiedereineguteBeziehung zu seinerMutter undseinemalten,szenefernenFreun-
wie seitens des Vormundes ver-mutet, auf eine Radikalisierung,sondernauf interkulturelleProb-leme innerhalbderPflegefamiliezurückzuführenwaren.
In derBeratungwurde versucht,eurozentrische Interpretations-schemata der Pflegeeltern zu-gunsteneinerdiePerspektivedesJugendlichenberücksichtigendenWahrnehmungaufzubrechenundzu einem beiderseits offenerenMiteinander beizutragen. Fällewiedieserzeigen,dassnichtnurim Kontext einer akuten Radika-
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netzwerkarbeitZielderBeratungsstelleBaden-Württemberg istdiezunehmendeVernetzungaufregionalersowieloka-lerEbene.Diesgeschiehtsowohlfallbezogen(wennz.B.einJugendlicherineineörtlicheMoscheebeglei-tetwird)alsauchganzallgemeinaufderEbenevonTeambesprechungenmit involvierten Institutionen.AufEinladungstelltsichdieBeratungsstelleBaden-WürttembergbeiFachtagenunterschiedlicherTrägerz. B. in Form eines Standes oder kurzen Vortragesvor.AuchdieFortbildungenundWorkshopsdienenderVernetzung.
Kontakte bestehen auch zu Anbietern präventiver Arbeit,wiederLandeszentralefürpolitischeBildung,dem Demokratiezentrum oder dem Projekt InsideOut.AufüberregionalerEbenenimmtdieBeratungs-stelle an den vierteljährlichen Runden Tischen derBeratungsstelleRadikalisierungdesBundesamtesfürMigrationundFlüchtlingeteil,woeinAustauschmitdenTrägernderDeradikalisierungsarbeitaufLände-rebenestattfindet.
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Informationen anfordern PerFax:(0711)21956251
Beratungsstelle Baden-WürttembergLangeStraße8 70173Stuttgart
____ExemplareBroschüre„BeratungsstelleBaden-Württemberg“
____ExemplareBroschüre„Prävention–Intervention-Deradikalisierung“–DieArbeitvonViolencePreventionNetwork
____ExemplareViolencePreventionNetwork-Jahresbericht2016
Name:
Institution:
Adresse:
Telefon:
Fax:
email:
WennSie InteresseaneinemWorkshopodereinerFortbildunghaben,rufenSieunsanoderschickenSieunseineEmail.Diesewerden jenachThemaundAnlassvonausgewähltenNetzwerkpartnerndes„Kom-petenzzentrumzurKoordinierungdesPräventionsnetzwerksgegen(islamistischen)ExtremismusinBaden-Württemberg“ (KPEBW)oderViolence PreventionNetworkdurchgeführt. Auf derHomepagedes KPEBW www.kpebw.deerhaltenSieweitereInformationenzumThemenfeldExtremismusundBeratung.
DieAngebotederBeratungsstelleBaden-Württembergsindkostenlosundallgemeinzugänglich.DieBeratungsstelleBaden-WürttembergistBestandteildesKPEBW.SiewirdfinanziertdurchdasMinisteriumfürInneres,DigitalisierungundMigrationBaden-Württemberg.
Kontakt aufnehmenPerTel.:(0711)21956263oderperemail:bw@violence-prevention-network.de
Beratungsstelle Baden-WürttembergLangeStraße8 70173Stuttgart
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Kontakt/ImpressumViolence Prevention NetworkBerATuNGssTelle Baden-WürttembergLangeStraße870173Stuttgart
Beratungstelefon:(0711)72230893
Tel.:(0711)21956273
Fax: (0711)21956251
email:bw@violence-prevention-network.dewww.beratungsstelle-baden-wuerttemberg.dewww.violence-prevention-network.dewww.facebook.de/violencepreventionnetworkdeutschlandwww.twitter.com/VPNderad
Projektleitung:ThomasMücke
Projektkoordination:ÖnderÜnal
Fotos: ÖmerSefaBaysal (S.1,3),Goodshoot/Thinkstock.com (S.2,5,8), Yasemin Özdemir (S.2,4,6,19,24), Drachenhonig/photocase.com (S.2,20/21), dommy.de/photocase.com(S.3,16), WinRu/iStock.com (S.3,7), shironosov/iStock.com(S.4,22),ZvonimirAtleti/iStock.com(S.4),SvenKlages(S.10),tobeys/photocase.com(S.15),
redaktion & Copyright: ViolencePreventionNetwork2017
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Beratungs-nummer:
0711 72 23 08 93UnterdieserTelefonnummerstehenIhnenkompe-tenteAnsprechpartnerinnenundAnsprechpartnergernezurVerfügung.SolltendieMitarbeiterinnenundMitarbeiterimMomentnichterreichbaroderinGesprächengebundensein,bittenwirSie,Ihre
NachrichtaufdemAnrufbeantwortermitIhrerErreichbarkeitzuhinterlassen.
Siewerdenschnellstmöglichkontaktiert.
BefindenSieodereineanderePersonsichineinerakutenGefährdungssituation,
wendenSiesichbitteandiePolizei-Notruf:110
Jeder Mensch kann sein Verhalten verändernDie Kompetenzen, die ein Mensch benötigt, um sein Verhalten zu ändern - Beziehungsfähigkeit, Empathie-vermögen, Verantwortungsgefühl und Selbstreflexion – sind erlernbar. Auf dieser - humanistischen Grund-sätzen verpflichteten - pädagogischen Haltung basiert das Engagement von Violence Prevention Network.
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