bevölkerungsentwicklung und politische handlungsoptionen - anregungen aus der deutschen diskussion...
Post on 06-Apr-2015
104 Views
Preview:
TRANSCRIPT
Bevölkerungsentwicklung und politische Handlungsoptionen
- Anregungen aus der deutschen Diskussion -
Provinz Limburg 14. September 2009 in Maastricht
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 2
Es gibt keine Alternative zum Wandel, wohl aber die Möglichkeit seiner Gestaltung.
Florian Boettcher (2009 in Maastricht)
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Gliederung
Seite 3
1. Ausgangsfrage:Bevölkerungsentwicklung als Politikproblem?
2. Kernproblem:Rückbau bei Strukturverschlechterung und Kostenremanenz
3. Baustein 1:Vorausschauende Planung der Infrastruktur („Was“)
4. Baustein 2:Kooperationen der Infrastrukturanbieter („Wer mit wem“)
5. Baustein 3:Mix aus Anpassungsstrategien („Wie“)
6. Resümee:Fünf Thesen
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 4
Demografischer WandelBevölkerungsentwicklung in Deutschland 1950 bis 2050
80
90
100
110
120
1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050
Jahr (Werte in 5-Jahresschritten eingetragen)
19
50
= 1
00
Prognosezeitraum 2005 bis 2050
Sonderentwicklung 1989-1996
hypothetische Entwicklung ohne Sondereffekte 1989-96
(bezogen auf Varinate 2)
Variante 3
Lebenserwartung Geburtenhäufigkeit WanderungssaldoVariante 1: M 83,5 / W 88,0 J 1,2 +100 000 p.a.Variante 2: M 83,5 / W 88,0 J 1,4 +200 000 p.a.Variante 3: M 84,5 / W 89,8 J 1,6 +200 000 p.a.
Variante 2
Variante 1
1973 Anwerbestopp für Gastarbeiter
1983 Rückkehrhilfegesetz
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich
Im Ruhrgebiet ist der demografische Wandel längst Realität: Bevölkerungsentwicklung 1950 bis 2020
-225 -200 -175 -150 -125 -100 -75 -50 -25 0 25 50 75 100 125 150
Krs. Wesel
Krs. Unna
Hamm
Krs. Recklinghausen
Bottrop
Ennepe-Ruhr-Kreis
Mülheim a.d.Ruhr
Oberhausen
Hagen
Herne
Dortmund
Bochum
Gelsenkirchen
Duisburg
Essen
1 000 Personen
1961/2003
2003/2020
Quelle: Eigene Berechnungen
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich
• Nebeneinander von Schrumpfung und Wachstum.
• Der Anteil von Gemeinden mit abnehmender Bevölkerung nimmt zu, auch im Westen.
• Bevölkerungswachstum gibt es nur noch außerhalb der Großstädte und Agglomerationszentren.
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 7
Ist Bevölkerungsentwicklung ein Problem?
• Ist Bevölkerungsentwicklung ein neues Phänomen?
• Muss Bevölkerungsverlust immer ein Problem sein?
• Was induziert den politischen Handlungsbedarf?
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 8
Regionaler Güter- und Geldkreislauf (vereinfachte Darstellung)
Unternehmen:
Produktion
Bevölkerung:
Konsum
Löhne
Güter/Dienstleistungen
Konsumausgaben
Arbeitskraft
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 9
Regionaler Güter- und Geldkreislauf unter Berück-sichtigung regionsüberschreitender Verflechtungen (vereinfachte Darstellung)
Unternehmen:
Produktion
Bevölkerung:
Konsum
Löhne
Güter/Dienstleistungen
Konsumausgaben
Arbeitskraft
„Exporte“
„Importe“
Zuwanderung / Einpendler
Abwanderung / Auspendler
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 10
Lokale Daseinsvorsorge im regionalen Güter- und Geldkreislauf (vereinfachte Darstellung)
Unternehmen:
Produktion
Bevölkerung:
Konsum
Löhne
Güter/Dienstleistungen
Konsumausgaben
Arbeitskraft
Exporte
Importe
Einpendler Zuwanderung
Abwanderung Auspendler
Kommune: lokale DaseinsvorsorgeEinnahmenkraft
./. Ausgabenbedarf
= Deckungslücke
Grundsteuer, Gebühren, Beiträge
Zuweisungen v. Bund/Land
Abflüsse an Bund/Land
pri
mär
un
tern
eh
men
sori
en
tert
e
Leis
tun
gen
Gew
erb
est
eu
er
Ein
kom
men
ssteu
er
prim
är h
au
shaltso
rien
tierte
Leistu
ng
en
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 11
Remanenzkosten kommunaler Aufgaben
hohe Anpassungsflexibilität geringe Anpassungsflexibilität keine Anpassungsflexibilität
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Wo stehe ich jetzt?
Seite 12
1. Ausgangsfrage:Bevölkerungsentwicklung als Politikproblem?
2. Kernproblem:Rückbau bei Strukturverschlechterung und Kostenremanenz
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich
Analyseschritte:Möglichkeiten und Grenzen der Aufgaben-anpassung
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 14
Determinanten der Anpassungsflexibilität kommunaler Aufgabenerfüllung
Determinanten der Anpassungsflexibilität
kommunaler Aufgabenerfüllung
technisch-betriebswirtschaftlich
rechtlich
politisch-administrativ
Produktionsverfahren
- Mindestgrößen - Teilbarkeit der Produktion variable/fixe Kosten - Verbundproduktion - Austauschbarkeit der
Produktionsfaktoren - horizontaler/vertikaler
Koordinationszwang
Arbeits- und Dienstrecht
- Kündigungsschutz - Versetzung und
Umschulung
nach außen
- Durchsetzungsfähigkeit gegenüber dem Bürger
- Mindestversorgungs-anspruch der Bürger
nach innen
- Mitarbeitermotivation - Weiterbildung - Organisationsstruktur - parteipolitische
Erwägungen
Verwaltungsrecht
- Leistungspflicht - Leistungsstandards
Leistungsabgabe
- Öffnungszeiten - zentrale/dezentrale
Präsens
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Wo stehen wir?
Seite 15
1. Ausgangsfrage:Bevölkerungsentwicklung als Politikproblem?
2. Kernproblem:Rückbau bei Strukturverschlechterung und Kostenremanenz
3. Baustein 1:Vorausschauende Planung der Infrastruktur („Was“)
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 16
Katalog oberzentraler Einrichtungen
1. Bildungs- und Erziehungswesen, Forschung Hochschule bzw. Fachhochschule Wissenschaftliche bzw. Fach-Bibliothek mit Anschluss
an den überregionalen Leihverkehr
5. Verwaltung und GerichtsbarkeitBehörden höherer und mittlerer VerwaltungsebeneGerichte höherer und mittlerer Instanz
2. Gesundheitswesen Schwerpunktkrankenhaus
6. KommunikationHotel mit mindestens 200 Fremdenbetten und Konferenz-
und Tagungseinrichtungen
3. Kultur und Sport Museum bzw. Kunstsammlung, mit hauptberuflicher
Leitung Theater bzw. Konzertbau, regelmäßig bespielt Zoologischer Garten Mehrzweckhalle mit mind. 1 000 Sitzplätzen Sportstadion mit mindestens 15 000 Plätzen, davon
mindestens 3 000 überdacht Großsporthalle mit mindestens 3 000 Plätzen Großschwimmhalle mit Eignung für überregionale
Veranstaltungen, mindestens sechs 50-m-Bahnen
7. VerkehrswesenBundesautobahn-AnschlussIntercity-Halt
4. Handel und Kreditwesen Großkaufhaus und Großwarenhaus Einkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen in möglichst
vollständiger spezialisierter Differenzierung Größere Einrichtungen des Bank- und Kreditwesens
bzw. Versicherungswesens
8. ArbeitsmarktBreitgefächertes Angebot hochwertiger ArbeitsplätzeVielfältiges und hochqualifiziertes Arbeitskräftepotential im
Oberbereich
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Module
Seite 17
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich
Bevölkerung Wirtschaft
Staat
Bedarfsverursachung
Bedarfsdeckung
Exogene Einflussfaktoren(z.B. Konjunkturverlauf)
Erwerbstätige/UnternehmenEinwohner/Konsumenten
Zuwanderung Grenzpendler
Steuern Steuern
Infrastruktur
Bevölkerungsstruktur Wirtschaftsstruktur
Nutzerstrukturen
räumliche Strukturen
Finanzierungskraft/Planung
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Wirkungsmodell
Seite 19
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Wirkungsmodell
Seite 20
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich
Bedarfs-
verursachung
Schülerzahl 2009
RaumanzahlKlassenanzahl
Klassenstärke
Zugänge
Raumgröße
Wechsler
Wiederholer
Abgänger
Bevölkerungs-prognose
Einschulungs-alter
Fläche je Schüler
Übergangs-quoten
Schülerzahl 2030
Raumbestand 2009
Baulicher Investitions-
bedarf
Lfd. Kosten
Kosten je Schüler
Finanzieller Bedarf
Bed
arfs
-de
ckun
g
Abbrecher Raumbedarf 2030
Darstellung einer vereinfachter Simulation zur Berechnung des Schulbedarfs
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Wo stehen wir?
Seite 22
1. Ausgangsfrage:Bevölkerungsentwicklung als Politikproblem?
2. Kernproblem:Rückbau bei Strukturverschlechterung und Kostenremanenz
3. Baustein 1:Vorausschauende Planung der Infrastruktur („Was“)
4. Baustein 2:Kooperationen der Infrastrukturanbieter („Wer mit wem“)
5. Baustein 3:Mix aus Anpassungsstrategien („Wie“)
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 23
Infrastrukturausstattung und -qualität sichern
Welche Aufgaben bzw. Angebote
gehören zur Daseinsvorsorge?
- Aufgabenkritik- Privatisierung
Welche Strategien können zur
Zielerreichung eingesetzt werden?
- Flexibilisierung- Mobilisierung- Multifunktionalisie- rung - Konzentration- städtebauliche Reorganisation
Welches Niveau der Aufgabenerfüllung
soll bzw. kann erfüllt werden?
- Grundversorgung,- Erfüllung lokaler Präferenzen- Modernisierung entsprechend den sich ändernden Bedarfen
Interkommunale und regionale Kooperation
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 24
Strategische Anpassungsoptionen
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 25
Typen der Kooperation
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009 Seite 26
Informelle Instrumente der Landes- und Regionalplanung
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Resümee: Fünf Thesen
Seite 27
1. Bevölkerungsentwicklung, Zugewinn und Verlust an Einwohnern, Änderungen der Bevölkerungsstruktur sind permanente Begleiterscheinungen gesellschaftlicher Entwicklungen.Aber: Es gibt keinen Grund für eine Krisenhysterie. Es gibt aber einen hohen Handlungsbedarf!
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Resümee: Fünf Thesen
Seite 28
1. Bevölkerungsentwicklung, Zugewinn und Verlust an Einwohnern, Änderungen der Bevölkerungsstruktur sind permanente Begleiterscheinungen gesellschaftlicher Entwicklungen.Aber: Es gibt keinen Grund für eine Krisenhysterie. Es gibt aber einen hohen Handlungsbedarf!
2. Die technisch-betriebswirtschaftliche Anpassung der Infrastruktur ist nicht das zentrale Problem:Aber: Entscheidend ist der Zeitfaktor. Wer zu spät reagiert, der hat verloren!
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Resümee: Fünf Thesen
Seite 29
1. Bevölkerungsentwicklung, Zugewinn und Verlust an Einwohnern, Änderungen der Bevölkerungsstruktur sind permanente Begleiterscheinungen gesellschaftlicher Entwicklungen.Aber: Es gibt keinen Grund für eine Krisenhysterie. Es gibt aber einen hohen Handlungsbedarf!
2. Die technisch-betriebswirtschaftliche Anpassung der Infrastruktur ist nicht das zentrale Problem:Aber: Entscheidend ist der Zeitfaktor. Wer zu spät reagiert, der hat verloren!
3. Anpassung und Rückbau konfligieren mit den Interessen vieler Akteure.Daher: Entscheidend für den Strategieerfolg ist der kluge Umgang mit den Widerständen der „Verlierer“!
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Resümee: Fünf Thesen
Seite 30
1. Bevölkerungsentwicklung, Zugewinn und Verlust an Einwohnern, Änderungen der Bevölkerungsstruktur sind permanente Begleiterscheinungen gesellschaftlicher Entwicklungen.Aber: Es gibt keinen Grund für eine Krisenhysterie. Es gibt aber einen hohen Handlungsbedarf!
2. Die technisch-betriebswirtschaftliche Anpassung der Infrastruktur ist nicht das zentrale Problem:Aber: Entscheidend ist der Zeitfaktor. Wer zu spät reagiert, der hat verloren!
3. Anpassung und Rückbau konfligieren mit den Interessen vieler Akteure.Daher: Entscheidend für den Strategieerfolg ist der kluge Umgang mit den Widerständen der „Verlierer“!
4. Anpassung und Rückbau sehen überall anders aus.Daher: Entscheidend für den Erfolg ist das Finden des regional angepaßten Strategiemixes!
1. Vor dem Hintergrund der Betroffenheit anderer staatlicher Ebenen kann es zu einer Verdrängung finanzieller Ressourcen kommen, die den Anpassungsprozess ebenfalls erschweren.
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Resümee: Fünf Thesen
Seite 31
5. Achtung: Vor dem Hintergrund der Betroffenheit anderer staatlicher Ebenen kann es zu einer Verdrängung finanzieller Ressourcen kommen, die den Anpassungsprozess erschweren!
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich 14. September 2009
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kontakt: junkernheinrich@arcor.de
Seite 32
top related