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Schwerpunktthemen
F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 30 (2016) Nr. 2 73
1. Dieselkraftstofffi lter
In Deutschland sind zurzeit 43
Millionen PKW und 2,7 Millionen LKW
zugelassen. Mehr als ein Viertel (27,7 %)
der PKW und die Gesamtheit der LKW
werden mit Diesel betrieben und verfü-
gen somit über einen Dieselkraftstofffi lter
/1/. Dieselkraftstofffi lter erfüllen unter
Anderem zwei wichtige Funktionen: die
Abscheidung von Schwebstoffen und Par-
tikeln sowie die Abscheidung von Wasser
aus Dieselkraftstoff. Im Zuge der Diskussion
um den Klimawandel steht Mineral -
öldiesel immer mehr in der Kritik und soll
langfristig durch Biodiesel ersetzt wer-
den. Bereits seit 2007 gilt in Deutschland
das Biokraftstoffquotengesetz /2/. Im
Jahr 2009 ist deutschlandweit die Bio-
Kraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung in
Kraft getreten /3/. Mittels dieser Gesetze
und Verordnungen wird ein Mindestgehalt
an Biodiesel als Blendkomponente in
Mineralöldiesel festgelegt, welcher zur-
zeit 7 % beträgt. Europaweit wird der
Einsatz von Biodiesel über die Biokraft-
stoffrichtlinie geregelt /4/.
2. Wasserabscheidung in
Dieselkraftstofffi ltern
Insbesondere durch die gesetzliche Ver-
ordnung zur Verblendung von Mineral-
öl- mit Biodiesel ist die Wasser abschei-
dung in Diesel kraftstoff fi ltern in den ver-
gangenen Jahren in den Fokus gerückt.
Biokraftstoffe, wie Biodiesel, unter scheiden
sich von erdölbasierten Kraft stoffen. Sie
sind nicht nur dünnfl üssiger, sondern besit-
zen aufgrund ihrer chemischen Struktur
auch eine höhere Affi nität zu Wasser und
eine geringere Grenz fl ächen spannung /5/.
Die Verteilung und die Größe der emul-
gierten Wassertropfen im Dieselkraftstoff
hat eine besondere Bedeutung sowohl für
die Wasserabscheidung als auch für die
Stabilität der Kraftstoff/Wasser-Emulsion.
Je stabiler die Emulsion, umso homogener
die Verteilung der Wassertropfen in der
Emulsion und je kleiner die Tropfengröße,
umso größer ist die Systemstabilität im
Motorenraum. Die Tropfengröße ist dabei
abhängig von der Additivierung des
Kraft stoffs und des Wasser gehaltes und
beträgt im Mittel 15 - 23 μm /6/. Die
Tropfen größe in stabilen Emulsionen, so
wie es bei Biodiesel der Fall ist, kann
allerdings weniger als 10 μm betragen
/5/. Hinsichtlich der Wasser abscheidung
besteht eine gegenläufi ge Beziehung. Je
stabiler die Emulsion, umso schwieri-
ger ist es das im Kraftstoff vorhandene
Wasser zu extrahieren und abzuscheiden.
Das bedeutet, dass eine hohe Stabilität der
Emulsion eine niedrige Filtration seffi zienz
zur Folge hat /6/.
Im Bereich der textilen Filtermedien
zur Dieselkraftstofffi ltration werden fast
ausnahmslos Vliesstoffe eingesetzt. Neben
anorganischen Filter materia lien, wie Glas -
fasern, fi nden organi sche Poly mere wie
Polyester und Polyamid sowie deren
Mischungen Anwen dung in Diesel kraft -
stofffi ltern. Die Wasser abschei dung er-
folgt derzeit insbesondere über Mikro-
faser vliesstoffe, welche das Wasser nach
dem Koaleszenzprinzip aus dem Diesel-
kraftstoff abscheiden. Bei der Verwendung
von Mikrofaservliesstoffen steht die Faser-
feinheit im Vordergrund. Das Funktions-
prinzip basiert auf dem besonders hohen
Verhältnis der Oberfl äche zum Volumen
der Faser. Durch die große Oberfl äche
verfügt die Faser über ein hohes Po tenzial
zur Bindung von Feuchtigkeit aus der
Umgebung. Allerdings ist das Abscheide-
vermögen von Mikrofasern begrenzt.
Aufgrund der notwendigen krümmungs-
bedingten Differenz im Laplace-Druck,
besteht je nach Durchmesser der Mikro-
faser eine Begrenzung in der minimalen
Tropfengröße, welche abgeschieden wer-
den kann /7/.
Während der Nutzung eines Personen-
oder Lastkraftwagens fl ießt Diesel kraft-
stoff an einem hydrophilen Filtermaterial
entlang. Am Filtermaterial scheiden sich
kleine Wassertropfen aus der Emulsion ab
und koaleszieren, d. h. sie fl ießen zu größe-
ren Wassertropfen zusammen. Aufgrund
der höheren spezifi schen Dichte von
Wasser im Vergleich zu Dieselkraftstoff
wird das Wasser durch die Schwerkraft
an der Unterseite des Filters abgeschieden
und aufgefangen /8/.
Bikomponentenfasern mit Wasser leitungskanälen für eine verbesserte Wasserabscheidung in Dieselkraftstofffi ltern I. Noll, G. Seide, T. Gries *
Die Wasserabscheidung ist ein essentielles Problem bei der Filtration von Dieselkraftstoffen. Insbesondere durch
gesetzliche Verordnungen zur Erhöhung des Anteils an Biodiesel in Mineralöldiesel ist die Steigerung der Effi zienz
von Dieselkraftstofffi ltern in den letzten zehn Jahren in den Fokus gerückt. Biodiesel verfügt aufgrund seiner
chemischen Struktur über eine hohe Affi nität zu Wasser, welche deutlich höher ist als die von Mineralöldiesel. Das
Wasser kann zur Korrosion von Motorenkomponenten sowie zu einer hydrolytischen Zersetzung des Dieselkraftstoffs
führen. Um diese technischen Herausforderungen zu lösen werden im Rahmen eines Forschungsprojektes kleeblatt-
förmige Bikomponentenfasern mit hydrophilen Leitungskanälen zur Wasserabscheidung in Dieselkraftstofffi ltern
entwickelt. Dazu wird einerseits ein Spinnpaket zum Extrusion der Fasern simulativ ausgelegt. Andererseits wird eine
Bikomponentenfaser mit einer anwendungsspezifi schen Materialkombinationen und einer neuartigen Quer schnitts -
geometrie erforscht. Die Fasern werden demonstrativ zu einem Filtervliesstoff verarbeitet und in einem Dauerversuch
auf ihre Filtrationseffi zienz getestet. Die Neuentwicklung soll dazu beitragen, die Wasserabscheidung in Dieselkraft-
stofffi lter zu erhöhen um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.
* M.Sc. Inga Noll¹Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Gunnar SeideUniv.-Prof. Prof. h.c. (Moscow State Univ.) Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Thomas Gries
Institut für TextiltechnikOtto-Blumenthal-Str. 152074 AachenFax: 0241 80 22422¹ Tel.: 0241 8023429¹E-Mail: inga.noll@ita.rwth-aachen.dewww.ita.rwth-aachen.de
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Schwerpunktthemen
74 F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 30 (2016) Nr. 2
Neben dem Einsatz hydrophiler Filter-
medien werden zunehmend hydrophobe
Sperrfi lter oder Sperrschichten einge-
setzt. Die hydrophobe Sperrschicht sorgt
dafür, dass das Wasser in dem Filter
eingeschlossen bleibt und es zu keinem
Wasserdurchbruch kommt. Durch die
Verwendung einer hydrophoben Sperr-
schicht konnte die Testzeit des Filters bis
zum Wasserdurchbruch um das Vierfache
gesteigert werden /1/.
Die Kombination aus Hydrophobie und
Hydrophilie der Fasermaterialien wird
ebenfalls in einem Koaleszenzabscheider
angewandt. Hier werden keine separaten
Schichten, sondern eine Mischung aus
hydrophilen und hydrophoben Fasern ver-
wendet. Die hydrophoben Fasern bewir-
ken durch das Stoppen und Sammeln der
Wassertropfen eine verbesserte Koales-
zenzwirkung /9/.
Viele Hersteller von Dieselkraft stoff -
fi ltern geben für ihre Produkte eine Filtra-
tions effi zienz von bis zu über 95 % an.
Analysen der Filtrationseffi zienz wur-
den mit verschiedenen herkömmlichen
Filtern durchgeführt, die allerdings eine
starke Abhängigkeit von der Stabilität der
Emulsion nachweisen. Dabei wurden drei
verschiedene Dieselkraftstoffe mit unter-
schiedlichen Grenzflächenspannungen
zwischen Kraftstoff und Wasser (IFT,
Inter Facial Tension) und Mikroseparator
Klassifi zierung (MSEP, MicroSEParator
rating), ausgewählt. Insbesondere die
MSEP beeinfl usst die Filtrationseffi zienz
maßgeblich. Die Zusammenhänge zwi-
schen Grenz fl ächenspannung, Stabilität
der Emulsion und Filtra tionseffi zienz sind
der Tabelle 1 zu entnehmen.
Die Werte zeigen, dass je nach ein-
gesetztem Kraftstoff die angegebene
Filtrationseffi zienz nicht erreicht werden
kann. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit
einer Weiterentwicklung herkömmlicher
Filter zugunsten einer erhöhten Wasser-
abscheidung. /6/
Die entscheidenden Defi zite bestehen-
der Lösungen zur Wasserabscheidung in
Dieselkraftstofffi ltern sind:
- Die Filtrationseffi zienz bei stabilen Kraft -
stoff/Wasser-Emulsionen (insbesondere
Biokraftstoff/Wasser-Emul sio nen) mit
niedrigem IFT und MSEP ist bei vielen
herkömmlichen Filtern mit unter 40 %
unzureichend /6/.
- Durch eine Verwendung von Mikrofasern
kann im Vergleich zu Fasern mit grö-
ßeren Querschnitten eine Verbesserung
des Wasserabscheidevermögens erreicht
werden. Dennoch ist das Abscheide-
ver mögen von Tropfen aus stabilen
Emulsionen insbesondere in stabilen
Biokraftstoff/Wasser-Emulsionen mit
einer Tröpfchengröße kleiner 10 μm
immer noch unzureichend ist /5/ /6/.
Wasser im Diesel kann zu Korrosion
metallischer Motorenkomponenten füh-
ren, wenn sie in ständigem Kontakt mit
dem Diesel stehen. Weiterhin kann das
Wasser eine hydrolytische Zersetzung des
Biodiesels zur Folge haben. Die Steigerung
des Wasserabscheidevermögens in Diesel-
kraftstofffi ltern ist folglich ein zentrales
Thema in der Forschung. Insbesondere
im Nutzfahrzeugbereich ist angesichts
der Bedeutung dieses Absatzmarktes eine
Neuentwicklung von Dieselkraftstofffi ltern
von höchster Relevanz /10/.
3. Technologische Entwicklung
zur Erhöhung der
Wasserabscheidung
Untersuchungen im Bereich der Klima-
physiologie zeigen, dass insbesondere
die Fasergeometrie einen erheblichen
Einfl uss auf die Wasseraufnahme hat.
Die Erkenntnisse aus der klimaphysiolo-
gischen Forschung wurden bisher noch
nicht auf die Filtrationstechnik übertragen.
Es ist bewiesen, dass die Fasergeometrie
einen deutlich größeren Einfl uss auf die
Absorptionseigenschaften von Wasser hat
als die Faserfeinheit /11/ /12/. Insbesondere
Furchen weisen eine hohe Kapillarkräfte
auf, die die Wasserabsorption begünstigen
/12/ /13/. Neben der Absorption wird auch
der Transport von Flüssigkeiten maßgeb-
lich von der Fasergeometrie beeinfl usst /14/.
Basierend auf den Defi ziten aktuell ver-
fügbarer Kraftstofffi lter und den Erkennt-
nissen aus der Klimaphysiologie wird
am Institut für Textiltechnik der RWTH
Aachen (ITA) eine Entwicklung von neu-
artigen Dieselkraftstofffi ltern durch den
Einsatz von Bikomponentenfasern mit
Wasserleitungskanälen angestrebt.
4. Funktionsweise der
Bikomponentenfasern mit
Wasserleitungskanal
Ziel des Forschungsvorhabens am Institut
für Textiltechnik der RWTH Aachen (ITA)
ist die Entwicklung von kleeblattförmigen
Bikomponentenfasern zur Steigerung des
Wasserabscheidevermögens von Diesel-
kraftstofffi ltern. Die Bikomponentenfasern
basieren auf Polyamid 6 (PA6) und wei-
sen einen hydrophilen Bereich mit einem
Wasserkontaktwinkel kleiner als 50°
sowie mehreren nanostrukturierte Aus-
buchtungen mit einem Wasser kontakt-
winkel kleiner als 90° auf. Auf diese
Weise wird zwischen den Komponenten
der Bikomponentenfaser ein Gradient im
Wasserkontaktwinkel eingestellt, wodurch
das aus dem Biodiesel abgeschiede-
ne Wasser bevorzugt im hydrophilen
Wasserleitungskanal transportiert wird.
Der Aufbau der Bikomponentenfasern
mit dem Kern als hydrophilem Wasser-
leitungskanal ist in der Abb. 1 dargestellt.
Durch die Kleeblattform wird eine
Kapillar wirkung erzeugt. Die Wasser-
tropfen aus der Emulsion werden ent -
lang des hydrophilen Wasser leitungskanals
der Faser transportiert. Durch die Nano-
struk turierung der Faserober fl äche kann
eine Verbesserung des Wasser abscheide-
vermögens erreicht werden, da insbeson-
dere kleine Tropfen abgeschieden werden
können /5/. Hier sind die entscheiden-
den physikalischen Mechanismen die
Differenz im Laplace-Druck sowie das
Wenzel-Modell.
Die Nanostrukturierung der Kleeblatt-
Komponente hat entscheidenden Ein-
fl uss auf das Abscheidevermögen von
Tröpfchen mit einer Größe kleiner als
10 μm aus einer stabilen Emulsion.
Studien an Pfl anzen, die Wasser aus der
Umgebungsluft aufnehmen, wie zum
Beispiel Kakteen und Wüstengräser,
haben Aufschluss über die physikalischen
Mechanismen der Wasserabscheidung ins-
besondere kleiner Wassertropfen aus einem
Umgebungsmedium gegeben /7/ /15/ /16/.
Daraus kann abgeleitet werden, dass eine
Differenz im Laplace-Druck vorliegen
muss, um Wassertropfen an einer Struktur
abzuscheiden. Im beispielhaften Fall eines
näherungsweise runden Nanopartikels
läuft der Abscheidemechanismus in meh-
reren Schritten ab:
- Der Wassertropfen trifft auf den Nano-
partikel.
- Aufgrund der Wölbung, die der Nano-
partikel auf der Faseroberfl äche verur-
sacht, ist der Laplace-Druck auf den
Wassertropfen am höchsten Punkt des
Nanopartikels höher. Grund dafür ist der
geringere Radius des Partikels.
- Durch die krümmungsbedingte Differenz
Tab. 1: Filtrationseffi zienz in Abhängigkeit der Grenzfl ächenspannung und der Mikroseparator Klassifi zierung /6/
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Schwerpunktthemen
F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 30 (2016) Nr. 2 75
im Laplace-Druck aufgrund der Radius änderung wird der
Wassertropfen bei Berührung der Faser abgeschieden und ent-
lang des Nanopartikels zur Faser basis, hier zum hydrophilen
Wasser leitungskanal, transportiert /7/.
Damit ein Tropfen basierend auf diesem Prinzip abgeschieden
werden kann, muss der Wassertropfen folglich eine Krümmung
erfahren. Durch das Ausspinnen eines nano-additivierten Polymers
lagern sich Nanopartikel in der Faser so an, dass viele mikros-
kopisch sichtbare Ausbuchtungen auf der Faseroberfl äche. Die
erwünschte Oberfl ächenrauheit auf der extrudierten Faser kann
durch eine Additivierung mit Nanopartikeln aus Titandioxid oder
Siliziumdioxid erzielt werden /17/. Die Rauheit hat zudem einen
Einfl uss auf die Benetzbarkeit der Oberfl äche. Nach Wenzel
hängt der Wasserkontaktwinkel direkt von dem Rauheitsfaktor
der Oberfl äche ab. Dabei erhöht eine rauhe Oberfl äche die
Hydrophilie einer hydrophilen und die Hydrophobie einer hydro-
phoben Oberfl äche (Wenzel-Modell) /18/. Letzeres zeichnet bei-
spielsweise den Lotus-Effekt aus. Da für die hier entwickelte
Faser ein hydrophiles Material verwendet wird, erhöht sich
die Benetzbarkeit der Faser durch die Nanostrukturierung wie
gewünscht.
Das Prinzip der Wasserabscheidung aus der Emulsion ist in Abb.
2 skizziert. Die aus der Emulsion abgeschiedenen Tropfen fl ießen
entlang der hydrophilierten Komponente der Fasern und koaleszie-
ren mit weiteren abgeschiedenen Tropfen. Dies erfolgt insbeson-
dere an Überkreuzungspunkten von Fasern im Vliesstoff. Durch
die Koaleszenz der Tropfen entstehen größere Tropfen, die entlang
der Fasern in Strömungsrichtung zum Koaleszenzgitter transpor-
tiert werden. Dieses besteht aus einem hydrophoben Vlies, an dem
die Wassertropfen wie in herkömmlichen Dieselkraftstofffi ltern
durch die Schwerkraft abgeschieden werden.
5. Projektschritte im Forschungs- und
Entwicklungsvorhaben
Zur Realisierung der angestrebten Er höhung der Wasser-
abscheidung in Dieselkraftstofffi ltern wird als Fasertyp eine
Bikomponentenfaser ausgewählt. Diese Technologie erlaubt die
gemeinsame Extrusion von zwei Komponenten. Als Form wird
ein vierblättriges Kleeblatt gewählt, wodurch vier Zugänge zum
Wasser leitungskanal entstehen, über den Wasser tropfen mit-
Abb. 1: Querschnitt der Bikomponentenfaser mit hydrophilem Wasserleitungskanal und nanostrukturierten Ausbuchtungen.
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Schwerpunktthemen
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tels Kapillarkräften transpor tiert werden.
Die Zugänge zum Wasserleitungs kanal
sind so breit (~10 μm), dass das Wasser
nicht über dem Wasser leitungskanal
sitzt (Lotuseffekt), sondern zur Basis
des Wasserkanals fl ießt. Die Übersicht
über die Fasereigenschaften der zu ent-
wickelnden Faser mit den technischen
Funktionalitäten und den relevanten
Parametern ist in Tabelle 2 aufgelistet.
Die Fasereigenschaften sowie die
technischen Funktionalitäten dienen als
Eingangsgrößen für die fertigungs- und
konstruktionstechnische Auslegung der
Spinndüsen. Dieser Schritt wird durch
eine Simulation unterstützt.
Die entwickelten Fasern werden hin -
sichtlich der Geometrie, der Faser eigen-
schaften sowie der Wasser abschei dung
untersucht. Zum Nachweis der Funk tio-
nalität werden die Bikom po nenten fasern
zu einem Filtervliesstoff verarbeitet. Dabei
wird die Integration des neu entwickel ten
Vlies stoffes in herkömmliche Diesel kraft-
stoff fi lter beachtet. Dieser Aspekt wird
durch die Verwendung des Prinzips der
Koales zenzabscheidung mittels Schwer-
kraft berücksichtigt. An der Oberfl äche
der Bi kompo nentenfasern können auf-
grund der entwickelten Geometrie und
Struktur nicht nur größere, sondern auch
feinste Tropfen (≤ 10 μm) aus einer sta-
bilen Kraftstoff/Wasser-Emulsion abge-
schieden werden.
Ziel ist es, einen Filtervliesstoff zu
entwickeln, der im Dauerversuch von min-
destens 8 Stunden einen – im Vergleich zu
konventionellen Filtervliesstoffen – vier-
mal höheren Trenngrad von mindestens
80 % bei einer dispergierten Tropfengröße
von kleiner 10 μm in Biodiesel erreicht.
Tab. 2: Eigenschaften der zu entwickelnden Faser unter Berücksichtigung technischer Funktionalitäten und relevanter Parameter
Tab. 3: Gegenüberstellung von Konkurrenzprodukten mit neuer Fasertechnologie
Abb. 2: Prinzip der Wasserabscheidung über das neu entwickelte Filtrationsvlies
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Schwerpunktthemen
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6. Nutzen der neu entwickelten
Fasertechnologie
In dem beschriebenen Forschungs-
vorhaben werden die Herausforderungen
der Wasserabscheidung in Dieselkraft stoff -
fi ltern aufgegriffen. Bisherige Lösungen
zur Wasserabscheidung in Diesel kraft -
stofffi ltern, insbesondere bei der Wasser -
abscheidung aus einer stabilen Biokraft-
stoff/Wasser-Emulsion, weisen ein großes
Entwicklungspotenzial auf /5/ /6/. Die
Defi zite führender Konkurrenzprodukte
werden in Tab. 3 mit dem Nutzen der neu
entwickelten Fasertechnologie gegenüber-
gestellt.
Durch die Verwendung von Fasern
mit einer kleeblattförmigen Quer schnitts-
geometrie wird erwartet, dass über die
Kapillarkräfte eine deutliche Verbesserung
der Wasseraufnahmefähigkeit erreicht
wird /11/ /12/ /14/.
Gleich zeitig weist die dargestellte
Fasertechnologie ein großes Anwendungs-
potenzial auch in anderen Bereichen, in
denen eine Wasserabscheidung oder
-auf nahme relevant ist, auf. Dies betrifft
Bereiche wie Medizintextilien (z.B. Wund -
aufl agen) oder Sportbekleidung (z.B.
Feuchtigkeitstransport).
Literatur:
/1/ http://www.hydac.com/de/produkte/fi ltration-und-pfl ege/diesel-kraftstofffi lter
/2/ Bundesrepublik Deutschland: Gesetz zur Einführung einer Biokraftstoff-quote durch Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes und zur Änderung energie- und stromrechtlicher Vorschriften (Biokraftstoffquotengesetz, BioKraftQuG), Inkrafttreten: 01.01.2007
/3/ Bundesrepublik Deutschland: Verordnung über Anforderungen an eine nachhaltige Herstellung von Biokraftstoffen (Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung, BioKraft-NachV), Inkrafttreten: 01.01.2009
/4/ Europäisches Parlament und Rat: Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Richtlinie 2009/28/EG) (2009)
/5/ S. Agarwal: Nanoskalig strukturierte Textilfi ltermedien für die Trennung von Öl-Wasser-Emulsionen, Dissertation, Universität Stuttgart (2012)
/6/ C. Yang; S. Larsen; S. Wagner: Understanding emulsifi ed water fi ltration from diesel fuels, 8th International Filtration Conference, San Antonio, USA (2007)
/7/ J. Ju; Y. Zheng; T. Zhao; R. Fang; L. Jiang: A multi-structural and multi-functional integrated fog collection system in cactus; nature communications (2012)
/8/ G. Girondi: Vorrichtung zur automatischen Wasser ab-scheidung in einem Fahrzeugbrennstofffi lter, insbesondere für Dieselbrennkraftmaschinen, Antragsteller: Ufi Filters S.P.A., Porto Mantovano, Italien, Patent: DE 60026724 T2, Veröffentlichungsdatum: 17.08.2006
/9/ M. Klein; M. Veit: Kraftstofffi lter einer Brennkraft-maschine und Filterelement eines Kraftstofffi lters, Antrag-steller: Mann + Hummel GmbH, Ludwigsburg, Patent: DE 102011120647 A1, Veröffentlichungsdatum: 13.06.2013
/10/ Bockey, D.: „Biodiesel - Situation und Entwicklungsperspektive, Union zur Förderung von Oel- und Proteinpfl anzen e.V., FVS Tagung, 2003
/11/ R. Varshney; V. Kothari; S. Dhamija: A study on thermophysiological comfort properties of fabrics in relation to constituent fi bre fi neness and cross-sectional shape, The Journal of The Textile Institute, Volume 101, Issue 6 (2010)
/12/ M. Tascan; E. Vaughn; K. Stevens; P. Brown: Effects of total surface area and fabric density on the acoustic behavior of traditional thermal-bonded highloft nonwoven fabrics, The Journal of The Textile Institute, Volume 102, Issue 9 (2011)
/13/ Y. Zhang; C. Wang; Y. Chen: Capillary Effect of Hydrophobic Polyester Fiber Bundles with noncirucular cross section, Journal of Applied Polymer Science, Volume 102, Issue 2, pages 1405–1412, 15 October (2006)
/14/ B. Das; A. Das; V. Kothari; R. Fanguiero; M. Araújo: Effect of fi bre diameter and cross-sectional shape on moisture transmission through fabrics, Fibers and Polymers, Volume 9, Issue 2 (2008)
/15/ J. Ju; K. Xiao; X. Yao; H. Bai; L. Jiang: Bioinspired Conical Copper Wire with Gradient Wettability for Continuous and Effi cient Fog Collection; Advanced Materials, 25 (2013)
/16/ A. Roth-Nebelsick; M. Ebner; T. Miranda; V. Gottschalk; D. Voigt; S. Gorb; T. Stegmaier; J. Sarsour; M. Linke; W. Konrad: Leaf surface structures enable the endemic Namib desert grass Stipagrostis sabulicola to irrigate itself with fog water; Journal of the Royal Society Interface, 9 (2012)
/17/ Y. Huang; T. Chen; J. Tang; C. Yeh; C. Tien: Effect of PET Melt Spinning on TiO2 Nanoparticle Aggregation and Friction Behavior of Fiber Surface; Ind. Eng. Chem. Res., 46 (2007)
/18/ B. Viel: Strukturierte Kolloidpartikel für ultrahydrophobe, schmutzabweisende Oberfl ächen, Dissertation TU Darmstadt (2008)
/19/ Kuhnke Automation GmbH & Co. KG: Chemische Beständigkeit von Kunststoffen, Kuhnke Technologies Know-how Medizintechnik; Herausgeber: Bürkle GmbH, Rheinauen (2003)
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