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Bregenzer Festspiele 2010
Das Gesamtprogramm im Detail
Regisseur Graham Vick und Bühnenbildner Paul Brown haben Verdis monumentale
Wüstenoper Aida am Bodensee im Sommer 2009 kurzerhand ins Wasser versetzt und mit
ihrer eigenwilligen Interpretation Besucher und Kritiker begeistert. Aida ist auch im Sommer
2010 wieder als Spiel auf dem See zu sehen. Das weitere Programm des Festivals steht
ganz in Zeichen der Thematik „In der Fremde“. Im Mittelpunkt steht eine Werkretro-
spektive des vergessenen polnischen Komponisten Mieczysław Weinberg (1919-1996), in
deren Rahmen vom 31. Juli bis 2. August auch ein Weinberg-Symposium stattfinden wird.
Die unglückliche Liebesgeschichte zwischen der äthiopischen Prinzessin Aida – einst als
Sklavin an den Nil verschleppt – und dem ägyptischen Feldherrn Radames, war im Sommer
2009 in Bregenz in einer ganz neuen Interpretation zu sehen. Das Regieteam nutzte den
Bodensee für Giuseppe Verdis monumentale Oper nicht nur als grandiose Kulisse,
sondern als integralen Bestandteil der Inszenierung: So entstanden zahlreiche Auftritts-
orte für Sänger und Darsteller, die nicht nur am, sondern auch im Wasser liegen. Die aus
Teilen einer zerborstenen Statue bestehende Bühne wird allabendlich mittels zweier
riesiger Kräne vor den Augen des Publikums zusammengesetzt. Zu sehen ist Aida auch im
Sommer 2010, Premiere des Spiels auf dem See ist am 22. Juli 2010.
Als Oper im Festspielhaus ist 2010 Mieczysław Weinbergs Die Passagierin zu sehen.
Das Werk basiert auf dem gleichnamigen Roman der polnischen Auschwitz-Überlebenden
Zofia Posmysz. 1968 vollendet, wurde die Oper rund um die schicksalhafte Begegnung der
ehemaligen SS-Aufseherin Lisa mit der KZ-Gefangenen Martha erst 2006 in konzertanter
Form in Moskau uraufgeführt. Die Passagierin gilt als Werk von außergewöhnlicher
Originalität und gigantischen Ausmaßen. Premiere ist am 21. Juli 2010.
Was ist Kunst – und darf man Geld mit ihr verdienen? Mit Das Portrait, seiner
satirischen Oper nach Nikolai Gogol rund um einen Künstler in Existenz- und Ge-
wissensnöten, wandte sich Mieczysław Weinberg nach der Ablehnung der Passagierin
durch die sowjetischen Behörden einem politisch harmloseren Thema zu. Er schuf ein
thematisch zeitloses Werk und stellte gleichzeitig sein komisches Talent unter Beweis.
Premiere im Theater am Kornmarkt ist am 31. Juli 2010.
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In seinen tief bewegenden Orchesterwerken hat Mieczysław Weinberg ein Dasein in
Emigration und Verfolgung nicht nur verarbeitet: Allen Widrigkeiten zum Trotz ist es ihm
gelungen, Zeit seines Lebens Gelassenheit und Friedfertigkeit zu bewahren. Die
Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker, des Symphonieorchesters Vorarl-
berg und des Kammerorchesters MusicAeterna aus Nowosibirsk präsentieren seine
eindrucksvollsten Werke. Am Pult der Wiener Symphoniker steht sowohl am 25. Juli als
auch am 1. August der dem Festspielpublikum bestens bekannte russische Dirigent Vladi-
mir Fedoseyev. Im Rahmen von Musik & Poesie ist im Seestudio Weinbergs intimere
Kammermusik zu erleben, gepaart mit Gedichten von Ossip Mandelstam, Marina
Zwetajewa, Anna Achmatowa und Joseph Brodsky.
Die Schauspielreihe bringt im Sommer 2010 das Wiedersehen mit alten Bekannten:
Das Deutsche Theater Berlin ist zurück in Bregenz! Die „Berliner“ haben den
Festspielbesuchern in den 1990er Jahren zahlreiche unvergessliche Theaterabende
beschert, im neuen Jahrtausend war es neben der Wiener Josefstadt dann das
Hamburger Thalia Theater. Nun kehrt das Deutsche Theater unter seinem neuen
Intendanten Ulrich Khuon, ehemals künstlerischer Leiter des Thalia Theaters, an den
Bodensee zurück. Zu sehen ist ein Klassiker, Joseph Conrads Herz der Finsternis,
und ein neues Stück Gegenwartstheater, Lukas Bärfuss’ Öl.
Im Rahmen von Kunst aus der Zeit wird das Festspielmotto „In der Fremde“ aus etwas
anderen Blickwinkeln beleuchtet: Dies geschieht im kommenden Sommer mit der
Uraufführung der Oper Jacob’s Room des amerikanischen Elektronik-Pioniers Morton
Subotnick und mit Out of Context des bekannten belgischen Choreographen Alain
Platel, der mit seiner Ballettkompanie C de la B in Bregenz gastiert.
Die Jugendreihe crossculture bietet jungen Menschen die Chance, in und außerhalb
der Festspielzeit ihre Kreativität zu entfalten und herauszufinden, was ihnen Spaß macht
und wo ihre Talente liegen. Neben Klassikern wie der crossculture night und dem Fest
des Kindes finden 2010 auch Neuauflagen der crossculture week und der akademie der
bregenzer festspiele statt. Bei den Familienkonzerten rocky roccoco und Saiten! stehen
rockiger Barock sowie die unglaubliche Verwandlung von Pfeil und Bogen zum Streich-
instrument auf dem Programm.
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Spiel auf dem See
Eigenwillige Wüstenoper begeistert im und am Bodensee
Aida von Giuseppe Verdi
Regisseur Graham Vick und Bühnenbildner Paul Brown haben Verdis monumentale
Wüstenoper Aida am Bodensee im Sommer 2009 kurzerhand ins Wasser versetzt und
mit ihrer eigenwilligen Interpretation Besucher und Kritiker begeistert. Aida ist auch im
Sommer 2010 wieder am Bodensee zu sehen, Premiere ist am 22. Juli 2010.
Sänger im Wasser
Vick und Brown war es ein großes Anliegen, den Bodensee für Aida nicht nur als
grandiose Kulisse, sondern als integralen Bestandteil der Inszenierung zu nutzen:
Schließlich liegt und lebt Ägypten seit Jahrtausenden am Nil. Sie erschufen Schiffe und
Plattformen, Bühnenteile, die sich aus dem Wasser erheben, Auftrittsorte für Sänger,
Choristen und Statisten, die nicht nur am, sondern stellenweise auch im Wasser liegen.
Die aus Teilen einer zerborstenen Statue bestehende Bühne am Bodensee wird mittels
zweier riesiger Kräne allabendlich vor den Augen des Publikums zusammengesetzt – was
im Sommer 2009 nicht nur knapp 200.000 Besucher, sondern auch die Kritiker
begeisterte: „Man fragt nicht, man staunt, und wird von der Wucht der live und gigan-
toman sich zusammensetzenden Opernbilder bezaubert und überwältigt“, hieß es etwa in
der Zeitung „Die Welt“.
Eine Oper der Superlative
Die unglückliche Liebesgeschichte zwischen der äthiopischen Prinzessin Aida – einst als
Sklavin an den Nil verschleppt – und dem ägyptischen Feldherrn Radames begeisterte
schon bei der Premiere 1871 in Kairo das Publikum. Seitdem ist sie zu einem der
beliebtesten und meistgespielten Werke der Opernliteratur avanciert.
Verdi hatte Aida von Anfang an als eine Oper der Superlative konzipiert, die alle Elemente
der Gattung perfekt in sich vereint: Prunkvolle Chorszenen und mitreißende Marschrhyth-
men, lyrische Naturschilderungen, prächtige Arien und romantische Duette stehen harmo-
nisch nebeneinander, in ihrer Wirkung noch vertieft durch das exotische Kolorit der Musik.
Der bekannte Triumphmarsch mit seinen schmetternden Fanfaren und prächtigen Chören
markiert musikalisch wie szenisch einen der Höhepunkte der „Großen Italienischen Oper“.
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Liebe bis in den Tod
Lebendig eingemauert als Strafe für ihre Liebe und seinen Verrat – so enden die schöne
Aida und der stolze Radames. Ein Tod, wie er erbarmungsloser nicht sein könnte, und
doch ein Ende erfüllt von Klängen, die das grausame Schicksal, das die beiden erwartet,
nicht ahnen lassen. Denn genau in diesem Moment erhebt sich der Schlussgesang „O
terra addio, addio valle di pianti“ – „Leb wohl, o Erde, o du Tal der Tränen“ – so zart, so
rein, so lichterfüllt und strahlend, als könne nichts und niemand dieser Liebe etwas
anhaben. Der gemeinsame Tod trägt Aida und Radames hinfort, ein letztes Mal vereint in
ewiger Umarmung.
Große Leidenschaften, tragische Konflikte
Giuseppe Verdi sei einfach ein idealer Komponist für die Bregenzer Seebühne, sagt
Intendant David Pountney: „Es kommt natürlich nicht von ungefähr, dass ich mich
entschlossen habe, mit Aida wieder eine Oper von Giuseppe Verdi auf die Seebühne zu
bringen. Denn sie ist einfach ein grandioser Ort für all das, was dieser Komponist am
besten beherrschte: große Leidenschaften und tragische Konflikte in mitreißende Musik
zu verwandeln. Aber Aida ist auch eine sehr moderne Parabel über Nationalismus,
Kriegslust und Feindeshass und ein Stück, das zeigt, dass es in einem Krieg nur Verlierer
geben kann.“
Ein Italiener, drei Briten – und ein erfahrener Seebühnen-Profi
Die musikalische Leitung von Aida liegt beim italienischen Dirigenten Carlo Rizzi, es
inszeniert der bekannte britische Regisseur Graham Vick, die Ausstattung stammt von
seinem Landsmann Paul Brown. Für die Choreographie zeichnet Ron Howell
verantwortlich und für das Licht der bereits mehrfach „seebühnenerprobte“ Wolfgang
Göbbel.
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Festspielschwerpunkt „In der Fremde“
Ein Leben Zwischen Licht und Nacht
Werkretrospektive Mieczysław Weinberg
Unter dem Titel „In der Fremde“ steht der Sommer 2010 ganz im Zeichen des
vergessenen polnisch-russischen Komponisten Mieczysław Weinberg. Die Bregenzer
Festspiele widmen ihm aber nicht nur einen eigenen Schwerpunkt: In einem Symposium
vom 31. Juli bis 2. August beleuchten Künstler und Musikwissenschaftler die
Hintergründe von Weinbergs Leben und Werk.
Mieczysław Weinberg (1919-1996) gilt als der eigenständigste und bedeutendste aller
Schostakowitsch-Nachfolger. 1919 als Sohn jüdischer Eltern in Warschau geboren,
studierte Weinberg zunächst in seiner Heimatstadt Klavier. Direkt nach seiner
Abschlussprüfung 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. Weinberg gelang es zwar Polen
1941 rechtzeitig vor dem Anrücken der deutschen Armee in Richtung Sowjetunion zu
verlassen, die Nazis töteten aber seine Eltern und seine Schwester. Bis 1941 setzte er
seine Studien zunächst am Konservatorium von Minsk fort. 1943 ging Weinberg nach
Moskau, wo er sein ganzes Leben als freischaffender Komponist und Pianist tätig war
und zu einem sehr engen Freund des Komponisten Dmitri Schostakowitsch wurde.
Doch die Sicherheit in der Sowjetunion währte nur kurz: Dem Zugriff der Häscher des
einen größenwahnsinnigen Diktators entkommen, fiel Weinberg bald schon in die Hände
des nächsten. Denn ab dem Jahre 1948 bedeutete das Leben unter Stalins Regime für
den Juden Weinberg eine neue Gefahr derselben Art. Im Februar 1953 wurde er im Zuge
von Stalins antisemitischen Pogromen festgenommen – unter dem absurden Vorwurf, an
einem Komplott zur Gründung einer jüdischen Republik auf der Krim beteiligt zu sein.
Zwar setzte sich Schostakowitsch für Weinbergs Freilassung ein, doch erst Stalins Tod
im März 1953 öffnete die Gefängnistore für ihn und viele andere.
Weinberg stand seiner Zeit in Haft recht gleichmütig gegenüber: „Sie haben
Komponisten immer ziemlich gut behandelt. Ich kann nicht behaupten, wirklich verfolgt
worden zu sein.“ Natürlich haben all diese Ereignisse – die Schrecken des Zweiten
Weltkriegs, des Holocausts und der Gulags – sein Schaffen entscheidend beeinflusst.
Weinberg verschloss jedoch weder die Augen vor dem, was geschehen war, noch beugte
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er sich dem sowjetischen Diktat, nur noch Musik für glückliche Fabrikarbeiter zu
schreiben: „Viele meiner Werke befassen sich mit dem Thema des Krieges. Dies war
leider nicht meine eigene Wahl. Es wurde mir von meinem eigenen Schicksal diktiert und
vom tragischen Schicksal meiner Familie. Ich sehe es als meine moralische Pflicht, vom
Krieg zu schreiben, von den Gräueln, die der Menschheit in unserem Jahrhundert
widerfuhren.“
Vom Requiem bis zur Zirkusmusik
Weinberg behandelte diese Themen mit derselben Gelassenheit wie seine Haft. Er
scheint sich an die schrecklichsten Dinge mit großer Emotionalität und dennoch voller
Ruhe zu erinnern. Seine Musik ist voller Leidenschaft und Deutlichkeit, aber auch voller
Schönheit und Frieden. So, als sei er stets in der Lage gewesen, auch in dunkelster
Nacht den Lichtschein am Horizont wahrzunehmen. Humor und Tragik nehmen in
Weinbergs Schaffen einen gleichermaßen wichtigen Platz ein. Seine Arbeit umfasst
neben einer Vielzahl von Orchesterkompositionen und Kammermusik vor allem Ballette
und Opern. Er verfasste aber auch Werke für Kino und Theater sowie Hörspiele. Die
Spannweite seiner Kompositionen reicht vom Requiem bis zur Zirkusmusik, Lyrik und
Dramatik ergänzen sich zu einem Gesamtwerk von seltener menschlicher Tiefe.
Kein „kleiner Schostakowitsch“
Warum also gerät ein solcher Komponist in Vergessenheit? Einer der Gründe dafür mag
gewesen sein, dass viele von Weinbergs Werken an Schostakowitsch erinnern. Eine
Tatsache, die selbst Weinberg nie bestritten hat. Ganz im Gegenteil: Er lobte die Arbeit
seines Freundes stets über alle Maßen. Die beiden spielten sich gegenseitig ihre
neuesten Werke vor und zitierten sich auch sehr gerne gegenseitig. Wie
Schostakowitsch komponierte auch Weinberg offene, expansive, tonale Musik voller
großer Gesten und langer Melodiebögen. Doch obwohl man ihn bisweilen den „kleinen
Schostakowitsch“ nannte, war es nicht selten Weinberg, der seinen Freund beeinflusste
– und nicht umgekehrt: So lassen sich etwa viele Elemente jüdischer Musik in
Schostakowitschs Werk auf Weinberg zurückführen.
Fundamentaler Optimismus
Aber es gibt auch klare Unterschiede zwischen Weinberg und Schostakowitsch: Wein-
bergs Musik ist voller Ironie und auch Humor, er gestaltete seine musikalischen Angriffe
weitaus zurückhaltender als Schostakowitsch. Alles Aufwühlende und Trostlose mündet -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Bregenzer Festspiele 2010 Seite 6 von 23
bei Weinberg in einen fundamentalen Optimismus. Die häufigen Diminuendos am Ende
seiner Werken bedeuten nicht etwa Resignation und Tod, sondern Frieden. Auch war
Weinberg romantischer veranlagt als Schostakowitsch, was seine musikalische Sprache
blumiger machte. Und gerade seine späteren Werke, darunter einige Kammersym-
phonien, verströmen lyrische Schönheit und nachdenkliche Beschaulichkeit.
Oper im Festspielhaus
Vergehen der Vergangenheit
Mieczysław Weinbergs Die Passagierin im Festspielhaus
Zwei junge Frauen, beide unterwegs in ein neues, anderes Leben, werden auf einem
Schiff von ihrer gemeinsamen Geschichte eingeholt: Mieczysław Weinbergs Die
Passagierin, basierend auf dem gleichnamigen Roman der polnischen Auschwitz-
Überlebenden Zofia Posmysz, ist im Sommer 2010 als Oper im Festspielhaus zu sehen.
1968 vollendet, wurde das Werk des polnisch-russischen Komponisten erst 2006 in
konzertanter Form in Moskau uraufgeführt. Premiere von Die Passagierin ist am 21. Juli
2010.
Die Passagierin spielt in den frühen 60er Jahren auf einem Ozeanliner, der in Richtung
Brasilien unterwegs ist. An Bord befindet sich auch ein deutscher Diplomat, der in
Begleitung seiner jungen Ehefrau Lisa nach Südamerika reist, um dort einen neuen
Posten anzutreten. Zu ihrem großen Schrecken erkennt Lisa unter den anderen
Passagieren eine Frau, die sie eigentlich für tot hält. Angesichts dieser schockierenden
Begegnung offenbart sie ihrem Ehemann, dass sie einst SS-Aufseherin in Auschwitz war.
Von nun an wechselt der Schauplatz der Oper zwischen dem Schiff und dem Konzentra-
tionslager Auschwitz hin und her: Während Lisa versucht, die Erinnerung an ihre zwiespältige
Beziehung zu der Lagergefangenen Martha zu bewältigen, kämpft ihr Mann mit der Enthül-
lung einer Vergangenheit, die ihm seine Frau in einem völlig neuen Licht zeigt.
Erschütternd, prägnant, dramatisch
Die Passagierin gilt als Werk von außergewöhnlicher Originalität und gigantischen
Ausmaßen. Schostakowitsch selbst nannte Weinbergs Oper ein Meisterwerk und
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versuchte, all seinen Einfluss geltend zu machen, um sie auf die Bühne zu bringen: „Ich
werde nicht müde, mich für diese Oper zu begeistern. Die Musik erschüttert mit ihrer
Dramatik. Sie ist prägnant und bildhaft, es gibt in ihr keine einzige ‚leere’, gleichgültige
Note.“ Doch auch dieses flammende Plädoyer half nichts: Obwohl vier sowjetische
Opernhäuser damals großes Interesse an einer Aufführung bekundeten, legten die
kulturellen Autoritäten jedes Mal ihr Veto ein.
Neben Intendant David Pountney haben auch die anderen Mitglieder des Regieteams für
Die Passagierin ihr Können auch schon in Bregenz unter Beweis gestellt: Gemeinsam mit
Bühnenbildner Johan Engels und Marie-Jeanne Lecca, die für die Kostüme verantwortlich
zeichnet, hat Pountney im Sommer 2005 bereits Carl Nielsens farbenfrohe Oper Maskerade
inszeniert, Am Pult der Wiener Symphoniker steht Teodor Currentzis.
David Pountney über Die Passagierin
Man kann die Realität eines Konzentrationslagers nie und nimmer auf die Bühne bringen,
am allerwenigsten in einer Oper. Es war uns von Anbeginn an klar, dass wir in Die
Passagierin nur eine Abstraktion der historischen Realität zeigen können.
Zofia Posmyszs Buch ist eine sehr eingehende Untersuchung der Beziehung zwischen der
KZ-Gefangenen Martha und der SS-Aufseherin Lisa. Eine Beziehung, die sich unter
außergewöhnlichen Umständen in einer von der Außenwelt hermetisch abgeriegelten
Umgebung entwickelt. Das Faszinierende ist nicht nur, dass die Geschichte auf realen
Personen basiert, sondern vor allem, dass es Posmysz gelingt, aus der SS-Aufseherin
weder ein Monster noch eine Karikatur zu machen: Sie zeigt Lisa als ganz normale junge
Frau und stellt weniger die Frage, wer nun die Guten und wer die Bösen waren, sondern
geht vielmehr den äußeren Umständen nach, die dazu führen konnten, dass jemand wie
Lisa „auf der Seite des Bösen“ endet. Lisa und ihr Ehemann Walter sind plötzlich ge-
zwungen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Und damit, wie viel von dem,
was geschehen ist, sie wirklich auf ebendiese „Umstände“ schieben können.
David Pountney
Regie Die Passagierin
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Überleben und Erinnern: Zofia Posmysz
Zofia Posmysz (geb. 1923), die Autorin des 1962 erschienenen Romans Die Passagierin,
wurde 1942 mit gerade einmal 18 Jahren von der Gestapo verhaftet, weil sie in Krakau
Flugblätter gegen die deutsche Besatzung verteilt hatte. Sie kam zunächst in das
berüchtigte Gefängnis in der Montelupich-Straße in Krakau. Nach sechs Wochen unter
grausamen Haftbedingungen wurde Posmysz dann in das Frauenkonzentrationslager von
Auschwitz deportiert, wo sie im Landwirtschaftskommando arbeiten musste.
„Im Mai 1942 kam ich nach Auschwitz. Obwohl ich von diesem Ort gehört hatte, konnte
ich mir damals nicht vorstellen, dass es noch schlimmer werden würde als die Tage bei
der Gestapo“, erzählt die heute 86jährige. Nachdem Zofia Posmysz zweieinhalb Jahre im
Stammlager Auschwitz-Birkenau überstanden hatte, wurde sie im November 1944 in
einem dreitägigen Fußmarsch nach Ravensbrück evakuiert, wo sie am 2. Mai 1945 von
den Amerikanern befreit wurde. Da Zofia Posmysz nach dem Krieg keine Arbeit in Krakau
finden konnte, zog sie nach Warschau, wo sie 1946 das Abitur bestand.
Nach einem Studium der Polonistik begann sie, in der Literarischen Abteilung des Polni-
schen Rundfunks zu arbeiten, wo sie zahlreiche Reportagen und Hörspiele realisierte, die
später zum Ausgangspunkt von erweiterten Stücken wurden. Ihre traumatischen
Jugenderlebnisse habe sie durch das Schreiben verarbeitet, wie sie selbst sagt. Die
Lager-Thematik kam erstmals in ihrem Hörspiel Die Passagierin zur Sprache, aus dem
später, nach vielen Umgestaltungen, das gleichnamige Buch entstand, welches 1963
auch verfilmt wurde.
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Satirische Oper am Kornmarkt
Die Kunst verraten, das Leben verkauft
Mieczysław Weinbergs Das Portrait im Theater am Kornmarkt
Was ist Kunst - und darf man Geld mit ihr verdienen? Mit Das Portrait, seiner satirischen
Oper nach Nikolai Gogol rund um einen Künstler in Existenz- und Gewissensnöten,
wandte sich Mieczysław Weinberg nach der Ablehnung der Passagierin durch die
sowjetischen Behörden einem politisch harmloseren Thema zu. Er schuf ein thematisch
zeitloses Werk und stellte gleichzeitig sein komisches Talent unter Beweis. Premiere im
Theater am Kornmarkt ist am 31. Juli 2010.
Das Portrait, Weinbergs satirische Oper nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von
Nikolai Gogol, zeichnet das treffende Bild einer korrupten Kunstgesellschaft. Der
talentierte, aber erfolglose Maler Chartkov wird mithilfe eines verfluchten Portraits, das
in seine Hände gerät, zum gefeierten Societykünstler. Die Reichen und Berühmten der
Stadt liegen ihm zu Füßen, Chartkovs Einnahmen fließen, er ist auf jeder Party und in
aller Munde. Als der Maler jedoch erkennt, dass er damit die eigentliche Kunst verraten
hat, zieht er radikale Konsequenzen.
Doppelte Bedrohung eines Künstlers: David Pountney über Weinberg und Gogol
Nachdem seine Oper Die Passagierin aus antisemitischen Gründen abgelehnt wurde,
wandte sich Weinberg politisch harmloseren, russischen Themen zu, darunter Dosto-
jewskis Der Idiot und Gogols Das Portrait. Gogols wahnwitzige Satiren rund um das
Leben in St. Petersburg sind eine gelungene Kombination aus der kritischen Beob-
achtung der Ausschweifungen einer neureichen Elite und einem grotesken Sinn für die
Morbidität, die ständig droht, das filigrane Gefüge der feinen St. Petersburger Ge-
sellschaft zu zerstören.
St. Petersburg ist eine Stadt, die auf kaiserlichen Befehl in einen Sumpf gebaut wurde.
Architektonischer Prunk gewaltigen Ausmaßes sitzt inmitten unbehaglichen Morasts,
eingehüllt in Nebelschleier unwirtlichen Schlamms. Diesen Nebeln entsteigen all die
morbiden Geister, die die aufgesetzte Fassade des pulsierenden St. Petersburg zu
zersetzen drohen. Gogols Satire zielt in zwei Richtungen: Einerseits offenbart der
Anspruch der Petersburger Elite, stets im besten Licht gezeigt zu werden, deren Eitel-
keit. Andererseits nimmt Gogol auch den Künstler Chartkov aufs Korn, der, vom Geld
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korrumpiert, seine künstlerische Integrität preisgibt.
Das Phänomen des finanziell erfolgreichen Künstlers, der immer seichtere Imitationen
ein- und desselben leeren Konzepts als immer teurere Kunst abliefert, kennt man heute
genauso wie damals. Doch für Leute wie Weinberg, die im Kontext der damaligen
Sowjetunion tätig waren, hatte Gogols Geschichte auch noch eine ganz andere
Bedeutung. Deportation in den Gulag, ein gewaltsamer Tod: Die Möglichkeit einer
beruflichen oder gar persönlichen Auslöschung war stets präsent; so wie die allzeit dro-
hende Armut die Entscheidungen des Künstlers Chartkov diktierte. In einem solch er-
barmungslosen Klima war jeder gezwungen, einen persönlichen Kompromiss zwischen
Überleben und künstlerischem Selbstverrat zu finden.
Der Oper Das Portrait liegt also die doppelte Bedrohung eines Künstlers zugrunde: das
Grauen, längst der eigenen künstlerischen Verantwortung entsagt zu haben und nur mehr
Fälschungen zu verkaufen, und die Angst, den direkten Weg nach Sibirien antreten oder in
der Gosse verrecken zu müssen, wenn man den Wünschen der Parteibonzen oder
Wirtschaftsbosse nicht gerecht wird. Man braucht Courage, um aus Existenzängsten eine
makabre Komödie zu machen. Die leidenschaftlichen Emotionen seiner Musik zeichnen
Weinberg aber als einen Menschen aus, der seine grundlegende künstlerische Identität nie
verraten hat. Auch nicht im Angesicht der finstersten Bedrohung.
Am Pult des Symphonieorchesters Vorarlberg steht der Bulgare Rossen Gergov, die
Regie von Das Portrait übernimmt der junge Brite John Fulljames, der bereits 2007 mit
dem Stück The Shops im Rahmen von Kunst aus der Zeit zu Gast in Bregenz war, Bühne
und Kostüme stammen von seinem Landsmann Dick Bird.
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Energisch, virtuos, ergreifend
Orchesterkonzerte 2010
In seinen hochemotionalen und tief bewegenden Orchesterwerken hat Mieczysław
Weinberg ein Dasein in Emigration und Verfolgung nicht nur verarbeitet: Allen
Widrigkeiten zum Trotz ist es ihm gelungen, Zeit seines Lebens Gelassenheit und Fried-
fertigkeit zu bewahren. Die Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker, des Symphonie-
orchesters Vorarlberg und des Kammerorchesters MusicAeterna aus Nowosibirsk
präsentieren die eindrucksvollsten Werke dieses vergessenen Komponisten.
Weinbergs Musiksprache erstreckt sich von folkloristisch geprägter Schlichtheit über
postromantische Fülle bis zur expressionistischen Explosivität. Aber auch seine
Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs und sein Exil haben den Charakter seines
Schaffens entscheidend geprägt.
Vladimir Fedoseyev wieder in Bregenz
Am Pult der Wiener Symphoniker steht sowohl am 25. Juli als auch am 1. August der dem
Bregenzer Festspielpublikum bestens bekannte russische Dirigent Vladimir Fedoseyev,
der im Festspielhaus bereits zahlreiche Opern und Orchesterkonzerte dirigiert hat. Für eine
Retrospektive des Werks von Mieczysław Weinberg hätte sich auch kaum ein besserer
finden lassen als Fedoseyev: Er gilt nicht nur als Spezialist für dessen Musik, sondern war
mit dem Komponisten auch eng befreundet. Seine 1984 komponierte, hochemotionale 17.
Symphonie, die am 25. Juli zu hören sein wird, hat Weinberg seinem Freund sogar
gewidmet. „Wenn ich heute eine Symphonie schreibe“, so sagte Weinberg 1988 einmal,
„dann hoffe ich, dass sie Vladimir Fedoseyev in die Hände fällt!“
Weinbergs 17. Symphonie, ein relativ spätes Werk, trägt den Untertitel Erinnerung und
ist die epische, persönliche Betrachtung des fragilen Lebens eines Individuums, das sich
mit der Maschinerie des Totalitarismus konfrontiert sieht. Kombiniert wird die
Symphonie mit dem späten Meisterwerk eines anderen Komponisten, in dem der
persönliche Zweifel ebenfalls eine bedeutende Rolle spielt: Gustav Mahlers Das Lied von
der Erde. Der 1908-09 komponierte sinfonische Liederzyklus, 1911 posthum urauf-
geführt, basiert auf Nachdichtungen altchinesischer Lyrik des Dichters Hans Bethge, der
mit seinen Texten auch zahlreiche andere Komponisten inspirierte.
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Wiener Sängerknaben zu Gast am Bodensee
Am 1. August erhalten die Wiener Symphoniker prominente Unterstützung aus ihrer
Heimatstadt: Für Weinbergs ergreifende 6. Symphonie und sein in den Jahren 1965-67
entstandenes Requiem, beide komponiert für Knabenchor und Orchester, gastieren die
international bekannten Wiener Sängerknaben erstmals im Rahmen der Bregenzer
Festspiele am Bodensee.
„Ach könnte ich doch nur meinen Namen unter dieses Werk setzen“, soll Dmitri
Schostakowitsch einmal über Weinbergs 1963 uraufgeführte 6. Symphonie gesagt
haben. Die Arbeit an diesem Werk fällt wie die Oper Die Passagierin in eine Zeit, in der
Weinberg begann, sich stärker mit dem Holocaust auseinanderzusetzen. Wie in seinem
in dieser Matinee ebenfalls zu hörenden Requiem bedient sich Weinberg auch in der 6.
Symphonie der Poesie. Alle drei gesungenen Stellen schrieb er dabei für Knabenchor:
Kinderstimmen als Ausdruck verlorener Unschuld und vergebener Menschlichkeit. Und
dennoch ist die 6. Symphonie letztendlich ein lebensbejahendes Werk – und ein
schönes Beispiel für Weinbergs Fähigkeit, sich trotz furchtbarer Erlebnisse voller Ruhe zu
erinnern. Die 6. Symphonie endet mit den Worten: „Die Sonne wird wieder scheinen und
die Violinen werden singen vom Frieden auf Erden.“
Für sein eindringliches und tief bewegendes Requiem griff Weinberg sowohl auf die
Poesie als auch auf seine eigenen Erinnerungen an ein Leben in der Tyrannei zurück. Er
schuf einen gleichermaßen niederschmetternden wie universellen Aufruf gegen Krieg
und Unterdrückung: ein musikalisches Zeugnis für die im Zweiten Weltkrieg verursachten
Leiden von Millionen einzelner Menschen.
Leidenschaft für das Erzählen
Das dritte Orchesterkonzert präsentiert die ganz persönliche Musikauswahl einer
Komponistin, die im Rahmen der Bregenzer Festspiele 2011 eine bedeutende Rolle spie-
len wird: Die Rede ist von der Engländerin Judith Weir, die für das Konzert der Wiener
Symphoniker unter Dmitri Jurowski am 9. August zwei Musikstücke ausgewählt hat,
die beide ihre große Leidenschaft für das Geschichtenerzählen illustrieren.
Da ist zum einen Leoš Janačeks dramatische und packende Orchester-Rhapsodie Taras
Bulba. Während des Ersten Weltkriegs entstanden, basiert sie auf einer Novelle von
Nikolai Gogol, die die ukrainischen Befreiungskriege gegen die Polen im 17. Jahrhundert
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unter der Führung des Kosakenobristen Taras Bulba thematisiert.
Das zweite Werk ist Rimski-Korsakows farbenfrohe symphonische Dichtung
Scheherazade nach einer Geschichte aus Tausendundeiner Nacht, die durch ihre
exotischen Klänge und orientalische Orchestration besticht.
Darüber hinaus ist auch eine von Weirs eigenen Kompositionen zu hören, und zwar das
2008 uraufgeführte CONCRETE – Eine Motette über London, eine Hommage an die
kontinuierliche Neuerschaffung der Stadt London – sei das nach dem Feuer von 1666
oder dem sogenannten „Blitz“, den deutschen Luftangriffen 1940.
Virtuose Vorarlberger
In der Matinee des Symphonieorchesters Vorarlberg am 15. August steht unter der
Leitung von Gérard Korsten neben Auszügen aus Smetanas bekanntem Zyklus Mein
Vaterland Weinbergs Sinfonietta Nr. 1 und sein virtuoses, energiegeladenes Trompeten-
konzert im Mittelpunkt. Als Solist zu hören ist der junge Vorarlberger Trompeter Jürgen
Ellensohn, Solotrompeter im Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks und Mitglied
der renommierten Blechbläserensembles Pro Brass und hr-Brass, der seine Laufbahn bei
der Gemeindemusik Götzis und im Vorarlberger Landeskonservatorium begann.
Musikalische Juwelen aus Sibirien
Das Kammerorchester der Oper Nowosibirsk MusicAeterna unter der Leitung ihres mit-
reißenden Chefdirigenten Teodor Currentzis ist eine handverlesene Gruppe
leidenschaftlich engagierter russischer Musiker, die die Landschaft russischen Musik-
schaffens verwandelt hat: „Die Darbietungen dieses Orchesters weisen eine Detail-
genauigkeit auf, die Russlands traditionelleren Orchestern weitgehend fehlt. Gleichzeitig
zeigen diese Musiker, wie anders Musik klingen kann, wenn sie mit Feuer gespielt und
mit technischer Perfektion umgesetzt wird“, schwärmt Intendant David Pountney.
Die beiden Konzerte von MusicAeterna sind Teil des Weinberg-Wochenendes vom 31.
Juli bis 2. August und präsentieren im Festspielhaus und im Theater am Kornmarkt einige
von Weinbergs intimeren Kammerorchesterwerken, gepaart mit der hinreißenden Inter-
pretation von „Klassikern“ wie Beethovens 5. und Mozarts 40. Symphonie.
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Musik & Poesie
Stimmen aus der inneren Emigration
Kammermusik & -Literatur im Seestudio
Totalitarismus, ob von faschistischer oder kommunistischer Seite, trieb viele Menschen
ins Exil. Für jene, die blieben, war „inneres Exil“ eine mögliche Lösung. Kammermusik –
und auch Poesie – ist die höchste Ausdrucksform innerer Emigration. Für Weinberg,
Achmatowa und Schostakowitsch stellte sie eine intime Atempause von den streng
überwachten öffentlichen Äußerungen als Künstler unter totalitären Regimen dar, für
andere, wie Beethoven und Smetana, war sie eine Stimme aus der inneren Insel der
Taubheit, die sie umgab. Kammermusikkonzerte finden sich sonst nicht im Bregenzer
Festspielprogramm, aber Weinbergs starke, innige und leidenschaftliche Kammermusik
stellt einen wichtigen Teil seines riesigen Schaffens dar, und ein Festival, das sich seiner
Musik widmet, kann diesen Teil unmöglich auslassen. Unsere Freunde und Partner, die
Wiener Symphoniker, gestalten diese Reihe, und dies ist eine großartige Möglichkeit, die
herausragenden Musiker aus nächster Nähe zu erleben – mit Musik, die das
Festspielthema 2010 durch jede einzelne Note verbildlicht:
„In der Fremde“.
Ralph Dutli liest, russisch und deutsch, Texte von vier großen russischen Dichtern des
20. Jahrhunderts – Ossip Mandelstam, Marina Zwetajewa, Anna Achmatowa, Joseph
Brodsky – die heute weltweit als Klassiker der Moderne gelten. Zwei von ihnen –
Zwetajewa und Brodsky – waren Exilanten in Paris und New York, die beiden anderen –
Mandelstam und Achmatowa – waren bedeutende Vertreter einer „inneren Emigration“.
Mandelstam kam im Gulag um, Zwetajewa endete im Selbstmord, politische Verfemung
traf alle vier. In Gedichten schufen sie sich ein „portatives Vaterland“, wie Heinrich
Heine es nannte, eine prekäre Geborgenheit in der Sprache, eine letzte Möglichkeit der
Freiheit und des Atmens.
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Schauspiel 2010
Fremd und unentdeckt, schweigsam und schwarz
Deutsches Theater Berlin wieder zu Gast in Bregenz
Das Deutsche Theater Berlin ist zurück in Bregenz! Zum Auftakt der neuerlichen
Zusammenarbeit bringen die „Berliner“ einen Klassiker, Joseph Conrads Herz der
Finsternis, und ein neues Stück Gegenwartstheater, Lukas Bärfuss’ Öl, an den Bodensee.
Herz der Finsternis, Kapitän Marlows Fahrt ins Zentrum des schwarzen Kontinents, ist
ein Stück über den Weg des europäischen Virus durch den afrikanischen Körper, über
die Ängste und Denkweisen der Kolonisatoren und deren Wandlungen in der Begegnung
mit dem unbegreiflich Fremden. Premiere im Theater am Kornmarkt ist am 14. August.
Ein ähnliches Thema beschreibt der Dramatiker Lukas Bärfuss in seinem neuen Stück Öl,
zu sehen ab 19. August, allerdings über 100 Jahre später: das Vordringen in die Fremde,
den Willen zur Vereinnahmung des Unbekannten.
Das Deutsche Theater Berlin hat den Festspielbesuchern in den 1990er Jahren
zahlreiche unvergessliche Theaterabende beschert, im neuen Jahrtausend war es neben
der Wiener Josefstadt dann das Hamburger Thalia Theater. Nun kehrt das Deutsche
Theater unter seinem neuen Intendanten Ulrich Khuon, ehemals künstlerischer Leiter
des Thalia Theaters, an den Bodensee zurück. Lessings Nathan der Weise (1993),
Brechts Dreigroschenoper (1995) und Der kaukasische Kreidekreis (1998) sowie
Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame (1999) – das sind nur einige der bemerkens-
werten Theaterstücke, mit denen das Deutsche Theater zwischen 1993 und 2000 in Bre-
genz gastierte. Die „Stardichte“ war beachtlich: Zu sehen waren bekannte Schauspieler
wie Klaus Löwitsch, und der inzwischen verstorbene Ulrich Mühe (unvergessen durch
seine Rolle in dem oscargekrönten Streifen Das Leben der Anderen).
Auch das Thalia Theater hat unter Ulrich Khuon mit Stücken wie Thalia Vista Social Club
(2004), Die Präsidentinnen (2006) und Ein Sommernachtstraum (2007) für viele
nachdenkliche und unterhaltsame Abende gesorgt.
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Eine Reise in das Fremde in uns Selbst
Herz der Finsternis von Joseph Conrad
Es beginnt mit einem Traum, einem Kindertraum. Charles Marlow war schon immer
fasziniert von Landkarten, fremden, unbekannten Kontinenten und insbesondere von
dem einen großen, schwarzen Fluss, der sich ins Herz von Afrika hineinschlängelt.
Marlows Traum scheint Wirklichkeit zu werden, als er für eine belgische
Handelsgesellschaft als Kapitän eines Dampfschiffs anheuert, das den Kongo
hinauffahren soll, um einen Agenten namens Kurtz zurück nach Europa und zur Vernunft
zu bringen.
Denn Mr. Kurtz hat sich von der Firma losgesagt und aus der innersten Handelsstation
sein eigenes bizarres Reich gemacht, in dem er von den Eingeborenen wie ein Gott
verehrt wird. Und so wird Marlows Kongo-Fahrt zu einer Reise ins Herz der Finsternis, bei
der die Grenzen zwischen Zivilisation und Barbarei, Gut und Böse, Leben und Tod
verschwimmen und verschwinden. Joseph Conrads berühmteste Erzählung ist wie kaum
ein zweites literarisches Werk eine Studie des Fremden um und in uns, die Geschichte
einer Verwandlung aller Dinge in sich selbst.
„Meinst du, es gibt einen Weg zurück?“, hatte am Abend zuvor das Ausbeutungsmonster
Kurtz in Herz der Finsternis gefragt. Lukas Bärfuss und sein leiser, präziser Regisseur
Stephan Kimmig zeigen schmerzhaft, dass keine große Wahl mehr hat, wer einmal in die
Finsternis des eigenen Herzens schaute.
Der Tagesspiegel, Berlin
Zivilisationsnomaden am Abgrund
Öl von Lukas Bärfuss
Es ist nicht das erste Land, durch das Eva und Herbert Kahmer ziehen, auf der Suche
nach Öl, nach Reichtum, nach lang ersehnter Ruhe. Modernen Nomaden gleich wandern
sie seit Jahren von potentiellem Ölvorkommen zu potentiellem Ölvorkommen. Herbert,
infiziert von dem Traum nach der großen Quelle, ist immer unterwegs mit seinem
Geschäftspartner Edgar, Eva dagegen wartet und weiß schon längst nicht mehr, was der
Sinn dieses Unternehmens, ihres Lebens ist. Allein gelassen in diesem Land, das ihr
Angst macht, mit einer Bediensteten, die fremd und undurchschaubar ist, schließt sie
sich in ihr Haus ein und verfällt auf seltsame Gedanken. Ihre Ehe, ihre Liebe zu Herbert
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scheint zermürbt und auch ihr andauerndes Verhältnis mit Edgar ist nur ein weiteres
Indiz dafür, dass etwas falsch ist mit ihrem Leben.
Als schließlich das Wunder geschieht und die beiden Männer auf einen Ölfund stoßen,
als zudem eine junge Frau auftaucht und Eva verunsichert, werden Hoffnungen geweckt
und Gefühle geschürt, von denen bisher keiner etwas ahnte.
Lukas Bärfuss, dessen Ruanda- Roman Hundert Tage preisgekrönt ist, hat zum
wiederholten Mal über die Profitgier, Schuld und die Naivität der Europäer geschrieben,
die auf unheilvolle Weise in die Geschicke der Welt verstrickt sind.
Die Hauptrolle in Öl spielt mit Nina Hoss eine der derzeit bekanntesten und
erfolgreichsten deutschen Schauspielerinnen. Für sie ist es kein „erstes Mal“ am
Bodensee: Bereits 2000 gastierte die damals 25jährige Hoss als Elisabeth in Schillers
Don Karlos in Bregenz, damals ebenfalls in einem Gastspiel des Deutschen Theaters
Berlin.
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Gefühle und Körper, Leben und Schuld
Kunst aus der Zeit 2010
Im Rahmen von Kunst aus der Zeit wird das Festspielmotto „In der Fremde“ aus etwas
anderen Blickwinkeln beleuchtet: Dies geschieht im kommenden Sommer mit der
Uraufführung der Oper Jacob’s Room des amerikanischen Elektronik-Pioniers Morton
Subotnick und mit Out of Context des bekannten belgischen Choreographen Alain Platel,
der mit seiner Ballettkompanie C de la B in Bregenz gastiert.
Kunst aus der Zeit – Musiktheater
Schatten der Vergangenheit
Jacob’s Room von Morton Subotnick
Jacob ist der Überlebende eines Völkermords – wann und wo bleibt der Fantasie der
Zuschauer überlassen. Er wird von seiner Vergangenheit heimgesucht, geplagt von der
Schuld, überlebt zu haben, was andere ihr Leben gekostet hat. Seine eigene Mutter hat
sich für ihn geopfert, und er war Zeuge dieser Tat. Jahre später versucht Jacob, sich von
all diesen Schuldgefühlen zu befreien. Der Titel der Oper bezieht sich auf einen „Denk-
raum“ in dem Jacob „The Guide“ trifft, ein Wesen, das ihn mitnimmt auf eine Reise
zurück in seine Kindheit.
Der Amerikaner Morton Subotnick (*1933) gilt als einer der wichtigsten Pioniere elek-
tronischer Musik in den USA. In den 1960er Jahren feierte er mit seinen psychedelisch-
experimentellen Kompositionen große Erfolge. In den 1990ern wurde er von der Electro-
nica-Bewegung wiederentdeckt und erfreut sich seither enormer Popularität. Die Oper
Jacob’s Room war eigentlich schon in den 1970er Jahren in Auftrag gegeben worden,
wurde jedoch aufgrund künstlerischer Differenzen nie in der geplanten Form
realisiert und erst 1989 konzertant uraufgeführt.
Jetzt, 30 Jahre später, werden die Bregenzer Festspiele Subotnicks abendfüllende Oper
Jacob’s Room am 5. und 7. August auf die Werkstattbühne bringen. Die Regisseurin
und Bühnenbildnerin Mirella Weingarten hat dafür eine dynamische Bühnenskulptur ent-
wickelt, die der Videokünstler Lillevan live als Projektionsfläche nutzen wird.
Subotnick war in den 1960er Jahren der erste Komponist, der von einem Plattenlabel
einen Kompositionsauftrag für elektronische Musik erhielt. Das daraus resultierende
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Album Silver Apples of the Moon, komponiert 1967 mit der ersten Version des Buchla-
Synthesizers, war ein Bestseller und schaffte es bis an die Spitze der US Classical
Charts. Mitte der 1960er Jahre war Subotnick unter anderem Musikdirektor des be-
rüchtigten „Electric Circus“, einer Art Multimedia-Disco, in der Künstler wie The Velvet
Underground oder The Grateful Dead auftraten.
Subotnicks Hauptinteresse als Komponist lag immer bei Tanz und Theater. Sein Theater-
verständnis entspricht dabei dem anderer amerikanischer Künstler seiner Generation
wie Robert Wilson, Meredith Monk und Robert Ashley. Als Komponist formt Subotnick
den Klang in den drei Dimensionen des theatralischen Raums.
Kunst aus der Zeit – Tanz
Zustand der extremen Gefühle
Out of Context von Alain Platel
„The scene is a place of urgency and the body / bodies in ecstasy”, schreibt der
Choreograph Alain Platel über seine neue Produktion, mit der seine Kompanie les ballets
C de la B aus Belgien am 13. und 14. August auf der Werkstattbühne gastieren wird.
„Eines der Themen, das in meinem Werk der vergangenen Jahre einen großen Stellen-
wert einnimmt, ist das des ‚Körpers im Zustand der Hysterie’. Ich beziehe mich dabei
nicht auf die Hysterie als Krankheit, sondern vielmehr als eine Art Übersensibilität dem
Leben gegenüber.
Wann immer auch Worte nicht mehr in der Lage sind, unsere tiefsten Gefühle auszu-
drücken, übernimmt unser Körper. Ich habe mit Tänzern gearbeitet um eine Körper-
sprache zu entwickeln, die auf genau diesem Prinzip basiert. Denn das ist der Tanz wohl
schon seit Anbeginn: eine physische Übersetzung extremer Gefühle. Die Angst vor dem
Unbehagen derer, die Zeuge eines Körpers in einem solchen Zustand werden, ist sehr
groß. Und dennoch glaube ich, dass es ein positives Erlebnis ist, einen solchen Zustand
zu beobachten, sich ihm zu nähern. Es versetzt uns in die Lage, dieses ganz spezielle
Verhalten zu verstehen, genauso wie andere Formen seltsamen – extremen und
provokativen – Benehmens, die alle Teil unseres menschlichen Selbst sind.“
Alain Platel – ein Grenzgänger zwischen Tanz, Theater, Musik und bildender Kunst
Der Choreograf und Tänzer Alain Platel verbindet auf der Bühne Dinge, die scheinbar
nicht zusammen gehören, und überschreitet mit seinen Choreographien immer wieder
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die Grenzen zwischen Tanz, Theater, Musik und bildender Kunst. Platel wurde 1956 im
belgischen Gent geboren. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Heilpädagogen
und betreute fünf Jahre lang schwer behinderte Kinder. 1984 gründete er gemeinsam
mit anderen Regisseuren und Choreographen das Tanzkollektiv les ballets C de la B. Mit
der Produktion Lets op Bach gelang ihm vier Jahre später der internationale Durchbruch.
Zu seinen wichtigsten Werken zählen Wolf (2003), Allemaal Indiaan (1999), La Tristeza
Complice (1995) und Bonjour Madame (1993). 2004 wurde Platel für sein Lebenswerk
mit dem Europäischen Theaterpreis ausgezeichnet.
Platel verbindet die Drastik einer Sozialreportage mit der Albernheit eines
Kindergeburtstags und kombiniert die vielen Geschichten wie ein Zirkusjongleur.
Berliner Zeitung
Kunst aus der Zeit – Konzerte
Der Fremde begegnen
Das Wort „fremd“ bezeichnet etwas, das uns nicht vertraut ist – etwas Andersartiges
oder weit Entferntes. Aber auch eine Region oder ein Fachbereich können als fremd
empfunden werden. Etwas „Fremdes“ kann von uns als etwas „Exotisches“ positiv
wahrgenommen werden, es kann aber auch Ängste auslösen.
Die drei Konzerte sind aus freien Assoziationen rund um den Begriff „fremd“ entstanden.
Christoph Stradner und Luca Monti, wohlbekannt für ihre radikalen und theatralischen
Konzepte, nennen ihr Programm 2010 „Suite Exotika“.
Das Ensemble Lux, das das Bregenzer Publikum im Sommer 2008 mit seiner
außergewöhnlichen Virtuosität bezaubert hat, präsentiert Werke von Komponisten, die
außerhalb ihrer Heimatländer leben und arbeiten, darunter auch zwei Auftragswerke von
Kunst aus der Zeit. Das oenm kehrt mit einem Konzertprogramm nach Bregenz zurück,
dessen Fokus auf der Kombination von Musik und Video liegt. Ein VJ, für den die Welt der
Neuen Musik genauso fremdartig und seltsam ist wie für manche Konzertbesucher, wird
live zur Musik seine Bilder kreieren.
Zusätzlich zu dieser Serie soll im Rahmen von Kunst aus der Zeit aber auch weiterhin
den Werken österreichischer Künstler ein besonderer Stellenwert zukommen. Diesmal
mit einem Portraitkonzert des Komponisten Johannes Maria Staud, gespielt vom Wiener
Concert Verein.
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Pfeil und Bogen, Händel und Rock
Kinder- und Jugendprogramm crossculture 2010
Neben den Fixpunkten Fest des Kindes, crossculture night, crossculture week,
workshops und akademie stehen in diesem Jahr bei den Konzerten für Familien und
Schulklassen rockiger Barock und die unglaubliche Verwandlung von Pfeil und Bogen
zum Streichinstrument auf dem Programm.
crossculture Konzerte für Familien und Schulklassen
rocky roccoco
Da staunen die beiden Musiker Rocky und Harry nicht schlecht: Nie im Leben hätten sie
sich träumen lassen auf Typen zu treffen, die glatt behaupten, aus dem Mittelalter zu
stammen. Bachs Fugen, Händels höfische Tänze – in Rocky Roccoco treffen am 5. 6. 7.
und 8. Juli im Theater Kosmos die über 300 Jahre alten Klänge auf aktuelle Musik und
moderne Jazz-Grooves. Die Musiker werden dicke Freunde und sehen die Ähnlichkeit in
der Musik als Begleiterin von Gefühlen. Freude und Liebe, aber auch Wut und Streit
klingen früher und heute ganz ähnlich.
saiten!
Wer hätte gedacht, dass der Bogen – für unsere Urahnen ein Kriegs- und Jagdgerät – die
Vorlage heutiger Streichinstrumente darstellt? Die Schwingung der Saiten beim Ab-
schießen des Pfeils wurde gebändigt und das Kriegsgerät verwandelte sich in ein
Musikinstrument. Vier Künstler spielen mit zahlreichen Instrumenten und lassen die
Verwandlung vor den Augen und Ohren der Zuhörer Revue passieren. Ein musikalischer
Streifzug, der mit moderner Computertechnik und Tanz zum einzigartigen Erlebnis wird.
Zu sehen am 14. und 15. August im Theater Kosmos.
Fest des Kindes
Noch bevor die Großen auf der Seebühne mit der Oper Aida Premiere feiern, sind unsere
jüngsten Festspielfreunde vom 12. bis zum 17. Juli eingeladen, in der Schule Weidach ihr
eigenes Musical auf die Beine zu stellen. Beim Fest des Kindes entwickeln Kinder von 6
bis 11 Jahren in verschiedenen Werkstätten alles, was man für eine Aufführung braucht:
Kulissen werden bemalt, Gesangsstücke geübt, Requisiten gebastelt und Tanzeinlagen
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einstudiert… Am Ende steigt die Spannung: Die Premiere vor Publikum steht bevor!
crossculture night
Das große Sommer-Event unter freiem Himmel für Schüler und Studenten von 14 bis 26
Jahren: Neben dem Besuch der Aida auf der Seebühne öffnet das Festspielhaus am 17.
Juli bereits am Nachmittag für Workshops, Führungen, Sound- und Bühnenchecks und
Stückeinführungen seine Türen. All diejenigen, die lieber draußen sind, genießen einfach
das Show-Programm auf der Open Air Bühne am Vorplatz.
crossculture week
Spontaneität, Spaß an der Musik und Leidenschaft: Zu Bandworkshops laden die
Musiker von Simon Kräutler & The Gang vom 12. bis zum 17. Juli im Theater Kosmos. So
wird der Probenraum zur musikalischen Werkstatt für junge Menschen von 14 bis 20
Jahren, die neben ihrem instrumentalen und gesanglichen Können auch das Zu-
sammenspiel mit anderen und ihre Bühnenpräsenz verbessern können. Zusätzlich wird
Know-how für Akustik, Licht und Songwriting vermittelt. Die Musikwoche endet mit einer
offenen Jam Session auf der Bühne und einem Auftritt bei der crossculture night auf dem
Vorplatz des Festspielhauses.
crossculture workshops
Ägypten zur Zeit der Pharaonen. Die Kulisse am Nil ist der Schauplatz für eine der
größten Liebestragödien der Opernliteratur: Die äthiopische Prinzessin Aida liebt den
ägyptischen Feldherrn Radames. Doch in Zeiten kriegerischer Unruhen hat die glühende
Liebe kaum Chancen. In den crossculture workshops erleben die Teilnehmer die
Geschichte und Musik von Giuseppe Verdis Aida sprichwörtlich am eigenen Leib und
finden im szenischen Spiel eigene Lösungen. Der „Opernschlüssel“ vermittelt daneben
schauspielerisches Know-how und Fakten zum Theaterleben.
akademie der bregenzer festspiele und der wiener symphoniker
Solisten der Wiener Symphoniker bereiten angehende Musiker auf ihre Berufslaufbahn
vor: Eine Teilnahme an der Akademie der Bregenzer Festspiele von 28. Juli bis 6. August
bietet in der einzigartigen Atmosphäre von Kunst und Natur am Bodensee neben den
Meisterkursen auch ein vielfältiges Rahmenprogramm: Proben- und Veranstaltungs-
besuche bei den Bregenzer Festspielen, Körperwahrnehmungsworkshops sowie Eröff-
nungs- und Schlusskonzert sind feste Bestandteile der Akademie.
© Babette Karner 2009
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Die Bregenzer Festspiele 2010 finden vom 21. Juli bis zum 22. August 2010 statt. Tickets und Infos unter +43 (0)5574
407-6 und www.bregenzerfestspiele.com.
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