das psychedelische poster und seine wurzeln
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3DASPSYCHEDELISCHE POSTER
UND SEINE WURZELN
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5I. EINLEITUNG
II. HAUPTTEIL
1. DIE PSYCHEDELISCHE RA (1965-1971) 1.1. GESCHICHTLICHER BERBLICK 1.2. WICHTIGE PSYCHEDELISCHE GRAFIKDESIGNER
2. EINFLSSE AUF DAS PSYCHEDELISCHE POSTERDESIGN 2.1. JUGENDSTIL 2.2. SONSTIGE EINFSSE
3. PSYCHEDELISCHES DESIGN HEUTE 3.1. STONER-ROCK 3.2. GOATRANCE
III. FAZIT
IV. BIBLIOGRAPHIE
V. ERKLRUNG
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6I. EINLEITUNG
Whrend einer Vorlesung zum Thema Design im Jugendstil fiel mir auf, dass ich viele der aus dem
Jugendstil stammenden Plakate der Prsentation sofort mit psychedelischen Postern der 1960er Jahre
assoziierte. Diese hnlichkeiten warfen bei mir die Frage auf, ob Plakate aus dem Jugendstil den
Psychedelikern als Vorbild oder Inspiration dienten und welche anderen Einflsse es mglicherweise
gab.
Im Folgenden werde ich mich deshalb mit den Einflssen auf das psychedelische Posterdesign, ins-besondere aus dem Jugendstil, beschftigen.
Das erste Kapitel soll einen berblick ber Geschichte und Entwicklung, sowie Bedeutung des
Posters in der Psychedelischen ra geben. Ich werde auerdem auf einige wichtige psychedelische
Knstler eingehen. Ein berblick ber die Psychedelische ra ist sinnvoll, um bei der eigentlichen
Fragestellung den historischen Kontext nachvollziehen zu knnen.
Im zweiten Kapitel werde ich dann zunchst anhand einer Gegenberstellung von Bildbeispielen die
Parallelen zwischen dem Plakat im Jugendstil und dem Psychedelischen Poster aufzeigen, um dann
klren zu knnen, ob der Jugendstil die Psychedeliker beeinflusst hat. Auerdem werde ich nach wei-teren Einflssen auf psychedelisches Posterdesign suchen.
Im dritten Kapitel werde ich untersuchen, ob und wo heute Nachwirkungen des psychedelischen
Designs vorhanden sind. Insbesondere werde ich Subkulturen wie Stonerrock und Psytrance, die
musikalisch ihre Wurzeln im Psychedelic Rock haben, nher betrachten, da auch das psychedelische
Posterdesign der 60er Jahre stark mit der Psychedelic-Rockszene verbunden war.
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7II. Hauptteil1. Die Psychedelische ra (1965-1971)
1.1. Geschichtlicher berblick
Der Begriff psychedelisch ist zusammengesetzt aus den griechischen Worten psych fr Seele
und dlon, offenbaren1 und bezeichnet einen durch den Konsum bestimmter Drogen, Meditati-on oder Trancetanz erreichbaren Zustand der Bewusstseinserweiterung.
Das psychedelische Poster steht in enger Verbindung zur US-amerikanischen Hippie-Kultur,2 die im den 1960er Jahren in San Francisco als Gegenkultur zur kapitalistischen Konsumgesellschaft ent-stand und sich gegen den Vietnamkrieg, Rassismus, Zwnge und die brgerliche Prderie richtete.
Im Studentenviertel Haight-Ashbury veranstalteten die frhen Hippies, die oft aus der Folk- oder Beatnikszene stammten, seit Anfang der 60er Jahre Tanzveranstaltungen mit Bands aus den Berei-chen Folk und Psychedelic Rock und Lightshows, bei denen Drogen wie Marihuana, LSD, Meskalin
oder halluzinogene Pilze konsumiert wurden. Erste Plakate fr diese Veranstaltungen hnelten aber
eher noch Postern von Folk- oder Rock `n Roll-Konzerten der spten 50er Jahre. Erst ab 1965, als die
Hippie-Szene wuchs und die Tanzveranstaltungen erfolgreicher wurden, bildete sich auch im Poster-design ein eigenstndiger Stil heraus. Als erstes psychedelisches Poster gilt das Poster The Seed,
das 1965 von George Hunter und Michael Ferguson, Mitgliedern der Band The Charlatans, gestaltet
wurde (Abb.1). Das handgezeichnete Plakat warb fr ein Konzert der Band im Red Dog Saloon und
setzte durch die Kombination von viktorianisch wirkenden, floralen Formen mit funkiger Typo- graphie und comichaften Karikaturen der Bandmitglieder neue Mastbe.3
Dieser Stil wurde von anderen Grafikdesignern weitergefhrt (siehe Kap. 1.2.). Als Veranstalter wie
Bill Graham oder die 1966 gegrndete Agentur The Family Dog immer mehr Konzerte vor allem in
den Szenelokalitten Avalon Ballroom, Fillmore Auditorium und Matrix Club veranstalteten, entwi-ckelt sich der typische Stil des Psychedelischen Plakat: Florale Elemente oder Paisley-Muster; grelle,
kontrastreiche Farbgestaltung; hufige Verwendung von Motiven wie amerikanischen Ureinwohnern,
unbekleideten Frauenfiguren, Pflanzen oder Tieren; verzerrte, geschwungene, ornamental verzierte,
funkige Typographien; optischen Tuschungen; Verwendung der Siebdrucktechnik.
Die Hippieszene wuchs auch auerhalb San Franciscos und es wurden auch erstmals mehrtgige
Musikfestivals wie das dreitgige Trips Festival im Januar 1966 in San Francisco (Abb. 2) oder das
Monterey Pop Festival 1967 (Abb. 3) veranstaltet. Bei Letzterem traten neben kalifornischen Bands
wie Jefferson Airplane und Janis Joplin von Big Brother and the Holding Company auch The Who
1 http://www.duden.de/rechtschreibung/psychedelisch2 Lutz Hieber: Music is my only friend, Hannover, 2007, S. 363 Paul Grushkin: The art of rock, New York 1987 S. 66 ff.
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8und The Jimi Hendrix Experience aus England auf.4 1969 fand das berhmt geworderne Woodstock
Music and Art Festival in Bethel, im US-Bundesstaat New York, statt, zu dem ber 400.000 Besucher
erschienen.
Der enorme Erfolg der Rockmusik und die daraus resultierende Vermarktung der kommerzialisierten
Version des Psychedelic Rock als Flower Power sorgten Ende der 60er bis Anfang der 70er fr das
langsame Ende der psychedelischen ra. Konzertveranstalter Bill Graham kommentierte die Schlie-ung seiner Fillmore Konzerthallen 1971 folgendermaen: Als wir 1965 anfingen, hatten wir es mit
Musikern zu tun und verpflichteten Bands. Heute sind es Direktoren und Aktionre riesiger Konzerne,
die sich von General-Motors- und Coca-Cola-Bossen nur dadurch unterscheiden, dass sie lange Haa-re tragen und Gitarre spielen. [] Wenn Musiker und Manager in finaziellen Kategorien denken,
dann ist es okay; wenn sie aber die knstlerischen Probleme ber dem Geldmachen vernachlssigen,
ist das der Anfang vom Ende.5
Grahams Entscheidung, das Fillmore zu schlieen und keine Konzerte mehr zu veranstalten, be-endete eine Serie von fast 300 Postern, gestaltet von vielen bedeutenden psychedelischen Grafik- designern. Auch andere Konzertveranstalter wie The Family Dog beendeten ihre Veranstaltungen.
Das psychedelische Plakat wurde durch einen glatten, kommerziellen Professionalismus im Grafik-design des Mainstream-Rock abgelst.6
1.2. Wichtige Psychedelische Grafikdesigner
Wes Wilson
Wes Wilson studierte am San Francisco State College Religion und Philosophie, brach sein Studium
allerdings ab und entschied sich, Knstler zu werden. Deshalb fing er an, autodidaktisch seinen
Zeichenstil zu verbessern und begann, fr Contract Printing, eine kleine Druckerei, zu arbeiten. Dort
lernte er grundlegende Druckverfahren und entwarf per Hand Werbeflyer fr Lebensmittelgeschfte.
Bevor er die Konzertplakate fr Bill Graham und The Family Dog machte, erhielt er kleinere Auf-trge aus der Hippie-Szene, wie Flyer fr Family Dog Grnder Chet Helms und seine Open Theatre
Events oder die Flyer und Programmhefte fr das Trips Festival (Abb. 2).
Doch sowohl Chet Helms als auch Bill Graham gefiel Wilsons Stil und so arbeitete er ab 1966 sowohl
fr Graham als auch fr The Family Dog und entwarf 1966 und 1967 die meisten Konzertposter fr
beide Veranstalter, sowie das Logo der Family Dog Agentur (Abb.6).
Laut Plakatsammler Jeff Berger entwickelte Wes Wilson dabei zwei Stile: In seiner Zusammenarbeit
4 Walter Medeiros: Summer of Love, Liverpool, 2005, S. 3265 Andreas Urban: Music is my only friend, Hannover, 2007, S. 136 Paul Grushkin: The art of rock, New York 1987 S. 314 ff.
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mit Chet Helms entstanden eher konzeptionelle Plakate (z.B. Abb. 5), whrend er sich bei Postern
fr Graham eher auf interessante Schriftanordnungen konzentrierte, die in Verbindung mit starken
Farbkontrasten zur Entzifferung herausforderten (z.B. Abb. 4). Doch gerade das sorgte immer wieder
fr Auseinandersetzungen zwischen ihm und Graham. Whrend Wilson knstlerische Freiheit fr
seine Plakate beanspruchte, war Graham der Meinung, sie wrden ihren Zweck, Informationen zu
vermitteln, verfehlen.
Aufgrund ihrer Differenzen beendete Wes Wilson im Mai 1967 die Zusammenarbeit mit Graham,
widmete sich neben seinen psychedelischen Posterarbeiten nun mehr der Glasmalerei und anderen
Kunstformen und zog schlielich mit seiner Familie von San Francisco nach Missouris Ozarks.7
Alton Kelley und Stanley Mouse
Alton Kelley verbrachte seine Jugend in Conneticut, wo er eine Lehre zum Schweier abschloss. Anfang der 60er zog er nach San Francisco, schloss sich der jungen Hippie-Bewegung an und hatte
dort unter anderem Kontakt zu spteren Family Dog-Mitgliedern. Im Szeneviertel Haight Ashbury
traf er 1965 auch den aus Detroit stammenden Stanley Mouse, der Hot Rod-Autos und T-Shirts mit
Airbrush verzierte und sie in seinem kleinen Versandhandel namens Mouse Studios verkaufte.8
Als Wes Wilson aufhrte die Avalon-Poster fr Chet Helms zu machen, begannen Mouse und Kelley
in Zusammenarbeit unter dem Namen Mouse Studios Plakate fr die Family Dog Konzerte entwerfen.
Spter arbeiteten die beiden auch fr Bill Graham und fr andere Veranstalter.
Bei ihrer Kooperation war meist Kelley fr die Ideen und Inspirationen sowie fr das Layout zu-stndig, whrend Mouse die meisten Zeichnungen machte.9 Groe Berhmtheit in der Hippie-Szene
erlangten Skull and Roses, ein Poster fr ein Grateful Dead-Konzert (Abb.20), sowie das Zig Zag
Man-Poster fr Big Brother and the Holding Company und Quicksilver Messenger Service, auf dem
das Logo der Zigarettenpapiermarke Zig Zag verwendet wurde (Abb.7).
Neben Plakaten entwarfen die beiden auch Plattencover fr verschiedene Rockbands, das Logo von
Grateful Dead (Abb.8) und spter auch wieder Artworks fr Hot Rods.10
Victor Moscoso
Der gebrtige Spanier Victor Moscoso war der Einzige der bedeutenden psychedelischen Grafik-designer, der eine akademische Grafikausbildung absolviert hatte. Er studierte am Cooper Union in
7 Paul Grushkin: The art of rock, New York 1987 S. 70 ff.8 Walter Medeiros: Summer of Love, Liverpool, 2005, S. 3309 Paul Grushkin: The art of rock, New York 1987 S. 75 f.10 http://www.mousestudios.com/about/
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New York und spter in Yale und kam 1959 nach San Francisco, wo er am San Francisco Art Institute
unterrichtete. 11
Als Moscoso spter die Veranstaltungen der Hippie-Szene besuchte und die Veranstaltungsplakate
sah, wurde er dazu inspiriert, selbst psychedelische Plakate zu gestalten. So produzierte er Poster fr
das Avalon und seine berhmte Neon Rose- Plakatserie fr das Matrix (z.B. Abb. 9-11).
Er adaptierte geschickt bewhrte Typographien und andere Elemente, wie dekorative Muster und
kombinierte sie mit seinen eigenen gestalterischen Konzepten. Seine Poster wurden vor allem durch
eine vollkommen neue Farbintensitt berhmt: Die Farben auf den Bildern schienen zu vibrieren,
pulsieren oder zu flackern12 und es wurde dem Betrachter noch schwieriger gemacht, die Texte zu
entziffern. Moscoso wurde in Yale von Joseph Albers, einem Farbspezialisten vom Bauhaus, in Far-bharmonie unterrichtet. Fr seine psychedelischen Plakate nutzte Moscoso jedoch die Umkehrung die-ser Regeln, um seine optischen Effekte zu erwirken. Auch experimentierte er mit dem berdrucken
verschiedener Farben, sodass die Bilder nur bei bestimmtem Licht zu sehen waren. Dadurch entstand
whrend psychedelischer Lightshows eine Art Animationseffekt.13
Ab 1968 widmete sich Victor Moscoso neben den Postern seinen sogenannten Underground Comix und gestaltete spter Plattencover und Merchandise fr Musiker wie Jerry Garcia und Herbie Hancock.14
Rick Griffin
Rick Griffin wuchs in Palos Verdes im Sden Kaliforniens auf, wo er seinen Vater, der als Amateu-rarchologe arbeitete, oft bei Ausgrabungen begleitete. Dabei entwickelte er eine Leidenschaft fr
Geisterstdte und alte indianische Artefakte, die seine spteren Arbeiten noch beeinflussen sollten.
Auch kam Griffin schon frh mit der Surfer-Szene in Kontakt, lernte selbst surfen und begann Comics zu zeichnen. Von 1961 bis 1964 arbeitete er als Comiczeichner beim Surfer-Magazin, fr das
er seine berhmte Comicfigur Murphy entwickelte.
Nachdem er ab 1965 viele Tanzveranstaltungen in Height Ashbury besucht hatte, zog Griffin im
Herbst 1966 mit der Musiker- und Knstlergruppe Jook Savage von Los Angeles nach San Francis-co und fing dort an, psychedelische Poster zu produzieren. Chet Helms war begeistert von Griffins Arbeiten und so machte Griffin ab 1967 viele Plakate fr The Family Dog und setzte neue Standards
im psychedelischen Grafikdesign.
11 Paul Grushkin: The art of rock, New York 1987 S. 7912 Lutz Hieber: Music is my only friend, Hannover, 2007, S. 3913 Walter Medeiros: Summer of Love, Liverpool, 2005, S. 33014 http://www.victormoscoso.com/about.htm
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Seine Plakatarbeiten zeichneten sich durch ihr oft achsensymmetrisches Layout15 aus und waren
durch die Kultur der amerikanischen Ureinwohner, die kalifornische Surf-Szene und natrlich die
aufkeimende Hippie-Bewegung beeinflusst. Er integrierte Motive wie Kfer, Schdel, geflgelte Augpfel, leuchtende Farben und wilde Typographien mit einem charakteristischen, flssig wirken-den Buchstabenstil.16
1969 kehrte Griffin nach Sdkalifornien zurck, wo er sich schlielich in San Clemente niederlie
und 1970 zum Christentum konvertierte. Er produzierte weiterhin Poster, wie fr den Film Pacific
Vibrations, Comics und Plattencover fr das christliche Record Label Maranatha!.17
2. Einflsse auf das psychedelische Posterdesign
2.1. JugendstilDieses Kapitel soll anhand von Bildvergleichen die Gemeinsamkeiten des Posterdesigns der psyche-delischen ra und des Jugendstils untersuchen, und klren inwiefern eine Beeinflussung statt-
gefunden hat.
Auch wenn der Jugendstil keineswegs geschlossene, sondern vielmehr eine heterogene Bewegung
war, die viele unterschiedliche Strmungen hervorbrachte, gab es im Grafikdesign doch einige grund-legende Stilmerkmale: Eine Abkehr vom Historismus und seiner Symbolik hin zum sthetisch auto-nomen Design, Homogenitt von Text und Bild18, beginnende grafische Abstraktion, auerdem Orna-mente mit geschwungenen Linien und stilisierten floralen Elementen.19
Viele der Errungenschaften im Plakatdesign des Jugendstils, ermglichten erst die Entstehung des
modernen Plakats und setzten somit das Fundament fr die Poster der 1960er Jahre. Bei genauerer
Betrachtung psychedelischer Poster kann man auch in Typographien, Motiven und Ornamenten oft-mals stilistische Elemente des Jugendstil-Grafikdesigns erkennen, die von den Psychedelikern offen-bar aufgegriffen und teilweise weiterentwickelt wurden.
Ein Beispiel hierfr ist die Verschmelzung von Bild und Text im Jugendstilplakat. Der Text wurde di-rekt im Motiv integriert und war in seine Bewegung einbezogen. Diese Dynamik des Textes wurde im
Psychedelischen Grafikdesign radikalisiert: Die Schrift wurde oft bis zur Verzerrung an Formen und
Motive angepasst, um ein Maximum an Bewegung zu erhalten. Auch die psychedelische Typografie
selbst ist oft vom Jugendstil beeinflusst. Zum Beispiel verwendete Wes Wilson einen von Alfred Roller,
einem Knstler der Wiener Sezession, entwickelten typografischen Ansatz (Abb. 16 a/b), nachdem er
15 Walter Medeiros: Summer of Love, Liverpool, 2005, S. 33216 http://www.clubofthewaves.com/surf-artist/rick-griffin.php17 http://www.myraltis.co.uk/rickgriffin/bio.htm18 Lothar-Gnter Buchheim: Jugendstilplakate, Feldafing , 1969, S. 1519 http://www.jugendstil.net/
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1965 in Berkeley eine Ausstellung mit Jugendstil-Plakaten besucht hatte. Diese von Roller adaptierte
und durch Wilson weiterentwickelte Schrift wurde zu einer der charakteristischen Typografien des
psychedelischen Grafikdesign.20
Auch andere Psychedeliker wie Alton Kelley und Stanley Mouse waren von Plakaten aus dem Jugendstil beeindruckt und lieen sich in ihren gemeinsamen Arbeiten hufig von Typografien oder
Motive verschiedener Jugendstil-Knstler inspirieren. Eines der bekanntesten Mouse Studios-Plakate
Skull & Roses (Abb. 20), aus dem spter auch das Logo der Band Grateful Dead (Abb. 9) ent-stand (Abb. 9), wurde zum Beispiel einer Illustration des britischen Buchillustrators Edmund Joseph Sullivan fr das Buch The Rubaiyat of Omar Khayyam entlehnt (Abb.19)21 und auch das Poster Girl
with Green Hair (Abb. 18) hatten Mouse und Kelley nach Vorlage eines Werbeplakates fr die Zi-garettenpapiermarke Job des tschechischen Jugenstilknstlers Alphonse Mucha (Abb.17) hergestellt.
Fr das Poster Light/Sound/Dimension verwendeten sie das Bild Der Kuss von Peter Behrens
von 1898, das zwei androgyn wirkende Menschen zeigt, die whrend eines Kusses zu verschmelzen
scheinen. In allen drei Fllen verwendeten Mouse und Kelley die Vorlagen als Hauptmotiv in einem
Siebdruck, in krftigen Farben coloriert und durch Ornamente und Schrift ergnzt. ber ihre Inspi-rationssuche sagte Alton Kelley in einem Interview: We went to Libraries looking for everything.
And there was so much wonderful stuff! So we just started doing it on our own, trying to make each
poster different.22
Auch viele fr den Jugendstil typische, stilisierte florale Muster und Ornamente aus abstrakten geschwungenen Linien, wie sie zum Beispiel Otto Eckmann verwendete, wurden von den Psychede-lischen Grafikern aufgegriffen und durch starke Farbkontraste gesteigert.
Insgesamt kann man erkennen, dass der Jugendstil den psychedelischen Grafikdesignern der 60er
Jahre in vielerlei Hinsicht als Vorlage und Inspirationsquelle diente, deren Elemente in ihrer Wirkung
zum Teil weiterentwickelt wurden.
2.2. Sonstige Einflsse
Neben dem Jugendstil gab es viele weitere Einflsse auf das Psychedelische Grafikdesign.
Dazu zhlt unter anderem die Pop-Art, die sich einige Jahre zuvor in den Vereinten Staaten entwickelte.
Pop-Art-Knstler wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein verarbeiteten in ihren Werken erstmals All-tagsmotive wie Zeitungsausschnitte, Comicstrips oder Werbeanzeigen, was von den Psychedelikern
teilweise weitergefhrt wurde. Auch die Verwendung von grellen Farben und starken Kontrasten ist
eine Parallele zwischen Pop-Art und psychedelischem Posterdesign. Andy Warhol entwickelte sich
20 Paul Grushkin: The art of rock, New York 1987 S. 21621 http://www.bpib.com/illustrat/sullivan.htm22 Paul Grushkin: The art of rock, New York 1987 S. 76
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zum Spezialisten in der Siebdrucktechnik, whrend Roy Lichtenstein einen abstrakten Comicstil ver-wendete, der sich besonders durch Punktrasterung auszeichnete.23 Sowohl der Siebdruck als auch das
Punktraster wurden spter auch von den Psychedelikern angewendet.
Auch die Op-Art, die in den frhen 60er Jahren aus experimentellen Traditionen des Bauhauses und
des russischen Konstruktivismus hervorging und sich mit Wahrnehmung und optischen Tuschungen
beschftigte, schien auf das Psychedelische Grafikdesign in gewissem Mae eingewirkt zu haben.
Pulsierende oder hypnotisch wirkende Form- und Farbkombinationen, die die Wahrnehmung zum
Beispiel hinsichtlich Raumwirkung oder Dynamik tuschen sollten, wurden auch von Psychedelikern
wie Victor Moscoso in ihren Postern verwendet.
Ebenso prgte der damalige Comicstil, sowie die Mitte der 60er populr gewordenen Underground
Comix, die durch ihre politische und sexuelle Anstigkeit Aufsehen erregten, einige psychedeli-sche Grafikdesigner sehr. So waren z.B. Rick Griffin oder Stanley Mouse vor ihren Plakatarbeiten
selbst als Comiczeichner aktiv gewesen, was besonders bei Griffin auch stark in den Postern zutage
tritt. Andererseits wurden Underground Comix-Zeichner wie Robert Crumb auch stark von der Hip-pie-Kultur, LSD-Erfahrungen und auch dem psychedelischen Posterstil beeinflusst.24 Zustzlich lieen sich die psychedelischen Grafiker hufig von fremden Kulturen wie der Amerikani-schen Ureinwohner oder der fernstlicher Lnder wie Indien inspirieren.
Neben diesen wichtigsten Einflssen auf das psychedelische Grafikdesign wird es sicherlich noch
viele andere, persnlich variierende Einwirkungen auf das Schaffen der Psychedeliker gegeben haben,
welche aber sich aber nur in geringem Mae auf einzelne Grafiker auswirkten und deshalb nicht als
stilprgend gelten knnen.
3. Psychedelisches Design heute
Obwohl das psychedelische Poster die Grundlage fr das heutige Konzertposter bildete, verlor der
Stil selbst mit dem langsamen Ende der Hippie-ra an Bedeutung und wurde in den 70er Jahren
durch den Punk als vorherrschenden Stil der Counterculture abgelt.
In diesem Kapitel versuche ich herauszufinden, ob heutige Musikrichtungen, die sich aus dem Psy-chedelic Rock entwickelt haben, auch hinsichtlich des Grafikdesigns Parallelen zu den Psychdelikern
aufweisen.
3.1. Stoner-Rock
Stoner-Rock (stoner engl. fr Kiffer) oder auch Desert-Rock ist eine Ende der 80er Jahre in Palm
Desert, in der kalifornischen Wste entstandene Stilrichtung der Rockmusik, die sich vor allem durch 23 http://gds.parkland.edu/gds/!lectures/history/1960/psychedelia.html24 http://gds.parkland.edu/gds/!lectures/history/1960/psychedelia.html
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einen sehr basslastigen Sound, groovige Drums und effektbeladene Gitarrenwnde auszeichnet und
durch die Psychedelic- und Hardrockbands der 60er und 70er Jahre inspiriert ist. Stoner hatte seine
Bltezeit in den 90er Jahren, doch auch heute noch gibt es eine groe, internationale Stoner-Szene
Die wichtigsten Stoner-Bands sind Kyuss, Queens of the Stone Age und Monster Magnet. Die be-kanntesten Bands der deutschen Stoner-Szene sind Color Haze und Rotor.25 Wenn man das Grafikdesign der Stoner-Szene betrachtet, wird man viele Poster entdecken, die dem
psychedelischen Posterstil der 60er Jahre sehr stark hneln: Sowohl Typografien als auch die charak-teristischen Form-und Farbkombinationen und optischen Tuschungen des psychedelischen Posters
wurden bernommen. Nur inhaltlich haben vor allem die amerikanischen Grafikdesigner des Stoner
eher eine Vorliebe fr Wstenmotive, Autos oder leicht bekleidete Frauen und auch auf jugendstil- typische, florale Ornamentik wird weitgehend verzichtet. Grafikdesigner in der deutschen Szene z.B.
Johannes Walenta, hingegen sind dem psychedelischen Poster der 60er hinsichtlich Motivwahl und
Ornamentik noch nher.
3.2. Goatrance
Goatrance oder spter auch Psytrance ist eine Form der elektronischen Musik und ein Subgenre des
Trance, das in den spten 1980er Jahren im Indischen Budesstaat Goa unter Einflussnahme ausge-wanderter Alt-Hippies entstand und sich in den 90ern auch in Europa verbreitete und weiterent- wickelte. Das wichtigste Merkmal des Goatrance sind synthetisch generierte, Klangflchen in Verbindung mit Ethno-Sounds, die der Musik einen hypnotischen Klang-Charakter verleihen. Go-atrance wurde teilweise auch von dem aus dem Psychedelic Rock hervorgegangenen Space Rock
beeinflusst.
Ein wichtiger Bestandteil der Goa-Szene sind die Goa-Partys, die von der Atmosphre den Hip-pie- Events der 60er Jahre nachempfunden sind und meist unter freiem Himmel stattfinden. Auf den
Goa-Partys lebt die psychedelische Kultur, die lebensbejahende Weltsicht, die Naturverbundenheit
und auch der Drogenkonsum der 60er Jahre weiter.26Deshalb liegt es nahe dass sich Veranstalter von
Goa-Partys oder Festivals auch hinsichtlich der Postergestaltung an dem psychedelischen Grafik-design orientiert haben. Bei genauerer Betrachtung von Postern fr Goatrance-Partys erkennt man
zwar einige Elemente des psychedelischen Posters wie florale Ornamente, Anordnung von Schrift in
geometrischen Formen und typisch psychedelische Motive wie halluzinogene Pilze oder Fabelwesen
wieder, allerdings berwiegt meist der Einfluss des futuristisch wirkenden Trance-Grafikstils.
25 http://www.indiepedia.de/index.php?title=Stonerrock26 http://de.wikipedia.org/wiki/Goa-Trance
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III. Fazit
Ich habe mich in dieser Arbeit intensiv mit dem psychedelischen Posterdesign der 1960er Jahre be-schftigt, dazu sowohl seine Geschichte als auch die wichtigsten Psychedeliker nher betrachtet, um
mir einen berblick zu verschaffen, und mich dann mit den verschiedenen Einflssen auf das psyche-delische Poster, vor allem durch den Jugendstil auseinandergesetzt.
Bei meinen Recherchen fand ich heraus, dass der Jugendstil in vielerlei Hinsicht eine magebliche
Wirkung auf wichtige psychedelische Grafikdesigner hatte und so auf ihre Arbeiten abfrbte. Auch
versuchte ich sonstige Einflsse auf das psychedelische Poster zu ermitteln und stellte fest, dass ber-dies Pop-Art, Op-Art, die Underground Comix der 60er Jahre, sowie Indianische und fernstliche
Kultur Einfluss auf den psychedelischen Stil hatten.
Weiterhin untersuchte ich den heutigen Stellenwert von Psychedelischem Grafikdesign anhand von
Postern aus den aus dem Psychedelic Rock hervorgegangenen Musikgenres Stonerrock und Goa- trance und machte vor allem im Grafikdesign des Stonerrock enorme psychedelische Einflsse aus.
Ansonsten ist jedoch der psychedelische Grafikstil heute kaum noch von Bedeutung, auer, wenn es
darum geht eine Retro-Atmophre zu schaffen.
Ich selbst bin heute dennoch fasziniert von der optischen Ausdruckskraft psychedelischer Poster, die
fr mich, als angehenden Designer, eine erhebliche Inspiration darstellen.
P S Y C H E D E L I S C H E S D E S I G N H E U T E
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IV. Bibliographie
Verwendete Literatur:
Buchheim, Lothar-Gnter: Jugendstilplakate, Feldafing , 1969
Grushkin, Paul: The Art of Rock, New York 1987
Hieber, Lutz & Theising, Giesela: Music is my only friend, Hannover, 2007
Masters, Robert E. L. & Houston, Jean: Psychedelische Kunst, Mnchen/Zrich, 1969
Medeiros, Walter: Summer of Love, Liverpool, 2005
Meggs, Phillip B.: A History of Graphic Design, New York; 1991
Internetquellen:
http://gds.parkland.edu/gds/!lectures/history/1960/psychedelia.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Psychedelic_Rock#
http://de.wikipedia.org/wiki/Goa-Trance
http://www.mousestudios.com/about/
http://www.victormoscoso.com/about.htm
http://en.wikipedia.org/wiki/Rick_Griffin
http://www.bpib.com/illustrat/sullivan.htm
http://www.jugendstil.net/
http://www.clubofthewaves.com/surf-artist/rick-griffin.php
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http://www.myraltis.co.uk/rickgriffin/bio.htm
http://www.duden.de/rechtschreibung/psychedelisch
Verwendete Bilder:
Paul Grushkin: The Art of Rock, New York 1987
http://recollectionbooks.com/bleed/images/BB/logo3.gif
http://www.palzoo.net/file/pic/user/Grateful-Dead.jpg
http://farm5.staticflickr.com/4114/4790115166_46fbddf908_z.jpg
http://www.artinthepicture.com/artists/Alphonse_Mucha/job.jpeg
http://29.media.tumblr.com/tumblr_l2xrw2rK9v1qztk1wo1_500.jpg
http://cache0.bigcartel.com/product_images/45978857/300.jpg
http://posterscene.com/images/items/full/qotsa_stain.jpg
http://kopfuber.com/02_bilder/02.jpg
http://dreamrevolution.org/emmaworks/photos/images/xavi/14.x_tryptophun2.jpg
http://www.zackdarling.com/wp-content/uploads/2009/05/picture-2.png
B I B L I O G R A P H I E
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V. ERKLRUNG
Hiermit erklre ich, dass ich die vorliegende Hausarbeit selbststndig verfasst und keine anderen als
die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.
Bremen, den 13. April 2012
Jonas Bornhorst
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