der dreißigjährige krieg – staatenkrieg oder bürgerkrieg? 30 jahre... · 2 1 unterrichtlicher...
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Studienseminar für Lehrämter an Schulen Hamm Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen
Stadthausstraße 3 59065 Hamm � 02381-973830 oder 9738313 FAX: 02381-9738329 E-mail: poststelle- hamm@studienseminare.nrw.de http://seminar.ham.nw.schule.de
Name: Birgit Langenscheid Nummer und Status des Besuches: 1. UB oder 2. Unterrichtsversuch Schule: Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Hamm Fach: Geschichte Klasse/Kurs: Eph, 22 Datum: 01.07.2011 Uhrzeit: 9.50 Raum: 304
Der Dreißigjährige Krieg – Staatenkrieg oder Bürgerkrieg?
Radierung: Jaques Callot: Plünderung und Zerstörung eines Dorfes (1633)
Schulleiter: Herr Kasselmann Hauptseminarleiterin: Frau Egyptien Fachseminarleiterin Geschichte: Frau Dr. Berger Ausbildungskoordinatorin: Frau Kuhlmann Ausbildungslehrerin: Frau Summ
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1 Unterrichtlicher Zusammenhang 1.1 Thema der Reihe Das Thema der Reihe: „Der Dreißigjährige Krieg – Krieg um Glaube oder Macht?“ ist Teil des hausinternen Curriculums, der in der 11.2 der Frage „Der Weg vom Mittelalter in die Neuzeit – Epochenumbruch oder Kontinuität?“ nachgeht. 1.2 Einbettung der Stunde in den unterrichtlichen Zusammenhang Stunde Thema / Inhalt 1 30.05
Der Dreißigjährige Krieg – Krieg um Glaube oder Macht? – Erarbeitung der leitenden Fragestellung & der Ursachen des Dreißigjährigen Krieges durch Interpretation eines 9/11-Fotos und der Flugblattsatire „Das unbarmherzige und gräuliche Thier“
2 06.06
Der Dreißigjährige Krieg – Krieg um Glaube oder Macht? – Ursachen des Dreißigjährigen Krieges & Diskussion der Leitfrage in einer Fishbowl
3 & 4 10.06
Der Dreißigjährige Krieg – ein europäischer Krieg? – Erarbeitung der Konflikt- und Kriegsparteien durch die Interpretation des Flugblatts „Groß Europäisch Kriegs-Ballett“
5 & 6 17.06
Der Dreißigjährige Krieg – ein europäischer Krieg? – Rekonstruktion der Konfliktparteien, der Konfliktdimensionen und des Verlaufs des 30-jährigen Krieges durch ein Webquest & Erarbeitung von Power-Point-Präsentationen
7 20.06
Der Dreißigjährige Krieg – ein europäischer Krieg? – Präsentation und Evaluation der Power-Point-Präsentationen
8 27.06
Der Dreißigjährige Krieg – ein Staatenkrieg? – Erarbeitung der leitenden Fragestellung; Diskussion der Leitfrage durch Interpretation eines anonymen Stichs & Phantasiereise
9 01.07
Unterrichtsbesuch: Der Dreißigjährige Krieg – Staatenkrieg oder Bürgerkrieg? – die Kriegsführung im Dreißigjährigen Krieg
2 Intentionaler Zusammenhang 2.1 Schwerpunktziel der Stunde Mit Hilfe der Interpretation einer Darstellung und durch den Vergleich mit den politikwissenschaftlichen Begriffen „Staatenkrieg“ und „Bürgerkrieg“ kommen die SuS zu dem Urteil, dass der Dreißigjährige Krieg in erster Linie ein Verwüstungskrieg war, der sich gegen die Zivilbevölkerung richtete. 2.2 Teilziele / Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler … • analysieren eine Darstellung zur Kriegsführung im Dreißigjährigen Krieg (SK; MK) • diskutieren mit Hilfe politikwissenschaftlicher Kategorien („Staatenkrieg“,
„Bürgerkrieg“) die Kriegsführung im Dreißigjährigen Krieg (SK, MK) • kommen zu einer eigenen, historisch-politikwissenschaftlich begründeten
Beurteilung der Kriegsführung im Dreißigjährigen Krieg (UK) • dekonstruieren ggf. nationalstaatlich geprägte Darstellungen des Dreißigjährigen
Krieges (UK) • Reflektieren, wem Kriege nutzen und wem sie schaden (UK)
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4 Geplanter Unterrichtsverlauf Hausaufgabe: Phantasiereise: Stell dir vor, du hättest während der Zeit des dreißigjährigen Krieges gelebt. Eure Familie betreibt einen kleinen Bauernhof, seitab der Landstraße, die hinter einem kleinen Waldstück vorbeiführt. Es ist lange nach Mitternacht. Du wachst auf und hörst Schüsse, Lachen, Rufe. Plündernde Soldaten nähern sich eurem Haus! Was geht dir durch den Kopf? Was fühlst du? An was denkst du? Halte Deine Gedanken und Gefühle in einem Erlebnisbericht schriftlich fest! Unterrichtsschritte Operationen / Sachaspekt AF / M Didaktisch-
methodische Begründung
Aufbau der Lernsituation durch - PPT & Foto „Bloody
Sunday“
- Leitfrage
Begrüßung Kurs & Gäste “stiller” Bild-Ton-Impuls: Foto: Blutsonntag; Musik: „Sunday, bloody Sunday“ (U2) Falls stiller Impuls erfolglos: • Fotobeschreibung oder • Musikbeschreibung oder • Charakterisierung des Konflikts Alternative: • Münkler Zitat: „“Bürgerkrieg“ ist der klassische Komplementärbegriff
zu „Staatenkrieg““ Erarbeitung der Leitfrage: Der Dreißigjährige Krieg - Bürger- oder Staatenkrieg?
UG PPT bzw. Projektor und CD-Player, CD PPT bzw. Projektor & Folie UG
Motivation, Anknüpfung an Haus-aufgabe / vorange-gangene Stunden Problem- Orientierung
Erarbeitung durch - Planungsphase
L Frage: Wie könnten wir die Leitfrage bearbeiten? Welche Materialien und Quellen könnten wir verwenden? • SuS stellen Hypothesen auf und / oder machen Vorschläge zur
Vorgehensweise, zum Material L erläutert den weiteren Verlauf der Stunde
UG
Wissenschaftspropäd. Arbeiten, Schärfung der Leitfrage
4
- Darstellungsanalyse - Plakaterstellung
L nimmt Gruppeneinteilung durch Austeilung von farbigem Arbeitsmaterial vor; L erläutert die Arbeitsaufträge SuS analysieren die Darstellung entsprechend ihrer Gruppenarbeitsaufträge L verteilt Plakate & Stifte Die SuS diskutieren ihre Arbeitsergebnisse und führen sie durch Plakaterstellung zusammen
Arbeitsblatt „Kriegs-führung im Dreißig-jährigen Krieg. EA; Folie mit Arbeitsaufträgen Arbeitsblatt „Kriegs-führung im Dreißig-jährigen Krieg II“ GA; Plakate, Stifte
Sozialformwechsel, selbständige Textarbeit, Perspektivität Sozialformwechsel, Präsentationstechnik
Sicherung und Austausch der Arbeitsergebnisse durch - Schülerpräsentation
- Beobachtung
L erläutert weiteres Procedere: Schülerpräsentation & Beobachtungsbögen (Inhalt) SuS präsentieren ihre Plakate Die SuS der anderen Gruppen notieren die Arbeitsergebnisse der anderen Gruppen in einem Beobachtungsbogen.
LV UG Plakate & Tesa Krepp EA Beobachtungsbögen
Sicherung, Präsentationstechnik Sicherung, Sozialformwechsel
Rückbezug zur Leitfrage - Plenumgsdiskussion
L erteilt Arbeitsauftrag: Plenumsdiskussion • Diskutiert, ob der Dreißigjährige Krieg eher ein Staatenkrieg oder eher
ein Bürgerkrieg war. Berücksichtigt dabei die Definitionen von „Staatenkrieg“ und „Bürgerkrieg“ und die Erkenntnisse aus der Hausaufgabe und den vorangegangenen Stunden.
SuS diskutieren die Leitfrage
LV UG
Anknüpfung an Hausaufgabe / vorangegangene Stunden Sachurteil
Hausaufgabe und Abschied
Ausstieg L erläutert Hausaufgabe & verabschiedet Kurs & Gäste
SuS: Schülerinnen und Schüler L: Lehrerin K: Klasse EA: Einzelarbeit UG: Unterrichtsgespräch PA: Partnerarbeit GA: Gruppenarbeit LV: Lehrervortrag
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5. Geplantes Tafelbild
Der Dreißigjährige Krieg – Staatenkrieg oder Bürgerkrieg?
Plakat
Gruppe 3 A
Plakat Gruppe 3 B
Plakat Gruppe 1
Plakat Gruppe 2 B
Plakat Gruppe 2 A
6 Literatur Behne, Frank et al.: Geschichte und Geschehen. Friedensverträge und Friedensmodelle (1648-1815-1919). Stuttgart, Leipzig 2006. Emer, Wolfgang: „Man lebet stündlich in Gefahr …“ Kriegserfahrungen im Dreißigjährigen Krieg. In: Geschichte lernen 8 (1989), S. 24 – 33. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe I. Gymnasium. Geschichte. Kernlehrplan. Frechen 2007. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II – Gymnasium / Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen. Frechen 1999. Münkler, Herfried: Die neuen Kriege. Reinbek 2002, S. 75-81.
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7 Materialien
7.1 Impulse
Foto: Bloody Sunday (30.01.1972) (http://www.martinfrost.ws/htmlfiles/ feb2009/bloody-sunday-confrontation.jpg)
„“Bürgerkrieg“ ist der klassische Komplementärbegriff zu “Staatenkrieg“.“
(Herfried Münkler (2002))
„[…] der Staatenkrieg [hat] doch im Wesentlichen unsere Vorstellung vom Krieg bis heute geprägt: Er ist ein Kampf zwischen Soldaten, der nach Regeln, die als Kriegsrecht kodifiziert sind, ausgetragen wird.“ (Herfried Münkler (2002))
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„Bürgerkriege sind innerstaatliche Auseinander-setzungen um Macht und Herrschaft, die gewaltsam ausgetragen werden. Mögen sie sich […] auch über Jahre hinziehen – stets kämpfen in ihnen die beteiligten Parteien um die Macht im Staat, weil sie politische Interessen und Ideen durchsetzen wollen.“ (Herfried Münkler (2002))
Foto: Herfried Münkler (Pressefoto Homepage Münkler an der HU Berlin ohne Jahresangabe)
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7.2 Arbeitsblätter: Kriegsführung im dreißigjährigen Krieg II
7. 2. 1. Arbeitsblatt Gruppe 1
Geschichte Einführungsphase 01.07.2011
Arbeitsblatt: Kriegsführung im Dreißigjährigen Krieg II Gruppe 1
I. Leitfrage: ________________________________________________________ __________________________________________________________________?
Foto: Protestantische britische Soldaten schießen am 30.01.1972 in Derry (Irland) auf unbewaffnete katholische Zivilisten. 14 Menschen werden getötet, 15 verletzt. Dieser Tag wird als Bloody Sunday („Blutsonntag“) bezeichnet.
II. Materialien
Der Alltag im Dreißigjährigen Krieg
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler lehrt seit 1992 an der Humboldt-Universität zu Berlin als
Professor für Theorie der Politik. In seinem Buch „Die neuen Kriege“ zieht er den Dreißigjährigen
Krieg als Vergleichsfolie für moderne Kriege heran:
1
A. Zitat
„“Bürgerkrieg ist der klassische Komplementärbegriff zu „Staatenkrieg“.“
B. Darstellung
„Charakteristisch für den Dreißigjährigen Krieg, der vor allem auf dem Gebiet des
Deutschen Reiches ausgetragen wurde, aber alles andere als ein rein innerdeutscher
Krieg war, ist zunächst, dass sich die Gewalt in ihm nur zum Teil gegen die bewaffnete
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Macht des Feindes, im Übrigen jedoch – zeitweise sogar vorwiegend – gegen die
Zivilbevölkerung richtete: Zunächst plünderte und brandschatze man, um die nur für die
Besoldung und Verpflegung der Truppen erforderlichen Mittel aufzubringen, bald aber
häuften sich auch regellose Streif- und Raubzüge, auf denen sich die oftmals selber
Hunger leidenden Soldaten die wenigen noch vorhandenen Nahrungsmittel mit Gewalt
aneigneten.
Es ist zwar im Verlauf dieses Krieges immer wieder zu größeren Schlachten
gekommen, doch brachte keine von ihnen die definitive militärische Entscheidung – sei
es, weil der Verlierer mit auswärtiger Hilfe oder durch Hinzuziehung neuer Soldaten
schon bald seine ursprüngliche Stärke wiederherstellen konnte, sei es, weil andere
Mächte seine Position einnahmen und die Kriegsschauplätze mit frischen Truppen
bevölkerten. So führte keine der insgesamt dreiunddreißig größeren und kleineren
Schlachten des Dreißigjährigen Krieges zu einer militärischen Entscheidung.
Infolgedessen setzte sich bei den Krieg führenden Parteien immer stärker eine
Strategie durch, die nicht auf die militärische Niederlage, sondern die wirtschaftliche
Erschöpfung des Gegners zielte, und oftmals ging es nur noch darum, die eigenen
militärischen Kräfte einigermaßen zu versorgen und zusammenzuhalten. Man führte
groß angelegte Verwüstungsfeldzüge, und es entwickelte sich eine Form des Krieges,
die durch kleinere Scharmützel und Streifzüge, Plünderungen und Brandschatzungen,
Überfälle und Massaker gekennzeichnet war.
Mochte diese Art der Kriegsführung von den Feldherren auch zunächst bewusst
geplant worden sein, so gerieten die daran beteiligten Truppen doch zunehmend außer
Kontrolle; schon bald führten sie auf eigene Rechnung Krieg und kannten dabei, was
Grausamkeiten und Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung angeht, keine Grenzen.
[…]
Die Gräueltaten steigerten sich im Verlauf des Krieges […].
Bald treten in der Organisation solcher Kriege private oder halbprivate
Gewaltunternehmer an die Stelle staatlicher Bürokratien und Kommandostäbe. Das gilt
auch für die Organisation des Dreißigjährigen Krieges, an dem schätzungsweise 1500
größere und kleinere Kriegsunternehmen beteiligt waren. Albrecht von Wallenstein,
Ernst zu Mansfeld, Christian von Braunschweig und Bernhard von Weimar sind nur die
bekanntesten von ihnen. […]
Doch dieser Krieg hätte in Deutschland nicht über einen Zeitraum von dreißig Jahren
geführt werden können, wenn ihm nicht permanent von außen neue Mittel zugeflossen
wären – in Gestalt frischer Truppen (neben Spaniern und Schweden sind die Schotten
zu nennen) und insbesondere in Form von immer neuen Geldern, die namentlich von
England, Frankreich und den Niederlanden in den Krieg hineingepumpt worden sind.
Diese Subsidien haben den Krieg in doppelter Hinsicht verlängert: zunächst, indem sie
seine Fortsetzung ermöglichten, und später, indem sie seine Beendigung erschwerten.“
In: Münkler, Herfried: Die neuen Kriege. Reinbek 2002, S. 75-81.
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III. Aufgaben
Gruppe 1: Analysiere mit Deiner Gruppe die Darstellung B
• Berücksichtige dabei Verfasser, Adressat,
Quellengattung, Darstellungsweise, Thema &
Schreibabsicht.
• Erläutere die Entstehungssituation des Buches. Ziehe
dazu das Foto auf der rechten Seite heran.
• Erkläre, was Herfried Münkler unter dem Begriff „neuer
Krieg“ (vgl. Titel seines Buches) verstehen könnte.
• Erstelle mit Deiner Gruppe ein Plakat, auf dem ihr Eure
Ergebnisse in Stichpunkten festhaltet.
Foto: 11.09.2011: Terroran-schlag auf das World Trade Center in New York
Plenumsdiskussion: Diskutiert, ob der Dreißigjährige Krieg eher ein Staatenkrieg oder eher
ein Bürgerkrieg war. Berücksichtigt dabei die Definitionen von „Staatenkrieg“ und
„Bürgerkrieg“ und die Erkenntnisse aus der Hausaufgabe und den vorangegangenen
Stunden.
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7. 2. 2. Arbeitsblatt Gruppe 2
Geschichte Einführungsphase 01.07.2011
Arbeitsblatt: Kriegsführung im Dreißigjährigen Krieg II Gruppe 2
I. Leitfrage: ________________________________________________________ __________________________________________________________________?
Foto: Protestantische britische Soldaten schießen am 30.01.1972 in Derry (Irland) auf unbewaffnete katholische Zivilisten. 14 Menschen werden getötet, 15 verletzt. Dieser Tag wird als Bloody Sunday („Blutsonntag“) bezeichnet.
II. Materialien
Der Alltag im Dreißigjährigen Krieg
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler lehrt seit 1992 an der Humboldt-Universität zu Berlin als
Professor für Theorie der Politik. In seinem Buch „Die neuen Kriege“ zieht er den Dreißigjährigen
Krieg als Vergleichsfolie für moderne Kriege heran:
1
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A. Definitionen „Staatenkrieg“ & „Bürgerkrieg“
„“Bürgerkrieg ist der klassische Komplementärbegriff zu „Staatenkrieg“.“
„[…] der Staatenkrieg [hat] doch im Wesentlichen unsere Vorstellung vom Krieg bis
heute geprägt: Er ist ein Kampf zwischen Soldaten, der nach Regeln, die als
Kriegsrecht kodifiziert sind, ausgetragen wird.“
B. Darstellung
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„Charakteristisch für den Dreißigjährigen Krieg, der vor allem auf dem Gebiet des
Deutschen Reiches ausgetragen wurde, aber alles andere als ein rein innerdeutscher
Krieg war, ist zunächst, dass sich die Gewalt in ihm nur zum Teil gegen die bewaffnete
Macht des Feindes, im Übrigen jedoch – zeitweise sogar vorwiegend – gegen die
Zivilbevölkerung richtete: Zunächst plünderte und brandschatze man, um die nur für die
Besoldung und Verpflegung der Truppen erforderlichen Mittel aufzubringen, bald aber
häuften sich auch regellose Streif- und Raubzüge, auf denen sich die oftmals selber
Hunger leidenden Soldaten die wenigen noch vorhandenen Nahrungsmittel mit Gewalt
aneigneten. […]
Mochte diese Art der Kriegsführung von den Feldherren auch zunächst bewusst
geplant worden sein, so gerieten die daran beteiligten Truppen doch zunehmend außer
Kontrolle; schon bald führten sie auf eigene Rechnung Krieg und kannten dabei, was
Grausamkeiten und Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung angeht, keine Grenzen.
[…]
Die Gräueltaten steigerten sich im Verlauf des Krieges […].
Bald treten in der Organisation solcher Kriege private oder halbprivate
Gewaltunternehmer an die Stelle staatlicher Bürokratien und Kommandostäbe. Das gilt
auch für die Organisation des Dreißigjährigen Krieges, an dem schätzungsweise 1500
größere und kleinere Kriegsunternehmen beteiligt waren. Albrecht von Wallenstein,
Ernst zu Mansfeld, Christian von Braunschweig und Bernhard von Weimar sind nur die
bekanntesten von ihnen. […]
Doch dieser Krieg hätte in Deutschland nicht über einen Zeitraum von dreißig Jahren
geführt werden können, wenn ihm nicht permanent von außen neue Mittel zugeflossen
wären – in Gestalt frischer Truppen (neben Spaniern und Schweden sind die Schotten
zu nennen) und insbesondere in Form von immer neuen Geldern, die namentlich von
England, Frankreich und den Niederlanden in den Krieg hineingepumpt worden sind.
Diese Subsidien haben den Krieg in doppelter Hinsicht verlängert: zunächst, indem sie
seine Fortsetzung ermöglichten, und später, indem sie seine Beendigung erschwerten.“
In: Münkler, Herfried: Die neuen Kriege. Reinbek 2002, S. 75-81.
III. Aufgaben
Gruppe 2: Charakterisiere mit Deiner Gruppe die Kriegsführung
• Lese Material A &B.
• Definiere den Begriff „Staatenkrieg“.
• Charakterisiere die Art der Kriegsführung. Beachte dabei …
o Planer / Organisatoren (wer organisiert den Krieg & die Kampfhandlungen?)
o Finanzierung (wer finanziert den Krieg & versorgt die Soldaten?)
o Kampfparteien (wer kämpft gegen wen?)
o Regelung der Kampfhandlungen (nach welchen Regeln wird gekämpft?)
• Erstelle mit Deiner Gruppe ein Plakat, auf dem ihr Eure Ergebnisse in Stichpunkten
festhaltet
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Plenumsdiskussion: Diskutiert, ob der Dreißigjährige Krieg eher ein Staatenkrieg oder eher
ein Bürgerkrieg war. Berücksichtigt dabei die Definitionen von „Staatenkrieg“ und
„Bürgerkrieg“ und die Erkenntnisse aus der Hausaufgabe und den vorangegangenen
Stunden.
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7. 2. 3. Arbeitsblatt Gruppe 3 Geschichte Einführungsphase 01.07.2011
Arbeitsblatt: Kriegsführung im Dreißigjährigen Krieg II Gruppe 3
I. Leitfrage: ________________________________________________________ __________________________________________________________________?
Foto: Protestantische britische Soldaten schießen am 30.01.1972 in Derry (Irland) auf unbewaffnete katholische Zivilisten. 14 Menschen werden getötet, 15 verletzt. Dieser Tag wird als Bloody Sunday („Blutsonntag“) bezeichnet.
II. Materialien
Der Alltag im Dreißigjährigen Krieg
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler lehrt seit 1992 an der Humboldt-Universität zu Berlin als
Professor für Theorie der Politik. In seinem Buch „Die neuen Kriege“ zieht er den Dreißigjährigen
Krieg als Vergleichsfolie für moderne Kriege heran:
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A. Definitionen „Staatenkrieg“ & „Bürgerkrieg“
„“Bürgerkrieg ist der klassische Komplementärbegriff zu „Staatenkrieg“.“
„Bürgerkriege sind innerstaatliche Auseinandersetzungen um Macht und Herrschaft,
die gewaltsam ausgetragen werden. Mögen sie sich […] auch über Jahre hinziehen –
stets kämpfen in ihnen die beteiligten Parteien um die Macht im Staat, weil sie
politische Interessen und Ideen durchsetzen wollen.“
B. Darstellung
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„Charakteristisch für den Dreißigjährigen Krieg, der vor allem auf dem Gebiet des
Deutschen Reiches ausgetragen wurde, aber alles andere als ein rein innerdeutscher
Krieg war, ist zunächst, dass sich die Gewalt in ihm nur zum Teil gegen die bewaffnete
Macht des Feindes, im Übrigen jedoch – zeitweise sogar vorwiegend – gegen die
Zivilbevölkerung richtete: Zunächst plünderte und brandschatze man, um die nur für die
Besoldung und Verpflegung der Truppen erforderlichen Mittel aufzubringen, bald aber
häuften sich auch regellose Streif- und Raubzüge, auf denen sich die oftmals selber
Hunger leidenden Soldaten die wenigen noch vorhandenen Nahrungsmittel mit Gewalt
aneigneten.
Es ist zwar im Verlauf dieses Krieges immer wieder zu größeren Schlachten
gekommen, doch brachte keine von ihnen die definitive militärische Entscheidung – sei
es, weil der Verlierer mit auswärtiger Hilfe oder durch Hinzuziehung neuer Soldaten
schon bald seine ursprüngliche Stärke wiederherstellen konnte, sei es, weil andere
Mächte seine Position einnahmen und die Kriegsschauplätze mit frischen Truppen
bevölkerten. So führte keine der insgesamt dreiunddreißig größeren und kleineren
Schlachten des Dreißigjährigen Krieges zu einer militärischen Entscheidung.
Infolgedessen setzte sich bei den Krieg führenden Parteien immer stärker eine
Strategie durch, die nicht auf die militärische Niederlage, sondern die wirtschaftliche
Erschöpfung des Gegners zielte, und oftmals ging es nur noch darum, die eigenen
militärischen Kräfte einigermaßen zu versorgen und zusammenzuhalten. Man führte
groß angelegte Verwüstungsfeldzüge, und es entwickelte sich eine Form des Krieges,
die durch kleinere Scharmützel und Streifzüge, Plünderungen und Brandschatzungen,
Überfälle und Massaker gekennzeichnet war.
Mochte diese Art der Kriegsführung von den Feldherren auch zunächst bewusst
geplant worden sein, so gerieten die daran beteiligten Truppen doch zunehmend außer
Kontrolle; schon bald führten sie auf eigene Rechnung Krieg und kannten dabei, was
Grausamkeiten und Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung angeht, keine Grenzen.
[…]
Die Gräueltaten steigerten sich im Verlauf des Krieges […].“
In: Münkler, Herfried: Die neuen Kriege. Reinbek 2002, S. 75-81.
III. Aufgaben
Gruppe 3: Charakterisiere mit Deiner Gruppe die Kriegsführung
• Lese Material I & II.
• Definiere den Begriff „Bürgerkrieg“.
• Charakterisiere die Art der Kriegsführung. Beachte dabei …
o Ziel(e) der Kriegsführung (warum wird gekämpft?)
o Kampfparteien (wer kämpft gegen wen?)
o Art der Kampfhandlungen (wie wird gekämpft?)
o Ort der Kampfhandlungen (wo wird gekämpft?)
• Erstelle mit Deiner Gruppe ein Plakat, auf dem ihr Eure Ergebnisse in Stichpunkten
festhaltet.
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Plenumsdiskussion: Diskutiert, ob der Dreißigjährige Krieg eher ein Staatenkrieg oder eher
ein Bürgerkrieg war. Berücksichtigt dabei die Definitionen von „Staatenkrieg“ und
„Bürgerkrieg“ und die Erkenntnisse aus der Hausaufgabe und den vorangegangenen
Stunden.
7. 3. Beobachtungsbogen Plakatpräsentation
Gruppe
Gruppe 1
Gruppe 2
Gruppe 3
Schülerplakat
Titel: Analyse: • • • • • „Neuer Krieg“:
Titel: Definition: Charakter Kriegsführung: • • • •
Titel: Definition: Charakter Kriegsführung: • • • •
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