designers in residence - cis.doc#3
Post on 31-Mar-2016
226 Views
Preview:
DESCRIPTION
TRANSCRIPT
Projekt-Partner
–orF Steiermark & tobias kestel–Gaulhofer Fenster und türen & Martin Breuer-Bono–Leder und Schuh & Florian Puschmann
–Herk karosserie und Lack & Permanent Unit–Schabauer Dachdeckerei und Spenglerei & motion code: blue–kitzeck/bmm Marketing & Mari tosmin, unterstützt durch tammo trantow
–Stadtgemeinde Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl–Brauerei Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl
CIS.doc # 03
Designers in Residence
Hello!
Inhalt
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Seite 1 Inhalt
Seite 2
Vorwort Christian Buchmann
Seite 3
Vorwort Eberhard Schrempf
Seite 4 – 5
Einleitung
Von Designers in residence zu
resident design
Seite 6 – 8
Return to Sender
orF Steiermark & tobias kestel
Seite 9 – 13
Fenster öffnen Türen
Gaulhofer Fenster und türen
& Martin Breuer-Bono
Seite 14 – 16
Leder & Schuh - ein Designerstück
Leder und Schuh & Florian
Puschmann
Seite 17 – 19
Herkules Powerpack
Herk karosserie und Lack
& Permanent Unit
Seite 20 – 21
Design nach Plan
Schabauer Dachdeckerei und
Spenglerei & motion code: blue
Seite 22 – 25
Wohnen im Wein
kitzeck/bmm Marketing & Mari
tosmin, unterstützt durch
tammo trantow
Seite 26 – 28
24 Karat Holz
Stadtgemeinde Murau &
elisabeth Bracun, Catrin Millmann,
Verena Pöschl
Seite 29 – 31
24 Karat Bier
Brauerei Murau & elisabeth Bracun,
Catrin Millmann, Verena Pöschl
Seite 32
Informationen und Impressum
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Kofinanziert von der Europäischen UnionEuropäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)
Investitionen in Ihre Zukunft
Seite 2 VorwortCreative Industries StyriaDesigners in Residence
Die Wirtschaft ist unteilbar! Ein Projekt wie Desi-
gners in Residence unterstreicht das auf ganz be-
sonders anschauliche Art. Die Idee, Designer – also
Vertreterinnen und Vertreter der Kreativwirtschaft
– mit traditionellen Wirtschaftsbetrieben zu ver-
netzen, zeigt nicht nur die gesamte Bandbreite des
steirischen Wirtschaftslebens auf, sondern verweist
auch auf die Leistungsfähigkeit der steirischen Kre-
ativbranche. Denn wenn heute von „kreativer Sze-
ne“ die Rede ist, dann sind damit erfolgsorientierte,
exzellent ausgebildete junge Menschen gemeint, die
sich auch mit Herz und Seele dem Unternehmertum
verschrieben haben. Somit leistet Designers in Resi-
dence gleich in mehrfacher Hinsicht Pionierarbeit:
Das Projekt verbindet Kreativität mit handwerkli-
chem Know-how, es vernetzt Betriebe, die unter an-
deren Umständen nur schwer zueinander gefunden
hätten, und es ermutigt weitere Unternehmen, sich
mit dem Thema Design intensiver zu beschäftigen.
Denn eines ist unbestritten. Design bedeutet Erfolg.
Und für diesen Erfolg zeichnen professionelle Part-
ner aus der Kreativwirtschaft wesentlich mit ver-
antwortlich.
Wenn wir von Kreativwirtschaft sprechen, dann
meinen wir damit jenen aufstrebenden Wirt-
schaftszweig, der mit Kreativität und mit Wissen
neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt. In
der vorliegenden Dokumentation finden sich zahl-
reiche Beispiele dafür, was darunter zu verstehen
ist. Die Steiermark hat das Potenzial der Kreativ-
branche erkannt und fördert es auch massiv. Die
Kreativwirtschaft wurde in der Wirtschaftsstra-
tegie des Landes als eines der Stärkefelder des
Standortes definiert, um die kreative Szene zu un-
terstützen und damit ein wirtschaftsstrategisch
und gesellschaftlich wichtiges Signal für eine dy-
namische Entwicklung der Region zu setzen.
Kreativität ist freilich nicht per se ein Wirtschafts-
faktor. Sie wird es erst dann, wenn es gelingt, die
Ideen der kreativen Szene mit Gewerbe, Industrie
und Dienstleistung zu vernetzen. Designers in Re-
sidence zeigt sehr gut, wie das funktionieren kann.
Für kreative Projekte gibt es übrigens ein maß-
geschneidertes Förderungsprogramm der Steiri-
schen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG):
„Einfalls!Reich“ wurde speziell dafür entwickelt,
um die kreative Szene bei der marktgerechten Um-
setzung kreativer und innovativer Projekte zu un-
terstützen sowie die Kooperation zwischen stei-
rischen Unternehmen und der Kreativwirtschaft
weiter auszubauen. Die Nachfrage kann sich sehen
lassen: Seit 2007 sind über 200 Projekte mit einem
Gesamtinvestitionsvolumen von 16,5 Millionen Euro
abgewickelt worden.
Design beDeutet erfolg
Christian Buchmann
lAnDesrAt für
WirtschAft unD innovAtion
foto: jorj konstantinov
Seite 3 VorwortCreative Industries StyriaDesigners in Residence
eberhard SchrempfgeschÄftsführer Der
creAtive inDustries stYriA gMbh
In der Diskussion rund um das Thema Creative Eco-
nomy sprechen wir gerne von der Kreativwirtschaft
auf der einen Seite, der die sogenannte traditionel-
le Wirtschaft auf der anderen Seite gegenübersteht.
Beide sollen zueinanderfinden, um sich gegenseitig zu
beflügeln, zu reiben und anzutreiben. Wie aber sieht
das dann konkret aus, wenn sich „kreative“ und tra-
ditionelle“ Wirtschaft treffen? Das Designers-in-Re-
sidence-Programm, das 2009 in der Steiermark zum
ersten Mal durchgeführt wurde, gibt Antworten.
Insgesamt acht Projekte wurden durchgeführt. Das
Ziel dabei: mehr Chancen für Unternehmen durch
Design. Das Projekt richtete sich an Unternehmen,
die im bewussten Umgang mit Design bereits geübt
sind bzw. den Mehrwert von Design in Planung und
Produktion einfließen lassen möchten. In weiterer
Folge sind vor allem auch jene Unternehmen ange-
sprochen, die noch keine oder wenig Erfahrungen
in der Zusammenarbeit mit Designern gemacht ha-
ben, aber in Zukunft verstärkt auf professionelles
Design setzen möchten, um ihre Marktstellung zu
festigen. Die Designer wiederum bekamen durch
das Programm die Chance, direkt in einem Unter-
nehmen an konkreten Problemstellungen zu arbei-
ten und innerhalb von 4 Wochen einen Lösungsan-
satz zu entwerfen.
Am Ende stehen nun keine fertigen Produkte und
keine sofort umsetzbaren Lösungen. Das würde auch
dem Designbegriff, so wie wir ihn sehen, widerspre-
chen. Denn Design ist kein Instant-Rezept, sondern
erfordert Kontinuität. Bei den durchgeführten Pro-
jekten wird ein Aspekt sehr schön sichtbar: Design
ist ein Prozess, ein höchst individueller Vorgang, der
von beiden Seiten zu gleichen Maßen bestimmt und
beeinflusst wird.
An dieser Stelle sei allen Unternehmen und Insti-
tutionen gedankt, die sich an der ersten Runde von
Designers in Residence beteiligt haben. Sie waren
gewissermaßen die Vorreiter für zukünftige Pro-
jektpartnerschaften zwischen Wirtschaft und Kre-
ativwirtschaft. Dank geht auch an Tammo Trantow,
der das Projekt vom ersten Moment an bis zur Um-
setzung und der nun vorliegenden Dokumentation
begleitet hat, und natürlich allen Designerinnen
und Designern, die mit originellen und unkonven-
tionellen Ideen wichtige Impulse für die Unterneh-
men gegeben haben.
Designers in resiDence
foto: Harry Schiffer
Seite 4 einleitung
Von Designers in Residence …Vielfältigkeit, Vielseitigkeit, Wendigkeit, wo man hinsieht: Die acht Starter-Projekte von Designers in Residence, die im Jahr 2009 durchgeführt wurden, zeigen die ganze Bandbreite der heimischen Kreativwirtschaft. Designer und Unterneh-men entwickelten gemeinsam und in Begleitung der Creati-ve Industries Styria Konzepte in den Bereichen Kommunikati-onsdesign, Industrie- und Produktdesign.
In jedem dieser Projekte waren die richtigen Leute am rich-tigen Platz. Für jedes beteiligte Unternehmen wurden ein-zelne Designer oder Designer-Teams von der Creative Indus-tries Styria in Zusammenarbeit mit dem Design-Netzwerker Tammo Trantow gewissenhaft gesucht, gefunden und den Unternehmen zur Seite gestellt. Danach begannen Konzept-
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Seite 5 einleitung
gespräche, aus denen die Designerinnen und Designer ihre Entwürfe entwickelten. Immer wieder tauschte man sich aus, überdachte und überarbeitete, bis für jedes Unterneh-men die richtige Lösung gefunden wurde. Auf den Punkt bringt das der Unternehmer Helmut Schabauer, wenn er vom Designer-Duo motion code: blue erzählt: „Das sind 2 Top-Leute, mit denen man über alles sprechen kann. Ver-stehe ich das Technische nicht, erklären sie mir das, vom Handwerklichen her kann ich ihnen unter die Arme greifen. Wir ergänzen uns gut.“
… zu resident design
In allen Designers in Residence-Projekten haben sich die ge-wünschten Synergien von selbst ergeben: Aus den einzelnen Entwicklungsprozessen sind handfeste Design-Entwürfe ent-standen, die nun in den Unternehmen bleiben. Und jede der acht Kooperationen ist nachhaltig, denn in jedem Fall gibt es entweder den Wunsch nach Umsetzung und Produktion der Entwürfe oder nach künftiger Zusammenarbeit der ent-standenen Teams aus Design und Wirtschaft. Der Erfolg von Design ist von vielen Faktoren abhängig. Zu rechnen ist mit allem, auch damit, dass es nicht funktio-niert. Denn der Designprozess inkludiert die Möglichkeit des Scheiterns. Aber auch daraus lassen sich wertvolle Impulse für Unternehmen ableiten.
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Seite 6 orF Steiermark & tobias kestel
Wie hAben tobiAs Kestel unD Der orf
zusAMMengefunDen?
Gerhard Draxler: Design hat in diesem Haus eine hohe Tradition.
Die Creative Industries Styria hat vermittelt und funktional ha-
ben wir über viele Gespräche, Interviews und Meetings zusam-
mengefunden. Erfrischend war, dass Tobias sich das Haus auch
wirklich „erschnuppert“ hat wie ein junger neugieriger Hund.
Ich meine das nicht despektierlich: Er ist wirklich in alle Ecken
des Unternehmens gegangen. Wobei er aber sicher auch das Erbe
gespürt hat, der Peichl-Bau war für ihn ein großes Thema.
tobias kestel: Ich lass mich grundsätzlich nicht von großen Na-
men beeindrucken und bin dann nicht verschreckt. Ich geh da hi-
nein und schau mir das an. Es war lustig. Zusätzlich komme ich
aus Bayern und bin da ganz frisch konfrontiert worden mit der
ganzen Geschichte.
ist so eine DoMinAnte ArchiteKtur ein ProbleM?
WÄre DAs ProjeKt einfAcher geWesen, Wenn es
ein x-beliebiges hAus geWesen WÄre?
Return to Sender
tobias kestel: Das Gebäude ist sozusagen tortenartig und das habe
ich spontan verwendet, um Tortenstücke von dort auszugliedern
und im Land zu verteilen. Sozusagen: Die Torte sitzt in der Mitte,
in Graz und die Tortenstücke fahren dann in alle Himmelsrich-
tungen aus und sind Außenposten und sind so was wie Satelliten.
unD Wie KAnn MAn sich so ein tortenstücK – so
einen sAtelliten – DAnn vorstellen? ich bin
irgenDWo in Der steierMArK, DrücKe Auf einen
KnoPf unD WerDe gefilMt?
tobias kestel: Ja genau! Es gibt Ton und Video und man kann zu-
sätzlich aktuelle Themen abfragen. Günstig, wenn jemand zum
Beispiel kein Internet hat … Man hat dort jeden Tag eine andere
Frage, die wird vom ORF auf die Tortenstücke gespielt. Und dann
können die Leute darauf reagieren.
WAs ist nun DAs neue An DeM ProjeKt?
Gerhard Draxler: Ich glaube, die wesentliche Neuerung oder
der wesentliche Ansatz ist, dass es eine Art Rückkanal des Pu-
blikums zum Haus bildet, der sonst in einem Massenmedium
als one way etabliert ist. Das Projekt schafft ein Megafeedback
des Landes.
Tobias Kestel
hat white elephant 2005 gemeinsam mit Florian Puschmann gegründet.
Das Designduo widmet sich der experimentellen Materialforschung
und dem Industriedesign.
1981 w u r de da s vo n gu s t av p e i c h l g e p l a n t e s t e i r i s c h e o r f -l a n-
de s s t u di o e r ö f f n e t. w i e a l l e a n de r e n ö s t e r r e ic h i s c h e n l a n de s -
s t u di o s, i s t auc h da s g e b äu de i n de r g r a z e r m a r b u r g e r- s t r a s s e
f u n k t i o n a l , e i n t e c h n i s c h e r z w e c k b au. u m e i n e z e n t r a l e h a l l e
s i n d di e s t u di o s f ü r f e r n s e h e n u n d r a di o t o r t e n s t üc k f ö r m ig
g ru p p i e r t.
f ü r da s de s ig n e r s i n r e s i de nc e -p r o j e k t h a t t o b i a s k e s t e l s o -
wo h l de n o r f -b au a l s auc h di e a r b e i t de s l a n de s s t u di o s a n a ly-
s i e r t u n d e i n i n t e r a k t i v e s ko m m u n i k a t i o n s ko n z e p t e r a r b e i t e t,
da s s t e i e r m a r k w e i t o r f - s a t e l l i t e n vo r s i e h t u n d s o de n m e n-
s c h e n i n t e r a k t i o n m i t de m m e di u m e r m ö g l ic h t. s e i n a n s p r e c h-
pa r t n e r wa r g e r h a r d dr a x l e r, di r e k t o r de s l a n de s s t u di o s
s t e i e r m a r k.
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
o r f - l a n d e s s t u d i o
s t e i e r m a r k
orF Steiermark / tobias kestel
foto: ZaP-Cam/Graz
Seite 7 orF Steiermark & tobias kestel
unD DAs orf-lAnDesstuDio
selbst Dient DAnn Als
ProjeKtionsflÄche?
tobias kestel: Ja, das ist aber noch nicht so
genau definiert. Es gibt da ein Unterkonzept,
das ich bearbeitet habe, dass man die Leute,
die drinnen arbeiten, nach außen bringt und
auf der Außenfassade entlanggehen lässt.
Aber die Hauptgeschichte ist eben diese
Kommunikation von der kompletten Stei-
ermark zurück zum Sender. Man muss das
natürlich redaktionell bearbeiten … Und die
Leute, die nicht so laut sind, Leute, die in so-
zialen Randgruppen sind, Migranten, sollen
da auch eine Möglichkeit haben.
Welchen nAchhAltigen
nutzen hAt Aus ihrer sicht
Designers in resiDence?
tobias kestel: Ich wünsche mir, dass Fir-
men Vertrauen in Designer haben. Es kommt
immer was raus: Der Designerblick eröffnet
eine neue Sicht auf das Unternehmen. Ein
Hubschrauberblick, Satellitenblick auf den
Betrieb … Das wäre gut! Beziehungsweise:
Wenn jemand von außen rein kommt, hat
das immer einen positiven Effekt.
Gerhard Draxler: Was der ganze Prozess ge-
zeigt hat, ist, dass es immer gut ist, eine pro-
fessionelle erfrischende Außensicht auf das
Unternehmen zu bringen. Insofern war das
ein sehr gelungener wertvoller Prozess, der
– auch wenn nichts umgesetzt wird – zumin-
dest im Kopf einiges weiterbewegt hat.
Tobias Kestel
hat white elephant 2005 gemeinsam mit Florian Puschmann gegründet.
Das Designduo widmet sich der experimentellen Materialforschung
und dem Industriedesign.
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
t o b i a s k e s t e l u n d g e r h a r d d r a x l e r
relAteD linKswww.white-elephant.atsteiermark.orf.at
Seite 8 orF Steiermark & tobias kestel
“ic h w ü nsc h e m i r, da s s f i r m en v ert r au en i n de sign er h a ben.
”tobias kestel
Zu Beginn der Projektarbeit stand wie bei den
meisten Designprojekten eine intensive re-
cherchephase. Diese „erforschung“ des orF
bezog sich sowohl auf das Innenleben, die Men-
schen beim Sender, die technik, das Gebäude
und die außenanlagen (siehe Bild). es wurde
aber auch die außenwirkung beobachtet, z.B.
durch Beobachten von verschiedenen Besu-
chergruppen (Schüler bis Seniorengruppen).
Dabei war z.B. bei sehr vielen Menschen eine
gewisse Spannung, ja ehrfurcht vor dieser In-
stitution spürbar.
Diese Beobachtungen flossen in die konzept-
erarbeitung ein: Zum einen entstand die Idee,
eine Sendemöglichkeit, also eine art „rückka-
nal“ in umgekehrter richtung vom „Publikum“
zurück zur Sendeanstalt zu etablieren.
konsequenterweise sind die im Land verteilten
„tortenstücke“ immer exakt in richtung des
orF Landesstudios auszurichten.
Diese neuen Icons bieten durch ihre einfachheit
und Wiedererkennbarkeit vielfältige Möglich-
keiten der Skalierung: Von der anstecknadel,
aufkleber, kulinarik bis zu mobilen funktio-
nalen kleinversionen im Handtaschenformat
(z.B. für Pressekonferenzen) ist vieles denkbar.
Die Hauptarbeit im rahmen dieses Projektes
bestand in der konzeptionierung, die formale
Gestaltung der steiermarkweit zu installieren-
den Satelliten wurde umrissen und ein thema
als ansatzpunkt gefunden.
zuseher liefern content zurück an den orf:
Dies könnte über das einspielen von Video-
Minicasts über außenstellen des orF erfolgen:
Diese „Satelliten“, die überall in der Steiermark
in ortschaften, auf Gipfeln von Bergen, an Seen
usw. platziert sind, können jederzeit und von je-
dermann genutzt werden, um eine Botschaft zu
platzieren. Bewusst soll das System auch scheu-
en Menschen oder Menschen ohne Zugang zum
Internet eine Stimme geben. Dennoch sollte eine
Moderation der eingespielten Inhalte beim orF
vorgenommen werden, um hetzerischen oder il-
legalen Content herauszufiltern, vor allem aber
um interessante oder dringende Geschichten re-
daktionell aufzubereiten.
illustration auf basis einer luftaufnahme
von zepp-cam/graz
architekt: gustav peichl
Basierend auf der bestehenden markanten ar-
chitektur, die im Volksmund als „Peichl-torte“
bekannt ist, entstand die Idee, die Satelliten
in Form von stilisierten tortenstücken aus-
schwärmen zu lassen. Möglicherweise gewagt
und nicht mit dem architekten abgesprochen
– jedoch mit viel Potenzial zur Generierung ei-
nes Icons im rückenwind der bereits zur Marke
geadelten „torte“.
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Seite 06 tobias kestel / orFCreative IndustriesDesigners in Residence
Fenster öffnen Türen
Gaulhofer /Martin
Breuer-Bono
Seite 10 Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Gaulhofer Fenster und türen & Martin Breuer-Bono
Martin breuer-bono
träger zahlreicher renommierter Design-
preise – hat 2001 breuerbono design
development in Graz gegründet. auf-
grund seiner ausbildung – Maschinen-
baustudium an der technischen
Universität Wien und ein Masterstudium
für Design am royal College of art in
London – haben seine arbeiten oft mit
technischen Innovationen zu tun und
beschränken sich nicht auf die formale
Variation eines Produkts. Dazu kommt
bei jedem Breuer-Bono-Produkt die rein
gestalterische Intervention, das Styling.
aus diesem arbeitsansatz hat der
Designer für sich den Begriff „design
development“ entwickelt und zu seiner
Unternehmensphilosophie gemacht.
gaulhofer
Seit 90 jahren verbindet Gaulhofer
handwerkliche tradition mit hochent-
wickelter Fertigungstechnologie und
produziert Fenster und türen aus Holz,
Holz-alu, kunststoff, die in ganz
Österreich und europaweit vertrieben
werden. In der Unternehmens-
philosophie ist die Umwelt ein zentra-
ler Schwerpunkt: Man produziert mit
Holz aus den österreichischen Wäldern
und bietet energiesparfenster samt
dazugehöriger energiesparberatung an.
Forschung und entwicklung haben beim
Fensterspezialisten aus dem steirischen
Übelbach ebenso hohen Stellenwert;
Grund genug, Designers in residence
offen aufzunehmen.
„Gaulhofer hat eine sehr
interessante technolo-
gie im Programm, das
Glassline-Fenster. Dabei
sind Glaselement und
Flügelrahmen verklebt.
Die Glasscheibe trägt
also ganz wesentlich zur
Statik des Fensterflügels
bei. Ich wollte das aus-
reizen, was die Zartheit
des Flügelprofils betrifft
und habe als referenz
einmal den Querschnitt
des klassischen Grazer
Stocks hergenommen,
das Fenster, das man in
vielen altbauten findet.“
ausseninnen
flügelrahmen
stockrahmen
ai-schale
glaselement
dichtungsebenen
76/78
46/32
Seite 11 Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Gaulhofer Fenster und türen & Martin Breuer-Bono
“DESIGN IST DIE SEELE
DES PRODUKTS”
Martin Breuer-Bono
„entwerferische ansätze waren, ganz stark in eine Querproportion zu gehen, ich nutze da
wieder die Statik des Glases, und dann sich bewusst von konstanten Querschnitten abzusetzen.
Das volle Material sozusagen in Szene zu setzen. Ich sage anti-extrusion dazu.“
martin breuer-bono
Seite 12 Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Gaulhofer Fenster und türen & Martin Breuer-Bono
fenster öffnen türen
„Das Thema war ja ganz offen. Das war
auch sehr ungewöhnlich. Normalerwei-
se trifft man sich zu einem Thema. Da
war’s so, dass man sagte: Da sind 2 Part-
ner, schauen wir mal, was die da machen“,
beschreibt Martin Breuer-Bono die für
ihn ungewohnten Rahmenbedingungen.
Spannend findet er das und herausfor-
dernd. Aus einem ersten Brainstorming
kommen etwa Ideen zur Neugestaltung der
Pausenaufenthaltsräume im Werk oder im
Verkaufsbereich; „wie man Schnittmuster
präsentiert oder points of sales für die Ver-
triebspartner entwickelt“, ist ebenso The-
ma. „Gejuckt“ hat den Designer aber dann
doch die Essenz des Unternehmens, das
Fenster an sich. Also öffnet er eines nach
dem anderen.
von Der oberflÄche
in Die tiefe
Vom Unternehmen holt sich der Designer,
was er braucht, und befindet: „Handling
absolut problemlos.“ Im ersten Gespräch
erfährt er vom 90-jährigen Firmenjubilä-
um. Im zweiten sind seine Gesprächspart-
ner Firmenchef Manfred Gaulhofer und
Eberhard Schrempf von der Creative In-
dustries Styria. Danach geht der Designer
in Klausur und besinnt sich:
• Gaulhoferist
HanDWerkLICHe traDItIon.
• Gaulhoferistmeisterliche
VerarBeItUnG.
• GaulhoferistQualität
UnD WertIGkeIt.
• Gaulhoferistholz.
• Gaulhoferist
VerantWortUnG.
Aus dieser lyrischen und auf den Punkt
gebrachten Analyse des Übelbacher Fens-
terspezialisten entwickelt Breuer-Bono
seine Dreiheit:
„‘entwerferische‘ Ideen, technische Basis
und gestalterische Umsetzung“. Er ent-
scheidet sich für den natürlichen Rohstoff
Holz, der für ihn den bewussten Ressour-
cenumgang des Unternehmens am besten
spiegelt: „Sie haben einen starken ökolo-
gischen Anspruch, kaufen die Hölzer re-
gional ein, nehmen dafür auch preisliche
Nachteile in Kauf. Das hat mich angespro-
chen, mir gefallen.“
Weitere Gespräche mit der Marketing-
Abteilung bei Gaulhofer folgen und immer
mehr taucht man in Unternehmens- und
Designphilosophie ein, man entwickelt „im
inneren Kern“ des Unternehmens. Der Be-
trieb wurde auf sehr professionellem Ni-
veau verstanden.
Das Thema „Bilder rahmen“ ist gefunden
und die Entwurfphase beginnt. Wie also
schaut ein Gaulhofer-Fenster in Gaulho-
fer-Technologie im Breuer-Bono-Design
aus? Schön, schlicht, funktional und volles
Holz im Fensterrahmen. Ein zweiter Ent-
wurf entsteht, die Präsentation der beiden
Entwürfe ist sehr beeindruckend.
voM entWurf zuM ProDuKt
In Klausur geht man nun bei Gaulhofer,
die Entwürfe gefallen. „Design gibt Im-
pulse, Design erweitert die Grenzen des
Möglichen und Design eröffnet unseren
designorientierten Kunden eine neue Äs-
thetik“, so Manfred Gaulhofer über den
Mehrwert von Design. Ob und wie und
wann die beiden so entstandenen Fens-
terentwürfe in Produktion gehen, ist aber
noch offen, das muss man durchrechnen,
Kosten-Nutzen abwägen.
Der verAntWortung
beWusst …
… ist sich Breuer-Bono in seiner Arbeit,
denn Produktdesign hat für ihn mehr als
nur den „Behübschungsfaktor“. Der Auf-
traggeber gibt seinem Verständnis nach
einen immensen Vertrauensvorschuss.
„Wenn ich ein Produkt entwerfe, dann ist
das eine Sache, auf der die Firma mögli-
cherweise einen gewissen Teil ihres Um-
satzes in den nächsten 10 Jahren ihrer
wirtschaftlichen Situation aufbaut.“ Der
Design-Begriff erweitert sich um den
wirtschaftlichen Aspekt. Ebenso rückt
für den Designer das Unternehmen in den
Mittelpunkt, wie es auch bei Gaulhofer im
besten Sinn exerziert wurde. „Das heißt,
Design ist eigentlich in diesem Fall eine
strategische Disziplin, die ganz stark mit
Unternehmensidentität zu tun.“
relAteD linKswww.breuerbono.comwww.gaulhofer.com
Seite 13 Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Gaulhofer Fenster und türen & Martin Breuer-Bono
foto: Wolfgang Croce
“DESIGN
ERWEITERT DIE GRENZEN DES MöGLICHEN
”Manfred Gaulhofer
Leder und Schuh–ein Designerstück
Seite 14 Leder und Schuh & Florian Puschmann
Leder und Schuh
/Florian
Puschmann
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Seite 15 Leder und Schuh & Florian Puschmann
Leder und Schuh–ein Designerstück
Personen
florian Puschmann: Grazer,
arbeitet beim Designlabel white elephant, das
sich mit experimenteller Materialforschung
und Industriedesign beschäftigt
hans Michael heger: Leiter der
Designabteilung bei der Leder und Schuh aG
(Corti, Dominici, Humanic, jello, Shoe 4 you)
Dir (Designers in residence):
Projekt der Creative Industries Styria, das
Designer mit Unternehmen vernetzt
ort
Zentrales Lager von
Leder und Schuh in
der Grazer Lasten-
straße sowie
Humanic-Filialen in
Graz und Umgebung
zeit
Mai/juni 2009
i d e e n s a m m l u n g e n u n d p r o j e k t -s k i z z e n v o n f l o r i a n p u s c h m a n n
heger: Schauen Sie, was Sie machen wollen!
Puschmann: Ich suche nach Baustellen. Ich schaue mich um: Wo
könnte man Projekte ansetzen, wo könnte man Verbesserun-
gen machen? Eine lockere Ideensammlung, also Produktdesign,
Schaufenster und Fassadengestaltung, Organisation der Ver-
kaufsräume … Ich hab mir auch überlegt, die Humanic-Fern-
sehwerbungen auf einer DVD zugänglich zu machen, oder einen
Schuhlöffel für Humanic zu designen.
heger: Er hat das Unternehmen kennengelernt. Er war in Fili-
alen, er war in der Zentrale. Er konnte hineinschnuppern in die
Bereiche, wo er tätig war, z.B. Schuhlöffel. Wie geht man damit
um? Schuhlöffel ist ja im Prinzip ein wichtiges Verkaufshilfs-
mittel. Weil – wenn ich in einer Filiale bin und in den Schuh
nicht hineinkomme, brauche ich einen Schuhlöffel. Ob das jetzt
ein designter ist oder ein 0815-Löffel, ist eine andere Frage.
Dir: Zur Zentrale in der Lastenstraße?
Puschmann (schlägt seine Designmappe auf und blättert im ent-
wurf zur Fassadengestaltung der Zentrale): Leder und Schuh ist
gar nicht sichtbar, außer von der Bahnstrecke aus. Wie weit kann
da eine Neugestaltung gehen, soll sie überhaupt stattfinden? Die
Leute wissen gar nicht, dass Leder und Schuh Humanic ist und
dass das die ganzen Marken sind. Da sollte man sichtbarer auf-
treten, ist doch ein europaweiter Konzern!
Dir: Zu den Shops?
heger: Wie schaut das in den Einkaufszentren außerhalb von ös-
terreich aus, was brauchen wir dort? Da hat er ja eine Gestaltung
von Mall-Glasscheiben, die nicht direkt als Auslage dienen, wo
ich nicht direkt einen Schuh oder ein Foto sehen muss.
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Seite 16
relAteD linKspuschmann.wordpress.com www.white-elephant.atwww.lsag.com
Puschmann: Da gab’s Ideen, da ging’s um
Aufräumen, Informationsführung, Shop-
gestaltung.
Dir: Humanic, ein großer Name?
Puschmann: Humanic hat ein relativ rei-
ches Erbe geschaffen früher und war sehr
offen Kreativen und Künstlern gegenüber
und hat wirklich Kunst als Werbung ge-
bracht. Das war sehr spannend.
heger: Was mich auch verblüfft, wie, in
welchen Schritten und vor allem wie lan-
ge er sich mit Kleinigkeiten beschäftigen
kann. Was wir im Haus aus Zeit- oder Pro-
jektgründen gar nicht machen können …
können uns nicht monatelang mit einer
Kleinigkeit beschäftigen. Fand ich sehr
positiv daran. Er hatte auch andere Zu-
gänge, weil er nicht betriebsblind ist.
Dir: Konkreter Output?
Puschmann: Ich habe mehrere Projekt-
vorschläge gemacht; aber was ist sinnvoll
herzuzeigen? Ist ja eine Projektesamm-
lung, die noch nicht für die öffentlichkeit
bestimmt ist …
Heger und Puschmann vertiefen sich nun
in Puschmanns Projektmappe und blät-
tern sie interessiert durch.
heger: Es war eine sehr positive Zusam-
menarbeit. Was mir leid tut: Wir haben die
Zusammenarbeit im Moment noch nicht
vertieft. Wir halten diese Ideen in Evidenz
und wann immer es die Zeit und das Geld
erlauben oder die Ideen für ein Projekt
passend erscheinen, setzen wir sie um. Wir
werden auf den Florian Puschmann zu-
rückkommen. Wenn sie gebraucht werden,
werden sie mit ihm weiterentwickelt.
Dir: Stichwort Design.
heger: Im Prinzip ist das Produkt Schuh
ja auch ein Design. Es gibt tolles Design
oder funktionelles Design, wie Bequem-
schuh, Badeschlapfen … Es muss funk-
tionieren. Design muss funktionell sein.
Man muss die Schwellenangst überwin-
den. Und nicht sagen: Design ist nur teuer.
Design muss natürlich in einem gewissen
Sinn leistbar sein. Design wird nie den
Anspruch erheben können, dass es allen
Menschen gefällt. Denn Kunst und Ohr-
feigen sind verschieden.
Dir: Stichwort Kunst.
Puschmann: … sehr kunstsinnige Firma.
Habe das Gefühl, eine Verantwortung ist
da, Kultur zu fördern und zu betreiben.
heger: Wir sammeln ja Kunst oder fördern
junge Künstler. Die Kunst, die wir auch in
unsere Mitarbeiter bringen wollen.
Puschmann und Heger geben sich die
Hand und schauen einander lächelnd an.
Heger klopft Puschmann auf die Schulter.
Dir (Designers in residence) bleibt noch
bei ihnen. alle drei unterhalten sich na-
hezu unverständlich, aber angeregt. Man
hört noch einzelne Wortfetzen wie:
„neues Branding, gute Ideensammlung,
das werden wir schon umsetzen! Span-
nende arbeit …“
VORHANG FÄLLT LANGSAM
Leder und Schuh & Florian PuschmannCreative Industries StyriaDesigners in Residence
Seite 17 Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Herk karosserie und Lack & Permanent Unit
Herk karosserie und Lack / Permanent Unit
“GESTALTET WIRD, WAS GESTALTUNG
BRAUCHT. ”
Permanent Unit
Seite 18 Herk karosserie und Lack & Permanent Unit
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
i n di e t i e f e g e h e n: jo s e f h e r k u n d g e o r g di n s t l
Wenn sich Herk und Permanent Unit
zusammenschütteln, hat das good
vibrations! Heraus kommt ein
Produkt mit dem starken namen
Herkules und das ist genauso stark wie
das damit verbundene Design und
Marketingkonzept. Dass das nicht
schon früher passiert ist – nämlich eine
karosserie-Pflegeserie dieses namens
– wundert den Vordenker Herk und die
jungdesigner von Permanent Unit
gleichermaßen.
relAteD linKswww.permanent-unit.comwww.herk.at
Die sPinnen Die röMer, Die grAzer,
Die KnittelfelDer!
Georg Dinstl und seine Mitstreiter zeigen sich sicht-
lich angespannt und etwas skeptisch, als sie das Büro
des Spartenobmanns Herk betreten. Was kommt
da auf uns zu? Und wer kommt da auf uns zu? Ver-
staubtes Karosserie-Gewerbe? Kammer-Ästhetik?
Harte Arbeit hin zum angenehmen Workflow? Nach
den ersten Sekunden des Treffens wird aber schnell
klar - dieser Herr Josef Herk ist das Gegenteil: of-
fen, innovativ und vielleicht noch verrückter als die
vier Jungs von Permanent Unit zusammen …
gooD stArt!
Das Du-Wort rollt über den Tisch, ähnlich wie sich
Ideen in Mindesteile zu Produktideen entwickeln
– Herk gibt dabei die Inputs für das Design-kol-
lektiv. Nur 3-4 Wochen benötigte Permanent Unit
von der Idee bis zum fertigen Design, zur fertigen
Marketingstrategie.
josef herk …
… ist Geschäftsführer des karosserie-
bauunternehmens Herk und obmann
der Sparte Gewerbe und Handwerk in der
Wirtschaftskammer Steiermark
… ist in knittelfeld
… macht autoglaseinbau, Steinschlag-
reparatur, Hagelschaden-Soft-repair,
klimaanlagen-Funktionscheck,
karosserierahmenvermessung mittels
Ultraschall u.v.m.
… lässt es rollen
Permanent unit …
… ist ein Designkollektiv
… ist in Graz
… sind Georg Dinstl, Simon Lemmerer,
oliver toman und josef Wurm
… machen Fotografie,
Malerei, Grafik-Design,
Webinstallation, Streetart,
Schablonenkunst …
… haben no rules
gooD ProDuct!
Herkules Powerpack ist ein survival package für
den Glanz jeder Karosserie. Das Produkt enthält
in einer Edelstahl-Box Tuch, Autopolitur und Ge-
brauchsanweisung. Was Herkules heißt, muss na-
türlich auch von Herkules verkauft werden. Also
soll eine menschengroße Figur aus Holz in den
Läden stehen, Herkules itself, und die Edelstahl-
Boxen präsentieren. Permanent Unit will auch per-
manent verkaufen und schlägt vor, das Produkt via
Internet gut zu verlinken, einen Blog einzurichten,
für Suchmaschinenoptimierung zu sorgen und ei-
nen Online-Shop für den sorgenfreien Vertrieb zu
installieren.
irgenDWAs Muss DA
Doch fAul sein!
Designers in Residence geben gemeinsam mit den
besuchten Unternehmen Initialzündungen – so ge-
schehen auch im Fall Herk. Allerdings stellt sich
nun die Frage, wie man das Produkt tatsächlich
realisiert. Nun, da ist jetzt der Herr Herk an der
Reihe: „Nach der Kreativität kommt der kühle Be-
triebswirt. Ein exklusives Produkt braucht schließ-
lich auch einen exklusiven Produzenten.“ Eine
Schweizer Produktionsfirma wird angefragt, aller-
dings stellt sich jetzt die Kosten-Nutzenfrage. Und
da ist man realistisch: Die Umsetzung braucht min-
destens ein Jahr. Aber: Die Idee ist gut, die Zusam-
menarbeit befruchtend und jeder hat was gelernt!
Seite 19 Herk karosserie und Lack & Permanent Unit
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
“FA K T E N E R H E B E N , Z I E L G R U P P E N E R FA S S E N , M A R K T P O T E N Z I A L
H E R A U S F I L T E R N . D A S I S T U N S E R E H E R A N G E H E N S W E I S E .
”motion code: blue
Schabauer Dachdeckerei und Spenglerei / motion code: blue
Seite 20 Schabauer Dachdeckerei und Spenglerei & motion code: blue
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Die Designer.
Das Grazer Industriedesignerduo motion
code: blue hat sich auf Yachtdesign spe-
zialisiert. Das funktioniert prächtig, wie
zahlreiche internationale Aufträge zei-
gen. Darüber hinaus bieten Christopher
Gloning und Christian Gumpold auch alle
Kategorien des Industrial Design an, in-
klusive grafischer Aufbereitung und Visu-
alisierung.
DAs unternehMen.
„Ein gutes Dach über dem Kopf“ konst-
ruiert die Dachdeckerei und Spenglerei
Schabauer seit mehr als 50 Jahren. Lan-
desinnungsmeister Helmut Schabauer ist
der Geschäftsführer dieses Grazer Traditi-
onsunternehmens, das unter anderem his-
torische Dächer restauriert. Ein besonders
bekanntes Beispiel dafür ist die Dachrevi-
talisierung der Grazer Oper. Und auch für
Steil-, Flach-, Pult-, Walm-, Sattel- oder
Tonnendach bei Neubauten ist Schabauer
ein guter Dachberater.
DAs vorhAben.
Eigentlich wollte Helmut Schabauer mit
Designers in Residence eine Lösung für
seine anfallenden Blechabfälle entwi-
ckeln. Letztlich ist daraus ein Dachrin-
nenreinigungsgerät mit dem funktiona-
len Arbeitstitel „Handlanger“ geworden.
Helmut Schabauer: „Der Sinn besteht
darin, dass die Leute nicht mehr über die
Leiter hinauf müssen, sondern mittels der
Stange und dem Aufsatz vom Boden aus
arbeiten können.“
relAteD linKswww.motioncodeblue.comwww.schabauer-dach.at
Seite 21 Schabauer Dachdeckerei und Spenglerei & motion code: blue
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
DAs ProDuKt.
Als Dachspezialist kümmert sich Schabau-
er auch um Probleme rund um das Dach.
Abfall in Dachrinnen ist eines davon, für
die es schon einige Lösungen am Markt
gibt. Das Designkonzept von motion code:
blue garantiert mit dem Dachrinnenreini-
gungsgerät „Handlanger“ einen geringen
Aufwand um Äste, Laub, Früchte, Kunst-
stoffteile oder gar tote Tiere zu entfernen.
Christian Gumpold: „Man sollte nicht al-
les ins Fallrohr spülen, weil es sich leicht
verkeilen und verstopfen kann. Es besteht
die Notwendigkeit, dass die Schaufel vor-
ne mit einem Profil ausgebildet wird.“ Mit
dieser Schaufel, die auf einem ausziehba-
ren Teleskoparm bis zu 6 m auszufahren
ist, entfernt man Unrat. Das Gerät kann in
der Dachrinne eingehängt werden. Kleine
Gegenstände werden dann mit einer inte-
grierten Wasserspritze weggepustet.
Design nAch PlAn.
Gutes Design fußt nicht nur auf einer zün-
denden Initialidee, sondern auch auf einer
guten Phasenplanung. „Fakten erheben,
Zielgruppen erfassen, Marktpotenzial he-
rausfiltern. Danach wird das Produkt auf-
grund der Kundenbedürfnisse entwickelt“,
beschreibt Christopher Gloning die Her-
angehensweise von motion code: blue im
Designprozess. Diese, so der Absolvent von
„Industrial Design“ an der FH Joanneum,
verdanke er seinem Studium. Erfahrungs-
gemäß tauchen in einem Design- und Ent-
wicklungsprozess immer neue Herausfor-
derungen auf. Die Recherchearbeit und
die intensive Auseinandersetzung der De-
signer mit der Spenglerei sowie das Fach-
wissen von Helmut Schabauer und seinem
Team führten zum fertigen Design eines
Produkts, das gute Absatzmöglichkeiten
am Markt hätte. Im Fall des „Handlan-
gers“ sind die Zielgruppe allein in öster-
reich 1,6 Millionen Einfamilienhäuser.
schWerPunKt Prozess.
So weit der Plan. Dass der „Handlanger“
noch nicht umgesetzt wird, hat eine Reihe
von Gründen. Strategische Überlegungen
spielen dabei eine Rolle. Was keine Rolle
spielt, sind Zweifel an der Funktion von
gutem Design. Denn davon ist Helmut
Schabauer felsenfest überzeugt. So über-
zeugt, dass man den Produktentwick-
lungs- und Designprozess kurzerhand auf
ein anderes Projekt übertragen hat – top
secret, weil dieses nun tatsächlich kurz
vor der Prototypentwicklung steht.
PerfeKte Designer für ein
innovAtives unternehMen.
Das geht natürlich nicht von heute auf
morgen. Lange Gespräche und intensives
Brainstorming haben in dieser Partner-
schaft den Boden für Synergie bereitet;
darüber sind sich die Beteiligten einig.
Helmut Schabauer: „Das sind 2 Top-Leute,
mit denen man über alles sprechen kann.
Verstehe ich das Technische nicht, erklä-
ren sie mir das, vom Handwerklichen her
kann ich ihnen unter die Arme greifen. Wir
ergänzen uns gut.“ Dass aus der ersten Be-
gegnung gleich eine nächste Zusammen-
arbeit entstanden ist, kommt daher auch
nicht von ungefähr. Genau so hat man sich
Designers in Residence vorgestellt: Kon-
takte knüpfen, Ideen ausarbeiten, über den
Tellerrand blicken.
helmut schabauer über
motion code: blue:
„Wir ergänzen uns gut.“
m o t i o n c o d e : b l u e , c h r i s t i a n g u m p o l d u n d c h r i s t o p h e r g l o n i n g
Wohnen im Wein kitzeck/bmm Marketing / Mari tosmin, unterstützt durch tammo trantow
Seite 23
Wohnen im Wein
relAteD linKswww.maritosmin.com
www.pilotprojekt.at
www.bmm.at
Seite 24 kitzeck/bmm Marketing & Mari tosmin, unterstützt durch tammo trantow
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
“g o o d a r c h i t e c t u r e i s
h a r m o n y a n d b a l a n c e b e t w e e n e x t e r i o r a n d i n t e r i o r .
”Mari tosmin
sie bildete die basis für ...
war leitmotiv für das
gesamte Projekt.
... die späteren entwürfe
und ...
Am Anfang war
die traube.
WAlD, Wein, Wohnen
Die Gemeinde Kitzeck liegt in einer der
schönsten steirischen Gegenden, umran-
det von Weinhängen – die höchst gele-
genen in Europa. Das Sausal breitet sich
auf fruchtbaren Hügeln aus, eine wunder-
schön kupierte und urige Landschaft, in
der man gerne wohnt und gerne lebt. In
dieser Region gibt es eine Fläche Land, die
fürs Wochenende oder dauerhaft bewohn-
bar und belebbar gemacht werden soll. Die
einzige Vorgabe, die seitens der Investoren
an die Designerin in Residence, Mari Tos-
min, gestellt wird, lautet: möglichst viel
Wohnfläche und trotzdem möglichst viel
Platz und Komfort.
estlAnD, hollAnD,
österreich
Das sind die Stationen von Mari Tosmin,
Grafikerin, Innendesignerin und Archi-
tektin. In der Hauptstadt des flachen bal-
tischen Estlands, in Tallinn ist Mari am
Meer aufgewachsen, ihr Architektur- und
Design-Studium hat sie im ebenso flachen
Holland absolviert. Seit einem Jahr ist sie
in österreich und hat eines gelernt: „Hier
muss man einfach Schi fahren können.“
Berge fangen für sie bereits in der Süd-
steiermark an, auch der Schlossberg ist ein
Berg in ihrem Verständnis. Die Landschaft
um Kitzeck mit ihren Bergen – Verzeihung
Hügeln – hat sie für das Projekt detailliert
analysiert und einen Wohnbau-Entwurf
angefertigt, der sich in die sanfte Land-
schaft ebenso sanft hineinlegt. Unterstützt
wurde Mari Tosmin vom Grazer Design-
Consulter Tammo Trantow.
entDecKen,
verstecKen, entWerfen
1. treffen:
Nebel hängt in diesem hügeligen Land, erst
später am Nachmittag löst er sich auf. Was
gibt es hier? Uralte Häuser, uralte Wein-
stöcke. Die zu bebauende Landparzelle ist
in einer Hanglage, umgeben von Weingär-
ten. Nördlich und südlich davon in weiter
Ferne gibt es zwei Gutshöfe. Wer will hier
wohnen? Leute die in Einklang mit der Na-
tur leben wollen, die es gerne ruhig haben,
die gerne Rad fahren, wandern oder sich
von der Woche in der Stadt erholen möch-
ten. Die Leute sind nett hier, ich habe ab-
solute Freiheit – „freedom“ – in dem, was
ich mache. Ich verstehe nicht alles, Tammo
Trantow übersetzt. Ich bin doch erst seit
einem Jahr hier.
Seite 25 kitzeck/bmm Marketing & Mari tosmin, unterstützt durch tammo trantow
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Wohnen in und mit der natur:
Das gesamte Projekt wurde mit natürlichen
Materialien, vor allem holz, geplant.
form follows fruit: Das
traubeninspirierte gebäude
passt sich perfekt der
umgebung an.
2. ArbeitstAg:
Meine Ziele: Die Landschaft so gut es geht
erhalten. „As much nature as possible.“
Mein Nebenziel: Der Entwurf soll aus der
Gegend heraus entwickelt werden.
3. Arbeitsschritt:
Über Nacht ist es mir eingefallen: Es muss
eine Weinrebe sein! Die Struktur der Häu-
ser muss der einer Rebe ähneln. Ich zeich-
ne eine Rebe und abstrahiere sie, daraus
entwickle ich den Grundriss. Ein Rebstock
wird nicht hoch; die Wohnhäuser werden
es auch nicht; maximal 2 Stockwerke;
Was ist mit meinem Hauptziel? Die Häu-
ser werden versteckt, viel Licht trotzdem,
in den Hang hinein gebaut. Auf ihren Dä-
chern Gras. So weit wie möglich von den
beiden vorhandenen Grundstücken weg,
damit der Eindruck der Freiheit bleibt.
Und die Autos? Die verstecken wir in ei-
ner ebenso begrünten Tiefgarage, mit di-
rektem Zugang zu den Häusern über ein
Kellerabteil.
4. ein Weiteres treffen:
Der Plan ist bereits fortgeschritten, aber
ja, ich werde daran erinnert, möglichst viel
Wohnfläche rauszuholen. Schwierig. Aber
825 m2 Gesamtnutzfläche gehen sich aus,
das ist das höchste. 5 Bauten, 10 Stock-
werke; Wohneinheiten je nach Belieben
zu verteilen. Maximale Ausschöpfung der
Grünflächen. Viel Sommerwohnfläche in
Form von Terrassen.
5. Arbeitsschritt:
Das Material: ich bin völlig uneingeschränkt,
ich kann alles benützen, kein Budgetplan –
„absolutlely free“; das Hauptziel: Landschaft
erhalten: das bedeutet auch, möglichst viele
Rohstoffe aus der Gegend zu benutzen; wel-
che Baustoffe gibt es hier? Beton, Stein,
zum Beispiel Stainzer Gneis für das Fun-
dament. Holz von Thoma Holzbau für das
Erdgeschoß. Die Fassade ebenso aus hei-
mischem Holz. Die Fenster sollen mit Iso-
lierglas gedichtet werden; die Dächer sind
Gründächer, das kann man beispielsweise
mit Xeroflor machen. Ausgeglichene Ener-
giebilanz – „recycling energy“ – liegt im
Trend und auch im Sinne meines Haupt-
ziels: Solarenergie, mineralische Decken-
platten, intelligente Gebäudehülle, Ein-
satz wieder verwertbarer Kunststoffe für
Rohre, Dichtungen, …
6. Arbeitsschritt:
Modellbau. Die Fassade ist wichtig: eine
Fassade aus Holzlatten; lockerer bei den
Terrassen als Balustrade; im Eingangs-
bereich kann das einem Pfahlbau ähn-
lich sein.
7. Arbeitsschritt:
Jedes Haus soll eine eigene Bezeichnung
bekommen; das ist aber nur so eine Spie-
lerei nebenbei; die Häuser könnten die Na-
men von heimischen Tierarten tragen, die
vom Aussterben bedroht sind.
8. PrÄsentAtion:
Ist gut gelaufen; die Auftraggeber sind
zufrieden, das Projekt gefällt; ich würde
gerne an der Detailplanung vor allem auch
für die Innenausstattung weiterarbeiten.
Das Projekt ist „on hold“.
Seite 26 Stadtgemeinde Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
MurAu – stADt seit 1298.
Murau hat bereits 1298 sein Stadtrecht erhalten.
Traditionell widmen sich die Murauer seit jeher
der Holzgewinnung und dem Holzhandwerk; die
Lage an der Mur eröffnete einen willkommenen
Transportweg.
Im Unterschied zu den anderen Designers in Re-
cidence-Projekten ist Murau kein Unternehmen,
sondern gleich eine ganze Stadt mit unterschied-
lichen Entscheidungsgremien. Ein einheitliches
Erscheinungsbild wollen aber alle. Deshalb wurde
das Designers in Residence-Projekt in Muraus ins
Leben gerufen.
Drei verschieDene zugÄnge.
Die Designerinnen in Residence, die der Stadt zu-
geteilt worden sind, haben sich extra für dieses
Projekt zusammengefunden. Sie haben alle an der
FH Joanneum Ausstellungsdesign studiert, haben
aber unterschiedliche Backgrounds. Verena Pöschl
kommt eindeutig aus dem Design-Bereich, sie hat
zusätzlich noch Grafik- und Informationsdesign
studiert. Elisabeth Bracun ist auch Kulturwis-
senschaftlerin und Publizistin, Catrin Millmann
bringt ein Kunstgeschichte-Studium mit ins Pro-
jekt. Dadurch wurden Aufgabenstellung und Um-
setzung immer aus mehreren Blickwinkeln be-
trachtet. Ein Vorteil für das Stadt-Projekt.
Die AnAlYse.
Aus der Sicht der drei Designerinnen hat Murau
unglaubliches Potenzial und Kapital. Berg, Fluss,
Holz, Kunst, Kultur. Und eine Straße, deren Ge-
bäude leer stehen. Die Anna-Neumann-Straße di-
24 Karat Holz
“D E S I G N M U S S S I N N M A C H E N U N D K A N N D A S L E B E N A N G E N E H M E R M A C H E N .
”Verena Pöschl
Stadtgemeinde Murau / Verena Pöschl, Catrin Millmann,
elisabeth Bracun
Seite 27 Stadtgemeinde Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
relAteD linKswww.murau.steiermark.at
–
Ballonkugel am Murufer
atmen durch Wind – lebendiger
Werkstoff Holz
–
Klangkugeln beim Musikpavillon
Durch Wind entstehen klänge
seite auch eine Lösung für das Naherholungsge-
biet Murau für die Tourismusbranche erhoffte. Ein
weiterer Wunsch der Stadt war eine Wiederbesied-
lung der Anna-Neumann-Straße. 80 Prozent der
dortigen Geschäfte und Häuser sind leer stehend –
und das trotz zentraler Lage.
Die fArbverbinDung.
Goldig wurden im Wiederbelebungsentwurf die
Fenster dieser verlassenen Straßen. Dieser ist al-
lerdings nur als Übergangslösung gedacht, als
Präsentationsfläche für die Stadt, aber auch als
Eye-Catcher für Vorbeiradelnde oder Stadtflaneu-
re. Denn eine Wiederbelebung geht ja bekanntlich
nicht von heute auf morgen, das braucht Zeit, und
in der Zwischenzeit kann man die Straße „gschma-
ckig“ gestalten und damit Lust darauf machen, dort
zu wohnen und zu verkaufen.
Die PrÄsentAtion.
Das groß angelegte Gestaltungskonzept, das Stadt
und Holz gleichermaßen bedenkt, findet bei der
Präsentation in Murau großen Anklang. Am Detai-
lumsetzungsplan sind alle interessiert. Aber: Eine
sofortige Umsetzung war nicht möglich. Die Stadt
Murau hat dennoch einen wertvollen Ansatz zur
Corporate Identity erhalten.
rekt am viel befahrenen Murradweg. Bei diesen
Facts kam man bald überein, dass eine Klammer
fehlt, die das gesamte Stadtbild zusammenhält und
die die Stadt auch nach außen hin transparent ver-
marktet. „Wir waren recht schnell beim Goldthe-
ma. Murau ist einfach goldig: Bier ist eindeutig gol-
den. Holz ist von der Farbigkeit auch nicht so weit
weg und das ist für die Murauer ihr ‚Schatz‘. So
ist diese Goldklammer entstanden“, beschreibt Ve-
rena Pöschl die Anfangsphase des Projekts.
Die WeiterentWicKlung.
Aus dieser goldigen Initialzündung entstanden
zwei Projekte, die die Stadt mit der Goldklammer
einheitlich präsentieren sollten. Und die Ideen dazu
kamen quasi wie von selbst. Die Ausstellungsdesi-
gnerinnen entschieden sich für die vollendete Form
der Kugel, die sie als Skulpturen in der Schneise
des Hausbergs nächtlich golden beleuchten wollten.
Damit würde die Stadt schon von Weitem sichtbar.
Weiters sollten Holzkugel-skulpturen in der ganzen
Stadt verteilt werden und damit eine Verbindung
zum Lebensraum Berg und damit auch zum Res-
sourcengeber Wald herstellen.
Die Wunscherfüllung.
Verena Pöschl bezeichnet das als „durchgängi-
ge Formsprache, die auch aus der Stadt hinaus-
wandern kann“, und damit gibt man Murau die
Möglichkeit, ein einheitliches Image
überall zu verteilen: Auch
Wanderwegmarkierungen
könnten Kugeln sein,
und damit kam man
den Wünschen der
Stadt Murau sehr
nahe, weil man
sich von Stadt-
Seite 28
–
Schaufenstergestaltung
anna-neumann-Straße;
Illustrationen zum thema Bier
–
Schaufenstergestaltung
anna-neumann-Straße
–
kugelskulpturen im rathaus-Innenhof. erfühlen von Holz,
mitsamt Geruch und Haptik
Stadtgemeinde Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
relAteD linKs
www.murauerbier.at
bier Mit geschichte
Bereits im 15. Jahrhundert begann man in Murau
zu brauen. Beziehungsweise: Ab Mitte des 15. Jahr-
hunderts sind die Namen der ersten Braumeister
bekannt. Die Zeugnisse über Biererzeugung reichen
bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das geschichtsträch-
tige steirische Bier wird heute von einem modernen
Logistik-Zentrum aus in alle Teile des Landes ver-
kauft. Und weit über die Grenzen der Stadt Murau
hinaus mag nicht nur der Steirer das Murauer Bier.
Designerinnen Mit vielfAlt
Elisabeth Bracun, Catrin Millmann und Verena
Pöschl haben im Rahmen von Designers in Residence
neben dem Corporate Identity-Konzept für die Stadt
Murau auch ein Gestaltungskonzept für die Braue-
rei Murau erarbeitet. Wie auch beim Stadtkonzept
sind die Designerinnen analytisch vorgegangen
und haben die Goldklammer weitergeführt. Denn
schließlich ist die Farbe des Biers eindeutig golden.
Die verschiedenen Zugänge, Grafik- und Informati-
onsdesign sowie Kulturwissenschaft und Kunstge-
schichte, runden ein Projekt ab, das bei den Vertre-
tern der Brauerei großen Anklang gefunden hat.
bierKisten Mit MehrWert.
erstens
Wie werden Bierflaschen transportiert? In Bierkis-
ten. Worauf sitzt man, wenn man eine Feier im Gar-
ten, im Park oder am Grillplatz macht und zu weni-
ge Stühle für seine Gäste hat? Auf Bierkisten! Wie
kann ein Bier beworben werden und gleichzeitigen
Nutzen haben? Bierkisten werden zu transportablen
Stadtmöbeln umfunktioniert. Und wie funktioniert
das in der Praxis? Aus den schon vorhandenen Mu-
rauer Bierkisten werden Liegen, Parkklettergele-
genheiten, Sitzbänke etc., die beispielsweise auch in
anderen steirischen Städten platziert werden kön-
nen, kreiert. Um das Design in seiner Variabilität zu
erhalten, wählen die Designerinnen das Setzbau-
kasten-Modell.
zWeitens
Murauer-Bierkisten also als Wiedererkennungs-
merkmal für die Marke Murauer Bier. Diesen Wer-
beträger kann man schon direkt in der Brauerei –
und zwar gut sichtbar – verwerten: Sie zieren die
vorher dunkel gestrichenen Fassaden des Brauerei-
gebäudes. Sie werden in verschiedenen Mustern an
der Wand angebracht und nachts beleuchtet. Durch
das Gitter der Kisten kommt es zu einem speziellen
Strahl-Effekt, den jeder sehen kann.
Drittens
Die Beleuchtung der Bierkisten geschieht durch
Licht, Licht ist in der Nacht strahlendes Gold.
Das wiederum schließt die Goldklammer, die Bra-
cun, Millmann und Pöschl bereits für ihre Ver-
sion der Corporate Identity für die Stadt Murau
verwendet haben. Die Fassade der Murauer Brau-
erei erstrahlt in Murau in der Farbe Gold und
Seite 29
Brauerei Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl
24 Karat Bier
–
Tagansicht
Fassadengestaltung Brauerei
Pinolen-Bierkisten als
Gestaltungselement an der
Fassade
Brauerei Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
“B I E R I S T E I N D E U T I G G O L D E N .
”Verena Pöschl
schafft damit die Klammer zu den golden
beleuchteten Goldkugeln, die im Naher-
holungsgebiet der Stadt Murau zu finden
sind. Die vergoldeten Fassaden in der
Anna-Neumann-Straße stellen den Be-
zug zum Marketing-Konzept der Brauerei
her: Die Illustrationen auf den Geschäfts-
fassaden nehmen thematisch das Thema
„Bierschaum“ auf.
stADt, holz, bier
Alle drei Markenzeichen der Stadt, also die
Stadt selbst, der Rohstoff Holz und das Bier,
sind in Murau mit Geschichte verbunden.
Die Farbe, die alle drei zusammenhält, ist
Gold, und Murau erhält damit ein Stadtbe-
werbungskonzept, das in der Stadt sichtbar
ist und auf vielen Ebenen aus der Stadt hin-
auswachsen kann.
Seite 30
c a t r i n m i l l m a n n , e l i s a b e t h b r a c u n , v e r e n a p ö s c h l
Brauerei Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
–
Nachtansicht Stadtmöbel
von unten „golden“ beleuchtet
–
Skizze
„Stadtmöbel“ aus Pinolen-
Bierkisten; verschiedene Formen
möglich, variabel im aufbau
–
Stadtmöbel aus Bierkisten (unten)
kleinstmögliches Modul aus
Pinolen-Bierkisten
Seite 31 Brauerei Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
Seite 28 Informationen
Das Designers in Residence-ProgrammWie Unternehmen und Designer zusammenfinden: Designers in Residence ist ein Projekt der Netzwerkgesellschaft Creative Industries Styria (CIS), das Unternehmen und Designer zusammenbringt, um daraus mögliche zukünftige Kooperationen zum Vorteil für beide Seiten abzuleiten. Das Programm richtet sich an Unternehmen in der Steiermark, die in Zukunft verstärkt auf professionelles Design setzen möchten, um ihre Marktstellung auszubauen. Für Designer wiederum eröffnet das Programm die Chance, direkt in einem Unternehmen an konkreten Problemstellungen zu arbeiten und innerhalb von 4–8 Wochen einen Lösungsansatz zu entwerfen. Designers in Residence ist kein Wett-bewerb, sondern eine innovative Form der Vernetzung von Wirtschaft und Kreativen. Beide Seiten werden für die Situation des anderen sensibilisiert und lernen das Denken und Handeln des Partners kennen. Es ist eine freiwillig eingegangene und klar definierte Kooperation auf Zeit, an deren Ende idealerweise eine weitere Zusammenarbeit stehen sollte.
Projektausschreibung Die Teilnahme ist einfach: Interessierte Unternehmen erklären sich bereit, an einem Designers in Residence-Projekt teizunehmen. Im Anschluss wird eine Aufgabenstellung mit klaren inhaltlichen Rahmenbedingungen (auf Wunsch mit Hilfe der CIS) ausformuliert. Auf diese konkrete Aufgabenstellung hin können sich Designerinnen und Designer bewerben. Eine Auswahl der Designer erfolgt in Abstimmung mit der CIS. Die Creative Industries Styria ist bei der Ausarbeitung des Designkonzepts behilflich und begleitet alle Phasen des Projekts.
Aufgaben der Unternehmen Es ist wichtig, dass Unternehmen dem Designer in Residence einen Einblick in alle relevanten Bereiche des Unter-nehmens gewähren, die zu einer gewinnbringenden Zusammenarbeit notwendig sind, um daraus ein Maximum an Innovation zu erzeugen. Ein Wissenstransfer-Workshop sorgt dafür, dass die Designpartner die notwendigen Kennt-nisse über den Betrieb haben. Am Ende des Projekts findet eine Abschlusspräsentation der erzielten Ergebnisse statt. Anfallende Kosten: Die Kosten für das Unternehmen belaufen sich auf 2.000 Euro für den gesamten Pro-jektzeitraum. Weiters sollten materielle Ressourcen für Prototypen, Mock-ups oder Ähnliches zur Verfügung gestellt werden. Aufgaben der Designer: Die Designer arbeiten innerhalb von 4–8 Wochen, in denen sie in engem Kontakt mit den Unternehmen tätig sind, an einem Lösungsvorschlag für die anfangs definierte Aufgabenstellung. Am Ende der Laufzeit steht dem Unternehmen beispielsweise ein Prototyp oder ein Designkonzept für die weitere Ausarbeitung zur Verfügung.
Rechtliche AspekteDie rechtlichen Rahmenbedingungen werden vor Projektbeginn genau definiert. Eine von beiden Seiten zu unterzeich-nende Vereinbarung klärt alle relevanten Fragen bezüglich Eigentum, Nutzung, Leistungen und Honorar.
Leistungen der Creative Industries Styria Die Creative Industries Styria begleitet den gesamten Prozess von der Ausschreibung weg und bietet eine Vielzahl an Dienstleistungen für Unternehmen und Designer. Darunter fallen insbesondere:
• Beratung bezüglich der Möglichkeiten und des Nutzens von Design sowie bei der Formulierung der konkreten Projektinhalte • Schaffung einer Öffentlichkeit durch projektspezifische Medien- und PR-Arbeit in Abstimmung mit den Partnern (Kernstück ist die Designers in Residence-Publikation, die einmal pro Jahr alle aktuellen Projekte zusammenfasst und über deren Inhalte informiert.) • Informationen zum Designers in Residence-Programm auf der Website www.cis.at
• Neutrale Evaluierung und Vermittlung der Designerinnen und Designer, die sich für ein konkretes Projekt bewerben • Betreuung und Koordination des gesamten Projekts
Creative Industries StyriaDesigners in Residence
ImpressumCreative Industries StyriaDesigners in Residence
Die Creative Industries Styria bedankt sich bei allen, die an der ersten runde des Designers in residence-Projekts mitgewirkt haben, insbesondere den Designerinnen und Designern sowie den Unternehmen und Institutionen, die sich mit ihrer aktiven teilnahme zu einer bewussten Gestaltung bekennen.
Die Unternehmen
orf steiermark
vertreten durch gerhard Draxler
steiermark.orf.at
gaulhofer fenster und türen
vertreten durch Manfred gaulhofer
www.gaulhofer.com
leder und schuh
vertreten durch hans Michael heger
www.lsag.com
herk Karosserie und lack
vertreten durch josef herk
www.herk.at
schabauer Dachdeckerei und spenglerei
vertreten durch helmut schabauer
www.schabauer-dach.at
Kitzeck/bmm Marketing
vertreten durch claudia brandstätter
www.bmm.at
stadtgemeinde Murau vertreten
durch Bürgermeister thomas Kalcher
www.murau.steiermark.at
brauerei Murau vertreten durch
josef rieberer, Geschäftsführer
www.murauerbier.at
Die Designer
tobias Kestel
www.white-elephant.at
Martin breuer-bono
www.breuerbono.com
florian Puschmann
puschmann.wordpress.com
www.white-elephant.at
Permanent unit
www.permanent-unit.com
motion code: blue
www.motioncodeblue.com
Mari tosmin, unterstützt
durch tammo trantow
www.maritosmin.com
elisabeth bracun,
catrin Millmann,
verena Pöschl
elisabeth bracun,
catrin Millmann,
verena Pöschl
Impressum:herausgeber: Creative Industries Styria GmbHgeschäftsführer: eberhard SchrempfMarienplatz 1, 8020 Graz, austriat: +43 316 890 598, e office@cis.atwww.cis.at
Graz, juni 2010
idee: eberhard SchrempfKonzept, organisation und betreuung: tammo trantowProjektmanagement: Sabine Prammertext: Stefan Schwar, Susanne Lipinskigrafik Design: moodley brand identityfotos: Marco rossiDruck: Medienfabrik Graz
Suchen und finden im netzwerk der Creative Industries Styria. Der Marktplatz für kreative und Unternehmer auf www.cis.at
top related