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Post on 08-Oct-2019
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Noëmi Lehmann, 2017
Leichter leben mit schwerer Krankheit
Die Begleitung von Angehörigen in der Palliative Care
Noëmi Lehmann, BScN, Studentin MScN
Mitarbeiterin Seop, Spitex Bern
Noëmi Lehmann, 2017
Inhalte der Präsentation
Vorstellen der Seop
Begleitung von Angehörigen in der ambulanten Palliative Care
Herausforderung
Fallbeispiele
Fragen / Diskussion
Noëmi Lehmann, 2017
«Es geht nicht darum, dem Leben
mehr Tage zu geben, sondern den
Tagen mehr Leben» Cicely Saunders
(Jettenberger, 2013)
Noëmi Lehmann, 2017
Spitex Bern
aufgeteiltin Basis Betriebe und
Spezialbetriebe
Onkologie-
und Palliative
Care Team
Spital externe Onkologie und Palliative Care (Seop)
eingebettet in der Spitex Bern
Ärztlicher
Hintergrund-
dienst
Freiwillige
Netzwerke
24 h
Dienst
Noëmi Lehmann, 2017
Die Seop (Kernteam) betreute 180 Patientinnen und Patienten
Ungefähr 1/3 der Patienten wohnen in der Gemeinde Bern, 2/3
werden in der Agglomeration betreut
Die meisten Patienten werden zusammen mit der Basisspitex
betreut, die Seop arbeitet als Zweitliniendienst und / oder
Casemanager
Involviert wird die Seop entweder von dem Hausarzt, Facharzt,
Spital, Basisspitex oder den Angehörigen selber
Situation im 2016
Noëmi Lehmann, 2017
Zielgruppe
Patientinnen und Patienten in komplexen und instabilen
Situationen
Komplexität: Multidimensionalität, verschiedene
Berufsgruppen involviert, hoher Bedarf an Behandlung und
Betreuung
Instabilität: schlechte Vorhersehbarkeit, ein sich rasch
veränderlicher Krankheitsverlauf, häufige Anpassung des
Behandlungsplans
(Nationale Strategie Palliative Care, Binder & Wartburg, 2012)
Noëmi Lehmann, 2017
Wann ist es sinnvoll die Seop zu involvieren?
Hauptkriterien
Lebensbedrohliche und/oder
chronisch fortschreitende
Erkrankungen bei denen
nicht die Heilung sondern
die Lebensqualität im
Vordergrund steht
Menschen mit
fortgeschrittenen
Tumorerkrankungen oder
neu aufgetretenen Tumoren
Zusatzkriterien
Instabilität und Komplexität
Ungenügende Symptomkontrolle
Bedarf an komplexer
Behandlungspflege
Mehrfache Notfalleinweisungen
ins Spital, Notfallplanung
Überlastung des sozialen Umfelds
Rasche Verschlechterung des
Allgemeinzustandes und
Unterstützung in der
Entscheidungsfindung
Ängste betreffend Sterben und
Tod beim Patienten oder bei den
Angehörigen
Der Wunsch zu Hause zu sterben
Noëmi Lehmann, 2017
Herausforderung in der Betreuung von
Angehörigen in der ambulanten Palliative Care
Unterschiedliche Erwartungen und Bedürfnisse von Angehörigen und
Patienten
Jede Geschichte ist einzigartig, jede hat einen anderen Hintergrund,
daraus ergeben sich individuelle Bedürfnisse, bestehen unterschiedliche
Ressourcen
Die Pflegefachpersonen sind Gast im Hause der zu betreuenden
Familien
Ethisches Dilemma, ein Konflikt oder eine sehr schwere Situation?
«Zuhause bleiben so lange wie möglich!» – was heisst das genau?
Noëmi Lehmann, 2017
(Ethischer) Konflikte, ethisches Dilemma
Konflikt: bei einem Konflikt kann klar formuliert werden, was richtig
und was falsch ist. Der Konflikt kann angegangen und gelöst
werden.
Dilemma: Bei einem ethischen Dilemma handelt es sich um eine
Pattsituation, bei welcher zwei oder mehrere ethische Prinzipien
gleichermassen eine Rolle spielen.
(Monteverde, 2012)
Noëmi Lehmann, 2017
Empowerment:
Aus dem englischen: Ermächtigung, Übertragung von Verantwortung. Es ist
eine partnerschaftliche Beziehung, in welcher alle Beteiligten ihre eigene
Expertise mitbringen.
Durch geben von Informationen, Unterstützen beim Planen begleiten wir die
Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen im letzten Abschnitt ihres
Lebens. Wir stellen uns als Vermittler zwischen den Angehörigen und
betroffenen Personen zur Verfügung.
Wir unterstützten sie in der Entscheidung was «so lange wie möglich»
genau bedeuten kann.
«Zuhause bleiben so lange wie möglich!»
(Herriger, 2010; Brandes, 2016; Wilkes, White, & O’Riordan, 2000)
Noëmi Lehmann, 2017
Ziele des Empowerments in der ambulanten Palliative Care
Wichtigstes Ziel: Sicherheit vermitteln
Erwartungen und Ängste klären – von den Betroffenen UND
Angehörigen
Kräfte, Ressourcen und Motivation von Angehörigen klären
Möglichkeiten aufzeigen
Partnerschaftlichkeit, Augenhöhe
Notfallplan wird erstellt, bei Bedarf wird eine Patientenverfügung
erstellt – Zusammen!
Noëmi Lehmann, 2017
Konkrete Massnahmen
Rundtischgespräch mit allen involvierten Personen
Betreuungsplan / Notfallplan erstellen
24h- Erreichbarkeit
Anleiten der Angehörigen in nötigen Massnahmen, z.B. s.c-
Verabreichungen, Nasalspray Verabreichung, speziellen
pflegerischen Tätigkeiten
Aufzeigen von pflegerischen Massahmen: «wenn nichts mehr zu
machen ist, kann man noch ganz viel tun!»
Involvierung der Freiwilligen
Noëmi Lehmann, 2017
Fallbeispiel 1
Herr R., 70jähriger Patient mit Amytrophen Lateralsklerose (ALS).
Herr R. lebte nach der Diagnosestellung noch ca. 1 Jahr
Soziale Situation: Pat. war verheiratet, hatte 2 Töchter und mehrere
Enkelkinder. Eine Tochter ist Pflegefachfrau. Pat. war früher Chef
einer grösseren Firma, war sozial sehr aktiv und politisch
interessiert. Ehefrau versprach ihm, dass er so lange wie möglich
Zuhause bleiben könne
Herrn R. war es sehr wichtig, dass seine Pflege einen bestimmten
Ablauf hatte. Er wollte diesen mitgestalten und konnte dies bis zum
Schluss auch tun. Ihm war es wichtig, dass seine Ehefrau
regelmässig Unterstützung bekam. Seine grösste Sorge war, dass
er eine zu grosse Belastung ist/wird für sein Familiensystem
Noëmi Lehmann, 2017
Herausforderungen mit welchen die Angehörigen und die
Spitex / Seop konfrontiert waren:
Sehr schneller Verlauf der Krankheit
Viele verschiedene Berufsgruppen waren involviert: Basisspitex, Seop,
Hausarzt, Pneumologe, Muskelzentrum Inselspital, Physiotherapie,
Ergotherapie, spezialisierte Massage, Spezialist für Hilfsmittel Zuhause
Es benötigte viele komplexe Hilfsmittel (zwei verschiedene Rollstühle,
Bettlift, Beatmungsgerät), auf Grund der schnellen Progredienz
wechselten diese oft
Extrem hoher Pflegebedarf – Schwierigkeiten mit der Krankenkasse
Fast unmöglich eine Anschlussmöglichkeit zu finden
Ehefrau hatte selber körperliche Einschränkungen, unter anderem
Rückenbeschwerden
Noëmi Lehmann, 2017
Massnahmen
Fixe Bezugsperson aus der Basisspitex in enger Zusammenarbeit mit der Seop
Auf Wunsch Pflege mit der Ehefrau zusammen
Regelmässige Rundtischgespräche beim Patienten Zuhause, immer mit
möglichst allen involvierten Personen (inkl. der Töchter). Erstellung eines
Notfallplanes
Involvierung der Freiwilligen: 2x wöchentlich für einen Vormittag damit die
Ehefrau ins Turnen und auf den Märit gehen konnte
Starke Unterstützung der Basisspitex durch die Seop – Übernahme von mehr
Einsätzen als üblich
Aufgezogen und griffbereite Notfallmedikamente: Ehefrau hatte diverse
Möglichkeiten zu handeln falls sich der Gesundheitszustand von Herr R.
verschlechtert hätte
Möglichkeit Zuhause zu sterben mit dem Behandlungsteam thematisiert und
realisiert
Noëmi Lehmann, 2017
Fallbeispiel 2
Herr F. ist ein 77jähriger Patient mit einem Leberkarzinom. Er hatte
Metastasen in mehreren Organen, diese wurden nicht mehr abgeklärt. Er
hatte einen ausgeprägten Aszites.
Nebendiagnosen: Ösophagus Varizen Grad II, portale Hypertonie,
tachykardes Vorhofflimmern, Antikoagulation mit Xarelto
Soziale Situation: Herr F. war verheiratet, hatte eine Tochter, 2
Enkelkinder. Lebte seit langem in der Agglomeration von Bern. Hatte früher
auf dem Bau gearbeitet. Die Ehefrau war selber gesundheitlich stark
eingeschränkt.
Schwierigkeiten: Ehepaar kognitiv leicht eingeschränkt. Ehefrau hatte
starke Angst, schwierig zu erfassen vor was genau. Tochter 100%
Berufstätig. Zusammenarbeit Basis – Seop.
Massnahmen: Rundtischgespräch mit Hausarzt. Anmeldung im Diaconis.
Erstellung eines Betreuungsplanes inkl. Verordnung von
Notfallmedikamenten. Involvierung der Freiwilligen damit die Ehefrau zum
Frisör und an den Stammtisch gehen konnte.
Noëmi Lehmann, 2017
Kernbotschaft – Fazit
Erwartungen, Ängste und Bedürfnisse der
Patientinnen und Patienten, aber auch der
Angehörigen separat erfragen und formulieren
lassen
Möglichkeiten aufzeigen – sowohl die
möglichen Verläufe wie auch die jeweiligen
Massnahmen dazu
Plan B erstellen (Notfall- und Betreuungsplan)
Noëmi Lehmann, 2017
Danke für Ihre Aufmerksamkeit
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeitnoemi.lehmann@spitex-bern.ch
Noëmi Lehmann, 2017
Literaturverzeichnis
Knipping, C., & Abt-Zegelin, A. (2006). Lehrbuch Palliative Care. Bern: Huber.
Brandes, S., Stark, Wolfgang. (2016, 09.02.216). Empowerment/Befähigung.
Leitbegriffe der Gesundheitsförderung: Alphabetisches Verzeichnis. Retrieved from
http://www.bzga.de/leitbegriffe/?uid=2f9241ac7240d5a48b80a299b2e157fb&id=ange
bote&idx=169
Herriger, N. (2010). Empowerment in der Sozialen Arbeit eine Einführung (4., erw.
und aktual. Aufl. ed.). Stuttgart: Kohlhammer.
Monteverde, S. (2012). Handbuch Pflegeethik ethisch denken und handeln in den
Praxisfeldern der Pflege. Stuttgart: Kohlhammer.
Jettenberger, M. (2013). Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung im Pflegealltag den
Tagen mehr Leben geben ein Praxisratgeber. Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der
Ruhr.
Binder, J., & Wartburg, L. v. (2012). Nationale Strategie Palliative Care 2013-2015.
Bern: Bundesamt für Gesundheit BAG Schweizerische Konferenz der Kantonalen
Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren GDK, Retrieved from http://www.gdk-
cds.ch/fileadmin/pdf/themen/gesundheitssystem_und_strategien/nationale_gesundhe
itspolitik/nationale_strategie_palliativecare_de.pdf
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