die struktur des ba (ass 7 h 0 - max planck...

Post on 22-Jan-2020

3 Views

Category:

Documents

0 Downloads

Preview:

Click to see full reader

TRANSCRIPT

This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

Die Struktur des Ba3(AsS4)2 • 7 H 2 0 The Structure of Ba3(AsS4)2 • 7 H 2 0

Gerhard Cordier, Christoph Schwidetzky und Herbert Schäfer* Abteilung II für Anorganische Chemie im Eduard-Zintl-Institut der Technischen Hochschule Darmstadt, Hochschulstraße 4, D-6100 Darmstadt

Z. Naturforsch. 40b, 1 - 4 (1985); eingegangen am 21. September 1984

Barium Tetrathioarsenate(V) Heptahydrate, Crystal Structure Ba3(AsS4)2-7 H 2 0 crystallizes in the monoclinic system, space group P2Je (No. 14) with a =

1275.8(4) pm,6 = 1282.9(4) pm, c = 1907.7(6) pm,/S = 139.5(1)°. In the structure there are isolated AsS4

3~ tetrahedra with As—S-bond lengths between 216.3 and 217.8 pm. The Ba2+ ions are coordinated by a total of 8 to 10 S2~ ions and H 2 0 molecules.

Von den Alkalitetrathioarsenaten(V) sind in den letzten Jahren sowohl wasserfreie [1] als auch kri-stallwasserhaltige Vertreter [2] strukturell charakte-risiert worden. Strukturanalysen entsprechender Erdalkaliverbindungen fehlen bisher, obwohl solche Verbindungen schon frühzeitig dargestellt und analy-tisch gesichert wurden [3—5]. Als besonders gut kri-stallin beschrieb E. Glatzel [6] die Verbindung Ba3(AsS4)2-7 H 2 0 , die er durch Umsatz von frisch gefälltem As2S5 mit wässerigen Ba(SH)2-Lösungen in Form dicker, schwach gelblicher, klar durchsichtiger Prismen erhielt. Aus seinen Analysenergebnissen leitete er allerdings die Formel Ba3(AsS4)2-6 H 2 0 ab. Nach dem Ergebnis der von uns jetzt durchge-führten vollständigen Röntgenstrukturanalyse mit Einkristalldaten liegt aber ein Heptahydrat vor.

Strukturbestimmung

Aus einem nach der Vorschrift von Glatzel [6] dar-gestellten Präparat wurde ein prismenförmiger Ein-kristall in ein Markröhrchen eingeschmolzen und durch Buerger-Aufnahmen (MoKa-Strahlung) cha-rakterisiert. Die Verbindung kristallisiert monoklin mit den Interferenzbedingungen: Reflexe (hOl) nur vorhanden für l — 2n und Reflexe (0A:0) nur vorhan-den für k = 2n. Damit ergibt sich die Raumgruppe P2j/c (Nr. 14). Die Gitterkonstanten wurden an einem automatischen Vierkreisdiffraktometer (Phi-lips PW 1100, MoKa, Graphitmonochromator) be-stimmt. Dazu wurden 25 Reflexe sorgfältig zen-triert und aus den Winkelwerten die Gitterkonstanten

* Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. Herbert Schäfer.

0340-5087/85/0100-0001/$ 01.00/0

nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate optimiert (Tab. I). Zur Bestimmung der Atomlagen wurden die Intensitäten von 7366 Reflexen (a)-scan, 5 ° < 2 # < 6 0 ° ) vermessen. Die Absorption wurde ge-mäß der Kristallgestalt annähernd berücksichtigt, eine Extinktionskorrektur wurde nicht vorgenom-men. Nach den weiteren für die Eulerwiegengeo-metrie üblichen winkelabhängigen Korrekturen und Mittelung über symmetrieäquivalente Reflexe ver-blieben 5904 unabhängige F2-Werte. Die Ableitung der Ba-Positionen gelang durch direkte Phasenbe-stimmungsmethoden mit dem Programmsystem MULTAN 78 [7]. Anschließende Fourier- und Dif-ferenzfouriersynthesen ergaben auch die Ortskoordi-naten der Arsen- und Schwefelatome sowie auch 7 weitere deutliche Peaks, die den Sauerstoffatomen von Wassermolekülen zugeordnet wurden. Alle Atomparameter wurden nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate optimiert und dabei die Temperaturfaktoren aller Atome anisotrop aufgespal-ten [7], Auf eine Bestimmung der Lagen der Wasser-stoffatome wurde verzichtet. Die Ergebnisse sind in Tab. I zusammengefaßt.

Strukturbeschreibung und Diskussion

Die Verbindung Ba3(AsS4)2-7 H 2 0 kristallisiert in einem bisher noch nicht beschriebenen Strukturtyp (Abb. 1). Die Arsenatome auf beiden Punktlagen sind verzerrt tetraedrisch von 4 Schwefelatomen in Abständen von 216,3 pm bis 217,8 pm umgeben (Tab. II). Die Bindungswinkel am Arsen schwanken zwischen 105,2° und 112,8° um den idealen Tetra-ederwinkel. Diese Werte sind sehr gut mit denen vergleichbar, die früher bei den Alkaliverbindungen [1, 2, 8—12] beobachtet worden sind. Die Barium-

Tab. I. Die kristallographischen Daten der Verbindung Ba3(AsS4)2-7 H 2 0 . (Standardabweichungen in Klammern, U-Werte in pm2.) Der anisotrope Temperaturfaktor ist definiert als: exp. [ -2« 2 (Ä 2 f l* 2U u + kzb*2U22 + /2c*2U33 + 2 hka*b*U12 + 2 hla*c*\]n + 2 klb*c* U23)].

Kristallsystem und Raumgruppe: Achsen (pm): Volumen der Elementarzelle (pm3): Dichte (g/cm3) röntg.: Zahl der Formeleinheiten: MMoKa) (cm"1):

monoklin, P2xlc (Nr. 14) a = 1275,8(4), b = 1282,9(4), c = 1907,7(6), ß = 139,5(1)° 2026,99 • 106

3,09 Dichte (g/cm3): exp.: 3,05 4

101,09 Quelle der zur Rechnung verwendeten Atomformfaktoren: Internationale Tabellen Atomparameter (alle Atome besetzen die Lage 4e):

X y z u „ U22 u 3 3 u 2 3 u 1 3 u 1 2

Bai 0,8849(1) 0,0224(1) 0,7895(1) 202(4) 123(3) 182(4) 6(3) 154(3) - 10(3) Ba2 0,8092(1) 0,3797(1) 0,7415(1) 203(4) 157(4) 179(4) 18(3) 150(3) - 20(3) Ba3 0,7121(1) 0,7635(1) 0,3345(1) 152(3) 141(3) 139(3) 6(3) 109(3) 14(3) Asl 0,2637(1) 0,2453(1) 0,4009(1) 122(5) 68(5) 102(5) -16(4) 85(5) - 9(4) As 2 0,2127(1) 0,7593(1) 0,0878(1) 122(5) 62(5) 105(5) 5(4) 89(5) 6(4) S1 0,3759(4) 0,7170(3) 0,7581(3) 168(14) 217(15) 104(13) 31(11) 97(12) 59(12) S2 0,6154(4) 0,9040(2) 0,5320(3) 183(14) 104(13) 197(14) 27(11) 142(13) 37(11) S3 0,9280(4) 0,3814(2) 0,9699(3) 151(13) 85(12) 172(14) -20(10) 113(12) - 21(10) S4 0,0485(4) 0,8909(2) 0,0073(3) 196(14) 78(12) 173(13) 42(10) 150(13) 44(10) S5 0,4335(4) 0,3732(2) 0,4794(3) 146(13) 119(13) 175(14) -26(11) 112(12) - 38(11) S6 0,1207(4) 0,2293(3) 0,9224(3) 155(13) 188(14) 138(13) -29(11) 120(12) - 33(11) S7 0,6462(4) 0,2580(3) 0,4360(3) 154(13) 215(15) 134(13) -22(11) 120(12) - 29(11) S8 0,8965(4) 0,7616(3) 0,7700(3) 186(14) 171(14) 114(13) -18(11) 102(12) - 6(12) O l 0,8120(12) 0,4493(8) 0,6003(8) 174(44) 154(44) 199(45) - 8(36) 134(41) 6(35) 0 2 0,6403(14) 0,9430(9) 0,8747(9) 301(57) 255(55) 250(53) -50(44) 207(50) - 60(45) 0 3 0,6438(14) 0,5479(8) 0,7168(9) 288(55) 153(47) 222(50) -70(39) 164(48) - 51(41) 0 4 0,0389(15) 0,5285(10) 0,8260(10) 313(59) 275(58) 369(64) -78(50) 271(57) -100(48) 0 5 0,6196(13) 0,9303(8) 0,7151(8) 228(49) 144(45) 194(47) 9(37) 129(43) 47(38) 0 6 0,7435(13) 0,1836(8) 0,6395(8) 313(54) 165(46) 186(46) 1(37) 193(46) 10(40) Ol 0,6653(14) 0,5496(8) 0,8855(9) 317(56) 152(46) 263(52) 51(39) 230(50) 69(41)

R- Wert: 0,076 Zahl der beobachteten Reflexe (5°<2#<60°) : 5904 Zahl der nicht beobachteten Reflexe: 0 Zahl der verfeinerten Parameter: 181

G. Cordier et al. • Die Struktur des Ba3(AsS4)2 • 7 H2Q 3

Tab. II. Wichtige Atomabstände (pm) und Bindungswin-kel (°) im Ba3(AsS4)2 • 7 H 2 0 . Die maximalen Standardabweichungen betragen für die Abstände BaS: 0,3 pm, B a - O : 1,1 pm, A s - S : 0,3 pm und für die Winkelangaben 0,1°.

B a i —05 274,9 Ba2—04 276,5 — 0 6 280,6 — 0 3 279,7 - O l 280,8 - O l 286,3 —04 301,0 — 0 6 288,7 —S6 330,5 - S 1 315,6 — S4 335,6 — S6 325,0 — S8 338,2 - S 3 335,3 — S4 346,1 — S5 339,5 — S2 354,5 - S 1 367,8

Ba3 —07 281,8 — 0 5 294,5 — 0 3 294,6 — 0 2 308,4 - S 1 332,8 —S6 334,8 - S 3 335,1 —S8 339,9

A s l —S8 216,3 As2—S3 216,4 —S2 216,3 —S7 216,6 —S5 216,7 - S 1 216,6 —S6 217,8 —S4 216,9

S 8 - A s l - S2 106,7° S3—As2-•S7 112,8° S 8 - A s l - •S5 112,0° S3—As2- S1 111,0° S 8 - A s l - S6 108,9° S3—As2-•S4 108,0° S 2 - A s l - S5 111,9° S7—As2- S1 108,2° S 2 - A s l - S6 110,1° S7—As2-•S4 111,5° S5 — A s l - S6 107,2° S1—As2-•S4 105,2°

ionen sind von insgesamt 8 bzw. 10 S-Atomen und Wassermolekülen koordiniert. Dabei werden die Bai-Ionen von drei S-Atomen und 3 Wassermolekü-len verzerrt oktaedrisch umgeben. Über vier stärker aufgeweitete Oktaederflächen sind zusätzlich drei Schwefelatome und ein weiteres Wassermolekül in der Weise angeordnet, daß ein verzerrtes Tetraeder als Koordinationsfigur resultiert. Die Ba2-Ionen ha-ben 4 Wassermoleküle und 4 Schwefelatome als Nachbarn, die ein verzerrtes quadratisches Anti-prisma als Koordinationspolyeder bilden. Die Ba3-Ionen sind demgegenüber von 4 Wassermolekülen und 4 S-Atomen in Form eines verzerrten Würfels umgeben. Über zwei benachbarten Flächen finden sich zusätzlich zwei weitere S-Nachbarn. Die Ba—S-Abstände liegen im Bereich von 315,6 pm bis 367,8 pm, während als Ba—O-Abstände Werte zwi-schen 274,9 pm bis 308,4 pm gemessen werden. Als Summe der auf die KZ 8 normierten Ionenradien r B a 2++r S 2- ergibt sich 340 pm [14], die Ba-O-Abstän-de sind gut vergleichbar mit entsprechenden Werten aus anderen hydratisierten Ba-Salzen [16].

Mit dieser Arbeit wird die Reihe der strukturell geklärten Verbindungen mit isolierten Tetrathioan-ionen der Elemente der 5. Hauptgruppe ergänzt. In Tab. III sind die typischen Salze mit diskreten XS4

3--Anionen mit X = P5 + , As5+ und Sb5+ zusammenge-stellt, von denen in der Literatur die X—S-Abstände

Tab. III. Vergleich der X-S-Abstände (pm) in den XS4-Tetraedern (X = P, As, Sb) mit den theoretischen Werten nach [13, 15] und die sich daraus ergebenden Bindungsgradzahlen.

Verbindungen

Beobachtete Abstände Mittel- Gemittelt werte über die

Verbin-dungen

Summe der kov. Ein-fachbin-dungsradien nach Pau-ling [13]

Die nach Scho-maker-Steven-son korrig. Ko-valenz-Einfach-bindungsab-stände [15, 13]

Differenz der Einfachbin-dungsabstände nach Schoma-ker-Stevenson zu den exp. Mittelwerten

Die nach Scho-maker-Steven-son korrig. Doppelbin-dungsabstände [15, 13]

Bindungs-gradzahlen nach Pau-ling [13]

K3PS4 [8]: K3PS4 H 2 0 [9]: PrPs4 [10]:

205,5 204,2 204,4

204,7 214 211,6 6,9 192 1,20

Na3AsS4 • 8 H 2 0 [12]: (NH4)3AsS4 [1]: K3AsS4 [11]: Ba3(AsS4)2 • 7 H 2 0 :

215,6 217,0 216,3 216,7*

216,4 225 223,0 6,6 203 1,19

Na3SbS4 [1]: Na3SbS4 • 9 H 2 0 [12]: (NH4)3SbS4 [1]: K3SbS4 [1]:

232 237 235 232

234 245 243,8 9,8 224 1,30

* Diese Arbeit.

4 G. Cordier et al. • Die Struktur des Ba3(AsS4)2 • 7 H 2 Q

durch vol ls tändige S t r u k t u r b e s t i m m u n g e n b e k a n n t sind. Sie zeigt , daß im Vergleich mit den theore t i -schen E i n f a c h b i n d u n g s a b s t ä n d e n de r L i t e r a tu r [13, 15] die exper imente l l en X—S-Bindungsabs t ände in allen Fäl len signif ikant verkürz t s ind, so daß von Mehr fachb indungsan te i l en ausgegangen w e r d e n muß . Nach Paul ing [13] (Tab . I I I ) e r g e b e n sich Bin-

dungsgradzahlen von ~ 1,20 im Falle von AsS43 bzw.

PS 43 - und - 1 , 3 0 im Falle von SbS 4

3 - .

D e r D e u t s c h e n Forschungsgemeinschaf t , d e m F o n d s der Chemischen Indust r ie sowie der Vere in i -gung von F r e u n d e n der Technischen Hochschu le D a r m s t a d t d a n k e n wir fü r ihre finanzielle Un te r s tü t -zung.

[1] H. A. Graf und H. Schäfer, Z. Anorg. Allg. Chem. 425, 67 (1976).

[2] G. Dittmar und H. Schäfer, Z. Naturforsch. 33b, 678 (1978).

[3] J. J. Berzelius, Lehrbuch der Chemie, Arnoldsche Buchhandlung, 5. Auflage, Bd. III, 381 (1856).

[4] O.Dammer, Handbuch der anorganischen Chemie, Ferdinand Enke Verlag, Bd. IIa, 390 (1894).

[5] L. F. Nilson, zit. in Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie 1871, S. 254.

[6] E. Glatzel, Z. Anorg. Allg. Chem. 70, 86 (1911). [7] MULTAN 78, A System of Computer Programs. P.

Main. S. E. Hull, L. Lessinger, G. Germain, J. P. Declercq und M. M. Woolfson, University of York, York, England 1978; G. Sheldrick, SHEL-X-76-Pro-grammsystem. University of Cambridge, Cambridge, England 1976.

[8] H. Schäfer, G. Schäfer und A. Weiß, Z. Naturforsch. 20b, 811 (1965).

[9] K. Volk und H. Schäfer, Z. Naturforsch. 34b, 1337 (1979).

[10] C. Wibbelmann, W. Brockner, B. Eisenmann und H. Schäfer, Z. Naturforsch. 39a, 190 (1984).

[11] M. Palazzi, S. Jaulmes und P. Lamelle, Acta Crystal-logr. 30 B, 2378 (1974).

[12] A. Grund und A. Preisinger, Acta Crystallogr. 3, 363 (1950).

[13] L. Pauling, Die Natur der chemischen Bindung, Ver-lag Chemie, GmbH, Weinheim 1962, S. 213.

[14] R. D. Shannon und C. T. Prewitt, Acta Crystallogr. 25 B, 925 (1969).

[15] V. Schomaker und D. P. Stevenson, J. Am. Chem. Soc. 63, 37 (1941).

[16] R. W. G. Wyckoff, Crystal Structures, 2nd edition, Vol. 3, S. 529ff., Interscience Publishers, New York 1965.

top related