drei arrangements nach tänzen aus dem notenbüchlein für anna magdalena bach · 2019-12-20 ·...
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IV/B.38
Arrangements
Drei Arrangements nach Tänzen aus dem
„Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach“
Klaus Velten, Homburg/Saar
Lassen Sie mit den vorliegenden drei Arrangements den fröhlichen Alltag im Hause Bach im Musik-
unterricht lebendig werden. Johann Sebastian Bach schrieb die Lieder und Arien des Klavierbüch-
leins für seine zweite Ehefrau Anna Magdalena. Sie sind getragen vom Geist ebenso fröhlichen wie
ernsten Musizierens. Die Instrumentalkompositionen, überwiegend Suitensätze, dienten dazu, die
Spielfreude sowohl der Ehefrau als auch der Kinder zu wecken.
KOMPETENZPROFIL
Klassenstufe: 5–8 (und Neigungsgruppen)
Dauer: 4 Unterrichtsstunden
Kompetenzen: den Komponisten J.S. Bach von einer persönlicheren Seite her
kennen: als Anreger familiären Musizierens, Steigerung der Fähig-
keit, miteinander musizieren zu können.
Thematische Bereiche: Hausmusik im Schaffen J.S. Bachs, Musizieren eines Arrange-
ments für zwei Melodieinstrumente, Tasteninstrument und Bass
(Perkussion ad lib.)
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2 von 20 IV/B Arrangements 38 Drei Tänze aus dem „Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach”
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Vorüberlegungen zum Thema/Fachliche Hintergrundinformationen
Das Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach
Das Musizieren im Familienkreis diente nicht allein der musikalischen Erziehung der Kinder. Es trug
wesentlich zur entspannten Atmosphäre des Zusammenlebens von Ehepartnern und Kindern bei.
Die Lieder und Arien des Klavierbüchleins für Anna Magdalena (entstanden zwischen 1722 und
1725) sind getragen vom Geist ebenso fröhlichen wie ernsten Musizierens. Beispielhaft dafür sind
die Worte des Liedes „Gib dich zufrieden und sei stille...“
Die Instrumentalkompositionen, überwiegend Suitensätze, dienten dazu, die Spielfreude sowohl
der Ehefrau als auch der Kinder zu wecken. Die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade lassen erken-
nen, dass das „Notenbüchlein“ auch auf einen Lernprozess ausgerichtet war.
Das Büchlein enthält nicht nur Kompositionen von Johann Sebastian Bach; aufgenommen wurden
auch Stücke anderer Komponisten. So wurden beispielsweise Kompositionen seines Sohnes Carl
Philipp Emanuel eingetragen, die dieser etwa im Alter von 17 Jahren komponiert hatte. Zu diesen
Stücken zählt auch der „Marsch“, der hier für ein schulisches Ensemble arrangiert wurde. Der Kom-
ponist der als „Maggiore“ und „Minore“ zusammengehörenden Menuette ist unbekannt.
Die drei Arrangements
Der originale Klaviersatz wurde für die drei hier vorliegenden Arrangements übertragen in einen En-
semblesatz für zwei Melodieinstrumente, ein Tasteninstrument, eine Bass-Stimme und (im Marsch)
ein Perkussionsinstrument (ad lib.). Über den Unterricht hinaus eignen sich die Tänze für eine Pro-
grammgestaltung schulischer Feste.
Didaktisch-methodische Erläuterungen
Johann Sebastian Bach als Pädagoge und Förderer der Hausmusik
Der Komponist J.S. Bach wird in erster Linie als Kirchenmusiker und als Schöpfer höfischer Reprä-
sentations- und Kammermusik vorgestellt. In diesem kleinen musikpraktischen Projekt soll er in
einem privateren Licht erscheinen. In den Tänzen präsentiert er sich als ein Förderer der Hausmusik.
Als solcher versucht er eine Brücke zu schlagen zwischen künstlerischer und pädagogischer Praxis.
Der einfach auszuführende Tonsatz verbindet sich mit einer Ausdruckhaltung, die getragen wird
auch von persönlichen Empfindungen für seine Familie.
Methodische Vorgehensweise zur Erarbeitung des Arrangements
Die Lehrkraft sollte zunächst die Tänze vorspielen, damit die Schüler einen Eindruck von der
Originalfassung bekommen. Folgend wird zunächst die Hauptmelodie einzeln geübt, danach mit
der Bass-Stimme zusammen. Nachdem die beiden Melodieinstrumente das Zusammenspiel sicher
beherrschen, übt die Bass-Stimme ihren Part zusammen mit dem Tasteninstrument (als Continuo).
Abschließend spielt das ganze Ensemble gemeinsam.
Für die Erarbeitung der Spielstücke empfiehlt sich also folgendes Vorgehen (vgl. Aufgaben zu
M 2–M 4 am Ende des Beitrags):
1. Vorspiel der Originalfassung für Klavier
2. Einüben der Hauptmelodiestimme
3. Zusammenspiel der Hauptstimme mit der Bass-Stimme
4. Zusammenspiel der beiden Melodieinstrumente
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4 von 20 IV/B Arrangements 38 Drei Tänze aus dem „Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach”
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Auf einen Blick
1. Doppelstunde
Thema: Die Familie Bach – Einstieg ins Musizieren mit dem „Marsch“
M 1 Johann Sebastian Bach und seine Familie / Lesen eines Informations-
textes zur Familie J.S. Bachs und deren Hausmusikpraxis
M 2 Marsch / Hören der Partitur in der Originalfassung, Erarbeiten des Arrange-
ments, gemeinsames Musizieren.
Benötigt: £ PC mit Audio-Anlage (für YouTube-Link)
£ zwei Melodieinstrumente, Tasteninstrument, Bass, Percussion ab lib.
2. Doppelstunde
Thema: Menuett I und II
M 3 Menuett I / Hören der Partitur in der Originalfassung, Erarbeiten des
Arrangements, gemeinsames Musizieren.
M 4 Menuett II / Hören der Partitur in der Originalfassung, Erarbeiten des
Arrangements, gemeinsames Musizieren.
Benötigt: £ PC mit Audio-Anlage (für YouTube-Link)
£ zwei Melodieinstrumente, Tasteninstrument, Bass, Percussion ab lib
Bedeutung der Icons
Lesen
Hören
Musizieren
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IV/B Arrangements 38 Drei Tänze aus dem „Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach” 5 von 20
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M 1Johann Sebastian Bach und seine Familie
Anna Magdalena Bach (1701–1760) war
die zweite Frau Johann Sebastian Bachs
(1685–1750). Seine erste Frau Anna Barba-
ra, war im Juli 1720 gestorben. Nicht zuletzt
aus Sorge um seine vier Kinder aus erster
Ehe entschloss sich der damalige Hofkapell-
meister aus Köthen, die professionelle Sän-
gerin Anna Magdalena Wülcken zu heiraten.
Der Hofkapellmeister und seine junge Frau
standen bis Frühjahr 1723 in Diensten des
Fürsten Leopold von Köthen-Anhalt.
1723 übersiedelte die Familie Bach nach Leipzig, wo Johann Sebastian als Kantor der Thomas-
Schule sowie als Universitätsmusikdirektor verpflichtet worden war.
Die Arbeit des Thomaskantors war sehr umfangreich und stark reglementiert durch den Rat der
Stadt und das Konsistorium1 der Kirche. Dies führte zu Konflikten und persönlichen Belastungen
des Kantors. Bach versuchte die Spannungen des Berufslebens in der Geborgenheit des Familien-
lebens auszugleichen. Dabei kam ihm seine junge Ehefrau Anna Magdalena zu Hilfe. Sie entlastete
ihn sowohl hinsichtlich seiner erzieherischen Pflichten als auch hinsichtlich der Bewältigung seines
Arbeitspensums. Was Letzteres betraf, so übernahm sie als gelernte Musikerin einen Teil des
aufwendigen Notenschreibens für den Komponisten. Durch ihre Gesangskunst förderte sie die mu-
sikalische Ausbildung der Kinder.
Ihr ausgeglichenes Naturell trug zu einem harmonischen familiären Zusammenleben bei. Dabei
blieb das Ehepaar nicht von leidvollen Schicksalsschlägen verschont: Von den dreizehn Kindern,
die Anna Magdalena ihrem Mann zwischen 1723 und 1742 schenkte, starben sieben noch in den
ersten Kinderjahren. Einer der Söhne, Gottfried Heinrich, der durch sein frühes musikalisches Talent
reiche Hoffnungen geweckt hatte, wurde zu Beginn der Pubertät geistig behindert. In guten wie in
schweren Zeiten hat Bach bei Anna Magdalena das Verständnis und die Ruhe gefunden, die er für
seine Arbeit brauchte.
Das Musizieren im Familienkreis diente nicht allein der musikalischen Erziehung der Kinder. Es trug
wesentlich zur entspannten Atmosphäre des Zusammenlebens von Ehepartnern und Kindern bei.
Die Lieder und Arien des Klavierbüchleins für Anna Magdalena (entstanden zwischen 1722 und
1725) sind getragen vom Geist ebenso fröhlichen wie ernsten Musizierens. Beispielhaft dafür sind
die Worte des Liedes „Gib dich zufrieden und sei stille“.
Die Instrumentalkompositionen, überwiegend Suitensätze, dienten dazu, die Spielfreude sowohl
der Ehefrau als auch der Kinder zu wecken. Die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade lassen erken-
nen, dass das „Notenbüchlein“ auch auf einen Lernprozess hin ausgerichtet war.
Das Büchlein enthält nicht nur Kompositionen von Johann Sebastian Bach; aufgenommen wurden
auch Stücke anderer Komponisten. So wurden beispielsweise Kompositionen seines Sohnes Philipp
Emanuel eingetragen, die dieser etwa im Alter von 17 Jahren komponiert hatte. Zu diesen Stücken
zählt auch der „Marsch“. Der Komponist der als „Maggiore“ und „Minore“ zusammengehörenden
Menuette I und II ist unbekannt.
1 Konsistorium: hier: kirchliche Behörde
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6 von 20 IV/B Arrangements 38 Drei Tänze aus dem „Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach”
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Menuett I – Bass
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