duden grammatik
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Unentbehrlich fr richtiges Deutsch
Umfassende Darstellung des Aufbausder deutschen Sprache vom Laut ber das Wort und den Satz bis hinzum Text und zu den Merkmalen der gesprochenen Sprache
Mit zahlreichen Beispielen, ber-sichtlichen Tabellen und Grafikensowie ausfhrlichem Register
Diese bewhrte Grammatik aus dem Dudenverlag
beschreibt den Bau der deutschen Gegenwartssprache ausgehend von Lauten und Buchstaben bis hin zu Texten und Gesprchen,
stellt alle sprachlichen Erschei-nungen wissenschaftlich exakt und bersichtlich dar,
entspricht dem neuesten Forschungsstand,
enthlt viele aktuelle Beispiele und zahlreiche Grafiken,
hat ein umfangreiches Register.
Das bekannte Standardwerk fr Schule, Universitt und Beruf
Die Grammatik
8.Auflage
Die
Gra
mm
atik
4
4
,!7ID4B1-aeaeid!ISBN 978-3-411-04048-324,95 1 (D) 25,70 1 (A)
www.duden.de
-
Im Register kursiv gedruckt: Beispielwort
Im Register gerade gedruckt: Fachwort
Im Register blau gedruckt: wichtigsteFundstelle zu einem Wort oder Thema
Verweis auf eine andere Randnummer
* fr ungrammatische Konstruktionen
blaues Merkkstchenfr zentrale Lerninhalte
[eckige Klammern] fr Phrasengrenzen
Die Dudengrammatik lsst sich ambesten durch das Register am Ende desBuches erschlieen. Im Registererscheinen nicht Seitenzahlen, sondernRandnummern.
Satzglied 1175Integration ins Prdikat1330Verschiebeprobe 1176siehe auch satzwertig1211
ruck, zuck 894rufen 631, 704Rufkontur 193ruhig 875Ruin 345Ruine 345
Vorerwhntheit 1860Vorfeld 1175, 1339, 1371, 1648
als Thema FSP-Bereich1867Mehrfachbesetzung 1383Verschiebeprobe 1175
Vorfeldplatzhalter 1263Vorgangspassiv siehe werden-Passiv 797Vorgangsverb 570vorm 928, siehe auch vor 912
Das Verb
4.4.5 Liste starker/unregelmiger Verben
Wenn nichts anderes angegeben wird, erfolgt die Perfektbildung mit haben. Hat ein
E
704
484
Einfache Aussagestze haben im Deutschen gewhnlich den folgenden Aufbau(Einzelheiten 13391347):
Vorfeld finites Verb Mittelfeld brige Verbformen
Im Vorfeld, der Stelle vor dem finiten Verb, steht normalerweise genau eine Phrase( 1340). Die brigen Phrasen sofern vorhanden besetzen das Mittelfeld. Siehedazu den folgenden Satz:
[Die Polizei] hat [der Zeitung] [die Beschreibung des Tters] zugeschickt.
Die Phrase im Vorfeld mag komplex sein, d. h. , sie kann eingebettete Phrasen( 1168) enthalten:
[Ein Kommissar der rtlichen Polizei] hat [der Zeitung] [die Beschreibung desTters] zugeschickt.
Ausgeschlossen sind aber zwei oder mehr eigenstndige Phrasen nebeneinander(siehe aber 1383):
*[Ein Kommissar der rtlichen Polizei] [die Beschreibung des Tters] hat [derZeitung] zugeschickt.
Die Position vor dem finiten Verb ist im Deutschen nicht fr einen bestimmtenPhrasentyp reserviert (wie etwa im Englischen fr das Subjekt), sondern sie kannvon Phrasen unterschiedlicher Art eingenommen werden. Ntigenfalls kann mandas mit einer Verschiebeprobe ( 216) zeigen man prft, welche anderen Satzglie-der vor das finite Verb versetzt werden knnen:
[Die Beschreibung des Tters] hat die Polizei der Zeitung zugeschickt.[Der Zeitung] hat die Polizei die Beschreibung des Tters zugeschickt.
Diese Erscheinung ist die Grundlage, auf der der Begriff des Satzglieds definiert wer-den kann (zu einigen zustzlichen Bedingungen 11761295):
Ein Satzglied ist eine Einheit des Satzes, die allein die Position vor dem finiten Verbbesetzen kann.
r
1175
rinnen 640 rinnst, rinnt rann rnne/rnne geronnen (ist)
rufen rufst, ruft rief riefe gerufen
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Im Register kursiv gedruckt: Beispielwort
Im Register gerade gedruckt: Fachwort
Im Register blau gedruckt: wichtigsteFundstelle zu einem Wort oder Thema
Verweis auf eine andere Randnummer
* fr ungrammatische Konstruktionen
blaues Merkkstchenfr zentrale Lerninhalte
[eckige Klammern] fr Phrasengrenzen
Die Dudengrammatik lsst sich ambesten durch das Register am Ende desBuches erschlieen. Im Registererscheinen nicht Seitenzahlen, sondernRandnummern.
Satzglied 1175Integration ins Prdikat1330Verschiebeprobe 1176siehe auch satzwertig1211
ruck, zuck 894rufen 631, 704Rufkontur 193ruhig 875Ruin 345Ruine 345
Vorerwhntheit 1860Vorfeld 1175, 1339, 1371, 1648
als Thema FSP-Bereich1867Mehrfachbesetzung 1383Verschiebeprobe 1175
Vorfeldplatzhalter 1263Vorgangspassiv siehe werden-Passiv 797Vorgangsverb 570vorm 928, siehe auch vor 912
Das Verb
4.4.5 Liste starker/unregelmiger Verben
Wenn nichts anderes angegeben wird, erfolgt die Perfektbildung mit haben. Hat ein
E
704
484
Einfache Aussagestze haben im Deutschen gewhnlich den folgenden Aufbau(Einzelheiten 13391347):
Vorfeld finites Verb Mittelfeld brige Verbformen
Im Vorfeld, der Stelle vor dem finiten Verb, steht normalerweise genau eine Phrase( 1340). Die brigen Phrasen sofern vorhanden besetzen das Mittelfeld. Siehedazu den folgenden Satz:
[Die Polizei] hat [der Zeitung] [die Beschreibung des Tters] zugeschickt.
Die Phrase im Vorfeld mag komplex sein, d. h. , sie kann eingebettete Phrasen( 1168) enthalten:
[Ein Kommissar der rtlichen Polizei] hat [der Zeitung] [die Beschreibung desTters] zugeschickt.
Ausgeschlossen sind aber zwei oder mehr eigenstndige Phrasen nebeneinander(siehe aber 1383):
*[Ein Kommissar der rtlichen Polizei] [die Beschreibung des Tters] hat [derZeitung] zugeschickt.
Die Position vor dem finiten Verb ist im Deutschen nicht fr einen bestimmtenPhrasentyp reserviert (wie etwa im Englischen fr das Subjekt), sondern sie kannvon Phrasen unterschiedlicher Art eingenommen werden. Ntigenfalls kann mandas mit einer Verschiebeprobe ( 216) zeigen man prft, welche anderen Satzglie-der vor das finite Verb versetzt werden knnen:
[Die Beschreibung des Tters] hat die Polizei der Zeitung zugeschickt.[Der Zeitung] hat die Polizei die Beschreibung des Tters zugeschickt.
Diese Erscheinung ist die Grundlage, auf der der Begriff des Satzglieds definiert wer-den kann (zu einigen zustzlichen Bedingungen 11761295):
Ein Satzglied ist eine Einheit des Satzes, die allein die Position vor dem finiten Verbbesetzen kann.
r
1175
rinnen 640 rinnst, rinnt rann rnne/rnne geronnen (ist)
rufen rufst, ruft rief riefe gerufen
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Duden Band 4
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Der Duden in zwlf Bnden
Das Standardwerk zur deutschen Sprache
Herausgegeben vomWissenschaftlichen Rat
der Dudenredaktion:
Dr. Matthias Wermke (Vorsitzender)
Dr. Kathrin Kunkel-Razum
Dr. Werner Scholze-Stubenrecht
1. Rechtschreibung
2. Stilwrterbuch
3. Bildwrterbuch
4. Grammatik
5. Fremdwrterbuch
6. Aussprachewrterbuch
7. Herkunftswrterbuch
8. Synonymwrterbuch
9. Richtiges und gutes Deutsch
10. Bedeutungswrterbuch
11. Redewendungen und sprichwrtliche Redensarten
12. Zitate und Aussprche
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Duden
Die Grammatik
Unentbehrlich fr richtiges Deutsch
Herausgegeben von der Dudenredaktion
8. , berarbeitete Auflage
Duden Band4
Dudenverlag
MannheimxWienxZrich
-
Redaktionelle Bearbeitung
Dr. Kathrin Kunkel-Razum, Dr. Franziska Mnzberg
Autoren
Prof. Dr. Peter Eisenberg: Phonem und Graphem
Prof. Dr. Jrg Peters: Intonation
Prof. Dr. Peter Gallmann: Was ist ein Wort?; Grammatische Proben;
Die flektierbaren Wortarten (auer: Das Verb); Der Satz
Prof. Dr. Cathrine Fabricius-Hansen: Das Verb
Prof. Dr. Damaris Nbling: Die nicht flektierbaren Wortarten
Prof. Dr. Irmhild Barz: Die Wortbildung
Prof. Dr. Thomas A. Fritz: Der Text
Prof. Dr. Reinhard Fiehler: Gesprochene Sprache
Herstellung Monika Schoch
Typografie Farnschlder & Mahlstedt Typografie, Iris Farnschlder, Hamburg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
DieDeutscheNationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschenNationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://dnb.ddb.de abrufbar.
Das Wort Duden ist fr den Verlag Bibliographisches Institut AG
als Marke geschtzt.
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.
Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Einwilligung des Verlages
in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren),
auch nicht fr Zwecke der Unterrichtsgestaltung,
reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme
verarbeitet, vervielfltigt oder verbreitet werden.
X
Bibliographisches Institut AG, Mannheim 2009
Satz Bibliographisches Institut AG, Mannheim
Druck und Bindearbeit CPI books GmbH, Leck
Printed in Germany ISBN 978-3-411-04048-3 www.duden.de
Die Duden-Sprachberatung beantwor tet Ihre Fragen zu Rechtschreibung , Zeichensetzung ,
Grammatik u. . montags bis freitags zwischen 08 : 00 und 18 : 00 Uhr.
Aus Deutschland : 09001870098 (1,86 pro Minute aus dem Festnetz)
Aus sterreich : 0900844144 (1,80 pro Minute aus dem Festnetz)
Aus der Schweiz : 0900383360 (3,13 CHF pro Minute aus dem Festnetz)
Die Tarife fr Anrufe aus den Mobilfunknetzen knnen davon abweichen.
Unter www.duden-suche.de knnen Sie mit einem Online-Abo auch per Internet in
ausgewhlten Dudenwerken nachschlagen.
Den kostenlosen Newsletter der Duden-Sprachberatung knnen Sie unter
www.duden.de /newsletter abonnieren.
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Vorwort
Dass die Grammatik unserer Sprache ein interessantes, ja spannendes Thema
sein kann, werden viele nicht recht wahrhaben wollen. Zu ungern denken sie
an ihren eigenen Grammatikunterricht zurck, den sie hufig als langweilig,
ja berflssig in Erinnerung haben. Und schlielich ist man ja mit der deut-
schen Sprache gro geworden.Was gibt es da noch zu lernen?
Spter allerdings, im beruflichen oder privaten Umfeld, geraten wir hufig
genug in Situationen, die sichere Grammatikkenntnisse erfordern. In solchen
Fllen kann guter Rat teuer sein, und diejenigen haben einen Vorteil, die
dann wissen, mit welchem Hilfsmittel sie sprachliche Zweifelsflle leicht kl-
ren knnen. Die berarbeitete und aktualisierte 8.Auflage der Dudengram-
matik ist ein solcher praktischer Helfer.
Aber auch fr diejenigen, die sich als Lehrer oder Studenten etwa einen
systematischen Fberblick ber den Aufbau der deutschen Gegenwartsspra-
che verschaffen wollen oder mssen, ist die Dudengrammatik ein kompeten-
tes und verlssliches Handbuch. Sie eignet sich fr den Einsatz an Universit-
ten und Schulen, und darber hinaus wendet sie sich an alle, die beruflichmit
der deutschen Sprache zu tun haben oder die sich aus anderen Grnden fr
sprachliche Fragen interessieren. Natrlich hat sie auch nach wie vor die
Bedrfnisse derjenigen, die Deutsch als Fremdsprache lehren oder lernen,
imBlick.
Die Dudengrammatik beschreibt die geschriebene und die gesprochene
Standardsprache der Gegenwart. Dabei fut sie auf dem aktuellen For-
schungsstand. Ihre Autorinnen und Autoren sind ausgewiesene Grammatik-
spezialisten, die an Universitten bzw. Forschungsinstituten im In- oder Aus-
land lehren und forschen. Autoren und Redaktion haben sich auch bei der
Erarbeitung dieser Neuauflage besonders darum bemht, schwierige Gegen-
stnde allgemein verstndlich darzustellen.
Bereits mit der Vorgngerauflage wurde der Gegenstand der Dudengram-
matik erweitert: Traditionelle Grammatiken beschreiben die geschriebene
Sprache ausgehend vom Laut bzw. Buchstaben bis hin zum Satz. Die Duden-
grammatik hingegen erlutert seit 2005 auch den Aufbau und die Eigenschaf-
ten von Texten, und sie widmet der Grammatik der gesprochenen Sprache
und der Intonation jeweils ein eigenes Kapitel. Sie kann damit auch zur Kl-
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rung von Normunsicherheiten herangezogen werden, die sich aus der Diffe-
renz zwischen geschriebener und gesprochener Sprache ergeben.
Besonderes Gewicht haben Autoren und Redaktion auerdem auf die
Analyse aktueller Sprachbelege und die entsprechende Auswahl an Beispie-
len gelegt. Durch das Dudenkorpus und modernste elektronische Suchmg-
lichkeiten konnten groe Mengen aktueller Texte, besonders aus der Presse
und dem Internet, ausgewertet werden. Um zu vermeiden, dass private oder
nicht auf Dauer angelegte Internetadressen im Buch erscheinen, wurden sol-
che Belege lediglich als Internetbelege gekennzeichnet.
In der Dudengrammatik werden die Formen Sprecher und Hrer bzw.
Leser und Schreiber verwendet. Selbstverstndlich beziehen sie sich
immer auf mnnliche und weibliche Personen. Lediglich aus Grnden des
Platzes und des flssigeren Schreibstils wurde darauf verzichtet, jeweils
weibliche undmnnliche Formen anzufhren.
Die Redaktion und die Autorinnen und Autoren wnschen allen, die sich
mit der Dudengrammatik beschftigen und auseinandersetzen, viele neue
Erkenntnisse und auch Freude an der Beschftigung mit einem spannenden
Bereich unserer Sprache.
Mannheim, im Juli 2009
Die Dudenredaktion und die Autorinnen undAutoren
Die Vertonungen zu den Kapiteln Intonation und Gesprochene
Sprache sind zu finden unter http://www.duden.de/grammatik
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7Inhalt
Inhalt
Phonem und Graphem 19
Der Laut und die Lautstruktur des Wortes 19
1 Artikulation und Verschriftung der Wrter 19
1.1 Allgemeines 19
1.2 Artikulation 21
1.3 Vokale (Selbstlaute) 26
1.4 Schreibkonventionen und Beispiele 29
2 Das System der Laute : Phoneme 31
2.1 Funktionale Merkmale von Lauten (Opposition und Kontrast) 31
2.2 Das System der Konsonanten 34
2.3 Das System der Vokale 35
3 Die Silbe 37
3.1 Silbe und Morphem 37
3.2 Der Silbenbau 38
3.3 Zur Lage der Silbengrenze 46
4 Wortbetonung 48
4.1 Einfache Wrter 48
4.2 Suffixbildungen 49
4.3 Prfixbildungen und Partikelverben 49
4.4 Komposita (Zusammensetzungen) 50
5 Aussprachevarietten 50
5.1 Explizitlautung und Fberlautung 51
5.2 Hochlautung und Standardlautung 53
5.3 Umgangslautung 56
Der Buchstabe und die Schriftstruktur des Wortes 61
1 Allgemeines 61
1.1 Gesprochene und geschriebene Sprache 61
1.2 Die orthografische Norm 64
2 Das phonografische Prinzip 66
2.1 Buchstaben und Grapheme 66
2.2 Graphem-Phonem-Korrespondenz (Buchstaben-Laut-Zuordnung) 68
3 Das silbische Prinzip 71
3.1 Eigenschaften der Schreibsilbe 71
3.2 Mehrsilbige Wrter: Silbengrenze und Silbentrennung 74
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Inhalt8
4 Das morphologische Prinzip 78
4.1 Tilgung von Lauten an einer Morphemgrenze 79
4.2 Umlautschreibung, Ablaut 80
4.3 Verdoppelung von Vokalgraphemen 81
4.4 Dehnungs-h 81
4.5 Silbeninitiales h 81
4.6 Gelenkschreibung 82
4.7 Vernderungen im Silbenendrand 83
4.8 Unterscheidung gleichlautender Stmme 83
4.9 Die s-Schreibung 84
5 Weitere Mittel der Wortschreibung 85
5.1 Gro- und Kleinschreibung 85
5.2 Getrennt- und Zusammenschreibung 87
5.3 Schreibung mit Bindestrich 88
5.4 Logogramme (ideografische Zeichen) und Abkrzungen 89
6 Fremdwortschreibung 89
6.1 Graphem-Phonem-Korrespondenzen 91
6.2 Silbische Schreibungen 92
6.3 Morphologische Schreibungen 93
6.4 Angleichung der Fremdwrter an die Schreibungen im Kernwortschatz 94
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9Inhalt
Intonation 95
Grundlagen 95
1 Was ist Intonation? 95
2 Tne 95
3 Tonzuweisung 97
4 Phonetische Realisierung 99
5 Intonation und Syntax 100
Intonation des Deutschen 102
1 Einleitung 102
2 Basisgrammatik der Intonation 102
2.1 Tonzuweisung 102
2.2 Tonhhenakzente und Grenztne 102
2.3 Phonologische und phonetische Regeln 103
2.4 Einfache Konturen 103
2.5 Bedeutungsmerkmale 105
3 Intonation von Aussagen 106
3.1 Aussagen mit fallendem Akzent 106
3.2 Aussagen mit Hochakzent 109
3.3 Aussagen mit steigendem Akzent 110
3.4 Aussagen mit Tiefakzent 111
4 Intonation von Fragen 113
4.1 Fragen mit fallendem Akzent 113
4.2 Fragen mit Hochakzent 115
4.3 Fragen mit steigendem Akzent 115
4.4 Fragen mit Tiefakzent 116
5 Erweiterte Grammatik der Intonation 117
5.1 Herabgestufte Akzente 117
5.2 Tonale Prfigierung 121
5.3 Tonale Suffigierung 122
5.4 Stilisierte Konturen 122
5.5 Klitische Intonationsphrasen 125
6 Makrostrukturelle Organisation der Intonation 127
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Inhalt10
Das Wort 129
Was ist ein Wort? 129
1 Lexem und Wortform 129
2 Lexikalische und syntaktische Wortart 132
3 Flexion 135
3.1 Zur Abgrenzung von Flexion undWortbildung 135
3.2 Flexionsmittel 135
Grammatische Proben 139
1 Die Ersatzprobe 139
2 Die Listenprobe 140
3 Die Einsetzprobe 141
4 Die Flexionsprobe 141
5 Die Erweiterungsprobe 142
6 Die Weglassprobe 142
7 Die Verschiebeprobe 143
8 Die Umschreibungsprobe 143
9 Die Klangprobe 144
Die flektierbaren Wortarten 145
1 Das Substantiv (Nomen) 145
1.1 Fbersicht 145
1.2 Die Bedeutungsgruppen des Substantivs 146
1.3 Das Genus des Substantivs 152
1.4 Der Numerus des Substantivs (Singular und Plural) 169
1.5 Die Kasusflexion des Substantivs 193
1.6 Zum Verhltnis von Numerus- und Kasusflexion 220
1.7 Varianz und Differenz 222
2 Artikelwrter und Pronomen 249
2.1 Fberblick 249
2.2 Allgemeines 249
2.3 Das Personalpronomen 263
2.4 Das Reflexivpronomen 271
2.5 Possessive Artikelwrter und Pronomen 276
2.6 Demonstrative Artikelwrter und Pronomen 280
2.7 Der definite Artikel 291
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11Inhalt
2.8 Relative Artikelwrter und Pronomen 302
2.9 Interrogative Artikelwrter und Pronomen 304
2.10 Indefinita 309
2.11 Der indefinite Artikel 330
3 Das Adjektiv 338
3.1 Fberblick 338
3.2 Zur Semantik der Adjektive 339
3.3 Zum Gebrauch des Adjektivs im Satz 340
3.4 Die nicht flektierte Form des Adjektivs 362
3.5 Die flektierten Formen des Adjektivs 363
3.6 Die Komparation des Adjektivs 367
3.7 Zu einigen Besonderheiten der Zahladjektive 379
4 Das Verb 389
4.1 Untergliederung nach Bedeutung und Funktion 390
4.2 Die einfachen Verbformen 429
4.3 Der Verbalkomplex und die Bildung mehrteiliger Verbformen 460
4.4 Konjugationsmuster und Verblisten 476
4.5 Die Funktionen der (einfachen und mehrteiligen) Verbformen 496
Die nicht flektierbaren Wortarten 567
1 Das Adverb 569
1.1 Bildung der Steigerungsformen (Komparation) 570
1.2 Gebrauch 571
1.3 Teilklassen des Adverbs 572
2 Die Partikel 588
2.1 Die Gradpartikel (Steigerungspartikel, Intensittspartikel) 588
2.2 Die Fokuspartikel 589
2.3 Die Negationspartikel 590
2.4 Die Abtnungspartikel (Modalpartikel) 590
2.5 Die Gesprchspartikel 594
2.6 Die Interjektion (Ausdruckspartikel) 597
2.7 Das Onomatopoetikum 599
3 Die Prposition 600
3.1 Entstehung 601
3.2 Stellung 602
3.3 Bedeutung und Funktion 603
3.4 Rektion 606
3.5 Verschmelzung von Prposition und Artikel 615
4 Junktionen : die Konjunktion und die Subjunktion 619
4.1 Die Konjunktion (bei- bzw. nebenordnend) 621
4.2 Die Subjunktion (unterordnend) 625
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Inhalt12
Die Wortbildung 634
1 Grundlagen 634
1.1 Das Wesen der Wortbildung und die Aufgaben der Wortbildungslehre 634
1.2 Funktionen der Wortbildung 639
1.3 Die Wortbildung des Deutschen im Fberblick 649
2 Die Wortbildung des Verbs 687
2.1 Wortbildungsarten undWortbildungstypen 687
2.2 Prfixderivation 690
2.3 Partikelverbbildung 696
2.4 Konversion 705
2.5 Weitere verbale Wortbildungsarten 707
3 Die Wortbildung des Substantivs 710
3.1 Wortbildungsarten undWortbildungstypen 710
3.2 Komposition 711
3.3 Derivation und Konversion 722
3.4 Kurzwortbildung 733
3.5 Die Bildung von Produktbezeichnungen 740
4 Die Wortbildung des Adjektivs 742
4.1 Wortbildungsarten undWortbildungstypen 742
4.2 Komposition 743
4.3 Derivation und Konversion 750
5 Die Wortbildung des Adverbs 759
5.1 Wortbildungsarten undWortbildungstypen 759
5.2 Komposition 759
5.3 Derivation 761
-
13Inhalt
Der Satz 763
Was ist ein Satz? 763
Satzglieder und Gliedteile 765
1 Gesichtspunkte der Analyse 765
1.1 Innere Struktur: Phrasen und Kerne 766
1.2 Verschiebbarkeit: Satzglieder und Gliedteile 771
1.3 Valenz: Ergnzungen und Angaben 775
1.4 Zur Funktion (Semantik) von Satzgliedern und Gliedteilen 779
1.5 Grammatische Merkmale 794
1.6 Fbersicht ber die Satzglieder 795
2 Nominalphrasen 797
2.1 Zum Aufbau der Nominalphrasen 797
2.2 Die grammatischen Merkmale der Nominalphrasen 804
2.3 Nominalphrasen als Satzglieder 809
2.4 Nominalphrasen als Gliedteile 824
3 Artikelphrasen 832
4 Adjektivphrasen 832
4.1 Fberblick zum Gebrauch der Adjektivphrasen 832
4.2 Phrasen und Nebenkerne 833
5 Adverbphrasen und Partikeln 834
6 Prpositionalphrasen 836
6.1 Der innere Bau der Prpositionalphrasen 836
6.2 Zum Gebrauch der Prpositionalphrasen 838
7 Konjunktionalphrasen 841
7.1 Der Aufbau der Konjunktionalphrasen 841
7.2 Zum Gebrauch der Konjunktionalphrasen 842
Vom Verb zum Satz 844
1 Das Prdikat 844
1.1 Fberblick 844
1.2 Infinitive und Partizipien 846
1.3 Nicht verbale Prdikatsteile 855
2 Wortstellung : die Abfolge von Satzgliedern und Prdikatsteilen im Satz 861
2.1 Satzklammer und Felder 862
2.2 Eine Erklrung fr Satzklammer und Felder 866
2.3 Zu Satzklammer und Feldern im Einzelnen 867
-
Inhalt14
3 Die Satzarten 887
3.1 Satz- und uerungsarten 887
3.2 Der Aussagesatz (Deklarativsatz) 888
3.3 Der Fragesatz (Interrogativsatz) 889
3.4 Der Ausrufesatz (Exklamativsatz) 891
3.5 Der Aufforderungssatz 891
3.6 Der Wunschsatz (Desiderativsatz) 893
4 Satzquivalente (satzwertige Ausdrcke) 893
5 Die Ellipse 894
5.1 Allgemeines 894
5.2 Besondere elliptische Konstruktionen 895
5.3 Ellipsen in Reihungen 896
6 Die syntaktische Negation 905
6.1 Gegenstandsbereich 905
6.2 Negationswrter 906
6.3 Geltungs- und Fokusbereich der Negation 907
6.4 Zustzliche Hinweise auf die Stellung von nicht 909
6.5 Negative Indefinita 912
6.6 Doppelte Negation 914
6.7 Leere Negation 915
7 Die Satzbauplne 916
7.1 Was sind Satzbauplne? 916
7.2 Zur Auswahl der Satzbauplne 917
7.3 Satzbauplne: Einzelflle und allgemeine Regeln 919
7.4 Die Satzbauplne im Einzelnen 922
Kongruenz 945
1 Fbersicht 945
2 Die Verteilung der grammatischen Merkmale in der Nominalphrase 946
2.1 Die Grundregeln fr die Wortgruppenflexion 948
2.2 Endungslose Artikelwrter 950
2.3 Schwankungen in der Adjektivflexion 951
2.4 Unterlassung der Kasusflexion bei Substantiven (Nomen) 963
2.5 Besondere Regeln fr den Genitiv 968
3 Die Kongruenz im Kasus 973
3.1 Prdikativer Nominativ und prdikativer Akkusativ 973
3.2 Die Kongruenz im Kasus bei Konjunktionalphrasen
(Phrasen mit als und wie) 975
3.3 Die Apposition 979
-
15Inhalt
4 Die Kongruenz in Numerus und Genus 994
4.1 Die Kongruenz im Numerus 994
4.2 Die Kongruenz im Genus 996
4.3 Pronomen und Bezugsphrase 1000
5 Die Kongruenz mit dem finiten Verb 1004
5.1 Die Kongruenz zwischen Subjekt und finitem Verb 1004
5.2 Die Kongruenz zwischen prdikativem Nominativ und finitem Verb 1018
Der zusammengesetzte Satz 1019
1 Zum Aufbau des zusammengesetzten Satzes 1019
1.1 Haupt- und Nebensatz 1019
1.2 Der Grad der Nebenstze 1020
1.3 Das Satzgefge 1021
1.4 Die Satzverbindung (Satzreihe) 1021
1.5 Reihung gleichrangiger Nebenstze 1023
1.6 Der zusammengezogene Satz 1024
1.7 Die Parenthese 1025
2 Der Nebensatz 1026
2.1 Zur Form der Nebenstze 1026
2.2 Die Funktion der Nebenstze (Satzgliedwert) 1027
2.3 Zur Semantik der Nebenstze 1029
2.4 Zur Stellung der Nebenstze 1052
-
Inhalt16
Der Text 1057
Was ist ein Text? 1060
Kohsion im Text 1062
1 Textkohsion durch Interpunktionszeichen 1062
2 Textkohsion durch Konnektoren 1066
2.1 Inventar der Konnektoren 1066
2.2 Verknpfung durch Konnektoren 1072
2.3 Bedeutungsrelationen von Konnektoren 1075
3 Textkohsion durch Artikelwrter und Pronomen 1103
4 Textkohsion durch Tempus, Verbmodus und Diathese 1109
4.1 Tempus im Text 1109
4.2 Verbmodus im Text 1114
4.3 Diathese im Text 1117
Funktionale Satzperspektive 1119
1 Thema
FSP
und Rhema 1119
2 Typische Stellung der Satzglieder im Deutschen 1122
3 Die Besetzung des Thema
FSP
-Bereichs 1123
4 Thematisierung
FSP
1125
5 Rhema-Bereich und Rhematisierung 1126
6 Thematische
FSP
Progression im Text 1128
7 Thema
FSP
und Rhema unterhalb der Satzebene 1131
8 Thema
FSP
und Textthema 1133
Kohrenz im Text 1134
1 Lexikalisches Wissen 1134
2 Welt- und Handlungswissen 1142
3 Textwissen 1145
3.1 Anstze zur Beschreibung von Textsorten durch Textmuster 1146
3.2 Textmuster von Textsortenbeispielen 1154
Vertexten und Verstehen 1160
Vom Text zum Hypertext 1163
-
17Inhalt
Gesprochene Sprache 1165
1 Grammatik gesprochener Sprache 1165
2 Das Verhltnis von gesprochener und geschriebener Sprache 1170
3 Grundbedingungen mndlicher Verstndigung 1177
4 Methodik der Untersuchung gesprochener Sprache 1187
5 Besonderheiten gesprochener Sprache 1189
5.1 Krperliche Kommunikation 1190
5.2 Wahrnehmungs- und inferenzgesttzte Kommunikation 1193
5.3 Verbale mndliche Kommunikation (das Gesprochene) 1194
6 Das Gesprch 1217
6.1 Sprechen als Handeln 1218
6.2 Zweckhaftigkeit des Gesprchs Gesprch als Komplex von Aufgaben 1218
6.3 Gesprch als kooperative Gemeinschaftshandlung 1220
7 Der Gesprchsbeitrag 1221
7.1 Aufbau des Gesprchsbeitrags 1221
7.2 Formulierungsverfahren 1227
7.3 Hreruerungen 1232
7.4 Regularitten des Sprecher- und Beitragswechsels 1233
7.5 Folgen von Beitrgen 1234
8 Die Gesprchsformen 1235
8.1 Typologie der Gesprchsformen 1236
8.2 Handlungsschema von Gesprchsformen 1237
9 Mndliche Varietten 1240
10 Entwicklungen der gesprochenen Sprache 1242
Abkrzungen, Zeichen und Symbole 1245
Verzeichnis der Fachausdrcke 1247
Literaturverzeichnis (eine Auswahl) 1263
Register 1287
-
Inhalt18
-
19Artikulation und Verschriftung der Wrter
P h o n e m u n d G r a p h e m
Der Laut und die Lautstruktur des Wortes
1 Artikulation und Verschriftung der Wrter
1.1 Allgemeines
Zu den Grundbausteinen der Sprache gehrt das Wort. Der Mensch spricht und
schreibt in Wrtern. Macht jemand eine sprachliche uerung, so reiht er Formen
vonWrtern aneinander. Er verknpft sie zu greren Einheiten. In der geschriebe-
nen Sprache sind das Stze und Texte, in der gesprochenen Sprache funktionale Ein-
heiten, Gesprchsbeitrge und Gesprche.
Wrter spielen nicht nur fr das Sprechen und Schreiben selbst, sondern auch
fr den Umgang mit Sprache und darber hinaus fr die Vermittlung von Wissen
eine besondere Rolle. Fbersetzt jemand etwas von einer Sprache in eine andere, so
muss er wissen, welche Wrter einander entsprechen. Will sich jemand ber etwas
informieren, so schlgt er in einemWrterbuch oder Lexikon nach. Keine sprachli-
che Einheit ist den Sprechern einer Sprache in so hohem Mae bewusst wie das
Wort. Das Wort gilt als sprachliche Einheit schlechthin.
Jedes Wort hat eine Formseite und eine Inhaltsseite (Bedeutung). Die Formseite
kann im Gesprochenen als eine Folge von Lauten angesehen werden. Im Geschrie-
benen besteht sie bei Sprachenmit Alphabetschrift aus einer Folge von Buchstaben.
Aufgabe der Grammatik ist es, die Form und die Bedeutung derWrter zu beschrei-
ben. Die Grammatik legt dar, welchen Regularitten der Bau der Formen und der
Bau der Bedeutungen folgt und wie Form und Bedeutung aufeinander bezogen sind.
Nur wennman die Regularitten kennt, wird verstndlich, dass die Sprecher die vie-
len Tausend Wrter ihres Wortschatzes mhelos beherrschen.
Die Wrter des Deutschen sind nicht nach einem einheitlichen, festen Schema
gebaut. DerWortschatz selbst verndert sich, aber es verndern sich auch die Regu-
laritten, die den Bau der Wrter bestimmen. Das ist bei allen Sprachen so. Das
Deutsche steht darber hinaus in Kontakt mit vielen anderen Sprachen, von denen
es beeinflusst wurde und die es selbst beeinflusst hat. Die einfachste Form der Be-
einflussung ist die Entlehnung vonWrtern oderWortbestandteilen. Das Deutsche
hat vor allem aus dem Griechischen, Lateinischen, Franzsischen und Englischen
entlehnt und tut es noch.
Von vielen Wrtern wei man, dass sie entlehnt sind und woher sie entlehnt
sind. Wrter wie Engagement oder Collier kommen offensichtlich aus dem Franz-
sischen, solche wie Jazz und Play-back aus dem Englischen. Sie haben Eigenschaf-
ten, die typisch deutsche Wrter nicht haben, beispielsweise die nasalierten Vo-
1
2
-
Phonem und Graphem Der Laut und die Lautstruktur des Wortes20
kale in Engagement oder die Anlautkombination [d;] in Jazz. Andere Wrter sind
ebenfalls auffllig, aber nur wenige Sprecher wissen, aus welchen Sprachen ihre Be-
standteile stammen. Rhythmus fllt orthografisch aus dem Rahmen, Elativ (die
hchste, absolute Steigerungsstufe beim Adjektiv, daneben auch ein Kasus von
Sprachen wie dem Finnischen) hat eine wenig bekannte Bedeutung, und Pterano-
don (eine Flugsaurierart) weist zudem noch eine schwer aussprechbare Lautfolge
auf, die im Deutschen am Silbenanfang nicht vorkommt.
Ein Sprecher des Deutschen kann also Wrter als fremd erkennen, auch wenn er
nicht wei, woher sie stammen. Er erkennt solche Wrter an bestimmten Merkma-
len ihrer Form- oder Bedeutungsseite, indem er sie mit den Eigenschaften deutscher
Wrter vergleicht. Es ist nun aber gerade nicht so, dass alle entlehntenWrter solche
Aufflligkeiten haben. Wer nicht spezielle Kenntnisse hat, wird kaum vermuten,
dass Fenster aus dem Lateinischen, Start aus dem Englischen und Mbel aus dem
Franzsischen stammt. Diese Wrter sind mit all ihren Eigenschaften in den Wort-
schatz des Deutschen integriert. Einer besonderen Aufmerksamkeit bedrfen sie
nicht.
Dagegen sind die weiter oben erwhntenWrter nicht vollstndig integriert. Sie
haben Eigenschaften, die sie als fremd ausweisen. ZumVerstndnis ihres Bausmuss
man ber die Regularitten hinaussehen, die fr den Wortschatz im Kernbereich
des Deutschen gelten. In der Dudengrammatik sind solche Wrter auerhalb des
heutigen Kernbereichs gemeint, wenn von Fremdwrtern oder nicht nativen Wr-
tern die Rede ist.
Nicht immer ist leicht zu entscheiden, welche Wrter und damit welche Regu-
laritten in einer Sprache zum nativen (heimischen) Wortschatz gehren. Der
Kernbereich umfasst schlielich auch Wrter, die ursprnglich einmal entlehnt
wurden (Fenster, Start, Mbel). In ihren Eigenschaften unterscheiden sie sich
nicht mehr von anderen Wrtern des nativen Wortschatzes. Deswegen bezieht
sich die Unterscheidung nativ / nicht nativ (heimisch/fremd) in diesem Buch in
erster Linie auf die heutigen Eigenschaften der Wrter und nicht auf ihre Her-
kunft. Die Lautstruktur wie die Schriftstruktur von Wrtern lsst sich auf einfa-
che und plausible Weise darstellen, wenn man die Grundregularitten im Kernbe-
reich von den besonderen Regularitten in den ueren Gebieten (der Peripherie)
unterscheidet.
Die kleinsten Bestandteile des gesprochenen Wortes sind die Laute. Dass eine
Wortform als Folge von Lauten angesehen werden kann, wird den meisten Spre-
chern erst bewusst, wenn sie schreiben und lesen lernen. Aus der Buchstabenfolge
des geschriebenenWortes schlieen sie auf die Lautfolge des gesprochenenWortes,
auch wenn eine Zuordnung nicht immer auf einfache Weise mglich ist.
Die Beschreibung der Laute selbst orientiert sich daran, wie sie artikuliert wer-
den. Die Beschreibung muss mindestens so genau sein, dass jeder Laut der Sprache
von jedem anderen unterscheidbar ist. Dabei werden nur solche artikulatorischen
Unterschiede bercksichtigt, die man auch hrt, denn das Ohr muss ja jeden Laut
einer Sprache von jedem anderen Laut dieser Sprache unterscheiden knnen. Die
Wrter Ruder und Luder unterscheiden sich durch genau einen Laut. Kann ein
3
-
21Artikulation und Verschriftung der Wrter
Sprecher den Unterschied zwischen l und r nicht artikulieren oder kann ein Hrer
ihn nicht hren, so kommt es zu Verstndigungsschwierigkeiten.
Fr seine Orthografie verwendet das Deutsche gemeinsam mit vielen anderen
Sprachen das lateinische Alphabet. Jede dieser Sprachen verwendet das Alphabet
auf eigeneWeise, und viele von ihnen wandeln es fr die je besonderen Anforderun-
gen ab. Das Verhltnis von Laut und Buchstabe bleibt dennoch in denmeisten Spra-
chen uneindeutig. Um etwa die Aussprache der Wrter des Deutschen eindeutig
Laut fr Laut wiederzugeben, msste das Alphabet mehr Buchstaben haben. Das
Deutsche hat mehr Laute als Buchstaben im Alphabet. So hrt man deutlich einen
Unterschied zwischen dem o in Ofen und dem in offen, aber beiden entspricht der-
selbe Buchstabe.
Zur Erfassung der Lautstruktur von Wrtern muss man also ihre Aussprache
genauer wiedergeben, als das mit dem lateinischen Alphabet mglich ist. Auer-
dem will man die Aussprache so darstellen, dass sie mit der Aussprache von Wr-
tern anderer Sprachen vergleichbar wird. Diesem Zweck dienen spezielle Laut-
schriften (phonetische Schriften, phonetische Alphabete), die viel mehr Zeichen
enthalten als das Alphabet der deutschen Orthografie. Die weiteste Verbreitung
unter den Lautschriften hat das Internationale Phonetische Alphabet (IPA) ge-
funden (IPA 1996). Das IPA ist vollstndig im Duden-Aussprachewrterbuch
(
4
2000) wiedergegeben.
Das IPA stellt fr jeden berhaupt denkbaren Sprachlaut ein Zeichen zur Verf-
gung. Mit dieser Lautschrift lassen sich daher alle Wrter aus allen Sprachen unab-
hngig von der Orthografie der jeweiligen Sprache schreiben. Das o in Ofen etwa
wird nach dem IPA als [o] geschrieben, das in offen als [1]. Um die Zeichen der Laut-
schrift von den Buchstaben des Alphabets abzuheben, werden sie in eckige Klam-
mern gesetzt. Fr jedes Zeichen liegt fest, wie der Laut artikuliert ist. Im Folgenden
wird die Artikulation der Laute beschrieben, soweit sie fr das Deutsche bentigt
wird. Die dabei verwendeten Schreibkonventionen des IPA sind in 1 8 zusammen-
gestellt.
1.2 Artikulation
Bei der Artikulation von Sprache befindet sich der gesamte Sprechapparat in stn-
diger Bewegung. Eine genaue Beschreibung der Laute bercksichtigt deshalb das
Verhalten aller Sprechorgane. Fr praktische Zwecke ist dies nicht erforderlich. Es
gengt, jeden Laut mit wenigen charakteristischen Merkmalen zu erfassen.
Die Fachausdrcke fr artikulatorische Merkmale sind von den lateini-
schen oder griechischen Bezeichnungen der Artikulationsorgane abgeleitet.
4
5
-
Phonem und Graphem Der Laut und die Lautstruktur des Wortes22
Die folgende Tabelle enthlt die wichtigsten Entsprechungen zum Deutschen.
Vokale untereinander und Konsonanten untereinander weisen wesentliche Ge-
meinsamkeiten auf. Deshalb fhrt es insgesamt zu einer Vereinfachung der Be-
schreibung, wenn die beiden Lautgruppen getrennt behandelt werden.
1.2.1 Konsonanten (Mitlaute)
Ein Sprachlaut ist ein Konsonant, wenn er mit einer Friktionsenge oder einem Ver-
schluss gebildet wird. Zur artikulatorischen Beschreibung eines Konsonanten geh-
ren Angaben ber: (1) den Ort der Enge- oder Verschlussbildung (Artikulationsort,
Artikulationsstelle), (2) das bewegliche Organ, das die Enge oder den Verschluss bil-
Hintergaumen velum (velar) Vorderzunge corona (koronal;
eig. Zungen-
kranz)
Kehlkopf larynx (laryngal)
Lippe labium (labial) Zahn dens (dental)
Mund os (oral) Zahndamm alveoli (alveolar;
eig. kleine Ril-
len)
Nase nasus (nasal)
Rachen pharynx (pharyn-
gal)
Zpfchen uvula
(uvular)
Stimmritze glottis (glottal) Zungenrcken dorsum (dorsal)
Vordergaumen palatum (palatal) Zungenspitze apex (apikal)
6
Nasenraum
Zunge
Zungenspitze
Vordergaumen
(harter Gaumen)
Zahndamm
obere Schneidezhne
Oberlippe
Unterlippe
untere Schneidezhne
Kehlkopf
Stimmlippen
mit Stimmritze
Luftrhre
Hintergaumen
(Gaumensegel,
weicher Gaumen)
Zpfchen
Zungenrcken
Rachen
Speiserhre
M
u
n
d
r
a
u
m
Artikulationsorgane
-
23Artikulation und Verschriftung der Wrter
det (artikulierendes Organ), (3) die Art der Engebildung und Verschlussffnung (Ar-
tikulationsart, Artikulationsmodus) und (4) den Stimmton.
1.2.2 Artikulationsort (Artikulationsstelle)
Fr jeden Konsonanten gibt es genau einen Ort der grten Enge- oder der Ver-
schlussbildung. Im vorderen Teil des Mundraumes bezieht man sich dabei auf den
Oberkiefer als den fest stehenden Teil des Artikulationsapparates. Fr das Deutsche
kennzeichnet man sieben Artikulationsorte.
Labial als Artikulationsort meint die an der Oberlippe gebildeten Laute wie z. B.
[m] (Mai) und [b] (Bau). Dentale Laute haben die Enge oder den Verschluss an der
oberen Zahnreihe wie [f] (Fuchs). Alveolar sind [n] (Nacht), [t] (Tier) sowie das Vor-
derzungen-R (meist einfach Zungen-R) [r] und [6] (Schal). Die Grenze von alveolar
zu dental ist nicht immer klar zu ziehen. Je nach phonetischer Umgebung werden
etwa [n], [t] und [l] eher dental oder eher alveolar gebildet.
Hinter den alveolaren liegen die palatalen Konsonanten [c
] (China) und []
(Joch), dahinter die velarenwie [x] (ach), [)] (gut) und [k] (Koch). Uvular gebildet ist
das Zpfchen-R [r], und glottal sind das [h] (Hof) und der sogenannte glottale Ver-
schlusslaut [?] (Knacklaut, Glottisschlag, manchmal auch als [|] geschrieben), der
genau wie [h] in der Regel nur anlautend vor Vokal auftritt.
1.2.3 Artikulierendes Organ (Artikulator)
An der Enge- und Verschlussbildung haben die Unterlippe und die Zunge als beweg-
liche Organe entscheidenden Anteil. Die Unterlippe bildet Enge oder Verschluss
entweder mit der Oberlippe oder mit den oberen Schneidezhnen. Im ersten Fall
entstehen bilabiale Laute, z. B. [m] und [p]. Im zweiten Fall spricht man von labio-
dentalen Lauten, z. B. [f] (Fall) und [v] (Wall).Beide Bezeichnungen bercksichtigen
neben dem artikulierenden Organ auch die Artikulationsstelle. Die Bezeichnung
7
8
Position und Bewegung des artikulierenden Organs
prdorsal
koronal
labiodental
bilabial
glottal
postdorsal
mediodorsal
-
Phonem und Graphem Der Laut und die Lautstruktur des Wortes24
labial fr das artikulierende Organ (Unterlippe) kann nur verwendet werden,
wenn eine Verwechslung mit labial fr den Artikulationsort ausgeschlossen ist.
Bewegt sich die Vorderzunge gegen die obere Zahnreihe oder die Alveolen, so
entstehen koronale Konsonanten wie [t], [s] und [l]. Zur genauen Unterscheidung
von koronal und apikal 2 3. Alle mit dem Zungenrcken gebildeten Konsonanten
heien dorsal, wobei unterschieden wird zwischen prdorsal ([c
] und []), medio-
dorsal ([k] und [)]) und postdorsal ([x], [r]). Im glottalen Bereich lsst sich ein arti-
kulierendes Organ von einem Artikulationsort nicht unterscheiden. Deshalb taucht
glottal hier ebenso auf wie bei den Artikulationsorten.
1.2.4 Artikulationsart (Artikulationsmodus)
1.2.4.1 Plosive
Ist der Mundraum oder die Stimmritze (Glottis) fr den austretenden Luftstrom
vollkommen verschlossen und wird der Verschluss abrupt geffnet, so entsteht ein
Plosiv (Sprenglaut). Zu den Plosiven gehren [p], [t], [k], [b], [d], [)] und [?]. Mit
Ausnahme von [?] sind alle Plosive oral, d. h. , bei ihrer Artikulation ist auch der Na-
senraum verschlossen. Das Velum ist dabei, anders als bei den Nasalen (s. u.), nicht
gesenkt.
Das Schlieen des Verschlusses erfolgt in der Regel an derselben Stelle wie seine
Sprengung. Es gibt aber auch Flle, in denen z. B. ein Plosivmit demselben Organ ge-
bildet wird wie ein vorangehender Nasal (Ampel, Enkel, Ende). Hier wird der Plosiv
durch Heben des Velums geschlossen und dann an der oralen Artikulationsstelle ge-
ffnet. Auch der umgekehrte Fall, also Schlieung eines Plosivs an der oralen Arti-
kulationsstelle und Sprengung mit einem anderen Artikulationsorgan (Velum oder
Glottis), ist mglich ( 6 5).
1.2.4.2 Frikative
Die Frikative oder Reibelaute (auch Spiranten oder Engelaute genannt) erfordern
wie die Plosive ein orales oder glottales Hindernis fr den Luftstrom. Der austre-
tende Luftstrom wird hier jedoch nicht angehalten, sondern durch die Enge ge-
presst, sodass ein Friktionsgerusch (Reibegerusch) entsteht. Wie bei den Plosiven
9
Labiale Plosive
[p], [b]
Dentale und alveolare Plosive
[t], [d]
Velare Plosive
[k], [g]
-
25Artikulation und Verschriftung der Wrter
ist eine Engebildung an verschiedenen Artikulationsorten mglich, vom dentalen
[f] ber das alveolare [s] und [6] (manchmal unterschieden als alveolar und post-
alveolar), das palatale [c
] und das velare [x] bis zum glottalen [h].
Plosive und Frikative fasst man unter der Bezeichnung Obstruenten zusammen.
Obstruenten sind Laute, bei denen der Luftstrom ein starkes Hindernis berwinden
muss.
1.2.4.3 Affrikaten
Folgt ein Frikativ unmittelbar auf einen homorganen Plosiv (d. h. einen Plosiv mit
demselben Artikulationsort), so knnen die beiden Laute artikulatorisch eine enge
Verbindung eingehen. Sieht man sie als ein komplexes Lautsegment an, dann hei-
en sie Affrikaten. Fr das Deutsche setztman hufig die Affrikaten [ts] (Zahn), [t6]
(Matsch) und [pf] (Pferd) an (zur Schreibweise 1 8).
1.2.4.4 Nasale
Die Nasale werden durch Verschlieen desMundraumes und Senken des Velums ge-
bildet. Die Luft kann dann nur durch den Nasenraum austreten. Nach dem Ort des
Verschlusses imMundraum sind fr das Deutsche ein labialer, ein alveolarer und ein
velarer Nasal zu unterscheiden.
Dentale Frikative
[v], [f]
Alveolare Frikative
[s], [z], [6 ], [;]
Palatale Frikative
[c
], []
Labialer Nasal
[m]
Alveolarer Nasal
[n]
Velarer Nasal
[5]
-
Phonem und Graphem Der Laut und die Lautstruktur des Wortes26
1.2.4.5 Liquide
Ist der Mundraum in der Mitte verschlossen und strmt die Luft geteilt an beiden
Seiten des Verschlusses aus, so ergibt sich ein Seitenlaut oder Lateral. Der einzige
Lateral des Deutschen ist das [l].
Besonders kompliziert ist die Artikulation der r-Laute. Sie entstehen durch eine
Vibrationsbewegung der Zungenspitze oder des Zpfchens und heien Vibranten
oder Intermittierende. Dies gilt fr [r] (Zungen-R) wie fr [r] (Zpfchen-R oder uvu-
lares R). Laterale und Vibranten bilden gemeinsam die Klasse der Liquide (Flie-
laute).
Die r-Laute werden im Deutschen auf vielfltige Weise realisiert. So kann
der Vibrant auf einen einzigen Schlag (Flap) reduziert sein. Hufig wird
das r auch als stimmhafter postdorsaler Frikativ []: Rachen-R) realisiert. Von be-
sonderer Bedeutung ist das vokalische r wie in [
-
27Artikulation und Verschriftung der Wrter
Alle Vokale haben Stimmton. Geruschlosigkeit und Stimmton weisen die Vokale
als Teilklasse der Sonoranten aus.
Der im Kehlkopf erzeugte Ton wird durch die Stellung der Artikulationsorgane
imMund- und Nasenraum stark verndert. Die Hauptrolle spielt dabei die Lage der
Zunge, eine wichtige Rolle spielt aber auch die Lippenrundung. Die Zungenstellung
beeinflusst die Eigenschaften der Vokale folgendermaen:
Die Vokalqualitt wird entscheidend dadurch bestimmt, wo der hchste Punkt des
Zungenrckens liegt. Der Zungenrcken ist das primre artikulierende Organ, d. h. ,
die Vokale gehren zu den dorsalen Lauten. Man bercksichtigt als Hauptrichtun-
gen der Zungenbewegung die in der horizontalen (vornhinten) und die in der ver-
tikalen (obenunten) Ebene.
Hebt sich die Zunge gegen den Oberkiefer, so heit der entstehende Vokal ge-
schlossen oder oberer Vokal. Zu den geschlossenen Vokalen zhlt das [i7] (langes i )
wie in Lied und das [u7] wie inHut. Senkt sich die Zunge gegen den undmit demUn-
terkiefer, so ffnet sich derMund. Es entsteht ein offener oder untererVokalwie das
[/7] in Rat. Zwischen den geschlossenen und den offenen Vokalen sind Zwischen-
stufen wie halb geschlossen und halb offen zu unterscheiden.
Bewegt sich die Zunge im Mundraum nach vorn, so spricht man von einem vor-
deren Vokal. Zu den vorderen Vokalen gehrt wieder das [i7] wie in Lied. Das [i] ist
der geschlossenste und am weitesten vorn artikulierte Vokal berhaupt. Ein vorde-
rer Vokal ist auch das [7] wie in nhme. Hufig wird dieser Vokal als [37] geschrie-
ben ( auch 2 4, 5 3).
Bei Bewegung der Zunge nach hinten entsteht ein hinterer Vokal wie das [u7] in
Hut. Das [u7] ist gleichzeitig geschlossen. Wird die Zunge in hinterer Stellung ge-
senkt, ergibt sich ein hinterer offener Vokal. Der am weitesten hinten artikulierte
und offenste Vokal ist das [/7] in Rat. Vgl. hierzu die Abbildung in 1 1.
Zwischen den vier Extremlagen der Zunge (obenunten, vornhinten) wird das
sogenannte Vokalviereck aufgespannt. An den Eckpunkten des Vokalvierecks lie-
gen die Vokale [i], [a], [/] und [u].
12
13
Artikulationsorgane mit Vokalviereck im Mundraum
a
i u
Zungenstellung fr [2]
Zungenstellung fr [a]
Zungenstellung fr [u]
Zungenstellung fr [i]
Lippenstellung fr [u]
2
-
Phonem und Graphem Der Laut und die Lautstruktur des Wortes28
Jeder berhaupt denkbare Vokal hat entsprechend seiner Zungenstellung einen
Platz im Vokalviereck. Die Vokalqualitten, die nach dem IPA unterscheidbar sind,
fllen den gesamten Vokalraum aus.
Vokalviereck der IPA
1
Neben der Zungenstellung spielt die Lippenrundung die entscheidende Rolle bei
der Vokalartikulation. Lippenrundung heit Schliebewegung des Mundes und
Verengung des vorderen Mundraumes. Verengung des vorderen Mundraumes heit
Zurckziehen der Zunge, deshalb liegt ein gerundeter Vokal (der jeweils rechte von
zwei Lauten in der Grafik) weiter hinten als sein ungerundetes Gegenstck. ffnen
des Mundes heit Entrundung der Lippen, deshalb sind die offenen Vokale natrli-
cherweise ungerundet.
Wie in den meisten Sprachen ist das Merkmalpaar gerundet/ungerundet im
Deutschen nur von Bedeutung fr die vorderen nicht offenen Vokale. So ist [i7]
(Lied) ungerundet, [y7] (khn) gerundet, ebenso [e7] (Weg) [7] (schn). Die hinte-
ren Vokale [u], [o] sind gerundet ohne ungerundetes Gegenstck. Dagegen sind []
und [/] ungerundet ohne gerundetes Gegenstck ( 1 8).
Bei den bisher beschriebenen Vokalen tritt der Luftstrom durch den Mund aus.
Der Weg durch die Nasenhhle ist verschlossen. Durch Senken des Velums (Hinter-
gaumens) kann dieser Weg geffnet werden. Vokale, die mit gesenktem Velum arti-
kuliert werden, heien nasaliert. Das IPA verwendet zu ihrer Kennzeichnung ein ~.
Nasalierte Vokale treten vorwiegend in Fremdwrtern aus dem Franzsischen auf,
z. B. [
] (Parfum), [3
] (Teint).
In der Mitte des Vokalvierecks liegt der Vokal [2], bei dem die Zunge weder nach
oben oder unten noch nach vorn oder hinten aus der Ruhelage bewegt ist. Der Vokal
1
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der International Phonetic Association (c/o Department of
Theoretical and Applied Linguistics, School of English, Aristotle University of Thessaloniki,
Greece).
14
15
16
i y
I Y
e
u
m
a
0
2
2
a
e
3
o
ui
vorn zentral hinten
geschlossen
halbgeschlossen
halboffen
offen
-
29Artikulation und Verschriftung der Wrter
[2] heit nach seiner Bezeichnung im Hebrischen Schwa. Er wird auch Zentralvo-
kal oder Reduktionsvokal genannt. Das Schwa kommt nur in unbetonten Silben wie
in der zweiten Silbe von Rbe vor. Bei Standardlautung tritt als weiterer Reduktions-
vokal das [%] wie in der zweiten Silbe vonmunter auf ( 5 7).
Schwa ist der Vokal, bei dem die Zunge sich in entspannter Ruhelage befindet. Je
weiter ein Vokal im Vokalviereck von Schwa entfernt ist, desto grer ist die Artiku-
lationsbewegung der Zunge und damit der Muskelaufwand bei seiner Artikulation.
Man spricht hier auch von Gespanntheit fr bestimmte Paare von Vokalen. So ist
das [i7] (ihn) gespannt gegenber [4] (in), [o7] (Ofen) ist gespannt gegenber [1] (of-
fen) ( 2 4).
Die Unterscheidung von gespannten und ungespannten Vokalen fllt fr das
Deutsche weitgehend zusammen mit der von langen und kurzen Vokalen. Ist ein
gespannter Vokal betont, so wird er als Langvokal artikuliert, z. B. [o7] inOfen, [e7] in
edel, [u7] in Buche, [i7] in Biene. Ungespannte Vokale sind dagegen auch dann kurz,
wenn sie betont sind, z. B. [1] in offen, [3] in Henne, [,] in Mutter, [4] in Rinne
( 4 0 4 2). Da die gespannten Vokale auer in Fremdwrtern meist betont sind, fllt
Lnge mit Gespanntheit und Krze mit Ungespanntheit zusammen. Ob ein Vokal
lang oder kurz ist, ergibt sich automatisch aus Gespanntheit und Betonung. Lnge
msste deshalb in der Lautschrift nicht unbedingt notiert werden. Der Deutlichkeit
halber wird sie im Folgenden jedoch in der Regel mitgeschrieben.
1
1.4 Schreibkonventionen und Beispiele
Konsonanten
1
In anderen Phonetiken wird [/] als [a:] notiert und [] als [3:].
17
18
IPA-
Zeichen
Beispiel
Ar tikula-
tionsor t
ar tikulieren-
des Organ
Ar tikula-
tionsmodus
Stimm-
haftigkeit
[b]
[c
]
[d]
[f]
[)]
[h]
[]
[k]
[l]
[m]
[n]
[5]
Ball
China
Dampf
Frosch
Gans
Haus
Jacke
Kamm
List
Milch
Napf
Ring
labial
palatal
alveolar
dental
velar
glottal
palatal
velar
alveolar
labial
alveolar
velar
labial
dorsal
koronal
labial
dorsal
glottal
dorsal
dorsal
koronal
labial
koronal
dorsal
plosiv
frikativ
plosiv
frikativ
plosiv
frikativ
frikativ
plosiv
lateral
nasal
nasal
nasal
stimmhaft
stimmlos
stimmhaft
stimmlos
stimmhaft
stimmlos
stimmhaft
stimmlos
stimmhaft
stimmhaft
stimmhaft
stimmhaft
-
Phonem und Graphem Der Laut und die Lautstruktur des Wortes30
Vokale
IPA-
Zeichen
Beispiel of fen geschlossen vorn hinten Rundung
[a]
[/]
[%]
[a]
[]
[e]
[3]
[3]
[2]
[i]
[4]
[o]
[1]
[1]
[]
[]
[ ]
[u]
[,]
[y]
[.]
kalt
Kahn
Schieber
Gourmand
nhme
Reh
Bett
Teint
Rabe
Brief
Sinn
Hof
Topf
Fasson
Fhn
Krner
Parfum
Mut
Hund
s
Snde
offen
offen
fast offen
offen
fast offen
halb geschlossen
halb offen
halb offen
neutral
geschlossen
fast geschlossen
halb geschlossen
halb offen
halb offen
halb geschlossen
halb offen
halb offen
geschlossen
fast geschlossen
geschlossen
fast geschlossen
vorn
hinten
zentral
vorn
vorn
vorn
vorn
vorn
zentral
vorn
fast vorn
hinten
hinten
hinten
fast vorn
fast vorn
fast vorn
hinten
fast hinten
fast vorn
fast vorn
ungerundet
ungerundet
ungerundet
ungerundet
ungerundet
ungerundet
ungerundet
ungerundet
ungerundet
ungerundet
ungerundet
gerundet
gerundet
gerundet
gerundet
gerundet
gerundet
gerundet
gerundet
gerundet
gerundet
Konsonanten (Fortsetzung)
IPA-
Zeichen
Beispiel
Ar tikula-
tionsor t
ar tikulieren-
des Organ
Ar tikula-
tionsmodus
Stimm-
haftigkeit
[p]
[r]
[r]
[s]
[6]
[t]
[v]
[x]
[z]
[;]
[?]
Pult
Rand
Rand
Mue
Schal
Teer
Wald
Kachel
Sinn
Genie
Uhr
labial
alveolar
uvular
alveolar
postalveolar
alveolar
dental
velar
alveolar
postalveolar
glottal
labial
koronal
dorsal
koronal
koronal
koronal
labial
dorsal
koronal
koronal
glottal
plosiv
vibrant
vibrant
frikativ
frikativ
plosiv
frikativ
frikativ
frikativ
frikativ
plosiv
stimmlos
stimmhaft
stimmhaft
stimmlos
stimmlos
stimmlos
stimmhaft
stimmlos
stimmhaft
stimmhaft
stimmlos
-
31Das System der Laute: Phoneme
Weitere Schreibkonventionen
Zei-
chen
Beispiel Erluterung
h
c
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