duftstoffe – chemische begleiter des alltags · 4 ratgeber duftsto me duftmarketing bezeichnet...
Post on 26-Sep-2019
2 Views
Preview:
TRANSCRIPT
Ratgeber Duftstoffe
Wichtiges in Kürze:
▸ Als Duftstoffe bezeichnet man die einzelnen Bestandteile oft kom-plexer Gemische von Chemikalien, die zum Beispiel in natürlichen oder industriell hergestellten Parfümölen Verwendung finden.
▸ Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Duftstoffe einzuteilen, beispielsweise nach ihrer Gewinnung. So gibt es natürlich und synthetisch hergestellte Duftstoffe. Duftstoffe können auch nach ihrem Geruchseindruck klassifiziert werden und einer Duftfamilie wie „blumig“ oder „grün“ zugeordnet werden.
▸ Duftstoffe gehören zu den leicht flüchtigen organischen Verbin-dungen (sogenannte VOCs, volatile organic compounds).
▸ Duftstoffe erfüllen keinen gesundheitlichen Zweck, sondern sollen den Menschen emotional ansprechen. Manche Menschen reagieren sehr empfindlich auf Duftstoffe. Auch allergische Reaktionen können auftreten. Für empfindliche Menschen stellen Duftstoffe eine Belastung der Raumluftqualität dar.
▸ Die gleiche Konzentration eines Duftstoffes kann von zwei Perso-nen sehr unterschiedlich wahrgenommen werden, sowohl in ihrer Intensität als auch in der Empfindung der Qualität des Dufts.
▸ Natürliche Duftstoffe sind im Allgemeinen nicht weniger be lästigend oder weniger allergieauslösend als synthetisch hergestellte Duftstoffe.
▸ In der EU unterliegen Duftstoffe den Regelungen der Chemikalienverordnung REACH. Es existieren zusätzlich EUVorschriften zu Ein-satzverboten bestimmter Duftstoffe und zur Kennzeichnung von Duftstoffen, die in den EUVerordnungen zur Einstufung und Kenn-zeichnung von Stoffen, zu Kosmetika und Detergenzien geregelt sind. Des Weiteren prüfen die herstellenden Unternehmen ihre Duft-stoffchemikalien und Produkte auf Verträglichkeit.
3
4 Duftmarketing
5 DuftstoffeinderRaumluft
6 „Aromatherapie“inSchulen–einesinnvolleSache?
7 DuftstoffeinKosmetika,Wasch-undReinigungsmitteln
8 DuftstoffeinGebrauchsgegenständenunddigitaleDüfte
9 RegelungvonDuftstoffendurchREACHundweitereRegelwerke
12 VerdachtaufDuftstoffallergie–wastun?
14 DasUmweltbundesamtempfiehlt
GerüchesindInformationenchemischerArt:Duft-undRiechstoffewerdenvonRiech-sinneszellenerkanntundleitendieInfor-mationendurchNervenfasernvonderNasedirektindasGehirn.HierwirddieInforma-tionausgewertetundinterpretiert.AnGerü-cheundDüftekannmansichbesondersgutundlangeerinnern,wennsiemitstarkenEmotioneninVerbindungstehen,wiezumBeispieldertypischeGeruchbeimZahnarztoderdasLieblingsparfümdesPartnersoderderPartnerin.Daserklärtauch,warumDüf-tesostarkpolarisieren,vomeinengeliebt,vomanderenverabscheutwerden.
WerDüfteeinsetzt,derwirktaufseineUm-weltein:Daskenntjeder,derschonmalmitDuftstoffenversuchthat,andereGerüchezuüberdecken–dasüblichePrinzipvieler
Körper-oderRaumpflegeprodukte.WeilmanmitDüftenschnellindieGefühlsweltvonMenschenvordringt,werdensiemas-senhaftproduziertundsindimAlltagdesmodernenMenschen,egalobversprüht,aufgetragenoderinProdukteeingearbei-tet,fastüberallanzutreffen.DochwiestehtesmitderGesundheit?ProblemekönnenbeidirektemKontaktmitderHautauftre-ten,wennDuftstoffeAllergienhervorru-fen.DurchdieInhalationvonDuftstoffeninderUmgebungsluftentstehennurindenseltenstenFällenAllergien.AllerdingssindUnverträglichkeiteninFormvonAversio-nen,KopfschmerzenundUnwohlseinmög-lich.NichtzuletztkönnenDuftstoffedemGeruchssinnSauberkeitundHygienesug-gerieren,obwohleigentlichgelüftetodergründlichgereinigtwerdenmüsste.
Einleitung
Inhalt
Ratgeber Duftstoffe4
DuftmarketingbezeichnetdenEinsatzvonDuftstoffenzuVerkaufszwecken.
SosollenAufmerksamkeit,StimmungundKaufverhaltenpositivbeeinflusstwerden,ebensodieVerweildauerimGeschäft.DazukönnenbranchentypischeGerücheeinge-setztwerden,dieunverkennbareProdukt-merkmaleunterstreichen(DuftnachfrischgebackenenBrötcheninBäckereien,extraOrangenduftinderZitrusfrucht-Obstausla-ge)oderaberhöherwertigeQualitätseigen-schaftensuggerieren(KunstlederschuhemitLedergeruch).AuchsaisonaleDuft-kreationen(Sommer-oderWeihnachtsduft-mischungen)werdenverwendet.
DemgegenübersolleinspezifischerMarken-duft(Corporatescent,Brantscent)alsfesterBestandteilder„CorporateIdentity“wahr-genommenwerden.EristaufdieZielgruppederjeweiligenMarkeabgestimmt,solldasImagederMarkesteigernunddieKunden-bindungstärken.DieseDuftkonzeptegehendeutlichüberdiegängigeProduktbeduftung,
etwabeiWaschmitteln,hinaus.Einmarken-spezifischerDuftwirdmittlerweileauchvonUnternehmenverwendet,beidenenDuftkeinüblicherBestandteildesProduktesist(Reiseveranstalter,Banken,Elektronikher-steller).DieDuftfreisetzungkanndabeiüberPrintmedien(KatalogeoderWerbeanzeigenmitDuftfarben),durchdasProduktselber(parfümierteKleidung),durchspezielleDuft-vorrichtungenandenVerkaufsregalenoderdurcheineDufteinspeisungindieRaumlufterfolgen(inAusstellungs-undMessehallen,inmarkeneigenenVerkaufsräumen).MeistwerdendieDuftstoffeingeringenDosierun-genindieRaumluftabgegeben,sodassderDuftappellgeradeinHöheodersogarunter-halbderbewusstenWahrnehmungsschwel-leerfolgt.BeieinigenMarkenkanndagegeneinedeutlicheGeruchswahrnehmungdes„Brandscent“erwünschtsein.
Derartige markenspezifischeDuftmischun-genwerdenvonDuftdesignernentworfen.ZwarsindDuftstoffvorliebensehrindividu-ell,sodasssichnichtjederKonsumentglei-chermaßenvoneinembestimmtenDuftan-gesprochenfühlt.AllerdingsgibtesauchDüfte,dieländerübergreifendmitpositiven Emotionenassoziiertwerden,beispielswei-sederGeruchvonVanilleoderOrangen.
AusSichtdesUmweltbundesamtesistDuft-marketingabzulehnen,weileszueinerVerbreitungvonbiologischsehrwirksamenChemikalieninderUmgebungvonPersonenführt,dienichtvonallenMenschengleicher-maßengutvertragenwird.
Duftmarketing
5
ZurBeeinflussungvonStimmungundVer-haltenwirdmittlerweileimmerhäufigereinezentrale,großflächigeRaumbeduftung–etwaüberdieKlimaanlage–inöffentlichenGebäudeneingesetzt,auchVerkehrsmit-telwieFlugzeugeoderReisebussekönnenkünstlichbeduftetsein.InFitness-StudiosoderKonferenzräumenwerdenbelebendeDüfteeingesetzt,inArztpraxenoderWell-nessbereichendagegenfindensichberuhi-gendeDuftnoten.DüftesollenQualitätundVertrautheitassoziieren(Hotelfoyers)oderaberunangenehmeGerücheüberdecken(Supermarkt).InBüroräumensolldurchdieEinspeisungvonDuftkompositionenindieRaumluftKonzentrationundLeistungsbe-reitschaftderMitarbeitergesteigertwerden.
AuchfüreineNahbereichsbeduftungwer-denunterschiedlicheDuftspenderangebo-ten:dieskönnenRaumsprays,Duftbrun-nen,-kerzen,-steine,-gele,-granulate,AromalampenoderduftendeSaunaaufgüs-sesein.DurchdieausströmendenAromensolldasWohlbefindengesteigertundeinangenehmesRaumklimaerzeugtwerden.
DieBeduftungöffentlicherRäumeistder-zeitnichtgeregelt.LetztlichwerdensowohlBeschäftigtealsauchKundenundKundin-nen,meistensohneihrWissen,Duftstof-fenausgesetzt.DenohnehinvorhandenenLuftverunreinigungenwerdensoweitereStoffehinzugefügt:DasResultatisteineLuftqualität,dienichtvonallenMenschengleichermaßenvertragenwird.Esistbei-
spielsweisenochnichtvollständiggeklärt,oballergeneDuftstoffebeimEinatmenzumEntsteheneinerAllergiebeitragenkönnen.AberauchdiemeistmangelhafteQualitätderInnenraumluftkannzuGesundheits-beschwerdenwieKopfschmerzenundKon-zentrationsschwierigkeitenbeiRaumnutzernführen.SolldurchdenEinsatzvonDuft-stoffgemischenhauptsächlicheinemangel-hafteRaumluftqualitätmaskiertwerden,istdiesbesondersbedenklich.Stattunan-genehmeGerücheodermangelhafteRaum-luftqualitätzuüberdecken,istesempfeh-lenswerter,dieRäumezulüften.
AusSichtdesUmweltbundesamtesisteineBeduftungvonöffentlichenRäumenabzu-lehnen.
Duftstoffe in der Raumluft
6 Ratgeber Duftstoffe
ÄtherischenÖleninderUmgebungsluftwirdnachInhalationbeidersogenannten„Aromatherapie“einepositiveWirkungaufKörperundPsychezugeschrieben.Ab-zugrenzenvondieserAnwendungistderEinsatzinderMedizin.ZumBeispielwirdEukalyptusölinderBehandlungvonAtem-wegserkrankungeneingesetzt.
Fürdieinhalative„Aromatherapie“konn-tejedochinunabhängigenStudien,zumBeispielinderKrankenpflege,bisherkeineindeutigerNutzendurchdenEinsatzvonDuftstoffengezeigtwerden.Dieswarunab-hängigdavon,obdieätherischenÖleausPflanzenteilengewonnenoderindustriellhergestelltwurden.
InletzterZeitwerdenvermehrtätherischeÖlefürdenEinsatzimKlassenzimmerbe-worben.DieHerstellerversprecheneineVer-besserungvonLernleistungundMotivation.
GegendenEinsatzvonDuftstoffenimKlassenzimmersprichtjedoch,dassdieseeinezusätzlicheBelastungderRaumluftmitdenbereitserwähntenleichtflüchti-genorganischenVerbindungendarstel-len.DaskannzumProblemfürMenschenmitvorgeschädigtenAtemwegenwerden,wiezumBeispielKindernmitAsthma,vondenenesimDurchschnittzweiSchü-ler(Altersgruppe11–13Jahre)proSchul-klassegibt.DiezusätzlicheBelastungderInnenraumluftmitDuftstoffenstelltfürdiesePersoneneineunnötigeGesund-heitsgefährdungdar,daätherischeÖlereizendaufdieAtemwegewirkenkönnen.LetztlichüberdeckenätherischeDuftstof-feunangenehmeGerücheinverbrauch-terInnenraumluft,sodasszuwenigAnreizzumangemessenenLüftenbesteht.
„Aromatherapie“ in Schulen – eine sinnvolle Sache?
7
KeinneuerTrendsindDuftstoffeinWasch-undReinigungsmittelnsowieinKosmeti-ka.VieleMenschengenießendenGeruchfrischerWäsche,denDuftihresDuschbads,desHaarshampoosoderderGesichtscreme.FürMenschenmitDuftstoffunverträglich-keitenstelltaberdieTatsache,dassinfastallenherkömmlichenProduktendieserArtDuftstoffeenthaltensind,einProblemdar.EinigeMenschenreagierenmiteinerKon-taktallergie,diesichdurchRötungderHautoderJuckreizzeigt.AberauchandereUn-verträglichkeitsreaktionenwieUnwohlseinundKopfschmerzenkönnenauftreten.DieLösungsindduftstofffreieoderduftstoffar-meProdukte,dieimHandelzwarteilweiseerhältlich,aberoftnurinbegrenzterAus-wahlundnichtimmerleichtauffindbarsind.ProduktemitdemEU-Umweltzeichen„Eu-roblume“enthaltengrundsätzlichnursehrgeringeMengenallergenerDuftstoffe.NachsolchenProduktenkannmanunterdemLinkwww.eu-ecolabel.desuchen.
DieKennzeichnungvonDuftstoffeninPro-duktenwieKosmetikasowieWasch-undReinigungsmittelnistdurchdieEU-Kosme-tikverordnungbeziehungsweisedieEU-De-
tergenzienverordnunggeregelt.EsmüssenjedochnursolcheDuftstoffenamentlichgekennzeichnetwerden,fürdieeinaller-gieauslösendesPotenzialnachgewiesenwurdeunddieineinerbestimmtenKon-zentrationimProduktenthaltensind.AlleanderenwerdeninderListederBestandtei-leaufderVerpackung(„Ingredients“)unterdemSammelbegriff„Parfüm“zusammen-gefasst.
Duftstoffe in Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln
8 Ratgeber Duftstoffe
DüftewerdenmittlerweilesehrvielfältigfürzahlreicheGegenständedestäglichenLebenseingesetzt.SowerdenzumeinenduftendeChemikaliendirektdenProdukt-materialienzugesetzt(duftendeRadiergum-misoderSpielzeug)oderaufdieMaterialienappliziert,umeinenangenehmenDuftein-druckzuerzielen.Für„häusliche“Duftef-fektewerdenMüllbeutelmitZitronenduft,TextilerfrischerundDuftperlenfürStaub-saugerangeboten.Durchprofessionalisier-teDrucktechnikenlassensichPrintmedienundTextilienbeduften,inallerRegelmitmikroverkapseltenDuftstoffen.Außerdemistesmöglich,übertechnischeAppara-turenDufteindrückegezieltzuerzeugen:kleineAufsatzgerätefürSmartphoneslas-sensichüberentsprechendeAppsansteu-
ernundverströmenausgewählteDüfte,wennbeispielsweiseeinneuesPostingbeisozialenNetzwerkenerscheint.
EineneuereEntwicklungistdasDigitali-sierenundVersendenvonDuftnachrich-tenüberdasInternet(„duftende“E-Mails).BeimEmpfängerwerdendiespezifischenDuftsignalewiederentschlüsselt,einZu-satzgerätmischtausvorhandenenBasis-düftendiepassendenDuft-Nuancenzu-sammenundsetztdiesedannfrei.AuchwennderartigeAnwendungennochindenKinderschuhensteckenunddigitaleDuft-spendermomentannuralsPrototypenverfügbarsind,könntedieseTechnikallerVoraussichtnachzukünftigeinhohesAn-wendungspotentialbeinhalten.
Duftstoffe in Gebrauchs-gegenständen und „digitale Düfte“
9
Stoffe,vondeneninEuropamindestenseineTonneproJahrhergestelltoderver-wendetwerden,müssenzumSchutzdermenschlichenGesundheitundderUm-weltnachderEU-ChemikalienverordnungREACHbeiderEuropäischenChemikalien-agentur(ECHA)registriertwerden.DavonsindnachAngabendesDeutschenVer-bandesderRiechstoff-Herstellerca.750Duftstoffebetroffen1.JemehrvoneinemDuftstoffproJahrproduziertwird,destostrengersinddiePrüfanforderungenhin-sichtlichderRisiken,dievondemDuftstoffausgehen.Problematischistallerdings,dassdiegroßeAnzahlderDuftstoffe,dienuringeringenMengenproduziertwer-den,wenigerstrengenVorgabenunterliegt.VieleDuftstoffeentfaltenihreDuftwirkungschoninsehrgeringenKonzentrationen.DieLückebestehtalsogeradebeisolchenStoffen,dieschoninkleinstenMengeneineRelevanzfürempfindlicheMenschenha-ben,weilsieeinebiologischeWirkungüberdenRiechsinnentfalten.
WerdenDuftstoffealssensibilisierendeingestuft,unterliegtihreVerwendungeuropaweitbestimmtenKennzeichnungs-pflichtengemäßderCLP-Verordnung(engl.Classification,Labelling,Packaging;Ver-ordnungüberdieEinstufung,Kennzeich-nungundVerpackungvonStoffenundGemischen),damitVerbraucherinformiertsindundsichschützenkönnenunddiese
Produktemeiden,fallssieempfindlichreagieren.DuftstoffeinKosmetikerzeug-nissenmüssennachderEU-Kosmetikver-ordnungbewertetundgekennzeichnetwerden,daKosmetikerzeugnissevonderCLP-Verordnungausgenommensind.DieVerordnungenderEuropäischenUnionwerdendurchproduktspezifischeRegelun-genaufnationalerEbeneergänzt,wieinTabelle1dargestellt.
TrotzeinesVerbotsallergenerDuft-stoffeinSpielzeugwerdenGehaltebiszu100MilligrammproKilogrammgedul-det(EU-Spielzeugrichtlinie2009/48/EG).DaherempfiehltdasBundesinstitutfürRisikobewertung(BfR-StellungnahmeNr.010/2012)einestrengereFassungderEU-SpielzeugrichtlinieimHinblickaufdieGehalteallergenerDuftstoffe.WeilSpiel-zeug,vergleichbarmitKosmetikproduk-ten,inengenHautkontaktkommtbezie-hungsweisesogarindenMundgenommenwird,istdasUmweltbundesamtgegenjeglichenEinsatzvonDuftstoffeninSpiel-zeugundempfiehlt,beimKaufvonSpiel-zeugaufdieProduktkennzeichnung„DerBlaueEngel“zuachten(nähereInforma-tionen unter www.blauer-engel.de).DieserkennzeichnetduftstofffreiesHolzspielzeugundseiteinigerZeitauchtextilesSpiel-zeug.AnderesSpielzeugsolltevordemKaufzumindestaufdieAbgabevonGe-ruchstoffengeprüftwerden.
Regelung von Duftstoffen durch REACH und weitere Regelwerke
1 Quelle: Internetseite des DVRH Deutscher Verband der RiechstoffHersteller e.V.: Fragen und Antworten zu Riechstoffen (Duftstoffen), 2015
10 Ratgeber Duftstoffe
Produktgruppe / Anwendung Regelungen Was wird geregelt?
Regelungen für Duftstoffe in Produkten oder Anwendungen, die mit der Haut in Kontakt kommen können:
Kosmetika und Kosmetikspielzeug (z.B. Puppenschminke) KosmetikVerordnung (EG) Nr. 1223/2009a
Kennzeichnung von Riech oder Aromastoffen auf der Verpackung – entsprechend der INCI (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) – mit dem Wort „Parfum“ oder „Aroma“. Die 26 Duft-stoffe mit bekanntem allergenen Potential müssen bei einem Gehalt oberhalb einer bestimmten Schwellenkonzentration namentlich auf der Verpackung aufgeführt werden. Diese Schwellenwerte betragen 0,001 % bei leaveonProdukten (z.B. Cremes) und 0,01 % für rinseoffProdukte (z.B. Shampoos).
Wasch und Waschhilfsmittel, Wäscheweichspüler, Putz und Reinigungsmittel
Detergenzienverordnung (EG) Nr. 648/2004a; Wasch und Reinigungsmittelgesetzb
Kennzeichnung von Duftstoffen auf der Verpackung mit dem Wort „Duftstoff“ oder „Parfum“. Die 26 Duftstoffe mit bekanntem allergenen Potential müssen bei einem Gehalt größer als 0,01 % namentlich auf der Verpackung aufgeführt werden.
Spielzeug
EUSpielzeugrichtlinie 2009/48/EGa;2. Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz (Verordnung über die Sicherheit von Spielzeug) (2. ProdSV)b
55 allergene Duftstoffe (u.a. Citral und Eichenmoosextrakt) dürfen nicht im Spielzeug enthalten sein. Allerdings dürfen Spuren dieser 55 Duftstoffe vorhanden sein, sofern dies auch bei Einhaltung der guten Herstellungspraxis unvermeidlich ist und sofern 100 mg/kg nicht überschritten werden. Weitere 11 allergene Duftstoffe unterliegen der Kennzeichnungspflicht, wenn ihre Konzentration im Spielzeug über 100 mg/kg liegt.
Produkte oder Anwendungen, die als Bedarfsgegenstände i.S. des LFBG gelten, z.B.:
▸ Wäschepflegemittel (Wäscheduft, Textilerfrischer, Bügelwasser)
▸ WCDuftsteine ▸ Textilien mit eingearbeitetem Duft
Lebensmittel, Bedarfsgegenstände und Futtermittelgesetzbuch (LFBG)b
Von solchen Produkten darf bei bestimmungsgemäßem oder vorauszusehendem Gebrauch keine Gefährdung für die menschliche Gesundheit ausgehen.
Produkte oder Anwendungen, die nicht als Bedarfsgegenstände i.S. des LFBG gelten, z.B.:
▸ Printmedien ▸ Umverpackungen ▸ Elektroartikel
Regelungen zur Produktsicherheit: Produkt sicherheitsgesetz (ProdSG)b, Elektro und ElektronikgeräteStoffVerordnung (ElektroStoffV)b
Die Gesundheit von Personen darf bei bestimmungsgemäßer oder vorhersehbarer Verwendung nicht gefährdet werden.
Regelungen für Raumdüfte und Raumbeduftung:
Produkte bzw. Mittel zur Raumluftverbesserung wie z.B. ▸ Raumsprays (auch für Fahrzeuginnenräume), ▸ LangzeitraumduftGele, Duftbäume, Duftkerzen,
Räucherstäbchen ▸ Saunaaufgüsse usw.
LFBG b,c Von solchen Produkten darf bei bestimmungsgemäßem oder vorauszusehendem Gebrauch keine Gefährdung für die menschliche Gesundheit ausgehen.
großflächige Raumbeduftung als betrieblich vorgesehenes Airdesign oder Duftmarketing (in Geschäften, Banken, Hotels, Kinos, Bürogebäuden, Flughäfen)
Wenn es sich um Arbeitsplätze handelt: Gefahr-stoffverordnung (GefStoffV)b und Technische Regeln für Gefahrstoffe 900 (TRGS 900)b, insbesondere Arbeitsplatzgrenzwerte
Gemäß GefStoffV müssen Duftstoffe, wenn sie Gefahrstoffe darstellen (z.B. wegen ihres Haut reizenden Potentials), in einer Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden. In Verbindung mit TRGS 900 sind bei der Exposition durch bestimmte Stoffe Arbeitsplatzgrenzwerte einzuhalten (z.B. Luftkonzentrationen für dLimonen). Für die bei Raumbeduftungen verwendeten Substanzen liegen solche Belastungen in der Raumluft meist nicht vor.
Außenluft (z.B. in der Nachbarschaft von Parfümerien) keine speziellen Regelungend
Quelle:Umweltbundesamta:EU-Regelungenb:nationaleRegelungenc:DieseRegelungengeltenauchfürdieindividuelleVerwendungvonRaumsprays,Duftspendernetc.unmittelbaramArbeitsplatzdurchMitarbeiter/Beschäftigte.
d:GeruchsbelästigungendurchDuftstoffesindinderRegelkeineschädlichenEinwirkungenimSinnedesBundesimmissionsschutzgesetzes.
Tabelle 1
Produktspezifische Regelungen
11
Produktgruppe / Anwendung Regelungen Was wird geregelt?
Regelungen für Duftstoffe in Produkten oder Anwendungen, die mit der Haut in Kontakt kommen können:
Kosmetika und Kosmetikspielzeug (z.B. Puppenschminke) KosmetikVerordnung (EG) Nr. 1223/2009a
Kennzeichnung von Riech oder Aromastoffen auf der Verpackung – entsprechend der INCI (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) – mit dem Wort „Parfum“ oder „Aroma“. Die 26 Duft-stoffe mit bekanntem allergenen Potential müssen bei einem Gehalt oberhalb einer bestimmten Schwellenkonzentration namentlich auf der Verpackung aufgeführt werden. Diese Schwellenwerte betragen 0,001 % bei leaveonProdukten (z.B. Cremes) und 0,01 % für rinseoffProdukte (z.B. Shampoos).
Wasch und Waschhilfsmittel, Wäscheweichspüler, Putz und Reinigungsmittel
Detergenzienverordnung (EG) Nr. 648/2004a; Wasch und Reinigungsmittelgesetzb
Kennzeichnung von Duftstoffen auf der Verpackung mit dem Wort „Duftstoff“ oder „Parfum“. Die 26 Duftstoffe mit bekanntem allergenen Potential müssen bei einem Gehalt größer als 0,01 % namentlich auf der Verpackung aufgeführt werden.
Spielzeug
EUSpielzeugrichtlinie 2009/48/EGa;2. Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz (Verordnung über die Sicherheit von Spielzeug) (2. ProdSV)b
55 allergene Duftstoffe (u.a. Citral und Eichenmoosextrakt) dürfen nicht im Spielzeug enthalten sein. Allerdings dürfen Spuren dieser 55 Duftstoffe vorhanden sein, sofern dies auch bei Einhaltung der guten Herstellungspraxis unvermeidlich ist und sofern 100 mg/kg nicht überschritten werden. Weitere 11 allergene Duftstoffe unterliegen der Kennzeichnungspflicht, wenn ihre Konzentration im Spielzeug über 100 mg/kg liegt.
Produkte oder Anwendungen, die als Bedarfsgegenstände i.S. des LFBG gelten, z.B.:
▸ Wäschepflegemittel (Wäscheduft, Textilerfrischer, Bügelwasser)
▸ WCDuftsteine ▸ Textilien mit eingearbeitetem Duft
Lebensmittel, Bedarfsgegenstände und Futtermittelgesetzbuch (LFBG)b
Von solchen Produkten darf bei bestimmungsgemäßem oder vorauszusehendem Gebrauch keine Gefährdung für die menschliche Gesundheit ausgehen.
Produkte oder Anwendungen, die nicht als Bedarfsgegenstände i.S. des LFBG gelten, z.B.:
▸ Printmedien ▸ Umverpackungen ▸ Elektroartikel
Regelungen zur Produktsicherheit: Produkt sicherheitsgesetz (ProdSG)b, Elektro und ElektronikgeräteStoffVerordnung (ElektroStoffV)b
Die Gesundheit von Personen darf bei bestimmungsgemäßer oder vorhersehbarer Verwendung nicht gefährdet werden.
Regelungen für Raumdüfte und Raumbeduftung:
Produkte bzw. Mittel zur Raumluftverbesserung wie z.B. ▸ Raumsprays (auch für Fahrzeuginnenräume), ▸ LangzeitraumduftGele, Duftbäume, Duftkerzen,
Räucherstäbchen ▸ Saunaaufgüsse usw.
LFBG b,c Von solchen Produkten darf bei bestimmungsgemäßem oder vorauszusehendem Gebrauch keine Gefährdung für die menschliche Gesundheit ausgehen.
großflächige Raumbeduftung als betrieblich vorgesehenes Airdesign oder Duftmarketing (in Geschäften, Banken, Hotels, Kinos, Bürogebäuden, Flughäfen)
Wenn es sich um Arbeitsplätze handelt: Gefahr-stoffverordnung (GefStoffV)b und Technische Regeln für Gefahrstoffe 900 (TRGS 900)b, insbesondere Arbeitsplatzgrenzwerte
Gemäß GefStoffV müssen Duftstoffe, wenn sie Gefahrstoffe darstellen (z.B. wegen ihres Haut reizenden Potentials), in einer Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden. In Verbindung mit TRGS 900 sind bei der Exposition durch bestimmte Stoffe Arbeitsplatzgrenzwerte einzuhalten (z.B. Luftkonzentrationen für dLimonen). Für die bei Raumbeduftungen verwendeten Substanzen liegen solche Belastungen in der Raumluft meist nicht vor.
Außenluft (z.B. in der Nachbarschaft von Parfümerien) keine speziellen Regelungend
Quelle:Umweltbundesamta:EU-Regelungen
12 Ratgeber Duftstoffe
DuftstoffekönnenbeieinigenMenscheneinelokaleallergischeEntzündungderHautverursachen(Kontaktallergie).AllerdingsgibteseinegroßeZahlandererallergie-auslösenderSubstanzeninunsererUmweltundinderNahrung,sodassesschwierigist,DuftstoffealsAuslösereindeutigzuidentifizieren.DietypischenAnzeichenei-nerKontaktallergiesindRötung,Bläschen,Papeln,NässenundimweiterenVerlaufAustrocknungmitSchuppung.WiekannnunaberdieSubstanzoderderGegenstandidentifiziertwerden,derAuslösereinerAllergieist,damitmanihnendlichmeidenkann?Handeltessichdocheher„nur“umeineReizungderHautaufgrundeinerun-spezifischenUnverträglichkeitoderliegttatsächlicheineAllergievor?
InjedemFallsolltemöglichsteinHaut-arztodereineHautärztinmitderZusatz-bezeichnungAllergologieaufgesuchtwerden.DieDiagnosekannechterDetektiv-arbeitähneln:DurcheinegenaueBefra-gungsowiediagnostischeTestswirddieAnzahlderStoffe,dieinFragekommen,immerweitereingegrenzt.Hierbeibe-dientmansichinderRegelvorgefertig-terGemischeeinerAuswahlvonDuftstof-fenmitallergenemPotenzial.MankannsichdieAnwendungdesTestsalseineArtScreeningvorstellen,beidernachAuftra-gendesDuftstoffgemischesdieReaktionderHautübermehrereTagebeobachtetwird.Häufigwerdenzusätzlichbestimm-teEinzelsubstanzenoderauchdasinVer-dachtstehendeProduktgetestet,umdieAuslöserzuidentifizieren.DasWissen-schaftlicheKomiteefürVerbrauchersicher-heitderEuropäischenKommission(SCCS)hatineinerStellungnahme(Juni2012)Studienergebnissevorgestellt,diezeigen,welcheDuftstoffebeibesondersvielenMenschenKontaktallergienausgelöstha-ben.NebendeninAbbildung1aufgelis-tetenelfDuftstoffen,dieimEpikutantest(mehrtägigerPflastertest)amhäufigstenzueinerKontaktallergieführten,existierennochvieleweitereDuftstoffemitallergie-auslösendemPotential.
Verdacht auf eine Duftstoffallergie – was tun?
13
Quelle:WissenschaftlichesKomiteezuVerbrauchersicherheitderEuropäischenKommission(SCCS),OpiniononFragranceallergensincosmeticproducts,Juni2012
Abbildung 1
Darstellung der Duftstoffe, die bei mehr als 100 Patientinnen oder Patienten eindeutig als Ursache einer Kontaktallergie identifiziert wurden
14 Ratgeber Duftstoffe
▸ Duftstoffesollten–wennüberhaupt–nurimpersönlichenBereicheingesetztwerden,weilsievonjedemanderswahr-genommenwerdenundfürmancheMenscheneineBelästigungdarstellenkönnen.
▸ DuftstoffekönnenKontaktallergienundandereUnverträglichkeitsreaktionenauslösenundsinddahernichtfüreinenEinsatzimöffentlichenRaumwiezumBeispielSchulenoderamArbeitsplatzgeeignet.FörderlicheEigenschaftenvonDuftstoffenbeispielsweiseimHinblickaufdieLern-oderArbeitsleistungsindnichterwiesen.Problematischsindhin-gegendiemöglichenRisikenfürdieGe-sundheitunddieallgemeineVerschlech-terungderLuftqualitätinInnenräumen.
▸ BeiVerdachtaufeineKontaktallergieaufDuftstoffesolltezurAbklärungderSymp-tomeärztlicherRateingeholtwerden.
▸ DerKaufvonduftstofffreienbeziehungs-weiseduftstoffarmenKosmetikaundWasch-undReinigungsmittelnstärktderenPositionaufdemMarkt.DurchderenVerwendungkannmanseinei-genesRisiko,eineDuftstoffunverträg-lichkeitzuentwickeln,verringernundschütztzudemseineMitmenschenvorunerwünschtenReaktionen.
▸ FüreineguteLuftqualitätinInnen-räumenistregelmäßigesLüftenwichtig.UnangenehmeGerüchesindeinIndi-katorfürunhygienischeunddamitun-gesundeRaumluftbedingungenundsolltennichtmitDuftstoffenüberdecktwerden.
▸ BesondersKindernehmenGegenstän-deindenMund,dienichtdafürgedachtsind.ParfümiertesSpielzeugistfürKin-derdeshalbungeeignet.AuchParfümsoderandereDuftproduktesindzumSpie-lennichtgeeignet.
▸ WerDuftstoffemaßvolleinsetztoderaufsieverzichtet,verhältsichseinenMit-menschengegenüberrücksichtsvollundnimmtNaturdüftebesserwahr.
▸ DaderausgeprägteEinsatzvonDuft-stoffenzurRaumluftbeduftunginman-chenLadenlokaleninModeist,bleibtPersonen,dieaufDuftstoffeempfindlichreagieren,nur,dieseOrtenachMöglich-keitzumeiden.
Das Umweltbundesamt empfiehlt
ImpressumHerausgeber:UmweltbundesamtFachgebiet II 1.5Postfach 14 0606844 DessauRoßlauTel: +49 34021030info@umweltbundesamt.deInternet: www.umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt
Autoren:Dr. Regine Nagorka, Dr. Wolfgang Straff, Dr. Eike Wolter
Redaktion:Umweltbundesamt
Gestaltung:Studio GOOD
Druck:Gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier
Broschüren bestellen:Umweltbundesamtc/o GVPPostfach 30 03 61 | 53183 BonnServiceTelefon: 0340 21036688ServiceFax: 0340 21046688EMail: uba@broschuerenversand.deInternet: www.umweltbundesamt.de
Publikationen als pdf:http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/ratgeberduftstoffechemischebegleiterdesalltags
Bildquellen:www.shutterstock.com
Stand: September 2016
www.facebook.com/umweltbundesamt.de www.twitter.com/umweltbundesamt
▸Diese Broschüre als Download www.uba.de/ratgeber-duftstoffe
top related