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Einfach zu handhabende Methoden für den einzelnen Jagdreisenden zum Schutz vor durch Vektoren übertragenen Erkrankungen
Abschlussarbeit
zur Erlangung der akademischen Bezeichnung
„Akademischer Jagdwirt“
im Rahmen des Universitätslehrganges Jagdwirt/in
Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ)Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung
Eingereicht von: DR. SCHOBESBERGER GerhardMatrikelnummer: 07801941
Betreuer: Univ.Prof. Dr. Klaus HackländerInstitut für Wildbiologie und JagdwirtschaftDepartment für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung
Wien, Jänner 2018
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre eidesstattlich, dass ich diese Arbeit selbständig angefertigt, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und alle aus ungedruckten Quellen, gedruckter Literatur oder aus dem Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte gemäß den Richtlinien wissenschaftlicher Arbeiten zitiert und mit genauer Quellenangabe kenntlich gemacht habe.
23.01.2018
Datum Unterschrift
1
Inhaltsverzeichnis
Abstract (Deutsch)........................................................................................................3
Abstract (English) .........................................................................................................4
1. Einleitung..................................................................................................................5
1.1 Allgemeines........................................................................................................5
1.2 Vektor übertragene Erkrankungen und Epidemiologie ......................................6
1.2.1 Malaria.......................................................................................................6
1.2.2 Dengue-Fieber ..........................................................................................8
1.2.3 Chikungunya-Fieber................................................................................10
1.2.4 Gelbfieber................................................................................................11
1.2.5 Japanische Enzephalitis..........................................................................12
1.2.6 Lymphatische Filariose ...........................................................................12
1.2.7 Onchozerkose .........................................................................................14
1.2.8 Leishmaniose ..........................................................................................15
1.2.9 Chagas-Krankheit ...................................................................................18
1.2.10 Schlafkrankheit........................................................................................18
1.2.11 Krim-Kongo-hämorrhagisches Fieber .....................................................20
1.2.12 Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ............................................21
1.2.13 Lyme-Borreliose ......................................................................................22
1.2.14 Borrelien-Rückfallfieber...........................................................................23
1.2.15 Rickettsiosen...........................................................................................24
1.2.16 Wolhynisches Fieber...............................................................................25
1.2.17 Ehrlichiosen und Anaplasmosen.............................................................25
1.3 Fragestellung und Hypothesen ........................................................................26
2. Material und Methoden ..........................................................................................27
3. Ergebnisse .............................................................................................................28
3.1 Für Abwehrstrategien relevante Vektoreigenschaften .....................................28
3.1.1 Anopheles ...............................................................................................28
3.1.2 Aedes ......................................................................................................28
3.1.3 Haemagogus...........................................................................................28
3.1.4 Culex .......................................................................................................29
3.1.5 Phlebotomus und Lutzomyia...................................................................29
3.1.6 Simuliidae................................................................................................29
2
3.1.7 Glossina ..................................................................................................29
3.1.8 Triatominae .............................................................................................29
3.1.9 Pediculidae..............................................................................................30
3.1.10 Ixodida.....................................................................................................30
3.2 Möglichkeiten der Vektorenbekämpfung und Abwehr .....................................30
3.2.1 Allgemeine Maßnahmen .........................................................................31
3.2.2 Unterkünfte..............................................................................................31
3.2.3 Individualschutz.......................................................................................32
4. Diskussion..............................................................................................................34
5. Literaturverzeichnis ................................................................................................37
3
Abstract (Deutsch)
In den Jagdländern der Welt gibt es eine große Zahl von Erkrankungen, deren
Erreger von tierischen Vektoren auf den Menschen übertragen werden können.
Die in tropischen Gebieten weitverbreiteten Vektor übertragenen Erkrankungen
gewinnen in den gemäßigten Klimazonen immer mehr an Bedeutung, wie z.B.
verschiedene Borreliosen in Europa und den USA oder die Frühsommer-
Meningoencephalitis (FSME). In der Arbeit wird die Frage behandelt, ob es
Methoden zur Verhinderung schon des Übertragungsvorganges gibt, die vom
einzelnen Jagdreisenden überall unter den einfachsten Bedingungen einer jagdlichen
Aktivität anwendbar sind. Dazu wurden im Rahmen der Literaturrecherche
entsprechende Fachartikel beschafft, gesichtet und ausgewertet. Die Arbeit zeigt,
dass die Anwendung verschiedener Gliedertier abweisender bzw. abtötender
Agentien in Kombination Haut, Kleidung und allfälliger Schutzhüllen (Moskitonetz,
Zelt) unabhängig vom abzuwehrenden Vektor zu einer massiven Reduktion der
Infektionshäufigkeiten führt.
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Abstract (English)
In most hunting destinations of the world exists a large number of vector borne
diseases. The importance of these in tropical countries widely spread diseases
increases in countries with milder climate e.g. Lyme disease and tick borne
encephalitis in Europe and the USA. This study deals with the question, if there are
tools to prevent the transmission of the pathogens which can be handled easily from
everyone everywhere. After the literature research the scientific papers were read
and evaluated. The study shows that the combined use of topic repellents with
pesticide impregnated clothing and permethrine treated mosquito nets offers the best
protection against different vectors and leads to a massive decrease of incidence of
infection.
5
1. Einleitung
1.1 Allgemeines
Die Gruppe der Vektor übertragenen Krankheiten wird durch Erreger verursacht,
welche durch Tiere, im Wesentlichen durch Arthropoden übertragen werden
(Löscher, Burchard, Lang & Bendick, 2010; World Health Organisation, 2014).
Hauptvektoren rekrutieren sich aus den Insekten (Insekta) und den Spinnentieren
(Chelicerata) (Löscher et al., 2010).
Laut Weltgesundheitsorganisation leidet ein Sechstel der Weltbevölkerung an Vektor
übertragenen Erkrankungen bzw. an deren Folgen und das Risiko einer Infektion
betrifft mehr als die Hälfte aller Menschen weltweit (WHO, 2014).
Durch die Entdeckung der modernen Insektenbekämpfungsmittel in den 1940er
Jahren konnten die Vektoren mehr und mehr zurück gedrängt werden (WHO, 2014).
Bis in die 1990er Jahre traf dies zu, in den letzten beiden Jahrzehnten nahmen viele
Vektor übertragene Erkrankungen wieder zu, oder erreichten neue Gebiete der Erde
(WHO, 2014).
Hauptgründe dafür sind starke Zunahme der Reiseaktivitäten, einschließlich noch nie
beobachteter Migrationsströme, weltweiter Warenverkehr mit der Möglichkeit der
Verschleppung verschiedener infizierter Vektoren (Gubler, 1998; WHO, 2014),
Klimaveränderungen, die eine natürliche Ausbreitung, bzw. ein Überleben der
Vektoren in neuen Regionen ermöglichen (Deutz et al., 2009; Gubler, Reiter, Ebi,
Yap, Nasci & Patz, 2001; Klinc, von Wissmann, Hautmann, Liebl & Wildner, 2012;
Lozan & Maier, 2008; WHO, 2014).
Veränderungen in der Landwirtschaft, wie neue Nutzungsformen und Veränderungen
der Ökologie, tragen das Ihre dazu bei (Deutz et al., 2009; Klinc et al., 2012; Lozan &
Maier, 2008; World Health Organisation, 2014).
Als Beispiel wird das Dengue Fieber genannt, welches zur wichtigsten Vektor
übertragenen Viruserkrankung geworden ist (WHO, 2014).
Sein Überträger Aedes aegypti kommt mit minimalen Wassermengen als Brutbiotop
zurecht und wird zum Beispiel mit alten Autoreifen in den darinnen befindlichen
Wasserresten oder mit Zierpflanzen transportiert (Garms in Lozan & Maier, 3.2.5, S.
1-8, 2014; Löscher et al., 2010).
So kommt diese Mücke bereits in 20 Europäischen Ländern vor (WHO, 2014).
6
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Zunahme dieser Erkrankungsgruppe ist die
ansteigende Resistenz der Überträger gegen die zur Zeit für die Vektorkontrolle
verwendeten bzw. verwendbaren chemischen Bekämpfungsmittel (Centrum für
Reisemedizin, 2017; WHO, 2014).
1.2 Vektor übertragene Erkrankungen und Epidemiologie
Die folgenden Darstellungen der entsprechenden Krankheiten folgen weder einer
Systematik der Überträger noch der Erreger oder Ähnlichkeiten der klinischen Bilder,
sondern orientieren sich an der Bedeutung für die Weltgesundheit (WHO, 2014).
Die Auswahl der wichtigsten Vektor übertragenen Erkrankungen ist nach deren
epidemiologischer Wertigkeit erstellt (CRM, 2017; Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014).
Bei den behandelten Krankheiten werden Überträger, Erreger, Verbreitung und
Epidemiologie, Krankheitsverläufe und Therapiemöglichkeiten beschrieben.
1.2.1 Malaria
Übertragen wird die Malaria durch den Biss mit anschließendem Blutsaugen der
weiblichen Anophelesmücke (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et
al., 1994; WHO, 2014).
Diese Mücken der Unterfamilie Anophelinae sind die einzigen Überträger der
Malariaparasiten (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994;
WHO, 2014). Die Erreger sind Einzeller der Gattung Plasmodium, wobei im
Wesentlichen fünf davon menschenpathogen sind (Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014).
Plasmodium falciparum, der Erreger der gefährlichsten Form, nämlich der Malaria
tropica, welcher auch für die Todesfälle der Erkrankung verantwortlich ist,
Plasmodium malariae, welches die Malaria quartana verursacht, Plasmodium vivax,
Plasmodium ovale, welche beide die Malaria tertiana hervorrufen können und
Plasmodium knowlesi, das in Südostasien eine begrenzte Rolle als Erreger von
Malaria beim Menschen spielt (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
7
Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Plasmodienarten, die aber hauptsächlich bei
Affen parasitieren und nur in Ausnahmefällen auf den Menschen übertragen werden
(Löscher et al., 2010).
Im Übertragungsgebiet der Malaria leben ungefähr 3,4 Milliarden Menschen (WHO,
2014). In 97 Ländern (Abb. 1) ist eine Ansteckung möglich (WHO, 2014), unter ihnen
einige der jagdtouristisch am meisten genutzten (Hofer, 2010; Lechner, Moll &
Wendler, 1994).
Abb. 1: Prognostizierte Änderungen der Malaria Inzidenzraten pro Land von 2000 bis 2015. Quelle: WHO 2015.
Typischerweise, aber nicht immer, tritt im Erkrankungsfall ein dreiphasiger Verlauf
mit Schüttelfrost, starkem Fieberanstieg, Fieber- und Blutdruckabfall bis zur völligen
Erschöpfung auf (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994;
WHO, 2014).
Bei der Malaria tropica entstehen sehr rasch lebensbedrohliche Komplikationen
(Löscher et al., 2010). Das sind Nierenbeteiligung mit Ausscheidung von
Blutfarbstoff, durch die massive Zerstörung der roten Blutkörperchen bedingt,
sogenanntes Schwarzwasserfieber mit möglichem Nierenversagen (Löscher et al.,
2010; Marre & Benez, 2000), Lungenödem bis zum Vollbild eines Akuten
Respiratorischen Distress Syndroms (ARDS), schwere Anämie mit sofortiger
Transfusionspflicht, schwere Entgleisungen des Säure- Basenhaushaltes und
Hirnbeteiligung bis zum unerweckbaren Koma (Löscher et al., 2010).
8
Es gibt eine erregerspezifische Behandlung (Löscher et al., 2010; Marre & Benez,
2000), wobei diese Medikamente vor Ort oft nicht zur Verfügung stehen (WHO,
2014).
Diese lebensbedrohlichen Komplikationen machen klar, dass an vielen tropischen
Jagddestinationen eine rechtzeitige und ausreichende medizinische Versorgung
nicht möglich ist (CRM, 2017; WHO, 2014).
Es gibt zwar globale Malaria Kontrollprogramme (Löscher et al., 2010; WHO, 2014),
aber aufgrund zunehmender Resistenzen der Anophelesmücken gegen die
eingesetzten Insektizide (WHO, 2014) und der Plasmodien gegen gängige
Medikamente ist der Kampf noch lange nicht gewonnen (CFR, 2017; Löscher et al.,
2010; WHO, 2014). Besonders negativ wirken sich der Geldmangel und innere
Krisen in den betroffenen Ländern aus (WHO, 2014).
1.2.2 Dengue-Fieber
Das Dengue-Fieber wird durch Dengue-Viren aus der Familie der Flaviviridae
verursacht (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994; WHO,
2014), welche durch weibliche Mücken der Gattung Aedes, vor allem Aedes aegypti
übertragen werden (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Zunehmend gewinnt die Art Aedes albopictus an Bedeutung, welche durch höhere
Toleranz kühleren Temperaturen gegenüber, weite Teile Europas und Nordamerikas
besiedelt hat (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Das Risiko an Dengue-Fieber zu erkranken betrifft mehr als 2,5 Milliarden Menschen
(Abb. 2) weltweit (WHO, 2014).
9
Abb. 2: Durchschnittliche Zahl von vermuteten oder bestätigten Dengue-Fällen, die der WHO 2010 bis 2016 gemeldet wurden. Quelle: WHO 2016.
Von mehr als 100 Millionen infizierten Menschen erkranken ungefähr 500000 schwer
(WHO, 2014). Glücklicherweise ist nur ein sehr geringer Teil der Verläufe tödlich
(Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Dengue-Fieber ist die sich am schnellsten ausbreitende (Abb. 3) durch Stechmücken
übertragene Viruserkrankung mit Durchseuchungsraten von über 90% (Löscher et
al., 2010; WHO, 2014).
Dengue-Fieber ist auch in Mitteleuropa von großer Bedeutung, da es z.B. die am
häufigsten nach Deutschland eingeschleppte tropische Viruserkrankung ist (Gubler
et al., 2001; Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
10
Abb. 3: Anzahl der vermuteten oder labordiagnostisch bestätigten Dengue-Fälle, die der WHO von 1990 bis 2015 angezeigt wurden. Quelle: WHO 2016.
Es gibt zwei Formen der Erkrankung (Löscher et al., 2010; WHO, 2014), ein
grippeähnliches, schweres Krankheitsbild mit hohem Fieber und nach einigen Tagen
einem Röteln ähnlichen Hautausschlag und das schwere hämorrhagische Fieber mit
schweren Blutungen und Schocksyndrom, welches ohne Behandlung tödlich verläuft
(Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; WHO, 2014).
Direkte Erreger wirksame Therapie gibt es keine (Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000; WHO, 2014).
1.2.3 Chikungunya-Fieber
Das Chikungunya-Fieber wird durch Aedes-Moskitos übertragen und von Viren der
Familie Togaviridae, Gattung Alphavirus verursacht (Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000; WHO, 2014).
Chikungunya ist in weiten Teilen Afrikas und Asiens verbreitet und erreicht durch die
asiatische Tigermücke Aedes albopictus viele Länder außerhalb des bekannten
Verbreitungsgebietes, wo es meist zu epidemischen Ausbrüchen kommt, Reunion,
2005-2006, Italien 2007, St. Martin, 2013 (Löscher et al., 2010; Marre & Benez,
2000; WHO, 2014).
Zusätzlich zum urbanen Übertragungsweg bei dem der Mensch als Wirt fungiert, gibt
es noch einen ruralen Zyklus mit verschiedenen zentralafrikanischen Affenarten als
Wirt, der vorallem durch Aedes africanus, A. furcifer, A. luteocephalus und A. taylori
übertragen wird (Löscher et al., 2010).
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In Afrika können auch verschiedene Anopheles-Arten, Culex annulirostris und
Mansonia uniformis das Virus übertragen (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Chikungunya-Viren verursachen eine akut fieberhafte Erkrankung mit schmerzhafter,
chronisch verlaufender Polyarthritis (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000;
WHO, 2014). Seltener kommt es zu schweren Organkomplikationen, die bis zum Tod
führen können (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; WHO, 2014).
Es gibt keine spezifische Therapie und keine Impfprophylaxe (Löscher et al., 2010;
WHO, 2014).
1.2.4 Gelbfieber
Vektoren des Gelbfiebers sind verschiedene Aedes- und Haemagogus Mücken,
welche bei Affen und Menschen Blut saugen (Löscher et al., 2010; Marre & Benez,
2000; WHO, 2014).
Gelbfieber gehört zur Gruppe der hämorrhagischen Fieber und wird durch Flaviviren
verursacht (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; WHO, 2014).
Die Geschichte des Gelbfiebers geht weit zurück (Löscher et al., 2010). Schon im
17ten Jahrhundert gab es einen Ausbruch in Mexiko, wohin der Erreger mit dem
Sklavenhandel von Westafrika gebracht wurde (Löscher et al., 2010). Betroffen sind
Afrika mit drei Übertragungszyklen, silvatisch, intermediär und urban und
Südamerika bis Panama (Löscher et al., 2010). Pro Jahr erkranken ungefähr 200000
Menschen an Gelbfieber, von denen 30000 versterben (WHO, 2014). Durch
Abholzungen, Urbanisierung, Bevölkerungswanderbewegungen und Abnahme der
Immunisierung der Bevölkerung hat die Erkrankung in den letzten 30 Jahren
zugenommen (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Charakterisiert ist die Erkrankung durch hohes Fieber und allgemeines
Krankheitsgefühl mit Erbrechen und Nasenbluten (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Bei schwerem Verlauf treten Leber- und Nierenversagen auf, welche bis zum Tod
führen können (Löscher et al., 2010).
Es gibt keine kausale Therapie, aber Gelbfieber ist eine der wenigen Vektor
übertragenen Erkrankungen, gegen die es eine wirksame Impfung gibt (Löscher et
al., 2010; WHO, 2014), die von den einzelnen Staaten gesetzlich geregelt ist
(Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014). 1927
wurde der Asabi-Stamm isoliert, der die Grundlage für den 17D-Impfstoff bildet, der
12
bis heute geimpft wird (Löscher et al., 2010) und der lebenslange Immunität verleiht
(Löscher et al., 2010; WHO, 2014). Das natürliche Reservoir sind afrikanische
Affenarten, die an der Erkrankung nicht versterben, daher ist Gelbfieber durch die
Impfung nicht ausrottbar (Löscher et al., 2010).
1.2.5 Japanische Enzephalitis
Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Mücken der Gattung Culex (Löscher et
al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014), aber auch durch
Aedes, Anopheles und Mansonia (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000;
Reploh et al., 1994).
Ebenfalls zu den Flaviviren gehört der Erreger der Japanischen Enzephalitis
(Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994).
Die Orte der Übertragung sind vor allem landwirtschaftlich genutzte Gebiete mit
überfluteten Feldern (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Betroffen ist Asien mit 50000 Erkrankte und 10000 Todesfälle pro Jahr (WHO, 2014),
wobei besonders Gebiete mit Schweinezucht und Wassergeflügel die größte Rolle
spielen (Löscher et al., 2010; WHO, 2014). Diese Tiere sind das natürliche
Erregerreservoir und verstärken durch ihre Menschennähe die Übertragung (Löscher
et al., 2010).
Die Erkrankung imponiert mit Fieber und Kopfschmerzen in ihrer milden Form, mit
Nackensteifigkeit, Bewußtseinsstörungen bis zum Koma und terminalem Hirnödem in
der schweren Form (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; WHO, 2014).
Es gibt keine ursächliche Therapie (Löscher et al., 2010; WHO, 2014). Es sind
verschiedene gut wirksame Impfstoffe verfügbar (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
1.2.6 Lymphatische Filariose
Überträger dieser Krankheit sind verschiedenste Mücken wie zum Beispiel Aedes-,
Anopheles- und Culex Arten (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Erreger sind Rundwürmer der Familie Onchocercidae (Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014). Diese Würmer, Brugia malaya,
Brugia timori und Wuchereria bancrofti und ihre Larven werden bei der Blutmahlzeit
13
dieser Mücken übertragen (Löscher et al., 2010; WHO, 2014). Der Erreger
Wuchereria bancrofti verursacht 90% der Erkrankungen (WHO, 2014).
Derzeit sind 120 Millionen Menschen infiziert (Abb. 4), von denen 25 Millionen
Männer an Genitalschädigungen und 15 Millionen Menschen an schweren
Lymphödemen leiden (WHO, 2014).
Lymphatische Filariose kommt in Süd-Ostasien, Afrika und Südamerika vor,
allerdings leben 95% der 40 Millionen Betroffenen in SO-Asien und Afrika (WHO,
2014).
Abb. 4: Verteilung der Lymphatischen Filariose und Status der präventiven Chemotherapie (PC) in Endemieländern, 2016. Quelle: WHO 2017.
Diese Parasiten siedeln sich in den lymphatischen Organen an und stören die
normale Funktion des Immunsystems (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000;
WHO, 2014). Zusätzlich produzieren sie im Laufe ihres 6-8 jährigen Lebens Millionen
von Larven (Löscher et al., 2010; WHO, 2014). Diese Mikrofilarien wechseln ihren
Aufenthalt im Tag- Nacht Rhythmus zwischen peripherer Blutbahn und
Lungenstrombahn (Löscher et al., 2010). Die klinischen Erscheinungsbilder sind je
nach Erreger Entzündung der lymphatischen Organe, Hydrocelen, Elephantiasis,
Hautknoten und juckende Hautentzündungen (Löscher et al., 2010; Marre & Benez,
2000; WHO, 2014).
14
Hier gibt es eine Therapie mit zwei Therapieansätzen, Individualtherapie und
Massenchemotherapie (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
1.2.7 Onchozerkose
Übertragen wird sie von der Kriebelmücke Simulium damnosum und zwar von
Mensch zu Mensch (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Erreger der Flussblindheit oder Onchozerkose ist ein parasitierender Wurm, die
Filarie Onchocerca volvulus (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; WHO,
2014).
Betroffen ist Afrika (31 Länder), Mittel- und Südamerika und Yemen (Abb. 5) als
einziges asiatisches Land (WHO, 2014). Ungefähr 37 Millionen Menschen sind
infiziert (WHO, 2014).
Abb. 5: Verteilung der Onchozerkose und Status der präventiven Chemotherapie (PC) in Endemieländern, 2016. Quelle: WHO 2017.
Die erwachsenen Würmer leben in subkutanen Bindegewebsknoten und produzieren
während ihres 10 bis 14 jährigen Lebens Millionen von Larven, die ins Hautgewebe
einwandern (Löscher et al., 2010; WHO, 2014). Ist das Augengewebe betroffen,
kann das bis zur Erblindung führen (Löscher et al., 2010; WHO, 2014). Klinisch gibt
15
es vier Ausprägungen, subkutane Knoten, schon aufgrund der Größe der Würmer
von bis zu 50 cm (Weibchen) sehr imponierend aber klinisch eher bedeutungslos,
Hautentzündungen, Entzündungen der Lymphbahnen und Augenschäden (Löscher
et al., 2010; WHO, 2014). Nach dem Trachom ist die Onchozerkose die
zweithäufigste Ursache für Blindheit weltweit (WHO, 2014).
Zwei Therapieformen werden verwendet, eine medikamentöse und eine chirurgische
zur Entfernung der erwachsenen Würmer (Löscher et al., 2010).
1.2.8 Leishmaniose
Die Überträger sind Sandmücken der Gattung Phlebotomus (Löscher et al., 2010;
Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014), von deren 700 Arten etwa
70 als Vektor fungieren (Löscher et al., 2010).
Die Leishmaniose wird durch Hämoflagellaten der Gattung Leishmania aus der
Familie der Trypanosomatidae hervorgerufen (Löscher et al., 2010; Marre & Benez,
2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014). Die natürlichen Wirte sind verschiedene
Säugetierarten (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Ungefähr 1,3 Millionen Neuerkrankungen mit 30000 Toten pro Jahr werden
geschätzt (WHO, 2014).
Es gibt drei Ausprägungsformen, die viszerale (Abb. 6) als gefährlichste Form, die
kutane und die mukokutane (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
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Abb. 6: Weltweiter Endemiestatus der Viszeralen Leishmaniose, 2015. Quelle: WHO 2017.
95% der kutanen Form betreffen Nord- und Südamerika, Zentralasien, Mittleren
Osten und den Mittelmeerraum (Abb. 7) (WHO, 2014).
17
Abb. 7: Weltweiter Endemiestatus der kutanen Leishmaniose, 2015. Quelle: WHO 2017.
Die mukokutane Form findet sich hauptsächlich in Bolivien, Brasilien und Peru
(WHO, 2014). Aufgrund der Temperaturunempfindlichkeit der Sandmücken finden
wir auch in Mitteleuropa (Deutz, Fuchs, Schuller, Müller, Kerbl & Klement, 2002;
Deutz, Fuchs, Schuller & Novotny, 2003; Klinc et al., 2012; Löscher et al., 2010)
meist inapparent verlaufende Infektionen (Löscher et al., 2010).
Je nach Type imponiert die Erkrankung durch Fieber, Leber- und Milzvergrößerung,
Hautläsionen bis hin zu schweren Hautdefekten (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Während die kutane und mukokutane Form mit schweren Entstellungen
einhergehen, verlaufen 90% der viszeralen Leishmaniosen unbehandelt tödlich
(Löscher et al., 2010).
Nur durch sofort einsetzende Chemotherapie kann man die schweren Folgen
abwenden (Löscher et al., 2010).
18
1.2.9 Chagas-Krankheit
Überträger sind blutsaugende Raubwanzen (Davalos, 1977; Löscher et al., 2010;
Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014), die den Erreger aus einem
über 100 Tierarten umfassenden Wirtsreservoir auf den Menschen übertragen.
(Davalos, 1977; WHO, 2014). Von den über 150 Arten beschriebener Raubwanzen
der Unterfamilie Triatominae (Löscher et al., 2010; WHO, 2014), Familie Reduviidae
haben die Kulturfolger Triatoma infestans und Triatoma dimidiata die größte
Bedeutung (Löscher et al., 2010). Bei diesen Vektoren können im Unterschied zu
den Mücken beide Geschlechter und die Larven den Erreger übertragen (Löscher et
al., 2010).
Die Chagas-Krankheit oder amerikanische Trypanosomiasis wird durch das
Geißeltierchen Trypanosoma cruzi verursacht (Davalos, 1977; Löscher et al., 2010;
Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014).
Geschätzte 10 Millionen Menschen sind weltweit, vor allem in Südamerika infiziert
(WHO, 2014).
Meistens verläuft die Erkrankung mild (Löscher et al., 2010; WHO, 2014), kann in der
schweren Form in ca. 20-35% (Löscher et al., 2010) in ein chronisches Stadium
übergehen mit Herzinsuffizienz und Megabildungen in Speiseröhre und Dickdarm
(Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Chemotherapie ist möglich (Löscher et al., 2010)
1.2.10 Schlafkrankheit
Bei der von Tsetsefliegen der Gattung Glossina übertragenen Afrikanischen
Trypanosomiasis oder Schlafkrankheit handelt es sich um eine durch Flagellaten der
Gattung Trypanosoma verursachten Parasitose (Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000; Reploh et al., 1994).
Die westafrikanische Form wird durch Trypanosoma gambiense (Abb. 8), die
ostafrikanische Form durch Trypanosoma rhodesiense (Abb. 9) hervorgerufen
(Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000). Aufgrund der Ineffizienz der
Tsetsefliege als Vektor besteht für Reisende ein vergleichsweise geringes
Infektionsrisiko (Löscher et al., 2010).
19
Durch starke Bemühungen von WHO und nationalen Gesundheitsorganisationen ab
Anfang des 21ten Jahrhunderts scheint die Ausrottung der epidemischen Formen der
afrikanischen Trypanosomiasis möglich (Löscher et al., 2010). 2006 sank die Zahl
der neudiagnostizierten Patienten auf 11000 (Löscher et al., 2010). Betroffen sind die
Länder des sogenannten Tsetsegürtels, Republik Kongo, Sudan, Zentralafrikanische
Republik, Angola und Uganda, wobei in Zeiten von politischen und daraus
resultierenden ökonomischen Krisen die Bedrohung wieder ansteigt (Löscher et al.,
2010).
Abb. 8: Weltweite Verbreitung der humanen Afrikanischen Trypanosomiasis (T. b. gambiense), 2016. Quelle: WHO 2017.
20
Abb. 9: Weltweite Verbreitung der humanen Afrikanischen Trypanosomiasis (T. b. rhodesiense), 2016. Quelle: WHO 2017.
Die Schlafkrankheit zeigt ein vielgestaltiges und zum Teil uncharakteristisches
klinisches Bild (Löscher et al., 2010). Rhodesiense Infektionen verlaufen meist akut
mit schweren Symptomen innerhalb weniger Tage bis Wochen mit einem klinischen
Bild wie eine schwere Malaria tropica, Gambiense Infektionen verlaufen meist
protrahiert (Löscher et al., 2010). Es lassen sich ein hämolymphatisches Stadium
von einem meningoenzephalitischen Stadium unterscheiden (Löscher et al., 2010).
Die gegen Afrikanische Trypanosomiasis wirksame Medikamente weisen eine hohe
Toxizität auf (Löscher et al., 2010).
1.2.11 Krim-Kongo-hämorrhagisches Fieber
Die Übertragung des Erregers erfolgt durch Zecken (Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000).
Verursacht wird die Krankheit durch Viren der Gattung Nairovirus aus der Familie der
Bunyaviridae (Löscher et al., 2010; WHO, 2014). Das Virus zirkuliert zwischen
verschiedenen Wirbeltierspezies und der Zecke (Löscher et al., 2010), insbesondere
21
aus der Gattung Hyalomma, enzootischer Zyklus, wird aber auch direkt von der
Mutterzecke auf das Ei übertragen, transovarieller Zyklus (Löscher et al., 2010).
Betroffen ist Afrika, die Balkanländer, der Mittlere Osten und Asien (Löscher et al.,
2010; WHO, 2014).
Ist der Mensch betroffen, hier vor allem Bauern (Löscher et al., 2010; WHO, 2014),
Jäger und Militärs, die sich in den endemischen Gebieten viel im Freien aufhalten
(Löscher et al., 2010), kommt es nach dem Biss der infizierten Zecke nach 3-7 Tagen
zu hohem Fieber, Schüttelfrost und Nackensteifigkeit (Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000; WHO, 2014). Bei mehr als 25% kommt es anschließend zu flächigen
Hautblutungen, dann zu schweren Blutungen aus den Körperöffnungen (Löscher et
al., 2010). Mehr als ein Drittel der infizierten Menschen sterben innerhalb zweier
Wochen (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
Es gibt keine ursächliche Therapie (Löscher et al., 2010) und keine sichere und
wirksame Impfung (Löscher et al., 2010; WHO, 2014).
1.2.12 Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Zeckenenzephalitis wird durch
Zecken übertragen (Deutz et al., 2003; Gubler, 1998; Essbauer et al., 2009; Gubler
et al., 2001; Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Perez-Eid & Gilot, 1998;
Reploh et al., 1994; Schebeck, 2013; Schebeck, Deutz & Guggenberger, 2014; Süss
et al., 1992; Wagner, 2016; WHO, 2014). Es sind vorwiegend Zecken der Gattung
Ixodidae (Ixodes ricinus, Ixodes persulcatus) aber auch andere Gattungen (Bösl,
2013; Essbauer et al., 2009; Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et
al., 1994; Schebeck, 2013; Wagner, 2016; WHO, 2014).
Der Erreger der Erkrankung gehört zu den Flaviviren (Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000; Reploh et al., 1994).
Betroffen ist Europa, der asiatische Teil Russlands, insbesondere Sibirien, die
Türkei, China, Mongolei und die Ukraine (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000;
Reploh et al., 1994; WHO, 2014).
Es gibt drei Ausprägungen der Erkrankung, die westliche, die fernöstliche und die
sibirische Form (Essbauer et al., 2009; Marre & Benez, 2000; WHO, 2014). Die
Erkrankung verläuft mit hohem Fieber, starken Kopfschmerzen und Erbrechen und
wird oft als Influenza verkannt (Essbauer et al., 2009; Reploh et al., 1994; WHO,
22
2014). 30% der Betroffenen entwickeln ein zentralnervöses Bild mit Lähmungen bis
hin zum Tode (Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014).
Es gibt keine ursächliche Therapie, aber eine seit Jahrzehnten etablierte Impfung
(Essbauer et al., 2009; Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; WHO, 2014),
welche für Risikopersonen (Forstarbeiter, Jäger, Landwirte, etc.) obligat sein sollte
(WHO, 2014).
1.2.13 Lyme-Borreliose
Die Lyme-Borreliose wird durch verschiedene Zecken der Gattung Ixodidae
übertragen (Bösl, 2013; Entzeroth, Göttfert, Hanig, Fenske & Friebe, 2009; Essbauer
et al., 2009; Klinc et al., 2012; Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Perez-Eid,
1998; Reploh et al., 1994; Schebeck, 2013; Wagner, 2016; WHO, 2014). Ixodes
ricinus , I. pacificus und I. scapularis sind für die Verbreitung der Lyme-Borreliose
verantwortlich (Essbauer et al., 2009; Klinc et al., 2012; Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000; Reploh et al., 1994; von Baehr, 2009).
Erreger sind Schraubenbakterien aus der Gattung Borrelia (Entzeroth et al., 2009;
Essbauer et al., 2009; Klinc et al., 2012; Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000;
Poggensee et al., 2008; Reploh et al., 1994; von Baehr, 2009; WHO, 2014).
Lyme-Borreliose ist in Europa, den USA und Asien weit verbreitet (Marre & Benez,
2000; Reploh et al., 1994; WHO, 2014). Als häufigste Zecken-übertragene
Erkrankung der nördlichen Hemisphäre (Klinc et al., 2012; Marre & Benez, 2000;
Talaska, 2002; Poggensee et al., 2008; von Baehr, 2009) und durch das enorme
Reservoir an natürlichen Wirten, Cerviden, Hunde, Nagetiere, etc. (Deutz, 2003;
Entzeroth et al., 2009; Essbauer et al., 2009; Klinc et al., 2012; Marre & Benez, 2000;
Reploh et al., 1994; von Baehr, 2009), spielt sie eine bedeutende Rolle bei Personen
in ländlichen Gebieten (WHO, 2014), wie Forstarbeiter, Landwirte, Jäger, etc. (Deutz,
2003; Entzeroth et al., 2009; Essbauer et al., 2009; Klinc et al., 2012; Talaska, 2002;
Wagner, 2016).
Nach einer initialen Rötung an der Bissstelle (Essbauer et al., 2009; Klinc et al.,
2012; Marre & Benez, 2000; Poggensee et al., 2008; Reploh et al., 1994; WHO,
2014), die sich langsam vergrößert und in der Mitte wieder blass wird (Reploh et al.,
1994; von Baehr, 2009; WHO, 2014), zeigt die infizierte Person Fieber, Schüttelfrost,
Erschöpfung und Gelenksschmerzen (Marre & Benez, 2000; Poggensee et al., 2008;
23
Reploh et al., 1994; WHO, 2014). Falls nicht behandelt wird, kann die Erkrankung in
einen chronischen, sich über Jahre hinziehenden Verlauf übergehen, mit Arthritis,
Herz- und ZNS Beteiligung (Essbauer et al., 2009; Klinc et al., 2012; Marre & Benez,
2000; Poggensee et al., 2008; Reploh et al., 1994; WHO, 2014).
Chemotherapie ist möglich und sollte bei gesicherter Infektion auch in Anspruch
genommen werden (Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994; von Baehr, 2009)
1.2.14 Borrelien-Rückfallfieber
Je nach Vektor gibt es das epidemische Rückfallfieber, welches durch Kleiderläuse
übertragen wird und daher ganze Wohngemeinschaften erfasst und das endemische
Rückfallfieber (ZRF), welches von Zecken übertragen wird und daher nur
Einzelpersonen befällt (Löscher et al., 2010; Reploh et al., 1994). Beim
Kleiderläuserückfallfieber (LRF) müssen die Läuse am Körper des Wirtes auf der
Haut verletzt werden, damit die Borrelien freigesetzt werden können (Löscher et al.,
2010; Reploh et al., 1994). Zeckenborreliose wird allein durch den Biss der Zecke,
hier vor allem durch Lederzecken der Gattung Ornithodorus, in Afrika O. moubata, in
Amerika O. turicata und in Europa O. erraticus verbreitet (Löscher et al., 2010;
Reploh et al., 1994).
Diese Erkrankungsgruppe wird durch Infektion mit Borrelien ausgelöst (Löscher et
al., 2010; Reploh et al., 1994). Aufgrund des riesigen Wirtsreservoirs in Form von
Wirbeltieren, hier vor allem Nager (Essbauer et al., 2009; Löscher et al., 2010;
Reploh et al., 1994), und der Möglichkeit einer transovariellen Übertragung in der
weiblichen Zecke, hat das Rückfallfieber ein hohes Infektionspotential (Löscher et al.,
2010; Reploh et al., 1994).
Betroffen sind vom LRF das nördliche und äquatoriale Afrika, Südamerika, die
meisten osteuropäischen Länder und Naher-, Mittlerer und Ferner Osten, vom ZRF
zusätzlich das südliche Afrika, Mittel- und Nordamerika und der Mittelmeerraum
(Gubler et al., 2001; Löscher et al., 2010; Reploh et al., 1994). Zusätzlich dürfte die
allgemeine Klimaerwärmung zur zunehmenden Inzidenz des Zeckenrückfallfiebers
beitragen (Löscher et al., 2010).
Die Erkrankung beginnt nach 1-18 tägiger Inkubationszeit mit akutem Fieber, Kopf-
und Gliederschmerzen, Übelkeit und Atemnot (Löscher et al., 2010; Reploh et al.,
1994). Dann folgen Husten, Exanthem, Blutungsneigung und Bewusstseinstrübung
24
(Löscher et al., 2010; Reploh et al., 1994). Unbehandelt erfolgen nach 1-21 Tagen
die Rückfälle, bis zu vier mal beim Läuserückfallfieber und bis zu elf mal beim
Zeckenrückfallfieber (Löscher et al., 2010; Reploh et al., 1994). Die Verläufe sind
beim LRF schwerer und können unbehandelt eine Letalität von 70% erreichen
(Löscher et al., 2010). Komplikationen beim ZRF betreffen eher das
Zentralnervensystem (Löscher et al., 2010).
Chemotherapie ist erfolgreich (Löscher et al., 2010; Reploh et al., 1994).
1.2.15 Rickettsiosen
Die verschiedenen Zeckenbissfieber und das Tsutsugamushi-Fieber werden durch
Zecken, Milben oder Milbenlarven übertragen, während Fleckfieber und murinem
Fleckfieber Läuse oder Flöhe als Vektor dienen (Essbauer et al., 2009; Löscher et
al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994).
Diese Erkrankungen, die durch gramnegative, kokkoide Stäbchenbakterien der
Gattungen Coxiella, Orientia und Rickettsia hervorgerufen werden, sind die
Fleckfieber-Gruppe (Essbauer et al., 2009; Löscher et al., 2010; Marre & Benez,
2000; Reploh et al., 1994), mit klassischem Fleckfieber und murinem Fleckfieber, die
Zeckenbissfiebergruppe (Essbauer et al., 2009; Löscher et al., 2010; Marre & Benez,
2000; Reploh et al., 1994), mit Mediteranem- und Afrikanischem Fleckfieber, den
Varianten Sibirisches-, Israelisches-, Australisches- und Japanisches Fleckfieber,
Rocky-Mountain-Fleckfieber und Brasilianischem Fleckfieber und den
milbenübertragenen Rickettsienpocken, das Tsutsugamushi-Fieber (Löscher et al.,
2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994) und das Q-Fieber (Löscher et al.,
2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994). Reservoir sind verschiedene
Vögel, Reptilien und Säugetiere (Essbauer et al., 2009; Löscher et al., 2010; Reploh
et al., 1994).
Die Erkrankungsgruppe ist weltweit verbreitet, wobei einzelne Formen geographisch
zugeordnet werden können (Löscher et al., 2010; Reploh et al., 1994). Das
Afrikanische Zeckenbissfieber, welches durch Rickettsia africae verursacht wird, ist
eine häufig von Safaritouristen im südlichen Afrika erworbene Erkrankung (Bassetti,
2004; Löscher et al., 2010).
Klinisch zeigen alle Rickettsiosen akutes Fieber mit Kopf- und Gliederschmerzen,
Übelkeit und Husten, als Komplikationen können Exantheme (Essbauer et al., 2009;
25
Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994), spezifische
Läsionen an der Eintrittspforte, Lungenentzündung, Entzündungen der
Lymphbahnen und Meningoenzephalitis auftreten (Löscher et al., 2010; Marre &
Benez, 2000; Reploh et al., 1994).
Chemotherapie ist möglich (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al.,
1994).
1.2.16 Wolhynisches Fieber
Der Erreger wird durch den Kot von Kleiderläusen (Pediculus humanus) übertragen,
der durch Kratzen an der Saugstelle inokuliert wird (Löscher et al., 2010; Reploh et
al., 1994).
Das Fünftage- oder Wolhynische Fieber wird durch das Bakterium Bartonella
quintana hervorgerufen (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al.,
1994).
Endemieschwerpunkte gibt es noch in Russland, Mexiko, Bolivien, Nordafrika,
Burundi und Äthiopien (Löscher et al., 2010). Durch verbesserte
Hygienebedingungen ist die Inzidenz stark rückläufig (Löscher et al., 2010; Reploh et
al., 1994).
Nach 5-20 Tagen beginnen plötzliches Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, die
spontan wieder abklingen, oder in ein im fünf Tages Intervall rekurrierendes Fieber
übergehen können (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000; Reploh et al., 1994).
Im schwersten Fall kann es zu chronischen Verläufen mit Endokarditis kommen
(Löscher et al., 2010).
Chemotherapie ist möglich (Löscher et al., 2010; Reploh et al., 1994).
1.2.17 Ehrlichiosen und Anaplasmosen
Die in der Veterinärmedizin schon lange bekannten Erreger dieser Erkrankungen
werden durch verschiedene Zecken der Gattung Ixodidae übertragen (Löscher,
2010), je nach Vorkommensgebiet durch I. pacificus, I. persulcatus, I. ricinus und I.
scapularis (Löscher, 2010; Marre & Benez, 2000; Schebeck, Deutz & Guggenberger,
2014).
26
Ehrlichiosen und Anaplasmosen sind Erkrankungen, die durch gramnegative,
intrazelluläre Bakterien der Familie Anaplasmataceae hervorgerufen werden
(Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000). Zwei Arten von Ehrlichia, E. chaffeensis
und E. ewingii, eine von Anaplasma, A. phagocytophilum und eine von Neorickettsia,
N. sennetsu können beim Menschen Krankheit hervorrufen (Löscher, 2010).
Wirte sind Wirbeltiere (Essbauer et al., 2009; Löscher el al., 2010; Marre & Benez,
2000).
Die Erreger sind weltweit verbreitet und werden von den entsprechenden Zecken
häufig gemeinsam mit Borrelia, Babesien und Viren übertragen (Löscher et al.,
2010).
Allen gemeinsam ist, dass sie ein fieberhaftes Krankheitsbild hervorrufen mit
gelegentlichen schweren Verläufen mit Polyneuropathien und Befall des zentralen
Nervensystems (Löscher et al., 2010; Marre & Benez, 2000).
Therapie mit entsprechenden Chemotherapeutika ist erforderlich (Löscher et al.,
2010; Marre & Benez, 2000).
1.3 Fragestellung und Hypothesen
Ziel dieser Arbeit soll es sein, einen Beitrag zur großen Thematik des Schutzes vor
von Vektoren übertragenen Erkrankungen zu leisten.
Folgende Fragestellungen werden in dieser Arbeit behandelt:
a. Gibt es für den einzelnen Jagdreisenden einfach zu handhabende
Abwehrmethoden?
Einfach zu handhaben bedeutet, die Abwehrmethode an jedem Ort, alleine
durchführen zu können.
b. Gibt es vektorspezifische Unterschiede?
c. Sind diese Abwehrstrategien überall anwendbar?
27
2. Material und Methoden
Im Rahmen der Literaturrecherche wurden die Fachartikel zunächst über das Internet
beschafft und online verfügbare Volltexte ausgedruckt. Fachartikel, die nicht im
Internet verfügbar waren, wurden über die Bibliothek und die Archive der Universität
für Bodenkultur Wien bezogen. Literatur aus Beständen von Privatpersonen wurden
gesichtet und ausgewertet.
Die Literatursammlung setzt sich aus zahlreichen wissenschaftlichen
Veröffentlichungen, Berichten diverser nationaler und internationaler
Gesundheitsorganisationen, Statistiken, Dissertationen, Masterarbeiten und
Monographien zusammen.
Auf Grund der Tatsache, dass bei der Literaturrecherche nur wenige Publikationen
gefunden wurden, in denen speziell auf Jagdreisende im Zusammenhang mit der
Fragestellung der Arbeit eingegangen wurde, kamen im Bereich der Methoden zum
Schutz vor und zur Abwehr der Vektoren Publikationen aus dem militärischen
Bereich zur Anwendung.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse führten zu einer Eingrenzung und Aufteilung
der Literatur in die von der Arbeit zu behandelten Krankheiten, die tierischen
Vektoren, die verschiedenen Möglichkeiten der Therapie und der Prophylaxe, sowie
vom einzelnen Jagdreisenden zu handhabenden Methoden zur Abwehr der
Vektoren.
Die endgültige Auswahl der Erkrankungen folgte der 2014 veröffentlichten Liste der
Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2014).
28
3. Ergebnisse
3.1 Für Abwehrstrategien relevante Vektoreigenschaften
Die Vektoren der besprochenen Erkrankungen gehören zu den Insekten (Insekta)
und den Spinnentieren (Chelicerata) (Löscher et al., 2010).
3.1.1 Anopheles
Aus der Gattung Anopheles mit 480 Arten übertragen ca. 40 Arten Malaria, allerdings
nur die Weibchen während der Blutmahlzeit (Löscher et al., 2010). Von anderen
Mücken der Gattungen Aedes und Culex kann man sie an der schwarzweißen
Flügelzeichnung unterscheiden und an der charakteristischen Sitzhaltung erkennen,
in der Kopf und Rumpf eine Gerade bilden, die in einem Winkel zur Unterlage steht
(Löscher et al., 2010). Die Anophelesmücken sind dämmerungs- und nachtaktiv und
nehmen alle 3-4 Tage Nahrung in Form einer Blutmahlzeit zu sich, wozu sie maximal
3km zurücklegen (Löscher et al., 2010).
3.1.2 Aedes
Mücken der Gattung Aedes sitzen mit dem Abdomen parallel zur Unterlage, sind
tagaktiv, bevorzugt morgens und abends, sind äußerst nervöse Blutsauger, was zu
vielen Probestichen führt, die aber genügen, um die verschiedenen Erreger zu
übertragen (Löscher et al., 2010). Aedes aegypti ist ein ausgesprochener
Kulturfolger, der sich gerne in oder in der Nähe menschlicher Behausungen aufhält
und dadurch von der starken Urbanisierung profitiert (Löscher et al., 2010; WHO,
2014).
3.1.3 Haemagogus
Stechmücken der Gattung Haemagogus haben ihr Aktivitätsmaximum zur Mittagszeit
(Löscher et.al., 2010).
29
3.1.4 Culex
Stechmücken der Gattung Culex sind dämmerungs- und nachtaktiv und saugen
sowohl in Gebäuden, wie auch außerhalb (Garms, 2014; Löscher et al., 2010).
3.1.5 Phlebotomus und Lutzomyia
Sandmücken der Gattung Phlebotomus und Lutzomyia sind sehr kleine Mücken mit
1,5-2mm Körperlänge und sehr begrenztem Flugradius (Löscher et al., 2010). Sie
stechen bevorzugt in der Dämmerung und in der Nacht im Freien und werden durch
organische Abfälle in die Nähe menschlicher Behausungen gelockt (Garms, 2014;
Löscher et al., 2010).
3.1.6 Simuliidae
Kriebelmücken der Gattung Simuliidae sind wegen ihrer Brutgewohnheiten an die
Nähe von rasch fließendem Wasser von Bächen und Flüssen gebunden (Garms,
2014; Löscher et al., 2010).
3.1.7 Glossina
Die nur tagsüber aktive Tsetsefliege der Gattung Glossina kann in beiden
Geschlechtern als Vektor fungieren (Garms, 2014; Löscher et al., 2010). Während
die westafrikanische Palpalis-Gruppe feuchte Biotope in der Nähe von Gewässern
bevorzugt, lebt die ostafrikanische Morsitans- Gruppe in trockenen
Savannengebieten (Garms, 2014; Löscher et al., 2010).
3.1.8 Triatominae
Die bis zu 45mm großen Raubwanzen der Unterfamilie Triatominae kommen nachts
aus ihren Verstecken in menschlichen Behausungen oder in Nebengebäuden, wie
Schuppen oder Ställen, um Blut von Menschen oder Haustieren zu saugen (Davalos,
1977; Garms, 2014; Löscher et al., 2010). Beide Geschlechter Adulti und Larven
30
saugen Blut und scheiden die Trypanosomen über den Kot aus (Davalos, 1977;
Garms, 2014; Löscher et al., 2010).
3.1.9 Pediculidae
Die menschenspezifische Kopflaus, Pediculus humanus capitis und die Kleiderlaus,
Pediculus humanus corporis leben entweder permanent am Menschen, wie die
Kopflaus, die nur durch direkten Haar- zu Haar-Kontakt übertragen wird, oder suchen
den Menschen nur zur Blutmahlzeit auf, wie die Kleiderlaus, die sich in unmittelbarer
Umgebung des Menschen aufhält, wie in Kleidung oder in der Bettwäsche (Löscher
et al., 2010). Da die Eier entweder im Haar oder in den Textilien abgelegt werden
muss man bei der Bekämpfung sowohl Läuse wie auch Eier abtöten (Löscher et al.,
2010).
3.1.10 Ixodida
Die zu den Spinnentieren, Taxon Ixodida mit rund 900 Arten gehörenden Zecken
sind neben den Mücken die wichtigsten Überträger von Krankheitserregern
(Schebeck, 2013; Schebeck et al., 2014; von Baehr, 2009; Wagner, 2016). Beide
Geschlechter und die Larven ernähren sich von Blut und es werden je nach
Entwicklungsstadium unterschiedliche Wirte bevorzugt (Schebeck, 2013). Zur
Wirtssuche halten sich die Zecken in bodennahen Vegetationsschichten auf, Larven
in der niedrigsten Schicht, Nymphen in der mittleren Schicht, bis 30cm und Imagines
in der höchsten Schicht, bis 80cm (Schebeck, 2013; von Baehr, 2009). Die
Blutmahlzeit kann mehrere Tage dauern, gleichzeitig erhöht sich die
Infektionswahrscheinlichkeit mit zunehmender Saugdauer (von Baehr, 2009).
3.2 Möglichkeiten der Vektorenbekämpfung und Abwehr
Es gibt eine große Zahl von Strategien zur Vektorenbekämpfung und Abwehr mit
unterschiedlichen Erfolgen, die von verschiedensten Faktoren abhängig sind, wie
Verhalten des Vektors, Mobilitätsradius, Wirtsuchmethode, Jahreszeit, Epidemiologie
der übertragenen Erkrankung, Aktivität der Menschen, Habitate, Resistenzen,
31
ökonomische Situation, kulturelle Besonderheiten und Umweltveränderungen (WHO,
2014).
3.2.1 Allgemeine Maßnahmen
Aufwendige Maßnahmen, die von öffentlichen Institutionen durchgeführt werden, wie
großflächige Pestizidausbringungen, Zerstörung allfälliger Brutbiotope, biologische
oder genetische Kontrolle der Vektoren, Müllentsorgungsstrategien sind für den
einzelnen Jagdtouristen nicht beeinflussbar (WHO, 2014; International Programme
on Chemical Safety (Hrsg.), 2013; Organisation mondiale de la santé, 2015; Special
Programme for Research and Training in Tropical Diseases & World Health
Organization (Hrsg.), 2009).
3.2.2 Unterkünfte
Eine Methode um Vektoren in festen Unterkünften zu dezimieren, ist das Besprühen
der Räume und Einrichtungsgegenstände mit entsprechenden Pestiziden, welche auf
der Homepage der Weltgesundheitsorganisation unter
http://www.who.int/whopes/Insecticides_IRS_Malaria_25_Oct_2013.pdf eingesehen
werden können (WHO, 2014).
Die Verwendung von Repellents in Räumen als Brennspirale oder bei vorhandener
Elektrizität als Insektizid-Verdampfer und vor Neubezug des Raumes der Einsatz von
Aerosolsprays bewirken eine rasche Abtötung von Vektoren (WHO, 2014). Eine
Langzeitwirkung ist nicht gegeben (WHO, 2014).
Die Imprägnierung von Zelten mit Permethrin bietet einen Schutz vor Aedes spp.
sowohl für die darinnen befindlichen Personen, als auch für Personen in
unmittelbarer Nähe des imprägnierten Zeltes (Heal, Surgeoner & Lindsay, 1995).
Auch die Studie von Schreck (1991, zitiert nach Heal et al., 1995, S. 99) zeigt einen
mehr als 96% Schutz vor Aedes aegypti.
32
3.2.3 Individualschutz
Eines der wirksamsten Mittel zum Schutz vor Vektoren in der Nacht ist ein mit
Pestizid imprägniertes Moskitonetz, mit dem nicht nur Mücken, sondern auch Flöhe,
Läuse und Raubwanzen abgehalten werden können (WHO, 2014). Die Verwendung
von mit Substanzen wie Permethrin oder Diethyl Toluamid (DEET) imprägnierter
Kleidung ist ein guter Schutz (WHO, 2014). So zeigt eine Studie einen lang
anhaltenden Schutz vor Bissen von Aedes albopictus und Aedes aegypti nach
Behandlung der Wäsche mit DEET nach fünf maligem Waschen (Schreck &
McGovern, 1989).
Die Verwendung von mit Permethrin behandelten Chaddars und Kopftüchern, die in
der Nacht als Decke verwendet werden, brachten in einer kontrollierten,
randomisierten Studie in einem Flüchtlingslager in Afghanistan eine Verminderung
von Malariaerkrankungen hervorgerufen von Plasmodium falciparum und P. vivax um
68% bei Kindern unter zehn Jahren und um 38% bei Personen unter zwanzig Jahren
(Roland et al., 1999).
Die Reduzierung des Risikos an Malaria oder Leishmaniose zu erkranken, durch
Verwendung imprägnierter Uniformen, zeigt eine Studie, die an Kolumbianischen
Soldaten durchgeführt wurde (Soto, Medina, Dember & Berman, 1995).
Die Wirksamkeit von mit Permethrin behandelten Uniformen gegen Körperläuse im
Feldversuch in Puno, Peru und unter Laborbedingungen in Baltimore, Maryland zeigt
eine Studie des US-Militärs, die 1986 durchgeführt wurde (Sholdt, Rogers, Gerberg &
Schreck, 1998).
Eine in Kamerun durchgeführte Studie zeigt, dass die Verwendung von DEET alleine
als Repellent auf den Beinen aufgebracht eine Reduktion der Bisse von Anopheles
gambiae, A. nili und A. funestus um 85% bewirkt und damit die Übertragungsrate
entsprechend gesenkt werden kann (Le Goff, Robert & Carnevale, 1994).
Eine Studie die im Krüger Nationalpark in Südafrika durchgeführt wurde, zeigt die
Wirksamkeit von DEET auf Anopheles arabiensis und dass diese Mücke zu 97,5%
unterhalb der Knie zubeißt, in einem Setting, das einer abendlichen Jagdsituation
ähnelt (Govere, Braack, Durrheim, Hunt & Coetzee, 2001).
Alkoholische Extrakte aus drei südafrikanischen Pflanzen zeigen einen signifikant
besseren Schutz vor Anopheles arabiensis im Vergleich zur Alkohol Kontrollgruppe
von 63,3% – 76,7% (Govere, Durrheim, Du Toit, Hunt & Coetzee, 2000).
33
Die Effektivität von drei kommerziell erhältlichen Repellentien auf Anopheles
arabiensis zeigt die Studie der Gruppe um J. Govere (Govere, Durrheim, Baker, Hunt
& Coetzee, 2000).
Die besten Ergebnisse bringen die Kombination von imprägnierter Kleidung und
Hautrepellent tagsüber und Hautrepellent, imprägnierter Kleidung und/oder
imprägniertes Moskitonetz nachts (WHO, 2014).
Die Kombination von Permethrin imprägnierter Kleidung und DEET als Hautrepellent
als wirksamsten Schutz vor Arthropoden übertragenen Erkrankungen für im Feld
stehende Truppen zeigt eine Studie des US-Militärs (Young & Evans, 1998).
Eine Studie aus Galena, Alaska zeigt den Vergleich von DEET als Repellent alleine
mit mehr als 99% Schutzwirkung, Permethrin behandelter Uniform alleine mit 93%
Schutzwirkung und Kombination beider Maßnahmen mit 99,9% Schutzwirkung
ausgedrückt in Bissen von Culiseta impatiens pro Stunde (Lillie, Schreck & Schreck,
1988).
Die Wirksamkeit von industriell mit Permethrin behandelten Uniformen in
Kombination mit DEET als topisches Repellent beurteilt eine 2000 in Elfenbeinküste
durchgeführte französische Studie für DEET als nicht mehr signifikant nach 6
Stunden, für die präimprägnierten Kampfanzüge als nicht ausreichend um die
Inzidenz von Malaria unter den nichtimmunen Soldaten signifikant zu senken
(Deparis et al., 2004).
Zum Schutz vor Zeckenbissen ist ein kombiniertes Vorgehen sinnvoll, hohes
Schuhwerk, die Hosenbeine sollen in die Socken gesteckt werden, ein
entsprechendes Acarizid für die Kleidung und Repellentien für die Haut verwendet
werden und nach dem Aufenthalt im Zecken besiedelten Gebiet die gesamte
Ausrüstung abgesucht und eine Ganzkörper Zeckensuche durchgeführt werden (von
Baehr, 2009; Deutz et al., 2003; Deutz, 2009; Deutz et al., 2009; Lindsay, Ogden &
Schofield, 2015; Poggensee et al., 2008; Wagner, 2016; WHO, 2014).
Eine 1998 publizierte Studie über die einschlägige Literatur zeigt, dass sowohl mit
Permethrin präimprägnierte, als auch nachträglich eingesprühte Kleidung eine
gleichermaßen gute Schutzwirkung hat (Rey, 1998).
Eine in einer Golfspielergemeinschaft in Tennessee durchgeführte Studie zeigt, dass
jene Spieler, die ungeschützt den Ball im Rough suchten ein Risiko von 29% hatten
eine Ehrlicheninfektion zu erleiden, jene, die ein Hautrepellent verwendeten ein
Risiko von 16% hatten (Standaert et al., 1995).
34
4. Diskussion
In dieser Arbeit wird dargelegt, dass bei Berücksichtigung der individuellen
Eigenschaften der krankheitsübertragenden Vektoren spezielle Risikokonstellationen
bestehen. Diese können zeitlich, örtlich und räumlich bestehen.
Zeitliche Risiken hängen von der Biologie der Vektoren ab. So werden zum Beispiel
Mücken der Gattung Aedes und Fliegen der Gattung Glossina hauptsächlich
tagsüber saugen, Haemagogus Arten mit Aktivitätsmaximum zur Mittagszeit,
Anopheles- und Culexmücken in der Dämmerung und nachts. Auch Sandmücken
und Raubwanzen bevorzugen die Nachtstunden.
Große Unterschiede gibt es auch in den bevorzugten Aufenthaltshabitaten. Während
Aedes und Sandmücken der Gattungen Phlebotomus und Lutzomyia sich in der
Nähe menschlicher Behausungen aufhalten, bevorzugen Kriebelmücken der Gattung
Simuliidae Biotope in unmittelbarer Nähe von rasch fließendem Wasser. Triatominae
und Pediculidae halten sich in den Behausungen der Menschen auf. Selbst in einer
Gattung kann das bevorzugte Habitat unterschiedlich sein. So bevorzugt die
westafrikanische Palpalis-Gruppe der Tsetsefliegen feuchte Biotope in der Nähe von
Gewässern. Während die ostafrikanische Morsitans-Gruppe in trockenen
Savannengebieten lebt.
Die Mückenarten der Gattung Anopheles, Aedes, Haemagogus und die
Fliegengattung Glossina können als relativ gute Flieger in verschieden Höhen
beobachtet werden. Während die schlecht fliegenden der Gattungen Phlebotomus
und Lutzomyia eher die unteren Körperteile als Nahrungsorte bevorzugen. Die
bodengebundenen Raubwanzen und Zecken nähern sich dem Opfer von unten.
Selbst innerhalb einer Art kann die Aktionshöhe unterschiedlich sein. So halten sich
Imagines der meisten Zeckenarten in der Vegetation in Höhen bis 80cm auf, die
Nymphen in einer Höhe bis 30cm und die Larven knapp über dem Boden.
Nach Sichtung der Literatur zeigte es sich, dass es Abwehrmethoden gibt, die
unabhängig von den unterschiedlichen Risikoszenarien der Vektoren gleichwirksam
verwendet werden können. Als beste Abwehrmethode stellte sich eine Kombination
von mit Permethrin imprägnierter Bekleidung und die Verwendung von DEET als
Hautrepellent heraus. Für die Nacht zusätzlich bietet ein ebenfalls mit Permethrin
behandeltes Moskitonetz optimalen Schutz vor allen behandelten Vektoren. Alle
35
anderen dargestellten Abwehrmethoden sind für den einzelnen Jagdreisenden nicht
durchführbar. Zum Beispiel großflächige Ausbringung von Pestiziden, Zerstörung von
allfälligen Brutbiotopen, biologische oder genetische Kontrolle der Vektoren und
großangelegte Müllentsorgungsstrategien. Selbst das komplette Besprühen von
Unterkünften mit Pestiziden ist für den Jagdgast nicht durchführbar. Lediglich die
Verwendung von Repellents in Form von Brennspiralen oder von
Insektizidverdampfern sind möglich. Allenfalls können Zelte mit Permethrin
imprägniert werden oder mit mittels Aerosolsprays kurzfristig aber wirkungsvoll
vorhandene Vektoren in festen Räumen oder Zelten abgetötet werden. Wenn man
die Häufigkeit bzw. das hohe Infektionsrisiko und/oder die schweren Verläufe und die
bis auf wenige Ausnahmen (FSME, Gelbfieber und Japanenzephalitis) nicht
vorhandenen Impfungen der besprochenen Krankheiten vor Augen hat, so sind in
Relation dazu die gefundenen Abwehrmethoden mit geringem Aufwand zu
bewerkstelligen. Das meiste kann man vor der Reise vorbereiten.
Bei der Betrachtung der zitierten Literatur fällt auf, dass nur in wenigen Arbeiten ein
Bezug zu Jägern hergestellt wird. Daher suchte ich eine Personengruppe, die sehr
viele Analogien zu Jagdreisenden aufweist. Es bot sich der Vergleich mit
militärischem Personal an. Die Lebensumstände von Soldaten im Feld bzw. bei
anderen Einsätzen ähneln im Bezug auf Unterbringung, lange Aufenthalte im Freien,
Aufenthalte in unterschiedlichen Vegetationsformen, zum Teil stark eingeschränkte
hygienische Bedingungen, starke körperliche Anstrengungen mit Schwitzen und
dadurch bedingtem starken Schweißgeruch, der als Lockgeruch für viele Vektoren
einen Schüsselreiz zur Wirtssuche darstellt. Ebenso decken Soldaten alle Tages-
und Nachtzeiten im Gelände ab.
Die von mir herausgearbeiteten Abwehrstrategien sind eigentlich zumindest in Teilen
allgemein bekannt. So verwenden zum Beispiel Badegäste, Gartennützer und
Besucher von Gastgärten ohne weiteres Repellentien zur Mückenabwehr,
möglichweise in zu geringer Konzentration. Wanderer und Bergsteiger benutzen
geschlossenes Schuhwerk und lange Beinbekleidung. Warum daher viele
Jagdreisende meiner beruflichen Erfahrung als Reisemediziner nach auf diese
Schutzmethoden verzichten, kann ich nur entweder Bequemlichkeit, Unkenntnis oder
vollständiger Konzentration auf das Jagdgeschehen zuschreiben.
36
Um in diese Thematik noch tiefer einzudringen, müssen noch viele Studien mit
Jagdbezug durchgeführt werden. Insbesondere sollten die herausgearbeiteten
Methoden im Feldversuch unter jagdlichen Bedingungen getestet und auf ihre
Praktikabilität bewertet werden. Zusätzlich bedarf es noch vieler Aufklärungsarbeit,
die man einerseits über Broschüren, die der Jagdreiseveranstalter zur Verfügung
stellt, andererseits durch interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltungen der
verschiedenen Jagdverbände oder Fachgesellschaften abdecken könnte. Auch
Fragebögen über Vektorenkontakte oder Infektionen, die nach Rückkehr von
wissenschaftlichen Einrichtungen ausgewertet werden könnten, wären hilfreich.
37
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