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Kongreßband 1998 485
Einfluß der Gärqualität von Grassilagen auf den Clostridiengebalt der Milch
M. Freitag' , R. Kolb2, H. Schulte-Sienbeck ' , M. Pries} und W. Sommer4
Clostridiensporen in der Käsereimilch verursachen Spätblähungen und Geschmacksbeein
trächtigungen im Sclmittkäse. Der Clostridiengehalt der Milch stellt daher für Käsereien ein
wichtiges Qualitätskriterium der Rolunilch dar lmd fließt zum Teil bereits in die Bezahlung
der Milch ein. Der Grenzwert flir einen Clostridiengehalt, ab dem Qualitätseinbußen erwartet
werden müssen, ist umstritten. Nach Kwella et al. (1991) ist bereits bei 200 Sporen/lOO ml
mit Produktionsstörungen zu rechnen, während die MZO (Milchzentrale Oldenburg
Osnabrück) Clostridiengehalte unter 600 Sporen/IOD ml in ihrer Güteklasseneinstufung nicht
weiter differenziert.
Clostridien werden aus dem Boden durch verschmutztes Erntegut vornehmlich in Grassilagen
eingetragen und gelangen nach der Magen-Darnl-Passage durch Sclunutzpartikel in die Milch.
Bei ungünstigen Silierbedingungen (mangelhafter Sauerstoffabschluß, Erwärmung des Si
lostocks) findet eine weitere Vermehrung in der Silage statt, die mit Buttersäurebildung einher
~eht und den Keimdruck in der Silage erhöht. Es stellt sich daher die Frage, ob bei unzurei
chender Grassilagequalität mit einer erhöhten Clostridienbelastung der Milch gereclmet wer
den muß.
Material und Methoden
Die Untersuchungen wurden 1996/1997 im Hochsauerlandkreis, einer Grünlandregion, in der
Grassilage die Hauptfutterkomponente darstellt, durchgeflihrt. Insgesamt wurden von 76
Grassilagen des ersten bis dritten Sclmitts mittels Silobohrstock Proben entnommen und auf
Trockensubstanzgehalt, Inhaltsstoffe (NIRS-Verfahren), Gärsäuren, NHJ-N und pH-Wert un
tersucht lind der Energiegehalt berechnet. Anhand der gewonnenen Parameter wurden die Si
lagen mittels des DLG-Silageschlüssels anhand des Buttersäuregehaltes, Ammoniakanteils,
pH-Werts und Essigsäuregehalts klassifiziert (Weißbach und Honig, 1997).
Vierzehn Tage nach Beginn der Verfiitterung eines Silostocks wurden Milchproben gezogen
(n=69) und bei -18°C bis zur Bestimmung des Clostridiengehaltes gelagert. Die Bestimmung
erfolgte mittels eines pH-modifizierten RCM-Agars. Die Auswertung wurde nach der MPN
Methode durchgeftihl1 (most probable number; VDLUFA Methodenbuch VI. 1995). Der '
Grenzwert der Analyse liegt bei einem Sporengehalt von 300 Sporen/lOO ml.
I Prof. Dr. Mechthild Freitag. Prof. Dr. Heinrich Schule-Sienheck. Universität Gesamthochschule Paderbom. Fachbereich Agrarwirtschaft, Lübecker Ring 2. 59494 Soest
, Dip\. Ing. (FH) Renate Kolb, Birkenhof, 57223 Kreuztal • Oe. Manin Pries. Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. Kreisstelle Hochsauerland. Oünnegeldstr. 13,
59872 Meschede J Or. Wolfgang Sonmler, Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. Referat 35. Nevinghoff 40.48135 Münster
~--
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Ergebnisse
Die InhaltsstofTe lagen im Mittel der untersuchten Si lagen im erwünschten Bereich. Gleiches
gilt rur Trockensubstanz- und Energiegehalt. Lediglich der Rohaschegehalt war mit durch
sclmittlich 11,0 % höher als ftir qualitativ hochwertige Silagen erwünscht (Tabelle 1).
Tabelle 1: InhaltsstofTe der untersuchten Silagen (in der TS, n=76)
Inhaltsstoff x ± SD min- max
Trockensubstanz % 38,1±7,6 23,3 - 58,5
Rohprotein % 18,1 ± 2,1 12,4 - 22,8
Roh asche % 11,0±2,0 7,5 - 17,4
Roh faser % 24,3 ±2,0 20,5 - 29,8
Zucker % 4,3 ± 2,1 0,5 - 8,9
NEL MJME 6,0±0,3
5,4 - 6,7
Auffällig sind jedoch die großen Schwankungen in den InhaltsstofTen. Gleiches gilt auch fiir
die Gehalte an Gärsäuren und Ammoniak- Stickstoff sowie für die pH-Werte (Tabelle 2).
Tabelle 2: Gärsäuren- und NH3-N-Gehalte in der Trockensubstanz
sowie pH Wert der Silagen (n=76)
Parameter x ± SD min - ma.'(
Milchsäure % 8,38 ± 1,97 4,02 - 16,43
Essigsäure % 1,69 ± 0,67 0,51 - 3,48
Buttersäure % 0,79 ± 1,09 0,00 - 5,27
NH)-N % 11,14 ± 5,36 3,99 - 32,80
pH-Wert 4,81 ± 0,34 3,90 - 5,60
Auffällig sind die hohen NH3-N- und Buttersäuregehalte, die sich auch in der Klassifizierung
der Silagen widerspiegeln. Mittels DLG-Silageschlüssel wurden 15% der Silagen als sehr gut,
39% als gut, 20% als mäßig, 13% als schlecht und 13% als sehr schlecht beurteilt.
Auch bei den Clostridien gehalten der Milch waren große Unterschiede festzustellen . Während
fast die Hälfte der Silagen (49%) Clostridiensporen unterhalb der Nachweisgrenze aufwiesen,
wurden in 19% der Silagen Sporengehalte über 1000 MPNI100ml nachgewiesen, bei 3% so
gar über 6000 MPN/I OOml. Geringe Sporengehalte von 300 - 600 MPN/IOOml wiesen 22%
der Silagen und leicht erhöhte Gehalte von 600 - 1000 Sporen /lOOml 10% der Silagen auf.
Zur Überprüfung der Beziehlmg zwischen Silagequalität und Clostridiensporengehalt in der
Milch wurden Korrelationskoeffizienten zwischen den Silage-Inhaltsstoffen, Gärsäuren, NH3-
N-Gehalt und pH-Werten der Silagen und dem Clostridiensporengehalt berechnet (Tabelle 3).
Kongreßband 1998
Tabelle 3: Beziehung zwischen Grassilagequalität und Clostridiengehalt der Milch
Qualitätsparameter Kon'elatiollskoeffizient
Trockensubstanzgehalt - 0,13 n.s.
Rohprotein 0,02 n.s.
Rohasche 0,06 n.s.
Milchsäure 0,05 n.s.
Essigsäure -0,05 n.s.
Buttersäure -0,10 n.s. NH)-N -0,60 n.s.
pH-Wert -0,04 n.s.
Keiner der tmtersuchten Parameter der Silagen hatte einen signifikanten Einfluß auf den
Gehalt an Clostridiensporen in der Milch.
Diskussion
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Die untersuchten Grassilagen wiesen große Schwartkungen hinsichtlich Inhaltsstoffen, Gär
säuremuster, NH)-N Gehalten und pH-Werten auf. Über 50% der Silagen wurden nach DLG
Schlüssel als sehr gut bis gut beurteilt; 13% der Silagen waren jedoch aufgrund ihres hohen Blittersällre- und NH)-N Gehaltes als sehr schlecht zu bezeichnen. In einem Fall wurde das
Futter von den Kühen verweigert. Die Clostridiengehalte der Milch zeigten nach Verfiitterung
der Silagen ebenfalls große Schwankungen, jedoch waren die Gehalte mit keinem der untersuchten Qualitätsparanleter der Silagen korreliert. Die Ursache fiif erhöhte Clostridiengehalte
liegt demnach in erster Linie nicht in schlechter Silagequalität, sondern in mangelnder Melk
hygiene.
Literatur
Kwella, M., Weißbach, F., Köller, S. 1991: Clostridiensporengehalt im Rinderkot als Kriteri
um flir die Fütterungshygiene bei der Erzeugung käsereitauglicher Milch. VDLUFA
Schriftenreihe 33, Kongreßband 103
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