einleitung in das neue testament: theologiegeschichte · papyri chester-beatty-papyri (p 45 p 46 p...
Post on 18-Oct-2020
1 Views
Preview:
TRANSCRIPT
Prof. Dr. Stefan Schreiber
WS 2009/10
Einleitung in das Neue Testament: Theologiegeschichte
1. Die Entwicklung des neutestamentlichen Kanons Begleiter § 140-142; Einleitung 9-52
1.1 Anfänge: erste Sammlungen
1.2 Anstöße: Reduktionen
1.3 Entwicklungen
1.4 Die theologische Bedeutung des Kanons
2. Der Text des Neuen Testaments Selbststudium: Begleiter § 143-146; Einleitung 53-66
3. Ostern – der Neubeginn Begleiter § 48.129-132 3.1 Die älteste nicht-christliche „Oster-Deutung“: Mt 28,11-15
3.2 Die älteste christliche „Oster-Deutung“: 1 Kor 15,3-5
3.3 Grabeserzählungen: Mk 16,1-8; Mt 28,1-8; Lk 24,1-12; Joh 20,1-10
3.4 Das leere Grab und die Frage nach dem Leichnam
3.5 Erscheinungserzählungen
3.6 Zum Schluss: Ein Rekonstruktionsversuch
4. Christologie: Formeln und Modelle Begleiter § 9-11 4.1 Formeln
4.2 Titel und Modelle – Anfänge einer „Christologie“
4.3 Vielfalt der Modelle
5. Theologien des Todes Jesu Begleiter § 47 5.1 Narrative Deutungen: Passionserzählungen
5.2 Paulus: Sühne oder personale Repräsentanz?
6. Sprechweisen: Literarische Formen Was ist eine literarische Form bzw. Gattung?
6.1 „Evangelium“ und Biographie Begleiter § 13; Einleitung 112-124
6.2 Das Wunder Selbststudium: Begleiter § 45.119.121
6.3 Das Apophthegma ---
6.4 Das Gleichnis Begleiter § 46
7. Geschichtlicher Brennpunkt: Das Jerusalemer Treffen Begleiter § 136; Einleitung 271f.
Basisliteratur zur Vorlesung S. SCHREIBER, Begleiter durch das Neue Testament, Düsseldorf 2006.
M. EBNER/S. SCHREIBER (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (KStTh 6), Stuttgart 2008.
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 2
Einheitsübersetzung
DIE EVANGELIEN Mt Mk Lk Joh Apg
DIE PAULINISCHEN BRIEFE Röm 1/2 Kor Gal Eph Phil Kol 1/2 Thess 1/2 Tim Tit Phlm Hebr
DIE KATHOLISCHEN BRIEFE Jak 1/2 Petr 1/2/3 Joh Jud
Offb
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 3
Nestle-Aland Einheitsübersetzung Mt Mk Lk Joh Apg
DIE EVANGELIEN Mt Mk Lk Joh Apg
Röm 1/2 Kor Gal Eph Phil Kol 1/2 Thess 1/2 Tim Tit Phlm Hebr
DIE PAULINISCHEN BRIEFE Röm 1/2 Kor Gal Eph Phil Kol 1/2 Thess 1/2 Tim Tit Phlm Hebr
Jak 1/2 Petr 1/2/3 Joh Jud
DIE KATHOLISCHEN BRIEFE Jak 1/2 Petr 1/2/3 Joh Jud
Offb
Offb
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 4
Nestle-Aland Einheitsüber-setzung
Lutherbibel Zürcher Bibel 2007
Mt Mk Lk Joh Apg
DIE EVANGELIEN Mt Mk Lk Joh Apg
GESCHICHTSBÜCHER Mt Mk Lk Joh Apg
Mt Mk Lk Joh Apg
Röm 1/2 Kor Gal Eph Phil Kol 1/2 Thess 1/2 Tim Tit Phlm Hebr
DIE PAULINISCHEN
BRIEFE Röm 1/2 Kor Gal Eph Phil Kol 1/2 Thess 1/2 Tim Tit Phlm Hebr
BRIEFE Röm 1/2 Kor Gal Eph Phil Kol 1/2 Thess 1/2 Tim Tit Phlm
Röm 1/2 Kor Gal Eph Phil Kol 1/2 Thess 1/2 Tim Tit Phlm
Jak 1/2 Petr 1/2/3 Joh Jud
DIE KATH. BRIEFE Jak 1/2 Petr 1/2/3 Joh Jud
1/2 Petr 1/2/3 Joh Hebr Jak Jud
Hebr Jak 1/2 Petr 1/2/3 Joh Jud
Offb
Offb
PROPHETISCHES
BUCH Offb
Offb
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 5
frühe Sammlungen
• Markion (Mitte 2. Jh.):
Gal, 1/2 Kor, Röm, 1/2 Thess, Laod (= Eph), Kol, Phil, Phlm • Kanon Muratori (um 200):
1/2 Kor, Eph, Phil, Kol, Gal, 1/2 Thess, Röm, Phlm, Tit, 1/2 Tim • Papyrus 46 (um 200):
Röm, Hebr, 1/2 Kor, Eph, Gal, Phil, Kol, 1/(2) Thess ...
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 6
Evangelien?
Großteil der Autoren in der ersten Hälfte des 2. Jh. beruft sich nicht auf die Autorität der Evangelien
Didache (um 110) – besondere Autorität des MtEv (in Did 8,2; 11,3; 15,3f. das Evangelium)
2 Clem 2,4 Herrenwort als „Schrift“ bezeichnet
Verlauf des 2. Jh.: Prozess der Sammlung von Evangelien Evangelienüberschriften („Evangelium nach N.“)
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 7
Markion (etwa 85-160 n.Chr.; um 140 in Rom)
AT
zehn Paulusbriefe (Past fehlen) + LkEv
bewusste Entscheidung für eine normative Festlegung autoritativer Schriften
„Kanon“ als Identitätsmerkmal!
Ausbildung der Gnosis (2. Hälfte 2. Jh.) (Schulhäupter Basilides, Karpokrates, Valentinus) neue christliche Schriften
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 8
Diatessaron des Tatian (2. Hälfte 2. Jh.; syrisch)
ältestes Fragment (griechisch, in Dura Europos gefunden):
[... die Mutter der Söhne des Zebed]äus (Mt 27,56) und Salome (Mk 15,40) u[nd] die Frauen [derer, die] i[h]m von Galiläa gefolgt waren, um den Gekreuzigten zu sehen (Lk 23,49bc). [Der Tag] aber war Rüsttag; der Sabbat brac[h an] (Lk 23,54). Und als es [A]bend wurde (Mt 27,57) am Rüst[tag], das ist der Tag vor dem Sabbat (Mk 15,42), [kam] ein Mensch hinzu (Mt 27,57), ein Ratshe[rr (Lk 23,50) a]us Arimatä[a], einer St[a]dt [Judä]as (Lk 23,51b). Der hieß Jo[sef] (Mt 27,57) und war ein g[u]ter und ge[rechter] Mann (Lk 23,50). Er war ein Schüler Jesu, aber nur he[imli]ch, aus Furcht vor den [Jude]n (Joh 19,38). Und dieser (Mk 15,43) wartete auf [das] R[eich] Gottes (Lk 23,51c). Dieser Mann [hatte ihren] R[at] nicht [geb]illigt (Lk 23,51a) ...
Folgerungen: 1. Bedeutung der vier Evangelien in 2. Hälfte 2. Jh. 2. noch kein unantastbarer Kanon der vier Evangelien 3. Unterschiede der Evangelien problematisch
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 9
Grundzüge der Entwicklung zum christlichen Kanon
• Erstes Testament als Bibel der Christen
• Autorität von vier Evangelien
• katholische Briefe (+ Apg) als apostolische „Ergänzung“ zu Paulus > 2 Tim / 2 Petr als „Testamente“ des Paulus / Petrus > pln Briefe hinter den katholischen Briefen und Apg
Wesenszüge des christlichen Kanons Zweiteiligkeit (AT und NT) Pluralität (mehrere urchristliche Positionen)
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 10
Stationen auf dem Weg zum Kanon:
• Justin († um 165, Mitte 2. Jh. in Rom) Kenntnis aller vier Evangelien, Gebrauch beim sonntäglichen Gottesdienst „Erinnerungen der Apostel“
• Irenäus von Lyon († um 200) vier Evangelien, Apg, 13 Paulusbriefe, 1 Petr, 1/2 Joh, Offb; Hirt des Hermas (!); Hebr Vierzahl – göttliche Ordnung; Symbole – Offb 4,7 gesicherte apostolische Überlieferung
• Kanon Muratori (um 200, Rom) vier Evangelien, Apg, 13 Paulusbriefe, Jud, 1/2 Joh, Weish (!), Offenbarungen des Johannes und des Petrus (!) Kriterium: verbreiteter Gebrauch einer Schrift
• Eusebius von Cäsarea (frühes 4. Jh.) Kriterium: allgemeine kirchliche Anerkennung
Homologoumena: vier Evangelien, Apg, 14 Paulusbriefe (inkl. Hebr), 1 Petr, 1 Joh, Offb
Antilegomena: Jak, Jud, 2 Petr, 2/3 Joh
Notha: Paulusakten, Hirt des Hermas, Barnabasbrief, Didache, Hebräerevangelium, Petrusapokalypse, Offb (!)
• Athanasius von Alexandrien (39. Osterfestbrief aus dem Jahr 367) erstmals 27 Schriften des NT-Kanons vgl. Decretum Gelasianum (Übergang zum 5. Jh.)
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 11
Nomina sacra
ΘΣ = ΘΕΟΣ/Gott
ΚΣ = ΚΥΡΙΟΣ/Herr
ΙΗΣ = ΙΗΣΟΥΣ/Jesus
ΧΣ = ΧΡΙΣΤΟΣ/Christus
ΠΝ = ΠΝΕΥΜΑ/Geist
Die theologische Bedeutung des Kanons Grundlage der christlichen Glaubensgemeinschaft (Identität!)
• Bildung aus Konsens der Gemeinden
• Trennung von / Bindung an Mutterreligion
• heute: Kanon = Basis des kulturellen Gedächtnisses der Christen => je neue Interpretation durch die Glaubensgemeinschaft Prinzip der Pluralität!
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 12
Papyri
Chester-Beatty-Papyri (P45 P46 P47)
Bodmer-Papyri (P66 P72 P73 P74 P75)
um 200 n.Chr.: P46 und P66
P75: 27 fast vollständige Blätter
P116 – 6./7. Jh., Hebr 2,9-11; 3,3-6
Majuskeln
Codex Sinaiticus (a 01)
4. Jh., voll-ständiges NT
Tischendorf 1844/1859 Katharinenkloster/Sinai hoher Textwert
Codex Alexandrinus (A 02)
5. Jh., voll-ständiges NT mit Lücken
Textwert bei Evangelien niedrig, sonst hoch
Codex Vaticanus (B 03)
4. Jh., voll-ständiges NT, bis Hebr 9,14
sehr hoher Textwert (mit P75 verwandt)
Codex Ephraemi Syri rescriptus (C 04)
5. Jh., voll-ständiges NT, große Lücken
Palimpsest
Codex Bezae Cantabrigiensis (D 05)
5. Jh., Evangelien und Apg, mit Lücken
begrenzter Textwert: Zu-fügungen, Streichungen, Änderungen im lk Doppelwerk
Minuskeln
alter, wertvoller Text: z.B. Minuskel 33, 1739 und 2427
Lektionare
Bücher für den Gottesdienst – Reihenfolge kirchlicher Leseordnungen
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 13
2. bis 4. Jh.: Papyri
früher Text des NT
Übergang vom 3. zum 4. Jh.
decisch-valerianische (250/260) und diocletianische (303) Verfolgung
„Konstantinische Wende“ (313)
=> große Nachfrage nach Handschriften
Skriptorien
bis vor kurzem Forschungskonsens:
Textformen in einzelnen Kirchenregionen:
• In Ägypten: alexandrinischer Text
Grundlage u.a. P46 + P66 (um 200) Vertreter: P75, a, B, auch A (ab Apg), 33 (ab Apg), 1739 (Paulusbriefe)
• In Antiochia (und Konstantinopel): byzantinischer (Reichs)Text oder Koine-Text
beherrschend ab dem 9. Jh. Vertreter: Großteil der bekannten Handschriften
• D-Text (früher: westlicher Text)
unbekannte Entstehung (im Osten des römischen Reiches) ausgezeichnete Textvorlage, aber bei LkEv/Apg starke Veränderungen/Hinzufügungen Vertreter: v.a. D 05
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 14
Diskussionspunkte
• Alter der Textformen
schon vor 300 B-Text + D-Text
oder erst danach
• überhaupt Einteilung in wenige große, lokale Textformen
neues Modell: streng genealogische Sichtweise
= inhaltliche Verwandtschaft der einzelnen Handschriften
Stellung der einzelnen Handschriften im Vordergrund
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 15
Regeln der Textkritik äußere Bezeugung (Regel 1-5) innere Kriterien (Regel 6-9)
1. Die bestbezeugte Lesart ist ursprünglich.
2. Die Verwandtschaft der Handschriften ist zu berücksichtigen.
3. Zeugengruppen sind gegeneinander abzuwägen.
4. Paralleleinfluss ist zu berücksichtigen.
5. Zusammenhängende Lesarten müssen beachtet werden.
6. Die schwierigere Lesart (lectio difficilior) ist ursprünglich.
7. Die kürzere Lesart (lectio brevior) ist ursprünglich.
8. Es muss Einklang mit dem Kontext bestehen.
9. Aus der bevorzugten Lesart müssen sich die Varianten erklären lassen.
Konjekturen?
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 16
Der kanonische Mk-Schluss (Mk 16,8)
• bedeutendste Handschriften (a, B): Ende mit 16,8 (Regel 1)
• kürzere Lesart (Regel 7)
• Varianten: eine altlateinische Übersetzung – kürzerer Schluss Mehrheit („Mehrheitstext“) – längerer („kanonischer“) Schluss (Mk 16,9-20) (vgl. Regel 2 und 3) einige wenige Handschriften – beide Schlüsse –> Erklärung: ursprüngliches Fehlen – spätere Ergänzungen (Regel 9)
• 16,9-20 Einfluss der Erscheinungserzählungen (Regel 4)
• schwierigere Lesart (Regel 6)
Fazit: MkEv endete ursprünglich mit 16,8!
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 17
Jesus und die Ehebrecherin Joh 7,53-8,11
äußere Bezeugung (Regel 1-3):
fehlt in besten Handschriften (P66.75 a B 33 u.v.a., etliche Übersetzungen)
unterschiedliche Einordnung: nach Joh 7,36; 21,25; Lk 21,38; 24,53
Markierung mit textkritischen Zeichen ※
Perikope hebt sich in Vokabular und Stil vom Rest des JohEv ab, unterbricht den Zusammenhang von Joh 7,52 und 8,12 (Regel 8)
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 18
1 Kor 15,3-5
Denn ich überlieferte euch als erstes, was auch ich übernahm: Christus starb für unsere Sünden nach den Schriften und wurde begraben und ist erweckt worden am dritten Tag nach den Schriften und erschien (※φθη) Kephas, dann den Zwölf.
• Schrift? „für unsere Sünden“ vgl. Jes 53,5f.8f.12 „dritter Tag“ vgl. Hos 6,2; Jon 2,1 (Ps 16)
• Passivum divinum
• Verb ※φθη – in LXX u.a. für Theophanien z.B. Gen 12,7 –> These: visionäre Erfahrung
zwei weitere Sprachmodelle:
• 1 Kor 9,1 Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen?
vgl. Am 8,1-3 1 Kön 22,19-22 und Jes 6,1-11
• Gal 1,15f. Als [Gott] es aber für gut hielt, der mich aussonderte vom Mutterleib an und mich berief durch seine Gnade, zu offenbaren seinen Sohn in mir, damit ich ihn als Evangelium verkünde unter den Völkern, ...
vgl. Dan 2,19; 7,1f.
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 19
Mt 28,1-8 Mk 16,1-8 Lk 24,1-12 Joh 20,1-10
• Grabgang: Maria aus Magdala u.a. • Engel wälzt den Stein weg • Engel verkündet • Hinweis auf Erscheinungen in Galiläa • Frauen verkünden
• Grabgang: Maria aus Magdala u.a. • das Grab steht offen • Engel verkündet • Hinweis auf Erscheinungen in Galiläa • Frauen fliehen und schweigen
• Grabgang: die Frauen (aus Galiläa) • das Grab steht offen • zwei Engel verkünden • Erinnerung an Jesu Vorhersage in Galiläa: Kreuzestod/ Erweckung • Frauen verkünden (Apostel glauben nicht) • Petrus läuft selbst zum Grab; wundert sich
• Grabgang: Maria aus Magdala • das Grab steht offen • Maria berichtet Petrus u. gelieb-tem Jünger (• Auferstehung noch nicht aus der Schrift bekannt) • Wettlauf der beiden Jünger zum Grab; der geliebte Jünger glaubt
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 20
Leben nach dem Tod
• Griechisch/römisch: Unsterblichkeit der Seele
• Frühjüdisch: Einheit von Leib und Seele/Geist dennoch denkbar: Leichnam im Grab und „Erweckter“ im Himmel ApkMos äthHen 22 Jub 23,31 im NT: Mk 6,14.29 Mk 12,18-27
zwei Erzählfunktionen des leeren Grabes
• Christologische Funktion
(1) Verwandlung / neues Leben bei Gott
(2) Apokalyptik: Totenerweckung = Beginn der Endzeit
• Politische Funktion
Motiv: nicht auffindbarer Leichnam
Herakles (Diod IV 38,5) Mose (Josephus, Ant 4,326) Romulus (Livius I 16; u.a.)
römische Kaiserzeit: Apotheose des Kaisers
Mk 16 Gegen-Bild
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 21
Mt Mk Lk Joh (27,62-66 Grabwache)
28,9f. Maria von Magdala + zwei weitere Frauen Verkündigungs-auftrag
20,11-18 Maria von Magdala (Nicht)Erkennen Auffahrt – Verbindung zum Vater
24,13-35 Jünger aus Emmaus (Nicht)Erkennen Prophetenschicksal Schrift-Hermeneutik Brot-Brechen
(28,11-15 Ge-rücht vom Lei-chendiebstahl)
28,16-20 Grup-penerscheinung: „Elf“, Galiläa Anerkennung / Zweifel Sendung: Völker-Mission Beistand Jesu
24,36-49 Gruppener-scheinung: „Elf“ (u.a.), Jerusalem verwandelte Körperlichkeit Schrift-Hermeneutik Sendung: Völker-Mission, Zeugen Geist-Verheißung
20,19-23 Gruppener-scheinung: Schüler, Jerusalem verwandelte Körperlichkeit Sendung/Vollmacht Geistgabe
24,50-53 Himmelfahrt 20,24-29 Thomas
(Un)Glaube und Sehen 21,1-23 Galiläa (See)
153 Fische – Mahl Petrus
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 22
• Schatten eines Toten kehrt für kurze Zeit aus dem Totenreich zurück:
Äneas / Crëusa (Vergil, Aeneis II 772-794)
König Saul / Samuel (1 Sam 28,7-15)
• Herodot, Historien IV 14f.: Aristeas
• Lukian, Lügenfreunde 26-30
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 23
Aussageabsichten
• Beglaubigung der Erweckung
„Realität“
Legitimation des Gescheiterten
Kontinuität mit irdischem Jesus => Botschaft weiter gültig
• Begründung von Identität
Sinn-System:
göttlicher Beistand (in Jesus oder Geist)
Sendung/Vollmacht: Völkermission; Vergebung;
Schrift-Hermeneutik
Sinn-Symbole: Taufe (Mt), Brotbrechen (Lk)
• Begründung von Autorität:
Petrus, Zwölferkreis
aber: Frauen; geliebter Jünger?
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 24
30 Tod Jesu – Jerusalem
Frauen, u.a. Maria von Magdala blieben in Jerusalem (Mk 15,40f.)
Flucht der Schüler (Mk 14,50) nach Galiläa
zeitlich nahe am Tod Jesu Erfahrung von Erscheinungen
zeitlich nahe am Tod Jesu Erfahrung von Erscheinungen
Erfahrungen –> Deutungen
d.h. nicht allein Reflexionsprozess (bekannte Deute-kategorien; kognitive Dissonanz) (U.B. Müller)
vergleichbare Modelle: prophetische Visionen; Mystik nicht psychologisch erklärbar (G. Lüdemann)
Jerusalemer Frauen-Tradition Ersterscheinung: Maria von Magdala (u.a. Frauen) – Grab
Mt 28,9f.; Joh 20,11-18
Galiläische Petrus-/Schüler-Tradition Ersterscheinung: Petrus Gruppenerscheinung: „Elf“
1 Kor 15,5; Lk 24,34 1 Kor 15; Mt, Lk, Joh
Tendenz: Tradition eher vernachlässigt
mit hoher Wahrscheinlichkeit historisch
„politische“ Funktion: Führungsanspruch
historisch, aber evtl. zeitlich nachgeordnet
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 25
Formeln = kurze Aussagen oder Sätze, die ein Überzeugungssystem sprachlich auf den Punkt bringen
(1) Grundaussage: „Gott erweckte Jesus“
Röm 4,24: Gott, „der erweckte Jesus, unseren Herrn, aus Toten“
Röm 8,11: „der Geist dessen, der Jesus aus Toten erweckte“
1 Kor 15,4f.: Christus wurde (von Gott) „erweckt am dritten Tag gemäß den Schriften ... und erschien dem Kephas, dann den Zwölf ...“
• Sprachgestalt: Metapher des Weckens • Theologie: Theozentrik = Legitimation Jesu Endzeit begonnen
(2) apokalyptische Motive
Äonenwende
Gal 1,1.4: Gott, „der ihn (Jesus) aus Toten erweckte, ... auf dass er uns herausreiße aus dem gegenwärtigen bösen Äon ...“.
Naherwartung der Parusie
1 Thess 4,15-17 und 1 Kor 15,51f.
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 26
(3) Teilhabe der Anhänger/innen Jesu Metapher: „Erstling“ / „Erstgeborener“ der Toten
1 Kor 15,20: „Jetzt aber ist Christus erweckt worden aus Toten als Erstling der Entschlafenen.“
Röm 8,29: „damit dieser (Jesus) der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern (und Schwestern)“
Röm 10,9 (vgl. auch 1 Thess 4,14): „Denn wenn du bekennst in deinem Mund als Herrn Jesus und glaubst in deinem Herzen: Gott erweckte ihn aus Toten, wirst du gerettet werden.“
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 27
Modell „Christus“
(1) Konzeption – Frühjudentum
Titel „Gesalbter“ – מׁשחי/meschiach – χριστός/christos
• politisch-nationale Herrschergestalt – „König“
• Friedensherrschaft zugunsten Israels – Gegenbild
• Repräsentant Gottes – Erwählung, Begabung, Vollmacht
• gruppenspezifisch anwendbar
(2) Anwendung auf Jesus
wohl kein Selbstanspruch Jesu
Anstoß durch Kreuzestitel (Mk 15,26)
Modifikation: Tod und Erweckung integriert
vgl. Emmaus; Formeln 1 Kor 15,3-5, Röm 5,6.8
(3) christologische Bedeutung
• Verhältnis zu Gott: vollmächtiger, einzigartiger Repräsentant Gottes
• Rettung durch Tod und Erweckung
• Identitätsfigur der Christen
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 28
Modell „Sohn Gottes“
(1) Konzeption – Frühjudentum
Legitimation des Königs Israels
Ps 2,7 „Mein Sohn bist du; heute habe ich dich gezeugt“
2 Sam 7,14 „Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein“
(2) Anwendung auf Jesus
Röm 1,3f.: Christus Jesus ist geboren aus dem Samen Davids nach dem Fleisch, eingesetzt als Sohn Gottes in Macht nach dem Geist der Heiligung aus der Auferstehung von Toten ...
„Adoption“ – Erweckung
(3) christologische Bedeutung
besondere Nähe zu Gott, Unmittelbarkeit
„Erstgeborener“ vieler Geschwister (Röm 8,29)
Söhne und Töchter Gottes (Röm 8,14; Gal 4,6f.)
(4) Rezeption in griechisch-römischer Welt
„Göttersöhne“ Helden, Städtegründer, Seher/Sänger, Geistesmänner politische Herrscher, u.a. römischer Kaiser: divi filius
Mk 15,39
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 29
Modell „Kyrios“ (Herr)
(1) Konzeption – griechischsprachige Welt
höhergestellte Autoritätsperson
göttliches Wesen, das kultisch verehrt
(2) Anwendung auf Jesus
Röm 10,9 Erweckung – Einsetzung als himmlischer Herrscher
(3) christologische Bedeutung
• Hoheitsstellung Jesu
1 Kor 12,3: Bekenntnis „Herr (ist) Jesus“
• kultische Verehrung? Phil 2,10f.:
jedes Knie beuge sich, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne: Herr (ist) Jesus Christus ...
• Verhältnis zu Gott? 1 Kor 8,6:
Aber für uns ist ein Gott, der Vater, aus dem das alles und wir auf ihn hin, und ein Herr, Jesus Christus, durch den das alles und wir durch ihn.
teilt Funktionen Gottes: Mittler bei Schöpfung und Erlösung
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 30
Einsetzung Jesu zum Sohn Gottes
• Röm 1,3f.: ab der Auferweckung
• Mk 1,9-11: ab der Taufe
• Mt 1-2, Lk 1-2: ab der Zeugung
• Gal 4,4; Phil 2,6-8; Joh 1,1-18: Präexistenz
Logos-Modell in Joh 1
• frühjüdische Weisheitstradition (Weish, Spr; Philo)
• Joh 1: Jesus uranfänglich bei Gott, mit Willen Gottes vertraut –> authentische Offenbarung, Einheit mit Gott (Joh 10,30) aber nicht gleichgesetzt mit Gott!
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 31
(1) Modell: Gottesknecht, leidender Gerechter
Lk 22,37 – Jes 53,12: „Und unter Gesetzlose wurde er gerechnet“
4. Gottesknechtslied Jes 52,13-53,12
Tod – Heil und Gerechtigkeit; Stellvertretung
• stummes Leiden d. Gottesknechts Jes 53,7 – Schweigen Jesu
• Tod inmitten von Verbrechern Jes 53,12
Klagelied Ps 22
• Mk 15,24 – Ps 22,19 „sie teilen seine Gewänder auf, indem sie ein Los über sie werfen“
• Mk 15,29-32 – Ps 22,8f. Verspottung, „sie schüttelten ihre Köpfe“
• Mk 15,34 – Ps 22,2 „mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
(2) Modell: Opfer des neuen Bundes
Mk 14,24 „Blut des Bundes“ – Ex 24,8
Lk 22,20 „neuer Bund“ – Jer 31,31
(3) Erzähllinie: Legitimation durch Gott und
Unschuld Jesu
(4) Erzähllinie: Jesus als Vorbild
(5) spezifisch JohEv: hoheitliches Bild Jesu
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 32
5.2 Paulus: Sühne oder personale Repräsentanz?
Modell 1: Sterben für – personale Liebe • Hintergrund: hellenistische Vorstellung: Sterben für die Freunde
Ideal: Dramengestalt der Alkestis (Euripides)
antikes Freundschaftsideal: Leben für Freunde lassen (Epikur, Epiktet, Cicero, Seneca)
Rom: Helden, die ihr Leben für das römische Volk opferten (Beispiel Cato)
vgl. Horaz: dulce et decorum est pro patria mori (Carm III 2,13)
• NT: Sterben für – Ausdruck personaler Liebe:
Joh 15,13
Röm 5,5-8
Repräsentanz: im Christus handelt Gott – in Jesu Sterben Gottes Liebe zu uns sichtbar
Variante: Versöhnung (καταλλαγ※)
2 Kor 5,19
Modell 2: Sühnekult oder Weihe-/Versöhnungsgeschenk?
Röm 3,25f.: Ihn (Jesus Christus) stellte Gott (öffentlich) auf als ※λαστ※ριον durch [den] Glauben in seinem Blut
zum Offenlegen seiner Gerechtigkeit wegen des Erlasses der vorher geschehenen Vergehen während der Geduld Gottes, zum Offenlegen seiner Gerechtigkeit in der Jetzt-Zeit, (nämlich) dass er gerecht ist und gerecht spricht den aus Glauben an Jesus.
• übliche Deutung: „Sühneort“ nach Lev 16
※λαστ※ριον als Übersetzung des hebräischen tr,PoKæ („Deckplatte“) (Ex 25,17-22)
Lev 16: alljährlich am Versöhnungstag (Jom Kippur) Blutritus
=> typologische Deutung von Röm 3,25:
Jesus tritt an Stelle des „Sühneortes“ bzw. Sühnerituals; leistete ein für allemal Sühne
dagegen spricht: – mangelnde lexikalische Eindeutigkeit (Num 7,89; Ez 43; Am 9,1) – mangelnde Alltagserfahrung: nur im ersten Tempel – eigenartige Metaphorik: Jesus als Opfer und zugleich Ort des Opfers
• seltenere Deutung: „Sühnopfer“ der Märtyrer
Beleg jedoch nur 4 Makk 17,21f.
• Alternative: Weihegeschenk
※λαστ※ριον außerhalb der LXX (selten): „Weihegeschenk“
vgl. „Votivgaben“ – Alltagspraxis der hellenistischen Kultur
Weihegaben auch in jüdischer Kultur, z.B. Lk 21,5; slHen 45,2; u.a.
=> Röm 3,25: „ein Weihegeschenk öffentlich hinstellen“
Umkehrung: Gott stellt ein Weihegeschenk für die Menschen hin!
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 33
Dieser Tag ... hat der Welt ein anderes Gesicht gegeben. Sie wäre dem Untergang verfallen, wenn nicht in dem heute Geborenen für alle Menschen ein gemeinsames Heil aufgestrahlt wäre ... Wer richtig urteilt, wird in diesem Geburtstag den Anfang des Lebens und der Lebenskräfte für sich erkennen. Es ist unmöglich, in gebührender Weise für so große Wohltaten zu danken, die dieser Tag uns gebracht hat. Die Vorsehung, die über allem Leben waltet, hat diesen Mann zum Heil der Menschen mit solchen Gaben erfüllt, dass er uns und den kommenden Geschlechtern als Heiland gesandt ist. Jedem Krieg wird er ein Ende setzen und alles herrlich machen ... Mit dem Geburtstag des Gottes beginnen für die Welt die euangelia, die sich mit seinem Namen verbinden.
Begriff „Evangelium“ im 1. Jh.
• antike Welt: klassisches Griechisch: „Botenlohn“ frühes Prinzipat: „gute, schöne Botschaft“ – Kaiserideologie
• Septuaginta – selten: „als Evangelium verkünden“ Jes 52,7
• Paulus: (mündliche) Verkündigung über Jesus Christus Röm 1,1-4 (Röm 1,16f.; 1 Kor 15,1-5)
• Markus: Überschrift der Jesus-Erzählung „Anfang des Evangeliums Jesu Christi“ (1,1)
universal heilsbedeutsam + politisches Gegen-Modell
–> keine Gattungsbezeichnung!
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 34
Form
• Inhalt: Leben Jesu vom Beginn des öffentlichen Auftretens bis zum Tod
• Erzähltechnik:
1. Episodenstil
2. lockerer Geschichtszusammenhang
3. Personen durch Handeln und Reden profiliert; direkte Rede, Dialog
entspricht einer Biographie (vita, bios)
Beispiele: Plutarch, Parallelbiographien Lukian, Demonax
Funktion: „Verkündigung“ – Orientierung Plutarch: „Lebensbilder“, „Nachahmer“ Lukian: „Richtschnur“
MkEv
• Erzähltechnik: jüdisch-hellenistische Tradition Rut, Ester, Jona, Judit, Tobit
• Charakter: Geschichte und Verkündigung politisch-gesellschaftliche Implikationen
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 35
heute: Wunder durchbricht Naturkausalitäten auch offenerer Wunderbegriff – Alltagssprache
Antike: Wunder = außergewöhnliches, Staunen erregendes Ereignis – Wirken göttlicher Mächte
Heilkult: Epidauros – Heilgott Asklepios
(1) Kleo war fünf Jahre schwanger. Als diese schon fünf Jahre schwanger war, kam sie bei dem Gott als Bittfleherin an und schlief im Heilraum. Sobald sie aus ihm herauskam und außerhalb des Heiligtums war, gebar sie einen Knaben, der sofort nach seiner Geburt sich selbst an dem Brunnen wusch und mit der Mutter herumlief.
(2) Den Valerius Aper, einen blinden Soldaten, wies der Gott an, zu kommen und Blut von einem weißen Hahn mit Honig zu nehmen und eine Salbe anzurühren und [sie] drei Tage lang auf die Augen zu streichen. Und er konnte wieder sehen und kam und dankte dem Gott öffentlich.
drei Teile:
1. Art des Leidens
2. heilender Eingriff (oder Auftrag)
3. Heilerfolg
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 36
antike „Wundermänner“
Apollonius aus Tyana
Vespasian
Lukian, Lügenfreunde
EINLEITUNG Auftreten der Akteure
Situation wird „in Szene gesetzt“
EXPOSITION Charakterisierung der Not
teilweise Hilferufe, Erschwernisse
Reaktion des Wundertäters
ZENTRUM Wunderhandlung
Feststellung des Wunders
SCHLUSS Reaktionen (von Staunen bis Ablehnung)
Demonstration
teilweise Ausbreitung des Rufes
teils Geheimhaltungsgebot oder Ähnliches
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 37
Heilung der Schwiegermutter des Petrus Mk 1,29-31
EINLEITUNG
Wundertäter und „Zuschauer“ treten auf; Szene: Haus
29 Und sogleich, als sie aus der Synagoge hinausgingen, kamen sie in das Haus des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes.
EXPOSITION
Notlage, „Bitte“
30 Die Schwiegermutter des Simon aber lag da im Fieber, und sogleich sprechen sie zu ihm [Jesus] über sie.
ZENTRUM
Vorbereitung, Heilung durch Berührung, Feststellung des Wunders
31 Und er ging zu ihr und richtete sie auf, indem er ihre Hand ergriff; und es verließ sie das Fieber
SCHLUSS
Demonstration
und sie diente ihnen.
historische Frage
Erzählung (Form)
Ereignis
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 38
• Exorzismen
auch politische Fremdherrschaft Mk 5,9 „Legion“
• Heilungswunder/Therapien
Berührung: z.B. Handauflegung Mk 5,30 magische Mittel sehr selten (Ausnahme Mk 8,22-25) Glaube Mk 5,34
Totenerweckungen Tochter des Jairus Mk 5,21-43
• Geschenkwunder
wunderbare Brotvermehrung Mk 6,35-44; 8,1-10; Joh 6,5-15 wunderbarer Fischfang Lk 5,1-11 Weinwunder in Kana Joh 2,1-12
• Rettungswunder
Stillung des Seesturms Mk 4,35-41 Seewandel Mk 6,45-52 Apg: Befreiungswunder Apg 5,17-26; 12,3-19; 16,23-40
• Strafwunder
Apg: Feinde der christlichen Gemeinde Apg 5,1-11; 12,19b-23; 13,6-12 Verfluchung des Feigenbaumes Mk 11,12-14.20-25
• Epiphanien
Verklärung Jesu Mk 9,2-10 Seewandel Mk 6,45-52
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 39
Sitz im Leben
• Propaganda
• Vergewisserung der Jesus-Gruppe:
Gottesbild: Heilswille Gottes
für Kranke: Vertrauen
Identität: Normen der Jesus-Gruppe
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 40
6.3 Das Apophthegma
griech. ※π※φθεγµα/apóphthegma, „Denkspruch“
= kurze Szene/„Worthandlung“, Pointe liegt im Schlusswort
Beispiel: Lukian, Demonax 53:
Als jemand, der ihn bei einer Mahlzeit von einem Kuchen essen sah, (a) ihn mit verwunderter Miene fragte, ob ein Philosoph wie er auch von solchen Naschereien esse, (b) sagte er: Denkst du denn, die Bienen bauen ihre Waben für die Narren? (c)
Aufbau (dreiteilig):
(a) Situation
(b) Frage
(c) Antwort
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 41
Jesus-Tradition
Mk 2,15-17
Und es geschieht, dass er zu Tisch liegt in seinem Haus, und viele Zöllner und Sünder lagen da mit Jesus und seinen Schülern; denn sie waren viele, und sie folgten ihm. (a) Und die Schriftgelehrten der Pharisäer, die sahen, dass er mit den Sündern und Zöllnern isst, sagten seinen Schülern: Wieso isst er mit den Zöllnern und Sündern? (b) Und Jesus hört es und sagt ihnen: Nicht die Gesunden haben einen Arzt nötig, sondern die, denen es schlecht geht; ich kam nicht, Gerechte zu rufen, sondern Sünder. (c)
Mk 2,18-20
Und die Schüler von Johannes und die Pharisäer fasteten. (a) Und sie kommen und sagen ihm: Weshalb fasten die Schüler von Johannes und die Schüler der Pharisäer, deine Schüler aber fasten nicht? (b) Und Jesus sprach zu ihnen: Können etwa die Söhne des Brautgemachs, während der Bräutigam bei ihnen ist, fasten? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, wenn der Bräutigam von ihnen weggenommen wurde, und dann werden sie fasten an jenem Tag. (c)
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 42
Sitz im Leben Gruppenkonflikte Klärung einer Streitfrage, Rechtfertigung eines untypischen Verhaltens z.B. Abgrenzungsprozess innerhalb des Judentums (Mk 2)
historische Frage: teilweise Wort des historischen Jesus sekundär in kleine Szene gefasst
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 43
Gleichnis als Sprachform
Grundlage: Metapher (griechisch µεταφ※ρειν/metaphérein = hinüber tragen)
Metapher = Übertragung von einem Wirklichkeitsbereich in einen anderen (Bildspender und Bildempfänger)
kulturell geläufige Metaphern
Gleichnis = Erzählung, bei der ein Geschehen, das eine Dynamik entfaltet, im Mittelpunkt steht
drei Kategorien von Gleichnissen (im weiteren Sinne):
• Gleichnis (im engeren Sinne)
1. Bildbereich aus alltäglicher Erfahrung 2. typisches Geschehen – Verständlichkeit u. Plausibilität
Senfkorn (Mk 4,30-32; Lk 13,18f.) Sauerteig (Lk 13,20f.) selbstwachsende Saat (Mk 4,26-29) • Parabel
1. außerordentliches Geschehen, ungewöhnlicher Einzelfall 2. Plausibilität durch Erzählung selbst
barmherziger Vater (Lk 15,11-32) • Beispielerzählung
1. außergewöhnliches, nicht-alltägliches Geschehen 2. differenziert nicht zwischen Bild-/Wirklichkeitsebene
nur LkEv: Lk 10,29-37 – 12,16-21 – 16,19-31 – 18,9-14
Einleitung NT: Theologiegeschichte Stefan Schreiber 44
Allegorie und Allegorese
Allegorie – Modus der Symbolsprache; Codesprache, die innerhalb einer bestimmten Gruppe verständlich
Dan 7 – Offb 17 Gleichnis von den Weinbergpächtern Mt 21,33-46
Allegorese: spätere allegorische Auslegung eines Textes
Sämann-Gleichnis in Mk 4,13-20 Parabel vom Unkraut unter dem Weizen in Mt 13,36-43
Anwendung von Gleichnissen
typische Situationen
• Kommen der Gottesherrschaft Schatz und Perle Mt 13,44-46
• Umgang mit Sündern (Neubekehrten) unbarmherziger Diener Mt 18,23-35 Arbeiter im Weinberg Mt 20,1-16 Festmahl Mt 22,1-14
• Umgang mit Besitz reicher Mann Lk 12,16-21 kluger Verwalter Lk 16,1-9
• Zusammenleben von Juden- und Heidenchristen barmherziger Vater Lk 15,11-32
• Stärkung des Gruppenethos: Glaube, Verhalten, Gebet bittende Witwe Lk 18,1-8 unfruchtbarer Feigenbaum Lk 13,6-9
• Parusieerwartung: Nähe, Wachsamkeit Feigenbaum Mt 24,32f. zehn Jungfrauen Mt 25,1-13
top related