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Post on 31-Aug-2019
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VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 1
Motivation
• Allgemeine Kennzeichen von Motivation
• Motivation = Motiv + Anreiz • Was ist ein Motiv? • Ziele • Ideale Motivation: Flusserleben • Die großen Drei: Anschluss,
Leistung, Macht
Motivation 2
Emotion und Motivation
• Emotion ist eine bewertende Reaktionen auf die gegenwärtige Situation.
• Motivation bezieht sich auf eine zukünftige Emotion, die es anzustreben oder zu vermeiden gilt.
Motivation 3
Motivation versucht, das WARUM des Verhaltens zu erklären.
• im Alltag
– Berufswahl – Sport – Ehrenamtliche Tätigkeiten usw.
• für extremes Handeln – Polarüberquerung zu Fuß – Einhandsegeln über den Atlantik – Rekord im Pfahlsitzen
Motivation 4
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 2
Drei Funktionen der Motivation: • die Energetisierung • die Zielausrichtung
von Verhalten • Informationsverarbeitung
Woher kommt die Energie? Warum dieses Verhalten?
Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Gedächtnis, Denken werden optimiert.
Motivation 5
Kennzeichen motivierten Handelns sind:
• Intensität • Ausdauer • selektive Informationsverarbeitung
– dadurch: geringe Ablenkbarkeit • sofortige (spontane) Wiederaufnahme
nach einer Unterbrechung
Motivation 6
Antworten auf die Frage "Warum machst Du das?":
(1) kausale Erklärungen: in die Vergangenheit weisend -‐ entweder auf das Mo#v (weil ich Hunger habe) -‐ oder auf den Anreiz (weil es so lecker aussieht)
(2) finale Erklärungen: weisen in die ZukunF -‐ auf ein Ziel (weil ich saG sein möchte).
Mo#va#on
MoKv
Anreiz
Ziel
Motivation 7
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 3
Was ist ein Trieb?
• Herkunft aus inneren Reizquellen
• Auftreten als konstanter Kraft
• Man kann sich nicht durch Flucht entziehen
• Ist dem Lust-Unlust-Prinzip unterworfen
Sigmund Freud (1865 – 1939)
Motivation 8
Freud unterscheidet an einem Trieb vier folgende Aspekte:
1. Trieb-Quelle
2. Trieb-Drang
3. Trieb-Ziel
4. Trieb-Objekt
Motivation 9
Definitionen: Instinkt – Bedürfnis – Trieb - Motiv
• Instinkt = genetisch festgelegte Verhaltensweise auf einen Auslösereiz hin (AAM = Angeborener Auslöse-Mechanismus)
• Bedürfnis = spezifischer Mangelzustand • Trieb = energetisierender und verhaltensfordernder
Spannungszustand • Motiv = latente Bewertungsdisposition, die
(neutrale) Aspekte der Umwelt zu Anreizen machen und so Ziele generieren. Im Anregungszustand wird das Motiv zur Motivation, die die Aufmerksamkeit ausrichtet sowie das Verhalten energetisiert und steuert.
Erbkoordination
Motivation 10
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 4
MoKv und Anreiz: die doppelte Quan/fizierung der MoKvaKon
starkes MoKv
starker Anreiz schwaches MoKv
schwacher Anreiz
= Mo#va#on
+
+
Motivation 11
Anreize in der TäKgkeit und den Folgen
aktuelle SituaKon Ergebnis Folgen
frei nach Rheinberg (1989)
Handlung
Folgen
Folgen
Tätigkeitsanreize Folgenanreize
Feedback
Motivation
Feedback
12
Was ist die ideale Motivation?
Nach Csikszentmihalyi (1975) ist das „Flusserleben“ („flow„) gekennzeichnet durch: • die Konzentration kommt „wie von selbst“ • die Wahrnehmung ist auf handlungsrelevante
Aspekte gelenkt – man verschmilzt mit der Handlung
• die Zeit verstreicht subjektiv schneller – bis zum gänzlichen Verlust des Zeiterlebens
• man ist frei von Reflexionen über sich selbst • es gibt keine störenden Emotionen
Tätigkeitsanreize
Motivation 13
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 5
Flusserleben und intrinsische MoKvaKon in Abhängigkeit von Kompetenz und Aufgabenschwierigkeit
Flusserleben
Langeweile
Stress,
Angst, U
nlust
Fähigkeit
Anforderun
g
niedrig hoch
hoch
Motivation 14
Wenn die Folgen des Tuns zu MoKvaton führen
Der Rubikon – die Entscheidung
Abwägen Rubikon Planen
von verschiedenen Wünschen nach -‐ Erreichbarkeit -‐ Nützlichkeit
Entscheidung
wann, wo und wie was getan werden soll
realisKsche Selbstbeurteilung -‐ Kompetenz -‐ Kontrollierbarkeit
opKmisKsche Illusion
Offenheit für neue InformaKonen Abschirmung kriKscher InformaKon
Folgenanreize
Motivation 15
Ziele
Absichten contra Vorsätze
Motivation 16
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 6
Förderliche und hinderliche Faktoren bei der Zielsetzung
eher förderlich eher hinderlich Schwierigkeit anspruchsvoll zu niedrig/hoch Wich#gkeit wichKg unwichKg Spezifität spezifisch vage
Zeitl. EnEernung proximal (Nahziel)
distal (Fernziel)
Rückmeldung häufig keine Ergebnisfokus posiKv negaKv
Wahl selbst gewählt vereinbart zugewiesen Einzel / Gruppe individuelles
Ziel Gruppenziel
mit der Persönlichkeit
kompaKbel nicht kompaKbel
mit / ohne Gelegenheit
als Vorsatz als Absicht Motivation 17
Waldi
Haben Wölfe Ziele?
Wolf
Motivation 18
Von den Anreizen zu den Motiven
Motivation 19
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 7
Motivdefinition:
„ … motive (is) a recurrent concern for a goal state based on a natural incentive – a concern that energizes, orients, and selects behavior.“
McClelland (1985)
Motivation
Aber: “A scientist cannot believe, what people say about their motives.”
20
Motive erzeugen einen erstrebenswerten emotionalen Zielzustand, richten die Aufmerksamkeit darauf hin aus und energetisieren das Verhalten.
Wie kann man Motivation erforschen? Das erste Ziel der Experimente ist, unterschiedliche
Motivationslagen in den Experimentalgruppen herzustellen.
Dies geschieht durch: 1. Kontrolle und Variation der Anreize 2. Kontrolle und Variation der Bedürfnisse 3. Messung der Motive
Dann werden die Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten untersucht.
Motivation 21
Wie stark sind die Triebe?
Columbia Obstruc/on Box
e a c
a = Start, e = elektr. GiGer, c = Ziel
Motivation 22
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 8
Bestimmung der Stärke
des Aufsuchen- und
des Meidenverhaltens in Abhängigkeit von unterschiedlichen Anreizen
• Kontrolle und Variation der Anreize und
Bedürfnisse
Motivation 23
Aufsuchen-Meiden-Konflikt nach Miller (1959)
Ziel Entfernung zum Ziel
Stärke der Verhaltens-tendenz
Aufsuchen
Meid
en
Zone des maximalen Konflikts
!!
t1 t2 t3
Motivation 24
Wie kann man Motivation erforschen? Das erste Ziel der Experimente ist, unterschiedliche
Motivationslagen in den Experimentalgruppen herzustellen.
Dies geschieht durch: 1. Kontrolle und Variation der Anreize 2. Kontrolle und Variation der Bedürfnisse 3. Messung der Motive
Dann werden die Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten untersucht.
Motivation 25
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 9
Thematischer Apperzeptions-Test
TAT
„Erfinden Sie ein möglichst span-nende Geschichte zum Bild.
Wie ist es zu der Situation gekom-men?
Was geschieht gerade?
Was fühlen und denken die Perso-nen?
Wie geht die Geschichte aus?
Messung der Motive
Motivation 26
Projektion
Eigenschaften, Gedanken und Gefühle, die einem selbst zu eigen sind – die man vielleicht an sich bekämpft – werden ande-ren zugeschrie-ben.
Motivation 27
Thematischer Apperzeptions-Test TAT
Motivation 28
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 10
Natürliche Anreize „natural incenKves“
Kontakt Abwechslung Wirkung
Sicherheit Neugier Kontrolle
Anschluss Leistung Macht
Anreize
Bedürfnisse
Mo/ve
S o z i a l i s a t i o n s e r f a h r u n g e n
?
Welche Motive gibt es überhaupt?
Motivation 29
Macht
Natürliche Anreize, Bedürfnisse und MoKve
Abwechslung
Kontakt
Wirkung
Verbundenheit
Autonomie
Kompetenz
nach Deci & Ryan, 1985 nach McClelland, 1985
Neugier
Sicherheit
Kontrolle
Welche Motive gibt es überhaupt?
Motivation
Leistung
Anschluss
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Anschlussmotiv Murray (1938) definierte need affiliation: Ziel: Anderen nahe zu sein, zu kooperieren, sich
auszutauschen, mit anderen befreundet sein Handlungen: Bekanntschaften machen, andere erfreuen, die
Kränkung anderer vermeiden, guten Willen und Zuneigung zeigen
Emotionen und Gefühle: Vertrauen, Empathie, Liebe, Sympathie, Sicherheit
Anregung: in Situationen mit Fremden oder wenig bekannten Personen
Motivation 31
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 11
Merkmale hoch anschlussmotivierter Personen
- Sie sehen andere sich selbst ähnlicher,
- sie sehen andere in einem besseren Licht
- sie mögen andere mehr,
- sie werden mehr von anderen gemocht,
- sie wirken durch ihre freundliche Art auch auf andere (Fremde) ansteckend,
- sie haben mehr Zuversicht und angenehme Gefühle im Umgang mit anderen
Motivation 32
Leistungsmotiv Murray (1938) definierte need achievement: Ziel: etwas Schwieriges meistern – und zwar so gut
und schnell es geht. Sich selbst übertreffen. Hindernisse überwinden
Handlungen: Alles was nützt. Emotionen und Gefühle: Stolz, Selbstvertrauen (vs.
Selbstbewusstsein)
Heckhausen (1965): Leistungsmotivation ist das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Tätigkeiten zu steigern oder möglichst hoch zu halten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält, und deren Ausführung deshalb gelingen oder misslingen kann.
Motivation 33
Motivation 34
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 12
Das Risikowahl-Modell
Motivation
50/50 schwer einfach
niedrig
hoch
subjektive Aufgabenschwierigkeit
Wah
rsch
einl
ichk
eit
Wer
t
Motivation
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Merkmale hoch leistungsmotivierter Personen
- suchen herausfordernde machbare Leistungsziele
- können anderen schlecht beim Arbeiten zusehen
- würden am liebsten alles alleine machen
- wünschen sich genaue Rückmeldungen über ihren Leistungsstand
- die eigene Zufriedenheit (Stolz) über eine Leistung ist ihnen wichtiger als Lob von anderen
- zeigen wenig Engagement bei Routinetätigkeiten
„single person-game“
Motivation 36
Machtmotiv Ziel: das Erleben und Verhalten anderer zu beeinflussen und zu kontrollieren.
Handlungen: Alles was nützt.
Emotionen und Gefühle: ??
Motivation 37
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 13
Machtmotiv
Machtquellen (French & Raven, 1959): 1. Belohnungsmacht (reward power) 2. Zwangs- oder Bestrafungsmacht (coercive power) 3. Legitimierte Macht (legitimate power) 4. Vorbildmacht (referent power) 5. Expertenmacht (expert power) 6. Informationsmacht (informational power)
Motivation 38
Machtmotiv Hoch machtmotivierte Männer : • bevorzugen machtorientierte Lektüre („Herrenmagazine“) • haben kurze „ausbeuterische“ Sexualkontakte • haben instabile Partnerbeziehungen zu Frauen • erwerben teure prestigeträchtige Objekte (Sportwagen,
Waffen, Elektronik) • trinken häufig Alkohol • haben Vorlieben für Wettkampfsportarten mit direktem
Gegner
Hoch machtmotivierte Frauen : • führen häufig Schlankheitskuren durch • führen viele Kreditkarten mit sich • haben eine hohe Bereitschaft zur Organspende
Motivation 39
Anregung und Ziele der Motive Anschluss, Leistung und Macht
Anschlussmotiv Leistungsmotiv Machtmotiv Anre-gung
Situationen, in de-nen mit fremden oder wenig bekann-ten Personen Kon-takt aufgenommen und interagiert wer-den kann
Situationen, die einen Gütemaßstab zur Be-wertung von Hand-lungsergebnissen (“Erfolg”/”Mißerfolg”) besitzen
Situationen, in de-nen andere Perso-nen kontrolliert werden können
Ziele die Herstellung einer wechselseitigen po-sitiven Beziehung / Zurückweisung ver-meiden
Erfolg bei der Aus-einandersetzung mit einem Gütemaßstab / Mißerfolg vermeiden
das Erleben und Verhalten anderer zu kontrollieren oder zu beein-flussen / Kontroll-verlust vermeiden
Motivation 40
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 14
Wie kann man die Motivation zum Lernen steigern?
Allgemeine Maßnahmen zur Steigerung der Motivation
1. Angemessener Wechsel der Anforderungen. 2. Vollständigkeit der Aufgaben und Tätigkeiten. 3. Empfundene Wichtigkeit der Tätigkeiten. 4. Angemessener Handlungsspielraum durch die
Gewährung von Autonomie. 5. Rückmeldung durch die Aufgaben. 6. Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit anderen.
Motivation 41
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