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Post on 04-Mar-2020
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Arbeitsmärkte in Entwicklungsländern
EntwicklungspolitikDr. Axel WeberReferenten: Annika Noll, Mateo Terres
Wie sehen Arbeitsmärkte in Entwicklungsländern aus?
Welche Probleme treten auf? Gibt es globale Unterschiede?
Wie könnte die Zukunft aussehen?2
Inhaltsverzeichnis
1 Erfassung und Beurteilung von Arbeitsmärkten2 Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Entwicklungsländern3 Informeller Sektor4 Internationaler Vergleich5 Afrika6 China7 Ausblick8 Diskussion
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Erfassung und Beurteilung von Arbeitsmärkten
Definition Arbeitsmarkt Börse für Anbieter und Nachfrager von Arbeitskraft Arbeitskraft wird angeboten oder nachgefragt als Kombination
von Zeit und Qualifikation Verkauf potentieller Arbeitsleistung an Arbeitgeber gegen Entgelt Betrachtet nur Selbstangebot, daher sind Formen der
Zwangsarbeit nicht erfasst Arbeitsmarkt entsteht durch Arbeitsteilung und Spezialisierung Wichtige Kennzahlen sind Arbeitslosenquote und Erwerbsquote
Erfassung und Beurteilung von Arbeitsmärkten
Verlässliche Quellen fehlen Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen Engagement vieler „Helfer“ Ziel- und Maßnahmenkoordination von Nationalregierungen,
internationalen Organisationen, NGO, Privatpersonen schwierig „Ursache“ und „Wirkung“ teilweise nicht abgrenzbar
BRD / China versch. Quellen
Erfassung und Beurteilung von Arbeitsmärkten
Positivbeispiel: Bundesrepublik Deutschland Industrienation mit hochwertiger Infrastruktur Breit gefächertes, verpflichtendes Bildungssystem Hochgradig organisiert in Politik und Verwaltung Permanente Erfassung von Bevölkerung und Arbeitsmarkt Definitionen u.a. durch Sozialgesetzgebung geregelt
Statistische Auswertung ermöglicht langfristig orientierte Steuerung und kurzfristige Kompensation negativer Effekte
Solide Basis für positive Wirtschaftsentwicklung und hohes Wohlstandsniveau
Erfassung und Beurteilung von Arbeitsmärkten
Negativbeispiel: Somalia Failed State: Staatsgewalt fehlt, elementare Grundlagen der
Gesellschaft sind nicht gewährleistet (Sicherheit, Rechtsstaat, Wohlfahrt)
40 Jahre Krieg, seit 1991 ohne einheitliche Regierung Piraterie, Drogenhandel, Fundamentalismus, rivalisierende
Clans Höchste Korruptionsrate der Welt
Spirale aus Chaos, Hunger und Misswirtschaft beschleunigen den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verfall
Somalia zählt zu den 10 ärmsten Ländern der Welt, sofern während der letzten 20 Jahre Daten erhoben wurden, sind diese weitgehend als nicht belastbar anzusehen
Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Entwicklungsländern
Hoher Anteil von Beschäftigten im Primärsektor Urproduktion im Agrarsektor, vielfach in Subsistenzwirtschaft Fischfang Holzeinschlag Rohstoffförderung (Aufbereitung nur teilw. Enthalten)
Schwach ausgeprägter Sekundärsektor Produzierendes Gewerbe Industrie
Dienstleistungs- und Informationssektor unterentwickelt Informeller Sektor geht nur begrenzt in Statistik ein
Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Entwicklungsländern
Hohes Bevölkerungswachstum Große Anzahl potentieller Arbeitskräfte Wirtschaftswachstum und Schaffung von Arbeit notwendig
Unzureichende Infrastruktur Keine Grundlage für modernes und flexibles Wirtschaften Vorhandene Strukturen brechen unter
Bevölkerungsexplosion und Verstädterung zusammen Mangelnder Zugang zu Bildung
Aus- und Weiterbildung sind ungenügend Wachsende Bevölkerung macht Investitionen erforderlich
Agrarsektor ist von Klimabedingungen abhängig Naturkatastrophen verursachen hohe Verluste Mangelernährung lässt Leistungsfähigkeit sinken
Informeller Sektor
Definition: Teile einer Volkswirtschaft außerhalb des Erfassungsbereichs offizieller Statistiken
In Industrieländern bekannt als Schattenwirtschaft oder Schwarzarbeit unter Umgehung von Sozialversicherungs-und Steuervorschriften
In Entwicklungsländern: Produktion für lokale Märkte Einfache Dienstleistungen Geringer Technologieeinsatz Beschäftigung von Familienangehörigen
Informeller Sektor
Bereiche Informeller Arbeit in Entwicklungsländern Sammeln und Sortieren von Müll Recycling und Rückgewinnung von Rohstoffen Arbeit als Haushaltshilfe Dienst- und Handwerksleistungen mit geringem Umfang Kinderarbeit
Informeller Sektor
Einkommensquelle für weite Teile der Bevölkerung Bis 70% in der Sub-Sahara-Zone Oftmals bezieht mehr als die Hälfte der Bevölkerung ihren
Lebensunterhalt aus informeller Beschäftigung Pure Existenznot statt krimineller Absicht „Hungerlöhne“ für harte körperliche Arbeit Frauen sind häufiger betroffen als Männer Hohe Gesundheitsrisiken Beschäftigte mit geringstem Bildungsniveau Nicht ausschließlich negative Auswirkungen
Internationaler Vergleich
Klassifizierung und Probleme Alle Entwicklungsländer haben ähnliche Probleme Strukturelle Unterschiede lassen diese unterschiedlich
stark wirken Erweiterte Differenzierung
Failed States Klassische Entwicklungsländer Schwellenländer Transformationsländer Ölexportierende Staaten
Internationaler Vergleich
Bangladesch 158 Mio. Einwohner / 150.000 qkm
(Bayern 13Mio. / 70.000 qkm), 220 Mio. in 2050
Hoher Anteil junger Menschen Bevölkerungswachstum Fertilitätsrate 3,3 (7,0 in 1970) Starker Primärsektor Naturkatastrophen Verstädterung Slums Überlastete Infrastruktur Texilproduktion mit Dumpinglöhnen
Internationaler Vergleich
Globaler Vergleich – einige Beispiele Afrika: Globales Schlusslicht China: Zwischen Dollar-Millionären und Wanderarbeitern
Shanghai / Mogadishu 2011
Afrika
Afrikas Wirtschaft von Nord nach SüdNorden: Öl + Gas bringen hohe ErträgeMitte: Edelhölzer, hochwertige Agrarprodukte,
teilweise ErzeSüden: Erze, DiamantenGesamt: Landwirtschaft, lokale Handwerksbetriebe,
Industrie für afrikanischen EigenbedarfWeltmarktanteile (%): Kakao 25, Diamanten 50,
Gold 25, Öl 10 Arbeitslosigkeit: bis 85% (Liberia), global ca. 30%
Afrika
Im globalen Vergleich ist Afrika der Kontinent mit der am schwächsten entwickelten Wirtschaft
Größte Einnahmequelle / Wirtschaftszweig: Export von Rohstoffen und Bodenschätzen
Kaum Industrie zur Weiterverarbeitung der eigenen Ressourcen
Instabile Staaten bieten Investoren kaum Sicherheit Spielball der Weltmächte (auch China und Indien engagieren
sich zunehmend) Erbe der Kolonialisierung Kontinent ohne Hoffnung?
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Afrika
Afrikas Bodenschätze – Fluch und Segen Wenige Staaten mit ergiebigen Vorkommen Nur geringe Zahl von Beschäftigten, niedrige Löhne Gewinne für „Eliten“ und Int. Konzerne Ressourcen zur Weiterverarbeitung fehlen Vernachlässigung anderer Wirtschaftsbereiche Krieg und Korruption
Afrikanische Staaten mit Rohstoffvorkommen sind überdurchschnittlich häufig von Bürgerkrieg und Chaos betroffen. Erstklassige Potentiale wirken kontraproduktiv auf Gesellschaft und Arbeitsmarkt.
Afrika
Afrikas Landwirtschaft Landwirtschaft
60% aller Beschäftigten davon 60% Subsistenzwirtschaft
Wenige Großfarmen Unter ausländischer Kontrolle Tagelöhner Produktion von Exportsartikeln
Einseitige Produktpalette macht System anfällig Geringe Löhne und Arbeitsplatzsicherheit Fehlende Systeme zur sozialen Absicherung
Afrika
Definition Subsistenzwirtschaft Selbstversorger historische Formen waren Jäger, Sammler, Ackerbauern,
Nomaden (frühe Kulturen) Großteil alltäglicher Bedürfnisse wird in Eigen-leistung
abgedeckt (Wohnen, Nahrung, Kleidung) Ohne Einsatz moderner Wissenschaft und Technik In Reinform nur noch selten zu finden Rückgriff auf Märkte nimmt zu Übergänge fließend, überwiegend Mischformen
China
ChinaSchlagworte: Exportweltmeister, Boom, Schwellenland, Wirtschaftsweltmacht, Werkbank der Welt, Milliardenvolk im Aufbruch
Wachsende Zahl von Millionären Metropolen nach westlichem Vorbild Stark wachsender High-Tech-Sektor Rasant wachsende Industrieproduktion Wachsender Mittelstand Bevölkerungswachstum Stadt/Land-Gefälle Weiter starke Bedeutung der Landwirtschaft Verstädterung Landbevölkerung sucht als Wanderarbeiter Anstellung in der Stadt Manipulierte Statistiken zu Arbeitslosigkeit u. Arbeitsbedingungen
China
Wanderarbeiter Aufstiegschancen und Lumpenproletariat
Geringer Teil schafft wirtschaftlichen Aufstieg Leben unter spartanischen Bedingungen Niedriglöhne und Akkordarbeit
ca. 145 Mio. (Regierungsangabe; 200 Mio. lt. AI) Weitere Zunahme prognostiziert „Größte Migrationsbewegung in Friedenszeiten“ (laut HRW)
Große Distanz zwischen Arbeitsstelle und Heimat Leben und arbeiten bis zu 1000 km entfernt Besuche in der Heimat selten möglich Unbezahlbare Reisekosten
Tragen zum Familieneinkommen bei Hohe Lebenshaltungskosten in den Städten „Sparzwang“ zur Unterstützung der Familie
China
Geringe soziale Absicherung 90% ohne KV Keine geregelte Altersvorsorge Kein Schutz bei Arbeitsunfähigkeit
Mangelnder Rechtsschutz Jeder zweite Arbeiter ohne Arbeitsvertrag (80% lt. AI) Löhne und sonstige Leistungen nicht einklagbar 1990 bis heute 22 Mrd. US-$ Löhne im Baugewerbe
einbehalten Jederzeit Kündigung möglich
Schlechte Arbeitsbedingungen Kaum Arbeitssicherheit Kasernenartige Betriebsunterkünfte Lange Arbeitszeiten, bis 16 Stunden, bis 7 Tage pro Woche Ausbeutung 350 tödliche Arbeitsunfälle pro Tag
China
Staatliche Diskriminierung Familiennachzug streng reglementiert Aufenthaltserlaubnisse erforderlich, Vergabe gegen
Schmiergeld Kein Zugang zum staatl. Gesundheitssystem am Arbeitsort Gewerkschaftsorganisationen nicht erwünscht Regierung will Motor des Aufschwungs nicht gefährden
Negative Folgeerscheinungen 23 Mio. „Kinder ohne Eltern“ auf dem Land(Uni Peking) Eltern nehmen Arbeit kurz nach der Geburt wieder auf Erziehung und Fürsorge werden auf Verwandte übertragen Recht auf Zugang zu Bildung eingeschränkt Psychische Erkrankungen nehmen zu, Perspektivlosigkeit Langfristige negative Effekte
Ausblick
China und Indien scheint die Trendwende zu gelingen. Viele Entwicklungsländer bleiben jedoch in einem Kreislauf von Problemen gefangen, besonders in Afrika
Maßnahmen Hunger bekämpfen Demokratie und Mitbestimmung fördern Politische Stabilität und Rechtssicherheit für Investoren Entschuldung bringt Spielraum für eigene Investitionen Unterstützung von Bildungsmaßnahmen Gesundheit und Familienplanung
Ausblick
Planungshilfe bei Infrastrukturprojekten und Sozialversicherungen
Aufbau von Sozialversicherungen Gleichberechtigung von Frauen garantieren Auf erneuerbare Energien setzen ?
Ausblick
Stärkung der Geleichberechtigung Frauen fehlt gleichwertiger Zugang zu Aus-und Weiterbildung Feld- und Hausarbeit sowie Erziehung und Pflege als
traditionelle Frauenarbeit Lohngefälle und schlechtere Arbeitsbedingungen für Frauen Kaum Frauen in Politik und Führungspositionen Frauen leiden unter religiösem Fanatismus Materielle Nachteile durch traditionelles Erbrecht Untergeordnetes Mitspracherecht bei der Familienplanung Wirtschaftliche Verhältnisse zwingen Frauen zur Prostitution
Ausblick
Zukunftsperspektive “Erneuerbare Energien” Aufschwung und Industrialisierung brauchen Energie Erfordert Investitionen in neue Kapazitäten und Netze Fossile Energieträger sind knapp und “unbezahlbar” für EL Sonne und Wind kosten nichts Oft hervorragende Standorte für Solar- und Windkraft Einstieg nicht teurer als eine “Energiewende” Regionaler Arbeitsmarkt für Bauarbeiter und
Wartungstechniker entsteht Kein Nachteil für Industrieländer: Die heimischen
Unternehmen exportieren mehr alternative Technik und weniger konventionelle Kraftwerke
Diskussion
Welche Maßnahmen können Arbeit und Wohlstand am besten fördern?
Wollen wir „State Building“ und Fortschritt notfalls auch militärisch unterstützen?
Wie viel Verzicht ist uns der Wohlstand anderer Völker wert?
Kann Verzicht langfristige Vorteile bringen?
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