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Post on 07-Aug-2019
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Gut lebenmit Epilepsie
Mit Epilepsie gut leben
Trotz der Diagnose „Epilepsie“ können viele Betroffene ihrem
Beruf und Freizeitaktivitäten nachgehen und aktive Mitglieder der
Gesellschaft sein. Sie sind der beste Beweis dafür, dass Epilepsie
bei optimaler Behandlung nicht daran hindern muss, die eigenen
Lebensziele zu erreichen.
Epilepsie ist keine psychische Erkrankung, sondern eine Erkrankung
des Nervensystems. Epileptische Anfälle treten wiederholt in einem
bestimmten Zeitraum des Lebens eines Menschens auf. Ein Anfall ist
die Folge einer vorübergehenden Störung der elektrischen Aktivität
des Gehirns. Die Anzahl der Anfälle kann von weniger als einem
Anfall pro Jahr bis zu mehreren täglich schwanken. Antiepileptika
werden zur Wiederherstellung des elektrischen Gleichgewichts im
Gehirn eingesetzt. Sie können die Anzahl der Anfälle verringern oder
diese eventuell ganz unterdrücken.
Die Behandlung mit Antiepileptika ist keine willkürliche oder
zufällige Entscheidung: Die Wahl der Behandlung ist abhängig von
der Art Ihrer Epilepsie-Erkrankung, von Ihrem Ansprechen auf die
Medikamente und davon, wie gut Sie die Medikamente vertragen.
Nur Ihr Arzt kann die für Sie geeignete Behandlung und die korrekte
Dosierung ermitteln. Informieren Sie Ihren Arzt über Änderungen
Ihrer Lebensumstände oder Ihre Reaktion auf die Behandlung, so
dass er die für Sie beste Behandlungsoption finden kann.
Auch wenn die meisten Anfälle nicht zu Unfällen führen,
verunsichern sie die betroffenen Personen doch sehr. In dieser
Broschüre erhalten Sie eine Reihe relativ einfacher Empfehlungen,
mit denen sich das Verletzungsrisiko senken lässt. Halten Sie sich
insbesondere an diese Empfehlungen, wenn Sie an häufigeren oder
schwereren Anfällen leiden.
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Umgang mit Epilepsie Allein kleine Veränderungen dabei, wie Sie mit Ihrer Epilepsie
umgehen, können Ihre Lebensqualität im Alltag erheblich steigern.
Das „Epilepsie-Tagebuch“ kann Ihnen dabei helfen, Ihre Anfälle zu
überwachen und mögliche Nebenwirkungen zu beobachten, so
dass Sie bei Ihrem nächsten Arzttermin darüber sprechen können.
Arbeiten Sie mit dem Tagebuch und nehmen Sie es zum nächsten
Arztgespräch mit. Zusätzliche Seiten können Sie von der Internetseite
www.epilepsie-im-griff.de herunterladen und ausdrucken. Fragen Sie
Ihren Arzt nach den besten Behandlungsmethoden und sehen
Sie, welche Möglichkeiten es gibt, die Anfälle ganz zu vermeiden.
Natürlich gibt es keine Garantie, anfallsfrei zu werden; Epilepsie ist
bei jedem Menschen anders, und auch Sie werden ganz individuell
auf die Behandlung ansprechen. Das Wichtigste aber ist, dass
Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt die verfügbaren
Behandlungsmöglichkeiten besprechen.
Sicherheit zu HauseEs ist wundervoll, unabhängig zu sein und einen eigenen Lebensraum zu haben. Mit einigen einfachen Vorsichtsmaßnahmen können Sie Ihre Sicherheit deutlich verbessern. Hier einige Tipps dazu:
• Verwenden Sie beim Kochen Kochfelder mit Rückstell- funktion und achten Sie darauf, dass die Griffe der Töpfe nach hinten zeigen.
• Räumen Sie Messer immer in die Schublade.
• Öffnen Sie stets den Kaltwasserhahn, bevor Sie den Heißwasserhahn aufdrehen.
• Versuchen Sie, keine Kleidungsstücke zu kaufen, die Sie sehr heiß bügeln müssen.
• Gehen Sie unter die Dusche und nicht in die Badewanne.
• Verwenden Sie beim Aufhängen von Bildern oder Auswechseln von Glühbirnen stets eine stabile Leiter.
• Halten Sie sich beim Treppensteigen am Handlauf fest.
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Ein ausgewogener LebensstilWie für alle anderen Menschen ist es auch für Sie wichtig, dass Sie ein
ausgewogenes Leben führen.
Hier ein paar Tipps:
• Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, Ihre Familie und Ihre Freunde.
• Schlafen Sie gut und begrenzen Sie Arbeitsbelastung und Stress.
• Vermeiden Sie Stimulanzien wie Kaffee, Alkohol und Lärm.
Wenn Sie an Epilepsie leiden, sind nur bestimmte Sportarten
mit hohem Risiko nicht ratsam (Bergsteigen, Gleitschirmfliegen,
Drachenfliegen, Tauchen usw.). Die meisten üblicherweise
betriebenen Freizeitaktivitäten und Sportarten sind möglich und
sogar sehr empfehlenswert.
Bleiben oder werden Sie aktiv. Suchen Sie sich eine Tätigkeit, die
Ihnen Spaß macht. Wenn Ihre Anfälle gut kontrolliert sind und Sie Ihre
Behandlung gut vertragen, dürften Sie keine Auswirkungen auf Ihre
sportliche Leistung spüren.
Hier ein paar einfache Tipps, damit Sie auch beim Sport sicher sind:
• Achten Sie beim Schwimmen oder bei Wassersportarten darauf,
dass Sie mit jemandem zusammen sind, der über Ihre Epilepsie-
Erkrankung informiert ist und weiß, was bei einem Anfall zu tun ist.
• Befolgen Sie alle Sicherheitsanweisungen: Setzen Sie beim
Radfahren und Skifahren einen Helm auf, tragen Sie entsprechende
Kleidung usw..
Falls Sie bei einer bestimmten Sportart Zweifel haben, wenden
Sie sich bitte an Ihren Arzt.
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Auf der Suche nach Arbeit
Wie jeder andere auch sollten Sie nach einer Arbeit suchen, die Ihren
beruflichen Qualifikationen sowie Ihren Fähigkeiten und Neigungen
entspricht. Sie können mit Computern arbeiten, wenn entsprechende
Voraussetzungen geschaffen werden. Computerbildschirme sind
z. B. besser, wenn Sie Blenden und Reflektionen vermeiden, die einen
Anfall auslösen können. Suchen Sie nach einer Möglichkeit, einen
Filter anzubringen, der irritierende Reflektionen noch besser schluckt.
Bei Bewerbungsgesprächen ist ein Arbeitnehmer bzw. Auszubildender,
der an Epilepsie erkrankt ist und weiterhin unter Anfällen leidet,
verpflichtet, dem Arbeitgeber die Erkrankung mitzuteilen. Dies gilt
nicht, wenn Anfälle seit längerer Zeit nicht mehr aufgetreten sind,
an den Schlaf gebunden sind oder so leicht ablaufen, dass sie nicht
zu einer Beeinträchtigung der beruflichen Arbeit führen. Auch
Nebenwirkungen von Medikamenten, die zu einer Minderung der
Leistung am Arbeitsplatz führen können, können maßgeblich sein
für eine Information des Arbeitgebers. Sowohl für Anfälle als auch für
andere Epilepsie-assoziierte Probleme gilt, dass die Informationspflicht
abhängig ist von der Beschaffenheit des individuellen Arbeitsplatzes
und von den Anforderungen, die hier an den Arbeitnehmer
gestellt werden.
Sie allein entscheiden, ob oder wann Sie einen Ihnen nahestehenden
Kollegen über Ihre Epilepsie informieren. Manche Menschen ziehen es
vor, dass die Kollegen im Bild sind, damit sie wissen, wie sie bei einem
Anfall reagieren sollen. Es liegt an Ihnen, wen Sie am Arbeitsplatz
informieren, vom Gesetz her sind Sie nicht dazu verpflichtet.
Schließlich haben Sie während der Probezeit die Möglichkeit, Ihrem
Arbeitgeber zu beweisen, dass Sie für die Arbeit geeignet sind und die
Arbeitslast bewältigen können. Achten Sie darauf, dass Sie genug
Schlaf bekommen, gut essen und versuchen Sie, nicht zu sehr unter
Druck zu geraten.
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Gute ReiseReisen ist viel einfacher, wenn Sie Ihre Epilepsie gut unter Kontrolle
haben. Die Transportmittel (Zug, Flugzeug oder Auto) sind keine
Faktoren, die eine Epilepsie verschlimmern, aber sie können Stress
oder Schlafmangel verursachen, was einen Anfall auslösen kann.
Hier sind einige Tipps, damit Sie einfacher reisen können:
• Denken Sie an die rechtzeitige Einnahme Ihrer Antiepileptika.
• Nehmen Sie Reservemedikamente mit (mit denen Sie länger als für
die geplante Reisedauer auskommen, falls unerwartete Ereignisse
wie eine verspätete Abreise eintreten).
• Es mag hilfreich sein, wenn Sie einen Epilepsie-Notfallausweis mit
sich führen, der Ihre Erkrankung und Ihre Behandlung erklärt (hier
hilft eine Übersetzung ins Englische oder in die Landessprache des
Urlaubslandes).
Wählen Sie Ihr Reiseziel sorgfältig aus! Entscheiden Sie sich für einen
erholsamen Urlaub ohne allzu große Abenteuer in einem Land, in dem
es nicht zu heiß wird.
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Sicherheit am SteuerIn der Regel dürfen Sie aktiv am Straßenverkehr teilnehmen
(führen eines Personenkraftwagens oder Motorrads), wenn Sie ein
Jahr lang keine Anfälle gehabt haben und einen positiven Arztbericht
vorweisen können. Falls Ihnen die Fahrtüchtigkeit bescheinigt
wurde, müssen Sie darauf achten, dass Sie sich regelmäßig bei Ihrem
Arzt untersuchen lassen und jegliche gesundheitliche Änderung
berichten, damit Ihre Fahrerlaubnis auch gültig bleibt. Aber
auch, wenn Sie keine Fahrerlaubnis erhalten, lassen Sie sich nicht
entmutigen: Sobald sich Ihr Gesundheitszustand verbessert, können
Sie wieder eine Fahrerlaubnis beantragen.
Beim Autofahren gelten für Sie die gleichen Sicherheitsvorkehrungen wie für andere:
• Kein Alkohol am Steuer.
• Fahren Sie nicht, wenn Sie müde sind.
• Fahren Sie keine Langstrecken.
• Vermeiden Sie Nachtfahrten.
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Wenn Sie nicht fahren möchten, weil Sie Ihre Antiepileptika vergessen
haben oder weil Sie glauben, ein Anfall könnte auftreten, dann
überlassen Sie jemand anderem das Steuer. Wenn Sie Bedenken
zu Ihrer Fahrtüchtigkeit haben, fragen Sie Ihren Arzt.
Erste Hilfe bei Anfällen
Für viele Menschen, die einen Anfall bei einem Patienten miterleben,
kann dies beunruhigend sein, weil sie nicht wissen, wie sie sich
verhalten sollen. Sie können entscheiden, ob Sie mit engen Freunden
oder Familienmitgliedern darüber sprechen, wie sie Ihnen bei einem
Anfall helfen können. Dieser Abschnitt kann verwendet werden, um
einfache Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Anfällen zu erklären. Es gibt viele
verschiedene Arten von Anfällen. Die meisten epileptischen Anfälle
dauern zwischen einigen Sekunden und wenigen Minuten. Diese
Anfälle können einzeln und isoliert oder als eine Reihe von Anfällen
auftreten. Bei manchen Anfällen verlieren die Personen eventuell das
Bewusstsein und bekommen nicht mit, was geschieht. Nach einem
Anfall ist die betroffene Person eventuell verwirrt. Diese Verwirrung
kann länger anhalten als der Anfall an sich und unter Umständen
gefährlich werden. Achten Sie darauf, dass sich die Person, wenn sie
sich erholt hat, weiß, welcher Tag ist, wo sie sich befindet und was
sie als Nächstes tun wird.
Die meisten Anfälle sind keine medizinischen Notfälle. Sie sind in
der Regel nach ein oder zwei Minuten vorbei und erfordern keine
Behandlung beim Notdienst. Manchmal gibt es jedoch gute Gründe,
den Notdienst zu benachrichtigen: Ein Anfall bei einem Menschen, der
nicht an Epilepsie leidet, kann ein Anzeichen für eine schwerwiegende
Erkrankung sein. Weitere Situationen, in denen ein Arzt zu rufen ist:
• Ein Anfall dauert länger als 5 Minuten.
• Langsame Erholung, ein zweiter Anfall oder Atembeschwerden
nach einem Anfall.
• Die Person bleibt verwirrt oder ist sich der Umgebung nicht
völlig bewusst.
• Die Person ist schwanger oder leidet an einer anderen Erkrankung.
• Die Person weist Verletzungen auf oder leidet an Übelkeit.
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EPI/08/09 LPSRCG-D- BIC-007
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