heft 5 mai 2011
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AgrArforschung schweiz
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BLW
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Nutztiere Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs Seite 200
Pflanzenbau Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau Seite 206
Umwelt Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 Seite 226
ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.
HerausgeberinAgroscope
Partnerb Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil
ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux ALP und Schweizerisches Nationalgestüt SNG; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART)
b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bernb Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofenb Beratungszentralen AGRIDEA, Lindau und Lausanne b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,
Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften
Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro-nomique Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch
Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch
Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Gerhard Mangold (ALP und SNG), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (SHL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich).
AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder info@agrarforschungschweiz.ch
AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch
Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch
ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz
© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.
Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
Berner FachhochschuleHaute école spécialisée bernoiseSchweizerische Hochschulefür Landwirtschaft SHLHaute école suisse d’agronomie HESA
Im Projekt «Weidekuh-Genetik» wurde auf Betrieben mit Vollweide und saisonaler Abkalbung Ende Winter die Gesamtleistung der drei Schweizer Hauptrassen (Fleckvieh, Braunvieh und Holstein) mit derjenigen neuseeländischer Holstein-Friesian verglichen. (Foto: Peter Thomet, SHL)
InhaltMai 2011 | Heft 5
199 Editorial
Nutztiere
200 Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problem-stellung und Beschreibung des VersuchsValérie Piccand, Fredy Schori, Josef Troxler,
Marcel Wanner und Peter Thomet
Pflanzenbau
206 Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-AnbauGeert Kleijer, Andreas Dossenbach, Christian
Städeli, Martin Rychener und Thomas Weisflog
Pflanzenbau
212 Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreide-produktionRaphaël Charles, Edouard Cholley und Peter
Frei
Agrarwirtschaft
220 Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr?Andreas Roesch
Umwelt
226 Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010Claudio Defila
Kurzbericht
232 Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Entwicklungen in der EU und in der SchweizSimon Spycher, Ruth Badertscher, Robert Baur
und Otto Daniel
235 Porträt
236 Aktuelles
239 Veranstaltungen
Sortenlisten
Beilage ListederempfohlenenWinterrapssortenfürdieErnte2012JürgHiltbrunner,DidierPelletundAliceBaux
Editorial
199Agrarforschung Schweiz 2 (5): 199, 2011
Peter Thomet, SHL
Liebe Leserin, lieber Leser
Die Geleise der Agrarpolitik sind gelegt. Wer auf ihren Schienen fährt, steht
in den kommenden Jahren vor zwei grossen Herausforderungen: Erstens, um
auf einem immer stärker umkämpften Markt zu bestehen, müssen die Milch-
produzenten wie alle Unternehmer ihre Effizienz verbessern (Kosten sen-
ken). Da sie jedoch nicht nur Milch verkaufen, sondern daneben für eine
Reihe an öffentlichen Dienstleistungen entgolten werden, müssen sie sich
zweitens für eine breite gesellschaftliche Anerkennung einsetzen. Für die
Senkung der Produktionskosten ist jeder Betriebsleiter, jede Betreibsleiterin
auf dem eigenen Betrieb selbst verantwortlich. Die zweite Herausforderung
können sie jedoch nur gemeinsam mit anderen Landwirten wirkungsvoll
angehen.
Und gerade hier liegt das Kernproblem der nächsten Jahre: Im liberali-
sierten Umfeld droht die Schweizer Milchproduktion «fremd» zu gehen und
ihr Heil im Import von kostengünstigem Kraftfutter und Erfüttern von hohen
Milchleistungen zu suchen, statt auf die optimale Nutzung der landeseige-
nen Ressourcen – dem Futter von Wiesen und Weiden – zu setzen. Im Sinne
der Produktionssteigerung ist dieses Verhalten für den Einzelbetrieb ver-
ständlich und je nach Voraussetzungen ökonomisch sogar notwendig. Wenn
jedoch die Mehrheit der Schweizer Milchproduzenten diesen Weg beschrei-
tet, riskieren wir, das Geleise der aktuellen Agrarpolitik zu verlassen, das im
Landwirtschaftsartikel in der Bundesverfassung seit 1996 verankert ist. Die
noch vorhandene gesellschaftliche Anerkennung droht so verloren zu gehen.
Die Milch verliert auf dem Markt ihren Mehrwert. Sie wird mit jener aus der
EU austauschbar und unterliegt dem entsprechenden Preisdruck.
Gerade aus diesem Grund sollte sich der Schweizer Milchsektor für eine
kompromisslose Qualitätsstrategie entscheiden: eine konsequent auf die
hervorragenden futterbaulichen Verhältnisse in der Schweiz ausgerich-
tete Milchproduktion unter weitgehendem Verzicht auf Importfuttermit-
tel. «Grüne» Milch, die mit Wiesenfutter erzeugt wird, ist qualitativ besser,
weil sie mehr wertvolle Omega 3-Fettsäuren enthält und ökologisch besser,
weil sie in Rücksicht auf die Umwelt, die Natur und das Tierwohl produziert
wurde. Solche Werte sind unserer Gesellschaft immer wichtiger, genau so
wie das Bild von grünen Landschaften und weidenden Kühen, mit dem die
Konsumentinnen und Konsumenten nicht betrogen werden wollen.
In der Tat ist die Schweizer Milch ein Qualitätsprodukt, das auf Raufutter-
basis produziert wird und europaweit eine grosse Glaubwürdigkeit geniesst.
Damit hebt sie sich gegenüber der internationalen Konkurrenz ab. Die Dis-
kussion der Zukunft um nachhaltige Landwirtschaft und Ressourceneffizienz
der landwirtschaftlichen Produktion verschafft einer «grünen» Milch einen
langfristigen Wettbewerbsvorteil. Diesen gilt es mit der Schaffung geeigne-
ter Rahmenbedingungen für die Schweizer Milchproduktion zu verankern
und weiter zu stärken. Es muss sich also die ganze Branche dazu entscheiden,
die Weichen in der Milchproduktion in die zukunftsweisende Richtung zu
stellen.
Weichenstellung in der Schweizer Milchproduktion
200 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011
N u t z t i e r e
E i n l e i t u n g
Die Schweiz, ein Grasland zum Veredeln
Etwa 60 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche der
Schweiz besteht aus Dauerwiesen und Weiden (ohne
Alpweiden), im Vergleich zu nur 36 % in Europa. Nur
Irland (76 %) und das Vereinigte Königreich (62 %) ver-
fügen über ähnliche oder grössere Anteile (Bundesamt
für Statistik, 2007). Das Graswachstumspotenzial im
Schweizer Mittelland ist mit einer Produktion von bis zu
15 Tonnen Trockensubstanz pro ha und Jahr weltweit
eines der besten. In der Schweiz sind die Preise für Kraft-
futter zudem viel höher als bei unseren Nachbarn. Die
effiziente Nutzung der vorhandenen Ressourcen – des
Graslandes – ist deshalb unabdingbar. Für die Schweizer
Milchindustrie stehen somit geeignete Produktionssys-
teme und eine zweckmässige Genetik der Tiere im Mit-
telpunkt. Das Projekt «Weidekuh-Genetik» ist die logi-
sche Folge der Vorgängerprojekte der SHL, welche zur
Einführung des Vollweide-Milchproduktionssystems mit
Blockabkalbung Ende des Winters geführt haben, nach
Vorbild der in Neuseeland und Irland vorherrschenden
Valérie Piccand1, Fredy Schori2, Josef Troxler3, Marcel Wanner4 und Peter Thomet1
1Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, 3052 Zollikofen2Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux3Institut für Tierhaltung und Tierzucht, Veterinärmedizinische Universitat Wien, 1210 Wien, Österreich4Institut für Tierernährung, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich, 8057 Zürich
Auskünfte: Valérie Piccand, E-Mail: valerie.piccand@bfh.ch, Tel. +41 31 910 22 18
Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs
Im Projekt «Weidekuh-Genetik» auf Vollweidebetrieben mit saisonaler Abkalbung Ende Winter wurde die Gesamtleistung der drei Schwei-zer Hauptrassen (Fleckvieh, Brown Swiss und Holstein) mit derjenigen neuseeländischer Holstein-Friesian verglichen. (Foto: Projekt «Weidekuh-Genetik»)
Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs | Nutztiere
201
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Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011
Die Schweiz ist ein Grasland. Die effiziente
Nutzung der Ressource Gras ist für die
Schweizer Milchindustrie zentral, weshalb
effiziente Milchproduktionssysteme und
dafür geeignete Kühe nötig sind. Die
heutigen Schweizer Rassen sind stark von
nordamerikanischer Genetik, die an die
Stallhaltung mit Totalmischration adaptiert
ist, mitgeprägt. Aufgrund der belegten
Interaktion zwischen Genotyp und Umwelt
für stark kontrastierende Produktionsbedin-
gungen stellt sich die Frage nach der Eignung
unserer Rassen für die Low-Input-Systeme
mit saisonaler Abkalbung. In Neuseeland, wo
dieser Systemtyp seit Jahrzehnten vor-
herrscht, wurden fruchtbare und für die
Produktion von Milchinhaltsstoffen effiziente
Kühe gezüchtet. Im hier beschriebenen
Versuch wurde die Gesamtleistung der drei
Schweizer Hauptrassen (Fleckvieh, Brown
Swiss und Holstein) mit derjenigen neusee-
ländischer Holstein-Friesian auf Vollweidebe-
trieben mit saisonaler Abkalbung Ende
Winter verglichen.
Systeme (Blättler et al. 2004, Steiger Burgos et al. 2007;
Hofstetter et al. 2010). Um eine optimale Nutzung der
Grasressourcen zu erreichen, erfordert dieses Produkti-
onssystem ein hohes Leistungsniveau der Tiere, insbe-
sondere hinsichtlich einer effizienten Verwertung von
Gras zu Milch und einer hohen Fruchtbarkeit. Damit die
Verlaufskurve der Bedürfnisse der Tiere mit derjenigen
der Grasproduktion übereinstimmt, müssen sie jedes
Jahr in der gleichen festgelegten Periode abkalben. Dies
verlangt nach Kühen mit ausgezeichneten Fruchtbar-
keitsleistungen, welche zudem fähig sein müssen, den
grössten Teil ihrer Bedürfnisse mit Raufutter und Weide-
gras zu decken.
Fruchtbarkeit und Selektion
In den beiden Ländern Neuseeland und Irland, welche
den Hauptanteil ihrer Milch auf Grasbasis und saisonal
produzieren, hat eine Zunahme der nordamerikanischen
Genetik in den Holstein-Friesian-Populationen stattge-
funden, was mit einer Abnahme der Fruchtbarkeitsleis-
tung und Langlebigkeit verbunden war (Harris und Kol-
ver 2001; Evans et al. 2006; Harris et al. 2006). Die
nordamerikanischen Holstein-Friesian (HF) Kühe wurden
auf eine hohe Jahres-Milchleistung gezüchtet, für ein
Totalmischrations-Fütterungssystem mit hohem Kraft-
futteranteil. Der Fruchtbarkeitsleistung wurde weniger
Bedeutung beigemessen. Im Gegensatz dazu wurde die
neuseeländische HF auf eine effiziente Produktion von
Milchinhaltsstoffen (Fett und Protein), eine hohe Frucht-
barkeit und auf Langlebigkeit in Vollweidesystemen mit
saisonaler Abkalbung selektioniert.
Interaktion Genotyp x Umwelt Für stark kontrastierende Umwelten sind die Genotyp x
Umwelt-Interaktionen gut dokumentiert, sowohl für
die Milchproduktion, als auch für die Fruchtbarkeit, den
Verzehr oder die wirtschaftliche Leistung (Kolver et al.
2002; Horan et al. 2005; Horan et al. 2006; McCarthy et
al. 2007; Fulkerson et al. 2008). Diese Studien untersuch-
ten in Herkunft und nordamerikanischem Blutanteil
unterschiedliche HF-Linien und kamen zum Schluss, dass
sich die auf ad libitum Fütterungssysteme mit sehr ener-
giereichem Futter gezüchteten Kühe nicht unbedingt
für das Weidesystem mit wenig Zusatzfutter eignen.
Eine kürzlich erstellte Studie von Coleman et al. (2009)
suggeriert allerdings, dass es mit einem Gesamtzucht-
wert, der Produktion und Fruchtbarkeit kombiniert,
möglich wäre, zugleich hohe Milch- und Fruchtbarkeits-
leistungen in Weidesystemen zu bekommen. Trotz der
grossen Vielfalt an Milchproduktionssystemen in der
Schweiz verfügen die Zuchtverbände über keine Infor-
mation zum System, in dem die Kühe gehalten werden.
So ist es nicht möglich zu ermitteln, ob sich die Schwei-
zer Rassen für Low-Input-Produktionssysteme mit Block-
abkalbung eignen oder dafür geeignete Tiere zu selek-
tionieren. Hinzu kommt, dass anders als in Neuseeland
oder Irland, die Selektionsschemen der verschiedenen
Rassen in der Schweiz unterschiedlich und unabhängig
voneinander sind, weshalb es schwierig ist, ihre Leistun-
gen untereinander zu vergleichen.
Nordamerikanischer Einfluss auf die Schweizer Rassen
Genau wie die neuseeländischen und irischen Populati-
onen, haben auch die Schweizer Rassen in den letzten
40 Jahren einen massiven Import, wenn nicht sogar
eine Substitution von nordamerikanischer Genetik
(USA und Kanada) erfahren. Seit Ende der 1960er-Jahre
wurden die Doppelnutzungsrassen Freiburger Schwarz-
fleck, Simmental und Original Braunvieh mit speziali-
sierten Milchviehrassen eingekreuzt. Hauptziel war
eine rasche Steigerung der Milchproduktivität. Das
Freiburger Schwarzfleck-Vieh wurde im Verlauf von
rund zehn Jahren vollständig durch der nordamerikani-
schen HF ersetzt und das Original Braunvieh wurde
massiv mit amerikanischem Brown Swiss (BS) gekreuzt.
Nutztiere | Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs
202 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011
Im Jahr 2002 stammten mehr als 78 % der Gene der
Schweizer BS-Population von den amerikanischen BS
(Hagger 2005). Die Simmental-Population wurde ab
1968 mit nordamerikanischen Red Holstein eingekreuzt.
Heute macht die reine Simmental-Population nur noch
12%, die Red Holstein hingegen 65 % der Population
aus (swissherdbook 2011). In der gleichen Zeit haben
Grösse und Milchleistung von allen Rassen stetig zuge-
nommen (im Mittel 80 kg Milch mehr pro Laktation
und Jahr seit den 1960er-Jahren, Schweizerischer Hol-
steinzuchtverband und Schweizer Braunviehzuchtver-
band 2011). Im Gegenzug dazu hat die Fruchtbarkeits-
leistung der Schweizer Rassen, einer internationalen
Tendenz folgend, in den letzten Jahrzehnten abgenom-
men. Heute stellen die Fruchtbarkeitsprobleme den
Hauptgrund für die Abgänge von Milchkühen dar (27 %
der Abgänge, Schweizer Braunviehzuchtverband 2008).Da in der Schweiz seit der Einführung der Milchkon-
tingentierung in den 1970er-Jahren die Milchproduk-
tion limitiert war, wurde in den Gesamtzuchtwerten
mehr Gewicht auf funktionelle Merkmale wie Langle-
bigkeit, Gesundheit und Fruchtbarkeit gelegt. Während
2008 in Neuseeland die Produktionsmerkmale mit 66 %
gewichtet wurden, entsprachen sie in der Schweiz 54 %
für Braunvieh, 53 % für Holstein und 40 % für Fleckvieh
(Schweizerischer Holsteinzuchtverband, swissherdbook,
Schweizer Braunviehzuchtverband, New Zealand Animal
Evaluation Limited, 2008).
Ziele des Projektes
Der Versuch «Weidekuh-Genetik» stellt deshalb eine
einmalige Möglichkeit dar, die Eignung der heutigen
Schweizer Milchkühe für ein Vollweidesystem mit saiso-
naler Abkalbung zu testen. Sind die Leistungen bezüg-
lich Produktion, Fruchtbarkeit, Gesundheit oder Milch-
qualität der Schweizer Rassen den Anforderungen eines
Low-Input-Systems mit Blockabkalbung angepasst? Der
in dieser Artikelserie präsentierte Versuch hatte somit
zum Ziel, die Gesamtleistung von Kühen der Rasse
Schweizer Holstein-Friesian (CH HF), Schweizer Fleckvieh
(CH FV) und Schweizer Brown Swiss (CH BS) mit derjeni-
gen von neuseeländischen Holstein-Friesian (NZ HF)
Kühen zu vergleichen, welche für diese Art von System
gezüchtet worden sind und darin als effizient und
fruchtbar gelten.
Dieser Versuch hat sich mit mehreren Themen ausei-
nandergesetzt, einige davon werden in einer Artikelse-
rie in der Agrarforschung Schweiz publiziert: Produktion
und Fruchtbarkeit (Juniausgabe 2011), Verzehrsverhal-
ten und Ökonomie. Zum Thema «Zucht» wurde bereits
ein Artikel in der Agrarforschung publiziert (Burren et al.
2009). Weitere Resultaten bezüglich Tierwohl, Physiolo-
gie und Milchqualität werden in anderen Zeitschriften
publiziert.
Das Projekt wurde von der Schweizerischen Hoch-
schule für Landwirtschaft (SHL) in Zusammenarbeit mit
der Forschungsanstalt Liebefeld-Posieux ALP, der Vetsu-
isse-Fakultät der Universität Zürich und der Veterinärme-
dizinischen Universität Wien realisiert und von der Kom-
mission für Technologie und Innovation KTI, dem BLW,
Swissgenetics und der IG Weidemilch mitfinanziert.
NZ HF CH HF CH FV CH BS
Versuchstiere 58 24 27 25
Anzahl unterschiedlicher Väter11
(74 % der Tiere stammen von 5 Vätern ab) 18 21 17
Merkmale ≥ 2 Generationen NZ HF –68 ± 12 %
Red Holstein6 ± 5 %
Original Braunvieh
Pedigree-Zuchtwert NZ$ 89 ± 13,5 IPQ 103 ± 6,5 ILM 106 ± 6,0 MIW 103 ± 5,6
Zuchtwert der Referenzpopulation (Tiere 2005 geboren) 1 NZ$ 87 ± 42,0 IPQ 104 ± 9,3 ILM 101 ± 9,82 MIW 104 ± 7,9
Tab. 1 | Beschreibung der im Versuch «Weidekuh-Genetik» stehenden Tiere (Mittelwert ± Standardabweichung)
1Quellen: Persönliche Mitteilungen r. wood, new zealand Animal evaluation Limited, hamilton, new zealand; e. Barras, schweizerischer holsteinzuchtverband, Posieux; A. Bigler, swissherdbook, zollikofen; B. Bapst, schweizer Braunviehzuchtverband, zug.2Population der lebenden Tiere
Ener
gied
icht
e (M
JNEL
/kgT
S)
1 Apr. 1 Mai 1 Juni 1 Juli 1 Aug. 1 Sept. 1 Oct. 1 Nov.
5.5
6.0
6.5
7.0
15
20
25
30
Rohp
rote
in (%
TS)
NEL
RP
Abb. 1 | Jährlicher Verlauf des qualitativen Futterangebots auf den Weiden der «Weidekuh-Genetik» Projektbetriebe .
Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs | Nutztiere
203Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011
duktion und die funktionellen Merkmale beinhaltet.
Alle Gruppen der Versuchstiere waren repräsentativ
ihrer Herkunftspopulationen (Tab. 1).
Betriebe
Die Betriebe wurden nach verschiedenen Kriterien aus-
gesucht, insbesondere nach ihrem Produktionssystem:
keine Zufütterung zur Weide und limitierte Kraftfutter-
abgabe. Diese Betriebe decken eine grosse Bandbreite
der Situationen in der Schweiz ab (geografische Lage,
Produktionstyp, Weidesystem etc., Tab. 2), ihr Produkti-
onssystem war allerdings sehr homogen: alle praktizier-
ten ein weidebasiertes Low-Input-Milchproduktionssys-
tem, mit einer Mehrzahl der Abkalbungen Ende Winter.
T i e r e , M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Die in dieser Artikelserie präsentierten Resultate stam-
men aus einem dreijährigen Versuch (2007 – 2008 – 2009).
Im Herbst 2006 wurden trächtige NZ HF Rinder aus Irland
importiert und im Januar 2007 zufällig auf 15 Versuchs-
betriebe verteilt. Jede NZ HF wurde nach Abkalbedatum
und Alter einer Schweizer Kuh auf dem Betrieb gegen-
übergestellt (Paarbildung). Auf allen Betrieben wurden
die Versuchstiere gleich gehalten wie der Rest der Herde.
Die Betriebsleiter trafen alle Herdenmanagement-Ent-
scheidungen selbst. Das Projekt wurde 2007 auf 14, 2008
auf 13 und 2009 auf zehn Betrieben durchgeführt und
beinhaltete insgesamt 259 Laktationen von 134 Kühen
der vier Rassen NZ HF (n=131 Laktationen, 58 Kühe),
CH HF (40, 24), CH FV (43, 27) und CH BS (45, 25). Die
Kühe befanden sich 2007 in der 1., 2008 in der 2. und
2009 in der 3. Laktation.
Tiere
Die NZ HF sind eine Linie der aus Neuseeland stammen-
den HF, welche in Milchproduktionssystemen mit Weide-
haltung und saisonalem Abkalben auf eine hohe Pro-
duktionseffizienz von Milchinhaltsstoffen (Eiweiss und
Fett), auf gute Fruchtbarkeitsleistungen und auf Langle-
bigkeit gezüchtet wurden. Die CH HF sind eine Linie der
aus Nordamerika stammenden HF, die aber auf einen
ausgewogenen Zuchtwert selektioniert wurden, der
auch die Milchproduktion und die funktionellen Merk-
male berücksichtigt. Die CH FV stammen aus der Kreu-
zung von Simmental mit Red Holstein. Ihr Gesamtzucht-
wert beinhaltet die Milchproduktion, die funktionellen
Merkmale und die Fleischproduktion. Die CH BS schliess-
lich sind BS, welche hauptsächlich aus Nordamerika
stammen, die aber ebenfalls auf einen ausgewogenen
Zuchtwert selektioniert wurden, der auch die Milchpro-
Anzahl Betriebe nach Typ
Geografische Lage Mittelland: 9 Voralpen: 4 Jura: 2
Zone Talgebiet: 10 Hügel und Bergzone I und II: 5
Höhe 430 bis 1050 m (Mittelwert ± Standardabweichung: 633±172 m)
Vegetationsdauer 1,2 170 bis 230 Tage
Klimaeignung für Futterbau 1, 3 Note 1 : 4 Note 3 : 3 Note 4 : 6 Note 6 : 2
Weidesystem Umtriebsweide: 11 Kurzrasenweide: 4
Betriebstyp Integrierte Produktion: 13 Biologische Landwirtschaft: 2
Fütterung mit Silage: 8 ohne Silage: 7
1 Quelle: Klimaeignungskarte für die Landwirtschaft in der schweiz, Bundesamt für Landwirtschaft BLw2 Vegetationsperiode: 7.5°c im frühling, 5°c im herbst3 1 = sehr günstig im flachland; 8=geeignet für Alpweiden
Tab. 2 | Beschreibung der 15 Betriebe des Projekts «Weidekuh-Genetik»
Abb. 2 | Jährlicher Verlauf des Futterangebotes beim Bestossen und Verlassen der Umtriebsweide-Koppeln und des ständigen Fut-terangebotes auf den Kurzrasenweiden (Erhebungsjahre von 2007 bis 2009, Betriebe des Projektes «Weidekuh-Genetik»). Die Grashö-hen wurden mit einem neuseeländischen Herbometer gemessen und konvertiert in kg TS Biomasse / ha mit der Formel 500 + 140 × Anzahl clic (1 clic = 0,5 cm komprimiertes Gras).
Biom
asse
ab
Bode
n (k
gTS/
ha)
1 Apr. 1 Mai 1 Juni 1 Juli 1 Aug. 1 Sep. 1 Okt. 1 Nov.
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500 Weideauftrieb
Weideabtrieb
Kurzrasenweide
204
Nutztiere | Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011
Fütterung
Die Winterfütterung basierte hauptsächlich auf konser-
viertem Futter (Silage und Heu). Im Sommer wurde die
Weidefütterung nur im Fall eines vorübergehenden
Grasdefizits ergänzt (Tab. 3). Die saisonale Variation der
Qualität des vorhandenen Grases entspricht dem übli-
chen Verlauf generell festgestellten Variationen (Abb. 1).
Bei der Umtriebsweide sind die Grashöhen beim Bestos-
sen und Verlassen der Weide (Abb.2) durchschnittlich
höher als die in Neuseeland empfohlenen (Eastes und
van Bysterveldt 2009). Bei Kurzrasenweide entsprechen
die Höhen den Empfehlungen der AGFF (Merkblatt 1
und 1b).
Gesundheit und Fruchtbarkeit
Alle gesundheitlichen Vorkommnisse, Behandlungen
sowie die Besamungs- und Abkalbedaten wurden von
den Betriebsleitern aufgezeichnet. Der geplante Beginn
der Besamungsphase (planned start of mating, PSM)
wurde im Durchschnitt der drei Jahre auf den 16. April ±
15 Tage festgelegt. Für diejenigen Betriebe (2007: 5,
2008: 3, 2009: 1), welche nicht ihre ganze Herde im saiso-
nalen Abkalbesystem hielten, wurde ein individueller
PSM pro Kuh berechnet, basierend auf den Abkalbeda-
ten und dem kürzesten Intervall, für Betrieb und Jahr,
zwischen Abkalbung und erstem Service. Im Jahr 2008
wurden Zyklizitätsprofile mit Hilfe von Milchprogeste-
ronproben erstellt, welche alle zwei Tage vom Abkalben
bis zu erster Besamung entnommen wurden.
Milchproduktion und Körperkondition
Die Milchleistung, die Milchinhaltsstoffe und die Zell-
zahl wurden monatlich im Rahmen der offiziellen Milch-
leistungskontrollen erhoben. Ebenfalls monatlich
erfolgte die Beurteilung der Körperkondition (BCS), auf
einer Skala von 1 (sehr mager) bis 5 (sehr fett) mit Vier-
telnoten. Jedes Versuchstier wurde drei Mal pro Lakta-
tion gewogen, 38 ± 22, 124 ± 27 und 281 ± 33 Tage post-
partum, dies auf einer mobilen elektronischen Waage
(Tru-Test, Palmerston North, New Zealand). Auf dem
Betrieb «l’Abbaye» in Sorens wurden die Kühe nach
jedem Melkvorgang automatisch gewogen. Das mittlere
Lebendgewicht der Laktation aus dem Durchschnitt der
drei Wägungen diente als Bezugswert für die Berech-
nung der Milchproduktionseffizienz (kg ECM/kg LG0,75).
Die Laktationskurven wurden der Gleichung von Wood
angepasst: Yt = a × tb × e(-ct). Wobei Yt die Milchmenge am
Tag t darstellt, a das Niveau der Laktation bei Beginn, b
der Anstieg der Laktation und c deren Abfall.
Statistische Analysen
Die kontinuierlichen und binominalen Variablen wurden
mit gemischten linearen Modellen und mit gemischten
logistischen Regressionen analysiert, welche die Rasse
als fixen Faktor und das Jahr, den Betrieb innerhalb des
Jahres, und die Kuh als zufälligen Faktor beinhalteten
(lmer und glmer). Die Verzerrungen der multiplen Ver-
gleiche wurden für die Vergleiche der Schätzmittelwerte
zwischen den Rassen berücksichtigt (multcomp). Diese
Analysen wurden mit Hilfe des statistischen Programmes
R ausgewertet. n
Dank
Das Projektteam möchte ganz herzlich allen Betriebsleitern danken, die Zeit,
finanzielle Mittel und Energie für den Erfolg dieses Projekts aufgewendet haben.
Win
ter
RationHeu/Emd: 7 Betriebe Heu/Emd und Grassilage: 6 Betriebe Gras- und Maissilage: 2 Betriebe
kg (Kraftfutter/Kuh/Tag 3,2 ± 1,6 kg
Nährwert der offerierten Winterration
Energie: 6,2 ± 0,5 MJ NEL/kg TS Rohprotein 14 ± 2 % von der TS
Som
mer
Ration Vollweide (mögliche Zusatzfütterung im Fall vom Grasdefiziten)
Datum Weidebeginn 25 März ± 13 Tage
Datum Weideende 11 November± 11 Tage
Nährwert des GrasesEnergie: 6,2 ± 0,3 MJ NEL/kg TS Rohprotein: 21 ± 4 % von der TS
Total kg Kraftfutter/Laktation 260 ± 130 kg
Tab. 3 | Charakterisierung der Winter- und Sommerrationen der laktierenden Kühe im Projekt «Weidekuh-Genetik» (Mittelwert ± Standardabweichung)
205
Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs | Nutztiere
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011
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Progetto «la mucca da pascolo e la sua
genetica»: problematica e descrizione della
prova
La Svizzera è un paese da pascolo da
valorizzare. L’uso efficace di questa risorsa è
essenziale per la filiera lattiera svizzera. Per
rendere validi dei sistemi di produzione
lattieri sono necessarie delle mucche a loro
adatte. Le attuali razze svizzere sono
fortemente influenzate dalla genetica
nordamericana e pertanto adattate a
condizioni di stalla e ad un foraggiamento
totale misto. A causa delle comprovate
interazioni tra genotipo e ambiente in
condizioni di produzione molto contrastanti,
si pone la domanda relativa all’idoneità delle
nostre razze ai sistemi low-imput con parto
stagionale. In Nuova Zelanda, dove questo
tipo di sistema è praticato da decenni, si sono
selezionate mucche fertili e adeguate ad una
produzione lattiera di qualità. Nella prova
qui descritta si è confrontato, in aziende
agricole a pascolo permanente con parto
stagionale a fine inverno, la prestazione
complessiva delle tra principali razze svizzera
(pezzata rossa, razza bruna e Holstein) con la
Holstein-Friesian neozelandese.
Which cow for pasture-based production
systems?: Problematics and experimental design
Switzerland is a country of grasslands. The
effective use of this resource is essential for the
Swiss dairy industry. To ensure this, efficient milk
production systems and cows suited to these
systems are necessary. The existence of interac-
tions between genotype and environment when
comparing contrasting conditions of production
raises the question of the suitability of our Swiss
breeds, mainly influenced by North American
genetics selected in confined environments with
total mixed rations, to low-input, seasonal-calv-
ing systems. New Zealand, where this type of
system dominated for decades, has selected
cows that are fertile and efficient for the
production of milk solids. The objective of this
trial was to compare the global performances of
the three main Swiss breeds (Red and White,
Brown and Holstein-Friesian) with those of New
Zealand Holstein-Friesian on pasture-based,
end-of-winter seasonal calving farms.
Key words: pasture, seasonal calving, dairy
production, breeds.
206 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011
P f l a n z e n b a u
E i n l e i t u n g
Das Gluten, ein viskoelastischer Proteinkomplex beste-
hend aus einer heterogenen Mischung von Gluteninen
und Gliadinen, ermöglicht dem Teig, unter dem Einfluss
von Hefe aufzugehen, und Brot mit guter Textur und
gutem Volumen herzustellen. Es besteht ein enger
Zusammenhang zwischen dem Feuchtglutengehalt und
dem Proteingehalt, da rund 80 % der Weizenproteine
den Glutenkomplex bilden.
In den letzten Jahren stellten die Verbraucher von
Schweizer Weizen eine Abnahme des Feuchtgluten-
gehalts fest. Ein hoher Feuchtglutengehalt ist ein
wichtiger Faktor für verschiedene Anwendungen wie
Blätterteig, tiefgekühlte Teige und Teiglinge oder
Kältetechnologie. Die festgestellte Abnahme des
Feuchtglutengehalts erklärt sich aus verschiedenen
Gründen:
Geert Kleijer1, Andreas Dossenbach2, Christian Städeli3, Martin Rychener4 und Thomas Weisflog5,1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, 2Fachschule Richemont 6006 Luzern, 3JOWA, 8604 Volkertswil, 4Swissmill, 8005 Zürich,5swiss granum, 3001 Bern
Auskünfte: Geert Kleijer, E-Mail: geert.kleijer@acw.admin.ch, Tel. +41 22 353 47 26
Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau
Das Gluten, unverzichtbares Element für gutes Brot. (Foto: ACW)
Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau | Pflanzenbau
207
Zusa
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ng
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011
Die Verwerter der Schweizer Weizenernte
stellten in den letzten Jahren eine Abnahme
des Feuchtglutengehalts fest. Um ein gutes
Niveau zu sichern, führte swiss granum
Schwellenwerte für Feuchtgluten ein. Diese
Schwellenwerte liegen für die Klasse Top
bei 31 %, für die Klasse I bei 29 % und für
die Klasse II bei 27 %. Zum Ausgleich der
Jahre, in welchen der Glutengehalt hoch
oder tief ist, wurde weiter ein Korrektur-
faktor definiert.
Verschiedene Labors führten einen Ringtest
durch, um den Feuchtglutengehalt der
gleichen Sorten, die am gleichen Standort
gemäss den Extenso- oder ÖLN-Richtlinien
angebaut wurden, zu ermitteln. Einer der
Hauptunterschiede zwischen Extenso- und
ÖLN-Anbau ist die beigegebene Stickstoff-
menge. Diese war im Extenso-Anbau um
30 Einheiten kleiner. Die Korrelationen
zwischen den Ergebnissen der verschiedenen
Labors waren sehr hoch. Die gemäss den
Extenso-Richtlinien angebauten Sorten
wiesen an allen Standorten einen tieferen
Feuchtglutengehalt auf als im ÖLN-Anbau.
Das durchschnittliche Feuchtglutenniveau
war 2010 höher als 2009. Durchschnittlich
variierte der Feuchtglutengehalt zwischen
ÖLN und Extenso um 3,6 % im Jahr 2009
und um 2,7 % 2010. Zur Ermittlung des
Schwellenwertes für das Feuchtgluten
erweist es sich als schwierig, einen Korrek-
turfaktor einzuführen, um die Ergebnisse
der Extenso-Versuche zu berücksichtigen,
ohne jährlich detaillierte Analysen durchfüh-
ren zu müssen. Aus diesem Grund wurde
beschlossen, nur die Ergebnisse der zwei
ÖLN-Versuchsjahre zu berücksichtigen, um
zu bestimmen, ob eine Sorte den Schwellen-
wert ihrer Qualitätsklasse erreicht.
•• Der Anteil der Sorten mit einem sehr hohen Glutenge-
halt (Runal und Arina) nahm seit 2003 in den Klassen
Top und 1 ab.
•• Es besteht eine negative Korrelation zwischen dem
Proteingehalt und dem Ertrag (Fossati et al. 2011). Bei
den neuen Weizensorten von ACW wurde der Ertrag
verbessert, was bei einigen Sorten zu einem leicht
tieferen Proteingehalt führte. Diese Sorten weisen
jedoch eine sehr gute oder gute Backqualität auf
(Brabant et al. 2006, Fossati et al. 2003).
•• Die Stickstoffdüngung ist in der Schweiz moderat, so
dass sehr hohe Feuchtglutengehalte nicht begünstigt
werden.
•• Die klimatischen Bedingungen in den letzten Jahren
begrenzten die Verfügbarkeit von Stickstoff, seine
Aufnahme durch die Pflanze und seine Verlagerung in
das Korn.
Eine von swiss granum einberufene Arbeitsgruppe, die
sich aus den Autoren des vorliegenden Artikels sowie
aus Sonja Basler (Forum Ackerbau), Pascal Favre (Provimi
Kliba), Jürg Häfeli (Groupe minoteries), Pierre Yves
Perrin (SGPV), Fritz Rothen (IP-Suisse), Andreas Rüegger
(Swisssem) und Fortunat Schmid (Fenaco) zusammen-
setzte, erarbeitete Schwellenwerte für den Feucht-
glutengehalt der verschiedenen Qualitätsklassen (Top,
1 und 2). Diese Schwellenwerte, die nur zur Einteilung
der neuen Sorten in der Empfohlenen Sortenliste von
swiss granum verwendet werden, werden im Kapitel
Ergebnisse präsentiert. Die Bestimmung der Qualitäts-
klasse einer neuen Sorte erfolgt während der zweijähri-
gen Zulassungsversuche von Agroscope ACW für die
Aufnahme in den nationalen Sortenkatalog. Diese Ver-
suche werden für die Aufnahme in die Liste der empfoh-
lenen Sorten von weiteren zweijährigen Versuchen von
swiss granum ergänzt. Die Versuche für die Zulassung
werden im Extenso-Anbau geführt, diejenigen für die
empfohlene Sortenliste im ÖLN-Anbau (ökologischer
Leistungsnachweis). Da das Stickstoffdüngungsniveau
beim Extenso-Anbau meistens um 30 Einheiten tiefer als
beim ÖLN-Anbau ist, beeinflusst es den Proteingehalt
und den Feuchtglutengehalt. Um die Auswirkung des
Anbaumodus auf den Feuchtglutengehalt zu untersu-
chen, wurden jedes Jahr die gleichen Sorten analysiert,
die am gleichen Standort im Extenso- und im ÖLN-Anbau
angebaut wurden.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Die Feuchtglutenanalysen erfolgten 2009 anhand von
Ernteproben an fünf Standorten (Grangeneuve, Nyon,
Zollikofen, Grange-Verney, Strickhof) und 2010 anhand
Pflanzenbau | Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau
208 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011
von Ernteproben an drei Standorten (Grangeneuve,
Nyon, Zollikofen). Da die Ergebnisse an den fünf Stand-
orten übereinstimmten, beschloss die Arbeitsgruppe die
Analysen 2010 auf drei Standorte zu begrenzen. Jedes
Jahr wurden sechs Sorten analysiert, wobei vier Sorten in
beiden Jahren angebaut wurden. 2009 waren es die
Sorten Runal und Siala (Top), Arina, Forel und Zinal
(Klasse 1) sowie Levis (Klasse 2) und 2010 die Sorten
Runal und CH Claro (Top), Arina, Suretta (Kandidaten-
sorte für die Aufnahme in die Klasse 1 der empfohlenen
Sortenliste 2012) und Zinal (Klasse 1) sowie Levis
(Klasse 2). Die Sorten Siala und Forel waren in den bei-
den Versuchen 2010 nicht mehr vertreten und wurden
durch CH Claro und Suretta ersetzt.
Die Versuche wurden im Extenso- oder ÖLN-Anbau
geführt. Die Stickstoffdüngung variierte im ÖLN-Anbau
zwischen 140 und 170 Einheiten. Die Verantwortlichen
der Standorte legten die Stickstoffmenge und die Frakti-
onierung fest. Die ausgebrachte Menge im Extenso-
Anbau lag immer um mindestens 30 Einheiten tiefer als
im ÖLN-Anbau. Die Düngung wurde in drei oder manch-
mal in vier Gaben fraktioniert (Nyon 2009 und Grange-
Verney 2010).
Nach der Ernte und Aufbereitung entweder durch
Agroscope ART (ÖLN) oder Agroscope ACW (Extenso)
wurden drei Kilogramm Körner pro Sorte und Standort
in der Mühle Meyerhans Hotz in Weinfelden mit einem
Bühler MLU202 zu Mehl des Typs 550 gemahlen. Das
Mehl wurde 2009 an vier Labors weitergeleitet (Agro-
scope ACW, JOWA, Richemont und Swissmill) und 2010
an drei Labors (Agroscope ACW, JOWA und Richemont).
2009 analysierte JOWA die Sorten aus dem ÖLN-Versuch
und Richemont diejenigen aus dem Extenso-Versuch.
ACW und Swissmill analysierten alle Proben. Im Jahr
2010 analysierte jedes Labor alle Proben. Der Feucht-
glutengehalt wurde mit einem Perten Glutomatic 2100
gemäss der Standardmethode ICC 137/1 bestimmt (aus-
ser Swissmill, Methode ICC 155). Die Feuchtigkeit wurde
gemäss der ICC 110/1 bestimmt. Die Ergebnisse wurden
auf 14 % Feuchtigkeit korrigiert.
E r g e b n i s s e u n d D i s k u s s i o n
Die Arbeitsgruppe von swiss granum einigte sich im
März 2009 auf die Schwellenwerte für die verschiedenen
Qualitätsklassen (Tab. 1). Diese Schwellenwerte wurden
im Jahr 2009 von der Technischen Kommission «Brotge-
treide» von swiss granum verabschiedet. Da der Feucht-
glutengehalt von einem Jahr zum anderen stark variie-
ren kann, wurde ein Korrekturfaktor eingeführt. Der
Feuchtglutengehalt
Top 31 %
1 29 %
2 27 %
Tab. 1 | Schwellenwerte des Feuchtglutengehaltes für die verschiedenen Qualitätsklassen
Grenzwerte
31 29 27
Mehrjahres-durchschnitt
Jahresdurchschnitt der Standard- und Ver-
gleichssorten Korrekturfaktor Top I II
2001 32,6 36,6 1,12 34,8 32,5 30,3
2002 32,6 32,5 1,00 30,9 28,9 26,9
2003 33,3 40,9 1,23 38,1 35,6 33,2
2004 33,2 31,2 0,94 29,1 27,2 25,3
2005 33,5 33,9 1,01 31,4 29,4 27,4
2006 33,8 32,6 0,96 29,9 27,9 26,0
2007 34,2 31,2 0,91 28,3 26,5 24,7
2008 33,5 30,5 0,91 28,3 26,4 24,6
2009 33,1 29,5 0,89 27,7 25,9 24,1
2010 33,3 34,5 1,03 32,1 30,0 27,9
Tab. 2 | Grenzwerte des Feuchtglutengehaltes und jahresbezogene Korrekturfaktoren (Werte aus den ÖLN-Versuchen)
Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau | Pflanzenbau
209Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011
aufgenommen wird, nehmen die Unterschiede beim
Feuchtglutengehalt zwischen Extenso und ÖLN ab.
Der durchschnittliche Feuchtglutengehalt der analy-
sierten Sorten war 2010 erheblich höher als 2009 (Tab. 3) –
das Gleiche gilt für den Vergleich der Durchschnitte der
drei gemeinsamen Standorte 2009 und 2010. Der Feucht-
glutengehalt variiert stark, entspricht aber den bekann-
ten Sorteneigenschaften: hoher Gehalt bei Arina, Runal
und Suretta, ziemlich hoher Gehalt bei Forel, Siala und
CH Claro, durchschnittlicher Gehalt bei Zinal und schwa-
cher Gehalt bei Levis. Der Unterschied zwischen dem
durchschnittlichen Gehalt im ÖLN- und im Extenso-
Anbau über alle Sorten, Standorte und Labors lag 2009
bei 3,6 % und 2010 bei 2,7 %. Gewisse Sorten reagieren
sehr stark auf eine Erhöhung der Stickstoffdüngung wie
beispielsweise Arina, die eine grosse Differenz zwischen
2009 und 2010 aufwies. Andere Sorten wie Levis und in
geringerem Mass Zinal reagieren stark auf die Jahresbe-
dingungen. Diese Ergebnisse bestätigen die früheren
Resultate (Pechanek et al.1997, Szafranska et al. 2008,
Zecevic et al. 2010), welche aufzeigten, dass die Erhö-
hung der Stickstoffdüngung zu einer Zunahme des
Feuchtglutengehalts führt.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Die Sorten weisen im Extenso- oder ÖLN-Anbau grosse
Unterschiede beim Feuchtglutengehalt auf, wobei dieser
Unterschied von einem Jahr zum anderen variiert. Zur
Bestimmung des Schwellenwerts für das Feuchtgluten
Korrekturfaktor für ein bestimmtes Jahr besteht aus den
Durchschnittswerten der Standard- und Vergleichssor-
ten der Klassen Top, 1 und 2 geteilt durch die mehrjähri-
gen Durchschnittswerte der zehn letzten Jahre der Stan-
dard- und Vergleichssorten. Der Einfluss dieser Korrektur
auf die Schwellenwerte der verschiedenen Jahre ist in
der Tabelle 2 ersichtlich. Der Schwellenwert für die
Klasse Top kann in einem Jahr mit sehr hohen Feucht-
glutenwerten wie 2003 auf 38,1 % ansteigen oder in
einem sehr mittelmässigen Jahr wie 2009 auf 27,7 % sin-
ken. Dieser Korrekturfaktor rechtfertigt sich durch die
grossen Schwankungen des durchschnittlichen Feucht-
glutengehalts von einem Jahr zum anderen.
Die Übereinstimmung zwischen den Analysen der
vier Labors war 2009 hoch: r2 = 0,83 zwischen den Labors
von Richemont /JOWA und ACW, r2=0.83 zwischen Riche-
mont/JOWA und Swissmill und r2=0,96 zwischen Swiss-
mill und ACW. 2010 war r2 zwischen den drei Labors
gleich hoch (0,98). Obwohl die Durchschnittswerte der
verschiedenen Labors leicht unterschiedlich ausfielen,
waren die Korrelationen zwischen den Labors sehr hoch.
Der Feuchtglutengehalt fiel an allen Standorten im
ÖLN-Anbau immer höher aus. Einzige Ausnahme war
der Standort in Zollikofen, der 2010 bei gewissen Sorten
sehr kleine (Suretta) oder gar keine Unterschiede (Zinal
und Levis) aufwies. Dies könnte sich daraus erklären,
dass die unterschiedliche Dosierung der Stickstoffeinhei-
ten nur die zweite Gabe betraf (30 Einheiten im Extenso-
und 60 im ÖLN-Anbau). Wenn wegen ungünstigen kli-
matischen Bedingungen die zweite Gabe schlecht
2009 (5 Standorte) 2010 (3 Standorte)
Extenso ÖLNDifferenz
ÖLN/ExtensoExtenso ÖLN
Differenz ÖLN/Extenso
Arina 30,3 34,8 4,5 35,0 39,1 4,1
Levis 22,3 26,0 3,7 26,4 27,8 1,4
Runal 30,1 33,0 2,9 36,4 39,9 3,5
Zinal 23,8 26,7 2,9 27,6 29,4 1,8
Forel 25,6 30,1 4,5
Siala 28,1 31,2 3,1
CH Claro 30,9 34,1 3,2
Suretta 36,6 38,6 2,0
Durchschnitt 26,7 30,3 3,6 32,1 34,8 2,7
Tab. 3 | Mittelwerte des Feuchtglutengehaltes 2009 und 2010
210
Pflanzenbau | Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011
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ist es schwierig, einen Korrekturfaktor vorzusehen, um
die Ergebnisse der Extenso-Versuche zu berücksichti-
gen, ohne jedes Jahr detaillierte Analysen durchführen
zu müssen. Aus diesem Grund wurde beschlossen, nur
die Ergebnisse der zweijährigen ÖLN-Versuche zu
berücksichtigen, um zu bestimmen, ob eine Sorte den
Schwellenwert ihrer Qualitätsklasse erreicht. Die
Schwellenwerte werden lediglich zur Einteilung der
neuen Sorten in der Empfohlenen Sortenliste von swiss
granum verwendet.
Der Feuchtglutengehalt variiert je nach den klimati-
schen Bedingungen – insbesondere je nach Nieder-
schlagsmenge und Temperatur – von einem Jahr zum
anderen erheblich. Die klimatischen Bedingungen kön-
nen nicht beeinflusst werden; mit einer Erhöhung der
Stickstoffgaben kann aber der Feuchtglutengehalt posi-
tiv beeinflusst werden.
Der Einfluss der Sorte auf den Feuchtglutengehalt ist
entscheidend. Trotz der erfreulichen Ergebnisse im Jahr
2010 muss die Entwicklung der Gehalte weiter beobach-
tet werden, und es müssen weitere Anstrengungen
unternommen werden, um die hohe Backqualität der
Sorten zu gewährleisten. Das Weizenzüchtungspro-
gramm von Agroscope ACW liefert diese Sorten (Bra-
bant et al. 2006, Fossati et al. 2003). n
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211
Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau | Pflanzenbau
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011
Tenore di glutine umido nella
coltivazione di frumento in condizione
di coltivazione extenso e PER
Negli ultimi anni, gli utilizzatori del
raccolto di frumento in Svizzera hanno
constatato una diminuzione del tenore
in glutine umido. Per garantire un
buon livello, swiss granum ha intro-
dotto delle soglie di glutine umido,
ovvero il 31 % per la classe top, il 29 %
per la classe I ed il 27 % per la classe II,
oltre a un fattore di correzione per
compensare gli anni con un tasso di
glutine umido elevato o basso. Diversi
laboratori hanno condotto un ring test
per determinare il tasso di glutine
umido delle stesse varietà, coltivate
nello stesso luogo secondo le condi-
zioni extenso o PER. Una delle princi-
pali differenze tra le varianti extenso e
PER è stata la quantità di azoto
apportata, la quale è risultata per la
prima minore di 30 unità. Le correla-
zioni tra i risultati ottenuti dai diversi
laboratori erano molto elevate. Le
varietà coltivate secondo le linee guida
extenso presentavano in tutti i siti un
contenuto in glutine umido inferiore
rispetto alle coltivazioni secondo PER.
Il livello medio di glutine umido nel
2010 è stato superiore rispetto al 2009
e il tenore in glutine umido tra extenso
e PER si differenziava, in media, del
3,6 % nel 2009 e del 2,7 % nel 2010. Per
determinare il valore di soglia del
glutine umido, è difficile introdurre un
fattore di correzione tenendo conto dei
risultati delle prove extenso senza
dover eseguire annualmente delle
analisi dettagliate. Per questo motivo è
stato deciso di considerare solo i
risultati dei due anni di prove PER per
determinare se una varietà raggiunge
la soglia fissata per la sua classe di
qualità.
Wet gluten of wheat varieties
cultivated under extenso and PER
conditions
The users of the Swiss wheat harvest
noted a decrease in the wet gluten
content over the past years. To assure
a good level of wet gluten, the branch
organization swiss granum introduced
thresholds for each wheat quality
class. These thresholds are for the Top
class 31 %, for the class I 29 % and for
the class II 27 %. A correction factor
will be applied to compensate in years
with low or high levels of wet gluten.
A ringtest by several private and public
laboratories has been carried out to
determine the level of wet gluten of
the same varieties, cultivated at the
same site, produced under extenso or
PER conditions. The main difference is
30 units less nitrogen fertilizer used
under extenso conditions. Correlations
between the results obtained by the
various laboratories were very high.
The same varieties cultivated under
extenso conditions showed a lower
level of wet gluten than those culti-
vated under PER, at all trial sites. The
average level of wet gluten was higher
in 2010 than in 2009. The difference of
wet gluten level between PER and
extenso was on average 3,6 % in 2009
and 2,7 % in 2010. For the determina-
tion of the wet gluten thresholds it
proved to be difficult to include a
correction factor taking into account
the results of the extenso trials
without carrying out detailed analyses
each year. For this reason, it was
decided to take into account only the
results of the two years PER trials to
determine if a variety reached the
threshold for its quality class.
Key words: wheat, wet gluten,
nitrogen fertilizer, baking quality.
212 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011
P f l a n z e n b a u
Die Getreidefruchtfolge muss ausgeglichen sein. Die Anbautechniken kompensieren die phytosanitären Risiken nur teilweise.
E i n l e i t u n g
Der Druck, die Anbauverfahren zu vereinfachen, ist
gross. Eine getreidebetonte Fruchtfolge, die pfluglose
Bodenbearbeitung und der begrenzte Einsatz von Pflan-
zenschutzmitteln sind alles Möglichkeiten zur Senkung
der Kosten oder zur Extensivierung der Kulturen. Auch
der Sortenwahl kommt in diesem Verfahren Bedeutung
zu. Gemäss Grundlagen des integrierten Pflanzenschut-
zes (Häni et al. 1990) senkt eine abwechslungsreiche
Fruchtfolge die phytosanitären Risiken. Durch die
Bodenbearbeitung werden Ernterückstände vergraben
und die Übertragung von Krankheiten oder Schädlingen
von einer Kultur auf die andere eingedämmt. Schliess-
lich erlaubt die Sortenwahl über Resistenzen gegenüber
Schaderregern zu verfügen. Jeder einzelne Faktor trägt
spezifisch zum Anbausystem bei. Dies gilt es optimal zu
berücksichtigen.
In einem Langzeitversuch zur Getreidefruchtfolge
hat Vullioud (2007) bei einem Weizen in Monokultur
einen Ertragseinbruch von 15 % gegenüber einem
Fruchtfolgeweizen beobachtet. Die verschiedenen, zum
Minimisieren der negativen Wirkungen der Monokultur
getesteten Arten der Bodenbearbeitung, des Manage-
Raphaël Charles, Edouard Cholley und Peter Frei, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon
Auskünfte: Raphaël Charles, E-Mail: raphael.charles@acw.admin.ch, Tel. +41 22 363 46 59
Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion
Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau
213
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011
Im Rahmen eines Langzeitversuchs zur
Getreidefruchtfolge wurden die seit 1967
bereits erforschten Faktoren – Fruchtfolge
und Bodenbearbeitung – während drei
Jahren (2006, 2008 und 2010) durch die
Faktoren Sorte und Fungizidschutz erweitert.
Diese Ergänzung erlaubt es zu beurteilen,
inwieweit die Sortenresistenz gegenüber
Krankheiten und der Fungizidschutz die
phytosanitären Risiken im Zusammenhang
mit einem hohen Winterweizenbesatz
kompensieren; und wie die Bodenbearbei-
tung und die Sorten interagieren.
Die Monokultur war mit einem um 8 bis
22q/ha tieferen Ertrag verbunden, was
hauptsächlich auf die tiefere Kornzahlproduk-
tion pro Flächeneinheit zurückzuführen ist.
In zwei von drei Jahren war die Wirkung der
Bodenbearbeitung signifikant, mit einer
Abweichung von 8 q/ha zugunsten des
Pflügens. Die Abweichung zwischen den
Sorten erreichte 8 bis 15 q/ha, was den
bekannten Unterschieden zwischen den
beiden getesteten Weizentypen entspricht.
Der Ertragsgewinn durch den Fungizidschutz
variierte zwischen 4 und 7 q/ha. Die Aus-
wirkungen eines hohen Getreidebesatzes
konnten nicht kompensiert werden. Die
spezifischen Beiträge jedes einzelnen Faktors
und die zahlreichen festgestellten Interaktio-
nen zeigen einmal mehr, dass es für eine
hochstehende Produktion notwendig ist, die
Anbautechniken bestmöglichst einzubeziehen.
ments der Ernterückstände, der Stickstoffdüngung oder
der Stoppelbearbeitung führten zu keinem signifikan-
ten Ergebnis. Die Wirkung der Fungizidbehandlungen
hingegen war signifikant. Es erwies sich dabei, dass
die phytosanitären Risiken bei einem über 50 % liegen-
den Getreidebesatz zunehmen. Dieser Langzeitversuch
wurde ab dem Jahr 2006 angepasst, indem die bereits
bestehenden Faktoren Fruchtfolge und Bodenbearbei-
tung durch die Faktoren Sorte und Fungizidschutz
ergänzt wurden. Durch diese Ergänzung sollte ermittelt
werden, inwieweit die Sortenresistenz gegenüber
Krankheiten und der Fungizidschutz in der Lage waren,
die phytosanitären Risiken aufgrund eines hohen Getrei-
debesatzes auszugleichen. Einige Arbeiten haben
gezeigt, dass eine zusätzliche Düngung oder ein ver-
stärkter phytosanitärer Schutz die Wirkung einer unaus-
geglichenen Fruchtfolge nicht zu kompensieren vermö-
gen (Berzesenyi et al. 2000). Die Folgen der Monokultur
variieren jedoch nach Weltregion und können unter
gewissen Anbaubedingungen akzeptabel sein (Lithour-
gidis et al. 2006). Sind diese Beobachtungen bei den
bodenklimatischen Bedingungen und Anbaubedingun-
gen unserer Gegenden umsetzbar? Der vorliegende Bei-
trag untersucht den Winterweizenertrag unter Einfluss
der Faktoren Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und
Fungizideinsatz, in der Annahme, dass nur in einem inte-
grierten System hohe Erträge erreicht werden können.
Die Beobachtungen zum phytosanitärenGesundheitszu-
stand der Pflanzen während der Vegetationsperiode
und zur Erntequalität werden in einem späteren Beitrag
vorgestellt.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e
Die Versuchsanlage für die Getreidefruchtfolge wurde
in Nyon (Changins, 430 m ü. M.) im Jahre 1967 eingerich-
tet. Der Boden besteht aus Parabraunerde mit einem
Anteil von 25 % Ton, 48 % Silt und 27 % Sand. Die durch-
wurzelbare Bodentiefe beträgt 70 bis 100 cm. Im Jahre
2004 lag der Gehalt an organischem Material zwischen
2,0 und 2,3 %. Die Fruchtbarkeitsindikatoren P, K und
Mg waren zufriedenstellend (Vullioud 2007).
Gegenstand der vorliegenden Studie sind die Winter-
weizenkulturen während der Periode 2006 bis 2010.
Dabei wurden vier Verfahren des Langzeit-Versuchssche-
mas (Vullioud 2007) berücksichtigt. Sie entsprechen der
Kombination der Faktoren Fruchtfolge (Monokultur
oder Winterweizenrotation, Winterraps, Winterweizen,
Mais) und Bodenbearbeitung (Pflügen oder vereinfachte
Anbautechniken). Diese vier Verfahren wurden durch
zwei zusätzliche Untervarianten ergänzt (Sortenwahl
und Fungizidbehandlung). Zwei Sorten mit kontrastie-
Pflanzenbau | Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion
214 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011
renden agronomischen und technologischen Eigenschaf-
ten wurden miteinander verglichen: Arina der Klasse I,
die seit 1992 in der Versuchsanlage vertreten ist, sowie
Tapidor, ein Futterweizen (Levy et al. 2010). Es wurden
zwei Fungizidschutzstufen eingeführt: kein Schutz oder
drei gezielte, gegen Halmbruch, (Prochloraz, BBCH
31 – 32), Blattkrankheiten (Azoxystrobin und Cyprocona-
zol, ab BBCH 45) und die Ähren (Prothioconazol, ab
BBCH 61) ausgerichtete Behandlungen. Wachstumsregu-
latoren kamen nicht zum Einsatz. Die Ernterückstände
wurden auf dem Feld liegen gelassen. Je nach Jahr wur-
den gemäss Düngungsgrundlagen (Sinaj et al.2009) 140
bis 190 kg N/ha ausgebracht. Die Pflege der Kulturen
erfolgte ansonsten gemäss guter Agrarpraxis.
Die Studie konzentrierte sich auf jene Jahre, in denen
Weizen auf der gesamten Versuchsstruktur angebaut
wurde. Bei den Fruchtfolgeverfahren betraf es die Kul-
turen nach Mais im Jahre 2006 und 2010, und nach Raps
im Jahre 2008. Der Ertrag (15 % Feuchtigkeit) und seine
Komponenten (Tausendkorngewicht, Anzahl Körner
pro m²) wurden auf jeder Parzelle einzeln erhoben. Spo-
radisch wurden zusätzliche Beobachtungen durchge-
führt (Anzahl Ähren pro m²). Die Massnahmen betrafen
auch die Qualität der Ernten und die Entwicklung der
Weizenkrankheiten. Diese Resultate werden in einer
nächsten Publikation veröffentlicht. Das ursprüngliche
Versuchsschema besteht aus randomisierten Blöcken, die
viermal wiederholt werden. Die Einführung der beiden
Fruchtfolge - F
Ertrag Tausendkorngewicht Kornzahl in Tausend/m²
2006 2008 2010 2006 2008 2010 2006 2008 2010
Monokultur 61,5 52,0 47,5 38,0 44,2 40,1 1,61 1,17 1,18
Fruchtfolge 69,2 65,6 69,9 40,0 45,8 45,5 1,73 1,43 1,54
** ** ** ** p=0,08 ** ** * **
Bodenbearb. - B
Vereinf.Anb.t. 61,2 58,4 54,6 38,8 44,6 41,8 1,57 1,30 1,29
Pflügen 69,5 59,2 62,8 39,2 45,4 43,8 1,77 1,30 1,43
** p=0,47 ** p=0,22 * ** ** p=1,00 **
Sorte - S
Arina 61,5 51,4 53,7 38,3 44,6 43,5 1,60 1,15 1,23
Tapidor 69,2 66,2 63,7 39,7 45,4 42,1 1,74 1,45 1,49
** ** ** ** * ** ** ** **
Fungizidschutz - P
Unbehandelt 62,1 55,5 56,7 38,2 43,5 41,8 1,62 1,27 1,35
Behandelt 68,6 62,1 60,7 39,8 46,5 43,8 1,72 1,33 1,37
** ** ** ** ** ** ** ** p=0,15
Interaktionen Wert p
F * B * 0,41 * 0,10 0,40 0,17 0,24 0,57 0,09
F * S 1,00 ** ** 0,07 0,93 * 0,51 ** **
F * P 0,43 0,23 0,29 0,65 0,51 0,37 0,54 0,58 0,43
B * S 0,60 0,88 0,23 0,16 0,10 0,74 0,24 0,61 0,21
B * P 0,53 0,19 0,92 1,00 * 0,55 0,68 0,48 0,81
S * P 0,23 * 0,07 0,38 ** 0,11 0,17 0,89 0,54
F*B*S 0,29 0,47 0,48 0,24 0,61 0,88 0,18 0,40 0,31
F*B*P 0,13 1,00 * 0,39 0,89 0,32 0,47 0,97 0,16
F*S*P 0,83 0,98 * 0,12 0,49 0,67 0,26 0,80 0,12
B*S*P ** 0,61 0,10 0,08 0,44 0,63 0,08 0,81 0,12
F*B*S*P 0,07 0,56 0,12 0,56 * * 0,20 0,96 0,54
Tab. 1 | Ertrag (q/ha), Tausendkorngewicht (g) und Kornzahl/m² von Winterweizen für die verschiedenen Faktoren und deren Interaktionen
*signifikant (p < 0,05); **hoch signifikant (p < 0,01).
Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau
215Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011
Jahren eher trocken. Die Monate März bis Mai 2006
waren feucht (>100 mm/Monat). März und April 2008
waren regnerisch. Im November und Dezember 2009
war die Niederschlagsmenge besonders hoch (140 mm/
Monat). Abgesehen von einem mässig nassen Mai
(80 mm) war der Frühling 2010 trocken.
zusätzlichen Faktoren für diese Studie führt zu einem
Versuchsschema, das statistisch als Split-split-split plot
ausgewertet wird (Gomez et Gomez 1984).
Während der Studie waren die Jahrestemperaturen
allgemein höher als im Mittel der letzten 30 Jahre. Die
Monate Januar und Februar waren in den ersten drei
0
20
40
60
80
100
Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor
Vereinf.Anb.tech. Pflügen Vereinf.Anb.tech. Pflügen
Monokultur Fruchtfolge
Ertr
ag (q
/ha)
2006
0
20
40
60
80
100
Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor
Vereinf.Anb.tech. Pflügen Vereinf.Anb.tech. Pflügen
Monokultur Fruchtfolge
Ertr
ag (q
/ha)
2008
0
20
40
60
80
100
Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor
Vereinf.Anb.tech. Pflügen Vereinf.Anb.tech. Pflügen
Monokultur Fruchtfolge
Ertr
ag (q
/ha)
Behandelt Unbehandelt
2010
Abb. 1 | Winterweizenertrag aufgrund der Faktoren Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungi-zidschutz in den Jahren 2006, 2008 und 2010. Statistische Auswertung in der Tabelle 1.
Pflanzenbau | Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion
216 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011
R e s u l t a t e
Erträge
Die durchschnittlichen Erträge des Versuchs erreichten
65 q/ha im Jahr 2006 und 59 q/ha in den Folgejahren.
Die Abweichungen zwischen den Verfahren waren
gross und bewegten sich im Jahr 2010 zwischen 39 und
87 q/ha. Die vier Faktoren beeinflussten die jährlichen
Erträge jeweils signifikant (Tab. 1). Diese Resultate sind
durch zahlreiche einfache oder komplexe Interaktionen
fein differenziert (Abb. 1 und Tab. 1).
Die Monokultur war mit einer Ertragseinbusse um
8 - 22 q/ha (je nach Jahr), d.h. einem Rückgang um 11 %
im Jahr 2006, um 21 % im Jahr 2008 und um 32 % im Jahr
2010, verbunden. In den Jahren 2006 und 2010 war die
Wirkung der Bodenbearbeitung signifikant, mit einer
Abweichung von 8 q/ha zugunsten des Pflügens, wäh-
rend im Jahr 2008 keine Abweichung beobachtet wurde.
Die Differenzen zwischen den Sorten beliefen sich auf
8 bis 15 q/ha, was den bekannten Unterschieden zwi-
schen einem Qualitäts-Brotweizen (Arina) und einem
Futterweizen (Tapidor; Levy et al. 2010) entspricht. Die
Fungizidbehandlungen waren jedes Jahr wirksam und
führten zu einem Mehrertrag von 4 – 7 q/ha.
Die Wechselbeziehung zwischen den Faktoren des
Anbausystems wird durch die Interaktion zwischen den
vier Faktoren, die nahe der Signifikanz in den Jahren
2006 und 2010 liegt, unterstrichen. In den gleichen Jah-
ren war die Überlegenheit der Bodenbearbeitung
gegenüber den vereinfachten Anbautechniken bei der
Monokultur ausgeprägter als bei der Fruchtfolge. Kom-
biniert haben diese beiden Faktoren ausserdem signifi-
kant mit dem Fungizideinsatz interagiert (Tendenz im
Jahre 2006).
Im Jahr 2010 begrenzte die Monokultur die Erträge
beider Sorten auf identischer Stufe. Bei der Fruchtfolge
hingegen lag das Ertragspotenzial von Tapidor über
jenem von Arina. Im Jahr 2008 betrug diese Abweichung
20 q/ha. Die Sorten haben spezifisch auf den Fungi-
zideinsatz reagiert. Bei Tapidor war er in den Jahren
2008 und 2010 wirksamer. Der Fungizidschutz hatte im
Allgemeinen die gleiche Wirkung, unabhängig von der
Bodenbearbeitung und der Fruchtfolge. Hingegen trug
er zu Interaktionen zwischen mehreren Faktoren in rela-
tiv komplexen Beziehungen bei. Im Jahr 2006 begünstig-
ten die Fungizidbehandlungen systematisch den Ertrag
von Tapidor, während der Pflanzenschutz bei Arina nur
nach dem Pflügen zu beobachten war. Im Jahre 2010
profitierte Tapidor stärker von der Wirkung der Frucht-
folge und vom Fungizidschutz als Arina und erreichte
einen Ertrag von 83 q/ha.
Die Fruchtfolge aber auch die Sortenwahl erklären
zu einem grossen Teil die unterschiedlichen Erträge
(Tab. 2). Der Beitrag der Bodenbearbeitung variierte von
Jahr zu Jahr und war im Jahr 2008 sogar gleich Null.
Diese drei Faktoren haben zu gleichen Teilen auf die
Ertragsvarianz des Jahrs 2006, welches das ertrags-
reichste Jahr war (8 q/ha Abweichung zwischen den Vari-
anten eines gleichen Faktors), beigetragen. Im Jahr 2008
hatten die Faktoren Sorte und Fruchtfolge den grössten
Einfluss. 2010 bestimmte die Fruchtfolge 66 % der Vari-
anz. Demgegenüber ging der Ertrag bei der Monokultur
um 22 q/ha zurück. Die Wirkung des Fungizids war nie so
entscheidend wie diejenige der anderen Faktoren. Die
Interaktionen machten gesamthaft einen Höchstanteil
von 10 % der Varianz aus.
KorngewichtDas Tausendkorngewicht (TKG) wurde im Jahr 2010 eher
durch die Fruchtfolge und die Bodenbearbeitung
begünstigt, sowie die Fungizidbehandlungen im Jahr
2008 (Tab. 1). Auch wurden Unterschiede zwischen den
Sorten deutlich, aber die beste Sorte zeigte von Jahr zu
Jahr Schwankungen. Die signifikante Interaktion zwi-
schen den vier Faktoren im Jahr 2008 und 2010 unter-
streicht die Komplexität der Verfahren in Bezug auf das
2006 2008 2010
Ertrag
Fruchtfolge 24 39 66
Bodenbearb. 28 0 9
Sorte 24 45 13
Fungizid 17 9 2
Interaktionen 7 6 10
Tausendkorng.
Fruchtfolge 38 16 70
Bodenbearb. 1 3 9
Sorte 18 4 5
Fungizid 22 57 9
Interaktionen 21 20 7
Kornzahl in Tausend/m²
Fruchtfolge 15 38 53
Bodenbearb. 41 0 8
Sorte 21 54 29
Fungizid 11 2 0
Interaktionen 12 6 10
Tab. 2 | Komponenten der Varianz beim Ertrag, beim Korngewicht und bei der Kornzahl pro Flächeneinheit, ausgedrückt in Prozent der Durchschnittsbeete für die vier untersuchten Faktoren und sämtliche Interaktionen
Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau
217Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011
Anzahl Körner pro Flächeneinheit in den Jahren 2008
und 2010 hauptsächlich von der Fruchtfolge und der
Sorte ab, während im Jahr 2006 die Bodenbearbeitung
entscheidend war (Tab. 2). Die Wirkung der Fungizidbe-
handlung war im Allgemeinen gering.
Der Ährenbestand (Beobachtungen nur bei Arina) ist
bei der Rotation signifikant höher mit 550 Ähren/m² im
Jahr 2008 respektive 500 im Jahr 2010, d.h. 100 Ähren
mehr als bei der Monokultur. Die Bodenbearbeitung
spielte nur im Jahr 2008 eine signifikante Rolle (60 Ähren
mehr mit der vereinfachten Anbautechnik).
Ertragsbildung
Der Ertrag setzt sich aus der Kornzahl, multipliziert mit
ihrem Gewicht, zusammen. Im Laufe der drei Jahre
waren die Schwankungen der Kornzahl verhältnismässig
höher als jene des Tausendkorngewichts (Tab. 1). Die
Kornzahl spielte also eine grössere Rolle. Ausserdem
variiert die Beziehung zwischen diesen beiden Eigen-
Kornwachstum. Im Jahr 2008 war der Fungizidschutz für
Tapidor sehr förderlich und der fehlende Schutz
begrenzte vor allem die vereinfachten Anbaubedingun-
gen. Die Fruchtfolge und der Fungizideinsatz spielten
eine wichtige Rolle bei der Varianz des Tausendkornge-
wichts (Tab. 2). Die Interaktionen zwischen der Sorte und
den anderen Faktoren erklärten zu einem grossen Teil
die Varianz des Tausendkorngewichts, insbesondere im
Jahre 2008 mit dem Fungizidschutz (14 % der Varianz).
Kornzahl
Die vier Faktoren haben die produzierte Kornzahl pro
Flächeneinheit signifikant beeinflusst (Tab. 1). Im Jahre
2010 bewirkte die Fruchtfolge gegenüber der Monokul-
tur eine Zunahme von 360 Körnern/m². In den Jahren
2008 und 2010 wurde eine starke Interaktion zwischen
Fruchtfolge und Sorte beobachtet. Der Unterschied zwi-
schen den beiden Fruchtfolgen war dabei bei Tapidor
viel grösser als bei Arina. Bezüglich der Varianz hing die
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8
Taus
endk
orng
ewic
ht (g
)
Kornzahl in Tausend/m²
Fruchtfolge
Bodenbearb.
Sorte
Schutz
2006
2010
2008
Abb. 2 | Beziehung zwischen der Kornzahl pro Flächeneinheit und dem Winterweizenkorngewicht bei den vier Faktoren und in den drei Beobachtungsjahren. Ergebnisse der Varianten in Tabelle 1.
218
Pflanzenbau | Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011
schaften unter Einwirkung der Produktionsfaktoren.
Indem die Varianten miteinander in Bezug gebracht
werden, kann der Haupteinfluss jedes Faktors auf die
Fruchtbarkeit (Kornzahl) und die Wachstumsbedingun-
gen (Korngewicht; Abb. 2) ermittelt werden. Die Anzahl
Körner und das Korngewicht haben beinahe gleicher-
massen auf die Produktionsfaktoren reagiert: Die besten
Varianten führten zu zahlreichen schweren Körnern,
begrenzende Bedingungen zu kleinen und leichten Kör-
nern (Abb. 2). Allgemein hatte der Fungizidschutz eine
stärkere Wirkung auf das Tausendkorngewicht als die
anderen Faktoren. Die einzige ausgleichende Wirkung
zwischen Kornzahl und Korngewicht konnte beim Fak-
tor Sorte im Jahr 2010 festgestellt werden. In diesem
Jahr wirkten sich die Fruchtfolge und die Bodenbearbei-
tung analog auf die ertragsrelevaten Eigenschaften aus.
Die Fruchtfolge war die Ursache der grossen Ertrags-
schwankungen, wie dies die Abweichung bei der Korn-
zahl/m² illustriert. Das Jahr 2006 zeichnet sich durch eine
hohe Kornzahl und ein relativ tiefes Tausendkornge-
wicht aus. Bei diesen Bedingungen lagen die Kornzahl
und das Korngewicht bei praktisch allen Faktoren dicht
beieinander.
D i s k u s s i o n
Mehrere Arbeiten haben gezeigt, dass die Fruchtfolge
die Wirkungen des Pflanzenschutzes, der Bodenbearbei-
tung (Deike et al. 2008) und der Düngung (Sieling et al.
2005) überwiegt. Die Ertragseinbusse ist regelmässig
proportional zum Getreideanteil der Fruchtfolge (Berze-
nyi et al. 2000). Sieling et al. (2005) haben in der Litera-
tur Werte zwischen 8 bis 57 % festgestellt. Vez (1975)
stellte im Verlauf der ersten Jahre einer Monokultur
einen Ertragsrückgang um 35 % und in der Folge um
15 bis 18 % fest. Letzterer Wert wurde von Vullioud
(2007) langfristig festgestellt. Die Beständigkeit dieses
Rückgangs wird durch die vorliegende Studie nuanciert,
die eine sehr starke Schwankung je nach Jahr zeigt und
die zum Teil von der Produktionsintensität abhängt. Die
Gründe für die Ertragsverluste bei der Monokultur kön-
nen vor allem auf die sinkende Kornzahl pro Flächenein-
heit zurückgeführt werden. Dieses Ergebnis wird durch
andere Arbeiten bestätigt (Sieling et al. 2005; Berzsenyi
et al. 2000).Im Vergleich zum Pflügen wirkte die reduzierte Boden-
bearbeitung in zwei von drei Jahren begrenzend. Die vor-
gängig auf der gleichen Versuchsanlage durchgeführten
Arbeiten hatten ähnliche Erträge zwischen Bodenbearbei-
tung und vereinfachten Anbautechniken (Vullioud 2007)
gezeigt, dies allerdings auf lange Dauer gesehen und bei
weniger intensiven Produktionsbedingungen.
Die zahlreichen Interaktionsfälle, wo Sorte und Fun-
gizidschutz beteiligt sind, sowie die jahresbedingt unter-
schiedlichen Reaktionen zeigen, dass die Anfälligkeit der
Sorten gegenüber Krankheiten die Weizenerträge
beeinflusst hat, aber auch, dass die Fruchtfolge und die
Bodenbearbeitung eine signifikante Wirkung auf den
Gesundheitszustand der Kulturen hatten. Gindrat et al.
(2003) und Schürch et al. (2009) haben die Beziehungen
zwischen den Getreideanbauverfahren und dem Pilzbe-
fall bei ähnlichen bodenklimatischen Bedingungen
nachgewiesen. Diese Studien können mit den in diesem
Versuch gemachten Beobachtungen bezüglich Krankhei-
ten verglichen werden.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
•• Nach 43 Jahren Monokultur erreichte der Weizener-
trag im Mittel 54 q/ha . Der übermässige Getreide-
anteil senkte die Erträge um 10 bis 20 q/ha. Die
Abweichungen zwischen den Sorten betrugen 10 bis
15 q/ha. Die Bodenbearbeitung führte zu einer
Abweichung von 10 q/ha. Der Fungizidschutz brachte
einen Mehrertrag von rund 5 q/ha.
•• Diese Ertragsschwankungen heben die spezifischen
Wirkungen der einzelnen untersuchten Faktoren
hervor. Die Notwendigkeit eines optimalen Einbezu-
ges der Produktionsfaktoren wird dadurch deutlich.
•• Die Fruchtfolge stellt einen wichtigen Faktor für hohe
Erträge dar. Keiner der anderen Faktoren konnte die
ungünstigen Wirkungen der Monokultur ausgleichen.
•• Die Fruchtfolge, aber auch die Bodenbearbeitung,
beeinflussen die Fruchtbarkeit der Pflanzen und
Ähren stärker als das Kornwachstum, welches eher
durch den Fungizideinsatz begünstigt wird.
•• Die Kombination zwischen produktiver Sorte und
intensivem Fungizidschutz war besonders beim
Pflügen sehr vorteilhaft. Im Hinblick auf das Ertrags-
potenzial gab es zwischen den Sorten Unterschiede,
die sich bei der Erstellung von integrierten Anbausys-
temen als wichtig und praxistauglich erwiesen. •• Ein später erscheinender Beitrag soll den Zusammen-
hang zwischen der Kulturleistung und der Entwicklung
von Krankheiten aufzeigen. Es sollen auch die Wirkun-
gen auf die Erntequalität aufgezeigt werden. n
219
Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Crop rotation, soil tillage, variety and
fungicide protection in cereal production
Within the framework of long-term
experiment devoted to cereal production,
the factors variety and fungicide protec-
tion were added during three years (2006,
2008 and 2010) to the factors crop rotation
and soil tillage already studied since 1967.
By this complement, the aim was to
evaluate to what extent variety disease
tolerance and fungicide protection may
compensate for phytosanitary risks due to
high ratio of winter wheat in rotation, and
how far soil tillage interacts.
Monoculture penalized grain yield from
8 to 22 q/ha, mainly because of the
reduction of the grains number produced
per unit of area. Two years out of three,
the effect of soil tillage was significant,
with a variation of 8 q/ha in favor of the
ploughing. The difference between
varieties reached 8 to 15 q/ha, correspond-
ing to the known variation between the
two types of wheat tested. The additional
yield by fungicide protection varied
between 4 and 7 q/ha. The effects of a
high ratio of cereals in rotation could not
be compensated. The specific contribu-
tions of each factor and many stressed
interactions point out the need for better
integrating the cropping techniques for a
high-level production.
Key words: winter wheat, crop rotation,
monoculture, soil tillage, fungicide.
Rotazione delle colture, lavorazione del
suolo, varietà e protezione fungina nella
produzione cerealicola
Nell’ambito di una prova a lunga durata
dedicata alla rotazione cerealicola, i fattori
varietà e protezione fungina sono stati
aggiunti durante tre anni (2006, 2008 e
2010) ai fattori rotazione delle colture e
lavorazione del suolo già studiati dal 1967.
Attraverso questo complemento si
trattava di valutare in quale misura la
tolleranza varietale alle malattie e la
protezione fungina permettono di
compensare i rischi fitosanitari dovuti a un
carico elevato di frumento autunnale e
come interagisce la lavorazione del suolo.
La monocoltura ha penalizzato la resa da
8 a 22 q/ha, riduzione dovuta principal-
mente al numero minore di grani per unità
di superficie. Due anni su tre, l’effetto
della lavorazione del suolo era significa-
tiva con uno scarto di 8 q/ha in favore
dell’aratura. La differenza tra le varietà ha
raggiunto i 8-15 q/ha, corrispondente alle
differenze note tra i due tipi di frumento
testati. Il guadagno di resa attraverso la
protezione fungina varia tra 4 e 7 q/ha. Gli
effetti di un carico elevato di cereali non
possono essere compensati. I contributi
specifici di ciascun fattore e le numerose
interazioni rilevate sottoliniano la neces-
sità di integrare al meglio le tecniche
colturali per una produzione di alto livello.
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011
Literatur b Bersenyi Z., Györffy B. & Lap D. Q., 2000. Effect of crop rotation and fer-tilisation on maize and wheat yields and yield stability in a long-term ex-periment. Europ. J. Agronomy 13, 225–244.
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220 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011
A g r a r w i r t s c h a f t
E i n l e i t u n g u n d M e t h o d e
Die Zentrale Auswertung (ZA) von Buchhaltungsdaten
erfasst und analysiert im Jahr 2009 die Buchhaltungsda-
ten von 3372 Referenzbetrieben. Dabei werden im jähr-
lich erscheinenden Grundlagenbericht (Dux und Schmid
2010) Mittelwerte des Berichtjahres sowie der beiden
Vorjahre publiziert. Dies erlaubt dem Leser, der Leserin
einen raschen Vergleich mit den Ergebnissen des Vorjah-
res. Doch ist dieser Vergleich immer aussagekräftig? Die
Antwort kann nicht in jedem Fall mit «Ja» beantwortet
werden, da sich die Zusammensetzung der Stichprobe
von Jahr zu Jahr wesentlich verändern kann. Betriebe
scheiden aus der Stichprobe aus, während andere
Betriebe neu aufgenommen werden. Diese Änderung
der Zusammensetzung der Stichprobe beeinflusst die
mittleren Ergebnisse unter Umständen deutlich (Stich-
probeneffekt). Um den Stichprobeneffekt zu quantifi-
zieren, ist es nötig, die Struktur der ausscheidenden und
der neu dazu gekommenen Betriebe zu analysieren. So
ist es beispielsweise möglich, dass bei der Aufnahme sehr erfolgreicher Betriebe oder durch das Ausscheiden ein-
Die Zusammensetzung der Betriebe in der Stichprobe kann sich im Verlaufe der Zeit deutlich ändern. (Foto: ART)
Andreas Roesch, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
Auskünfte: Andreas Roesch, E-Mail: andreas.roesch@art.admin.ch, Tel. +41 52 368 34 70
Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr?
Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr? | Agrarwirtschaft
221
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011
Die Zentrale Auswertung von Buchhaltungs-
daten erfasste im Jahr 2009 die Buchhal-
tungsdaten von knapp 3400 Referenzbe-
trieben. Bei der Analyse der Daten ist der
Vergleich mit den Vorjahresergebnissen von
hoher Bedeutung. Dabei zeigt die vorlie-
gende Studie, dass die prozentualen Verän-
derungen gegenüber dem Vorjahr deutlich
von der jeweiligen Zusammensetzung der
Stichprobe abhängen können. Beispielsweise
sinkt das landwirtschaftliche Einkommen
aller Referenzbetriebe im Berggebiet 2009 im
Vergleich zu 2008 lediglich um 0,9 %, wäh-
rend die vergleichbaren Betriebe eine
entsprechende Abnahme von 5,3 % auf-
weisen.
kommensschwacher Betriebe fälschlicherweise eine
Zunahme der Einkommen gegenüber dem Vorjahr
resultiert. Umgekehrt führt das Wegfallen einkom-
mensstarker Betriebe zur Unterschätzung der effekti-
ven Ein kommensentwicklung. Dieser Stichprobeneffekt
kann eliminiert werden, indem man nur die Betriebe
hinzuzieht, die sowohl im Berichtsjahr als auch im Vor-
jahr an der Auswertung teilgenommen haben («ver-
gleichbare» Betriebe).
Von den 3372 Referenzbetrieben im Jahr 2009 wur-
den 2818 (83,5 %) auch im Vorjahr abgeliefert. Im Mittel
der Jahre ist mit einer Mutation von 15 bis 20 % zu rech-
nen; entsprechend verbleibt ein Betrieb im Durchschnitt
etwas mehr als fünf Jahre in der Stichprobe bevor er
wieder ausscheidet. Rund die Hälfte der Betriebe ist
bereits seit fünf Jahren in der Stichprobe enthalten und
etwa jeder fünfte Betrieb liefert seine Buchhaltung seit
zehn Jahren an die Zentrale Auswertung ab.
R e s u l t a t e
Abgang von Betrieben: Einfluss auf das Einkommen
Tabelle 1 zeigt das landwirtschaftliche Einkommen aller
Referenzbetriebe und der Betriebe, die per Ende 2008
aus der Stichprobe ausschieden sowie die prozentualen
Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen. Um die
Vergleichbarkeit sicherzustellen, wird dabei auf eine
Betriebstyp
Anzahl Betriebe Landw. Einkommen 20081
Total 2008davon auch 2009
vor handen («vergleich-bare» Betriebe)
Abgang2 aller Betriebeder Ende 2008 ausgetretenen
Betriebe
Abweichung in Prozent
Ackerbau 149 132 17 (11 %) 76 180 61 330 -19,5
Spezialkulturen 114 98 16 (14 %) 88 890 75 260 -15,3
Verkehrsmilch 1285 1086 199 (15 %) 62 880 57 520 -8,5
Mutterkühe 206 170 36 (17 %) 44 830 49 140 9,6
Anderes Rindvieh 189 155 34 (18 %) 37 810 29 650 -21,6
Pferde/ Schafe/ Ziegen 64 42 22 (34 %) 33 540 20 760 -38,1
Veredelung 71 58 13 (18 %) 106 530 81 090 -23,9
Komb. Verkehrsmilch/ Ackerbau 299 239 60 (20 %) 80 490 79 850 -0,8
Komb. Mutterkühe 57 48 9 (17 %) 56 000 58 940 5,3
Komb. Veredelung 523 442 81 (15 %) 98 400 103 800 5,5
Komb. Andere 419 348 71 (17 %) 68 790 69 970 1,7
Talregion 1434 1195 239 (17 %) 85 660 82 520 -3,7
Hügelregion 1046 890 156 (15 %) 65 340 64 880 -0,7
Bergregion 896 733 163 (18 %) 49 920 41 930 -16,0
Gesamte Schweiz 3376 2818 558 (16 %) 69 880 65 730 -5,9
Tab. 1 | Anzahl und mittleres Einkommen der aussteigenden Betriebe und aller Referenzbetriebe.
1 ungewichtete Mittel, die werte können deutlich von den gewichteten werten abweichen. 2 in Klammern: Anteil der Betriebe in Prozent, welche die stichprobe ende 2008 <evt. auf das Jahr 2009 hin> verlassen.
Agrarwirtschaft | Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr?
222 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011
Gewichtung der Betriebe verzichtet. Wir erkennen, dass
der Unterschied zwischen dem mittleren Einkommen
jener Betriebe, die in der Stichprobe verbleiben und
denjenigen, welche die Stichprobe Ende 2008 verlassen
(«Abgang»), beträchtlich sein kann. So weisen im Jahr
2008 alle 64 Betriebe des Betriebstyps «Pferde/ Schafe/
Ziegen» ein mittleres Einkommen von Fr. 33 540.– aus,
während jene 22 Betriebe, welche die Stichprobe Ende
2008 verlassen, lediglich ein mittleres Einkommen von
knapp Fr. 21 000.– erzielten. Umgekehrt liegt das Ein-
kommen der per Ende 2008 ausgetretenen Mutterkuh-
betriebe Fr. 4300.– (9,6 %) über dem mittleren Einkom-
men aller Mutterkuhbetriebe von 44 830 Franken.
Betrachtet man die einzelnen Regionen getrennt, so
fällt auf, dass vor allem in der Bergregion das mittlere
Einkommen von knapp Fr. 50 000.– (2008) deutlich über
dem der Betriebe liegt, welche die Stichprobe Ende 2008
verlassen (Fr. 41 930.–). Deshalb erstaunt es wenig, dass
das Einkommen aller Schweizer Betriebe, welche die
Stichprobe Ende 2008 verlassen, mit einer negativen
Abweichung von knapp 6 % deutlich unter dem Gesamt-
durchschnitt liegt.
Zugang von Betrieben: Einfluss auf das EinkommenDie Grösse des Stichprobeneffekts hängt von der Struktur
der im Jahr 2008 ausscheidenden und von den Eigen-
schaften der im Jahr 2009 neu in die Stichprobe aufge-
nommenen Betriebe (Zugang) ab. Tabelle 2 zeigt auf,
dass die Unterschiede zwischen allen Referenzbetrieben
und der Gruppe der Zugänge bezüglich des landwirt-
schaftlichen Einkommens für verschiedene Betriebstypen
stark voneinander abweichen. So beträgt die (negative)
Differenz für die Betriebstypen «Ackerbau», «Pferde/
Schafe/ Ziegen», «Veredelung» und «Kombiniert Mutter-
kühe» über 10 %. Damit liegt das mittlere Einkommen der
2009 neu in die Stichprobe aufgenommenen Betriebe
deutlich unter dem Gesamtmittelwert des entsprechen-
den Betriebstyps. Der Vergleich von Tabellen 1 und 2
zeigt, dass die Abweichungen der Zu- und Abgänge einer
bestimmten Gruppe beträchtlich sein können. So liegt das
mittlere Einkommen der 2009 neu berücksichtigten Berg-
betriebe nur wenig über dem Gesamtmittelwert in der
Bergregion, während bei den Abgängen (Tab. 1) eine
negative Differenz von 16 % beobachtet wurde. Während
einkommensschwache Betriebe ausschieden, sind leicht
Betriebstyp
Anzahl Betriebe Landw. Einkommen 20091
Total 2009davon auch 2008
vor handen («vergleich-bare» Betriebe)
Zugang2 aller Betriebeder Ende 2009
aufgenommenen Betriebe
Abweichung in Prozent
Ackerbau 147 130 17 (12 %) 72 347 61 636 -14,8
Spezialkulturen 116 103 13 (11 %) 98 844 97 291 -1,6
Verkehrsmilch 1323 1'098 225 (17 %) 57 289 51 852 -9,5
Mutterkühe 198 168 30 (15 %) 41 925 37 783 -9,9
Anderes Rindvieh 175 147 28 (16 %) 37 109 37 841 2,0
Pferde/ Schafe/ Ziegen 43 40 3 (7 %) 36 712 27 220 -25,9
Veredelung 79 62 17 (21 %) 84 890 75 082 -11,6
Komb. Verkehrsmilch/ Ackerbau 274 225 49 (18 %) 73 274 70 358 -4,0
Komb. Mutterkühe 66 50 16 (24 %) 52 158 46 726 -10,4
Komb. Veredelung 525 438 87 (17 %) 79 576 80 025 0,6
Komb. Andere 426 357 69 (16 %) 62 912 61 575 -2,1
Talregion 1444 1'192 252 (17 %) 74 377 69 177 -7,0
Hügelregion 1057 890 167 (16 %) 59 463 52 420 -11,8
Bergregion 871 736 135 (15 %) 49 160 49 997 1,7
Gesamte Schweiz 3372 2'818 554 (16 %) 63 189 59 452 -5,9
Tab. 2 | Anzahl und mittleres Einkommen zugegangener Betriebe und aller Referenzbetriebe
1 ungewichtete Mittel, die werte können deutlich von den gewichteten werten abweichen.2 in Klammern: Anteil der Betriebe in Prozent, welche 2009 neu in die stichprobe aufgenommen werden.
Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr? | Agrarwirtschaft
223Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011
Tabelle 3 zeigt, dass die prozentuale Veränderung
gegenüber dem Vorjahr vor allem in der Bergregion
deutlich von der Datengrundlage abhängt. Dabei wer-
den die Ergebnisse entsprechend ihres Anteils in der
Betriebszählung gewichtet, da die Strukturen der Refe-
renzbetriebe und vergleichbaren Betriebe von jener der
Gesamtlandwirtschaft abweichen können. Mit der übli-
chen Berechnungsmethodik, auf Basis aller gewichteter
Referenzbetriebe, beträgt der Einkommensrückgang
der Bergbetriebe lediglich 0,9 %. Bestimmt man hinge-
gen die Einkommensveränderung nur mit Betrieben, die
in beiden Jahren (2008 und 2009) an der Auswertung
teilgenommen haben, beträgt die gewichtete Einkom-
mensabnahme 5,3 %. Die Differenz von 4,4 % lässt sich
auf die Veränderung der Stichprobenzusammensetzung
(«Stichprobeneffekt») zurückführen: Betriebe mit stark
unterdurchschnittlichem Einkommen sind weggefallen,
während 2009 neue Betriebe mit leicht überdurch-
schnittlichem Einkommen in die Stichprobe aufgenom-
men wurden.
Noch grössere Stichprobeneffekte treten in den ein-
zelnen Bergzonen auf. So beträgt der Stichprobeneffekt
für das landwirtschaftliche Einkommen in der Bergzone
III +9,0 % (5,9 % minus –3,1 % = 5,9 % + 3,1 % = 9,0 %),
während der Effekt in der Bergzone II lediglich +1,6 %
ausmacht. Tabelle 3 stellt klar, dass der Stichproben-
effekt auch für weitere Einkommensgrössen sowie struk-
überdurchschnittliche Betriebe hinzugekommen. Der
prozentuale Anteil neu in die Stichprobe eintretender
Betriebe bewegt sich für die einzelnen Betriebstypen
sowie die drei Regionen in einer ähnlichen Grössenord-
nung. Etwas auffällig verhält sich in dieser Hinsicht der
Typ «Pferde / Schafe /Ziegen», der mit einem Zugang von
lediglich drei Betrieben (7 %) deutlich unter dem Durch-
schnitt von 15 % liegt. Es handelt sich dabei genau um
jenen Betriebstyp, der mit einem Abgang von rund einem
Drittel (34 %) aller Betriebe aufgefallen ist (Tab. 1). Es darf
gehofft werden, dass die Zahl der in der ZA-Stichprobe
verbliebener Betriebe in dieser Gruppe nicht weiter
abnimmt, da die Referenzbetriebe des Betriebstyps
«Pferde/Schafe/Ziegen» im Jahr 2009 nur noch knapp
1,5 % der ZA-Grundgesamtheit umfassen. Der Anteil Refe-
renzbetriebe auf gesamtschweizer Ebene liegt hingegen
im Jahr 2009 bei doch immerhin 6,8 % (3372 / 49 446).
Veränderung gegenüber Vorjahr
Wir haben gezeigt, dass sich die Betriebe, welche 2008
die Stichprobe verlassen oder im Jahr 2009 neu aufge-
nommen wurden, hinsichtlich Struktur und wirtschaftli-
cher Situation deutlich von den Betrieben, welche in
beiden Jahren an der Auswertung teilnahmen, unter-
scheiden. Deshalb kann je nach Datengrundlage und
Gewichtung der Vergleich mit dem Vorjahr zu unter-
schiedlichen Ergebnissen führen.
Gesamte Schweiz Bergregion Bergzone II Bergzone III
Referenz- betriebe
Vergleichbare Betriebe
Referenz- betriebe
Vergleichbare Betriebe
Referenz- betriebe
Vergleichbare Betriebe
Referenz- betriebe
Vergleichbare Betriebe
Landwirtschaftliche Nutzfläche
% 1,2 1,0 2,7 2,4 2,8 3,0 2,7 2,1
GVE % 5,0 2,8 9,4 4,3 7,5 3,6 9,0 5,4
Rohleistung % 0,5 -0,8 3,8 -1,2 2,1 -1,2 2,8 -1,5
Fremdkosten % 2,7 1,2 5,6 0,4 4,8 0,8 1,8 -0,9
Betriebseinkommen % -3,6 -4,3 0,1 -3,6 -3,4 -4,3 3,8 -2,8
Landwirtschaftli-ches Einkommen
% -6,0 -6,5 -0,9 -5,3 -4,8 -6,4 5,9 -3,1
Arbeitsverdienst/FJAE
% -2,2 -3,0 6,2 -0,2 -3,7 -6,3 16,9 2,8
Ausserlandwirt-schaftliches Einkommen
% 8,6 8,8 8,4 6,7 13,4 14,9 4,9 9,4
Gesamteinkommen % -2,0 -2,4 2,2 -1,5 -1,9 -2,0 9,3 -0,1
Tab. 3 | Prozentuale Veränderung zum Vorjahr für die vergleichbaren Betriebe und Referenzbetriebe 1
1 Auf der Basis gewichteter Mittelwerte. Die Berechnung «Vergleichbare Betriebe» beruht auf den vergleichbaren Betrieben (Betriebe, die in beiden Jahren 2008 und 2009 an der Auswertung teilnahmen). Der stichprobeneffekt berechnet sich aus der Differenz zwischen der spalte «referenzbetriebe» und der spalte «Vergleichbare Betriebe».
hinweis: eine Tabelle mit stichprobeneffekt der wichtigsten technischen und wirtschaftlichen Kennzahlen ist im grundlagenbericht, Tabelle V7 (Dux und schmid, 2010) sowie im Anhang des hauptberichts (schmid und roesch, 2010) einsehbar.
224
Agrarwirtschaft | Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr?
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011
turelle Variablen – wie etwa den Tierbestand – vor allem
in Bergzone III markant ist. Der Stichprobeneffekt macht
sich bei kleineren Gruppen stärker bemerkbar als bei
stark besetzten Schichten wie beispielsweise die Ver-
kehrsmilchbetriebe, da bei kleiner Stichprobe «unübli-
che» Ergebnisse eines Einzelbetriebs einen höheren Ein-
fluss auf den Mittelwert ausüben.
Auf Gesamtschweizer Ebene ist der Stichprobenef-
fekt deutlich geringer. So sind die Unterschiede der pro-
zentualen Veränderung im Landwirtschaftlichen Ein-
kommen zwischen den vergleichbaren Betrieben und
den Referenzbetrieben gering (erste zwei Kolonnen in
Tabelle 3). Dabei kompensieren sich die Effekte der
unterdurchschnittlichen Einkommen der ausscheiden-
den und neu aufgenommenen Betriebe weitgehend.
Andere wichtige Kennzahlen wie beispielsweise der
gesamte Tierbestand zeigen jedoch auch auf Schweizer
Ebene einen deutlichen Stichprobeneffekt. Die prozen-
tuale Veränderung des Tierbestandes der Referenzbe-
triebe liegt mit 5 % fast doppelt so hoch wie die entspre-
chende Veränderung der vergleichbaren Betriebe (2,8 %).
Weitere Analysen des Stichprobeneffekts für die
Jahre 2003 bis 2008 haben gezeigt, dass dieser für die
beiden Jahre 2008/2009 besonders ausgeprägt ausgefal-
len ist. Vor allem in den Jahren 2003/2004 bis 2006/2007
ist der Einfluss der Änderung der Stichprobenzusam-
mensetzung geringer als 2008/2009.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Eine wichtige Aufgabe der ZA besteht darin, die Verän-
derungen der wirtschaftlichen Verhältnisse gegenüber
dem Vorjahr zu bestimmen. Diese Abschätzungen wer-
den auf der Basis gewichteter Mittelwerte der Referenz-
betriebe durchgeführt. Die vorliegende Analyse hat
gezeigt, dass dieses Vorgehen zu fragwürdigen Ergeb-
nissen führen kann, wenn sich die Zusammensetzung
der Stichprobe ungünstig verändert. Dieser Fehler wird
grösser, wenn sich die Gruppe der ausscheidenden oder
neu aufgenommenen Betriebe hinsichtlich der wirt-
schaftlichen Verhältnisse stark von jenen Betrieben
unterscheiden, die in zwei aufeinanderfolgenden Jah-
ren in der Stichprobe enthalten waren. Dies führt dazu,
dass die Abnahme der Einkommen der Bergbetriebe im
Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr von –0,9 % für alle
Referenzbetriebe auf –5,3 % für die vergleichbaren
Betriebe sinkt.
Es empfiehlt sich deshalb, bei der Evaluation der Ein-
kommenssituation vermehrt auch die vergleichbaren
Betriebe heranzuziehen. Beginnend mit dem Buchhal-
tungsjahr 2009 veröffentlicht ART die entsprechenden
Ergebnisse im Hauptbericht (Schmid und Roesch 2010)
sowie im Grundlagenbericht (Dux und Schmid 2010).
Erfassungssystem
Auch aufgrund der dargelegten Abweichungen drängt
sich eine Revision des Erfassungssystems auf. ART hat ein
Konzept für die zukünftige Gestaltung der Zentralen
Auswertung erstellt (Lips et al. 2009). Dabei ist eine
zufällige Auswahl der Betriebe und ein rotierendes
Panel vorgesehen: Nachdem der Betrieb zufällig ausge-
wählt wurde und bereit ist, seine Daten der Zentralen
Auswertung zur Verfügung zu stellen, verbleibt er rund
fünf Jahre in der Stichprobe. Danach scheidet er aus und
wird durch einen neuen Betrieb, der ebenfalls zufällig
ausgewählt wird, ersetzt. Damit besteht die Aussicht auf
ein Instrument, das die jährlichen Schwankungen bei
den Ablieferungen reduziert.
Kurzfristig kann nur beschränkt auf das Erfassungs-
system Einfluss genommen werden, weil ART nicht über
die Ablieferung der einzelnen Betriebe entscheidet. Es
besteht einzig bei der Entschädigung für die gelieferten
Daten eine Möglichkeit, mehr Kontinuität in die Stich-
probe zu bringen. Aus diesem Grund wurde auf das
Buchhaltungsjahr 2010 (Ablieferung im 2011) der Ent-
schädigungsmodus angepasst, indem für jeden Betrieb,
der auch schon im Vorjahr geliefert wurde, ein zusätzli-
cher Betrag ausgerichtet wird. Da die gesamte Entschä-
digungssumme konstant bleibt, bedeutet dies gleichzei-
tig eine Reduktion des Grundbeitrags. n
225
Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr? | Agrarwirtschaft
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Effetto del campionamento: quant’è
esaustivo il confronto con l'anno
precedente?
Nell'ambito dell’analisi centralizzata
del 2009 sono stati rilevati dati
contabili di circa 3400 aziende di
riferimento. In fase di analisi dei dati
il confronto con i risultati dell'anno
precedente è di grande importanza.
Dal presente studio emerge che le
variazioni percentuali, rispetto all'anno
precedente, possono dipendere dalla
composizione del campione. Il reddito
agricolo di tutte le aziende di riferi-
mento nella regione di montagna, ad
esempio, è diminuito soltanto dello
0,9 % nel 2009 rispetto al 2008, mentre
il numero di aziende comparabili è
sceso del 5,3 %.
Sample effect - how conclusive is a
comparison with the previous year?
In 2009, the Farm Accountancy Data
Network collected accountancy data
for just under 3400 reference farms.
Comparison with the previous year’s
results is extremely important when
analysing data, although the present
study shows that percentage changes
compared to the previous year can
depend considerably on the particular
composition of the sample. For
example, in 2009, the agricultural
income of all the reference farms in the
mountain region fell by only 0.9 %
compared with 2008, while comparable
farms showed a corresponding
reduction of 5.3 %.
Key words: FADN, agricultural income,
sample effect, changes in sample
composition.
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011
Literatur b Dux D. & D. Schmid, 2010. Grundlagenbericht 2009, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen.
b Lips M., K. Mühlethaler, A. Roesch, D. Schmid & J. Hausheer Schnider, 2009. Vorschlag der Arbeitsgruppe ZA 2015 für ein neues Konzept der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten, Abschlussbericht der Arbeitsgruppe ZA 2015,
b Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. b Schmid D. & A. Roesch, 2010. Die wirtschaftliche Entwicklung der schwei-zerischen Landwirtschaft 2009, Hauptbericht Nr. 33 der Zentralen Aus-wertung von Buchhaltungsdaten (Zeitreihe 2000–2009). ART-Bericht 734, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen.
226
Der phänologische Frühling 2010 kann als normal bis spät bezeichnet werden. Abgesehen von einigen Ausnahmen im Tessin blühten die Obstbäume (Kirschen, Äpfel und Birnen) zum normalen Termin. (Foto: ACW)
E i n l e i t u n g
Seit 1989 erscheinen jährlich die meteorologischen und
phänologischen Jahresrückblicke in dieser Zeitschrift.
Der vorliegende Beitrag ist zugleich mein letzter, da ich
pensioniert werde. In diesen 22 Jahren hat sich auf dem
Gebiet der Phänologie sehr viel geändert. In den Achtzi-
gerjahren fristete die Phänologie noch ein Schattenda-
sein. Bei internationalen meteorologischen oder klima-
tologischen Kongressen gab es nur vereinzelte Vorträge
zu diesem Thema, und auch in den wissenschaftlichen
Zeitschriften erschienen nur sporadisch phänologische
Beiträge. In den Neunzigerjahren wurde der Einfluss der
Klimaerwärmung auf die Phänologie nachgewiesen. Die
Anzahl der Vorträge bei den Kongressen und Beiträge in
den wissenschaftlichen Zeitschriften stieg sprunghaft an.
Die Phänologie gilt seither neben den Gletschermessun-
gen als guter Indikator für die Klimaerwärmung. Die
Temperatur hat im Frühling und Sommer einen grossen
Einfluss auf die Eintrittstermine der phänologischen Pha-
sen. Die Einflussgrössen auf die Herbstphasen wie Blatt-
verfärbung und Blattfall sind noch wenig erforscht. So
konnte in der Schweiz festgestellt werden, dass die Blat-
tentfaltung 15 und die Blühtermine 20 Tage früher auf-
Claudio Defila, Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz, 8044 Zürich
Auskünfte: Claudio Defila, E-Mail claudio.defila@bluewin.ch, Tel. +41 44 737 23 52
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010
U m w e l t
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 | Umwelt
227
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Der geringe Wärmeüberschuss im Jahr 2010
bewirkte, dass das phänologische Jahr 2010
mehrheitlich der Norm entsprach. Der
phänologische Frühling – mit der Blüte des
Huflattichs – begann etwas später als üblich.
Dies ist die Folge der tiefen Temperaturen bis
Mitte März. Die späteren phänologischen
Frühlingsphasen traten mehrheitlich zum
normalen Zeitpunkt ein. Der phänologische
Sommer 2010 kann als normal bis früh
bezeichnet werden. Zeitweise herrschten im
Sommer auch übernormale Temperaturver-
hältnisse. Uneinheitlich – wie in den meisten
vergangenen Jahren – präsentierte sich der
phänologische Herbst. Es wurden ebenso
viele frühe wie späte Beobachtungstermine
registriert.
treten als noch in den Fünfzigerjahren. Trotz der unsi-
cheren Datenlage im Herbst kann eine Verlängerung der
Vegetationsperiode von 2,7 Tage pro Dekade
(1951 – 2000) festgestellt werden (Defila und Clot 2001).
Ähnliche Werte wurden auch im benachbarten Ausland
berechnet. Somit liefert das phänologische Beobach-
tungsnetz der MeteoSchweiz wertvolle Daten, und es ist
zu hoffen, dass es auch in den nächsten Jahrzehnten
bestehen bleibt.
R e s u l t a t e
Das Jahr 2010 brachte der Schweiz einen geringen
Wärmeüberschuss und vor allem im Westen ein Nieder-
schlagsdefizit.
Ab Jahresbeginn bis Mitte März war die Witterung vor-
wiegend durch winterlich tiefe Temperaturen und spezi-
ell im Flachland durch häufigen Schneefall geprägt.
Frühlingshafte Schönwetterphasen setzten sich in der
zweiten März- und vor allem in der zweiten Aprilhälfte
durch. Der Frühsommer zeigte sich von Anfang Mai bis
in die zweite Junihälfte hinein überwiegend regnerisch,
kühl und ungewöhnlich sonnenarm. Anhaltend hoch-
sommerlich heiss und vor allem im Westen sehr trocken
verlief die Periode von Mitte Juni bis Mitte Juli. Im restli-
chen Sommer sowie im Herbst dominierte wechselhafte
Witterung, wobei in Berglagen mehrmals Schnee fiel, im
November dann bis ins Flachland. Genau auf den Win-
terbeginn überzog sich die ganze Schweiz für einige
Tage mit einer geschlossenen Schneedecke.
Winter 2009 -2010
Der Winter 2009 – 2010 begann im Dezember 2009 in
den höheren Lagen der Schweiz mit unterdurchschnittli-
chen Temperaturen. In den Niederungen der Alpennord-
seite war es hingegen mild. Es herrschten verbreitet
Niederschlagsüberschüsse. Niederschlagsdefizite wur-
den hingegen in den Föhngebieten registriert. Der
Januar 2010 war der kälteste seit über 20 Jahren. In den
tieferen Lagen war es 1,0 bis 1,5 Grad und in den mittle-
ren und hohen Lagen sogar 2,0 bis 3,0 Grad zu kalt. Es
war ausgesprochen trocken. Die Niederschlagsmengen
erreichten verbreitet weniger als die Hälfte der norma-
len Januarwerte. In den hohen Lagen war der Februar
mehr als ein Grad zu kalt. In La Brévine sanken die Tem-
peraturen bis auf -35,6 Grad. Aber auch im Berner Mit-
telland wurden Temperaturen bis zu -17 Grad gemessen.
In den tieferen Lagen der Alpen und der Südschweiz
wurden normale Temperaturen registriert. In den Alpen
war es wie im Januar zu trocken. Regionale Überschüsse
konnten im Süden, Westen und Nordwesten der Schweiz
verzeichnet werden.
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011
Umwelt | Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010
228
Frühling
Der März war in den Niederungen leicht wärmer als im
Mittel 1961 bis 1990 und in den Gipfelregionen etwas
kälter. Am 9. März wurden in Buffalora (Ofenpass) -28.6
gemessen. Am 25. März erreichten die Temperaturen im
östlichen Mittelland bis zu 23 Grad. Abgesehen von eini-
gen Ausnahmen auf der Alpensüdseite wurden allge-
mein deutliche Niederschlagsdefizite registriert. Weiter-
hin niederschlagsarm blieb es im ganzen Land im April.
Verbreitet war es über 2 Grad wärmer als normal. Etwas
geringer fiel der Wärmeüberschuss im Süden und in
Graubünden aus. Entsprechend war der April auch sehr
sonnig. Der Mai präsentierte sich von der trüben Seite.
Vor allem in den inneren Alpen und im Süden war es sehr
nass. Im Wallis fiel bis zu drei Mal so viel Regen wie im
langjährigen Mittel. Im Norden blieben die Temperatu-
ren leicht unter der Norm, während es im Süden etwas
zu warm war.
Sommer
Im Juni war es in der ganzen Schweiz wärmer als im
Mittel von 1961 bis 1990. Vom 8. bis 10. Juni herrschte
eine für diese Jahreszeit ungewöhnliche lang andau-
ernde Föhnlage. Der Föhn stiess teils bis über die nörd-
lichen Grenzen nach Deutschland vor. In den Föhnge-
bieten wurden am 9. Juni lokal bis über 30 Grad
gemessen. In den meisten Landesteilen fielen unter-
durchschnittliche Niederschlagsmengen. Nur im östli-
chen Mittelland und teils am Alpensüdhang wurden
übernormale Regenmengen gemessen. Der Juli 2010
gehört mit einem Wärmeüberschuss von 2,5 bis 3,0
Grad zu den wärmsten seit Messbeginn 1864. Es wur-
den Temperaturen bis über 35 Grad gemessen. Deut-
lich wärmer war nur der Juli 1983 und 2006. Viel Nie-
derschlag konnten im Wallis, am Alpennordhang und
im Nordosten registriert werden. Markante Nieder-
schlagsdefizite gab es im Westen und Süden. Die
Monatsmittelwerte der Temperaturen im August ent-
sprachen etwa den Normwerten, doch gab es inner-
halb weniger Tage grosse Schwankungen. Am
26. August erreichten die Höchstwerte 28 bis 32 Grad.
Am 30. August schneite es bereits bis unter 2000 m ü.M.
In den meisten Landesteilen fielen überdurchschnittli-
che Niederschlagsmengen.
Herbst
Im September war es etwas kühler als im Mittel der Peri-
ode 1961 bis 1990. Zu trocken war es im Westen, wäh-
rend am Alpennordhang und zum Teil im Tessin und
Graubünden Niederschlagsüberschüsse verzeichnet wur-
den. In den meisten Landesteilen wurden im Oktober
Niederschlagsdefizite registriert. Überdurchschnittliche
Niederschlagsmengen fielen vor allem in der Südschweiz.
Mehrheitlich war es leicht zu kalt. Insbesondere in den
mittleren Höhenlagen erreichte das Wärmedefizit ein
Grad und mehr. Der November präsentierte sich in den
Niederungen wärmer, in den Gipfellagen jedoch etwas
kälter als im Mittel. In den tieferen Lagen der Alpen-
nordseite resultierte im November ein Wärmeüberschuss
von 3,5 bis 4,5 Grad. Mehrheitlich fielen übernormale
Regenmengen, besonders auf der Alpensüdseite und im
Engadin.
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011
Abb. 1 | Die Blattentfaltung der Buche gehört zu den phänologischen Frühlingsphasen. (Foto: Meteoschweiz)
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 | Umwelt
229Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011
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1. Jura
Moutier 530 24.03. o 29.04. o 22.05. - 12.07. + 26.04. o 05.05. o 03.05. o 22.05. -- 02.09. o
L’ Abergement 660 23.03. o 18.04. o 25.05. o 23.04. o 29.04. o 26.04. o 22.05. -
Le Locle 1020 24.05. + 14.06. - 22.07. 12.05. o 01.06. + 25.05. + 24.06. o
Les Ponts-de-Martel 1120 26.04. + 26.05. + 25.06. + 17.05. o
2. Wallis/Rhonetal
Leytron 480 23.03. o 09.04. o 12.04. o 29.04. o 20.04. o 14.06. o 11.10. o
Fiesch 1100 23.03. - 04.05. o 26.05. o 02.07. o 28.04. o 13.05. o 21.06. o 23.08.
Les Plans-sur-Bex 1100
Gryon 1100 11.03. o 01.05. o 10.06. o 28.05. + 25.10. ++
St. Luc 1650 08.04. o 20.05. o 15.06. o 25.05. o 05.05. 30.05. 15.07. ++ 20.08. ---
3. Zentralschweiz
Sarnen 500 28.02. - 01.04. - 09.05. - 19.06. o 18.04. o 27.04. o 24.04. o 17.04. -- 27.06. 20.10. 05.09. +
Entlebuch 765 05.04. o 28.04. o 31.05. o 17.06. o 25.04. o 07.05. - 29.04. - 22.05. o 23.06. o 15.10. o 20.08. -
Escholzmatt 910 29.03. + 26.04. - 04.06. o 28.06. - 30.04. - 19.05. o 10.05. o 05.06. o
Gadmen 1205 22.05. o 09.06. o 07.06. o 23.06. -
4. Mittelland
Liestal 350 22.03. + 13.04. o 08.05. - 14.06. o 14.04. o 25.04. o 13.04. o 05.06. +
Cartigny 400 28.03. ++ 22.04. + 19.05. o 09.06. - 12.04. o 27.04. o 23.04. o 03.06. o 21.06. o 04.10. o
Rafz 515 23.03. o 19.04. o 21.05. o 23.06. o 22.04. o 30.04. o 26.04. o 22.06. o 15.10. o 07.09. +
Wiliberg 650 20.03. o 21.04. o 01.07. 22.04. o 30.04. - 28.04. o
Posieux 680 27.04. o 22.05. o 29.06. o 27.04. o 02.05. - 30.04. o 20.05. o
Wyssachen 850 25.03. o 28.04. o 22.05. o 28.06. o 28.04. o 12.05. o 28.04. - 22.05. -
5. Ostschweiz und Mittelbünden
Sargans II 480 06.04. ++ 12.04. o 17.05. o 14.06. o 16.04. o 20.04. o 23.04. o 26.05. + 18.06. o 22.10. o 22.10. ++
Wattwil, SG 625 30.03. + 29.04. o 23.05. o 28.04. o 08.05. o 29.04. o 22.05. o
Thusis 700 26.03. o 28.04. o 19.05. o 19.04. o 26.04. - 25.04. o 22.05. -
Seewis Dorf 960 20.03. - 10.05. + 05.06. o 26.04. o 11.05. o 30.04. - 04.06. o 18.09. o
Andeer 985 08.04. ++ 10.05. o 29.05. o 08.07. o 02.05. o 14.05. o 09.05. o 04.06. - 01.07. o 09.10. o 30.08. o
Wildhaus 1100 02.04. o 30.04. - 01.06. - 14.07. o 19.05. ++ 29.05. 04.06. - 14.09. o
Vals 1250 08.04. o 21.05. + 11.06. o 21.05. o 21.05. o 21.05. + 24.06. - 09.09. +
Davos-Dorf 1560 22.04. o 03.06. o 16.06. - 24.06. o 05.09. o
6. Engadin und Südbünden
Brusio-Piazzo 800 12.05. - 12.06. - 27.04. + 29.04. o 03.05. o 25.05. -
Stampa 1000 10.04. + 27.05. o 03.05. o 20.05. o 15.05. o
Martina 1050 09.04. o 06.05. o 09.06. + 06.05. - 23.06. o 21.09. ++
Scuol 1240 18.04. ++ 05.05. o 15.06. + 30.06. o 07.05. o 25.05. ++ 25.05. ++ 10.06. - 10.09. o
St. Moritz 1800 28.04. + 22.05. o 19.06. o 06.07. o 06.09. +
7. Tessin
Vira / Gambarogno 210 09.04. o 30.04. - 30.06. ++ 19.04. ++ 19.04. o 23.04. +++ 17.05. o 08.06. o
Cevio-Cavergno 430 05.04. o 16.04. o 16.05. o 14.04. + 27.04. + 24.04. + 23.05. - 12.06. o 01.10. o 20.09.
Prato-Sornico 750 28.04. o 12.06. ++ 26.06. ++ 28.04. + 25.04. + 25.04. + 21.06. ++
Vergeletto 1100 10.04. ++ 17.05. + 11.06. ++ 08.07. + 28.04. + 22.05. +++ 15.05. ++ 19.06. o
Legende zur Tabelle 1: --- neuer rekord -- sehr früh - früh o normal + spät ++ sehr spät +++ neuer rekordKeine Angabe: zu kurze Beobachtungsreihe oder keine phänologischen Beobachtungen durchgeführt.
230
Umwelt | Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010
Relativ normale Vegetationsentwicklung im Jahr 2010
Bei der Station Sent in Unterengadin konnten 2010 keine
phänologischen Beobachtungen durchgeführt werden.
Aufgrund des geringen Wärmeüberschusses im Jahr 2010,
kann das phänologische Jahr 2010 als mehr oder weniger
normal betrachtet werden. Lediglich der phänologische
Frühlingsbeginn war tendenziell etwas später als normal
und der phänologische Sommer etwas früher.
Frühling
Der phänologische Frühling 2010 kann als normal bis
spät bezeichnet werden. 64 % aller phänologischer Ein-
trittstermine gehören zur Klasse «normal», 23 % zu
Klasse «spät und sehr spät» und nur 13 % zur Klasse «früh
und sehr früh». In den tiefen Lagen der Alpensüdseite,
des Wallis und der Nordschweiz blühten die Haselsträu-
cher bereits im Februar (nicht in der Tabelle enthalten).
In den übrigen Höhenlagen und Regionen blühten die
Haseln im März. Der Huflattich blühte mehrheitlich Ende
März, Anfang April. Bei einigen Beobachtungs stationen
trat diese Phänophase entsprechend spät bis sehr spät
ein. Abgesehen von einigen Ausnahmen blühte der
Löwenzahn zum normalen Termin. Diese Aussage gilt
auch für die Blüte der Margerite, wobei sich späte und
sehr späte Termine in den Regionen Engadin, Südbünden
und Tessin häuften. Dieses Phänomen konnte auch bei
der Blüte der Obstbäume (Kirschen, Äpfel und Birnen)
beobachtet werden. Ausserordentlich spät fand die Blüte
der Obstbäume im Tessin statt mit zwei Extremwerten.
Noch nie so spät seit Beobachtungsbeginn wurde in Vira/
Cambarogno die Blüte der Birnbäume beobachtet und in
Vergeletto die Blüte der Apfelbäume. Der Grund der spä-
ten phänologischen Eintrittstermine dürfte auf den
geringen Wärmeüberschuss im Süden und Graubünden
im April und auf den trüben Mai zurückzuführen sein.
Sommer
Der phänologische Sommer ist in der Tabelle durch die
Blüte der Sommerlinde und der Weinrebe sowie durch
den Beginn der Heuernte charakterisiert. Er kann als
normal bis früh bezeichnet werden. 27 % aller phänolo-
gischen Eintrittstermine fallen in die Klasse «früh» und
«sehr früh». Der Klasse «normal» können 58 % und den
Klassen «spät» und «sehr spät» lediglich 15 % zugeord-
net werden. Bei der Blüte der Sommerlinde fällt wieder
auf – wie zum Teil im Frühling – dass im Tessin nur späte
Eintrittstermine registriert wurden. In den übrigen Regi-
onen herrschten die normalen Zeitpunkte vor. Relativ
häufig wurde mit der Heuernte früh begonnen. Hinge-
gen fand die Blüte der Weinrebe bei allen Beobach-
tungsstationen, die diese Phänophase beobachten, zum
normalen Zeitpunkt statt. Die mehrheitlich übernorma-
len Temperaturen im Sommer verursachten gebietsweise
die frühe Vegetationsentwicklung.
Herbst
Während es bei der herbstlichen Laubverfärbung und
dem Blattfall der Bäume ein einheitliches Bild ergab
(nicht in der Tabelle enthalten), wurden bei der Blüte der
Herbstzeitlose viele späte phänologische Eintrittster-
mine registriert. Lediglich in St. Luc (Wallis) wurde ein
neuer Rekordwert registriert. Dort fand seit Beginn der
Beobachtungen die Blüte der Herbstzeitlose noch nie so
früh statt. Solche Extremwerte sind jedoch mit Vorsicht
zu geniessen, da es sich eventuell um Beobachtungsfeh-
ler handeln könnte. Von welchen Einflussgrössen der
Zeitpunkt der Blüte der Herbstzeitlose abhängt, ist weit-
gehend unbekannt. Bei der Weinlese traten jedoch nur
normale Eintrittstermine ein, wie dies auch bei der Blüte
der Weinrebe beobachtet werden konnte.
Das phänologische Jahr 2010 ist gekennzeichnet
durch den eher späten phänologischen Frühling, den
tendenziell etwas früheren Sommer und durch die zu
normalen Zeitpunkt stattfindende Weinlese sowie durch
die zum Teil späte Blüte der Herbstzeitlose. n
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011
231
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 | Umwelt
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Phenological retrospective 2010
In 2010, the temperatures were only
slightly above the norm; therefore,
2010 was an average phenological
year. The spring however started late
at the time of coltsfoot flowering,
because of the cold temperatures
registered until mid March. The
following spring phenological phases
were observed on average dates. The
phenological summer 2010 can be
considered as normal or slightly early.
During summer, the temperatures were
sometimes above the norm. As it is
frequently observed, the phenological
autumn was inhomogeneous: the
phases were either early or late,
depending on the station.
Key words: phenology, seasonal
growth, meteorology, climate change.
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011
Retrospettiva fenologica dell’anno
2010
La temperatura annuale del 2010 ha
presentato uno scarto positivo minimo
rispetto alla norma e, di conseguenza,
un’evoluzione della fenologia vicino
alla media. L’inizio della fase fenolo-
gica primaverile, identificata con la
fioritura del Tussilago, è avvenuta un
po’ in ritardo, a causa delle tempera-
ture relativamente basse avute fino a
metà marzo, mentre le fasi fenologiche
più tardive del periodo primaverile
sono coincise, perlopiù, con le date
normali. Il periodo estivo, caratteriz-
zato da periodi con temperature sopra
la media, è risultato da normale a
precoce. Le fasi fenologiche autunnali
hanno presentato, come spesso accade
negli ultimi anni, un andamento irrego-
lare, cosicché numerosi stadi terminali
sono risultati anticipati o ritardati.
232 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 232–234, 2011
Die Verkaufszahlen von Pflanzenschutzmitteln (PSM)
werden in allen EU-Ländern schon seit längerem erfasst.
Allerdings lassen Änderungen dieser Daten kaum Rück-
schlüsse darauf zu, wie sich die agronomische Praxis in
den einzelnen Kulturen verändert hat. In vielen europä-
ischen Ländern wird deshalb schon seit längerem auch
der effektive Einsatz der einzelnen Wirkstoffe in den
wichtigsten Kulturen erhoben. Im November 2009 hat
das Europäische Parlament eine Statistikverordnung
zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (1185/2009) ver-
abschiedet. Diese Verordnung sieht vor, dass ab 2010
alle Mitgliedsstaaten für die wichtigsten Kulturen sol-
che Erhebungen durchführen und ab 2014 alle fünf
Jahre die Ergebnisse bekannt geben.
Die Erfassung des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes wird in der EU harmonisiert. (Foto: ACW)
Simon Spycher1, Ruth Badertscher2, Robert Baur1 und Otto Daniel1
1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil2Bundesamt für Landwirtschaft, Bundesamt für Landwirtschaft BLW, 3003 Bern
Auskünfte: Simon Spycher, E-Mail: simon.spycher@acw.admin.ch, Tel. + 41 44 783 62 96
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Entwicklungen in der EU und in der Schweiz
K u r z b e r i c h t
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Entwicklungen in der EU und in der Schweiz | Kurzbericht
233Agrarforschung Schweiz 2 (5): 232–234, 2011
Erfassung: grosse Unterschiede von Land zu Land
Die kulturspezifische Erfassung des PSM-Einsatzes ist
mit beträchtlichem Aufwand verbunden, denn die
Daten müssen von einer ausreichend grossen Stich-
probe einzelner Betriebe gewonnen werden. Der Nut-
zen dieser Erhebungen ist in den Ländern mit etab-
lierten Erfassungssystemen unbestritten. Wie eine
OECD-Umfrage im Jahr 2008 zeigte, hatten 13 von 20
befragten OECD-Ländern bereits Erfassungssysteme
und fünf planten solche aufzubauen (OECD 2009).
Tabelle 1 listet exemplarisch drei OECD-Länder und
einen amerikanischen Bundesstaat auf, in denen seit
längerem Erfassungssysteme etabliert sind.
Die längsten Datenreihen hat das Vereinigte König-
reich (UK), wo seit 1965 basierend auf Betriebsbesu-
chen Daten erhoben werden, die ab 1990 in einheitli-
chem Format vorliegen. Die Daten werden für eine
ganze Reihe von Fragestellungen genutzt (UK Pestici-
des Forum 2009):
•• Agronomie: zum Beispiel für das Resistenzmanage-
ment, die Beantragung von Ausnahmebewilligungen,
und die Einschätzung der Bedeutung einzelner
Pflanzenschutzstrategien.
•• Ökologie: zum Beispiel zur Verbesserung der Bepro-
bung von Oberflächengewässern und Grundwasser.
•• Anwenderschutz: zum Beispiel zur Evaluation, welche
Applikationstechniken bevorzugt werden.
Auch die USA haben seit 1990 ein System mit Farmbe-
suchen von so genannten «Enumerators» etabliert, das
auch von Industrieverbänden unterstützt wird. Mit
den Daten werden unter anderen IP-Massnahmen eva-
luiert, Wasserqualitätsdaten interpretiert, aber auch
Trends im Bereich Rückstände bewertet (Engelhaupt E.
2008 ). In den USA wird nicht nur der PSM-Einsatz
erfasst, sondern auch der Düngereinsatz, sowie eine
ganze Reihe pflanzenschutzrelevanter, landwirtschaft-
licher Massnahmen. Ein Spezialfall ist der Bundesstaat
Kalifornien, in dem seit 1990 eine Vollerfassung durch-
geführt wird, das heisst, dass jeglicher Pflanzenschutz-
mitteleinsatz aufgezeichnet und monatlich an die
Pflanzenschutzinspektoren der Bezirke gemeldet wer-
den muss.
In anderen Ländern, z.B. in Deutschland, läuft die
Erfassung über Fragebögen. Dank der Unterstützung
der Produzentenverbände hat sich das so genannte
«Netzwerk zur Ermittlung des Pflanzenschutzmitte-
leinsatzes in unterschiedlichen Naturräumen Deutsch-
lands (NEPTUN)» für die meisten Kulturen ebenfalls
gut etabliert, wobei für den Ackerbau ein System mit
so genannten Vergleichsbetrieben aufgebaut wurde.
In keinem Land werden Daten herausgegeben, die Rück-
schlüsse auf einzelne Gemeinden oder sogar Betriebe
zulassen. In Deutschland werden zudem nur Zahlen zu
Gruppen von Wirkstoffen publiziert, während in den
USA und im Vereinigten Königreich für jede Kultur die
Verbrauchszahlen der einzelnen Wirkstoffe über das
Internet zugänglich sind.
Umfrage, Betriebsbesuche oder Interneterfassung
Bezüglich der neuen EU-Verordnung hat die Eurostat in
einem Handbuch beschrieben, welche Anforderungen
die Erfassungsmethoden erfüllen müssen (Eurostat
2008), damit sie der Verordnung genügen. Die Methode
an sich, also ob Umfrage, Betriebsbesuche oder Erfas-
sung über das Internet, können die Mitgliedsstaaten sel-
ber wählen. Es ist also davon auszugehen, dass die Län-
der mit bestehenden Erfassungssystemen nur die
Auswertung an die EU-Vorgaben anpassen werden, aber
an der Erfassungsmethode keine grösseren Änderungen
vornehmen werden.
Auch in der Schweiz gibt es Daten zum PSM-Einsatz
in den unterschiedlichen Kulturen. Der grösste Daten-
satz wurde im 3-Seenprojekt erhoben (Keller und Amau-
druz 2005; Poiger et al. 2005). Von 1997 – 2003 wurde in
den Einzugsgebieten von Greifen-, Murten- und Bald-
eggersee auf ungefähr 1600 Parzellen der Einsatz von
PSM erhoben. Für den Ackerbau betreut die Agridea im
Tessin und in der Romandie schon seit 1992 ein Netz von
ungefähr 30 Betrieben und 500 – 700 ha je nach Jahr
(Dugon et al. 2010) und hat dadurch sehr interessante
Daten zum Zeitverlauf des PSM-Einsatzes erhoben. Auch
im Rahmen der nationalen Bodenbeobachtung (NABO)
werden auf etwa 50 Parzellen neben den Messungen der
Schadstoffgehalte in den Böden auch die Einträge ver-
schiedener Quellen bilanziert, was den Einsatz von PSM
mit einschliesst (Keller A. et al. 2008). Eine nationale
Lösung fehlte aber bisher für die Schweiz.
Vorgehen in der Schweiz
Die Verordnung über die Beurteilung der Nachhaltigkeit
in der Landwirtschaft (SR 919.118) schreibt vor, dass die
ökologische Beurteilung mit Indikatoren für den Stoff-
und Energieumsatz, die Emissionen umweltschädigen-
der Stoffe, die Ertragsfähigkeit der Böden, die biologi-
sche Vielfalt und die Nutztierhaltung vorgenommen
wird. Dieser Auftrag wird im Wesentlichen mit dem Pro-
jekt Zentrale Auswertung Agrar-Umweltindikatoren
(ZA-AUI) erfüllt. Die Forschungsanstalt Agroscope
Reckenholz-Tänikon ART bildet im Auftrag des Bundes-
amtes für Landwirtschaft BLW das Kompetenzzentrum
AUI. Mit der ZA-AUI werden unter Mitarbeit des Schwei-
zerischen AGRO-Treuhänder Verbandes (SATV), ART und
234
Kurzbericht | Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Entwicklungen in der EU und in der Schweiz
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 232–234, 2011
Literatur b Dugon J., Favre G., Zimmermann A. & Charles R., 2010. Pflanzenschutz-praxis in einem Ackerbaubetriebsnetz von 1992 bis 2004, Agrarforschung Schweiz 1 (11–12), 416–423.
b Engelhaupt E., 2008. Government pesticide and fertilizer data dropped. Environmental Science and Technology 42 (18), 6779–6780.
b Eurostat, 2008. A common methodology for the collection of pesticide usage statistics within agriculture and horticulture. Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities, 66 pp.
b Keller A., Rossier N. & Desaules A., 2005. Schwermetallbilanzen von Land-wirtschaftsparzellen der nationalen Bodenbeobachtung - NABO – Natio-nales Bodenbeobachtungsnetz der Schweiz, Schriftenreihe der FAL 54.
b Keller L. & Amaudruz M., 2005. Evaluation Ökomassnahmen Auswertung der Pflanzenschutzmittel-Verbrauchsdaten 1997 – 2003 in drei ausge-
wählten Seengebieten, Schlussbericht (Rev. 24.01.05). b OECD, 2009. OECD Survey on Countries' Approaches to the Collection and Use of Agricultural Pesticide Sales and Usage Data: Survey Results, OECD Environment, Health and Safety Publications, Series on Pesticides No. 47.
b Poiger T., Buser H. R. & Müller M. D., 2005. Evaluation der Ökomassnah-men und Tierhaltungsprogramme, Synthesebericht Bereich Pflanzen-schutzmittel. Agroscope FAW Wädenswil.
b UK Pesticides Forum, 2009. Pesticides in the UK - The 2009 report on the impacts and sustainable use of pesticides.
Agridea Daten von freiwillig teilnehmenden Betrieben
gesammelt. Diese Betriebe verwenden dafür die Soft-
ware Agro-Tech. In Agro-Tech können sämtliche nach-
weisrelevanten, produktionstechnischen Daten (ÖLN,
SwissGAP, u.a.) erfasst und ausgewertet werden. Das
Programm wird jährlich zwei Mal aktualisiert. Daten
zum PSM-Verbrauch können damit flächen- und kultur-
bezogen erhoben werden. Auch Aufwandmengen und
Anwendungszeitpunkte werden erfasst, nicht aber die
Art der Applikation. Agroscope ACW trägt die Metho-
denverantwortung für den Indikator Pflanzenschutzmit-
tel und wertet die Daten aus.
Die ZA-AUI befindet sich derzeit noch im Aufbau.
Erste Zahlen für das ÖLN-Jahr 2009 werden derzeit aus-
gewertet. Ab 2011 soll die Auswertung des Einsatzes von
PSM für die wichtigen Kulturen im Routinebetrieb lau-
fen. Mit ungefähr 2000 Parzellen deckt die ZA-AUI
bereits im ersten Jahr eine grössere Fläche ab als frühere
Studien in der Schweiz. Aber im internationalen Ver-
gleich ist der Anteil untersuchter Betriebe für alle Kultu-
ren klein. Daher sind vorerst nur für die flächenmässig
bedeutenden Ackerkulturen gesicherte Aussagen zu
erwarten. Mengenmässig werden im Ackerbau am meis-
ten PSM eingesetzt - im Vereinigten Königreich sind es
> 93% der ausgebrachten Menge und > 95% der behan-
delten Fläche (Eurostat 2008). Bei den Auswirkungen
von PSM spielen sowohl die ausgebrachte Menge als
auch die Wirkstoffeigenschaften eine Rolle, was bedeu-
tet, dass es sehr wertvoll wäre, mehr Betriebe mit pflan-
zenschutzintensiven Spezialkulturen für die ZA-AUI zu
gewinnen oder u.U. sogar gesonderte Erhebungen für
Spezialkulturen durchzuführen.
Ein Vorteil des in der Schweiz entwickelten Ansatzes
ist, dass man für die erfassten Kulturen jährlich Zahlen
erhebt. Dies erlaubt es, jährliche Schwankungen besser
von längerfristigen Trends zu unterscheiden. Gerade bei
Kulturen mit schwankendem Schaderregerdruck kann
das wichtig sein. Auch die gleichzeitige Erfassung ande-
rer Angaben wie Düngereinsatz, Ertrag etc. ist ein Vor-
teil der ZA-AUI, da viele Länder in ihren Erhebungspro-
grammen nur den Pflanzenschutz untersuchen. Mit der
Einbindung der PSM-Verbrauchserfassung in die zent-
rale Auswertung sollte es möglich werden, mit ver-
gleichsweise geringem Aufwand einen guten Überblick
über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der
Schweiz zu erhalten. n
Land/Bundesstaat Erfassungsmethode Verfügbare Daten Quelle
UKBetriebsbesuche (Feldkulturen alle zwei Jahre, Spezialkulturen alle vier Jahre)
1990 http://www.fera.defra.gov.uk/plants/pesticideUsage/
Deutschland Fragebogenauswertungen, Vergleichsbetriebe 2000 http://nap.jki.bund.de/index.php?menuid=6
USA Betriebsbesuche 1990http://www.nass.usda.gov/Statistics_by_Subject/ Environmental/index.asp
Kalifornien Vollerfassung (monatlich) seit 1990 1974 http://www.cdpr.ca.gov/docs/pur/purmain.htm
Tab. 1 | Ausgewählte Länder/Bundesstaaten mit etablierter Erfassung des Einsatzes von PSM. Die Jahreszahlen geben an, wie weit die im Internet verfügbaren Zeitreihen zurückgehen. Die Programme in einigen Ländern sind aber schon wesentlich älter (seit 1965 in UK und seit den 50er Jahren in Kalifornien).
235Agrarforschung Schweiz 2 (5): 235, 2011
Jürg Hiltbrunner zeigt im Kühlraum ganze Kisten mit
unzähligen Saatgut-Mischproben von Versuchen. «Hier
sind nur noch ein kleiner Teil von insgesamt mehreren
1000 aufbereiteten Proben gelagert», erklärt er, «und
warten darauf, noch auf gewisse Inhaltsstoffe unter-
sucht zu werden. Aus den neugezüchteten Pflanzen-
sorten sind mittels Feldversuchen die für die Schweiz
am besten geeigneten Sorten zu selektieren.» Mit der
Sortenprüfung übernehmen die je nach Saison bis zu
sechs Mitarbeitenden eine Vollzugsaufgabe1, welche
die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon
ART unter der Leitung der Schwesteranstalt Agroscope
Changins-Wädenswil ACW im Auftrag des Bundesamtes
für Landwirtschaft BLW umsetzt. «Die Vorgaben der Prü-
fung hinsichtlich der Anbau- und Verwendungseignung
sind in den Anhängen der Saat- und Pflanzgutverord-
nung für jede Kultur festgelegt», stellt Jürg Hiltbrunner
die Rechtslage klar.
Sortenprüfung verteilt sich auf die ganze Schweiz
Die verschiedenen Ackerkulturen werden in den für sie
geeigneten Anbaugebieten, verteilt über die ganze
Schweiz, im Feld geprüft. Der Umfang der Versuchs-
standorte wird auch auf die Bedeutung der Kultur abge-
stimmt. Die Publikation der Sortenliste ist der jährlich
wiederkehrende Abschluss eines Prüfzyklus. «Bis es eine
Sorte auf diese Liste schafft, vergehen je nach Kultur
zwischen zwei bis fünf Jahre», erklärt Jürg Hiltbrunner
mir die zeitliche Dimension der Sortenprüfung – eine
langwierige Zuchtarbeit.
Forscherherz schlägt für Nachhaltigkeit
Hinzukommt die Mitarbeit des 37-jährigen Familien-
vaters in den verschiedenen technischen Kommis-
sionen von Swiss granum (Ölsaaten, Brotgetreide,
Futter getreide und Eiweisspflanzen). Der Pflanzenwis-
senschaftler schätzt seinen vielseitigen Arbeitsinhalt
heute sehr. Ursprünglich hatte sein Forscherherz für die
Idee der nachhaltigen Unkrautregulierung geschlagen.
Dieses Interesse führte ihn nach dem selbstfinanzier-
ten Studium an der ETH zunächst ans CABI (Centre for
Agricultural Bioscience International) nach Delémont
und von dort zu ART. Dem Nachhaltigkeitsgedanken
verpflichtet freut sich Jürg Hiltbrunner, dass die Ent-
wicklung von Alternativkulturen einen Beitrag zur (Bio-)
Diversität in der Schweizer Landwirtschaft / im Schwei-
zer Ackerbau leisten kann. Interessant findet er deshalb
die aktuellen Projekte zu Öllein, Mohn und Hirsearten
(Rispenhirse und Sorghum). Bei diesen Kulturen werden
nebst Sortenversuchen auch solche zur Anbautechnik
und Düngung durchgeführt.
Seinen landwirtschaftlichen Wurzeln und der Natur
bleibt Jürg Hiltbrunner auch bei seinen Freizeitinteres-
sen treu: Wandern und Garten. Einzig Schlafen sei als
Freizeitbeschäftigung noch hinzugekommen, was bei
drei kleinen Kindern – alle sind jünger als fünf Jahre –
denn auch verständlich scheint.
Etel Keller-Doroszlai, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-
Tänikon ART, 8356 Ettenhausen
Jürg Hiltbrunner: Fast an jeder Sortenliste beteiligt
P o r t r ä t
1 Mit Ausnahme der Sortenprüfung für Kartoffeln
236
Einladung
Agroscope Changins-Wädenswil ACW und die «International Society for Horticultural Science (ISHS)» freuen sich, Sie
zum «1st International Symposium on Medicinal, Aromatic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas» ein-
zuladen. Dieses Symposium findet vom 5. bis 9. Juli 2011 in der Schweiz in Saas Fee statt und ist an Personen gerichtet,
die in der Forschung, Produktion und Bildung tätig sind.
Das Ziel des Symposiums ist es, neuste Informationen aus der Wissenschaft über den Anbau und die Nutzung von
Pflanzen aus dem Berggebiet zu präsentieren und zu diskutieren - Pflanzen, die in Medikamenten sowie als Aroma-
stoffe und Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln Verwendung finden. Die in höheren Lagen gedeihenden Wildpflanzen
sind im allgemeinen reich an sekundären Inhaltsstoffen und wurden seit Jahrhunderten zu Heilzwecken gesammelt.
Doch der Bedarf an einigen dieser Pflanzen ist in den letzten Jahren gestiegen, daher kann die Nachfrage nur über
deren professionellen Anbau gewährleistet werden. Zudem erlaubt ein solcher Anbau eine nachhaltige Produktion
mittels optimalen Anbaubedingungen und angepassten Genotypen mit gewünschtem phytochemischem Profil, das
durch Domestikation und Züchtung erzielt wurde. Damit können natürlicherweise vorkommende Pflanzenpopulati-
onen geschützt werden.
Mehr als 100 Vorträge und Poster werden von Forschenden aus der ganzen Welt von Korea bis Argentinien in vier
Sessionen präsentiert: 1) Genetische Ressourcen und Botanik, 2) Domestikation, Züchtung und markergestützte
Selektion, 3) Anbau, Pflanzenschutz und Ernte und 4) Nachernte-Verfahren wie Trocknung, Extraktion und Produkt-
herstellung. Das Symposium wird in Englisch gehalten, ohne Übersetzung.
Weitere Infos unter: http://www.agroscope.admin.ch/mapmountain/index.html?lang=en
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 236–239, 2011
Aktuelles
A k t u e l l e s
6th – 9th July 2011 / Saas-Fee, Switzerland
1st International Symposium on Medicinal, Aromatic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas
Organising Committee
CARLEN Christoph, ConvenorAgroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, Switzerland BAROFFIO CatherineAgroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, SwitzerlandVOUILLAMOZ JoséAgroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, SwitzerlandCHASSOT Chantal, Symposium Secretary Agroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, Switzerland
Scientific Program
July 5 : Arrival at Saas-Fee, evening receptionJuly 6 to 8 : Oral presentations and postersJuly 9 : Botanical excursion
www.agroscope.admin.ch/mapmountain
Federal Departmentof Economic Affairs FDEAAgroscope Changins-WädenswilResearch Station ACW
Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra
Swiss Confederation
Aktuell
237
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 236–239, 2011
N e u e P u b l i k a t i o n e n
A k t u e l l
ALP aktuell 39
Flüssigfütterungsanlagen sind weitverbreitet in der
Schweinefütterung, bieten sie doch verschiedene Vor-
teile. Zum Beispiel ist es einfach, betriebseigene Produkte
oder Nebenprodukte aus der Lebensmittelindu strie in
eine Futterration zu integrieren. Die Flüssigfütterungs-
anlage erlaubt, Futterkosten tief zu halten und ver-
leiht grosse Flexibilität in vielerlei Hinsicht. So ist eine
Phasenfütterung möglich oder man kann die Zusam-
mensetzung der Ration, je nach Verfügbarkeit der ver-
schiedenen Futterkomponenten, rasch anpassen. Doch
jede Medaille hat eine Kehrseite. Feuchte oder flüssige
Futtermittel sind leichtverderblich und stellen entspre-
chend hohe Anforderungen an Lagerung und Hygiene.
Betriebe mit Flüssigfütterungsanlagen haben ein deut-
lich höheres Risiko für Tierverluste. Das vorliegende
Merkblatt zeigt auf, wie dieses Risiko gemindert werden
kann und behandelt die Punkte
•• Umgang mit den Biofilmen
•• Mikrobiologischer Orientierungswert
•• Anzustrebende Hygiene-Werte in der
•• Futtersuppe
•• Hygienekonzept
•• Schwachpunkte von Flüssigfütterungsanlagen
•• Ungünstige mikrobiologische Qualität
•• der Suppe
Peter Stoll,
Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP
Hygiene in Flüssig-fütterungsanlagen für Schweine
ART-Bericht 743
Kühe der Eringerrasse sind für ihr ausgeprägtes Kampf-
verhalten bekannt. Deshalb stellt diese Rasse hohe
Anforderungen an den Winterauslauf in Gruppen und
an die Laufstallhaltung. Zwei experimentelle Untersu-
chungen auf Praxisbetrieben im Wallis sollten hier ver-
tiefte Erkenntnisse liefern. Geprüft wurde, wie sich
einerseits bei Anbindehaltung die Länge des Intervalls
zwischen zwei Tagen mit Auslauf und anderseits bei
Laufstallhaltung die Dauer der Trennung einer Kuh von
der Herde auf das Kampfverhalten und die damit ver-
bundenen Verletzungen auswirken. Die Ergebnisse
führen zum Schluss, dass das Intervall zwischen den
Tagen mit Auslauf bei Eringerkühen nicht länger als
drei Tage dauern sollte. Im Laufstall war die Häufigkeit
von Kämpfen bei der Wiedereingliederung von der
Dauer der Trennung einer Kuh von der Herde abhängig.
Hier zeigt sich, dass eine möglichst kurze Dauer anzu-
streben ist. Interessanterweise war die Stressbelastung
für die Tiere während der Trennungsphase grösser als
bei ihrer Wiedereingliederung in die Herde. In einer
dritten Untersuchung wurde überprüft, ob sich die Hal-
tungsbedingungen von Eringerkühen während der
Winterfütterungsperiode auf das Kampfverhalten
beim Zusammenführen der Herden zu Beginn der
Alpung auswirken. Es zeigte sich, dass weder der regel-
mässige Winterauslauf von Tieren in Anbindehaltung
noch die Laufstallhaltung einen negativen Einfluss auf
die Gewinnchancen bei Rangkämpfen auf der Alp
haben.
Isabelle Castro, Rudolf Hauser und Beat Wechsler,
Bundesamt für Veterinärwesen, Zentrum für
tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine; ART
Impressum
Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART
Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 90doku@art.admin.chDownloads: www.agroscope.ch
ISSN 1661-7568
ART-Bericht 743
Haltung von Eringerkühen
Anbindehaltung mit regelmässigem Auslauf und Laufstallhaltung
Autorinnen und Autoren
Isabelle Castro, Rudolf Hauser,BeatWechsler, Bundesamt fürVeterinärwesen, Zentrum fürtiergerechte Haltung:Wiederkäuerund Schweine;ARTrudolf.hauser@art.admin.ch
Februar 2011
Kühe der Eringerrasse sind für ihr ausge-prägtes Kampfverhalten bekannt. Deshalbstellt diese Rasse hohe Anforderungenan den Winterauslauf in Gruppen und andie Laufstallhaltung. Zwei experimentelleUntersuchungen auf Praxisbetrieben imWallis sollten hier vertiefte Erkenntnisseliefern. Geprüft wurde, wie sich einerseitsbei Anbindehaltung die Länge des Inter-valls zwischen zwei Tagen mit Auslaufund anderseits bei Laufstallhaltung dieDauer der Trennung einer Kuh von derHerde auf das Kampfverhalten und diedamit verbundenen Verletzungen auswir-ken.Die Ergebnisse führen zum Schluss, dassdas Intervall zwischen den Tagen mit Aus-lauf bei Eringerkühen nicht länger als dreiTage dauern sollte. Im Laufstall war die
Häufigkeit von Kämpfen bei der Wieder-eingliederung von der Dauer der Trennungeiner Kuh von der Herde abhängig. Hierzeigt sich, dass eine möglichst kurze Daueranzustreben ist. Interessanterweise wardie Stressbelastung für die Tiere währendder Trennungsphase grösser als bei ihrerWiedereingliederung in die Herde.In einer dritten Untersuchung wurde über-prüft, ob sich die Haltungsbedingungenvon Eringerkühen während der Winterfüt-terungsperiode auf das Kampfverhaltenbeim Zusammenführen der Herden zuBeginn der Alpung auswirken. Es zeigtesich, dass weder der regelmässige Winter-auslauf von Tieren in Anbindehaltung nochdie Laufstallhaltung einen negativen Ein-fluss auf die Gewinnchancen bei Rang-kämpfen auf der Alp haben.
Abb. 1: Eringerkühe zeigen ausgeprägtes Kampfverhalten, mit dem sie ihre Rangpositionin der Herde klären (Fotos: ART).
Haltung von Eringerkühen
238
M e d i e n m i t t e i l u n g e n
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
Aktuell
M e d i e n m i t t e i l u n g e n
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 236–239, 2011
20.04.2011 / BLWBernard Lehmann wird neuer Direktor des Bundes-amts für Landwirtschaft Auf Antrag von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann,
Vorsteher des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdeparte-
ments (EVD), hat der Bundesrat am 20. April 2011
Bernard Lehmann zum neuen Direktor des Bundesamts
für Landwirtschaft (BLW) ernannt. Bernard Lehmann, der
auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, beim Bauernver-
band gearbeitet hat und heute als ETH-Professor wirkt,
nimmt seine neue Tätigkeit am 1. Juli 2011 auf. Er über-
nimmt die Nachfolge von Manfred Bötsch, der per Ende
Juni auf eigenen Wunsch sein Amt abgibt, um eine neue
Herausforderung ausserhalb des BLW anzunehmen.
19.04.2011 / ARTLandwirtschaftliche Einkommen sinken 2010 Erste Trendschätzungen für das Jahr 2010 zeigen ein tie-
feres landwirtschaftliches Einkommen als im Vorjahr.
Gemäss den provisorischen Ergebnissen beträgt das
Einkommen pro Betrieb rund Fr. 56 000.– gegenüber
Fr. 60 000.– im Jahr zuvor. Sinkende Produzentenpreise
und tiefere Erträge können nicht aufgefangen werden
durch höhere Direktzahlungen und tiefere Kosten. Der
Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft wird auf knapp
Fr. 40 000.– geschätzt.
18.04.2011 / ACW Agroscope ACW lanciert «Mattmark», die erste Sorte der Anti-Stress-Pflanze Rhodiola rosea Rhodiola rosea, der Rosenwurz ist eine begehrte Arznei-
pflanze und bekannt für ihre beruhigende und vitalisie-
rende Wirkung. Um Wildbestände zu schonen, hat die
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
die weltweit erste anbaufähige Sorte gezüchtet. Sie
heisst «Mattmark» und stammt aus Rosenwurz, das im
Saas-Tal im Kanton Wallis wächst. Sie weist einen hohen
Wirkstoffgehalt auf (Salidrosid und Rosavin) und wächst
schnell, was gute Aussichten für eine landwirtschaftliche
Produktion bedeutet.
04.04.2011 / ACWBio-Methode gegen Feuerbrand im Feldversuch Das Bakterium Pantoea agglomerans gilt in Nordame-
rika und Neuseeland als effektive Bio-Methode gegen
Feuerbrand-Bakterien. Es besetzt bei Apfel- und Birn-
bäumen die Lebensbereiche des Feuerbrand-Erregers
und verhindert so eine Infektion der Nutzpflanzen. Doch
kann das Bakterium unter Schweizer Verhältnissen Feu-
erbrand bekämpfen? Könnten Experten der Forschungs-
anstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW diese
Frage bejahen, wäre dies ein wichtiger Schritt auf dem
Weg zu einer neuen Bio-Methode gegen Feuerbrand.
02.04.2011 / SNGPlattform für die Pferdezucht Anlässlich des sechsten Tages der Pferdezucht, haben
sich am 2. April 2011 über 2500 Personen im Hof des
Schweizerischen Nationalgestüts SNG eingefunden. Der
Anlass, an dem sich über 200 Pferde 30 verschiedener
Rassen präsentierten, ist jedes Jahr eine einmalige Platt-
form für die Pferdezucht und für die gesamte Pferde-
branche.
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
Aktuell
239
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Agrarforschung Schweiz 2 (5): 236–239, 2011
V e r a n s t a l t u n g e n
Juni 2011
05.06.2011Breitenhoftagung 2011, Treffpunkt der Steinobst-brancheAgroscope Changins-Wädenswil ACWSteinobstzentrum Breitenhof, Wintersingen
15. – 16.06.2011Agrartechniktage Tänikon Agroscope Reckenholz-Tänikon ARTTänikon
17. – 19.06.2011Nutri11Gemeinsame Veranstaltung des Landwirtschaftlichen Instituts Grangeneuve (LIG), der Agroscope Liebe-feld-Posieux ALP, Vetsuisse Bern und der Schweiz. Hochschule für Landwirtschaft (SHL)Posieux
Juli 2011
06. – 09. 07.2011International Symposium on Medicinal, Aromatic and Nutraceutical Plants from Mountainous AreasInternational Society for Horticultural Science (ISHS) und Agroscope Changins-Wädenswil ACWSaas-Fee
August 2011
20.08.2011Güttingertagung 2011Agroscope Changins-Wädenswil ACW und BBZ ArenenbergVersuchsbetrieb Güttingen, Güttingen TG
30. – 02.09.2011EAAE 2011 Congress XIIIth Congress of the European Association of Agricultural EconomistAgroscope Reckenholz-Tänikon ART und IED-ETHETH Zürich Hauptgebäude
I n t e r n e t l i n k s
Global Learning and Observations to Benefit the Environment (GLOBE)
www.globe-swiss.ch
1994 ist GLOBE in den USA unter dem Patronat des dama-
ligen Vizepräsidenten Al Gore lanciert worden. Der För-
der-Verein GLOBE Schweiz wurde 2009 gegründet.
Das Ziel von GLOBE ist eine weltweite Vernetzung
und Zusammenarbeit von SchülerInnen, Lehrpersonen
und ForscherInnen sowie weiterer Interessierten zuguns-
ten eines besseren Verständnisses über die Zusammen-
hänge in unserem System Erde, deren nachhaltige Erhal-
tung und Verbesserung, und dies auf lokaler, regionaler
und globaler Ebene.
Juni 2011 / Heft 6
•• Rohproteingehalte in Schweinefutter: Bestandesaufnahme
2008, Annelies Bracher und Peter Spring; ALP und SHL
•• Projekt «Weidekuh-Genetik»: Produktion, Fruchtbar-
keit und Gesundheit, Valérie Piccand et al. SHL, ALP
und Universität Zürich
•• Sortenprüfung Wiesenschwingel: Bewährungsprobe für
alt und neu, Daniel Suter et al. ART und ACW
•• Extension Obst – massgeschneiderte Forschung und
Entwicklung im Dialog mit der Praxis, Simon Egger und
Heinrich Höhn ACW
•• Krankheiten beim Winterweizen: Einfluss des Anbau-
systems und Auswirkungen auf den Ertrag, Raphaël
Charles et al. ACW
•• Klimastrategie Landwirtschaft, Martina Wiedemar und
Daniel Felder BLW
•• Forschung und Beratung für Frauen in der Landwirtschaft,
Ruth Rossier und Rita Helfensberger; ART und Agridea
•• Problemorientierte Systemforschung – ein Blick auf
Agroscope, Paul Steffen ART
Ammoniakemissionen sind Teile des Nährstoffkreislaufs in der Tierproduk tion. Durch verminderte Rohprotein gehalte im Schweinefutter und Phasenfütterung kann die Landwirtschaft bereits an der Quelle emissionsmindernde Massnahmen um-setzen. Die SHL und Agroscope Liebefeld-Posieux ALP haben eine Bestandesauf-nahme der Fütterungspraxis in der Schweiz durchgeführt.
V o r s c h a u
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Mittwoch/Donnerstag, 15./16. Juni 2011
Tänikoner AgrartechniktageForschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Tänikon, Ettenhausen TG
Themen• Trends und Aussichten der Agrartechnikbranche• Motortuning bewirkt hohe Emissionen• Sensoren retten Wild vor Mahd• Roboter füttert Milchvieh automatisch• Spritspar.at – Österreichische Inititative zum Sprit-sparen
• Ansatzpunkte zur Verbesserung der über-betrieblichen Zusammenarbeit
PatronatAgrartechnikforum Schweiz
TagungsortForschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART,Refental, Tänikon, CH-8356 Ettenhausen TG
Detailprogramm und Anmeldung:www.agroscope.ch >Veranstaltungen
inserat_a5_agrartechnik.indd 1 25.03.2011 10:53:55
Sonntag, 5. Juni, 9.30 Uhr
Breitenhof-Tagung 2011Steinobstzentrum Breitenhof in Wintersingen BL
ReferateBegrüssung zur Breitenhof-Tagung•Jean-Philippe Mayor, Direktor AgroscopeChangins-Wädenswil ACW
Ausblick auf die Schweizer Steinobsternte und Vermarktung 2011•Hansruedi Wirz, Früchtezentrum Basel
Betriebsrundgang«Blue Lamp» – mit dem neuen Test die Sharka im Visier!•Möglichkeiten und Grenzen der Zwetschgen-Ausdünnung•Kirschenfliege – aktuelle Bekämpfung und Perspektiven•
Ausstellung und Infostände
Informationen – Gespräche – Gemütlichkeitwww.agroscope.ch
EidgenössischesVolkswirtschaftsdepartement EVDForschungsanstaltAgroscope Changins-Wädenswil ACW
Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra
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