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1

Herausforderungen für Familien heute

und ihre Bedeutung für gesundes

Aufwachsen

Prof. Dr. Sabine Walper

Deutsches Jugendinstitut e.V.

Vortrag auf der Gesundheitskonferenz 2015: „Familien stärken! Gesundheit von Familien in München fördern“, München, 28.10.2015

2

Überblick

(1) Familien heute: Ausgewählte Trends

(2) Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern

(3) Die Bedeutung des Familienklimas im Kontext anderer Einflüsse: AID:A II-Befunde zu „Lückekindern“

(4) Fazit

Walper, 28.10.2015

3

Überblick

(1) Familien heute: Ausgewählte Trends

(2) Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern

(3) Die Bedeutung des Familienklimas im Kontext anderer Einflüsse: AID:A II-Befunde zu „Lückekindern“

(4) Fazit

Walper, 28.10.2015

4

Aufwachsen heute

Individualisierung und die Pluralisierung der Familienformen

Walper, 28.10.2015

5

Schwindende Bedeutung der Ehe

Quelle: Datenreport 2013, S. 65

Walper, 28.10.2015

6

Rohe Eheschließungs- und

Scheidungsziffern (Anzahl pro 1000 Einwohner)

für Europa 1970 - 2009

Walper, 28.10.2015

7

Verhältnis von

Scheidungs- zu

Eheschließungsraten

2010 in Europa:

Deutschland mit 49 Scheidungen auf 100 Eheschließungen leicht über dem EU-27-Durchschnitt (44:100)

Belgien Spitzenreiter (71:100)

Tiefstwerte für Irland (15:100) und Türkei (20:100)

Walper, 28.10.2015 https://www.allianz.com/v_1339501982000/media/press/document/

other/allianz-dp-grafik-schdgsrt-dt.pdf

8

Hohe Akzeptanz von Scheidung

Walper, 28.10.2015

Quelle: Datenreport 2013, S. 65

9

Anteil nichtehelicher Geburten nach Kreisen (2012)

Hohe Quoten

nicht-ehelicher

Geburten vor

allem in den

neuen Bundes-

ländern (> 60%)

Trennungsrisiko

für Eltern in neLG

in den ersten vier

Lebensjahren des

Kindes: 21%

Walper, 28.10.2015

Quelle: Max-Plank-Gesellschaft für

demographische Forschung: „Nicht

eheliche Geburten: Deutschland

auf Dauer geteilt“.

Pressemitteilung 24.7.2014

10

Verteilung der Familienformen mit

minderjährigen Kindern 1996, 2005 und 2011

Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Darstellung https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/HaushalteFamilien/Tabellen/Familienformen.html

81,4 74,8 71,2

4,8 7,7

9,2

13,8 17,6 19,7

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

1996 2005 2011

Alleinerziehende

NEL

Ehepaare

90% Mütter

Walper, 28.10.2015

14

Multiple Übergänge und Stieffamilien als Entwicklungskontext

Anteil der minderjährigen Kinder in Kernfamilien, Familien mit alleinerziehendem Elternteil und Stieffamilien:

Steinbach (2008)

Datenbasis: GGS,

2.708 Haushalte

mit Kindern <18 J.

in Deutschland

Walper, 28.10.2015

15 Walper, 28.10.2015

Der Familienbegriff hat sich erweitert

Quelle: Monitor Familienleben 2012, S. 41

16

Aufwachsen heute

Individualisierung und die Pluralisierung der Familienformen

Wandel der Geschlechterrollen: Gleichstellungs-Ideal vs. -Realität

Walper, 28.10.2015

17

55,3%

50,6%

49,8%

25,2%

29,2%

32,8%

13,8%

15,7%

11,6%

5,7%

1,8%

4,4%

0,0%

1,5%

0,7%

0,0%

1,2%

0,7%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Hauptschule

Mittlere Reife

(Fach)Abitur

Ein Vater sollte genauso stark in die Erziehung und Pflege eines Kindes einbezogen sein, wie eine Mutter.

Stimmt voll und ganz zu Stimmt überhaupt nicht

Einstellungen von Vätern zu Geschlechterrollen in der

innerfamiliären Arbeitsteilung:

Walper, 28.10.2015

(Quelle: AID:A-Survey II/DJI 2013-2015 Li/Zerle-Elsäßer)

18

(Un)Zufriedenheit mit der Zeitverwendung in Bereichen der Work-Life-Balance

nach Geschlecht (in Prozent)

21 20

55

65

55

4439

43

60 59

…zu wenig Zeit für die Kinder

…zu viel Zeit für den Beruf

…zu wenig Zeit für den Partner

…zu wenig persönliche

Freizeit

…zu wenig Zeit für die Freunde

Mütter Väter

(Quelle: AID:A-Survey/DJI 2009; Jurczyk)

Walper, 28.10.2015

19

Nicht genug Zeit mit dem Vater aus Kindersicht

Walper, 28.10.2015

Quelle: BMFSFJ, 8. Familienbericht, S. 44

20

Aufwachsen heute

Individualisierung und die Pluralisierung der Familienformen

Wandel der Geschlechterrollen: Gleichstellungs-Ideal vs. -Realität

Entgrenzung der Erwerbsarbeit

berufliche Mobilität,

Verfügbarkeitserwartungen,

Intensivierung der Arbeit

Walper, 28.10.2015

21

An Sonn- und Feiertagen erwerbstätige Mütter und Väter

1996 und 2009

Walper, 28.10.2015

22 Walper, 28.10.2015

Überfordernder Alltag in

starren/alten Infrastrukturen und Leistungssystemen

„… Wenn nichts mehr zusammenpasst“ - Doppelte Entgrenzung als Zeitdiagnose

• Müttererwerbstätigkeit

• Druck auf Employability

• Flexible Arbeitszeiten

• berufliche Mobilität

• Verfügbarkeitserwartungen

• Intensivierung der Arbeit

• Prekäre Arbeitsverhältnisse

• Vielfalt von Familienformen

• egalitärere Geschlechterrollen

• wachsende Ungleichheit und Diversität

• Förder-/Bildungsdruck

• Individualisierung der Kinder

• Anforderungen an „verantwortete“ Elternschaft

Familie Arbeitswelt

Entgrenzte Arbeit & entgrenzte Familie

Lebensrealität von Familien und Kindern kein Gestaltungsmaßstab

23

Erschöpfte Eltern?

Eltern „am Limit“: Erschöpfung, zunehmender Burnout von Müttern und Vätern

Kinder im Zentrum

(Jurczyk et al. 2009, Borchard et al. 2008; Müttergenesungswerk 2012, IfD 2011)

Walper, 28.10.2015

24

Aufwachsen heute

Individualisierung und die Pluralisierung der Familienformen

Wandel der Geschlechterrollen: Gleichstellungs-Ideal vs. -Realität

Entgrenzung von Erwerbsarbeit

Kontinuität soziale Disparitäten

Walper, 28.10.2015

25

Aufwachsen heute

20. Jahrhundert: „Jahrhundert des Kindes“ (E. Key)

Stärkung der Kinderrechte (UN-Kinderrechtskonvention)

Wandel der Geschlechterrollen: Gleichstellungsideal vs. -realität

Individualisierung und die Pluralisierung von Familien(formen)

Starker Einfluss sozialer Disparitäten

Walper, 28.10.2015

26

Einkommensarmutsrisiko von verschiedenen Haushaltstypen

in Deutschland, 2005 bis 2011

Walper, 28.10.2015

27

„Bestens mit den Eltern auskommen“

nach sozialer Schichtzugehörigkeit

Quelle:

Shell-Jugendstudie

2006, S. 60 0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

Unterschicht Mittelschicht Oberschicht

Walper, 28.10.2015

28

Vereinsmitgliedschaft von Kindern (6 bis 11 Jahre)

je nach sozialer Herkunft

42

64

78

88

95

58

36

22

12

5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Unterschicht Untere Mittelschicht

Mittelschicht Obere Mittelschicht

Oberschicht

Vereinsmitgliedschaft keine Vereinsmitgliedschaft

Quelle: Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision Kinderstudie 2010, Angaben in Prozent

Walper, 28.10.2015

29

Aufwachsen heute

Individualisierung und die Pluralisierung der Familienformen

Wandel der Geschlechterrollen: Gleichstellungs-Ideal vs. -Realität

Entgrenzung von Erwerbsarbeit

Kontinuität soziale Disparitäten

Zunehmende Institutionalisierung der Kindheit

Walper, 28.10.2015

30

Ganztagsschule

Walper, 28.10.2015

32,2 % der Schüler und Schülerinnen nahmen 2012/13 am Ganztagsbetrieb teil (Grundschule & Sek I)

Quelle: Klemm im Auftrag der

Bertelsmannstiftung 2014:

Ganztagsschulen in Deutschland,

S. 13

31

Aufwachsen heute

Individualisierung und die Pluralisierung der Familienformen

Wandel der Geschlechterrollen: Gleichstellungs-Ideal vs. -Realität

Entgrenzung von Erwerbsarbeit

Kontinuität soziale Disparitäten

Zunehmende Institutionalisierung der Kindheit

Demokratisierung der Familie: Wandel der Erziehung

Gesetzliche Verankerung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung im Jahr 2000 (§ 1631 Abs. 2 BGB)

Walper, 28.10.2015

32

Quelle: Reuband (1997, S.134)

Wandel der Erziehungsziele 1950-1995

Kindheit heute: Veränderte familiale Lebenswelt

Das Erziehungsklima in Familien wird liberaler und kindzentrierter Walper, 28.10.2015

33

Rückgang:

Konformität als Erziehungs-ziel (Gehorsam und Unterordnung)

Autoritäre Haltung

Körperliche Bestrafung

Zunahme:

Selbstentfaltung als Erziehungsziel (Selbst-ständigkeit und freier Wille)

Nachgiebigkeit

Liebevolle Zuwendung

Wandel der Erziehung

Wandel des Eltern-Kind-Verhältnisses:

vom Befehls- zum Verhandlungshaushalt

Schneewind & Ruppert (1995)

Walper, 28.10.2015

34

Daten zum Kinderschutz: Misshandlungen in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS)

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

5,0

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Opfer bei Misshandlungen von Schutzbefohlenen nach Altersgruppen (Deutschland; 1995-2010; Angaben pro 10.000 der altersentsprechenden Beölkerung)

Unter 6 J. 6 bis unter 14 J.

Lesehinweis: Nach Aussagen der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention (2007) ist die Misshandlung von Schutzbef ohlenen die strafrechtliche Grundlage für Gewalt gegen Kinder.Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik; zusammengestellt und berechnet Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik

Walper, 28.10.2015

35 Walper, 28.10.2015

Daten zum Kinderschutz: Hilfen zur Erziehung (HZE)

129,3139,2

146,4 151,3162,9

226,0

261,1271,1

280,8289,1

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Begonnene Leistungen für ausgewählte Hilfen zur Erziehung bei Kindern im Alter von unter 6 Jahren

(Deutschland; 2002-2011; Angaben pro 10.000 der unter 6-Jährigen)

36

Aufwachsen heute

Individualisierung und die Pluralisierung der Familienformen

Wandel der Geschlechterrollen: Gleichstellungs-Ideal vs. -Realität

Entgrenzung von Erwerbsarbeit

Kontinuität soziale Disparitäten

Zunehmende Institutionalisierung der Kindheit

Demokratisierung der Familie: Wandel der Erziehung

Hohe subjektive Bedeutung der Familie

Walper, 28.10.2015

37

Prozentualer Anteil der jungen Erwachsenen in West-

und Ostdeutschland mit der Überzeugung

„Man braucht eine Familie zum Glück “

Quelle:

Datenreport

2011, S. 45

Walper, 28.10.2015

38

„Wenn Sie mal daran denken, was Sie im Leben eigentlich anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?“

12- bis 25-Jährige (N = 2.532); 15. Shell Jugendstudie 2006, S. 177

Walper, 28.10.2015

39

Die Lebensqualität der Kinder in Deutschland:

Ergebnisse der 3. World Vision Kinderstudie (Hurrelmann, K., Andresen, S., Schneekloth, U., & Pupeter, M., 2014)

Bedeutung der Familie: Trotz aller Wandlungstendenzen ist die Familie für Kinder nach wie vor der konkurrenzlos wichtigste soziale Heimathafen.

Kinder in Deutschland berichten in der großen Mehrheit positiv oder sehr positiv über ihr eigenes Wohlbefinden. Das Fundament hierfür bildet die in der eigenen Familie erlebte Geborgenheit, Fürsorge und Berechenbarkeit, gepaart mit einer aktiven Zuwendung durch ihre Eltern.

Zentral aus der Sicht der befragten sechs- bis elfjährigen Kinder ist, dass ihre eigene Meinung wertgeschätzt und nicht übergangen wird. Auch der Schule kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu.

Eltern machen die Familie zu einem lebendigen Verhandlungshaushalt und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur konkreten Umsetzung der Kinderrechte.

Walper, 28.10.2015

40

Überblick

(1) Aufwachsen heute: Ausgewählte Trends

(2) Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern

(3) Die Bedeutung des Familienklimas im Kontext anderer Einflüsse: AID:A II-Befunde zu „Lückekindern“

(4) Fazit

Walper, 28.10.2015

41

Modell zur Erklärung von gesundheitlicher Ungleichheit

Walper, 28.10.2015

42

(2) Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für

das Wohlergehen von Kindern

Bindungsforschung:

Elterliche Feinfühligkeit als Grundlage für sichere Bindung

Bedeutung der Bindungsqualität für sozial-emotionale Kompetenzen und Stressregulation auch im Jugend- und Erwachsenenalter

Walper, 28.10.2015

43

Bindungsforschung:

Elterliche Feinfühligkeit als Grundlage für sichere Bindung

Bedeutung der Bindungsqualität für sozial-emotionale Kompetenzen und Stressregulation auch im Jugend- und Erwachsenenalter

Erziehungsforschung:

Vorteile elterlicher Wärme & Kontrolle & Konsistenz = autoritative Erziehung

Nachteile: Vernachlässigung, autoritäre Erziehung, Verwöhnung

In der Diskussion: „Helikopter-Eltern“, „Schneepflug-Eltern“

(2) Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für

das Wohlergehen von Kindern

Walper, 28.10.2015

44

Kinder, die liebevoll-konsequent erzogen

werden, …

haben ein positiveres Selbstbild

zeigen weniger Problemverhalten

haben bessere Beziehungen zu Gleichaltrigen

sind weniger depressiv

sind weniger ängstlich

sind körperlich gesünder

zeigen bessere schulische Leistungen (z.B. Hoeve et al., 2009; Schneewind, 2002; Steinberg, 2001)

„Fördern und Fordern“ „Freiheit in Grenzen“

Walper, 28.10.2015

45

Bindungsforschung:

Elterliche Feinfühligkeit als Grundlage für sichere Bindung

Bedeutung der Bindungsqualität für sozial-emotionale Kompetenzen und Stressregulation auch im Jugend- und Erwachsenenalter

Erziehungsforschung:

Vorteile elterlicher Wärme & Kontrolle & Konsistenz

Nachteile: autoritäre Erziehung, Vernachlässigung

In der Diskussion: „Helikopter-Eltern“, „Schneepflug-Eltern“

Systemische Perspektiven auf Familie:

Vorteile einer harmonischen Paarbeziehung der Eltern

Vorteile von positivem Coparenting

(2) Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für

das Wohlergehen von Kindern

Walper, 28.10.2015

46

Konflikte zwischen den Eltern als starker

Risikofaktor für die kindliche Entwicklung

(Davies et al., 2002;

Fincham, 1998; Harold, Osborne & Conger, 1997; Walper & Beckh, 2006;

► Besonders schädlich sind

intensive Konflikte mit körperlicher

Gewalt

häufige Streitigkeiten der Eltern ohne

effektive Lösung

die Verwicklung der Kinder in

Loyalitätskonflikte

wiederholte gerichtliche Auseinander-

setzungen der Eltern nach

Trennung/Scheidung

Walper, 28.10.2015

Interparentale Konflikte

Qualität der Eltern-Kind-Beziehung

Verhaltensauffälligkeiten der Kinder

d=.621

(39 Studien)

Meta-Analysen zum Zusammenhang zwischen Elternkonflikten, Eltern-Kind-Beziehung und kindlichen Auffälligkeiten

Nach Hahlweg (2014) Quellen: 1 Krishnakumar & Buehler (2000), 2 Buehler et al. (1997), 3 Gershoff (2002)

d=.322

(68 Studien)

d=.463

(77 Studien)

48

Belastung der elterlichen Erziehungs-

kompetenzen & Eltern-Kind-Beziehung (Davies et al., 2002; Walper & Beckh, 2006)

Allianzen, Loyalitätskonflikte,

Kontaktprobleme (Buchanan, Maccoby & Dornbusch, 1991)

Unterminierung der kindlichen

emotionalen Sicherheit (Cummings & Davies, 1994; Walper & Gerhard, 2003)

Erklärung der Auswirkung von Elternkonflikten

auf Kinder:

Walper, 28.10.2015

49

Überblick

(1) Aufwachsen heute: Ausgewählte Trends

(2) Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern

(3) Die Bedeutung des Familienklimas im Kontext anderer Einflüsse: AID:A II-Befunde zu „Lückekindern“

(4) Fazit

Walper, 28.10.2015

50

Stichprobe:

Bundesweite Einwohnermeldeamts-Stichprobe

Befragung 19.09.2013 - 07.02.2014

N = 12.891 Zielkinder im Alter 0-17 Jahre

Auskunftsperson: 96,1% Mütter

Substichprobe 10-14-jährige Zielkinder (n= 2.721)

Einflüsse auf die Problembelastung von

10-14-Jährigen: Analysen des DJI-Surveys

AID:A II „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“

Walper, 28.10.2015

51

Das Familienklima als Vermittler:

Sozio-ökono-mische

Ressourcen Familien-Klima

Selbst-wirksam-

keit Familien-struktur

Schul-erfahrung

en

Peer-Beziehung

en

Walper, 28.10.2015

52

Das Familienklima als Vermittler:

Sozio-ökono-mische

Ressourcen Familien-Klima

Selbst-wirksam-

keit

Problembelastung der Kinder und Jugendlichen

Familien-struktur

Schul-erfahrung

en

Peer-Beziehung

en

Walper, 28.10.2015

53

Das Familienklima als Vermittler:

Sozio-ökono-mische

Ressourcen Familien-Klima

Selbst-wirksam-

keit

Problembelastung der Kinder und Jugendlichen

Familien-struktur

Schul-erfahrung

en

Peer-Beziehung

en

Walper, 28.10.2015

54

8,96 8,45

7,89 8,24 8,38

8,62 8,51

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

9 Jährige 10 Jährige 11 Jährige 12 Jährige 13 Jährige 14 Jährige 15-17 Jährige

Quelle, AID:AII, eigene Berechnung, N=4.775, F(6)= 2,18*

Problemverhalten (SDQ Gesamtscore, Selbstbericht): Kurvilineares Muster mit leichtem Anstieg ab 11 Jahren

Walper, 28.10.2015

55

Variable Mädchen Jungen

Höchste Bildung im HH

Ökonom. Deprivation

Familienform (Ref.=Kernfamilie)

- Alleinerziehend

- Stiefkinder

- Gemeins. Kind in komplexer Stieffam.

Alter des Zielkindes

Familienklima

Eltern-Kind-Beziehung

Peerbeziehung: Intimität

Peerbeziehung: Konflikt

Schulklima/Klassenklima

Schulisches Selbstkonzept

Selbstwirksamkeit

Einflüsse auf das Problemverhalten von Mädchen und Jungen (10-14J.)

Walper, 28.10.2015

56

Variable Mädchen Jungen

Höchste Bildung im HH -.12*** -.02

Ökonom. Deprivation .06* .16***

Familienform: Ref. = Kernfamilie

Alleinerziehend .06* .11***

Stiefkinder .03 .10***

Gemeins. Kind in komplexer Stieffam. .05 -.01

Alter des Zielkindes .05 -.02

R2 .04 .04

N 1.293 1.428

1. Schritt: nur sozio-ökonomische + demograf. Faktoren

Einflüsse auf das Problemverhalten von Mädchen und Jungen (10-14J.)

Walper, 28.10.2015

57

Variable Mädchen Jungen

Höchste Bildung im HH -.15*** -.08**

Ökonom. Deprivation .05 .09**

Familienform: Ref. = Kernfamilie

Alleinerziehend .04 .09**

Stiefkinder .02 .08**

Gemeins. Kind in komplexer Stieffam. .03 -.02

Alter des Zielkindes -.01 -.05*

Familienklima -.37*** -.34***

Eltern-Kind-Beziehung .05 -.03

R2 .19 .16

N 1.291 1.428

2. Schritt: + Familienklima und Beziehung zu Eltern

Einflüsse auf das Problemverhalten von Mädchen und Jungen (10-14J.)

Walper, 28.10.2015

58

Variable Mädchen Jungen

Höchste Bildung im HH -.14*** -.05*

Ökonom. Deprivation .01 .08**

Familienform: Ref. = Kernfamilie

Alleinerziehend .03 .06*

Stiefkinder .02 .07**

Gemeins. Kind in komplexer Stieffam. .04 -.02

Alter des Zielkindes -.01 -.06*

Familienklima -.24*** -.22***

Eltern-Kind-Beziehung .04 .02

Peerbeziehung: Intimität .02 -.04

Peerbeziehung: Konflikt .13*** .12***

Schulklima/Klassenklima -.23*** -.15***

Schulisches Selbstkonzept -.13*** -.17***

Selbstwirksamkeit -.19*** -.13***

R2 .36 .28

N 1.275 1.419

+ Peer-Beziehungen, Schulerfahrungen, Selbstwirksamkeit

Einflüsse auf das Problemverhalten von Mädchen und Jungen (10-14J.)

Walper, 28.10.2015

59

Variable Mädchen Jungen

Höchste Bildung im HH -.14*** -.05*

Familienklima -.24*** -.22***

Peerbeziehung: Konflikt .13*** .12***

Schulklima/Klassenklima -.23*** -.15***

Schulisches Selbstkonzept -.13*** -.17***

Selbstwirksamkeit -.19*** -.13***

N 1.275 1.419

+ Peer-Beziehungen, Schulerfahrungen, Selbstwirksamkeit

Einflüsse auf das Problemverhalten von Mädchen und Jungen (10-14J.)

Walper, 28.10.2015

60

Das Familienklima als Vermittler:

Sozio-ökono-mische

Ressourcen Familien-Klima

Selbst-wirksam-

keit

Problembelastung der Kinder und Jugendlichen

Familien-struktur

Schul-erfahrung

en

Peer-Beziehung

en

Walper, 28.10.2015

61

Das Familienklima als Vermittler:

Sozio-ökono-mische

Ressourcen Familien-Klima

Selbst-wirksam-

keit

Problembelastung der Kinder und Jugendlichen

Familien-struktur

Schul-erfahrung

en

Peer-Beziehung

en

Walper, 28.10.2015

62

Überblick

(1) Aufwachsen heute: Ausgewählte Trends

(2) Die Qualität der Familienbeziehungen als Dreh- und Angelpunkt für das Wohlergehen von Kindern

(3) Das Familienklima aus Perspektive von Müttern und Kindern

(4) Die Bedeutung des Familienklimas im Kontext anderer Einflüsse: AID:A II-Befunde zu „Lückekindern“

(5) Fazit

Walper, 28.10.2015

63

Fazit

Familien sind vielfältiger geworden. Insbesondere die Partnerschaftskonstellationen sind heute weniger normiert.

Trotz egalitärer Geschlechternormen übernehmen Mütter nach wie vor den Hauptteil der Familienarbeit.

Steigende berufliche Anforderungen erschweren die work-life-balance und belasten nicht nur die Eltern.

Soziale Disparitäten haben nach wie vor starken Einfluss auf das Familienleben und damit die sozialen Ressourcen der Familienmitglieder.

Die Qualität der Familienbeziehungen ist für das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen zentral.

Walper, 28.10.2015

64

Fazit

Relevante Faktoren der Familienbeziehungen sind sowohl das Erziehungsverhalten und die Eltern-Kind-Beziehung, als auch die Partnerschaftsqualität – und die Geschwisterbeziehung.

Familienklima als „Transmissionsriemen“: Über die Familienbeziehungen werden Einflüsse zahlreicher anderer Faktoren (z.B. Familienstruktur, Arbeitsstress der Eltern, finanzielle Belastungen, Wohnverhältnisse) vermittelt.

Der lange Arm der Familie: Beziehungsressourcen in der Familie begünstigen entwicklungs- und gesundheitsförderliche Erfahrungen auch außerhalb der Familie, z.B. in der Schule und mit Gleichaltrigen.

Walper, 28.10.2015

65

Fazit

Gesundheitsförderung in Familien sollte (auch) auf eine positive Gestaltung der Beziehungen in der Familie hinwirken…

… auch jenseits der ersten Lebensjahre von Kindern (Frühe Hilfen)

Dabei sollte sie neben entwicklungsförderlichen Eltern-Kind-Beziehungen auch kooperative Paarbeziehungen der Eltern als Ressource für die kindliche Gesundheit und Persönlichkeits-entwicklung stärker in den Blick nehmen.

Hier (noch) nicht näher thematisiert:

Gesundheitsverhalten in Familien (z.B. HBSC-Studie, vgl. Klocke 2012)

Familien mit chronisch krankem Elternteil oder Kind

gesundheitliche Versorgung für Familien (schichtabhängig, z.B.

Reinhold 2012).

Walper, 28.10.2015

66

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

walper@dji.de

Walper, 28.10.2015

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