hÄusliches gemÜse eigenwilliges...
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EIGENWILLIGES GETRÄNKAuf den Spuren der Orange Wines
SOMMER 2019 EURO 4,50
KOCHEN. LEBEN. GENIESSEN.
DolceVita
HÄUSLICHES GEMÜSEIndoor-Gardening wirdimmer beliebter
GENIALES GLASWilhelm Wagenfeld hat Pionierarbeit geleistet
MONDÄNES MEERDie mecklenburg-vorpommerische Ostseeküste lädt ein
Jetzt wird das Vergleichen überflüssig. Siemens Hausgeräte ist Testsieger in vielen Großgeräte-Kategorien.1 Entscheiden Sie sich für die Nummer 1 der Hausgerätemarken in Deutschland.2 siemens-home.bsh-group.de/testsieger
Die Zukunft zieht ein.
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Qualität, die sich auszeichnet.
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1 Zu den Produkt-Kategorien zählen Geschirrspüler, Kühlschränke und Waschmaschinen.Test 07/2017: Geschirrspüler, Testsieger: Siemens SN658X06TE, zusammen mit einem weiteren Gerät. Test 05/2017: Einbau-Kühlschrank, Testsieger: Siemens KI81RAD30. Test 10/2017: Waschmaschinen, Testsieger: Siemens WM14W570, zusammen mit einem weiteren Gerät. 2 Quelle: Euromonitor, Elektrogroßgeräte, Absatzvolumen der Marke in 2018.
EDITORIAL
haben Sie Ihre Sommerferien schon geplant?
Manchmal liegt das Urlaubsglück direkt vor
der Haustüre. Begleiten Sie uns auf eine Reise
entlang der Mecklenburgischen Ostseeküste von
Boltenhagen bis zum Stettiner Haff. Entdecken
Sie zwischen wildromantischen Naturlandschaften
und kilometerlangen Sandstränden das kulturelle
Erbe der Hansestädte. Bestaunen Sie die unver-
wechselbare Bäderarchitektur, die den Glanz vergan-
gener Zeiten wieder aufleben lässt. Bummeln Sie
mit uns durch die familiären Bernsteinbäder und
die mondänen Kaiserbäder auf Usedom. Und lassen
Sie sich von den Köstlichkeiten der pommerschen
Küche verführen.
Apropos Verführung. Für manchen Feinschmecker gehören zauberhafte
Blüten nicht nur in die Vase, sondern auch auf den Teller. Wir zeigen Ihnen die
kulinarischen Seiten von Blumen, die nicht nur das Auge, sondern auch den
Gaumen erfreuen. Ebenso wie die vielen herzhaften Häppchen aus aller Welt, die
den Tag so perfekt ausklingen lassen: spanische Tapas, italienische Cicchetti und
griechische Meze. Die passenden Rezepte liefern wir gleich mit.
Unter freiem Himmel lassen sich laue Sommerabende am schönsten genießen.
Wir haben für Sie die trendigsten Feuerschalen zusammengestellt – attraktive
Highlights für Terrasse und Garten. Unser Gewinnspiel führt Sie dieses Mal in
ein Naturhotel für Weinliebhaber im österreichischen Pinzgau. Dort gibt es nicht
nur die schroffen Kalkfelsen des Steinernen Meers zu erleben, sondern auch die
neue, vierte Weinfarbe: Orange Wines, deren Nuancen von Gold über Orange bis
Bernstein reichen. Womit wir wieder an der Ostseeküste wären ...
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und Entdecken und freuen uns auf
Ihren nächsten Besuch in unserem Küchenstudio.
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
KKL Küchen B. Pointvogl GmbH
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Telefon 08633 - 505220 • Telefax 08633 - 5052250
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Ihr Bernhard Pointvogl
2 DolceVita 1/2019
INHALT
Herausgeber: Dross & Schaffer Marketing GmbH Würmstraße 13a, 82166 Gräfelfing Telefon: 089/89 87 84 0 www.dolcevita-magazin.de
Redaktion & Produktion: IDENTITYPOOLNEUMANN Lerchenweg 3, 85764 Oberschleißheim Telefon: 089/315 36 25 E-Mail: info@ipn00.de, www.ipn00.deChefredaktion: Thomas NeumannRedaktion/Text: Ingeborg Pils, Julia MaierLektorat: Corinna VolkmerGrafik/Layout: Julia MaierFotografie: Hermann Reichenwallner, Thomas NeumannTitelbild: hjochen / shutterstock.com Druck: RMO Druck GmbH, 80939 München
Impressum:
Weine in Orange S. 22
EDITORIAL Willkommen im Sommer 1
REISEN 3
Ein Tag am MeerDie Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns
KÜCHEAuch Küchen haben Geheimnisse 10Interior mit Überraschungseffekt
Die neue Lust am Gärtnern 14Jetzt wird indoor gepflanzt und geerntet
KOCHEN & GENIESSENKulinarische Blumengrüße 18Blüten in der Küche
Die vierte Farbe des Weins 22Orange Wines sind auf dem Vormarsch
Gesellige Genusshäppchen 28Mezze, Antipasti, Tapas & Co.
GEWINNSPIELWellnessurlaub in Leogang 26Zwei Übernachtungen für zwei im Holzhotel
Forsthofalm zu gewinnen
LEBENSART Das Strandmöbel 32Der Strandkorb von damals bis heute
WOHNENProfessor Wagenfeld und das Glas 36Design-Klassiker für den Haushalt
Feurig-schöne Accessoires 40
für draußenFeuerschalen machen den Sommerabend perfekt
KOLUMNE
Zu guter Letzt 42Die Kolumne von Luigi Cucina
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„Professionelle Planung mit Herz und Verstand“ ist bei KKL
keine leere Floskel, sondern wird täglich mit viel persönli-
chem Einsatz bewiesen. Insgesamt sechs Berater engagie-
ren sich bei jedem Projekt aufs Neue mit ihrer ganzen Erfah-
rung. Um Kreativität und Ehrgeiz zu entfachen, braucht es
kaum mehr als ein Blatt Papier, auf dem ein Grundriss skiz-
ziert ist. Mit viel Professionalität, Sachverstand und Gefühl
fürs Detail entsteht im folgenden Planungsprozess ein ein-
zigartiges Küchen-Unikat, das das Herz des Kunden im
Sturm erobern wird.
Doch auch in der Ruhe liegt die Kraft (der Idee). Deshalb
nimmt man sich bei KKL Küchen immer genügend Zeit für
die umfassende, persönliche Beratung. Als Kunde kann man
seine Wünsche und Anforderungen ganz ohne Hektik be-
sprechen. Nicht selten berät man sich intensiv mit Architekt
und Bauherr – und findet gemeinsam die optimale Lösung
für den ganz persönlichen Küchentraum.
So viel Kompetenz und Ideenvielfalt hat sich längst herum-
gesprochen – über 80 Prozent der Kunden kommen auf
Empfehlung. Und auch von hochwertigen Wohnmagazinen
wie „zuhause wohnen“ oder „Country“ wurde KKL bereits
mehrfach unter die „150 besten Küchenstudios Deutsch-
lands“ gewählt.
Die Küche ist Lebensraum des Alltags. Daraus für jeden Tag das ganz Besondere zu machen – funktional und formvollendet – das ist unser Antrieb.Inhaber Bernhard Pointvogl
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REISEN
EINTAG AM MEER
Mondäne Seebäder, stolze Hansestädte, einzigartige Naturlandschaften, unendliche Weiten und ganz viel Wasser. Die Ostseeküste Mecklenburg-
Vorpommerns ist das beliebteste Inlandsreiseziel der Deutschen.
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Weiß, Grün und Blau präsentiert sich die Ostseeküste an
sonnigen Tagen allen Besuchern, die sich vom Meer aus
dem Sandstrand nähern, hinter dessen Dünen die Küstenwäl-
der seit Jahrhunderten Wind und Wetter trotzen. Hier den
Sommer in all seinen Facetten zu genießen, fällt nicht schwer.
Die salzige Brise am frühen Morgen, die klare Luft, das unglaub-
liche Licht, wenn die Sonne am Horizont aufgeht und die ersten
Möwen laut kreischend den Tag begrüßen – all das stimmt per-
fekt auf einen Urlaubstag ein. Erholung vom fröhlich-lauten
Strandgeschehen bieten viele kleine Rückzugsorte im Hinter-
land. Reetgedeckte Häuser, Felder und Wiesen, Gutshöfe, Kir-
chen und Cafés. Und überall steinerne Zeitzeugen vergangener
Epochen. Wer an der Ostseeküste zwischen Boltenhagen im
Westen und Ahlbeck im Osten unterwegs ist, stößt außerdem
immer wieder auf alte und neue deutsche Geschichte. Wie in
den Hansestädten mit ihren Backsteinkirchen, Giebelhäusern
und kleinen Gassen. Einst entstanden aus einer Schutzgemein-
schaft gotischer Kaufmänner, um sich gegen Piraten, Raubritter
und überhöhte Zölle zu wehren, wurde die Hanse Europas erste
Wirtschaftsunion und prägte Norddeutschlands Entwicklung
über Jahrhunderte. Schnell entwickelte sich die Hanse von ei-
nem Kaufmannsbund zu einem Städtebund, dem zeitweise fast
zweihundert Städte angehörten. In Mecklenburg-Vorpommern
gehörten die Städte Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald,
Wolgast und Anklam diesem mächtigen Bund an, gegen den
letztendlich selbst der wohl bekannteste Pirat im Ostseeraum,
Klaus Störtebeker, keine Chance hatte.
Boltenhagen ist besondersDas anerkannte Seeheilbad Boltenhagen, gelegen zwischen
den Hansestädten Lübeck und Wismar, ist nicht nur das zweit-
älteste Ostseebad Mecklenburgs. Es war auch der westlichste
Strand der DDR und damit nicht nur eine damals wie heute
beliebte Urlaubsregion, sondern auch Hoffnungsschimmer für
Republikflüchtige, die von hier aus die Freiheit suchten. Ein
Tipp für Geschichtsinteressierte: Regionalhistoriker und Bio-
bauer Volker Jakobs lässt auf seinen ebenso spannenden wie
lehrreichen geführten Radtouren eine Zeit wieder aufleben, in
der das Paddeln auf Luftmatratzen verboten war und sich ver-
liebte Paare nachts heimlich an den Strand schlichen. Mit alten
Fotos und einem immensen Wissen im Gepäck erzählt er von
Stasi-Wachtürmen, Doppelsperrzäunen mit Grenzhunden, dem
Mythos der geheimnisvollen, als ehemalige Erprobungsstel-
le der Nazi-Luftwaffe künstlich angelegten Halbinsel Tarne-
witz und vielem mehr. Gemeinsam macht man sich auf die
Suche nach letzten bautechnischen Grenz-Fragmenten, die so
versteckt sind, dass man sie im Urlaubsgeschehen nicht ent-
deckt. Zur Stärkung radeln alle ins Bauernhofcafé des Steinbe-
cker Hofladens, das für seine selbstgemachten Torten und
Kuchen bekannt ist, die je nach Saison auch manchmal nach
dem für die Gegend typischen Sanddorn schmecken. Eine
weitere Besonderheit Boltenhagens ist das größte private
Buddelschiffmuseum mit etwa 220 selbstgebauten Expona-
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Vier Fischer gibt es noch in Boltenhagen: Nachmittags ab 15.00 Uhr kann man an der Strandpromenade bei Fischer Ulrich frisch geräucherten Fisch kaufen. Auch der Fische-reihof Kamerun mit Restaurant und Hofladen am Fischereihafen der Weißen Wiek in Tarnewitz ist immer einen Besuch wert.
Boltenhagen
Wismar
Lübecker Bucht
Lübeck
Mecklenburg-vorpommerische Ostseeküste
Insel Poel
Heiligendamm Rostock
Graal-Müritz
Markgrafenheide
Ahrenshoop
Fischland-Darß-Zingst
InselRügen
Bad Doberan
Sassnitz
BinzSellin
Göhren
NationalparkJasmund
Rostocker Heide
InselHiddensee
Stralsund
Greifswald
InselUsedom
Swinemünde
HeringsdorfBansin
Ahlbeck
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Ostsee
Klütz
Ribnitz-Damgarten
Zempin
WolgastKoserow
Achterwasser
Anklam
Tarnewitz
PramortZingst
Loddin/KölpinseeÜckeritz
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KLIMAWALD GEGEN KLIMAWANDEL
Seit 2007 verkauft das Land Mecklenburg-Vorpommern
sogenannte Waldaktien, die sich auch elf Jahre nach dem
Start großer Beliebtheit erfreuen. Waldaktien sind symboli-
sche Anteilsscheine, mit denen Urlauber die Ökobilanz ihrer
Ferienreise aufbessern können, indem sie damit Aufforstun-
gen im Bundesland finanzieren. Wie jeder Baum binden auch
diese neuen Gewächse Kohlendioxid und entziehen es somit
der Atmosphäre. Und zwar auf zehn Quadratmeter Fläche
etwa so viel, wie eine vierköpfige Familie in zwei Wochen
Urlaub freisetzt.
DolceVita 1/2019
ten von Jürgen Kubatz, der im Alter von 12 Jahren diese Leiden-
schaft entdeckte. Hier kann man zusehen und auch selbst bau-
en – auf jeden Fall weiß man nachher, wie das Schiff in die
Flasche kommt. Trotz wunderbarem Strand und einem pit-
toresken Ortskern samt kleinster Buchhandlung Deutsch-
lands (10 m2) lohnt es sich, einmal 4 Kilometer ins Landesin-
nere zu fahren – besser gesagt nach Klütz. Dort befindet
sich Mecklenburg-Vorpommerns größte barocke Schloss-
anlage mit dem im englischen Stil erbauten Schloss Both-
mer und der in Deutschland einzigartigen 270 Meter langen
Festonallee aus holländischen Linden. Sie gehört zu den
bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Bundeslands.
Waldes-LustEine andere Form von Geschichte schreiben die teilweise
jahrhundertealten Bäume an der Küste. Wie der Buchen-
wald im Nationalpark Jasmund in der Nähe der Hafenstadt
Sassnitz auf der Insel Rügen. Auf den ersten Blick scheint
er sich von den weißen Kliffhängen der Kreideküste spek-
takulär ins blaugrüne Meer hinabzustürzen. Dass die Bu-
chen hier nicht nur überlebten, sondern auch prächtig ge-
diehen und richtig alt wurden, ist dem Standort zu
verdanken – der unzugänglichen Lage wegen wurde der
Jasmunder Buchenwald nie forstwirtschaftlich genutzt.
Und so wachsen und blühen hier unter hohen Wipfeln Rie-
senschachtelhalm, Zwiebelzahnwurz und seltene Orchide-
en. Eine Vielfalt von Vogelarten kann sich frei ausleben, es
brüten Wanderfalken, Seeadler und Mehlschwalben sie-
deln in großen Kolonien an den Hängen des Kreidekliffs.
Seit 2011 gehören die Buchenwälder des Parks zum Unesco-
Weltkulturerbe.
Sanddorn und Heckenrosen säumen die Wege zwischen
den Dünen und der Küstenwälder. Eines der größten zu-
sammenhängenden Waldgebiete der deutschen Ostsee ist
die Rostocker Heide, sie rahmt die Ostseebäder Markgra-
fenheide und Graal-Müritz ein und zieht sich fast bis zur
Halbinsel Fischland-Darß-Zingst hin. In der sumpfartigen
Naturlandschaft zwischen Zingst und Pramort machen im
Frühjahr und Herbst riesige Kranichschwärme Zwischen-
station. Sie befinden sich auf ihrem Flug zu den Brutplätzen
im Norden oder ins Winterquartier in südlichen Gefilden.
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Perlen der Bäderarchitektur Am Anfang war Heiligendamm. 1793 eröffnete hier Friedrich
Franz I., Herzog von Mecklenburg-Schwerin, auf Anregung
seines Leibarztes am Heiligen Damm bei Doberan das erste
deutsche Seebad. Nach dem Vorbild südenglischer Seebä-
der entstand dort ein einzigartiges Ensemble von Bade-
und Logierhäusern im klassizistischen Stil. Im 19. Jahrhun-
dert verbrachten in der weißen Stadt am Meer der
europäische Hochadel, die russische Zarenfamilie und wohl-
habende Großbürger die Sommerfrische. Über dem Säulen-
portal des Kurhauses steht in goldenen Lettern der Leit-
spruch für das Leben in Heiligendamm: „HEIC TE LAETITIA
INVITAT POST BALNEA SANUM“ – Frohsinn empfange Dich
hier, entsteigst Du gesundet dem Bade. Denn das soge-
nannte Kurhaus diente weniger der Gesundheit als vielmehr
der genussvollen Geselligkeit mit Essen, Trinken, Musik,
Tanz und Glücksspiel.
Der zunehmende Andrang von Urlaubsgästen war in den
folgenden Jahrzehnten für die Errichtung prachtvoller Ge-
bäude verantwortlich. Mit klassizistischen Elementen, weiß
und strahlend, imposant und zugleich harmonisch liiert mit
der Umgebung prägt diese Bäderarchitektur bis heute die
Urlaubsorte an der Küste. Nach der Eröffnung der Eisen-
bahnlinie von Berlin nach Swinemünde entwickelte sich
Usedom, die zweitgrößte Insel Deutschlands, zur „Bade-
wanne der Berliner“. Von den Gründerjahren bis in die
1920er-Jahre bauten wohlhabende Bauherren ihre schmu-
cken Sommerresidenzen direkt an den Promenaden der so-
genannten Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck.
Dabei ließen sie sich von italienischen Renaissance-Paläs-
ten, klassizistischen Kaufmannsvillen oder idyllischen
Schwarzwaldhäusern inspirieren. Die verspielten Ornamen-
te und Rosetten an den Holzbalkonen der weißen Villen ge-
Heiligendamm – ältestes deutsches Seebad und klassizistisches Gesamtkunstwerk.
In der Heringsdorfer Kaufmannsvilla Staudt sind heute exklusive Ferienapartments.
Abendspaziergang auf der Ostsee: Die Seebrücke in Heiligendamm ist 200 Meter lang.
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fielen nicht allen und wurden von Kritikern geringschätzig
als Laubsägearchitektur belächelt. Zeugnisse dieses Bau-
stils sind auch auf der Insel Rügen zu finden – in der Alt-
stadt von Sassnitz, in Binz – dem „Sorrent des Nordens“ –,
in Göhren und Sellin, das seine Bäderarchitektur gleich
nach 1990 unter Denkmalschutz stellte.
Damals wie heute laden nicht nur die Promenaden, sondern
auch die Seebrücken in vielen Badeorten zum entspannten
Flanieren in der klaren Seeluft ein. Weil die Küste in vielen
Seebädern zu flach für die Bäderschiffe – Schiffe zum Per-
sonentransport zwischen den Küstenorten und zu den In-
seln – war, wurden Holzstege gebaut, die vom Strand bis zu
der Stelle im Meer hinausreichen, an der die Schiffe anlegen
können. Die Seebrücken sind oft mehrere hundert Meter
lang, die längste Kontinentaleuropas ist in Heringsdorf und
misst 508 Meter. Ausgestattet mit Türmchen, Kolonnaden,
Palmengärten, Pavillons und Restaurants werden sie zum
Wahrzeichen vieler Bäder. Von den 19 Seebrücken, die es
heute in Mecklenburg-Vorpommern gibt, stand vor 1990
nur noch eine einzige in Ahlbeck, sie ist die älteste noch er-
haltene Deutschlands.
Künstlerinsel Usedom Die Insel faszinierte von Anfang an nicht nur wohlhabende
Großstädter, sie beflügelte auch Maler, Musiker, Komponis-
ten, Dichter und Schriftsteller. „Ich befinde mich inmitten der
Motive, die ich mag und die mich inspirieren“, schrieb der
berühmte deutsch-amerikanische Maler Lyonel Feininger
vor mehr als 100 Jahren. Zwischen 1908 und 1912 kehrte Fei-
ninger immer wieder auf die Insel zurück und erkundete sie
mit dem Rad. Zwei seiner Lieblingsmotive, die Benzer Kirche
und die Holländer Windmühle, kann man im Usedomer Ach-
terland noch im Original besichtigen. Benz ist auch Aus-
gangspunkt für den 56 Kilometer langen Feininger-Radweg,
der alle Malstandorte des Künstlers im Usedomer Achter-
land, in den Kaiserbädern und im heute polnischen Swine-
münde miteinander verbindet.
Am Achterwasser, zwischen Zempin und Koserow, erschuf
sich Otto Niemeyer-Holstein, einer der bekanntesten Künstler
im Nordosten Deutschlands, in den 1930er-Jahren sein ganz
persönliches Refugium – „Lüttenort“. Atelier, Wohnhaus und
Garten erschienen selbst wie ein Kunstwerk und beherbergen
heute ein Museum. 1922 kam der russische Schriftsteller Ma-
xim Gorki auf die Insel, um sich in der Pension „Irmgard“ in
Heringsdorf von einem Lungenleiden zu erholen. Noch heute
erinnern das größtenteils im Originalzustand erhaltene Wohn-
und Arbeitszimmer an seinen Kuraufenthalt. In der histori-
schen Bäderarchitekturvilla finden wechselnde Ausstellun-
gen, Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen statt.
Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen.
Der Mühlenberg in Benz: Hier hat man einen zauberhaften Blick über Felder, Wälder und den Schmollensee.
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Die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns – zu jeder Jahreszeit ein Genuss.
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Die 1906 erbaute Villa ist heute Treffpunkt für Kulturinteressierte.
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REISEN
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Das Gold des MeeresAnders als der Name vermuten lässt, ist der Bernstein kein
Stein, sondern das fossile Harz der Bernsteinkiefer. Genau
gesagt besteht der 40 bis 50 Millionen Jahre alte Bernstein
aus dem Harz subtropischer Kiefern, die damals an der Ost-
seeküste wuchsen. Die ausgetretenen Harze sanken durch
Wasser, Eis und Brandung in tiefe Sedimentschichten ab, wo
sie von Sand, Staub und neu gebildeten Gesteinsschichten
zugeschüttet wurden und über Millionen von Jahren unter
Luftabschluss und Druck zu Bernstein wurden. Besonders an
der südlichen Ostsee werden immer noch große Mengen des
fossilen Harzes an die Küsten gespült. Heute ist er vor allem
ein Schmuckstein für Ketten und Armbänder, in kleinen Sou-
venirläden werden diese oft in liebevoller Handarbeit gefer-
DIE WOLGAST-HÄUSERDer Schiffbaumeister Heinrich Kraeft aus Wolgast hat Mitte
des 19. Jahrhunderts die Idee, zerlegbare Holzhäuser „in
einfacher und eleganter Ausführung“ zu produzieren. Sei-
ne Firma begann 1868 als erste in Deutschland mit dem
Bau von vorgefertigten transportablen Holzhäusern. Sie
wurden von der späteren „Wolgaster Actien-Gesellschaft
für Holzbearbeitung“ serienmäßig aus amerikanischem Pi-
nien- und Zypressenholz und aus pommerschem Kiefern-
holz hergestellt und bis nach Südamerika exportiert. Aus
den vorgefertigten Teilen konnten sich die Kunden je nach
Geschmack und Finanzkraft ihr individuelles Modell zu-
sammenstellen. Die Innenwände waren mit feuersicherem
Patentputz verkleidet. Ein Prototyp wurde 1893 auf der
Weltausstellung in Chicago gezeigt. Bei einem Seeprome-
naden-Spaziergang auf Usedom und Rügen kann man heu-
te noch einige dieser im nordischen oder Schweizer Stil er-
richteten Holzhäuser entdecken.
tigt und verkauft. Selbst eine heilende Wirkung wird dem
Bernstein nachgesagt. Einmal im Jahr widmen sich die Use-
domer Bernsteinbäder Zempin, Koserow, Loddin/Kölpinsee
und Ückeritz dem Gold des Meeres in der nach ihm benann-
ten Bernsteinwoche und küren ihre Bernsteinprinzessin.
Kulinarisch geerdetUrlaub geht zwischen Boltenhagen und Ahlbeck durch den
Magen – ob in Sternerestaurants, urigen Fischlokalen oder
ländlichen Hofcafés. Die pommersche Küche bietet eine Fül-
le an kulinarischen Genüssen – so bunt und vielfältig wie das
Land und seine Regionen. Typisch sind Kombinationen von
Süßem und Pikantem. So wird beispielsweise Viermus, ein
süßes Kompott, zu herzhaften Wild- oder Geflügelgerichten
serviert. Ein weiterer Klassiker ist die Pommersche Gans, die
hier mit Äpfeln, Backpflaumen, geriebenem Schwarzbrot
und Rosinen gefüllt wird.
Bekannt ist die Ostseeküste auch für ihre Braukunst. Seit
dem Mittelalter werden in den mecklenburgischen Hanse-
städten wohlschmeckende Biere hergestellt. Die im engli-
schen Bierstil gebrauten, stark gehopften Biere waren zur
Blütezeit der Hanse ein weit über die Landesgrenzen hinaus
geschätztes Gut. Allein Wismar verschiffte im 16. Jahrhun-
dert bis zu sechs Millionen Liter Gerstensaft pro Jahr, Stral-
sund zählte damals rund 170 Brauhäuser. Heute gewinnen
die Craft Biere der Rügener Insel-Brauerei oder der Stral-
sunder Störtebeker Braumanufaktur internationale Aus-
zeichnungen.
Begehrtes Harz: Nach einem Sturm wird es für Bernsteinsucher besonders interessant.
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REISEN
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Die Ostsee sowie Haff, Bodden und Achterwasser sorgen für
ein vielseitiges Angebot an Meeres- und Süßwasserfischen.
Die kauft man am besten fangfrisch direkt vom Kutter –
Klönsnack (ein Schwätzchen) mit dem Fischer inbegriffen.
Dorsch heißt der Kabeljau, der in der Ostsee schwimmt. Er
ist einer der beliebtesten Speisefische. Am besten schmeckt
sein weißes, saftiges Fleisch in der kälteren Jahreszeit – ge-
kocht, gedünstet oder gebraten. Wie der Hering zählte er
einst zu den Brotfischen, weil er so zahlreich vorkam. Heute
gibt es strenge Fangquoten.
Flundern haben von August bis Dezember Saison, dann sind
sie fleischig und besonders schmackhaft. Der Plattfisch lebt
bevorzugt im Brackwasser, zum Laichen wandert er in tiefere
Meeresgewässer. Flundern werden häufig im Ganzen gebra-
ten und mit Fischtüften (Kartoffelstampf mit Fischgewürzen)
serviert.
Hering wird in so vielen Variationen angeboten wie kaum ein
anderer Fisch – als Grüner Hering (frisch am besten Anfang
März bis Ende April), Brathering (gebraten sauer eingelegt),
Bückling (heiß geräuchert), Bismarckhering (in Marinade),
Rollmops (entgrätet, mariniert, um eine Gurke gewickelt)
oder Matjes (in milder Salzlake gereifter junger Hering).
Hornhechte kommen im Frühling an die Ostseeküste. Der
grätenreiche, sehr aromatische Fisch wird meist filetiert und
in einer Senfsauce gegart oder gebraten. Auch in Fischsup-
pen oder sauer eingelegt wie ein Brathering ist er beliebt.
Ostseegarnelen werden vor allem in der Wismarer Bucht
und im Salzhaff zwischen dem Ostseebad Rerik und der Insel
Poel gefangen. „Krabbentied“ ist von Mai bis Juli. Frisch ge-
kocht sind die bis zu sieben Zentimeter großen hochwertigen
Garnelen leuchtend rot und intensiv im Geschmack.
Ostseeschnäpel wären fast ausgestorben. Dank EU-Geldern
und künstlichem Besatz hat sich ihr Bestand inzwischen wie-
der erholt. Der früher hoch geschätzte Edelfisch, der auch als
Steinlachs oder Große Maräne bekannt ist, lebt vor allem im
Brackwasser von Bodden, Achterwasser und Stettiner Haff.
Steinbutt gehört ohne Zweifel zu den besten Speisefischen.
Das feste, weiße Fleisch ist bei Feinschmeckern wegen sei-
nes nussigen, unververwechselbaren Geschmacks beliebt –
besonders wenn der Plattfisch im Ganzen im Ofen geschmort
FISCH VON VORN UND ACHTERN
oder gebacken wird. Der Steinbutt ist in allen Meeren zu
Hause, auch in der Ostsee. Dort bleibt er aber kleiner als
seine Verwandten.
Zander ist eigentlich ein Süßwasserfisch, mag aber auch das
Brackwasser an der Ostseeküste, dessen Salzgehalt nicht
allzu hoch ist. Das fettarme und sehr zarte Fleisch schmeckt
gedünstet oder gebraten. Ein traditionelles Gericht der
pommerschen Küche ist „Zander auf Haferstroh“, wie ihn die
Fischer einst am Strand zubereitet haben.
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AUCH KÜCHEN HABENGEHEIMNISSE
Die top ausgestattete Küche der Familie Steinmetz ist nicht nur hübsch anzusehen, sie hält auch noch die ein
oder andere Überraschung auf Lager.
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KÜCHE
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Kaum betritt man die geräumige, offen gestaltete Küche die-
ser jungen Familie, fällt der erste Blick auf eine große Kochin-
sel. Passend zu den Küchenschränken ist sie in schlicht-ele-
gantem Anthrazit gehalten, die über 5 cm dicke Arbeitsplatte
ist aus gebürstetem Nero Assoluto, also schwarzem Granit, in
den das Spülbecken, ein Ceran-Kochfeld und ein Teppanyaki-
Grill eingepasst wurden. Alle weiteren Geräte sind in beque-
mer Arbeitshöhe im Wandschrank integriert, der sich trotz
seiner beachtlichen Größe vornehm zurückhaltend gibt. Sei-
ne wahre Tiefe versteckt er in der Wand. Und diese Wand ist
nicht irgendeine – sie besteht aus sogenanntem sonnenver-
branntem Oberammergauer Altholz und sorgt neben dem
modernen Mobiliar für einen wunderbar belebenden Kont-
rast, strahlt Gemütlichkeit aus und verleiht dieser Küche ihre
ganz persönliche Note. Ein weiterer Naturmaterial-Hingu-
cker ist der weiße, toskanische Travertin-Boden, welcher sich
im Erdgeschoss über den gesamten Wohnbereich und die
Terrasse erstreckt.
Eine Wand der WunderErst auf den zweiten Blick entdeckt man rechts in der rustika-
len Holzwand eine Tür, die in den „Backstage-Bereich“ der Kü-
che führt. Dieser Raum mit zweitem Spülbecken und ebenfalls
anthrazitgrauen Küchenmodulen wird zum Vorbereiten und
Lagern genutzt. Eine weitere Tür darin führt in die Kühlkammer.
Hausherrin Katharina hat sich diesen begehbare Kühlschrank
gewünscht, um selbstgebackene Torten und Getränkekästen
unkompliziert unterzubringen. Besonders praktisch, wenn
man wie Familie Steinmetz gerne Gäste einlädt und viel zu-
sammen kocht. Wer in der Küche der beiden Wein-Fans einen
Wein(kühl)schrank vermisst, findet im Keller des Rätsels Lö-
sung. Dort ist den edlen Tropfen ein ganzer Raum inklusive
bester Lager- und Kühlmöglichkeiten gewidmet, der zugleich
auch als „Herrenzimmer“ für Marco dient.
KÜCHE
Hinter den Kulissen: Ein praktischer Arbeits- und Aufbewahrungsbereich mit Spülbecken, Stauraum und Kühlkammer ergänzt die Küche.
Die „Traum-Insel“: Herzstück der Küche und perfekt für kleine und große Partys.
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Gewusst woAuch die linke Seite der Holzwand kann wider Erwarten ge-
öffnet werden. Durch Antippen kommt eine Tür zum Vor-
schein, die den Blick auf einen Schatz in Form vieler schöner
Trinkgläser freigibt. „Unsere Kinder finden dieses Versteck
ganz toll, müssen die Geheimtür immer ihren Freunden vorfüh-
ren.“ erzählt Katharina lächelnd. Fast wie „im Geheimen“ ver-
schwindet in dieser Küche auch der Dampf beim Kochen und
Braten. Und zwar durch einen dezenten Abluftschlitz direkt
neben der Kochfläche, der eine Haube vollkommen ersetzt.
Die Unverwechsel-BarInspiriert von Messen im In- und Ausland hatte Familie
Steinmetz für die Gestaltung ihres neuen Koch- und Wohn-
bereichs viele Ideen im Kopf. Gemeinsam mit ihrem kreati-
ven Küchenstudio, das in Sachen Planung und Ausführung
rundum begeisterte, und einem guten Schreiner konnten
alle Vorhaben in die Tat umgesetzt werden. So wurde zum
Beispiel auch der massive Esstisch – ein Unikat aus Eiche
und Metall – komplett nach den Wünschen von Katharina
und Marco gestaltet. Um noch eine weitere „Essecke“ zu
schaffen, wurde die Kochinsel an ihrer schmalen Seite um
einen Tresen aus Holz ergänzt. Minimalistische graue Filz-
hocker aus einer heimischen Polstermanufaktur vervoll-
ständigen diese Bar. An den Wänden sind ebenfalls Einzel-
stücke zu bewundern: Farbenprächtige Bilder des auf
Mallorca lebenden Malers Frank Krüger, den die Familie
dort kennengelernt hat. Dazu gesellen sich kleine quadrati-
sche Designobjekte mit passend alpenländlichen Motiven
von Bernhard Ludwig Rieger. Organisch geformte Porzel-
lan-Skulpturen, welche sich bei näherer Betrachtung als Va-
sen entpuppen, runden das Thema Dekoration wortwört-
lich ab. Insgesamt ist damit ein junger, harmonischer
Lebensbereich entstanden, der alles andere ist als langwei-
lig. Oder wie vielleicht der Weinliebhaber sagen würde:
Eine Küche mit ausgeglichenem Charakter.
KÜCHE
Lebendiger Mix: Ein klares Design mit rustikalen Akzenten verleiht dem Raum Charakter und Wohnlichkeit.
Versteckspiel in der Küche: Hinter dieser Altholz-Wand befindet sich ein stilvoller Schatz aus Glas.
Ein großes Ganzes: Koch- und Wohnbereich sind hier vereint, der offene Kamin fungiert als Raumtrenner.
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Man muss kein Gourmet sein, um den Unterschied zu schme-
cken. Frische Kräuter aus eigenem Anbau bieten ein Ge-
schmacksspektrum, an das industriell gezüchtete Sorten
niemals heranreichen können. Wohl dem, der einen kleinen
Balkon besitzt, auf dem Platz ist für ein paar Kräutertöpfe.
Doch den meisten Stadtbewohnern bleibt nur der Weg zum
Gemüsehändler oder Supermarkt. Jetzt haben auch sie die
Möglichkeit, Kräuter, Salate und Mikrogemüse innerhalb der
eigenen vier Wände anzubauen und zu ernten – dank inno-
vativer Gestaltungsideen und Anbausystemen, die in fast
jeder Küche Platz finden.
Der Kräutergarten im Haus hat viele Vorteile. Er gedeiht das
ganze Jahr über unabhängig vom Wetter und frei von Schad-
stoffen. Man kann jederzeit portionsweise ernten – und zwar
genau die Menge, die man gerade benötigt. Die Kräuter ha-
ben zudem keine langen Transportwege hinter sich. Das
freut die Umwelt, sorgt für eine positive Ökobilanz und spart
Verpackungsmüll. Aber was im Endeffekt den entscheiden-
den Ausschlag für das Gärtnern in den eigenen vier Wänden
gibt, das sind Geschmack und Gesundheit. Denn je länger
der Zeitpunkt der Ernte zurückliegt, desto mehr gehen dem
frischen Grün nicht nur wichtige Nährstoffe, sondern auch
viele Aromen verloren.
Auf der diesjährigen Küchenmesse Living Kitchen präsen-
tierte der deutsche Küchenhersteller Leicht eine Kombina-
tion aus Kochinsel und Kräuter-Hochbeet. Anbauen, Ern-
ten, Kochen und Genießen finden in der eigenen Küche
statt. In die Mitte der großen Arbeitsfläche ist eine Art
Pflanztrog eingelassen. Ein ungewöhnliches Szenario, bei
dem die Natur in den Lebensraum Küche einzieht und das
schmackhafte Grün in bester Qualität direkt vom Beet auf
den Teller kommt. Wer für diese Indoor-Garten-Lösung kei-
KÜCHE
DIE NEUE LUST AM GÄRTNERN
Indoor-Paneelgärten und Kochinseln mit integriertem Kräuterbeet sind mehr als nur attraktive Eyecatcher. Sie verwandeln
die Küche in eine grüne Oase.
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xt125
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KÜCHE
nen Platz hat, holt sich das Kräuterbeet an die Küchenwand
– mit einem Paneelgarten, der auf der Messe mit dem Iconic
Award für innovatives Interior ausgezeichnet wurde. Der
Pflanzkübel – quasi ein Blumenkasten für Innenräume –
wird einfach in ein Paneelsystem eingehängt. Eine Zeit-
schaltuhr steuert die integrierte Beleuchtung, die 14 Stun-
den lang Licht spendet und anschließend zehn Stunden
lang abgeschaltet ist, um den Kräutern eine Ruhephase zu
gönnen.
Mobiles ZimmergewächshausWeniger als einen Viertelquadratmeter Fläche benötigt das
Zimmergewächshaus greenUnit aus recycelbarem Kunststoff.
Es punktet mit einer speziell entwickelten, energieeffizienten
Sunlight-LED-Technologie. Farbige LED-Dioden liefern ein
der Sonne nachempfundenes Farbspektrum, das für ein effi-
zientes Wachstum der Pflanzen sorgt. Darüber hinaus geben
weiße LED-Dioden den Pflanzen zusätzlich Energie und er-
zeugen ein für den Menschen angenehmes Licht. Das green-
Unit-Pflanzbehältnis ist mit einem fünf Liter fassenden Was-
serreservoir verbunden, das in der Regel nur alle zwei bis vier
Wochen aufgefüllt werden muss. Tägliches Gießen entfällt.
Der Wasserstand lässt sich bequem über eine integrierte An-
zeige überprüfen. Zur Erstausstattung gehören drei Sorten
Bio-Kräutersamen, die man sich individuell aus 15 verschie-
denen Kräutersorten zusammenstellen kann. Sie werden ein-
fach in Bio-Erde gesät – nach drei bis fünf Tagen sprießen die
ersten Kräuter. Bis zu drei der stylischen Gewächshäuser
können übereinandergestapelt werden. So wird aus dem In-
door-Garten ein grüner Raumteiler für offene Küchen.
Gärtnern ohne Sonne und Erde„Click and grow“ ist das Motto des Hydrokultur-Systems
Smart Garden von Emsa. Die Kräutersamen stecken in pa-
tentierten Pflanzenkapseln mit Nano-Technologie, die syn-
chron zum Wachstumszyklus der Kräuter Nährstoffe freiset-
zen und mit winzigen Sauerstofftaschen dafür sorgen, dass
die Wurzeln ausreichend Luft erhalten. Zusätzliches Düngen
entfällt. Diese Smart-Soil-Kapseln werden in wiederverwend-
bare Pflanzbecher gesetzt, die in einem Pflanzbehälter mit
Wassertank und Füllstandsanzeiger stehen. Anzuchthauben
sorgen für einen Treibhauseffekt und unterstützen das Pflan-
Ein ausgeklügeltes Stapelsystem namens greenUnit: Aus dem Indoor-Garten wird im Handumdrehen ein stylischer Raumteiler.
SMART GARDEN von Emsa: Optimale Pflanzergebnisse ganz ohne Garten, Balkon oder grünen Daumen.
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KÜCHE
und Petersilie, die man in die Öffnungen des Indoor-Garten-
sets stellt. Danach wird die darunter liegende Wanne mit
Wasser und einer speziellen Pflanzennahrung befüllt. Das
AeroGarden-Reservoir versorgt nun das Wurzelsystem mit
einer ausgewogenen Mischung aus Sauerstoff, Wasser und
Nährstoffen, wodurch die Pflanzen bis zu fünfmal schneller
wachsen als in herkömmlichen Beeten. Nach 28 Tagen sind
die Pflanzen erntereif und liefern bis zu sechs Monate frische
Küchenkräuter.
Hightech-Kräuterschränke für ProfisEiner der Pioniere des vertikalen Indoor-Anbaus in Pflanz-
schränken ist Infarm, ein junges Berliner Unternehmen, das
Kräuter und Gemüse in kleinen und großen Hightech-Farmen
züchtet. Ein System, das Landwirtschaft mitten in der Stadt
möglich macht. Die Kräuter und Salate aus gentechnisch un-
veränderten Samen wachsen in Pflanzschränken, die wie
übergroße, durchsichtige Kühlschränke anmuten, in einer
kontrollierten Umgebung ohne Schadstoffe heran. Tempera-
tur, Lichtspektrum und Nährstoffe werden auf jede Pflanze
genau angepasst. Durch den Anbau vor Ort oder im nahen
Umkreis kommen die Produkte ohne lange Lieferwege und
schädliche Chemikalien aus, die bei konventionellen Produk-
ten oft für die Haltbarkeit eingesetzt werden. Trotz künstli-
cher Beleuchtung und Klimatisierung ist nach Angabe der
Hersteller der Energieverbrauch niedriger als in der her-
kömmlichen Landwirtschaft.
Knackfrische Kräuter und Salate, vollgepackt mit Ge-
schmack, Vitaminen und Nährstoffen, immer griffbereit zu
haben, das überzeugte auch die Berliner Gastronomie. 2017
eröffnete Ema Paulin mit ihrem Partner Leandro Vergani das
weltweit erste Vertikal-Farm-Restaurant Good Bank, dem
bald ein zweites folgte. In rosa beleuchteten Infarm-Glas-
schränken wachsen die Salatköpfe vor den Augen der Gäste.
High-tech-Farmen von Infarm – optimale Wachstumsbedingungen für aromatische Kräuter, gesundes Gemüse und knackigen Salat.
zenwachstum. Sobald die ersten Schößlinge sprießen, kön-
nen die Hauben abgenommen werden. Die verstellbare LED-
Lampe sorgt dafür, dass die Pflanzen ungehindert in die
Höhe wachsen können. Zur Wahl stehen mehr als 40 Kräu-
ter- und Gemüsesorten, darunter auch Mini-Tomaten, Erd-
beeren, Chilischoten, Rucola und Kopfsalat. Das Saatgut ist
frei von Pestiziden, Fungiziden und Gentechnik.
Wie eine Sonnenbank für Kräuter sieht auf den ersten Blick
das Garten-Set Miracle-Grow von AeroGarden aus, ein Hyd-
rokultur-Pflanzsystem mit integriertem Mikroprozessor, der
per Lichtsignal meldet, wann gegossen oder gedüngt wer-
den muss. Damit können selbst Anfänger nichts mehr falsch
machen, versichert der Hersteller. Zum Starterset gehören
vorgesäte Samentöpfe mit Koriander, Basilikum, Dill, Minze
KRÄUTERGARTEN-GESCHICHTEAus nahezu allen Hochkulturen sind Aufzeichnungen
überliefert, die die jahrtausendealte Tradition der Kräuter
belegen. Im Gegenzug zu der Geschichte ihrer Verwand-
ten, der Gewürze, weist die bewegte Geschichte der
Kräuter einen sehr liebenswerten Zug auf: Während jahr-
hundertelang erbitterte Kriege um Monopole für Pfeffer,
Salz und Muskatnuss ausgefochten wurden, ist in keiner
Chronik eine Schlacht um Borretsch, Koriander oder Min-
ze verzeichnet. Ihr Siegeszug durch Europa begann im
Mittelalter ganz friedlich in den Klostergärten der Bene-
diktiner. Lange waren Küchenkräuter die einzigen Aro-
men, die sich das einfache Volk leisten konnte. Erst Ende
des 17. Jahrhunderts eroberten die bäuerlichen Kräuter
auch die herrschaftlichen Küchen. Gefragt waren nun
nicht mehr stark überwürzte Speisen, sondern eine neue
Einfachheit. Petersilie, Thymian, Schnittlauch und Dill ka-
men in Mode – und sind es bis heute geblieben.
Gärtnern per Touchscreen-Bedienfeld – das System Miracle-Grow von AeroGarden.
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Auch Sternekoch Tim Raue genießt die Vorzüge des Indoor-Gärtnerns.
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Das Berliner Vertikal-Farm-Restaurant Good Bank – hier kann man dem Salat beim Wachsen zusehen.
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Der israelische Koch Meir Adoni hat in seinem Restaurant
Layla zwei Hightech-Farmen mitten im Gastraum platziert.
Und auch Sternekoch Tim Raue schwört auf die frisch vor Ort
geernteten Kräuter für seine asiatisch inspirierte Küche, die
als Verbindung der japanischen Produktperfektion, der thai-
ländischen Aromatik und der chinesischen Küchenphiloso-
phie charakterisiert werden kann.
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KOCHEN & GENIESSEN
KULINARISCHE BLUMENGRÜSSE
Astern und Chrysanthemen, Rosen und Veilchen – für manchen Feinschmecker gehören ihre Blüten nicht nur in die Vase,
sondern auch auf den Teller.
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Essbare Blumen und Blüten sind ein Genuss für alle Sinne.
Sie erfreuen Nase, Augen und Gaumen. Schon in der Antike
streute man duftende Rosenblätter auf das Liebeslager,
dekorierte mit ihnen edle Speisen und genoss rosengewürz-
ten Wein. Doch die zarten Blüten können noch mehr. Hippo-
krates, griechischer Arzt und Philosoph, erkannte schon vor
rund 2.500 Jahren die gesundheitsfördernde Wirkung
mancher Blumen. Sie enthalten jede Menge sekundäre
Pflanzenstoffe, Vitamine und Mineralien. Hildegard von Bin-
gen, deren Lehren bis heute Anklang finden, entdeckte im
12. Jahrhundert die essbaren Blüten für ihre Kräutermedizin.
Und so gab es in den Nutzgärten mittelalterlicher Klöster
neben den uns bekannten Kräuterpflanzen auch Lilien, Da-
maszenerrosen, Heckenrosen, Ringelblumen, Malven, Gän-
seblümchen, Kapuzinerkresse und Levkojen. Die bunte Blü-
tenpracht wurde für Tränke, Salben und Tees verwendet, die
Kranken Heilung bringen sollten.
Über Jahrhunderte hatten Blumen und Blüten nicht nur in
der Naturmedizin, sondern auch in der Küche ihren festen
Platz. Noch vor gut 100 Jahren färbten Ringelblumen an-
stelle des teuren Safrans Suppen und Saucen goldgelb,
würzten Lavendelblüten Ragouts, gaben Veilchen Süßspei-
sen eine besondere Note. Mit dem Siegeszug der Lebens-
mittelindustrie und dem ständig wachsenden Angebot an
günstigen, haltbaren Gewürzen, die jederzeit griffbereit
waren, verschwanden die Würzblüten vor allem in den
Großstädten aus den Küchen. In den 1980er-Jahren haben
Spitzenköche wie Heinz Winkler im Münchner Gourmet-
Tempel Tantris und der Schweizer „Chrüter-Oski“ Oskar
Marti in der Moospinte die wohlschmeckenden Blüten für
Genießer neu entdeckt. Inzwischen sind die farbenfrohen
Würzblüten bei vielen Küchenchefs und immer mehr Hob-
byköchinnen und -köchen wieder angesagt.
RESTAURANT GERANIUMRasmus Kofoed, der einzige Drei-Sterne-Koch Dänemarks,
hat die Blumenküche zu seinem Markenzeichen gemacht.
Gemeinsam mit Søren Ledet führt er in Kopenhagen das
Restaurant Geranium. Erstklassige Spitzenprodukte aus
biologischem und biodynamischem Anbau, pure Aromen
und harmonische Kompositionen haben der Küche 2019
zum vierten Mal in Folge drei Michelin-Sterne beschert.
Nicht nur Küche und Keller bieten Außergewöhnliches, un-
gewöhnlich ist auch die Lage des Gourmetrestaurants im
achten Stock eines Fußballstadions.
Rang 19 in der Liste The World’s 50 Best Restaurants.
Kopenhagen, Dänemark, www.geranium.dk
Wer Gerichte mit Blüten verfeinern will, muss darauf achten,
dass sie unbehandelt sind. Im Fachhandel, in Bio-Gärtnerei-
en und in vielen Supermärkten gibt es spezielle Blütenmi-
schungen für die Küche, die frei von Schadstoffen sind.
Beim Selbstsammeln sollte man besser einen großen Bogen
um Wiesen machen, die an dicht befahrene Straßen oder
gedüngte Ackerränder grenzen, und nur Blumen pflücken,
die man kennt. Frische Blüten falls nötig nur kurz unter kal-
tem Wasser abbrausen und trocken tupfen. Um die zarten
Blütenblätter, ihr feines Aroma und ihren betörenden Duft
nicht zu zerstören, gibt man sie erst unmittelbar vor dem
Servieren auf die Speisen.
DolceVita 1/2019
Rasmus Kofoed in seinem Element: Ein Menü im 3-Sterne-Restaurant Geranium besteht aus 20 und mehr Gängen.©
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Im Frühsommer blüht die Linde, ein Baum, zu dem wir
eine ganz besondere Verbindung haben. Seit alters her
gilt sie als Symbol der Liebe, der Sehnsucht und der
Zärtlichkeit. Ihre aromatischen Blüten sind seit Jahr-
hunderten ein beliebtes und wirksames Heilmittel bei
Fieber, Erkältungen und Grippe, denn sie enthalten
Flavonoide und ätherische Öle. Für eine Tasse Linden-
blütentee übergießt man einen gehäuften Esslöffel ge-
trockneter Blüten mit einer Tasse kochendem Wasser
und lässt den Tee zehn Minuten ziehen. Anschließend
wird er abgeseiht, mit etwas Kandiszucker oder Honig
leicht gesüßt und möglichst heiß in kleinen Schlucken
getrunken – am besten vor dem Schlafengehen. In
Frankreich schätzen auch Gesunde den köstlich duf-
tenden, lindgrünen Tee. Im Land der Feinschmecker
wird er als entspannendes und beruhigendes Getränk
abends nach dem Essen serviert.
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20 DolceVita 1/2019
Borretsch: Die dekorativen himmelblauen Borretsch-
blüten erinnern im Geschmack ein wenig an Gurken
und passen ideal zu Salaten, Frischkäse, Tomaten und
kalten Sommersuppen. Sehr attraktiv sehen sie auch in
Eiswürfeln aus, die im Sommer selbstgemachte Limo-
naden kühlen. Dafür die frischen Blüten in einen Eiswür-
felbehälter legen, mit Wasser aufgießen und einfrieren.
Gänseblümchen: Fast das ganze Jahr über blüht das
schlichte Gänseblümchen, das schon im Mittelalter hoch
geschätzt wurde. In Wein gedünstet soll es die Leber
kühlen und die innere Hitze löschen. Heute weiß man:
Die jungen Blüten und Blätter mit dem nussigen Aroma
regen im Frühling den Stoffwechsel an und unterstüt-
zen die Verdauung. Sie schmecken in Salaten und Sup-
pen, zu Rohkost und Gemüse, mit Quark und Joghurt.
Holunder: Der Holunder- oder Fliederstrauch ist kuli-
narisch doppelt wertvoll. Im Frühsommer erntet man
seine weißen, süß duftenden Blütendolden, um sie im
Teigmantel auszubacken oder zu Sirup zu verarbeiten.
Die Blüten enthalten ätherische Öle, Flavonoide und
Apfel-Baldrian-Weinsäure, die erfrischend schmeckt
und die Abwehrkräfte steigern soll. Die violetten Ho-
lunderbeeren, die reichlich Vitamine der B-Gruppe
und Mineralien enthalten, sind nur gekocht genießbar,
dann aber sehr aromatisch – als Suppe, Kompott, Mar-
melade, Saft oder Likör.
BEKANNTE UND BELIEBTE „KÜCHEN-BLÜTEN“
Kapuzinerkresse: Die leuchtend orange, gelb und rot
blühende Kapuzinerkresse wird nach ihrem Heimatland
Peru auch Indianerkresse genannt. Sie ist nicht nur de-
korativ, sie enthält auch viel Vitamin C und Eisen, wirkt
antibiotisch und stärkt die Immunabwehr. Die Blüten
schmecken leicht pfeffrig und passen nicht nur optisch
gut zu Salaten, Rohkost und Eierspeisen. Die grünen,
unreifen Früchte dienen als Kapernersatz.
Löwenzahn: Was viele noch immer für Unkraut halten,
ist nicht nur kulinarisch gesehen eine äußerst interes-
sante Pflanze. Der leicht bitter schmeckende Löwen-
zahn enthält viel Vitamin C, B-Vitamine und Karotin. Er
unterstützt die Funktion von Leber und Galle, hat eine
günstige Wirkung auf Bauchspeicheldrüse und Nieren
und regt den Stoffwechsel an. In der Küche verwendet
man die Blüten für Sirup und Gelee, die jungen Knos-
pen als Kapernersatz und die Blätter als Salat oder in
Suppen. Der aus der frischen Wurzel gewonnene Saft
dient als Heilmittel.
Veilchen: Wie die Rose wird auch die Veilchenblüte
hauptsächlich kandiert zum Verzieren von Süßspeisen
und Torten verwendet. Junge, frische Veilchenblätter
eignen sich zum Würzen von Suppen. Veilchen enthal-
ten u.a. Saponine und Bitterstoffe, die blutreinigend
und entwässernd wirken. Veilchensirup wird in der Na-
turmedizin als Hustenmittel eingesetzt.
Blumen im Essen bringen Farbe und Geschmack: Frühlingsspargelcremesuppe mit Schnittlauchblüten und schwarzem Sesam.
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KOCHEN & GENIESSEN
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Die TV-Köche Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenho-
fer setzen in ihren Kochkursen auf den Geschmack und Duft
von Blüten aus dem eigenen Garten. In ihrem aktuellen
Buch „Unsere Waldküche“ finden sich köstliche Rezepte wie
gebackene Löwenzahnblüten, eingelegte Bärlauchknospen
und Zuckerveilchen. „Ich freue mich schon im Frühjahr auf
die schönen Borretschblüten, die jeden Teller schmücken –
das Blau passt so hübsch zur roten Bete oder zum weißen
Fisch“, so Martina Meuth. „Die schmucken Blüten vom Kori-
ander oder vom chinesischen Schnittlauch duften nur zart.
Dafür die Holunder- oder Akazienblüten umso intensiver. In
Tempurateig (mit Bier oder Wein) getaucht und ausgeba-
cken, werden sie zu knusprigen Beignets.“
Die Blütenküche ist eine Reise durch die Jahreszeiten.
Gänseblümchen, Veilchen und Schlüsselblumen werden im
Frühling über Wildkräutersalate gestreut. Im Sommer kom-
men bei Martina Meuth die Kapuzinerkresseblüten als bit-
terwürzige Deko auf den Teller. „Auch die Blätter sehen
hübsch aus und sind, wenn sie noch klein sind, schön zart.“
Leuchtend blaue Kornblumen und gelbe bis orangefarbene
Tagetes erfreuen noch im Herbst Auge und Gaumen. „Na,
und dann die Zucchiniblüten, die man jeden Tag anders fül-
len könnte – mit Hühnerfleisch, Garnelen oder ganz vegeta-
risch mit Bulgur oder mit Quark, auch immer wieder anders
gewürzt, asiatisch, mediterran oder ganz hiesig, mal ge-
dämpft, wobei die schönen Farben besser zur Geltung kom-
men, oder gebraten oder auch in Teig getaucht und frittiert
– jede Zubereitungsart wäre ein ganzes Thema für sich!“
BUCHTIPP: Blüten-DinnerMartina Göldner-Kabitzsch geht in ihrem neuen Buch auf kulinarische Entde-ckungsreise durch einen bunten Garten voller essbarer Blüten. 100 Rezepte mit ganzseitigen Fotos laden zu außergewöhnlichen Menüs voller Duft und Aroma ein. Informative Porträts von 50 essbaren Blüten und ihre kulinarische Verwendung runden das Buch ab. Die Kunst, einem Gericht mit duftenden Blü-ten eine einzigartige Note zu verleihen, ist das Markenzeichen der Autorin. In ihrer Manufaktur von Blythen (www.von-blythen.de) interpretiert Martina Göldner-Kabitzsch die alte Kunst der Blütenküche neu – mit Konfitüren, Ge-lees, Senf, Saucen, Marinaden und vielen anderen Blütenspezialitäten.
BLÜTEN-DINNERBesondere Menüs mit essbaren BlütenMartina Göldner-KabitzschGebundene Ausgabe: 186 Seiten mit zahlreichen FotosFormat: 230 x 270 mmVerlag: Jan Thorbecke, Ostfildernwww.thorbecke.deISBN 978-3-7995-1318-0
Auch die thailändische Küche arbeitet gern mit Blüten: Ein Augen- und Gau-menschmaus zugleich – bunte Frühlingsrollen aus essbaren Blüten, Shrimps, Reisnudeln und Gemüse, eingewickelt in Reispapier.
Die TV-Köche Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer – hier mit Hund Pünktchen – verwenden am liebsten Blumen und Kräuter aus dem eigenen Garten.
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KOCHEN & GENIESSEN
22 DolceVita 1/2019
Orange Wines, orangefarbene Weine, sind sie die neuen Ster-
ne am Weinhimmel? Nicht jeder war auf Anhieb von ihnen
begeistert. Die Naturweine sind umstritten, sie lassen sich
nicht gleich in eine Kategorie stecken, sie signalisieren Auf-
bruch und Rückkehr zugleich. Weine, die zunächst von eini-
gen Experten als untrinkbare Herausforderung gescholten
wurden, gelten inzwischen als Kultweine für Liebhaber der
Weinszene.
Orange Wines sind Weißweine, die naturnah, biologisch wie
Rotweine verarbeitet werden. Hochwertige weiße Trauben
werden mit Schale und Kernen längere Zeit in Amphoren,
Fässern oder Stahltanks belassen und ohne Zugabe von
Zuchthefen und in der Regel ohne konservierenden Schwefel
gekeltert. Die in den Traubenschalen befindlichen Phenole
und Tannine geben dem Wein seine Note. So entstehen Weiß-
weine mit oranger Farbe und Rotweincharakter. Das ge-
schmackliche Bukett erinnert an reife und kandierte Früchte,
an mediterrane Kräuter, Sherry und Cognac. Beim Abfüllen
wird oft nicht filtriert, so haben die neuen Weine eine intensi-
vere Farbe als herkömmliche Weißweine, diese variiert von
Altgold bis zu dunklen Bernsteinnuancen. Im Geruch können
die Weine polarisieren, Önologen riechen das Reine, Wahre
und Unschuldige der Natur darin, für den nicht so versierten
Weinkenner mögen sie ungewohnt sein. Geschmacklich und
preislich liegen sie in der mittleren Rotweinklasse.
Die vierte Farbe des Weins
Ist es die Sehnsucht nach authentischen Genüssen oder die neu entdeckte Liebe zum traditionellen Handwerk?
Naturbelassene Orange Wines sind auf dem Vormarsch.
KOCHEN & GENIESSEN
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Zurück zur NaturFür die Herstellung von orangefarbenen Weinen benötigt
man gesunde, vollreife Trauben, die mit der Hand gelesen
werden. Die traditionelle Handlese ermöglicht eine bessere
Selektion – so kommen nur Trauben bester Qualität in den
Leseeimer. Der wichtigste Teil der Arbeit beginnt also bereits
im Weingarten. Viele Orange Wines kommen von biologisch
oder biodynamisch bewirtschafteten Weingütern, deren
Winzer sich Gedanken über Mondphasen machen und zwi-
schen den Weinreben Blumen, Gräser und Hülsenfrüchtler
(Leguminosen) wachsen lassen, um die natürliche Bestäu-
bung durch Bienen, Schmetterlinge und Fliegen zu fördern.
Tradition, Zeit und RuheDie Herstellung von Weißweinen durch verlängerte Maische-
gärung ist keine Erfindung der Neuzeit, sie war in Deutsch-
land bis Ende des 19. Jahrhunderts durchaus üblich und ist
mit dem Aufkommen der Bio-Bewegung wieder neu ent-
deckt worden.
In Georgien wird diese Technik seit über 7.000 Jahren prak-
tiziert. Die Maische wird dort in sogenannte Kvevri gefüllt.
Die eiförmigen Ton-Amphoren, die im Boden eingegraben
sind, werden mit einem Deckel verschlossen, danach hat die
Maische oft viele Monate Ruhe. Wilde Hefen aus den Trau-
benschalen verwandeln in dieser Zeit den Zucker in Alkohol
und bilden auch etwas Schwefel, der den Wein vor Oxidati-
on schützt. Der Pionier dieser neuen alten Technik ist Joško
Gravner aus Oslavia. Sein Weinbaugebiet liegt an der Gren-
ze zwischen Italien und Slowenien. Zur Jahrtausendwende
brachte er aus Georgien die Idee mit, Weißweine in Ampho-
ren reifen zu lassen. Inzwischen sind ihm Winzer aus Slowe-
WEINFARBENWeiß, Rot und Rosé, das waren bis jetzt die drei klassischen
Weinfarben. Sie bezeichnen nicht nur die Farbe des Weins,
sondern auch dessen Herstellungsprozess. Während bei der
Weißweinproduktion die Trauben ausgepresst werden und
nur ihr Saft verwendet wird – der Fachmann spricht hier von
Mostgärung –, werden bei Rosé- und Rotwein die Trauben
zerquetscht und bleiben so eine bestimmte Zeit lang auf der
Maische. Beim Rosé sind es nur wenige Stunden bis Tage,
beim Rotwein mehrere Wochen. Dabei löst der Alkohol, der
während des Prozesses entsteht, aus der Beerenschale Tan-
nine und Phenole. Diese Farb-, Geschmacks- und Gerbstoffe
verleihen dem Wein später eine körperreiche und komplexe
Struktur und eine längere Haltbarkeit. Als Orange Wines be-
zeichnet man Weißweine, die wie Rotwein hergestellt wer-
den. Noch gibt es kein offizielles Siegel und kein Klassifizie-
rungssystem für Orange Wines.
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24 DolceVita 1/2019
KOCHEN & GENIESSEN
nien, Kroatien, Frankreich, Österreich, der Schweiz und
Deutschland gefolgt. So auch Manfred Rothe, der auf sei-
nem biozertifizierten Weingut im fränkischen Nordheim am
Main seit 2013 Orange Wine produziert. Inspiriert vom tradi-
tionellen „urban winemaking“ lässt er den Wein in zwei ge-
orgischen 1.200-Liter-Amphoren auf der Maische, bevor
er in Holzfässern vollendet wird. Rothe ist einer von nur
20 Winzern außerhalb Georgiens, die diese Kultur pflegen
und zelebrieren.
Die UNESCO hat diese Methode der Weinbereitung inzwi-
schen zum immateriellen Welterbe der Menschheit erklärt.
ORANGE WINES SIND MEINE LEIDENSCHAFT
Als Revolution in Orange wurden die ersten Orange Wines bezeichnet, die auch immer mehr deutsche Weinfreunde entdecken. Wir sprachen mit Egon J. Berger, der schon seit rund zehn Jahren diese Weine nach Österreich importiert.
In Fachkreisen sind Sie als Mr Orange Wine weit über Ihre österreichische Heimat hinaus bekannt. Wie kam es zu Ih-rer Liebe zu diesen Weinen?Sie sind nicht nur für mich eine Rückkehr zu den ursprüngli-
chen Wurzeln des Weingeschmacks. Kennengelernt habe
ich Orange Wines erstmals in einem kleinen slowenischen
Landgasthof. Von Anfang an faszinierte mich nicht nur ihr
Geschmack, sondern auch der respektvolle Umgang der
Winzer mit der Natur. Obendrein sind sie gut verträglich –
durch die überwiegend biologische bzw. biodynamische
Bewirtschaftung, ganz ohne den Einsatz von synthetischen
Mitteln und Zusatzstoffen, und durch die sehr geringe
Schwefelgabe. Diese außergewöhnlichen Weine mit ihrem
komplexen Charakter wollte ich bekannter machen, unter
anderem mit meinem Online-Shop (www.orange-wine.net).
Heute vertrete ich rund 30 Winzer aus Slowenien, Italien,
Kroatien und natürlich Österreich.
Sind Orange Wines ein Nischenprodukt für wagemutige Genießer, wie eine Schweizer Zeitung vermutet, oder wird sich dieser neue Weinstil etablieren?Orange Wines sind vor allem bei jüngeren Konsumenten be-
liebt, die sich vorurteilsfreier auf die ungewohnte Aromatik
einlassen. Diese maischevergorenen Weißweine sind nicht
Mainstream, sie sind etwas für Individualisten. Nicht so
frisch, kristallklar und zugänglich, wie es viele Weintrinker
gewohnt sind, dafür sind sie ungeschönt, unfiltriert, haben
Kraft und Struktur. Schon aufgrund ihres Preises gehören sie
allerdings eher zu den Nischenweinen. Die Schmerzgrenze
liegt für viele Konsumenten bei rund zehn Euro. Für einen
Orange Wine muss man in der Regel gut das Doppelte be-
zahlen. Sie sind aber auch keine Weine für „jeden Tag“!
Wie sollte man Orange Wines servieren?Ideal ist es, diese außergewöhnlichen Weine zwei bis drei
Stunden vorher zu entkorken oder zu dekantieren und dann
bei einer Temperatur von ca. 15 bis 16 Grad zu genießen. In
doppelwandigen Weinflaschenkühlern halten sie die Tem-
peratur über mindestens eine Stunde. Bitte große, dünn-
wandige Weingläser (z.B. Burgundergläser) verwenden. Sie
bringen die Weine und deren komplexe Aromen am besten
zur Geltung. Orange Wines sind ausgezeichnete Speisenbe-
gleiter. Sie sind universell einsetzbar und harmonieren zu
ziemlich allen kalten und warmen Gerichten – egal ob Sup-
pen, Gemüse, Fisch oder Fleisch.
Was raten Sie Weinfreunden, die das erste Mal einen Orange Wine trinken?Lassen Sie sich von einem Experten beraten. Jeden Wein
zeichnet etwas Besonderes aus, jeder erzählt seine ganz ei-
gene Geschichte, hat seine eigene Stilistik und Machart. Die
sollte man kennenlernen, deshalb ist eine gute Fachbera-
tung beim Kauf so wichtig. Und dann: Einfach unvoreinge-
nommen darauf einlassen, ausprobieren und genießen. Man
muss sich diese Weine eben „ertrinken“.Egon J. Berger – Importeur und Experte für Orange Wines.
BEZUGSQUELLEN FÜR ORANGE WINEwww.orange-wine.net
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KOCHEN & GENIESSEN
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26 DolceVita 1/2019
WELLNESSURLAUB ERLEBEN
Wir verlosen zwei Übernachtungen für zwei Personenim Holzhotel Forsthofalm in Leogang inklusive 3/4-Regenbogenkulinarik
und Teilnahme am Mountain-Life-Programm.*
Das Holzhotel Forsthofalm im Salzburger Land macht seinem
Namen alle Ehre. Welches Hotel kann schon von sich behaup-
ten, aus 245 Tonnen Massivholz und 210.000 Buchenholzdü-
beln zu bestehen, zusammengehalten ganz ohne Leim, Nägel
und Schrauben? Wissenschaftlich ist belegt, dass Holzhäuser
für einen besonders ruhigen, erholsamen Schlaf sorgen – das
in 1.050 Meter Höhe gelegene Hotel ist also nicht nur ein revo-
lutionäres Architektur-Projekt, sondern punktet bei seinen
Gästen auch mit einem einmaligen Wohn- und Wohlgefühl.
Das Design lässt sich gut als Symbiose aus Purismus und Be-
haglichkeit beschreiben, der Blick auf die Natur steht klar im
Mittelpunkt. Ein Hotel, das „Luft und Freiheit zum Atmen
lässt“, wie Gastgeber-Familie Widauer es ausdrückt.
Die kulinarische Devise lautet: Je näher die Zutaten vor der
Haustür wachsen, umso besser. Und am liebsten in Bio-Quali-
tät. Das neue, fantasievolle Konzept im Restaurant KUKKA (das
finnische Wort für Blume) heißt „Regenbogenküche“. Die Ba-
sis bilden dabei neben intensiven Aromen die fünf kraftvollen
Farben des Regenbogens, die jeden Teller in einer dieser –
natürlich rein pflanzlich kreierten – Farben erstrahlen lassen.
Eine Schauküche mit offenem Holzkohlegrill und ein Brot-
backofen lassen ein kommunikatives, lebendiges Miteinander
von Gast und Küchencrew entstehen. Ob man Steak-Fan
oder Veganer ist, spielt hier schon lange keine Rolle mehr. Es
ist für jeden etwas dabei. In der Bar KUKKA warten aufregen-
de hauseigene Cocktail-Kreationen und eine umfangreiche
Auswahl internationaler Weine auf den durstigen Gast. Eine
Besonderheit: das beachtliche Angebot an Orange Wines,
die mit ihrer Naturbelassenheit schon so manchen Gaumen
verzaubert haben. Nicht nur die Bar mit offenem Kaminfeuer
und gemütlicher Lounge, auch die großzügige Dachterrasse
oder ein Platz am Lagerfeuer sind perfekte Orte für einen ge-
nüsslichen Tagesausklang im Holzhotel Forsthofalm. Foto
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GEWINNSPIEL
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SO KÖNNEN SIE GEWINNEN:Wie heißt das Restaurant im Holzhotel Forsthofalm?Die Antwort versteckt sich im Magazin.
Schicken Sie uns einfach eine E-Mail mit Ihrer vollständi-gen Adresse und der richtigen Antwort an: gewinnen@dolcevita-magazin.com. Oder senden Sie uns ein Fax an DolceVita-Leserservice, Fax: +49 (0)89-89 87 84 40. Der Gewinn kann (je nach Verfügbarkeit) bis November 2019 und von Mai bis November 2020 eingelöst werden.
Einsendeschluss ist der 31.08.2019Die Teilnahme auf dem Postweg (z. B. Postkarte, Brief) ist ausdrück-lich ausgeschlossen. Es ist pro Teilnehmer nur eine Teilnahme möglich, eine mehrfache Teilnahme am Gewinnspiel hat einen Spielausschluss zur Folge. Ausgeschlossen sind auch Nutzer sogenannter Gewinn-spiel-Eintragsservices mit automatisch eingetragenen E-Mail-Adressen.
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Mehr
zum Thema
ORANGE WINESauf Seite 22!
Für die Aktiven und Unternehmungslustigen werden im
Rahmen des wöchentlich wechselnden Mountain-Life-Pro-
gramms neben einer Vielzahl an Fitness- und Yogakursen
auch geführte Wanderungen, Cocktailkurse und vieles mehr
angeboten. Ob Aqua-Fitness, Trampolin-Workout, Slackline,
Hot Iron, Piloxing, Blackroll-Faszientraining oder Boxen — für
alle ist etwas dabei. Super entspannen kann man im Sky Spa,
zum Beispiel in der Bio-Kräuter-Sauna oder bei einem Bad im
beheizten Rooftop-Pool mit beeindruckendem Blick auf die
umliegende Bergwelt. Die Spa-Treatments werden anhand
der Moods Soul, Brain, Energy, Muscle und Love individuell auf
den einzelnen Gast abgestimmt. Wunderbare Naturdüfte und
-produkte machen das Erlebnis Wellness perfekt.
HOLZHOTEL FORSTHOFALM | Hütten 37 | A-5771 Leogang T +43 6583 8545 | booking@forsthofalm.comwww. forsthofalm.com
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28 DolceVita 1/2019
KOCHEN & GENIESSEN
Mit Freunden ganz unkompliziert vielerlei Gaumenfreuden
teilen – dieses kommunikative kulinarische Vergnügen er-
setzt vor allem in den Großstädten immer häufiger ein klassi-
sches Abendessen. Denn wie kein anderer Gang in der Spei-
senfolge eignen sich Antipasti und Tapas auch „solo“
vorzüglich als Ersatz für eine Hauptmahlzeit. Ganz so neu ist
diese Idee nicht. Im Nahen Osten und in Nordafrika serviert
man seinen Gästen traditionell Mezze, eine aromenreiche
Auswahl an kalten und warmen Gerichten. Sie werden in
kleinen Schüsseln auf den Tisch gestellt, damit jeder von all
den Speisen probieren kann, die mit viel Sorgfalt, Liebe und
noch mehr Gewürzen zubereitet wurden. Eine entspannte,
ungezwungene Esskultur, die keiner starren Menüstruktur
folgt und bei der oftmals das Fladenbrot Messer und Gabel
ersetzt. Diese orientalische Esstradition, bei der das gemein-
same Essen und Genießen im Mittelpunkt steht, wird derzeit
als neuer Food-Trend in angesagten Restaurants rund um den
Globus gefeiert, oft unter dem englischen Begriff „Sharing“.
Orientalische Mezze stehen kulinarisch in einer Reihe mit
den köstlichen Imbissen und Snacks anderer mediterraner
Länder wie den griechischen Mezedes. Beide Begriffe haben
ihren Ursprung im persischen Wort „mazhe“, das Geschmack
bedeutet. Eingebunden in ein Menü sind diese Kleinigkeiten
GESELLIGE GENUSSHÄPPCHEN Mezze, Mezedes, Antipasti und Tapas stehen für die
neue Lust am gemeinsamen Essen und Teilen.
29DolceVita 1/2019
ITALIENISCHE MOMENTE
Eine der köstlichsten kulinarischen Traditionen in Italien sind
die Antipasti (wörtlich übersetzt: vor den Teigwaren). Kalte
und warme Kleinigkeiten, um die sich viele Legenden ranken.
Und mindestens ebenso viele italienische Provinzen nehmen
für sich in Anspruch, die Geburtsstätte der echten Antipasti
zu sein. Marcus Cavius Apicius, der Autor der ältesten erhal-
tenen Rezeptsammlung des Abendlands, hat bereits im ers-
ten Jahrhundert nach Christus in seinem Kochbuch kleine
Appetitanreger wie ein pikantes Fisch-Pickle, mit Kalbsbrät
gefüllte Zucchini oder gekochte Aprikosen mit Minze aufge-
führt.
Die Renaissance reklamiert die Antipasti als Erfindung ihrer
Zeit. Fester Bestandteil der üppigen Bankette waren damals
kunstvoll dekorierte Buffets mit kalten Speisen, zu denen
dafür gedacht, den Appetit für die weiteren Gänge anzure-
gen, aber nicht zu sättigen. Typische griechische Vorspeisen
sind gefüllte Weinblätter, Oktopussalat, gegrillte Sardinen
oder gebackener Käse. Oft gibt es auch kleine Portionen von
eigentlichen Hauptgerichten – gefüllten Zucchini oder
Moussaka, dem beliebten Auberginen-Hackfleisch-Auflauf
unter einer goldbraunen Béchamelkruste.
süße und pikante Saucen gereicht wurden. Bis heute erinnert
die Anordnung der Antipasti in vielen italienischen Restau-
rants an diese Tradition. Meist stehen die Kühlvitrinen mit den
einladenden Vorspeisen-Platten am Eingang oder in der Mit-
te des Gastraums. Eine kulinarische Visitenkarte der Küche –
lassen doch Sorgfalt und Fantasie selbst bei einfachen Spei-
sen durchaus auf die Kunstfertigkeit der Köche schließen.
Antipasti haben jedoch nicht nur luxuriöse Wurzeln. Viele
der inzwischen klassischen Kleinigkeiten entstammen der
ärmeren Küche. Schon immer siegte hier der Einfallsreich-
tum über die bescheidenen Vorräte. Bestes Beispiel dafür ist
die Bruschetta, eine dicke Scheibe Bauernbrot, mit einer
Knoblauchzehe aromatisiert und mit Olivenöl getränkt. Mit
reifen Tomatenscheiben belegt, wurde aus diesem bäuerli-
chen Alltagsgericht eine internationale Spezialität. Im Süden
Italiens liebt man die Crostini, geröstete Brotscheiben, die
mit Gemüsepasten bestrichen werden.
Venedig ist die Heimat der Cicchetti, der kleinen Röstbrot-
oder Polentascheiben, die kalt oder warm mit Krebsfleisch,
frittiertem Gemüse, Schinken oder Sardinen belegt werden.
„Cicchetti e ombre“ – Schnittchen und ein Glas Wein oder
Spritz – heißt der traditionelle Aperitif, Symbol des venezia-
nischen Lebensgefühls. Am besten schmecken die Cicchetti
in den traditionellen Weinbars, den Bacari, die man überall in
der Lagunenstadt findet. Hier lassen Einheimische den Tag
in fröhlicher Gesellschaft genussvoll ausklingen.
KOCHEN & GENIESSEN
ORIENTALISCHE GAUMENFREUDEN
Briuats: frittierte, dreieckige Teigtäschchen, die mit Hackfleisch, Garne-len oder süßer Mandelcreme gefüllt sind
Hummus: Paste aus Kichererbsen, Tahin, Zitronensaft, Knoblauch und Kreuzkümmel
Köfte: kräftig gewürzte Hackfleischröllchen aus Lamm- oder Rind-fleisch, die in Olivenöl ausgebacken werden
Mutabbal: Püree aus gerösteten Auberginen, Joghurt, Tahin und Zitro-nensaft
Falafel: frittierte Bällchen aus pürierten Kichererbsen oder Saubohnen, Zwiebeln, frischem Koriander oder Petersilie, Knoblauch, Kreuzkümmel, Salz und Pfeffer
Kibbeh: süßlich-nussige Klößchen aus Rinderhackfleisch und Bulgur, gewürzt mit Zwiebel, Piment, Koriander, Petersilie und Chili, ausgeba-cken in Olivenöl. Bei der vegetarischen Variante wird das Hackfleisch durch Auberginen ersetzt
Scheikh Al-Mahshi: Auberginen- oder Zucchinihälften, die mit Hack-fleisch, Pinienkernen und verschiedenen Gewürzen gefüllt und anschlie-ßend in einer Joghurtsoße gegart werden
Tabouleh: Salat aus Bulgur, Tomate, Gurke, Paprikaschote, Zwiebel, Pe-tersilie, Minze, Knoblauch, Zitronensaft und Olivenöl
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KOCHEN & GENIESSEN
KLEIN ABER FEINDie ganze Welt der Tapas, Antipasti & Co. Alfons SchuhbeckGebundene Ausgabe: 160 Seiten mit zahlreichen FotosVerlag: ZS Verlag, München. www.zsverlag.deISBN 97 978-3-89883-872-6
BUCHTIPP: Klein, aber feinAuch Sternekoch und Multitalent Alfons Schuhbeck widmet sich in sei-nem neuen Kochbuch mit über 150 Rezeptkreationen dem Thema Appe-tizer. Er nimmt den Leser mit auf eine kulinarische Weltreise: spanische Tapas, italienische Antipasti, orientalische Mezze, dazu südamerikanische, asiatische, ja sogar bayerische Magentratzerl. Als Gewürzexperte verleiht Alfons Schuhbeck den Mini-Gerichten seine ganz besondere Note. Ob als Auftakt eines Menüs, als Genussbissen für zwischendurch oder kombi-niert als komplettes Menü, die Appetitmacher bringen eine genussreiche Freude auf den Esstisch. Klein, aber fein – das sind Rezepte für alle, die gern kreativ sind, sich am Herd aber nicht verkünsteln wollen. Unkompli-ziert, vielfältig und aromenreich laden die Gabel- und Löffelhäppchen zum vergnüglichen Probieren und Teilen ein.
TAPAS – DES SPANIERS STOLZ
Wie bei den Antipasti, so ranken auch bei den Tapas mehrere
Legenden rund um ihre Entstehung. Die königliche Version
besagt, dass sich im 13. Jahrhundert der kastilische König Al-
fonso X. auf Rat seiner Ärzte beim Essen drastisch zurückhal-
ten musste. Deshalb servierten ihm seine Leibköche über den
Tag verteilt nur noch ganz kleine Portionen – diese allerdings
in höchster Güte. Der König war entzückt, die Tapas-Kultur
geboren. Die Andalusier sind da jedoch ganz anderer Mei-
nung, sie halten wiederum sich für die Erfinder der Tapas –
ihre Geschichte dazu ist folgende: Seit jeher genießt man in
Südspanien gerne ein Gläschen Sherry im Freien. Dessen sü-
ßer Duft lockt auch Insekten an, weshalb man sein Glas mit
einer kleinen Scheibe Brot oder einem Tellerchen als Deckel
(span. Tapa) bedeckte. Darauf legte der Wirt als kleine Drein-
gabe eine Scheibe Wurst, Schinken oder andere Appetithap-
pen. Vielleicht geht die Tapas-Kultur aber auch einfach auf die
Mauren zurück, die vor allem in Andalusien kulinarisch ihre
Spuren hinterließen.
Lange galt Sevilla als das Zentrum der Tapas. Inzwischen
haben die unwiderstehlichen Kleinigkeiten auch andere Re-
gionen und Länder erobert. Die Leckereien werden täglich
frisch zubereitet und mundgerecht portioniert in braunen
Tonschälchen, auf kleinen Porzellantellern oder auf einer
Scheibe geröstetem Weißbrot serviert. In den „Tascas“, die
man vor allem in Madrid und Barcelona findet, kann der Gast
oft unter drei oder vier Dutzend verschiedenen Tapas wäh-
len. Typisch sind Rührei mit Blutwurst, Auberginen-Tortilla,
Pilze in Sherry, gebratene Pimientos de Padrón, Schnecken
mit Sobrasada und viele mehr. Dazu ein Glas Wein mit Freun-
den – das zählt nicht nur für Spanier zu den kleinen Glücks-
fällen des Lebens.
PULPO AUF GALIZISCHE ART
ZUTATEN (für 4–8 Personen)
1 kleiner Oktopus (Pulpo; 1 – 1,2 kg)Salz
1 kleine Zwiebel 1 Lorbeerblatt
3 Gewürznelken8 EL mildes Olivenöl
1 fein geriebene Knoblauchzehe ½ TL Räucherpaprikapulver
(Pimentón de la Vera picante)Fleur de Sel
Die Fangarme und die „Tüte“ des Oktopus vom Kopfteil abschneiden, den Kopf entfernen. Die Arme sollten noch gut zusammenhalten. Die Arme und die „Tüte“ gründlich unter fließendem kaltem Wasser waschen und abtropfen lassen. Reichlich Salzwasser in einem Topf zum Kochen bringen.
Die Zwiebel schälen und das Lorbeerblatt mit den Gewürznel-ken auf der Zwiebel feststecken. Den Oktopus mit der gespick-
ten Zwiebel ins kochende Wasser geben und darin 1 1/4 bis 1 1/2 Stunden mehr ziehen als köcheln lassen, bis er weich ist. Für den Gartest den Oktopus mit dem Schaumlöffel aus dem Wasser heben und mit der Fleischgabel einstechen – ist kein
oder kaum Widerstand zu spüren, ist der Oktopus gar.Zum Servieren das Olivenöl mit dem Knoblauch und dem
Räucherpaprikapulver verrühren. Den Oktopus aus dem Sud heben und möglichst heiß in etwa 1 cm dicke Scheiben schnei-den. Die Scheiben nebeneinander auf kleine Teller verteilen,
mit dem Würzöl beträufeln und mit Fleur de Sel würzen. Dazu passt Weißbrot.
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SO GEHT´S (für ca. 16 Artischockenherzen)
2 Gläser Artischockenherzen (à 370 g EW) abgießen, die Herzen auf Küchenpapier abtropfen.
16 Sardellenfilets (Anchovis) unter kaltem Wasser abspülen, zwischen Küchenpapier trocken tupfen
und um die Artischocken wickeln. Mit Spießen oder Zahnstochern fixieren.
100 ml Olivenöl mit 1 Bund Basilikum grün pürieren, leicht salzen und über die Artischocken träufeln.
ALCACHOFAS CON ANCHOAS
BUCHTIPP: Blaue StundeKoch, Autor und Food-Blogger Stevan Paul und die Fotografin Daniela Haug folgen in ihrem neuen Koch- und Lesebuch dem Sonnenuntergang einmal rund um die Welt. Die kulinarische Reise startet in Samoa, wo die Sonne zuerst untergeht, und führt durch die Appetizer-Küche von 24 Län-dern bis nach Brasilien, in die USA und nach Mexiko. Blaue Stunde ist ein Fernweh-Kochbuch voller bunter Geschichten und köstlicher Häppchen.
BLAUE STUNDE. Rezepte, die den Abend feiern.Stevan Paul und Daniela HaugGebundene Ausgabe: 240 Seiten mit 200 AbbildungenFormat: 20 x 27 cmVerlag: Brandstätter Verlag, www.brandstaetterverlag.comISBN 978-3-7106-0197-2
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DAS STRANDMÖBEL
Zum Nord- und Ostseestrand gehört der Strandkorb wie zum Oktoberfest das Bier.
Kaum zu glauben, dass diese geniale Erfindung schon weit über hundert Jahre alt ist.
LEBENSART
32 DolceVita 1/2019
Reges Treiben im Seebad Norderney um 1903: Schon damals prägten die geflochtenen Sitzmöbel das Nord- und Ostseeküsten-Bild.
33DolceVita 1/2019
Strandkörbe sind längst nicht mehr nur Küstensache. Die wind-
und wetterfesten Kultobjekte haben sich die schönsten Plätze
in privaten Gärten, auf städtischen Dachterrassen und in schi-
cken Hotels erobert – im Norden wie im Süden. Wer einmal da-
rin gesessen (oder gelegen) hat, der weiß, warum. Doch wem
haben wir diesen Outdoor-Komfort eigentlich zu verdanken?
Es war einmal......eine betagte Dame namens Elfriede von Maltzahn, die 1882
zum Rostocker Hofkorbmachermeister Wilhelm Bartelmann
kam mit der Bitte, Herr Bartelmann möge ihr eine Sitzgele-
genheit für den Strand anfertigen, die „Schutz vor Wind und
Sonne“ bietet. Frau Maltzahn plagte das Rheuma, auf einen
Strand-Aufenthalt in Warnemünde wollte sie trotz alledem
aber nicht verzichten. Gerade weil bereits bekannt war, dass
frische Seeluft durchaus gesundheitsfördernd war. Herr Bar-
telmann machte sich also ans Werk und flocht aus Weide und
Rohr den ersten Strandkorb, seinerzeit noch „Strandstuhl“ ge-
nannt. Es war ein Einsitzer, der sich aufgrund seiner Form als
„aufrecht stehender Wäschekorb“ verspotten lassen musste.
Doch es dauerte nicht lange, da erkannten auch andere
Strand-Besucher, wie praktisch und komfortabel das Sitzmö-
bel war, und Wilhelm Bartelmann begann schon bald damit,
weitere Modelle anzufertigen, um der Nachfrage gerecht zu
werden.
Vom Wäschekorb zum VerkaufsschlagerBereits ein Jahr später, also 1883, entstand in der Rostocker
Hofkorbmacherei der erste Strandkorb für zwei Personen, so
wie es auch bei den heutigen Klassikern der Fall ist. Bartel-
manns Frau Elisabeth gründete zeitgleich in Warnemünde die
weltweit erste Strandkorbvermietung – mit einschlagendem
Erfolg. Der Unterschied zu heute: Man trug den Korb noch
selbst zum Wasser. Ein Patent auf den immer weiter an Beliebt-
heit gewinnenden See-Sitz anzumelden wurde allerdings ver-
säumt, so kamen bald auch andere Strandkorb-Werkstätten
hinzu. Einfallsreiche Handwerker bauten Modelle mit Fußstüt-
zen, Armlehnen und kleinen Seitentischen. 1897 erschuf Jo-
hann Falk, ein ehemaliger Lehrling Bartelmanns, einen Strand-
korb mit zurückklappbarer Rückenlehne. Schon um die
Jahrhundertwende waren alle deutschen Küstenbäder mit
Strandkörben ausgestattet. Große Stückzahlen kamen aus Bar-
telmanns Manufaktur, deren Betrieb in der Langen Straße lei-
der 1942 erlosch, als das Gebäude im Krieg zerstört wurde.
1897 bescherte der erste Halblieger den Strandgästen einen noch komfortable-ren Aufenthalt – eine praktische Erfindung von Johann Falk.©
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34 DolceVita 1/2019
LEBENSART
Die KorbwerkerDeutschlands älteste noch bestehende Strandkorbmanufak-
tur ist im Kaiserbad Heringsdorf auf der Ostseeinsel Use-
dom zu finden. Der Betrieb nennt sich mittlerweile korb-
werk und wurde bereits 1925 von Carl Martin Harder ins Le-
ben gerufen. Das Team von korbwerk hat sich eines behal-
ten – es setzt auf Klasse statt Masse. Auf hochwertige
Handarbeit. Mit viel Freude an der Arbeit, Einfallsreichtum
und über 90 Jahren Erfahrung im Strandkorbbau entstehen
dort sehr edle und äußerst langlebige Strandkorb-Klassiker.
Außerdem besteht in diesem Traditionsbetrieb die Möglich-
keit, sich seinen persönlichen Traum-Strandkorb anfertigen
zu lassen, was zum Beispiel auch bei Hotels und Gastrono-
mien sehr beliebt ist. Holzart, Stoff, Flechtwerk, Farbe – al-
les kann ganz individuell ausgesucht und zusammengestellt
werden, ebenso die Ausstattung. Es gibt Luxusmodelle, die
haben Beleuchtung, Kühlschrank, Soundanlage, Sitzhei-
zung und Massagefunktion „an Bord“. Extravagante Aufträ-
ge sind natürlich immer willkommen – bei korbwerk liebt
man die Herausforderung. Kein Wunder also, dass genau in
dieser Manufaktur auch der größte Strandkorb der Welt
entstanden ist. Mit einer Höhe von vier und einer Breite von
sechs Metern bietet das Unikum Platz für 70 Personen und
ist zugleich eine Veranstaltungsbühne. Der wahrscheinlich
berühmteste Strandkorb wurde 2007 für den G8-Gipfel in
Heiligendamm gefertigt. Auch dieser 9-Sitzer hatte ein stolzes
Ausmaß, schließlich sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit
allen G8-Staats- und Regierungschefs bequem hineinpassen.
Dieses Foto ging natürlich um die Welt.
Gut Korb braucht WeileGanze 50 Arbeitsstunden braucht es, bis ein Strandkorb aus-
geliefert werden kann – und einiges an Material. 50 Meter
Holzleisten, 11 Meter Stoff und 1,5 Kilometer Flechtband sind
nur ein Teil davon. Im Heringsdorfer Traditionsbetrieb wird
nicht mit vorgefertigten Teilen gearbeitet, alles ist „made in
Mecklenburg-Vorpommern“. Schablonen dienen dazu, die
Holzteile auszusägen, welche vor dem Zusammenbau in ei-
Der kleine Unterschied: Beim Strandkorb-Design gibt es regionale Differenzen – während das Ostsee-Modell (hier im Bild) eine runde Haube und geschwungene Lehnen hat, weist die Nordseevariante geradere Formen auf. In puncto Behag-lichkeit spielt das keine Rolle, hier entscheidet einfach der Geschmack.
ner Lasur baden, damit sie möglichst lange der Witterung
strotzen können. Während man für Mietkörbe auf heimi-
sches Kiefernholz zurückgreift (günstig, leicht und wider-
standsfähig), wird für die nobleren Varianten gerne Teakholz
oder Iroko verwendet – hier achtet man auf biologischen
Anbau. Etwa 1/3 der Produktionszeit beansprucht das Flech-
ten. Auch wenn mittlerweile fast immer anstatt des Natur-
produkts ein pflegeleichtes PVC-Band oder PR-Rundgeflecht
zum Einsatz kommt, auf das handwerkliche Geschick des
Korbflechters kann und will man nach wie vor nicht verzich-
ten. Schließlich ist das Geflecht „die Seele des Strandkorbs“,
wie man bei korbwerk so schön sagt. Wenn schließlich Haube
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G8-Gipfel in Heiligendamm: Ein Strandkorb wir berühmt.
Einfach nur steif darin Platz nehmen ist bei Strandkörben
schon lange nicht mehr en vogue. Bei aktuellen und zu-
gleich traditionellen Modellen wird zwischen einem Halb-
lieger und einem Volllieger unterschieden. Bei Ersterem
lässt sich die Rückenlehne um 45 Grad nach hinten nei-
gen, so dass man darin (in Kombination mit ausgezoge-
nem Fußteil) sehr bequem liegen kann. Die Lehne des
sogenannten Vollliegers kann man sogar um 90 Grad
kippen. Damit wird der Strandkorb zum perfekten Ort für
ein Schläfchen mit Urlaubsflair.
MULTIFUNKTIONAL GEMÜTLICH
Verarbeitung de luxe: ein extrabreiter korbwerk-Teakholz-Klassiker mit Komfort und Durchblick – dank dekorativer Bullaugen aus Edelstahl.
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35DolceVita 1/2019
LEBENSART
und Bock – so nennt man den unteren Strandkorb-Teil – mon-
tiert sind, fehlt nur noch die Polsterung. Dazu diente früher
Stroh. Die Stoffe der hauseigenen Schneiderei sind aus Acryl,
werden nicht bedruckt, sondern bereits bei der Produktion
gefärbt. Das garantiert eine lange Haltbarkeit und verhin-
Sonnenuntergang, Meeresrauschen, Sternenhimmel –
was gibt es Romantischeres als eine Nacht allein am
Strand? Ein relativ junger Trend ist das Übernachten im
„Schlafstrandkorb“. An immer mehr deutschen Urlaubs-
orten kann man einen eigens dafür konzipierten 2-Perso-
nen-Korb buchen, oft auch als Übernachtungspaket mit
Bettwäsche, Frühstück usw. Durch ein verschließbares
Faltdach hat man die Wahl zwischen der Liegefläche un-
ter freiem Himmel und dem geschützten Kokon.
EINE NACHT IM STRANDKORB
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Heutige Standard-Geflechte sind aus strapazierfähigem Kunststoff. Naturge-flecht (z. B. Rohrbast oder Boondoot) muss mehrere Tage eingeweicht werden, bevor es verarbeitet werden kann, und erfordert viel Erfahrung. Um seine Halt-barkeit zu gewährleisten, sollte es mindestens 1 x jährlich mit Teak- oder Firnis-öl behandelt werden.
dert unerwünschtes Ausbleichen. Ist das „Innenleben“ fertig
eingebaut, sind die Körbe komplett. Ein fertiges Sitzmöbel
dieser Art wiegt 60 Kilo aufwärts – ein stabiles Schwerge-
wicht. Da macht es doch umso mehr Sinn, dass man Strand-
körbe nicht mehr selbst mit zum Strand schleppen muss,
sondern einfach vor Ort mieten kann. www.korbwerk.de
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WOHNEN
Professor Wagenfeld und das Glas
DolceVita 1/201936
Wilhelm Wagenfeld, Bauhaus-Größe und Pionier des modernen Industriedesigns, hat uns weltweit bekannte Glas-Kunstwerke
für den Haushalt hinterlassen. Und das als gelernter
Silberschmied.
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Bis heute verdanken wir dem 1900 in Bremen geborenen
Produktdesigner Wilhelm Wagenfeld die Optik verschie-
denster Gebrauchsgegenstände, welche alle eines gemein-
sam haben: Sie sind zeitlos ästhetisch und funktional zu-
gleich, egal ob Eierbecher, Türklinke, Tasse oder Stehlampe.
Damit hatten seine Produkte beste Voraussetzungen, äu-
ßerst beliebte und bekannte Design-Ikonen des 20. Jahrhun-
derts zu werden. „Brauchbar sein heißt auch schön sein,
denn alles Brauchen muss schön sein können, anders erfül-
len die Dinge nicht ihren Sinn“, so die Worte des Entwerfers.
Im Zuge der Industrialisierung war es plötzlich möglich, eine
solche Art von Design auch für die „breite Masse“ zugänglich
zu machen. Neue Materialien halfen, die Produkte zu verbes-
sern und zugleich günstiger zu machen. Die Serienprodukti-
on kam auf. Wagenfeld war kein Träumer, er war ein Visionär.
Jedes seiner Stücke sollte „so schön und praktisch sein, dass
sich der Reichste wünscht, es zu besitzen, und so preiswert,
dass auch der Ärmste es sich kaufen kann“. Ihm ging es letzt-
endlich um den Gebrauchswert – nicht um Originalität. Er
sah sich als Dienstleister, als „Formenfinder“ und „Muster-
macher“ – das Wort „Designer“ mochte er nicht.
Den Anfang macht das MetallMit 14 Jahren begann Wilhelm Wagenfeld eine Lehre in der
Zeichenabteilung der Bremer Silberwarenfabrik Koch &
Bergfeld und besuchte nebenbei die Kunstgewerbeschule in
Bremen. Er arbeitete kurz als Industriezeichner, bis ihn ein
Stipendium an die Zeichenakademie in Hanau führte. Wa-
genfeld wurde Meisterschüler des Malers Reinhold Ewald
und begann an der angegliederten Fachschule für Edelme-
talle eine Ausbildung zum Silberschmied. Nach Aufenthalten
im Künstlerort Worpswede und in Bremen hat er sich 1923
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zum Studium am Staatlichen Bauhaus Weimar entschlossen,
wo er auch bis zu dessen Schließung 1925 blieb. Er arbeitete
in der Metallwerkstatt, unter der Leitung von László Moholy-
Nagy und Christian Dell. Eine seiner berühmtesten Arbeiten,
die gerne als „Bauhaus-Leuchte“ bezeichnete Tischlampe,
war gleichzeitig eine seiner ersten und entstand in dieser
Zeit. Ab 1926 war er an der Staatlichen Bauhochschule Wei-
mar (Nachfolgeinstitut des Bauhauses) tätig, zwei Jahre dar-
auf hat er dort die Leitung der Metallwerkstatt übernommen.
Ein Herz für GlasSchon früh wagte Wilhelm Wagenfeld den Schritt in die
Großindustrie. Als er 1931 den wissenschaftlichen Leiter des
Jenaer Glaswerks, Erich Schott, kennenlernte, beschlossen
beide zu kooperieren. Die damals äußerst ungewöhnliche
Kombination von Kunst und industrieller Technik sollte Wa-
genfelds beruflichen Durchbruch einleiten. Der ehemalige
Bauhaus-Schüler entwickelte im Laufe der Zeit ein umfang-
reiches und innovatives Haushalts-Sortiment aus hitzebe-
ständigem Glas, zu dem unter anderem das bekannte dünn-
wandige Teeservice gehört, welches als absoluter Klassiker
auch heute noch produziert und gern gekauft wird. Die Wa-
genfeld-Teekanne (Bild links) hat es sogar bis ins Museum of
Modern Art in New York geschafft. Nicht weniger bemer-
kenswert – oder vielleicht sogar noch bemerkenswerter –
sind Wagenfelds Pressglas-Produkte. Bisher wurde diese
Art von Glas als „Billigmaterial“ verschmäht, doch ihm ge-
lang es, durch eine neue Technik die unschönen Produkti-
onsnähte zu vermeiden. Das Pressglas wurde „salonfähig“.
Eine Vielzahl von preiswerten und schönen Hauhaltsgegen-
ständen ist in der Folge entstanden, zum Beispiel der multi-
funktionale Eierkocher. Ziel war es, der berufstätigen Frau
mit diesen Dingen Zeit und Arbeit zu ersparen. „Vom Herd Illustr
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Der Wagenfeld-Eierkocher ist zurück im Handel. Das Kultprodukt aus den 30er-Jahren ist in 3 Größen erhältlich und vielseitig einsetzbar, z. B. für die Herstel-lung von Süßspeisen und Pasteten. Gesehen bei www.connox.de.
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naer Glaswerks übernommen (www.trendglas-jena.com). Sie
gehört zur Csonka-Group, einem der größten Verarbeiter
von Borosilikatglas in Europa, welcher seit 1996 Co-Produ-
zent der Schott Jenaer Glas GmbH war. Im Trendglas-Jena-
Sortiment findet man teilweise noch Produkte aus den alten
Originalformen.
Das sind die Eigenschaften von Borosilikatglas:• hitzebeständig bis 450°C
• zum Kühlen und Einfrieren bis -35°C geeignet
• dreifach höhere Resistenz gegen Temperaturwechsel
im Vergleich zu Normalkristallgläsern
• mikrowellengeeignet
• spülmaschinenfest
• absolut geschmacksneutral
• für Allergiker geeignet
• verfärbt nicht
Der Wagenfeld-Eierkocher ist zurück im Handel. Das Kultprodukt aus den 30er-Jahren ist in 3 Größen erhältlich und vielseitig einsetzbar, z. B. für die Herstel-lung von Süßspeisen und Pasteten. Gesehen bei www.connox.de.
Unter Jenaer Glas versteht man ein von Otto Schott im Jahre
1887 entwickeltes Borosilikatglas. Das ist ein chemikalien-
und temperaturbeständiges Glas, welches einen breiten An-
wendungsspielraum bietet. Besonders geeignet ist es mit
diesen Eigenschaften natürlich für Labor-Ausstattungen und
Haushaltsgegenstände. Seit den 1920er-Jahren wurde das
Gebrauchsglas in Jena hergestellt und vertrieben, bald war
es ein gefragter Exportschlager der DDR. Bedeutende Ge-
stalter wie Wilhelm Wagenfeld, Gerhard Marcks, Heinrich
Löffelhardt, Ilse Decho und Hans Merz sowie die in den 30er-
Jahren initiierte Werbekampagne des Bauhauskünstlers
László Moholy-Nagy trugen maßgeblich dazu bei. Mitte 2005
ist die Produktion am Gründungsstandort eingestellt worden.
Heute wird die Marke Jenaer Glas von der Zwiesel Kristallglas
AG vertrieben, welche die Rechte daran erworben hat (shop.
zwiesel-kristallglas.com). Die 2005 gegründete Trendglas
Jena GmbH mit Werk in Ungarn hat die Ausstattung des Je-
Sie sind formschön und liegen gut in der Hand: In den 50er-Jahren entwickelte der Bremer Produktdesigner als künstlerischer Leiter der Württembergischen Metallwa-renfabrik die Salz- und Pfefferstreuer „Max und Moritz“, stapelbare Eierbecher und eine Butterdose – die Originale hat WMF neu aufgelegt. Erhältlich bei www.wmf.com.
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MF
direkt auf den Tisch“ – das war der Werbeslogan des Jenaer
Glaswerks. Eine Schüssel, deren Deckel man zugleich als
Schale verwenden konnte, wurde zum Verkaufs-Hit. Aber
auch andere Glashersteller profitierten vom handwerklichen
Können, den innovativen Ideen und der Stilsicherheit Wil-
helm Wagenfelds. 1935, nachdem er 2 Jahre als Dozent an
der Staatlichen Kunsthochschule Grunewaldstraße in Berlin
gelehrt hatte, wurde er Glasdesigner der Vereinigten Lausit-
zer Glaswerke. Auch dort entstanden unter seiner Hand etli-
che Meilensteine des modernen Industriedesigns, wie etwa
das platzsparende Vorratsgeschirr „Kubus“, welches bis
1968 produziert wurde, immer noch viele Fans hat und mitt-
lerweile beachtliche Preise erzielt. Für Porzellanmanufaktu-
ren und andere Gewerbe war Wagenfeld ebenfalls tätig. Er
konnte mit verschiedensten Materialien umgehen. Nach
zahlreichen Auszeichnungen, diversen Jobs und Berater-
verträgen sowie unterschiedlichen Lehrtätigkeiten an Uni-
versitäten gründete der mittlerweile 54-Jährige in Stuttgart
seine eigene Werkstatt, die zugleich auch Ausbildungsstätte
war. Sie nannte sich „Werkstatt Wagenfeld, Versuchs- und
Entwicklungswerkstatt für Industriemodelle“ und hatte bis
1978 Bestand.
JENAER GLAS – WAS IST DAS EIGENTLICH GENAU?
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Sous Vide.Kochen wie die Profis.
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GEWINNSPIEL
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FEURIG-SCHÖNE ACCESSOIRESFÜR DRAUSSEN
Diese Feuerschalen lassen Terrasse, Garten und Hof in einem völlig neuen Licht erstrahlen.
Romantik inklusive.
Es gibt fast nichts Schöneres, als an lauen Sommerabenden
am offenen Feuer zu sitzen und das Flammenspiel zu beob-
achten. Die Idee ist nicht ganz neu. Feuerstellen, die nach-
weisbar durch Menschen angelegt wurden, gibt es schon
seit ungefähr 1,7 Millionen Jahren. Sie stammen aus der
Wonderwerk-Höhle in Südafrika und waren natürlich nicht
nur fürs Ambiente da – sie dienten vor allem als Wärmequel-
le und Kochstelle.
Heiße HinguckerUm das Feuer gartengerecht – also sicher – und möglichst
schmuck einzufangen, haben sich kreative Köpfe so einiges
überlegt. Feuerschalen sind schon lange nicht mehr nur Mit-
tel zum Zweck, sie entwickelten sich zu auffälligen Outdoor-
Schönheiten, die auch im passiven Zustand noch so einiges
Minimalistisch-elegantes Dreibein: punktet mit Tragegriff und skulpturalem Grillholzhalter, lässt sich in
einen Grill verwandeln.
FIREGLOBEHersteller: Eva Solo
Maße: Ø 62 cm x 19 cmMaterial: pulverlackierter Stahl
Zubehör: Grillrost, Brennholzhalterwww.evasolo.com
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Lagerfeuerstimmung: opulente, robuste Feuerschale, optional auch mit Fuß.
FIREHersteller: Fink
Maße: Ø 72 cm x 23 cmMaterial: Eisen, pulverbeschichtet
Zubehör: standsicherer Metall-Fußwww.fink-shop.com
hermachen. Dazu sind sie oft echte Allrounder – mit dem
passenden Zubehör wird so manche Feuerschale im Hand-
umdrehen zum Grill.
Fehlt nur noch das HolzHolz ist nicht gleich Holz, so viel steht fest. Beim perfekten Gar-
tenfeuer verhält es sich ähnlich wie beim wohnzimmerlichen
Kaminfeuer. Besonders wichtig ist es, absolut trockenes Holz
zu verwenden, denn das ist die Voraussetzung für eine gute
Brennbarkeit und möglichst wenig Rauchentwicklung. Oder
wie ein altes Sprichwort ganz einfach sagt: „Alt Holz gibt gut
Feuer.“ Mindestens ein, zwei Jahre dauert es, bis das Holz tro-
cken genug für optimales Brennholz ist. Einfach die frisch ab-
geschnittenen Äste aus dem Garten zu verfeuern ist also keine
gute Idee. Ideal für eine lange Brenndauer und ein ruhiges, aber
effektives und ungefährliches Feuer sind Harthölzer wie zum
Origineller Feuerkorb mit vielseitiger Begabung: eine stählerne Bierkiste, mit der man Getränke transportieren, Flaschen öffnen und grillen kann. Mit einem Holzbrett wird sie zum Hocker.
BEER BOXHersteller: höfatsMaße: 30 cm x 38 cm x 28 cmMaterial: Corten-Stahl (entwickelt Rostpatina)Zubehör: Auflagebrett, Grillrostwww.hoefats.com
Beispiel Eiche, Esche oder Ahorn, absoluter „Dauerbrenner“ in
der heimischen Brennholz-Beliebtheitsskala ist nach wie vor
die Buche. Unsere Nadelhölzer haben meist eine geringere
Dichte als die Laubhölzer, verbrennen damit schneller. Übri-
gens: Das typische – von vielen Menschen als sehr angenehm
und beruhigend empfundene – „Lagerfeuerknistern“ tritt vor
allem bei Kiefernholz auf und entsteht durch das Verbrennen
von Harz. So angenehm das Kiefernholz auch knistert und
riecht – ein hoher Harzanteil begünstigt leider auch Rauchent-
wicklung und Funkenflug, was gerade bei offenem Feuer nicht
unterschätzt werden sollte. Bemaltes, lackiertes, beschichte-
tes, verleimtes oder in irgendeiner anderen Form behandeltes
Altholz hat in Feuerschalen überhaupt nichts zu suchen, es er-
zeugt schädliche Dämpfe. Wenn man also ein bisschen darauf
achtet, mit was man seine Schale beheizt, dann klappt es nicht
nur mit dem perfekten Feuer, sondern auch mit den Nachbarn.
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KOLUMNE
Mitten in der Natur – meine Frau und ich allein in einem ein-
fachen kleinen Zelt, über uns schwebt der frische Duft der
Kiefern, nur das Plätschern eines kleinen Bächleins ist zu hö-
ren und das entfernte Klopfen eines Spechts... So hatte ich
mir die drei Tage auf dem Campingplatz „Waldeslust“ – ein
Geburtstagsgeschenk unserer etwas anstrengenden, aber
irgendwie auch liebenswerten Nachbarn – in etwa vorge-
stellt. Ein erholsames verlängertes Wochenende also, frei
nach dem Motto „Back to basics“ oder wie meine Gattin es
lieber genannt hat: Romantik pur. Eine nette Idee, gezeltet
hatten wir schon jahrzehntelang nicht mehr. Und außerdem
„liegt es gerade im Trend“, wie unsere Nachbarn verkündeten.
Mit einem Iglu-Zelt aus Festival-Tagen, legerer Freizeit-Klei-
dung und unserer Brotzeit für den ersten Abend erreichten
wir nach dreiviertelstündiger Fahrzeit den besagten Wald-
Campingplatz, legten den ausgedruckten Online-Reservie-
rungs-Gutschein vor und wurden gleich darauf mit einem
schlichten „Zelte vorne links“ in die Tiefen des Waldes ent-
lassen. Wo genau zwischen all den Bäumen „vorne links“
beginnt, hat sich uns nicht erschlossen. Da wir nur ganz ver-
einzelt – und völlig verstreut – das ein oder andere Zelt er-
spähten, ließen wir uns einfach mit großem Abstand zu allen
anderen an einem wurzelfreien Plätzchen unter einer wun-
dervollen Kiefer nieder und freuten uns über so viel Privat-
sphäre. Das Zeltaufstellen ging ohne Schwierigkeiten von-
statten. Oder anders gesagt: ohne die Anweisungen meiner
Frau. Diese war währenddessen praktischerweise damit be-
schäftigt, das in weiter Ferne sichtbare Sanitärhäuschen zu
erkunden.
Wenig später wurde gemeinsam und in bester Laune das
Zelt bezogen. Glücklich darüber, einen entspannten Abend
in trauter Zweisamkeit vor uns zu haben, lagen wir einfach
nur da und horchten auf die Geräusche der Natur, als uns ein
ZU GUTER LETZT
Die Kolumne von Luigi Cucina
plötzliches Plätschern auffiel. „Der Bach ist zu hören“, dach-
te ich noch im Dahinschwelgen. Doch dann sah ich, dass die-
ses „Gewässer“ keiner Quelle entsprang, sondern einem
stattlichen Golden Retriever, der unsere Behausung markier-
te, um sich dann flink wieder auf und davon zu machen. Kaum
wurde es im – nach diesem Zwischenfall lieber geschlosse-
nen – Zelt wieder etwas sinnlicher, begann es in nächster
Nähe zu klopfen. So viel stand fest: Der Specht war das nicht.
Genau in dem Moment, als ich mich von meiner Frau losge-
schlungen hatte, um dem Geräusch doch einmal auf den
Grund zu gehen, hörte selbiges auf. Ich öffnete trotzdem
den Reißverschluss am Eingang, trat einen Schritt nach
draußen und stellte fest, dass für einen zweiten auch gar
kein Platz mehr war. Direkt neben uns stand jetzt ein neon-
grünes, gut befestigtes Tunnelzelt, groß genug für mindes-
tens vier Personen. Der Hammer vom Heringe-Versenken
lag noch daneben, doch zu sehen war weit und breit nie-
mand. Mittlerweile kam auch meine Frau aus dem Iglu ge-
krochen und starrte ungläubig auf das leuchtende Ungetüm
aus Nylon.
Wir waren beide noch damit beschäftigt, nach Worten zu
ringen, als aus dem Camping-Tunnel ein Flüstern drang.
Dann ging das Vorzelt auf und mit einem gegrölten „Überra-
schung!“ sprangen uns Max und Ute entgegen – unsere
Nachbarn. „Alleine zelten macht doch keinen Spaß!“, lachte
Max, wie immer etwas zu laut. „Außerdem sind wir perfekt
ausgerüstet!“ Er zeigte stolz auf zwei Kästen Bier und ver-
schwand dann kurz, um nur Sekunden später die „Waldes-
lust“ mit deutschen Schlagern zu beschallen. Ute klappte
derweil schon vier Stühle auseinander, es gab also kein Ent-
kommen mehr. Zu guter Letzt kam „Heino“ um die Ecke – ich
hätte es wissen müssen, der Hund vorhin mit dem schlech-
ten Benehmen kam mir doch irgendwie bekannt vor.
Einzigartige Kreativität trifft auf grenzenlose Inspiration.
Der Unterschied heißt Gaggenau.
Unzählige Möglichkeiten auf 90 cm Breite. Das Vollflächen-Induktions-Kochfeld geht über Grenzen hinaus und bietet ungeahnte Perspektiven.
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