illustrierte historische hefte / heft 06 / 1977
Post on 07-Feb-2018
226 Views
Preview:
TRANSCRIPT
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 1/44
Illustrierte h istorisc he h efte
E ine FestuIV 1
der Re volut ionG unt her Hi lde
im
1
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 2/44
iDie Schöpfer derFestung Rastatthatten es sich
ganz gewiß nichtträumen lassen,daß dieses un-
weit der deutsch-französischen
Grenze erbaute militärischeBollwerk bereits im Frühjahr1849, kurze Zeit nach seinerFertigstellung, dem DeutschenBund verlorengehen würde. Inden Maitagen 1849 mußte dasFestungskommando vor einemGegner kapitulieren, gegen denselbst die stärksten Festungs-mauern nicht schützten - vor
dem revolutionären Geist dervon ihm befehligten Soldaten.
wieder belebt. Aber nicht nur inBaden kam es zu erneuten har-ten Auseinandersetzungen zwi-schen Revolution und Konter-revolution. Ein neuer revolutio-närer Frühjahrssturm brausteüber große Teile Europas hin-weg, versetzte die Reaktion inSchrecken und rüttelte die
Völker auf. In Ungarn trieb dierevolutionäre Honvedarmee diek. u. k. (kaiserlich und könig-lichen) sterreichisch-ungari-schen Heere vor sich her. InItalien stand das Volk erneutmit der Waffe in der Hand gegenebendieselbe sterreichische
Fremdherrschaft auf. In Dres-den hatten revolutionäre Arbei-
Arbeitern, Bauern und Hand-werkern, aber auch in der
Armee, die revolutionäre Stim-mung. Rund ein Jahr zuvor hattedie Revolution begonnen, ihreErrungenschaften aber warenmehr denn je gefährdet. DerGroßherzog und der übrigebadische Adel, die sich im Früh-jahr 1848 unter den Schlägender revolutionären Kräfte ge-duckt hatten, gewannen nachund nach ihre alte Sicherheitzurück und wurden immer an-maßender. Sie schikanierten dasVolk und engten mehr und mehrdie wenigen demokratischen
Rechte ein, die sie ihm nachden Märztagen von 1848 hatten
Festung Rastatt 1849
Festungen und Waffen werdenfür die Herrscher wertlos, wenndie Soldaten den Gehorsamkündigen. Mehr noch: richtiggenutzt, können Festungen undWaffen zu Verbündeten desVolkes werden. Die Soldaten,Arbeiter, Bauern und revolu-tionären Kleinbürger Badenslieferten im Mai 1849 dafür einhervorragendes Beispiel.In Baden hatte sich im Früh-jahr 1849 die Revolution, dieim März 1848 überall in
Deutschland begonnen hatte,
ter und Handwerker den säch-sischen König zur Flucht ge-zwungen und eine provisorischeRegierung gebildet. Im preu-ßischen Rheinland und in West-falen errichtete das Volk
Barrikaden, rebellierten Land-wehrsoldaten dagegen, daß mansie entgegen dem Gesetz inFriedenszeiten einberief. Auchin der Baden benachbarten
Rheinpfalz stürzte das Volkdie Regierung und errichteteeine bürgerlich-demokratischeMacht.In Baden verstärkte sich imFrühjahr 1849 vor allem bei den
zugestehen müssen, wie bei-spielsweise das Wahlrecht unddie Pressefreiheit. Erbittert wa-ren das badische Volk und dieArmee auch darüber, daß derGroßherzog und seine Regie-rung sich weigerten, die am28. März 1849 von dem erstenzentralen deutschen Parlament,der Frankfurter Nationalver-sammlung, verabschiedete ge-mäßigt-fortschrittliche Reichs-verfassung zu vollziehen unddie im Zusammenhang damitverkündeten demokratischenGrundrechte auch in Baden zuverwirklichen.
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 3/44
Ursachen für das Anwachsender revolutionären Stimmungunter den Soldaten waren nichtzuletzt auch die Lebensbedin-gungen der Soldaten in der
badischen Armee: strengsterDrill, Prügelstrafe, Verbot
fortschrittlicher politischer Be-tätigung, schlechte Verpfle-gung - vielfach wurde ver-
schimmeltes Brot ausgegeben -und niedriger Sold.Anfang Mai 1849 nehmen vorallem unter der Besatzung derFestung Rastatt die Protestegegen die menschenunwürdigeBehandlung zu, verstärken
sich die Forderungen nach De-mokratisierung von Staat undArmee. Es kommt zunächsterst vereinzelt zu Befehlsverweigerungen. Das Festungs-kommando ist sicher: Strafenund Drill werden die Soldatenwieder zur „Vernunft" bringen.Die Vertreter der Soldaten, dieSprecher, werden festgesetzt,
und im übrigen wird verschärf-ter Dienst befohlen. Am 12. Maiaber zeigt sich, daß das Fe-stungskommando die Situationfalsch eingeschätzt hat. An
diesem Tag verweigert der
größte Teil der Festungsbe-
satzung den Gehorsam. Sie verlangen: Vollzug der Reichsverfassung und Verwirklichungder im Zusammenhang mit derVerfassung verkündeten Grund-rechte. Der Festungsgouverneur von Cloßmann ist ratlosund schleicht sich zusammenmit seinen führenden Offizierenaus der Festung. Auch die Frei-
lassung der in Arrest sitzendenrevolutionären Soldaten vermag die Lage der militärischenFührung nicht mehr zu retten.Noch am selben Tag entsendetdaher die großherzoglich-badi-sche Regierung in Karlsruhe
3
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 4/44
Kriegsminister Hoffmann indie Festung.Hoffmann glaubt die Soldatenmit leeren Versprechungen hin-halten und Zeit gewinnen zukönnen, bei nächst passenderGelegenheit will er dann mitaller Härte zuschlagen. Aber erhat sich ein falsches Bild vonden Soldaten gemacht: ihmtreten in der Festung keineunterwürfigen Untergebenen,sondern Revolutionäre im Sol-datenrock entgegen. „Wir wol-len nur die Grundrechte und diedeutsche Reichsverfassung,"erklärt der Soldat Ritter imNamen seiner Kameraden, und
an die Adresse des Kriegs-ministers persönlich gerichtet,fügt er hinzu: „Sie, Herr Gene-ral, haben• uns auch verspro-chen, daß die älteren Soldatennach Haus entlassen würden,um ihren Eltern, die die Steuernbeinahe nicht mehr aufbringenkönnen, arbeiten zu helfen. Esist nicht geschehen. Sie habenso vieles versprochen und in
nichts Wort gehalten, wir sindendlich dieser schmählichenBehandlung müde "Das Festungskommando undder großherzogliche Kriegs-minister befinden sich in einerkritischen Situation. Zwar istdie Festungsbesatzung in ihrerMehrheit nicht abgeneigt, ersteinmal mit dem Minister zu ver-
handeln, aber - und daran las-sen die Sprecher der Soldatenkeinen Zweifel - Bedingungenfür Verhandlungen sind: keineSchliche und Kniffe und keineVerzögerungstaktik. Jeder Ver-such, der Bewegung mit Härtebeizukommen, muß, das weißder Festungsgouverneur unddas weiß nun auch Hoffmann,den offenen Konflikt auslösen.
Hoffmann beschließt, es dar-auf ankommen zu lassen. Ge-spräche, die er während diesesTages mit Rastatter Soldatenin mehreren Kasernen geführt
Großherzog Leopold von Baden
hat, haben ihn belehrt, daßmit Scheinkonzessionen nichtsmehr zu retten ist.Die Ereignisse spitzen sich zu.Im Schloßhof der FestungRastatt, in dem mehr als 1000revolutionäre Soldaten undviele Festungsarbeiter zusam-mengekommen sind, maschiert
um 18 Uhr die von HauptmannZeroni kommandierte Ausfall-batterie auf. Gespannt verfol-gen Minister Hoffmann undeinige Offiziere vom Schloß-portal aus die Szene - bereit,ein Exempel zu statuieren, einBlutbad anzurichten. Sie hören,wie Hauptmann Zeroni denBefehl erteilt, zu laden und auf
die versammelten Soldaten zurichten. Doch was ist das? Nurzwei Geschützbesatzungen ge-horchen - und auch nur zö-gernd. Darauf ist Zeroni nichtvorbereitet. Noch ehe er sichfassen und einen neuen Befehlgeben kann, hören alle im
Schloßhof die Stimme einesKanoniers, der, auf Hoffmannund die Offiziersgruppe wei-
send, das ausspricht, wozues Hunderte von revolutionärenSoldaten in diesem Augenblickdrängt: „Dorthinaus, Brüder,feuern wir. Dort sind die Volks-
verräter " Die nun folgendenEreignisse vollziehen sich mitBlitzschnelle. Zeroni dringtmit dem Säbel auf den Kanonierein. Revolutionäre Soldatenbringen die Batterie in ihrenBesitz und richten die Rohreauf Hoffmann und seine Be-
gleiter. Der Minister und dieOffiziere ziehen sich zurück.Der Kriegsminister erachtetseine Mission als beendet-ndwenn er schon nicht die Fe-stung retten kann, so will erdoch wenigstens sich selbstin Sicherheit bringen. Schnellwird eine „Leibwache" ausreitender Artillerie und ihm
ergebenen Dragoneroffizierenzusammengestellt; der Mini-ster verläßt die Festung durchein Ausfalltor im Fort B in Rich-tung Karlsruhe. In Rastatt hatdie Revolution gesiegt.Was in Rastatt geschehen ist,ist einer der ganz seltenen Fällein der Geschichte: revolutionäreSoldaten haben eine moderneFestung - hier mitsamt der
Festungskasse von 120000Gul-den - in ihren Besitz gebracht,und das ohne Schwertstreich.
Der Rastatter Aufstand in denMaitagen des Jahres 1849 warkein isoliertes Ereignis, sondernTeil des Kampfes, den die re-volutionären Arbeiter, Hand-werker, Bauern, Soldaten und
Studenten in vielen LändernEuropas seit mehr als 15 Mona-ten gegen die reaktionärenKlassen führten. Begonnenhatte der Revolutionssturm imFebruar 1848 in Paris. Dort warKönig Louis Philippe durch dieArbeiter, Handwerker und Stu-denten vertrieben und die Repu-blik ausgerufen worden. In denfolgenden Wochen und Mona-
ten hatte sich dann in Ungarn,Böhmen, Italien, in Polen und inden meisten deutschen Staatendas Volk zum Kampf gegenAdel und Monarchen, gegen
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 5/44
Amand Goegg spricht vom Rastatter Rathaus zu revolutionären Soldaten
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 6/44
feudale Ausbeutung und Unter-drückung, für demokratischeRechte und sozialen Fortschritterhoben. In Wien wurde derKanzler Fürst Metternich, dieSymbolfigur des vom Volkegehaßten sterreichischenFeudalsystems, zum Rücktritt
gezwungen.Auf deutschem Boden hattediese Revolution vor allem vierAufgaben: die Herrschaft des
Souveränität und Beistands-leistung im Falle revolutio-närer Bedrohungen zu). Arbei-ter, Bauern und Handwerkerhatten die Volksbewaffnung,
Hauptmann Greiner, Kom-mandant der Revolutions-
festung Rastatt
Ausbruch des Aufstandes aufdem Schloßplatz von Rastatt
Adels und der Fürsten brechen,aus den 38 weitgehend selbstän-digen deutschen Staaten eineeinzige und unteilbare Repu-blik schaffen, die feudale Leib-eigenschaft beseitigen und einebürgerlich-demokratische Ord-nung errichten.Der badische Großherzog hatteals erster der 34 Fürsten desDeutschen Bundes die Kraft
der Revolution zu spüren be-kommen (dem 1813 gegründe-ten Deutschen Bund gehörten34 deutsche Staaten und 4 freieStädte an. Sie sicherten sich diegegenseitige Respektierung der
die Pressefreiheit und die Ab-schaffung einiger Feudallastenerkämpft. Auch in Preußen warder Sturm der Revolution los-gebrochen - in Berlin, der
Hochburg des preußischen
Militarismus, hatten die könig-lichen Truppen vor den Barri-kadenkämpfern das Feld räu-men müssen. In fast allen deut-schen Staaten war es dem
Volk gelungen, demokratischeRechte zu erkämpfen. Überallhatten die Throne gewankt,doch nirgends waren sie ge-stürzt; denn die Bourgeoisiehatte ihren Frieden mit den
Fürsten gemacht, nachdem derAdel ihr einige Ministersesselüberlassen hatte und sie an derMacht teilhaben ließ.Die Revolution hatte also imersten Anlauf keine ihrer Auf-gaben auch nur annähernd ge-löst. Auch in Baden war derSieg, den das Volk in den März-tagen 1848 errungen hatte, nochnicht gesichert. Aber das Land
blieb ein Zentrum der revolu-tionären Bewegung. Hier fan-den die radikalen Republikanerwiederholt den Mut zu bewaff-neten Schlägen gegen die Reak-tion. Im April 1848 hatten die
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 7/44
bewaffneten Freischaren Fried- waren niedergeschlagen und September 1848 Arbeiter undrich Heckers und im September Gustav von Struve und viele Handwerksgesellen in Frank-die Gustav Struves versucht, seiner Anhänger ins Gefängnis furt am Main zusammenge-Auf stände zur Errichtung der geworfen worden. Die revolu- schossen. Danach wurde dieRepublik zu entfachen. Da tionäre Bewegung im Großher- Revolution in Berlin niederge-beide Aktionen jedoch von der zogtum Baden und den übrigen worfen und auch die VertreterMassenbewegung isoliert und südwestdeutschen, in einigen der Bourgeoisie aus ihren Mini-
überdies schlecht vorbereitet westdeutschen Ländern sowie stersesseln gejagt. In Wiengewesen waren, hatten sie im Königreich Sachsen und Ber- erlitt sie dasselbe Schicksal.gegen die überlegenen Regie- lin blieb wach, obwohl sich die Als sich die europäische Reak-rungsstreitkräfte keine Sieges- Reaktion zusehends erholte. ion dann im Frühjahr 1849 an-chance. Die Aufstandsversuche Zunächst hatte die Reaktion im schickte, die Revolution voll-
Die bürgerlich-demokratische Revolution 1848/49 in DutschIandm...
KG9..1' ARI SCHWEDEN Bornholm " ‚.
. -. .
.-• ',,,,,• .•.--•'-Nordsee ... ‚
Hgn.zregßn)
Ghzm.. . . 0 0 . ,g .
eh, , - s h..m., p ..i . llC......v e n- .:'
d e d e .nburg. . ‚ . . ‚ : . . •.
•hz°gr.
...
'r den-.e
4 1 Y burifld rF U v
-':. ( S R.
,eser
• ‚.rmgr, .‚/gB r a nd r .•
w z westiaran3.,
ch U S A N D
ZW
q'n'.r.
„ HeBBe(P'•001R
ej•• ......... .•feile. /
$ - 7 hZe.p'‚ nngi h ' 4 . '•.-.•• .flur HeIs.1r.. taNeseau rv• .°o
°....-ö•.- ,5 .) t & ..••
K a m
Prg*K.
1-.-Mhen
laues.-
0gr.
:
FRANKREICHree
SR
g a
e honzel
...?' ' ?jost rreuch -4.. .... ... . renze du Deutschen BundesOstseeh eier nMe 1848
e t z b u r
. ........T E •'.R n den Deutschen Bund eingegliedertenNeu... ..„ ebete. ‚ tsr preußischen Provinz Posen
W‚i r o t fl t e fl Erhabungeu und Aktionen den r.votu-
L -5.8
- - .r..' 4 1 ... rew.flnete Kämpfe weftrend der Reich..
‚ -erfessungskernpegne Mai-Jul i 1849
Aufstände und Unruhen von Bauern. &1 e. nd Landarbeiter.
o '-. oba0- en sche
, 1K entrum des nationalen Befreiung..KGR. i er, , .
«•r kämpfte
• . ö igrei hs r d g treu ‚. •.- elbständige revolutionäre Aktionen
-' der Arbeiter
) AFUINIEN ZMrenze
AN. r t in dem Mitgl ieder des Bundesda, Kommunisten % wirkten
u'ArIMA' .•.J RCH ICH efecht bzw. Schlacht zwischen
o 50 00 0 00 . '. . evolutiunl,sn und bunter.• km.TAAT . .', evolutionären Streitkräften
7
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 8/44
ends zu erwürgen, sich zugleich
aber in einigen revolutionären
Zentren Arbeiter, Soldaten.
Handwerker und Studenten
nochmals erhoben, brachen
auch in Baden erneut bewaff-
nete Kämpfe aus.
Ausgangspunkt der Kämpfe
und wichtiges Zentrum der
zunehmenden revolutionären
Bewegung, die bereits fast das
ganze Land erfaßt hat, ist dies-
Badische Freischärler sam-
meln sich im Frühjahr 1849
Z ir X anb tötier fam m lung in r fcnb urI\eifcb1an btRnt'ct fit fmx-ibtnit im 3119uit tefl tucIuticu,
lieht ttcretiifen t'nr it .tnfit bit tiittn buuijbtn '))rfleii nuf tuevon bit tuuijun t'ttuunIuctfnlniIuun4 ulii i uiTeuucn fkidi.rerfuffuuumb bit tibeif iit'etb.iut'i. e temiifn lnrften biNn gt jut Untcrtrü.dun4 bit \rcit'eit utrftmnmren unt u t.unten; t'« ijieltui
alitlint lit,tl uflun tu .te; te ii) flut buft fit fuir gilltlients finniilume
lrnueen gilt IluiittbriLdiuTIl tut lrtttfil All Jülfe rufen. -. tir Ileiltftert te.tuten fie alleim Zweite bit 'ieubitebr fit utffen lit tittinbun, um bit
ueibeui tu erlitt; fit miiflnt bereit fiueuff bit fülrüllen Rebellen bin teuruff.umtiril dbibetftanb tUT itlulibtuh.
'ie titmiften 2tumme taten bit llirtflucblnn (li itAeilfeltig hie rei.beil in itmibrltiftun um bin lfltunbf4 tee dlellnfuuiettniidt rulltenimen
tmitd'ufütuen; Ii uiiiflen tibet IlielterflüBin überall, itt lt inqnffen werben. -i' tubifibe 9,ki,11 tritt buber bit Vollebtivritung in bit d)fali mit allen
eben tu l'litmir tutenten llltiiiuln untenjbiftun.2'iu bin ureriummluni bei' ibifdien Volles in Cffenburl flut nad tut.
l'etieiinitner24eraubeini bit 4eftellien ttiuitie in bern bin tifunirtbe bit tmi?8,eercmmie. audi funiet fiuuiiefunbenrr iffenitimbet 2'niflunl, itthn euttnetemau allen bunbeuibniltn nreien traten, amt funueteu au feetidi« Xitfufll.unin bit blerf.mmmnluui bei' Itelftf
befitluffen:
1> Zit Nfi i eru n A wuft bit leimt4ttififfun, mit fit nun nad bit bunt bit
trtiiniffe tefeiiiirn Z1t rbiutitfruie fefiftebt, unt'ebinii uneufennen nnbmit Irr iunen tewiujiieien 1iumti, beten Zut(bfubtitrtq in untern heut.thea vaien immniitft in ben b'ueriidien fifi f mmietflüpn.
2) Nit iei'enmr)rnae Piinflmnm ii fufe'rt in enituffen unt f)ürer Tirret,
tutu, t't enidunubuufui in 11Rannbrim, nah lltürten hitrt, 3leid4iuØ,abieirbnuin nn qrnlun1 mit her 3ilbunq eines neuen lRinuleniumt
3 Vu t'eaufmnaien.. mit atutuib unter (ufurtinet Imelflbftinl her lefti4en änbctummma
eine aafuniuiebeabe bunhe,iinmnnt berufen mithin, wehte in1mb hie Aeiammte dleubit. unh ¶lflmbtu'uhltmmenbeii bei hubfibun tiulfetereini 4i; -.-- tiefe ?unbeirenfummmuni (3 qene)bhi wertete tun unbGut hin fnuumtluben i'ufljiflriien uui'ünuern bei buntei' unt jirat
Witt ?eibebautuni bin fiur bit bitflmie fl. Rannten beanflunteutn fubI.b'eutfe.
4) t aft ubne allen fienthif bit ¶h?ibeuriffnnn auf uuii?uftcn mi
beten „ereifern irneben, iuub ii filmt' alte hebiqen 3Rinner itt 1)4-30libien iii' uhu fiet'ut fufrri multi 4u maden. - ute bueeniqeu
(iuenmeini'et'ebi'tkn, wette nimtt ulutgib bit 2enirfnun4 0)r(r tilnett an.
erbten, finb uiient'lidlidi ubnfren.5) Tit uuliiifmtuen )liümbthmmifle mb fufunt jurmfl in rufen, hie tnlihfdien Ph.
itär. nut flinil ienen tu enitaffen nnb uhu tuiuiifdutn f)rueffe niebetju fibhuien; -- nuineniiid eerianen irin aber nah bit (intiallun4 ben,
jeni)4eu i2Rilität.efunlenen n.iidje in luiqe bit polittfeortt 3 tieiuten3nfububinatiunitettefln beftrzfrottete ffinalniet ah
mutben. -
6) bit lRulit&flrriitttb4rfeii taft aufieuioben irerbin.7) Ni bem toter fe4l eine freie ?labl hin CfjI4mene ftut(flnben.
8) Wir r'e-etanflrn uitbuthit bterfmbmtltnufl bei flebenben 4eenei mit bin
Iluiftmnefir.ii (tu mitten f3mmljimbe (lirunbluflen uueniieiblub intiefluben wetten.
10) lii müfeum tue (teiminumiben unbetuni feihftintig eif,i, r utmit bit tmentauiuini bei (ueiiieiubunetunmcimi, alt tutuetetireuer betnuffu; ei mi)ffcui ulituIb um ttunien ei, t'bit l8eunrintemer;reian flutiftuben.
11 lt tetbun fiinnuuludit tun hen 1. e. umnuenn In qielerube liii 1annun t. X. qufieui Z)efcthimffe tun null nut um) tut ub mi
itt nunmeumihi(b tue 1. q. Qfluflliefrft rumtuten dintiff auf bit in hrn t leldiieft)u:u .1:
Mli.12) ie tefduruniuemm ieridie i t t um iienbhimfhib e inimu)umbm eui nut lnuuu
62Uflinal.)ru)eft tarf mebr ein nuitnmd,iermm enuftuntin uab13) Vit alte )Z.lenuuliuntbüttau?tuije muft abiefd,mffi itiebei nut
ieUe bit freue h(etinauiun bit (%lemejuubemu bit anbetui Qbtimu'treten.
14) rri(biuntt‚met 'Jlativaalbauit fee (fleitetbe, toanttl nut )tmfib
ibupe Retten tutUeberttriridui bit Renten Rapitaliften.16) bfmtaffunl bei alten euerinefeni, flierfün (iimufüflrnni einer PtrArtIv
cn Ginbummenleuet nebi ettbtbaltun% bin 3ätte.16) trnidtuiutt eines ruften banteinenfluntfuntd, uni bem jebet unbeiui.,n
flia rmnurtene ...ttuen uuuietfluifli itenhen rann. - ttburifl fUu 1.Weinbeere ntmunnfunb tue bit Etaatstielee, uni feibft nett. 2)tn ttantui'utfutuft bit lttneteimie belebt uni fritteuiben 3Riiliebrni:
. 3inenint tun bJlunnfleiin.
3. timftur tun Rüleivalli.6. (MetA ein llRunnbeum.liier tun Rptigani.lenuien tun Cberfmrdi.
flebmann tun rffeimhur.
Ciat min .t'eitelt'eTi.filiflmiuin tun lifufiren.
. Critilierielt tuttun fientunen.
9(ictuuen tun fluten.Ieaen tun bhhatnbeinu.R. Witier tun garfuu, ttbuten uni bit lfaniifoi‚ irf ren buitfleiten, n tiftuit.
litt ufaftmännee irunben ttemttflli:. ff tun Dhannfleiin.
Iurneni nun flnrbur.L ttluiied tun 7%rei6mmn.
nttel tun lihanmubeim,
iunibutnt tun Pitihub.
iefer tun l4nununtinciu.4mdntnet bit Ibuieim:
liunehint ('‚nIet uni f buhuuni'bnnfl
ehallian biuniuitanib nun hleihbeim itunut leningen.
aft{bt mich beuuufitut, bit nbihuien u? in u m n)en U T r(tfilfltuumfl
t i e fer P i fut i t i f t mit allen ufim u illebuie lebeeb-en Pliuieh in uteflun, unb nun
b em ibnift bit flentitten l)uifiuetfanuinluntt heumm banbtiuumtubuft in tOleun.
bauen Iswit bin banbeimuifutüffen her u)bnqen lJtucfltmitfliuien fufttt thudnidt
in geben.
O sIblng. bin 13. Phal I819.m fihumen bin banbei.Pui inetfumnuiilfltt.
nach b ftaft begeben tt lte4cIufl uo tfJfl hltet&et
t ortrft
inmitten ber r4ttfd)left unh tr brauen 6000 nn flarfen WJlbung in ')ermanenl bermltbttf. .)eUtt (14. i) dt3 litt trufen
ti* befreiten ¶8iurRet (lruD(, eiinb, )itrnitbu nbft tuen g(cicfaU6 Dom <otre mluf ten 123rudfmilct lerfern befreiten m.01tttet in Mil
ht411 im.
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 9/44
mal die Festung Rastatt. Auchin Rastatt sind die Klassenfron-ten der Revolution von 1848/49sichtbar geworden: auf der
einen Seite die Militärs als
Vertreter des großherzoglichenRegimes und auf der anderen
Seite revolutionäre Arbeiter,Bauern und Kleinbürger imSoldatenrock - Bourgeois-
söhne können sich (bis Ende1849) vom Militärdienst los-kaufen. Demokratische Rechtefür das Volk, eine fortschritt-liche Verfassung, Demokrati-sierung von Armee und Staat,Verbesserung der sozialen Ver-
hältnisse für die ärmeren Be-völkerungsschichten - das sinddie Hauptforderungen der revo-lutionären Soldaten von Ra-statt. Nicht zuletzt deshalb, weildiese Forderungen den Kampf-losungen der Revolution von
1848/49 entsprechen, findetdie Erhebung von Rastatt inganz Baden und auch darüberhinaus sehr große Resonanz beiArbeitern, Bauern und Klein-bürgern, vor allem aber in derArmee.Am 12. Mai, am selben Tag, andem die revolutionäreii Solda-ten in Rastatt die Festung in
ihre Gewalt bringen, erhebensich im 20km von Karlsruheentfernt liegenden Bruchsalauch Teile des l.badischen In-fanterieregiments. Die im Ge-fängnis sitzenden Führer derradikalen Opposition Gustav
von Struve und Karl Blind wer-den befreit. Am 13. erfaßt derAufstand Karlsruhe. Auch hierbildet die 2000 Mann starkeGarnison den Stoßkeil der Er-hebung. Die Soldaten verlangeneine menschenwürdige Behand-lung durch ihre Vorgesetzten.
Karlsruher Bürgerwehr
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 10/44
Badische ilitärgamaschenwerden als Symbol des Korn-mißdienstes - wie mehr als30 Jahre zuvor auf der Wart-burg preußischer Schnürleibund österreichischer Korporal-stock - öffentlich verbrannt.Zwei Kompanien des in Bruch-sal stehenden großherzoglichenLeibregimentes, zur Niederwerfung des Aufstandes eiligst her-beibefohlen, gehen, ohne einenSchuß abzugeben, zu den auf-ständischen Kameraden über.Als sich die revolutionären Sol-daten dem Karlsruher Schloßnähern, ergreifen der Großher-zog und sein Hofstaat sowie die
Regierung die Flucht und ver-lassen Baden.Nach Bruchsal und Karlsruheschließen sich nahezu allebadischen Garnisonen dem Aufstand an, so die Garnisonen inMannheim, Lörrach, Freiburgund in dem an den Bodenseegrenzenden Seekreis. „DieArmee war es", schreibt Fried-rich Engels über den badischen
Aufstand, „die in Rastatt undKarlsruhe die ‚Bewegung' ineine Insurrektion verwan-
delte."Der einfache Soldat und derbadische Arbeiter, der kleineHandwerker und der Bauer,sie alle haben dieselben Feinde- das großherzogliche Regime,seine Stützen, die Militär- und
Beamtenkaste, die herrschendeFeudalklasse und die Groß-grundbesitzer. Diese pressennicht nur die Besitzlosen undihre Untertanen aus, sondernsie verkörpern auch die Kräfteder Konterrevolution - sie tunalles, um den Vollzug der
Reichsverfassung und die
Demokratisierung von Staatund Armee zu verhindern und
die wenigen aus dem Jahre1848 noch verbliebenen demo-kratischen Rechte des Volkeswieder zu beseitigen. Das ge-meinsame Interesse der Arbei-
Friedrich Engels um 1849
ter, der revolutionären Kleinbürger und revolutionären Soldaten,die Konterrevolution zurück-zuschlagen, führt zu einer
festen politischen Verbunden-heit zwischen den revolutio-nären Kräften. Sie haben sichin demokratischen Vereinen,den Volksvereinen, zusammen-geschlossen. In Baden gibt esüber 400 Volksvereine; ihnen
gehört die Mehrheit der männ-lichen Bevölkerung an. Auf derOffenburger Versammlung derbadischen Volksvereine am13. Mai werden die Vertreter
der Rastatter Festungsbesat-zung als „Klassenbrüder" be-
grüßt. Die Vertreter des Volkesund der revolutionären Solda-ten bekräftigen hier ihr Bündnisund ihr gemeinsames Pro-gramm, dessen Grundgedankendie Demokratisierung des
Staates und die Verbesserungder politischen und sozialenVerhältnisse für das Volk sind.Von diesem Geist sind diezahllosen Volksversammlun-
gen, Demonstrationen undauch der bewaffnete Kampfder revolutionären Volksbe-wegung im Sommer 1849 ge-tragen.
10
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 11/44
Lorenz Brentano(1813-1891)Bekannter MannheimerRechtsanwalt, gemäßig-ter kleinbürgerlicherDemokrat und Politiker.War 1848/49 Abgeord-neter der FrankfurterNationalversammlung undführender Vertreterder badischen Aufstands-bewegung 1849.Vorsitzender des vonden Aufständischen ge-
bildeten Landesaus-schusses und derprovisorischen Landes-regierung. Verfolgtebis zu seiner Flucht indie Schweiz am 28.6. 1849einen versöhnlerischenund für die Revolutionzunehmend schäd-lichen politischen Kurs.
Amand Goegg(1820-1897)
Kleinbürgerlich-demo-kratischer Journalistund Politiker, Teil-nehmer an den revo-lutionären Kämpfen inBaden 1848/49, einer derpopulärsten Führer derbadischen Aufstandsbe-wegung; Finanzministerder provisorischenLandesregierung, tratals einziger Minister
im Kabinett für eineentschiedene revo-lutionäre Politik ein,später Sozialdemokrat.
Zum 20köpfigen regierendenLandesausschuß, den die Ver-sammlung der badischen Volks-vereine in Offenburg gewählthat, gehören auch zwei revo-lutionäre Rastatter Soldaten-vertreter. Den gemäßigten Füh-
rern der AufstandsbewegungLorenz Brentano und FlorianMördes gelingt es aber, durchge-schickte Taktik und Ausnutzungihrer Popularität dieses revo-lutionäre Machtorgan weitest-gehend in ihre Hände zu bekom-men. Entschiedene Republi-kaner wie Amand Goegg kön-nen sich nicht gegen sie durch-setzen. Brentano übernimmt
die Führung des Landesaus-schusses.Trotzdem aber ist, insgesamt ge-sehen, die politische und militä-rische Lage in Baden für eineErhebung wesentlich günsti-ger als in Sachsen, der Pfalzund im Rheinland, wo gleich-zeitig erfassungsaufständeausbrechen. „Die insurrektio-
nelle Regierung", schreibt Fried-rich Engels, der ja 1849 selbstaktiver Teilnehmer an den re-volutionären Kämpfen der süd-westdeutschen Aufstandsbewe-gung ist, „fand... bei ihremAmtsantritt eine fertige Armee,reichlich versehene Arsenale,eine vollständig organisierteStaatsmaschine, einen gefüll-ten Staatsschatz und eine so gut
wie einstimmige Bevölkerungvor. Sie fand ferner auf demlinken Rheinufer, in der Pfalz,eine bereits fertige Insurrektionvor, die ihr die linke Flankedeckte; in Rheinpreußen eineInsurrektion, die zwar starkbedroht, aber noch nicht be-siegt war; in Württemberg, inFranken, in beiden Hessen und
Nassau eine allgemeine Auf-regung, selbst unter der Armee,die nur eines Funkens bedurfte,um den badischen Aufstand inganz Süd- und Mitteldeutsch-land zu wiederholen..."
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 12/44
Gestützt auf die in diesen Ge- „In Baden, wie über- Ziel zu konzentrieren-uf diebieten m rühjahr 849 er- haupt in Südwestdeutsch- konstitutionelle Monarchie undstarkte emokratische e- land, gibt es fast gar die ewährleistung ormalerwegung ätten iese uf- keine große Bourgeoisie. verfassungsmäßiger echte.stände-n Verbindung mit den Die Industrie und der Brentano, er epräsentantrevolutionären ämpfen n Handel des Landes sind des Kleinbürgertums, will mitFrankreich, in Italien und Un- unbedeutend. Es gibt seiner Politik des Lavierens dengarn-ie konterrevolutionäre daher auch nur ein sehr Weg für einen Kompromiß mit
Offensive stoppen und demo- wenig zahlreiches, sehr dem adischen roßherzogkratische Verhältnisse wieder- zersplittertes, wenig ent- freihalten und sich selbst einenherstellen önnen. ie e- wickeltes Proletariat. Ministerposten ichern. iemäßigt-fortschrittliche, onar- Die Masse der Bevöl- badischen rbeiter, auernchische Reichsverfassung vom kerung teilt sich in und armen Handwerker aber28. März 849 ist zwar Aus- Bauern (die Mehrzahl), wollen mehr als eine konstitu-gangspunkt ieser ewegung Kleinbürger und Hand- tionelle ürstenherrschaftund gibt ihr den Namen: Reichs- werksgesellen. Die sie wollen eine Republik. „Nurverfassungskampagne. edoch letzteren, die städtischen im Sturz von 36 Thronen kanndie Bewegung schickt sich an, Arbeiter, in kleinen die deutsche Republik gedei-den ahmen er Reichsver- Städten zerstreut, ohne hen", heißt es in einem in süd-fassung zu sprengen, noch ehe irgendein größeres westdeutschen ändern eitsie erwirklicht st, nd ie Zentrum, in dem sich verbreiteten populären Revolu-Republik zu errichten, eine selbständige Arbei- tionslied. Der RevolutionsgeistDie Avantgarde der Bewegung terpartei ausbilden des badischen Volkes ist derbilden evolutionäre rbeiter. könnte, stehen oder eigentliche otor der Bewe-Ihre Führung und Massenbasis standen wenigstens bis- gung. Brentano und seine An-aber hat sie im demokratisch her unter dem vorwie- hänger sind mehr Bremser alsgesinnten Kleinbürgertum. genden gesellschaft- Lenker.
lichen und politischen Das Kleinbürgertum ist 1848/49Offensive gegen den Feind - Einfluß der Kleinbürger. in allen deutschen Staaten die
oder evolution it alber Die Bauern, noch mehr zahlenmäßig tärkste evöl-Kraft? über die Oberfläche des kerungsschicht nd tellt ieAm 4. Mai 184 9, wei age Landes zerstreut, ohne Mehrheit der demokratischennach der Erhebung von Rastatt, Bildungsmittel, haben Bewegung-ber Handwerker,zieht der Landesausschuß mit mit den Kleinbürgern Kleinhändler und Ladenbesitzerklingendem Spiel in die Landes- ohnehin teils zusammen- verkörpern icht en irt-
hauptstadt Karlsruhe ein. Bren- fallende, teils sozusagen schaftlichen Fortschritt. Einer-tano ält ls egierungschef parallellaufende Inter- seits fühlen sie sich durch kapi-eine rogrammatische ede, essen und standen daher talistische nternehmer n
eine - ie Amand Goegg be- ebenfalls unter ihrer ihrer Existenz bedroht, schrek-merkt-honigsüße Rede", in politischen Vormund- ken jedoch andererseits auchder er für die „Aufrechterhal- schaft. Die Kleinbürger, vor Aktionen des Proletariatstung der Ordnung" nd die vertreten durch Advo- zurück. 1848/49 nehmen selbstDurchsetzung er emäßigt- katen, Ärzte, Schul- viele demokratisch eingestelltefortschrittlichen eichsverfas- meister, einzelne Kauf- Kleinbürger und die Mehrheitsung zu sorgen verspricht. Kein leutk und Buchhändler, ihrer Führer eine zwiespältigeWort jedoch über eine revolu- beherrschten also teils Haltung ur evolution in.tionäre Offensive, nichts über direkt, teils durch ihre Viele evolutionäre rbeiterdie orbereitung des Volkes Vertreter die ganze und leinbürger ienen erauf den nvermeidlichen be- politische Bewegung in Revolution als Zivil- und Rekru-waffneten ampf gegen die Baden seit dem März tierungskommissare, die Maß-
Feinde er evolution, ie 1848. nahmen der Regierung durchzu-Fürsten und den übrigen Adel. setzen bzw. für die AufstellungSein Programm bedeutet nichts Friedrich Engels der olksarmee u orgenanderes, als die Bewegung in haben. Von der neu geschaffe-Baden auf ein eng begrenztes nen obersten Regierungsgewalt
12
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 13/44
Der badische Landesausschuß zieht in Karlsruhe ein
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 14/44
Gustav v. Struve(1805-1870)Jurist und Publizistin Mannheim, Führer
des republikanischenFlügels der kleinbür-gerlich-demokratischenBewegung in Baden,führender Teilnehmeram badischen April-aufstand 1848, leitetedie handstreichartigeAktion der badischenRepublikaner im Sep-tember 1848; innerhalb
der Führung der badi-schen Aufstandsbewe-gung prominentesterGegner der Kompromiß-politik Brentanos.
Friedrich WilhelmSchlöffel(1800-1870)Unternehmer aus Elch-
berg (Schlesien), Vaterdes am 23. Juli 1849 bei
Waghäusel gefallenenRevolutionärs GustavAdolf Sch.; revolu-tionärer Demokrat.Wegen oppositionellerTätigkeit mehrfachgerichtlich verfolgt; Ab-geordneter der Frank-furter Nationalver-
sammlung 1848/49(äußerste Linke), ver-ließ - wie Martiny -das Parlament, um sichdem badischen Auf-stand anzuschließen, alsOberkriegskommissarder provisorischenRegierung verantwort-lich für die Versorgung
der badischen Revolu-tionsarmee.
Johann Philipp Becker(1809-1886)Gelernter Bürstenbinderaus Frankenthal/Pfalz,
zunächst revolutionärerDemokrat, einer derentschiedensten Rednerauf dem HambacherFest 1832, emigrierte1838 in die Schweiz.Bedeutendster militä-rischer Führer der demo-kratischen und Arbei-terbewegung 1848/49in Deutschland; Ober-befehlshaber der Volks-wehr während desbadischen Aufstandes1849; entwickelte sichnach 1848/49 zumproletarischen Revolu-tionär; führender Ver-treter der l.Inter-nationale und Mitstreitervon Marx und Engels.
14
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 15/44
Franz Sigel(1824-1902)Ehemals badischer
Infanterieleutnant;kleinbürgerlicher Demo-krat; 1847 Abschiedvom Militärdienst,führender Teilnehmeram badischen April-aufstand 1848, danachAufenthalt in derSchweiz, während desbadischen Aufstandes1849 zeitweilig Ober-
befehlshaber der Revo-lutionsarmee, emigriertein die USA. General-major in der Armeeder Nordstaaten wäh-rend des amerikanischenBürgerkrieges 1861-1865.
aber sind sie weitgehend ausge-schlossen. Zu ihren Führerngehören Gustav von Struve,Samuel Erdmann Tzschirner,Friedrich Wilhelm Schlöffel,Friedrich Martiny, JohannPhilipp Becker und Maximi-
lian Dortu.Daß Brentano und seine An-hänger es mit Geschick verstanden haben, die proviso-rische Regierung der unmittel-baren Kontrolle durch die Vertreter der entschiedenen Repu-blikaner zu entziehen, wirktsich verhängnisvoll aus. Maß-nahmen wie die Aufnahme einerZwangsanleihe bei den besit-zenden Klassen oder die Ver-eidigung der Beamten auf dieReichsverfassung bleiben nurauf dem Papier. Die proviso-rische Regierung ist nicht
einmal bemüht, die Verteidi-gungskraft so weit als möglichzu stärken. Die rund 30000Mann zählende Revolutions-armee - Soldaten der ehemali-
gen badischen Armee, Ange-hörige der Volkswehr undKämpfer der Freikorps - istder Revolution ergeben. Aberauch hier zeigen sich großeVersäumnisse der FührungDie Aufstellung der Revolu-tionsarmee wird nur schleppendund nicht konsequent durchge-führt. Viele Einheiten sindnoch nicht durchorganisiert,
Ausrüstung und Bekleidung sindunzureichend. Franz Sigel,erster Oberbefehlshaber derRevolutionsarmee, ist seinerAufgabe nicht voll gewachsen.Das gilt auch für andere höhereOffiziere, so für den Generalder Revolutionsarmee FranzSznayde und Mercy, Kom-mandeur der 3. Division; wieder
andere, beispielsweise MaxJoseph Beckert, erweisen sichgar als Verräter.In den Freikorps ist der mili-tärische Ausbildungsstand zwarvielfach ungenügend, der
Kampfesmut und die revolutio-näre Disziplin - Grundprin-zipien einer Revolutionsarmee—jedoch sind bei diesen Kämp-fern im allgemeinen stärkerausgeprägt als bei denen derTruppenteile, die vorher der
großherzoglichen Armee ange-hört haben. Mit den Freikorpsentsteht der Kern der erstenvom Geist des revolutionärenPatriotismus und Internationa-lismus beherrschten revolutio-nären Volksarmee auf deut-schem Boden. Im FreikorpsWillich, im Mannheimer Arbei-terbataillon und in vielen ande-ren Einheiten bilden Arbeiter
und Handwerker den Kern. DieKommunisten sind, wie Fried-rich Engels aus eigenem Er-leben feststellt, die „coura-giertesten Soldaten" der Revo-lution. Organisator und Kom-mandeur der revolutionärenVolkswehr, in der waffen-fähige Männer bis zum drei-ßigsten Lebensjahr dienen, ist
der revolutionäre Demokrat,der spätere Kommunist undMitstreiter Marx' und Engels',Johann Philipp Becker, einmilitärisch außerordentlich be-fähigter Revolutionär, der„erste deutsche Revolutions-general".Beckers Einheiten sind vorallem Brentano zu revolutionärund ihm deshalb ein Dorn im
Auge. Wo immer möglich, sorgter dafür, daß man sie an dieentlegensten Punkte der Frontbeordert und mit den schwie-rigsten Aufgaben betraut; umihre revolutionäre Kraft zuverringern, werden die Ein-heiten auseinandergerissen undauf andere Verbände aufge-teilt.
Der Aufstand in Baden und inder Pfalz hat auch außerhalbdes Landes Resonanz. Bewaff-neter Zuzug, voran die Turneraus Hanau, Mainz, Landau,Neustadt a. d. Haardt und Heil-
15
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 16/44
einem Aufruf ungarischerrevolutionärer Offiziere vom27. Mai. Neben der deutsch-ungarischen entstehen diedeutsch-polnische Legion unddie Flüchtlingslegion - For-mationen revolutionärer Waf-fenbrüderschaft. Von Brentano
und seinen Anhängern werdendiese Legionen allerdings mitsehr gemischten Gefühlen be-trachtet.Heftig stemmt sich dieser klein-bürgerliche Politiker dagegen,daß der Aufstand über die Gren-
Badische Revolutionäre eilen
zu den Waffen
bronn, strömt nach Baden bzw.in die von den Preußen beson-ders bedrohte Pfalz. Polnischeund ungarische Revolutionäre,
in der Schweiz und in Frank-reich lebende revolutionäreFlüchtlinge, folgen dem Gebotder internationalen Solidarität.„Wer gesonnen ist, in denKampf für die gute Sache der
deutschen Freiheit an den ge-fährlichsten Punkten einzu-stehen..., der wolle sich der zuorganisierenden deutsch-unga-
rischen Legion anschließen, zuder sich gegenwärtig schonviele entschlossene Ungarn,welche bisher von ihrem Vater-land leider getrennt gewesen;gemeldet haben," heißt es in
zen Badens hinausgeht - be-fangen in dem Irrglauben, einAufstand, der sich im Rahmender Verfassung hält und auf
Baden beschränkt bleibt, könneden Großherzog zum Einlenkenbewegen. Doch dieser ruft denpreußischen Militarismus gegendie badische Revolution zuHilfe
16
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 17/44
Abmarsch der Hanauer Turner nach Baden
1 7
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 18/44
Ludwik Mieroslawski
(1814-1878)
Polnischer Offizier,als Führer des revo-
lutionären Aufstandes1846 in Posen voneinem preußischenGericht zum Tode ver-urteilt, im März 1848aus dem Gefängnis be-freit; militärischerFührer des revolutio-nären Aufstandes inder Provinz Posen imFrühjahr 1848; 1849Brigadegeneral derrevolutionären sizilia-nischen Armee; mili-tärisch befähigter Ober-befehlshaber der badi-schen Revolutionsarmee.
Pfälzische Freischaren über-
queren den Rhein bei Knie-lingen
Am 9. Juni richtet der groß-herzoglich-badische ußen-minister Busch im Auftrage desFürsten ein Hilfeersuchen anPreußen. Die Reaktion in Preu-ßen aber will sichergehen, daßdie Revolution auch in Süd-
westdeutschland total nieder-geschlagen wird, und dahermacht es die Hilfe für den
Großherzog von der Erfüllungmehrerer Bedingungen abhän-gig: Verkündung des Kriegs-rechtes, strengste Pressezensur,Todesstrafe für „treulose" Sol-daten und strengste Bestrafungder Hauptschuldigen am Auf-stand, keine Amnestie. Der
Großherzog ist einverstanden.Und so werden zwei preußischeArmeekorps unter dem Ober-befehl des Prinzen Wilhelmvon Preußen in das Aufstands-gebiet in Marsch gesetzt.
Halbheiten und Versäumnisseder kleinbürgerlichen Auf-
standsführung haben in Badendie Kraft der Erhebung gelähmtund damit der Konterrevolutionden Weg bereitet. Brentanoträgt ein gut Teil Schuld daran,daß der Aufstand sich nichtüber das badische und das
pfälzische Gebiet hinaus aus-dehnen, daß die Pfalz infolge
des Ausbleibens größerer badi-scher Hilfeleistungen den
preußischen Interventen kaummilitärischen Widerstand ent-gegensetzen kann; ihm und derFührung der Revolutionsarmeeist es auch in erster Linie zuzu-schreiben, daß diese bei Beginnder Kampfhandlungen nochnicht über die volle Kriegsbe-reitschaft verfügt.
Am lO.Juni übernimmt derpolnische Revolutionär LudwikMierosawski den Oberbefehlüber die badisch-pfälzischeRevolutionsarmee. Der ersteOperationsplan des neuen Ober-
Tagesbefehl Mieros awskis
nach einem siegreichen
Gefecht der badischenRevolutionstruppen
Sotbntcn Wcl i rn*&rnwr
SIT, £fl*trtt „I4ml k N flIflkLai, owo Zi* kt 1.11k$e.UT dI k.
ITUkI, dig STUr tu ZlkTUrl IvW In RnU, In
III ‚nIItTI InT 1 1 1 1 1 I.IIT IIT3 III P1k«I1Itt Nm..ftm IN?,, 1k4f*1k InTIm,, 1k tkn IØ nl
eillat,. tffttkrr NI attrIauI rprtll
tu filu,l aIf aul •lrup4 IItf III e ,
eaiku, 3tft$ltu, InkmaIuk*Ik,tiu1In TTa lubf1kt , lt II lv rlt,Inaft In ermoK
Utk,l.øT 1kt k. 11kw 1?i r«tkd ITT Z*ld.
mm 1 0 UtkT tp . ‚aIim aIfli tTTtIInitiW
ein l ITT i i m atitit .Tk kaI kInn auk ,aIØ,,
In 0 3- ins
T T rNT«wId
(aIn.m Zflinm,tawa&L
1 8
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 19/44
befehlshabers sieht vor, daßdie pfälzischen Truppen sichüber den Rhein nach Badenzurückziehen und daß die
Revolutionsarmee dann vonBaden aus das rechte Rheinuferund die Neckarlinie gegen Preu-ßen verteidigt und später zurOffensive übergeht. Bis zum20. Juni jedoch erzwingen diePreußen bei Ludwigshafen und
Germersheim den Übergangüber den Rhein. Damit rücktauch für Rastatt die konter-revolutionäre Bedrohung näher.Die Preußen besitzen nicht nurdie militärische Überlegen-heit - ihnen kommt außerdemdie topographische Beschaffen-heit Nordbadens, die Flachheitdes Landes, zugute. Das Land
ist eben und erlaubt den preußi-schen Truppen einen bequemenVormarsch, bietet aber der denPreußen sowohl zahlenmäßigals auch in bezug auf Ausbil-dung und Ausrüstung unterlegenen, schlecht organisierten
Revolutionsarmee kaum natür-liche Deckung. Trotzdem be-wegen sich, wie Engels schreibt,die preußischen Truppen miteiner „höchst seltsame(n) Lau-heit..., sowohl im Angriff wiein der Verfolgung" vorwärts,und mehrfach können ihnen diebadischen Freischärler undRevolutionssoldaten ieder-lagen zufügen, so in den Kämp-
fen bei Waghäusel, bei Durlachund an der Murg.An der Murglinie, vor allem beiRastatt, stabilisiert sich nocheinmal der militärische Wider-stand gegen die Konterrevolu-tion.Mierosawski hat die Revolu-tionsarmee neu formiert und istbereit, hier an der Mtirg eine
Schlacht zu liefern. An derlinken Flanke durch die FestungRastatt gedeckt und auf derrechten durch neutrales würt-tembergisches Gebiet abge-sichert, scheint die Murglinieder Revolutionsarmee relativ
Badische Revolutionstruppenim Kampf gegen die Preußenbei Waghäusel (21. Juni 184 9)
günstige erteidigungsmög-lichkeiten zu bieten. Aberweder die geschickte Postie-rung der Revolutionsarmeebeidseits der Murg noch derheldenhafte Einsatz der Volks-wehren und der Freischaren
unter Becker vermögen dieSchlacht zugunsten der ArmeeMierosawskis zu entscheiden.Die Neutralität Württembergsmißachtend, ziehen die Preußenüber württembergisches Ge-biet, umgehen den rechtenFlügel der Revolutionsarmeeund greifen sie in ihrem Rücken,von den Bergen her, an. Die
Armee Mierosawskis erleideteine schwere Niederlage.Die Reste der geschlagenen undzersprengten Armee ziehen sichzurück. Nahezu die Hälfte dersich nun langsam auflösendenRevolutionsarmee - Miero-
19
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 20/44
Artillerie der Revolutions-truppen verteidigt eine Schanzebei Kuppenheim
stawski hatte das Kommandoniedergelegt - marschiert inRichtung Freiburg und Schwei-zer Grenze. Für die mit mise-rablen Transportmitteln aus-gestatteten Revolutionstruppenunter dem Kommando Sigelsist selbst dieser Rückzug einerespektable militärische Lei-stung. Etwa 5500 Revolutions-soldaten jedoch gehen nach Ra-statt.Der Kampf um die FestungRastatt ist das letzte Kapiteldes badischen Aufstandes, jader revolutionären Kämpfe aufdeutschem Boden von 1848/49überhaupt.In den Kämpfen um Rastattzeigt sich noch einmal der
Klassencharakter der Revolu-tion von 1848/49 mit aller Deut-lichkeit: Die von der Bour-geoisie im Stich gelassenen,verratenen revolutionären Sol-daten, Arbeiter und Klein-
bürger verteidigen die Volks-souveränität gegen eine Allianzder Fürsten unter der Führung
des preußischen Militarismus.Treffend hatte Karl Marx
bereits im Dezember 1848 ein-geschätzt: Auf deutschem
Boden kann 1849 nur noch diesozialrepublikanische evo-lution siegen - oder die feudal-absolutistische Konterrevolu-tion
Die BelagererDie aus 3 Armeekorps mit9 Divisionen - 55000 Solda-ten - bestehende Streitmachtder Reaktion wird von Gene-ralen kommandiert, die sichals militärische Führer derKonterrevolution schon be-währt haben. Oberbefehlshaberder Interventionstruppen istPrinz Wilhelm von Preußen. Das
1. preußische Korps wird vonGeneralleutnant Moritz vonHirschfeldt und das 2. Korpsvon Generalleutnant Graf
Karl von der Gröben befeh-ligt. Auch das aus hessischen,
bayrischen, ürttembergi-schen und mecklenburgischenTruppen bestehende soge-
nannte undes-(Neckar-)Korps untersteht einem Preu-ßen, Generalleutnant EduardPeucker, der bis Anfang Mai1849 „Reichskriegsminister"bei der provisorischen Zentral-gewalt in Frankfurt a.M. ge-wesen ist.Für den Prinzen von Preußen,der wegen seines brutalen Vorgehens gegen die Revolutionäreals „Kartätschenprinz" in dieGeschichte eingeht, und seineGenerale sind die Kämpfe inBaden allerdings nicht zu einemSiegeszug mit fliegenden Fah-nen geworden.Das operative Ziel, Einkesse-lung und Vernichtung derRevolutionsarmee, war trotzmehrfacher Verletzung der
Neutralität Württembergs nichterreicht worden. Die Nieder-schlagung des Volksaufstandesin Baden ist allerdings selbstfür beschränktere Militärs, alssie der Kartätschenprinz und
20
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 21/44
Reichsverfassungskampagnein der Pfalz und in Baden(Mai-uli 1 849)
.- -
4 1
Bad Kreue,m0
He
1
-z-
‚ /zey
(e cn ers- H
n Wo
brth
>ms
/ei
Wa/dmicheIs'bachGb//heim
r ke
K,rchheimbo
e bach
iedeIsbrunn —
(ha k.'einheim0 ddehi
nken
.
ersbach
7i n s ei
—rs1 Düi*h 1
de0
f a
ib...irmasens (•1) /mpfingen\
.Jande/
pngen
/
FRANKRE1
Bereitstellungsräume der
ein olksarmee
dsch-pfä lzischen
Operationen derpfalzischen Volksarmee
Operationen derbadischen Volksarmee
Ort bedeutender Kampf-handlungen der Frei-scharen und VolkswehrenJohann Philipp Beckers
~ h je ineuGrenzübergang BeckersJohann Phi l ipp
Ort der Kampfhandlungen,• an denen Friedrich Engels
teilgenommen hat
Bereitstellungsräume derkonterrevolutionären
Zrmeekorps
Operationen der-e------ konterrevolutionären
Armeekorps
Gefecht bzw. Schlacht
v wischen revolutionärenund konterrevolutio-nären Truppen
Festung
G e .-ermers heim
Ha.-andschuhsheimHi.-irschhornK. -äfert/,aIL. -adenburgLu —LudwigshafenM. —Mannheim
o 10203040• 1 km
/
/•;(H Reste.tQ
• Kuppenhe
ern ach( _
5
i r t t e
;boum
/ e r g
fenburg
h
1 P q
- J
Tri rg
imonssta/dl
-
c .
- iogenO 1_
J-,-_'__
Freiburg'ur(wangan
— -eueschingen
// ------
/
d
Todinau8
1
/ ‚
L b ? , .ø ch
‚uu
Tiengen1 onstanz;. .
S -\m
2
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 22/44
Prinz Wilhelmvon Preußen(1797-1888)Bruder des preußischenKönigs FriedrichWilhelm IV. und spätererdeutscher Kaiser; imMärz 1848 vom Völkeverjagt und nach Eng-land geflüchtet, durchdie preußische Bour-geoisie-RegierungCamphausen nach Berlinzurückgerufen; Haupt
der reaktionären Füh-rungsclique am preu-ßischen Hofe, der„Kamarilla", im Juni1849 mit der militäri-schen Niederschlagungder Erhebung in Süd-westdeutschland beauf-tragt.
Schloß Favorite bei Kuppen-heim, Sitz des Oberbefehls-habers der Interventionstruppen
seine Generale darstellen,
keine schwierige Aufgabe. Siezu lösen ist nur eine Frage derZeit, nachdem die Revolutions-truppen die strategisch vorteil-
hafte Murglinie aufgegebenhaben und sich am 30. Juni derBelagerungsring um Rastattschließt.Durch Armeebefehl vom
29. Juni ist das Il. Korps Gene-ralleutnants von der Gröbenmit der Belagerung der FestungRastatt beauftragt worden.Gröben befehligt 3 Divisionenmit insgesamt 17 BataillonenInfanterie, 16 SchwadronenKavallerie und 60 Pionieren;die Gesamtstärke des Korpsbeträgt etwa 15000 Mann.Gröbens'Soldaten kommen fastausnahmslos aus der preußi-schen Kernprovinz, aus Bran-denburg, und aus der ProvinzSachsen. Für die BelagerungRastatts werden Landwehr
bataillone aus Erfurt, Sangerhausen, Halberstadt, Sprem-berg, Frankfurt a.O. und Lands-berg eingesetzt. Die Männeraus Iserlohn, die sich Wochenzuvor ihrer Einberufung zur
preußischen Landwehr wider-setzt haben, werden, wenn dieSituation für die preußischenTruppen besonders schwierigwird, vom Kartätschenprinzenin den Kampf getrieben, so bei-spielsweise bei Durlach, als sichder preußische Angriff dortfestläuft.
Die Korpsartillerie verfügtüber 30 Geschütze, und siebekommt noch weitere 18,darunter zwei 24-Pfünder, hin-zu. Während der Belagerungder Festung wird die Artilleriedarüber hinaus durch schwereFeldgeschütze sowie Mörser-batterien bedeutend verstärkt.Die Infanteristen sind zumeistmit einem Perkussionsgewehr(Zündung durch Zündhütchen)ausgerüstet; zwei Füsilierba-taillone (Infanterie) verfügenallerdings bereits über diemodernen Zündnadelgewehre,drei Jägerkompanien über Büch-sen. Es sind also durchwegschnellfeuernde Hinterlader,die diese Truppenteile besitzen.Hinsichtlich der militärischen
Stärke und materiellen Aus-stattung, der Ausrüstung undVerproviantierung sind dieBelagerer den revolutionärenVerteidigern der Festung über-legen.
2 2
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 23/44
Und wie sind die operativenBedingungen für das preußi-sche Korps? Rastatt hat gut aus-gebaute Befestigungsanlagen,und Wasserläufe wie die Murg,die Oos, der Mühlbach und derFederbach erschweren opera-
tive Bewegungen der Belagererim umliegenden Gebiet. Ande-rerseits aber bietet ihnen dasbewaldete Gelände natürlicheTarn- und Deckungsmöglichkei-ten: Im Nordwesten und Nord-osten reichen der Ober- und derNiederwald stellenweise bis auf700m an die Festungsmauernheran.Die preußischen Truppen haben
also eine Reihe militärischerVorteile auf ihrer Seite. Gene-ralleutnant von der Gröbenaber hat gar nicht die Absicht,die Festung mit Gewehr undKanone zu erobern. Er willsie aushungern, durch immerfestere Abschnürung zur Über-gabe zwingen. Warum wähltder preußische General diese
Taktik? Will er seinen Gegnerschonen? Ein Blutvergießenvermeiden? Nein, das gewißnicht. Gefühlsduselei kenntdieser Preuße nicht. Sein Planresultiert aus einer Lehre, dieihm und seinesgleichen durchdie jüngste Geschichte erteiltworden ist: Am 19. März 1848hatten preußische Militärs inBerlin dem „Pöbel" das Feld
räumen müssen; im Oktoberdesselben Jahres war von
Wiener Revolutionären auf demStephansdom, dem Wahrzei-chen der habsburgischen Metro-pole, das Banner der Revolutiongehißt worden. Und nur wenigeMonate später hatte die revo-lutionäre ungarische Honved-armee den zahlenmäßig über-legenen k. u. k.-Truppen derHabsburger Monarchie dasLaufen beigebracht - Beispiele,die den preußischen Generalenklargemacht hatten: militärischeÜberlegenheit allein garantiert
Preußische Uniformen von1806 bis 1910 (Aus einerUniformgeschichte despreußischen Heeres)
nicht den Sieg über die Revolu-tionstruppen.Einen weiteren Grund nenntFriedrich Engels, der den ge-samten adisch-pfälzischen
Feldzug im Freikorps als Adju-tant Willichs in der vorderstenLinie mitgemacht hat: „DieHerren Generäle wußten, daßein Drittel ihrer Armee aus
widerspenstigen Landwehr-regimentern bestand, die nachdem ersten Sieg der Insurrek-tionsarmee sich zu ihr schlagenund sehr bald den Abfall der
23
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 24/44
/
Preußisches 6-Pfünder-Feld-geschütz. Kaliber ca.90mm.Wirksame Schußweite bisetwa 1200m. Gewicht desGeschosses etwa 4kg
Hälfte auch der Linie und na-
mentlich aller Artillerie nachsich ziehen würde."Für die Taktik von der Gröbensist nicht zuletzt ausschlag-gebend, daß er die revolutionäreBesatzung der Festung lebendin die Hand bekommen will;denn, so stellt Engels fest:„Die preußische bürgerlicheund militärische Bürokratie hat
von jeher ihren Ruhm daringesucht, Triumphe über schwa-che Feinde mit großem Eklatdavonzutragen und sich an denWehrlosen mit der ganzen Wol-lust des Blutdurstes zu rä-chen."Gröben befiehlt „die nächst-mögliche Einschließung desPlatzes (Rastatt) in einem un-gefähren Umkreise der Vor-
postenlinie von drei Meilen undeiner Entfernung von den
Festungswerken durchschnitt-lich von 1000 und mitunter auf600 Schritt". Die 1.Divisionsteht nördlich, die 2. westlich
und die 3. südöstlich der Fe-stung Rastatt. Von nun an heißtes für die preußischen TruppenVorpostenreglements, Zermür-bung und Beschießung des Geg-ners.
Die BelagertenDas eingeschlossene und vonder Konterrevolution bedrohteRastatt ist die einzige befestigteStadt auf deutschem Boden, diesich noch in den Händen revo-lutionärer Arbeiter, Klein-bürger und Soldaten befindet.Rastatt, Venedig und die unga-rischen Festungen Komorn,
Peterwardein und Arad, dassind Anfang Juli 1849 die letz-ten bedeutenden Stützpunkteder bürgerlich-demokratischenRevolution in Europa.Rastatt, das im Revolutionsjahr1849 etwa 8000 Einwohnerzählt, ist keine Stadt mit revo-lutionärer Tradition. Anfang des18. Jahrhunderts - wie Karls-ruhe - als Barockstadt mit
regelmäßigen traßenzügenneu angelegt, war es mit seinemnach dem Vorbild von Ver-sailles errichteten Schloß von1705 bis 1772 die Residenz derMarkgrafen von Baden. Hier
hatten königliche und fürst-liche Diplomaten 1714 nacheinem der vielen dynastischeneuropäischen Erbfolgekriegeden „Frieden von Rastatt" aus-gehandelt und auch 1797 bis1799 mit den Abgesandten
Napoleons um Territorien undBesitz gefeilscht. 1843 wardann im Zusammenhang mitder antifranzösischen Kriegs-hysterie begonnen worden,neben Ulm auch Rastatt zurGrenzfestung auszubauen.Die militärstrategische Lageder Festung - am Rande desSchwarzwaldes, etwa 20km
südwestlich von Karlsruhe undetwa 6km östlich des Rheins,der hier die Grenze zu Frank-reich bildet - ist, abgesehenvon geländemäßigen Nach-teilen, günstig. Rastatt verfügtüber größere Proviant- undumfangreiche Munitionsvor-räte. Die Befestigungsanlagensind zwar im Sommer 1849noch nicht völlig fertiggestellt,
Wälle und Mauerwerk befindensich jedoch, wie ein Zeitge-nosse berichtet, in gut ausge-bautem verteidigungsfähigemZustand: „Starke Profile,...Reduits in allen Werken, born.-
24
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 25/44
benfeste Räume für 9-10000Mann, nasse Gräben an derwestlichen und zum Teil auchan der östlichen Front gewähr-ten dem Platze eine bedeutendeStärke."Rastatt ist eine nach modernen
kriegswissenschaftlichen r-kenntnissen erbaute detachierteFestung, d. h. eine Festung mitvorgeschobenen Außenforts.Die Forts Ludwig im Nord-osten (B), Friedrich im Nord-westen (C) und Leopold imSüden (A) - die stärksten Teileder Befestigung - bilden dieEckpfeiler der Festung. Siesind mit vielen Geschützen
mittleren und schweren Kali-bers, unter anderem mit
sowie der 3 Dragonerregimenterferner 550 Mann Artillerie und53 Pioniere zu den Revolutionä-ren übergegangen. Hinzu kom-men die Volkswehraufgeboteaus Mannheim, Heidelberg,Bruchsal, Eppingen, Rastatt,
Otikheim und Rothenfels sowieTeile des pfälzischen Aufge-bots, der Bataillone Durlach,Freiburg und des MannheimerArbeiterbataillons. Zur Besat-zung gehören auch die gesamteSchweizer Flüchtlingslegion,Teile der deutsch-polnischen,deutsch-ungarischen und derschwäbischen Legion, dasrheinische Freikorps, die sich
vorwiegend aus Sachsen zu-sammensetzende ompanie
das ist für den Belagerungs-kampf von untergeordneterBedeutung. Für den Kampf zwi-schen Belagerern und Belager-ten kommt es vor allem auf dieArtillerie an, und hier ist dieFestung den Belagerern zahlen-
mäßig überlegen und hinsicht-lich ihres Kalibers durchausebenbürtig. Da die Festung aberals Bollwerk gegen die Franzo-
Schloß eines preußischenZündnadelgewehrs (Modell184 1). Kaliber 15,43 mm . An-fangsgeschwindigkeit etwa300m/sec. Visierschußweite750-1600m. Feuergeschwin-
digkeit 8-12 Schuß in derMinute. Gesamtlänge 143cm
24-Pfündern, und mit Haubitzenbestückt. Daneben verfügt dieFestung über eine Ausfall-batterie von insgesamt 16 be-spannten Feldgeschützen. Fe-stungskommandant ist OberstGustav Tiedemann, sein Stabs-chef Oberstleutnant Otto vonCorvin-Wiersbitzki.Und welche Einheiten vertei-
digen Rastatt? Von der ehemalsregulären badischen Armee(Liniensoldaten) sind das ge-samte 3. Regiment (2 /2 Batail-lone), 1 Bataillon des 1.Regi-ments, 2 Kompanien des 2.,Teile des 4. und 5. Regiments
„Robert Blum" und versprengteFreischärler - alles in allemnahezu 6000 Mann, drei FünftelLiniensoldaten, zwei FünftelVolkswehr und Freikorps.Die Bewaffnung der Verteidigerist ausreichend, um den Bela-gerern längere Zeit wirksamenWiderstand entgegensetzen zukönnen. Zwar sind die Preu-
ßen in bezug auf die schnellerfeuernden Zündnadelgewehreder Festungsbesatzung gegen-über im Vorteil - die Revolu-tionssoldaten sind fast aus-schließlich mit Perkussions-gewehren ausgerüstet -‚ aber
sen gebaut wurde, ist auch ihreArmierung vor allem west-wärts - gegen Frankreich - ge-richtet. In der Rundumver-teidigung kann die Feuerkraftder Festungsartillerie dahernicht voll genutzt werden. Dasist aber dringend notwendig,da die Preußen ihre Hauptmachtim Osten konzentrieren.
Die Kommandogewalt in Ra-statt liegt größtenteils in denHänden bewährter Demokratenund Revolutionäre. Ernst
Gustav von Biedenfeld befeh-ligt die ehemaligen badischenSoldaten, und die Volkswehr-
25
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 26/44
4 .
Das Rastatter Schloß
einheiten unterstehen dem
bewährten FreischarenführerGeorg Böning, einem über-zeugten und entschlossenenRevolutionär. Ein entschiede-ner Anhänger der Revolutionist auch der Kommandeur derFestungsartillerie, Major Kon-rad Heilig, früherer Wacht-meister, der im Mai 1849 zu denFührern des Rastatter Solda-tenaufstandes gehört hat.Das revolutionäre Festungs-kommando packt seine Aufgabesehr energisch an. In Rastattherrscht bei der Festungs-
besatzung und bei der Zivil-bevölkerung eine revolutionäreDisziplin, die vom Festungs-kommando zwar nicht mit derletzten Konsequenz, aber dochmit weit mehr Entschiedenheit
als durch die Regierung Bren-tano durchgesetzt wird. DieHaltung der Besatzung undauch der Zivilbevölkerung istsicherlich zu einem großenTeil auch durch die Hoffnung
auf Entsatz, auf eine Wieder-belebung der Kämpfe in Badenund Südwestdeutschland be-
stimmt. - Noch wird in Ungarngekämpft. Aber das allein istes nicht. Was die revolutionäreBesatzung den Kampf fortset-zen läßt, ist die Verbundenheitder meisten Soldaten mit denIdealen der Revolution, ist dieErkenntnis, daß man hier inRastatt und in Baden überhauptdas letzte Stück freiheitlichenund demokratischen Bodensverteidigt. Außerdem ist nie-mand unter den Soldaten undOffizieren der Festungsbesat-zung, der sich über seinen Geg-ner im ünklaren ist, der nichtweiß, daß Aufgabe der Festungbedeutet, der erbarmungslosenRache des Siegers ausgeliefertzu sein. Alle wissen: ein schwe-rer Kampf steht bevor.
Der Kampf um RastattVon der Gröben ist von derRichtigkeit seines Planes überzeugt. Seine Infanterie und die
Artillerie haben die vorgese-henen Stellungen bezogen. Eskann losgehen. Von der Gröben
ist sicher, schon allein die An-wesenheit preußischer Truppenrings um die Festung wird denFestungskommandeur und erstrecht die Soldaten einschüch-tern. Der preußische Generalglaubt, er braucht der Festungs-besatzung nur ein Ultimatum zustellen, und schon ist die Fe-stung in seiner Hand. Daherläßt er arrogant und sieges-sicher bereits am 2. Juli demFestungskommandanten Tiede-mann ein Schreiben überrei-chen, in dem es heißt: „Ich for-dere die Besatzung auf, dieFestung zu übergeben und alsZeichen der Unterwerfung diederzeitigen Gefangenen so-gleich in Freiheit zu setzen.Vierundzwanzig Stunden sind
zur Bedenkzeit gegeben." Derpreußische General muß abererleben, daß es der Festungs-besatzung ernst mit der Revo-lution ist, daß der Anblick preu-ßischer Pickelhauben allein
26
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 27/44
27
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 28/44
28
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 29/44
Badische Freischärler adischer Offiziers-Dragoner- adischer Karabiner (um 1849)säbel (um 1830)
Zur Revolution übergegangeneehemalige badische Linien-soldaten
In der badischen Armee ver-wendetes preußisches 12-Pfün-
der-Feldgeschütz. Kaliberetwa 120 mm. WirksameSchußweite bis etwa 1600m.Gewicht des Geschossesetwa 6kg
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 30/44
nicht genügt, die Revolutionäre
zur Übergabe der Festung zuveranlasse: „...ich würde esfür einen Akt der entwürdigend-sten Feigheit halten, eine sowohl versehene Festung zuübergeben. Ich fordere Sie nurim Namen der Humanität auf,die mit weißen Fahnen versehenen Hospitäler zu achten,so wie die Gefangenen mensch-lich zu behandeln; ich erwarte
dies um so mehr, als die gefan-genen Preußen, Verwundeteund Gesunde, mit derselbenSorgfalt wie unsere Leute be-handelt werden."Kennt Festungskommandant
Tiedemann diesen Feind wirk-
lich so wenig? Glaubt er tat-sächlich, daß sein Appell nützt?Er weiß doch, daß die preußi-sche militärische Führung imVerlaufe des badisch-pfälzi-schen Feldzuges gegen die Re-volution unzählige Male dieelementarsten Gebote der
Menschlichkeit verletzt hat.Tiedemann weiß, in Kirchheim-bolanden, bei Kuppenheim,
waren wehrlose Gefangenedurch die Preußen niederge-macht worden. Warum sollder preußische Militarismusgerade in Rastatt Menschlich-keit zeigen?
Badischer Dragonerheim
(um 1849)
3 0
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 31/44
Rastatter Befestigungsanlagen
- Grundriß eines detachiertenWerkes
- Profil eines Reduits- Bedeckter Geschützstand
6. Jul i
Gröben ordnete an, daß der fürden 7.Ju l i geplante Beschußder Festung vor allem auf dieGebäude der Zivilbevölkerung
zu konzentrieren ist: „DieArtillerie hat sich ... nur auf dasBeschießen der Stadt, nicht desSchlosses und der Werke ein-zulassen , lautet sein Be-
fehl.Die Besatzung von Rastatt
unternimmt am Vormittag denersten größeren Ausfall innördlicher und nordwestlicherRichtung. Mehr als 1000 Mann,unterstützt von 6 Geschützen,werfen die Preußen zurück,besetzen den Retherer Bergsowie die unweit davon gelegeneZiegelei und dringen dann amfrühen Nachmittag bis Rheinauvor. Die revolutionären Einhei-
ten können sich jedoch gegen dieherangeführten feindlichen Ver-stärkungen nicht halten undziehen daher sich um 19.30 Uhrin die Festung zurück.
7. Juli
Um 2.45 Uhr morgens beginntdie Beschießung Rastatts ausnördlicher und nordwestlicher,später auch aus südlicher Rich-tung. Anfangs setzen die Preu-ßen Geschütze mittleren Kali-bers ein. Bevorzugte Angriffs-objekte sind nichtmilitärischeEinrichtungen: Brandbomben,Splittergranaten und in beson-
deren Ofen bis zum Glühen er-hitzte Geschosse gehen aufRastatt nieder. „Die geängstig-ten Weiber, Kinder und Wesenmännlichen Geschlechts-ennauch nicht gerade Männer -",berichtet später Corvin, „ström-
31
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 32/44
ten in die bombenfesten Asyle Samuel E. Tzschirner zum Rückzug. Die preußischen
und richteten sich ein, so gut (1812-1870) Kanoniere erlassen lucht-
es n er ile gehen wollte. Rechtsanwalt; 1848 artig hre tellung. ber die
Man denke sich, ein paar Hun- Führer der radikal- Festungsbesatzung chießt
dert chritt ang, ine Reihe demokratischen Linken nicht nur zurück. Sie versucht
zusammenhängender, leiner, in Sachsen; 1849 Mit- Ausfälle und den Ausbruch aus
gewölbter immer, eren glied der revolutionären der Festung. Etwa 1000 Mann
Quadermauern über sechs Fuß Regierung in Dresden, verlassen zu einem Gegenstoß
dick sind und die ihr Licht nur schloß sich der badischen die Festung durch das Karls-durch die Schießscharten und Aufstandsbewegung an; ruher Tor in Richtung Rauen-
die darüber zum Abzug des einer der profiliertesten thal. Die Einheiten sollen ver-
Pulverdampfes ngebrachten Vertreter der Opposition suchen, die hier in Stellung ge-
Luftlöcher erhalten— gegenüber Brentano. gangenen chweren elage-
„Niemand soll sagen", schreibt rungsgeschütze des Gegners zu
der evolutionäre Festungs- Friedrich Martiny erbeuten. Aber das Vorhaben
bote" m .Juli, daß ie (1819-1897) glückt nicht, sie kommen nicht
preußischen anoniere icht Stadtrichter; kleinbürger- an ie anonen eran. ei
besser zu zielen vermochten, licher Demokrat; Abgeord- einem anderen Ausfall aus der
oder daß ihre Offiziere nicht neter der FrankfurterFestung, an dem auch Tiede-
den nterschied rkennen Nationalversammlung, m a n n eilnimmt, önnen ie
konnten zwischen militärischen verließ sie aus Protest revolutionären ruppen or-
Zielen und den Behausungen gegen die Kapitulations- übergehend Niederbühl in ihren
wehrloser Familien. Die Sache politik der Liberalen, Besitz bringen, aber der Aus-
ist die, daß dieser rücksichts- schloß sich der badischen bruch gelingt nicht. Er scheitert
lose eschuß nd ie er- Aufstandsbewegung an; be- an den überlegenen Kräften des
wendung von Brandgeschossen kämpfte Brentanos Korn- Gegners. iedemann, urch
Politik ist -ine kühle wohl- promißpolitik. einen treifschuß verwundet,
berechnete Politik des Schrek- zieht sich mit seinen Kämpfern
kens, die nicht dazu bestimmt Gustav Tiedemann in ie estung urück. ie
ist, die unzerbrechbaren Wälle (1808-1849) Preußen aber haben 10 Totevon Rastatt zu brechen, son- Ehemaliger badischer und 82 Verwundete.
dern den Willen und die Herzen Dragonerleutnant, nahmseiner evölkerung... ir als Offizier am Frei-
9. Julikönnen Prinz Wilhelm und dem heitskampf des grie-
600-800 ann nternehmenGeneral von der Gröben ver- chischen Volkes teil,
erneut einen begrenzten Aus-sichern, daß die Herzen und der trat während eines
fall. Sie kehrten gegen 9 UhrWille der Verteidiger der Frei- Aufenthaltes in Heide]-
abends mit 18 bei Rheinau er-heit so beständig sind wie die berg 1849 in die badische
beuteten roviantwagen erFelsen, aus dem der Stein für Revolutionsarmee ein;
Belagerer in die Festung zurück.
unsere estung ehauenwährend der Belagerung
Damit verbessert sich die Ver-wurde." Festungskommandantsorgungslage n astatt or-
von Rastatt.übergehend ein wenig.
8. JuliDie Preußen setzen die Kano- ErnstG. lO.Julinade fort. An diesem Tag sind von Biedenfeld Ein für viele Revolutionäre inauch 24-Pfünder und schwere (1792-1849) Rastatt kaum faßbarer VorgangMörser am Beschuß Rastatts Ehemals badischer ereignet ich: estungskom-beteiligt. Die Festungsartillerie Offizier, Teilnehmer mandant Tiedemann richtet einerwidert das euer. Wohlge- an den Befreiungskriegen Hilfeersuchen an Gröben: „Im
zielter eschuß wingt ine 1813-1815; Regiments- Namen der Menschlichkeit und12-Pfünder-Belagerungsbatterie kommandeur in der badi- Civilisation werden Sie ange-der Preußen am Nordostrand schen Revolutions- gangen, inliegenden Bedarf andes Niederwaldes, die sich bis armee, Vertreter des Blutegeln für unsere tapferen,auf 900m dem vorgeschobenen gemäßigten Flügels aber unglücklichen Kameraden,Werk des Forts enähert hat, in der Rastatter Führung. worunter auch von Ihren Trup-
3 2
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 33/44
In Rastatt wird die Lage immerschwieriger. Der so sehr erwar-tete Entsatz durch die badischeRevolutionsarmee kann nichtgeleistet werden. Nachrichtendringen kaum in die Festung.Wie ist die Lage im Lande? Wo
stehen die Revolutionstruppen?Allmählich wird es in der Fe-stung zur Gewißheit: Es istkeine Unterstützung mehr zuerwarten. Zwei Wochen langsind Besatzung und Zivilbe-völkerung schon den Strapazendes Kampfes und der Belage-rung ausgesetzt. Viele Wohnun-gen sind in Brand geschossenoder total zerstört. Die Lebens-
mittel werden immer knapper.Rastatter Bauern und Soldaten
Preußische Uniformen von1806 bis 1910 (Aus einerUniformgeschichte despreußischen Heeres)
pen sich befinden, die mensch-
lich zu behandeln, ich für eineheilige Pflicht stets haltenwerde, verabfolgen zu lassen."Seine groben Fehler vollendend,bittet er, der Kommandant derrevolutionären Festungsbesat-zung, den preußischen Reaktio-när von der Gröben dann außerdem noch um die Weiterleitungvon Privatpost an seine Ange-hörigen. Selbst ein Menschen-verächter wie Gröben läßt sicheine derartige Gelegenheit, sich„menschlich" zu zeigen, nichtentgehen. Die Belagerten er-halten 1000 Blutegel. AuchTiedemanns Brief wird beför-dert. - Zur selben Zeit aberbleiben die Rastatter Wasser-mühlen stehen, denn die Preu-ßen haben den Murgkanal und
den Oosbach abgeleitet.
11./12. JuliIn der Nacht vom 11. zum12.JuIi müssen - geführt vonFranz Sigel und Johann Phi-lipp Becker - die im Süden des
Landes vereinzelt operierendenReste der geschlagenen badi-schen Revolutionsarmee, unterihnen auch August Willich undFriedrich Engels, die SchweizerGrenze überschreiten, wo sieihre Waffen niederlegen. Damit
gibt es für die Rastatter Besat-zung keine Möglichkeit mehr,Hilfe von außen zu erhalten.Auch in den Nachbarländern,Württemberg und Hessen, hatdie Reaktion die revolutionäreBewegung ersticken können.
müssen außerhalb der Festungs-wälle im unmittelbaren Feuer-bereich der preußischen Ge-schütze unter Lebensgefahr dieErnte bergen.Vertreter der wohlhabendenRastatter Bürgerschaft plädie-
ren für die Kapitulation. Aberwas wesentlich schwerer wiegtals diese Forderung eines Teilsder Zivilbevölkerung ist, daßauch innerhalb der Festungs-besatzung zwei Parteien ent-stehen, daß es zu Disziplinver-
3 3
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 34/44
141& 4 LI
utaii l iii
-
‚‚4....,-
1
2
3 4
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 35/44
„Es waren die am tiefsten
gelegenen Kasematten r £cftun-otcoh-nen nicht eingerichtet, dieSchießscharten fürKleingewehr daher auch r. 6. 3. tutf 1849.
nicht geschlossen, eben-sowenig wie die Luft-löcher für den Abzug des
•i iMitIM
Pulverdampfes, siewaren noch nicht langefertig und sehr feucht.Das Wasser schwitzteaus den dicken Qua-dern, und der Fußboden,natürlich die bloße
Erde, war ebenfalls naß.Bald wurden noch gegen200 Mann in die Graben-galerie gebracht..., und wirmerkten aus allem, daßdies nicht ein Unter-kommen für eine Nacht,sondern für längere Zeitsein sollte. Das Locherinnerte sehr lebhaftan die Burgverliese des
Mittelalters, nur daß esan dem ‚halbvermodertenStroh' und dem Trink-wasser fehlte, dennwir hatten keins vonbeiden.”
Aus: Die Abenteuer desHerrn von Cors'in.
‚ søatt bei Ii i. te1mi tlta
.t( ‚lflt .‚IICTCC imeubItit tn ta4e.
1 c Ien jiTt.i ien, alt Me tun arti,
t'tl1 uflItTCT Zelle iabrn, tai litt 40al1,tnii Um mit ibnni 4u un'iibntcIn. Ille fit aber
taf tf gib ne um t'4u:tel baittlit,
cj,n At bit Akp ft banen ueb ticn neibiita,.f bit ltitirieil NAC unienre uictabtn.
rit Xagttroriibtit uni tim Illillamrittat verbältf l f'Icibeimaflen: Ire 'iefliln4 tun nel an
'ttfl4tlU Unt bei ( ueenneur fit fIe i n e n jtit titlit4T in tat PTtUbIhtt ttT jL ftf.
len, um bi.ro bit tkmitrti,nA bei feenblutui‚cnmanbanlen tlultel ftr ulifurt Srankn ju ei,
fallen. lii ging ttbbalb tt, IhtimialLt Ccli
'tIatUcn bei 2. aufaniene (eumetutt altmentih nett Su eibtim in', prtU*ift taArr.
Zebra tu Rittatubl mufite tue tn blejttnbe
1uiannfit'eft jenütftulcut'en; e i felbft muetit mit tee'bantenan 5u.en tu hie 'a pl,luartiei nett Ruppen,beim getibel lei ibit beInlnbe peeufltftte Z't.
R,tre meinte, ei unfuutt webt fele 'dntrae tninen,tat bei uffifttn fein u n n e . Unfre (tat.tuemeuIe biellnt,t für nülbt, auf eine fett t'e.aetfsv etunat je aufwertew tei Z i l d b warte
'ba in bei etubt hie twirmie ein bei uenei ühintitut feine ti'tftt grub bei
unfrmt ibm, fo nlet ei ibm 14e, bittÄtte bei euCeTncir$ in bei firjeften 3eit ju er.
ILi uub bit tMuiijel, fo&eafb In Im baflei gue,
b ien. Dat be i 810am3 je fenbm lufbei wättwidin vuftIOA, b4 hie em br i g unfcee
iefuupu. eben fe uueiuftt t itub itit beflenbelnmqi tust m i s bit tbnpu b4anteh, tetettebin Seiiteit, bat bit lbefaiaei eut b4anbult
rieb bit bit Geit,, mdtbe bei unim bit e9ei wnbuiM* m&., ti uii p.
1Mo Ihm uM im Ytimligmen£aen tircsltrui' er ‚ebe bit erun1, tab bitIe' eiezeu ßeii aafut beWnbel t ueb bit tIer,mv.ibetei tbei fe, au bit ripein beute 0eTbflajl
tu Senmnil «41S m •IØ Unfi t im tae.l iuu uPfl üben.
ekn matten. lii 'nattct'abei n«ttitbene 9ltttn,,arten, urr.4 ren *beiteeun Retbt beitun teiIae bei Unfetei im Cb«laube ueb watteraleuten tine mebt hub. Unten 'bunlamenl,armeteeue nitt eieb baiuf, weil e i Drib nit, f«uiufiuflit fein knete, berJ95eneTat in (eitler eieneutalute en bine je e4nwi. I'tt «nemmtftu'f.tet alt bei ineueral, bus t u i C't 'erf lhieuienant tee
itiIuf ft.t' gebat«t Qt bat bem 'l)arlamcutai‚efa,t, tai bei ptw tnb bunubigt (ei ueb uuittitt ciiie littet a4m nc n Zitfuritnitit in telt
cbutbe itt Seftl welle; bei jlrinf nun 't 'reiufieit
tute fin .austgvanti« in INftl. tut Unter,fihituutbeit tiefen iebei$l ng knete uuningiicb ei.Iran tntetei all tue tu 'ht'feinfunt nagt fit
;geben; bit jutait te eg tber, ccc, etuiueb je treiben nut be*balb. iwar autttut ef t e . i Lii an \emanben anlnctleuu.wettet .tuigeflutt$ bin ui'rnften trait'e ten
bela4muten nnbei, efittle bei tttt'tuin,tcit,wette tinelec tut ie uni Uni fuinbitdnnta.et nat bem Oben te bin mitte tut bit
alfe auijnnfteuetit jun ieilbextung bei bei, be.flnbiiten peeufefit.en ren bienen futflen, t'e..beriet, uefrre n n n m Cbenlante feigen be,
flejl bit auf eine Ikine hti.e ein ‚(n(uuegenuen"
ttut (cli man feinen « Uwetf fenbeit fjeeuu,wette tee jtntneu t.euZein 4upt41tur'
titr auf tn'eijei.(tuebi n litt? ttefuUnmufleibeit mit bei n, 93utite t'e.weift ulla am Verlegt, ur' ak eec tee teiicnuuu'gen ja ballen buben.
lbrenb t am4 t ttnnifluuie uni
bte hie in ticbetbiibl je .uufuuruuerü&ebiteben u
eine freeunblite itnierrt-tunq mit tee buifelbft fla e'nie'rten peeuujifben tuen,p.futn. t,u tue ufern inan Hein bauen, feritt bei i rc 'uupeeei wi t t lafbatt urü, unt beile
einige 81e(cbtu, w ette fl4 hie peeiijifd>en cfuiiereneneunt mit tieferen beil's ute unu'bl futumeden
liebm ttnfauØglaubte* fit, tat bei 'jlielamen.tr gani untere tiufur nelueuu bube, alt bit,meldet ibm tee peeubufbe r fitruen. iii t'fü.
iei rief gut, nun babel teil ticeb aub etin.uC e i
lebtd hbei itbc'n ein pre4 Ma Unierefiiia meinte,bei wirb nittt viel (ei,, ueb tien tfflien rifule
enn autt halb je ftüm r greten tkrtrunberue
stößen und zu Aufsässigkei-ten unter den Soldaten kommt.Die militärische und politischeFührung der Festung wird
uneins. Soll der Kampf fortge-setzt werden? - Noch verfügtman über Proviant und Muni-tion für eine Reihe von Wochen.Kann ein Ausbruch gewagtwerden, oder ist - wie die Ge-
mäßigten meinen - der einzigeAusweg die Kapitulation?
Kapitulation aber bedeutet, sichauf Gnade und Ungnade derReaktion auszuliefern. Gnadeaber ist von den Preußen nichtzu erwarten.
Am 13. Juli gründen konse-quente Revolutionäre in Rastattden „Klub des entschiede-
nen Fortschritts". Vorsitzenderwird der Redakteur des „Fe-stungsboten", Ernst Elsenhans.Hinter diesem Klub stehen
vor allem die Freischaren,
jedoch auch revolutionäre
Kämpfer aus den Volkswehr-
und Linieneinheiten. Der Klublehnt die sofortige Übergabe derFestung entschieden ab. DaßRastatt, auf sich allein gestellt,verloren ist, sehen auch dieMitglieder dieses Klubs. Nochaber - davon gehen sie aus -
kann die Revolution in- undaußerhalb Badens wieder auf-flammen. Scharf wird der Klubvon der Partei der Gemäßigtenattackiert, die ihre Anhängerauch innerhalb des Kriegsratesdes Festungskommandos hat.Kompromißbereite Offiziere,wie Corvin und Biedenfeld,lancieren den Gedanken an die
Möglichkeit einer - wie siesagen - vorteilhaften Kapitu-lation. Tiedemann schwanktzunächst, schließt sich aber derAuffassung der Gemäßigtenan. Ihr Einfluß wächst, nach-dem am 16. Juli auch ein erneu-
35
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 36/44
• 44
Oberbefehlshaber Sigel berst Fuchs ajor Köhler Heinrich Windwart Hauptmann Scngcr
Die Reste der badischen Revo-lutionsarmee vor dem Über-tritt in die Schweiz
ter Ausbruchsversuch der
Besatzung bei Niederbühl ge-scheitert ist und die Preußennoch schwerere Belagerungs-geschütze - unter anderem
8- und 12zöllige Mörser sowie25-Pfünder-Haubitzen - zusam-mengezogen haben. General-leutnant von der Gröben wirdungeduldig. Er verspricht sichviel von der Verstärkung seinerArtillerie, ist aber nicht davonüberzeugt, damit die Festungin den nächsten Tagen in die
Hand zu bekommen. Auch aus-zuhungern sind die Revolu-tionäre nicht so schnell. Er
beschließt, der Festungsbe-satzung das moralische Rück-grat zu brechen. Er bietet
Tiedemann an: Zwei Vertreterder eingeschlossenen Besatzungsollen sich äußerhalb der Fe-stung davon überzeugen, daß esin Baden keine Chance mehr für
die Revolution gibt. In der Fe-stung ist man einverstanden,daß sich zwei Offiziere in
Baden umsehen. Die Wahl
fällt auf Corvin und Major
Lang. Während ihrer dreitägi-
gen Reise durch Baden (18. bis21.Juli) finden beide bestätigt,was in der Festung längst
befürchtet wird: Die Revolutionist erstickt, das ganze Landbefindet sich fest in den Händender Reaktion. Obwohl man inRastatt von dieser Nachrichtnicht völlig überrascht ist,
wirkt sie doch entmutigend.Gröben hat erreicht, was er
beabsichtigt hatte. Der revolu-tionären Festungsbesatzungweicht die Kraft aus dem
Herzen.In Rastatt nehmen die Vorrätebedenklich ab, auch fehlt esan Medikamenten. Wie soll es
nun weitergehen? Für einenallgemeinen Ausbruchsversuchstehen die Chancen schlecht.Zu groß ist die zahlenmäßigeÜberlegenheit der Preußen, wasum so schwerer wiegt, als sichdie militärische Disziplin beider Festungsbesatzung ohnehingelockert hat. Hinzu kommt,daß die Festung zu wenig vonden für einen Ausbruch not-
wendigen beweglichen Feld-geschützen besitzt. - Soll manverhandeln? Noch können
vielleicht annehmbare Bedin-gungen erzielt werden. Der
Festungskriegsrat entsendet am
22. Juli nach längerer BeratungCorvin als Unterhändler zuGröben. Dieser verlangt jedoch„Kapitulation auf Gnade undUngnade". Obwohl Gröbennicht den Bruchteil einer Sekun-de daran denkt, Gnade waltenzu lassen, verspricht er Corvin
eine ehrenvolle Behandlungder Festungsbesatzung. Für ihnsind die Revolutionäre Ab-schaum der Gesellschaft, ehr-los, so daß er es mit der Ehreeines preußischen Generalsfür vereinbar hält, dem Unter-händler falsche Zusicherungenzu machen.Corvin und die meisten anderen
Offiziere wollen glauben, wasGröben versprochen hat. Siesind zum Teil auch naiv genug,auf das „Versprechen einesGenerals" zu bauen. Wie sohäufig während der Revolutionvon 1848/49 triumphiert dieSchläue der Reaktion über dieLeichtgläubigkeit kleinbürgerlicher Demokraten. Die Kapi-tulationsurkunde vom 23. Juli
zeigt, daß die Entscheidung derMitglieder des Kriegsrates
richtig war, die die Ablehnungder Gröbenschen Bedingungenverlangt hatten. Artikel 1 desvon Corvin und Biedenfeld
3 6
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 37/44
Georg Böning(1788-1849)Ehemals nassauischerOffizier; schied ausdem Militärdienst aus,lebte als Emigrant inder Schweiz; schloßsich der badischen Revo-lutionsarmee an undbefehligte die Flücht-lingslegion; gehörte zuden konsequent revo-lutionär eingestellten
Offizieren der Revo-lutionsarmee
August Willich
(1810-1878)Ursprünglich preußi-
scher Artillerieoffizier;in den vierziger Jahrendurch kleinbürgerlich-sozialistische Ideenbeeinflußt. Schloß sichnach seinem Ausschei-den aus dem Militärdienst dem Bund derKommunisten an. Nahm
1848/49 mehrfach anbewaffneten Kämpfenteil und war einer derbefähigsten Komman-deure der badisch-pfälzischen Revolutions-armee. Stellte sich nachder Revolution dem vonMarx und Engels ver-tretenen wissenschaft-
lichen Sozialismus ent-gegen. Emigrierte nachNordamerika. Warwährend des amerika-nischen BürgerkriegesBrigadegeneral in derArmee der Nordstaaten.
Otto von
Corvin-Wiersbitzki(1812-1886)
Ehemals preußischerLeutnant, danachschriftstellerisch tätig,unterhielt Kontaktezur demokratischen Be-wegung in Deutschland;im Mai 1849 von preu-ßischen Behörden aus
Berlin ausgewiesen,schloß er sich danachder badischen Revo-lutionsarmee an; wäh-rend der BelagerungStabschef der FestungRastatt.
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 38/44
Rastatt hat kapituliert
für die Festung mitunterzeich-neten Dokuments lautet: „DieBesatzung unterwirft sich aufGnade und Ungnade seinerKöniglichen Hoheit, dem Groß-herzog von Baden, und ergibtsich den vor der Festung stehen-den preußischen Truppen. Sie
nimmt dabei die Gnade seinerKöniglichen Hoheit in An-spruch, die anderen Truppenunter ähnlichen Verhältnissenbewilligt sein soll. Eine festeZusage kann der kommandie-
rende General des 2. Armee-korps nicht geben..."73 Tage lang ist Rastatt eine Fe-stung der Revolution gewesen.73 Tage lang hat ein riesigesweithin sichtbares schwarz-rot-goldenes Banner über Rastattstolz verkündet, wer Herr derFestung war. 23 Tage lang hatein an Waffen, militärischer
Ausrüstung und zahlenmäßigerStärke den Revolutionärenweit überlegener Gegner dieseFestung belagern müssen, bis esihm gelungen ist, sie in seineHände zu bekommen.
Am 23. Juli 1849 gegen 4Uhrnachmittags formieren sich inder Festung drei große Marsch-kolonnen. Rund 5000 Frei-schärler, Volkswehrmänner undbadische Liniensoldaten-nterihnen auch Verwundete amArme ihrer Kameraden-reten
an. Das Sammeln geschiehtohne besondere Eile. Drei Toreder Festung, das Kehler, dasNiederbühler und das Karls-ruher Tor, öffnen sich, undlangsam setzen sich die Kolon-nen in Marsch - zu ihrem bit-tersten Gang, dem Gang in diepreußische Gefangenschaft.Der Lärm der Belagerungs-
kämpfe ist verstummt. Aberder Friede, der nun in Rastatteinzieht, ist das, was die Preu-ßen unter „Befriedung" verstehen - Standgerichte undTerror. Aus der Festung derRevolution wird wieder eineZwingburg der Unterdrük-kung.
Die Racheder KonterrevolutionNoch am Abend des 23. Julibringen die Preußen die etwa5000 Gefangenen zurück indie Festung. Dort werden sie in.die finsteren Kasematten ge-pfercht. Die meisten der Gefan-genen müssen die ersten beidenTage ohne Nahrung zubringen.
Ungeziefer und Hungertyphusbeginnen sich auszubreiten. DerTod fordert seine ersten Opfer,noch ehe die Exekutionskom-mandos ihre „Arbeit" aufneh-men. „In mit Stroh belegtenWagen", so berichtet ein Augen-zeuge, „wurden die halbtotenKranken, wahre Jammergestal-ten, tagtäglich in die Lazaretteverbracht. Die Sterblichkeitwurde so groß, daß nicht
mehr jedem Toten ein eigenesGrab gegraben wurde. JedenMorgen wurden die Ver-
storbenen in eine große ge-meinsame Grube gesenkt. .
38
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 39/44
Nur wenigen gelingt es, aus derStadt zu entkommen. Einer vonihnen ist Karl Schurz, der alsLeutnant in der Revolutions-armee gedient hat. Er flieht aufabenteuerliche Weise durch dieunterirdische Kanalisation ausder Festung. Viele der revolutio-nären Offiziere und Soldatenwerden dem Standgericht über-geben. Die Standgerichte sinderst gar nicht bemüht, den bru-talen Racheakt an den ihnenAusgelieferten als Recht auszu-geben. Die Gerichte bestehenausschließlich aus preußischenMilitärpersonen, in der Mehr-zahl aus Offizieren. Auf aktive
Teilnahme am bewaffnetenrevolutionären Kampf steht Tododer hohe Zuchthausstrafe.Gegen die Urteile der Standge-richte gibt es keine Einspruchs-möglichkeit. 19 Revolutionärewerden vom Rastatter Stand-gericht zum Tode verurteilt undfallen unter den Kugeln derExekutionskommandos. ie
meisten von ihnen sind Offi-ziere und Soldaten der revolu-tionären Festungsbesatzung.Corvin, zunächst ebenfalls zumTode verurteilt, wird zu 10 Jah-ren Zuchthaus „begnadigt".In ganz Baden macht die Reak-tion Jagd auf Revolutionäre. InFreiburg wird der 23jährigeVolkswehroffizier MaximilianDortu, in Mannheim der
31jährige ehemalige Abgeord-nete der Frankfurter National-versammlung Wilhelm Adolfvon Trützschler, Zivilkommis-sar der provisorischen Regie-rung, standrechtlich erschos-sen. Sie alle, so schreibt Engels,sind „gestorben wie die Helden.Kein einziger hat gebettelt, keineinziger hat gezittert." Dortusletzte Worte sind: „Ich sterbefür die Freiheit.". Trützschler
/
• •
..
.•. ..._._....‚..-'.-'-' .-. - .....
.-
. ‚. --•/ •.• ......... . - ? . • . -‚.•..- ....:• . - . -
. ' .•A ......-‚ •
• • . • ‚ • . ...•.• . . -. . . • . _‚‚'••,....-•.-.ft ..
- • • . • . :.- ..-‚ .4.. 4••••.
Faksimile des preußischenArmeebefehls nach der Kapi-tulation von Rastatt
7.• ..-• 4
39
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 40/44
1 Lr._..
1 44‚ : ‚ '. ••
V 7•f34 ...e
...
II••4••_• .
/
-„, 7v,et
Gefangene in den Kasema ttenvon Rastatt
Ma ximilian Dortu
Letzte Seite des Briefes vonDortu an seine Eltern, kurzvor der Erschießung am31. Juli 1849 geschrieben
stirbt, wie sein Abschiedsbriefzeigt, mit dem Gedanken an eineGesellschaft ohne Knechtungund Verfolgung. Tapfer lehnt
der Rastatter Festungskom-mandant Tiedemann die Augen-binde ab und ruft: „Ich willmeine Mörder sehen "Die Zahl der heimlich zu TodeGequälten übertrifft die der
standrechtlich Erschossenenum ein Vielfaches.Überall in Europa wütet dieReaktion. Von der Brutalität
der Sieger, aber auch von derfurchtlosen Standhaftigkeit derRevolutionäre zeugen die
Metzeleien von Dresden, dieGalgen von Arad, die Füsilladenvon Rastatt.
40
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 41/44
Auswanderer verlassen Europa
Zahl der offiziell r e g i s t r i e r t e n A u s w a n d e r e r
a u s d e n d e u t s c he n S t a a t e n1848 849 850 851 852 853
81895 89102 82404 112547 162301 162568
Tausende badischer Arbeiter,Soldaten, Studenten und Hand-werker wurden zu langjährigenZuchthausstrafen erurteilt.Rund 80000 badische Revolu-tionäre flohen aus dem Landund gingen in die Emigraiion,viele von ihnen wanderten nachAmerika aus.
Unter dem Schutz preußischerBajonette kehrte der badischeGroßherzog im August 1849nach Karlsruhe zurück.18000 Mann preußisches Mili-tär blieb bis 1850 in Baden sta-tioniert. Nach der sogenannten
Befriedung des Landes solltenun der revolutionäre Geist mitder Wurzel ausgerottet werden.Der bis 1852 bestehende Be-lagerungszustand bot die Hand-habe für strengste Repressaliengegen politisch Andersdenken-de. Das alte Regime mit seinenWiderwärtigkeiten und Schi-
kanen aller Art, wie Gesin-nungsschnüffelei und Polizei-willkür, machte sich wiederbreit. Und der badische Groß-herzog, der den Preußen für dieWiedergewinnung seines Thro-nes zu großem Dank verpflich-
Warum die Preußen ihreKanonen nicht nur aufdie Festungswälle rich-teten:„Die nächste Wirkungeiner Beschießung istdoch die, einen großen
moralischen Eindruckdadurch hervorzubrin-gen, daß an einigenStellen arge Verwüstun-
gen entstehen, derenAnblick jeden Besitzerfür sein Eigentum zit-tern macht. Wer abernichts zu verlieren hat,wird nicht zittern; dasLeben ist im Kellerziemlich geborgen. Woalso Empörung durchdie terroristische Herr-schaft eines überwiegen-den Proletariats erzeugtist, da wird eine Be-schießung selten zumZweck führen, denn einKampf zwischen Pro-letariat und Bürger
schaft, selbst wenn ersich dadurch entzündensollte, schlägt selten zuGunsten der letzterenaus... Wo dagegen inder üblen Gesinnung derBürgerschaft oder dochdes größten Teiles der selben und ihrer Häup-
ter der Aufruhr wurzelt,da wird stets die Be-schießung, wenn sonstthunlich, sehr gutenEffekt äußern, beson-ders wenn man von vornherein die richtigen,empfindlichen Punkte,das Rathaus, des rebel-lischen Herrn Bürger
meisters Patrizierhausetc. als Ziel wählt..."
41
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 42/44
tet war, stiftet ihnen im
August 1849 einen Erinnerungs-orden „aus Kanonengut", „ge-schmückt" mit Kriegsschwertund Palmen.Welche Stimmung im badi-schen Volk herrschte, wie dasVolk zu den Würgern der
Revolution stand, sagt das da-mals in Baden weitverbreiteteLied:
„Schlaf, mein Kind, schlafleis,
dort draußen geht der PreußDer Preuß hat eine blut'ge
Hand,die streckt er über's badische
Land.Gott aber weiß, wie lang er
geht,bis daß die Freiheit auf
ersteht,
und wo dein Vater liegt,mein Schatz,
da hat noch mancher PreußePlatz
Schrei, mein Kindleinschrei's,
dort draußen liegt derPreuß "
Das Volk haßte die Feinde derRevolution. Es trauerte um die
In Rastatt zum Todeverurteilt underschossen:
Ernst Elsenhans,Redakteur des„Festungsboten"(7. August):Ernst G. Biedenfeld,Kommandeur derLinientruppen(9. August);Gustav Tiedemann,Festungsgouverneur;
Konrad Heilig,Kommandant derFestungsartillerie(11. August);Georg Böning,Kommandeurder Volkswehr(17. August);Konrad Lenzinger(24.August);
Theophil Mniewskiaus Wodzieradyin Polen;Philipp Zenthöferaus Mannheim,Unteroffizier(25.August);K. Jakobiaus Mannheim,Kommandant desForts A(3. September);
Erschießung Wilhelm Adolf vonTrützschlers am 14. AugustUngarische Revolutionäre
werden bei Arad erhängt
Ludwig Peter Schadeaus Karlsruhe,Soldat(12. September):Andreas Counis,Soldat(14. September);Gottfried Baueraus Gissigheim;Joseph Günthardaus Konstanz,Infanterist:Peter Jägeraus Aglastershausen,
Infanterist(22. September);Soldat Kilmarxaus Rastatt;Ludwig Kohlenbecker(8. Oktober);A. v. Bernigauaus Mühihausen,Major der Volkswehr;Johann Jansen,
Adjutant Bernigausund ehemaligerSekretär des KölnerArbeitervereins,Mitglied des Bundesder Kommunisten,Kommandantdes MannheimerVolkswehrbataillons;Schrader,Artillerist(20. Oktober).
42
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 43/44
Opfer, die es hatte bringen müs- •i Zeittafel zur Revolution von 1848/49
sen,aber es war jedoch auch festdavon überzeugt, im Jahre 1849
848nicht umsonst gekämpft, nicht 2.-25. Februar ariser Arbeiter, Handwerker und Studenten ver umsonst Opfer gebracht zu ha- treiben König Louis Philippe. Die Republik wird
ben. mand oegg chrieb ausg erufen. Beginn von bürger lich-demo kra t ischen
Jahre später: ‚Ja, es wird einRevolutionen in Europa.
Tag kommen..., an welchemFebruar In London erscheint das ‚Manifest der Kommuni-
stischen Partei , die Geburtsurkunde des wissen-die republikanischen Vertreter schaftlichen Sozialismus und das revolutionäre
des souveränen deutschen Vol- Kampfprogramm des Bundes der Kommunisten,
kes den Beschluß fassen wer- der ersten revolut ionären Partei der internat ionalen
den, daß sich die in den JahrenEnde Februar/Anfang
Arbeiterklasse.
In den deutschen Staaten, in Böhmen, Ungarn,1848 und 1849 gefallenen Vor- März I ta l ien kommt es zu revolut ionären Erhebungen des
kämpfer um das Vaterland ver- Volkes. Arbeiter, Bauern, Handwerker kämpfen
dient gemacht haben und daß gegen die Unterdrückung durch Adel und Monar-
ihre Namen mit goldenen Buch- chen für demokratische Rechte und die Abschaf-
staben in den Freiheitstempel 18. März
fung der Feudallasten.
Barrikadenkämpfe in Berlin. Die siegreichen Ber zu verewigen sind." l iner Kämpfe bi lden den Abschluß der ersten Etappe
Die evolution on 848/49 der Revolution. Die Regierungsgewalt geht in die
hatte eine Niederlage erlitten. Hände der liberalen Bourgeoisie über. Die Bour-
geoisie tut alles, um der Revolution Einhalt zu ge-
bieten.Revolutionäre von damals er- März Der Bund der Kommunisten gibt mit den 17 „For-
hoben sich neue Generationen derungen der Kommunistischen Partei in Deutsch-
revolutionärer rbeiter, ol- land ein selbständiges, ein proletarisches Pro-
daten und Bauern, die aus den &amm für die demokratische Revolution heraus.
Schwächen und Fehlern derMär z—Mai Revolut ionärer Aufstand in der preußischen Prov inz
Posen. Er wird von preußischen Truppen nieder-
Revolution von 1848/49 lernten, geworfen.
zugleich ber uch us er 18. Mai In Frankfurt a. M. konstituiert sich das erste zen-Erinnerung n ieses reig- trale deutsche Parlament, die Nationalversamm-
nis raft chöpften. „Indemlung. Sie erarbeitet (bis zum Frühjahr 1849) eine
Reichsver fassung.aber das klassenbewußte Pro- Juni Revolutionäre Aktionen und Aufstände in Prag,
letariat der Gegenwart der gro- Berlin und Paris. Der Pariser Aufstand vom 23. bis
ßen Revolutionsjahre 1848 und 26.Juni ird iedergemetzelt . ie evolution
1849 edenkt," agte ranz nimmt überall eine Wende.
Mehring 0 ahre päter,Jul i—August Niederlagen des italienischen Volkes im Kampf
gegen die österreichische Fremdherrschaft.
„schöpft es gleichermaßen aus September—November Revolutionäre Aufstände und Unruhen in Frank-
ihrem Gelingen wie aus ihrem furt a. M., Wien und Berlin. Die „zweite Revolu-
Mißlingen die trostreiche Zuver- tion wird durch reaktionäre Truppen niederge-
sicht, daß es vorwärtsgeht - schlagen.
trotz alledem und alledem. So 1849
gewiß sich der historisch be- Januar—Apr i l Bestrebungen zur Schaffung einer einheitlichen
rechtigte Kern der bürgerlichen revolutionären Organisation der deutschen Arbei-
Revolution urchgesetzt atterklasse, die vor allem durch Marx und Engels
und ich durchzusetzen fort- März
unterstützt werden.
Wiederbeginn des Kampfes gegen die österreichi-fährt, so gewiß wird die prole- sehe Fremdherrschaft in Italien.
tarische evolution it n- März—April Zurückschlagung der öster re ich ischen konter revo-
widerstehlicher ewalt or- lutionären Truppen durch die revolutionäre ungari-
wärtsschreiten. ber ie stsche Honvedarmee.
Mai Beginn bewaffneter Kämpfe des Volkes zur Durch-
frei und wird frei bleiben von setzung der durch das Frankfurter Parlament aus-den jähen Schicksalswechseln gearbei teten eichsver fassung n achsen, m
der ürgerlichen evolution, Rheinland, in der Pfalz und in Baden.
deren letzter Grund darin lag, 13. Juni Niederlage des demokratischen Kleinbürgertums
daß diese Revolution immer nurgegen da s R egime Louis Bonapa r tes in Par is .
Juni—August Niederschlagung der revolutionären Erhebungeneine albe evolution ein in den deutschen Staaten, in Italien und Ungarn
konnte." durch konterrevolutionäre Armeen.
43
7/21/2019 Illustrierte Historische Hefte / Heft 06 / 1977
http://slidepdf.com/reader/full/illustrierte-historische-hefte-heft-06-1977 44/44
Das Karisruher Tor war erstesHaupttor als Durchlaß derLandstraße Frankfurt—Basel.Die Festung wurde 1890 auf-
gegeben.
Herausgeber: Zentralinstitutfür Geschichte der Akademieder Wissenschaften der DDRVerlagslektor: U. SeilVerlagshersteller: H. JokischGesamtgestaltung: P. Schulz
Kartengestaltung: G. Merbach© 1976 VEB Deutscher Verlagder Wissenschaften, Berlin
Gesamtherstellung:INTERDRUCK GraphischerGroßbetrieb Leipzig - 111/18/97LSV 0269Bestellnummer: 5704829DDR 3,50M
Bildnachweis:VEB Deutscher Verlag der
genehmigungen der DeutschenFotothek Dresden, der Deut-schen Staatsbibliothek,dem Dietz Verlag Berlin,dem Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED,
Zentrales Parteiarchiv,dem Museum für Deutsche Ge-schichte Berlin, dem Militär-
top related