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22 02 // 2018
MANAGEMENT
INVESTITIONSALTERNATIVE
Family Offices entdecken Impact InvestingAuch für wohlhabende Familien stehen in der Anlageallokation Kapitalerhalt und Renditeerzielung
im Vordergrund. Allerdings ist zunehmend der Wunsch nach Erzielung einer sozialen und ethischen
Wirkung ihrer Kapitalanlagen zu beobachten.
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MANAGEMENT
Wirkungsorientiertes Investieren ist im englischen Sprachraum als Impact Investment bekannt. Der Begriff
wurde 2007 von der US-amerikanischen Ro-ckefeller Foundation geprägt. Er beschreibt In-vestitionen, mit denen zum einen finanzielle Ziele sowie soziale und ethisch motivierte Ziel-setzungen verfolgt werden.1 Weltweit wird auf die Definition des Global Impact Investing Net-works (GIIN) von J.P. Morgan am häufigsten Bezug genommen, das diese Anlageform als In-vestment beschreibt, das neben finanziellen Renditen positive gesellschaftliche Auswirkun-gen bezweckt. Zu den ethischen Zielen gehören beispielsweise die Reduzierung von Armut, Si-cherstellung der Ernährung oder Beiträge zum Umwelt- und Klimaschutz. Impact Investoren streben als Zielfunktion das Erreichen einer be-stimmten Wirkung an und als Nebenbedingun-gen Kapitalerhalt sowie eine gewisse, aber oft niedrigere als marktübliche Verzinsung.
Professionell gemanagte Familienvermö-gen werden zunehmend über das Instrument der sogenannten strategischen Asset Alloca-tion (SAA) gesteuert. Diese teilt das Invest-mentuniversum in unterschiedliche Anlage-klassen mit ihren jeweils gewünschten Invest-mentvolumen sowie Risiko-Renditeprofilen auf. Durch die Simulation von Erwartungs-werten für einzelne Anlageklassen in Bezug auf Risiko und Rendite werden Vermögensal-lokationen für das gesamte Portfolio festgelegt.
In diesem Rahmen findet auch eine Ana-lyse Alternativer Investments statt. ÿ 1 Der ak-tuellste World Wealth Report von CapGemini zum Vermögen wohlhabender Privatpersonen zeigt, dass der Anteil Alternativer Investments am Gesamtvermögen von 2014 bis 2016 von
13,5 Prozent auf 15,7 Prozent angestiegen ist. Damit hat diese Anlageklasse in der Strategi-schen Asset Allokation vermögender Privat-personen insbesondere gegenüber der mit 23,5 Prozent recht hohen Position der Cash- bzw. Liquiditätshaltung großes Potenzial.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Nied-rigzinsphase wird derzeit von vermögenden Familien der Anteil von Einlagen und festver-zinslichen Wertpapieren reduziert, und es wird zunehmend der Wunsch nach Alternati-ven Investments geäußert.
Marktvolumen wuchs rasch anImpact Investments fallen in das Segment der Alternativen Investments. Diese Investitionen werden fast ausschließlich über nicht börsen-notierte Investment-Plattformen getätigt und haben zumeist den Charakter von Private Equity und Private Debt.2 Alternative Invest-ments haben in den letzten Jahren rapide an Bedeutung gewonnen. Ihr Marktvolumen ist seit 2005 doppelt so schnell gewachsen wie das herkömmlicher Anlagen. Laut McKinsey ist das verwaltete Vermögen im Bereich alternativer Investments von 2005 bis 2013 von 3,2 Bio. auf 7,2 Bio. US-$ gestiegen. Gemäß einer Studie von PwC hat das Volumen Alternativer In-vestments das Potenzial, bis 2020 auf weltweit 13 Bio. US-$ anzusteigen.3
Vermögende Privatpersonen sind für Im-pact Investments eine aktive, aber in Bezug auf das Investmentvolumen eine noch relativ klei-ne Investorengruppe. Sie erfüllen seit den Marktanfängen vereinzelt eine Vorreiterrolle als wirkungsorientierte Investoren in Deutsch-land, da sie häufig selbstbestimmt, gremienun-abhängig und flexibel agieren können.
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In der Regel handelt es sich um erfolgrei-che Unternehmer und ihre Familien, die den unternehmerischen Ansatz von Sozialunter-nehmern verstehen und sich damit identifi-zieren können. Der Großteil von ihnen ist schon seit längerer Zeit und oft über Genera-tionen philanthropisch tätig. In Impact Inves-titionen wird vor allem eine Alternative oder Ergänzung zur Philanthropie und zum Spen-den gesehen, die es ermöglicht, Kapital zu in-vestieren und dadurch eine gewünschte posi-tive Wirkung zu erzielen.
Viele deutsche Impact Investoren sind Mitglied eines Social-Business-Angel-Netz-werks, zum Beispiel dem Ashoka Support Net-work oder Investoren des Social Venture Fund. Zudem engagieren sie sich oft aktiv als Busi-ness Angels für die Weiterentwicklung der von ihnen mit repräsentierten Organisationen.4
Absolut betrachtet bleibt das Investment-volumen der vermögenden privaten Investo-ren allerdings in der Breite überschaubar. Laut einer Studie der Universität Stuttgart im Auf-trag der Bertelsmann Stiftung setzt sich derzeit nur ein kleiner Teil der vermögenden Privat-personen in Deutschland mit dem Thema wir-kungsorientiertes Investieren auseinander. Falls investiert wird, machen wirkungsorien-
tierte Investitionen nur einen kleinen Teil des Vermögens aus, der eher als Ergänzung zum philanthropischen Engagement gesehen wird.
Der jährliche Impact Investor Survey des GIIN und der Bank JP Morgan bietet sehr aus-führliche Informationen zu diesem Marktseg-ment. Dabei wird deutlich, dass lediglich 3 Prozent des gesamten Anlagekapitals im Im-pact Investing Segment auf Family Offices bzw. auf vermögende Privatpersonen entfal-len. Die befragten 208 Impact Investoren (Fondsmanager, Banken, Entwicklungsban-ken, Stiftungen, Family Offices und Pensions-fonds) haben aktuell 114 Mrd. US-$ in Impact Investments gemäß der oben angeführten De-finition getätigt. Die Renditeanforderungen der Investoren liegen tendenziell unter dem marktüblichen Niveau. ÿ 2
Die befragten Investoren legten 2016 ins-gesamt 22,1 Mrd. US-$ im Bereich Impact In-vesting an und beabsichtigten in 2017 eine In-vestitionserhöhung von etwa 17 Prozent auf 25,9 Mrd. US-$. Im Fokus stehen insbesondere Schwellenländer. 70 Prozent des in wirkungs-orientierten Investitionen angelegten Vermö-gens fließen dort vor allem in die Bereiche Mi-krofinanzierungen, Finanzdienstleistungen und Energie. Die häufigsten Investitionszwecke
von Impact Investments sind die Refinanzie-rung von Mikrofinanzinstitutionen („Access to Finance“ für arme Zielgruppen), die Bereitstel-lung von bezahlbarem Wohnraum oder der Einsatz von umwelt- und ressourcenschonen-den Technologien.
Auch im deutschen Markt ist dies zu beob-achten. Mehr Investoren legen Kapital wir-kungsorientiert an, die Intermediäre verwalten größere Summen und arbeiten aktiv an einer Verbreiterung des Produktangebots, mehr wir-kungsorientierte Organisationen suchen Wir-kungskapital und sind auch bereit, dieses auf-zunehmen, und die Marktinfrastruktur aus Beratern und Dienstleistern ist größer und di-versifizierter als noch vor drei Jahren.
Ein besonderes Interesse an Impact In-vestments ist innerhalb vermögender Privatin-vestoren bei weiblichen und bei jüngeren Fa-milienmitgliedern feststellbar, wie auch eine von der USSIF Foundation publizierte Studie über amerikanische Family Offices zum The-ma Impact Investing belegt.
Aktuelle HerausforderungenFür Impact Investoren gibt es inzwischen ein breites Marktangebot in verschiedenen Regio-nen und Sektoren sowie mit unterschiedlichen
1 | Zusammensetzung des Finanzvermögens von HNWI 2014-2016
Quelle: Capgemini World Wealth Report 2016, S. 19.
Equities Fixed Income Real Estate Cash/Deposits Alternative Investments
Die Anlageklasse „Real Estate“ umfasst Gewerbeimmobilien, REITs, Wohnimmobilien (ohne Eigentum), unentwickelte Liegenschaften, landwirtschaftliche Flächen etc.
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %2014 2015 2016
13,5 % 13,0 % 15,7 %
26,6 % 25,6 %23,5 %
18,7 % 17,6 % 17,9 %
16,4 %16,9 % 18,0 %
24,8 %26,8 % 24,8 %
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Finanzierungsinstrumenten und Risiko-Ren-dite-Profilen. Ein Vergleich unterschiedlicher Angebote für potenzielle Impact Investoren ist aber nur bedingt möglich. Für alle Grup-pen, ganz besonders für private Investoren, ist es aber eine notwendige Bedingung für die Durchführung von Investments, dass ein Min-destmaß an Marktransparenz gegeben ist, und dass die Wirkung des Investments nachvollzo-gen werden kann. Die Erhöhung der Markt-transparenz und der Investmentmöglichkei-ten ist daher ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um die Allokation in Impact Investments zu erhöhen. Zudem gibt es für die Messung und den Nachweis der erreichten Wirkungen bis-her keine einheitlichen Standards. Fehlende Daten, lange Wirkungsketten und komplexe Wirkungszusammenhänge erschweren die Er-fassung zusätzlich. Seitens der G8-Staaten wur-de vor diesem Hintergrund eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Messung der erzielten Wirkung zu standardi-sieren und zu verbessern.5
FAZIT
Impact Investing erschließt auch privates
Investmentkapital zunehmend als neue Fi-
nanzierungsquelle. Für vermögende Privat-
personen wird diese alternative Investment-
möglichkeit zunehmend interessant, da das
bislang bipolare Spannungsfeld zwischen
Spenden bzw. philanthropischem Verhalten
und Renditeorientierung ausgeglichen wird.
Schließlich kann mit Impact Investments
über grundsätzlich rendite-orientierte
Investitionen eine gewünschte positive
Wirkung erzielt werden. Aufgrund der Nied-
rigzinsphase findet auch bei Family Offices
eine Umschichtung von Einlagen und fest-
verzinslichen Wertpapieren zu Alternativen
Investments statt.
Hiervon profitieren auch Impact Invest-
ments, wie die steigenden Investitionsvo-
lumen belegen. Auf Family Offices entfällt
bisher nur ein kleiner Teil, und in Deutsch-
land ist diese Investorengruppe noch über-
schaubar.
Es besteht allerdings für die Zukunft ein
erhebliches Potenzial und zudem ein
großes Interesse an Impact Investments,
insbesondere unter jüngeren vermögenden
Privatpersonen und Familienmitgliedern,
die perspektivisch in Führungspositionen
aufrücken.
Autoren
Dr. Christoph Pitschke ist Leiter
der Bereiche Immobilien und
Beteiligungen der Deutsche
Oppenheim Family Office AG. Davor
war er als Manager für Immobilien-
Spezialfonds tätig und hat die Immobilienberatung für
Family Offices der Deutschen Oppenheim aufgebaut und
geleitet.
Dr. Thomas Rüschen ist Vorstandsvor-
sitzender der Deutsche Oppenheim
Family Office AG. Davor war er seit
1990 in verschiedenen Funktionen
innerhalb der Bereiche Corporate
und Investment Banking sowie Asset Management für die
Deutsche Bank tätig.
1 KFW Development Research, Impact Investing, Neues Geld für Ent-wicklung?
2 Vgl. World Economic Forum, Impact Investing, A Primer for Family Offices, S. 7.
3 Vgl. PWC 2014, „Assetmanagement 2020 A Brave New World“, S. 8.4 Vgl. hierzu und im Folgenden Bertelsmann Stiftung, Social Impact
Investment in Deutschland, S. 25.5 Vgl. G8, Measuring Impact, Impact Measurement Working Group of
the social Impact Investment Taskforce.
2 | Renditeanforderungen an Impact Investments
Quelle:
Marktrendite66 %
Leicht unter der Marktrendite
18 %
Deutlich unter der Marktrendite
16 %
... und ihre Renditeansprüche.
Im Besitz daran interessiert
18-34 Jahre 35-50 Jahre 51-69 Jahre 70+ Jahre
8 %
13 %
7 %
17 %
11 %
23 %
17 %
43 %
Privatinvestoren mit Interesse an Impact Investment ...
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