irrwege zum glück reinhard haller montagsforum, 19.11.2012, dornbirn

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Irrwege zum Glück

Reinhard Haller

Montagsforum, 19.11.2012, Dornbirn

Glück:

• althochdeutsch: gelücke = Schicksal• griechisch: tyche • lateinisch: fortuna

Der heutige Glücksbegriff ist vom Angenehmen, Wohlfühlen, von Lüsten und guten Empfindungen geprägt.

Wesentlich ist in allen Definitionen die Unverfügbarkeit. Verfügbar ist nur die Offenheit.

Grundlegende Definition des Glücks:

Maximierung von Lust

und

Minimierung von Schmerz

(Jeremy Bentham, 18. Jhdt.)

„Glück ist das Ziel menschlichen

Handelns“

Aristoteles, Th. v. Aquin, Adam Smith

Nicht der objektive Wohlstand – gemessen am Materiellen -, sondern das subjektive Wohlbefinden ist entscheidend für das Glück.

Arten von Glück

Zufallsglück: wird durch Offenheit beflügelt

Wohlfühlglück: meint eher den Augenblick, lässt sich „präparieren“

Glück der Fülle: ist eher konstant, hat mit geistigen Haltungen

(Gelassenheit) zu tun

Was ist Glück ?

• Emotionales Wohlbefinden („happiness“)= Glücklichsein im Moment

• Kognitives Wohlbefinden („satisfaction“)= Glücklichsein als dauerhaftes Gefühl,

Zufriedenheit mit dem Leben

„Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen,

geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur die

Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen“

Präambel zur Verfassung der WHO (1946)

Glücksfaktoren ( Rath/Harter 2010 Layard 2011)

• Gelingende/liebevolle soziale Beziehungen

• Physische und psychische Gesundheit

• Engagement und befriedigende Erwerbs-

und/oder Nichterwerbs-Arbeit

• Persönliche Freiheit

• Innere Haltung und Lebensphilosophie

• Mittel zur Befriedigung der materiellen

Bedürfnisse

Was den Bürgern für Ihre Lebensqualität wichtig ist

• Gesundheit 80%• Intakte Familie und Partnerschaft 72 %• Das Leben selbst bestimmen 66 %• Friedliches Zusammenleben 58 %• Schutz der Umwelt 56 %• Geld und Besitz mehren 12 %

(Fortschrittsbericht zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, Deutschland, Mai

2012)

Rausch – Sucht – Verbrechen

Wege zum Glück ?

1. Suche nach Verbesserung des Normalzustandes bzw. nach künstlichen Paradiesen

2. Wunsch nach Befreiung von Leere, Angst, Depression.Selbstheilung – Suche nach verlorenen Paradiesen

Drogen als Glücksbringer

Nikotin

Alkohol

Cannabis

Stimulanzien

Kokain

Halluzinogene und psychedelische Pflanzen

Opiate

Medikamente

Die Absinthtrinkerin (P. Picasso)

GENUSSMITTEL NAHRUNGSMITTEL

„SOZIALES SCHMIERMITTEL“ „PROBLEMLÖSER“

BELOHUNG

„SYMBOLISCHE UND RITUELLE BEDEUTUNG“

(bereitet Freude und schöne Stunden)

(flüssiges BrotArbeitsgetränk)

(bei Arbeitsgesprächenin der Chefetage oder

bei Geschäftsabschlüssen)

(Abbau und Regulierung

von psychischen Spannungen,

Angstgefühlen,Kontaktarmut,

Einsamkeit)

(Trinkfestigkeit ist immer noch ein Ausdruck von Leistungs-stärke, von Männlichkeit und von

Erwachsensein)(Selbstbelohnung)

Alkohol als ...

M E D I Z I N

D R O G E

Funktion und Bedeutung des Alkoholismus

Übergang von normalem zu gestörtem Verhalten

3. Ausweichendes Verhalten/ abweichendes bzw auffälliges Verhalten

1. Gebrauch

2. Missbrauch

4. Gewöhnung/Gewohnheit

5. Abhängigkeit

6. Sucht/Suchtkrankheit

Rausch

= lärmen, rauschenlustbetonte Gefühlsbewegung, Entrückung,kurzdauernde Psychose

Rausch verwirklicht viele Empfindungen, die als Merkmal des Glücks (Euphorie, Selbstwert, Glücksrausch….) gelten. Er führt zur Verdichtung, Inversion und zeitlichen Veränderung von Gefühlszuständen

„ „ S U C H T S U C H T ””Wortbedeutung: germanisch: suhti, althochdeutsch: suht, suft, mittelhochdeutsch: suhtWortwurzel: „siechen“ althochdeutsch: siuchen mittelhochdeutsch: siuhan

Historische Verwendung der BegriffeHistorische Verwendung der Begriffe

Bis Ende 19. Jahrhundert: „Sucht” bedeutet Krankheit

(Schwindsucht, Wassersucht, Fallsucht, Trunksucht usw)

1957-1964: Offizielle Verwendung des Begriffes „Sucht” durch die WHO

20. Jahrhundert: Einführung der Begriffe „Missbrauch” und „Abhängigkeit”

ICD-10 und DSM-IV: „Schädlicher Gebrauch” und „Abhängigkeitssyndrom”

Sucht = die Krankheit

des Nichtgenugkriegens und des Nichtaufhörenkönnens

(Fast) jedes menschliche Verhalten kann zur Sucht werden

Verhaltenssüchte

Ess-, Arbeits-, Kauf-, Spiel-, Internet-, Online-, Fernseh-, Telefonsucht usw.

D I E V E R B R E C H E N S B E G R I F F E

soziologischersoziologischer

strafrechtlicherstrafrechtlicher

Natürlicher Verbrechens-

begriff

D E R V E R B R E C H E N S B E G R I F F

1. NATÜRLICHER: Kernbestand des Verbrechens

Zehn GeboteIndexdelikte„delicta mala per se”

2. STRAFRECHTLICHER: „Handlungen mit strafrechtlichen Rechtsfolgen”

abhängig von der Verfügungsgewalt des Gesetzgebers

3. SOZIOLOGISCHER: bezieht sich auf alle Formen sozialschädlichen

bzw sozialabweichenden Verhaltens

„Heimweh und Verbrechen“

(Dissertation, Heidelberg 1909)

„Allgemeine Psychopathologie. Ein

Leitfaden für Studierende, Ärzte und

Psychologen“

(1909-1946)

Zusammenhang Sucht -Verbrechen

1. Int. Drogenhandel und –gesetzgebung

2. Alkohol als kriminogener Faktor

3. Spiel-, Stehl-, Feuersucht

4. Sexualdelikte

5. Serientaten

6. Machtausübung

Typische narzisstische Symptome

• Ausgeprägter Selbstbezug und Selbstzentriertheit

• Extremer Ehrgeiz• Grandiose Phantasien• Permanente Unterlegenheitsgefühle• Abhängigkeit von äußerer Bewunderung• Chronisches Gefühl von Langeweile und Leere• Zwanghafte Suche nach Macht, Reichtum und

Schönheit• Fehlende Liebesfähigkeit• Eingeschränkte Empathie• Unsicherheit und Unzufriedenheit• Ausbeutung, Rücksichtslosigkeit,

Anspruchshaltung• Misstrauen

Definition – Maligner Narzissmus:

(Kernberg, 1985 / 1996)

narzisstische Persönlichkeitsstörung

antisoziales Verhalten

paranoide Haltung

ich-syntone Aggression oder Sadismus

Narzisstische Wut (Definition von Kohut, 1978)

„……eine extrem heftige Reaktion auf verletztes Selbstgefühl. Zentral ist das Bedürfnis nach Rache danach, etwas wieder gut zu machen, eine Verletzung mit allen möglichen Mitteln ungeschehen zu machen und ein tieferer und unablässiger Zwang im Dienste dieser Ziele“

Neue Formen des Verbrechens

• Internetkriminalität

• Cybermobbing

• Erweiterter Mord

• Amok – Massaker – Terror (?)

• School shooting

„Der Verzicht nimmt nicht, der Verzicht gibt –

er gibt die unerschöpfliche Kraft des Einfachen“

(„Der Feldweg“, 1949)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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