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Islamischer Fundamentalismus
EZUS Studium Generale 2015 Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer
Universität Bielefeld
Geschichte und Grundlagen des Islams
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Vorislamische Zeit
Arabische Stämme am Rande des Byzantinischen Reiches (um 550)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Arabische Stämme auf der arabischen Halbinsel
Vorislamische Zeit
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Mohammed vor der Kaaba (Türkei, um 1550).
Mohammed (ca. 570-632) und erste Rechtssetzungen (ab 622)
Mekka (ca. 570-622)
Medina (622-632) Entstehung der Umma
Arabische Stämme (ab. ca. 630) Ausbreitung der Umma
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Die „rechtgeleiteten Kalifen“ und das Schisma Sunni / Shia
632–634 Abū Bakr 634–644 Umar ibn al-Chattāb 644–656 Uthman ibn Affan 656–661 Ali ibn Abi Talib
Ali ibn Abi Talib im Konflikt mit Muawiya ibn Abu Sufyan (Mekka) Shia Ali (Shiiten) Umayyaden Kalifat (Sunniten)
Zerreißen der Umma: das Schisma Sunni / Shia
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Schiiten und Sunniten heute
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Kalifate und Ausbreitung des Islams – Umayyaden Zentrum Damaskus, 661 bis 750,
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Kalifate und Ausbreitung des Islams – Abbasiden Zentrum Bagdad, 749-1258
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Ibn Rushd = „Averroes“ 1126-1198 Kalifat von Córdoba
Kulturelle Blüte
Ibn Sina = „Avicenna“ 980–1037 Abbasiden Kalifat
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Kalifate und Ausbreitung des Islams – Mogul-Reich: Zentrum Indien, 1526 bis 1858
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Kalifate und Ausbreitung des Islams – Osmanisches Reich Zentrum Türkei, 1299-1922
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamisches Recht Rechtsquellen
Rechtsschulen
Koran: nur 10% Rechtstexte
Sharia: Rechtsschöpfung aus Koran
Fiqh: Jurisprudenz von Rechtsgelehrten
Schafiiten: Überlieferung zentral
Hanafiten: Liberalität in Rechtsfindung
Malikiten: Öffentliches Interesse
Hanbaliten: Nur Koran und Sunna Wahhabiten
Schiiten: Koran, Sunna und gelehrte Geistliche
„Schließung der Tore des Idschtihad“ (ca. 11. Jh.)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Rechtsschulen
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
„Schließung der Tore des Idschtihad“ (ca. 11. Jh.) Rechtsfindung auf Gelehrte beschränkt
Rechtsfindung nur noch durch „Nachahmung“ (taqlid)
Rechtsschulen handhaben das unterschiedlich streng;
sind aber der legitimen Umma zugehörig
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Wahhabiten – Vorläufer des Fundamentalismus
Muhammad Abd al Wahhab (1703-1766), radikaler Schriftgelehrter Beständige Probleme mit Machthabern der bereisten Städte (Verbot von Musik, Getränken… Rigorismus) Pakt mit Muhammad ibn Saud (Dirriyya, 1744), gegenseitiger Treueeid Ibn Saud für militärische und Wahhab für religiöse Angelegenheiten Bekehrung zentralarabischer Stämme zum Wahhabismus mit Ziel der Staatsgründung Minimalistischer Monotheismus ohne Ritual (Kitab at-Tauhid) Zwei Bekenntnisse 1) „…zum einen Herrn“: nur Aussprechen. Macht noch nicht zum
Muslim 2) „…zur Einheit Gottes“: aktives Handeln für Gott. Macht zum Muslim Heute: Wahhabismus ist Staatsreligion in Saudi Arabien.
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Zusammenfassung Geschichte und Politik
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islam Christentum
Geschichtliche Voraussetzungen Seit Medina enge, aber differenzierte, Verbindung zwischen Politik und Religion
Geschichtliche Voraussetzungen Seit Konstantin enge Verbindung zwischen Politik und Religion (besonders in Byzanz!!) Seit Aufklärung: unterschiedliche Formen der Trennung von Politik und Religion Liberale Fundamentalisten Europa vs. USA
Geschichte des Islams und Christentums im Vergleich
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islam Christentum
Innere Differenzierung: Große religiöse Strömungen: Sunniten: Wahhabiten, Harediten, Aleviten, Sufis Schiiten: 12er, 5er, 7er Schia Funktionen: Kalifen, Rechtsgelehrte, Mystiker + Volksislam mit “Zauberern” Quellen: Koran, Hadith, Scharia
Innere Differenzierung: Große Strömungen: Katholizismus: Zentralregierung Orthodoxie: Regionalautorität Protestantismus: Diverse Körperschaften Funktionen: Rituelle Autoritäten (Papst, Bischöfe) Rechtsgelehrte Mystiker + Volkschristentum mit “Zauberern” Quellen: Bibel, Tradition, Kirchenrecht (nicht Zivilrecht)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islam Christentum
Hermeneutik: Koran (angeblich verbalinspiriert) Sunna (Tradition) Sharia (Rechtscodices und -gutachten) Hermeneutik-Problem Legitimitäts-Problem
Hermeneutik: Bibel (verbalinspiriert vs. historisch) Tradition (Konzilien, Heilige etc.) Rechtscodices (Kan. Recht, Bek-Schriften) Hermeneutik-Problem bei Fundamentalisten Legitimitäts-Problem für alle, bei unterschiedlichen Lösungen.
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islam Christentum
Reformbewegung (19. / 20 Jh.) Themen: Islamische Wurzeln (Schrift) Goldenes Zeitalter (“historische” konservative Utopie; nicht gleich Tradition!) Reinigung durch Ablehnung der Volksfrömmigkeit Allgemeinverständlichkeit der Offenbarung (Koran als überlegene Wissenschaft) Umma als exklusive göttlich legitimierte Gemeinschaft Vorannahmen: Kommensurabilität von Offenbarung und menschlicher Vernunft als Grundlage von Universalitätsansprüchen der Theologie.
Christlicher Fundamentalismus (19./ 20. Jh.) Themen: Christliche Wurzeln (Schrift) Goldenes Zeitalter (historische oder apokalypt. Utopie; nicht gleich Tradition!) Reinigung durch Ablehnung der Volksfrömmigkeit (“Churchianity”) Allgemeinverständlichkeit der Offenbarung (Bibel als überlegene Wissenschaft) Covenant theology: Exklusiver Bund Gottes mit den USA Vorannahmen: Fundamentalismus: Allgemeine Vernünftigkeit der Offenbarung im Fundamentalismus. (gegen Aufklärung: Allgemeinheit der (revolutionären) Vernunft)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islam Christentum
Politisch-fundamentalistischer Islam (20. und 21 Jh.) Noch zu füllen…. …am Ende der Sitzung
Politisch-fundamentalistisches Christentum (20. und 21. Jh.)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Überblick zum Verhältnis von Politik und Religion im Islam
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Quelle: Susanne Riedel: Der Islam als Faktor in der internationalen Politik. In: APuZ 37 (2002) 20.
Zur Systematik -- Staat und Religion im Islam
Grundideen des klassischen Islams: Tauhid: Einheit und Einzigkeit Gottes. „Lā ilāha illā ʾllāh(u)“# Es gibt keinen Gott außer Gott Umma: Islamische Gemeinschaft, über politische Grenzen hinweg religiös Koran: Offenbarung Gottes in religiösen und ethischen Angelegenheiten Sunna / Hadith: Erzählungen vom Propheten, “religiöser Brauch” Scharia: Rechtsfindung aus Koran und Sunna (Privatrecht, Strafrecht…) Recht (fiqh): Rechtspraxis der Rechtsgelehrten Taqlid: “Nachahmung” als Rechtsfindung nach Schluss des “Idschtihad” Kalif: Herrscher mit Rechtsgelehrten an der Seite (unterschiedlich organisiert)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Vorgeschichte des Fundamentalismus: Reformer und Kolonialmacht
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Napoleon: Schlacht bei den Pyramiden, 1798
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Muhammed Ali Pascha, Begründer der Khediven-Dynastie
Osmanische Provinz Britischer Einfluss …zwischen 1805 und 1953
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamische Reformer: Interkultureller Dialog
Djamal al Din al Afghani, 1838-1897 Muhammed Abduh, 1849-1905
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Schlacht bei Tel el Kebir, 1882
Britische Militärkontrolle …zwischen 1882 und 1953
Britisches „Indirect Rule“ bei osmanischen Statthaltern …zwischen 1882 und 1922 Britisches „Indirect Rule“ bei ägyptischen „Königen“ …zwischen 1922 und 1953
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamische Reform-Reformer: Muslimbruderschaft
Rashid Rida, 1865-1935 Hassan al-Banna, 1906-1949
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamische Reform-Reformer: Muslimbruderschaft "Allah ist unser Ziel. Der Prophet ist unser Führer. Der Koran ist unser Gesetz. Dschihad ist unser Weg. Sterben auf dem Wege Allahs ist unsere größte Hoffnung."
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Sayyid Qutb, 1906-1966
Islamische Reformer-Revolutionäre: Muslimbruderschaft
Sozialethik Dschahiliyya in der Umma
Naher Feind
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Gamal Abd el-Nasser, König Faisal und Jassir Arafat, 1970
Muslimbruderschaft , Nasser und Sechstagekrieg
Sechstagekrieg, ägyptische Gefangene 1967 (Der Spiegel)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Husni Mubarak (Präs. 1981-2011) , G. W. Bush
Muslimbruderschaft , Sadat und Mubarak
Anwar as-Sadat (Präs. 1970-1981), Menachem Begin, Jimmy Carter, Camp David, 1978
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Abd al-Fattah as-Sisi (2013 - ), Kanzlerin Merkel, 2015
Muslimbruderschaft , Mursi und As-Sisi
Mohammed Mursi (30.6.2012 – 3.7.2013)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Wandel der Grundideen – Innerer Feind
Tauhid: Einheit und Einzigkeit Gottes. – Wird verstärkt.
Koran: Offenbarung Gottes… – Wird verstärkt.
Sunna / Hadith: Erzählungen… Wird verstärkt als Erinnerung an Salafiyya.
Scharia: Rechtsfindung – Verstärkt auf öffentliches Leben hin überprüft.
Recht (fiqh): Rechtspraxis der Rechtsgelehrten – Bleibt.
Taqlid: “Nachahmung” – Umstritten.
Kalif: -- Wird zugunsten von Demokratie nicht weiter verfolgt. Istishhad (Shahid) – Märtyrertum im Dschihad wird thematisiert. Umma: Islamische Gemeinschaft – Verändert: In der Umma werden jetzt Ungläubige identifiziert (Dschahiliyya): Nominelle versus wirkliche Muslime (Qutb) „Naher Feind“ = Oberschichten in den muslimischen Ländern.
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamische Bewegungen und Fundamentalisten
Ägyptische Moslembrüder
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Muslimbruderschaft – in anderen Ländern
Seit 30er Jahren in… Saudi Arabien Libanon Syrien Jordanien Sudan Algerien Tunesien Palästina Hamas
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamische Bewegungen und Fundamentalisten
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamische Bewegungen und Fundamentalisten
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamische Bewegungen und Fundamentalisten
Hisbollah, Libanon Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamische Bewegungen und Fundamentalisten
Verschiedene Dschihad Gruppen Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamische Bewegungen und Fundamentalisten
Al Qaida -- Osama Bin Laden
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Al Qaida
Aiman Az-Zawahiri Osama Bin Laden
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Al Qaida -- Anschlagsorte
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Wandel der Grundideen – Äußerer Feind
Tauhid: Einheit und Einzigkeit Gottes. – Wird verstärkt.
Koran: Offenbarung Gottes… – Wird verstärkt.
Sunna / Hadith: Erzählungen… Wird verstärkt als Erinnerung an Salafiya.
Scharia: Rechtsfindung – Verstärkt auf öffentliches Leben angewandt.
Recht (fiqh): Rechtspraxis – Wird nach eigener Regie betrieben (fatwas).
Taqlid: “Nachahmung” – Eigene Rechtsfindung.
Kalif: -- Wird von der Organisation angestrebt. Istishhad (Shahid) – Märtyrertum im Dschihad wird wichtiger Operator. Umma: Treue und Bruch: Nur der aggressive Dschihadist ist legitimer Muslim. „Ferner Feind vor Naher Feind“: Bekämpfen der Kreuzzügler im Ausland.
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Irak, USA und der Dschihad
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Embargo des Irak: 1990-2003 2.8.1990: irakische Truppen überfallen Kuwait. 6.8.1990: UN Embargo-Resolution 661, auf Druck der USA und Briten. Ausfall von, zum Beispiel: 97 Prozent der Importe; 90 Prozent der Exporte. Medizinisches Gerät, Medikamente (bis hin zu Schmerzmitteln) Chlor zur Trinkwasseraufbereitung Bleistifte („dual use“) Folgen: Erlahmen der Wirtschaft: Industrie, Handel… Verbreitete Mangel- und Unterernährung Kindersterblichkeit: 1989 eine der niedrigsten weltweit 2000 eine der höchsten. Alphabetisierung 1989 mit 95% eine der höchsten in Arab. starker Rückgang. 90% der Bevölkerung unter Existenzminimum – Wohlstand nur noch in Machtclique Zerstörung der früher starken Mittelschicht und zivilisatorischer Werte U.S. Vice President Dick Cheney: sanctions are "the most intrusive system of arms control in history“ NYT 27.8.2002
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Mohamed M Ali, Iqbal H Shah: “Sanctions and childhood mortality in Iraq”. The Lancet. 355 (2000) 9218: 1851-1857
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Irak, USA und der Dschihad Invasion 2003… Dauer der Invasion: 19.3.-1.5.2003 Teilnahme: USA, Großbritannien, Australien und Polen Juni 2009: Abzug der US-Kampftruppen, Übergabe an irakische Streitkräfte. August 2010: Abzug der letzten US-Kampftruppen aus dem Land. Dezember 2011: Abzug der letzten (50.000) Ausbilder und Militärberater.
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
…und ihre Folgen (unter Paul Bremer und später) 1) Machtvakuum und Wirtschaftschaos Wasser- und Stromversorgung zerstört Privatisierung der Erdölindustrie: Exxon, Halliburton, Shell, BP…) Weitere Privatisierung Zerstörung der Zentralstaatlichkeit 2) Militär und staatliche Kontrolle Verbot der Baath-Partei als kriminell Auflösung des Heeres (Wolfowitz) Soldaten in sunnitischen Widerstand Abu Ghuraib Folterskandal (2003) 3) Politik und Religion Keine parteipolitischen Alternativen Kein „nationaler Dialog“ mit Zivilgesellschaft Ethnische und religiöse Zugehörigkeit wird zum politischen Merkmal (Bremer): Sunniten, Schiiten, Kurden plus Stämme. „Religiöse Kämpfe“
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Anschlag in Bagdad, 7/2014
Irak, USA und der Islamische Staat
Religiös-politische Kämpfe und Widerstand … ab Sommer 2003: Sunniten: Armee und Geheimpolizei-Leute schließen sich Dschihad-Gruppen an. Unter anderen: Jamaat al-Tawhid wal-Jihad von Abu Musab al-Zarqawi. Schiiten: Die “Mahdi Armee”: 2003 von Muqtada al-Sadr gegründet. Widerstand gegen Besatzer. Al Qaida: 2004: Jamaat al-Tawhid wal-Jihad von Abu Musab al-Zarqawi schließt sich Al Qaida an. 2005: Wahl Nuri al-Malikis (Schiit) und weitere religiös-politische Polarisierung (bis Abadi 2014) Entwicklung der Terrorgruppe „Islamischer Staat “
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Eine Warnung 2002: “Possibly the most dire consequences would be the effect in the region ... there would be an explosion of outrage against us ... the results could well destabilize Arab regimes", and, "could even swell the ranks of the terrorists."[250] (Brent Scowcroft, ehemaliger Sicherheitsberater von G. W. Bush, in Wall Street Journal, Leitartikel: "Don't attack Saddam", 15.8.2002.)
Irak, USA und der Dschihad
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamischer Staat
Entwicklung – 1 Al Qaida im Irak seit 2003 Abu Musab az-Zarqawi leitet die Gruppierung Kampf gegen US-Besatzer und gegen Schiiten Anschläge, spektakuläre Enthauptungen (z.B. Nicholas Berg) 2004: Treuebekundung für Osama Bin Laden Namenswechsel (Dschihad im Zweistromland, AQI) Finanzielle Unterstützung aus Saudi Arabien Selbstmordattentäter aus Saudi Arabien und Jemen Kämpfer aus 16 Nationen 7.6.2006: US-Luftschlag tötet Zarqawi.
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamischer Staat
Entwicklung – 2 2006 gründen verschiedene Gruppen eine Schura als Dachorganisation Leitung: Abu Ayyub al-Masri 10/2006: Umbenennung in „Islamischer Staat im Irak“, ISI; straff organisiert. 2006: US-Armee bewaffnet sunnitische Stämme (Prov. Anbar) zum Kampf gegen AQI/ ISI Die Waffen werden später zum Großteil zugunsten des IS verwendet. 2008: Ausweitung der ISI-Anschläge nach Kurdistan (Mosul) 5/2010: ISI erklärt Abu Bakr al-Baghdadi zu Führer. 2013: Ausweitung auf Syrien: “Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL)“ Nusra-Front wird als Teil von ISIL erklärt. 6/2014: Ausrufung des Kalifats und „Islamischer Staat“; staatsähnliche Strukturen, Territorialpolitik und Bekämpfung des Feindes im Ausland.
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Abu Bakr al-Baghdadi, 2.12.2014
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IS
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Quelle: Bundeszentrale Politische Bildung, 2015
IS: Organisation, 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Quelle: Bundeszentrale Politische Bildung, 2015
IS: Organisation, 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Quelle: Bundeszentrale Politische Bildung, 2015
IS: Organisation, 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Quelle: Bundeszentrale Politische Bildung, 2015
IS: Organisation, 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Quelle: Bundeszentrale Politische Bildung, 2015
IS: Organisation, 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Quelle: Bundeszentrale Politische Bildung, 2015
IS: Organisation, 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamischer Staat – Ausbreitung 2015, territoriale Kontrolle
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamischer Staat – Ausbreitung 2015, Territorien international
NYT, 21.7.20152015 Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamischer Staat – Ausbreitung 2015, Libyen
NYT, 21.7.20152015 Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamischer Staat – Anschläge im Ausland
Quelle: NYT, 17.11.2015 Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islamischer Staat – Zerstörung und Aufbau
Quelle: NYT, 21.11.2015
Palmyra
Zerstörung Folter und Mord an Andersgläubigen Dörfer und Städte bei der Eroberung Antike Kultstätten Aufbau Anti-Korruptionspraxis /-gesetze Verlässliches Justizsystem Identitätsdokumente Funktionierende Verwaltung Feste und verlässliche Gehälter Festes Steuersystem „fishing guidelines to preserve stocks“ Werkzeugkästen in Autos vorgeschrieben Wasser- u. Stromversorgung Straßenbau Sicherheit vor Kriminalität … „… a revolutionary state-building organization,” Stephen Walt, Harvard. (NYT, 21.7.2015)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
IS – Dabiq Magazin
IS – Dabiq Magazin Erste deutsche Ausgabe, 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
IS – Dabiq Magazin
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
IS – Dabiq Magazin
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
IS – Dabiq Magazin
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
IS – Dabiq Magazin
„Führung“ als zentrales Thema „Millatu Ibrahim“ konnotiert für Deutsche die 2011 in Solingen gegründete salafistische Gruppe (Denis Cuspert)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
IS – Dabiq Magazin
Islam Gemeinschaft Führung Gehorsam
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
IS – Dabiq Magazin
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IS – Dabiq Magazin – Weg zum Islamischen Staat
Abu Musab az-Zarqawi Afghanistan Kurdistan Irak Bildung der Jamaah Heute geeignete Länder: Jemen, Mali, Somalia, Sinai, arabische Halbinsel, Waziristan, Libyen, Tschechenien, Nigeria, sowie Teile von Tunesien, Algerien, Indonesien und Phillipinen Chaos gegen Kreuzzügler im Irak Destabilisierung der Taghut Beanspruchung von Gebieten (auch Pakte mit Stämmen) „Tamkin“ (Festung ) Abu Bakr al-Baghdadi Festigung und Ausdehnung der Gebietsansprüche „Tawahhush“ (Grausamkeit) Konkurrenz zu „abtrünnigen“ Jihad-Gruppen (Nusra, Qaida etc.) Distanzierung von Muslimbrüdern (Mursi) und Hamas (Hanniya) „Schwache-Nerven-Methodik“ und Gewaltherrschaft („Tawaghit“) Schaffung des Kalifats „Islamischer Staat“ „Khilafah“
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
IS – Dabiq Magazin – Mobilisierung
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
IS – Dabiq Magazin – Apokalyptik
„Das Magazin nennt sich Dabiq, dies ist ein Ort im Norden HalabŒs (Aleppo) in Sham. Dieser Ort wurde in dem Hadith erwähnt, die einige Ereignisse des Malahim (bezieht sich auf den Entscheidungskampf) beschreiben. Einer der größten Schlachten zwischen den Muslimen und den Kreuzzügler wird in Dabiq stattfinden.“ Dabiq (deutsch) Nr. 1, S. 4
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Wandel der Grundideen -- Apokalyptik
Tauhid: Einheit und Einzigkeit Gottes. – Wird verstärkt.
Koran: Offenbarung Gottes… – Wird verstärkt.
Sunna / Hadith: Erzählungen… Wird verstärkt als Erinnerung an Salafiyya.
Scharia: Rechtsfindung – Bestimmt das öffentliche Leben (nach IS-Auslegung).
Recht (fiqh): Rechtspraxis – Wird nach eigener Regie betrieben (fatwas).
Taqlit: “Nachahmung” – Eigene Rechtssetzung durch Kalifen.
Kalif: -- Ist von der Organisation installiert (zwei Staaten: Irak und Syrien).
Symbolik: schwarze Uniformen und Fahnen = abbasidische Tradition = Salafiyya
Istishhad (Shahid) – Märtyrertum im Dschihad ist zentral für Kampf.
Umma: – Ist realisiert nur in der Gefolgschaft des Kalifen Baghdadi (Treue und Bruch: Nur der aggressive Dschihadist ist legitimer Muslim) („Ferner und naher Feind“: Bekämpfen der Kreuzzügler und musl. Apostaten) Apokalyptik: – Nahen der Endzeit, Kampf bei Dabiq, Wiederkunft Jesu
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
IS – Islamische Apokalyptik “Die Stunde wird nicht anbrechen bis die Römer nach al-A’maq oder Dabiq (zwei Orte im Norden von Aleppo) vorrücken. Ein Herr [ Heer ] bestehend aus den besten Leuten der Erde in jenen Tagen wird ihnen von Medina aus entgegeneilen. Wenn sie sich in Schlachtordnung aufstellen, werden die Römer sagen: „Stellt euch nicht zwischen uns und jenen, die von uns Gefangene genommen haben! Lasst uns mit ihnen kämpfen!“ Doch die Muslime werden antworten: „Nein, bei Allah, nie werden wir vor euch zu Seite weichen und von unseren Brüdern weggehen, damit ihr [ Ihr ] sie bekämpfen könnt!“ Dann wird es zum Kampf kommen und ein Drittel wird die Flucht ergreifen. Ihnen wird Allah nicht verzeihen. Und ein Drittel wird getötet und bei Allah zu den Besten unter den Märtyrern gezählt werden. Und ein Drittel, die nicht geprüft werden, wird Siegreich (sic.) sein. Und sie werden dann Konstantinopel erobern. Während sie die Kriegsbeute verteilen und ihre Schwerter auf Olivenbäumen hängen, wird der Shaytan zu ihnen rufen: Der Dajjal (falsche Messias) ist hinten Mitten bei euren Familien [... hat Euren Platz bei Euren Familien eingenommen ]. Sie werden losbrechen doch die Aussage wird falsch sein. Wenn sie nach Sham erreichen [ sie nach Syrien kommen ] wird er herauskommen. Die Muslime bereiten sich auf den Kampf vor, richten ihre Reihen und dann wird der Gebetsruf gemacht. Als nächstes wird Isa ibn Maryam [ Jesus der Sohn Marias ] herabsteigen und ihr Gebet führen [ vorbeten ]. Wenn der Feind AllahŒs (Dajjal) [ nicht im Original ] ihn sieht, wird er schmelzen [ verschwinden ] wie sich Salz im Wasser auflöst. Würde Isa Ibn Maryam ihn lassen, würde er schmelzen bis er zerstört wird. Aber Allah lässt ihn durch die Hände ’IsaŒs sterben, welcher ihnen DajjalŒs Blut aufzeigen wird [ ... auf seiner Lanze zeigen wird]. (Sahih Muslim 41, 6924. Übersetzung IS: Dabiq, deutsch Nr. 1, 2015: 4)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Zu religiösen Überzeugungen und Handlungsmustern Im islamischen Fundamentalismus
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Religiöse Überzeugungen
Schrift-Absolutismus
Spaltung zwischen Gut und Böse
Apokalyptik
Einheit Gottes
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Handlungsmuster
Sozial: Sozialfürsorge ( Armenspeisungen, Krankenhäuser...)
Kampf gegen Korruption
Bildung (Schulen etc.)
Agitation für islamistische Ziele
Politisch:
Parteigründung, Teilnahme an Wahlen
Gewaltsam: Verteidigung von Territorien (Antikolonialkriege: Algerien, Ägypten; Afghanistan, Irak)
Aktionen gegen Zivilisten (Angriffe und Selbstmordattentate) Aktionen gegen Militär (Angriffe und Selbstmordattentate)
Errichtung staatlicher Strukturen (IS)
Errichtung staatlicher Strukturen (IS)
Errichtung staatlicher Strukturen (IS)
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Sozialarbeit, Bildung, Familie
Politischer Aktivismus
Terror
Hamas , Hisbollah
Muslimbruderschaft, Jamaat
El Qaida Isl. Dschihad
Islamische Organisationen und . . .
. . . Formen sozialen Handlens
IS quasi-staatlicher Anspruch Iran
Allianz von Fund. und Regierung
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Zusammenfassende Thesen – islamischer Fundamentalismus
Reaktion auf koloniale Zwangsmodernisierung
Frustrierte Zwischenschichten als soziale Träger und Mobilisierung von Tradition
Absolutsetzen des eigenen durch Theologie: Schrift, Gut-Böse Dualismus und Apokalyptik
Modern, da utopisch-revolutionär
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Vergleich zwischen Fundamentalismus im Islam und im Christentum
Synopse zur Gegenwart
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islam Christentum
Politisch-fundamentalistischer Islam (20. und 21 Jh.) Gesellschaftliche Bedingungen: (Neo-) Kolonialismus, autoritäre Regime, (exogener) Säkularismus
(westliche säkulare Legitimation, Sozialismus, Pan-Arabismus),
ökonomische und soziale Krise, Israel-Palästina-Konflikt, Verschlechterung der Chancen für jüngere Unter- und Mittelschichten .
Politisch-fundamentalistisches Christentum (20. und 21. Jh.) Gesellschaftliche Bedingungen: Verstärktes Eingreifen der USA in Weltpolitik, Hegemoniekrise der USA
(Kalter Krieg, muslimischer Terrorismus),
neoliberal-individualistische Wirtschaft mit hartem Aufstiegskampf für modernisierende obere Mittelschicht, Stagnation der traditionellen unteren Mittelschicht.
Synopse zur Gegenwart
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islam Christentum
Politisch-fundamentalistischer Islam (20. und 21 Jh.) Politiken des Islamismus Sharia / Koran... ...interpretiert: äußere Herrschaft als Ehrverletzung, Angriff auf Identität, satanische Macht (“großer Satan”) ...verspricht: Ordnung, Sicherheit, Vernichtung der Gegner, Gerechtigkeit, islamische Familie, Selbstachtung, Ehre
Politisch-fundamentalistisches Christentum (20. und 21. Jh.) Politiken des Fundamentalismus (“christliche Rechte” in den USA) Bibel... ...interpretiert: äußere Gegner als dämonische Mächte der Endzeit. ...verspricht: Ordnung, Sicherheit, Vernichtung der Gegner, individuellen Erfolg, christliche Familie, Selbstachtung, ökonomischen Aufstieg
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islam Christentum
Politisch-fundamentalistischer Islam (20. und 21 Jh.) Symbolkraft der Bewegung: Repräsentiert Avantgarde… …gegen autoritäre Regime und USA, …für soziale Integration der Gesellschaft nach (scheinbar) traditionellem autoritären Muster, … für Ehre und Würde, …für soziale Stabilität und Kontrolle; Zugriff auf Energieressourcen, … für Zeichen der Macht durch Terroranschläge und Kriegführung.
Politisch-fundamentalistisches Christentum (20. und 21. Jh.) Symbolkraft der Bewegung: Repräsentiert Avantgarde… …gegen (vermeintliche) äußere Bedrohung und für Durchsetzung nationaler Interessen (weltweit), …für Integration der US-amerikanischen Gesellschaft nach autoritär-konservativem Muster, …für individuelle Erreichung kulturell vorgegebener Ziele (“Prosperity”), …für weltweiten Zugriff auf Energieressourcen, …für Zeichen der Macht durch erfolgreiche Kriegführung.
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Islam Christentum
Politisch-fundamentalistischer Islam (20. und 21 Jh.) Strategien der Bewegung: …mobilisiert Bevölkerung, …manipuliert durch Medien, … beschreitet Gang durch die Institution zur Islamisierung der Regierungsapparate, …organisiert Parteien und Teilnahme an Wahlen, …führt Sozialprogramme aus, …führt Terroranschläge aus (als Zeichen der Macht), …realisiert terroristische Eroberungsstrategien.
Politisch-fundamentalistisches Christentum (20. und 21. Jh.) Strategien der Bewegung: ... mobilisiert Bevölkerung (Wahlen!); ... manipuliert durch Medien, ... beschreitet Gang durch die Institution zur Christianisierung der Regierungsapparate, ... organisiert Parteien-Unterstützung und -beeinflussung (Lobbying), ... plausibilisiert kriegerische Außenpolitik, ... bildet ideologische Basis für Terror der extremen Rechten (Anschläge auf Abtreibungskliniken, Milizen, “Christian Identity”).
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Islam Christentum
Politisch-fundamentalistischer Islam (20. und 21 Jh.) Ziele: …Befreiung der islamischen Länder von Fremdherrschaft (z.B. Bin Laden), … Einfluss auf Regierungspolitik, …Einsetzung „islamischer“ Regierungen, …institutionelle Regelung politischer Prozesse durch religiöse Regeln. … (teilweise) klerikale Steuerung der Politik.
Politisch-fundamentalistisches Christentum (20. und 21. Jh.) Ziele: …Erhaltung der “christlichen” Hegemonie national und weltweit, …Einfluss auf Regierungspolitik, …Favorisierung „christlicher“ Politiker, … institutionelle Regelung politischer Prozesse durch religiöse Regeln (in der Gesellschaftspolitik) … (nur kleine Kreise, Reconstructionists) klerikale Steuerung der Politik.
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Islam Christentum
Politisch-fundamentalistischer Islam (20. und 21 Jh.) Im Rahmen der weltweiten Machtverteilung: Entspricht den Forderungen der globalen unteren Mittelschichten.
Politisch-fundamentalistisches Christentum (20. und 21. Jh.) Im Rahmen der weltweiten Machtverteilung: Entspricht den Forderungen der globalen Oberschichten und oberen Mittelschichten.
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Handlungslogiken
Vergleich zwischen Fundamentalismus Im Islam und im Christentum
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Sozialarbeit, Bildung, Familie
Politischer Aktivismus
Terror
Hamas , Hisbollah
Muslimbruderschaft, Jamaat
El Qaida Isl. Dschihad
Islamische Organisationen und . . .
. . . Formen sozialen Handlens
IS quasi-staatlicher Anspruch Iran
Allianz von Fund. und Regierung
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Sozialarbeit, Bildung, Familie
Politischer Aktivismus
Terror
Klass. Fundamentalismus
Lobby: ADF, Christian Coalition
Christian Identity
Milizen
Christliche Organisationen und . . .
. . . Formen sozialen Handlens
Neopf. Fund. Pat Robertson, Benny Hinn etc.
Allianz von Fund. und neokonservativ-
imperialer Regierung
Mission: AD2000,
Fr. Graham
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Positionen im globalen Machtfeld
Vergleich zwischen Fundamentalismus im Islam und im Christentum
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Kapitalvolumen +
Kapitalvolumen –
Fundamentalismus global
US-Fund Charism. Evangelik.
Politische Aktivisten 3.
Welt
Kommunalisten
Islam. Fund Isl. Staat Qaeda
Hisbollah Hamas Moslembrüder
Kulturelles Kapital + (modern)
Kulturelles Kapital - (traditionell)
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Kampf im Ballerspiel
Vergleich zwischen Fundamentalismus im Islam und im Christentum
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http://www.stern.de/computer-technik/computer/593220.html
Iranisches Ballerspiel
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
http://www.kumawar.com/assaultoniran/detail.php
US Ballerspiel – Assault on Iran
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Meinungen im Durchschnittsislam und Durchschnittschristentum
Vergleich zwischen durchschnittlichen Religions-Zugehörigen
im Islam und im Christentum
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Religion in der Öffentlichkeit
Vergleich zwischen Ländern im Blick auf das Verhältnis von Religion und Politik
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Quelle: Hallmann, Loek/Thorleif Petterson: Religion und Politik in der zeitgenössischen Gesellschaft. In: M. Minkenberg/U. Willems (Hg.): Politik und Religion. Wiesbaden 2003, 303-322.
Öffentlicher politisch-religiöser Diskurs (Volksfrömmigkeit)
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Schwacher religiöser Einfluss insgesamt
Volksfrömmigkeit
Starker relig. Einfluss insgesamt
ISLAM? (Iran, Saudi Arab.)
Institutionelle Kirche bei Säkularisierung
Sieben Thesen
Vergleich zwischen Fundamentalismus im Islam und im Christentum
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…zum islamischen Fundamentalismus …zum christlichen Fundamentalismus
1. Antikolonial gegen den Westen
2. Anti-säkularistisch und anknüpfend an traditioneller Religiosität
3. Zwischenschichten als Träger
4. Doppelte Krisenerfahrung 4.1 Außenverhältnis: Ehrverletzung 4.2 Innenverhältnis: soziale Ungleichheit
5. Interesse: Wiederherstellung von Integrität
6. Strategien: (Rückzug, Predigt, Sozialarbeit) Agitation, bewaffneter Widerstand, Terrorismus, Staatsterrorismus
7. Position im globalen Machtfeld: mittel
1. Begleitung der technokratischen Moderne mit außenpolitischem Fokus 2. Anti-hermeneutisch und anknüpfend an traditioneller Religiosität 3. Träger in oberer Mittelschicht und traditioneller Unterschicht 4. Doppelte Krisenerfahrung 4.1 Leiter: Aufstiegshindernisse 4.2 Anhänger: soziale Verschlechterung
5. Interesse: Machterwerb vs. soziale Integrität
6. Strategien: (Rückzug, Predigt, Sozialarbeit) Agitation, Anschläge, Manipulation pro illegale staatliche Gewalt, Koordination mit Exekutive
7. Position im globalen Machtfeld: hoch
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Was ist „Fundamentalismus“? Religionssoziologische Kriterien
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Fundamentalismen… haben Teil an der grundlegenden Politisierung aller gesellschaftlichen Verhältnisse in den verschiedenen Modernen, setzen religiöse Überzeugungen absolut, können dazu verschiedenste Inhalte verwenden (Schrift, Geist, Gottesherrschaft, Kalifat etc.), verfolgen damit Strategien zur Kontrolle gesellschaftlicher Machtzentren, dienen der Positionsverbesserung von Zwischenschichten und formen sich nach den jeweils geltenden Mustern von Modernität aus.
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Eine religiöse Bewegung ist dann fundamentalistisch, wenn sie im weiteren Kontext einer Moderne… …bestimmte religiöse oder andere Überzeugungen absolut setzt und damit… …Strategien zur Kontrolle gesellschaftlicher Machtzentren verfolgt. Folglich kann es auch nicht-religiöse Fundamentalismen geben. Z.B.: Ökonomisch: Neoliberalismus Philosophisch: Europäische Aufklärung Politisch: Weltherrschaftsansprüche …
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
Zur Definition von „Fundamentalismus“ im Detail, vergleiche:
Zur Definition von „Fundamentalismus“, vergleiche: Heinrich Wilhelm Schäfer: Kampf der Fundamentalismen. Frankfurt: Suhrkamp/Verlag der Weltreligionen, 2008 Seite 18 ff.
Prof. Dr. Dr. H.W. Schäfer. EZUS 2015
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