kinder- und jugendpsychiatrischer dienst des kantons zürich ricky und die spinne – ein...
Post on 06-Apr-2015
114 Views
Preview:
TRANSCRIPT
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Ricky und die Spinne – ein Computerspiel zur Unterstützung der Behandlung von Zwangserkrankungen bei Kindern
Dr. Dr. Veronika Brezinka
Spezialsprechstunde Zwang-Tic-Tourette
Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Universität Zürich
veronika.brezinka@ppkj.uzh.ch
http://www.rickyandthespider.uzh.ch
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Zwangserkrankungen im Kindesalter
• bereits bei 3- bis 4jährigen Kindern bekannt
• Prävalenz nimmt mit steigendem Alter zu
• mittlerer Erkrankungsbeginn bei Kindern um 10 Jahre, Range 6.9-12,5 Jahre
• präpubertärer Beginn eher bei Jungen
• Erkrankung zeigt unbehandelt einen chronischen Verlauf
• je eher eine Zwangsstörung im Kindesalter behandelt wird, umso besser ist die Prognose
• Kognitive Verhaltenstherapie gilt als Methode der Wahl, ev. ergänzt mit SSRI (March et al. 2004, POTS I)
• Kognitive VT steht überall zu wenig zur Verfügung (Marrs Garcia 2010) → Verbreitung (dissemination) ist wichtig!
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Therapeutische Computerspiele
• Computer spielen ist heutzutage für Kinder jeder Altersgruppe normal
• in Psychotherapie noch wenig eingesetzt
• Schatzsuche (www.treasurehunt.uzh.ch): weltweit erstes Computerspiel zur Unterstützung der verhaltenstherapeutischen Behandlung von Kindern, kein Selbsthilfespiel sondern therapeutisches Fachinstrument
• Therapeuten beurteilen Schatzsuche als wirksam bei der Erklärung verhaltenstherapeutischer Konzepte, als Verstärker in der Behandlung und zur Erhöhung der Therapiemotivation des Kindes (Brezinka 2011)
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Computerspiel für Zwangserkrankungen?
• Störungsbild eher selten → Therapeuten haben damit oft wenig Erfahrung und neigen dazu, Behandlung abzulehnen oder an Spezialkliniken weiter zu verweisen
• gilt auch für Verhaltenstherapeuten!
• für Kinder noch wenig konkretes therapeutisches Material vorhanden, oft hohe kognitive Anforderungen, lange Texte
• Ziel: Entwicklung eines Fachinstruments, welches Therapeuten bei der evidenzbasierten Behandlung unterstützt und Kinder ermutigt, sich dem Zwang zu widersetzen
• Dissemination: Verbreitung evidenzbasierter Behandlungsmethoden ( ‚Towards a Psychotherapy for the Poor‘ A. Goldstein 1974, Bildungsgefälle, Stadt-Land-Gefälle)
• Isaac Marks 1998 (BT-Steps): Computer-based therapies are clinician extenders, not clinician replacers
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Greife lieber zum Computerspiel…
… dann geht alles wie von selbst ?
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Grenzen therapeutischer Computerspiele
• Kein Computerspiel kann kindliche Probleme einfach so beheben
• Hauptarbeit liegt weiterhin beim Therapeuten, Computerspiel kann nur ein Hilfsmittel sein
• Einbezug der Familie ist in der Kinder-VT selbstverständlich und gerade bei der Behandlung von Zwangserkrankungen unabdingbar (Prozess der family accommodation)
• im Spiel ‚Ricky und die Spinne‘ werden Eltern nicht erwähnt, aber es wird die Bedeutung eines Helfers betont
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Theoretische Grundlagen Ricky
• March & Mulle 1998 (How I ran OCD off my land)
• March & Benton 2007
• Piacentini et al. 2007
• Salkovskis 1999
• Foa 1983
→ main stream KVT für Zwangsstörungen
Ziel: eine Metapher bieten, die es Kindern erleichtert, die Erkrankung, ihre Folgen und ihre Behandlung zu verstehen und sich dem Zwang zu widersetzen
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Ricky und die Spinne – die Geschichte
• spielt auf einer Wiese
• Grashüpfer Ricky und Marienkäfer Lisa sind sehr unglücklich
• seit einiger Zeit lebt in ihrer Gegend eine Spinne, die merkwürdige Dinge von ihnen verlangt
• aus Angst vor der Spinne gehorchen die beiden ihren Befehlen und verstricken sich dadurch immer tiefer in das Netz der Zwangskrankheit
• Ricky hat Dr. Eule um Hilfe gebeten
• diese ist mit Rickys Problem bestens vertraut, aber er muss erst ein Kind finden, das ihn versteht und bereit ist, ihm zu helfen
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Ricky und die Spinne – die Geschichte
• Ricky und Lisa leben selbständig, mit Peers, im Wald
• Ihre Familie wird im Spiel nicht erwähnt, aber natürlich spielen Eltern eine wichtige Rolle bei der Behandlung! Das Urteil der Eltern und des Therapeuten ist für das Weiterkommen im Spiel ab Level 4 entscheidend
• Dr. Eule entlastet Ricky und Lisa von jeder Schuld für ihre Erkrankung
• Dr. Eule ermutigt sie, die Spinne zu bekämpfen
• Werkzeug: nett sein zu sich selbst, Geduld, Mut zur Veränderung und ein Helfer
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Ricky und die Spinne – Inhalt und Struktur
Intro: Ricky bittet das Kind um Hilfe
Level 1: Der schleichende Beginn der Erkrankung
Level 2: Das Konzept des Gedankenfilters
Level 3: Das Werkzeug im Kampf gegen die Zwangserkrankung
Level 4: Das Erstellen der Zwangskarte
Level 5: Erster Expositionsauftrag
Level 6: weitere Expositionsaufträge
Level 7: weitere Expositionsaufträge
Level 8: Überreichen der Urkunde
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Richtlinien für den Gebrauch
• für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren
• kein Selbsthilfespiel
• kein Wundermittel
• die ersten vier Level dienen der Psychoedukation. Am Ende des Levels elektronisches Aufgabenblatt, bei richtiger Lösung Losungswort für nächstes Level
• Hausaufgabenblätter zur Festigung der Inhalte
• ab Level 5 kann nur Therapeut (in Zusammenarbeit mit den Eltern) beurteilen, ob die Hausaufgabe (Exposition) erfüllt wurde
• Bearbeitung eines Levels dauert maximal 15 Minuten, nicht mehr als ein Level pro Therapiesitzung
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Wie teuer sind Computerspiele?
World of Warcraft 75 Millionen $
Ice Age 59 Millionen $
Escape from Diab 10 Millionen $
Going price for real games 2 million $, 2 years, 20 people
Der technologische / graphische Standard kommerzieller Computerspiele beeinflusst auch die Erwartungen an kleine Spiele!
Schatzsuche: Feedback der befragten Kinder (n= 200) bestätigt, dass aufwändige Spielumgebung für das Überbringen der therapeutischen Botschaft nicht zwingend notwendig ist (Brezinka 2011)
→ Kompromiss finden zwischen ästhetischen und technischen Mindestanforderungen einerseits und universitärem Budget andererseits
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich
Danksagung
Renderings & Design: Damjan Minovski & Zea Fio
Musik: Wolfgang Güdden
Programmierung: Markus Ruh, Snarp
Sprecher: Simon Christiaanse, Flora Logoz, Marina Zulauf
Translation: Alena Lotz
Speakers: Thomas & Florence Oggier, Alena Lotz
Tonstudio: Avalon Bernie Staub
Frau Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Susanne Walitza
top related