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Klinik für Psychiatrie, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychosomatik und
PsychotherapiePsychotherapie
Psychisches Trauma und
Traumafolgestörungen
Wintersemester 2012/2013
Dr. med. Elke Weinel
Psychisches Trauma Psychisches Trauma (Definiton)(Definiton)
• Folge eines katastrophischen Ereignisses Folge eines katastrophischen Ereignisses bzw. einer kurzzeitigen oder dauernden bzw. einer kurzzeitigen oder dauernden Extrembelastung, die außerhalb der üblichen Extrembelastung, die außerhalb der üblichen menschlichen Erfahrung liegenmenschlichen Erfahrung liegen
• Intensität und Plötzlichkeit der traumatischen Intensität und Plötzlichkeit der traumatischen Erfahrung überfordern die psychischen Erfahrung überfordern die psychischen Abwehr- und Bewältigungsmechanismen Abwehr- und Bewältigungsmechanismen („Zusammenbruch der Abwehr“ in der („Zusammenbruch der Abwehr“ in der traumatischen Situation)traumatischen Situation)
• Intensive Angst, Schrecken, vor allem Gefühle Intensive Angst, Schrecken, vor allem Gefühle extremer Hilflosigkeit erschüttern das Selbst-extremer Hilflosigkeit erschüttern das Selbst-
und Weltverständnis (seelische Verletzung)und Weltverständnis (seelische Verletzung)
Psychisches Trauma Psychisches Trauma (Definition)(Definition)
• „„Wesentlich ist die Erfahrung der Wesentlich ist die Erfahrung der Hilflosigkeit des Ichs angesichts einer Hilflosigkeit des Ichs angesichts einer unerträglichen Erregungshäufung äußeren unerträglichen Erregungshäufung äußeren oder inneren Ursprungs“ (Freud 1926)oder inneren Ursprungs“ (Freud 1926)
• Traumatisierung durch eine eigene Traumatisierung durch eine eigene „katastrophische Erfahrung“oder durch „katastrophische Erfahrung“oder durch Beobachtung des traumatischen Erlebnisses Beobachtung des traumatischen Erlebnisses einer anderen Person, z.B. als Zeuge eines einer anderen Person, z.B. als Zeuge eines GewaltverbrechensGewaltverbrechens
• Höhere Belastung bei Traumatisierungen, Höhere Belastung bei Traumatisierungen, die durch andere Menschen verursacht die durch andere Menschen verursacht werden („Man made desaster“)werden („Man made desaster“)
Einteilung Einteilung (nach Terr 1991)
•Typ I-TraumaTyp I-Trauma: einmaliges kurz : einmaliges kurz dauerndes, unerwartetes Ereignis dauerndes, unerwartetes Ereignis („Schocktrauma“)(„Schocktrauma“)– Apersonal: Naturkatastrophen, Apersonal: Naturkatastrophen,
Unfälle, technische Katastrophen, etc.Unfälle, technische Katastrophen, etc.– Personal: Kriminelle Gewalttaten wie Personal: Kriminelle Gewalttaten wie
Vergewaltigung und Überfälle. Vergewaltigung und Überfälle. Plötzlicher Verlust einer Plötzlicher Verlust einer Bezugsperson etc.Bezugsperson etc.
Einteilung Einteilung (nach Terr 1991)
•Typ II-TraumaTyp II-Trauma: anhaltende oder : anhaltende oder wiederholte (kumulative) Traumati-wiederholte (kumulative) Traumati-sierung („Straintrauma“)sierung („Straintrauma“)– Kollektive und individuelle Kollektive und individuelle
Gewalterfahrung: Krieg, Folter, Gewalterfahrung: Krieg, Folter, Konzentrationslagerhaft, Geiselnahme etc.Konzentrationslagerhaft, Geiselnahme etc.
– Personeller Nahbereich: wiederholte Personeller Nahbereich: wiederholte körperliche/sexuelle Gewalt: körperliche/sexuelle Gewalt: Kindesmisshandlung und –Kindesmisshandlung und –vernachlässigung, wiederholte vernachlässigung, wiederholte Vergewaltigung.Vergewaltigung.
Traumamechanismen
• Überforderung aller Ich-FunktionenÜberforderung aller Ich-Funktionen
in der in der traumatischen Situationtraumatischen Situation– Überflutende AngstÜberflutende Angst– Hilflosigkeit („keine Flucht möglich“)Hilflosigkeit („keine Flucht möglich“)– Ohnmacht („nichts tun können“)Ohnmacht („nichts tun können“)
Intrapsychische Verarbeitung gelingt nicht,Intrapsychische Verarbeitung gelingt nicht,
traumatische Erfahrungen können nicht traumatische Erfahrungen können nicht bewältigt (symbolisiert) werden und bleiben bewältigt (symbolisiert) werden und bleiben im Kern isolierte (abgekapselte) im Kern isolierte (abgekapselte) Erfahrungen.Erfahrungen.
TraumamechanismenTraumamechanismen
•Überforderung der Informationsverar-Überforderung der Informationsverar-beitung, da die Inhalte der beitung, da die Inhalte der traumatischen Erfahrung nicht in traumatischen Erfahrung nicht in bestehende innere Ordnungsschemata bestehende innere Ordnungsschemata integrierbar sind. integrierbar sind.
•Neurobiologische Veränderungen,u.a.Neurobiologische Veränderungen,u.a.– Hyperreagibilität der Amygdala (re)Hyperreagibilität der Amygdala (re)– Hippocampusvolumen (li)Hippocampusvolumen (li)– Brocazentrum (li)Brocazentrum (li)– Veränderung von GedächtnisfunktionenVeränderung von Gedächtnisfunktionen
TraumaTrauma
Typ ITyp ITyp IITyp II
Akute Störungen:Akute Störungen: chronische Folgen:chronische Folgen:Akute BelastungsreaktionAkute Belastungsreaktion Komplexe PTBSKomplexe PTBSAnpassungsstörungenAnpassungsstörungen
PersönlichkeitsveränderungenPersönlichkeitsveränderungenPTBSPTBS Persönlichkeitsstörungen:Persönlichkeitsstörungen:
Borderline-Borderline-PersönlichkeitsstörungPersönlichkeitsstörung
Trauma: Subtypen und Manifestationszeiträume
0 1 2 3 4 5 6 Monate 20 Jahre
Akute Belastungsstörung
Akute PBS
chronische PBS
chronische PBS mit verzögertem Beginn
Subtypen und Manifestationszeiträume
• Akute BelastungsreaktionAkute Belastungsreaktion
• Anpassungsstörung Anpassungsstörung
• Posttraumatische BelastungsstörungPosttraumatische Belastungsstörung (PBS) oder Posttraumatic Stress (PBS) oder Posttraumatic Stress Disorder (PTSD)Disorder (PTSD)
• Spätfolgen einer PBS, z.B. anhaltende Spätfolgen einer PBS, z.B. anhaltende PersönlichkeitsveränderungenPersönlichkeitsveränderungen
Gemeinsame Charakteristika::
• Entstehung in einem zeitlichen und Entstehung in einem zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit inhaltlichen Zusammenhang mit psycho-sozialer Belastung oder psycho-sozialer Belastung oder katastrophischen Erlebnissen (Stress).katastrophischen Erlebnissen (Stress).
• Belastendes Ereignis als Belastendes Ereignis als ausschlaggebender Faktorausschlaggebender Faktor
• Ohne das Ereignis wäre die Störung Ohne das Ereignis wäre die Störung nicht entstandennicht entstanden
• Erhebliche Beeinträchtigung der Erhebliche Beeinträchtigung der sozialen Leistungsfähigkeitsozialen Leistungsfähigkeit
Akute Belastungsreaktion•Vorübergehende Reaktion auf Vorübergehende Reaktion auf
außergewöhnliche körperliche oder außergewöhnliche körperliche oder seelische Belastung bei einem psychisch seelische Belastung bei einem psychisch nicht manifest gestörtem Menschennicht manifest gestörtem Menschen– SchreckreaktionSchreckreaktion– Betäubung, BewußtseinseinengungBetäubung, Bewußtseinseinengung– DesorientiertheitDesorientiertheit– Vegetative ZeichenVegetative Zeichen– Unruhe, ÜberaktivitätUnruhe, Überaktivität– rascher Symptomwechsel, spontanes rascher Symptomwechsel, spontanes
AbklingenAbklingen
Anpassungsstörungen
• Symptomatik: Einteilung nach ICD-10:Symptomatik: Einteilung nach ICD-10:– kurze oder längere depressive Reaktionkurze oder längere depressive Reaktion– als Angst und depressive Reaktion gemischtals Angst und depressive Reaktion gemischt– mit vorwiegender Beeinträchtigung anderer mit vorwiegender Beeinträchtigung anderer
Gefühle wie z.B. Sorgen, Anspannung, ÄrgerGefühle wie z.B. Sorgen, Anspannung, Ärger– als vorwiegende Störung des als vorwiegende Störung des
SozialverhaltensSozialverhaltens
• Beginn: innerhalb der ersten 4 WochenBeginn: innerhalb der ersten 4 Wochen• Dauer: ca. 6 MonateDauer: ca. 6 Monate• Bis zu 2 Jahren bei längerer depressiver Bis zu 2 Jahren bei längerer depressiver
ReaktionReaktion
Anpassungsstörungen
• Auftreten bei oder nach schwerer Auftreten bei oder nach schwerer Belastung oder einschneidenden Belastung oder einschneidenden Lebensveränderungen, z.B. Lebensveränderungen, z.B. – Verlust durch Tod oder TrennungVerlust durch Tod oder Trennung– Migration oder FluchtMigration oder Flucht– Verlust der sozialen Kontinuität („soziales Verlust der sozialen Kontinuität („soziales
Netz“)Netz“)– Diskriminierung, StigmatisierungDiskriminierung, Stigmatisierung– schwere und/oder lebensbedrohliche schwere und/oder lebensbedrohliche
ErkrankungenErkrankungen
TherapieansätzeTherapieansätzeAkute Belastungsreaktion Akute Belastungsreaktion und Anpassungstörungenund Anpassungstörungen
• KriseninterventionKrisenintervention– entlastende, stützende Gesprächeentlastende, stützende Gespräche– eventuell Einleitung einer eventuell Einleitung einer
medikamentösen Therapiemedikamentösen Therapie– Stützung durch Einbeziehung des Stützung durch Einbeziehung des
sozialen Netzessozialen Netzes
• Kurzzeitpsychotherapie bei Kurzzeitpsychotherapie bei kompliziertem Verlaufkompliziertem Verlauf
Posttraumatische Posttraumatische Belastungsstörung (PBS)Belastungsstörung (PBS)
Eine PBS ist eine komplexe Eine PBS ist eine komplexe
psychobiolo-gische Anpassungsreaktion psychobiolo-gische Anpassungsreaktion
auf ein äußeres Traumaereignis, das auf ein äußeres Traumaereignis, das
zumindest für den Zeitpunkt der zumindest für den Zeitpunkt der
aktuellen Einwirkung die individuellen aktuellen Einwirkung die individuellen
Verarbeitungsmöglichkeiten einer Verarbeitungsmöglichkeiten einer
Person überfordert.Person überfordert.
SymptomatikSymptomatik
•IntrusionenIntrusionen
•VermeidungenVermeidungen
•Vegetatives ArousalVegetatives Arousal
•„„Numbing“Numbing“
Intrusionen:Intrusionen:
Sich aufdrängende Erinnerungen Sich aufdrängende Erinnerungen von Traumaanteilen in von Traumaanteilen in verschiedenster Form:verschiedenster Form:
– FlashbacksFlashbacks– AlpträumeAlpträume– Wiederkehrende BilderWiederkehrende Bilder
VermeidungenVermeidungen
als Versuch, Personen, Situationen als Versuch, Personen, Situationen oder Orte, die an das Trauma oder Orte, die an das Trauma erinnern könnten, konsequent zu erinnern könnten, konsequent zu umgehen, was oft zu einer umgehen, was oft zu einer erheblichen Einschränkung des erheblichen Einschränkung des Lebens oder zu sozialem Rückzug Lebens oder zu sozialem Rückzug führtführt
Vegetatives ArousalVegetatives ArousalAnhebung des vegetativen Erregungs-Anhebung des vegetativen Erregungs-niveaus mit: niveaus mit:
– SchlafstörungenSchlafstörungen– Schreckhaftigkeit, HypervigilanzSchreckhaftigkeit, Hypervigilanz– KonzentrationsstörungenKonzentrationsstörungen– Unruhe, ZitternUnruhe, Zittern– intermittierende Aggressionsanfälle, intermittierende Aggressionsanfälle,
ReizbarkeitReizbarkeit– Ängste, vegetative ÜbererregbarkeitÄngste, vegetative Übererregbarkeit
„„Numbing“Numbing“
Emotionale Taubheit, Emotionale Taubheit, gekennzeichnet durch:gekennzeichnet durch:
– allgemeiner Rückzugallgemeiner Rückzug– InteressenverlustInteressenverlust– innere Teilnahmslosigkeitinnere Teilnahmslosigkeit
Epidemiologie (Flatten 2005)
•Die Prävalenz subsyndromaler Die Prävalenz subsyndromaler Störungsbilder ist wesentlich höher.Störungsbilder ist wesentlich höher.•Lebenszeitprävalenz PBS in der Lebenszeitprävalenz PBS in der Allgemeinbevölkerung bei 7,8%:Allgemeinbevölkerung bei 7,8%:
– Frauen ca. 10%. Frauen ca. 10%. – Männer ca. 5% Männer ca. 5%
•Die Häufigkeit von PBS ist Die Häufigkeit von PBS ist abhängig von der Art des Traumas:abhängig von der Art des Traumas:
•ca. 50% nach Vergewaltigungca. 50% nach Vergewaltigung
•ca. 25% nach anderen Gewalt-ca. 25% nach anderen Gewalt-verbrechenverbrechen
•ca. 20% bei Kriegsopfernca. 20% bei Kriegsopfern
•ca. 15% bei ca. 15% bei VerkehrsunfallopfernVerkehrsunfallopfern
•ca. 15 % bei schweren ca. 15 % bei schweren Organ-erkrankungenOrgan-erkrankungen (Herzinfarkt, (Herzinfarkt, Malignome)Malignome)
Verlauf
• Durchschnittliche Beschwerdedauer Durchschnittliche Beschwerdedauer 36 Monate mit und 64 Monate ohne 36 Monate mit und 64 Monate ohne BehandlungBehandlung
• Wahrscheinlichkeit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung ca. 30%Chronifizierung ca. 30%
• Wahrscheinlichkeit von Spontanre-Wahrscheinlichkeit von Spontanre-missionen ca. 50%missionen ca. 50%
Traumatische AffekteTraumatische Affekte
• Ohnmacht, Hilflosigkeit, AusgeliefertseinOhnmacht, Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein
• Gefühle des VerlassenseinsGefühle des Verlassenseins
• SchamgefühleSchamgefühle
• SchuldgefühleSchuldgefühle
• Ekel, SelbsthassEkel, Selbsthass
• Gefühle von LeereGefühle von Leere
• Gefühle der Wut und des HassesGefühle der Wut und des Hasses
Chronische FolgenChronische Folgen
Wichtige Langzeiteffekte einer extremen, Wichtige Langzeiteffekte einer extremen, prolongierten oder repetitiven prolongierten oder repetitiven Traumatisierung Traumatisierung
•äußern sich in einer Dysregulation des äußern sich in einer Dysregulation des Affekt- und Impulssystems („komplexe“ PTSD)Affekt- und Impulssystems („komplexe“ PTSD)
•und haben eine hohe Komorbidität mit und haben eine hohe Komorbidität mit anderen psychischen Störungen wie anderen psychischen Störungen wie Depression, Angststörungen, Depression, Angststörungen, Suchterkrankungen, Somatoformen und Suchterkrankungen, Somatoformen und Dissoziativen Störungen)Dissoziativen Störungen)
Komplexe PTBS, Typ II Komplexe PTBS, Typ II TraumaTrauma
•Störungen der AffektregulationStörungen der Affektregulation•Störungen von Aufmerksamkeit Störungen von Aufmerksamkeit
und Bewusstseinund Bewusstsein•SomatisierungsstörungenSomatisierungsstörungen•Chronische Chronische
PersönlichkeitsveränderungenPersönlichkeitsveränderungen•Charakteristische Charakteristische
BeziehungsstörungenBeziehungsstörungen•Störungen des persönlichen Störungen des persönlichen
WertesystemsWertesystems
Störungen der Regulierung des Störungen der Regulierung des affektiven Erregungsniveausaffektiven Erregungsniveaus::
•Chronische AffektdysregulationChronische Affektdysregulation
•Schwierigkeit, Ärger zu modulierenSchwierigkeit, Ärger zu modulieren
•Selbstdestruktives und suizidales Selbstdestruktives und suizidales VerhaltenVerhalten
•Schwierigkeiten, sexuelles Schwierigkeiten, sexuelles Kontaktverhalten zu regulierenKontaktverhalten zu regulieren
• Impulsive und risikoreiche Impulsive und risikoreiche Verhaltens-weisenVerhaltens-weisen
Störungen der Aufmerksamkeit Störungen der Aufmerksamkeit und desund des BewusstseinsBewusstseins
•AmnesieAmnesie•Dissoziation:Dissoziation:
– komplexer psychophysiologischer komplexer psychophysiologischer Prozess, der zu Veränderungen im Prozess, der zu Veränderungen im Bewusstsein führt und bewirkt, dass Bewusstsein führt und bewirkt, dass Gedanken und Gefühle dem Bewusstsein Gedanken und Gefühle dem Bewusstsein zumindest teilweise entzogen werden.zumindest teilweise entzogen werden.
– kann zu einem Nebeneinander kann zu einem Nebeneinander verschiedener Bewusstseinszustände und verschiedener Bewusstseinszustände und Formen der Wahrnehmung führenFormen der Wahrnehmung führen
DissoziationDissoziation
• Der Dissoziation in der ursprünglichen Der Dissoziation in der ursprünglichen traumatischen Situation (peritraumatische traumatischen Situation (peritraumatische Dissoziation) kommt eine protektive Dissoziation) kommt eine protektive Funktion zu, um begleitende heftige Funktion zu, um begleitende heftige Affekte zu bewältigen. Affekte zu bewältigen.
• Bei der einfachen PTB wird in der Bei der einfachen PTB wird in der primären Dissoziation das traumatische primären Dissoziation das traumatische Ereignis abgespalten.Ereignis abgespalten.
• Bei komplexer PTBS werden Bei komplexer PTBS werden umfangreiche Systeme aus dem umfangreiche Systeme aus dem alltäglichen Selbsterleben „abgetrennt“ alltäglichen Selbsterleben „abgetrennt“ (sekundäre Dissoziation)(sekundäre Dissoziation)
DissoziationDissoziation
• Pathologische DissoziationPathologische Dissoziation– „„Ausschluss aus dem Bewusstsein“Ausschluss aus dem Bewusstsein“– Verlust der integrativen Funktionen des Verlust der integrativen Funktionen des
Bewusstseins und der PersönlichkeitBewusstseins und der Persönlichkeit– Depersonalisation, DerealisationDepersonalisation, Derealisation– IdentitätsveränderungIdentitätsveränderung– IdentitätskonfusionIdentitätskonfusion
SomatisierungSomatisierung
• Funktionelle Abdominalbeschwerden bei Funktionelle Abdominalbeschwerden bei sexueller Traumatisierung und sexueller Traumatisierung und körperlicher Misshandlung in der körperlicher Misshandlung in der Vorgeschichte Vorgeschichte (Drossmann 1995).(Drossmann 1995).
• Bei Pat. mit Rückenschmerzen ohne Bei Pat. mit Rückenschmerzen ohne somatisches Korrelat gehäuft somatisches Korrelat gehäuft Vorgeschichte von sexueller Vorgeschichte von sexueller Traumatisierung und körperlicher Traumatisierung und körperlicher Misshandlung im Vergleich zu einer Misshandlung im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit somatischem Befund Kontrollgruppe mit somatischem Befund (Schoffermann et al 1993)(Schoffermann et al 1993)
SomatisierungSomatisierung
•Psychosomatische Symptombildung Psychosomatische Symptombildung bei Holocaust-Überlebendenbei Holocaust-Überlebenden– „„Trias der Überlebenden“: Schlaflosigkeit, Trias der Überlebenden“: Schlaflosigkeit,
Albträume, psychosomatische Albträume, psychosomatische BeschwerdenBeschwerden (Niederland 1981)(Niederland 1981)
•Somatisierungsstörungen, Somatisierungsstörungen, somatoforme Schmerzstörungen z.B. somatoforme Schmerzstörungen z.B. bei sexualisierter Gewalt in der bei sexualisierter Gewalt in der VorgeschichteVorgeschichte (Egle 1992)(Egle 1992)
Chronische Chronische PersönlichkeitsveränderungenPersönlichkeitsveränderungen
•Änderung in der Änderung in der SelbstwahrnehmungSelbstwahrnehmung::– Chronische SchuldgefühleChronische Schuldgefühle– SelbstvorwürfeSelbstvorwürfe– Gefühle, nichts bewirken zu könnenGefühle, nichts bewirken zu können– Gefühle, fortgesetzt geschädigt zu werdenGefühle, fortgesetzt geschädigt zu werden
Chronische Chronische PersönlichkeitsveränderungenPersönlichkeitsveränderungen
• Änderungen in der Wahrnehmung des Änderungen in der Wahrnehmung des Schädigers, traumatische Opferbindung:Schädigers, traumatische Opferbindung:– Bindung an die misshandelnde Bindung an die misshandelnde
Bezugsperson als NotfallreaktionBezugsperson als Notfallreaktion– Innere Bindung an den VergewaltigerInnere Bindung an den Vergewaltiger– Liebesbindungen an Folterer und Liebesbindungen an Folterer und
Geiselnehmer („Stockholm-Syndrom“)Geiselnehmer („Stockholm-Syndrom“)– Bindungsverstärkung durch Bindungsverstärkung durch
intermittierendes liebevolles Verhaltenintermittierendes liebevolles Verhalten– Traumatische Bindung als Wut und Hass Traumatische Bindung als Wut und Hass
maskiertmaskiert
Chronische Chronische PersönlichkeitsveränderungenPersönlichkeitsveränderungen
•Veränderungen der Beziehung zu Veränderungen der Beziehung zu anderen Menschenanderen Menschen
•Störung der sozialen Interaktion:Störung der sozialen Interaktion:– Unfähigkeit, zu vertrauen und Unfähigkeit, zu vertrauen und
Beziehungen aufrechtzuerhaltenBeziehungen aufrechtzuerhalten– Tendenz, erneut Opfer zu werdenTendenz, erneut Opfer zu werden– Tendenz, andere zum Opfer zu Tendenz, andere zum Opfer zu
machenmachen
Veränderungen in Veränderungen in BedeutungssystemenBedeutungssystemen
•Verzweiflung und Verzweiflung und HoffnungslosigkeitHoffnungslosigkeit
•Verlust der bisherigen Verlust der bisherigen Lebensüber-zeugungenLebensüber-zeugungen– „„Traumatisches Erleben kann die Traumatisches Erleben kann die
Grundüberzeugung von Sicherheit Grundüberzeugung von Sicherheit und Geborgenheit zerstören, ebenso und Geborgenheit zerstören, ebenso wie die Überzeugung, dass das wie die Überzeugung, dass das Leben einer sinnvollen Ordnung Leben einer sinnvollen Ordnung folgt“ folgt“ (Janoff-Bulmann 1992)(Janoff-Bulmann 1992)
Risikofaktoren Risikofaktoren (Flatten et al 2004)(Flatten et al 2004)
•Objektive RisikofaktorenObjektive Risikofaktoren•Subjektive RisikofaktorenSubjektive Risikofaktoren• Individuelle RisikofaktorenIndividuelle Risikofaktoren
Objektive RisikofaktorenObjektive Risikofaktoren
• Art, Intensität und Dauer des Art, Intensität und Dauer des traumatischen Ereignissestraumatischen Ereignisses
• Wiederholtes AusgesetztseinWiederholtes Ausgesetztsein• Ausmaß der physischen VerletzungAusmaß der physischen Verletzung• Durch Menschen verursachte Durch Menschen verursachte
TraumatisierungTraumatisierung• IntentionalitätIntentionalität• Irreversibilität der erlittenen VerlusteIrreversibilität der erlittenen Verluste• Höhe der materiellen SchädigungHöhe der materiellen Schädigung• Ständiges Erinnertwerden an das Ständiges Erinnertwerden an das
Geschehen (Triggerung)Geschehen (Triggerung)
Subjektive RisikofaktorenSubjektive Risikofaktoren
• Unerwartetes Eintreten der Unerwartetes Eintreten der traumatischen Ereignissestraumatischen Ereignisses
• Geringer Grad der eigenen Kontrolle Geringer Grad der eigenen Kontrolle über das Geschehenüber das Geschehen
• SchulderlebenSchulderleben• Ausbleiben fremder HilfeAusbleiben fremder Hilfe
Individuelle RisikofaktorenIndividuelle Risikofaktoren
• Jugendliches oder hohes LebensalterJugendliches oder hohes Lebensalter• Zugehörigkeit zu einer sozialen Zugehörigkeit zu einer sozialen
RandgruppeRandgruppe• Niedriger sozioökonomischer StatusNiedriger sozioökonomischer Status• Mangelnde soziale UnterstützungMangelnde soziale Unterstützung• Psychische oder körperliche Psychische oder körperliche
VorerkrankungenVorerkrankungen• Familiäre Vorbelastung mit Familiäre Vorbelastung mit
traumatischen Erfahrungentraumatischen Erfahrungen
Protektive FaktorenProtektive Faktoren
• Gute Beziehung zu einer Gute Beziehung zu einer BetreuungspersonBetreuungsperson
• Möglichkeiten kompensatorischer Möglichkeiten kompensatorischer BeziehungenBeziehungen
• Möglichkeiten zur ErholungMöglichkeiten zur Erholung– Sichere, taktvolle UmgebungSichere, taktvolle Umgebung– TherapienageboteTherapienagebote
• Soziale UnterstützungSoziale Unterstützung• Sicheres BindungsverhaltenSicheres Bindungsverhalten• IntelligenzIntelligenz• Verlässliche Bezugspersonen im Verlässliche Bezugspersonen im
ErwachsenenalterErwachsenenalter
TherapieTherapie•Erste MaßnahmenErste Maßnahmen: Herstellen einer : Herstellen einer
sicheren Umgebung, psychoedeukative sicheren Umgebung, psychoedeukative und psychosoziale Interventionen etc.und psychosoziale Interventionen etc.
• Traumaspezifische StabilisierungTraumaspezifische Stabilisierung: : engmaschige therapeutische engmaschige therapeutische Behandlung, Krisenintervention, Behandlung, Krisenintervention, ressourcenorientierte Intervention (z.B. ressourcenorientierte Intervention (z.B. Distanzierungstechniken), adjuvante und Distanzierungstechniken), adjuvante und symptomorientierte Pharmakotherapiesymptomorientierte Pharmakotherapie
• Traumabearbeitung:Traumabearbeitung:
– Nur durch entsprechend qualifizierten Nur durch entsprechend qualifizierten PsychotherapeutenPsychotherapeuten
– Voraussetzung: ausreichende Stabilität, Voraussetzung: ausreichende Stabilität, keine weitere Traumaeinwirkung, kein keine weitere Traumaeinwirkung, kein TäterkontaktTäterkontakt
– Traumaadaptierte Psychotherapieverfahren Traumaadaptierte Psychotherapieverfahren im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplansim Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans
– Dosierte Rekonfrontation mit dem Ziel der Dosierte Rekonfrontation mit dem Ziel der Durcharbeitung und IntegrationDurcharbeitung und Integration unter unter geschützten Bedingungengeschützten Bedingungen
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