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Leiharbeit
Friedrich Schiller Universität Jena‐ ‐Fakultät für Sozial und Verhaltenswissenschaften‐
Institut für SoziologieSeminar Integration in moderne Gesellschaften
SS 2009Seminarleiter: Melanie Booth und Diana Lehmann
Referentinnen: Antje Drews, Thomas Gotthardt, Franziska Thomas
1. Statistischer Überblick über Leiharbeit
Grafik: Sonderdruck Verwaltungsberufsgenossenschaft
1. Statistischer Überblick über Leiharbeit
1. Statistischer Überblick über Leiharbeit
1. Statistischer Überblick über Leiharbeit
1. Statistischer Überblick über Leiharbeit
1. Statistischer Überblick über Leiharbeit
1. Statistischer Überblick über Leiharbeit
2. Verschiedene Verleihmodelle
• Hauptbetriebe beziehen sich voll und ganz auf Verleih von Arbeitskräften – vorrangig im Produzierenden Gewerbe
• Nebenzweckbetriebe betreiben Verleih nebensächlich; Hauptzweck liegt in anderem Geschäftsfeld, vorrangig im Produzierenden Gewerbe und der Bauwirtschaft, zu geringem Teil auch im Dienstleistungssektor
• dass heute so viele Hauptzweckbetriebe bestehen ist auf Veränderung des Marktes zurückzuführen, sowie auf geringen Gründungsaufwand
2.1 Haupt- und Nebenzweckbetriebe
2. Verschiedene Verleihmodelle
2.2 Die Generalisten
• klass. Verleih in gewerbliche Einsatzfelder für un- und angelernte Beschäftige, sowie in kaufmännische Bereiche für eher niedrige Qualifikationsprofile
• generalisierte Anbieter weisen hohe Einsatzdauern auf, allerdings nur geringe Übernahmequoten in reguläre Beschäftigung
2. Verschiedene Verleihmodelle
2.3 Die Spezialisten
• es gilt: je höher qualifikatorisches Niveau der Leiharbeiter, desto höher Gewinn
• Spezialisierung in zwei Richtungen: branchenorientierte Spezialisierung (z.B. Gastronomie, Bankbranche) und berufssegmentierte Spezialisierung (z.B. Ingenieure)
• Nischenwissen schafft Möglichkeit der Angebotserweiterung
• Vorlaufzeiten bis zum Einsatz des Leiharbeiters allgemein länger als bei Generalisten, da Suche + Auswahl geeigneter Fachkräfte zeitaufwendiger
2. Verschiedene Verleihmodelle
2.4 Vermittlungsorientierte Leiharbeit
• zielen auf Reintegration von Arbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt ab
• dazu zählen Personal-Service-Agenturen (PSA), kommunale Beschäftigungsgesellschaften, gemeinnützige Verleiher und Beschäftigungspools von Großkonzernen
• vor allem Langzeitarbeitslose und schwer vermittelbare sollen wieder beschäftigt werden
• internes Beschäftigungs- und Qualifizierungsrückrad in verleiharmen Zeiten
3. Arbeitsmarktwirkung von Leiharbeit
3.1 Verdrängt Leiharbeit reguläre Arbeitsplätze?
• leichter „jobschaffender“ Effekt dadurch, dass mehrere Tagesbeschäftigungen in vielen unterschiedlichen Betrieben absolviert werden, die als Vollzeittätigkeit angesehen werden
• oder: Überstunden eigener Mitarbeiter in Leiharbeit umwandeln
• nicht verallgemeinerbar, dass die mit Leiharbeitern besetzten Arbeitsplätze vorher schon besetzt waren
• Substitution dann, wenn reguläre Beschäftigung sinkt, während Leiharbeit wächst oder stagniert, oder wenn reguläre Beschäftigung stärker sinkt als Leiharbeit
• angelernte Leiharbeiter billiger als Stammbelegschaftsmitglieder
• einige Leiharbeiter erhalten zusätzlich zum Arbeitslohn Wohngeld oder Sozialhilfe
• Hauptmotiv des Unternehmens beim Einsatz von Leiharbeitern: betriebliche Flexibilität
• in vielen Betrieben nicht nur Leiharbeits- sondern auch befristete Arbeitsverhältnisse ausgebaut immer zu Lasten der Vollbeschäftigung
• selbst wenn höhere Löhne gezahlt wurden, dennoch Einschränkung der Mitbestimmung
3. Arbeitsmarktwirkung von Leiharbeit
3.1 Verdrängt Leiharbeit reguläre Arbeitsplätze?
• gesamtwirtschaftlich ist allerdings Gewicht der Substitutionsprozesse nicht hoch; sondern nur in max. 0,75% deutscher Betriebe zu beobachten
• zudem 2/3 der Betriebe verringerten Leiharbeit in ihrem Unternehmen oder stiegen ganz aus dieser Beschäftigungsform aus
3. Arbeitsmarktwirkung von Leiharbeit
3.1 Verdrängt Leiharbeit reguläre Arbeitsplätze?
3. Arbeitsmarktwirkung von Leiharbeit
3.2 Hilft Leiharbeit in reguläre Beschäftigung?
• laut Statistiken konnten ca. 15% Leiharbeiter in reguläre Beschäftigung wechseln
• höchste Übernahmechance im Verarbeitenden Gewerbe und in Großbetrieben
• Wahrscheinlichkeit für Übernahme, in Westdeutschland negativ beeinflusst durch sinkende Belegschaftszahlen
• auch hoher Anteil an Teilzeitbeschäftigten, Azubis und Hochqualifizierten verhindert Übernahmen
• Gutteil der Teilzeitbeschäftigten würde länger bzw. Vollzeit arbeiten Potential für Arbeitszeitvariationen bereits gegeben
3. Arbeitsmarktwirkung von Leiharbeit
3.2 Hilft Leiharbeit in reguläre Beschäftigung?
• was Übernahme erleichtert: sofortiger Personalbedarf, Ausgründungen, gute Ertragslage, Auslandsbesitz und stärkere Exportabhängigkeit sowie Vorhandensein von Betriebsräten
• generell: wo viel Leiharbeit ist, sind auch Übernahmen wahrscheinlicher
4. Vergleich der Leiharbeitsverhältnisse von zwei Unternehmen
1. Monetäre Ressourcen (Einkommen, soziale Absicherung)
2. Soziale Ressourcen (Integration, Partizipation, Status und Anerkennung)
3. Direkt berufs- und arbeitsbezogene Ressourcen (Arbeitsqualität, Entwicklungsmöglichkeiten, Planungssicherheit
4. Außerberufliche Ressourcen (Freizeit, etc.)
Ungleich verteilte Ressourcen und Güter im Erwerbsleben
4.1 Monetäre Ressourcen
Reproduktive Dimension:
Unternehmen in westdeutscher Automobilindustrie
Unternehmen im Raum Thüringen
gleiche Stundenlöhne, wie Stammbelegschaft
Lohn nach westdeutschem Maßstab
Tätigkeit ist existenzsichernd
deutlich unter 50 % des Stundenlohns der Festangestellten (Netto: 550 –
600€) Tätigkeit nur bedingt
existenzsichernd
Beschäftigung für höchstens ein Jahr Beschäftigung ist unbegrenzt, aber von Auftragslage abhängig, mitunter:
stundenweise Beschäftigung
leicht kündbar leicht kündbar, keine Aussicht auf Klebeeffekt
soziale Absicherung: Leiharbeit gefährdet soziale Absicherung und die
Stabilität des Arbeitsverhältnisses bei deutlich weniger Lohn weniger
Rentenansprüche
4.2 Soziale Ressourcen
Sozialkommunikative Dimension:
Unternehmen in westdeutscher Automobilindustrie
Unternehmen im Raum Thüringen
reibungslose Integration in Normalbelegschaft
nach Einarbeitung: Integration in Stammbelegschaft
werden von Stammbelegschaft geschätzt
wenige werden von Stammbelegschaft geschätzt
4.2 Soziale Ressourcen
Status- und Anerkennungsdimension:
Unternehmen in westdeutscher Automobilindustrie
Unternehmen im Raum Thüringen
Abgrenzung der Zeitarbeiter durch kleidungstechnische
Besonderheiten wurde abgelehnt
keine kleidungstechnischen Vorschriften keine Abgrenzung
Präsentation der Uniformen auch außerhalb des Betriebes
Zeichen für Dazugehörigkeit
4.3 Direkt berufs- und arbeitsbezogene Ressourcen
Sinnhaft- subjektbezogene Dimension
Unternehmen in westdeutscher Automobilindustrie
Unternehmen im Raum Thüringen
qualifizierte Facharbeiter unterwertige Beschäftigung
qualifizierte Facharbeiter unterwertige Beschäftigung
kein Stolz auf Tätigkeit kein Stolz auf Tätigkeitattraktiv ist ausschließlich der Lohn Tätigkeit ist nicht attraktiv, wenig
Lohn, schlechte Sozialleistungen (30-Stunden-Woche, Arbeitszeitkonto von
100 Stunden, Mindesturlaub, kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld)
Anreiz: Beschäftigung nicht auf Dauer Anreiz: Angst vor Repressialien (Leistungsstreichung) durch
Arbeitsamt und Arbeitslosigkeit, verbunden mit sozialer
Diskriminierung
Mobbing, Zeitdruck
4.3 Direkt berufs- und arbeitsbezogene Ressourcen
Planungsdimension
Unternehmen in westdeutscher Automobilindustrie
Unternehmen im Raum Thüringen
keine Basis für längerfristige Lebensplanung
keine Basis für längerfristige Lebensplanung
Unsicherheitserfahrungen Unsicherheitserfahrung und Angst vor Entlassung
Jüngere: Angst vor Blockierung des
beruflichen Karrierepfades
Ältere: Gewöhnung an Abwechslung
befristeter Tätigkeiten mit Arbeitslosigkeit
Ältere: Gewöhnung an Abwechslung
befristeter Tätigkeiten mit Arbeitslosigkeit
Qualifizierungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen gleich 0
4.4 Außerberufliche Ressourcen
Institutionelle und Partizipationsdimension
Unternehmen in westdeutscher Automobilindustrie
Unternehmen im Raum Thüringen
Aktivwerden der Leiharbeiter kein Aktivwerden der LeiharbeiterWahl einer Tarifkommission (auf Zeit)
Durchsetzen tariflicher Absicherung
keine anständige Unterbringung kaum Möglichkeiten für
Freizeitgestaltung vor Ort
keine Unterbringung, da Wohnort im Tagespendelbereich Möglichkeiten
für Freizeitgestaltung bleiben bestehen
selten zu Hause Abschwächung der Sozialkontakte
wöchentlicher Einsatzplan und kurzfristige unerwartete
Schichteinteilung Kaum Planung von
Freizeitaktivitäten, Terminen Abschwächung der Sozialkontakte
Quelle: http://www.gleichearbeit-gleichesgeld.de/leiharbeit-kampagne/material/charts-und-grafiken/risiko-leiharbeit/
Quellen
Dörre, Klaus (2005): Die „Zone der Verwundbarkeit“. Unsichere Beschäftigungsverhältnisse, Prekarisierung und die Gewerkschaft. In: Sommer, Michael/Dörre, Klaus/Schneidewind, Uwe: Die Zukunft war vorgestern. Der Wandel der Arbeitsverhältnisse: Unsicherheit statt Normalarbeitsverhältnis? Oldenburg: Bibliotheks- und Informationssystem der Universität, S. 19-55.
Holst, Hajo (2009): Disziplinierung durch Leiharbeit? neue Nutzungsstrategien von Leiharbeit und ihre arbeitspolitischen Folgen. In: Hans-Böckler-Stiftung (Hg.): WSI-Mitteilungen, 3/2009, 62. Jg., Frankfurt a.M., S. 143-149.
Promberger, Markus (2006): Leiharbeit im Betrieb. Strukturen, Kontexte und Handhabung einer atypischen Beschäftigungsform. Abschlussbericht, S. 26 – 51, 113 – 136
http://www.gleichearbeit-gleichesgeld.de (Stand: 18.05.2009)
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