mein tirol (bergsommer) 01/2014
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Sport & Aktiv: Der Bergprofessor Seite 22 Natur & Gesundheit: Bergdoktor trifft Alpenarzt Seite 54
Familienerlebnis: Suche nach dem Bärenschatz Seite 64
Kultur & Kulinarik: 72 Stunden in Innsbruck Seite 80
Ausgabe 01 · 2014
So nah, so fern.
mein tirolDas Magazin zum Bergsommer Tirol
Mein Tirol 3
editorial
Bergsommer in tirol.Mehr als 3.000 Meter liegen zwischen
dem tiefsten Punkt Tirols in Ebbs (473
Meter) und dem höchsten Punkt, dem
Großglockner (3.798 Meter). Ein Viertel
des Landes steht unter Naturschutz, über
ein Drittel der Oberfläche ist grüne Lunge:
Tirols Wald atmet. Der Bergsommer lässt
auch Sie aufatmen. Und durchatmen. Eine
sportliche Bergtour oder ein gemütlicher
Radausflug. Eine lustige Familienwander-
ung oder spektakulärer Kulturgenuss. Das
Motto lautet: aktive Erholung, Luft holen
und Kraft tanken. Das Maximum an Ge-
nuss und Gastfreundschaft, Entspannung
und Entschleunigung zu spüren und den
eigenen Erinnerungsschatz mit wertvollen
Erlebnissen anzureichern. Ich wünsche Ih-
nen, dass Sie Ihre ganz persönliche Schatz-
kiste im Tiroler Bergsommer mit funkeln-
den Erinnerungen und unvergesslichen
Erlebnissen füllen mögen!
Herzlichst,
Ihr Josef Margreiter
Josef Margreiter
Landestourismusdirektor von Tirol
–
4 Mein Tirol
3 Editorial
6 Im Bild
Der Bergsommer Tirol in Bildern.
15 In Kürze
Tirol in Zahlen und
zwei Tiroler Mundart-Begriffe.
16 Nachgefragt
Elisabeth Gürtler, Enrique Gasa Valga
und Franz Hackl erzählen,
was ihnen Kraft gibt.
42
Tirol fühlen
Kurz & gut. Bewegungstherapeutin
Dörte Kuhn im Interview.
44
Wandern Wo die wilden Kerle fahren
Die legendäre Streif als Wandertour.
46
Bergpanorama Gute Aussichten
Fünf außergewöhnliche Aussichtspunkte, die
mit der Bergbahn erreichbar sind.
48
E-Biken Bergradeln mit der Extraportion Energie
Genussradeln in den Kitzbüheler Alpen.
52
Naturparks Freiwilligen-Arbeit im Urlaub
Wie man das Angenehme mit dem Sinnvollen
verbindet.
54
Gesundheit Bergdoktor trifft Alpenarzt
Schauspieler Hans Sigl und Sportmediziner
Wolfgang Schobersberger im Interview.
58
Tipps & Infos
Auf einen Blick: Weiterführende Infos zu
Wandern, Radwandern, Natur, Golf und
Angeboten.
Sport & Aktiv natur & Gesundheit
20
Tirol erobern
Kurz & gut. Canyoning-Führer Michael
Amprosi im Interview.
22
Bergsteigen Der Bergprofessor
Unterwegs mit dem legendären Alpinisten
Peter Habeler.
26
Mountainbiken Die Freude am Trailbiken
Trails: schöne Herausforderung für Biker.
28
Biketechnik Sicher am Bike
Sicherheitstipps von Kurt Exenberger.
29
Mountainbiken Tirol in einem Stück
Mit dem Bike einmal quer durch Tirol.
30
Berglauf „An die Grenzen“
Mehrfach-Weltmeister Jonathan Wyatt über die
Faszination des Berglaufens.
32
Mythos Berg Wenn Berge Geschichten erzählen
Sagen rund um Tirols Bergwelt.
34
Gipfeltreffen „Hut ab“
Kletterer trifft Kombinierer: Jakob Schubert
und Christoph Bieler im Klettergarten.
38
Tipps & Infos
Auf einen Blick: Weiterführende Infos zu
Mountainbiken, Bergsteigen, Klettern, Wild-
wassersport, Events und Angeboten.
S. 34, Kletterer trifft Kombinierer S. 54, Bergdoktor trifft Alpenarzt
Titelfoto: Rettenschöss bei Kufstein,
im Hintergrund der Zahme Kaiser
Fotograf: Josef Mallaun
S. 22, Der Bergprofessor
Mein Tirol 5
inhalt
62
Tirol entdecken
Kurz & gut. Anna Schöpf vom Vitalhof
Tischlars im Interview.
64
Geocaching Suche nach dem Bärenschatz
In Serfaus begeben sich Kinder mit
dem Handy auf Schatzsuche.
68
Natur Forschergeist
In Tirol gibt es für Kinder
einiges zu entdecken.
70
Klettern „Das Klettern ist Kindern angeboren“
Mike Gabl, Kletterexperte und Lehrer,
über das Klettern mit Kindern.
72
Familien-Action Im Abenteuerland
So könnte ein abenteuerlicher Tag
in den Bergen aussehen.
74
Tipps & Infos
Auf einen Blick: Weiterführende Infos
zu Unterkünften, Freizeitgestaltung
und Angeboten.
78
Tirol geniessen
Kurz & gut. Kultursommer Tirol.
Schriftstellerin Anna Weidenholzer im Interview.
80
Innsbruck 72 Stunden mit ...
... Johannes Reitmeier, Intendant
des Tiroler Landestheaters.
84
Almleben Hoch droben im Karwendel
Norbert Stadler, der dienstälteste Senner im
Karwendel, im Portrait.
86
Tiroler Schnapskultur
Die Kunst des Destillierens
Schnaps ist Schnaps? Von wegen!
88
Tiroler Kulinarik Knödelunterricht
Andreas Mair verrät sein Rezept für gebackene
Graukäsknödel.
90
Haubenküche „Man schmeckt das Gebirge“
Der Osttiroler Haubenkoch Gerald Rieger
im Interview.
92
Architektur Stolz auf Holz
Wie der Baustoff Holz die moderne Architektur
erobert.
96
Tipps & Infos
Auf einen Blick: Weiterführende Infos zu Essen
und Trinken, Brauchtum, Kultur und Film
sowie Angeboten.
Familienerlebnis Kultur & Kulinarik
MEIN TIROL können Sie auch am iPad
lesen, sehen und hören: mit weiteren
Geschichten und Bildern sowie tollen Vi-
deos, Audios und praktischen Zusatzfunk-
tionen – holen Sie sich Tirol auf Ihr Tablet.
www.bergsommer.tirol.at
98 Impressum
99 Anreise & Kontakt
100 Meine Herzstücke
102 Schlusspunkt
Journalistin und Autorin Karin Steinbach
Tarnutzer über ihre Kindheitserinnerungen
an Tirol.
S. 64, Suche nach dem Bärenschatz S. 80, 72 Stunden in Innsbruck
Spätestens wenn sich die ersten Sonnenstrahlen zaghaft auf den umliegenden
Berggipfeln blicken lassen, ist klar, dass sich die Mühe gelohnt hat. Keine Frage,
so eine Tour auf die zwischen Stubai- und Wipptal gelegene Serles kann ganz
schön anstrengend sein. Und dass es dabei dunkle Nacht ist, macht die Sache
zwar aufregend, aber eben auch nicht leichter. Wer den 2.717 Meter hohen Berg
dann aber erobert hat, genießt ein außergewöhnliches und inspirierendes
Naturschauspiel: einen Sonnenaufgang in den Tiroler Bergen.
Die Sonne geht auf
im Bild
Mein Tirol 7
8 Mein Tirol
im Bild
Badespaß am Berg
Auch die Natur baut Bäder. Dieser Wassertümpel befindet sich nahe der
Schäferhütte im Pfluntal, einem kleinen Seitental des Verwalltals bei St. Anton
am Arlberg. Wenn sich den Frühling über genug Wasser in dem kleinen Becken
gesammelt hat, kommen so auch Claudia und Marcel, die Kinder des Schafhirten,
auf über 2.200 Metern Höhe zu ihrem sommerlichen Badespaß.
Zurück ins Tal
Rund vier Monate waren die Tiere auf der Alm. Jetzt im Herbst geht es wieder
zurück in den heimischen Stall. Weil das für Mensch und Tier ein großes Ereignis
ist, wird der Almabtrieb in Tirol seit jeher festlich begangen. Vor dem Einzug ins
Dorf, wo viele Schaulustige warten, schmücken die Hirten ihre Kühe mit Blumen,
prächtigen Schellriemen, Glocken und Bändern.
im Bild
Mein Tirol 11
12 Mein Tirol
im Bild
Die Stadt im Blick
Auf der Nordkette über Innsbruck hat man die Stadt immer im Blick. Zumindest
wenn man nicht gerade wie Filip Polc den äußerst herausfordernden Singletrail
hinunter rast. Der slowakische Downhill-Profi belegte beim Nordketten
Downhill.Pro 2013 den dritten Platz – mit einer Zeit, die fast schon der
Gondelbahn der Innsbrucker Nordkettenbahn Konkurrenz macht:
10 Minuten und 8,91 Sekunden für gut 1.000 Höhenmeter.
14 Mein Tirol
in Kürze
ums Oaschleck’n
[ums Oaschläckhn]
Ja, diese Wendung hat etwas mit
dem Götz-Zitat zu tun. Über Details
breiten die Tiroler aber nobel den
Mantel des Schweigens. Dabei ist
die Bedeutung vollkommen harm-
los. Ums Oaschleck’n bedeutet nichts
anderes als um Haaresbreite. Wer die
Gondel ums Oaschleck’n erreicht, hat
es also gerade noch geschafft.
Hatscher, der
[Hadscha, däa]
Erhält man auf die Frage, wie weit es
zu einer bestimmten Hütte sei, die
Auskunft, da erwarte einen ein ziem-
licher Hatscher, dann ist Vorsicht
geboten. Der Hatscher kommt vom
Verb hatschn, was soviel wie gehen
bedeutet. Wenn ein Tiroler davon
spricht, kann man sich auf einen lan-
gen Fußmarsch einstellen.
tirol in Zahlen
573
110.000
1796
132
300
Dreitausender gibt es in Tirol. Den mittel-
alterlichen Namen „Land im Gebirg“ trägt
Tirol also zurecht. Die drei höchsten sind
der Großglockner (3.798 Meter), die Wild-
spitze (3.772 Meter) und die Watzespitze
(3.533 Meter).
Rinder, 70.000 Schafe, 5.500 Zie-
gen und 2.000 Pferde verbringen
die Sommermonate auf den 2.100
Almen Tirols. Im Sommer zieht es also
nicht nur die Tiroler und ihre Gäste auf die
Berge.
gelobten die Tiroler beim sogenannten
Herz-Jesu-Schwur die Einheit im Kampf
gegen Franzosen und Bayern. Heute noch
erinnern Bergfeuer, die Jahr für Jahr um
die Sonnenwende am 21. Juni entzündet
werden, an das Gelöbnis.
Heilige werden in der Wallfahrtsstätte
St. Georgenberg nahe Schwaz verehrt
– genauer gesagt: ihre Reliquien. St.
Georgenberg ist Tirols ältester Wall-
fahrtsort mit einer über 1.000-jähri-
gen Geschichte.
Blasmusikkapellen mit rund 15.000 Musik-
ern gibt es in Tirol. Für jede Gemeinde
eine? Weit gefehlt, Orte gibt es nämlich nur
279.
mundArt
Der Tiroler Dialekt ist so
vielfältig wie das Land selbst –
hier zwei Begriffe, die man
kennen sollte.
Mit drei inspirierenden Routen haben Tirol und BMW
in einer einzigartigen Kooperation ihre Kompetenzen vereint und
ein Bergerlebnis der Extraklasse geschaffen.
SummerDrive tirolauf dem weg im herz der alpen
Höhenwege
„Zwei starke Marken machen sich auf den Weg.“
Mit inspirierenden Routen durch das Herz der Alpen entwickelten
die Tirol Werbung und der Automobilhersteller BMW im Jahr 2013
ein ganz besonderes Routenerlebnis. Diese einzigartige Kooperation
lässt Sie die Höhepunkte entlang der schönsten Routen und Land-
schaften Tirols erleben. Entdecken Sie die Vielfallt des Tiroler
Bergsommers, sammeln Sie unvergessliche Momente in einer
faszinierenden Berglandschaft und nutzen Sie als BMW Fahrer
alle Vorteile von BMW ConnectedDrive – für ein Bergerlebnis
der Extraklasse.
„Erleben Sie die Erhabenheit der Bergwelt im Zillertal.“
Diese Route im wunderschönen Zillertal führt Sie in die beein-
druckende Bergwelt und lässt Sie die Verbundenheit Tirols mit
dem vielseitigen Rohstoff Holz spüren. In der HolzErlebnisWelt in
Fügen am Talboden des Zillertals erfahren Sie im Biomasseschau-
kraftwerk alles über das Energiepotential von Holz, bevor es durch
herrliche Bergwälder zu traumhaft schönen Aussichtspunkten geht.
Auf einer E-Mountainbike-Tour verlassen Sie dann die asphaltierten
Straßen und entdecken neue Perspektiven sowie einzigartige kuli-
narische Momente.
Friedenglocke in Mösern bei Telfs FeuerWerk - HolzErlebnisWelt in Fügen
„Der Weg ist das Ziel.“
Tirol und BMW nutzen die zahlreichen sportlichen Möglichkeiten
sowie die vielfältigen Naturerlebnisse, um ganz besondere Routen
zu gestalten. Neben den Höhenwegen im Zillertal möchten wir Sie
auch auf die Spuren des Wassers im Ötztal führen und Ihnen die
Geschichte der Olympiaregion Seefeld näher bringen. Mit Summer-
Drive Tirol möchten wir Sie inspirieren, damit Sie sich auf den Weg
machen, den Tiroler Bergsommer selbst zu erleben.
•SummerDrive Tirol überrascht Sie
jedes Jahr mit neuen Routen, somit können
Sie immer wieder neue Seiten an Tirol
entdecken und erleben.
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persönlichen Bergerlebnis in Tirol.
Piburger See in Ötz
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neue Wege erfahren!
18 Mein Tirol
Das gibt mir Kraft...
In Tirol tanken Leib und Seele Energie.
Am Berg, bei einem guten Essen,
in der Begegnung mit Menschen –
jeder hat seine ganz eigene Kraftquelle.
Mein Tirol 19
...die Seefelder Bergkulisse, die fernab
von aller Hektik zum Durchatmen einlädt
„Wenn ich in meinem Seefeld bin und hier
tief durchatme, dann komme ich rasch vom
Alltag mit all seiner Hektik weg. Ich gehe
dann etwas wandern oder entspanne beim
Nordic Walking. Danach genieße ich auf
der Terrasse die Ruhe und die Bergkulisse
bei einem Aperol Spritz und lasse mich mit
Massagen und Verschönerungsbehandlun-
gen verwöhnen. Nach drei Tagen bin ich
entspannt und habe meine Batterien aufge-
tankt!”
Die österreichische Unternehmerin ist Leiterin
der Spanischen Hofreitschule und des Hotel
Sacher in Wien, des Hotel Österreichischer Hof
in Salzburg und des Hotel Astoria in Seefeld.
Elisabeth Gürtler
... die positive Art und Weise, wie in
Tirol auf Tanz reagiert wird
„In Tirol erlebe ich nicht nur die sehr gute
Publikumsresonanz auf unsere Tanzver-
anstaltungen. Als Künstler habe ich die
Verantwortung, mich weiterzuentwickeln.
Hier sind die Menschen, die mir mit ehr-
lichem Feedback weiterhelfen und die kul-
turpolitischen Rahmenbedingungen, die
eine Entwicklung ermöglichen. Ein wei-
terer Vorteil: Professionelle internationale
Tänzer sind umso leichter zu engagieren,
je lieber sie am Spielort wohnen. Mit Tirol
im Hintergrund muss ich hier nur geringe
Überzeugungsarbeit leisten.“
Der in Barcelona geborene Tänzer ist Leiter der
Tanzkompanie des Tiroler Landestheaters.
Enrique Gasa Valga
... entspannte Stunden und das herrliche
Panorama am Pillberg
„Im seit mehr als 100 Jahren familiär
geführten Hotel Grafenast finde ich vieles
von dem, was Tirol für mich ausmacht in
komprimierter Form: Ein nicht zu mühsam
erkämpftes Naturerlebnis über die ein-
stündige Wanderung zum Hotel am Berg.
Entspannung auf der ruhigen Terrasse mit
einem wunderschönen Ausblick auf das
Inntal. Und schließlich die Möglichkeit,
mit kulinarischen Spezialitäten aus der
Region Bauch und Gemüt Gutes zu tun.“
Der gebürtige Tiroler ist Jazz-Trompeter und
Bandleader in New York und Gründer des
jährlich stattfindenden Outreach-Festivals in
Schwaz.
Franz Hackl
nachgefragt
Sport & Aktiv
Mein Tirol 21
Tirol erobern Seite 20
Der Bergprofessor Seite 22
Die Freude am Trailbiken Seite 26
Sicher am Bike Seite 28
Tirol in einem Stück Seite 29
Faszination Berglauf Seite 30
Bergportraits Seite 32
„Hut ab“ Seite 34
Tipps & Infos Seite 38
Bergtour im Tannheimer Tal
Sport & Aktiv
22 Mein Tirol
Einklang von Natur und Mensch
Die „Bergsteigerdörfer“ sind Pioniere in
ihren Regionen. Die sommerlichen Akti-
vitäten in den Tiroler Bergsteigerdörfern
Vent im Ötztal, dem Sellraintal, St. Jodok
mit dem Schmirn- und Valsertal, Ginzling
sowie dem Villgratental und Tiroler Gailtal
sind vielfältig: Das Angebot reicht von ein-
fachen Wanderungen über anspruchsvolle
Bergtouren bis hin zu alpinen Kletterrou-
ten. Dazu kommen verschiedene neu er-
richtete Klettersteige und attraktive Sport-
klettergebiete.
www.bergsteigerdoerfer.at
Kurz & gut
Legendäre Wanderung
Der Karwendelmarsch blickt auf eine jahr-
zehntelange Tradition zurück. Den Wande-
rern, Nordic Walkern und Läufern bietet
sich stets am letzten Samstag im August
über 35 bzw. 52 Kilometer ein besonderes
Sport- und Naturerlebnis. Der Startpunkt
ist in Scharnitz, von dort aus geht es durch
den Alpenpark Karwendel nach Pertisau
am Achensee. Neben der sportlichen
Herausforderung stehen der Schutz des
Naturpark-Gebiets sowie die Gesundheit
von Mensch und Natur im Vordergrund.
www.karwendelmarsch.info
Smart und nützlich
Wer gerne sportlich in den Tiroler Ber-
gen unterwegs ist, sollte sich zwei Apps
keinesfalls entgehen lassen: Kletterfans
freuen sich über die innovative, kostenlose
Climbers-Paradise-App mit vielen tollen
Features und wertvollen Tipps rund ums
Klettern in Tirol. Rasche Hilfe bei Unfällen
im alpinen Gelände ermöglicht die Notfall-
App der Bergrettung Tirol. Durch die fast
punktgenaue Ortung des Verunglückten
wird der Zeitraum zwischen Alarmierung
und Rettung deutlich verkürzt.
www.tirol.at/apps
Ausblicke wie diese tun sich bei einer
Berg- oder Klettertour im Bergsteigerdorf
Vent auf.
Mein Tirol 23
führend, die Guides sind allesamt top aus-
gebildet und erfahren. Canyoninganbieter
aus anderen Ländern kommen regelmäßig
zu uns, um sich über die neuesten Sicher-
heitsstandards zu informieren.
Welche Tipps gibt es für Einsteiger?
Sicherheit steht an oberster Stelle: Canyo-
ning darf nur in Begleitung eines geprüften,
ortskundigen Führers betrieben werden.
Es ist eine ganz eigene Sportart, die Klet-
tern und Wildwasser vereint, darauf soll-
te man vorbereitet sein. Um sicher durch
die Schluchten zu kommen, braucht es
gewisse sportliche Grundfertigkeiten und
die passende Ausrüstung – dazu gehören
Neoprenbekleidung, Helm, Gurt und Ka-
rabiner. Das wird aber vom Anbieter zur
Verfügung gestellt. Vor dem Start führt
der Guide einen Test mit den Teilnehmern
durch, so kann man die passende Tour indi-
viduell an die Gruppe anpassen.
Was ist das Besondere am Canyoning
in Tirol? In Tirol kann man bei fast allen
Schluchten springen, rutschen und abseilen –
es gibt kaum Gebiete in Europa, die alle drei
Varianten auf einmal bieten. Und dann noch
in dieser Fülle. Wenn ich etwa an meine
Heimat Ötztal denke, fallen mir gleich et-
liche Canyoning-Möglichkeiten ein. Was
die Natur in Tirol in Tausenden Jahren ge-
schaffen hat, kann man eben nicht kopieren.
Wo sind die Tiroler Hotspots zu fin-
den? Wie erwähnt ist das Ötztal definitiv an
vorderster Front zu nennen – mit der Auer-
klamm als absolutes Highlight. Sie ist eine der
meistbegangenen Schluchten Mitteleuropas.
Hervorzuheben ist auch das Zillertal mit dem
Zemmgrund. Ansonsten gibt es von St. Anton
bis Kufstein fast überall Canyons zu finden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Wie lässt sich Canyoning in wenigen
Worten beschreiben? Es ist ein Naturer-
lebnis der besonderen Art – ein sportliches
Abenteuer, das die Elemente Wasser und
Fels in einzigartiger Weise kombiniert.
Wie hat sich die Sportart in den letzten
Jahren entwickelt? Canyoning besteht in
seiner modernen Form seit rund zwei Jahr-
zehnten, davor gab es aber das sogenannte
„Schluchtenwandern“ schon länger. Seitdem
haben sich die Techniken in der Begehung
einer Schlucht wesentlich weiterentwickelt,
vor allem in puncto Erhöhung der Sicher-
heit wird sehr viel unternommen. Tirol ist
in der technischen Absicherung weltweit
Adrenalinkick in Wasser und Fels
Interview Daniel Naschberger
–
Michael Amprosi
Canyoning-Führer
Abseilen, klettern, springen, rutschen, schwim-
men und tauchen – beim Canyoning gibt es
viele Wege, eine Schlucht zu begehen. Der Ötz-
taler Canyoning-Führer Michael Amprosi er-
zählt von seinem Sport.
Sport & Aktiv ›
24 Mein Tirol
Der Bergprofessor
Text Sylvia Ainetter
Peter Habeler schrieb Alpingeschichte, als er 1978 gemeinsam
mit Reinhold Messner ohne künstlichen Sauerstoff den Mount
Everest bestieg. Zum 70. Geburtstag wurde ihm der Peter-
Habeler-Höhenwanderweg in den Zillertaler Alpen gewidmet.
Mein Tirol 25
Der 8. Mai 1978 ist ein historischer Tag
in der Geschichte des Bergsteigens.
Zwei Männer erklimmen den höchs-
ten Berg der Erde, den 8.848 Meter hohen
Mount Everest – und das erstmals ohne
künstlichen Sauerstoff. Der Zillertaler Pe-
ter Habeler und der Südtiroler Reinhold
Messner werden so weltberühmt – keine
andere Bergexpedition stieß jemals wieder
auf solch großes mediales Echo.
Heute ist Peter Habeler 71 Jahre alt. Ein Al-
ter, das man ihm nicht ansieht. Mit gleich-
mäßigen, starken Schritten steigt er noch
immer auf die Berge, stets ein Lächeln im
verblüffend jungen Gesicht und einen Witz
auf den Lippen. „Ich hab halt einen Berg-
tick“, sagt er und lacht. Er geht auf unserem
Weg zur Olperer Hütte in den Zillertaler
Alpen stets voraus, angepasst an das Tem-
po seiner Begleiter. Wie oft er diesen Weg
schon gegangen ist? „Sehr, sehr oft“, sagt er,
„aber ich gehöre nicht zu den Bergsteigern,
die Strichlisten führen.“ Die Zillertaler
Berge sind seine Heimat – und dort hat vor
vielen Jahren auch alles begonnen.
Geboren ist Habeler in Mayrhofen im Zil-
lertal. Im Alter von acht Jahren verliert
er seinen Vater – „Ersatz“ findet er in den
Bergführern. Schon in jungem Alter kennt
er die Berge vor seiner Haustür so gut wie
wenige andere, mit 16 klettert er bereits
schwierigste Fels- und Eistouren in den
Alpen. Später wird er der jüngste Chef der
Österreichischen Berg- und Skiführeraus-
bildung, die er viele Jahre leitet. Angst? Die
scheint er niemals zu haben. „Es gibt so vie-
le Menschen, die aus Angst nichts wagen.
So wollte ich nie sein“, sagt er selbst.
Ihm gelingen zahlreiche Erstbesteigungen
in den amerikanischen Rocky Mountains,
er ist der erste Europäer an den Big Walls
im Yosemite Nationalpark in Kalifornien
und klettert in kürzester Zeit die damals
schwierigste Klettertour der Welt am El
Capitan. In weniger als zehn Stunden
durchsteigt er die Eiger-Nordwand, 1975
erklimmt er dann gemeinsam mit Reinhold
Messner als erste Zweier-Seilschaft den
Hidden Peak (8.080 Meter).
Bergkameraden
Seinen Bergpartner Reinhold Messner
lernt Peter Habeler bei einer Klettertour
mit dem ein paar Jahre älteren Bergsteiger
Sepp Mayerl kennen. Messner ist 18, Ha-
beler 20. Schnell ist klar, dass die beiden
die perfekte Zweier-Seilschaft bilden. „Ich
spürte damals schon eine Art Wesensver-
wandtschaft zu ihm“, schreibt Habeler in
seinem Buch „Der einsame Sieg“, in dem
er die Mount-Everest-Expedition aufar-
beitet. Trotzdem bewahren sie Distanz: Sie
trainieren getrennt, sprechen kaum über
Privates und sehen sich selten, ohne auch
bergsteigen zu gehen. Am Berg aber sind sie
Verbündete, vertrauen sich zu 100 Prozent.
Spricht man heute mit Peter Habeler über
Reinhold Messner, spürt man immer noch
die tiefe Verbindung der beiden Männer.
„Ich besuche den Reinhold regelmäßig“, er-
zählt er, „wir verstehen uns sehr gut.“ Über
den Streit nach der Veröffentlichung seines
Buches sagt er nur: „Dieser Streit war pro-
voziert durch die Medien. Und das ist lange
her.“
Die Everest-Besteigung macht Habeler und
Messner zu Verbündeten, die Neuland be-
treten. Kaum einer hält es vorher für mög-
lich, dass eine solche Höhe ohne künstli-
chen Sauerstoff bewältigt werden kann.
„Als wir die Everest-Expedition planten,
wurde uns prophezeit, wir würden entwe-
der sterben oder schwere Hirnschäden da-
vontragen“, erzählt Peter Habeler, „das hat
uns aber nicht aufgehalten.“
Warum begibt man sich in eine solch große
Gefahr? „Uns wurde oft vorgeworfen, wir
seien lebensmüde. Das stimmt nicht. Wir
waren Abenteurer und zutiefst überzeugt
von unserem Können. Wir waren über-
zeugt davon, dass es machbar ist und dass
wir das schaffen können“, betont er
Sport & Aktiv ›
›
Das mediale Echo auf die
Bergexpedition war enorm.
„Man muss Dinge tun,
für die man brennt!“
26 Mein Tirol
und fügt hinzu: „Ich habe immer gerne ge-
lebt und lebe auch jetzt noch gerne!“
Bei allem, was man tut, so Habeler, sei das
Wichtigste die Leidenschaft. „Man muss
Dinge tun, für die man brennt!“ Und die-
ses „Brennen“, diese Leidenschaft hat er bis
heute nicht verloren. Die Berge sind sein
Zuhause, er setzt seine Schritte mit Sorg-
falt, verliert nie die Schönheit der Natur
aus den Augen, vergisst nie die Gefahr, die
in den Bergen lauert. „Man muss wissen,
wann man umdrehen muss. Und ich bin oft
umgedreht“, sagt Habeler.
Nach der spektakulären Everest-Bestei-
gung macht Peter Habeler vorerst eine
Pause, die Wege von Habeler und Mess-
ner trennen sich. Während Messner sein
nächstes Ziel weiterverfolgt, nämlich alle
14 Achttausender zu besteigen, bleibt Ha-
beler zunächst bei seiner Frau und seinen
Söhnen im Zillertal. Doch das Gipfelfieber
packt ihn wieder, drei weitere Achttausen-
dergipfel erreicht er noch: 1985 den Nanga
Parbat, 1986 den Cho Oyu und 1988 den
Kangchendzönga.
Kampf gegen sich selbst
Für Extrembergsteiger etwa im Himala-
ya ist der Tod allgegenwärtig. Auch Peter
Habeler schaut ihm mehr als einmal ins
Auge. In „Der einsame Sieg“ beschreibt er
Grenzerfahrungen am Gipfel: „Mich hat-
te eine regelrechte Euphorie erfasst. Ich
fühlte mich locker, ganz leicht und glaubte,
nichts könne mir passieren. [...] Ich kann
mir gut vorstellen, wie Mick Burke seiner-
zeit glücklich lächelnd am Gipfel saß und
sich dachte: Wie schön ist es hier oben. Hier
möchte ich bleiben. Und dann ist sein Le-
ben erloschen wie die Flamme einer Kerze.“
Damals und auch heute noch, 35 Jahre nach
dem spektakulären Gipfelsieg, ist Habeler
sich des Lebens sehr bewusst. Als Sieg über
den Berg sehe er die Gipfelsiege nicht, son-
dern viel mehr als Sieg über sich selbst. Und
zitiert Viktor Frankl: „Wer ist jetzt stärker,
ich oder ich?“
Unter seinen Bergkameraden finden sich
große Namen wie Reinhold Messner, Mar-
cel Rüedi, Michl Dacher, Carlos Buhler und
Martin Zabaleta. „Viele sind inzwischen
schon gestorben“, sagt Habeler und wird
kurz still.
Immer noch aktiv
Der Everest-Besteigung folgen zahlreiche
Vorträge und Publikationen, im Jahr 1999
wird Peter Habeler von der Republik Ös-
terreich der Berufstitel „Professor“ verlie-
hen. Der „Bergprofessor“ ist mit über 70
Jahren noch immer aktiv, führt erfolgreich
eine Alpinschule im Zillertal, hält Vorträge.
Körperliche Beschwerden hat er nicht.
„Gestern, nach einer zehnstündigen Klet-
tertour, hatte ich schon Rückenschmerzen.
Aber sonst tut mir nie was weh. Da habe ich
echt Glück“, erzählt Habeler. Auf Achttau-
sender steigt er heute nicht mehr, doch auf
6.000 Meter geht er schon noch.
Er ist viel unterwegs, fliegt regelmäßig nach
Nepal, in den Nahen Osten, in die USA. Das
Zillertal hat ihn aber nie losgelassen. Er ist
seinen heimatlichen Bergen treu geblieben.
Auf der Olperer Hütte, wo wir schlussend-
lich Rast machen, erzählt er bei Wein und
Kaiserschmarrn, wie ihm zum 70. Geburts-
tag der Peter-Habeler-Höhenweg gewidmet
wurde. Nur ein Stück oberhalb der Hütte
verläuft der Höhenwanderweg, der nun
seinen Namen trägt. Genau dort, wo Peter
Habeler als Kind seine ersten Bergsteiger-
Erfahrungen gesammelt hat. –
Gipfelsiege sind Siege
über sich selbst.
Peter-Habeler-Höhenwanderweg
Die Peter-Habeler-Runde ist eine Gipfel-
umrundung der westlichen Zillertaler
Alpen. Ausgangsorte sind die Bergstei-
gerdörfer Ginzling im Zillertal oder
St. Jodok mit dem Schmirn- und Valser-
tal im Wipptal. Man kann aber auch
direkt vom Brenner, vom Pfitschtal, vom
Schlegeisspeicher oder von Hintertux
aus losgehen. Die Gesamtstrecke beträgt
rund 56 Kilometer und umfasst etwa
5.000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg.
Schutzhütten auf der Strecke:
•Gasthaus Touristenrast (1.345 Meter)
•Geraer Hütte (2.324 Meter)
•Tuxerjochhaus (2.316 Meter)
•Friesenberghaus (2.477 Meter)
•Olpererhütte (2.389 Meter)
•Pfitscherjochhaus (2.275 Meter)
•Landshuter Europa-Hütte (2.693 Meter)
Maximale Höhe: 2.911 Meter
Minimale Höhe: 1.345 Meter
Mein Tirol 27
Adlerweg
Tirols bekanntester Weitwanderweg
führt auf 126 Tagesetappen verteilt auf
1.480 Kilometern und 87.000 Höhen-
metern durch das ganze Land. Vor allem
die alpinen Varianten zur Hauptroute
im Westen Tirols bieten Bergfexen mit
hochalpiner Erfahrung besondere
Gipfelerlebnisse.
www.tirol.at/adlerweg
Stubaier Höhenweg
Der Stubaier Höhenweg ist definitiv et-
was für Ambitionierte: 120 Kilometer
und über 8.000 Höhenmeter sind zu
bewältigen. Start- und Endpunkt bilden
die Innsbrucker Hütte und die Starken-
burger Hütte – je nachdem, von welcher
Richtung man den Höhenweg geht.
www.stubaier-hoehenweg.at
Ötztal Trek
Der Ötztal Trek verläuft über 400
Kilometer von Ötztal-Bahnhof über
Scharten, Grate, Gipfel und Hütten bis
nach Obergurgl und Vent im hinteren
Ötztal. Einstiege und Ausstiege sind
fast überall möglich, insgesamt warten
30.000 Aufstiegshöhenmeter.
www.oetztal.com
Paznauner Höhenweg
Startpunkt des Paznauner Höhenwegs
ist die Pfarrkirche in See. Von dort aus
führt der Rundweg 120 Kilometer über
dem Paznauntal entlang. 11.000 Höhen-
meter sind zu bewältigen.
www.paznaun.com
Höhenwanderwege in tirol
i
Peter Habeler wurde in Mayrhofen ge-
boren und erkundete schon als Kind die
Zillertaler Alpen. Ihm gelangen Erstbege-
hungen in den Rocky Mountains und er
durchstieg die Eiger-Nordwand in weniger
als zehn Stunden. Mit Reinhold Messner
schaffte er 1975 die erste Besteigung eines
Achttausenders im Alpinstil (Hidden Peak –
8.068 Meter). Drei Jahre später erklommen
sie den Mount Everest – ohne künstlichen
Sauerstoff. Weitere Gipfelsiege: Cho Oyu
(8.188 Meter), Nanga Parbat (8.125 Meter)
und Kangchendzönga (8.598 Meter).
zur Person
Eines der Highlights entlang der Peter-
Habeler-Runde: der Schlegeisspeicher
unterhalb der Olperer Hütte.
28 Mein Tirol
Die Freude am trailbikenText Klaus Erler
All-Mountain-Biken ist angesagt: Rauf auf den Berg geht’s mit Muskelkraft, die Abfahrt
wird auf technisch anspruchsvollen Trails angegangen. Nauders am Reschenpass ist einer der
Vorreiter dieser aktuellen Spielart des Mountainbikens und ganz auf Trailbiker eingestellt.
Am Beginn der Mountainbike-Be-
wegung in den Achtzigerjahren war
das Bergradeln ein Sport für harte
Männer und Frauen: Keine Dämpfer ent-
schärften Schläge des Untergrunds, keine
Scheibenbremsen halfen beim punktgenau-
en Verzögern. Die Anzahl der so überhaupt
befahrbaren Wege war naturgemäß stark
limitiert.
Neue Möglichkeiten
Dreißig Jahre später hat der technische
Fortschritt aus dem Ur-Mountainbike ein
technisch ausgefeiltes Zweirad gemacht, das
– leicht, üppig gefedert und hydraulisch ge-
bremst – bereit ist für neue Einsatzgebiete.
„All-Mountain“ oder „Enduro“-Biking
heißt der dazugehörige Trend, der zwei
wesentliche Vorteile des Mountainbikens
verbindet: Fitnessgewinn und die Freude
am Downhill. Erobert werden die Berge
nach wie vor durch Muskelkraft, die Kür ist
dann allerdings das Hinunterfahren. Wege,
die bisher kaum befahrbar waren, lassen
sich mit einem All-Mountain-Bike – tech-
nische Erfahrung und Konzentration vor-
ausgesetzt – bezwingen.
Bergeroberung in beide Richtungen
Ein Ort, der sich dem Thema Trailbiken ver-
schrieben hat, ist Nauders am Reschenpass.
Im Dreiländereck Österreich, Italien und
Schweiz gelegen, ist man hier stolz auf das
nach allen Seiten hin offene Hochplateau
Plamort mit seinem einzigartigen Berg-
panorama. Auch das neue Bike-Highlight
der Region, die Dreiländer-Endurostrecke,
führt über dieses Bergidyll.
Der Ausgangspunkt der Endurostrecke
liegt an der Bergstation der Mutzkopf-
bahn in Nauders, die Abfahrten gestalten
sich variantenreich. Zunächst schlängelt
sich ein flacher, schmaler Pfad durch einen
Kiefernwald, danach führt der Trail
weiter über einen Forstweg zur Talstation
des Bergkastellifts. Hier und bei allen
anderen der insgesamt fünf Berglifte
Mein Tirol 29
der Tour bietet sich die Möglichkeit, die
Höhendifferenz wahlweise mit eigener
Muskelkraft oder per Lift zu überwinden.
Von der Bergstation aus führt ein Forstweg
zur Hochebene Plamort, die eine lohnende
Zwischenetappe der Tour darstellt. Auch
der weitere Trailverlauf der Dreiländer-
Endurostrecke ist voller Abwechslungen:
Er führt vorbei an Weltkriegs-Panzer-
sperren, dem Reschensee und über Schotter-
und Waldtrails, die sich abwechselnd sehr
entspannt und dann wieder technisch
herausfordernd präsentieren.
Hindernisse überwinden
Während der Abfahrten geht es vor allem
darum, mit dem Rad die Balance zu halten
und die eigenen Gedanken zu fokussieren.
Bei technischen Trails sind die Meter vor
dem Rad entscheidend, Konzentration ist
das Um und Auf: Wurzelpassagen müssen
mit Schwung überwunden werden, für
Geröllabschnitte oder Bachfurten braucht
es Fingerspitzengefühl beim Bremsen und
eine gute Körperbeherrschung. Sind die
ersten Unsicherheiten erst einmal über-
wunden, ist ein harmonischer Fahrfluss
die Belohnung: Dann sorgt jede geglückte
Ideallinie durch eine S-Kurve für ein
kleines Glückserlebnis. Die Abfahrten –
zuvor noch respekteinflößend – werden
zur spaßbetonten Herausforderung.
Und Spaß hat man mit Sicherheit gehabt,
wenn man auf der Dreiländer-Enduro-
strecke vorbei an Bergseen und entlang
einer der schönsten Routen der Region
schlussendlich wieder in Nauders ange-
kommen ist. Hier folgt auf die Konzen-
tration dann Entspannung. Die Freude,
hoch in den Bergen Fitness getankt
zu haben, und der Stolz auf die eigene
Geschicklichkeit sind die Belohnung für
ein intensives Rad-Erlebnis.
Dreiländer-Endurostrecke Nauders
Die von Ende Mai bis Ende Sep-
tember befahrbare Strecke lässt
sich an jeder Talstation der fünf
beteiligten Lifte beginnen. Mit
Bahnunterstützung kann die rund
38 Kilometer lange Dreiländer-
Endurostrecke mit ihren 23
Kilometern Abfahrten in rund
fünf Stunden bewältigt werden.
Will man sich die rund 2.800
Höhenmeter selbst erradeln, wird
die Dreiländer-Endurostrecke zur
Tagestour. Ambitionierte Trailbiker
kommen in und um Nauders in
den Genuss von 15 Singletrails auf
rund 80 Touren in unterschiedlichen
Schwierigkeitsgraden.
–
Sport & Aktiv ›
Konzentration ist
das Um und Auf
Beim Trailbiken müssen immer wieder
knifflige Wurzelpassagen überwunden
werden – Konzentration und eine gute
Körperbeherrschung sind dabei gefragt.
30 Mein Tirol
zu richtigem Handeln in Notsituationen
und im Falle von Materialdefekten. Wir
betreiben aktive Bewusstseinsbildung und
wollen zu mehr Eigenverantwortung ani-
mieren.
Wer kann daran teilnehmen und welche
Voraussetzungen muss man mitbrin-
gen? Mitmachen können Enduro Rider,
Freerider oder einfach nur Singletrail-
Fans. Man sollte Interesse am Befahren von
Trails haben und Mountainbike-Erfahrung
mitbringen. Außerdem braucht man auch
ein gut gewartetes Full-Suspension Bike,
welches aber an den jeweiligen Locations
auch ausgeliehen werden kann.
Was macht den Reiz eines engen, mit
Wurzeln gespickten Trails aus und wie
lernt man, dort sein Bike zu beherr-
schen? Balance, Konzentration, Mut und
das Lesen des Untergrunds sind nur einige
Eigenschaften, die beim Riden auf Trails
geschult werden. Das wirkt sich nicht nur
in der Produktion von Glückshormonen
aus, sondern fördert auch die Leistung im
Alltag und im Beruf. Mountainbiken ist
eine technisch extrem komplexe Sport-
art und wie beim Skifahren wird es in
Zukunft als selbstverständlich gelten,
dass man als Einsteiger einen Fahrtechnik-
kurs in einer Bikeschule belegt. Es geht ja
dabei auch um die Sicherheit und Unfall-
verhütung.
Vielen Dank für das Gespräch.
Welches Ziel verfolgen die SAAC Bike
Camps und was vermitteln sie? Wir be-
handeln vor allem Sicherheitsaspekte beim
Mountainbiken in den Alpen. Die Teilneh-
mer erhalten Tipps zur richtigen Fahrtech-
nik und nachhaltigem Verhalten im alpinen
Raum. Außerdem geben wir Ratschläge
Sicher am BikeInterview Daniel Naschberger
Kurt Exenberger
Mountainbike-Nationalteamtrainer
Er ist Mountainbike-Nationalteamtrainer und
Head-Guide der SAAC Bike Camps, in denen
staatlich geprüfte Mountainbike-Trainer ihr
Wissen an Singletrail-Fans weitergeben. Im In-
terview erklärt Kurt Exenberger, für wen diese
Camps gedacht sind und was die Idee dahinter ist.
–
Mein Tirol 31
In den Tiroler Bergen gehen Mountain-
bikern die Ideen nicht so schnell aus.
Kein Wunder, bei über 5.600 Kilome-
tern an abwechslungsreichen Bergstre-
cken und spektakulären Trails. Seit
neuestem kann die Tiroler Bergwelt
nun auch in einem Stück durchfahren
werden – und zwar mit Seilbahnun-
terstützung. Weil 670 Kilometer und
25.000 Höhenmeter im Anstieg selbst
für echte Beißer einmal etwas zu viel des
tirol in einem Stück Text Matthias Krapf
Guten sein können, lassen sich 12.000
Höhenmeter der Strecke ganz nach Lust
und Laune mit einer der 18 Bergbahnen
bewältigen. Die Bikeschaukel Tirol ver-
läuft auf 15 Tagesetappen von Nauders
im Tiroler Oberland bis nach Walchsee
ganz im Osten des Landes.
Alle Informationen zur neuen Bike-
schaukel Tirol:
www.tirol.at/bikeschaukel
Sport & Aktiv ›
–
Nauders
Seefeld in Tirol
Innsbruck
Lienz
Fulpmes
Steinach am Brenner
Schwaz
Pertisau
Alpbach
St. Johann in Tirol
Walchsee
Westendorf
Kirchberg
Landeck
Imst
Ehrwald
32 Mein Tirol
Sie waren zu Beginn Ihrer Karriere
Langstreckenläufer und Teilnehmer bei
den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta.
Warum sind Sie schließlich zum Berg-
läufer geworden? Ich war lange in der
Leichtathletik und als Straßenläufer aktiv.
Begonnen habe ich jedoch in jungen Jahren
mit Crosslauf. Der Berglauf hat mich qua-
si wieder zurück zu den Wurzeln geführt,
ich wollte wieder mehr inmitten der Natur
Worin liegt die Faszination des Berg-
laufs? Es ist eine sehr ursprüngliche Sport-
art und eigentlich überaus einfach zu be-
treiben. Es gibt ja im Grunde nur dich – du
bist auf dich allein gestellt, treibst dich un-
ermüdlich an und forderst dich selbst bis an
die Grenzen heraus. Und das Ganze machst
du an einem wunderschönen Ort, auf den
Bergen, an der frischen Luft, in der Natur.
Für mich ist das die perfekte Kombination.
„Du forderst dich selbst bis an die Grenzen heraus“
Interview Daniel Naschberger
Jonathan Wyatt
Mehrfach-Weltmeister im
Berglaufen
Er ist sechsfacher Weltmeister und
seit Ende der 1990er die schillernds-
te Persönlichkeit im internationalen
Berglauf. Der Neuseeländer Jona-
than Wyatt erzählt von der Faszi-
nation seiner Sportart, körperlichen
Herausforderungen und seinem Ver-
hältnis zu Tirol.
sein. Ein Freund hatte Mitte der 1990er die
Idee, dass ich doch an einem Berglauf-Ren-
nen teilnehmen sollte – ich machte gerade
eine Auszeit von der Leichtathletik und
dachte mir, warum nicht.
Das Rennen habe ich sogar gewonnen. Da-
nach hat man mich gefragt, wie es mit einer
Teilnahme an der Weltmeisterschaft wäre.
Und der Rest ist Geschichte.
Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückbli-
cken. Überrascht es Sie, dass sie derart
erfolgreich waren? Die größte Überra-
schung für mich ist eigentlich, dass ich mei-
ne Karriere so lange fortgesetzt habe. Denn
als ich mit Berglauf begann, war ich bereits
etwas trainingsmüde nach den vielen Jah-
ren in der Leichtathletik. Aber dieser Sport
hat mich wieder so motiviert, dass ich un-
bedingt weitermachen wollte. Es ist leicht,
etwas zu tun, das man liebt.
Worin liegen die Unterschiede in den
körperlichen Anforderungen zwi-
schen „normalem“ Laufen und Berg-
laufen? Beim Berglauf muss man zu Be-
ginn sehr geduldig sein, es braucht Zeit,
sich an das Hinauflaufen zu gewöhnen.
Es ist wichtig, einen guten Rhythmus zu
finden und den Lauf nicht zu schnell an-
zugehen. Man muss seinen Körper auch
darin trainieren, auf unebenem, teilweise
rutschigem Untergrund zu laufen – die
Stabilität kommt erst mit der Zeit.
Mein Tirol 33
Welche Tipps haben Sie für Berglauf-
Neulinge parat? Österreich – und im
Speziellen Tirol – ist der ideale Platz,
quasi die Heimat des Berglaufs: Man ist
schnell in der Natur und findet zahlrei-
che perfekte Strecken vor. Einsteiger soll-
ten sich Schritt für Schritt an die Sport-
art herantasten, sich Ziele setzen und auf
diese hinarbeiten.
Wie bei jeder Sportart ist das regelmäßi-
ge Training entscheidend. Man beginnt
langsam über relativ kurze Distanzen,
wechselt zwischen Laufen und Gehen ab
und steigert sich mit zunehmender Fit-
ness sukzessive. Manche glauben, wenn
sie im Flachen über lange Distanzen lau-
fen können, gelingt ihnen das auch gleich
am Berg – das klappt natürlich nicht.
Wie ist Ihre Beziehung zu Tirol? Hier
habe ich die meisten meiner Rennen be-
stritten und große Erfolge gefeiert. In
Tirol werden einige der attraktivsten Be-
werbe ausgetragen, etwa der Kitzbüheler
Hornlauf oder der Schlickeralmlauf in
Telfes. Zu Beginn meiner Karriere trai-
nierte ich einige Sommer hintereinander
in Leutasch, die dortigen Strecken und
die Landschaft am Seefelder Plateau sind
wunderschön und begeistern mich nach
wie vor.
Vielen Dank für das Gespräch.
Berglauf-events in tirol
–
Jonathan Wyatt beim Schlickeralmlauf im
Stubaital und bei der Tour de Tirol (links).
Juli
Schlickeralmlauf
Der erste Berglauf in Telfes wurde 1988
ausgetragen, 1990 und 1996 fand hier
jeweils die Weltmeisterschaft statt. Von
5. bis 7. September 2014 ist das Stubaital
Schauplatz der 14. World Masters für
Senioren (35 bis 79 Jahre).
August
Glungezer Berglauf
Österreichs schwerster Berglauf geht
2014 in seine vierte Auflage. Der Start
erfolgt an der Karlskirche in Volders.
Dann schlängelt sich die Strecke über
2.120 Höhenmeter auf den Glungezer-
gipfel.
Harakiri Berglauf
Nach einer schöpferischen Pause kehrt
der Harakiri Berglauf 2014 spektakulär
zurück. In Zusammenarbeit mit dem
Zillertaler Profiläufer Markus Kröll
wurde ein neues Konzept erarbeitet.
Kitzbüheler Hornlauf
Der Hornlauf ist weltweit einer der
härtesten Bergläufe. Bis zum Gipfel
auf 1.996 Metern bewältigen Athleten
12,9 Kilometer, 1.234 Höhenmeter und
Steigungen von bis zu 20 Prozent.
Noch mehr Highlights auf
www.sport.tirol.at
34 Mein Tirol
Wenn Berge Geschichten erzählen
Eine zu Stein erstarrte Königin, ein schlafender Kaiser, zu
Felsen gewordene Ritter und die Kanzel des Teufels: Zahlreiche
Sagen und Mythen ranken sich um die Tiroler Berge.
Text Sylvia Ainetter
Frau Hitt
In vorgeschichtlichen Tagen lebte die Rie-
senkönigin Frau Hitt und herrschte über
ein blühendes, fruchtbares Land – ge-
nau dort, wo heute Innsbruck liegt. Frau
Hitt war eine kaltherzige, hochmütige
Person, die niemanden liebte außer ih-
ren Sohn Hagen. Als dieser eines Tages
durch eine selbstverschuldete Dummheit
in den Sumpf fiel, wies die Königin ihre
Untertanen an, ihren Sohn mit weichen
Brotkrumen zu säubern, damit seine Haut
möglichst zart bleibe. Doch schon zog ein
schrecklicher Sturm auf, es donnerte und
blitzte und als das Gewitter endlich vorbei
war, war vom fruchtbaren Land nur karge
Felslandschaft übrig geblieben. Hoch oben
auf einem der Felsen steht noch heute die
zu Stein erstarrte Frau Hitt.
Die Frau Hitt liegt auf 2.270 Metern Seehöhe
und ist ein Gipfel der Innsbrucker Nordkette,
der südlichsten Gebirgskette des Karwendel.
Kaiserkopf
Vom Süden aus erkennt man die Gestalt
des Kaisers am besten: Der Kopf liegt
zwischen Treffauer und Ellmauer Haltspitze,
hinter ihm führt die rote Rinne hinauf.
Mein Tirol 35
Sport & Aktiv ›
Serles
Auf einem Schloss hoch über dem Wipptal
herrschte einst König Serles, der seine Un-
tertanen bedrückte. Der Riese war grausam
und schreckte vor keiner Gräueltat zurück.
Eines Tages jagte er mit seinen beiden Söh-
nen, beide so hartherzig wie ihr Vater, über
die Wiesen und Felder, ohne das reifende
Korn zu beachten. Auch das Flehen des al-
ten Bauern, dessen Ernte eben zerstampft
worden war, rührte Serles und seine Söhne
nicht. Mit Spott jagten sie den Bauern da-
von. Der aber stieß einen Fluch aus und der
Himmel rächte die Untat: Ritter Serles und
seine Söhne erstarrten zur Strafe zu Stein.
Droben über dem Joch, wo einst die Burg
des Ritters stand, erhebt sich heute die drei-
teilige Serlesspitze.
Die Serles ist ein 2.717 Meter hoher Berg, der
wie eine „Felspyramide“ zwischen Stubaital
und Wipptal aufragt. Sie wird auch Waldrast-
spitze genannt.
Teufelskanzel
Auf dem markanten Felszacken in den
Schanzenwänden bei Kufstein soll einmal
der Satan gesessen sein, um von oben her-
ab dem Volk zu predigen. Mit seiner höl-
lischen Beredsamkeit predigte der Teufel
von der Steinkanzel aus und so kamen vie-
le Menschen vor das Stanser Waldele. Am
Ende seiner Predigt wollte der Teufel sei-
nen Worten besonderen Nachdruck verlei-
hen, nahm ein Beil und rief: „So wahr ich
diese Felskanzel mit drei Hieben umhaue,
so wahr sind meine Worte!“ Doch seine
Axthiebe richteten nichts gegen den harten
Fels aus. Als der Teufel sah, dass seine Prah-
lerei misslungen war, entfloh er. Die Zuhö-
rer aber versanken im Erdboden und sind
noch heute als Erdhügel, die sogenannten
„Tollbühl“, zu sehen.
Die Teufelskanzel ist ein 802 Meter hoher
Gipfel im Kaisergebirge und liegt zwischen
Kufstein und Ebbs.
Frei nach „Die schönsten Tiroler
Sagen“, ausgewählt und erzählt von
Karl Paulin, Pinguin Verlag
Kaisergebirge
„Lange, wenn ich es nicht mehr bin, wirst
du noch, Kaiser sein“, rief seinerzeit der
vorbeireisende Kaiser Karl der Große
beim Anblick des Kaisergebirges. Droben
in der Felseinsamkeit soll heute der Kaiser
im Tode ruhen, seine Krone – die schief
geneigte Ellmauer Halt – sinkt ihm vom
Haupt, die Hände hält der Kaiser gefal-
tet auf der Brust. Und die drei Riesen des
Scheffauers halten Wache.
Zwischen Kufstein und St. Johann in Tirol
befindet sich das Kaisergebirge. Die zwei mar-
kantesten Gebirgszüge sind der Wilde und der
Zahme Kaiser. Der höchste Gipfel ist der Ell-
mauer Halt mit 2.344 Metern, daneben liegt
der 2.166 Meter hohe Kaiserkopf.
Weitere Sagen und Mythen rund um
Tirols Bergwelt:
www.sagen.at
36 Mein Tirol
„Hut ab, dass du dich da raufgekämpft hast”
Treffen sich zwei erfolgreiche Profisportler, gibt es viel zu
erzählen – vor allem wenn zwischen ihnen 13 Jahre an
Erfahrung liegen. Kletter-Weltmeister Jakob Schubert lud
Christoph Bieler, Olympiasieger und Weltmeister in der
Nordischen Kombination, zur gemeinsamen Felsbegehung.
Text Daniel Naschberger
treffen der Generationen auf der Engels-
wand bei Tumpen im Ötztal: Auf der
einen Seite „Jungspund“ Jakob Schu-
bert, der mit gerade einmal 23 Jahren zu den
weltbesten Kletterern zählt und noch einen
steilen Karriereweg vor sich hat – und auf
der anderen Seite „Haudegen“ Christoph
Bieler, der mit 36 schon alles erfahren hat,
was das Leben eines Spitzensportlers aus-
macht, und schön langsam an den Ausklang
seiner Profisport-Laufbahn denkt.
Die Profis stehen vor der Route namens
„Quasimodo“, die Schubert für die Kletter-
partie der beiden ausgewählt hat. „Ich habe
für Christoph ein Gebiet mit einfacheren
Routen herausgesucht. Wir wollen es ja
nicht übertreiben“, erklärt der Vorstiegs-
Weltmeister von 2012. Bieler beäugt den
Fels trotzdem mit einiger Skepsis: „Ich war
früher in der trainingsfreien Zeit häufiger
klettern, aber inzwischen gehe ich aus fa-
miliären Gründen kaum noch. Das wird
schon eine ziemliche Herausforderung.“
Herausforderung angenommen
Jakob Schubert meistert „Quasimodo“ pro-
blemlos und sprintet dabei förmlich über
das Gestein nach oben. In diesem Fall im
Vorstieg, seiner Paradedisziplin. Am höchs-
ten Punkt der Route angekommen, hängt er
das Seil ein und lässt sich dann nach unten
gleiten. Jetzt ist die Zeit für Christoph Bie-
ler gekommen: Er kann nun „Toprope“ klet-
tern, Schubert sichert ihn dabei vom Boden
aus. Der Wintersportler schlägt sich in der
Wand unter den Anweisungen Schuberts
überaus beachtlich – wenn auch verständ-
licherweise nicht in dem Tempo, das der
Kletterprofi vorgelegt hat.
Nachdem Bieler die Route bezwungen hat
und sichtlich erleichtert auf den Boden zu-
rückgekehrt ist, heißt es erst einmal durch-
atmen. „Da waren einige tückische Stellen
dabei und es wird einem wieder bewusst,
was die besten Kletterer so leisten“, betont
der Olympiasieger, der danach noch so ei-
nige Fragen hat …
Christoph Bieler: Jakob, was mich na-
türlich zunächst einmal brennend in-
teressiert: Habe ich mich auf der Wand
wenigstens halbwegs wacker geschla-
gen? Aber bitte sei ehrlich ...
Jakob Schubert: Ja, auf jeden Fall, du hast
eine ziemlich gute Leistung abgeliefert. Ich
muss auch zugeben, dass ich eine etwas zu
schwierige Route für einen Gelegenheits-
kletterer ausgesucht habe, ich habe mich
Mein Tirol 37
Sport & Aktiv ›
selbst ja nicht so leicht getan. Die war tech-
nisch sehr anspruchsvoll – also Hut ab, dass
du dich da raufgekämpft hast.
Gefühlt habe ich mich nicht allzu gut,
muss ich jetzt ehrlich zugeben. Aber
wenn du das sagst, bin ich schon zu-
frieden. Wie hast du eigentlich mit dem
Klettersport begonnen? Als ich zwölf
Jahre alt war, hat mich mein Taufpate
zum ersten Mal in eine Kletterhalle mit-
genommen. Das hat mir gleich richtig viel
Spaß bereitet, deshalb bin ich danach im
Wochenrhythmus in Innsbruck Klettern
gegangen. Irgendwann hat man mich dort
gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ins Team
hineinzuschnuppern – und dann bin ich
dabei geblieben.
Und so bist du auch zu den ersten Wett-
kämpfen gekommen? Genau. Sobald ich
in diesem Wettkampfteam dabei war, ka-
men schon automatisch die ersten Bewerbe.
Was hat dir damals schon besonders am
Klettern gefallen und was fasziniert
dich heute noch? Ich habe als Jugendlicher
zunächst parallel auch Fußball gespielt,
aber Klettern hat es mir schließlich mehr
angetan. Beim Fußball habe ich mich wäh-
rend der Trainingseinheiten immer durch-
beißen müssen und nur aufs Match gefreut,
beim Klettern war das anders – das lag
vor allem am tollen Gemeinschaftsgefühl,
das wir in den Trainings aufgebaut haben.
Was mich heute noch fasziniert, ist die Ab-
wechslung: Es gibt viele Disziplinen wie
Vorstieg, Bouldern, Mehrseillängenrouten,
man kann am Fels oder in der Halle unter-
wegs sein. Langweilig wird Klettern nie.
Tirol ist für seine gewaltigen Kletter-
routen bekannt. Welche Tipps hast du
für Hobbykletterer – Einsteiger wie
Fortgeschrittene – parat? Gerade die
Kletterer, die sich sogar Trainingspläne er-
stellen und die Technik der Profis imitieren
wollen, sollten zu Beginn einfach so oft wie
möglich klettern und das machen, wozu sie
am meisten motiviert sind. Motivation ist
das Um und Auf, wenn man sich verbessern
will.
Ein motivierendes Ziel für mich ist es
zum Beispiel, eine Route bis zum Ende
zu klettern. Ja, das kann eines sein. Wich-
tig ist auf jeden Fall, sich nicht immer zu
einem Training zu zwingen, sondern dem
nachzugehen, wozu man am meisten Lust
hat.
Jakob Schubert (rechts) gehört zur
internationalen Kletterelite im Bouldern
sowie im Vorstieg. Er ist dreifacher Jugend-
Weltmeister, 2012 sicherte er sich bei den
Herren den WM-Titel im Vorstieg.
Christoph Bieler (links) ist seit 1996 im
Weltcup der Nordischen Kombinierer aktiv.
Mit dem österreichischen Team holte er bei
Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften
zwei Gold- und zwei Bronzemedaillen.
›
38 Mein Tirol
Wo befinden sich deine Lieblingsrouten
in Tirol? Wir Tiroler haben das Glück, mit
unzähligen hervorragenden Felsen aus-
gestattet zu sein. Es gibt so viele Orte, an
denen man optimale Bedingungen vorfin-
det. Ein Beispiel ist die Engelswand hier im
Ötztal. Ich bin sehr gerne in unseren Tälern
unterwegs, so gibt es etwa auch im Ziller-
tal etliche Gebiete und Routen, die mich
reizen. Auch der Schleierwasserfall in der
Nähe von Kitzbühel ist ein Traum.
Du bist ja immer noch ein sehr junger
Athlet, hast aber schon einige große Er-
folge gefeiert. Was war das damals für
ein Gefühl, als du 2012 WM-Gold geholt
hast, also mit 21 Jahren der Beste der
Welt warst? Das war absoluter Wahnsinn,
an den Moment erinnere ich mich immer
wieder sehr gerne zurück. Mir war damals
zwar im Vorfeld klar, dass ich Chancen auf
den Titel habe, aber beim Wettkampf ist
das, wie du ja selbst weißt, eine ganz eige-
ne Sache. Im Weltcup muss man Konstanz
beweisen, aber bei einer Weltmeisterschaft
genau an dem einen Tag die beste Leistung
abrufen. Ein kleiner Fehler kann das Aus
zur Folge haben. Dass es für mich gleich am
Anfang meiner Karriere geklappt hat, be-
deutet mir sehr viel.
Klettern ist also nicht nur technisch und
körperlich herausfordernd, sondern
auch mental. Ja, ziemlich. Besonders im
Wettkampfklettern ist der mentale Aspekt
überaus wichtig – wenn ich beim Vorstieg
einmal wegrutsche, habe ich meine Chance
schon vertan. Bei meinem Weltmeistertitel
in Paris war ich einfach so fokussiert, an
dem Tag ist alles aufgegangen.
Du verbringst natürlich sehr viel Zeit
beim Klettern. Was machst du nebenbei?
Ein guter Zeitausgleich ist mein Wirt-
schaftsstudium in Innsbruck, das möchte
ich bald einmal mit dem Bachelor abschlie-
ßen. Ansonsten betreibe ich nebenbei viel
Sport wie Tennis oder Basketball und
schaue auch gerne alle möglichen Sportver-
anstaltungen im Fernsehen an – dich sehe
ich also auch öfters.
Schön zu hören. Wie ist denn als
Sommersportler dein Verhältnis zum
Wintersport? Jeder Tiroler hat einen
gewissen Bezug zum Wintersport. Ich
fahre seit meiner Kindheit Ski und Snow-
board und gehe inzwischen gerne auch
Skitouren.
Hältst du dich im Winter nur mit Ski-
fahren und Skitouren fit? Wie schaut es
mit Langlaufen aus? Langlaufen war ich
bislang nur selten – auch wenn es Spaß ge-
macht hat.
Nordische Kombination möchtest du
aber lieber nicht ausprobieren, oder? Ich
weiß nicht so recht. Letztes Jahr haben wir
mit dem Kletterteam einen Biathlon be-
stritten, das war sehr witzig. Auf die Schan-
ze zu gehen, wäre vermutlich der nächste
Schritt – aber da muss ich mich mental
doch länger darauf vorbereiten.
Es wäre eine super Geschichte, wenn
wir im Winter auch einmal etwas
zusammen machen könnten. Vielen
Dank für das tolle Erlebnis – auch
wenn es etwas frustrierend ist, wenn
man sieht, wie leichtfüßig du die Wand
raufläufst. Ich hoffe, ich kann dir im
Winter etwas auf der Loipe zurückge-
ben. Bitte gerne. Die Einladung nehme ich
natürlich an und freue mich schon
darauf.
Fortsetzung folgt
Im Jänner 2014 trafen sich die beiden
Profisportler auf der Loipe – dort holte
sich Kletterer Jakob Schubert Lang-
lauf-Tipps von Christoph Bieler. Zu
lesen in MEIN TIROL zum Bergwinter
2014/15.
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40 Mein Tirol
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Allgemein
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Adlerweg
Die acht alpinen Etappen von Tirols be-
kanntestem Weitwanderweg.
www.tirol.at/adlerweg
Alpenverein
Umfangreiches Infoportal des Österreichi-
schen Alpenvereins.
www.alpenverein.at
Bergpartner gesucht?
Online-Community Mountix.com: Berg-
partner suchen und finden.
www.mountix.com
Allgemein
Die Top-Regionen zum Mountainbiken,
qualitätsgeprüfte Unterkünfte sowie Infos
zu Bikeparks und Singletrails.
www.tirol.at/mountainbiken
Bikerouten
Mehr als 180 Bikerouten im Portrait, un-
ter anderem sortierbar nach Streckenlänge,
Fahrzeit, Höhenunterschied.
www.tirol.at/bikerouten
Bike Trail Tirol
Alles über den Bike Trail Tirol, den längs-
ten zusammenhängenden Mountainbike-
Rundkurs der Alpen
www.tirol.at/bike-trail-tirol
SAAC Bike Camps
Tipps von Mountainbike-Profis zur
richtigen Fahrtechnik und zum Thema
Sicherheit.
www.saac.at
Handbike-Routen
Mountainbiken mit Handicap: die 19
geprüften Tiroler Handbike-Routen im
Überblick.
www.tirol.at/handbike-routen
KletternBergsteigenmountainbiken
Mein Tirol 41
Wildwassersport
Top-Pauschalen
Die besten Angebote: speziell für Moun-
tainbiker.
www.tirol.at/bikeangebote
Pauschalangebote für den Kletterurlaub.
www.climbers-paradise.com
Angeboteevents
!
Sport & Aktiv
Rafting
Die Tiroler Raftinganbieter im Überblick.
www.tirol.at/rafting
Canyoning
Alles zum Canyoning in den schönsten
Schluchten Tirols.
www.tirol.at/canyoning
Sport.Tirol
Weil auch das Zusehen Spaß macht: die
Event-Highlights des Sommers.
www.sport.tirol.at
Mit dem Bike hinauf in luftige Höhen –
und das ganz ohne Anstrengung. Möglich
machen es die Sommerbergbahnen mit
Mountainbike-Transport.
42 Mein Tirol
natur & Gesundheit
Mein Tirol 43Mein Tirol 43
Tirol fühlen Seite 42
Wo die wilden Kerle
fahren Seite 44
Gute Aussichten Seite 46
Bergradeln mit Energie Seite 48
Freiwilligen-Arbeit
im Urlaub Seite 52
Bergdoktor trifft Alpenarzt Seite 54
Tipps & Infos Seite 58
Panoramablick entlang des Zirbenwegs
natur & Gesundheit
44 Mein Tirol
–
der Bewegung, Ort und Dauer. Auch feste
Verabredungen zum Sport können helfen
durchzuhalten: Denn einer Freundin, die
sich schon die ganze Woche auf die Zum-
ba-Stunde freut, sagt man nicht so leicht
ab. Oft muss es aber nicht gleich ein fixes
Trainingsprogramm sein: Auch mehr Be-
wegung in den Alltag einzuplanen, bewirkt
schon viel.
Welche Rolle spielt die Natur? Eine
ganz große! Studien bestätigen, dass ein
Spaziergang in der Natur erholsamer ist als
in der Stadt. Das bezieht sich nicht nur auf
das subjektive Empfinden, sondern ist auch
objektiv anhand des Cortisol- und Adre-
nalinspiegels messbar. Bei der Bewegung
in den Bergen kommen aber noch andere
Aspekte hinzu: die schöne Umgebung etwa
oder auch das Glücksgefühl, wenn man
oben auf der Hütte ankommt. Der Blick
hinunter ins Tal erzeugt ein einzigartiges
Freiheitsgefühl. Dann ist es auch egal, wenn
man vier Stunden im Schneckentempo hi-
naufgewandert ist. Dieselbe Belastung auf
dem Sportplatz macht bei weitem nicht so
glücklich.
Was steckt hinter dem neuen Programm
„Tirol bewegt“? Wir möchten einen Urlaub
in den Bergen anbieten – speziell für Men-
schen, die sich zu wenig bewegen. Die Aktiv-
wochen sollen ein Kick-off für ein beweg-
teres Leben sein. Die Gründe für mangelnde
Bewegung sind ganz unterschiedlich: Zeit-
mangel oder auch das Unwissen, welche
Bewegungsform geeignet ist. Häufig be-
troffen sind Familien mit kleinen Kindern
oder Menschen, die viel arbeiten. Aber sie
merken oft, dass im Alltag etwas fehlt und
möchten etwas ändern. Dabei wollen wir
ihnen helfen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Worauf müssen Bewegungsmuffel
achten, wenn sie wieder mit Sport be-
ginnen? Wichtig ist, etwas zu finden, das
Freude bereitet und Spaß macht. Außerdem
sollte man gerade zu Beginn nicht zu inten-
siv trainieren. Manche Trainingsprogram-
me wie etwa Spinning sind für Anfänger
weniger geeignet. Aber mit einem Trai-
ner, der unterschiedliche Varianten und
Schwierigkeitsstufen anbietet, ist auch das
möglich.
Wie besiege ich den „Schweinehund“
dauerhaft? Es gibt einige Tricks, die nicht
ganz neu, aber trotzdem wirkungsvoll sind:
Bewegungseinheiten sollte man immer fest
in den Terminkalender einplanen – und
zwar detailliert mit genauer Uhrzeit, Art
„Bewegung in der natur macht glücklich“
Interview Sylvia Ainetter
Dörte Kuhn
Bewegungstherapeutin
Sie ist Bewegungstherapeutin und Heilpraktikerin
und will mit einem neuen Angebot in den Bergen
Bewegungsmuffel motivieren, Sport zu machen.
Der Lanserhof nahe Innsbruck:
ein Ort der Ruhe und Kraft.
Mein Tirol 45
natur & Gesundheit ›
Vom Keimen bis zum Fallen
Der geschlossene Zirbenwald oberhalb von
Jerzens schützt den Ort seit seiner Ent-
stehung vor Lawinen und Muren. Nicht
zuletzt deswegen spielt die Zirbe mit ihrem
vielfältigen Wirkungsspektrum eine wich-
tige Rolle im Pitztal. Die Ausstellung „Die
Zirbe – Grenzgängerin mit Talenten“ ent-
führt in die faszinierende Welt der Zirbe.
www.pitztal.com
Detoxing in Lans
Den Körper von unnötigem Ballast befreien:
Das lansdetox-Reinigungsprogramm im
Lanserhof beinhaltet eine abgestimmte Diät,
therapeutische Maßnahmen und einen
Mix aus Peelings, Bädern und Massagen.
Dafür wurde der Lanserhof bei Innsbruck
bereits mehrfach mit dem „European
Health and Spa Award“ ausgezeichnet.
www.lanserhof.at
Natur neu entdecken
Der Schaukräutergarten am Biobauern-
hof der Familie Buchhammer in Kauns ist
immer einen Besuch wert: Ein Meer
aus Düften und Geschmäckern wartet
hier auf Besucher. Neben Kräuterspezi-
alitäten bietet Verena Buchhammer auch
Rundgänge und Workshops zur Herstel-
lung von Teemischungen und Sirupen an.
www.kaunergrat.at
Kurz & gut
46 Mein Tirol
Pünktlich um 9.30 Uhr erwartet uns
Kitz-Mountain Guide Susi Cufer bei
der Talstation der Hahnenkammbahn.
Die Streif kennt sie wie ihre Westentasche
– im Winter wie im Sommer. Dreimal pro
Woche ist Cufer oder einer ihrer Kollegen
zwischen Juni und Oktober mit Wanderern
und Skifans auf der wohl bekanntesten al-
pinen Rennstrecke der Welt unterwegs. Die
kostenlos geführten Wanderungen über je-
nen Hotspot der Skiwelt, der alljährlich im
Winter Tausende Besucher in die Gamsstadt
lockt, erfreuen sich größter Beliebtheit.
Warum, wird schnell klar: Denn Susi Cufer
unterhält mit viel Witz und liefert etliche
Anekdoten und jede Menge Wissenswertes
rund um die Streif und ihre Geschichte.
So erfahren wir gleich zu Beginn, dass die
Abfahrt ihre Bezeichnung aufgrund des
gleichnamigen Almgebietes erhalten hat.
Diese kleine Geschichte und noch viele
weitere werden die rund drei Stunden an
Gehzeit – Skifahrer benötigen auf ihrem
wilden Ritt übrigens nicht ganz zwei Minuten
– fast wie im Flug vergehen lassen. Aber der
Reihe nach.
Beginn der Streif-Reise
Nach der Auffahrt mit der Hahnenkamm-
bahn heißt es erst einmal frische Bergluft
inhalieren und den herrlichen Ausblick ge-
nießen. Susi Cufer führt uns zur Aussichts-
Wo die wilden Kerle fahren
Keine Frage – die „Streif“ im mondänen Kitzbühel zählt zu
den berühmtesten Skiabfahrten der Welt. Dabei hat die Strecke
auch als sommerliche Wanderung ihre Reize.
Text Daniel Naschberger
plattform KitzPanorama, von wo aus wir
unter anderem die ganze Stadt, den Wilden
Kaiser oder den Schwarzsee erblicken können.
Gegenüber erhebt sich das imposante, fast
2.000 Meter hohe Kitzbüheler Horn.
„Dort begründete Pionier Franz Reisch
1893 mit seiner ersten Skitour Kitzbühels
späteren Status als Mekka des Skisports.
Ab 1895 fanden regelmäßig Rennen statt,
seit 1931 werden sie am Hahnenkamm aus-
getragen“, erzählt unser Kitz-Mountain Guide.
Auf zum Start
Wir spazieren zum Starthaus auf 1.665 Metern.
Das Innere der relativ kleinen Hütte erzählt die
Historie der Hahnenkammrennen mit Texten
und Bildern – außerhalb sprechen die Wie-
senflächen, Bäume und ausgedehnten Wan-
derwege für sich. Steil wirkt die Streif von
hier aus definitiv, der Kurs, den die Fahrer
bergab nehmen, lässt sich aber nur erahnen.
„Im Sommer sieht man kaum etwas von der
Strecke, Begrenzungszäune und derglei-
chen werden an fast allen Abschnitten ent-
fernt“, erläutert Cufer.
Jetzt fühlen wir uns also für einen kurzen
Moment wie die weltbesten Skifahrer, die
im Starthaus ihren ganzen Mut zusammen-
nehmen und sich dann nicht selten mit ei-
nem inbrünstigen Schrei hinausbefördern
– und die Wanderung geht los.
Kitz-Mountain Guide Susi
Cufer kennt die Streif wie
ihre Westentasche. Beim
„Lärchenschuss“ erläutert sie
anschaulich den Streckenverlauf.
Im Winter schaut es auf der Streif so aus:
Hier springt Abfahrer Romed Baumann
gerade mutig über die Hausbergkante.
Mein Tirol 47
Starthaus
00:00:00
Höhenmeter bis ins Ziel: 860 Meter
Streckenlänge bis ins Ziel: 3.312 Meter
Susi Cufer: „Vom Start weg geht es rasant
dahin. Innerhalb von Sekunden erreichen
die Fahrer die höchste Beschleunigung der
gesamten Strecke und nach 160 Metern die
Mausefalle.“
Mausefalle
Fahrer 00:08:50
Wanderer 12:00:00
Die Mausefalle ist das steilste Stück der ge-
samten Strecke, 85 Prozent Gefälle verlan-
gen den Fahrern alles ab – außerdem wartet
hier der weiteste Sprung der Streif, bis zu 80
Meter geht es hinunter. „Toni Sailers Vater
Anton war früher Renndirektor und meinte
einmal, die Stelle wäre wie eine Mausefalle,
die im richtigen Moment zuschnappt – da-
her kommt angeblich der Name“, liefert Susi
Cufer eine weitere interessante Geschichte.
Steilhang
Fahrer 00:22:50
Wanderer 25:00:00
Diese Passage ist im Winter die eisigste
Stelle, extrem hohe Fliehkräfte entfalten
ihre Wirkung. Cufer: „Die Ausfahrt ist die
Schlüsselstelle für den Sieg.“ Die Wanderung
geht weiter zum Brückenschuss, es wird et-
was flacher.
Gschöss
Fahrer 00:39:30
Wanderer 45:00:00
Die Rennläufer müssen versuchen, mög-
lichst viel Geschwindigkeit in das flache,
lange Gleitstück mitzunehmen. Wir sind
unter Susi Cufers Führung nach wie vor mit
gemäßigtem Tempo unterwegs.
Alte Schneise
Fahrer 00:49:20
Wanderer 01:10:00:00
Der unruhigste Streckenteil liefert rasche
Gelände- und Lichtwechsel für die Abfahrer.
Die Seidlalm ist in Sichtweite.
Seidlalm
Fahrer 01:03:20
Wanderer 01:35:00:00
Die Hälfte der Strecke haben wir hinter uns
gebracht – Zeit für eine Stärkung auf der
urigen Alm mit ihren Tiroler Spezialitäten.
„Auf der Seidlalm wurde 1966 in geselliger
Runde die Idee für den alpinen Skiweltcup
geboren“, berichtet Cufer, während wir un-
sere wohlverdiente Jause genießen.
Lärchenschuss
Fahrer 01:15:50
Wanderer 02:00:00:00
Nach der Pause verfolgen wir den Weg der
tollkühnen Skistars weiter. Vom Seidlalm-
Sprung aus sieht der Fahrer nicht, wo er lan-
den wird, dann geht es ins zweite Gleitstück.
Hausberg
Fahrer 01:37:60
Wanderer 02:35:00:00
Jetzt wird es spektakulär. Kaum zu glauben,
was Mensch und Material an diesem tücki-
schen Teilabschnitt, den wir per pedes recht
gemütlich passieren, leisten müssen. „Der
Hausberg ist eine extreme Herausforderung.
Die Fahrer kommen mit müden Beinen hier-
her und müssen richtig kämpfen“, meint Susi
Cufer.
Zielschuss
Fahrer 01:59:70
Wanderer 02:50:00:00
Im Zielschuss erreichen die Rennläufer Ge-
schwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern
pro Stunde. „Wer durchhält, wird mit der
grandiosen Atmosphäre von 50.000 frene-
tischen Zuschauern belohnt. Die Abfahrer
werden vom sogenannten Hahnenkamm
Roar ins Ziel getragen“, schwärmt Susi Cufer.
Kurz darauf geht unsere Wanderung nach
860 informativ-sportlichen Höhenmetern
zu Ende.
Weitere Informationen:
www.kitzbuehel.com
natur & Gesundheit ›
–
48 Mein Tirol
Gute Aussichten
Um zu den schönsten Ausblicken und Panoramen
Tirols zu gelangen, muss man kein Bergsteiger sein.
Fünf außergewöhnliche Aussichtspunkte, die ganz ohne
Anstrengung erreicht werden können.
Text Sylvia Ainetter
Hafelekar in Innsbruck
Hoch über der Landeshauptstadt Innsbruck
– am Hafelekar auf 2.269 Metern – befindet
sich die Bergstation der Nordkettenbahn.
Nirgendwo sonst liegen Stadt und hochal-
pine Landschaft so nah beieinander. Von
dort oben eröffnet sich ein atemberaubender
Blick auf Innsbruck und hinein ins Kar-
wendel, auf das gesamte mittlere Inntal, die
Stubaier und Zillertaler Alpen und über das
Wipptal bis zu den Gipfeln der Dolomiten.
Einzigartig!
In nur zwanzig Minuten gelangt man von der
Innsbrucker Innenstadt hinauf ins hochalpine
Gelände. Mit den Nordkettenbahnen geht es
bis zur Hungerburg (besonders sehenswert: die
von Star-Architektin Zaha Hadid entworfenen
Bahnstationen) und von dort weiter auf die See-
grube (1.905 Meter) und schließlich aufs Hafelekar.
Die Gipfelplattform „Top of Tyrol“
in den Stubaier Alpen bietet einen
atemberaubenden Ausblick – und kann
sich dank ihrer besonderen Architektur
selbst auch sehen lassen.
Mein Tirol 49
natur & Gesundheit ›
–
Adlerblicke
Tirol aus dem Blickwinkel eines Ad-
lers erleben: Entlang des bekanntesten
Tiroler Weitwanderwegs, dem Adlerweg,
eröffnen 15 Aussichtspunkte, ausgestattet
mit speziellen Fernrohren, atemberau-
bende Panoramen. Die Fernrohre kön-
nen kostenlos benutzt werden und sind
mit modernster Technik ausgestattet: So
werden etwa Bergnamen und Informati-
onen zur Streckenführung des Adlerwegs
eingeblendet. Von jedem Aussichtspunkt
kann somit die Strecke bis zum nächsten
Adlerblick verfolgt werden.
www.tirol.at/adlerblicke
„Top of Tyrol“ am Stubaier Gletscher
Ein 360-Grad-Rundblick auf die Stubaier
Alpen, die Dolomiten bis hin zum Ortler-
massiv – Besuchern der Gipfelplattform
„Top of Tyrol“ wird in puncto Aussicht ei-
niges geboten. Die Plattform auf 3.210
Metern ist aber auch eine architektonische
Sehenswürdigkeit. Die Stahlkonstruktion
aus wetterfestem Cortenstahl fügt sich in
die felsige Landschaft ein, Stahlschwerter
kragen 9 Meter über die Felskante aus und
tragen einen Boden aus Gitterrosten. Ein
geschwungenes Geländer mit einem Hand-
lauf aus Lärchenholz folgt der Grundform
und betont die Dynamik.
Mit der Seilbahn erreicht man die Bergstation
Schaufeljoch auf 3.160 Metern. Nach etwa zehn
Minuten Fußmarsch gelangt man zur Platt-
form „Top of Tyrol“.
Zugspitze in Ehrwald
Die Zugspitze ist der Aussichtsberg
schlechthin, schließlich ist er der einzige
Gipfel seiner Größenordnung weit und
breit. Die beeindruckende Fahrt mit der
Tiroler Zugspitzbahn auf den höchsten
Berg Deutschlands (2.962 Meter) ist ein
Erlebnis für sich. Oben genießt man auf der
weitläufigen Aussichtsterrasse den unver-
stellten 4-Länder-Fernblick in die majes-
tätische Bergwelt) der Ostalpen. Bei klarem
Himmel sieht man den Großglockner
(3.798 Meter), den Piz Bernina (4.048
Meter) und sogar den Münchner Fernsehturm.
Die Talstation der Tiroler Zugspitzbahn liegt
im Westen Ehrwalds am Fuße des Wetter-
stein-Massivs auf 1.225 Metern. Die Bahn
überwindet einen Höhenunterschied von
1.725 Metern.
50 Mein Tirol
Bergradeln mit der extraportion energie
Text Sylvia Ainetter
Lust auf eine Mountainbike-Tour ohne zu große Anstrengung?
In Tirol bekommen auch Genussradler die Möglichkeit für eine Bergfahrt
auf zwei Rädern. E-Bikes machen’s möglich – zum Beispiel in den Kitzbüheler Alpen.
Bei einer E-Bike-Tour ergeben sich immer
wieder Möglichkeiten für eine kurze Rast.
Mein Tirol 51
e s ist Donnerstag, halb zehn. Draußen
scheint die Sonne, es ist noch ein we-
nig kühl. Heute steht E-Biken auf dem
Programm. Im Sportgeschäft direkt an der
Hopfgartner Bergbahnstation wartet be-
reits unser Bike-Guide. Anouk kommt ur-
sprünglich aus den Niederlanden, lebt aber
schon seit mehr als zwölf Jahren im Brixen-
tal. „Im Winter arbeite ich bei der Skischule
Alpin, im Sommer arbeite ich als Fahrrad-
Guide beim Bikeguiding Alpin“, erzählt sie,
„es ist ein großer Luxus, in dieser schönen
Natur arbeiten zu können.“ Und wie schön
es hier ist, sollen auch wir gleich hautnah
erleben.
Per, Angestellter im Sportgeschäft und
richtig sportbegeistert, bereitet die Räder
für uns vor und bringt uns Fahrradhelme.
Ich sitze das erste Mal auf einem E-Bike.
Die beiden anderen Teilnehmerinnen an
der geführten Tour kennen sich schon aus.
Reino und Ike aus den Niederlanden sind
Mutter und Tochter und verbringen ihren
Urlaub im Brixental. „Wir gehen wandern,
ein wenig baden und erholen uns hier sehr
gut“, erzählt Ike. Die E-Bike-Tour machen
sie schon zum zweiten Mal, „weil es uns so
gut gefallen hat“.
Unter Strom
Ich hingegen bin noch ein wenig skeptisch.
Das E-Bike sieht aus wie ein ganz normales
City-Bike. Und damit soll ich 500 Höhen-
meter den Berg hinauf fahren? Ein kleines
Plastikkärtchen am Lenker erklärt, wie das
„Flyer“-Bike funktioniert: Der On-Knopf
befindet sich an einem kleinen Display am
Lenker. Die Unterstützung des E-Bikes
lässt sich in drei Stufen verstellen: Standard,
High und Eco. Es ist auch möglich, den
250-Watt-Motor komplett abzuschalten.
Die Befürchtung, ich könnte noch mitten
im Laden losdüsen, bewahrheitet sich nicht.
Denn der Elektromotor greift erst dann,
wenn ich auch in die Pedale trete. „Der Mo-
tor dient als Unterstützung. Ein E-Bike ist
kein Mofa“, lacht Anouk. Ich bin fast ein
wenig enttäuscht.
Als wir alle mit Fahrradhelmen ausgestattet
sind, geht es los: Wir fahren über den Park-
platz der Bergbahn und werfen noch einen
letzten Blick auf die Pfarrkirche zum heili-
gen Jakobus und Leonhard. Die Barockkir-
che gilt als die schönste Tirols und wird von
den Hopfgartnern mit großem Stolz „Dom
des Brixentals“ genannt. Doch die lassen
wir jetzt hinter uns und fahren Rich- ›
Standard, High oder Eco? So
funktioniert ein E-Bike.
52 Mein Tirol
tung Salvenaland, einem beliebten Freizeit-
park. Der Badesee glitzert in der Sonne und
die ersten Schwimmer stürzen sich schon
ins Wasser. Uns ist noch nicht warm genug
für eine Abkühlung und wir fahren weiter.
Der Tacho verrät, dass wir mit 15 bis 20 Ki-
lometern pro Stunde unterwegs sind – und
das quasi ohne Anstrengung. Aber noch
geht es eben dahin. Zum Testen schalte ich
den Zusatzmotor aus – und merke prompt,
wie schwer die Pedale sich plötzlich treten
lassen. Ich schalte einen Gang hinunter
und komme kaum mehr mit der Gruppe
mit. Anouk lacht. „So ist es mir auch schon
gegangen. Ich wollte ja ursprünglich mit
meinem eigenen Fahrrad ohne Motor die
Touren führen. Doch da komme ich einfach
nicht mit.“
Gemütlich fahren wir auf einem Schot-
terweg Richtung Kelchsau. Immer wieder
bleiben wir stehen, Reino und Ike schießen
Fotos von dem beeindruckenden Alpenpa-
norama, das sich uns eröffnet. Beim ersten
Brunnen am Wegrand füllen wir unsere
Wasserflaschen auf und machen eine kurze
Rast. Direkt neben uns rauscht der Bach,
den wir gemütlich entlang radeln .
Eisige Badefreuden
Schlussendlich gelangen wir zur Haupt-
straße. Und nun? „Es hilft nichts, da müs-
sen wir jetzt ein Stück entlangfahren“, sagt
Anouk und radelt voraus. Die Straße steigt
ordentlich an und wir sind richtig froh um
die Unterstützung des Elektro-Antriebs.
Ein wenig anstrengend wird es aber jetzt
schon, denn der Motor nimmt uns das Tre-
ten ja nicht ab, sondern hilft uns nur dabei.
Wir sind immer noch mit 12 Kilometern
pro Stunde unterwegs. Die Spaziergänger
schauen überrascht, als wir zügig an ihnen
vorbeifahren. Als sie sehen, dass wir „moto-
risiert“ sind, lachen sie – und wir auch.
Die Straße endet in Kelchsau, einem Teil
Hopfgartens, der aber wie ein eigenes Dorf
wirkt. Kelchsau liegt auf 823 Metern und
beeindruckt durch kunstvoll verzierte alte
Bauernhäuser. Am Ende des „Dorfkerns“
gelangen wir an eine Mautstation und ei-
nen kleinen Speichersee. Inzwischen hät-
ten wir schon Lust, uns kurz abzukühlen.
„Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne schwim-
men gehen“, sagt Anouk, „aber der See hat
leider nur 12 Grad!“ Das ist uns dann doch
zu kalt. „Das letzte Mal hab ich zumindest
einen Zeh hineingesteckt. Eisig!“, erzählt
Ike und lacht, „aber vielleicht geh ich auf
dem Rückweg kurz hinein!“
Doch jetzt haben wir noch ein Stück des
Weges vor uns: Das Ziel unserer Tour ist die
Niederkaseralm auf 1.050 Metern – die
Alm liegt nicht nur beschaulich, sondern
hat für E-Biker einen weiteren Vorteil:
Dort können die Akkus der E-Bikes ge-
tauscht werden, sollten sie bereits einen
niedrigen Füllstand aufweisen.
e-BikeWelt Kitzbüheler Alpen -
Kaisergebirge
Das größte zusammenhängende E-Bike-
Streckennetz der Welt erstreckt sich über
etwa 1.000 Kilometer Radwege verteilt
auf rund 1.800 Quadratkilometer – und
verbindet neun Tourismusregionen und
45 Orte im Tiroler Unterland miteinander.
Ausstattung:
•310 E-Bikes für Gäste
•über 80 Verleihstationen
(davon etwa 70 Hotels)
•59 Ausflugsziele mit Akku-
Wechselstationen
•7 Service-Rad-Fachgeschäfte
•kostenlose E-Bikekarte mit
Tourentipps zum Leihbike dazu
www.e-bikewelt.com
Der Motor dient als Unterstützung.
Ein E-Bike ist kein Mofa.
Mein Tirol 53
Auf einem leicht ansteigenden Schotterweg
geht es nun durch den Wald, vorbei an Wei-
den und immer mit den Kitzbüheler Alpen
im Blick. Zeit, um richtig tief durchzuat-
men und den Duft des Waldes zu genie-
ßen. Inzwischen ist es warm geworden und
ein kleiner Hunger macht sich bemerkbar.
„Keine Sorge, wir sind gleich da“, verspricht
Anouk und zeigt schon nach oben. „Dort,
wo ihr die rot-weiße Fahne seht, da ist es!“
Und tatsächlich: Keine zehn Minuten spä-
ter stellen wir die Fahrräder vor der Alm ab.
Gerade am Ende, als es noch einmal richtig
steil wurde, kamen wir trotz Elektro-An-
triebs ins Schwitzen.
„Bisher war die Strecke für niemanden ein
Problem. Je nach Gruppe mache ich mehre-
re Pausen und passe das Tempo an“, erklärt
Anouk. Die Tour in den Kurzen Grund, wie
dieses Tal genannt wird, findet jeden Don-
nerstag statt. „Sie wird gut angenommen.
Die Dauer von drei bis vier Stunden ist für
die meisten genau richtig!“
Käse von der Alm
Nach dem steilen Aufstieg wartet eine Jau-
se auf uns, der Höhepunkt der Tour. Die
Wirtin der Niederkaseralm tischt uns eine
original Tiroler Brettljaus’n auf: Butter,
Bauernspeck, geräucherte Wurst, verschie-
dene Käsesorten und Schwarzbrot – dazu
frisch geriebener Kren. 90 Milchkühe le-
ben auf der Alm. Die Rohmilch wird dort
direkt zu Butter, Käse, Topfen und Joghurt
weiterverarbeitet und landet dann auf den
Tellern der Gäste.
Nach der Jause gehen wir einmal ums Haus
und schauen durchs Fenster in die Käserei:
Dort sind riesige Laibe des Niederkaserer
Almtilsiters aufgestapelt, reifen und warten
darauf, in der Almstube verkauft oder auf
der Terrasse serviert zu werden. Die Alm
verfügt über eine Schaukäserei, die jedoch
gerade geschlossen hat. „Ich war einmal mit
einer Gruppe für eine Besichtigung hier.
Das war wirklich sehr spannend“, erzählt
Anouk.
Doch für uns wird es Zeit für die Abfahrt
– und die ist rasant! Die 500 Höhenmeter,
die wir dank Elektromotor-Unterstützung
recht zügig hinaufgestrampelt sind, geht es
jetzt rasch bergab. Der Tacho zeigt fast 40
Kilometer pro Stunde und wir rollen bis
Kelchsau, ohne einmal treten zu müssen.
Die restliche Strecke ist dann nur noch ein
Katzensprung. Am Ende zeigt unser Tacho
rund 30 Kilometer an, die wir zurückgelegt
haben – was allerdings nicht da steht, sind
die etwa 1.000 Höhenmeter, die wir eben-
falls bewältigt haben! Für Nicht-Mountain-
biker ein besonderes Erlebnis. „Wir verab-
schieden uns gleich, wir gehen noch zum
Badesee“, meint schließlich Ike, kaum dass
wir beim Sportgeschäft am Ausgangspunkt
angekommen sind. Und zu Anouk sagt sie
noch: „Bis zum nächsten Mal!“ –
natur & Gesundheit ›
30 Kilometer und 1.000 Höhenmeter:
für Nicht-Mountainbiker ein
besonderes Erlebnis.
Ihre E-Bike-Tour führt Reino,
Ike und Redakteurin Sylvia (links)
zur Niederkaseralm.
54 Mein Tirol
„eine Bergwiese ist nichts Selbstverständliches“
Text Klaus Erler
Freiwilligenarbeit in den Tiroler Bergen kennt nur Gewinner: Gäste erleben dank ihrer
Mithilfe in den Tiroler Naturparks und im Nationalpark Hohe Tauern einen
unvergesslichen Urlaub, die Naturschätze werden dabei gehegt und bewahrt. Eine
Freiwillige und ein Naturparkleiter erzählen.
e igentlich ist es logisch: Was man mit
eigener Hände Arbeit schafft, ist wert-
voller als etwas Geschenktes. Auf den
Urlaub übertragen bedeutet diese Weis-
heit, dass nicht nur im Relaxen großes Er-
holungspotenzial liegt, sondern vor allem
auch in der Aktivität.
Die Rolle wechseln
Von dieser Idee ausgehend bieten die fünf
Tiroler Naturparks und der Nationalpark
Hohe Tauern Interessierten an, sich wäh-
rend eines Tirol-Urlaubs zu engagieren und
ihre Arbeitskraft in den Dienst der Natur
zu stellen. Nachhaltige Arbeit, oft nur als
sinnentleertes Schlagwort missbraucht –
hier kann sie wirklich geleistet werden.
Im Zentrum der Freiwilligenarbeit steht
der Erhalt wertvoller Tiroler Kulturland-
schaft – beim Pflanzen von Jungbäumen
etwa, bei der Unterstützung von Bauern
bei der Bergmahd oder bei der Sanierung
von Almwegen. Geschlafen wird im Tal, für
reichhaltige und schmackhafte Verkösti-
gung ist während des Arbeitseinsatzes in
Form von Jausen, Frühstück und Abend-
essen gesorgt.
Dass solche Freiwilligenarbeit Sinn macht,
kann Sigrun Hannes aus eigener Erfahrung
bestätigen. Vergangenen Sommer nahm
die Münchner Sportstudentin im Alpen-
park Karwendel am Freiwilligen-Projekt
„Almpflege Thaurer Alm“ teil. Als Freizeit-
Bergläuferin verbringt sie viel Zeit in Tirol,
in diesem Projekt fand sie eine Möglichkeit,
etwas vom positiven Bergerleben, das sie
bisher erfahren hat, zurückzugeben. Beim
„Schwenden“, dem Schneiden der wuchern-
den Latschen, und beim „Ampferstechen“,
einer Art Unkrautjäten auf der Alm, gelang
es ihr, der Rolle der klassischen Urlauberin
und Sportlerin zu entwachsen. Ausgestat-
tet mit passendem Werkzeug und umgeben
von zehn Gleichgesinnten, war sie plötzlich
nicht mehr diejenige, die Vorhandenes be-
und abnutzt. Als Naturparkmitarbeiterin
auf Zeit half sie mit, Infrastruktur und
Schönheit der Almen für nachfolgende
Tirol-Urlauber zu bewahren.
Harte Arbeit
Für Hermann Sonntag, Geschäftsführer
vom Alpenpark Karwendel, sind Freiwilli-
gen-Arbeiten ein wahrer Segen. Seit 2008
bietet sein Naturpark diese Möglichkeit
der Urlaubsgestaltung an, 2013 wurden
dabei in insgesamt acht Projekten 1.600
Arbeitsstunden geleistet: eine große Hilfe
für das kleine Team, das zu dritt 727
Quadratkilometer Naturparkfläche betreut.
Intensives Bergerleben
beim „Schwenden“ und
„Ampferstechen“
Mein Tirol 55
Die Rückmeldungen, die Sonntag dabei
von den Projekt-Teilnehmern bekommen
hat, sind mit überwältigender Mehrheit
positiv. Vom wichtigen Ausgleich zur täg-
lichen Computerarbeit ist da zu hören, vom
befriedigenden Erlebnis, am Abend die
Früchte seiner Arbeit gleich konkret sehen
zu können, sowie von einer neuen, ange-
nehmen Art der körperlichen Müdigkeit.
Sigrun Hannes geht noch einen Schritt
weiter. Sie spricht von einer veränderten
Einstellung zur Tiroler Kulturlandschaft:
„Eine Alm ist für mich inzwischen nichts
mehr Naturgegebenes, sondern das Er-
gebnis harter Arbeit. Ich habe verstanden,
dass eine Bergwiese nichts Selbstverständ-
liches ist. Um sie für Kühe nutzen zu kön-
nen, muss sie etwa erst von Sauerampfern,
Steinen und Latschen befreit werden. Mein
touristischer Blick ist so einer wesentlich
realitätsnäheren Betrachtungsweise gewi-
chen, die ich mir selbst erarbeitet habe und
die mich mit Stolz erfüllt.“
Dieser neue Blick wird mit Bedacht auch
von den Projekt-Veranstaltern vermittelt.
Hermann Sonntag: „Wir versuchen,
Zusammenhänge zu erklären. Im Bereich
der Almpflege zum Beispiel, dass es
früher einen eigenen ‚Almputzer‘
gegeben hat, ein Beruf, der inzwischen
ausgestorben ist. Heute fehlt das
Personal, das die wertvollen Weide-
flächen von Gestrüpp freihält und die
schönen Wiesen für das Vieh einzäunt.“
Dass diese Arbeit inzwischen auch von Frei-
willigen geleistet wird, ist für die Tiroler
Naturjuwele ein Segen – und für Urlauber
eine vielversprechende Gelegenheit.
Nicht nur der Alpenpark Karwendel
bietet Freiwilligen-Programme an, auch
die anderen vier Tiroler Naturparks und
der Nationalpark Hohe Tauern laden zur
Mithilfe im Naturjuwel ein.
• Naturpark Tiroler Lech:
„Auwaldpflege am Lech“
• Naturpark Kaunergrat:
„Weidepflege“ und „Landschaftsschutz“
• Naturpark Ötztal: „Kartierung
auffälliger Pflanzen und Tiere“
• Alpenpark Karwendel: „Almpflege
Thaurer Alm“
• Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler
Alpen: „Unterwegs mit den Bergbauern“
• Nationalpark Hohe Tauern:
„Wildzählungen“, „Bartgeierwiederan-
siedlung“ und „Auerwildprojekt“
www.tirol.at/volunteering
Freiwilligen-Projekte in den tiroler naturjuwelen
i
–
„Eine Almwirtschaft ist
das Ergebnis harter Arbeit.“
Sigrun Hannes hilft im Alpenpark
Karwendel beim „Schwenden“ der
wuchernden Latschen.
56 Mein Tirol
und über Vermittlung eines Bekannten
durfte ich als Elfjähriger den damaligen
Ski-Superstar Annemarie Moser-Pröll in-
terviewen. Aber wenige Jahre später war
mir dann schon klar, dass ich in der Medi-
zin zuhause bin.
Haben die medizinischen Kenntnisse
zugenommen, seit Sie den Bergdoktor
spielen, Herr Sigl?
Sigl: Ich habe mich früher natürlich schon
weniger mit Medizin beschäftigt, die
Kenntnisse und auch das Verständnis sind
sicher gestiegen. Wie viel davon nach Dreh-
schluss übrig bleibt, ist immer die Frage,
weil mir die Basis fehlt. Ich kann medizi-
nische Fachbegriffe laut Drehbuch wieder-
geben. Aber man ist als Schauspieler schon
eher darauf konzentriert, wie man sie nun
in welcher Stimmung rüberbringt.
Sie haben vor dieser Rolle viele Jahre
bei „SOKO Kitzbühel“ mitgewirkt. Was
ist einfacher zu spielen, der Polizist oder
der Arzt?
Herr Sigl, war der Beruf des Mediziners
jemals eine Option für Sie?
Hans Sigl: Ich habe meinen Zivildienst auf
der Innsbrucker Klinik absolviert, der me-
dizinische Bereich hat mich damals schon
sehr fasziniert. Zunächst war ich in der
sterilen Abteilung und habe dort Tausen-
de Tupfer pro Tag abgepackt – das war mir
aber zu wenig, ich wollte lieber Kontakt mit
Patienten haben. So bin ich als Pfleger auf
der internen Abteilung gelandet. Dort habe
ich zehn Monate lang gesehen, was das me-
dizinische Personal im Alltag leistet und
das hat mich irrsinnig beeindruckt. Mir
war aber trotz meiner Bewunderung für
den Arztberuf immer klar, dass das nicht
meine Bestimmung ist.
Herr Dr. Schobersberger, wollten Sie je-
mals Schauspieler werden – oder anders
gefragt: nicht Arzt?
Wolfgang Schobersberger: Als Jugend-
licher wollte ich eigentlich Sportreporter
werden. Mit meinem ersten Taschengeld
habe ich mir ein Aufnahmegerät zugelegt
Bergdoktor trifft Alpenarzt
Interview Daniel Naschberger
Der Wilde Kaiser als Kulisse eines Meinungsaustausches der
besonderen Art: In der Stöfflhütte auf der Walleralm trafen
sich „Bergdoktor“-Darsteller Hans Sigl und Sportmediziner
Wolfgang Schobersberger zum entspannten Gespräch
über Berufswahl, Tirol und die Kraft der Natur.
Mein Tirol 57
um die westösterreichische Bevölkerung
nachweislich gesünder ist als jene in Ostös-
terreich. Der Sportplatz liegt hier quasi vor
der Haustür, das wirkt sich dementspre-
chend positiv auf die Gesundheit aus. Der
Großstädter braucht die arbeitsfreie Zeit,
um in die Natur zu gelangen, hier kann
man sich auch nach einem Arbeitstag pro-
blemlos sportlich betätigen.
Sigl: Wir drücken es am Filmset so aus:
Wir drehen da, wo andere Urlaub machen.
Die Berge haben etwas Kontroverses an
sich, ich habe das immer wieder bei meinen
Schauspielkollegen beobachten können:
Entweder man ist fasziniert von ihnen oder
sie haben eine total abschreckende Wir-
kung. Grundsätzlich glaube ich, dass jeder
Berg ein Kraftplatz ist und das merke ich
jedes Mal aufs Neue, wenn ich in Tirol bin.
Geht es sich während des Drehs über-
haupt aus, in den Naturgenuss zu kommen?
Sigl: Ich erlebe eigentlich permanenten
Naturgenuss, immerhin stehe ich den
Sigl: Es ist gar nichts leicht. Aber lieber
spiele ich schon den Arzt, denn der Poli-
zist war auf Dauer sehr eintönig. Jedes Mal
zu fragen „Wo waren Sie gestern zwischen
16.00 und 17.00 Uhr?“ hat sich mit der Zeit
abgenutzt. Da ist der Arzt schon wesentlich
interessanter. Aber noch viel schwieriger
ist es, einen Patienten zu spielen, da muss
man weitaus intensivere Gefühle zeigen.
Wie sieht denn der Profi die Arztserien?
Schobersberger: Einige sind schon sehr
unterhaltsam, auch der „Bergdoktor“. Ich
schaue gerne „Dr. House“, dabei gefällt mir
die vermittelte Atmosphäre. Nur mit Seri-
en à la „Emergency Room“ kann ich nicht
viel anfangen, das ist zu überzeichnet.
Welche Kraft gibt Ihnen Tirol und die
Natur?
Schobersberger: Tirol ist so strukturiert,
dass man von jedem Ort aus rasch in die
Natur kommt. Man kann Sport betreiben,
wandern gehen, sich erholen. Das ist sicher
einer der entscheidenden Faktoren, war- ›
natur & Gesundheit ›
Hans Sigl (links) absolvierte seine Ausbildung
als Schauspieler, Sänger und Tänzer am Tiroler
Landestheater in Innsbruck, wo er viele Jahre
im Ensemble mitwirkte. Bekanntheit erlangte
der gebürtige Steirer 2001 durch seine Rolle als
Polizist in „SOKO Kitzbühel“. Seit 2008 spielt
Sigl den „Bergdoktor“ Martin Gruber.
Universitätsprofessor Dr. Wolfgang Schobers-
berger (rechts) ist Direktor des Instituts für
Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstouris-
mus in Natters nahe Innsbruck. Dort betreut
er mit seinem Team Athleten aller Leistungs-
klassen, vom Breiten- bis zum Spitzensportler.
58 Mein Tirol
seit 2001: „SOKO Kitzbühel“
2014 wird die bereits 13. Staffel der Krimise-
rie ausgestrahlt. Zu sehen im ORF und ZDF.
Drehort: Kitzbühel und Umgebung
seit 2007: „Der Bergdoktor“
Der Bergdoktor begeistert Fernseh-
zuschauer bereits seit Anfang der Neunzi-
gerjahre. Der aktuelle Arzt des Vertrauens
ordiniert am Wilden Kaiser. Auch der Ort
Wildermieming, wo die Serie zu Beginn
gedreht wurde, ist immer noch untrennbar
mit dem Bergdoktor verbunden.
Drehort: Ellmau
2009: „Die Hebamme – Auf Leben und
Tod“
Deutsch-österreichischer Historienfilm
mit Brigitte Hobmeier in der Hauptrolle.
2012 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausge-
zeichnet.
Drehorte: Bschlabs, Hall in Tirol, Museum
Tiroler Bauernhöfe in Kramsach
2010: „Powder Girl (Chalet Girl)“
Romantische Komödie mit bekannten Hol-
lywood-Schauspielern wie Brooke Shields
und Ed Westwick („Gossip Girl“) in den
Titelrollen.
Drehorte: St. Anton am Arlberg, Kaunertaler
Gletscher
2010: „Tatort – Lohn der Arbeit“
807. Folge der Fernseh-Krimireihe von
ARD, ORF und SRF. Drehbuch von Felix
Mitterer, Harald Krassnitzer in der Rolle
des Ermittlers.
Drehort: Hall in Tirol
www.tirol.at/tirollywood
traumfabrik in den Alpen: „Der
Bergdoktor“ ist nur eines von vie-
len Beispielen, wie Tirol seit vielen
Jahrzehnten als Szenerie für Film- und
Fernsehproduktionen genutzt wird. Für
Cineasten gibt es in Tirol die Möglichkeit,
auf den Spuren ihrer Lieblingsstars zu
wandeln, die Drehorte zu besuchen und
aus erster Hand spannende Anekdoten zu
erfahren.
1940: „Die Geierwally“
Deutsche Literaturverfilmung von
Hans Steinhoff, die auf den Motiven des
gleichnamigen Romans von Wilhelmine
von Hillern beruht.
Drehorte: Sölden, Längenfeld, Innsbruck
1950: „Das doppelte Lottchen“
Erste Verfilmung des gleichnamigen Ro-
mans von Erich Kästner. 1951 beim Deut-
schen Filmpreis als Bester Spielfilm ausge-
zeichnet.
Drehorte: Thiersee, Rattenberg, Reith im
Alpbachtal
1971: „Das vergessene Tal
(The Last Valley)“
Eine von James Clavell inszenierte Lite-
raturverfilmung nach dem gleichnami-
gen Roman von J.B. Pick. Mit Michael
Caine und Omar Sharif in den Haupt-
rollen.
Drehort: Trins im Gschnitztal
1993: „Wildbach – Staffel 1-4“
Deutsche Fernsehserie, die zwischen
1993 und 1997 im ARD-Vorabendpro-
gramm ausgestrahlt wurde.
Drehort: Alpbach
Willkommen in tirollywood
Text Daniel Naschberger
–
Mein Tirol 59
–
Dem „Bergdokor“ Hans Sigl auf
der Spur: möglich auf der neuen
Tirollywood-Filmroute zur Serie.
Sommer über beruflich am Berg. Wir ha-
ben ja vorwiegend Außenaufnahmen. Das
ist das Glück, das mit dieser Rolle des Berg-
doktors einhergeht – dadurch habe ich die
Natur quasi ständig zum Angreifen vor mir.
Schobersberger: Genau das ist ja nichts
Selbstverständliches für jemanden, der
nicht hier lebt. Die Kraft der Natur ist für
uns etwas Alltägliches, für andere nur eine
seltene Erfahrung. Das ist außergewöhnlich.
Begeistert die Natur auch nach sechs
Jahren als „Bergdoktor“ noch?
Sigl: Absolut – aber nicht nach sechs
Jahren „Bergdoktor“, sondern nach 44
Jahren Österreicher. Der Beruf des
Schauspielers ist mit vielen Wartezeiten
verbunden, weil am Set häufig umgebaut
wird. Die nutze ich oft für Spaziergänge
durch die Natur und entdecke dabei
laufend Neues. Manchmal meditiere
ich auch oder schließe die Augen und
höre einfach nur der Umgebung zu. Den
Wilden Kaiser, dem ich seit sechs Jahren
ständig gegenüberstehe, sehe ich Tag für
Tag anders – das ist auch eine besondere
Kraft des Berges.
Welche Auswirkungen hat die Luft auf
die Gesundheit, was kann ein Urlaub
in den Bergen bewirken?
Schobersberger: In unseren Breiten ist
der abnehmende Sauerstoff in der Höhe
noch nicht eklatant, hat aber eine stimu-
lierende Wirkung auf das Herz-Kreis-
lauf-System. Schon vor über hundert
Jahren entstanden in Europa die ersten
Luftkurorte, die sich das im therapeuti-
schen Sinne zu Nutzen gemacht haben.
Nach wie vor gibt es den etablierten Be-
griff Klimatherapie: Luft und der leichte
Sauerstoffmangel sind beim Urlaub in
den Bergen nur ein Teil, es gehören auch
Wind oder Wechsel von Warm und Kalt
dazu. Es geht nicht nur darum, wie rein
die Luft ist, sondern auch ums Ambiente
– der Tapetenwechsel ist einer der ent-
scheidenden Faktoren im Urlaub.
Welche positiven Effekte hat ein Bergur-
laub auf Körper und Psyche?
Schobersberger: Bewegung und Sport
wirken in vielen Bereichen, ob als Präven-
tion gegen Übergewicht, als Maßnahme
gegen Fettabbau oder zur Verbesserung
des Zuckerstoffwechsels sowie des Blut-
druckverhaltens. Ein Aspekt ist aber auch
der mentale Bereich, der zur Regeneration
dazugehört. Bewegung und Naturerlebnis
im Einklang sind beim Bergurlaub die ent-
scheidenden Faktoren.
Vielen Dank für das Gespräch.
60 Mein Tirol
tipps & infos
Allgemein
Tourentipps für das Radwandern in Tirol,
qualitätsgeprüfte Unterkünfte, Pauschal-
angebote.
www.tirol.at/radwandern
Innradweg
Am Innradweg vom Malojapass bis Passau:
Etappen, Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte.
www.innradweg.com
Via Claudia Augusta
Radwandern entlang der alten Römerstra-
ße Via Claudia Augusta.
www.viaclaudia.org
Drauradweg
Der Drauradweg – 366 Kilometer von Südti-
rol über Osttirol und Kärnten nach Slowenien.
www.drauradweg.com
E-Biken
E-Bike-Paradies Tirol: Tourentipps sowie
Infos zu Radverleihen und Akku-
Ladestationen.
www.tirol.at/ebiken
Notfall App der Bergrettung Tirol
Ein nützlicher und sinnvoller Begleiter: die
Notfall App der Bergrettung Tirol.
www.bergrettung-tirol.com
Alm- und Schutzhütten
Alles zu den unzähligen Tiroler Alm- und
Schutzhütten.
www.alpenverein.at
Bergwanderführer
Die Tiroler Bergwanderführer und ihr An-
gebot.
www.bergsportfuehrer-tirol.at
Wanderhotels
Ohne Gepäck von Hütte zu Hütte unter-
wegs sein – unter anderem am Adlerweg.
www.wanderhotels.at
Barrierefrei
Die 24 geführten Rolli-Touren durch die
Tiroler Bergwelt.
www.tirol.at/rolli-wandertouren
Tourentipps
Mehr als 420 Wandertouren im Portrait,
unter anderem sortierbar nach Schwierig-
keit, Streckenlänge, Gehzeit, Höhenunter-
schied.
www.tirol.at/wandertouren
Adlerweg
Die 126 Etappen von Tirols bekanntestem
Weitwanderweg. Tourentipps, Adlerblicke,
der Adlerweg mit öffentlichen Verkehrs-
mitteln.
www.tirol.at/adlerweg
Weitere Weitwanderwege
Informationen zu weiteren Weitwander-
wegen in Tirol.
www.tirol.at/weitwanderwege
Checkliste
Wie verhält man sich richtig am Berg? Plus:
Notrufnummern, Bergwegklassifizierung
und weitere nützliche Informationen.
www.tirol.at/wandern
Alpine Auskunft
Aktuelle Informationen zu Tourenbedin-
gungen, Wegsperren etc. telefonisch unter
+43.512.587828-25 oder per Mail unter
info@alpine-auskunft.at.
www.alpine-auskunft.at
radwandernWandern
Mein Tirol 61
natur
Top-Pauschalen
Die Top-Angebote speziell für Wanderer.
www.tirol.at/wanderangebote
Tiroler Naturjuwele
Die Tiroler Naturparks und der National-
park Hohe Tauern im Portrait.
www.tirol.at/naturjuwele
Fotografie
Alles über die speziellen Fotopoints und
Foto-Workshops in der Tiroler Natur.
www.tirol.at/naturfotografie
Volunteering
Informationen zum ehrenamtlichen Enga-
gement in den Tiroler Naturjuwelen.
www.tirol.at/volunteering
Nature Watch
Unterwegs in der Natur: Geführte Touren
für Naturbegeisterte.
www.tirol.at/naturbeobachtung
Golfplätze
Tirols Golfplätze im Überblick: mit Infos
zu Greenfees, Pars und Kursangeboten.
www.tirol.at/golfen
AngeboteGolf
!
natur & Gesundheit
Green vor alpiner Kulisse:
der Golfclub Innsbruck-Igls, Rinn.
62 Mein Tirol
Familienerlebnis
Mein Tirol 63Mein Tirol 63
Tirol entdecken Seite 62
Suche nach dem
Bärenschatz Seite 64
Forschergeist Seite 68
„Das Klettern ist den
Kindern angeboren“ Seite 70
Im Abenteuerland Seite 72
Tipps & Infos Seite 74
WildeWasserWeg im Stubaital
Familienerlebnis
64 Mein Tirol
Gipfelglück für alle
Mit den 18 qualitätsgeprüften Tiroler
Sommerbahnen wird jeder zum Berg-
fex. Schnell und bequem geht es in luftige
Höhen, oben warten dann eine beein-
druckende Aussicht und zahlreiche Attrak-
tionen. 13 Sommerbahnen sind spezielle
„Family-Berge“ und begeistern mit ihrem
vielfältigen Freizeitprogramm die ganze
Familie.
www.sommerbahnen.tirol.at
Kurz notiert
Staunen und entdecken
Auch die Alpenschule in Westendorf hat ei-
nen Stundenplan: Nur steht da nicht Mathe
auf dem Programm, sondern „Wie wird die
Milch zum Käse?“ oder „Mäh und muh - von
Schaf und Kuh“. Schulklassen verbringen
hier erlebnisreiche Tage und können entde-
cken, staunen, dazulernen, spielen und gut
essen. In der Ferienzeit steht die Alpenschule
für alle offen.
www.alpenschule.at
Erlebnisreiche Wanderung
Wer kennt die Sage vom Wildschönauer
Drachen? Bei einer Familienwanderung
durch die Kundler Klamm zwischen Inntal
und der Wildschönau wird erzählt, wie ein
Drache die Naturschlucht aus dem Fels
gebissen haben soll. Zahlreiche Plätze
entlang der Strecke laden zum Spielen und
Plantschen ein – auch mit dem Kinder-
wagen lässt sich die leichte Tour bewältigen.
www.wildschoenau.at
Wanderungen durch wildromantische
Naturschluchten sind ein Erlebnis
für Groß und Klein.
Mein Tirol 65
ihnen das gefällt, können sie auch Reit-
stunden nehmen. Der Höhepunkt eines
Aufenthalts bei uns ist eine Kutschenfahrt –
ein Erlebnis für die ganze Familie!
Welche Rolle spielt die Natur bei einem
Urlaub am Bauernhof? Mit einfachen
Mitteln führe ich Kinder zurück zur Natur.
Ich biete ein auf ihre Bedürfnisse abgestim-
mtes Entspannungsprogramm an, erzähle
ihnen Geschichten, erkläre ihnen Pflanzen
und Tiere. Ich bin ausgebildete Kräuter-
pädagogin: Mir ist wichtig, dass die Kinder
sich wohlfühlen und der Natur näherkom-
men. Bei einer Kräuter-Sinnes-Wanderung
lernen sie Pflanzen kennen und dürfen
kosten und probieren. Der Höhepunkt
eines Aufenthalts bei uns ist eine Kutschen-
fahrt – ein Erlebnis für die ganze Familie!
Was essen Ihre Gäste auf Ihrem Hof am
liebsten? In unserem Garten wachsen
Kräuter und Beeren, die unsere Gäste je-
derzeit pflücken und genießen können. Be-
sonders beliebt sind auch unsere Eier direkt
vom Hof und unser Speck. Regionalität hat
einen hohen Stellenwert am Vitalhof Tischlars.
Was ist das Schöne daran, auf einem
Bauernhof zu leben? Die familiäre Atmo-
sphäre. Wir halten zusammen, das spüren
auch die Gäste. Aber natürlich spielt auch
die Nähe zur Natur eine große Rolle. Als
Bauer muss man zwar sehr hart arbeiten,
aber man ist viel in der Natur und hat
auch viel Freiheit: Ich kann mir meine Ar-
beit auch frei einteilen, habe keinen Chef,
der mir sagt, was ich wann wie tun muss.
Außerdem habe ich auch die Freiheit zu
entscheiden, was ich produzieren will. Die
Landwirtschaft hat inzwischen mein Sohn
übernommen, ich kümmere mich um un-
sere Gäste. Und das tue ich sehr gerne!
Vielen Dank für das Gespräch.
Wo ist es auf Ihrem Hof am schönsten?
Bei unseren Pferden! Wir haben acht Pferde,
davon sechs Reitpferde unterschiedlichster
Rassen. Bei schlechtem Wetter bin ich ger-
ne in unserem Wellnessbereich. Hier kann
man sich richtig entspannen.
Was können Kinder bei Ihnen erleben? Wir haben einen großen Kinderspielplatz
draußen und ein Spielzimmer drinnen. Die
Kinder können auch das Leben am Hof miter-
leben und mithelfen – sie verbringen viel
Zeit mit den Tieren, füttern sie und helfen
beim Melken. Wenn sie möchten, bekom-
men sie für die Dauer des Aufenthalts ein
Tier zur Pflege, etwa einen Hasen. Bei einer
Schnupperreitstunde lernen unsere klein-
en Gäste den Umgang mit Pferden – wenn
nah an der naturInterview Sylvia Ainetter
Anna Schöpf
Vitalhof Tischlars
Anna Schöpf bietet „Urlaub am Bauernhof“ auf
ihrem Hof im Ötztal an. Im Interview erzählt
sie von ihrem Leben am Bauernhof und was
ihren Gästen geboten wird.
Familienerlebnis ›
–
66 Mein Tirol
Geocaching – die elektronische Schnitzeljagd –
ist die perfekte Sommerbeschäftigung für junge Schatzsucher.
Serfaus hat mit dem „Bären Caching Park“ eine speziell für
Kinder geeignete und mit großer Detailliebe geplante Variante
dieser Schatzsuche in den Bergen umgesetzt.
Suche nach dem Bärenschatz
Text Klaus Erler
emma und Stefan sind fasziniert: Der
blaue, pulsierende Punkt, das ist ihr
momentaner Standort. Die rote Steck-
nadel, die der Plan am Smartphone anzeigt,
markiert das nächste Ziel. Aber wo hat sich
der Weg dorthin versteckt, wie findet man
die geheimen Hinweise und warum braucht
Mama so lange, um nachzukommen?
Die Geschwister sind im Serfauser „Bä-
ren Caching Park“ mit ihrer Mutter Paula
mittendrin im Abenteuer „Geocaching“,
das als geglückte Verbindung von Technik
und Naturerlebnis in den letzten Jahren
viele Fans gewonnen hat. War diese elek-
tronische Schnitzeljagd für Kinder bisher
oft zu kompliziert, zu langwierig und an-
strengend, um richtig im Spielgeschehen
aufzugehen, hat sich das jetzt in Serfaus ge-
ändert: 2013 wurde im kleinen Ort im Ti-
roler Oberland speziell für junge Gäste der
„Bären Caching Park“ als Teil des 15.000
Quadratmeter großen alpinen Naturspiel-
platzes „Murmliwasser“ eröffnet.
Abenteuer in den Bergen
Vater der Idee, Geburtshelfer und Koordi-
nator in einem war Richard Hochenegger,
der als Außendienstmitarbeiter der Berg-
bahnen Serfaus-Fiss-Ladis für Infrastruk-
tur, Pflege und Erhaltung des alpinen Ge-
ländes verantwortlich ist. Hochenegger
stellte das leicht zu bedienende Smartpho-
ne, das Kinder inzwischen oft besser be-
herrschen als ihre Eltern, ins Zentrum des
Such-Abenteuers. Auf komplizierte GPS-
Geräte verzichtete er.
In der spannenden Geschichte rund um die
Schatzsuche dreht sich alles um das Thema
Was ist Geocaching?
Geocaching ist eine elektronische
Schatzsuche, bei der ein GPS-Gerät
zur Ermittlung der eigenen Positi-
on verwendet wird. Füttert man es
mit speziellen Koordinaten, führt
das GPS zu im alpinen Gelände
versteckten „Schatzplätzen“ mit ver-
grabenen Gegenständen. Auch wenn
das zunächst sehr kompliziert klingt
– die Technik ist bei diesem Outdoor-
Abenteuer nicht das Wesentliche: Im
Vordergrund steht die lustvoll erlebte
Aktivität in der Natur, das Suchen,
das Kombinieren, das Finden.
Mein Tirol 67
›
Familienerlebnis ›
Manchmal geht‘s
querfeldein
durch den Wald.
Braunbär. Um seine Gewohnheiten geht es
– seine Spuren verfolgen Jung und Alt über
sieben verschiedene Stationen. Dabei wer-
den mal Wege benützt, mal geht’s querfeld-
ein durch den Wald. Die Jüngsten, die hier
Spaß haben und anhand der GPS-Koordi-
naten die Natur erkunden, sind nicht älter
als sechs.
Unkompliziertes Natur-Erlebnis
Rund eine Stunde dauert das Familien-
abenteuer und die Zeit vergeht dabei wie
im Flug.
Am Startpunkt wird via Gratis-WiFi die
ebenfalls kostenlose „Caching Park“-App
auf das Apple- oder Android-Smartphone
heruntergeladen. Einmal installiert, zeigt
das Programm auf einer Landkarte per
Stecknadel den eigenen Standpunkt und
die erste zu suchende Station „Verwitterte
Bäume“ an. Hat man diese Station entdeckt,
müssen kleine und große Schatzsucher
dort Hinweise auf Bärenaktivitäten
68 Mein Tirol
suchen und verborgen angebrachte Ge-
heimzeichen finden. Das ist zunächst gar
nicht so leicht, da sie sich überall verstecken
können. Unter dem Baumbart etwa, oder
vielleicht hinten am Stamm? Sind die Zei-
chen dann gefunden, werden sie mit Hilfe
des Smartphones entziffert. Die sich daraus
ergebende Ziffernkombination schaltet das
nächste Ziel frei: Eine neue Stecknadel er-
scheint und weist Schatzsuchern den wei-
teren Weg.
Jetzt gilt es, sich zu orientieren. Wie muss
ich gehen, damit sich der eigene Positions-
punkt am Display dem Ziel nähert? Kann
dieser kleine Steig, der steil nach oben in den
Wald verläuft, zum nächsten Ziel führen
oder wartet ein anderer Weg darauf, ent-
deckt zu werden? War das eine Bärentatze
da hinten auf dem Stein und habe ich sie
als Hinweis übersehen? Von solchen Über-
legungen geleitet, werden Stationen wie
„Bärenkralle“, „Geplünderter Bienenstock“
oder „Hohle Kratzbäume“ passiert, bis man
schließlich zum Highlight des Parks ge-
langt, dem „Bauch des großen Bären“. –
Geocaching wird neben Serfaus auch in
allen Family Tirol Dörfern angeboten –
hier einige Beispiele.
Ötztal
In Oetz und drei weiteren Orten bie-
tet die Region Ötztal eine speziell für
Kinder erdachte Schatzsuche ohne
GPS-Gerät an. Mit einer kleinen
Schatzkarte, die jedes Informations-
büro anbietet, geht die Entdeckungs-
reise los.
Alpbachtal Seenland
Hier gibt es mit „Juppi’s Schatzsuche“
ein spezielles Angebot für die ganze
Familie. Sieben Stationen sind im
Ort Reith im Alpbachtal verteilt, sie-
ben Fragen müssen dort beantwortet
werden. Die Spiel-Dauer wird von
den Familien selbst festgelegt und
kann von zwei Stunden bis zu einem
ganzen Tag dauern.
Tux-Finkenberg
Besonderes Highlight im Zillertal
sind die Nacht-Caches: Reflektoren
weisen zu nächtlicher Stunde den
Weg und führen zum versteckten
Schatz – egal ob auf Bäumen, in Grot-
ten oder Höhlen. Bei der Suche gilt es
knifflige Rätselaufgaben zu lösen.
Achensee
Rund um den Achensee führen zahl-
reiche Geocaches an besondere Orte
der Region. GPS-Geräte für die
Geocaching-Suche gibt es in den In-
fobüros – oder man verwendet ein
GPS-fähiges Smartphone, um einen
der sieben Schätze zu finden.
Ein besonderer Schatz
Diese liebevoll gezimmerte, übermannsho-
he Holzkonstruktion stellt einen liegenden
Holzbären dar. Sein Bauch ist eine Höhle,
in der mit etwas Mut der letzte Hinweis auf
den Schatz zu finden ist. Und Mut braucht
es, ist in der Dunkelheit doch zunächst gar
nichts zu sehen, dafür viel zu hören: Bären-
geräusche, die gar nicht einladend und zum
Verbleib auffordernd klingen. Gut, dass
ganz hinten ein kleiner Lichtschein auf
einen möglichen Ausgang hindeutet. Bei
genauerer Betrachtung wird dieser Schein
dann zum Leuchten, das von einer Bären-
statue ausgeht, die letzte Einzelheiten zum
Fundort des Schatzes offenbart. Um ihn zu
entdecken, muss man unweit der Höhle ei-
nen Blick durch ein Fernrohr riskieren.
Welche Überraschung man da allerdings
zu Gesicht bekommt, das wird hier nicht
verraten.
Schatzsuche fürdie ganze Familie
i
Am Ziel:
im „Bauch des grossen Bären“
Im „Bauch des großen Bären“
ist der letzte Hinweis auf den
Schatz zu finden.
Zum Urlaub mit der Familie ...
Einfach besser ankommen – mit der Bahn bereits ab 39 Euro!Mit 8 täglichen Direktverbindungen und vielen einfachen Umsteigeverbindungen sind die schönsten Ziele in Tirol gut erreichbar. Ab 39 Euro, solange der Vorrat reicht. Kurze Strecken, z. B. München – St. Anton/Arlberg ab 19 Euro. Eigene Kinder/Enkel unter 15 Jahren reisen gratis mit (Eintrag auf Fahrkarte erforderlich). Vor Ort immer mobil durch die Mobilitätskarten der Gastgeber. Weitere Informationen und Buchung unter www.bahn.de/tirol
Die Bahn macht mobil.
... nach Tirol!
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70 Mein Tirol
tirol weckt den Forschergeist
Kinder sind von Natur aus neugierig und lieben es, neue
Dinge zu erforschen. Eine kleine Auswahl spannender
Naturangebote zeigt: In Tirol gibt es einiges zu entdecken.
Text Matthias Krapf
1
Erlebnispark Vider Truja in Ischgl
Faszination Wasser
Am Abenteuerpfad Vider Truja auf der
Idalp oberhalb von Ischgl dreht sich alles
rund um das Element Wasser. Wassermüh-
len, der Wasserspielplatz, ein Klettergerüst
und Wasserleitsystem bringen Kindern das
Thema Wasser anschaulich näher.
www.ischgl.com
2
Nauderix Goldwasser in Nauders
Wer findet ein Nugget?
Einst wurde in den vielen Bächen am Re-
schenpass tatsächlich Gold gewaschen –
heute können sich Kinder mit einem Sieb,
geschickten Händen und etwas Geduld im
Nauderix Goldwasser auf die Suche nach
einem begehrten Nugget machen.
www.nauders.com
3
Vogelerlebnispfad Pflach
Schauen, hören und begreifen
Wie klingt ein Rohrammer? Welche Über-
lebenstricks hat ein Flussuferläufer? An
sechs interaktiven Themenstationen ent-
lang des Vogelerlebnispfads Pflach lernen
Groß und Klein über die verschiedenen Vo-
gelarten im Naturpark Lech.
www.naturpark-tiroler-lech.at
4
Moosle’s Forscherpfad in Lermoos
Lehrreiche Entdeckungsreise
Vom Baumhaus aus die höchsten Wipfel
des Waldes erspähen oder in einem Biotop
die heimische Tier- und Pflanzenwelt ent-
decken: Entlang des Erlebniswegs am Fuße
der Zugspitze warten sieben spannende
Stationen auf Nachwuchsforscher.
www.zugspitzarena.com
5
Alpenzoo Innsbruck
Den Alpentieren ganz nah
2.000 Tiere von rund 150 Arten haben im
Alpenzoo am Fuße der Innsbrucker Nord-
kette ihre Heimat – kein Zoo der Welt zeigt
eine vollständigere Auswahl an Alpentieren.
Besondere Publikumslieblinge gerade bei
Kindern sind die Braunbären und Fischotter.
www.alpenzoo.at
6
Kugelwald Glungezer in Tulfes
Von Baum zu Baum
Hölzerne Kugeln rollen im Kugelwald am
Glungezer durch einen der ältesten Zir-
benwälder Europas und vollbringen dabei
spektakuläre Kunststücke. Den Startschub
geben die Kinder und führen Regie beim
Verlauf der überlebensgroßen Holzkugelbahn.
www.kugelwald.at
Mein Tirol 71
Familienerlebnis ›
7
Alpinolino Westendorf
Die alpine Natur entdecken
Auf den Spuren des Murmeltiers Marmota,
das seiner Mutter entschlüpft ist, entde-
cken große und kleine Kinder im Alpino-
lino Westendorf die Welt der alpinen Natur
und seiner tierischen Bewohner. Bert, der
Adler, hilft bei der Suche.
www.westendorf.at
8
Hexenwasser Hochsöll
Eine Bergwelt für alle Sinne
Die Elemente Wasser, Feuer und Wind ste-
hen im Mittelpunkt des Erlebnisparks He-
xenwasser in Hochsöll. Bei verschiedenen
Stationen wie dem längsten Barfußweg Ös-
terreichs kann die ganze Familie die Berg-
welt mit allen Sinnen erfahren.
www.hexenwasser.at
9
Wildpark Wildbichl bei Kufstein
Den Wildtieren auf der Spur
Ob Rothirsche, Luchse, Steinböcke, Muf-
flons oder Eulen: Der Wildpark Wildbichl
lädt zur Entdeckungsreise in die heimische
Tierwelt ein. Bei einem Besuch im Frühling
entzücken die zahlreichen frisch geborenen
und geschlüpften Jungtiere.
www.wildbichl.com
10
Moorlandschaft Schwemm in Walchsee
Einzigartige Urlandschaft
Ob Frösche oder Molche, Libellen oder
Wasserkäfer: Auf unterhaltsame Weise er-
fahren Kinder bei einer Führung durch
Tirols größte Moorlandschaft von der
faszinierenden Welt der Moore – und ihrer
Bewohner.
www.kaiserwinkl.com
11
Triassic Park Steinplatte in Waidring
Auf Expedition durch die Urzeit
Der Triassic Park Steinplatte lädt zu einer
Reise durch eine prähistorische Unterwas-
serwelt mit längst ausgestorbenen Meeres-
reptilien ein. Kinder schlüpfen in die Rolle
des Paläontologen und erforschen, was das
Urmeer Tethys hinterlassen hat.
www.triassicpark.at
12
Natur-Erlebnispfad in Kals
Unterwegs im Nationalpark
Was hört man im Wald? Auf spielerische
Weise wird die Natur am Erlebnispfad in Kals
inmitten des Nationalparks Hohe Tauern
erkundet. Außergewöhnliche Holzfiguren
und der Weg entlang des Kalser Dorfbachs
laden zum Entdecken ein.
www.nationalparkerlebnis.at
D
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Innsbruck
Lienz
72 Mein Tirol
„Das Klettern ist den Kindern angeboren“
Interview Klaus Erler
wortungsvollem Handeln. Kinder können
bereits mit vier Jahren mit bodennahem
Klettern – dem Bouldern – beginnen. Mit
zehn Jahren können sie sich selbständig si-
chern, sollten dabei aber unbedingt beauf-
sichtigt werden.
Was bringt Kindern das Klettern?
Kinder brauchen für eine gesunde Ent-
wicklung die Möglichkeit, körperliche
Grenzen auszuloten und ihre Umwelt tak-
til zu entdecken. Das bestätigt auch die
moderne Gehirnforschung. Sie aus einem
überzogenem Sicherheitsdenken heraus
davon abzuhalten, ist lernpsychologisch
kontraproduktiv. Trotzdem gilt: Sicherheit
und Verantwortungsbewusstsein kommen
beim Klettern an erster Stelle. Und das
muss man gezielt schulen. Klettern selbst ist
ein sportlicher Glücksfall. Ich kenne keine
andere Sportart, die Körper und Geist so
ganzheitlich fördert und fordert. Auch die
soziale Kompetenz wird beim Klettern
gestärkt: Kinder lernen früh, Verantwor-
tung zu übernehmen und sich zu konzen-
trieren.
Wo können Kinder in Tirol das Klet-
tern am besten ausüben? Das alpine Ge-
lände eignet sich erst für Jugendliche ab
etwa 14 Jahren. Kinder sind am besten in
einem Klettergarten aufgehoben. Hier ist
Tirol sowohl bei Sicherheit, Routenangebot
und Wartungs-Qualität, als auch bei der
Kindertauglichkeit weltweit führend. Alle
Tiroler Klettergärten wurden 2013 nach
einem Punktesystem auf ihre Kinder- und
Ab welchem Alter können Kinder mit
dem Klettern beginnen? Das Klettern ist
Kindern quasi angeboren. Schon zum Ge-
hen lernen müssen sie einfache Klettertech-
niken einsetzen. Die Herausforderung liegt
also weniger in der Schulung der Technik
als im Beibringen von sicherem und verant-
Mike Gabl
Ausbildungsleiter der Österreichischen
Bergführer im Bereich Sportklettern
Mike Gabl ist Lehrer an der Sportmittelschule
Imst, die eine intensive Kletterausbildung an-
bietet. Er leitet außerdem seit vielen Jahren
den Bereich Sportklettern der österreichischen
Bergführer. Im Interview erklärt er, warum das
Klettern gerade für Kinder so sinnvoll ist. Familientauglichkeit hin untersucht. „Kin-
derfreundlich“ sind demnach nur diejeni-
gen Klettergärten, die unter anderem fol-
gende Kriterien erfüllen: größtmöglicher
Schutz vor alpinen Gefahren, kinderge-
rechte Routen, ungefährlicher Zustieg und
Vorhandensein von kindergerechten Rast-
plätzen. Eine Schlechtwetter-Alternative
ist eine der zahlreichen Tiroler Kletterhal-
len.
Kinder entdecken die Umwelt am liebsten
taktil, die Tiroler Bergwelt mit ihren
zahlreichen Kletterrouten ist hierfür ein
wunderbares Betätigungsfeld.
Mein Tirol 73
Familienerlebnis ›
Ist Klettern für Kinder gefährlich?
Klettern ist mittlerweile eine sehr sichere
Sportart, das ist statistisch erwiesen. Auf
100.000 Sportausübende gerechnet passie-
ren beim Klettern gleich wenige Verletzun-
gen wie beim Wandern.
Und wo kann man das Klettern erler-
nen? Bergsteigerschulen in ganz Tirol
bieten Kletterkurse für Kinder an: vom
zweistündigen Schnupperkurs über Fa-
milien-Wochenkurse bis hin zum saisons-
übergreifenden Kurs.
Zum Abschluss noch eine allgemeine
Frage: Wie hat sich der Klettersport in
Tirol in den vergangenen Jahrzehnten
verändert? Vor 40 Jahren war das Klettern
eine Sportart für junge, fitte Menschen ab
16. Inzwischen hat es sich zur Lifetime- und
Ganzjahressportart gewandelt und kann
vom Kind bis zum Senior ausgeübt werden.
Ermöglicht wurde diese Entwicklung vor
allem durch den Ausbau der Infrastruktur.
Bestens geplante Klettergärten, Kletterhal-
len und Boulderwände ermöglichen einen
stressfreien Zugang zur Sportart Klettern
auch mit Kindern.
Vielen Dank für das Gespräch.
top 5-Klettergärten für Familien
Im vergangenen Sommer wurden alle
Tiroler Klettergärten nach einem Punkte-
system auf ihre Familientauglichkeit hin
untersucht. Größtmöglicher Schutz vor
alpinen Gefahren, kindergerechte Routen,
ungefährliche Zustiege und das Vorhanden-
sein von kindergerechten Rastplätzen
waren nur einige der Kriterien der Über-
prüfung. Diese fünf Klettergärten haben
am besten abgeschnitten.
1. Oberried in Längenfeld/Ötztal
2. Engelswand in Tumpen/Ötztal
3. Schrofenwies in Lechleiten/Lechtal
4. Fernergries im Kaunertal
5. Moos in Sölden/Ötztal
Infos zu allen Familienklettergärten:
www.climbers-paradise.com
74 Mein Tirol
Spaß, Spannung und Abenteuer in bis zu
17 Metern Höhe über dem Boden: Sieben
Parcours mit etwa 70 abwechslungsreichen
Kletterelementen erwarten kraxelfreudige
Familien im Hochseilgarten „Tiefblick“ in
Nesselwängle. Die Parcours verteilen sich
dabei auf drei Ebenen – so ist für Anfänger
bis Mutige das Passende dabei. Für einen
zusätzlichen Adrenalin-Kick sorgen zwei
große Flying-Fox-Strecken mit Seilbahnen
von 100 und 120 Metern Länge. Kinder
werden von professionell ausgebildeten
Trainern durch den Parcours begleitet
www.tannheimertal.com
im Abenteuerland
Text Daniel Naschberger
Unterwegs auf der Action-Spielwiese:
In Tirol finden sich etliche spannende
Freizeitmöglichkeiten für die ganze Familie.
Beispiele, wie ein abenteuerlicher Tag
in den Bergen aussehen könnte, gibt es jede Menge.
Tiefblick im Tannheimer Tal
Mein Tirol 75
Pilotenweste anziehen, anschnallen,
Daumen hoch, Abflug: Der Fisser Flieger –
ein Fluggerät, das einem Drachenflieger
ähnelt – „schwebt“ gewissermaßen in 8
bis 47 Metern Höhe über dem Boden. Mit
40 Kilometern pro Stunde wird der Flieger
rücklings hochgezogen, am höchsten
Punkt startet der Flug – und man rauscht
mit bis zu 80 Kilometern pro Stunde über
die Alm hinweg. Adrenalin pur bieten auch
der Fisser Flitzer, eine Art Rodel mit Steuer-
knüppel, und der Skyswing, mit dem es in
freiem Fall zwölf Meter in die Tiefe geht.
www.serfaus-fiss-ladis.at
Rasantes in Fiss
Am Hintertuxer Gletscher, Österreichs
einzigem Ganzjahresskigebiet, lassen sich
Sommer und Winter an einem Tag erleben:
etwa bei einer spannenden Tour durch den
Natur Eis Palast mit seinen beeindrucken-
den Eisformationen. Die Besucher erfor-
schen dabei eine begehbare Gletscherspalte
mit magischen Eisstalaktiten, riesigen
Eiskristallen, gefrorenen Wasserfällen
und sogar einem Gletschersee. Auch die
Erkundung des weit verzweigten Systems
der Spannagelhöhle, der höchstgelegenen
Schauhöhle Europas, hat es in sich.
www.hintertuxergletscher.at
Eisiges in Hintertux
Wo steht wohl Österreichs größte Famili-
en-Achterbahn? Nein, nicht im Wiener Pra-
ter, sondern in St. Jakob in Haus im Osten
von Tirol. Das Familienland Pillerseetal in-
mitten der Kitzbüheler Alpen punktet seit
Jahren mit Überraschungen für Groß und
Klein, 2013 wurde die Achterbahn eröffnet.
Bis zu 22 Meter hoch führt die Bahn auf ei-
ner Streckenlänge von 500 Metern und mit
einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilo-
metern pro Stunde über sieben Berge und
durch den beliebten Park, der mit zahlrei-
chen weiteren Attraktionen aufwartet.
www.pillerseetal.at
Spektakuläres im Pillerseetal
Familienerlebnis ›
Unvergessliches Erlebnis inmitten der
Kitzbüheler Alpen: der Kletterwald
Hornpark in St. Johann in Tirol.
76 Mein Tirol
tipps & infos
Badespass
Tirols Badeseen und Schwimmbäder im
Überblick.
www.tirol.at/badeseen
Familienradtouren
Kinderfreundliche Radtouren mit wenig
Steigung und vielen Spielgelegenheiten ent-
lang der Strecke.
www.tirol.at/familienradtouren
Freizeittipps
Hochwertige Freizeittipps vom unabhängi-
gen Onlinemagazin Mamilade.
www.mamilade.at/tirol
Klettern mit Kindern
Die richtige Route oder den passenden
Klettersteig fürs Klettern mit Kindern finden.
www.climbers-paradise.com
Family Tirol Dörfer
Alles zu den Top-Familienregionen und
ihren Spielprogrammen – Maskottchen
Zenzi Ziege darf im Sommer 2014 keines-
falls fehlen.
www.tirol.at/family-tirol
Checkliste
Was man für die Familienwanderung
braucht – praktische Checkliste.
www.tirol.at/wandern
Tiroler Sommerbahnen
Alle Informationen zu den 13 auf Familien
spezialisierten Tiroler Sommerbahnen.
www.sommerbahnen.tirol.at
Ausflugstipps
Da freut sich die ganze Familie: das richtige
Ausflugsziel für Groß und Klein.
www.tirol.at/familien-ausflugsziele
Family Tirol Hotels
Von modernsten Babyphones bis zu ab-
wechslungsreichen Kinderprogrammen:
Die qualitätsgeprüften Family Tirol Hotels
mit ihren umfangreichen Angeboten im
Überblick.
www.tirol.at/family-tirol
Urlaub am Bauernhof
Alle Informationen zum Urlaub am
Bauernhof in Tirol.
www.bauernhof.cc
Camping
Liste sämtlicher Tiroler Campingplätze.
www.campingtirol.at
Alpenvereinshütten
Alles zu Alpenvereinshütten speziell für
Familien.
www.alpenverein.at
FreizeitgestaltungUnterkünfte
Mein Tirol 77
Top-Pauschalen
Die besten Angebote für den Tirol-
Urlaub mit der Familie.
www.tirol.at/familie
Angebote
!
Familienerlebnis
Zenzi Ziege ist die Heldin der diesjährigen
Spielgeschichte der Family Tirol Dörfer.
Die freche kleine Ziege will ständig auf
Entdeckungstour gehen, zum Glück passt
Almhirt Toni gut auf sie auf...
Kultur & Kulinarik
Kultur & Kulinarik
Mein Tirol 79
Tirol genießen Seite 78
72 Stunden in... Seite 80
Hoch droben im Karwendel Seite 84
Die Kunst des Destillierens Seite 86
Knödelunterricht Seite 88
„Man schmeckt das
Gebirge“ Seite 90
Stolz auf Holz Seite 92
Tipps & Infos Seite 96
Gottesdienst zu Ehren des Hl.
Oswald in Alpbach
80 Mein Tirol
Trachtenfest
Das Gauderfest findet jedes Jahr am ersten
Maiwochenende in Zell am Ziller statt und
ist Österreichs größtes Frühlings- und
Trachtenfest mit über 500 Jahren Tradition.
Neben einem Bauern- und Handwerks-
markt sowie der berühmten „Gambrinus-
Rede“ beim Bieranstich am Freitag ist vor
allem der Festumzug am Sonntag einen
Besuch wert.
www.gauderfest.at
Stanz brennt
In Stanz bei Landeck besitzen 54 der
insgesamt 160 Haushalte ein Brennerei-
recht – wenig verwunderlich, wächst auf
den sonnigen Hängen des kleinen Dorfs
doch die bekannte Stanzer Zwetschke. Auf
einer speziellen Genussroute wird Wissens-
wertes zur blauen Frucht vermittelt: von
der Herkunft über die Veredelung bis zur
Verkostung.
www.tirolwest.at
Kulinarischer Jakobsweg
Genuss trifft Wandern: Jedes Jahr im Som-
mer bringt das Paznaun im Westen Tirols
unter dem Titel „Kulinarischer Jakobs-
weg“ Sterneküche ins Hochgebirge. Vier
internationale Haubenköche sorgen mit
regionalen Gerichten und Produkten für
Gourmet-Vergnügen auf vier ausgewählten
Alpenvereinshütten in Ischgl, Galtür, Kappl
und See.
www.kulinarischerjakobsweg.paznaun-ischgl.com
Genießer kommen auch diesen Sommer
am Kulinarischen Jakobsweg im
Paznauntal auf ihre Kosten.
Kurz notiert
Mein Tirol 81
ché gemacht werden. Es ist eine sehr schöne
Landschaft.
Welche Rolle spielt das Gehen in Ihrem
Schreibprozess? Beim Gehen nehme ich
Sätze mit, ich beobachte Situationen, die
dann vielleicht in meine Texte einfließen.
Im Schreibprozess, wenn ich an etwas Län-
gerem arbeite, ist es ein guter Ausgleich,
um zwischendurch Abstand vom Text zu
bekommen.
Schreiben Sie anders, je nachdem, ob
sie in einer Stadt oder am Land sind? Ich beobachte anders, jede Gegend hat ihre
Eigenheiten. Am Achensee waren es in er-
ster Linie deutsche Feriengäste, die meine
Spaziergänge und Wanderungen geprägt
haben und in Notizen eingeflossen sind.
Das Schreiben von Texten läuft aber überall
gleich ab, es ist ein abgekapselter Prozess in
einem geschlossenen Raum. Da ist es egal,
ob ich in der Stadt oder am Land bin.
Gehen Sie alleine? Alleine oder zu zweit,
aber nicht gern in Gruppen, das lenkt zu
sehr ab. Je weniger Menschen, desto besser.
Mögen Sie Wanderungen, Berge, hohe
Gipfel – oder eher das Flache, Medita-
tive? Beides. Das Gehen im Flachen ist das
Gewöhnliche, der Spaziergang, den ich je-
den Tag mache. Auf Berge zu wandern ist
eine ganz andere Art des Gehens, fast schon
eine meditative, die ich sehr schätze. Am
Gipfel zu sitzen und hinunter zu schauen
relativiert vieles.
Vielen Dank für das Gespräch.
Haben Sie den Achensee vor Ihrem Auf-
enthaltsstipendium gekannt? Nein, ich
war bei der Verleihung des Stipendiums
im Mai zum ersten Mal am Achensee. Viel
habe ich damals nicht gesehen, die Berge
waren hinter Wolken versteckt und es hat
geschneit.
Wie haben Sie als Oberösterreicherin
die Landschaft rund um den „Alpen-
Fjord“ erlebt? Die Tiroler Berge sehen aus
wie Bilderbuchberge, als ob sie aus Pappma-
„Beim Gehen nehme ich Sätze mit“
Interview Barbara Wohlsein
–
Anna Weidenholzer
Schriftstellerin
Die österreichische Autorin von „Der Winter
tut den Fischen gut“ wurde 2013 mit dem ersten
Aufenthaltsstipendium der „achensee.literatour“
ausgezeichnet.
Kultursommer tirol
Der Sommer ist in Tirol traditionellerweise von
hochkarätigen Musikveranstaltungen geprägt.
Tiroler Festspiele Erl
10.07.-03.08.2014
Die Tiroler Festspiele Erl finden im
kleinen Ort Erl (an der Grenze zu Bayern)
statt. Künstlerischer Leiter ist Gustav
Kuhn. 2014 steht eine adaptierte
szenische Neufassung von Richard
Wagners „Ring“ auf dem Programm.
Tanzsommer Innsbruck
18.06-17.07.2014
Der Tanzsommer Innsbruck verwandelt
die Dogana des Congress Innsbruck
vier Wochen lang in ein Zentrum des
internationalen Tanzes. 2014 findet das
20-jährige Jubiläum der Veranstaltung
statt.
Festwochen der Alten Musik
12.-31.08.2014
Die Festwochen der Alten Musik finden
in Innsbruck statt. Im Zentrum stehen
Barockopern, daneben gibt es Konzerte
an historischen Stätten. 2010 wurde
auch ein internationaler Gesangswettbe-
werb für Barockoper ins Leben gerufen.
Klangspuren Schwaz
11.-27.09.2014
Die Klangspuren Schwaz bringen jedes
Jahr Neue Musik in die Silberstadt
Schwaz. Neben einem „Composer in
Residence“ gibt es auch besondere Pro-
grammpunkte wie eine musikalische
Pilgerwanderung durch die Region.
Noch mehr Highlights auf
www.kultur.tirol.at
82 Mein Tirol
72 Stunden in innsbruck mit...
Text Barbara Wohlsein
Der am Inn gelegene Stadtteil Mariahilf
mit seinen historischen Fassaden ist einer
der ältesten Innsbrucks.
Architektonisches Meisterwerk
in der Maria-Theresien-Straße:
das Kaufhaus Tyrol.
Mein Tirol 83
... Johannes Reitmeier, Intendant des Tiroler Landestheaters
und Symphonieorchesters Innsbruck
Freitag
15.00 Uhr
„Nach der Ankunft in Innsbruck würde ich
mir als erstes einen Besuch im Café 360° in
den Rathausgalerien gönnen. Die Bar liegt
hoch über der Stadt – hier bekommt man
bei einem gemütlichen Kaffee oder einem
Glas Prosecco einen guten ersten Eindruck
von der einzigartigen Lage. Und von der
spannenden Mischung, die Innsbruck
ausmacht: Urbanes Leben trifft auf atem-
beraubende Bergkulisse.“
19.00 Uhr
„Am Abend empfehle ich den Besuch eines
Restaurants oder Wirtshauses, in dem man
die Tiroler Küche probieren kann. Ich fin-
de, dass man eine Stadt oder Region auch
immer ‚schmecken’ muss, vor allem, weil
es in Tirol so viele tolle Produkte gibt. Und
vielleicht entdeckt man die eine oder ande-
re Zutat am nächsten Tag in der Markthalle
wieder und nimmt sie als Mitbringsel mit
nach Hause.“
Samstag
10.00 Uhr
„Der Samstagvormittag bietet sich auf jeden
Fall für einen Bummel durch die Innsbru-
cker Altstadt und Innenstadt an. Die Häuser
sind wunderschön und die Vielfalt der
kleinen Geschäfte beeindruckt mich immer
wieder. Wer gerne Wohnaccessoires und
schöne Kleinigkeiten einkauft, wird sicher
im Studio Tyrler fündig. Ein Pflichttermin
ist auch das Swarovski-Haus, das nicht nur
aufgrund der Schmuckkreationen beein-
druckt – das Shopdesign und die wech-
selnden Kunstinstallationen sind ebenso
sehenswert.“
13.00 Uhr
„Wenn man dann etwas müde ist vom Bum-
mel, wird es Zeit für einen Stopp in einem
der tollen Kaffeehäuser und Konditoreien
in der Stadt. Ob Valier, Munding, Murauer
oder Katzung – ich mag sie alle. Vor allem
die Qualität der Kuchen und Petit Fours
beeindruckt mich in Innsbruck jedes Mal
aufs Neue.“
Kultur & Kulinarik ›
›
Johannes Reitmeier stammt aus Bad
Kötzting in Bayern und ist seit der Spielzeit
2012/2013 Intendant der Tiroler Landes-
theater und Orchester GmbH Innsbruck.
Zuvor war er Intendant des Südostbayri-
schen Städtetheaters (1996 bis 2002) und
des Pfalztheaters Kaiserslautern (2002 bis
2012). Reitmeier ist außerdem Autor und
Regisseur – auch am Tiroler Landestheater.
zur Person
84 Mein Tirol
14.00 Uhr
„Am Nachmittag sollte man unbedingt ei-
nen Ausflug auf die Nordkette unterneh-
men. Am schnellsten und beeindruckends-
ten geht das mit der Hungerburgbahn,
direkt vom Congress Innsbruck hinauf in
die Höhe. Diese unmittelbare Nähe faszi-
niert mich immer wieder. Ganz nebenbei
sieht man auch die futuristische Bahn-
station, entworfen von Star-Architektin
Zaha Hadid. Auch das ist Innsbruck! Mit
der Nordkettenbahn geht es direkt weiter
auf die Seegrube, am besten gleich ganz
rauf auf das Hafelekar. Je nach Wetter und
Schuhwerk sollte man hier zumindest eine
kleine Rundwanderung machen. Der Aus-
blick über das Land und die Stadt ist unver-
gleichbar!“
20.00 Uhr
„Für den Samstagabend lege ich jedem Inns-
bruck-Besucher die Kulturvielfalt der Stadt
ans Herz. Ob im Tiroler Landestheater,
Treibhaus, Kellertheater, in der Bäckerei
oder einer der anderen Veranstaltungsorte
– ich kenne wenig Städte dieser Größe, die
so viele unterschiedliche Veranstaltungen
beherbergen.“
Bei Swarovski in der Innsbrucker
Altstadt begeistern außergewöhnliche
Kunstinstallationen.
Im Café 360° ist der Name Programm:
Die Gäste erwartet ein herrliches Rundum-
Panorama über den Dächern der Stadt.
Mein Tirol 85
Johannes reitmeier über innsbruck
„Vor meiner Intendanz kannte ich Innsbruck –
wie die meisten – hauptsächlich als Zwischen-
stopp auf dem Weg in den Ski- oder Italien-
Urlaub. Seit ich hier lebe, staune ich immer
wieder, wie viel Leben, Kultur und Angebot
in der Stadt steckt, vor allem angesichts ihrer
bescheidenen Größe. Vor allem in den letzten
Jahren hat sich hier sehr viel getan. Innsbruck
ist eine äußerst attraktive Stadt, die ihre Urba-
nität nicht versteckt und gleichzeitig inmitten
einer unvergleichlichen Naturlandschaft liegt.“
Kultur & Kulinarik ›
Sonntag
10.00 Uhr
„Am Sonntag würde ich der Hofburg ei-
nen Besuch abstatten. Hier steckt so viel
Geschichte in den prunkvollen Räumen
– die Habsburger lassen grüßen! Ebenso
beeindruckend ist die Hofkirche mit ihren
Schwarzen Mandern. Danach kann man
sich eine Pause im berühmten Café Sacher
gönnen, das direkt neben der Hofburg liegt.“
14.00 Uhr
„Für den Sonntagnachmittag empfehle
ich einen Besuch der Innsbrucker Muse-
en. Die Tiroler Landesmuseen haben eine
beeindruckende Vielfalt, erzählen von der
Geschichte Tirols und zeigen tolle Kunst-
werke. Das Tirol Panorama sollte man
ebenfalls auf keinen Fall versäumen. Der
moderne Bau, direkt am Bergisel gelegen,
erinnert an ein wichtiges Kapitel der Ti-
roler Geschichte und spannt trotzdem den
Bogen in die Gegenwart. Außerdem ist man
ganz in der Nähe der berühmten Bergisel-
Skisprungschanze, die ebenfalls von Zaha
Hadid entworfen wurde. Wer danach im-
mer noch Zeit und Lust hat, wird auch vom
Stift Wilten, das unter dem Bergisel liegt,
beeindruckt sein.“ –
–
Von Richard Wagners „Parsifal“ über
Friedrich Dürrenmatts „Der Richter und sein
Henker“: Kulturgenuss im Tiroler Landestheater.
86 Mein Tirol
Auf 1.500 Metern, inmitten des Kar-
wendelgebirges, befindet sich die Bins-
alm – 160 Hektar Weidefläche, ein
Gasthaus und ein Bettentrakt für 70 müde
Wanderer. Dort oben ist der dienstälteste
Senner des Karwendels jeden Sommer zuhause.
Als Norbert Stadler im Alter von acht Jah-
ren das erste Mal auf die Binsalm kam, sah
es aber noch ganz anders aus als heute: „Da-
mals, 1962, gab es hier noch keinen Gastbe-
trieb. Es ging ausschließlich um die Rinder.
Die Gastwirtschaft hat mein Vater dann
1972 eröffnet.“ Und damit hat sich auch ei-
niges geändert.
Wenn man Norbert Stadler so zuhört,
könnte man fast meinen, er wünschte sich,
dass es heute auch noch so wäre wie in
seiner Kindheit. „Am liebsten bin ich bei
meinen Viechern“, sagt er, „das Gasthaus ist
mir nicht so wichtig.“ Schnell fügt er hinzu:
„Das darfst du aber nicht schreiben.“ Und lacht.
Bis zu 100 Rinder verbringen den Sommer
auf der Binsalm, Kühe sind aber keine dar-
unter: „Das wäre viel zu aufwändig und mit
dem Gastbetrieb nicht vereinbar.“ Denn die
Kühe wollen gerade dann gemolken werden,
wenn die Gäste frühstücken oder abendes-
sen möchten. Vor 27 Jahren hat Norbert die
Alm von seinem Vater übernommen und
führt sie seither mit seiner Frau gemeinsam.
Hoch droben im Karwendel
Norbert Stadler ist der dienstälteste Senner im Karwendel.
51 Sommer hat er bereits auf der Binsalm verbracht.
Ans Aufhören denkt er aber noch nicht.
Text Sylvia Ainetter
„Stundenlang schau ich
da oft in die Berge!“
„So etwas muss man zu zweit machen! Ohne
meine Frau würde auch das gewisse Etwas
auf der Alm fehlen“, sagt der Senner.
Die 70 Schlafplätze bedeuten viel Arbeit.
Am stressigsten sei es im Herbst, recht ge-
mütlich gehe es im Frühjahr zu. Da erlaubt
es die Zeit auch, dass sich Norbert ab und
zu für ein, zwei Tage auf seine kleine Hütte
etwas oberhalb der Gastwirtschaft zurück-
zieht. Dort oben – ohne Strom, Fernsehen
und andere Menschen – ist er am liebsten.
„Dort gibt es den schönsten Ausblick im
ganzen Karwendel“, schwärmt er, „stun-
denlang schau ich da oft in die Berge!“ Das
Reduziert-Sein stört ihn nicht, im Gegen-
teil: „Zum Geburtstag hab ich eine Solar-
anlage bekommen für die Hütte, aber die
hab ich gar nicht genommen. Die brauch
ich nicht! Nur ein Gaslicht hab ich. Bei Ker-
zenlicht zu lesen, ist nicht fein.“
Wetterkapriolen
Norberts Tage auf der Alm beginnen früh.
„Ich steh so um 6 Uhr auf und richte das
Frühstück für die Gäste her“, erzählt er,
„um sieben kommt dann meine Frau und ich
trinke meinen Kaffee.“ Dann geht’s hinaus
zu den Tieren: Der Senner schaut, ob alle
gesund sind und dort, wo sie hingehören.
Es kommt durchaus auch vor, dass eines
der Tiere abstürzt oder vom Blitz getroffen
wird. Das passiere bei ihm aber selten, sagt er.
Wetterkapriolen hat der Senner in den ver-
gangenen 50 Jahren schon so einige erlebt.
Dass es im Sommer schneit, sei da noch
Mein Tirol 87
Die Binsalm liegt auf 1.500 Metern im
Karwendel und ist eine von rund 2.100
Almen in Tirol. Ausgangspunkt für eine
Wanderung zur Binsalm ist der Park-
platz Eng bei Hinterriss. Von dort füh-
ren ein Spazierweg und ein Steig auf die
Alm. Bewirtschaftet ist die Alm von Mit-
te Mai bis Ende Oktober.
www.binsalm.at
nichts Außergewöhnliches. „Nur wenn der
Schnee liegen bleibt, ist Feuer am Dach:
Dann müssen die Rinder in den Stall ge-
bracht und gefüttert werden. Das geht aber
nur im äußersten Notfall, weil ich auf der
Alm nicht viel Heu habe.“ Es sei schon vor-
gekommen, dass die Bauern ihr Vieh früher
holen mussten. „Die haben vielleicht ge-
flucht!“, erzählt Norbert und lacht.
Norbert hat immer einen Witz auf den Lip-
pen. Das Schicksal hat ihn nicht unterge-
kriegt – trotz mancher dunkler Momente
in seinem Leben: 2008 war ein besonders
schwieriges Jahr. Beim Holzspalten auf sei-
nem Hof in Stans gerät seine rechte Hand
unter die Schneide und wird abgetrennt.
Ein Rettungshubschrauber bringt den
Schwerverletzten in die Innsbrucker Kli-
nik, dort wird die Hand in einer aufwän-
digen Operation wieder angenäht. „Das
haben sie gut hinbekommen“, sagt Norbert.
„Sie haben gemeint, ich könne nach der OP
vielleicht wieder Ziachorgel spielen (Zieh-
harmonika, Anm.). Das hat mich sehr ge-
freut – das wollte ich immer schon können“,
sagt er und lacht wieder schallend. Doch
seither kann er mit seiner Hand nicht mehr
greifen, an manchen Stellen ist sie taub ge-
blieben.
Ende desselben Jahres der nächste Schlag:
Norbert erleidet einen Herzinfarkt. „Von
der Operation habe ich mich lange nicht
erholt. Das war eine harte Zeit.“ Damals
dachte er schon, er müsse die Alm aufgeben.
Seine Frau aber wollte noch einen Sommer
weitermachen. Und zum Glück: „Als ich
wieder auf der Alm war, ging es mir auch
gleich wieder besser.“ Nachdem er sich wie-
der erholt hatte, errichtete Norbert 2010
neben seiner Alm eine kleine Kapelle. Als
Zeichen, sozusagen. Gewidmet ist sie dem
Heiligen Korbinian, dem Schutzpatron der
Wanderer. Dort finden seither auch Trau-
ungen, Taufen und Bergmessen statt.
Kein Nichtstuer
Mit seinem Handicap hat er sich arrangiert,
auch wenn er manche Dinge nicht mehr
machen kann. So arbeitet Norbert kaum
in der Küche, weil ihm das Schneiden mit
einem Messer schwerfällt. Seine große Lei-
denschaft, das Motorradfahren, hat er aber
nicht aufgegeben. „Früher bin ich Rallyes
gefahren, ich war da recht gut“, erzählt er.
Jetzt ist er immer noch als Motorrad-Guide
in Nordafrika unterwegs. „Dieses Jahr war
ich das 72. Mal in Tunesien. Mein Pass hat
gar nicht so viele Seiten, dass alle Stempel
Platz haben.“
Im Winter arbeitet Norbert nicht mehr,
seinen Hof in Stans hat er verpachtet und
er genießt den Ruhestand. „Im Herbst bin
ich schon immer froh, wenn ich die Alm
zusperren und wieder ins Tal kann. Aber
im Februar kann ich’s dann kaum mehr er-
warten, wieder heroben zu sein!“ Deswegen
will er auch so lange auf seiner Alm bleiben,
wie es geht. Denn: „Das Nichtstun ist nichts
für mich!“
„Als ich wieder auf der Alm war, ging
es mir auch gleich wieder besser.“
Im Februar schon beginnt die
Vorfreude auf die Alm.
Kultur & Kulinarik ›
–
Ein Leben auf der Alm:
1962 verbrachte Norbert Stadler das
erste Mal den Sommer auf der Binsalm.
88 Mein Tirol
Zum Anstoßen, zur Speckplatte oder
zur Verdauung: Edle Brände gehören
zur Tiroler Wirtshauskultur einfach
dazu. Martin Fankhauser vom Stiegen-
haushof im Zillertal stellt in seiner Bren-
nerei seit 2005 Edelbrände her. Und das
sehr erfolgreich: 109 Preise hat er für seine
Edelbrände und Liköre bereits bekommen.
Wie man einen Edelbrand erzeugt, erfährt
man in der Schaubrennerei des Stiegen-
haushofes: „Am wichtigsten ist das Aus-
gangsprodukt, das Obst“, erklärt Fank-
hauser, „die Früchte müssen vollreif sein
und dürfen keine fauligen Stellen haben.“
Wesentlich sind der Fruchtzuckergehalt
und das Aroma. „Ist das Obst nicht reif ge-
nug oder überreif, schmeckt man das im
Schnaps“, sagt der Edelbrand-Profi. Hat
man das richtige Obst ausgesucht, muss
es sorgfältig gereinigt und schließlich zer-
kleinert werden. „Wir verwenden vor al-
lem heimische Obstsorten, aber natürlich
könnte man auch aus Kiwi und Bananen
Schnaps brennen.“
Fingerspitzengefühl gefragt
Die Maische füllt der Schnaps-Profi in sei-
ner Brennerei in Maischbehälter aus Edel-
stahl. „Hygiene ist beim Brennen das A und
O – deshalb verwenden wir Behälter aus
Edelstahl“, erzählt Fankhauser. „Außer-
dem wird nach jedem Brennen die gesam-
te Brennerei mit Zitronensäure gereinigt!“
Reinzuchthefe sorgt dafür, dass die Gärung
gleichmäßig verläuft. Damit nicht zu viel
vom Fruchtaroma verloren geht, wird die
Maische heruntergekühlt. Dann heißt es
warten: Drei Wochen lang bleibt die Mai-
sche in den Tanks. Durch die Vergärung
entsteht ein Alkoholanteil von sieben Prozent.
Die Maische ist die Basis für den Brenn-
vorgang: Sie wird in großen Kesseln, auch
„Destillierblasen“ genannt, auf 80 Grad er-
hitzt. Denn bei dieser Temperatur steigen
die Alkoholdämpfe auf und werden durch
ein Rohr, das sogenannte Geistrohr, in den
Kühler geleitet. Durch die Abkühlung des
Dampfes kondensiert er und wird wieder
zu Flüssigkeit, zum Brand eben.
Doch so einfach ist die ganze Sache dann
doch nicht: Denn nicht die ganze Kon-
densflüssigkeit ist genießbar. Zu Beginn
des Brennens ist die Flüssigkeit meist sehr
scharf (Vorlauf), am Schluss ist zu wenig
Alkohol drin (Nachlauf). Nur in der Mitte
gibt es aromatischen Edelbrand – und die-
ses Herzstück muss herausgetrennt werden.
„Die Kunst und gleichzeitig die Schwierig-
keit beim Schnapsbrennen ist, den Mittel-
gang exakt herauszulösen – dafür braucht
Die Kunst des Destillierens
Text Sylvia Ainetter
Schnaps ist Schnaps? Wohl kaum!
Für die Herstellung edler Brände braucht man
gutes Ausgangsmaterial und viel Erfahrung.
es ein gutes Gespür und viel Erfahrung“,
sagt Martin Fankhauser. Das Ergebnis ist
dann ein Edelbrand mit bis zu 80 Prozent
Alkohol. Trinkfertig ist der Brand dann
noch nicht. „Er wird mit Wasser auf 41
Prozent Alkohol verdünnt und zwei Jahre
lang gelagert. So können sich die Aromen
optimal entwickeln.“
Geschmacksfragen
„Guten Schnaps erkennt man am Geruch
und Geschmack“, erklärt der ausgebildete
Edelbrand-Sommelier, „und er darf nicht
brennen!“ Fankhauser nimmt mit seinen
Bränden regelmäßig an Wettbewerben teil.
In den vergangenen sieben Jahren haben
die Schnäpse vom Stiegenhaushof schon
viele Auszeichnungen bekommen: Bei der
internationalen Schnapsmesse Destillata
2012 gewann Fankhauser zweimal Gold
(für den Zwetschkenbrand und Trauben-
brand Muskat) und viermal Silber (für den
Holunderlikör, den Apfelbrand Golden De-
licious, die Scheuerlbirne und den Himbeer
Apfelbrand). Besonders stolz ist Fankhauser
auf seinen Original Zillertaler Bergheu-
brand – einen Edelbrand aus Äpfeln, Him-
beeren und Heu.
Und welchen mag er selbst am liebsten?
„Der Bergheubrand gehört schon zu meinen
Favoriten. Aber auch einen Birnenbrand
mag ich sehr gern“, lacht der Zillertaler. Na
dann: Zum Wohl! –
„Am wichtigsten ist das
Ausgangsprodukt, das Obst“
Mein Tirol 89
Destillieren
Eine Flüssigkeit wird durch Erhitzung
verdampft und durch Kühlung wieder
verflüssigt. Das Destillat ist demnach
der kondensierte Dampf – sprich: der
Schnaps.
Feinbrand
Aus dem Raubrand wird durch eine
zweite Destillation der Feinbrand her-
gestellt. Dabei wird durch Vorlauf- und
Nachlaufabtrennung der Mittellauf, der
genießbare Schnaps gewonnen.
Geist
Werden Wurzeln oder Früchte, zumeist
Beeren, in Alkohol eingemaischt und
dadurch ausgelaugt und dann destilliert,
erhält man einen Geist.
Doppeltbrennter
Aus der Maische wird zuerst der un-
genießbare Raubrand und dann aus
diesem der Feinbrand destilliert. Durch
zweimaliges Brennen gelangt man zum
genusstauglichen Trinkalkohol.
Obstler
Werden zwei oder mehrere Obstarten
gemeinsam eingemaischt bzw. wird die
Maische zweier oder mehrerer Obstart-
en gemeinsam gebrannt, so ergibt das
einen Obstbrand, der als Obstler geläu-
fig ist.
(Quelle: Fankhauser)
Kleines Schnaps-lexikon
i
Die Schaubrennerei Stiegenhaushof
in Schwendau im Zillertal ist eine der
ausgewählten Schnapsbrennereien
der Tiroler Schnapsroute. Hier erhal-
ten Interessierte eine Führung durch
die Brennerei und erfahren alles rund
ums Schnapsbrennen. Nicht fehlen
darf selbstverständlich eine Verkos-
tung der edlen Brände.
www.tirol.at/schnapsroute
90 Mein Tirol
–
Knödelunterricht
Der Sommer ist im Schloss Mitter-
hart eine ganz besondere Zeit. Das
aus dem 16. Jahrhundert stammende
Schloss liegt direkt am Inn und besitzt ei-
nen großzügigen Garten, in dem Blumen
blühen, Kräuter duften und Bäume will-
kommenen Schatten spenden.
Passend zur Idylle verkocht Küchenchef
Andreas Mair am liebsten saisonale Pro-
dukte aus der Region Schwaz. Die Zutaten
für die gebackenen Graukäsknödel, die
heute auf dem Speiseplan stehen, kom-
men allesamt aus der Umgebung. Mair:
„Die Kartoffeln bekomme ich von meinem
Onkel, die Eier vom Bauern aus der Nähe.
Den Graukäse beziehen wir entweder von
der Käserei am Weerberg oder von der Ti-
rol Milch.“
Das Schloss Mitterhart ist eines von etwa
90 ausgewiesenen „Tiroler Wirtshäusern”
(insgesamt gibt es 125), das eine eigene
„Tiroler Almsommer“-Karte mit garantiert
regionalen Produkten anbietet. Was isst
Andreas Mair persönlich am liebsten? „Ich
mag fast alles. Aber Frühkartoffel, serviert
mit einem Kräuterdip und ein paar gebrate-
nen Schwammerln aus dem Wald – das ist
schon was Feines.“
Text Barbara Wohlsein
Die Tiroler Küche hat viele Köstlichkeiten zu bieten.
Koch Andreas Mair vom Schloss Mitterhart in Vomp tischt
für uns eine sommerliche Spezialität auf: gebackene
Graukäsknödel auf Blattsalaten.
Andreas Mair (40) ist Küchenchef im Schloss
Mitterhart in Vomp und Obmann des Ver-
eins Tiroler Wirtshauskultur. Er absolvierte
die Landwirtschaftsschule in Rotholz und be-
suchte anschließend die Tourismusschule Villa
Blanka in Innsbruck. Nach lehrreichen Jah-
ren in der Schweizer Gastronomie kehrte er in
den elterlichen Betrieb im Schloss Mitterhart
zurück.
Mein Tirol 91
Tiroler Wirtshauskultur
Ein grünes Schild mit dem Schriftzug
„Tiroler Wirtshauskultur“ zeichnet rund
125 Gastronomiebetriebe im ganzen
Land aus. Das Siegel steht für Qualität
und eine besondere Verbindung zur bo-
denständigen Tiroler Küche. Der gleich-
namige Verein wurde 1992 gegründet,
um den Mitgliedsbetrieben eine gemein-
same Dachmarke zu geben.
www.tiroler-wirtshaus.at
–
Gebackene Graukäsknödel
für ca. 20 Knödel
300 Gramm gekochte mehlige Kartoffeln
und 300 Gramm gut gereiften Graukäse
grob reiben. Den Schnittlauch in kleine
Röllchen schneiden (ca. 3 Esslöffel). In einer
Schüssel die Kartoffeln, den Graukäse, 70
Gramm Semmelbrösel und ein Ei vermi-
schen, den Schnittlauch hinzufügen und
mit Salz und Pfeffer würzen. Alle Zutaten
zu einer gleichmäßigen Masse verkneten.
Aus der Masse kleine Knödel mit einem
Durchmesser von 2 bis 3 Zentimetern
formen. In einem Suppenteller etwas Milch
mit einem Ei verquirlen, in einem anderen
Suppenteller Semmelbrösel vorbereiten.
Die Knödel zweimal panieren: Zuerst in die
Eiermilch tunken und dann in den Bröseln
rollen. Die Knödel in heißem Öl (ca. 160
Grad) frittieren, bis sie goldbraun sind.
Auf marinierten Blattsalaten anrichten und
auf Wunsch mit essbaren Blüten (im Bild:
Kapuzinerkresse) dekorieren.
Kultur & Kulinarik ›
92 Mein Tirol
Wie würden Sie Ihre Koch-Philosophie
beschreiben? Ich würde sagen, meine
Küche ist sehr geradlinig, ehrlich und
handwerklich auf hohem Niveau. Außer-
dem bin ich sehr produktbewusst. Was ich
nicht mag, ist Schnickschnack.
Wie beeinflusst Sie die Umgebung des
Hotels? Das Spa Hotel ist ein Ruhepol,
mit wohltuendem Holzcharakter, der sich
natürlich auch auf mich und mein gesamtes
Team überträgt. Diese Wohlfühlatmosphäre
ist auch in unseren Kreationen spürbar.
Merkt man den Gerichten auf Ihrer Karte
an, dass sie im Osttiroler Defereggental
gekocht wurden? Selbstverständlich. Wir
verwenden viele regionale Produkte und die
schmecken einzigartig, weil das Defereggen-
tal durch seinen Gebirgscharakter natürlich
seine eigenen Geschmacksnoten prägt.
Was ist Ihre Osttiroler Lieblingsspeise?
Gamshenkele, also Gamsrohschinken, mit
Lavendelfrischkäse.
Und Ihre Lieblingszutat? Etwas ganz
Einfaches: Frische Kräuter aus unserem
Hotelgarten.
Welches Gericht verkörpert für Sie den
Bergsommer in Tirol? Ich würde sagen:
rosa gebratener Gamsrücken auf Steinpilz-
risotto mit Rosmarinessenz und Sprossen-
kohl-Konfit. Das Gericht beinhaltet Fleisch
aus der Region, Pilze direkt aus dem Wald,
dazu frisches Gemüse und Kräuter – das
ist für mich der pure Bergsommer.
Wie wichtig war Ihnen die Auszeich-
nung des Gault Millaut mit zwei Hau-
ben und 15 Punkten? Für mich war es ein
beruflicher Meilenstein, über den ich mich
natürlich sehr freue. Und für mein
Küchenteam war es eine der schönsten
Auszeichnungen, die wir in den letzten
Jahren erhalten haben.
In Osttirol gibt es mittlerweile zehn
Haubenrestaurants – wieso, glauben Sie,
ist dieses kleine Fleckchen Österreichs
„man schmeckt das Gebirge“
Interview: Barbara Wohlsein
Rekordverdächtige zehn Haubenrestaurants sind im kleinen Osttirol angesiedelt.
Wir haben mit Gerald Rieger, Koch im Spa Hotel „Zedern Klang“ in Hopfgarten im
Defereggental – ausgezeichnet mit zwei Hauben und 15 Punkten –, gesprochen.
so besonders, wenn es um gute Kü-
che geht? Da gibt es wohl verschiedene
Gründe dafür. Der Einfluss der Gebirgs-
landschaft und die Bodenständigkeit
des Handwerks spielen sicher eine Rolle.
Und natürlich verwenden wir die besten
Produkte der Region – damit sind die
besten Voraussetzungen für Küche auf
hohem Niveau gegeben.
Gehen Sie auch mal in die ande-
ren Osttiroler Haubenlokale essen?
Selbstverständlich, der Kontakt zu den
Kollegen ist mir sehr wichtig.
Was ist das schönste Kompliment,
das Ihnen ein Gast machen kann?
Wenn der Gast nach seinem Besuch sagt:
Danke, ich komme gerne wieder.
Was kochen und essen Sie privat am
liebsten? Am liebsten mag ich Wild-
und Fischgerichte.
Vielen Dank für das Gespräch. –
Mein Tirol 93
Die Besten der Besten
Diese Tiroler Restaurants wurden in der
2014er-Ausgabe des Gault-Millau-Restau-
rantführers mit mindestens drei Hauben
ausgezeichnet. Simon Taxacher ist sogar
einer der vier Vier-Haubenköche in Öster-
reich – seine kulinarischen Kreationen wur-
den mit 19 von 20 Punkten prämiert.
•Rosengarten in Kirchberg
Simon Taxacher (4 Hauben, 19 Punkte)
•Alexander in Fügenberg
Alexander Fankhauser (3 Hauben, 18
Punkte)
•Heimatliebe in Kitzbühel
Andreas Senn (3 Hauben, 17 Punkte)
•Paznaunerstube in Ischgl
Martin Sieberer (3 Hauben, 17 Punkte)
•Petit Tirolia in Kitzbühel
Steve Karlsch (3 Hauben, 17 Punkte)
Gerald Rieger ist gebürtiger Steirer, aufge-
wachsen in der Obersteiermark, und hat sei-
ne Kochlehre in Kaprun absolviert. Danach
arbeitete er sich vom Commis de cuisine bis
zum Küchenchef hoch. Er war unter anderem
in namhaften österreichischen 4- und 5-Stern-
Betrieben in Sölden, Obergurgl, Galtür,
Leogang, Bad Kleinkirchheim, im Kleinwalser-
tal, am Achensee und Klopeinersee sowie in
Deutschland beschäftigt.
Kultur & Kulinarik ›
94 Mein Tirol
B auernhäuser mit Holzbalkonen,
urige Zirbenstuben, Scheunen aus
Lärchenlatten: In Tirol hat das Bauen
mit Holz eine lange Tradition. „Holz war
stets einer der Baustoffe, der verfügbar war.
Außerdem lässt sich Holz leicht und schnell
verarbeiten“, erklärt Arno Ritter, Leiter
des Architekturforums aut. architektur
und tirol.
Allerdings sei die Beziehung zu Holz im
20. Jahrhundert ein wenig angespannt
gewesen: „Wer in der Vergangenheit viel
Geld hatte, baute zwar mit Holz, verputzte
das Haus aber anschließend, um es massiv
wirken zu lassen. So sah man nicht sofort,
dass es ein Holzbau ist“, sagt Ritter. In Tirol
gebe es auch unterschiedliche Traditionen:
So stünden im rätoromanisch geprägten
Oberland mehr Steinbauten mit Stuben aus
Holz, im Unterland und in Osttirol seien
reine Holzbauten hingegen viel häufiger.
Stolz auf Holz
Holz ist ein natürlicher Werkstoff,
wächst nach und ist biologisch abbaubar.
Lange Zeit wurde er in Tirol vornehmlich in traditionellen
Bauten eingesetzt. Nun erobert Holz
auch die moderne Architektur.
Text Sylvia Ainetter
Ein Hotel aus Holz: das Gradonna
Mountain Resort in Osttirol.
Mein Tirol 95
erklärt Ritter, „deshalb hat es auch ein
wenig gedauert, bis die Architekten, die
Handwerker und die Bauherren wieder
zurück zu diesem Baustoff gefunden haben.“
„In der modernen Architektur besinnt man
sich wieder auf das traditionelle Bauen,
aber nicht im Sinne des Klischees, sondern
der Funktionalität und der Materialeigen-
schaften. Das intelligente Weiterführen der
Tradition besteht nämlich darin, die Quali-
täten des Materials wie des Handwerks zu
begreifen, um daraus zeitgemäße Lösungen
zu entwickeln“, sagt der Architekturexperte.
Holz fürs Raumklima
Welches Holz zum Einsatz kommt, hängt
vor allem von der Aufgabenstellung ab. In
Tirol verwendet man traditionellerweise
eher Nadelhölzer: Fichten, Lärchen, Zirben.
Der hohe Harzanteil der Lärche macht sie
vor allem für Stallbauten zum idealen
Alpenländische Klischees
Dass Holz in der modernen Architektur
einige Jahrzehnte lang gemieden wurde, hat
vielfältige Gründe. „Der Umgang mit Holz
ist gesellschaftlich und politisch konnotiert –
vor allem in Deutschland und Österreich“,
erklärt Ritter. Nach dem Krieg war Holz
zwar ein wichtiger Baustoff im Wiederaufbau,
denn aus ihm wurden temporäre Bauten und
Notunterkünfte gebaut. „Holz bekam aber
dadurch einen schlechten Ruf: Die Bauten
galten als billig wie hässlich und wurden auch
nicht sonderlich solide errichtet“, sagt Ritter.
In den 1970er-Jahren kamen dann neue
Materialien wie Kunststoffe und Metalle auf
den Markt. Holz war erst einmal passé.
Dazu kam noch die wachsende Touris-
muswirtschaft: „Gerade in der Tourismus-
architektur wurde Holz eher oberfläch-
lich und nicht materialgerecht eingesetzt,
um traditionelle Klischees zu bedienen“,
Baustoff. Wegen ihrer Witterungs-
beständigkeit ist sie auch in Außen- oder
Nassbereichen oft zu finden.
Eine Renaissance erlebte in den vergange-
nen Jahren die Zirbe. Früher wurden aus
Zirbenholz oft Kleiderkästen gebaut, da
ihr Harzanteil Motten vertreibt. Auch im
Wohnbereich wurde die Zirbe oft einge-
setzt. „Die typische Zirbenstube entstand
ursprünglich in Steinbauten wie Burgen
und Schlössern“, erklärt Ritter, „da Steine
Kälte abstrahlen, wurden Holzver-
täfelungen aus Zirbenholz errichtet, um
das Raumklima zu verbessern.“
Der Zirbe wird nachgesagt, ihre äthe-
rischen Öle hätten positiven Einfluss
auf die Herzfrequenz und damit auf die
Schlafqualität – so kamen in den ver-
gangenen Jahren Betten aus Zirbenholz
wieder in Mode.
Kultur & Kulinarik ›
›
Der gebürtige Wiener Arno Ritter leitet seit
1995 den Ausstellungsraum „aut. architektur
und tirol“ in Innsbruck. 2012 war er Kommissär
des Österreichbeitrages zur Architekturbiennale
Venedig.
96 Mein Tirol
Châlets & Hotel in Kals am Großglockner
liegt mitten in der Natur und direkt an der
Skipiste auf 1.350 Metern. Alle Gebäude
des Komplexes wurden in Holz realisiert:
Die Fassaden sind mit Holzschindeln ver-
kleidet. Drinnen soll Fichtenholz Gebor-
genheit, Natürlichkeit und Persönlich-
keit erzeugen. Zirbenholz wurde für die
Schlafräume gewählt, weil es in dem Ruf
steht, Schlafqualität und Wohlbefinden zu
erhöhen.
Hauptgebäude und Badehaus Natterer
See in Natters
Architekten: Thomas Giner und Erich Wucherer,
Fertigstellung: 2008
Direkt beim Campingplatz am Natterer
See fügt sich unauffällig der zweigeschos-
sige, von unterschiedlich breiten, lasierten
Fichtenholzlatten umhüllte Baukörper in
die Uferlandschaft ein. Auch das von hel-
lem Holz geprägte Innere des Gebäudes
lässt die Atmosphäre eines herkömmlichen
Campingimages weit hinter sich. Das Ge-
bäude wurde 2008 mit dem Preis des Lan-
des Tirol für Neues Bauen und 2010 mit
dem BTV-Bauherrenpreis für Tirol und
Vorarlberg ausgezeichnet.
Mit Holz bauen
Der größte Vorteil von Holz: das spezifi-
sche Gewicht. „Mit Holz kann man Bauten
realisieren, die in anderen Materialien aus
Gewichtsgründen nur schwer auszuführen
wären“, sagt Ritter. Dazu kommt, dass der
Bau von Holzhäusern sehr schnell geht: Die
Elemente können in der Werkstatt vorfa-
briziert werden und müssen dann nur vor
Ort zusammengesetzt werden. Dass der
Planungsaufwand ungleich höher ist als
bei einer anderen Bauweise, wird durch die
Geschwindigkeit bei der Errichtung wett-
gemacht. „Holz ist auch ein nachwachsen-
der Rohstoff, das macht den Einsatz heute
in Zeiten des ökologischen Denkens beson-
ders attraktiv“, so Arno Ritter.
Im Bereich des modernen Holzbaus sind
zwar die Vorarlberger Vorreiter, doch auch
in Tirol entstehen immer mehr Holzhäuser
jenseits alpenländischer Klischees. Selbst
im Tourismus wagen sich immer mehr Un-
ternehmer weg vom traditionellen Bauen
– mit teils erstaunlichen Ergebnissen. –
HolzwegeText Sylvia Ainetter
Olperer Hütte im Zillertal
Architekt: Hermann Kaufmann,
Fertigstellung: 2007
Die Olperer Hütte liegt auf rund 2.400
Metern Höhe in den Zillertaler Alpen
und dient als reine Sommerhütte. Sie
ist ein auf das Wesentliche reduzier-
tes Holzhaus. Eine Natursteinmauer,
die mit Steinen aus dem Hüttenumfeld
errichtet wurde, dient als Stützmauer
und bildet die Terrasse. Gleichzeitig
ist sie Aufleger für das ein Stück über
dem Hang schwebende Haus. Das Ge-
bäude ist weitgehend aus Fichten-Brett-
sperrholzelementen errichtet, die in
den Sommermonaten ohne zusätzliche
Dämmung ausreichenden Wärmeschutz
bieten. Im Gastraum selbst eröffnet ein
Glas-Panoramafenster den Blick auf den
Schlegeisspeicher und die höchsten Gip-
fel des Tales. Die Olperer Hütte wurde
mit dem Holzbaupreis Vorarlberg und
dem „best architects 09“ ausgezeichnet.
Gradonna Mountain Resort ****s
in Kals
Architekt: Helmut Reitter, Fertigstellung: 2012
Das Gradonna****s Mountain Resort –
Moderne Architektur und der traditionelle
Werkstoff Holz – eine gelungene Symbiose.
Moderne Architektur auf 2.400 Metern:
die Olperer Hütte in den Zillertaler Alpen.
Werde Tyroler!
Wussten Sie, dass wir Tiroler uns seit über 111 Jahren Zeit für
ehrlichen Genuss nehmen?
Werde Tyroler auf
facebook.com/handltyrol
Wussten Sie, dass wir Tiroler uns seit über 111 Jahren Zeit für
ehrlichen Genuss nehmen?Auch unsere schöne Tiroler Natur
will in Ruhe genossen werden Von Hand gewürzt, über Buchenholz mild geräuchert und lange in Tiroler Bergluft gereift
Gut Ding braucht Weile
Wenn es um unseren echten Tiroler Speck und Schinken oder unsere feinen Roh-würste geht, halten wir uns bei HANDL TYROL seit über 111 Jahren vor allem an eine Regel: das Gute währt am längsten.
Es braucht nämlich viel mehr Zeit als man denkt, bis unsere Tiroler Spezialitäten bei Ihnen auf den Tisch kommen. Denn wir nehmen unser Handwerk sehr ernst.
Für unsere original Tiroler Spezialitäten verwenden wir nur sorgfältig ausgewähltes Fleisch bester Qualität. Und wir machen
vieles noch von Hand. Das dauert zwar länger, dafür schmeckt man einfach den Unterschied.
Guter Geschmack verträgt keine Hektik. Umgeben von saftigen Almwiesen und stolzen Bergen bekommen unsere TirolerSpeckspezialitäten deshalb sehr viel Zeit,um an der klaren Tiroler Bergluft zu reifen. Vorher werden sie noch mit besten Natur-gewürzen verfeinert und über Buchenholz mild geräuchert – für den typischen Tiroler Geschmack. Diese traditionelle Art der Herstellung dauert bis zu sechs Monate.
Das hat schon Urgroßvater Karl C. Handl so gemacht und das machen wir auch heute – vier Generationen später – noch immer so. Weil das Gute eben am längsten währt.
Ihre HANDL TYROL Speckmeister
Die kleine Speckschule
Wussten Sie, dass wir Tiroler
facebook.com/handltyrolfacebook.com/handltyrol
Die kleine Speckschule
98 Mein Tirol
tipps & infos
Almabtriebe
Termine und Hintergründe zu den Almab-
trieben am Ende des Sommers.
www.tirol.at/almabtriebe
Sonnwendfeuer
Die traditionellen Bergfeuer rund um die
Sommersonnenwende.
www.tirol.at/sonnwendfeuer
Blasmusik
Wann treten die mehr als 300 Tiroler Blas-
musikkapellen auf? Terminkalender des
Tiroler Blasmusikverbandes.
www.blasmusikverband-tirol.at
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Ausführliche Infos über Tiroler Produkte
und ihre Besonderheiten.
www.amtirol.at
Tiroler Wirtshauskultur
Alles über Tirols ausgezeichnete Wirtshäu-
ser und die dazugehörige Philosophie.
www.tiroler-wirtshaus.at
Almen
Wissenswertes über die rund 2.100 Tiroler
Almen.
www.tirol.at/almen
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ganz bewusst regionale Produkte verwen-
den und auf Tiroler Qualität setzen.
www.amtirol.at
Brauchtumessen & trinken
Haubenküche
Tirols zahlreiche Spitzenlokale, bewertet
vom Restaurantführer Gault Millau.
www.gaultmillau.at
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Küche entdecken.
www.tirol.at/genussrouten
Tiroler Schnapsroute
Die Kunst des Schnapsbrennens und seine
lange Tradition kennenlernen.
www.tirol.at/schnapsroute
Mein Tirol 99
Kultur.Tirol
Kultur-Highlights in Tirol – geordnet nach
Regionen oder Genres.
www.kultur.tirol.at
Cine Tirol
Wo wird gerade gedreht: Informationen
zum gefragten Filmland Tirol.
www.cinetirol.at
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Besichtigungstouren zu außergewöhnli-
chen Bauwerken in Tirol – auch als App für
das Smartphone.
www.aut.cc
Kultur & Film
Zeitgenössische Kunst
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rien in Innsbruck und Schwaz.
www.innsbruckcontemporary.at
Museen
Überblick über die Tiroler Museumsland-
schaft.
www.tirol.at/museen
Burgen und Schlösser
Ausflugstipps zu einer Reihe interessanter
Burgen und Schlösser in Tirol.
www.tirol.at/burgen-und-schloesser
Kultur & Kulinarik
100 Mein Tirol
Herausgeber und Verleger:
Tirol Werbung GmbH
Maria-Theresien-Straße 55
6020 Innsbruck · Österreich
Bildnachweise:
Weitwandern mit der Bahn
Für eine außergewöhnliche Mehr-
tagestour durch die Lechtaler Al-
pen braucht man vier Tage Zeit
und etwas Kondition – aber kein
Auto.
Die Anreise erfolgt stattdessen mit
der Bahn, etwa täglich von Hamburg,
Köln, Berlin oder München aus. Vom
Bahnhof Imst geht es dann mit dem
Bus übers Hahntenjoch bis zum Tour-
einstieg in der Ortschaft Boden. Die
Route führt am Adlerweg über Hahn-
auer Hütte, Württemberger Haus,
Memminger Hütte und Madau durch
die herrliche Bergwelt der Lechtaler
Alpen bis nach Bach, wo ein Busan-
schluss zum Endpunkt der Tour, dem
Bahnhof Reutte, besteht.
„Am Adlerweg durch die Lechtaler
Alpen“ ist eine von sieben Weitwan-
der-Touren speziell für die Anreise
mit der Bahn.
www.tirol.at/wandern
impressum
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Emanuel Kaser
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Seite 21 privat
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Seite 29 Vivalpin
Seite 30 Sportograf
Seite 31 Stubai-Bilder.at
Seite 32/33 TVB Wilder Kaiser
Seite 34/36 Franz Oss
Seite 39 Maria Ziegelböck
Seite 40/41 Jörg Koopmann
Seite 42 privat
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Seite 44/45 Gerhard Berger, Jürgen Klecha
Seite 46/47 Stubaier Gletscher /eyes5
Mirja Geh
Seite 48/51 Alex Ziegler, Gerhard Berger
Seite 53 Sigrun Hannes
Seite 55/57 Emanuel Kaser,
TVB Wilder Kaiser
Seite 59 Alex Ziegler
Seite 60/61 Frank Bauer
Seite 62 Frank Bauer
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Seite 70 privat
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Seite 75 Hans Herbig
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Seite 78 TVB Paznaun - Ischgl
Seite 79 Gerhard Berger
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Robert Gruber, SIGNA,
Emanuel Kaser
Seite 82/83 Lichtblick, Bernhard
Aichner, Innsbruck und
seine Feriendörfer
Seite 84/85 Franz Oss
Seite 87 Stiegenhaushof
Seite 88/89 Emanuel Kaser
Seite 91 Hotel Zedernklang e. U.
Seite 92/93 Gradonna****s Mountain
Resort Châlets & Hotel
Seite 93 Günter Wett
Seite 102 privat
Texte:
Target Group Publishing GmbH
Brunecker Straße 3
6020 Innsbruck · Österreich
Druck:
NIEDERÖSTERREICHISCHES
PRESSEHAUS Druck-
und Verlagsgesellschaft mbH
Gutenbergstraße 12
3100 St. Pölten · Österreich
Stand:
November 2013. Alle Angaben trotz sorg-
fältiger Recherche ohne Gewähr für Rich-
tigkeit.
Mein Tirol 101
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Tirol ist mit jedem Verkehrsmittel gut erreichbar.
Mit dem Zug
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aus vielen europäischen Städten er-
möglichen eine bequeme Anreise.
Und mit den Sparpreisen von ÖBB,
DB und SBB ist die Fahrt nach Tirol
sogar noch äußerst günstig.
Mit dem Auto
Tirol ist mit dem Auto auf vielen We-
gen gut erreichbar. Wichtig: Auf Au-
tobahnen benötigen Sie die Vignette,
die Automobilclubs, Tankstellen und
die Stationen der Grenzübergänge
zum Beispiel als 10-Tages-Variante
jederzeit bereit halten.
Mit dem Flugzeug
Der Flughafen Innsbruck wird mehr-
mals täglich von europäischen Flug-
gesellschaften wie Austrian Airlines,
Lufthansa oder airberlin angeflogen.
Alternativ ist Tirol auch über die
Flughäfen München, Memmingen,
Zürich oder Salzburg gut erreichbar.
www.tirol.at
www.facebook.com/tirol
www.twitter.com/tirol
www.youtube.com/tirol
www.blogtirol.at
Tirol im Netz
Die Tirol Info hilft gerne bei der Urlaubsplanung, hat wertvolle Tipps parat und schickt
auf Wunsch passende Unterlagen zu. Die Tirol-Experten sind gerne für Sie da:
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Sie haben Fragen?
Anreise & Kontakt
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Egal ob ein Stück Tirol für zuhause oder für draußen –
bei diesen Accessoires ist für jeden etwas dabei.
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Tirol ist berühmt für seine edlen Schnäpse.
Richtig wohl fühlt sich so ein feiner Trop-
fen im Edelstahl-Flachmann in einer Holz-
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Fassungsvermögen: 190 ml.
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Schau genau
Der richtige Rucksack gehört beim Wandern oder Bergsteigen immer dazu. Die Modelle
der Karwendel-Serie von Kohla Tirol sind äußerst leichte und funktionelle Begleiter in der
Tiroler Bergwelt. Unter anderem mit regulierbarem „Super Dry“-Ventilationssystem und
Multifunktionstasche.
www.kohla.at
Leichter Begleiter
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Mein Tirol 103
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Seit Jahrhunderten wird aus Ölschiefer,
der in der Umgebung von Seefeld und dem
Achensee vorkommt, das Tiroler Steinöl
gewonnen. Aufgrund seines hohen Gehalts
an natürlich gebundenem Schwefel hat es
eine wohltuende sowie pflegende Wirkung
– und wird unter anderem für Cremes, Sal-
ben, Massageöle und Seifen verwendet.
www.steinoel.at
Kraft der Natur
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Eine Brille aus Holz? Für den Tiroler
Brillenhersteller ROLF stellt das na-
türliche Material kein Hindernis dar,
sondern den idealen Ausgangspunkt,
um neuartige Techniken zu entwi-
ckeln. Jede Brille ist ein Unikat – wie
diese hier aus Räuchereiche und Ahorn.
www.rolf-spectacles.com
Natur pur
Die Tiroler Schriftstellerin Irene Prugger hat 31 Almen besucht und sich von den Almwir-
ten aus ihrem Leben erzählen lassen: unter anderem von guten und schlechten Zeiten, ver-
regneten Sommern und verletzten Tieren. Daraus entstanden einfühlsame Almporträts,
ergänzt durch stimmungsvolle Fotos und viele Hintergrundinformationen.
www.loewenzahn.at
Filz ist nicht nur für Pantoffeln gut. Auch bei der praktischen Umhängetasche
„Murmele“ macht sich das traditionelle Material hervorragend. In Tirol hergestellt und zu
100 Prozent aus reiner Schurwolle.
www.tirolshop.com
Geschichten von der Alm
Tirol für den Stadtbummel
Herzstücke
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104 Mein Tirol
Schlusspunkt
Unwillkürlich wandert der Blick nach
rechts oben. Kurz bevor der Zug, vom
Arlberg kommend, nach Innsbruck
einfährt, werden sie sichtbar, die vertrauten
Zacken aus hellem Kalk, die so gar nicht zu
den restlichen, zumeist aus Gneisen aufge-
bauten Gipfeln der Stubaier Alpen passen
wollen. „Dolomiten Nordtirols“ hat man die
Kalkkögel genannt. Die Charakterisierung
Walter Kliers scheint mir da zutreffender,
der vom „Reich des senkrechten Schotters“
spricht. Die langen Schuttströme unterhalb
der Wände sprechen Bände über ihre Fels-
qualität.
Und doch geht von den Türmen eine Fas-
zination aus, der ich mich nicht entziehen
kann. Sie hat nichts mit abenteuerlichen
Besteigungen zu tun – kein einziges Mal
bin ich in den brüchigen, von waagerechten
Bändern durchzogenen Wänden geklettert
– und auch nicht damit, dass die Kalkkögel
Tummelplatz historischer Alpinistengrö-
ßen wie Hermann Delago und Otto Ampfe-
rer, Hias Rebitsch und Hermann Buhl wa-
ren. Der Grund liegt weit zurück, in meiner
Kindheit, in den zwei Sommern Familien-
urlaub im Stubaital.
Nach Wanderungen auf Saile und Serles,
zur Starkenburger Hütte und auf den Ho-
hen Burgstall entschied mein Vater, dass
die drei Mäderl nun bereit seien für den
Höhepunkt der Ferien, die Tour auf die
Marchreisenspitze.
Ich weiß nicht mehr viel von diesem Tag,
seit dem mindestens 35 Jahre vergangen
sind. In meiner Erinnerung erscheint das
Bild eines in Kinderaugen unglaublich lan-
gen und unglaublich steilen Geröllfelds, in
dem man seine Schritte vorsichtig setzen
musste, um nicht in dem losen Zeug die ge-
rade gewonnene Höhe wieder nach unten
zu rutschen. Es war sonnig und heiß, und
unter dem Gipfel gab es ein paar luftige
Stellen, die einer meiner Schwestern Angst
einjagten.
Irgendwo da, stelle ich mir vor, muss es an-
gefangen haben. Während ich vom Gipfel
aus am Horizont den gletschergekrönten
Habicht bewunderte, nicht ahnend, dass ich
ein gutes Jahrzehnt später über den damals
noch mächtigen Mischbachferner auf sei-
nen Gipfel klettern würde. Oder während
ich im Abstieg durch das Geröll abwärtslief
und die Steine klackernd aneinanderschlu-
gen, sich über die rothaarige Kleine amüsie-
rend, die sich wie eine große Bergsteigerin
vorkam. Auch wenn ich das nie geworden
bin – es fühlt sich jedes Mal wie ein Heim-
kommen an, wenn ich durch das Zugfenster
die Kalkkögel erspähe.
Über das leise Klackern des Gerölls beim Steigen
Warum für eine, die in Bayern aufwuchs und
mit Mitte Dreißig in die Schweiz auswanderte,
die Gipfel Tirols Bergheimat sind.
–
Karin Steinbach Tarnutzer
Journalistin und Buchautorin
war von klein auf in den Bergen unter-
wegs und erzählt von einer Kindheitser-
innerung an Tirol.
Die neue tirol Kollektion
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