neue zeitung nr. 39 10. jahrgang 2011
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NEUE ZEITUNG
Nr. 39 Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums (OHM) 10. Jahrg. 2011
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische
Traufenhaus in der Weserstraße und zusammen mit
Dieter Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und
Kultur der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der
Deutschen verbunden, ging es an die Arbeit. Nach
Gründung des Trägervereins öffnete im Herbst 1996
das „Ostdeutsche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10
Jahren ist die anfängliche „Heimatstube“ nun zum öf-
fentlich anerkannten historischen Museum gewachsen,
das zugleich als Zentrum grenzüberschreitender Kul-
turarbeit weithin Anerkennung findet. In über drei Ge-
schossen präsentieren sich Hinterpommern, Ostbran-
denburg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesi-
en sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete
von Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,
Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-
ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage
Aus dem Inhalt
NZ aktuell S. 2
Der neue Landrat: Detlev
Kohlmeier
Meinung kontrovers S. 3
Retter in der Not: Die DM für
Deutschland - Friedrich Merz
für Berlin?
Geschichte S. 4
Die Kleindeutsche Lösung
Kultur S. 5
Literarische Salons
OHM S. 6
Schülergruppen im OHM
Dank an Heinrich Eggers
Blick in die Presse S. 7
Mindener Tageblatt: „TAG
DER HEIMAT“ in NRW
Wissenschaft und Technik S. 8
Das Unternehmen Robert-
Bosch
Kunst und Kultur S. 9
Gustav Freitag
Termine S. 10
Landsmannschaften und
Freundeskreise
Kulinaria S. 11
Falscher Hase und Berliner
Boulette Denkwürdige Ereignisse S.12
13. August 1961: Der Bau der
Berliner Mauer
Nienburgs neuer Landrat
Detlev Kohlmeier
„Lebensqualität
braucht gute Bildung“ -nt. Museen sind öffentliche Sammlungen von Zeugnissen der
menschlichen Kulturentwicklung. Nach Art und Herkunft
unterschieden, finden sie sich in dafür geeigneten Gebäuden.
Zielsetzung eines Museums ist die Bildung der Bevölkerung,
vorrangig durch das Mittel der Ausstellungen. Ergänzend wirken begleitende Projekte - so regelmäßige Vorträge
und weitere Angebote wie Exkursionen zu wissenschaftlichen
Studienzwecken. Das Wirken von Museen unterteilt sich in Maß-
nahmen der Erwachsenen- und der Jugendbildung, bei denen das
Zusammenwirken mit Schulen und Verbänden der Kulturpflege
von herausragender Bedeutung ist.
Museen können aufgrund der vielfältigen, dem Gemeinwohl die-
nenden Aufgaben nicht vorrangig nach den Prinzipien des wirt-
schaftlichen Gewinnstrebens arbeiten, wenngleich sie durch
Gründung von Trägervereinen und die Einrichtungen von sie för-
dernden Stiftungen bemüht sind, sich selbst finanzielle Hilfs-
quellen zu erschließen. Die Erträge daraus reichen jedoch nicht
aus, erforderliche Beschaffungen zu tätigen, sinnvolle Erweite-
rungen vorzunehmen und die Pflege der Schausammlungen fach-
gerecht zu erledigen. Die Öffentliche Hand ist in der Pflicht, hier
angemessen einzutreten.
Die Aussagen des neuen
Landrats lassen erkennen,
dass die in Tradition ste-
hende bescheidene Förde-
rung des Landkreises
Nienburg der weithin ge-
schätzten Initiativen des
OHM auch künftig erhal-
ten bleiben könnte. Der
aufwendige Umzug des
Museums in Nienburgs
City wäre sonst ein „Flop“
gewesen.
Das neue OHM an der „Nienburger Kul-
turmeile“ in der Altstadt: Leinstraße 5.
Neu in der NZ:
Meinung
Kontrovers
Rettet Merkel den Euro –
oder Deutschland
zurück zur alten DM
und Friedrich Merz
wieder nach Berlin?
Nienburg
kommunal
Folge Nr. 4:
Persönliche Daten: Geboren 1961 in Min-
den/Westfahlen, aufge-
wachsen in Landesber-
gen, seit 1986 wohnhaft
in der Gemeinde Marklo-
he, verheiratet, drei er-
wachsene Kinder.
Nach dem Abitur Studi-
um an der FH Verwal-
tung und Rechtspflege in
Hannover, 1996 Direktor
der SG Marklohe, 2001
daselbst hauptamtlicher
Bürgermeister.
Vorsizender des Regio-
nalmanagements „Mitte
Niedersachsen“, Vorsit-
zender Zweckverband
„Linkes Weserufer“.
Ab 1. November 2011 unser neuer Landrat:
Detlev Kohlmeier
Seite 2 NEUE ZEITUNG 10. Jahrg. 2011/39
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
+++
Kohlmeiers Zielsetzung: „Gut organisierte Bildungsangebote für alle
Altersgruppen sind für mich herausragend
wichtig. Ich möchte, dass wir den Elternwillen
zur Errichtung einer Integrierten Gesamtschule
abfragen. Damit wäre ein zusätzliches Schul-
angebot in unserem Landkreis möglich – das
kann ein dickes Plus für unsere Kinder sein.
Darüber hinaus will ich mich einsetzen für
bedarfsmäßige Inklusions- und Ganztagsange-
bote, die engere Verzahnung von schulischen
und berufspraktischen Handlungsfeldern und
die Stärkung der dualen Berufsaus- und fortbil-
dung mit innovativen und flexiblen Leistungs-
angeboten.
Angesichts der finanziellen Rahmenbedingun-
gen muss jede Kreditaufnahme sorgfältig ab-
gewogen werden und ist für mich nur für die
wirklich wichtigen und nachhaltigen Investiti-
onen vertretbar, Dazu ist es erforderlich Priori-
täten zu bilden.
Die Wirtschaftsförderung im Landkreis will ich
als gemeinschaftliches gut funktionierendes
Netzwerk ausbauen. Konkret soll sie ein aus-
geweitetes Angebot von Technologietransfer-
und Bratung bieten. Die Einwerbung von För-
dermitteln will ich aktiv unterstützen.
Aktiv betriebener Klimaschutz gehört für mich
zu einem verantwortungsvollen Wirken. Die
Einrichtung einer kreisweit tätigen Klima-
schutzagentur will ich konsequent entwickeln
und sie auch über die Dauer einer eventuellen
Förderung hinaus sichern.
Wir brauchen auch den Ausbau erneuerbarer
Energien als unverzichtbaren und wachsenden
Bestandsteil unserer Energieversorgung.
Für einen ausgewogenen, zwischen den öko-
nomisch berechtigten Interessen der Landwirt-
schaft und den Erfordernissen des Natur- und
Landschaftsschutzes will ich mich stark ma-
chen. Besondere Lebensräume mit ihrer Arten-
vielfalt möchte ich durch behutsame Entwick-
lung eines biologischen Netzes weiter verbes-
sern, beispielsweise durch den effektiven Ein-
satz der Ausgleichszahlungen für stattfindende
Eingriffe in Natur und Landschaft.“
10
10. Jahrg. 2011/39 NEUE ZEITUNG Seite 3
Meinung kontrovers
Wo ist der Glanz geblieben von „Schwarz-Gelb“ in Bund und
Ländern? Angela Merkel müht sich in Berlin ab mit widerspenstigen
Partnern, von denen die FDP zielstrebig auf ihren Untergang zusteuert.
Selbstgemachte Querelen lähmen die Kraft einer vom Wähler groß-
zügig ausgestatteten Bundestagsmehrheit.
Die Opposition reibt sich die Hände – geißelt die Ohnmacht der Kanzlerin
sich durchzusetzen, weil sie um den Bestand der Regierungsmacht fürchten
muss. Außer der Kritik haben aber auch die „Rot-Grünen“ nichts zu bieten,
als den Anspruch, selbst in die Chefsessel zu gelangen. Und die Zeichen
stehen dafür nicht schlecht. Links hat heute bundesweit eine Mehrheit beim
Wähler. Die Union – geplagt von Skandalen der eigenen Prominenz - hat
Vertrauen verspielt. Mit hochgelobten pomadisierten „Shooting-Stars“ und
zugleich peinlichen Affären aller Art und allerorten lassen sich auch noch
heute bürgerliche Wähler nicht halten, zumal wenn eine Partei, das „C“ im
Namen führt. Auch die Konzeption der „Merkel-CDU“, national-
konservative Kräfte aus den eigenen Reihen zu drängen, in der Erwartung,
ein Linksruck in der Unon brächte neue Wähler, hat sich zerschlagen. Die
Partei der Nichtwähler wurde nur umso größer.
Rettet Merkel den Euro oder zurück zur guten alten DM
und Friedrich Merz nach Berlin?
von Leo Warner
Dazu kommt noch das Dilemma um die Euro-Region, die Merkel – koste es was es
wolle - sanieren will. Die Mehrheit der deutschen Steuerzahler sieht das anders und
will nicht für dritte bluten, die ihre Hausaufgaben nicht machen wollen.
Der Wunsch nach Rückkehr zur guten alten DM wird immer deutlicher. Es ist ein
Skandal, dass Abgeordnete. wie der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses
Wolfgang Bossbach und weitere Unions-MdBs von der Riege um Merkel ange-
gangen wurden, weil sie ihrem verbrieften Recht auf freie Gewissensentscheidung
gefolgt sind und der unabsehbaren Berliner Schuldenpolitik nicht folgen wollten. Da
hilft wohl nur eine Reform in der Sache und personell an Haupt und Gliedern. Wie
man hört, steht zur Rettung Friedrich Merz bereit. Kein schlechter Ausweg.
Seite 4 NEUE ZEITUNG 10. Jahrg. 2011/39
Geschichte
Der „Deutsche Krieg“ war die militärische Aus-
einandersetzung zwischen der von der österrei-
chisch geführten Donaumonarchie, dem „Deut-
schen Bund“, und den preußisch dominierten
norddeutschen Ländern, außer Holstein. Es ging
um eine von Österreich gewünschte Großdeutsche
oder die von Bismarck favorisierte Kleindeutsche
Lösung. Mit dem Sieg Preußens 1866 bei König-
grätz war die noch bestehende Bundesverfassung
des bereits 1806 untergegangenen „Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation“ auch
formal erloschen.
Preußen übernahm die politische Vormachtstellung
im Norden und gründete den „Norddeutschen Bund“.
Damit entstand die Vorstufe für das 1971 gegründete
„Deutsche Kaiserreich“. Da Österreich im Vorhinein
nicht auf das ihm anhängende Holstein hatte verzich-
ten wollen, waren preußische Truppen im Juni
Die
kleindeutsche
Lösung
Königgrätz
1866
1865 dort einmarschiert, was den offiziellen Anlass
zum Preußisch-Österreichischen Krieg gegeben hatte.
Nach kampflosem Einmarsch der Preußen in das
Königreich Sachsen und weiter in das habsburgische
Böhmen kam es im Juni 1866 mit den vereinigten
österreichisch-sächsischen Armeen zum Kampf, den
die Österreicher zunächst siegreich beendeten.
Nach Zuführung frischer Truppen aus Minden, Ham-
burg und von der preußischen Mainarmee wendete
sich das Blatt. Die mit Habsburg verbündeten Hanno-
veraner mussten völlig aufgerieben kapitulieren und
die vereinigten preußischen Armeen siegten
schließlich unter Führung von Kronprinz Wilhelm in
der Schlacht bei Königgrätz. Nach dem Frieden von
Prag wurde die bestehende Feindschaft überwunden
und aus einer zunehmend wohlwollenden Neutralität
entwickelte sich die spätere Allianz mit dem Deut-
schen Reich, woraus der Zweibund entstand.
▲ Die Schlacht bei Königgrätz 3. Juli 1866: Die Verteidigung des
Swiep-Waldes durch die Regimenter 27 und 28 der 2.
preußischen Armee. Original-Gemälde im OHM
10. Jahrg. 2011/39 NEUE ZEITUNG Seite 5
Welt der Kultur
Ein literarischer Salon war ein zumeist privater
gesellschaftlicher Treffpunkt für Diskussionen,
Lesungen oder musikalische Veranstaltungen
vom 18. bis zum 19. Jahrhundert. Neben
literarischen und sonstigen künstlerischen Salons
gab es auch politische und wissenschaftliche
Salons. Träger waren oft einzelne Mäzene oder
auch Vereine.
In Deutschland betätigten sich vor allem
wohlhabende gebildete Frauen, oft adliger oder
jüdischer Herkunft, als Gastgeberinnen und wurden
in dieser Eigenschaft Salonière genannt. Berühmt
wurde in Berlin der Salon der Rahel Varnhagen,
geborene Levin.
In Frankreich fand sich bereits ab 1600 in den
„Musenhöfen“ des Adels eine unter den
Bedingungen des Absolutismus wirkende, für die
spätere Zeit stilbildende Salonkultur, die im
bürgerlichen Paris zu meist sich als
Geselligkeitskultur ihren Ausdruck fand.
Literarische
Salons
Gedankenaustausch
bei künstlerischen,
wissenschaftlichen und
politischen Treffen.
Eingeladen wurde zu freiem Gedankenaus-
tausch im Rahmen größerer
Veranstaltungen oder kleinerer persönlich
gehaltener Treffs. Neben der Salonière
Rahel Varnhagen sind u.a. als besonders
bemerkenswert zu nennen Henriette Herz
(1764-1847), Bettina von Arnim (1785-
1859) und Marie Dorothea Fürstin zu
Radziwill (1840-1915).
▲ Wohlhabende und gebildete Frauen, oft adliger
Herkunft, betätigten sich als Gastgeberinnen.
Rahel Varnhagen
Bettina von Arnim
Seite 6 NEUE ZEITUNG 10. Jahrg. 2011/39
Ostdeutsches Heimatmuseum
Heimatmlebendiges MuM
Museumuseum
Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0
Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25
31582 Nienburg info@stahlbauteam.de
Ostdeutsches
Heimatmuseum (OHM)
Historisches Museum
Redaktion:
Dieter Lonchant
Korrektur: Inge Koslowski
Auflg. 700 Expl.
Anschrift:
NEUE ZEITUNG Leinstr. 5, 31582 Nienburg
Tel./ Fax: 05021 / 91 15 63
Internet:
ohm-nienburg.jimdo.com/
e-mail:
ohm-nienburg@gmx.de
Die in Leserbriefen, Ar-
tikeln und Kommenta-
ren vertretenen Auffas-
sungen decken sich nicht
unbedingt mit der Mei-
nung der Redaktion.
Dank an Heinrich Eggers
◄ Schüler des Marion-
Dönhoff-Gymnasiums mit
ihrem Lehrer Studienrat
Karsten Reichhardt besich-
tigten kürzlich die Aus-
stellungen des OHM.
Nach einem Einführungs-
vortrag mit Dokumentar-
Film erläuterten Dieter Lon-
chant und Günter Winckler
die historischen Exponate,
Karten und diversen Volks-
trachten. Anschließend stell-
te man sich zum Foto vor
dem Eingang zum OHM.
Am 1. November tritt Hein-
rich Eggers in den Ruhestand.
Er war ein pflichtbewusster
Landrat, offen und objektiv,
unserem Museum ein guter
Freund. Das OHM wird
Heinrich Eggers demnächst
auf besondere Weise ehren.
Dank für sein Engagement
zum Wohl aller Bürgerinnen
und Bürger, im Besonderen
für sein Verständnis für die
Anliegen der Kulturträger
sagen wir ihm bereits heute.
10. Jahrg. 2011/39 NEUE ZEITUNG Seite 7
Blick in die Presse
TAG DER HEIMAT in Minden / NRW
„
„Wahrhaftiger Dialog“
Vertriebene fordern Ächtung von
Vertreibung
▲ Hauptredner Dieter Lonchant
sprach auf Großveranstaltung in
Minden / 11.September 2011 Lonchant sprach vor BdV in Minden:
Minden „ … Als Hauptredner war am Sonntag der Museumsdirektor des Ostdeutschen Heimatmuseums
Nienburg, Dieter Lonchant, erschienen. Es sei seine Pflicht, bei der Darstellung von Geschichte und
Kultur die Wahrheit zu finden und bei Differenzen den Dialog zu suchen, meinte er zu Beginn seiner
Ausführungen. „Es geht heute darum, uns alle an die Heimat zu erinnern, an die wir gebunden sind.“
Er warnte vor der Tendenz in Deutschland, „die Vertriebenen an den rechten Rand“ weisen zu wollen.
Den Vertriebenen geht es nicht um Hass, sondern um Gerechtigkeit“.
Ziel sei es einen friedvollen Gang zu einem vereinten Europa zu gehen. „Jedes Volk hat seine eigene
Kultur – die soll es sich erhalten können.
Deutschland und seine Geschichte könnten sich sehen lassen, es sei schade, dass sich manche schon beim
Erklingen der der Deutschen Nationalhymne schämen würden. „Wir brauchen Nachwuchs. der unsere
Gedanken, unser Streben und unser Wissen weiter trägt“, so der Museumsdirektor des Ostdeutschen
Heimatmuseums Nienburg. Dieser fehle allerdings bisher noch. …“
▲ Hauptredner Dieter Lonchant auf
der Großveranstaltung in Minden
OHM-
Besichtigungs-
zeiten
Di. – Mi. – Do.
10 – 13 Uhr
Mi. und So.
14 – 17 Uhr
und nach
Vereinbarung.
Der Eintritt ist
frei.
Führungen ab
10 Personen
Seite 8 NEUE ZEITUNG 10. Jahrg. 2011/39
Wissenschaft und Technik
1932 übernahm Bosch die Junkers & Co. GmbH
und Veröffentlichte die Schrift „Die Verhütung
künftiger Krisen in der Weltwirtschaft“. Darin
setzte sich der Chef des Konzerns für flexiblere
Arbeitszeiten ein und stellte überhöhte Löhne in
Frage. Ansonsten trat die Firma Bosch wiederholt
als sozialer Stifter auf. 1933 kaufte man die
„Idealwerke für drahtlose Telephonie AG“, die ab
1938 als „Blaupunktwerke AG“ firmierten.
▲ Die Bosch-Zündung revolutionierte
die Automobilindustrie und ermöglichte
dem Unternehmen Robert Bosch die
Expansion – Plakat um 1910.
Das Robert-Bosch-
Unternehmen
Bahnbrechende Erfindungen
zum Wohle der Menschen
Nach seiner Ausbildung zum Feinmechaniker und ersten
Berufsjahren (1876-1886) brachte es der geniale Tüftler
Robert Bosch zu einem eigenen bedeutenden Unternehmen,
das die bahnbrechende Entwicklung der Niederspannungs-
Magnetzündung entwickelte. Das Revolutionierende in der
Motorelektronik für die gesamte Produktion der
Automobile, mit der so genannten Bosch-Zündung, legte
den Grundstein für das später international tätige Weltunter-
nehmen.
Weitere Innovationen, wie etwa die Dieseleinspritzung und
die Umstellung auf eine breitere Produktenpalette, führte
das Unternehmen Bosch erfolgreich durch die schwierigen
Zeiten der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren des 20.
Jahrhunderts. Danach setzte es einen bedeutenden Moder-
nisierungsprozess in Gang, wonach auch Elektrogeräte für
den Konsumbereich hergestellt wurden, wie etwa Kühl-
schränke, Radiogeräte oder Elektrowerkzeuge.
◄ Das Dreirad diente
Bosch zum Test des
neuen, von ihm entwik-
kelten Magnetzünders.
Lithographie 1899
Großteile der Ge-
winne des Unterneh-
mens fließen noch
heute wohltätigen
und kulturellen
Zwecken zu. Dazu
zählt die Förderung
der Stuttgarter „Ro-
bert-Bosch-Klinik“.
Afte von Ribbeck
10. Jahrg. 2011/39 NEUE ZEITUNG Seite 9
Literatur
Gustav Freytag
Geheimer Hofrat,
Schriftsteller, Journalist und
Politiker
*13. 7. 1816 Kreuzburg / Oberschlesien
† 30. 4. 1895 Wiesbaden
Seine bedeutenden Romane:
Soll und Haben – 3 Bände, 1855
Die verlorene Handschrift – 5 Bände, 1864
Die Ahnen- 6 Bände
Band 1: Ingo und Ingraban
Band 2: Das Nest der Zaunkönige
Band 3: Die Brüder vom Deutschen Hause
Band 4: Marcus König
Band 5: Die Geschwister
Band 6: Aus einer kleinen Stadt
Freytag besuchte das Gymnasium in Öls und studierte
1835 Philologie an den Friedrich-Wilhelms-Universi-
täten zu Breslau und Berlin und war Corps-Student. Er
fühlte sich eng verbunden dem Dichter des Deutsch-
landliedes Hoffmann von Fallersleben (1798-1874),
schrieb Theaterstücke wie das Lustspiel „Die Braut-
fahrt oder Kunz von den Rosen“ oder „Die Valentine“,
„Graf Waldemar“ und „Die Journalisten“. Zugleich
wirkte er als Journalist. Seine politische Heimat sah er
im liberalen deutschen Bürgertum.
In den Jahren 1867-1870 vertrat er im Reichstag die
nationalliberale Partei, wandte sich gegen die Klein-
staaterei und focht für einen kleindeutschen Einheits-
staat unter Führung Preußens. Am Deutsch-Französi-
schen Krieg (1870/71) nahm er im Hauptquartier des
preußischen Kronprinzen teil.
Seine Liebe galt der deutschen Geschichte, der er sich
in einer Vielzahl bedeutender historischer Romane an-
nahm. Damit wurde er einer der beliebtesten deut-
schen Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts.
In der Wochenzeitung „Der Grenzbote“ kritisiere er
die Niederschlagung des schlesischen Weberaufstan-
des, was eine steckbriefliche Fahndung in Preußen zur
Folge hatte.
Aufgrund seines Romans „Soll und Haben“, erschie-
nen 1855, wurde Freytag nach dem Zweiten Weltkrieg
wegen angeblicher antisemitischer Tendenzen zum
Teil heftig kritisiert. Der WDR lehnte die Verfilmung
des Stoffes ab, weil darin die Romanfigur des jüdi-
chen Kaufmanns Veitel Itzig als gewissenlos, habgie-
rig und amoralisch beschrieben wird. Dabei hat
Freytag sich in mehreren Aufsätzen ausdrücklich
gegen den Antisemitismus ausgesprochen.
Seite 10 NEUE ZEITUNG 10. Jahrg. 2011/39
+++ Termine +++ Termine +++ Termine +++
LM POMMERN
Je 15.00 Uhr - OHM
06. Okt. 2011 Pommern-Nachmittag
03. Nov. 2011 Pommern-Nachmittag
01. Dez. 2011 Adventsfeier Kanu-Club
LM OST / WESTPREUSSEN –
DANZIG Je 15.00 Uhr – Kanu-Club
21. Okt. 2011 Schabber-Stunde
18. Nov. 2011 Schabber-Stunde
19. Dez. 2011 Weihnachtsfeier
OHM-FREUNDESKREIS
BERLIN-BRANDENBURG
Programm wie „Jour fix“
OHM – Saal „Preußen“
17. Okt. 2011 16.00 Uhr
OHM-FREUNDESKREIS VDV
EYSTRUP Je 15.00 Uhr Gasthaus Paarmann Eystrup
Termine werden noch bekannt gegeben.
00. Nov. 2011
00. Dez. 2011
Erneut Schüler-
Seminar im OHM
Landsmannschaften und
OHM-Freundeskreise
▲ Kulturprogramm und Kulinaria im OHM
„Jour fix“: Kultur, Geselligkeit, Gaumenfreude
In Zusammenarbeit mit dem Marion-Döhnhoff-
Gymnasium (MDG) startet das OHM ein weiteres
Schülerseminar. Zum Thema „Preußens bedeutende
Frauen werden von den Schülern und Schülerinnen
die Lebensbilder von 23 Persönlichkeiten vorgestellt,
die durch besondere Leistungen in ihrem Leben
Maßgebliches bewirkt haben. Eine von den Seminar-
teilnehmern gestaltete Sonderausstellung und be-
▲ Eine der vorgestellten be-
deutenden Frauen im Kapi-
tel „Geistig-künstlerische
Eliten“ ist die in Königsberg
/ Ostpreußen geborene Ma-
lerin und Bildhauerin Käthe
Kollwitz (1867-1945). Neben
ihr stehen Fürstinnen, sog.
Heldinnen und Salonieren.
gleitende öffentliche Vor-
träge ergänzen das
Projekt, zu dem eine Bro-
schüre als Arbeitsmittel
erscheint.
Das Seminar beschränkt
sich dabei auf die
Beschreibung von
herausragenden Frauen,
die in der Zeit von 1640-
2000 in den vom OHM
vorgestellten Regionen
gelebt und gewirkt haben.
Ziel ist, die meist nicht
angemessen präsentierten
Persönlichkeiten
umfassend vorzustellen.
Pädagogischer Leiter des
Projekts ist Studienrat
Karsten Reichhardt.
10. Jahrg. 2011/39 NEUE ZEITUNG Seite 11
Kulinaria
Tips
vom Fach:
Chefköchin
Teresa
Lonchant
Wie die
Berliner
es mögen:
Falscher Hase Zutaten: 250 g Schabefleisch (xxx), 250 g Hackepeter, 100
g Speck, 2 große Zwiebeln, 1 Ei, Salz, Pfeffer,
1 Schrippe (Brötchen), 1 Tasse saure Sahne,
1 Esslöffel, Mehl.
.
Anwendung:
Die Schrippe in Wasser einweichen und
ausdrücken, mit dem Fleisch, kleingewürfeltem
Speck, dem Ei und den Gewürzen vermengen und
einen glatten Teig kneten, der dann wie ein
längliches Brot geformt wird.
Dann mit etwa ¼ l Wasser in den vorgeheizten
Backofen geben und bei 175 Grad etwa 30
Minuten garen und dabei mehrmals begießen.
Das Fleisch herausnehmen, den Bratfond mit et-
was Wasser aufkochen und die Sahne dazugeben
und mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft
abschmecken, eventuell die Sauce mit 30 g
Mehlschwitze andicken.
Das Fleisch in Scheiben schneiden, mit der Sahne-
sauce übergießen und mit Salzkartoffeln und
Mischgemüse anrichten.
Berliner Bouletten
250 g Schabefleisch (xxx), 250 g Hackepeter, 1
alte Schrippe (Brötchen), Milch zum Einweichen,
1 Esslöffel Butter, 1 Zwiebel, 1 Eigelb, Salz,
Pfeffer, Muskat und Fett zum Braten. Dann ab die
Pfanne
Seite 12 NEUE ZEITUNG 10. Jahrg. 2011/39
Denkwürdige Ereignisse
Soldaten aufs Spiel zu setzen, um wegen der „Zu-
gangsrechte zu einer Autobahn“ zu streiten oder weil
die Deutschen die Wiedervereinigung ihres Landes
wollten. Dennoch verlegten die USA am 19.8.1963
zusätzliche Streitkräfte nach West-Berlin.
Willy Brandt, der Regierende Bürgermeister von
Berlin, appellierte an Welt, die Berliner nicht im Stich
zu lassen.
Mit dem Bau der Mauer fand die politische Teilung
Berlins, Deutschlands und Europas einen
spektakulären Abschluss. Für 28 Jahre wurde die
Berliner Mauer zum Symbol des „Ost-West-
Gegensatzes im „Kalten Krieg“. Am 23.8.1961 verbot
die DDR den West-Berlinern die Einreise in den
Ostteil der Stadt.
Der Bau der Mauer mitten durch
Berlin bedeutete nicht nur für die
Bevölkerung der Stadt den Verlust
ihrer Freizügigkeit. Wies Berlin zu-
vor auf den provisorischen
Charakter der Teilung Deutschlands
hin, so wurde diese mit dem
Mauerbau am 13. 8. 1961 auf
unabsehbare Zeit zementiert.
Der Mauerbau stellte auch in
weltpolitischer Hinsicht einen
Wendepunkt dar. Nachdem die
Supermacht USA im atomaren
Rüstungswettlauf über Jahre hinweg
die Nase vorn hatte, holte die
Sowjetunion zum Ende der 50er Jahre
auf. Damit entstand das „Gleichgewicht
des Schreckens“.
Vor diesem Hintergrund waren die
Westmächte nicht dazu bereit, eine
kriegerische Auseinandersetzung mit
der Sowjetunion um Berlin zu riskieren
US-Präsident John F. Kennedy nannte
es gar eine „ausgesprochene Dumm-
heit“, das Leben von amerikanischen
13. August 1961:
Der Bau der
Berliner Mauer
▲ Stein für Stein ziehen die Grenztruppen der DDR die Mauer
hoch. Ein Kranwagen hebt die schweren Betonplatten, welche
Fahrzeugdurchbrüche verhindern sollen. Die Fenster der
Häuser auf der Ost-Seite der Straße werden zugemauert.
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